Maas No.13 Freude
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FREUDE<br />
I M P U L S E F Ü R E I N E R F Ü L LT E S L E B E N<br />
THEMENBAND No. 13<br />
<strong>No.13</strong><br />
FREUDE<br />
Lebe,<br />
liebe,<br />
lache!<br />
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UND<br />
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Schule und dann?<br />
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Körper UND<br />
Geist<br />
Gedanken<br />
wie sie dich prägen<br />
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Ich UND<br />
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Liebe Leserin,<br />
lieber Leser!<br />
no. 1<br />
Rüdiger Dahlke . Clemens Arvay . Wolf Dieter Storl . Clemens Kuby<br />
W<br />
Die Lösung liegt in der<br />
Co-Kreativität<br />
Bist du am<br />
Prof. Dr. Gerald Hüther<br />
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ann und worüber hast du dich das letzte Mal so richtig von<br />
zum Hüter der Menschheit<br />
Veit Lindau<br />
Schule und dann?<br />
Gerald Hüther<br />
In der Gemeinschaft<br />
Herzen gefreut? – Ganz ehrlich – wie lange liegt das schon<br />
Visionssuche<br />
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Sylvia Koch-Weser<br />
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Erkenne deine Bestimmung<br />
Gemeinwohlökonomie –<br />
Eckart Tolle<br />
zurück und wie lange währte die <strong>Freude</strong>?<br />
Wie Arbeit glücklich macht<br />
Christian Felber<br />
Veit Lindau<br />
Im Glauben verbunden<br />
Veränderung ist jetzt dran<br />
Pater Anselm Grün<br />
robert Betz<br />
Oft ist die <strong>Freude</strong> über materielle Dinge schnell verflogen und<br />
Erfolgreich sein<br />
Irina Dittert<br />
wir warten auf das nächste Geschenk. Das ist schade, denn <strong>Freude</strong><br />
ist eine sehr hohe Energieschwingung, die dein ganzes Leben verwandeln<br />
kann. Dabei geht es nicht darum, nur noch das zu tun, was<br />
dir © Spaß macht. Zwar ist es durchaus © förderlich, herauszufinden,<br />
©<br />
was dich erfreut, und das ganz bewusst regelmäßig in dein Leben<br />
No. 5<br />
No. 6<br />
No. 7<br />
zu holen. Aber Geld auch wenn du Routinearbeiten verrichtest, kannst<br />
UND<br />
Gefühl UND<br />
du es mit <strong>Freude</strong> Glückim Herzen tun. Verstand<br />
Wege zu deinem<br />
Denkst du nur oder<br />
inneren und äußeren<br />
fühlst du auch?<br />
Woran liegt es, dass dieses schönste aller Gefühle für die meisten<br />
von uns nicht zum Alltag gehört? Kinder lachen bis zu 400 Mal<br />
Reichtum<br />
am Tag! Sie freuen sich über Kleinigkeiten – einen bunten Schmetterling<br />
Alles oder Matsch zwischen den Zehen und können sich über ein<br />
komisches ist Geräusch kringeln. Sobald wir erwachsen<br />
Richtig oder falsch? Was sagt<br />
werden<br />
die<br />
und<br />
möglich !<br />
Stimme deines Herzens?<br />
sich eine hohe Last auf die Schultern legt, verlieren wir oft die<br />
Mit Beiträgen von:<br />
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<strong>Freude</strong> an den<br />
Eckhart Tolle<br />
kleinen . John Strelecky . Charles<br />
Dingen<br />
Eisenstein . Gina<br />
des<br />
Schöler<br />
Lebens.<br />
Angaangaq . Bodo Janssen . Anne Heintze . Vivian Dittmar<br />
Nehmen wir uns selbst und das Leben vielleicht zu ernst? Wie<br />
wäre es, wenn wir öfters »Ja!« sagen würden, zu allem was passiert,<br />
statt in den Widerstand i m p u l s e f ü r e i n e r fzu ü l lt egehen s l e b e n und mit der Situation zu hadern?<br />
Wenn es so nicht geht, dann eben anders – alles ist gut! Bist du No.12<br />
No. 10<br />
aber angespannt, fällt es schwer, dich zu freuen, denn Stress ist ein MUT<br />
HEILUNG<br />
absoluter <strong>Freude</strong>killer.<br />
Die natürliche<br />
Ordnung<br />
wiederherstellen<br />
Wahre, dauerhafte <strong>Freude</strong> ist unabhängig von äußeren Ereignissen.<br />
Sie kommt von innen und ist eine Frage der Einstellung zum gewinnt.<br />
Wer wagt,<br />
Leben. So locker Was flockig, du selbst tun kannst, wie es bei manchen aussieht, ist es allerdings<br />
nicht. <strong>Freude</strong> ist beständige Arbeit! Unser Umfeld macht es<br />
um gesund zu bleiben und<br />
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uns nicht immer MIT BEITRÄGEN leicht, VON in allem WWW.MAAS-MAG.DE das Gute zu sehen. Aber es geht:<br />
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No. 6|2017 GELD UND GLÜCK<br />
HEILUNG<br />
201 8 / N o. 10<br />
Themenmagazin No. 6 . GELD UND GLÜCK<br />
HEILUNG<br />
THEMENBAND No. 10<br />
Nur als<br />
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Nur als<br />
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MUT<br />
201 9 / N o. 12<br />
. Themenband No. 8<br />
Ich UND<br />
Gemeinschaft<br />
In Freiheit verbunden!<br />
LIEBE<br />
Die Bewusstseinsentwicklung<br />
Wirtschaftsmodell mit Zukunft<br />
LIEBE<br />
Wie viel Liebe hast du<br />
für dich und andere?<br />
Robert Betz . Anselm Grün . John Strelecky . Christoph Quarch<br />
MUT<br />
THEMENBAND No. 1 2<br />
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©<br />
3<br />
No. 8<br />
Wie Wertschätzung dein Leben<br />
und alle Beziehungen verändert.<br />
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Überwinde die Angst<br />
und lebe dein Leben .<br />
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EC K H A RT<br />
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ROBERT BETZ · SABINE ASGODOM · JOHN STRELECKY<br />
BEATE HOFMANN · TOBIAS BECK · GERALD HÜTHER
Inhalt<br />
WAS IST FREUDE?<br />
—<br />
<strong>Freude</strong> – Die Emotion 20<br />
des Feuerelements<br />
Tipps aus der 5-Elemente-<br />
Lehre (Antje Tittelmeier)<br />
<strong>Freude</strong> – schöner 94<br />
Götterfunken<br />
Friedrich Schiller’s Ode an<br />
die <strong>Freude</strong> (Karl Gamper)<br />
76<br />
freude tanken in der natur<br />
von Beate Hofmann<br />
Mehr als ein Gefühl 28<br />
Kann es falsche <strong>Freude</strong><br />
geben? (Christoph Quarch)<br />
Komm mit mir ins 32<br />
Abenteuerland<br />
<strong>Freude</strong> als Überwindungsprämie<br />
(Herrmann Scherer)<br />
Kann man auf 82<br />
Knopfdruck Spaß haben?<br />
Interview mit Tobias Beck<br />
Lebendigkeit entsteht 100<br />
durch Beziehung<br />
Die Verbindung zur Natur<br />
macht uns lebendig<br />
(Andreas Weber)<br />
Jeden Tag bestimmtest 110<br />
Du zur <strong>Freude</strong><br />
Aus der Mythologie über<br />
Isis, Aphrodite und Venus<br />
(Vera Zingsem)<br />
24<br />
bewusst schöne momente<br />
wahrnehmen von Stefan Frädrich<br />
Geld in <strong>Freude</strong> teilen 90<br />
Das Fearless-Girls-Projekt<br />
(Silke Hohmuth)<br />
LUSTLOS?<br />
—<br />
Stress ist ein <strong>Freude</strong>-Killer 12<br />
Wer gestresst ist, kann nicht<br />
glücklich sein<br />
(Michaele Kundermann)<br />
Auf der Suche nach <strong>Freude</strong> 16<br />
an einem Tag in der Natur<br />
(Anne-Maria Apelt)<br />
<strong>Freude</strong> am Lernen, <strong>Freude</strong> 35<br />
an der Arbeit, <strong>Freude</strong> am Leben<br />
Die Lust zu lernen ist angeboren<br />
(Ali Mahlodji)<br />
Die verschwundene 66<br />
Lebensfreude<br />
Sich liebevoll der verletzten<br />
Seite zuwenden<br />
(Maria Sanchez)<br />
Heilpflanzen für ein 70<br />
sonniges Gemüt<br />
Johanniskraut und<br />
Waldmeister (Anita <strong>Maas</strong>)<br />
28<br />
mehr als ein gefühl<br />
von Christoph Quarch<br />
90<br />
geld in freude teilen<br />
von Silke Hohmuth<br />
4
vier säulen der freude<br />
von Laura Seiler 40<br />
DAS LEBEN IST SCHÖN<br />
—<br />
Man kann den Tag auch 8<br />
vor dem Abend loben<br />
<strong>Freude</strong> entsteht im Kopf<br />
(Melanie Wolfers)<br />
Bewusst schöne 24<br />
Momente wahrnehmen<br />
Interview mit Stefan Frädrich<br />
Vier Säulen der <strong>Freude</strong> 40<br />
<strong>Freude</strong> ist eine aktive Handlung<br />
(Laura Melina Seiler)<br />
Die drei Wege zur <strong>Freude</strong> 58<br />
(Robert Betz)<br />
<strong>Freude</strong> tanken in der Natur 76<br />
12 Nächte unterm Sternenhimmel<br />
(Beate und Olaf<br />
Hofmann)<br />
Ein gesunder Körper 86<br />
als Basis für <strong>Freude</strong><br />
Wie du mit Ayurveda liebevoll<br />
für dich sorgst (Dana Schwandt)<br />
mehr freude in dein leben<br />
bringen von John Strelecky 44<br />
Mehr <strong>Freude</strong> in dein 44<br />
Leben bringen<br />
Mit deinem persönlichen<br />
<strong>Freude</strong>-Programm<br />
(John Strelecky)<br />
Aloha als Schlüssel 106<br />
zur <strong>Freude</strong><br />
Das Leben auf Hawaii<br />
(Jutta Hahr)<br />
Bring dein Herz 50<br />
vor <strong>Freude</strong> zum Singen<br />
Selbstliebe als Schlüssel zu<br />
erfüllender <strong>Freude</strong> (Robert Betz)<br />
heilpflanzen für ein sonniges<br />
gemüt von Anita <strong>Maas</strong> 70<br />
SONDERTEIL: ROBERT BETZ 49<br />
—<br />
IN JEDER AUSGABE<br />
—<br />
Kolumne 19<br />
Aus der Gesellschaft<br />
<strong>Freude</strong>ntränen<br />
(Jeannette Hagen)<br />
Filmtipps98<br />
(Dunja Burghardt)<br />
Schwarzes Brett 104<br />
die verschwundene lebensfreude<br />
von Maria Sanchez 66<br />
Kolumne74<br />
Positive Psychologie<br />
<strong>Freude</strong> tanken (Oliver Haas und<br />
Ann-Christin Heim)<br />
Impressum114<br />
5
KLEINE<br />
MORGEN<br />
GYMNASTIK<br />
Ich stehe mit dem<br />
richtigen Fuß auf,<br />
öffne das<br />
Fenster der Seele,<br />
verbeuge mich vor allem,<br />
was liebt,<br />
wende mein Gesicht<br />
der Sonne entgegen,<br />
springe ein paarmal<br />
über meinen Schatten<br />
und lache mich gesund.<br />
h a n s k r u p p a
—<br />
m e l a n i e w o l f e r s<br />
man kann<br />
den tag auch<br />
vor dem<br />
abend loben<br />
Sich vorbehaltlos zu freuen, fällt manchmal<br />
nicht leicht. Da erzählt ein Vater:<br />
»Ich stehe am Bett meiner Tochter<br />
und lausche ihrem ruhigen Atem. Liebe<br />
und Glück durchfluten mich. Doch plötzlich<br />
packt mich die Angst, dass ihr etwas Schreckliches<br />
zustößt: ein Unfall, ein Übergriff. Und<br />
ich verliere mich in meinen düsteren Fantasien.«<br />
Es ist paradox: Einerseits wünschen Menschen<br />
sich mehr <strong>Freude</strong>. Aber andererseits melden sich<br />
gerade in Augenblicken großen Glücks oft<br />
Befürchtungen zu Wort und schmälern die <strong>Freude</strong>.<br />
Woher kommt dieses Gedankenkino?<br />
In Momenten heller <strong>Freude</strong> ruft sich häufig<br />
unsere Verletzlichkeit in Erinnerung. In Augenblicken<br />
puren Glücks, in denen einfach alles<br />
stimmt, wird die Zerbrechlichkeit von allem umso<br />
stärker spürbar: Ich kann das Glück diesen Augenblicks<br />
– das gute Gespräch oder das Fest<br />
mit Freunden – nicht festhalten. Die Menschen,<br />
die mir viel bedeuten, sind fragil. So wie ich selbst<br />
und alles, was ich aufgebaut habe. Die Angst vor<br />
8
der Verwundbarkeit also macht unser Herz eng<br />
und bringt uns dazu, dass wir unserem Glück nicht<br />
trauen. Die Angst etwa, dass die <strong>Freude</strong> nicht<br />
lange währt – entsprechend der mahnenden<br />
Redewendung: »Du sollst den Tag nicht vor dem<br />
Abend loben«, denn wer weiß, was noch alles<br />
kommt …<br />
Unglücksfantasien, die das Hirn in Glücksmomenten<br />
wie von selbst produziert, entpuppen<br />
sich angesichts unserer Verwundbarkeit als ein<br />
nachvollziehbarer Schutzmechanismus: Um nicht<br />
ahnungslos von Enttäuschungen oder Verlust überrumpelt<br />
zu werden, spielen wir in der Vorstellung<br />
Unglücksszenarien durch. Um nicht aus heiterem<br />
Himmel vom Schmerz überrollt zu werden, trüben<br />
wir durch düstere Fantasien vorsorglich die <strong>Freude</strong><br />
ein – in der Hoffnung, dadurch mit dem möglichen<br />
Umschwung besser klar zu kommen.<br />
Doch mit diesem unbewussten Selbstschutz<br />
stellt man sich in mehrfacher Hinsicht ein Bein.<br />
Erstens: Wenn wir unsere Fähigkeit zur <strong>Freude</strong><br />
vergraben, präparieren wir uns gerade nicht für<br />
Enttäuschungen! Im Gegenteil, wir schwächen<br />
unsere seelische Widerstandskraft. Jedes Mal<br />
aber, wenn wir der <strong>Freude</strong> erlauben, dass sie unser<br />
Herz weit macht, stärken wir unsere Fähigkeit,<br />
mit den kleinen und großen Widrigkeiten umzugehen.<br />
Und wir kultivieren die Kraft der Hoffnung.<br />
Ein Zweites: Gedanken und Angstfantasien<br />
machen uns oft etwas vor. Humorvoll beobachtet<br />
Mark Twain: »Ich habe einige schreckliche Dinge<br />
in meinem Leben durchgemacht, von denen einige<br />
tatsächlich passiert sind.« Wer seine Aufmerksamkeit<br />
bevorzugt auf den möglichen SuperGAU<br />
richtet, lässt sich nicht nur das Glück<br />
des Augenblicks rauben, sondern er leidet hier und<br />
jetzt. Und muss oft im Rückblick feststellen: Ich<br />
habe mich grundlos verrückt gemacht und unter<br />
Katastrophen gelitten, die nie eingetreten sind.<br />
Und schließlich: Wenn tatsächlich etwas Befürchtetes<br />
eintreten sollte, dann werden wir um<br />
all die wunderbaren Augenblicke trauern, die wir<br />
nicht aus vollem Herzen genossen haben und die<br />
nun unwiderruflich vorübergegangen sind.<br />
Immer dann, wenn die <strong>Freude</strong> uns ergreifen<br />
will und wir uns ihr überlassen, machen wir uns<br />
verwundbar. Denn wir haben diesen Augenblick<br />
nicht in der Hand! Er ist uns geschenkt – und<br />
kann uns wieder genommen werden. Kein Wunder,<br />
dass <strong>Freude</strong> oft damit einhergeht, dass sie<br />
einen ängstigenden Schauder auslöst. Und manchmal<br />
überläuft uns sogar eine Gänsehaut.<br />
Dieses spontane Empfinden lässt sich kaum<br />
beeinflussen. Doch die entscheidende Weichenstellung<br />
liegt woanders, nämlich in der Frage: Wie<br />
deute ich das innere Beben, das in Augenblicken<br />
der <strong>Freude</strong> manchmal leise mitschwingt? Neige<br />
ich dazu, dieses innere Frösteln als Warnschuss<br />
zu interpretieren, der mahnt: »Freu dich nicht zu<br />
früh! Das ist nicht das wahre Leben!« Oder verstehe<br />
ich den Schauder als eine Einladung, dankbar<br />
zu sein: für den Menschen an meiner Seite, für<br />
den faszinierenden Blick vom Berggipfel oder einfach<br />
für den gegenwärtigen Augenblick?<br />
Wenn ich in mich selbst hineinhorche, dann<br />
geht mir auf, dass sich in mir verschiedene dieser<br />
Stimmen zu Wort melden. In diesem Wahrnehmen<br />
liegt eine große Chance, denn nun kann ich<br />
mich fragen: »Wem will ich mehr Glauben schenken:<br />
meiner Angst, die mir das Heute stiehlt, indem<br />
sie mich das Morgen fürchten lehrt? Oder<br />
meinem dankbaren Vertrauen, dass sich mir hier<br />
und jetzt das Leben in seiner Schönheit zeigt?«<br />
Dankbarkeit bewirkt, dass ich den Tag auch vor<br />
dem Abend lobe.<br />
WEGWEISER ZUR FREUDE<br />
Wie können wir in unserem Alltag der <strong>Freude</strong><br />
(mehr) Raum geben? Und falls sie mir zeitgleich<br />
die Zerbrechlichkeit in Erinnerung ruft: Was hilft,<br />
sich dennoch dem Strom der <strong>Freude</strong> zu überlassen?<br />
Zwei Hinweise:<br />
Natürlich werfen Höhepunkte ein besonderes<br />
Licht auf unser Leben. Doch <strong>Freude</strong> entsteht in<br />
ganz gewöhnlichen Augenblicken. Und gerade<br />
die kleinen <strong>Freude</strong>n bringen Glanz in den Alltag.<br />
Das wird besonders spürbar, wenn jemand nach<br />
einer schweren Krankheit wieder auf die Beine<br />
kommt oder bei einem Unfall einigermaßen heil<br />
davongekommen ist. Nach solchen Erfahrungen<br />
gewinnen unscheinbare Ereignisse oft eine große<br />
Bedeutung: der Duft frischgebrühten Kaffees, ein<br />
gemeinsamer Kinobesuch, wärmende Sonnenstrahlen<br />
im Gesicht …<br />
9
ewusst<br />
schöne<br />
momente<br />
wahr-<br />
nehmen<br />
Interview mit STEFAN FRÄDRICH<br />
Gründer der Plattform<br />
GEDANKENtanken<br />
24
WAS IST FÜR DICH FREUDE?<br />
Es gibt im Englischen drei Begriffe luck,<br />
pleasure und happiness. Luck ist eher ein<br />
Zufallsglück, das hat nichts mit <strong>Freude</strong> zu tun.<br />
Pleasure sind sinnliche Genüsse, die aber zu<br />
Suchtmechanismen führen können. Happiness<br />
ist für mich <strong>Freude</strong> – das dauerhafte Gefühl<br />
der heiteren Gestimmtheit. Man fühlt sich im<br />
Leben wohl, weiß, wer man ist, und tut Dinge,<br />
die einem Spaß machen.<br />
Ich bin ein großer Freund des Flow-Empfindens,<br />
d. h. dass man ein Ziel verfolgt, aber dann<br />
locker vor sich hin wurschtelt. Dabei verschmelzen<br />
Zeit und Handlung: Man bewirkt Dinge,<br />
bekommt unmittelbares Feedback, man wird<br />
nicht gestört dabei und tut Dinge, die einem<br />
sinnvoll erscheinen. Die Zeit vergeht wie von<br />
selbst. Das ist ein sehr intensives Glücksempfinden,<br />
ein Dopamin-Flow. Dadurch erarbeitet<br />
man sich Erfolge, erreicht sein Ziel, was zu einem<br />
Endorphin-Kick im Kopf führt. Nach dem Feiern<br />
kommt eine Pause, in der das Serotoninsystem<br />
anspringt. In diesen Pausen sucht man<br />
sich ein neues Ziel und kommt dann wieder in<br />
den Flow-Zustand. Es entsteht eine Art Glückskreisel<br />
mit drei Drogen: 1. Dopamin – ich arbeite<br />
auf ein Ziel hin, 2. Endorphin – ich habe<br />
mein Ziel erreicht und 3. Serotonin – ich ruhe<br />
mich aus. Wenn ich einen Fehler mache und nur<br />
im Wechsel von Dopamin-Endorphin bleibe,<br />
bin ich bald im Burnout. Oder im Boreout, wenn<br />
ich nur in der Entspannung bleibe. Dann werden<br />
die Dinge so langweilig, dass ich mich nicht<br />
mehr weiterentwickle.<br />
WORAN LIEGT ES, DASS<br />
SO VIELE MENSCHEN<br />
SCHEINBAR KEINE FREUDE<br />
EMPFINDEN?<br />
Viele Menschen beschäftigen sich nicht damit,<br />
wie man <strong>Freude</strong> empfindet. Wir werden von<br />
unserer Umgebung geprägt, versuchen zu funktionieren<br />
und uns in Systeme hinein zu pressen,<br />
die uns häufig nicht entsprechen. Es bedarf<br />
einer gewissen Selbstverantwortung, hinzuschauen<br />
und sich zu fragen: Wer bin ich, was<br />
kann ich, was mag ich und was mag ich nicht.<br />
Was sind meine Stärken und Schwächen? Was<br />
macht mir Spaß, was gibt mir Energie, was nimmt<br />
mir Energie? Dann schau dir dein Umfeld an:<br />
Familie, Freunde, Partnerschaft. Was stimmt<br />
da, was stimmt nicht? Gibt es in deinem sozialen<br />
Umfeld Energieräuber? Hast du einen Job,<br />
der dir Spaß macht? Hast du finanzielle Sorgen<br />
in deinem Leben? Bist du gesund und fit?<br />
Hast du etwas, das dich inspiriert und das deiner<br />
Persönlichkeit entspricht?<br />
Das ist ein analytischer Prozess, der je früher<br />
er im Leben stattfindet desto besser den inneren<br />
Kompass ausrichtet. Ich glaube, dass viele<br />
Menschen, die keine <strong>Freude</strong> empfinden, in diesem<br />
Prozess stecken und nicht den nächsten<br />
Schritt nehmen.<br />
WAS KANN MAN TUN,<br />
UM SEINEM LEBEN MEHR<br />
FREUDE, FARBE UND<br />
LEBENDIGKEIT ZU GEBEN?<br />
Wenn die Ausrichtung nach dem eigenen inneren<br />
Kompass, die Grundarchitektur für ein<br />
erfülltes Leben, stimmt, geht es um die bewusste<br />
Wahrnehmung ganz schlichter, sinnlicher<br />
Genüsse: ein Kinderlachen, ein guter Duft<br />
in der Luft, ausschlafen, Pausen machen, sich<br />
Dinge gönnen und Gutes tun. Bewusst schöne<br />
Momente sammeln und darauf schauen, was<br />
es Schönes in der Welt gibt. Die meisten<br />
Glücksmomente sind einfache Dinge wie frische<br />
Luft atmen, leckeren Kaffee trinken, einen<br />
lieben Blick einfangen, schöne Berührungen.<br />
IST FREUDE EIN GRUND-<br />
GEFÜHL, ALSO EIN ZUSTAND,<br />
ODER TRITT SIE NUR<br />
GELEGENTLICH AUF?<br />
Wir können durch Glücksskalen messen, wie<br />
glücklich Menschen sind. Dazu gehören Faktoren<br />
wie z. B. wie komme ich morgens aus<br />
dem Bett, kann ich einigermaßen souverän<br />
über meine Zeit bestimmen, tue ich sinnvolle<br />
Dinge und bin ich sozial vernetzt. Wenn diese<br />
Kriterien stimmen, ist man in einem dauerhaft<br />
guten Zustand. Sobald das in Unordnung gerät,<br />
hat man Stress. Das äußert sich in negativen<br />
Gefühlen.<br />
25
—<br />
c h r i s t o p h q u a r c h<br />
Mehr als<br />
ein Gefühl<br />
Kann es falsche <strong>Freude</strong> geben? Oder anders:<br />
Kann man sich in seiner <strong>Freude</strong> täuschen?<br />
Diese Fragen klingen irgendwie schief.<br />
Und doch hat sie einst ein ernstzunehmender<br />
Mensch gestellt – und zwar nicht irgendeiner,<br />
sondern ausgerechnet derjenige, der bis heute<br />
als einer der größten Weisen der europäischen<br />
Kultur gilt: Sokrates. Vielleicht hat er sie auch<br />
nicht gestellt und sein Schüler Platon (428-348<br />
v.Chr.) hat sie ihm nur in den Mund gelegt; was<br />
sehr wahrscheinlich ist, da Sokrates schon etwa<br />
50 Jahre tot war, als ihn Platon zur Hauptfigur<br />
seines Dialogs Philebos machte. Aber wie dem<br />
auch sei: Kann es falsche <strong>Freude</strong> geben? Die<br />
Frage klingt auch dann noch schief, wenn man<br />
weiß, dass Sokrates sie stellte. Doch gerade das<br />
macht sie so spannend. Auch heute noch. Gerade<br />
heute noch.<br />
Heute käme wohl niemand auf die Idee, danach<br />
zu fragen, ob es falsche <strong>Freude</strong> geben könne –<br />
oder ob man sich in seiner <strong>Freude</strong> täuschen kann.<br />
Allenfalls würden wir danach fragen, wie man<br />
sich dazu stellen soll, wenn sich herausstellt,<br />
dass dasjenige, worüber oder woran man sich<br />
freute, sich als Täuschung oder Irrtum erwiesen<br />
hat. Also etwa, wenn man sich darüber freut, ein<br />
goldenes Collier geschenkt zu bekommen und<br />
beim Auspacken der Schatulle feststellt, dass es<br />
doch nur eine blöde CD ist (wie es Emma Thompson<br />
in »Tatsächlich Liebe« widerfährt …). Oder<br />
wenn man sich über etwas freute, was sich dann<br />
als Fake erwies. In solchen Fällen waren Grund<br />
und Anlass für die <strong>Freude</strong> falsch und trügerisch<br />
– aber die <strong>Freude</strong> selber war doch echt und<br />
wahr. So würden wir wohl heute denken; und die<br />
Frage des Sokrates als absurd abtun.<br />
28
p r i m ä r e e m o t i o n<br />
Und das mit gutem Grund. Denn als Kinder<br />
der Moderne halten wir die <strong>Freude</strong> meist für ein<br />
Gefühl, mit dem wir unwillkürlich auf etwas reagieren:<br />
auf einen äußeren Reiz, eine Information,<br />
eine Berührung – oder auch einen Gedanken,<br />
eine Erinnerung, ein inneres Bild. Die<br />
Psychologen sprechen diesbezüglich gern von<br />
einer primären Emotion, die alles, was uns widerfährt,<br />
mit einem Wert versieht: Was uns<br />
freut, das finden wir gut; was uns Kummer macht,<br />
lehnen wir ab. Wobei diese Bewertung nicht –<br />
so denken wir gemeinhin – von unserem Wollen<br />
oder unserer Einsicht abhängt, sondern »aus<br />
dem Bauch« aufsteigt und uns – selbst wenn wir<br />
weder etwas damit wollen oder etwas dabei denken<br />
– den Daumen heben oder senken lässt: liken<br />
oder dissen.<br />
Wenn wir <strong>Freude</strong> als Gefühl interpretieren,<br />
liegt es fern, darüber nachzudenken, ob sie<br />
richtig oder falsch, vielleicht auch unwahr oder<br />
wahr sein könnte. Dann ist <strong>Freude</strong> eben <strong>Freude</strong>,<br />
und egal, woran sie sich erfreut oder wodurch sie<br />
ausgelöst ist: Sie stimmt uns positiv und heiter,<br />
lässt uns das, was sie geweckt hat, begrüßen und<br />
bejahen. Wenn wir so die <strong>Freude</strong> denken, macht<br />
die Frage, die den alten Sokrates umtrieb, wirklich<br />
keinen Sinn. Wollen wir sie also vergessen?<br />
Oder vielleicht zum Anlass nehmen, mal genauer<br />
hinzuschauen und uns zu fragen, wie er so etwas<br />
fragen konnte? Das könnte insofern spannend<br />
sein, als wir auf diesem Wege eine neue, ungewohnte,<br />
dabei vielleicht aber auch frische Sicht<br />
auf das Phänomen der <strong>Freude</strong> gewinnen können.<br />
// l u s t u n d f r e u d e<br />
Das zwingt uns allerdings dazu, ein bisschen<br />
weiter auszuholen und zu fragen, was ein alter<br />
Grieche – wie Sokrates – wohl im Sinn hatte,<br />
als er die <strong>Freude</strong> in Frage stellte. Da wissen wir<br />
zum Glück ganz gut Bescheid, denn das Wort,<br />
das Sokrates gebrauchte, wenn er über <strong>Freude</strong><br />
sprach, ist gut bekannt. Es heißt hedoné (ἡδονή).<br />
Von ihm leitet sich das Fremdwort hedonistisch<br />
ab, das wir gebrauchen, wenn wir jemanden charakterisieren<br />
wollen, der es bei allem, was er tut,<br />
immer nur auf Glück und Spaß und <strong>Freude</strong> ab-<br />
gesehen hat. Manchem ist vielleicht auch das<br />
Wort Hedonismus geläufig, das eine Denk- oder<br />
Lebensweise bezeichnet, die der Maximierung<br />
des eigenen Wohlergehens gewidmet ist. Kritische<br />
Zeitgenossen glauben, dass der Hedonismus die<br />
vorherrschende Haltung unserer spätmodernen<br />
Welt ist.<br />
Hedoné heißt <strong>Freude</strong> aber ebenso auch Lust.<br />
Irgendwie dachten die Griechen beides zusammen:<br />
Was <strong>Freude</strong> bereitet, verschafft uns auch<br />
Lust. Und umgekehrt: Was uns Lust verschafft,<br />
das macht auch <strong>Freude</strong>. Wenn wir das verstanden<br />
haben, wird es einfacher, dem alten Sokrates<br />
zu folgen, wenn er danach fragte, ob es falsche<br />
oder wahre <strong>Freude</strong> geben könne. Denn Lust ist<br />
auch in unserem Verständnis mehr als eine Emotion.<br />
Lust ist eine Weise, wie wir uns zur Welt verhalten.<br />
Das drücken wir dadurch aus, dass wir sagen:<br />
»Ich habe Lust zu diesem oder jenem.« »Dies<br />
oder das macht mir Lust«. Oder auch: »Da habe<br />
ich nun gar keine Lust zu.« Mit allen diesen Sätzen<br />
sagen wir etwas darüber, wie wir uns der Welt<br />
zuwenden; oder besser: wie wir die Welt erschließen<br />
– lustvoll oder lustlos.<br />
// l u g u n d t r u g<br />
Wer oder was aber entscheidet darüber, wann<br />
wir lustvoll oder lustlos sind? Die Hormone?<br />
Vielleicht. Aber wer oder was veranlasst unseren<br />
Körper dazu, mal diese und mal jene Hormone<br />
auszuschütten? Irgendwie kommt da der Geist<br />
ins Spiel. Und zwar in Gestalt unserer Haltung,<br />
unserer Überzeugungen, Glaubenssätze und<br />
Konzepte. Dass die eine auf dies, der andere auf<br />
das Lust hat, hängt – und darauf kommt es jetzt<br />
an – immer davon ab, wie die eine oder der andere<br />
tickt: wie sie sich zur Welt und zu sich selbst<br />
verhalten. Und hier, an diesem Punkt, kommen<br />
die Themen „wahr“ und „falsch“ ins Spiel.<br />
Denn es kann wirklich sein, dass wir an etwas<br />
<strong>Freude</strong> oder Lust auf etwas haben und uns darin<br />
täuschen: über uns selbst und über die Welt. Es<br />
kann sein, dass unsere Lust verblendet ist und<br />
uns ein Trugbild vorgaukelt: über uns selbst<br />
oder über die Welt. Das heißt: Es kann passieren,<br />
dass wir im Modus der Lust ein Phänomen der<br />
Welt erschließen und dabei als positiv gewahren,<br />
29
t i t e l<br />
j o h n s t r e l e c k y<br />
MEHR FREUDE IN DEIN LEBEN BRINGEN<br />
<strong>Freude</strong> ist eine der wunderbarsten Emotionen<br />
im Spektrum dessen, was wir als Menschen<br />
überhaupt empfinden können. Und<br />
dieses Gefühl kann sich sofort einstellen. Der<br />
Geruch von frisch gebackenen Keksen kann sofort<br />
Erinnerungen an glückliche Wochenenden<br />
wecken, die wir als Kind im Hause der Großmutter<br />
verbracht haben. Wenn wir an einem Strand<br />
stehen, die Rufe der Möwen hören und die Wellen<br />
an die Küste schlagen, dann werden schnell<br />
Erinnerungen an unseren Sommerurlaub als<br />
Teenager wach:<br />
An nicht enden wollende sorglose Stunden<br />
mit Freunden, an Lagerfeuer in der Nacht und<br />
an die erste Liebe …<br />
Doch trotz der Leichtigkeit und Intensität, mit<br />
der sich die <strong>Freude</strong> plötzlich zeigen kann, so<br />
kann sie auch unglaublich schwer zu fassen sein.<br />
Es kann Zeiten geben, in denen die <strong>Freude</strong> aus<br />
unserem Leben völlig verschwunden zu sein scheint<br />
und wir es für unwahrscheinlich halten, dass sie<br />
jemals wieder zurückkehrt. Dann hüllen uns<br />
Dunkelheit und Schwere wie eine dicke Decke ein,<br />
die wir trotz größter Anstrengung nicht zur Seite<br />
schieben können.<br />
WAS IST FREUDE EIGENTLICH?<br />
Woher kommt sie?<br />
Ist sie angeboren oder eine erlernte Emotion?<br />
Können wir sie wieder finden, wenn wir den<br />
Kontakt zu ihr verloren haben?<br />
Ich glaube, dass wir mit der Fähigkeit zur <strong>Freude</strong><br />
auf die Welt gekommen sind. Wir sind von Natur<br />
aus mit der Fähigkeit ausgestattet, <strong>Freude</strong> zu<br />
empfinden. Genauso, wie wir Liebe, Mut, Hoffnung<br />
und viele andere Emotionen erfahren können.<br />
44
Ähnlich wie eine Software, die auf einem Computer<br />
vorinstalliert ist, ist die <strong>Freude</strong> bereits<br />
im »menschlichen Betriebssystem« vorhanden.<br />
Und unter den richtigen Bedingungen und in<br />
der richtigen Umgebung kann sie ihre Kapazität<br />
voll entfalten.<br />
Für die meisten von uns geschieht das wahrscheinlich<br />
schon bald nach der Geburt. Als Baby<br />
werden wir sanft gehalten und getröstet. In eine<br />
weiche Decke gehüllt werden wir liebevoll umsorgt.<br />
Diese Erlebnisse öffnen das <strong>Freude</strong>-Programm<br />
in unserem System und wir erleben alle<br />
damit verbundenen Emotionen. Dies ist ein<br />
wundervolles Ereignis, denn <strong>Freude</strong> ist ein positives<br />
Gefühl. Und ein Teil unserer »Gehirnverkabelung«<br />
strebt stets danach, positive Gefühle<br />
ausfindig zu machen. Nachdem wir einmal<br />
<strong>Freude</strong> erfahren haben, suchen wir immer wieder<br />
danach. Wir greifen nach der weichen Decke,<br />
die sich auf unserer Haut so angenehm anfühlt.<br />
Wir suchen mit unseren Augen oder unserem<br />
Baby-Schreien nach dem Menschen, der uns so<br />
liebevoll behandelt.<br />
Aber es ist auch durchaus möglich, dass das<br />
»<strong>Freude</strong>-Programm« nicht geöffnet worden ist,<br />
als wir ein Baby waren. In einer feindlichen Umgebung,<br />
in der Liebe, Mitgefühl und Fürsorge<br />
nicht vorhanden sind, kann das »<strong>Freude</strong>-Programm«<br />
im Verborgenen liegen. Oder es wird<br />
selten benutzt, weil stattdessen immer wieder<br />
andere Programme geladen werden, wie Angst,<br />
Unsicherheit oder der schiere Drang zu überleben.<br />
Diese beiden Möglichkeiten können erhebliche<br />
Auswirkungen auf unsere späteren Lebens-<br />
Phasen haben. Denn schließlich neigen wir dazu,<br />
vor allem diejenigen »Betriebssysteme« zu verwenden,<br />
die wir am meisten nutzen. Wird das<br />
»<strong>Freude</strong>-Programm« oft geladen, dann wird es<br />
immer einfacher, es auch beim nächsten Mal wieder<br />
zu laden. Gleiches gilt aber auch für Angst,<br />
Unsicherheit und das Überleben.<br />
DAS FREUDE-PROGRAMM IST<br />
IMMER IN UNS<br />
Was die Fähigkeit zur <strong>Freude</strong> noch faszinierender<br />
macht, ist folgendes: Trotz unserer Neigung<br />
verstärkt jenes Betriebssystem zu laden, das wir<br />
am meisten nutzen, gibt es keine Garantie dafür,<br />
dass ein einmal mit <strong>Freude</strong> erfülltes Leben auch<br />
immer mit <strong>Freude</strong> erfüllt sein wird. Oder dass<br />
ein negatives Gefühl zum Dauerzustand wird.<br />
Das menschliche Dasein ist selten konstant. Jedes<br />
Leben hat seine Höhen und Tiefen.<br />
In vielerlei Hinsicht ist <strong>Freude</strong> wie die Fähigkeit,<br />
eine Fremdsprache fließend zu sprechen.<br />
Ein Kind, das in eine bilinguale Familie hineingeboren<br />
wird, in der beide Sprachen täglich gesprochen<br />
werden, wird sich zwangsläufig zu<br />
einem zweisprachigen Menschen entwickeln.<br />
Das ist keine bewusste Entscheidung des Gehirns.<br />
Es passiert einfach. Wenn das Kind jedoch<br />
im Laufe der Zeit immer weniger mit einer der<br />
beiden Sprachen in seiner Umgebung zu tun hat,<br />
dann wird es langsam immer schwieriger, die<br />
vernachlässigte Sprache zu sprechen oder zu<br />
verstehen. Denn das Gehirn ist dann mit anderen<br />
Programmen beschäftigt, die schneller und<br />
effizienter ablaufen.<br />
Schließlich wird sich das Kind bei mangelnder<br />
Praxis bald kaum noch an die zweite Sprache<br />
erinnern. Und doch zeigen zahlreiche Studien,<br />
dass eine einmal erworbene Sprachbeherrschung<br />
immer noch da ist. In der richtigen Umgebung<br />
und unter den richtigen Bedingungen<br />
können die Verbindungen im Gehirn, die bereits<br />
zuvor die flüssige Sprachkompetenz ermöglicht<br />
haben, wieder reaktiviert werden. Diese Menschen<br />
können ihre Sprachkenntnisse also wiedererlangen.<br />
Und zwar mit einem Tempo, das<br />
weitaus höher ist, als wenn sie die Fremdsprache<br />
völlig ohne Vorkenntnisse lernen würden.<br />
Diese Tatsache ist äußerst inspirierend, wenn<br />
man sie auf die <strong>Freude</strong> überträgt. Denn in Ausfallzeiten,<br />
in denen es uns unmöglich scheint,<br />
zur <strong>Freude</strong> zurückzukehren, ist das in Wirklichkeit<br />
nicht der Fall. Das »<strong>Freude</strong>-Programm« ist<br />
in uns. Immer. Und stets bereit zur Reaktivierung.<br />
Dieses hier auf die <strong>Freude</strong> bezogene Konzept<br />
der Sprachbeherrschung ist auch für Menschen<br />
wichtig, die keine glückliche Kindheit<br />
hatten. In deren Leben sich vielleicht keine tiefen<br />
»<strong>Freude</strong>n-Muster« etabliert haben. Was<br />
können sie tun? Aus dem Sprachenlernen wissen<br />
wir: Der schnellste Weg, um eine Fremdsprache<br />
fließend zu beherrschen, ist, wirklich<br />
in die neue Sprache einzutauchen. Etwa in einem<br />
anderen Land, in dem diese Sprache gesprochen<br />
45
SONDERTEIL<br />
ROBERT<br />
BETZ<br />
Foto: Katharina Kraus<br />
Robert Theodor Betz, Diplom-Psychologe,<br />
geboren 1953 im Rheinland, gehört seit<br />
Jahren zu den erfolgreichsten Lebenslehrern,<br />
Coaches und Top-Speakern im deutschsprachigen<br />
Raum. Seine Bestseller standen insgesamt<br />
über 430 Wochen auf der spiegel-Bestsellerliste<br />
und erreichten bisher eine Auflage von weit über<br />
eine Million verkaufter Exemplare. Seine lebensnahen<br />
und humorvollen Vorträge begeistern jährlich<br />
Zigtausende Männer und Frauen quer durch<br />
alle Bevölkerungs- und Altersgruppen und ermutigen<br />
sie, aus ihrem Schöpferbewusstsein heraus<br />
ihrem Leben eine neue Richtung zu geben.<br />
Nach Industriekaufmannslehre, Abendgymnasium<br />
und Psychologiestudium in Hamburg<br />
arbeitete er vierzehn Jahre in der Wirtschaft,<br />
zuletzt als Vice President Marketing Europe<br />
eines amerikanischen Industrieunternehmens<br />
bei Düsseldorf, das er 1995 verließ, um seinem<br />
Leben eine entscheidende Wende zu geben. In<br />
München begann er 1997 seine ersten Vorträge<br />
zu halten sowie seine psychotherapeutische<br />
robert betz<br />
Arbeit in eigener Praxis, die er heute zugunsten<br />
seiner Vortrags- und Seminararbeit nicht mehr<br />
betreibt.<br />
In den folgenden Jahren entwickelte er aus<br />
einer christlich-spirituellen Grundhaltung heraus,<br />
die weder an Kirche und Religion noch an<br />
eine andere Glaubensgemeinschaft oder Organisation<br />
gebunden ist, einen eigenen Befreiungsweg<br />
unter der Bezeichnung ›Die Transformations-Therapie‹,<br />
dessen Grundlagen er heute in<br />
zahlreichen Seminaren und Vorträgen vermittelt.<br />
In seiner Arbeit verbindet Robert Betz auf einzigartige<br />
Weise Psychologie und Spiritualität<br />
und zeigt auf, wie der Mensch sich wieder an<br />
seine Ur-Natur erinnern und durch seine bewusst<br />
und mit Liebe angewendete Schöpferkraft<br />
ein erfülltes, glückliches und erfolgreiches Leben<br />
erschaffen kann.<br />
Seine Wahlheimat ist seit vielen Jahren die<br />
griechische Insel Lesbos, auf der er fünf Monate<br />
im Jahr lebt und auf der er und seine Seminarleiter<br />
eine Vielzahl von Seminaren durchführen.<br />
49
t i t e l<br />
SONDERTEIL<br />
ROBERT<br />
BETZ<br />
bring dein herz<br />
vor freude zum<br />
singen<br />
Wie du zu wahrer<br />
Lebensfreude gelangst<br />
—<br />
r o b e r t b e t z<br />
Die <strong>Freude</strong> gehört zur ersten Natur des Menschen.<br />
Das heißt, von Natur aus befindet<br />
sich jeder Mensch im hochschwingenden<br />
Zustand der <strong>Freude</strong>. Das können wir an jedem<br />
Baby beobachten und auch spüren. Aber<br />
schon während der ersten Lebensjahre verschließen<br />
wir alle unser Herz mehr und mehr<br />
und machen unseren Verstand, den Kopf,<br />
zum Chef in unserem Inneren mit seinen<br />
vielen kritischen und verurteilenden Gedanken<br />
über uns selbst und über das Leben.<br />
Warum machen wir nur so etwas Merkwürdiges<br />
und verschließen unser Herz für<br />
die Wertschätzung und Liebe zu uns selbst?<br />
Wieso erschaffen wir uns selbst und anderen<br />
so viel Leid, Schmerz, Enttäuschung und<br />
Verletzungen anstatt das Leben in größter<br />
<strong>Freude</strong> miteinander zu feiern?<br />
Nun, erstens erlebte kaum jemand von<br />
uns eine Mutter oder einen Vater,<br />
die wirklich glücklich waren und vor<br />
Lebensfreude sprühten. Daraus können<br />
wir schließen, dass weder Mama noch Papa<br />
uns eine ›Betriebsanleitung‹ für ein glückliches<br />
Leben geben konnten. Kinder lernen durch das<br />
Vorbild ihrer Eltern, übernehmen ihre Gedanken,<br />
erzeugen ähnliche Gefühle und lernen schon früh,<br />
in den engen, schmerzenden ›alten Schuhen‹ der<br />
Verurteilung, des Sich-Aufopferns und des Opfer-Spiels<br />
zu gehen.<br />
Zweitens kann sich kein Kind erlauben, glücklicher<br />
zu sein als seine Eltern. Als kleines Kind<br />
können wir uns nicht von ihnen abgrenzen und<br />
sagen: »Behaltet ihr eure Sorgen und macht<br />
euch das Leben nur weiter schwer. Ich genieße<br />
es, mich am Leben zu erfreuen.« Das würde ein<br />
50
m a r i a s a n c h e z<br />
die verschwundene<br />
lebensfreude<br />
was du tun kannst, um deiner<br />
natürlichen freude wieder raum zu geben<br />
An Ratgebern zum Thema Lebensfreude<br />
herrscht kein Mangel. Viele empfehlen,<br />
sich für die <strong>Freude</strong> zu entscheiden und<br />
sich mit bestimmten Formen von Visualisierungsreisen<br />
mit der <strong>Freude</strong> zu verbinden. Wenn es nur<br />
so einfach wäre.<br />
Meine Erfahrung ist, dass diese Maßnahmen<br />
nicht tief genug greifen. Für die meisten fährt<br />
der Zug in die falsche Richtung. Der Grund ist:<br />
Unser inneres System, unsere Psyche, ist immer<br />
nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Wenn es<br />
bestimmte Persönlichkeitsseiten in uns gibt, die<br />
die Lebensfreude verloren haben, stellt sich doch<br />
zunächst die Frage, wie kommt das eigentlich?<br />
Was ist in unserem Leben geschehen, dass dasjenige,<br />
was wir an Kindern noch beobachten<br />
können, verloren gegangen ist?<br />
Wenn wir Kinder sehen, wie sie ins Leben greifen,<br />
wie sie das Leben kennenlernen möchten,<br />
wie sie neugierig sind auf das Leben, dann sehen<br />
wir ihre sprudelnde Entfaltungskraft, mit der jeder<br />
Mensch geboren wird. Wir sehen ihre <strong>Freude</strong><br />
über manchmal noch so banale Dinge. Und wir<br />
können uns fragen, was ist geschehen, dass uns<br />
die Anbindung an dieses natürliche Lebensfeuer<br />
abhandengekommen ist?<br />
Was kannst du tun, um dich mit wieder mit<br />
deiner ursprünglichen Lebensfreude zu verbinden?<br />
Gehe zum tiefsten Punkt in dir, zu den Seiten,<br />
die sich von der <strong>Freude</strong> abgewendet haben.<br />
Greife nicht nur zu einer autosuggestiven Decke,<br />
denn diese hilft auf Dauer nicht, sie deckt nur zu.<br />
Buche nicht nur eine Visualisierungsreise an<br />
schöne Orte, sondern schaffe eine emotionale<br />
Nähe zu dir selbst, damit du ein inneres Zuhause<br />
66
hast. So musst du nicht ständig verreisen, in der<br />
Hoffnung, irgendwo »da draußen« eine Heimat<br />
zu finden.<br />
Wenn wir wirklich in unserer tiefsten Tiefe Lebensfreude<br />
wieder zum Fließen, zum Sprudeln<br />
bringen möchten, dann brauchen wir eine emotionale<br />
Hinwendung zu den Seiten, die gerade<br />
nicht in der Lebensfreude sind.<br />
Wir können uns diese Situation am Beispiel<br />
eines realen Kindes vorstellen. Da ist ein Kind,<br />
das ursprünglich einmal die Lebensfreude hatte<br />
und plötzlich nur noch in seinem Zimmer sitzt<br />
und nicht mehr raus möchte. Das vielleicht traurig,<br />
wütend oder enttäuscht ist, sich ablenken<br />
muss oder emotional isst, Computerspiele<br />
spielt und überhaupt nicht im Kontakt mit seiner<br />
ursprünglichen Entfaltungskraft und <strong>Freude</strong><br />
ist. Dann würden wir ja wahrscheinlich auch<br />
nicht sagen: Hier hast du eine CD. Höre sie dir<br />
an und dann geht es dir wieder gut. Vielmehr<br />
würden wir doch versuchen, uns dem Kind zu<br />
nähern und es fragen: Was ist eigentlich los?<br />
Wie geht es dir denn? Mal abgesehen davon,<br />
dass sich beim Vorschlag, eine CD zu hören, natürlich<br />
auch die Frage stellt, welches Menschenoder<br />
Weltbild wir diesem Kind eigentlich vermitteln.<br />
Denn beim Kind wird vermutlich die<br />
Botschaft landen, auch wenn wir das vielleicht<br />
gar nicht wollen und unser Angebot liebevoll<br />
gemeint ist: Wenn du nicht fröhlich bist, bist du<br />
nicht willkommen. Die Welt will dich nur, wenn<br />
du dich gut fühlst. Erst dann bist du in Ordnung.<br />
Genau diese oft unbewusste Mitteilung verhindert<br />
jedoch, dass sich das Kind überhaupt wohlfühlen<br />
könnte. Dadurch drehen wir uns im Kreis.<br />
So, wie wir das Kind behandeln würden, können<br />
wir auch mit uns selbst verfahren. Auf uns<br />
übertragen geht es also um einen Kontakt zu<br />
den Seiten in uns, die das Empfinden von <strong>Freude</strong><br />
verloren haben. Uns ihnen zu nähern, statt<br />
eine »<strong>Freude</strong>-Pille« zu schlucken, führt uns zurück<br />
in einen natürlichen Zustand von<br />
»Seins-<strong>Freude</strong>«. Natürlich kann es wunderbar<br />
und hilfreich sein, mithilfe einer Visualisierungsreise<br />
den Zustand von <strong>Freude</strong> in sich überhaupt<br />
erst einmal erfahren zu können. Aber<br />
wenn wir nicht in einer Abhängigkeit zu diesen<br />
Übungen, zu diesen »<strong>Freude</strong>-Pillen« enden<br />
möchten, brauchen wir die Hinwendung zu den<br />
verwundeten Kindseiten in uns. Die interessante<br />
Frage lautet doch:<br />
was ist geschehen, dass wir nicht<br />
mehr innerlich angebunden sind<br />
an dasjenige, was wir lebensfreude<br />
nennen?<br />
mithilfe folgender übung kannst<br />
du einen kontakt zu der seite in<br />
dir herstellen, die von der freude<br />
abgeschnitten ist.<br />
1 Schreibe auf ein leeres Blatt Papier das<br />
Wort ›<strong>Freude</strong>‹.<br />
2<br />
Notiere, ohne lange zu überlegen, alles,<br />
was du in Bezug auf dich selbst damit<br />
assoziierst.<br />
3 Lese dir das Geschriebene noch einmal in<br />
Ruhe durch und kreise die Sätze ein, in<br />
denen Angst und/oder Schmerz enthalten<br />
sind.<br />
4 <br />
5<br />
Entscheide dich für einen Satz, der dich im<br />
Hinblick auf Angst und/oder Schmerz<br />
in diesem Moment am stärksten anspricht.<br />
Wähle nun ein Symbol (z. B. eine Decke<br />
oder ein Kissen) für die Persönlichkeitsseite<br />
in dir, die durch diesen Satz repräsentiert<br />
wird.<br />
6 Wie alt ist diese Persönlichkeitsseite?<br />
Empfindest du sie so alt wie du jetzt bist<br />
oder jünger?<br />
7<br />
Stelle dir nun vor, es würde sich hierbei<br />
um ein reales Kind oder eine reale Person<br />
handeln.<br />
67
FREUDE TANKEN<br />
IN DER NATUR<br />
—<br />
BEATE & OLAF HOFMANN<br />
76
Was sind deine ersten Gedanken<br />
morgens nach dem Aufwachen?<br />
Gehst du schon mal<br />
die To-do-Liste mit ihren Prioritäten<br />
durch? Gilt deine Aufmerksamkeit<br />
den Herausforderungen, die auf dich warten?<br />
Freust du dich auf den ersten Kaffee am<br />
Morgen oder bedauerst du, dass die Nacht<br />
schon wieder vorbei ist und startest höchst<br />
ungern in den neuen Tag?<br />
Wenn ich aufgestanden bin und über<br />
den Flur ins Bad gehe, fällt mein Blick auf<br />
das schräge Dachfenster. Darauf steht in<br />
geschwungener weißer Kreideschrift:<br />
»Ich schulde dem Leben das<br />
Leuchten in meinen Augen«.<br />
Den Satz habe ich als Inschrift an einer<br />
Holzskulptur gelesen und beschlossen, ihn<br />
mitzunehmen in unsere Wohnung, in<br />
mein Leben. Ich habe noch nie gezählt,<br />
wie oft ich täglich diesen Satz lese. Das<br />
geschieht unbewusst, aber er klingt in mir<br />
nach, wenn ich den Luxus des heißen und<br />
kalten Wassers unter der Dusche genieße.<br />
Er mobilisiert die Lebensgeister und<br />
weckt Neugier auf den Tag. Manchmal<br />
bleibe ich kurz stehen bevor ich die Wohnung<br />
verlasse, lese die schlichten Worte<br />
und freue mich einfach.<br />
Ich freue mich daran, einen Moment<br />
innezuhalten, freue mich, dass ich ohne<br />
Anstrengung atme, dass mein Herz schlägt,<br />
dass ich heute lebe und dass ich diesen<br />
Tag gestalten kann. Es gibt auch andere<br />
Tage, sicher! Da werde ich gelebt und habe<br />
Mühe, dem Tempo zu folgen, das mir Kalender,<br />
Telefon und Mails vorgeben. Dann<br />
hilft mir die zarte Erinnerung an der Fensterscheibe,<br />
das Steuerrad in meinem Alltag<br />
und damit die Verantwortung für meine<br />
Zeit, mein Gemüt, mein Tun und das Lassen<br />
wieder bewusster zu übernehmen. Mir<br />
wird klar: Ich habe Grund unter meinen<br />
Füßen. Ich habe Grund zur <strong>Freude</strong>.<br />
<strong>Freude</strong> als Lebensphilosophie – das ist nicht jedermanns<br />
Sache in Deutschland. Sicher hast du auch<br />
schon die Erfahrung gemacht, dass jemand erstaunt<br />
oder irritiert schaut, wenn wir ihn unverhofft auf der<br />
Straße oder in der S-Bahn anlächeln. Wer einen wildfremden<br />
Menschen freundlich grüßt, muss damit rechnen,<br />
dass der andere wegschaut. Aber es fühlt sich wie<br />
ein unverhoffter Sonnenstrahl an, wenn nach anfänglicher<br />
Verwirrung ein Lächeln erwidert wird und sich die<br />
Begegnung zwischen Menschen mit Leichtigkeit füllt.<br />
Die Welt scheint ein Stück heller zu werden, wenn<br />
wir die <strong>Freude</strong> in unseren Alltag einladen, sie spüren<br />
und sie mit anderen teilen. Also ist es wirklich schlau,<br />
den Tag mit einer Erinnerung an das zu starten, was<br />
uns <strong>Freude</strong> macht, wofür wir dankbar sind.<br />
Henry David Thoreau, Philosoph, Gesellschaftsrebell<br />
und Naturliebhaber, zog sich 1845 in ein selbst gebautes,<br />
schlichtes Holzhaus am Walden See in Massachusetts<br />
zurück. Er suchte nach dem Wesentlichen des Lebens.<br />
Ernüchtert von beruflichen Krisen und voller<br />
Trauer über den frühen Tod seines Bruders war er auf<br />
der Suche nach dem, was trägt und ermutigt. Er wollte<br />
herausfinden, ob das einfache Leben in unmittelbarer<br />
Nähe zur Natur ihm dabei helfen würde. Jeden Morgen<br />
stellte sich der Philosoph offenbar die gleichen<br />
drei Fragen:<br />
?<br />
WAS IST GUT<br />
IN MEINEM LEBEN?<br />
WORÜBER KANN<br />
ICH GLÜCKLICH SEIN?<br />
WOFÜR KANN<br />
ICH DANKBAR SEIN?<br />
77
ein gesunder<br />
körper als basis<br />
für freude<br />
Wie du mit Ayurveda<br />
liebevoll für dich sorgst<br />
—<br />
d a n a s c h w a n d t<br />
86
<strong>Freude</strong> ist unser natürlicher Zustand. Und doch fühlen<br />
sich die meisten von uns nicht dauerhaft oder wenigstens<br />
überwiegend freudvoll. Ayurveda möchte uns das<br />
ermöglichen. Es ist die Wissenschaft für ein langes,<br />
gesundes und freudvolles Leben. Es gibt viele Dinge, die uns<br />
aus unserem natürlichen Zustand der <strong>Freude</strong> herauskatapultieren.<br />
Einer der größten Faktoren dabei ist unsere Gesundheit.<br />
Damit meint Ayurveda nicht die bloße Abwesenheit von Krankheit,<br />
sondern das Leben mit unserem vollständigen, physischen<br />
Potenzial. Der Zustand, den wir landläufig »gesund« nennen,<br />
ist aus ayurvedischer Perspektive oft schon ein gehöriger Ungleichgewichtszustand,<br />
der uns im Jetzt einschränkt und<br />
gleichzeitig Vorbote ist für ernstere Krankheiten in der Zukunft.<br />
Es sind simple Dinge wie, morgens vor Müdigkeit nicht<br />
aus dem Bett zu kommen, später den Kaffee oder Zucker zu<br />
brauchen, damit mein Kopf beim Nachmittagstief nicht auf<br />
meinem Schreibtisch aufschlägt, und abends erschöpft mit<br />
Schoki und Chips auf dem Sofa zu landen, um sich dafür zu<br />
belohnen, dass wir den Tag geschafft haben. Wenn wir krank<br />
sind, Schmerzen haben oder Verdauungsstörungen wie Sodbrennen,<br />
Blähbauch, Völlegefühl oder Durchfall auftreten,<br />
ist es schwer, gleichzeitig in einem natürlichen Zustand der<br />
<strong>Freude</strong> zu sein. Die Frage ist also, wie können wir das ändern?<br />
Wie bringen wir uns in unser physisches Optimum,<br />
das uns der <strong>Freude</strong> automatisch näher bringt?<br />
Aus ayurvedischer Sicht haben fast alle Ungleichgewichtszustände<br />
ihren Ursprung im Stoffwechsel. Diese Ungleichgewichtszustände<br />
wiederum sind der erste Schritt zu<br />
ernsthafteren Krankheiten, inklusive derer, von denen wir<br />
befürchten, dass sie uns irgendwann aus dem Nichts ereilen,<br />
wie Krebs, Herzinfarkt, Diabetes & Co. Ein Grundprinzip aus<br />
dem Ayurveda ist »Krankheiten sind leichter zu verhindern<br />
als zu heilen«. Deswegen wird alles darauf ausgelegt, den<br />
Ursprung der Probleme zu beheben und den Stoffwechsel<br />
ins Gleichgewicht zu bringen.<br />
Ein wichtiger Faktor im Beurteilen der Verdauung ist die<br />
Darmentleerung. Sie sagt uns vieles darüber, wie es uns geht.<br />
Ist unsere Verdauung im Gleichgewicht, haben wir 1-2 Mal<br />
pro Tag eine vollständige Darmentleerung. Die erste idealerweise<br />
innerhalb von einer Stunde nach dem Aufstehen. Der<br />
Stuhlgang riecht kaum und ist weich aber geformt. So wie<br />
Zahnpasta oder eine reife Banane. Weitere Faktoren sind<br />
gleichmäßige Energie über den Tag, die Abwesenheit von<br />
Verdauungsbeschwerden, ein stabiles Immunsystem und ein<br />
wacher, klarer Geist.<br />
Im Ayurveda definieren wir<br />
drei Ungleichgewichtszustände<br />
im Stoffwechsel:<br />
> Sensible Verdauung<br />
Sensible Verdauung ist wechselhaft.<br />
Diese Menschen neigen zu trockenem<br />
Stuhlgang und Verstopfungen im Wechsel<br />
mit Durchfall. Sie haben zu viel Luft<br />
im Bauch, die einen Blähbauch, Blähungen<br />
oder auch die Neigung zum Aufstoßen<br />
mit sich bringen. Menschen mit<br />
sensibler Verdauung neigen außerdem<br />
zu Nahrungsmittelunverträglichkeiten<br />
und allerlei Allergien.<br />
> Heiße Verdauung<br />
Heiße Verdauung ist zu schnell und ist<br />
sehr sauer. Diese Menschen neigen zu<br />
Durchfall, Sodbrennen und saurem Aufstoßen.<br />
Sie haben in der Regel großen<br />
Hunger und manchmal das Problem zuzunehmen.<br />
Sie sammeln grundsätzlich<br />
zu viel Säure an, die der Ursprung jeglicher<br />
Entzündungszeichen im Körper ist.<br />
> Träge Verdauung<br />
Träge Verdauung ist zu langsam. Diese<br />
Menschen neigen zu Völlegefühl und<br />
Trägheit. Sie sind Genießer und lieben<br />
das Essen. Da sie super Verwerter sind,<br />
brauchen sie allerdings weniger, als sie<br />
gerne essen würden. Sie nehmen leicht<br />
zu und schwer ab, was oft zu Übergewicht<br />
führt.<br />
Bleibt die Frage, wie wir unsere Verdauung<br />
ins Gleichgewicht bringen.<br />
Ayurveda ist auf der einen Seite ein<br />
hochkomplexes medizinisches System<br />
und auf der anderen Seite wird es die<br />
»Medizin des Volkes« genannt, weil die<br />
Basics so leicht umzusetzen sind und sie<br />
einen so großen Effekt auf unsere Gesundheit<br />
haben.<br />
87
FREUDE<br />
—<br />
SCHÖNER<br />
GÖTTER<br />
FUNKEN<br />
…<br />
KARL GAMPER<br />
94
Kaum etwas ist so in unserer sozialen DNA<br />
verankert wie dieser Text von Friedrich<br />
Schiller, den er im Sommer 1785 schrieb.<br />
Doch im Grunde unsterblich wurde diese Ode an<br />
die <strong>Freude</strong>, als der Gigant Beethoven 1824 seine<br />
9. Sinfonie um diese prophetischen Zeilen webte.<br />
<strong>Freude</strong> ist wahrlich ein<br />
Götterfunke. Eine tiefe<br />
Erinnerung an das Göttliche<br />
in uns, das wir als<br />
<strong>Freude</strong> erleben und als<br />
himmlischen Funken in<br />
unser Bewusstsein aufnehmen<br />
dürfen, damit<br />
sich das Feuer dieses<br />
»Heiligthums« – das wir<br />
sind – in uns ausbreiten<br />
und uns nähren und erfüllen<br />
darf. <strong>Freude</strong> ist Licht. Licht ist Bewusstheit.<br />
Was uns bewusst ist, ist für uns hell, erkennbar,<br />
erfühlbar, wach wahrnehmbar. Somit<br />
ist <strong>Freude</strong> der Beginn und auch das Ende einer<br />
Pilgerfahrt in unserer ureigenen Heimat. Aus<br />
Gründen, die wir nur vermuten können, ist dieses<br />
…<br />
TOCHTER AUS ELISIUM<br />
WIR BETRETEN FEUERTRUNKEN<br />
HIMMLISCHE, DEIN HEILIGTHUM<br />
DEINE ZAUBER BINDEN WIEDER<br />
WAS DER MODE SCHWERD GETHEILT<br />
BETTLER WERDEN FÜRSTENBRÜDER<br />
WO DEIN SANFTER FLÜGEL WEILT<br />
…<br />
Menschenspiel so angelegt, dass wir aus der<br />
Glückseligkeit der <strong>Freude</strong> fallen, uns verirren, uns<br />
verstricken in den offensichtlichen wie subtilen<br />
Fallen der Getrenntheit, um uns letztlich wieder<br />
im Paradies einzufinden. Bereichert durch die Erfahrungen<br />
des Lebens.<br />
So gesehen ist das Leben<br />
eine Reise, bei der wir nie<br />
unsere Heimat wirklich verlassen<br />
haben. Mehr noch:<br />
Es ist gar nicht möglich,<br />
dieses »Heiligthum« zu<br />
verlassen. Doch … wir können<br />
es zu einer »Mode«<br />
machen. Zu einem wechselhaften<br />
Spiel. Zu einer<br />
Illusion, die sich als Getrenntheit<br />
zeigt. Und zwar<br />
in immer neuen, immer anderen Formen und<br />
Farben und Klängen und Welten, die wir als »real«<br />
bezeichnen, um sie dann auch so zu erleben. Was<br />
wäre, würden wir diese Illusion beenden? Würden<br />
wir das Schwert dieser Mode ersatzlos entsorgen?!<br />
Diese Zeile offenbart eine Welt für sich. Einen<br />
Bewusstseinszustand, der hellsichtig die innere<br />
Dynamik einer Bewegung erfasst, die sich in der<br />
Gegenwärtigkeit zeigt. Im Raum eines zeitlosen<br />
Jetzt. Es gilt, dieses JETZT als einen Raum zu<br />
begreifen, als eine Dimension, die sich jenseits<br />
der »Mode« permanenter Veränderung bewegt.<br />
Hier muss sich der Verstand ausklinken, denn<br />
dies ist ihm zu hoch. Und zwar in des Wortes<br />
buchstäblichem Sinn! Der Verstand kann das unmöglich<br />
verstehen. Wohl jedoch unser erkennendes<br />
Bewusstsein. Jener Aspekt in uns, der sich<br />
seines Seins als ICH BIN bewusst ist.<br />
Um es noch einmal zu wiederholen, da es zu<br />
wichtig ist: Weiblich im Sinne der polaren Kraft.<br />
Weiblich im Sinne der Magie des Yin. Weiblich<br />
für eine Balance. Für einen Ausgleich, der das<br />
Leben auf diesem Planeten Gaia in ein fließendes<br />
Gleichgewicht rückt. Eine so erkannte Yin-<br />
TOCHTER AUS ELISIUM<br />
DIE WELT MUSS WEIBLICH WERDEN<br />
Sollte dir, liebe Leserin, lieber Leser, an dieser<br />
Stelle etwas schwindlig werden, so ist dies das<br />
beste aller Zeichen. Du bist dabei, feuertrunken<br />
dein Heiligtum in dir in Besitz zu nehmen. Dich in<br />
dieses Heiligtum zu hüllen, dich damit zu kleiden.<br />
»Tochter aus Elisium«. Schiller hat damit vor<br />
Jahrhunderten erfasst, was wir zunehmend als<br />
weltweite Bewegung des Bewusstseins erkennen<br />
und als »heilig, heil« erfahren. Ich spreche<br />
hier von jenem weiblichen Pol in uns allen, vom<br />
Yin der Taoisten, die in dieser enormen Yin-Kraft<br />
die Heilung eines übermächtigen und damit desaströsen<br />
Yang schon lange erkannt haben.<br />
Kraft führt uns als Menschheit in das Elisium,<br />
also in das mythologische Land der Seligen. In<br />
den Bewusstseinszustand des vollkommenen<br />
Glücks, der ungetrübten <strong>Freude</strong>. In jenes Paradies,<br />
das in uns schlummert und darauf wartet,<br />
wachgeküsst zu werden.<br />
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