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LEBE_126

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Zur Rechtslage der künstlichen<br />

Befruchtung in Italien<br />

Künstliche Befruchtung<br />

Dr. Egon Falser<br />

Kinderlosen Paaren zu einem<br />

Kind verhelfen“, so lautet das<br />

Ziel manches vielleicht subjektiv<br />

wohlmeinenden Arztes, der sich im<br />

Bereich der künstlichen Befruchtung engagiert.<br />

Doch nachdem es nicht erlaubt<br />

sein kann, einem anderen Elternpaar<br />

ein Kind zu stehlen, um damit dieses<br />

Ziel zu erreichen, müssen wir uns näher<br />

mit den Methoden befassen, anhand<br />

derer das Ziel erreicht werden soll.<br />

Die erste scheinbare Lösung namens<br />

„Entführung eines fremden Kindes“<br />

scheidet also bereits aus. Die zweite<br />

scheinbare Lösung lautet „Künstliche<br />

Befruchtung“. Um sagen zu können,<br />

ob diese Methode annehmbar ist oder<br />

nicht und damit eine Bewertung geben<br />

zu können, betrachten wir die Natur der<br />

künstlichen Befruchtung.<br />

Bei der künstlichen Befruchtung<br />

handelt es sich um medizinische<br />

Verfahren, um auf künstlichem Weg<br />

eine Schwangerschaft herbeizuführen.<br />

Bisweilen wird auch der Begriff<br />

„In-vitro-Fertilisation“ verwendet, der<br />

eine der möglichen Methoden („Befruchtung<br />

im Reagenzglas“) beschreibt.<br />

Eine weitere Methode nennt sich<br />

„Intrazytosplasmatische Spermieninjektion“,<br />

kurz ICSI, die sich vor allen<br />

Dingen dadurch auszeichnet, dass<br />

ihr „Embryonenverbrauch“ sowie die<br />

Missbildungsraten deutlich erhöht sind.<br />

Gemeinsam ist allen Methoden, dass<br />

die Befruchtung außerhalb der ehelichen<br />

Vereinigung erfolgt, und damit außerhalb<br />

des Aktes persönlicher Liebe.<br />

Damit werden aber Menschen produziert<br />

und nicht mehr gezeugt. Meist<br />

werden dann der Frau mehrere befruchtete<br />

Eizellen eingepflanzt, weil viele<br />

davon absterben. Es kann aber auch<br />

vorkommen, dass mehrere sich gleichzeitig<br />

entwickeln. Da man Drillinge<br />

oder Vierlinge nicht annehmen will, tötet<br />

man die überzähligen Embryonen.<br />

Mittlerweile finden sich Milliarden von<br />

befruchteten menschlichen Eizellen<br />

eingefroren („kryokonserviert“) in den<br />

Tiefkühltanks der Befruchtungskliniken.<br />

Sie abzutöten ist Mord; sie einzupflanzen<br />

ist sittlich ebenfalls verwerflich. Man<br />

sieht, wie sich hier der Mensch in eine<br />

Sackgasse hinein manövriert hat, aus<br />

der es keinen Ausweg mehr zu geben<br />

scheint.<br />

Die künstliche Befruchtung wird in<br />

Italien durch das Gesetz 40/2004 geregelt,<br />

das nach ausführlichen Debatten<br />

und einer Abwägung der Interessen am<br />

19. Februar 2004 vom Parlament verabschiedet<br />

wurde.<br />

Dieses Gesetz besteht aus 18 Artikeln<br />

und lässt sich in etwa wie folgt<br />

zusammenfassen:<br />

Um reproduktive Probleme aufgrund<br />

von Unfruchtbarkeit zu lösen, ist die<br />

künstliche Befruchtung nach den<br />

Vorgaben dieses Gesetzes erlaubt,<br />

das die Rechte aller Beteiligten, auch<br />

des Ungeborenen, gewährleistet.<br />

Die künstliche Befruchtung ist erlaubt,<br />

sofern es keine anderen wirksamen<br />

Behandlungsmethoden der<br />

Unfruchtbarkeit gibt. (Art. 1)<br />

Der Gesundheitsminister kann Studien<br />

zu den Ursachen der Unfruchtbarkeit<br />

anfertigen lassen und Maßnahmen (z.B.<br />

Informationskampagnen, Prävention)<br />

gegen die Unfruchtbarkeit in die Wege<br />

leiten. (Art. 2)<br />

Das Gesetz zur Einrichtung von<br />

Familienberatungsstellen bei den<br />

Gesundheitsbetrieben wird ergänzt: Zu<br />

den Zielen der Familienberatungsstellen<br />

gehören ab nun auch Information und<br />

Beistand im Bereich Unfruchtbarkeit<br />

und künstliche Befruchtung sowie<br />

Adoption. (Art. 3)<br />

Der Zugang zu den Methoden der<br />

künstlichen Befruchtung ist nur erlaubt,<br />

wenn feststeht, dass es keine anderen<br />

Möglichkeiten gibt, die Unfruchtbarkeit<br />

zu behandeln. Die heterologe künstliche<br />

Befruchtung (die künstliche<br />

Befruchtung unter Beteiligung eines<br />

Dritten als Samen- oder Eizellspender)<br />

ist nicht gestattet. (Art. 4)<br />

Die künstliche Befruchtung kann von<br />

verheirateten oder zusammenlebenden<br />

Paaren zweier volljähriger lebender<br />

Menschen verschiedenen Geschlechts,<br />

die in potentiell fruchtbarem Alter sind,<br />

in Anspruch genommen werden. (Art. 5)<br />

Die an einer künstlichen Befruchtung<br />

Interessierten sind über bioethische<br />

Probleme, Risiken, Folgen, Erfolgsquoten,<br />

rechtliche Implikationen, Gefahren,<br />

Kosten,... zu informieren. (Art. 6)<br />

Das Gesundheitsministerium gibt<br />

Leitlinien zur technischen Umsetzung<br />

dieses Gesetzes heraus. (Art. 7)<br />

Die aufgrund künstlicher Befruchtung<br />

geborenen Kinder haben den Status als<br />

legitime oder anerkannte Kinder des<br />

Paares. (Art. 8)<br />

Im Falle von unerlaubter heterologer<br />

Befruchtung ist die Aberkennung der<br />

Vaterschaft oder die Anonymität der<br />

Mutter nicht möglich. Zwischen dem/<br />

der Spender/-in und dem Kind ist<br />

keine juristische Verwandtschaft einwendbar.<br />

(Art. 9)<br />

>><br />

EU-Parlament<br />

verurteilt<br />

Leihmutterschaft<br />

Das Europäische Parlament hat die<br />

Praxis der Leihmutterschaft als gegen<br />

die Menschenwürde von Frauen gerichtet<br />

verurteilt. Ihr Körper und die reproduktiven<br />

Funktionen würden dadurch wie eine<br />

Ware eingesetzt. Die Stellungnahme ist im<br />

„Jahresbericht über Menschenrechte und<br />

Demokratie in der Welt und über die Politik<br />

der Europäischen Union in diesem Bereich“<br />

enthalten. Darin erklärten die Abgeordneten<br />

sehr deutlich ihre Position.<br />

Berichterstatter Cristian Dan Preda (EVP)<br />

erklärte die Verurteilung: Gerade Frauen in<br />

Entwicklungsländern seien besonders anfällig<br />

dafür, auf diese Weise ausgenutzt zu<br />

werden. Daher sollte die Leihmutterschaft<br />

verboten werden und dies auch Priorität im<br />

Rahmen der Menschenrechtsinstrumente<br />

haben.<br />

Über die Erklärung der Abgeordneten freut<br />

sich das Europäische Zentrum für Recht und<br />

Gerechtigkeit, ECLJ (http://www.eclj.org/)<br />

eine Initiative, die bereits im Juli 2012 und<br />

im März 2013 zu diesem Thema unter dem<br />

Titel „Leihmutterschaft, eine Verletzung der<br />

Menschenrechte und Menschenwürde“ im<br />

Europäischen Parlament Stellung genommen<br />

hat.<br />

Zenit<br />

<strong>LEBE</strong> <strong>126</strong>/2016<br />

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