Beschaffung aktuell 04.2019
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
BETRIEB<br />
Pay-per-Use-Modelle als <strong>Beschaffung</strong>salternative<br />
Gezahlt wird nur der Nutzen<br />
Das Finanzierungsmodell „Pay per Use“ gewinnt im Industrie 4.0-Umfeld an Attraktivität. Erstmals stehen Realtime-Daten<br />
zur Verfügung, die Anbietern wie auch Abnehmern unbestechliche Basisparameter bieten. Dementsprechend gibt es solche<br />
Modelle inzwischen nicht nur für den Maschinenbau, sondern beispielsweise auch für Druckluft und Services.<br />
Der Mann sollte Recht behalten: Bereits<br />
2015 prognostizierte Prof. Dr.-<br />
Ing. Thomas Bauernhansl, Leiter des<br />
Fraunhofer IPA: „Industrie 4.0 wirkt sich nicht<br />
nur auf das Produkt und seine Fertigung<br />
aus, sondern insbesondere auch auf die<br />
Geschäftsmodelle. Künftig werden Hersteller<br />
ihre meist personalisierten Produkte auf<br />
neue Art und Weise anbieten“. Es hat zwar<br />
etwas gedauert, mittlerweile aber setzt sich<br />
Pay per Use zunehmend durch. Prinzipiell<br />
basiert das Modell auf vier Partnern: den<br />
Hersteller, den Finanzierer, den System-Integrator<br />
sowie den Endkunden – wobei manche<br />
Anbieter mehrere Funktionen quasi in<br />
Personalunion anbieten.<br />
Als erste Großbank präsentierte beispielsweise<br />
die Commerzbank Ende 2018 mit „CR Pay<br />
per Use“ ein komplett digitales Leasingprodukt.<br />
In diesem konkreten Fall wird die Nutzungsintensität<br />
des Objektes vor Ort über ein<br />
Machine-to-Machine (M2M) Gateway erfasst<br />
und über das Telekom-Mobilfunknetz an die<br />
Commerz Real übertragen. „Wir unterscheiden<br />
dann in geringe, mäßige oder maximale<br />
Auslastung und koppeln daran die Höhe der<br />
Leasingrate“, erklärt Christoph Halstrick, Leiter<br />
Mobilienleasing bei der Commerz Real.<br />
Das Angebot gilt unabhängig vom Anlagenhersteller<br />
sowie von der Art und Weise des<br />
Leasingobjektes. Die einzige Voraussetzung:<br />
Der Wertverlauf und damit der <strong>aktuell</strong>e Zeitwert<br />
einer Maschine muss eine deutliche Korrelation<br />
zu den anfallenden Betriebsstunden<br />
aufweisen.<br />
Klassische Kredite für die Anschaffung von<br />
Maschinen werden typischerweise innerhalb<br />
von fünf Jahren getilgt. Das macht pro Jahr<br />
20 Prozent für den Unternehmer – zuzüglich<br />
zu den Zinsen, die bei guter Bonität rund zwei<br />
Prozent betragen. Für Unternehmen in volatilen<br />
Märkten kann die Abzahlung schnell zu<br />
einer großen Belastung führen. Mit dem<br />
„atmenden Kredit“ der Commerzbank kann<br />
die Tilgung bei Bedarf auf die Hälfte der normalen<br />
Rate reduziert werden. Diesen Vorteil<br />
lässt sich die Bank allerdings bezahlen. Da sie<br />
eine langsamere Tilgung einkalkulieren muss,<br />
zahlt der Schuldner circa 0,5 bis 0,7 Prozent<br />
mehr im Vergleich zu einem Darlehen mit<br />
fester Rückzahlung.<br />
Anker in volatilen Märkten<br />
Das Angebot ist für viele Fertigungsbetriebe<br />
attraktiv: Eine Werkzeugmaschine der <strong>aktuell</strong>en<br />
Generation nutzen, die nach Auslastung<br />
bezahlt wird und gegebenenfalls bei leeren<br />
Auftragsbüchern zurückgegeben werden<br />
kann – zumal im volatilen Märkten und in Anbetracht<br />
der sich eintrübenden Konjunktur.<br />
Darüber hinaus bietet Pay per Use weitere<br />
Vorteile: Vergleichbar wie beim Leasing kann<br />
der Kunde immer mit der neuesten Gerätegeneration<br />
arbeiten und vermeidet langfristige<br />
Kapitalbindung. Darüber hinaus ist für dieses<br />
Finanzierungsmodell keine Bilanzierung not-<br />
38 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2019 04