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Die<br />
vernagelte<br />
Flucht – kein anderes Wort ist prägender für eine Zeit globaler Umbrüche.<br />
Die Moral bleibt nicht selten auf der Strecke, auch im Privaten, die Politik konzentriert<br />
sich nicht selten selbst auf Ausflüchte.<br />
Geraume Zeit herrschte ja die<br />
eigentlich durchaus amüsante<br />
Vorstellung, am äußersten Ende der<br />
Erde befände sich ein Bretterzaun –<br />
mit Zwischenraum, um durchzuschau’n.<br />
All das wurde im Laufe der<br />
Jahrhunderte bekanntlich widerlegt,<br />
aber das Bild mit dem Zaun hat<br />
durchaus Bestand. Wenngleich die<br />
Begleiterscheinungen sich drastisch<br />
und dramatisch geändert haben.<br />
Wir stecken nicht nur in einer globalen<br />
Flüchtlingskrise, diese Krise<br />
hat, in einer mitunter vernagelten<br />
Welt, auch die Moral erfasst. Hier<br />
vier exemplarische Werke, die belegen,<br />
dass die Trennlinien auch tief<br />
ins Privatleben führen können.<br />
Der italienische Autor Davide Enia<br />
fuhr nach Lampedusa, um sich selbst<br />
ein Bild von der Insel zu machen, die<br />
in den Medien zum Sinnbild für die<br />
Flüchtlingskrise geworden ist. Seine<br />
Gespräche mit Rettungs helfern,<br />
Freunden und Fischern, aber auch<br />
seine persönlichen Eindrücke bei<br />
Rettungsaktionen und „Anlandungen“<br />
verwebt er in seinem Erfahrungsbericht<br />
„Schiffbruch vor<br />
Lampedusa“ zu einer unglaublich<br />
dichten und ergreifenden Chronik<br />
verheerender Ereignisse. Lampedusa<br />
ist dabei ein Mikro kosmos,<br />
in dem die Folgen von Migration,<br />
Flucht und Grenzen unmittelbar<br />
spürbar sind.<br />
Gleichzeitig erinnert Enia sich an<br />
magische Sommer an der sizilianischen<br />
Küste und seine früheren<br />
Urlaube auf der Insel und versucht,<br />
die Unschuld dieser Zeit wieder heraufzubeschwören.<br />
Enias Tage auf<br />
Lampedusa werden begleitet von<br />
seiner Sorge um den krebskranken<br />
Onkel und der Notwendigkeit, sich<br />
mit dessen nahenden Tod auseinanderzusetzen.<br />
Dieser sehr persönliche<br />
Schmerz über den drohenden<br />
Verlust lässt erahnen, was die große<br />
Katastrophe vor den europäischen<br />
Küsten für die Tausenden, die ihr<br />
Leben im Mittelmeer verlieren, und<br />
ihre Familien bedeuten muss. So<br />
macht Enia das Unfassbare fassbar.<br />
Was aber zählt denn noch, wenn<br />
die Welt auch aus anderen Gründen<br />
am Abgrund steht? Die britische<br />
Schriftstellerin Nicky Singer wirft<br />
in „Davor und Danach“ noch eine<br />
andere brisante Frage auf – wie sehr<br />
könnten der Klimawandel und eine<br />
Menschheit auf der Flucht auch unsere<br />
eigene Menschlichkeit prägen<br />
oder verändern?<br />
Ihre Protagonistin, die 14-jährige<br />
Mhari, lebt in einer Welt, in der es<br />
zu viele Menschen gibt und Wasser<br />
nur noch im Norden zu finden<br />
ist. Sie besitzt zwei Dinge: einen<br />
Revolver und ihre Papiere. Ihr einziges<br />
Ziel ist es, zu überleben. Dank<br />
Foto: unsplash<br />
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