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Auftritt der Wortmagier<br />
Starke Stücke. Wir präsentieren vielschichtige Werke, die weit aus den Bücherbergen<br />
hervorragen und allesamt das Prädikat „besonders lesenswert“ verdienen.<br />
Mehr als zehn bedeutsame Auszeichnungen<br />
erhielt Pierre<br />
Lemaitre bisher, seit gut einem<br />
Jahrzehnt zählt er zur Elite der<br />
französischen Erzählkünstler und<br />
Sprachmagier. „Die Farben des<br />
Feuers“ markieren einen weiteren<br />
Höhepunkt seines vielschichtigen<br />
literarischen Schaffens. Der Roman<br />
führt zurück zum Vorabend des<br />
Zweiten Weltkriegs. Habgier und<br />
Neid reagieren in den Straßen von<br />
Paris, durch ein Komplott soll das<br />
mächtige Bankimperium Perícourt<br />
in sich zusammenkrachen. Aber<br />
die weltgewandte Alleinerbin Madeline<br />
kennt reichlich viele Tricks<br />
und Manöver, sie versteht es, die<br />
chaotischen Verhältnisse in Europa<br />
für sich zu nutzen – und dreht den<br />
Spieß gekonnt um. Im Schatten von<br />
politischen Wirrnissen und Börsenskandalen<br />
beginnt sie ihren ganz<br />
persönlichen Rachefeldzug. Ein furioses<br />
Werk, reich an Zeitkolorit,<br />
Tücken und Heimtücken.<br />
In ein kleines Fischerdorf namens<br />
St. Piran, in Cornwall gelegen, führt<br />
John Ironmongers subtiler und berührender<br />
Roman „Der Wal und<br />
das Ende der Welt“. Die exakt dreihundertsieben<br />
Bewohner des trügerisch<br />
idyllischen Ortes ahnen nicht,<br />
wie existenziell ihre Gemeinschaft<br />
bedroht ist. All das ändert sich, als<br />
zuerst ein junger Mann angespült<br />
wird, dann strandet auch noch ein<br />
Wal. Der britische Autor, promovierter<br />
Zoologe, macht auf mitreißende<br />
Weise klar, wie sehr sich aus<br />
anscheinend zufälligen Ereignissen<br />
große Zusammenhänge ergeben und<br />
wie viel Menschlichkeit möglich ist,<br />
wenn die Bereitschaft besteht, gemeinsam<br />
zu denken, zu fühlen und<br />
zu handeln.<br />
Seit vielen Jahren eine Fixgröße in<br />
der europäischen Literaturszene ist<br />
Charles Lewinsky, ein Großmeister<br />
der Vielseitigkeit. „Der Stotterer“<br />
heißt sein jüngster Geniestreich. Der<br />
Protagonist dieses erzählerischen<br />
Wunderwerks vertraut, bedingt<br />
durch seinen Sprachfehler, ganz auf<br />
die Macht des geschriebenen Wortes<br />
und setzt es rücksichtslos ein; zur<br />
Notwehr ebenso wie für seine Karriere.<br />
Ein Betrug, der Stotterer nennt<br />
Foto: unsplash<br />
20 Buchmedia <strong>Magazin</strong> 37