LEBE_126
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Zeugnis<br />
Adoption – ein Weg zur Elternschaft<br />
Mein Mann und ich haben uns<br />
von Beginn unserer Ehe an<br />
Kinder gewünscht. Als die<br />
leiblichen ausblieben, haben wir erfahren,<br />
wie schwer es ist, mit diesem unerfüllten<br />
Wunsch fertig zu werden. Das<br />
konnten wir uns vorher nicht vorstellen!<br />
Zuerst hatten wir jeden Monat Hoffnung,<br />
dann war da nur mehr Enttäuschung<br />
und Trauer.<br />
Wir haben viel gebetet und geweint.<br />
Mit Gottes Hilfe haben wir alles bewältigen<br />
können, auch die dadurch entstandenen<br />
Krisen in der Partnerschaft. Nur<br />
Er konnte uns Erleichterung verschaffen,<br />
wenn es uns gelang, alles Leid Ihm<br />
zu geben. Der Kinderwunsch war so im<br />
Vordergrund und meine Gefühle und<br />
Gedanken waren total durcheinander.<br />
Mein Mann erlebte das - Gott sei Dank<br />
- nicht so schmerzhaft. Dadurch konnte<br />
er mich manchmal ein wenig trösten.<br />
Mein Mann und ich waren immer schon<br />
- aus moralisch religiösen Gründen -<br />
gegen eine künstliche Befruchtung.<br />
Die Kirche war für uns die Einzige, die<br />
klar die Richtung vorgab und uns damit<br />
bei dieser wichtigen Entscheidung half.<br />
Wir sind froh, dass die Kirche da so klar<br />
Stellung genommen hat. Auf sie konnten<br />
wir uns verlassen. Aber dass wir diesen<br />
Weg, den die Kirche vorzeigt, gehen<br />
konnten, verdanken wir - das können<br />
wir im Nachhinein mit Gewissheit<br />
sagen - allein der Gnade Gottes.<br />
Es ist gut, Adoptiv-Eltern zu lieben, weil …<br />
„Gott ist großzügig und barmherzig.<br />
Sehr oft geschieht es,<br />
dass Paare, deren Kinderwunsch<br />
zunächst unerfüllt blieb, nach der<br />
Adoption eines Kindes doch auch<br />
noch unerwartet leibliche Kinder<br />
bekommen.<br />
Wir wissen nicht, warum Gott<br />
das zulässt. Fakt aber ist: Kinder<br />
sind immer ein Geschenk, sind immer<br />
Gnade. Und Geschenke und<br />
Gnaden sind freiwillige Gaben des<br />
Schöpfers – eigentlich nichts, was<br />
man selbst machen sollte.ˮ<br />
Autor unbekannt<br />
Wir verstehen alle kinderlosen Paare<br />
und ihren großen Leidensdruck dem<br />
sie ausgesetzt sind. Dass sie in dieser<br />
schweren Situation versucht sind, alle<br />
möglichen Auswege einzuschlagen,<br />
ist menschlich. Wir sind der Meinung,<br />
dass wir niemanden verurteilen dürfen.<br />
Wir denken, dass der tiefe Schmerz der<br />
Unfruchtbarkeit sie in eine Richtung<br />
getrieben hat, die Erleichterung versprach.<br />
Allgemein sollten wir sehr feinfühlig<br />
im Umgang mit ungewollt kinderlosen<br />
Ehepaaren sein. Wie schnell können<br />
da Worte verletzen. Das haben wir<br />
oft selbst erlebt. Es ist wichtig, in dieser<br />
Situation, Menschen zu haben, die auf<br />
einen zugehen und die versuchen das<br />
• sie sich entscheiden, einen komplizierten und schönen Weg zu gehen;<br />
• sie die Möglichkeit, für nicht „geeignet“ gehalten zu werden, in Kauf nehmen;<br />
• sie auf ein Dekret warten, und dann feiern als hätten sie den Nobelpreis und<br />
den Oskar zusammen gewonnen;<br />
• sie gelernt haben, zu vertrauen;<br />
• sie wissen, wie wichtig es ist, sich gegenseitig zu unterstützen, wenn die<br />
Dinge schief zu gehen scheinen;<br />
• sie sich manchmal einfach wie „eine Akte“ fühlen;<br />
• sie Tränen und Leiden in Lächeln voller Freude verwandeln können;<br />
• sie gelernt haben, dass man über Grenzen von Zeit und Raum hinweg lieben<br />
kann;<br />
• sie sich ärgern, weinen und fallen, aber dann immer wieder aufstehen;<br />
• sie sich als Eltern fühlen, bevor sie es physisch werden;<br />
• sie gelernt haben, Fotos zu umarmen;<br />
• sie eine unendliche Liebe pflegen, die ins übermaß wächst;<br />
• sie sich bewusst sind, dass, wenn der Traum wahr wird, ein wirklich neues<br />
Leben beginnt;<br />
• sie Eltern sind … Punkt und Schluss!!<br />
Leid zu verstehen. Das ist allerdings für<br />
nicht Betroffene sehr schwierig. Mir hat<br />
in der Zeit der Krise das Buch „Das Kreuz<br />
der Unfruchtbarkeit“, geschrieben von<br />
Dr. Marie Cabaud Meaney, erschienen<br />
im Immaculata Verlag, sehr geholfen.<br />
Die Autorin hat mir aus der Seele gesprochen,<br />
so verstanden fühlte ich mich<br />
vorher nie von einem Menschen.<br />
Nachdem wir schon länger verheiratet<br />
waren (man muss mindestens<br />
drei Jahre verheiratet sein), haben<br />
wir nach zermürbenden psychologischen<br />
Gesprächen mit der<br />
Sozialassistentin und der Psychologin<br />
und dem Abschlussgespräch mit dem<br />
Jugendrichter (insgesamt ein Jahr dauernd)<br />
das Eignungsdekret erhalten, um<br />
ein Kind adoptieren zu können. Nicht<br />
leicht war es dann innerhalb eines<br />
Jahres (Verfallsfrist des Dekretes) die<br />
richtige Vermittlungsstelle auszuwählen.<br />
Leider gibt es sehr wenige, die mit der<br />
Adoption nicht ein Geschäft machen<br />
wollen. Knapp vor Ablauf der Frist hat<br />
uns eine Fügung des Himmels zu der<br />
richtigen Stelle geführt. Dort bewarben<br />
wir uns für eine Auslandsadoption.<br />
Auch dann brauchten wir noch lange<br />
Geduld, bis wir unser Kind holen und<br />
nach Hause bringen konnten: Insgesamt<br />
waren es vier Jahre, durch die Gott uns<br />
wunderbar hindurch geführt hat. Er hat<br />
uns immer wieder Zeiten des Aufatmens<br />
geschenkt und alles so gut gefügt.<br />
Der spannendste Moment war das<br />
Abholen unseres Kindes im Kinderheim.<br />
Die Gefühle der Erwartung, Freude und<br />
Aufregung, die wir da erlebten, waren<br />
sehr stark und begleiten uns noch immer.<br />
Oft denken wir mit unserem Kind<br />
daran und besprechen dieses erste<br />
Erlebnis, mit dem unsere gemeinsame<br />
Geschichte begann.<br />
Heute sind wir froh, dass wir diesen<br />
Weg gegangen sind. Unser Kind ist unser<br />
Sonnenschein und ein großer Segen<br />
für uns. Auch wenn es nicht immer<br />
leicht ist, möchten wir nicht mehr zurück.<br />
Es stimmt wirklich: Ein Kind ist ein<br />
Geschenk Gottes. Jedes Mal wenn ich<br />
unser Kind betrachte, spüre ich, dass es<br />
ein Wunder ist. Ich kann es kaum glauben,<br />
dass unser Traum wahr geworden<br />
ist. Wir sind nun Eltern, Gott hat uns dieses<br />
Kind anvertraut. Danke, du großer<br />
Gott!<br />
A.N.*<br />
*Name und Adresse sind der Redaktion bekannt<br />
12 <strong>LEBE</strong> <strong>126</strong>/2016