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ADAC Urlaub Mai-Ausgabe 2019 Nordrhein

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Inspiration Apulien<br />

Wenn du uns nicht<br />

langsam mal besuchst,<br />

kriegst du<br />

Ärger, schrieb<br />

meine Freundin<br />

Katja und wiegelte meine Einwände,<br />

ich sei doch schon so häufig in Italien<br />

gewesen, immer wieder mit dem Satz<br />

ab: „Apulien ist ganz anders als das<br />

Italien, das du schon kennst.“ Weil<br />

ich kein Ignorant sein will, spaziere<br />

ich also an einem sonnigen Freitagnachmittag<br />

im Frühling durch<br />

Alberobello und wundere mich. Wir<br />

reden von der berühmten Hauptstadt<br />

der Trulli – seit 1996 Weltkulturerbe –<br />

in Apulien, was ungefähr dort liegt,<br />

wo Italien auf der Landkarte Stiefel<br />

trägt. Und was sehen wir: nicht so<br />

viel. Keine Menschenmassen, kein<br />

folkloristischer Abverkauf regionaler<br />

Traditionen, wie sonst so häufig in<br />

Bella Italia zwischen toskanischem<br />

Pomp und römischer Grandezza.<br />

Stattdessen überall diese putzigen<br />

Rundbauten mit ihren Zipfelmützendächern,<br />

die aussehen, als hätten sich<br />

ein paar Hobbits vor der italienischen<br />

16 <strong>ADAC</strong> URLAUB 3/<strong>2019</strong><br />

Hübsch gemacht<br />

Die traditionellen<br />

Trulli-Häuser von<br />

Alberobello zählen<br />

zum UNESCO-Weltkulturerbe.<br />

Ihre<br />

Kegeldächer sind<br />

lose geschichtet<br />

Eis aus Blumen<br />

kreiert Katia di<br />

Pietro in ihrer<br />

Gelateria Arte<br />

Fredda<br />

Sonne darin versteckt – und viel<br />

Raum und Muße, sie auch ausgiebig<br />

zu bewundern. Klar, ein paar Touristen<br />

sind schon unterwegs, auch<br />

um Apuliens bestes Eis zu schlecken.<br />

Das macht nämlich – unter anderem<br />

aus Blüten und Blumen – Katia di<br />

Pietro. Ihre Gelateria Arte Fredda<br />

ist der bekannteste Eispalast der<br />

Region. Mit der Waffel in der Hand<br />

schlendern die Besucher ebenso wie<br />

die wenigen Einheimischen,<br />

die sich<br />

zur Mittagszeit<br />

auf der<br />

Straße<br />

zeigen,<br />

entspannt durch die malerischen<br />

Gassen Alberobellos.<br />

Ich denke: Das hier soll eine Szene<br />

aus dem hektischen Süden Italiens<br />

sein, zu dem Apulien ja zweifelsohne<br />

zählt? Und staune. Andererseits: War<br />

es in den vergangenen Tagen in Lecce<br />

oder Otranto denn mal anders, in Bari<br />

oder Gallipoli und all den anderen<br />

Plätzen, die ich auf meiner Rundreise<br />

durch das schöne Puglia schon gesehen<br />

habe? Keineswegs. Die Region im<br />

Südosten Italiens gilt zwar als rau<br />

und eigenwillig, wirkt aber bei<br />

genauerem Hinsehen einfach<br />

nur extrem entspannt. Und das<br />

alles vor der Kulisse von alten<br />

Olivenhainen, von Gutshöfen,<br />

die stolz wie Festungen auf wuchtigen<br />

Anhöhen residieren und von<br />

verträumten Dörfern, wo die Luft<br />

erfüllt ist vom Duft des Oleanders<br />

und in denen sich die Alten immer<br />

noch im weißen Rippunterhemd zum<br />

Wein auf dem Marktplatz treffen und<br />

den Herrgott einen guten Mann sein<br />

lassen. Das seien Klischees? Unbedingt<br />

– aber wenn sie sich doch so

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