Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Inspiration Apulien<br />
Wenn du uns nicht<br />
langsam mal besuchst,<br />
kriegst du<br />
Ärger, schrieb<br />
meine Freundin<br />
Katja und wiegelte meine Einwände,<br />
ich sei doch schon so häufig in Italien<br />
gewesen, immer wieder mit dem Satz<br />
ab: „Apulien ist ganz anders als das<br />
Italien, das du schon kennst.“ Weil<br />
ich kein Ignorant sein will, spaziere<br />
ich also an einem sonnigen Freitagnachmittag<br />
im Frühling durch<br />
Alberobello und wundere mich. Wir<br />
reden von der berühmten Hauptstadt<br />
der Trulli – seit 1996 Weltkulturerbe –<br />
in Apulien, was ungefähr dort liegt,<br />
wo Italien auf der Landkarte Stiefel<br />
trägt. Und was sehen wir: nicht so<br />
viel. Keine Menschenmassen, kein<br />
folkloristischer Abverkauf regionaler<br />
Traditionen, wie sonst so häufig in<br />
Bella Italia zwischen toskanischem<br />
Pomp und römischer Grandezza.<br />
Stattdessen überall diese putzigen<br />
Rundbauten mit ihren Zipfelmützendächern,<br />
die aussehen, als hätten sich<br />
ein paar Hobbits vor der italienischen<br />
16 <strong>ADAC</strong> URLAUB 3/<strong>2019</strong><br />
Hübsch gemacht<br />
Die traditionellen<br />
Trulli-Häuser von<br />
Alberobello zählen<br />
zum UNESCO-Weltkulturerbe.<br />
Ihre<br />
Kegeldächer sind<br />
lose geschichtet<br />
Eis aus Blumen<br />
kreiert Katia di<br />
Pietro in ihrer<br />
Gelateria Arte<br />
Fredda<br />
Sonne darin versteckt – und viel<br />
Raum und Muße, sie auch ausgiebig<br />
zu bewundern. Klar, ein paar Touristen<br />
sind schon unterwegs, auch<br />
um Apuliens bestes Eis zu schlecken.<br />
Das macht nämlich – unter anderem<br />
aus Blüten und Blumen – Katia di<br />
Pietro. Ihre Gelateria Arte Fredda<br />
ist der bekannteste Eispalast der<br />
Region. Mit der Waffel in der Hand<br />
schlendern die Besucher ebenso wie<br />
die wenigen Einheimischen,<br />
die sich<br />
zur Mittagszeit<br />
auf der<br />
Straße<br />
zeigen,<br />
entspannt durch die malerischen<br />
Gassen Alberobellos.<br />
Ich denke: Das hier soll eine Szene<br />
aus dem hektischen Süden Italiens<br />
sein, zu dem Apulien ja zweifelsohne<br />
zählt? Und staune. Andererseits: War<br />
es in den vergangenen Tagen in Lecce<br />
oder Otranto denn mal anders, in Bari<br />
oder Gallipoli und all den anderen<br />
Plätzen, die ich auf meiner Rundreise<br />
durch das schöne Puglia schon gesehen<br />
habe? Keineswegs. Die Region im<br />
Südosten Italiens gilt zwar als rau<br />
und eigenwillig, wirkt aber bei<br />
genauerem Hinsehen einfach<br />
nur extrem entspannt. Und das<br />
alles vor der Kulisse von alten<br />
Olivenhainen, von Gutshöfen,<br />
die stolz wie Festungen auf wuchtigen<br />
Anhöhen residieren und von<br />
verträumten Dörfern, wo die Luft<br />
erfüllt ist vom Duft des Oleanders<br />
und in denen sich die Alten immer<br />
noch im weißen Rippunterhemd zum<br />
Wein auf dem Marktplatz treffen und<br />
den Herrgott einen guten Mann sein<br />
lassen. Das seien Klischees? Unbedingt<br />
– aber wenn sie sich doch so