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LEBE_126

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Zeugnis<br />

Adoption – ein Weg zur Elternschaft<br />

Mein Mann und ich haben uns<br />

von Beginn unserer Ehe an<br />

Kinder gewünscht. Als die<br />

leiblichen ausblieben, haben wir erfahren,<br />

wie schwer es ist, mit diesem unerfüllten<br />

Wunsch fertig zu werden. Das<br />

konnten wir uns vorher nicht vorstellen!<br />

Zuerst hatten wir jeden Monat Hoffnung,<br />

dann war da nur mehr Enttäuschung<br />

und Trauer.<br />

Wir haben viel gebetet und geweint.<br />

Mit Gottes Hilfe haben wir alles bewältigen<br />

können, auch die dadurch entstandenen<br />

Krisen in der Partnerschaft. Nur<br />

Er konnte uns Erleichterung verschaffen,<br />

wenn es uns gelang, alles Leid Ihm<br />

zu geben. Der Kinderwunsch war so im<br />

Vordergrund und meine Gefühle und<br />

Gedanken waren total durcheinander.<br />

Mein Mann erlebte das - Gott sei Dank<br />

- nicht so schmerzhaft. Dadurch konnte<br />

er mich manchmal ein wenig trösten.<br />

Mein Mann und ich waren immer schon<br />

- aus moralisch religiösen Gründen -<br />

gegen eine künstliche Befruchtung.<br />

Die Kirche war für uns die Einzige, die<br />

klar die Richtung vorgab und uns damit<br />

bei dieser wichtigen Entscheidung half.<br />

Wir sind froh, dass die Kirche da so klar<br />

Stellung genommen hat. Auf sie konnten<br />

wir uns verlassen. Aber dass wir diesen<br />

Weg, den die Kirche vorzeigt, gehen<br />

konnten, verdanken wir - das können<br />

wir im Nachhinein mit Gewissheit<br />

sagen - allein der Gnade Gottes.<br />

Es ist gut, Adoptiv-Eltern zu lieben, weil …<br />

„Gott ist großzügig und barmherzig.<br />

Sehr oft geschieht es,<br />

dass Paare, deren Kinderwunsch<br />

zunächst unerfüllt blieb, nach der<br />

Adoption eines Kindes doch auch<br />

noch unerwartet leibliche Kinder<br />

bekommen.<br />

Wir wissen nicht, warum Gott<br />

das zulässt. Fakt aber ist: Kinder<br />

sind immer ein Geschenk, sind immer<br />

Gnade. Und Geschenke und<br />

Gnaden sind freiwillige Gaben des<br />

Schöpfers – eigentlich nichts, was<br />

man selbst machen sollte.ˮ<br />

Autor unbekannt<br />

Wir verstehen alle kinderlosen Paare<br />

und ihren großen Leidensdruck dem<br />

sie ausgesetzt sind. Dass sie in dieser<br />

schweren Situation versucht sind, alle<br />

möglichen Auswege einzuschlagen,<br />

ist menschlich. Wir sind der Meinung,<br />

dass wir niemanden verurteilen dürfen.<br />

Wir denken, dass der tiefe Schmerz der<br />

Unfruchtbarkeit sie in eine Richtung<br />

getrieben hat, die Erleichterung versprach.<br />

Allgemein sollten wir sehr feinfühlig<br />

im Umgang mit ungewollt kinderlosen<br />

Ehepaaren sein. Wie schnell können<br />

da Worte verletzen. Das haben wir<br />

oft selbst erlebt. Es ist wichtig, in dieser<br />

Situation, Menschen zu haben, die auf<br />

einen zugehen und die versuchen das<br />

• sie sich entscheiden, einen komplizierten und schönen Weg zu gehen;<br />

• sie die Möglichkeit, für nicht „geeignet“ gehalten zu werden, in Kauf nehmen;<br />

• sie auf ein Dekret warten, und dann feiern als hätten sie den Nobelpreis und<br />

den Oskar zusammen gewonnen;<br />

• sie gelernt haben, zu vertrauen;<br />

• sie wissen, wie wichtig es ist, sich gegenseitig zu unterstützen, wenn die<br />

Dinge schief zu gehen scheinen;<br />

• sie sich manchmal einfach wie „eine Akte“ fühlen;<br />

• sie Tränen und Leiden in Lächeln voller Freude verwandeln können;<br />

• sie gelernt haben, dass man über Grenzen von Zeit und Raum hinweg lieben<br />

kann;<br />

• sie sich ärgern, weinen und fallen, aber dann immer wieder aufstehen;<br />

• sie sich als Eltern fühlen, bevor sie es physisch werden;<br />

• sie gelernt haben, Fotos zu umarmen;<br />

• sie eine unendliche Liebe pflegen, die ins übermaß wächst;<br />

• sie sich bewusst sind, dass, wenn der Traum wahr wird, ein wirklich neues<br />

Leben beginnt;<br />

• sie Eltern sind … Punkt und Schluss!!<br />

Leid zu verstehen. Das ist allerdings für<br />

nicht Betroffene sehr schwierig. Mir hat<br />

in der Zeit der Krise das Buch „Das Kreuz<br />

der Unfruchtbarkeit“, geschrieben von<br />

Dr. Marie Cabaud Meaney, erschienen<br />

im Immaculata Verlag, sehr geholfen.<br />

Die Autorin hat mir aus der Seele gesprochen,<br />

so verstanden fühlte ich mich<br />

vorher nie von einem Menschen.<br />

Nachdem wir schon länger verheiratet<br />

waren (man muss mindestens<br />

drei Jahre verheiratet sein), haben<br />

wir nach zermürbenden psychologischen<br />

Gesprächen mit der<br />

Sozialassistentin und der Psychologin<br />

und dem Abschlussgespräch mit dem<br />

Jugendrichter (insgesamt ein Jahr dauernd)<br />

das Eignungsdekret erhalten, um<br />

ein Kind adoptieren zu können. Nicht<br />

leicht war es dann innerhalb eines<br />

Jahres (Verfallsfrist des Dekretes) die<br />

richtige Vermittlungsstelle auszuwählen.<br />

Leider gibt es sehr wenige, die mit der<br />

Adoption nicht ein Geschäft machen<br />

wollen. Knapp vor Ablauf der Frist hat<br />

uns eine Fügung des Himmels zu der<br />

richtigen Stelle geführt. Dort bewarben<br />

wir uns für eine Auslandsadoption.<br />

Auch dann brauchten wir noch lange<br />

Geduld, bis wir unser Kind holen und<br />

nach Hause bringen konnten: Insgesamt<br />

waren es vier Jahre, durch die Gott uns<br />

wunderbar hindurch geführt hat. Er hat<br />

uns immer wieder Zeiten des Aufatmens<br />

geschenkt und alles so gut gefügt.<br />

Der spannendste Moment war das<br />

Abholen unseres Kindes im Kinderheim.<br />

Die Gefühle der Erwartung, Freude und<br />

Aufregung, die wir da erlebten, waren<br />

sehr stark und begleiten uns noch immer.<br />

Oft denken wir mit unserem Kind<br />

daran und besprechen dieses erste<br />

Erlebnis, mit dem unsere gemeinsame<br />

Geschichte begann.<br />

Heute sind wir froh, dass wir diesen<br />

Weg gegangen sind. Unser Kind ist unser<br />

Sonnenschein und ein großer Segen<br />

für uns. Auch wenn es nicht immer<br />

leicht ist, möchten wir nicht mehr zurück.<br />

Es stimmt wirklich: Ein Kind ist ein<br />

Geschenk Gottes. Jedes Mal wenn ich<br />

unser Kind betrachte, spüre ich, dass es<br />

ein Wunder ist. Ich kann es kaum glauben,<br />

dass unser Traum wahr geworden<br />

ist. Wir sind nun Eltern, Gott hat uns dieses<br />

Kind anvertraut. Danke, du großer<br />

Gott!<br />

A.N.*<br />

*Name und Adresse sind der Redaktion bekannt<br />

12 <strong>LEBE</strong> <strong>126</strong>/2016

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