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Beschaffung aktuell 04.2019

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MANAGEMENT<br />

Neue Versicherungsprodukte für die digitale Welt<br />

Sicherheit einkaufen<br />

Cyberrisks, Tech-E&O, Manager-D&O, InsureTechs – auf dem Versicherungsmarkt<br />

schwirrt es vor neuen Begriffen. Einkäufer müssen die Produktneuheiten kennen<br />

und in ihr Portfolio einbauen, um einen optimalen Deckungsschutz sicherzustellen.<br />

Extra<br />

Neu am Versicherungsmarkt:<br />

InsureTechs<br />

Im Zuge des digitalen Wandels treten am Versicherungsmarkt<br />

neue Player auf. Mit „Insurance<br />

Technology“, kurz InsurTech, beschäftigen sich<br />

etliche Start-ups, die vor allem frischen Wind in<br />

Vertrieb, Kommunikation und Produktgestaltung<br />

bringen. Dabei gibt es verschiedenste Ansatzpunkte:<br />

Sie integrieren digitale Technologien<br />

wie Big Data Analytics in die Produktentwicklung,<br />

sie ermöglichen dem Kunden die Online-<br />

Abwicklung sämtlicher Versicherungsangelegenheiten<br />

und sie setzen künstliche Intelligenz<br />

bei der Schadensabwicklung ein. Sogar die<br />

Handyversicherung gilt als InsurTech-Erfindung.<br />

„Startups beleben den Wettbewerb“, lautet die<br />

Einschätzung des Gesamtverbandes der Deutschen<br />

Versicherungswirtschaft (GDV). „Das ist<br />

gut für die Kunden, auch in der Logistikwirtschaft.“<br />

Langfristig rechnet man dort aber<br />

damit , dass die etablierten Anbieter die Errungenschaften<br />

und Vorgehensweisen der Insure-<br />

Tech-Start-ups übernehmen und ihr Angebot<br />

entsprechend erweitern. Viele Versicherer engagieren<br />

sich bereits bei Start-ups, kooperieren<br />

mit ihnen oder gründen gleich selbst welche.<br />

Die absolute Anzahl der Versicherungsunternehmen<br />

in Deutschland ist allerdings seit Jahrzehnten<br />

rückläufig und daran haben auch die<br />

InsureTechs bislang nichts geändert.<br />

Am plausibelsten ist die Cyberversicherung.<br />

Wo es früher mangels Internet,<br />

Vernetzung und Datenströmen keine<br />

Gefährdung gab, ist nun plötzlich eine unmittelbare<br />

Bedrohung da. Kleine und mittlere<br />

Unternehmen sind ebenso gefährdet wie<br />

Großkonzerne und Branchenriesen – jüngst<br />

war der Maschinenbauer Krauss Maffei im<br />

Fokus von Cyberkriminellen. „Zahlreiche Versicherer<br />

bieten mit Cyberversicherungen umfangreichen<br />

Schutz vor den finanziellen Folgen<br />

von Cyberattacken“, sagt eine Sprecherin<br />

des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft<br />

(GDV). „Sie unterstützen<br />

ihre Kunden auch im Ernstfall, indem sie IT-<br />

Experten und spezialisierte Rechtsanwälte<br />

schicken und bezahlen.“<br />

Doch nicht nur gezielte Angriffe von außen<br />

sind zu befürchten, sondern auch der Verlust<br />

von Daten, der durch menschliche oder technische<br />

Fehler intern passiert. Hinzu kommt<br />

die EU-Datenschutz-Grundverordnung, die<br />

viele Unternehmen als Damoklesschwert, als<br />

ständig über ihnen schwebende Bedrohung,<br />

wahrnehmen und die zu großer Verunsicherung<br />

führt. Eine steigende Nachfrage nach geeigneten<br />

Versicherungsprodukten ist die Folge.<br />

„Viele Unternehmen haben verstanden,<br />

dass die Cyber-Versicherung bei einem Verstoß<br />

gegen die Verordnung in vielen Punkten<br />

unterstützen kann“, so die GDV-Sprecherin.<br />

Kein Schutz für externe Dienstleister<br />

Doch die erhöhte Nachfrage führt auch dazu,<br />

dass die Versicherer sich ihre Kunden aussuchen<br />

und die Versicherungsbedingungen verschärfen<br />

können. Aufgrund steigender Schadenszahlen<br />

sind die Assekuranzen vorsichtiger<br />

geworden und schauen genauer hin, welche<br />

Risiken sie abdecken wollen. „Dass die<br />

Deckungen individuell auf die Bedürfnisse<br />

der Unternehmen angepasst werden können,<br />

sollten Firmen nutzen und vor einem Abschluss<br />

ihre individuellen Risiken ganz genau<br />

identifizieren und bewerten. Nur so kann der<br />

Versicherungsschutz auch passgenau eingerichtet<br />

werden“, formuliert es Hartmuth Kremer-Jensen,<br />

Mitglied der Geschäftsführung<br />

beim Versicherungsmakler AON.<br />

Üblicherweise sind nur die unternehmenseigenen<br />

Computersysteme vom Cyber-Versicherungsschutz<br />

umfasst. „Werden zum Beispiel<br />

Daten in eine Cloud ausgelagert, muss<br />

das beim Abschluss unbedingt berücksichtigt<br />

werden, denn der Ausfall von Cloud-Dienstleistern<br />

ist normalerweise nicht versichert“,<br />

warnt Kremer-Jensen. Auch alle weiteren ex-<br />

Hartmuth Kremer-Jensen,<br />

Mitglied der Geschäftsführung beim<br />

Versicherungsmakler AON. Bild: AON<br />

ternen IT-Dienstleister, die ein Unternehmen<br />

in Anspruch nimmt, sind nicht automatisch<br />

in den Versicherungsschutz einer Cyber-Versicherung<br />

einbezogen. Der Einkäufer sollte sich<br />

hier gut informieren, da sich der Markt diesbezüglich<br />

gerade wandelt.<br />

Ein weiteres Versicherungsangebot dürfte für<br />

produzierende Unternehmen interessant<br />

sein, die sehr viel Software in ihre Produkte<br />

einbauen. Die neue Tech-E&O-Versicherung<br />

(Technology Errors&Omissions Insurance) ist<br />

eine Kombination und Weiterentwicklung<br />

aus IT-Haftpflicht- und Produkthaftpflichtversicherung.<br />

Das ist sinnvoll, weil die herkömmlichen<br />

Versicherungsprodukte oftmals<br />

keinen Deckungsschutz für Schäden bieten,<br />

die durch fehlerhafte Software entstehen.<br />

„Der Tech-E&O gehört die Zukunft“, prognostiziert<br />

Versicherungsexperte Kremer-Jensen.<br />

„Sie wird zur Produkthaftpflichtversicherung<br />

2.0, die die Unternehmen brauchen, um für<br />

die gesamte digitale Wertschöpfungskette<br />

Versicherungsschutz zu genießen.“<br />

Fehler des Managements absichern<br />

Fehler auf Managementebene deckt eine<br />

D&O-Versicherung (Directors and Officers<br />

Liability Insurance) ab. Sie findet in dem Dreiecksverhältnis<br />

Versicherer – Unternehmen –<br />

Manager statt. „Mit dem Abschluss einer Police<br />

versichert das Unternehmen seine Topmanager<br />

gegen Haftungsansprüche, die es<br />

selbst einmal gegen sie geltend machen<br />

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