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Maas No.13 Freude

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FREUDE<br />

I M P U L S E F Ü R E I N E R F Ü L LT E S L E B E N<br />

THEMENBAND No. 13<br />

<strong>No.13</strong><br />

FREUDE<br />

Lebe,<br />

liebe,<br />

lache!<br />

RO B E RT<br />

S O N D E RT E<br />

B E T Z<br />

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zum Hüter der Menschheit<br />

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In der Gemeinschaft<br />

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UND<br />

Gemeinwohlökonomie –<br />

Wirtschaftsmodell mit Zukunft<br />

Christian Felber<br />

Im Glauben verbunden<br />

Pater Anselm Grün<br />

Schule und dann?<br />

Gerald Hüther<br />

Visionssuche<br />

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Eckart Tolle<br />

Wie Arbeit glücklich macht<br />

Veit Lindau<br />

Veränderung ist jetzt dran<br />

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IMPULSE FÜR EIN ERFÜLLTES LEBEN<br />

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Körper UND<br />

Geist<br />

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Gefühle<br />

zulassen und leben<br />

Ich UND<br />

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Liebe Leserin,<br />

lieber Leser!<br />

no. 1<br />

Rüdiger Dahlke . Clemens Arvay . Wolf Dieter Storl . Clemens Kuby<br />

W<br />

Die Lösung liegt in der<br />

Co-Kreativität<br />

Bist du am<br />

Prof. Dr. Gerald Hüther<br />

richtigen Platz?<br />

ann und worüber hast du dich das letzte Mal so richtig von<br />

zum Hüter der Menschheit<br />

Veit Lindau<br />

Schule und dann?<br />

Gerald Hüther<br />

In der Gemeinschaft<br />

Herzen gefreut? – Ganz ehrlich – wie lange liegt das schon<br />

Visionssuche<br />

mein Selbst finden<br />

Sylvia Koch-Weser<br />

Doris Zölls<br />

Erkenne deine Bestimmung<br />

Gemeinwohlökonomie –<br />

Eckart Tolle<br />

zurück und wie lange währte die <strong>Freude</strong>?<br />

Wie Arbeit glücklich macht<br />

Christian Felber<br />

Veit Lindau<br />

Im Glauben verbunden<br />

Veränderung ist jetzt dran<br />

Pater Anselm Grün<br />

robert Betz<br />

Oft ist die <strong>Freude</strong> über materielle Dinge schnell verflogen und<br />

Erfolgreich sein<br />

Irina Dittert<br />

wir warten auf das nächste Geschenk. Das ist schade, denn <strong>Freude</strong><br />

ist eine sehr hohe Energieschwingung, die dein ganzes Leben verwandeln<br />

kann. Dabei geht es nicht darum, nur noch das zu tun, was<br />

dir © Spaß macht. Zwar ist es durchaus © förderlich, herauszufinden,<br />

©<br />

was dich erfreut, und das ganz bewusst regelmäßig in dein Leben<br />

No. 5<br />

No. 6<br />

No. 7<br />

zu holen. Aber Geld auch wenn du Routinearbeiten verrichtest, kannst<br />

UND<br />

Gefühl UND<br />

du es mit <strong>Freude</strong> Glückim Herzen tun. Verstand<br />

Wege zu deinem<br />

Denkst du nur oder<br />

inneren und äußeren<br />

fühlst du auch?<br />

Woran liegt es, dass dieses schönste aller Gefühle für die meisten<br />

von uns nicht zum Alltag gehört? Kinder lachen bis zu 400 Mal<br />

Reichtum<br />

am Tag! Sie freuen sich über Kleinigkeiten – einen bunten Schmetterling<br />

Alles oder Matsch zwischen den Zehen und können sich über ein<br />

komisches ist Geräusch kringeln. Sobald wir erwachsen<br />

Richtig oder falsch? Was sagt<br />

werden<br />

die<br />

und<br />

möglich !<br />

Stimme deines Herzens?<br />

sich eine hohe Last auf die Schultern legt, verlieren wir oft die<br />

Mit Beiträgen von:<br />

Mit Beiträgen von:<br />

Mit Beiträgen von:<br />

<strong>Freude</strong> an den<br />

Eckhart Tolle<br />

kleinen . John Strelecky . Charles<br />

Dingen<br />

Eisenstein . Gina<br />

des<br />

Schöler<br />

Lebens.<br />

Angaangaq . Bodo Janssen . Anne Heintze . Vivian Dittmar<br />

Nehmen wir uns selbst und das Leben vielleicht zu ernst? Wie<br />

wäre es, wenn wir öfters »Ja!« sagen würden, zu allem was passiert,<br />

statt in den Widerstand i m p u l s e f ü r e i n e r fzu ü l lt egehen s l e b e n und mit der Situation zu hadern?<br />

Wenn es so nicht geht, dann eben anders – alles ist gut! Bist du No.12<br />

No. 10<br />

aber angespannt, fällt es schwer, dich zu freuen, denn Stress ist ein MUT<br />

HEILUNG<br />

absoluter <strong>Freude</strong>killer.<br />

Die natürliche<br />

Ordnung<br />

wiederherstellen<br />

Wahre, dauerhafte <strong>Freude</strong> ist unabhängig von äußeren Ereignissen.<br />

Sie kommt von innen und ist eine Frage der Einstellung zum gewinnt.<br />

Wer wagt,<br />

Leben. So locker Was flockig, du selbst tun kannst, wie es bei manchen aussieht, ist es allerdings<br />

nicht. <strong>Freude</strong> ist beständige Arbeit! Unser Umfeld macht es<br />

um gesund zu bleiben und<br />

zu werden.<br />

uns nicht immer MIT BEITRÄGEN leicht, VON in allem WWW.MAAS-MAG.DE das Gute zu sehen. Aber es geht:<br />

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Du kannst selbst dafür sorgen, dass dein Glas immer voll ist und du<br />

fröhlich und freundlich durchs Leben gehst.<br />

<strong>Freude</strong> ist wie eine Prise Glitzerstaub, die du über jede deiner<br />

Handlungen streuen kannst und damit deine Welt in einen glitzernden,<br />

fröhlichen Ort verwandelst!<br />

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No. 6|2017 GELD UND GLÜCK<br />

HEILUNG<br />

201 8 / N o. 10<br />

Themenmagazin No. 6 . GELD UND GLÜCK<br />

HEILUNG<br />

THEMENBAND No. 10<br />

Nur als<br />

ePaper<br />

Nur als<br />

ePaper<br />

MUT<br />

201 9 / N o. 12<br />

. Themenband No. 8<br />

Ich UND<br />

Gemeinschaft<br />

In Freiheit verbunden!<br />

LIEBE<br />

Die Bewusstseinsentwicklung<br />

Wirtschaftsmodell mit Zukunft<br />

LIEBE<br />

Wie viel Liebe hast du<br />

für dich und andere?<br />

Robert Betz . Anselm Grün . John Strelecky . Christoph Quarch<br />

MUT<br />

THEMENBAND No. 1 2<br />

Folge uns!<br />

im Mai 2019<br />

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©<br />

3<br />

No. 8<br />

Wie Wertschätzung dein Leben<br />

und alle Beziehungen verändert.<br />

i m p u l s e f ü r e i n e r f ü l lt e s l e b e n<br />

Überwinde die Angst<br />

und lebe dein Leben .<br />

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EC K H A RT<br />

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ROBERT BETZ · SABINE ASGODOM · JOHN STRELECKY<br />

BEATE HOFMANN · TOBIAS BECK · GERALD HÜTHER


Inhalt<br />

WAS IST FREUDE?<br />

—<br />

<strong>Freude</strong> – Die Emotion 20<br />

des Feuerelements<br />

Tipps aus der 5-Elemente-<br />

Lehre (Antje Tittelmeier)<br />

<strong>Freude</strong> – schöner 94<br />

Götterfunken<br />

Friedrich Schiller’s Ode an<br />

die <strong>Freude</strong> (Karl Gamper)<br />

76<br />

freude tanken in der natur<br />

von Beate Hofmann<br />

Mehr als ein Gefühl 28<br />

Kann es falsche <strong>Freude</strong><br />

geben? (Christoph Quarch)<br />

Komm mit mir ins 32<br />

Abenteuerland<br />

<strong>Freude</strong> als Überwindungsprämie<br />

(Herrmann Scherer)<br />

Kann man auf 82<br />

Knopfdruck Spaß haben?<br />

Interview mit Tobias Beck<br />

Lebendigkeit entsteht 100<br />

durch Beziehung<br />

Die Verbindung zur Natur<br />

macht uns lebendig<br />

(Andreas Weber)<br />

Jeden Tag bestimmtest 110<br />

Du zur <strong>Freude</strong><br />

Aus der Mythologie über<br />

Isis, Aphrodite und Venus<br />

(Vera Zingsem)<br />

24<br />

bewusst schöne momente<br />

wahrnehmen von Stefan Frädrich<br />

Geld in <strong>Freude</strong> teilen 90<br />

Das Fearless-Girls-Projekt<br />

(Silke Hohmuth)<br />

LUSTLOS?<br />

—<br />

Stress ist ein <strong>Freude</strong>-Killer 12<br />

Wer gestresst ist, kann nicht<br />

glücklich sein<br />

(Michaele Kundermann)<br />

Auf der Suche nach <strong>Freude</strong> 16<br />

an einem Tag in der Natur<br />

(Anne-Maria Apelt)<br />

<strong>Freude</strong> am Lernen, <strong>Freude</strong> 35<br />

an der Arbeit, <strong>Freude</strong> am Leben<br />

Die Lust zu lernen ist angeboren<br />

(Ali Mahlodji)<br />

Die verschwundene 66<br />

Lebensfreude<br />

Sich liebevoll der verletzten<br />

Seite zuwenden<br />

(Maria Sanchez)<br />

Heilpflanzen für ein 70<br />

sonniges Gemüt<br />

Johanniskraut und<br />

Waldmeister (Anita <strong>Maas</strong>)<br />

28<br />

mehr als ein gefühl<br />

von Christoph Quarch<br />

90<br />

geld in freude teilen<br />

von Silke Hohmuth<br />

4


vier säulen der freude<br />

von Laura Seiler 40<br />

DAS LEBEN IST SCHÖN<br />

—<br />

Man kann den Tag auch 8<br />

vor dem Abend loben<br />

<strong>Freude</strong> entsteht im Kopf<br />

(Melanie Wolfers)<br />

Bewusst schöne 24<br />

Momente wahrnehmen<br />

Interview mit Stefan Frädrich<br />

Vier Säulen der <strong>Freude</strong> 40<br />

<strong>Freude</strong> ist eine aktive Handlung<br />

(Laura Melina Seiler)<br />

Die drei Wege zur <strong>Freude</strong> 58<br />

(Robert Betz)<br />

<strong>Freude</strong> tanken in der Natur 76<br />

12 Nächte unterm Sternenhimmel<br />

(Beate und Olaf<br />

Hofmann)<br />

Ein gesunder Körper 86<br />

als Basis für <strong>Freude</strong><br />

Wie du mit Ayurveda liebevoll<br />

für dich sorgst (Dana Schwandt)<br />

mehr freude in dein leben<br />

bringen von John Strelecky 44<br />

Mehr <strong>Freude</strong> in dein 44<br />

Leben bringen<br />

Mit deinem persönlichen<br />

<strong>Freude</strong>-Programm<br />

(John Strelecky)<br />

Aloha als Schlüssel 106<br />

zur <strong>Freude</strong><br />

Das Leben auf Hawaii<br />

(Jutta Hahr)<br />

Bring dein Herz 50<br />

vor <strong>Freude</strong> zum Singen<br />

Selbstliebe als Schlüssel zu<br />

erfüllender <strong>Freude</strong> (Robert Betz)<br />

heilpflanzen für ein sonniges<br />

gemüt von Anita <strong>Maas</strong> 70<br />

SONDERTEIL: ROBERT BETZ 49<br />

—<br />

IN JEDER AUSGABE<br />

—<br />

Kolumne 19<br />

Aus der Gesellschaft<br />

<strong>Freude</strong>ntränen<br />

(Jeannette Hagen)<br />

Filmtipps98<br />

(Dunja Burghardt)<br />

Schwarzes Brett 104<br />

die verschwundene lebensfreude<br />

von Maria Sanchez 66<br />

Kolumne74<br />

Positive Psychologie<br />

<strong>Freude</strong> tanken (Oliver Haas und<br />

Ann-Christin Heim)<br />

Impressum114<br />

5


KLEINE<br />

MORGEN<br />

GYMNASTIK<br />

Ich stehe mit dem<br />

richtigen Fuß auf,<br />

öffne das<br />

Fenster der Seele,<br />

verbeuge mich vor allem,<br />

was liebt,<br />

wende mein Gesicht<br />

der Sonne entgegen,<br />

springe ein paarmal<br />

über meinen Schatten<br />

und lache mich gesund.<br />

h a n s k r u p p a


—<br />

m e l a n i e w o l f e r s<br />

man kann<br />

den tag auch<br />

vor dem<br />

abend loben<br />

Sich vorbehaltlos zu freuen, fällt manchmal<br />

nicht leicht. Da erzählt ein Vater:<br />

»Ich stehe am Bett meiner Tochter<br />

und lausche ihrem ruhigen Atem. Liebe<br />

und Glück durchfluten mich. Doch plötzlich<br />

packt mich die Angst, dass ihr etwas Schreckliches<br />

zustößt: ein Unfall, ein Übergriff. Und<br />

ich verliere mich in meinen düsteren Fantasien.«<br />

Es ist paradox: Einerseits wünschen Menschen<br />

sich mehr <strong>Freude</strong>. Aber andererseits melden sich<br />

gerade in Augenblicken großen Glücks oft<br />

Befürchtungen zu Wort und schmälern die <strong>Freude</strong>.<br />

Woher kommt dieses Gedankenkino?<br />

In Momenten heller <strong>Freude</strong> ruft sich häufig<br />

unsere Verletzlichkeit in Erinnerung. In Augenblicken<br />

puren Glücks, in denen einfach alles<br />

stimmt, wird die Zerbrechlichkeit von allem umso<br />

stärker spürbar: Ich kann das Glück diesen Augenblicks<br />

– das gute Gespräch oder das Fest<br />

mit Freunden – nicht festhalten. Die Menschen,<br />

die mir viel bedeuten, sind fragil. So wie ich selbst<br />

und alles, was ich aufgebaut habe. Die Angst vor<br />

8


der Verwundbarkeit also macht unser Herz eng<br />

und bringt uns dazu, dass wir unserem Glück nicht<br />

trauen. Die Angst etwa, dass die <strong>Freude</strong> nicht<br />

lange währt – entsprechend der mahnenden<br />

Redewendung: »Du sollst den Tag nicht vor dem<br />

Abend loben«, denn wer weiß, was noch alles<br />

kommt …<br />

Unglücksfantasien, die das Hirn in Glücksmomenten<br />

wie von selbst produziert, entpuppen<br />

sich angesichts unserer Verwundbarkeit als ein<br />

nachvollziehbarer Schutzmechanismus: Um nicht<br />

ahnungslos von Enttäuschungen oder Verlust überrumpelt<br />

zu werden, spielen wir in der Vorstellung<br />

Unglücksszenarien durch. Um nicht aus heiterem<br />

Himmel vom Schmerz überrollt zu werden, trüben<br />

wir durch düstere Fantasien vorsorglich die <strong>Freude</strong><br />

ein – in der Hoffnung, dadurch mit dem möglichen<br />

Umschwung besser klar zu kommen.<br />

Doch mit diesem unbewussten Selbstschutz<br />

stellt man sich in mehrfacher Hinsicht ein Bein.<br />

Erstens: Wenn wir unsere Fähigkeit zur <strong>Freude</strong><br />

vergraben, präparieren wir uns gerade nicht für<br />

Enttäuschungen! Im Gegenteil, wir schwächen<br />

unsere seelische Widerstandskraft. Jedes Mal<br />

aber, wenn wir der <strong>Freude</strong> erlauben, dass sie unser<br />

Herz weit macht, stärken wir unsere Fähigkeit,<br />

mit den kleinen und großen Widrigkeiten umzugehen.<br />

Und wir kultivieren die Kraft der Hoffnung.<br />

Ein Zweites: Gedanken und Angstfantasien<br />

machen uns oft etwas vor. Humorvoll beobachtet<br />

Mark Twain: »Ich habe einige schreckliche Dinge<br />

in meinem Leben durchgemacht, von denen einige<br />

tatsächlich passiert sind.« Wer seine Aufmerksamkeit<br />

bevorzugt auf den möglichen SuperGAU<br />

richtet, lässt sich nicht nur das Glück<br />

des Augenblicks rauben, sondern er leidet hier und<br />

jetzt. Und muss oft im Rückblick feststellen: Ich<br />

habe mich grundlos verrückt gemacht und unter<br />

Katastrophen gelitten, die nie eingetreten sind.<br />

Und schließlich: Wenn tatsächlich etwas Befürchtetes<br />

eintreten sollte, dann werden wir um<br />

all die wunderbaren Augenblicke trauern, die wir<br />

nicht aus vollem Herzen genossen haben und die<br />

nun unwiderruflich vorübergegangen sind.<br />

Immer dann, wenn die <strong>Freude</strong> uns ergreifen<br />

will und wir uns ihr überlassen, machen wir uns<br />

verwundbar. Denn wir haben diesen Augenblick<br />

nicht in der Hand! Er ist uns geschenkt – und<br />

kann uns wieder genommen werden. Kein Wunder,<br />

dass <strong>Freude</strong> oft damit einhergeht, dass sie<br />

einen ängstigenden Schauder auslöst. Und manchmal<br />

überläuft uns sogar eine Gänsehaut.<br />

Dieses spontane Empfinden lässt sich kaum<br />

beeinflussen. Doch die entscheidende Weichenstellung<br />

liegt woanders, nämlich in der Frage: Wie<br />

deute ich das innere Beben, das in Augenblicken<br />

der <strong>Freude</strong> manchmal leise mitschwingt? Neige<br />

ich dazu, dieses innere Frösteln als Warnschuss<br />

zu interpretieren, der mahnt: »Freu dich nicht zu<br />

früh! Das ist nicht das wahre Leben!« Oder verstehe<br />

ich den Schauder als eine Einladung, dankbar<br />

zu sein: für den Menschen an meiner Seite, für<br />

den faszinierenden Blick vom Berggipfel oder einfach<br />

für den gegenwärtigen Augenblick?<br />

Wenn ich in mich selbst hineinhorche, dann<br />

geht mir auf, dass sich in mir verschiedene dieser<br />

Stimmen zu Wort melden. In diesem Wahrnehmen<br />

liegt eine große Chance, denn nun kann ich<br />

mich fragen: »Wem will ich mehr Glauben schenken:<br />

meiner Angst, die mir das Heute stiehlt, indem<br />

sie mich das Morgen fürchten lehrt? Oder<br />

meinem dankbaren Vertrauen, dass sich mir hier<br />

und jetzt das Leben in seiner Schönheit zeigt?«<br />

Dankbarkeit bewirkt, dass ich den Tag auch vor<br />

dem Abend lobe.<br />

WEGWEISER ZUR FREUDE<br />

Wie können wir in unserem Alltag der <strong>Freude</strong><br />

(mehr) Raum geben? Und falls sie mir zeitgleich<br />

die Zerbrechlichkeit in Erinnerung ruft: Was hilft,<br />

sich dennoch dem Strom der <strong>Freude</strong> zu überlassen?<br />

Zwei Hinweise:<br />

Natürlich werfen Höhepunkte ein besonderes<br />

Licht auf unser Leben. Doch <strong>Freude</strong> entsteht in<br />

ganz gewöhnlichen Augenblicken. Und gerade<br />

die kleinen <strong>Freude</strong>n bringen Glanz in den Alltag.<br />

Das wird besonders spürbar, wenn jemand nach<br />

einer schweren Krankheit wieder auf die Beine<br />

kommt oder bei einem Unfall einigermaßen heil<br />

davongekommen ist. Nach solchen Erfahrungen<br />

gewinnen unscheinbare Ereignisse oft eine große<br />

Bedeutung: der Duft frischgebrühten Kaffees, ein<br />

gemeinsamer Kinobesuch, wärmende Sonnenstrahlen<br />

im Gesicht …<br />

9


ewusst<br />

schöne<br />

momente<br />

wahr-<br />

nehmen<br />

Interview mit STEFAN FRÄDRICH<br />

Gründer der Plattform<br />

GEDANKENtanken<br />

24


WAS IST FÜR DICH FREUDE?<br />

Es gibt im Englischen drei Begriffe luck,<br />

pleasure und happiness. Luck ist eher ein<br />

Zufallsglück, das hat nichts mit <strong>Freude</strong> zu tun.<br />

Pleasure sind sinnliche Genüsse, die aber zu<br />

Suchtmechanismen führen können. Happiness<br />

ist für mich <strong>Freude</strong> – das dauerhafte Gefühl<br />

der heiteren Gestimmtheit. Man fühlt sich im<br />

Leben wohl, weiß, wer man ist, und tut Dinge,<br />

die einem Spaß machen.<br />

Ich bin ein großer Freund des Flow-Empfindens,<br />

d. h. dass man ein Ziel verfolgt, aber dann<br />

locker vor sich hin wurschtelt. Dabei verschmelzen<br />

Zeit und Handlung: Man bewirkt Dinge,<br />

bekommt unmittelbares Feedback, man wird<br />

nicht gestört dabei und tut Dinge, die einem<br />

sinnvoll erscheinen. Die Zeit vergeht wie von<br />

selbst. Das ist ein sehr intensives Glücksempfinden,<br />

ein Dopamin-Flow. Dadurch erarbeitet<br />

man sich Erfolge, erreicht sein Ziel, was zu einem<br />

Endorphin-Kick im Kopf führt. Nach dem Feiern<br />

kommt eine Pause, in der das Serotoninsystem<br />

anspringt. In diesen Pausen sucht man<br />

sich ein neues Ziel und kommt dann wieder in<br />

den Flow-Zustand. Es entsteht eine Art Glückskreisel<br />

mit drei Drogen: 1. Dopamin – ich arbeite<br />

auf ein Ziel hin, 2. Endorphin – ich habe<br />

mein Ziel erreicht und 3. Serotonin – ich ruhe<br />

mich aus. Wenn ich einen Fehler mache und nur<br />

im Wechsel von Dopamin-Endorphin bleibe,<br />

bin ich bald im Burnout. Oder im Boreout, wenn<br />

ich nur in der Entspannung bleibe. Dann werden<br />

die Dinge so langweilig, dass ich mich nicht<br />

mehr weiterentwickle.<br />

WORAN LIEGT ES, DASS<br />

SO VIELE MENSCHEN<br />

SCHEINBAR KEINE FREUDE<br />

EMPFINDEN?<br />

Viele Menschen beschäftigen sich nicht damit,<br />

wie man <strong>Freude</strong> empfindet. Wir werden von<br />

unserer Umgebung geprägt, versuchen zu funktionieren<br />

und uns in Systeme hinein zu pressen,<br />

die uns häufig nicht entsprechen. Es bedarf<br />

einer gewissen Selbstverantwortung, hinzuschauen<br />

und sich zu fragen: Wer bin ich, was<br />

kann ich, was mag ich und was mag ich nicht.<br />

Was sind meine Stärken und Schwächen? Was<br />

macht mir Spaß, was gibt mir Energie, was nimmt<br />

mir Energie? Dann schau dir dein Umfeld an:<br />

Familie, Freunde, Partnerschaft. Was stimmt<br />

da, was stimmt nicht? Gibt es in deinem sozialen<br />

Umfeld Energieräuber? Hast du einen Job,<br />

der dir Spaß macht? Hast du finanzielle Sorgen<br />

in deinem Leben? Bist du gesund und fit?<br />

Hast du etwas, das dich inspiriert und das deiner<br />

Persönlichkeit entspricht?<br />

Das ist ein analytischer Prozess, der je früher<br />

er im Leben stattfindet desto besser den inneren<br />

Kompass ausrichtet. Ich glaube, dass viele<br />

Menschen, die keine <strong>Freude</strong> empfinden, in diesem<br />

Prozess stecken und nicht den nächsten<br />

Schritt nehmen.<br />

WAS KANN MAN TUN,<br />

UM SEINEM LEBEN MEHR<br />

FREUDE, FARBE UND<br />

LEBENDIGKEIT ZU GEBEN?<br />

Wenn die Ausrichtung nach dem eigenen inneren<br />

Kompass, die Grundarchitektur für ein<br />

erfülltes Leben, stimmt, geht es um die bewusste<br />

Wahrnehmung ganz schlichter, sinnlicher<br />

Genüsse: ein Kinderlachen, ein guter Duft<br />

in der Luft, ausschlafen, Pausen machen, sich<br />

Dinge gönnen und Gutes tun. Bewusst schöne<br />

Momente sammeln und darauf schauen, was<br />

es Schönes in der Welt gibt. Die meisten<br />

Glücksmomente sind einfache Dinge wie frische<br />

Luft atmen, leckeren Kaffee trinken, einen<br />

lieben Blick einfangen, schöne Berührungen.<br />

IST FREUDE EIN GRUND-<br />

GEFÜHL, ALSO EIN ZUSTAND,<br />

ODER TRITT SIE NUR<br />

GELEGENTLICH AUF?<br />

Wir können durch Glücksskalen messen, wie<br />

glücklich Menschen sind. Dazu gehören Faktoren<br />

wie z. B. wie komme ich morgens aus<br />

dem Bett, kann ich einigermaßen souverän<br />

über meine Zeit bestimmen, tue ich sinnvolle<br />

Dinge und bin ich sozial vernetzt. Wenn diese<br />

Kriterien stimmen, ist man in einem dauerhaft<br />

guten Zustand. Sobald das in Unordnung gerät,<br />

hat man Stress. Das äußert sich in negativen<br />

Gefühlen.<br />

25


—<br />

c h r i s t o p h q u a r c h<br />

Mehr als<br />

ein Gefühl<br />

Kann es falsche <strong>Freude</strong> geben? Oder anders:<br />

Kann man sich in seiner <strong>Freude</strong> täuschen?<br />

Diese Fragen klingen irgendwie schief.<br />

Und doch hat sie einst ein ernstzunehmender<br />

Mensch gestellt – und zwar nicht irgendeiner,<br />

sondern ausgerechnet derjenige, der bis heute<br />

als einer der größten Weisen der europäischen<br />

Kultur gilt: Sokrates. Vielleicht hat er sie auch<br />

nicht gestellt und sein Schüler Platon (428-348<br />

v.Chr.) hat sie ihm nur in den Mund gelegt; was<br />

sehr wahrscheinlich ist, da Sokrates schon etwa<br />

50 Jahre tot war, als ihn Platon zur Hauptfigur<br />

seines Dialogs Philebos machte. Aber wie dem<br />

auch sei: Kann es falsche <strong>Freude</strong> geben? Die<br />

Frage klingt auch dann noch schief, wenn man<br />

weiß, dass Sokrates sie stellte. Doch gerade das<br />

macht sie so spannend. Auch heute noch. Gerade<br />

heute noch.<br />

Heute käme wohl niemand auf die Idee, danach<br />

zu fragen, ob es falsche <strong>Freude</strong> geben könne –<br />

oder ob man sich in seiner <strong>Freude</strong> täuschen kann.<br />

Allenfalls würden wir danach fragen, wie man<br />

sich dazu stellen soll, wenn sich herausstellt,<br />

dass dasjenige, worüber oder woran man sich<br />

freute, sich als Täuschung oder Irrtum erwiesen<br />

hat. Also etwa, wenn man sich darüber freut, ein<br />

goldenes Collier geschenkt zu bekommen und<br />

beim Auspacken der Schatulle feststellt, dass es<br />

doch nur eine blöde CD ist (wie es Emma Thompson<br />

in »Tatsächlich Liebe« widerfährt …). Oder<br />

wenn man sich über etwas freute, was sich dann<br />

als Fake erwies. In solchen Fällen waren Grund<br />

und Anlass für die <strong>Freude</strong> falsch und trügerisch<br />

– aber die <strong>Freude</strong> selber war doch echt und<br />

wahr. So würden wir wohl heute denken; und die<br />

Frage des Sokrates als absurd abtun.<br />

28


p r i m ä r e e m o t i o n<br />

Und das mit gutem Grund. Denn als Kinder<br />

der Moderne halten wir die <strong>Freude</strong> meist für ein<br />

Gefühl, mit dem wir unwillkürlich auf etwas reagieren:<br />

auf einen äußeren Reiz, eine Information,<br />

eine Berührung – oder auch einen Gedanken,<br />

eine Erinnerung, ein inneres Bild. Die<br />

Psychologen sprechen diesbezüglich gern von<br />

einer primären Emotion, die alles, was uns widerfährt,<br />

mit einem Wert versieht: Was uns<br />

freut, das finden wir gut; was uns Kummer macht,<br />

lehnen wir ab. Wobei diese Bewertung nicht –<br />

so denken wir gemeinhin – von unserem Wollen<br />

oder unserer Einsicht abhängt, sondern »aus<br />

dem Bauch« aufsteigt und uns – selbst wenn wir<br />

weder etwas damit wollen oder etwas dabei denken<br />

– den Daumen heben oder senken lässt: liken<br />

oder dissen.<br />

Wenn wir <strong>Freude</strong> als Gefühl interpretieren,<br />

liegt es fern, darüber nachzudenken, ob sie<br />

richtig oder falsch, vielleicht auch unwahr oder<br />

wahr sein könnte. Dann ist <strong>Freude</strong> eben <strong>Freude</strong>,<br />

und egal, woran sie sich erfreut oder wodurch sie<br />

ausgelöst ist: Sie stimmt uns positiv und heiter,<br />

lässt uns das, was sie geweckt hat, begrüßen und<br />

bejahen. Wenn wir so die <strong>Freude</strong> denken, macht<br />

die Frage, die den alten Sokrates umtrieb, wirklich<br />

keinen Sinn. Wollen wir sie also vergessen?<br />

Oder vielleicht zum Anlass nehmen, mal genauer<br />

hinzuschauen und uns zu fragen, wie er so etwas<br />

fragen konnte? Das könnte insofern spannend<br />

sein, als wir auf diesem Wege eine neue, ungewohnte,<br />

dabei vielleicht aber auch frische Sicht<br />

auf das Phänomen der <strong>Freude</strong> gewinnen können.<br />

// l u s t u n d f r e u d e<br />

Das zwingt uns allerdings dazu, ein bisschen<br />

weiter auszuholen und zu fragen, was ein alter<br />

Grieche – wie Sokrates – wohl im Sinn hatte,<br />

als er die <strong>Freude</strong> in Frage stellte. Da wissen wir<br />

zum Glück ganz gut Bescheid, denn das Wort,<br />

das Sokrates gebrauchte, wenn er über <strong>Freude</strong><br />

sprach, ist gut bekannt. Es heißt hedoné (ἡδονή).<br />

Von ihm leitet sich das Fremdwort hedonistisch<br />

ab, das wir gebrauchen, wenn wir jemanden charakterisieren<br />

wollen, der es bei allem, was er tut,<br />

immer nur auf Glück und Spaß und <strong>Freude</strong> ab-<br />

gesehen hat. Manchem ist vielleicht auch das<br />

Wort Hedonismus geläufig, das eine Denk- oder<br />

Lebensweise bezeichnet, die der Maximierung<br />

des eigenen Wohlergehens gewidmet ist. Kritische<br />

Zeitgenossen glauben, dass der Hedonismus die<br />

vorherrschende Haltung unserer spätmodernen<br />

Welt ist.<br />

Hedoné heißt <strong>Freude</strong> aber ebenso auch Lust.<br />

Irgendwie dachten die Griechen beides zusammen:<br />

Was <strong>Freude</strong> bereitet, verschafft uns auch<br />

Lust. Und umgekehrt: Was uns Lust verschafft,<br />

das macht auch <strong>Freude</strong>. Wenn wir das verstanden<br />

haben, wird es einfacher, dem alten Sokrates<br />

zu folgen, wenn er danach fragte, ob es falsche<br />

oder wahre <strong>Freude</strong> geben könne. Denn Lust ist<br />

auch in unserem Verständnis mehr als eine Emotion.<br />

Lust ist eine Weise, wie wir uns zur Welt verhalten.<br />

Das drücken wir dadurch aus, dass wir sagen:<br />

»Ich habe Lust zu diesem oder jenem.« »Dies<br />

oder das macht mir Lust«. Oder auch: »Da habe<br />

ich nun gar keine Lust zu.« Mit allen diesen Sätzen<br />

sagen wir etwas darüber, wie wir uns der Welt<br />

zuwenden; oder besser: wie wir die Welt erschließen<br />

– lustvoll oder lustlos.<br />

// l u g u n d t r u g<br />

Wer oder was aber entscheidet darüber, wann<br />

wir lustvoll oder lustlos sind? Die Hormone?<br />

Vielleicht. Aber wer oder was veranlasst unseren<br />

Körper dazu, mal diese und mal jene Hormone<br />

auszuschütten? Irgendwie kommt da der Geist<br />

ins Spiel. Und zwar in Gestalt unserer Haltung,<br />

unserer Überzeugungen, Glaubenssätze und<br />

Konzepte. Dass die eine auf dies, der andere auf<br />

das Lust hat, hängt – und darauf kommt es jetzt<br />

an – immer davon ab, wie die eine oder der andere<br />

tickt: wie sie sich zur Welt und zu sich selbst<br />

verhalten. Und hier, an diesem Punkt, kommen<br />

die Themen „wahr“ und „falsch“ ins Spiel.<br />

Denn es kann wirklich sein, dass wir an etwas<br />

<strong>Freude</strong> oder Lust auf etwas haben und uns darin<br />

täuschen: über uns selbst und über die Welt. Es<br />

kann sein, dass unsere Lust verblendet ist und<br />

uns ein Trugbild vorgaukelt: über uns selbst<br />

oder über die Welt. Das heißt: Es kann passieren,<br />

dass wir im Modus der Lust ein Phänomen der<br />

Welt erschließen und dabei als positiv gewahren,<br />

29


t i t e l<br />

j o h n s t r e l e c k y<br />

MEHR FREUDE IN DEIN LEBEN BRINGEN<br />

<strong>Freude</strong> ist eine der wunderbarsten Emotionen<br />

im Spektrum dessen, was wir als Menschen<br />

überhaupt empfinden können. Und<br />

dieses Gefühl kann sich sofort einstellen. Der<br />

Geruch von frisch gebackenen Keksen kann sofort<br />

Erinnerungen an glückliche Wochenenden<br />

wecken, die wir als Kind im Hause der Großmutter<br />

verbracht haben. Wenn wir an einem Strand<br />

stehen, die Rufe der Möwen hören und die Wellen<br />

an die Küste schlagen, dann werden schnell<br />

Erinnerungen an unseren Sommerurlaub als<br />

Teenager wach:<br />

An nicht enden wollende sorglose Stunden<br />

mit Freunden, an Lagerfeuer in der Nacht und<br />

an die erste Liebe …<br />

Doch trotz der Leichtigkeit und Intensität, mit<br />

der sich die <strong>Freude</strong> plötzlich zeigen kann, so<br />

kann sie auch unglaublich schwer zu fassen sein.<br />

Es kann Zeiten geben, in denen die <strong>Freude</strong> aus<br />

unserem Leben völlig verschwunden zu sein scheint<br />

und wir es für unwahrscheinlich halten, dass sie<br />

jemals wieder zurückkehrt. Dann hüllen uns<br />

Dunkelheit und Schwere wie eine dicke Decke ein,<br />

die wir trotz größter Anstrengung nicht zur Seite<br />

schieben können.<br />

WAS IST FREUDE EIGENTLICH?<br />

Woher kommt sie?<br />

Ist sie angeboren oder eine erlernte Emotion?<br />

Können wir sie wieder finden, wenn wir den<br />

Kontakt zu ihr verloren haben?<br />

Ich glaube, dass wir mit der Fähigkeit zur <strong>Freude</strong><br />

auf die Welt gekommen sind. Wir sind von Natur<br />

aus mit der Fähigkeit ausgestattet, <strong>Freude</strong> zu<br />

empfinden. Genauso, wie wir Liebe, Mut, Hoffnung<br />

und viele andere Emotionen erfahren können.<br />

44


Ähnlich wie eine Software, die auf einem Computer<br />

vorinstalliert ist, ist die <strong>Freude</strong> bereits<br />

im »menschlichen Betriebssystem« vorhanden.<br />

Und unter den richtigen Bedingungen und in<br />

der richtigen Umgebung kann sie ihre Kapazität<br />

voll entfalten.<br />

Für die meisten von uns geschieht das wahrscheinlich<br />

schon bald nach der Geburt. Als Baby<br />

werden wir sanft gehalten und getröstet. In eine<br />

weiche Decke gehüllt werden wir liebevoll umsorgt.<br />

Diese Erlebnisse öffnen das <strong>Freude</strong>-Programm<br />

in unserem System und wir erleben alle<br />

damit verbundenen Emotionen. Dies ist ein<br />

wundervolles Ereignis, denn <strong>Freude</strong> ist ein positives<br />

Gefühl. Und ein Teil unserer »Gehirnverkabelung«<br />

strebt stets danach, positive Gefühle<br />

ausfindig zu machen. Nachdem wir einmal<br />

<strong>Freude</strong> erfahren haben, suchen wir immer wieder<br />

danach. Wir greifen nach der weichen Decke,<br />

die sich auf unserer Haut so angenehm anfühlt.<br />

Wir suchen mit unseren Augen oder unserem<br />

Baby-Schreien nach dem Menschen, der uns so<br />

liebevoll behandelt.<br />

Aber es ist auch durchaus möglich, dass das<br />

»<strong>Freude</strong>-Programm« nicht geöffnet worden ist,<br />

als wir ein Baby waren. In einer feindlichen Umgebung,<br />

in der Liebe, Mitgefühl und Fürsorge<br />

nicht vorhanden sind, kann das »<strong>Freude</strong>-Programm«<br />

im Verborgenen liegen. Oder es wird<br />

selten benutzt, weil stattdessen immer wieder<br />

andere Programme geladen werden, wie Angst,<br />

Unsicherheit oder der schiere Drang zu überleben.<br />

Diese beiden Möglichkeiten können erhebliche<br />

Auswirkungen auf unsere späteren Lebens-<br />

Phasen haben. Denn schließlich neigen wir dazu,<br />

vor allem diejenigen »Betriebssysteme« zu verwenden,<br />

die wir am meisten nutzen. Wird das<br />

»<strong>Freude</strong>-Programm« oft geladen, dann wird es<br />

immer einfacher, es auch beim nächsten Mal wieder<br />

zu laden. Gleiches gilt aber auch für Angst,<br />

Unsicherheit und das Überleben.<br />

DAS FREUDE-PROGRAMM IST<br />

IMMER IN UNS<br />

Was die Fähigkeit zur <strong>Freude</strong> noch faszinierender<br />

macht, ist folgendes: Trotz unserer Neigung<br />

verstärkt jenes Betriebssystem zu laden, das wir<br />

am meisten nutzen, gibt es keine Garantie dafür,<br />

dass ein einmal mit <strong>Freude</strong> erfülltes Leben auch<br />

immer mit <strong>Freude</strong> erfüllt sein wird. Oder dass<br />

ein negatives Gefühl zum Dauerzustand wird.<br />

Das menschliche Dasein ist selten konstant. Jedes<br />

Leben hat seine Höhen und Tiefen.<br />

In vielerlei Hinsicht ist <strong>Freude</strong> wie die Fähigkeit,<br />

eine Fremdsprache fließend zu sprechen.<br />

Ein Kind, das in eine bilinguale Familie hineingeboren<br />

wird, in der beide Sprachen täglich gesprochen<br />

werden, wird sich zwangsläufig zu<br />

einem zweisprachigen Menschen entwickeln.<br />

Das ist keine bewusste Entscheidung des Gehirns.<br />

Es passiert einfach. Wenn das Kind jedoch<br />

im Laufe der Zeit immer weniger mit einer der<br />

beiden Sprachen in seiner Umgebung zu tun hat,<br />

dann wird es langsam immer schwieriger, die<br />

vernachlässigte Sprache zu sprechen oder zu<br />

verstehen. Denn das Gehirn ist dann mit anderen<br />

Programmen beschäftigt, die schneller und<br />

effizienter ablaufen.<br />

Schließlich wird sich das Kind bei mangelnder<br />

Praxis bald kaum noch an die zweite Sprache<br />

erinnern. Und doch zeigen zahlreiche Studien,<br />

dass eine einmal erworbene Sprachbeherrschung<br />

immer noch da ist. In der richtigen Umgebung<br />

und unter den richtigen Bedingungen<br />

können die Verbindungen im Gehirn, die bereits<br />

zuvor die flüssige Sprachkompetenz ermöglicht<br />

haben, wieder reaktiviert werden. Diese Menschen<br />

können ihre Sprachkenntnisse also wiedererlangen.<br />

Und zwar mit einem Tempo, das<br />

weitaus höher ist, als wenn sie die Fremdsprache<br />

völlig ohne Vorkenntnisse lernen würden.<br />

Diese Tatsache ist äußerst inspirierend, wenn<br />

man sie auf die <strong>Freude</strong> überträgt. Denn in Ausfallzeiten,<br />

in denen es uns unmöglich scheint,<br />

zur <strong>Freude</strong> zurückzukehren, ist das in Wirklichkeit<br />

nicht der Fall. Das »<strong>Freude</strong>-Programm« ist<br />

in uns. Immer. Und stets bereit zur Reaktivierung.<br />

Dieses hier auf die <strong>Freude</strong> bezogene Konzept<br />

der Sprachbeherrschung ist auch für Menschen<br />

wichtig, die keine glückliche Kindheit<br />

hatten. In deren Leben sich vielleicht keine tiefen<br />

»<strong>Freude</strong>n-Muster« etabliert haben. Was<br />

können sie tun? Aus dem Sprachenlernen wissen<br />

wir: Der schnellste Weg, um eine Fremdsprache<br />

fließend zu beherrschen, ist, wirklich<br />

in die neue Sprache einzutauchen. Etwa in einem<br />

anderen Land, in dem diese Sprache gesprochen<br />

45


SONDERTEIL<br />

ROBERT<br />

BETZ<br />

Foto: Katharina Kraus<br />

Robert Theodor Betz, Diplom-Psychologe,<br />

geboren 1953 im Rheinland, gehört seit<br />

Jahren zu den erfolgreichsten Lebenslehrern,<br />

Coaches und Top-Speakern im deutschsprachigen<br />

Raum. Seine Bestseller standen insgesamt<br />

über 430 Wochen auf der spiegel-Bestsellerliste<br />

und erreichten bisher eine Auflage von weit über<br />

eine Million verkaufter Exemplare. Seine lebensnahen<br />

und humorvollen Vorträge begeistern jährlich<br />

Zigtausende Männer und Frauen quer durch<br />

alle Bevölkerungs- und Altersgruppen und ermutigen<br />

sie, aus ihrem Schöpferbewusstsein heraus<br />

ihrem Leben eine neue Richtung zu geben.<br />

Nach Industriekaufmannslehre, Abendgymnasium<br />

und Psychologiestudium in Hamburg<br />

arbeitete er vierzehn Jahre in der Wirtschaft,<br />

zuletzt als Vice President Marketing Europe<br />

eines amerikanischen Industrieunternehmens<br />

bei Düsseldorf, das er 1995 verließ, um seinem<br />

Leben eine entscheidende Wende zu geben. In<br />

München begann er 1997 seine ersten Vorträge<br />

zu halten sowie seine psychotherapeutische<br />

robert betz<br />

Arbeit in eigener Praxis, die er heute zugunsten<br />

seiner Vortrags- und Seminararbeit nicht mehr<br />

betreibt.<br />

In den folgenden Jahren entwickelte er aus<br />

einer christlich-spirituellen Grundhaltung heraus,<br />

die weder an Kirche und Religion noch an<br />

eine andere Glaubensgemeinschaft oder Organisation<br />

gebunden ist, einen eigenen Befreiungsweg<br />

unter der Bezeichnung ›Die Transformations-Therapie‹,<br />

dessen Grundlagen er heute in<br />

zahlreichen Seminaren und Vorträgen vermittelt.<br />

In seiner Arbeit verbindet Robert Betz auf einzigartige<br />

Weise Psychologie und Spiritualität<br />

und zeigt auf, wie der Mensch sich wieder an<br />

seine Ur-Natur erinnern und durch seine bewusst<br />

und mit Liebe angewendete Schöpferkraft<br />

ein erfülltes, glückliches und erfolgreiches Leben<br />

erschaffen kann.<br />

Seine Wahlheimat ist seit vielen Jahren die<br />

griechische Insel Lesbos, auf der er fünf Monate<br />

im Jahr lebt und auf der er und seine Seminarleiter<br />

eine Vielzahl von Seminaren durchführen.<br />

49


t i t e l<br />

SONDERTEIL<br />

ROBERT<br />

BETZ<br />

bring dein herz<br />

vor freude zum<br />

singen<br />

Wie du zu wahrer<br />

Lebensfreude gelangst<br />

—<br />

r o b e r t b e t z<br />

Die <strong>Freude</strong> gehört zur ersten Natur des Menschen.<br />

Das heißt, von Natur aus befindet<br />

sich jeder Mensch im hochschwingenden<br />

Zustand der <strong>Freude</strong>. Das können wir an jedem<br />

Baby beobachten und auch spüren. Aber<br />

schon während der ersten Lebensjahre verschließen<br />

wir alle unser Herz mehr und mehr<br />

und machen unseren Verstand, den Kopf,<br />

zum Chef in unserem Inneren mit seinen<br />

vielen kritischen und verurteilenden Gedanken<br />

über uns selbst und über das Leben.<br />

Warum machen wir nur so etwas Merkwürdiges<br />

und verschließen unser Herz für<br />

die Wertschätzung und Liebe zu uns selbst?<br />

Wieso erschaffen wir uns selbst und anderen<br />

so viel Leid, Schmerz, Enttäuschung und<br />

Verletzungen anstatt das Leben in größter<br />

<strong>Freude</strong> miteinander zu feiern?<br />

Nun, erstens erlebte kaum jemand von<br />

uns eine Mutter oder einen Vater,<br />

die wirklich glücklich waren und vor<br />

Lebensfreude sprühten. Daraus können<br />

wir schließen, dass weder Mama noch Papa<br />

uns eine ›Betriebsanleitung‹ für ein glückliches<br />

Leben geben konnten. Kinder lernen durch das<br />

Vorbild ihrer Eltern, übernehmen ihre Gedanken,<br />

erzeugen ähnliche Gefühle und lernen schon früh,<br />

in den engen, schmerzenden ›alten Schuhen‹ der<br />

Verurteilung, des Sich-Aufopferns und des Opfer-Spiels<br />

zu gehen.<br />

Zweitens kann sich kein Kind erlauben, glücklicher<br />

zu sein als seine Eltern. Als kleines Kind<br />

können wir uns nicht von ihnen abgrenzen und<br />

sagen: »Behaltet ihr eure Sorgen und macht<br />

euch das Leben nur weiter schwer. Ich genieße<br />

es, mich am Leben zu erfreuen.« Das würde ein<br />

50


m a r i a s a n c h e z<br />

die verschwundene<br />

lebensfreude<br />

was du tun kannst, um deiner<br />

natürlichen freude wieder raum zu geben<br />

An Ratgebern zum Thema Lebensfreude<br />

herrscht kein Mangel. Viele empfehlen,<br />

sich für die <strong>Freude</strong> zu entscheiden und<br />

sich mit bestimmten Formen von Visualisierungsreisen<br />

mit der <strong>Freude</strong> zu verbinden. Wenn es nur<br />

so einfach wäre.<br />

Meine Erfahrung ist, dass diese Maßnahmen<br />

nicht tief genug greifen. Für die meisten fährt<br />

der Zug in die falsche Richtung. Der Grund ist:<br />

Unser inneres System, unsere Psyche, ist immer<br />

nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Wenn es<br />

bestimmte Persönlichkeitsseiten in uns gibt, die<br />

die Lebensfreude verloren haben, stellt sich doch<br />

zunächst die Frage, wie kommt das eigentlich?<br />

Was ist in unserem Leben geschehen, dass dasjenige,<br />

was wir an Kindern noch beobachten<br />

können, verloren gegangen ist?<br />

Wenn wir Kinder sehen, wie sie ins Leben greifen,<br />

wie sie das Leben kennenlernen möchten,<br />

wie sie neugierig sind auf das Leben, dann sehen<br />

wir ihre sprudelnde Entfaltungskraft, mit der jeder<br />

Mensch geboren wird. Wir sehen ihre <strong>Freude</strong><br />

über manchmal noch so banale Dinge. Und wir<br />

können uns fragen, was ist geschehen, dass uns<br />

die Anbindung an dieses natürliche Lebensfeuer<br />

abhandengekommen ist?<br />

Was kannst du tun, um dich mit wieder mit<br />

deiner ursprünglichen Lebensfreude zu verbinden?<br />

Gehe zum tiefsten Punkt in dir, zu den Seiten,<br />

die sich von der <strong>Freude</strong> abgewendet haben.<br />

Greife nicht nur zu einer autosuggestiven Decke,<br />

denn diese hilft auf Dauer nicht, sie deckt nur zu.<br />

Buche nicht nur eine Visualisierungsreise an<br />

schöne Orte, sondern schaffe eine emotionale<br />

Nähe zu dir selbst, damit du ein inneres Zuhause<br />

66


hast. So musst du nicht ständig verreisen, in der<br />

Hoffnung, irgendwo »da draußen« eine Heimat<br />

zu finden.<br />

Wenn wir wirklich in unserer tiefsten Tiefe Lebensfreude<br />

wieder zum Fließen, zum Sprudeln<br />

bringen möchten, dann brauchen wir eine emotionale<br />

Hinwendung zu den Seiten, die gerade<br />

nicht in der Lebensfreude sind.<br />

Wir können uns diese Situation am Beispiel<br />

eines realen Kindes vorstellen. Da ist ein Kind,<br />

das ursprünglich einmal die Lebensfreude hatte<br />

und plötzlich nur noch in seinem Zimmer sitzt<br />

und nicht mehr raus möchte. Das vielleicht traurig,<br />

wütend oder enttäuscht ist, sich ablenken<br />

muss oder emotional isst, Computerspiele<br />

spielt und überhaupt nicht im Kontakt mit seiner<br />

ursprünglichen Entfaltungskraft und <strong>Freude</strong><br />

ist. Dann würden wir ja wahrscheinlich auch<br />

nicht sagen: Hier hast du eine CD. Höre sie dir<br />

an und dann geht es dir wieder gut. Vielmehr<br />

würden wir doch versuchen, uns dem Kind zu<br />

nähern und es fragen: Was ist eigentlich los?<br />

Wie geht es dir denn? Mal abgesehen davon,<br />

dass sich beim Vorschlag, eine CD zu hören, natürlich<br />

auch die Frage stellt, welches Menschenoder<br />

Weltbild wir diesem Kind eigentlich vermitteln.<br />

Denn beim Kind wird vermutlich die<br />

Botschaft landen, auch wenn wir das vielleicht<br />

gar nicht wollen und unser Angebot liebevoll<br />

gemeint ist: Wenn du nicht fröhlich bist, bist du<br />

nicht willkommen. Die Welt will dich nur, wenn<br />

du dich gut fühlst. Erst dann bist du in Ordnung.<br />

Genau diese oft unbewusste Mitteilung verhindert<br />

jedoch, dass sich das Kind überhaupt wohlfühlen<br />

könnte. Dadurch drehen wir uns im Kreis.<br />

So, wie wir das Kind behandeln würden, können<br />

wir auch mit uns selbst verfahren. Auf uns<br />

übertragen geht es also um einen Kontakt zu<br />

den Seiten in uns, die das Empfinden von <strong>Freude</strong><br />

verloren haben. Uns ihnen zu nähern, statt<br />

eine »<strong>Freude</strong>-Pille« zu schlucken, führt uns zurück<br />

in einen natürlichen Zustand von<br />

»Seins-<strong>Freude</strong>«. Natürlich kann es wunderbar<br />

und hilfreich sein, mithilfe einer Visualisierungsreise<br />

den Zustand von <strong>Freude</strong> in sich überhaupt<br />

erst einmal erfahren zu können. Aber<br />

wenn wir nicht in einer Abhängigkeit zu diesen<br />

Übungen, zu diesen »<strong>Freude</strong>-Pillen« enden<br />

möchten, brauchen wir die Hinwendung zu den<br />

verwundeten Kindseiten in uns. Die interessante<br />

Frage lautet doch:<br />

was ist geschehen, dass wir nicht<br />

mehr innerlich angebunden sind<br />

an dasjenige, was wir lebensfreude<br />

nennen?<br />

mithilfe folgender übung kannst<br />

du einen kontakt zu der seite in<br />

dir herstellen, die von der freude<br />

abgeschnitten ist.<br />

1 Schreibe auf ein leeres Blatt Papier das<br />

Wort ›<strong>Freude</strong>‹.<br />

2<br />

Notiere, ohne lange zu überlegen, alles,<br />

was du in Bezug auf dich selbst damit<br />

assoziierst.<br />

3 Lese dir das Geschriebene noch einmal in<br />

Ruhe durch und kreise die Sätze ein, in<br />

denen Angst und/oder Schmerz enthalten<br />

sind.<br />

4 <br />

5<br />

Entscheide dich für einen Satz, der dich im<br />

Hinblick auf Angst und/oder Schmerz<br />

in diesem Moment am stärksten anspricht.<br />

Wähle nun ein Symbol (z. B. eine Decke<br />

oder ein Kissen) für die Persönlichkeitsseite<br />

in dir, die durch diesen Satz repräsentiert<br />

wird.<br />

6 Wie alt ist diese Persönlichkeitsseite?<br />

Empfindest du sie so alt wie du jetzt bist<br />

oder jünger?<br />

7<br />

Stelle dir nun vor, es würde sich hierbei<br />

um ein reales Kind oder eine reale Person<br />

handeln.<br />

67


FREUDE TANKEN<br />

IN DER NATUR<br />

—<br />

BEATE & OLAF HOFMANN<br />

76


Was sind deine ersten Gedanken<br />

morgens nach dem Aufwachen?<br />

Gehst du schon mal<br />

die To-do-Liste mit ihren Prioritäten<br />

durch? Gilt deine Aufmerksamkeit<br />

den Herausforderungen, die auf dich warten?<br />

Freust du dich auf den ersten Kaffee am<br />

Morgen oder bedauerst du, dass die Nacht<br />

schon wieder vorbei ist und startest höchst<br />

ungern in den neuen Tag?<br />

Wenn ich aufgestanden bin und über<br />

den Flur ins Bad gehe, fällt mein Blick auf<br />

das schräge Dachfenster. Darauf steht in<br />

geschwungener weißer Kreideschrift:<br />

»Ich schulde dem Leben das<br />

Leuchten in meinen Augen«.<br />

Den Satz habe ich als Inschrift an einer<br />

Holzskulptur gelesen und beschlossen, ihn<br />

mitzunehmen in unsere Wohnung, in<br />

mein Leben. Ich habe noch nie gezählt,<br />

wie oft ich täglich diesen Satz lese. Das<br />

geschieht unbewusst, aber er klingt in mir<br />

nach, wenn ich den Luxus des heißen und<br />

kalten Wassers unter der Dusche genieße.<br />

Er mobilisiert die Lebensgeister und<br />

weckt Neugier auf den Tag. Manchmal<br />

bleibe ich kurz stehen bevor ich die Wohnung<br />

verlasse, lese die schlichten Worte<br />

und freue mich einfach.<br />

Ich freue mich daran, einen Moment<br />

innezuhalten, freue mich, dass ich ohne<br />

Anstrengung atme, dass mein Herz schlägt,<br />

dass ich heute lebe und dass ich diesen<br />

Tag gestalten kann. Es gibt auch andere<br />

Tage, sicher! Da werde ich gelebt und habe<br />

Mühe, dem Tempo zu folgen, das mir Kalender,<br />

Telefon und Mails vorgeben. Dann<br />

hilft mir die zarte Erinnerung an der Fensterscheibe,<br />

das Steuerrad in meinem Alltag<br />

und damit die Verantwortung für meine<br />

Zeit, mein Gemüt, mein Tun und das Lassen<br />

wieder bewusster zu übernehmen. Mir<br />

wird klar: Ich habe Grund unter meinen<br />

Füßen. Ich habe Grund zur <strong>Freude</strong>.<br />

<strong>Freude</strong> als Lebensphilosophie – das ist nicht jedermanns<br />

Sache in Deutschland. Sicher hast du auch<br />

schon die Erfahrung gemacht, dass jemand erstaunt<br />

oder irritiert schaut, wenn wir ihn unverhofft auf der<br />

Straße oder in der S-Bahn anlächeln. Wer einen wildfremden<br />

Menschen freundlich grüßt, muss damit rechnen,<br />

dass der andere wegschaut. Aber es fühlt sich wie<br />

ein unverhoffter Sonnenstrahl an, wenn nach anfänglicher<br />

Verwirrung ein Lächeln erwidert wird und sich die<br />

Begegnung zwischen Menschen mit Leichtigkeit füllt.<br />

Die Welt scheint ein Stück heller zu werden, wenn<br />

wir die <strong>Freude</strong> in unseren Alltag einladen, sie spüren<br />

und sie mit anderen teilen. Also ist es wirklich schlau,<br />

den Tag mit einer Erinnerung an das zu starten, was<br />

uns <strong>Freude</strong> macht, wofür wir dankbar sind.<br />

Henry David Thoreau, Philosoph, Gesellschaftsrebell<br />

und Naturliebhaber, zog sich 1845 in ein selbst gebautes,<br />

schlichtes Holzhaus am Walden See in Massachusetts<br />

zurück. Er suchte nach dem Wesentlichen des Lebens.<br />

Ernüchtert von beruflichen Krisen und voller<br />

Trauer über den frühen Tod seines Bruders war er auf<br />

der Suche nach dem, was trägt und ermutigt. Er wollte<br />

herausfinden, ob das einfache Leben in unmittelbarer<br />

Nähe zur Natur ihm dabei helfen würde. Jeden Morgen<br />

stellte sich der Philosoph offenbar die gleichen<br />

drei Fragen:<br />

?<br />

WAS IST GUT<br />

IN MEINEM LEBEN?<br />

WORÜBER KANN<br />

ICH GLÜCKLICH SEIN?<br />

WOFÜR KANN<br />

ICH DANKBAR SEIN?<br />

77


ein gesunder<br />

körper als basis<br />

für freude<br />

Wie du mit Ayurveda<br />

liebevoll für dich sorgst<br />

—<br />

d a n a s c h w a n d t<br />

86


<strong>Freude</strong> ist unser natürlicher Zustand. Und doch fühlen<br />

sich die meisten von uns nicht dauerhaft oder wenigstens<br />

überwiegend freudvoll. Ayurveda möchte uns das<br />

ermöglichen. Es ist die Wissenschaft für ein langes,<br />

gesundes und freudvolles Leben. Es gibt viele Dinge, die uns<br />

aus unserem natürlichen Zustand der <strong>Freude</strong> herauskatapultieren.<br />

Einer der größten Faktoren dabei ist unsere Gesundheit.<br />

Damit meint Ayurveda nicht die bloße Abwesenheit von Krankheit,<br />

sondern das Leben mit unserem vollständigen, physischen<br />

Potenzial. Der Zustand, den wir landläufig »gesund« nennen,<br />

ist aus ayurvedischer Perspektive oft schon ein gehöriger Ungleichgewichtszustand,<br />

der uns im Jetzt einschränkt und<br />

gleichzeitig Vorbote ist für ernstere Krankheiten in der Zukunft.<br />

Es sind simple Dinge wie, morgens vor Müdigkeit nicht<br />

aus dem Bett zu kommen, später den Kaffee oder Zucker zu<br />

brauchen, damit mein Kopf beim Nachmittagstief nicht auf<br />

meinem Schreibtisch aufschlägt, und abends erschöpft mit<br />

Schoki und Chips auf dem Sofa zu landen, um sich dafür zu<br />

belohnen, dass wir den Tag geschafft haben. Wenn wir krank<br />

sind, Schmerzen haben oder Verdauungsstörungen wie Sodbrennen,<br />

Blähbauch, Völlegefühl oder Durchfall auftreten,<br />

ist es schwer, gleichzeitig in einem natürlichen Zustand der<br />

<strong>Freude</strong> zu sein. Die Frage ist also, wie können wir das ändern?<br />

Wie bringen wir uns in unser physisches Optimum,<br />

das uns der <strong>Freude</strong> automatisch näher bringt?<br />

Aus ayurvedischer Sicht haben fast alle Ungleichgewichtszustände<br />

ihren Ursprung im Stoffwechsel. Diese Ungleichgewichtszustände<br />

wiederum sind der erste Schritt zu<br />

ernsthafteren Krankheiten, inklusive derer, von denen wir<br />

befürchten, dass sie uns irgendwann aus dem Nichts ereilen,<br />

wie Krebs, Herzinfarkt, Diabetes & Co. Ein Grundprinzip aus<br />

dem Ayurveda ist »Krankheiten sind leichter zu verhindern<br />

als zu heilen«. Deswegen wird alles darauf ausgelegt, den<br />

Ursprung der Probleme zu beheben und den Stoffwechsel<br />

ins Gleichgewicht zu bringen.<br />

Ein wichtiger Faktor im Beurteilen der Verdauung ist die<br />

Darmentleerung. Sie sagt uns vieles darüber, wie es uns geht.<br />

Ist unsere Verdauung im Gleichgewicht, haben wir 1-2 Mal<br />

pro Tag eine vollständige Darmentleerung. Die erste idealerweise<br />

innerhalb von einer Stunde nach dem Aufstehen. Der<br />

Stuhlgang riecht kaum und ist weich aber geformt. So wie<br />

Zahnpasta oder eine reife Banane. Weitere Faktoren sind<br />

gleichmäßige Energie über den Tag, die Abwesenheit von<br />

Verdauungsbeschwerden, ein stabiles Immunsystem und ein<br />

wacher, klarer Geist.<br />

Im Ayurveda definieren wir<br />

drei Ungleichgewichtszustände<br />

im Stoffwechsel:<br />

> Sensible Verdauung<br />

Sensible Verdauung ist wechselhaft.<br />

Diese Menschen neigen zu trockenem<br />

Stuhlgang und Verstopfungen im Wechsel<br />

mit Durchfall. Sie haben zu viel Luft<br />

im Bauch, die einen Blähbauch, Blähungen<br />

oder auch die Neigung zum Aufstoßen<br />

mit sich bringen. Menschen mit<br />

sensibler Verdauung neigen außerdem<br />

zu Nahrungsmittelunverträglichkeiten<br />

und allerlei Allergien.<br />

> Heiße Verdauung<br />

Heiße Verdauung ist zu schnell und ist<br />

sehr sauer. Diese Menschen neigen zu<br />

Durchfall, Sodbrennen und saurem Aufstoßen.<br />

Sie haben in der Regel großen<br />

Hunger und manchmal das Problem zuzunehmen.<br />

Sie sammeln grundsätzlich<br />

zu viel Säure an, die der Ursprung jeglicher<br />

Entzündungszeichen im Körper ist.<br />

> Träge Verdauung<br />

Träge Verdauung ist zu langsam. Diese<br />

Menschen neigen zu Völlegefühl und<br />

Trägheit. Sie sind Genießer und lieben<br />

das Essen. Da sie super Verwerter sind,<br />

brauchen sie allerdings weniger, als sie<br />

gerne essen würden. Sie nehmen leicht<br />

zu und schwer ab, was oft zu Übergewicht<br />

führt.<br />

Bleibt die Frage, wie wir unsere Verdauung<br />

ins Gleichgewicht bringen.<br />

Ayurveda ist auf der einen Seite ein<br />

hochkomplexes medizinisches System<br />

und auf der anderen Seite wird es die<br />

»Medizin des Volkes« genannt, weil die<br />

Basics so leicht umzusetzen sind und sie<br />

einen so großen Effekt auf unsere Gesundheit<br />

haben.<br />

87


FREUDE<br />

—<br />

SCHÖNER<br />

GÖTTER<br />

FUNKEN<br />

…<br />

KARL GAMPER<br />

94


Kaum etwas ist so in unserer sozialen DNA<br />

verankert wie dieser Text von Friedrich<br />

Schiller, den er im Sommer 1785 schrieb.<br />

Doch im Grunde unsterblich wurde diese Ode an<br />

die <strong>Freude</strong>, als der Gigant Beethoven 1824 seine<br />

9. Sinfonie um diese prophetischen Zeilen webte.<br />

<strong>Freude</strong> ist wahrlich ein<br />

Götterfunke. Eine tiefe<br />

Erinnerung an das Göttliche<br />

in uns, das wir als<br />

<strong>Freude</strong> erleben und als<br />

himmlischen Funken in<br />

unser Bewusstsein aufnehmen<br />

dürfen, damit<br />

sich das Feuer dieses<br />

»Heiligthums« – das wir<br />

sind – in uns ausbreiten<br />

und uns nähren und erfüllen<br />

darf. <strong>Freude</strong> ist Licht. Licht ist Bewusstheit.<br />

Was uns bewusst ist, ist für uns hell, erkennbar,<br />

erfühlbar, wach wahrnehmbar. Somit<br />

ist <strong>Freude</strong> der Beginn und auch das Ende einer<br />

Pilgerfahrt in unserer ureigenen Heimat. Aus<br />

Gründen, die wir nur vermuten können, ist dieses<br />

…<br />

TOCHTER AUS ELISIUM<br />

WIR BETRETEN FEUERTRUNKEN<br />

HIMMLISCHE, DEIN HEILIGTHUM<br />

DEINE ZAUBER BINDEN WIEDER<br />

WAS DER MODE SCHWERD GETHEILT<br />

BETTLER WERDEN FÜRSTENBRÜDER<br />

WO DEIN SANFTER FLÜGEL WEILT<br />

…<br />

Menschenspiel so angelegt, dass wir aus der<br />

Glückseligkeit der <strong>Freude</strong> fallen, uns verirren, uns<br />

verstricken in den offensichtlichen wie subtilen<br />

Fallen der Getrenntheit, um uns letztlich wieder<br />

im Paradies einzufinden. Bereichert durch die Erfahrungen<br />

des Lebens.<br />

So gesehen ist das Leben<br />

eine Reise, bei der wir nie<br />

unsere Heimat wirklich verlassen<br />

haben. Mehr noch:<br />

Es ist gar nicht möglich,<br />

dieses »Heiligthum« zu<br />

verlassen. Doch … wir können<br />

es zu einer »Mode«<br />

machen. Zu einem wechselhaften<br />

Spiel. Zu einer<br />

Illusion, die sich als Getrenntheit<br />

zeigt. Und zwar<br />

in immer neuen, immer anderen Formen und<br />

Farben und Klängen und Welten, die wir als »real«<br />

bezeichnen, um sie dann auch so zu erleben. Was<br />

wäre, würden wir diese Illusion beenden? Würden<br />

wir das Schwert dieser Mode ersatzlos entsorgen?!<br />

Diese Zeile offenbart eine Welt für sich. Einen<br />

Bewusstseinszustand, der hellsichtig die innere<br />

Dynamik einer Bewegung erfasst, die sich in der<br />

Gegenwärtigkeit zeigt. Im Raum eines zeitlosen<br />

Jetzt. Es gilt, dieses JETZT als einen Raum zu<br />

begreifen, als eine Dimension, die sich jenseits<br />

der »Mode« permanenter Veränderung bewegt.<br />

Hier muss sich der Verstand ausklinken, denn<br />

dies ist ihm zu hoch. Und zwar in des Wortes<br />

buchstäblichem Sinn! Der Verstand kann das unmöglich<br />

verstehen. Wohl jedoch unser erkennendes<br />

Bewusstsein. Jener Aspekt in uns, der sich<br />

seines Seins als ICH BIN bewusst ist.<br />

Um es noch einmal zu wiederholen, da es zu<br />

wichtig ist: Weiblich im Sinne der polaren Kraft.<br />

Weiblich im Sinne der Magie des Yin. Weiblich<br />

für eine Balance. Für einen Ausgleich, der das<br />

Leben auf diesem Planeten Gaia in ein fließendes<br />

Gleichgewicht rückt. Eine so erkannte Yin-<br />

TOCHTER AUS ELISIUM<br />

DIE WELT MUSS WEIBLICH WERDEN<br />

Sollte dir, liebe Leserin, lieber Leser, an dieser<br />

Stelle etwas schwindlig werden, so ist dies das<br />

beste aller Zeichen. Du bist dabei, feuertrunken<br />

dein Heiligtum in dir in Besitz zu nehmen. Dich in<br />

dieses Heiligtum zu hüllen, dich damit zu kleiden.<br />

»Tochter aus Elisium«. Schiller hat damit vor<br />

Jahrhunderten erfasst, was wir zunehmend als<br />

weltweite Bewegung des Bewusstseins erkennen<br />

und als »heilig, heil« erfahren. Ich spreche<br />

hier von jenem weiblichen Pol in uns allen, vom<br />

Yin der Taoisten, die in dieser enormen Yin-Kraft<br />

die Heilung eines übermächtigen und damit desaströsen<br />

Yang schon lange erkannt haben.<br />

Kraft führt uns als Menschheit in das Elisium,<br />

also in das mythologische Land der Seligen. In<br />

den Bewusstseinszustand des vollkommenen<br />

Glücks, der ungetrübten <strong>Freude</strong>. In jenes Paradies,<br />

das in uns schlummert und darauf wartet,<br />

wachgeküsst zu werden.<br />

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