03_2019 HEINZ MAGAZIN Duisburg, Oberhausen, Mülheim
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KUNST | ÜBERSICHT<br />
Claudia Heinrich<br />
Wandernzum Ding<br />
Ab Maigibt’sein neuesDinginder<br />
Region.Ein neuesFormat, das Besucher<br />
acht Wochen lang auf Tourenbringenwird–zu22ortsbezogenen<br />
Ausstellungsprojekten<br />
in vier Städten.Britta<br />
Peters,seit2018künstlerische Leiterin<br />
der Urbanen Künste Ruhr,hat das<br />
„RuhrDing“ in den Ringgeworfen.<br />
Eingriffiger Projektname für den ab<br />
jetztjährlichen Kunst-Reigenmit internationalerBeteiligung<br />
–weit offen, allespasst<br />
rein. Details zum„Ding“<br />
(4.5.-30.6.) stehen auf der Homepage<br />
www.urbanekuensteruhr.deund werden<br />
zeitnahausgiebig publiziert.Aberjetzt<br />
istjaerstmal März und noch Vorbereitungszeit,<br />
auch für das ambitionierte,<br />
Neugierweckende „RuhrDing“-Vermittlungskonzept.Das<br />
durchläuft eine<br />
ArtGeneralprobe–und zwar wortwörtlich:<br />
Am 17.3.,ab14Uhr,bewegtsich<br />
eine geführteGruppe als„Wandersalon<br />
auf Abwegen“durch Witten. DasVeranstaltungsformat„Wandersalon“zur<br />
Einstimmung auf das Großprojekt<br />
stellt seitFrühjahr 2018 jedes Malan<br />
anderem Ortdie beteiligten Künstler<br />
vor. In seiner 12. Ausgabegeht’s gemeinsam<br />
raus in den Stadtraum. Die<br />
geplanten„Ruhr Ding“-Touren werden<br />
angetestet.Die Idee: einebekannte<br />
Stadt auf neue Artkennenlernen,mit<br />
Blickauf die Kunstimöffentlichen<br />
Raum. Die Durchführung:die Gruppe<br />
nicht nurzur Kunstführenund kunsthistorisch<br />
zutexten,sondernauch die<br />
Umgebung,Nachbarschaft, Infrastrukturund<br />
GeschichteeinesOrtes näherbeleuchten<br />
und dabei die Geschichten,unterschiedlichen<br />
Wünsche und Interessen<br />
der Teilnehmenden einbeziehen.Höchste<br />
Flexibilitätder Macher ist da gefragt,<br />
um sich nicht komplett zu verrennen.<br />
Auf geht’s.<br />
ClaudiaHeinrich<br />
©Michael Wolf /Fotoarchiv Ruhr Museum, Essen ©Künstler Foto: Kunstsammlung NRW<br />
THE WHISPERINGSPRING<br />
TanyaPoole<br />
Ein dicker Brummerfliegt durchs<br />
Bild:Tanya Poolehat Bienenund andere<br />
Fluginsekten in Schwarz-Weiß<br />
aufs Papier getuscht. Fast 140Tiereauf<br />
DIN-A4-Bögen, mal kraftvoll formatfüllend,<br />
malzartimEck,wie gradnoch<br />
im Abflugerwischt –lebensnaheFlugstudien<br />
in unterschiedlichem Abstraktionsgrad.<br />
Der ganzeSchwarm<br />
schwirrt, legerangepinnt, über zwei<br />
Galeriewände,Zimmerecke inklusive.<br />
BAUHAUS AUSDER SAMMLUNG<br />
Kandinsky &Co<br />
In Hagenist man etwasnäher dran<br />
am Bauhausals andereMuseen im<br />
Westen. MuseumsgründerOsthaus<br />
und Bauhaus-GründerGropius waren<br />
gute Freunde.Und überdie Jahregelangten<br />
viele Werkevon Bauhaus-Lehrern<br />
und -Schülernindie Museumssammlung.Zum<br />
Startins Jubiläumsjahrdurchforsteteman<br />
nundas Depot,<br />
förderte 80 Werkevon 20 Künstlern<br />
zu Tage und arrangierte eine feine<br />
MALSTÜCKE<br />
Geheimnis der Dinge<br />
Gegenständliche Malereider Gegenwartsteht<br />
im Fokusder aktuellen<br />
Gruppenschau in der Kunsthalle. Real,<br />
surrealoder abstrakt,alle Facetten<br />
sind vertreten. DieDingwelt malerisch<br />
zu erfassen, aber ihreGeheimnisse zu<br />
wahren,das ist die Kunst–undwar<br />
Auswahlkriteriumfür dieEinladung<br />
zur Teilnahme. AlsCo-Kuratorfungierte<br />
Hartmut Neumann, Malerund<br />
Kunstpreisträger „junger westen“<br />
MEDIENKUNST<br />
Ed Atkins<br />
DieIdylletäuscht.Das passiert<br />
manchmal,aber beim britischen Medienkünstler<br />
Ed Atkins ist es fast schon<br />
Programm.Inseinen Filmenwerden<br />
bukolische Landschaftenvom plötzlich<br />
hereinbrechenden Grauen gestört,<br />
werden Riesenbabys –über dieLeinwände<br />
hinweg in verschiedenen Settings<br />
–herumgeschleift, werden Marionetten<br />
gegenHäuserwände und das<br />
Mobiliar geschleudertwährend finstere<br />
Jedes Insekt ist einzigartig.Der wertschätzende<br />
Blickauf dasIndividuum<br />
verbindetPoolesWandinstallation<br />
„Swarm“ mit densieben ausdrucksstarken<br />
Porträts vonWissenschaftlerinnen<br />
eines Forschungsinstitutsimsüdafrikanischen<br />
Makhanda. Und auch mitden<br />
BildernunterBäumen: DieKünstlerin<br />
richtete ihrenBlick nach oben, in das<br />
Alloverder Blätterdächer undmalte<br />
Blatt fürBlatt mitLiebe zumDetail. ch<br />
❚ TANYAPOOLE Galeriem,Schloßstr. 1A Bochum;<br />
Dauer: bis27.4.,www.m-bochum.de<br />
Kabinettausstellung im obersten Stockwerk<br />
desAltbaus.Angefangenmit einem<br />
Hafenbildvon Feininger (1908)<br />
über Klee,Schlemmer,Bill, Malerei von<br />
InaKerkovius und Filmpartituren von<br />
Werner Graeff bis hinzuAlbers‘ „Homages<br />
to theSquare“ ausden 1960erJahren–in<br />
all ihrer Vielfalt undUnterschiedlichkeit,zusammengehalten<br />
nur<br />
vonder Bauhaus-Klammer.Mit Reinhard<br />
Hilke istauchein Hagener Bauhäuslervertreten.<br />
ch<br />
❚ KANDINSKY,KERKOVIUS,KLEE &COOsthaus<br />
Museum, Museumsplatz 1, Hagen; Dauer: bis 24.3.<br />
Thomas Huber, Der rote Fries XX, 2013 ©VGBild-Kunst, Bonn 2018<br />
Akkorde durchdie Räume ziehen. Die<br />
internationalgefeierte Arbeit „YeOlde<br />
Food“ istein Kammerspiel in mehrerenAkten.Medienkünstler<br />
Atkins untersucht<br />
mit seinen hyperrealen Bilderwelten,<br />
in denen er häufig selbst<br />
als Avatar auftaucht, immerwieder,<br />
melancholisch oder auch brutal,den<br />
Verlustvon Authentizität im digitalen<br />
Zeitalter. SeineFiguren leiden an der<br />
Wirklichkeit,aber Erlösung ist nichtin<br />
Sicht.<br />
kb<br />
❚ ED ATKINS.YeOldeFood; K21, Ständehausstr.1,<br />
Düsseldorf; Dauer: bis 16.6.;<br />
RÜCKBLICKINS ZECHENREVIER<br />
MichaelWolf<br />
Weiße Wäsche aufder Leine, Schlachterund<br />
SchweinimSchuppen, Jugendclub,Motorradtreff<br />
–das sind einige<br />
Szenarien aus„Die Lebensbedingungen<br />
einer Bergmannssiedlung am<br />
Beispielvon Bottrop-Ebel“.Michael<br />
Wolf,heuteinternationalbekannt, fotografiertesie<br />
1976 fürseine Examensarbeit<br />
bei Otto Steinertander<br />
FolkwanghochschuleEssen. DasBad<br />
in derZinkwanne gehört ebenso zur<br />
Seriewie kohleverstaubte, eingezwängteKumpel,<br />
Frauenarbeitam<br />
Fließbandoderder Blick auf Siedlung<br />
undHalde.Wolfergänzt dieMilieu-<br />
Studie um historisches Material aus<br />
den 1930er/40erJahren, bevorinden<br />
1950ern derStrukturwandelbegann.<br />
Mitnüchternem Blick erweiterterdas<br />
kollektive Gedächtnisder „Ruhrpottfotografie“.<br />
2018 endete mitder Schließung<br />
vonProsper Haniel in Bottrop<br />
derdeutscheSteinkohlebergbau. bws<br />
❚ MICHAELWOLF, BOTTROP-EBEL 76 JosefAlbers<br />
Museum Quadrat Bottrop, Im Stadtgarten20, Bottrop,<br />
Dauer: bis 19.5.;www.bottrop.de/mq<br />
1983. Um möglichst vielekünstlerische<br />
Positionen zeigen zu können,<br />
rund 50 insgesamt,gab es eine Formatbeschränkung:<br />
Keinesder ausgestellten<br />
Bilderist größerals 50 x40<br />
cm.Viele entstanden anlässlichder<br />
Ausstellungneu.Neben prominenten<br />
wieThomas Huber,DieterKrieg,KonradKlapheck,<br />
JohannesHüppi,Leiko<br />
IkemuraoderKarin Kneffelsindetlichekaumbekannte<br />
interessante Maler/-innenzuentdecken.<br />
ch<br />
❚ DASGEHEIMNIS DER DINGE Kunsthalle Recklinghausen,<br />
Große-Perdekamp-Str. 2; Dauer: bis 7.4.<br />
Bee 66, ink on watercolour paper, 21 x29.6cm,<br />
Tanya Poole, 2018<br />
Ida Kerkovius: Zwei Figuren und Tier, 1957, Osthaus Museum<br />
HagenFotografie: Nicolas Schönherr, Herscheid<br />
46| <strong>HEINZ</strong> |<strong>03</strong>.<strong>2019</strong>