RE KW 16
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M ENSCHEN IM GESPRÄCH<br />
Anna Dengel – ein aufopferungsvolles Leben für die Armen<br />
Claudia Lang, Mitgründerin der Geierwally-Bühne mit neuem Stück in Elbigenalp<br />
Am 12. Juli 2019 (Uraufführung) kommt wieder ein von Theaterfrau<br />
Claudia Lang-Forcher geschriebenes Stück mit dem Titel<br />
„Anna – Mutter der Mütter“ auf die Geierwally-Bühne in Elbigenalp,<br />
bei dem sie auch Regie führt. Aus ihrer Feder stammen<br />
u. a. bereits die Stücke „Schwabenkinder“, „Marie, die Alpenkönigin“<br />
oder die „Schattenweiber“. Die RUNDSCHAU hat sich<br />
bei ihr erkundigt, was sie bewogen hat, dieses Stück zu schreiben.<br />
Von Uwe Claus<br />
RUNDSCHAU: Dem Namen nach<br />
ist Anna Dengel im Außerfern ja bekannt.<br />
War Ihnen das „nur bekannt<br />
sein“ einfach zu wenig?<br />
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Claudia Lang: Ja, definitiv. Sie war<br />
mir schon als Kind ein Begriff und<br />
auch meine Mutter hatte lebenslang<br />
zwei Frauen verehrt – die „Geierwally“<br />
Anna Steiner-Knittel und eben Anna<br />
Dengel. Schon länger ist mir das Thema<br />
im Kopf umgegangen, aber ich<br />
wusste nicht, wie ich das Leben dieser<br />
Frau auf die Bühne bringen kann.<br />
Denn nur einen Teil aufzugreifen, das<br />
wäre für dieses facettenreiche Leben zu<br />
wenig gewesen.<br />
RS: Sie fügt sich ja in die Reihe bekannter<br />
Lechtalerinnen und Lechtaler<br />
mit sozialer Ader, ich denke dabei auch<br />
an Falger, nahtlos ein. Ist das Lechtal<br />
sozusagen ein Entstehungsmerkmal für<br />
besondere Menschen?<br />
CL: Das glaube ich schon. Dieser<br />
Menschenschlag musste auch<br />
aufgrund seiner „Abgeschiedenheit“<br />
Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit<br />
entwickeln. Sie sind zwar im ersten<br />
Moment eher etwas zurückhaltend,<br />
entwickeln jedoch bald eine Eigendynamik,<br />
die beispielhaft ist. Und manche<br />
Menschen aus dem Lechtal sind in<br />
gewisser Weise, so war das zumindest<br />
früher, mutig gegenüber der Obrigkeit.<br />
RS: Was war das Besondere an Anna<br />
Dengel und was war für sie der Anlass,<br />
sich so vehement für die Armen in der<br />
Dritten Welt einzusetzen?<br />
CL: Ein Auslöser dürfte der frühe<br />
Tod der Mutter, Dengel war gerade<br />
acht Jahre alt, gewesen sein. Sie entwickelte<br />
einen Jugendtraum, den sie<br />
später mit der Gründung des Ordens<br />
„Medical Mission Sisters“ (MMS)<br />
verwirklichte. Sie ist, für die damalige<br />
Zeit fast unglaublich, in der<br />
Burka über Land gefahren und hat<br />
das Elend gesehen, das Kindern und<br />
Frauen (besonders bei Geburten) gesundheitlich<br />
widerfuhr. Da sie bald<br />
an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit<br />
ankam, suchte sie sich Mitstreiterinnen<br />
– der Weg war frei zur Ordensgründung,<br />
nachdem auch der Vatikan<br />
sein „Okay“ gegeben hatte.<br />
RS: Wie sind Sie überhaupt auf das<br />
Thema gekommen und wie haben Sie<br />
sich beim Schreiben des Stücks vorbereitet,<br />
wo haben Sie die Quellen gefunden?<br />
CL: Da ich seit vielen Jahren Interesse<br />
an dieser Frau hatte und ich<br />
von außen, besonders von Reinhard<br />
Heiserer – dem Obmann des Vereins<br />
Freunde Anna Dengel – „angeschoben“<br />
wurde, habe ich eine Unmenge<br />
an Büchern zum Thema gelesen, in<br />
denen festgehalten wurde, was Anna<br />
Dengel in ihrem Leben geleistet hat.<br />
RS: Auf welche Dinge haben Sie den<br />
besonderen Schwerpunkt gelegt? Wie ist<br />
das Stück im Ganzen angelegt? Wie<br />
sieht der sogenannte Rote Faden aus?<br />
CL: Die Lebensgeschichte von<br />
Anna Dengel ist unheimlich breit<br />
gefächert und hat etwas Episches. Sie<br />
hinterließ auf allen Erdteilen der Welt<br />
ihre Spuren – unter anderem gibt es<br />
heute nicht weniger als 50 Krankenhäuser<br />
in aller Welt, die Anna Dengel<br />
gegründet hat. Das alles unter einen<br />
Hut zu bekommen! Ich habe versucht,<br />
von einem wichtigen Lebensabschnitt<br />
zum anderen eine Verbindung<br />
herzustellen, was nicht immer<br />
einfach war, denn das Stück soll ja für<br />
den Zuschauer spannend sein.<br />
RS: War es schwierig, für das sozialkritische<br />
Stück Darsteller zu finden?<br />
Oder können Sie wieder auf das bewährte<br />
Ensemble der Bühne zurückgreifen?<br />
CL: Einige sind aus den Ensembles<br />
der letzten Jahre, aber es sind<br />
auch viele neue Gesichter unter den<br />
25 Darstellern dabei. Unter anderem<br />
gibt es vier „Anna`s“ – für die verschiedenen<br />
Lebensphasen. Als Darsteller<br />
ist auch der künstlerische Leiter,<br />
Bernhard Wolf, mit dabei.<br />
RS: Sie führen ja auch Regie. Ist das<br />
nicht ein großer Spagat – das Buch zu<br />
schreiben und eben auch noch Regie zu<br />
führen.<br />
CL: Zunächst hatte ich das nicht<br />
vor, aber ich spürte solch eine Energie<br />
und Freude in mir, fast spirituell,<br />
und ich hoffe, dass dies so bleibt und<br />
diese im Stück auch rüber kommt.<br />
Die Frau ist mir einfach so wichtig,<br />
dass die authentische Dramaturgie<br />
ein Schwerpunkt sein soll – obwohl<br />
ich selbst ja nicht dabei war – aber der<br />
Zuschauer das Gefühl hat: „So kann<br />
es sich zugetragen haben.“<br />
(sas) Wegen Felssicherungsarbeiten<br />
wird die B 23 im Abschnitt zwischen<br />
Griesen und Grainau auf Höhe der<br />
„Ochsenhütte“ westlich von Garmisch-<br />
Partenkirchen ab Montag, dem 13.<br />
Mai, für die Dauer von fünf Wochen<br />
bis Freitag, den 14. Juni, Montag bis<br />
Wer ist Anna Dengel?<br />
Vollsperre der B23<br />
Theaterfrau Claudia Lang-Forcher widmet<br />
ihr neues Stück einer ganz besonderen<br />
Lechtalerin.<br />
RS-Foto: Claus<br />
RS: Zu allerletzt die Frage: „Wer<br />
macht die Musik zum Stück, wer ist<br />
für das Bühnenbild zuständig und wer<br />
kleidet die Darsteller „zeitgerecht“ ein?<br />
CL: Die Musik liegt in den bewährten<br />
Händen von Christoph<br />
Kammerlander, den Bühnenbau bewältigen<br />
Hella und Michael Bachnetzer<br />
und Ernst Schnöller. Die passende<br />
Kleidung wird von Agnes Baldessari<br />
entworfen und den jeweiligen Personen<br />
im entsprechenden Stil angepasst.<br />
RS: Danke für das Gespräch.<br />
(cl) Anna Dengel wurde am <strong>16</strong>. März<br />
1892 als ältestes von neun Kindern in<br />
Steeg/Lechtal geboren. Sie besuchte die<br />
Pensionatsschule in Hall in Tirol und<br />
absolvierte ein medizinisches Studium<br />
in Cork/Irland. Ihre Promotion feierte<br />
Anna Dengel 1919. Anschließend begann<br />
sie ihre ärztlichen Tätigkeit in Rawalpindi/Pakistan.<br />
1941 gründete Anna<br />
Dengel den Orden „Medical Mission<br />
Sisters“ (MMS). Auszeichnungen: u.<br />
a. Ehrenzeichen der Stadt Hall, Ehrenring<br />
vom Land Tirol. Anna Dengel<br />
starb am 17. April 1980 in Rom und ist<br />
dort auf dem Campo Santo Teutonico<br />
beigesetzt.<br />
Freitag, jeweils von 8 bis 17 Uhr voll<br />
gesperrt. Um eine Versorgung durch<br />
Rettungsdienst, Feuerwehr und Polizei<br />
aufrechtzuerhalten, einigte man<br />
sich bei einer grenzüberschreitenden<br />
Verkehrsbesprechung auf gegenseitige<br />
grenzüberschreitende Unterstützung.<br />
RUNDSCHAU Seite 12<br />
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17./18. April 2019