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MUT<br />
THEMENBAND No. 1 2<br />
Mit ›Mut‹ verbinden wir meist besondere Heldentaten,<br />
bei denen Einzelne etwas riskierten, oft sogar ihr eigenes<br />
Leben. Darum denken die meisten: »Dazu gehöre ich doch<br />
nicht. Ich bin nicht mutig. Dafür habe ich viel zu viel Angst.«<br />
In Wirklichkeit gibt es sehr viele mutige Menschen unter<br />
uns, über die keine Zeitung berichtet, weil sie mutig im Stillen<br />
wirken in ihren Familien, Vereinen, Firmen und Organisationen<br />
und die alle auch Angst kennen. Diese Menschen können<br />
uns ermutigen, selbst die Kraft zu schöpfen und mutig unseren<br />
ganz eigenen Weg in unserem Leben zu gehen, anstatt<br />
uns dem angstvollen Verhalten des ›Normalmenschen‹ anzupassen.<br />
Dieser steckt voller Ängste, unangenehm aufzufallen,<br />
kritisiert, verurteilt und ausgegrenzt zu werden. Wenn wir uns<br />
jedoch von unseren Ängsten steuern lassen, gibt es am Ende<br />
unseres Lebens ein bitteres Bedauern mit Gedanken wie »Hätte<br />
ich doch nur den Mut gehabt …«<br />
Da du ein solches Ende deines Lebens vermutlich nicht<br />
willst, empfehle ich dir, dich — angeregt durch dieses Mutmacher-Magazin<br />
maaS — gründlich mit dem Thema ›Mut‹<br />
zu beschäftigen. Den benötigst du nämlich, um gut durch diese<br />
uns so bewegenden Zeiten des großen Wandels zu kommen,<br />
in denen viele innerlich stehen bleiben auf ihrem Weg<br />
und das Interesse, die Neugier und die Liebe zum Leben und<br />
insbesondere auf ihr eigenes Leben verlieren.<br />
i m p u l s e f ü r e i n e r f ü l lt e s l e b e n<br />
No.<strong>12</strong><br />
MUT<br />
EC K H A RT<br />
S O N D E RT E<br />
TO L L E<br />
I L<br />
D 9,90 EUR<br />
AT 10,90 EUR<br />
CH 15,50 CHF<br />
Wer wagt,<br />
gewinnt.<br />
MIT BEITRÄGEN VON<br />
mut fällt nicht vom himmel<br />
In dieser Zeit kochen viele alte Gefühle hoch, die wir selbst<br />
schon in der Kindheit erschaffen und von anderen über<strong>no</strong>mmen,<br />
dann aber jahrzehntelang nach innen verdrängt haben.<br />
Dazu gehören Angst, Ohnmacht, Wut u.v.a. Mut fällt nicht<br />
vom Himmel. Für den Mut im Leben braucht es klare Entscheidungen,<br />
die die meisten Menschen nicht treffen. Lieber<br />
harren sie aus, strengen sich an, halten durch. Und sie glauben,<br />
sie hätten zu viel Angst, um mutige Entscheidungen zu<br />
treffen. Dabei übersehen sie, dass gerade ihre Angst die Tür<br />
ist, durch die sie gehen dürfen und können, um sie zu überwinden<br />
und zu Vertrauen, Kraft und Mut in ihrem Leben zu<br />
gelangen. Es ist die Angst des Kindes in uns vor dem, was<br />
passieren könnte, wenn wir uns neu entscheiden und auf unser<br />
eigenes Herz hören anstatt darauf, was die anderen denken<br />
und tun. Du als Erwachsener kannst den Mut fassen, dich<br />
diesen Ängsten des Kindes in dir zu stellen und anzufangen,<br />
sie bewusst und bejahend für dein Kind zu durchfühlen, anstatt<br />
dich täglich davon abzulenken. WWW.MAAS-MAG.DE<br />
Überwinde die Angst<br />
und lebe dein Leben .<br />
ROBERT BETZ · SABINE ASGODOM · JOHN STRELECKY<br />
5<br />
BEATE HOFMANN · TOBIAS BECK · GERALD HÜTHER
Inhalt<br />
WER WAGT, GEWINNT<br />
—<br />
Mutige Menschen 4<br />
verändern die Welt<br />
indem sie Entscheidungen<br />
treffen (Robert Betz)<br />
Erfolgreiche Wege für 58<br />
berufliche Herzensprojekte<br />
Mut allein reicht nicht aus<br />
(Vera Bartholomay)<br />
46<br />
sehnsucht ist dein navi zum traum<br />
von Sabine Asgodom<br />
Sich sorglos auf das 14<br />
Unbekannte einlassen<br />
Mit 50 Euro um die Welt (Interview<br />
mit Christopher Schacht)<br />
Für die eigene Wahrheit 18<br />
aufstehen<br />
Wer mutig handelt, macht sich<br />
frei und wertvoll (Boris Grundl)<br />
Hinfallen und Aufstehen 30<br />
Interview mit dem Gründer<br />
der Bionade Peter Kowalsky<br />
Wofür engagierst du dich? 80<br />
(Alfred Tolle)<br />
Eine Herzensangelegenheit 82<br />
Nur wer liebt, wird mutig sein<br />
(Christoph Quarch)<br />
Wann und wozu 92<br />
brauchen wir Mut?<br />
Willst du Bewunderung oder<br />
folgst du deinem Weg?<br />
(Gerald Hüther, Sven Ole Müller,<br />
Nicole Bauer)<br />
4<br />
mutige menschen verändern<br />
die welt von Robert Betz<br />
Sehnsucht ist dein 46<br />
Navi zum Traum<br />
Mutig einen neuen Schritt<br />
wagen (Sabine Asgodom)<br />
Dem Lockruf des 98<br />
Lebens folgen<br />
Ein Jahr Familien-Auszeit<br />
in Kanada (Beate Hofmann)<br />
WERDE, WER DU BIST<br />
—<br />
Das richtige Umfeld <strong>12</strong><br />
Befreie dich von dem, was<br />
dich klein hält (Interview mit<br />
Tobias Beck)<br />
Werde sichtbar mit 68<br />
authentischem Marketing<br />
Und lass dein Licht scheinen!<br />
(Daniel Melle)<br />
49<br />
sonderteil: eckhart tolle<br />
Werde, wer du bist 26<br />
Dem nächsten Schritt vertrauen<br />
(Janice Jakait)<br />
Mut zu fühlen 32<br />
Intuition als Schlüssel für eine<br />
zukunftsfähige Welt<br />
(Andreas Huber)<br />
Habe den Mut und 88<br />
folge deinem Ruf<br />
Deine Vision bekommt Wirklichkeitstiefe<br />
(Thomas Young)<br />
Vom Mut, seiner inneren 110<br />
Stimme zu folgen<br />
(Iris Ludolf)<br />
Das große Erblühen 40<br />
Braucht ein Kirschbaum Mut,<br />
um zu blühen? (Anita Maas)<br />
92<br />
wann und wozu brauchen wir mut?<br />
von G. Hüther, S.O. Müller, N. Bauer<br />
2
sich auf das unbekannte einlassen<br />
Christopher Schacht 14<br />
DIE ANGST ÜBERWINDEN<br />
—<br />
Fall da nicht runter 8 Geh an deine Grenzen 72<br />
Die Kraft der Ermutigung<br />
(Maximilian von Düring)<br />
Verlasse deine Komfortzone<br />
und wachse (Stefan Rascher)<br />
Das Leben ist 22<br />
nichts für Feiglinge<br />
Mut kann man trainieren (Tanja<br />
Peters)<br />
Superheld oder 76<br />
Kaninchenzüchter<br />
Wie du irrationale Ängste<br />
loswirst (Ralf Schmitt)<br />
Das Abenteuerspiel 36<br />
des Lebens<br />
Von mutigen Menschen lernen<br />
(John Strelecky)<br />
Mit dem Mut des Jaguars 104<br />
die Angst überwinden<br />
Die Nahrung eines Kriegerherzens<br />
ist Mut (Carlos Arana)<br />
für die eigene wahrheit aufstehen<br />
von Boris Grundl 18<br />
Der Held begegnet dem 42<br />
Drachen der Angst im Jetzt<br />
Mut ist die Brücke vom Angstland<br />
zum Neuland (Karl Gamper)<br />
Zivilcourage – 62<br />
Eine unterschätzte Tugend<br />
Was sie ist und warum<br />
wir sie brauchen<br />
(Wernfried Hübschmann)<br />
Den Helden in sich 108<br />
entdecken<br />
Mut entwickeln durch<br />
innere und äußere Haltung<br />
(Antje Tittelmeier)<br />
das abenteuerspiel des lebens<br />
von John Strelecky 36<br />
SONDERTEIL: ECKHART TOLLE 49<br />
—<br />
Der Lebensweg des 50 Du bist nicht dein Verstand 52<br />
Bewusstseinsforschers<br />
(Auszug aus seinem Buch JETZT)<br />
IN JEDER AUSGABE<br />
—<br />
Kolumne 66<br />
Positive Psychologie:<br />
Jede Veränderung hat einen<br />
Preis (Corporate Happiness)<br />
Filmtipps 86<br />
(Dunja Burghardt)<br />
Impressum 1<strong>12</strong><br />
dem lockruf des lebens folgen<br />
von Beate Hofmann 98<br />
Kolumne 71<br />
Aus der Gesellschaft<br />
Krasser Mut (Jeannette Hagen)<br />
3
mutige<br />
menschen<br />
—<br />
r o b e r t b e t z<br />
verändern<br />
die welt<br />
Hältst du dich für einen<br />
mutigen Menschen?<br />
Was in deinem Leben<br />
erforderte von dir schon<br />
einmal mutiges Handeln<br />
oder eine mutige Haltung?<br />
4
Mit ›Mut‹ verbinden wir meist besondere Heldentaten,<br />
bei denen Einzelne etwas riskierten, oft sogar ihr eigenes<br />
Leben. Darum denken die meisten: »Dazu gehöre ich doch<br />
nicht. Ich bin nicht mutig. Dafür habe ich viel zu viel Angst.«<br />
In Wirklichkeit gibt es sehr viele mutige Menschen unter<br />
uns, über die keine Zeitung berichtet, weil sie mutig im Stillen<br />
wirken in ihren Familien, Vereinen, Firmen und Organisationen<br />
und die alle auch Angst kennen. Diese Menschen können<br />
uns ermutigen, selbst die Kraft zu schöpfen und mutig unseren<br />
ganz eigenen Weg in unserem Leben zu gehen, anstatt<br />
uns dem angstvollen Verhalten des ›Normalmenschen‹ anzupassen.<br />
Dieser steckt voller Ängste, unangenehm aufzufallen,<br />
kritisiert, verurteilt und ausgegrenzt zu werden. Wenn wir uns<br />
jedoch von unseren Ängsten steuern lassen, gibt es am Ende<br />
unseres Lebens ein bitteres Bedauern mit Gedanken wie »Hätte<br />
ich doch nur den Mut gehabt …«<br />
Da du ein solches Ende deines Lebens vermutlich nicht<br />
willst, empfehle ich dir, dich — angeregt durch dieses Mutmacher-Magazin<br />
maaS — gründlich mit dem Thema ›Mut‹<br />
zu beschäftigen. Den benötigst du nämlich, um gut durch diese<br />
uns so bewegenden Zeiten des großen Wandels zu kommen,<br />
in denen viele innerlich stehen bleiben auf ihrem Weg<br />
und das Interesse, die Neugier und die Liebe zum Leben und<br />
insbesondere auf ihr eigenes Leben verlieren.<br />
mut fällt nicht vom himmel<br />
In dieser Zeit kochen viele alte Gefühle hoch, die wir selbst<br />
schon in der Kindheit erschaffen und von anderen über<strong>no</strong>mmen,<br />
dann aber jahrzehntelang nach innen verdrängt haben.<br />
Dazu gehören Angst, Ohnmacht, Wut u.v.a. Mut fällt nicht<br />
vom Himmel. Für den Mut im Leben braucht es klare Entscheidungen,<br />
die die meisten Menschen nicht treffen. Lieber<br />
harren sie aus, strengen sich an, halten durch. Und sie glauben,<br />
sie hätten zu viel Angst, um mutige Entscheidungen zu<br />
treffen. Dabei übersehen sie, dass gerade ihre Angst die Tür<br />
ist, durch die sie gehen dürfen und können, um sie zu überwinden<br />
und zu Vertrauen, Kraft und Mut in ihrem Leben zu<br />
gelangen. Es ist die Angst des Kindes in uns vor dem, was<br />
passieren könnte, wenn wir uns neu entscheiden und auf unser<br />
eigenes Herz hören anstatt darauf, was die anderen denken<br />
und tun. Du als Erwachsener kannst den Mut fassen, dich<br />
diesen Ängsten des Kindes in dir zu stellen und anzufangen,<br />
sie bewusst und bejahend für dein Kind zu durchfühlen, anstatt<br />
dich täglich davon abzulenken.<br />
5
—<br />
m a x i m i l i a n v o n d ü r i n g<br />
Fall da<br />
nicht runter !<br />
8
Kennst du den gefühlt meistgesagten Satz<br />
auf deutschen Kinderspielplätzen? Ich<br />
habe als Vater nur zu oft zugehört und<br />
staunend zugeschaut, was Eltern ihren Kindern<br />
so alles an Unsinn mit ins Leben geben (ich habe<br />
selber auch Fehler gemacht). Dort also, wo auf<br />
einem Spielplatz ein Klettergerüst oder ein Baum<br />
zum Klettern stand, hörte ich immer wieder diesen<br />
einen Satz: »Fall da nicht runter!«<br />
Nun, was ist die Botschaft dieses Satzes? Das<br />
Kind, das sich da oben aufhält, bekommt eine, wie<br />
ich es nenne, Vermeidungsbotschaft an die Hand.<br />
Es weiß also jetzt, was es nicht tun soll, nämlich<br />
herunterfallen. Sein Unterbewusstsein kann mit<br />
der Verneinung aber nichts anfangen, das Wort<br />
nicht kommt nicht an; insofern ist das Kind jetzt<br />
viel mehr mit dem Herunterfallen beschäftigt, als<br />
mit dem sicheren Festhalten. Der richtige Satz wäre:<br />
Halt dich gut fest!<br />
Dann weiß das Kind zumindest schon einmal, was<br />
es zu tun hat. Und jetzt kommt der Beschleuniger<br />
für das persönliche Wachstum:<br />
Jetzt klettere <strong>no</strong>ch<br />
einen Ast weiter hoch.<br />
Du packst das,<br />
ich glaube an dich.<br />
So kann das Kind drei Dinge erfahren: Erstens,<br />
dass es jemanden gibt, der an es glaubt, zweitens,<br />
dass es auf sich selbst vertrauen kann, dadurch<br />
dass es bestärkt wird, und drittens, dass es über<br />
sich hinausgewachsen sein wird, wenn es jetzt<br />
<strong>no</strong>ch einen Ast hinaufklettert.<br />
Denke einmal zurück — hast du selbst auch<br />
solche Erfahrungen gemacht? Dass dir etwas nicht<br />
zugetraut wurde, du nicht gehört wurdest oder<br />
dass keiner da war, der dich bestärkte? Das ist zwar<br />
schmerzlich, doch kann jeder von uns auch <strong>no</strong>ch<br />
heute, und zwar jetzt sofort, neue gelingende Erfahrungen<br />
machen, die den Glauben an das Gelingen<br />
des Lebens stärken. Was wir darüber hinaus<br />
mehr denn je brauchen, sind ermutigende Menschen,<br />
die an uns glauben und uns das auch mitteilen<br />
— die sind dann echte Energiespender.<br />
Darum sollten wir uns mit Menschen umgeben,<br />
die fest an uns glauben, so verrückt unser Vorhaben<br />
auch sein mag.<br />
Menschen, die uns Energie rauben, sollten wir<br />
meiden. Du erkennst die Energiesauger relativ<br />
einfach: In ihrer Gegenwart bist du nach kurzer<br />
Zeit unter deinem anfänglichen Energielevel. Andere<br />
Menschen wiederum kannst du stundenlang<br />
in deiner Gegenwart haben und deine Energie<br />
steigt dabei beständig. Das sind Energiespender.<br />
Umgib dich mit ihnen!<br />
Sich selbst optimieren<br />
oder andere ermutigen?<br />
Aber nicht nur Menschen, die uns Energie spenden,<br />
sind wichtig für unsere persönliche Weiterentwicklung,<br />
auch und gerade die Menschen,<br />
denen wir Energie spenden können, lassen uns<br />
wachsen. Lass uns dazu einen Blick auf das moderne<br />
Sklaventum, die Selbstoptimierung, werfen.<br />
Der Drang, sich selbst zu optimieren, hat nach<br />
meiner Betrachtung mehrere Gründe. Zum einen<br />
individualisiert sich unsere Gesellschaft sehr stark.<br />
Anscheinend haben sehr viele Menschen das Gefühl,<br />
flexibel sein zu müssen, sich permanent an<br />
neue Bedingungen anzupassen, den Beruf oder<br />
den Lebensort zu wechseln. Wer bekommt in<br />
Zukunft <strong>no</strong>ch die silberne Nadel für 40 Jahre Zugehörigkeit<br />
zu einem Betrieb? Das kann Familien<br />
auseinanderbringen, Partnerschaften auf harte<br />
Proben stellen und den Freundeskreis auflösen.<br />
9
—<br />
i n t e r v i e w m i t c h r i s t o p h e r s c h a c h t<br />
Sich sorglos<br />
auf das Unbekannte<br />
einlassen<br />
Ohne Plan um die Welt — das<br />
war der Plan von Christopher<br />
Schacht, der nach dem Abi mit<br />
nur 50 € Urlaubsgeld in der Tasche loszog.<br />
4 Jahre war er unterwegs, hat dabei<br />
100.000 km zurückgelegt — zu Fuß,<br />
per Anhalter und auf Segelbooten und<br />
dabei 45 Länder bereist und 4 neue Sprachen<br />
gelernt. Allein diese Idee und erst<br />
recht, was er unterwegs erlebt hat, ist für<br />
viele sehr mutig. Für ihn hatte es nichts<br />
mit Mut zu tun, sondern mit der Erfüllung<br />
seines Lebenstraumes.<br />
14
Hast du dich mutig gefühlt, als du den<br />
Plan für eine Reise ins Ungewisse getroffen<br />
hast? — Eine Definition von<br />
Mut ist ja das Überwinden von Angst.<br />
In diesem Sinne war meine Mutter die Mutigere,<br />
denn sie hatte bestimmt Angst, dass ich nicht heil<br />
zurückkomme, und hat trotzdem gesagt: Christopher,<br />
geh — aber pass auf dich auf! Für mich ging<br />
der Mut mit einer gewissen Sorglosigkeit einher.<br />
Ich wusste natürlich, dass etwas passieren kann,<br />
den<strong>no</strong>ch nahm ich das gerne in Kauf, denn das,<br />
was ich vorhatte, war mein Lebenstraum. Wenn<br />
ich das nicht getan hätte, hätte ich es ein Leben<br />
lang bereut. Dann riskiere ich lieber mein Leben<br />
bei meiner Reise als täglich im Straßenverkehr auf<br />
dem Weg ins Büro und zurück. Ich habe meine<br />
Sorgen überwunden, weil ich eine totale Leidenschaft<br />
für meinen Traum hatte. Ich wusste am Anfang<br />
nicht, dass ich 4 Jahre unterwegs sein würde.<br />
Gab es tatsächlich lebensgefährliche Situationen?<br />
— Ja, im Nahen Osten war ich gerade auf<br />
einer Polizeistation, als ein Wagen mit Einschusslöchern<br />
an der Seite reingefahren wurde. Vorne an<br />
der Windschutzscheibe und auch hinten an der<br />
Heckscheibe war überall Blut. 15 Minuten vorher<br />
wurde ein Attentat auf ein politisches Mitglied ausgeübt.<br />
Ich würde gleich dieselbe Straße mit dem<br />
Bus in ein Gebiet fahren, für das die deutsche Botschaft<br />
von der Durchreise dringend abgeraten hat.<br />
Am furchteinflößendsten aber sind die Naturgewalten.<br />
Wenn Menschen involviert sind, hat man<br />
das Gefühl, man könnte ja <strong>no</strong>ch irgendetwas aushandeln,<br />
aber mit der Natur kann man schlecht<br />
verhandeln. Man ist dem einfach ausgesetzt — wie<br />
bei dem Sturm im ostchinesischen Meer, in den<br />
wir mit unserem Segelboot geraten sind. Eine ganze<br />
Nacht lang donnerten die Wellen gegen den<br />
Rumpf und wir schwebten in Gefahr, dass das Schiff<br />
mitten auf dem dunklen Meer zerstört würde.<br />
In solchen Situationen hat es mir Halt gegeben,<br />
dass ich wusste, dass ich genau dort bin, wo ich<br />
sein wollte. Und diese Gewissheit, dass es nicht<br />
vorbei ist, wenn ich falle. Es gibt dann immer <strong>no</strong>ch<br />
dieses Trampolin, das mir wieder auf die Beine hilft.<br />
Es war also gar nicht so wahnsinnig mutig, weil du<br />
deiner Sehnsucht gefolgt bist? — Ja, genau. Die<br />
Angst ist immer am größten vor den Sachen, die<br />
wir nicht kennen. Häufig schätzen wir die Hindernisse<br />
viel größer ein, als sie tatsächlich sind, wenn<br />
man dort ist. Von Weitem sieht es aus wie ein Abgrund,<br />
der unüberwindbar scheint, und wenn man<br />
näher kommt, sieht man, dass es nur ein Graben<br />
ist, den man gut überqueren kann.<br />
Ich bin auf meiner Reise einfach weitergegangen<br />
und habe geschaut, wie es kommt. Ich habe<br />
probiert, auf Gott zu hören, könnte man sagen. Es<br />
hat sich tatsächlich so angefühlt, dass ich auf einem<br />
Pfad geführt worden bin, den Gott für mich<br />
vorbereitet hat. Es ist ein Teil unseres Lebens, dieses<br />
Vertrauen zu lernen.<br />
Du hast also immer nur an den nächsten Schritt<br />
gedacht? — Das war auf meiner Reise ganz oft so.<br />
Ich bin in einen Hafen gegangen und habe ein<br />
Schiff gesucht, das mich zu meinem nächsten Ziel<br />
mitnimmt. Was passiert, wenn ich auf dem Schiff<br />
bin, werde ich dann sehen. Das ist die beste Art<br />
und Weise, Problemstellungen anzugehen: Wenn<br />
man nicht alles überblickt, nur soweit zu gehen,<br />
wie man gucken kann.<br />
In Venezuela habe ich ein paar Wochen bei<br />
den Ureinwohnern, den Warao, gelebt, obwohl<br />
alle gesagt haben, dass das nicht geht. Ich habe<br />
den<strong>no</strong>ch keinen Grund dafür gesehen, es gab ja<br />
keine unüberwindbaren Hindernisse. Ich habe<br />
einen Missionar getroffen, der mich gerne in seinem<br />
Kanu den Fluss hinauf bis zu den Warao mit<br />
ge<strong>no</strong>mmen hat.<br />
Wusstest du, wie du aus dem Dschungel wieder<br />
zurückkommst? — Nein, das wusste ich nicht.<br />
Aber ich hatte ja Zeit. Abenteuer ist nicht, sich<br />
bestimmten Risiken auszusetzen, sondern sich auf<br />
das Unbekannte einzulassen. Ich wusste zwar<br />
nicht, wie es weitergeht, aber ich sah auch keine<br />
unmittelbare Gefahr. Schlimmstenfalls würde der<br />
Missionar in einigen Monaten wiederkommen.<br />
15
—<br />
b o r i s g r u n d l<br />
für die<br />
eigene<br />
wahrheit<br />
aufstehen<br />
WER MUTIG HANDELT,<br />
MACHT SICH<br />
FREI UND WERTVOLL<br />
Bedeutet mutig sein, aus einem Flugzeug<br />
zu springen? Oder dem Chef die Meinung<br />
zu geigen? Zeugt es von Mut, sein Hab<br />
und Gut zu verkaufen und um die Welt<br />
zu reisen oder im Erdgeschoss bei offenem<br />
Fenster zu schlafen? Ist Mut viel größer?<br />
Oder viel kleiner? In Wahrheit ist das<br />
Mutigste überhaupt, sich selbst auszuhalten.<br />
Sich treu zu bleiben. Äußeren Programmierungen<br />
zu entsagen. Und trotzdem für<br />
seine Wahrheit aufzustehen.<br />
18
für prächtige Farben!«, jauchen der Kaiser und sein Hofgefolge,<br />
als die Weber auf ihre leeren Webstühle zeigen. »Ihr seht<br />
»Was<br />
prächtig aus«, hecheln die Diener ihrem Monarchen zu, der sich<br />
nackt vor dem Spiegel dreht. »Die Tracht sitzt hervorragend, zeigt euch dem Volk«,<br />
empfehlen die Minister. Der nackte Kaiser tritt mit vor Stolz geschwollener Brust<br />
auf die Straße, Diener tragen eine unsichtbare Schleppe, die Untertanen loben<br />
das Geschmeide … »Aber er hat ja gar nichts an!«, ruft plötzlich ein Kind …<br />
Das Märchen kennen Sie bestimmt: Des Kaisers neue Kleider. Die Betrüger<br />
schufen Stoffe, die für jeden Menschen unsichtbar wären, der nicht für sein Amt<br />
tauge oder unverzeihlich dumm sei. Das wollte natürlich niemand sein. Angst<br />
und Scham setzten die Lügen-Spirale in Gang. Erst ein Kind entlarvt das Schauspiel.<br />
Und hat den Mut, auszusprechen, was es sieht — oder eben nicht sieht. Auch<br />
wenn es hier aus naiver Unwissenheit spricht, offenbart es doch eine Facette,<br />
wie Mut aussehen kann — und wie leicht oder schwer es ist, mutig zu sein.<br />
Mut ist subjektiv<br />
Mut bedeutet nicht die Abwesenheit von Angst, sondern das Gegenteil: Ängste<br />
überwinden. Aus diesem Grund ist er sehr subjektiv. Für den einen bedarf es<br />
schon Mut, im Supermarkt einzukaufen oder alleine im Wald spazieren zu gehen.<br />
Für andere sind weder Achterbahn <strong>no</strong>ch Bungeesprung mutige Unterfangen.<br />
Für den 16-Jährigen kann es eine Mut-Höchstleistung sein, seine Meinung laut<br />
zu äußern und in Kauf zu nehmen, ausgegrenzt zu werden. Für den 50-jährigen<br />
Familienvater und Firmenchef, der sowieso in sich ruht, ist genau das nicht mutig.<br />
Es ist sein Job.<br />
Neben aller Subjektivität lässt sich »mutig sein« jedoch in folgendem Aspekt<br />
bündeln: Mut bedeutet, sich selbst zu erkennen und zu sich selbst zu stehen.<br />
Das klingt leicht, ist aber eine e<strong>no</strong>rme Leistung. Denn die soziale Erwünschtheit<br />
zerrt an uns. Die Welt und unsere Mitmenschen geben uns klar vor, was als<br />
›richtig‹ und ›gut‹ angesehen wird. Und wir fühlen uns gedrängt, dem zu entsprechen.<br />
Nur so bekommen wir die Bestätigung von außen, die für viele unglaublich<br />
hohen Stellenwert hat. Der Haken an der Sache: Bestätigung von anderen<br />
hat nur eine sehr kurze Haltbarkeit. Wir brauchen immer wieder Nachschub,<br />
um uns gut zu fühlen. Also sagen und tun wir immer wieder Dinge, die sozial<br />
erwünscht sind. Das macht uns abhängig von unserem Umfeld.<br />
Wem es hingegen gelingt, Anerkennung aus seinem inneren Bezugsrahmen<br />
zu schöpfen, der spielt Königsklasse und ist frei. Nicht wenige predigen deshalb<br />
den Appell »Mach dein Ding«. Das Ideal dahinter kommt gut an: Höre auf<br />
dich selbst. Wer sich nur nach der Meinung anderer richtet, »ist blöd«. Das stimmt<br />
so natürlich ebenfalls nicht. Die Kunst ist, genau zu erkennen, was »mein Ding«<br />
eigentlich heißt. Stammt der Impuls wirklich aus meinem Inneren? Gehe ich<br />
frei und unabhängig auf bestimmte Dinge zu? Oder habe ich den Impuls lediglich<br />
von außen aufge<strong>no</strong>mmen und ihn mir zu eigen gemacht? Viele Menschen<br />
glauben, sie würden sich frei für etwas entscheiden. In Wahrheit weichen sie<br />
oft nur aus — und zwar sich selbst.<br />
Ein Beispiel: Beobachten Sie einmal, wenn Menschen zur Ruhe kommen und<br />
warten müssen, ob im Bus, im Wartezimmer oder im Restaurant. Sofort ist das<br />
Smartphone zur Hand und Ablenkung garantiert. Freiheit wäre auch, einfach<br />
nur mal zehn Minuten zu atmen und sich selbst auszuhalten.<br />
19
MUT ist eine weit unterschätzte Kompetenz. In einer multioptionalen<br />
Welt, in der wir vermeintlich alles machen können, braucht es viel MUT,<br />
den eigenen Weg zu gehen. Ich könnte auch einfach auf der Couch sitzen<br />
bleiben, wenn die Angst zu übermächtig wird, dass ich bei all dem, was<br />
möglich ist, womöglich die falsche Entscheidung treffe.<br />
Wir brauchen den MUT, zu uns zu stehen und uns mit unseren Fehlern und<br />
Schattenseiten anzunehmen. Wir brauchen MUT, uns abzugrenzen, aber<br />
auch den MUT, uns wirklich einzulassen, auf Beziehungen, auf uns, auf das<br />
Leben. Wie sagt man so schön, das Leben ist eben nichts für Feiglinge.<br />
—<br />
t a n j a p e t e r s<br />
DAS LEBEN<br />
IST NICHTS<br />
FÜR FEIGLINGE<br />
22
MUT KANN MAN TRAINIEREN…<br />
Mutig zu sein, kann man lernen und so eine Haltung<br />
entwickeln, die das Losgehen trotz Zweifel, das<br />
einfach mal Ausprobieren und vielleicht sogar scheitern und<br />
es dann direkt <strong>no</strong>chmal probieren, möglich macht.<br />
Dieses Training lohnt sich, denn am Ende macht uns Mut<br />
frei. Dann können wir loslaufen, auch wenn Angst und Zweifel<br />
uns <strong>no</strong>ch ein Stück des Weges begleiten. Wir können wachsen,<br />
uns entwickeln, nach unseren Maßstäben leben und uns auch<br />
von den Gedanken befreien, was wohl die anderen über uns<br />
denken. Und am Ende können wir dann wirklich unser Ding<br />
in dieser Welt machen. Das zu tun, entwickelt eine große Kraft:<br />
Wer will dich dann <strong>no</strong>ch aufhalten in deinem Leben?<br />
Vielleicht fragst du dich jetzt, wie du deine MUTkompetenz<br />
Schritt für Schritt trainieren kannst? Hier ist ein guter Fahrplan<br />
für mehr Mut:<br />
fahrplan<br />
für mehr mut<br />
[ STANDORT BESTIMMEN ]<br />
Erst mal schauen, wo du überhaupt stehst in deinem<br />
Leben: An welchen Stellen bist du selbstbestimmt<br />
unterwegs und in welchen Bereichen lässt<br />
du dich von Ängsten, Zweifeln oder vielleicht auch<br />
den anderen Menschen in deinem Umfeld leiten?<br />
Wo grenzt du dich klar ab? Und wo gehst du faule<br />
Kompromisse ein? Wo lebst du, was dir wichtig<br />
und wertvoll ist, und wo verbiegst du dich für<br />
das Wohl der anderen, wegen der lieben Harmonie<br />
oder weil du <strong>no</strong>ch nicht weißt, wie du gut für<br />
dich einstehen kannst?<br />
Es ergibt Sinn, einmal alle Lebensbereiche ganz<br />
ehrlich anzuschauen: Beruf, Finanzen, Beziehung,<br />
Familie, Partnerschaft, Kollegen, Freizeit … Dabei<br />
kann rauskommen, dass alles fein ist und du<br />
gut für dich sorgst und selbstbestimmt und klar<br />
deinen eigenen Weg gehst. Oder es kann sein,<br />
dass du in einigen Bereichen ganz klar und gut<br />
für dich unterwegs bist und in anderen Bereichen<br />
wiederum nicht für dich einstehen kannst. Oder<br />
die Standortbestimmung zeigt dir, dass du in<br />
den meisten Bereichen eher ängstlich und wenig<br />
selbstbestimmt unterwegs bist. Wie auch immer<br />
es ausfällt, lass dich nicht entmutigen. Du kannst<br />
es ja ab heute verändern.<br />
[ RICHTUNG FESTLEGEN ]<br />
Nach der Standortbestimmung kannst du nun<br />
zuschauen, wo es hingehen soll. Selbst wenn wir<br />
merken, wir lassen uns eher lenken und leiten —<br />
von Ängsten, von den anderen oder den Umständen<br />
— dann ist aber lange <strong>no</strong>ch nicht klar,<br />
wo wir denn hinmöchten, wenn wir das Steuer<br />
übernehmen.<br />
Welche Träume und Wünsche warten auf Erfüllung?<br />
Welche Werte sind dir wichtig und wie<br />
möchtest du diese leben? Welche Art der Beziehung<br />
willst du erleben? Wie möchtest du deine<br />
Freundschaften gestalten? Welche Länder bereisen?<br />
Welche Menschen kennenlernen? Welche<br />
Berge willst du erklimmen und über welche<br />
Brücken willst du gehen? Und was möchtest du<br />
beruflich erreichen, erleben und erschaffen?<br />
Du kannst ein Vision Board anlegen und dort<br />
deine Idee von deinem Leben entstehen lassen.<br />
Wie sähe dein selbstbestimmtes Leben aus?<br />
Morgen? In 5 Jahren? In 10 Jahren? Und manchmal<br />
hilft auch die Betrachtung vom Ende deiner<br />
Tage aus. Denn dann wird uns radikal bewusst:<br />
Das hier ist wirklich die Aufführung und nicht<br />
eine Generalprobe!<br />
23
werde,<br />
wer du bist<br />
—<br />
j a n i c e j a k a i t<br />
DEM NÄCHSTEN<br />
SCHRITT VERTRAUEN<br />
Immer wieder fühle ich mich auch als Erwachsene<br />
wie ein Kleinkind, das gerade erst laufen lernt:<br />
Immer wieder falle ich zu Boden, weine auch<br />
mal, weil es weh tut, dann suche ich jedoch irgendwo<br />
wieder Halt, ziehe mich hoch und stelle<br />
mich auf die Beine. Und dann, ein nächster Schritt.<br />
Im Grunde geht es auch im Leben doch nur darum,<br />
nie liegen zu bleiben, sondern wieder aufzustehen<br />
und weiterzulaufen. Zu lernen wie man<br />
richtig und selbstbewusst lebt, ist auch nur wie<br />
Laufenlernen.<br />
Das ist für mich wahrer Mut! Ohne Sicherheiten,<br />
ohne doppelten Boden, ohne Garantien, auch nach<br />
Fehlschlägen und Enttäuschungen wieder aufzustehen,<br />
sich den Staub abzuklopfen und weiterzumachen.<br />
Man muss nur große Ziele vor Augen<br />
haben, und man muss an sich glauben.<br />
Ich hatte vier übergeordnete Ziele im Leben vor<br />
Augen: Freiheit, Leidenschaft, Frieden und Liebe.<br />
Und was war das doch für ein langer Weg, und<br />
wie oft lag ich da am Boden und verlor auch mal<br />
komplett alle Hoffnung. Und trotzdem stand ich<br />
26
wieder auf und setzte einen Fuß vor den anderen. Denn Mut ist es, der Zukunft<br />
und dem nächsten Schritt mehr zu vertrauen als der Vergangenheit<br />
und enttäuschenden Erfahrungen. Vor allem, wenn dir eben auch mal ganz<br />
die Zuversicht fehlt und sich nur <strong>no</strong>ch Abgründe vor dir aufzutun scheinen.<br />
Foto: Jakait<br />
Die Zeit tickt erbarmungslos herunter<br />
und reißt alles mit sich hinfort.<br />
Da bleibt kein Nest im Weltengeäst,<br />
in dem wir uns vor ihr verbergen können.<br />
Und auch im Dickicht unserer Gedanken<br />
finden wir keine Zuflucht vor ihr.<br />
Wir mögen alles besitzen und wissen,<br />
doch der Zeit ist es völlig egal,<br />
ob wir arm oder reich,<br />
im Recht oder Unrecht sind.<br />
In ihrer Gleichgültigkeit verschmäht<br />
sie alles, was nicht wahrhaftig ist.<br />
Darum folge mutig deinem Herzen,<br />
bevor es stehen bleibt.<br />
Folge deinen wahrhaftigen Gefühlen,<br />
bevor sie sich in haltlosen Gedanken verirren.<br />
Vertraue, und folge deinem Herzen<br />
ins Wunder des Seins.<br />
WER WAGT, GEWINNT<br />
Nur wer etwas wagt und den eigenen Weg geht, den naturgemäß kein<br />
anderer bisher gegangen ist, braucht Mut; und wer nichts wagt, der<br />
findet und gewinnt leider auch nichts. Vor allem findet er sich selbst<br />
nicht und gewinnt weder an Freiheit und Unabhängigkeit, <strong>no</strong>ch an<br />
Sinn und Liebe.<br />
Letztlich ist das eigene Leben doch nur die<br />
Summe unserer eigenen Entscheidungen, die<br />
wir trotz aller äußeren Widerstände und Zweifel<br />
getroffen haben. Es ist die Erfahrung des eigenen<br />
Mutes, und darin ist es die Erfahrung unserer<br />
wahren Größe. Und nur wer die eigene Größe<br />
erfährt, kann sie leben. Und nur wer die eigene<br />
Größe lebt, kann die wahre Größe anderer erkennen<br />
und hört auch auf, sich zu verbiegen<br />
und kleiner zu machen, als er sein müsste. Und<br />
was bedeutet Selbstfindung denn wirklich anderes<br />
als Selbstentfaltung und Selbstverwirklichung,<br />
ja Selbstwerdung, Menschwerdung! Jedes<br />
Suchen ist doch erst ein Werden! Oft lese<br />
ich, man soll ›einfach‹ der sein, der man ist, aber<br />
der ist man doch immer. Ich halte es daher inzwischen<br />
mit Friedrich Nietzsche, der meinte,<br />
man müsse erst werden, der man ist.<br />
ZUM MENSCHSEIN<br />
GEHÖREN FEHLER<br />
Und wer sollte man (wieder) werden? Vor allem<br />
ist man erstmal ein Mensch! Und genau das ist<br />
schon den meisten Menschen zu viel geworden.<br />
Ihnen fehlt es an Mut, zu sich selbst und ihren<br />
Gefühlen und Bedürfnissen zu stehen. Ihnen fehlt<br />
es an Mut, sich auch die eigenen Schwächen und<br />
Schatten anzuschauen, Verantwortung dafür zu übernehmen und ihnen<br />
bewusst zu begegnen, sie als Teil von sich zu begreifen, sie zu umarmen<br />
und zu ihnen zu stehen. Zu sich selbst zu stehen! Ohne sich ständig dafür<br />
zu schämen, sich erklären oder rechtfertigen zu müssen. Wir werden alle<br />
kein Buddha in diesem Leben, wir sind Menschen, und zum Menschsein<br />
gehört, sich auch mal verloren zu haben und nicht perfekt zu sein. Ein-<br />
27
w e rd e wer du bist<br />
fach ein fehlbarer und verletzbarer Mensch eben,<br />
das braucht den allergrößten Mut. Doch die Wahrheit<br />
ist, wer kein Mensch mehr ist, kann auch nicht<br />
mehr berührt sein, kann nicht mehr staunen und<br />
sich auch nicht mehr seines Lebens freuen und<br />
dankbar sein dafür.<br />
Will ich werden, wer ich bin, so muss ich mir als<br />
Mensch selbst begegnen und mich kennenlernen,<br />
dazu muss ich auch meine Grenzen kennenlernen,<br />
und muss erleben und erfahren, wozu ich wirklich<br />
im Stande bin und wozu nicht. Es gilt, sich<br />
Herausforderungen zu stellen und sich daran zu<br />
machen, diese in die Realität umzusetzen. Und<br />
letztlich ist es dabei auch gar nicht so wichtig, ob<br />
wir diese Herausforderungen alle erfolgreich meistern.<br />
Es schadet auch nicht, sich gelegentlich zu<br />
übernehmen und zu scheitern. Denn nur wo wir<br />
auch zu weit gehen, loten wir unsere wahren Grenzen<br />
erst aus und sie können sich vielleicht sogar<br />
verschieben. Auch das gehört dazu. Und im Scheitern<br />
liegt auch immer die Möglichkeit verborgen,<br />
sich komplett umzuorientieren und sich ganz neue<br />
Ziele zu setzen, die sich viel besser an unseren<br />
Fähigkeiten und Bedürfnissen orientieren. Der Mut<br />
zu scheitern, auch das ist eben wirklicher Mut. Ich<br />
habe im Leben viele ›Fehler‹ gemacht, bin oft<br />
gescheitert, und doch ist daraus so viel Richtiges<br />
erwachsen. Und vor allem haben ich an meinen<br />
›Fehlern‹ gelernt, was ich auf gar keinen Fall mehr<br />
will. Auch das hilft dabei, das klarer zu sehen, was<br />
man tatsächlich will und braucht.<br />
Und wo wir schon beim Thema ›Wollen‹ sind.<br />
Auch der freie Wille ist oftmals kein freier Wille,<br />
sondern ein Wille der Gesellschaft, der sich für<br />
die meisten wenigstens halbwegs bewährt hat. Es<br />
braucht ebenfalls Mut, aus dem Strom der Gesellschaft<br />
auszubrechen und seinen ganz eigenen<br />
Weg zu finden. Dazu gehört es auch, ausgegrenzt<br />
oder ausgelacht zu werden. Zumeist werden Menschen<br />
nicht mehr verstanden, wenn sie zu mutig<br />
werden, und oft machen sie anderen sogar richtiggehend<br />
Angst. In einer mutlosen Gesellschaft<br />
hat es der mutige Zeitge<strong>no</strong>sse niemals einfach.<br />
Der Weg in die individuelle Freiheit und in ein<br />
selbstbewusstes Leben ist immer der unbequemste<br />
Weg von allen. Wäre dem nicht so, würden ihn<br />
alle gehen.<br />
MUT ZU SCHEITERN<br />
DER WEG ZU GOTT FÜHRT<br />
DURCH DEN MENSCHEN<br />
Ich habe einmal gelesen, dass der Weg zu Gott<br />
durch den Menschen führe. Dieser Satz hat mich<br />
oft und intensiv beschäftigt. Mir sind auf meinem<br />
Weg viele Menschen begegnet, die alles sein wollten<br />
und sich sogar in ›Gott‹ suchten, aber doch nur<br />
vor sich selbst weggelaufen sind. Einen dieser<br />
Menschen traf ich jeden Morgen im Badezimmer.<br />
Ich war lange so ein Mensch, der kein einfacher<br />
Mensch mehr sein wollte. Doch gerade erst darin,<br />
dass ich mich meinen Schmerzen, Ängste und<br />
Hoffnungen wieder stellte, fand ich auch zu etwas<br />
Größerem zurück, und gerne gebe ich dem auch<br />
den Namen ›Gott‹. Erst in meinem Scheitern als<br />
Mensch begriff ich zutiefst, dass mich hier auch<br />
etwas führt, begleitet und trägt. Und es trug mich<br />
genau hierher. An diesen Ort, in diesen Moment.<br />
Ich schrieb eingangs, dass ich stets Liebe, Leidenschaft,<br />
Frieden und Freiheit suchte. Wo ich das<br />
jetzt schreibe, laufen mir Tränen in die Augen und<br />
zeitgleich schüttle ich mit dem Kopf. Denn all das<br />
habe ich nach einem <strong>no</strong>chmals heftigen Jahr 2018<br />
wiedergefunden. Ich sprudele gerade vor Leidenschaft,<br />
wache jeden Morgen mit einem tiefen Gefühl<br />
von Dankbarkeit auf. Spüre einen tiefen inneren<br />
Frieden, bin frei und mutig genug, um zu<br />
tun, was sich richtig anfühlt. Und die Liebe? Sie<br />
sitzt direkt vor mir … Ich habe keine Ahnung wie<br />
dieses unglaubliche Wunder geschehen konnte,<br />
aber eines ist sicher: Ohne meinen Mut hätte ich<br />
es nie erkennen und hätte es niemals annehmen<br />
können. Es wäre niemals geschehen!<br />
28
Hinfallen<br />
und Aufstehen<br />
Foto, Grafik: INJU<br />
—<br />
i n t e r v i e w m i t p e t e r ko w a l s k y<br />
Wenn ein Produkt oder Unternehmen erfolgreich<br />
ist, ahnt man nicht, wie schwierig<br />
es bis dahin war. Wir sprachen mit Peter<br />
Kowalsky, dem ›Gründer‹ der Bionade und jetzt<br />
von INJU und Flash, und erfuhren, dass jedes<br />
Scheitern nur der nächste Schritt zum Erfolg ist.<br />
Was für eine Geschichte steckt hinter der<br />
Entwicklung der Bionade? > Wir wollten<br />
eine besondere, natürliche Limonade für Kinder<br />
erfinden, herstellen und dann regional verankert<br />
in verschiedenen Brauereien produzieren lassen.<br />
Die Ansprüche waren hoch. Ganz natürlich sollte<br />
das Getränk sein, gut und gesund, in anderen<br />
Brauereien herstellbar, nachhaltig.<br />
Dass allein der Entwicklungsprozess 10 Jahre<br />
dauern würde, konnte ja keiner ahnen. Der Prozess<br />
war zermürbend. Meine Familie hat die eigene<br />
Brauerei stark vernachlässigt, wir haben viele Mitarbeiter<br />
verloren, die irgendwann nicht mehr daran<br />
geglaubt haben, dass das <strong>no</strong>ch was wird. Wir<br />
hatten sehr viel Geld in die Entwicklung von Bionade<br />
gesteckt. Der Druck wurde immer größer.<br />
Gegen Ende war klar: Entweder das klappt jetzt<br />
bald oder wir müssen Insolvenz anmelden.<br />
Das ist ja zum Glück nicht passiert. > Ja, nach<br />
zehn Jahren — man kann sich gar nicht vorstellen,<br />
wie lange zehn Jahre sind — ist plötzlich der<br />
Durchbruch gelungen. Das war genial! Wir dachten,<br />
dass jetzt alle Probleme gelöst sind und die<br />
Leute uns das Produkt aus der Hand reißen würden.<br />
Aber das Gegenteil ist passiert. Keiner wollte<br />
es haben. Das war der Punkt, an dem wir erst einmal<br />
fassungslos waren, weil die ganze Idee implodiert<br />
ist. Das hatten wir uns anders vorgestellt.<br />
Wie schafft man es, an diesem Punkt nicht aufzugeben?<br />
> Es ist wichtig, sich mit Leuten zu umgeben,<br />
die dich unterstützen. Viele sagen »Mach<br />
das nicht! Lass das!«. Das hemmt einen natürlich<br />
sehr. Meine Familie hat immer gewusst, dass wir<br />
ein sehr gutes und sinnvolles Produkt herstellen.<br />
Trotzdem waren wir manchmal nicht sicher, ob<br />
sich das alles am Ende rentiert. Aber es gab immer<br />
eine Person, die die anderen in solchen Momenten<br />
wieder motiviert hat.<br />
Und wie ging es dann mit Bionade weiter? > Wir<br />
haben Bionade erst mal in unserer eigenen Brauerei<br />
hergestellt und dann festgestellt, dass es eine<br />
kleine Gruppe von Leuten in Hamburg gab, die<br />
Bionade tranken: Journalisten und Studenten. Also<br />
überhaupt nicht unsere ursprüngliche Zielgruppe!<br />
Bionade wurde ein Szenegetränk.<br />
Das haben wir zuerst gar nicht ernst ge<strong>no</strong>mmen.<br />
So ein Hype geht ja schnell wieder vorüber und<br />
wir wollten, dass Bionade über Generationen getrunken<br />
wird. Irgendwann haben wir aber gemerkt,<br />
dass das echt die einzigen Leute sind, die die Limonade<br />
trinken. Also haben wir unser Geschäftsmodell<br />
angepasst. Der neue Plan war, solange bei<br />
dieser Gruppe zu bleiben, bis sie selbst Kinder<br />
bekommen, so dass dann doch <strong>no</strong>ch ein Kindergetränk<br />
daraus wird.<br />
Wenn du aufgibst, sobald deine Idee nicht wird,<br />
wie du sie dir vorstellst, ist das Projekt gescheitert.<br />
Wenn man sich aber anpasst und mit dem<br />
Flow geht, kann es trotzdem eine Erfolgsgeschichte<br />
werden. Dafür ist Bionade ein gutes Beispiel,<br />
weil das Projekt ja nur dadurch, dass alles gefloppt<br />
ist, was wir uns überlegt haben, letztendlich so<br />
groß geworden ist.<br />
30
a n d r e a s h u b e r<br />
Mut zu<br />
fühlen?<br />
—<br />
UNSERE INTUITION ALS<br />
SCHLÜSSEL FÜR EINE<br />
ZUKUNFTSFÄHIGE WELT<br />
Vor etwa einem Jahr lief ich weinend<br />
durch München. Manche bezeichnen<br />
das als mutig. Für mich war es das<br />
nicht. Es war konsequent. Die Konsequenz<br />
eines Prozesses, den ich begonnen hatte: Statt<br />
mich zu sorgen, was andere von mir denken<br />
könnten, sorgte ich für mich. Und weinte.<br />
Es ist schwer, objektiv zu beschreiben, was<br />
Mut ist. Die Voraussetzung für mutiges Handeln<br />
ist das Überwinden eigener Ängste. Jedoch<br />
empfindet jeder andere Ängste. Im Kern<br />
frage ich mich allerdings, wie viel Mut wir<br />
überhaupt <strong>no</strong>ch haben, etwas zu empfinden.<br />
Ich bin davon überzeugt, dass wir eine Gesellschaft<br />
geschaffen haben, die uns entmutigt<br />
zu fühlen und zu vertrauen. Und mit dem<br />
Verlust des Zugangs zu unserer Gefühlswelt<br />
— unserer Intuition — verlieren wir den Kompass<br />
und die Voraussetzung für eine zukunftsfähige<br />
Entwicklung.<br />
Mutig ist für mich, seinem Gefühl zu folgen,<br />
ohne die Auswirkungen zu kennen.<br />
a lt e g l a u b e n s s ä t z e<br />
ü b e r w i n d e n<br />
Ich wuchs in einem kleinen Dorf auf der Schwäbischen<br />
Alb auf. Etwa 20 Jahre lang prägte mich das<br />
Lebensmotto »Schaffe, schaffe, Häusle baue«. Daran<br />
ist nichts schlecht, wenn man es wirklich will.<br />
Doch während eines Vortrags zu Globalisierung und<br />
Nachhaltigkeit spürte ich intuitiv, dass ich für etwas<br />
anderes brenne. Es war eine Idee der Veränderung.<br />
Allerdings ist es eine Sache, zu spüren, dass man<br />
etwas verändern möchte, und eine ganz andere, es<br />
auch umzusetzen. Ich war 20 Jahre alt und hatte<br />
große Angst. Ich wusste nicht, wohin mich die Idee<br />
der Veränderung führen würde. Es war aber nicht<br />
nur diese Ungewissheit, die mir Angst machte. Viel<br />
mehr fühlte ich Furcht davor, das Gewohnte hinter<br />
mir zu lassen. Mich nicht nur neu zu erfinden, sondern<br />
überhaupt erst einmal zu verstehen, wer ich<br />
bin und wer ich sein will. Bis heute bin ich sehr eng<br />
mit meiner Heimat verbunden und pflege sehr gute<br />
Beziehungen zu vielen Freunden und meinen Eltern.<br />
32
›<br />
›<br />
›<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Aber damals war es erst einmal <strong>no</strong>twendig,<br />
aus Beziehungsverstrickungen — den Fesseln<br />
der Rollenbilder und Erwartungen anderer<br />
— und den jahrelang gelebten Glaubenssätzen<br />
auszubrechen:<br />
Ich hatte Heimweh und konnte es nicht aushalten,<br />
nicht von Freunden oder der Familie<br />
umgeben zu sein. Wollte ich alleine sein<br />
können, musste ich erst mal herausfinden,<br />
mit wem ich alleine bin. Stundenweise lernte<br />
ich mich kennen. Es waren schwere Stunden.<br />
Mehrere Monate lang.<br />
Wollte ich später für sechs Monate nach<br />
Südafrika, musste ich gehen. Jeden Tag dort<br />
aufstehen und den Tag — statt den Rückflug<br />
— planen. Klingt einfach. War es aber<br />
bis zum Tag des Rückflugs nicht.<br />
Wollte ich in Namibia alleine in der Wüste<br />
schlafen, musste ich mich für eine Stelle<br />
entscheiden. Nur, um dann im Dunkeln die<br />
sich in meinem Kopf ständig wiederholende<br />
Frage auszuhalten: Was um Gottes Willen<br />
mache ich hier? Die Nacht verging. Beantwortet<br />
wurde die Frage erst Jahre später.<br />
k r i t e r i e n f ü r<br />
m u t i g e s h a n d e l n<br />
Mut ist, einem Gefühl zu folgen, ohne die<br />
Auswirkungen zu kennen. Oder: intuitiv zu<br />
handeln. Daraus leite ich drei Kriterien ab:<br />
Das eigene Gefühl als einzige Erklärung<br />
für sein Handeln als ausreichend<br />
zu empfinden. Auch und insbesondere<br />
gegenüber seinem Umfeld.<br />
—<br />
Sich selbst bewusst zu sein, um<br />
das Gefühl überhaupt differenziert<br />
wahrnehmen zu können.<br />
—<br />
Nicht zu wissen, was kommt.<br />
—<br />
Gefühl als einzige Erklärung 1<br />
Vielleicht kennst du das: Plötzlich kommt ein Gefühl<br />
auf, etwas passt nicht mehr: Die Partnerin,<br />
der Job oder die Region, in der man lebt. Man<br />
vertraut sein Gefühl einer guten Freundin, den<br />
Eltern oder jemand anderem an. Viele Menschen<br />
äußern meist Verständnis, fragen aber den<strong>no</strong>ch<br />
sofort nach dem »Warum«? Genau an dieser Stelle<br />
funktioniert unsere Gesellschaft nicht richtig.<br />
Warum zwingen wir uns gegenseitig, immer wieder<br />
Gefühle zu erklären? Damit zwingen wir uns<br />
— auch gegenüber uns selbst —, dass wir uns<br />
erst über unsere Gefühle äußern können oder<br />
unserer Intuition folgen, wenn wir sie auch kognitiv<br />
erfasst haben und in der Lage sind, sie für<br />
andere nachvollziehbar zu erklären.<br />
Es war ein Vortrag zu Beginn meines Studiums,<br />
der eine Idee der Veränderung in mir anstieß.<br />
Wie viele Menschen in meinem damaligen Umfeld<br />
ließen mich spüren, dass sie an meiner Erklärung<br />
»Ich habe das Gefühl, ich muss das machen«<br />
Zweifel hatten? Wie oft habe ich deshalb<br />
an mir selbst, an meiner Intuition, gezweifelt?<br />
Wie viele Menschen tun etwas nicht, weil sie ihren<br />
Gefühlen nicht vertrauen (dürfen)? Wie oft suchen<br />
wir nach für andere nachvollziehbaren Erklärungen<br />
und verzweifeln an dem Versuch, ein Gefühl<br />
rational zu erklären? Nicht nur bei den großen<br />
Entscheidungen des Lebens, sondern auch im<br />
Kleinen: Wie oft spüren wir, dass wir Ruhe brauchen,<br />
und haben nicht den Mut für uns, statt für<br />
andere zu sorgen?<br />
Mut ist, Gefühle als Erklärung für die persönliche<br />
Entwicklung und Bedürfnisse gelten zu<br />
lassen. Als Individuum, wie auch als Gesellschaft.<br />
Ein erster Schritt wäre, mehr nachzufühlen, statt<br />
nachzudenken und es auch so zu kommunizieren.<br />
Differenziert Gefühle<br />
wahrnehmen 2<br />
Hast du dir schon einmal eine Liste von positiven<br />
und negativen Gefühlen angeschaut? Suche mal<br />
im Internet danach. Wie viele der dort genannten<br />
Gefühle hast du wirklich schon so intensiv gespürt<br />
und zugelassen, dass du diese wirklich dif-<br />
33
—<br />
j o h n s t r e l e c k y<br />
DAS ABENTEUERSPIEL DES LEBENS<br />
d a s s p i e l<br />
d e s lebens<br />
Ich liebe Mut, diese allwissende, uralte Existenz,<br />
die uns herausfordert, unsere Fähigkeiten<br />
wachsen zu lassen. Dabei lässt er uns<br />
erkennen, wie albern unsere Ängste zumeist eigentlich<br />
sind.<br />
Ich glaube, dass wir alle mit einer großen Portion<br />
Mut geboren werden und er Bestandteil unserer<br />
DNA ist — aus einem wichtigen Grund. Ich<br />
kam darauf beim Schreiben meines Buches ›Safari<br />
des Lebens‹. Ich hatte eine Vision über das<br />
Menschsein, ehe wir in unsere physische Form<br />
eintreten. Wir selbst wählen die Herausforderungen<br />
aus, die wir als Mensch machen möchten.<br />
Ähnlich wie beim Planen eines Urlaubs, wenn wir<br />
festlegen, welche Orte wir bereisen und was wir<br />
unternehmen möchten. Vor unserer Geburt legen<br />
wir unser Leben fest. Und wir entwerfen unseren<br />
Lebensplan mit der Absicht, dass das, was wir uns<br />
aussuchen, uns ermöglicht zu wachsen. Also suchen<br />
wir uns keine einfachen, leicht zu bewältigenden<br />
Erfahrungen aus. Denn diese würden uns<br />
ja nicht viel Wachstum bringen. Stattdessen nehmen<br />
wir es mit großen Herausforderungen auf.<br />
Manche davon sind vielleicht physischer Natur,<br />
wie wir aussehen zum Beispiel. Andere könnten<br />
mit einer Verletzung oder einer Krankheit einhergehen.<br />
Wiederum andere könnten mentale Herausforderungen<br />
sein, wie beispielsweise mit nicht<br />
unterstützenden oder überaus kritischen Menschen<br />
in unserem Leben klarzukommen und deren<br />
Verhalten uns gegenüber zu überwinden.<br />
Passend zu den gewählten Herausforderungen<br />
bekommen wir auch positive Attribute, die uns<br />
helfen, sie zu meistern: unseren ganz eigenen, einzigartigen<br />
Super-Kräfte-Mix. Mut ist darin eine<br />
der wichtigsten Superkräfte.<br />
Dann werden wir geboren und erinnern uns<br />
weder an die Herausforderungen <strong>no</strong>ch an die<br />
positiven Attribute, die wir gewählt haben. All<br />
36
nicht einfach nur mit etwas aufhören, sondern<br />
es auch gleich mit einer Alternative ersetzen,<br />
durch die wir uns lebendiger fühlen.<br />
d a f ü r lo h n t e s si c h<br />
Zu guter Letzt möchte ich dich dazu ermutigen,<br />
die passende Motivation zu finden.<br />
Denn wenn die Motivation groß genug ist,<br />
werden wir es mit Herausforderungen aufnehmen,<br />
die andernfalls unüberbrückbar<br />
scheinen. Für Eltern ist es eine sehr nützliche<br />
Motivation, sich klar zu machen, dass<br />
ihre Handlungen Vorbilder für ihre Kinder<br />
sind. Wer keine Kinder hat, fungiert als Vorbilder<br />
in seinem Umfeld. Sehr oft tun wir<br />
mehr für andere als für uns selbst. In diesem<br />
Fall bedeutet das, dass wir unseren Mut<br />
weiterentwickeln, um unsere Herausforderungen<br />
zu bewältigen, so dass wir ein großartiges<br />
Leben haben. Nicht nur für uns<br />
selbst, sondern damit auch unsere Kinder<br />
und alle, die wir gern haben, ebenfalls die<br />
beste Chance bekommen, selbst ein großartiges<br />
Leben zu führen.<br />
Genieße das Abenteuer!<br />
Warum bin ich hier?<br />
Was bewegt Dich? Wie möchtest Du leben?<br />
Was ist Dein Antrieb? Bist Du glücklich?<br />
Die Antworten entdeckst Du in den Seminaren<br />
nach der Philosophie von John Strelecky.<br />
Die Weltbestseller “Das Café am Rande der Welt” und “The Big Five<br />
for Life” von John Strelecky haben bereits weltweit Millionen von Menschen<br />
inspiriert, ein glückliches und erfolgreiches Leben zu führen.<br />
In den Seminaren von John Strelecky & Friends unterstützen und begleiten<br />
wir Dich, Deinen „Zweck der Existenz“ und Deine „Big Five for<br />
Life“ zu entdecken, neue Ankerpunkte in Deiner Lebensplanung festzulegen<br />
und – das Wichtigste – ins Handeln zu kommen.<br />
Der Seminarplan ist mehrstufig aufgebaut. Jeder benötigt unterschiedlich<br />
viel Zeit, um seinen eigenen Prozess bei der Entwicklung und Umsetzung<br />
zu finden und zu gehen. Schritt für Schritt begleiten wir Dich<br />
dabei.<br />
1. Intro-Seminar (1 Tag)<br />
Lerne Deine Werte kennen: Im ersten Teil Deiner Reise lernst Du u. a.<br />
Deine ganz persönlichen Werte besser kennen.<br />
2. Discovery-Seminar (2 Tage)<br />
Entdecke Deine „Big Five for Life“: Schritt für Schritt entdeckst Du<br />
hier Deine Herzenswünsche, das, was Dir wirklich wichtig ist.<br />
3. DO-IT!-Seminar (2 Tage)<br />
Finde Deinen Zweck der Existenz: Die Safari Deines Lebens geht weiter.<br />
Es folgt der krönende Abschluss. Führe ein erfülltes Leben auf der<br />
Grundlage Deiner Big Five for<br />
Life. So, dass Du am Ende Deiner<br />
Tage sagen kannst: "Ich habe<br />
MEIN Leben gelebt. Mein Leben<br />
war ein Erfolg.“<br />
4. Leadership-Seminar (2 Tage)<br />
Finde zukunftsweisende Managementpraktiken:<br />
Im Fokus stehen<br />
Entscheidungen und Handlungen<br />
die bewirken, dass Du und Deine<br />
Mitarbeiter jeden Tag mit einem<br />
Lächeln zur Arbeit kommen.<br />
John P. Strelecky ist der Autor des Nr. 1<br />
Bestsellers »Das Café am Rande der Welt«<br />
und der »Big Five for Life« Buchreihe. Um<br />
mehr über seine Werke und das Entdecken<br />
der Liebe am Leben zu erfahren, besucht:<br />
5. Big Five for MY Company-<br />
Seminar (2 Tage)<br />
Wofür “brennen” wir als Unternehmen?<br />
Für Selbständige und<br />
Inhaber von Kleinunternehmen,<br />
die den Zweck ihres Unternehmens<br />
finden oder überdenken, definieren<br />
oder schärfen wollen.<br />
„Der Berg wirkt vom Tal aus am<br />
Grössten. Es ist an der Zeit, sich<br />
auf den Weg zu machen.“<br />
John Strelecky<br />
www.jsandfriends.com<br />
Jetzt buchen: Top-Seminare nach der<br />
Philosophie von John Strelecky in<br />
Deutschland, Österreich und der Schweiz<br />
unter www.jsandfriends.com ><br />
39
—<br />
a n i t a m a a s<br />
DAS GROSSE<br />
ERBLÜHEN<br />
Der Winter ist vorbei und die K<strong>no</strong>spen sind prall<br />
gefüllt. Bald werden sie aufbrechen und grüne Blätter<br />
und zarte Blüten an die kahlen Zweige zaubern.<br />
Was treibt den Kirschbaum an zu blühen? Den<br />
ganzen Winter über hat er sich vorbereitet und<br />
seine Kräfte gesammelt. Alles ist bereits für das<br />
große Erblühen angelegt. Nun wartet er nur <strong>no</strong>ch<br />
geduldig auf den richtigen Zeitpunkt. Er spürt genau,<br />
dass er bald kommen wird: Jeden Tag ist es<br />
länger hell und die warmen Sonnenstrahlen berühren<br />
die K<strong>no</strong>spen und locken die darunter zusammengefalteten<br />
Blättchen ans Licht. Wie groß<br />
mag wohl die Vorfreude sein? Und dann passiert es:<br />
Innerhalb eines sonnigen Frühlingstages brechen<br />
hunderte, tausende von K<strong>no</strong>spen auf und verwandeln<br />
den kahlen Kirschbaum in eine weiße, zauberhafte<br />
Braut. Strahlend weiß leuchten sie vor dem<br />
blauen Himmel und präsentieren sich in ihrer vollen<br />
Schönheit. Zur selben Zeit fliegen die ersten Bienen<br />
und andere kleine geflügelte Wesen zu abertausenden<br />
aus und werden magisch von dem süßen<br />
Duft angezogen. Es summt und brummt im ganzen<br />
Kirschbaum und die Natur feiert ein großes Hochzeitsfest.<br />
Es herrscht überschwängliche Fülle.<br />
Warum erzähle ich das? Was hat das<br />
mit Mut zu tun? Ehrlich gesagt: gar<br />
nichts! Oder glaubst du, der Kirschbaum<br />
würde all seinen Mut zusammennehmen,<br />
um zu blühen? Nein, er blüht einfach, weil er ein<br />
Kirschbaum ist. Als vor einem halben Jahr die<br />
Blätter fielen, waren die K<strong>no</strong>spen bereits angelegt.<br />
Hat ihm irgendjemand gesagt, was zu tun<br />
ist? Er hat in sich hineingehorcht, sich auf seine<br />
Anlagen besonnen und sich Tag für Tag, Nacht<br />
für Nacht in diesem langen Winter vorbereitet.<br />
Dabei hat er nicht viel getan, sondern es geschehen<br />
lassen. Die Blütenanlagen haben sich einfach<br />
entwickelt, von innen heraus.<br />
So viele Menschen fragen sich nach dem Sinn<br />
ihres Lebens. Sie sind irgendwie unzufrieden mit<br />
sich und der Welt und haben vergessen, wofür sie<br />
hier sind. Sie wissen nicht mehr, ob sie ein Kirschbaum<br />
sind oder eine Buche, eine Rose oder ein<br />
Gänseblümchen. Wüssten sie das, gäbe es keine<br />
Fragen. Sie würden einfach wachsen und blühen.<br />
Aber es ist schwierig in einer Gesellschaft, die die<br />
Entwicklung des Einzelnen bereits im Kindergarten<br />
in eine Richtung lenkt. Kinder müssen oft<br />
schon den Wünschen der Eltern entsprechen. Passendes<br />
Verhalten wird belohnt, unpassendes bestraft.<br />
Die Schule tut ihr übriges dazu und formt<br />
die Heranwachsenden nach dem Lehrplan. Nach 10<br />
oder 13 Jahren sind sie erzogen und das Schulsystem<br />
spuckt sie quadratisch, praktisch, gut aus,<br />
mehr oder weniger gut geeignet für den Arbeitsmarkt.<br />
Der Job richtet sich nach den schulischen<br />
Fähigkeiten, danach, was man verdienen kann und<br />
dem Vorbild der Eltern. Seien wir ehrlich — da<br />
kann man schon mal vergessen, wer man ist.<br />
Die Sache ist nur, dass dir das niemand sagen<br />
kann. Kein Freund, kein Coach, kein Lehrer kann<br />
so tief in dich hineinschauen. Sie können dir zuhören,<br />
dir etwas spiegeln und manche haben ein<br />
großes Talent darin, andere in ihrem Wesenskern<br />
zu erkennen. Sie können dir helfen zu erkennen,<br />
in welchen Momenten und bei welchen Themen<br />
deine Augen aufblitzen. Aber lass dir nicht von<br />
anderen sagen, was das Richtige für dich ist!<br />
Denn du weißt es in deinem Inneren <strong>no</strong>ch ganz<br />
genau. Es ist nur zugedeckt. Die Anlagen sind<br />
da, sie ruhen nur.<br />
40
Der Held<br />
begegnet dem<br />
Drachen<br />
der Angst<br />
im ›Jetzt‹<br />
—<br />
k a r l g a m p e r<br />
Mut. Für manche mag das ein Gefühl sein,<br />
eine Tugend oder eine Charaktereigenschaft.<br />
Für mich ist Mut ein Bewusstseins-Zustand.<br />
Und — wenn ich tief in mich hineinlausche — so<br />
ist es der erstrebenswerteste von allen. Das mag<br />
seltsam klingen, wo es doch Bewusstseinszustände<br />
gibt wie jene der Erleuchtung.<br />
Nun, Mut ist das Fundament. Mut ist der Boden,<br />
auf dem wir ein gut gelebtes, spirituelles Leben<br />
aufsetzen können. Doch <strong>no</strong>ch genauer betrachtet,<br />
ist Mut ein Grenzbereich in unserer inneren Landschaft.<br />
Wenn wir diese innere Landschaft zur plastischen<br />
Darstellung in zwei große Bereiche aufteilen,<br />
so finden wir auf der einen Seite Angst und<br />
auf der anderen Seite Liebe. Die Seite der Angst<br />
will ich AngstLand nennen – die Seite der Liebe<br />
ist für uns als Menschheit so unbekannt, dass ich<br />
von NeuLand spreche. Mut ist der Grenzbereich,<br />
der in beide Zonen hineinragt und somit auch eine<br />
Brücke bildet. Das schauen wir uns nun genauer an.<br />
42
l<br />
Angst hat viele Facetten<br />
Nun, Angst ist nichtgleich Angst. Angst hat viele Facetten und reicht<br />
von Scham und Schuld bis hin zu Wut, Eifersucht, Hass, Gier und<br />
Stolz. Angst ist sehr subtil und so intim eingenistet in unser inneres<br />
Klima, dass manche ihre Angst gar nicht wahrnehmen. Denn sie<br />
haben sich daran gewöhnt! Menschen, die im inneren Klima der<br />
Angst leben, erleben sich als Opfer. Als Opfer der Umstände, des<br />
Schicksals, der familiären Dramatik, der gesellschaftlichen und sozialen<br />
Strukturen — oder von was auch immer. Diese Opferhaltung<br />
ist selten bewusst. Meist wird einfach unreflektiert ein größeres<br />
Schicksal herangezogen und die eigene Gestaltungskraft beschränkt<br />
sich darauf, sich mit den Gegebenheiten des Alltags so gut es geht<br />
zu arrangieren.<br />
Die meisten schimpfen zwar auf die Politiker, doch sie folgen blind<br />
der ungeheuerlichen Anzahl von Gesetzen, die diese in unserem<br />
Namen beschließen. Oder lassen sich in Konflikte hineinziehen, die<br />
auf politischer Ebene entstehen und die rein gar nichts mit unserem<br />
individuellen Leben zu tun haben. Urplötzlich sind wir so gut<br />
wie immer in irgendwelche Krisen verwickelt, deren Gründe vollkommen<br />
andere Interessen bedienen als unsere eigenen. Wie kann<br />
das möglich sein? Weil so viele Menschen sich als ›Opfer‹ erleben!<br />
Nicht bewusst sondern unbewusst. Subtil. Wir geben die Verantwortung<br />
›an die da oben‹ ab. Und das wiederum tun 80 % der Menschen.<br />
80 % der Menschen leben in einem inneren Klima der Angst.<br />
Diese Zahl liefert uns die solide, auf Daten gestützte Bewusstseinsforschung<br />
über die inneren Zustände der Menschheit. Das ist erschütternd,<br />
nicht wahr?<br />
f<br />
Mut<br />
Mut ist der Bewusstseinszustand, der uns befähigt, in dieses nebulöse<br />
Angstgebilde fühlend und denkend einzutauchen. Und es zu<br />
durchdringen und aufzulösen. Mit ›auflösen‹ meine ich, die Angst<br />
in uns fühlend zu erlösen. Jeder Mensch, der sich auf die Reise des<br />
Helden begibt, hat mit dem Drachen der Angst zu kämpfen.<br />
Und jeder, der sein Bewusstsein und damit sein Leben erhellen<br />
und erweitern will, begegnet auf seiner Reise dem Schatten und<br />
durchquert die Nacht der Seele. Ohne Mut ist das nicht möglich.<br />
Ohne Mut bleiben die Menschen, wo sie sind. Sie träumen zwar, sie<br />
jammern, klagen, weisen auf Möglichkeiten hin, doch sie gehen nicht.<br />
Sie transformieren sich nicht. Das gilt für 80 % der Menschheit!<br />
Mut ist also ein Bewusstseinszustand, der nicht befreit ist von<br />
Angst, sondern der die Kraft hat, der Angst zu begegnen wie der<br />
Held dem Drachen.<br />
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