Beschaffung aktuell 04.2019
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MANAGEMENT<br />
Unternehmensübergreifende Zusammenarbeit und Simulation für eine optimierte Supply Chain<br />
Datensilos in der Supply Chain aufbrechen<br />
Supply Chains entwickeln sich immer mehr zu großen, globalen Liefernetzwerken, die stetig komplexer werden und<br />
schwer zu überblicken sind. In einem solchen Netzwerk die Ursache für eine Störung zu finden, kann schnell zur<br />
sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen werden. Ein virtuelles Abbild der Supply Chain – der digitale<br />
Zwilling – hilft, dieser Komplexität Herr zu werden und Engpässe oder Störungen schnell zu erkennen und zu beheben.<br />
Übersichtliche Supply Chain:<br />
Ein digitaler Zwilling der<br />
Supply Chain sorgt für<br />
Transparenz und hilft, schnell<br />
Entscheidungen zu treffen,<br />
damit Störungen intelligent<br />
beseitigt werden können.<br />
Bild: LLamasoft<br />
Die Gefahren für internationale Lieferkettennetzwerke<br />
sind vielfältig: Sie<br />
reichen von der mangelnden Verfügbarkeit<br />
eines bestimmten Bauteils bis hin zu<br />
Handelsbarrieren oder Naturkatastrophen.<br />
Auch politische Verwerfungen wirken sich<br />
auf Supply Chains aus – man denke nur an<br />
die Unklarheiten, die durch den bevorstehenden<br />
Brexit im Handel mit Großbritannien<br />
entstanden sind.<br />
Nur unzureichend auf Störungen vorbereitet<br />
Industrieunternehmen wissen um diese Anfälligkeit<br />
ihrer Lieferketten. In einer <strong>aktuell</strong>en<br />
Umfrage von LLamasoft, einer Plattform für<br />
Supply Chain Design, nannten die Befragten<br />
als wichtigste Störfaktoren Steuern, umweltpolitische<br />
Maßnahmen, wirtschaftlichen Nationalismus<br />
und Naturkatastrophen. Ganze<br />
43 % der Unternehmen haben sich nicht auf<br />
diese Unterbrechungen der Lieferkette vorbereitet,<br />
6 % sind unentschlossen, es zu tun.<br />
Und dies, obwohl laut einer Studie der Jacobs<br />
University in Bremen bei 99 % der von ihr befragten<br />
Unternehmen in den vergangenen<br />
fünf Jahren derartige Störungen auftraten –<br />
und es sich dabei in den meisten Fällen um<br />
Ereignisse handelte, auf die die betroffenen<br />
Unternehmen keinen Einfluss hatten.<br />
Die mangelnde Bereitschaft, die Supply Chain<br />
näher zu betrachten und auf Schwachstellen<br />
zu untersuchen hat verschiedene Ursachen.<br />
Zunächst einmal sind globale Lieferkettennetzwerke<br />
sehr komplex. Sie sind oft mit dem<br />
Unternehmen gemeinsam über viele Jahre<br />
gewachsen. Neue Geschäftsbereiche, neue<br />
Produkte, neue Lieferanten – alles dies trägt<br />
zu einer zunehmenden Verzahnung des Unternehmens<br />
mit seinen Handelspartnern<br />
und Kunden bei. Die Lieferkette wächst, wird<br />
umfangreicher und schließlich undurchschaubar.<br />
Änderungen werden eingeführt;<br />
wenn Entscheidungen getroffen werden<br />
müssen, lösen sich Probleme nur punktuell<br />
und bleiben im Gesamtzusammenhang unwirksam<br />
– etwa, wenn Kosten reduziert werden,<br />
ohne dass dadurch die Supply Chain<br />
schlanker gemacht wird. Die Beteiligten, ohnehin<br />
in oft verschiedene Abteilungen aufgesplittet,<br />
verlieren den Überblick über das Geschehen<br />
und die Fähigkeit, einzuschätzen, wo<br />
eine Optimierung möglich und notwendig<br />
wäre. Im Ergebnis wird die Supply Chain immer<br />
weniger effizient. Kommen nun auch<br />
noch äußere Störfaktoren hinzu, ist es den<br />
betroffenen Unternehmen nicht mehr möglich,<br />
schnell genug die passenden Gegenmaßnahmen<br />
einzuleiten. Kurz gefasst: Defizite<br />
in der Supply Chain multiplizieren sich im<br />
Laufe der Zeit und gefährden die Handlungsfähigkeit<br />
eines Unternehmens immens.<br />
Digitaler Zwilling liefert Analysen im Vorfeld<br />
Eine strategisch geformte Supply Chain dagegen<br />
ist für das gesamte Geschäft eines Unternehmens<br />
von Vorteil. Supply Chain Design<br />
nennt man die Disziplin, die Unternehmen<br />
hilft, ihre Liefernetzwerke zu modellieren,<br />
mögliche Szenarien zu simulieren und zu testen.<br />
Es ist unerlässlich, um eine funktionierendes<br />
Netzwerk aufzubauen und dieses<br />
Netzwerk den Bedürfnissen flexibel anzupassen.<br />
Dabei unterstützt eine entsprechende<br />
Software- und Plattformlösung, etwa von<br />
LLamasoft. Mit einer solchen Plattform ist es<br />
möglich, ein virtuelles Abbild, einen „digitalen<br />
Zwilling“ der Lieferkette zu erstellen. Dieser<br />
zeichnet nicht nur ein Bild der Lieferan-<br />
22 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2019 04