Industrieanzeiger 11.2019
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11.19<br />
29.04.2019 | 141. Jahrgang www.industrieanzeiger.de<br />
Arbeitsschutz Stapler an der digitalen Leine Seite 30<br />
Fachforum Arbeitsplatz der Zukunft Seite 26<br />
Industrie 4.0 Flexibilität in der Produktion Seite 44<br />
Cloos-Chef Sieghard<br />
Thomas zur Zukunft<br />
des Schweißens Seite 48<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19 1
HEIDENHAIN auf der<br />
CONTROL – Stuttgart<br />
Halle 4 – Stand 4503<br />
Belastbare Systeme –<br />
Ihr Plus an Genauigkeit<br />
und Zuverlässigkeit<br />
+ =<br />
Weil wir die Besonderheiten und den komplexen Aufbau hochgenauer Rundachsen sehr gut kennen, haben wir die<br />
Winkelmessmodule vom Typ MRP entwickelt. Die Winkelmessmodule kombinieren hochauflösende Messtechnik<br />
mit einer belastbaren Lagerung, die auch von außermittiger Kippbelastung unbeeindruckt bleibt. Kritische Montageprozesse<br />
und aufwendige Abstimmungen entfallen – Sie nutzen ganz einfach ein hochintegriertes System.<br />
DR. JOHANNES HEIDENHAIN GmbH 83292 Traunreut, Deutschland Tel. +49 8669 31-0 www.heidenhain.de<br />
Winkelmessgeräte Längenmessgeräte Bahnsteuerungen Positionsanzeigen Messtaster Drehgeber<br />
2 <strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19
meinung<br />
Nächste Messe:<br />
FachPack 24.09.-26.09.2019<br />
4 G kann auch<br />
schon viel<br />
5 G dominiert als Hypethema viele Lebensbereiche. Gerade die<br />
Industrie beschäftigt sich eingehend mit dem neuen Mobilfunk -<br />
standard: Denn die weit verbreitete Annahme einer Latenzzeit – der<br />
Laufzeit eines Datenpaketes vom Client zum Zielserver und zurück<br />
– von weniger als einer Millisekunde bei 5 G, ist für Anwendungen<br />
in der automatisierten Fabrik spannend. Ist ein Mensch in Prozesse<br />
involviert, reichen auch ein paar mehr Millisekunden Latenzzeit,<br />
da er nicht so schnell reagieren kann. Wenn ein Roboter aber kabellos<br />
agiert oder Maschinen ihre Daten untereinander austauschen,<br />
muss das sehr viel schneller gehen. Das wäre etwa der Fall in Auto-<br />
Produktionsstätten, beim autonomen Fahren oder bei Visualisierungen<br />
mit Virtual-Reality-Datenbrillen.<br />
Dabei reicht auch schon der aktuelle<br />
Funkstandard 4 G aus. So lautete zumindest<br />
das Credo der Netzwerkausrüster Ericsson<br />
und Nokia, die auf der Hannover Messe mit<br />
ihren 5 G-Beispielen die Massen lockten. Bis<br />
5 G bei kleinen und mittleren Unternehmen<br />
wirklich ankommt, werde es noch ein paar<br />
Jahre dauern. Und man wolle die Firmen<br />
heute schon abholen, so ein Nokia-Mitarbeiter.<br />
Aktuell liegen Latenzzeiten bei 4 G<br />
bei etwa acht Millisekunden. Um ein Gefühl<br />
für die Technik und deren Möglichkeiten zu<br />
bekommen, reicht das für erste Annäherungsprojekte<br />
ja. Auf 5 G nachrüsten geht<br />
schließlich immer noch.<br />
Fakt ist: Das Thema bleibt trotzdem<br />
spannend. Die Deutsche Messe hat sich<br />
daher entschieden, ab Herbst 2020 die<br />
Kongressmesse 5 G CMM Expo zu starten.<br />
Auch wir beleuchten gemeinsam mit<br />
der Technology Academy das Thema intensiver.<br />
Bei einem unserer Events (mehr<br />
unter: http://hier.pro/lDpTn) beantworten<br />
wir Fragen zur Technik und beleuchten<br />
den tatsächlichen Mehrwert. •<br />
Themen 11.19<br />
20 Transformation<br />
22 Führungskultur<br />
24 Generationenmix<br />
26 Forum Robotic<br />
28 Finanzierung<br />
30 Arbeitsschutz<br />
38 Qualitätsmanagement<br />
40 Intralogistik<br />
42 Betriebsbedarf<br />
44 Industrie 4.0<br />
46 Automatisierung<br />
50 Leichtbau<br />
52 Schweißtechnik<br />
58 Hallenbeleuchtung<br />
64 Qualitätssicherung<br />
66 Glosse<br />
Das<br />
nach da?<br />
<br />
Nora Nuissl<br />
Redakteurin <strong>Industrieanzeiger</strong><br />
Wir beraten Sie gerne.<br />
www.haro-gruppe.de<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19 3
inhalt 11.19<br />
30 | Arbeitsschutz<br />
Das optische Warnsystem<br />
Truckspot projiziert ein rotes<br />
Dreieck auf den Boden und<br />
weist andere Personen auf<br />
einen nahenden Stapler hin.<br />
26 | Fachforum<br />
Welche Technologien können<br />
den Werker unterstützen,<br />
damit er seine Tätigkeit<br />
gesundheitsschonend<br />
ausführen kann? Unsere<br />
Veranstaltung am 22. Mai<br />
zeigt es.<br />
48 | Interview<br />
Mit exakt 100-jähriger<br />
Firmen geschichte im Rücken<br />
beleuchtet Cloos-Geschäftsführer<br />
Sieghard Thomas die<br />
Zukunft der Schweißtechnik.<br />
Seine Überzeugung:<br />
Querdenken ist gefragt.<br />
4 <strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19
News & Management<br />
03 Meinung<br />
5 G ist aktuell das Hypethema,<br />
dabei geht mit 4 G auch schon viel<br />
20 Unternehmensführung<br />
Für ihre Transformation benötigen<br />
Unternehmen konstruktive Mitstreiter<br />
22 Kulturwandel<br />
Digitalisierung ist ohne Kulturwandel<br />
nur die halbe Miete<br />
24 Generationenmix<br />
Wie altersgemischte Teams erfolgreich<br />
zusammen arbeiten können<br />
●26 Fachforum<br />
Experten unseres Forums beleuchten<br />
den Arbeitsplatz der Zukunft<br />
28 Finanzierung<br />
Wie lange es dauert, bis 4.0-Investitionen<br />
einen Wettbewerbsvorteil erzielen<br />
50 Technologietag Leichtbau<br />
Wie Digitalisierung und KI dem Leichtbau<br />
helfen, zeigt der 6. Technologietag<br />
52 Schweiß-Cobot<br />
Stahltürenbauer Hodapp stellt seinem<br />
neuen Schweißer ein gutes Zeugnis aus<br />
56 Prüftechnik<br />
Effiziente Ermüdungsprüfungen mit<br />
Hochfrequenzpulsatoren<br />
58 Licht-Contracting<br />
Bei der Erneuerung seiner Hallen -<br />
beleuchtung setzt Step-G auf Leasing<br />
60 Industriebau<br />
Holzbau-Dachelemente ermöglichen<br />
flexible Raumkonzepte<br />
62 KMU-Innovationstag<br />
Zum „Innovationstag Mittelstand“<br />
lädt das BMWi nach Berlin ein<br />
Qualitätssicherung<br />
Technik & Wissen<br />
●30 Arbeitsschutz<br />
Assistenzsysteme machen den Einsatz<br />
von Flurförderzeigen sicherer<br />
34 Intralogistik<br />
Still launcht schnellen und schmalen<br />
Elektro-Niederhubwagen<br />
35 Steuerungstechnik<br />
Stabilitätssystem beschleunigt das<br />
Palettenhandling in großen Höhen<br />
36 Interview<br />
Elmar Issing von SSI Schäfer über<br />
Robotik-Trends in der Intralogistik<br />
38 Software<br />
Ein Qualitätsmanagement-System<br />
muss gelebt werden<br />
40 Intralogistik<br />
Shuttlesystem mit integrierter<br />
Funkkommunikation<br />
42 Betriebsbedarf<br />
Modulare Wendevorrichtung für<br />
Bauteile bis hundert Tonnen<br />
●44 Industrie 4.0<br />
Lenze stellt mit Plug & Produce<br />
einfach umsetzbares 4.0-Konzept vor<br />
46 Automatisierung<br />
Brillenbiegemaschine mit Baumüller-<br />
Komponenten modernisiert<br />
●48 Interview<br />
Cloos baut seit 100 Jahren Schweiß -<br />
geräte. Was die digitale Zukunft bringt,<br />
erklärt CEO Sieghard Thomas.<br />
64 Messe Control<br />
Digitale Transformation im Fokus<br />
65 Künstliche Intelligenz<br />
Machine Learning in der Messtechnik<br />
68 Produktpiraterie<br />
Maßnahmen gegen den Ideenklau<br />
70 Technische Sauberkeit<br />
Nachweis filmischer Verunreinigungen<br />
Produkte & Service<br />
06 Augenblicke der Technik<br />
08 Tipps der Redaktion<br />
14 Veranstaltungen<br />
16 Menschen<br />
72 Produkte<br />
79 Vorschau/Impressum<br />
80 Bücher<br />
81 Wir berichten über<br />
82 Zuletzt<br />
Zum Titelbild<br />
Akzeptanz fördern, Nutzung steigern: Con-<br />
Sense beschreibt, wie sich ein Managementsystem<br />
mit innovativen Ideen und internem<br />
QM-Marketing erfolgreich etablieren lässt.<br />
Bild: Anton Khrupin/Shutterstock<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19 5<br />
federnshop.com<br />
Info<br />
auswählen berechnen anfragen informieren
augenblicke der technik<br />
Ein abgelegener Berggipfel in der chilenischen<br />
Atacamawüste wird zum Zentrum eines weltweit<br />
einmaligen Projekts. Nach jahrelangen Vorbereitungen<br />
entsteht hier das größte optische Teleskop<br />
der Welt. Der Hauptspiegel hat einen Durchmesser<br />
von 39 m, besteht aus 798 sechseckigen Spiegelelementen<br />
und soll wie ein Riesenauge in den<br />
Himmel blicken, um erdähnliche Planeten, Sterne<br />
und Galaxien zu beobachten. Das Extremely<br />
Large Telescope (ELT) soll auch neue Erkenntnisse<br />
über die dunkle<br />
Materie liefern. Der<br />
Cerro Armazones ist<br />
3046 m hoch und befindet<br />
sich 130 km südlich von Antofagasta<br />
im Norden Chiles. 2015 wurde die Spitze des<br />
Bergs gesprengt, um eine Plattform für das<br />
Gebäude schaffen zu können. 2024 soll das<br />
Teleskop das erste Sternenlicht einfangen.<br />
Das Projekt der Europäischen Südsternwarte<br />
(ESO) hat in der Wüste einen idealen Standort<br />
gefunden. Dank der sogenannten Humboldt-Strömung<br />
ist die Region fast ständig<br />
wolkenfrei. Die Wolken bleiben entweder<br />
über dem pazifischen Ozean oder auf der argentinischen<br />
Seite der Anden. In rund 90 Prozent<br />
der Nächte ist der Sternenhimmel in der<br />
sauberen und trockenen Wüstenatmosphäre<br />
frei. Bild: ESO/L. Calçada<br />
6 <strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19
<strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19 7
tipps der redaktion<br />
Vom Portemonnaie auf die Nase<br />
Die ultradünne EyeCard-Lesebrille findet durch die kompakten<br />
Maße in jeder Geldbörse ihren Platz. So ist sie immer schnell zur<br />
Hand, sollte man die übliche Lesebrille mal zuhause<br />
auf dem Tisch vergessen haben.<br />
Mit der EyeCard erkennt man selbst die winzige<br />
Schrift auf Tickets, Fahrplänen und Beipackzetteln.<br />
Bild: No Crumbs<br />
Coffee to go –<br />
egal wo<br />
Bild: Pro-Idee<br />
Sich unterwegs schnell mal einen<br />
Kaffee zu holen, ist meistens<br />
ziemlich teuer und oftmals auch<br />
gar nicht möglich. Beim Wandern<br />
in der Natur findet man z.B. selten<br />
einen Coffee-Shop. Dank Cafflano, wohl<br />
die kleinste Kaffeemaschine der Welt,<br />
benötigt man den aber auch gar nicht mehr.<br />
Denn mit dem Kaffeezubereiter kann man<br />
sich einfach seinen Kaffee unterwegs zu -<br />
bereiten. Die kompakte Kaffeemaschine<br />
macht alles auf einmal: Sie mahlt, filtert<br />
und dient als Trinkbehälter.<br />
@<br />
Eine<br />
Bild: Beanscorp<br />
Frei von Schmutz<br />
Krümel, Fusseln, Fuseln – all das<br />
findet man häufig in seiner Handoder<br />
Aktentasche. Besonders lästig<br />
ist es, wenn der Schmutz z.B. am<br />
Display des Smartphones klebt.<br />
Verwendet man die Sauberkugel,<br />
gehört dieses Problem der Vergangenheit<br />
an. Durch das „Herumtragen<br />
und -wühlen“ (in) der Tasche<br />
nimmt das kleine Kügelchen<br />
Schmutzpartikel in sich auf und<br />
macht sauber.<br />
Übersicht sowie weitere Informationen zu<br />
den einzelnen Tipps erhalten Sie hier:<br />
www.industrieanzeiger.de/tipps<br />
Bild: Stanley Robotics / Fred Margueron<br />
Parkplatzsuche adé<br />
Wie viel Zeit verbringt man in seinem Leben wohl mit der<br />
Suche nach einem geeigneten Parkplatz – vor allem am Flughafen?<br />
In Zukunft vielleicht gar keine mehr, denn dies<br />
könnte Parkservice-Roboter „Stan“ bald übernehmen. Er<br />
ist mit einer Technologie zum eigenständigen Parken und<br />
einer Hebebühne ausgestattet, mit deren Hilfe er Fahrzeuge<br />
in die passende Lücke parkt.<br />
8 <strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19
DIE KUNST DES<br />
HEBENS<br />
Schwere Motoren zum Schweben bringen<br />
und präzise auf den Punkt an ihren<br />
Einbau ort dirigieren: Kein Kunststück,<br />
sondern Arbeitsalltag unserer Kunden.<br />
Profitieren auch Sie von richtungsweisenden<br />
ABUS Kranlösungen.<br />
www.abus-kransysteme.de<br />
02261 37 - 148<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19 9
nachrichten<br />
Zulieferer sind 2019<br />
wetterfest aufgestellt<br />
Branchenbilanz | Die deutsche Zuliefererindustrie<br />
ist verhalten ins Jahr 2019 gestartet. Und mit<br />
Protektionismus und Brexit mehren sich die Unwägbarkeiten<br />
im Jahresverlauf.<br />
Ihren Umsatz wie auch ihre Belegschaft<br />
hat die deutsche Zulieferindustrie<br />
im Vorjahr jeweils<br />
um 3 % erhöht: 264 Mrd. Euro<br />
stehen in den Büchern, 1,2 Mio.<br />
Beschäftigte arbeiteten zur Jahresfrist<br />
in der Industriebranche,<br />
betont die Arbeitsgemeinschaft<br />
Zulieferindustrie (ArGeZ). Die<br />
Aufstockung der Belegschaft erfolgte<br />
auch mit Blick auf die<br />
Kapazitäten, die 2018 nochmals<br />
gestiegen sind und die Auslastung<br />
auf das Niveau von 87 %<br />
gehoben haben.<br />
Zwar blieben die Kapazitäten<br />
auch im ersten Quartal 2019<br />
stabil, was überwiegend an den<br />
nach wie vor hohen Auftrags -<br />
beständen gelegen habe. Neue<br />
Impulse würden sich jedoch nur<br />
vereinzelt zeigen, so die Branchenvertreter.<br />
Essenziell für die heimischen<br />
Zulieferer ist die Stabilität nicht<br />
nur der internationalen Wertschöpfungsketten,<br />
sondern der<br />
globalen Märkte grundsätzlich.<br />
Das zeigt sich an der Exportquote<br />
von rund 39 %. Insgesamt<br />
103 Mrd. Euro erwirtschafteten<br />
die Unternehmen im<br />
vorigen Geschäftsjahr mit ausländischen<br />
Kunden. Zusätzlich<br />
zu direkten Ausfuhren gelangen<br />
drei Viertel der im Inland abgesetzten<br />
Komponenten und Aggregate<br />
später zur Endanwendung<br />
ins Ausland. Diese indirekten<br />
Exporte sind laut ArGeZ ursächlich<br />
für das Wachstum der<br />
Zulieferer. Schließlich hätte die<br />
wichtigste Kundengruppe, die<br />
deutschen OEMs, ihre Produktion<br />
im Inland reduziert. Investitionsentscheidungen<br />
werden weniger<br />
mit Blick auf Erweiterungen<br />
getroffen. Eher geht es um<br />
strukturelle Anpassungen, die<br />
Integration von Automatisierungs-<br />
und Digitalisierungmöglichkeiten<br />
sowie die Erweiterung<br />
und Optimierung der Angebotspalette.<br />
Aktuell sehen sich die Zulieferer<br />
einer Fülle an Unwägbarkeiten<br />
gegenüber, die ihre Perspektiven<br />
unter Druck setzen.<br />
Einerseits befeuern Protektionismus<br />
und Brexit die Unsicherheiten,<br />
andererseits würden<br />
marktdominante Kunden oft<br />
das Fair-Play vermissen. •<br />
Das Jahr 2018 steht<br />
für die deutsche Zuliefer -<br />
industrie mit einem<br />
spürbaren Umsatzplus<br />
in den Büchern.<br />
Bild: Super ingo/Fotolia<br />
Ausland bremst Maschinenbauer<br />
Das Ausland zieht Bestellungen ins<br />
Minus. Bild: industrieblick/Fotolia<br />
Branchenkonjunkutur | Die Abschwächung<br />
der Auftragsentwicklung bereitet den Maschinenbauern<br />
Sorge. Im Februar verfehlten<br />
die Bestellungen ihr Vorjahresniveau um<br />
real 10 %. Laut VDMA war das der dritte<br />
monatliche Rückgang in Folge. „Die vielen<br />
politischen Belastungen insbesondere im<br />
internationalen Geschäft zeigen Wirkung“,<br />
sagte Chefvolkswirt Dr. Ralph Wiechers mit<br />
Blick auf ungelöste Handelsstreitigkeiten<br />
sowie Unsicherheiten rund um den Brexit.<br />
Vor allem einbrechende Ordereingänge aus<br />
dem Ausland um 16 % waren ursächlich für<br />
das Minus im Februar. Aus dem Euroraum<br />
kamen 14 % weniger Aufträge, die Nicht-<br />
Euro-Länder lagen um 16 % unter dem<br />
Vorjahr. „Das Orderplus von 2 Prozent im<br />
Inland konnte die Auslandsschwäche nicht<br />
kompensieren, weil auch hier die Belastungen<br />
steigen, etwa durch die Strukturänderungen<br />
in der Autoindustrie“, so Wiechers.<br />
Im Drei-Monats-Vergleich Dezember 2018<br />
bis Februar 2019 lagen die Orders um real<br />
10 % unter dem Vorjahreswert. •<br />
10 <strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19
<strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19 11
nachrichten<br />
Ticker<br />
+++ Maxon Precision Motors |<br />
Der Hersteller von Elektroantrieben<br />
verstärkt seine Präsenz<br />
in Nordamerika und hat eine<br />
neue Produktionsstätte in Taunton,<br />
Massachusetts eröffnet.<br />
Das neue Gebäude wird für die<br />
Konstruktion, Produktion und<br />
den Vertrieb von hochpräzisen<br />
Antriebssystemen genutzt. +++<br />
Bei Innovationen<br />
zu kurzfristig gedacht<br />
❧<br />
+++ VNG | Der Unternehmensverbund<br />
hat im Geschäftsjahr<br />
2018 auf Konzernebene ein<br />
adjusted EBIT (bereinigt um<br />
außerordentliche und einmalige<br />
Ergebniseffekte) von 159 Mio.<br />
Euro erwirtschaftet (2017<br />
waren es 129 Mio. Euro). Die<br />
Umsatzerlöse liegen mit<br />
11,2 Mrd. Euro deutlich über<br />
dem Vorjahresniveau. +++<br />
❧<br />
+++ Laserhub | Das 2017 gegründete<br />
B2B-Start-up hat eine<br />
wichtige Finanzierungsrunde<br />
abgeschlossen. Eine führende<br />
Position übernimmt dabei der<br />
Wagniskapitalgeber Project A<br />
aus Berlin. In den Jahren seit der<br />
Gründung haben mehr als 1000<br />
Kunden Bauteile mit einem<br />
Gesamtgewicht von 620 t bestellt.<br />
+++<br />
❧<br />
+++ Gifas | Der Hersteller eröffnet<br />
als Teil seiner Vertriebsstrategie<br />
einen Webshop für deutsche<br />
Kunden aus Industrie und<br />
Handwerk. Der zusätzliche Verkaufskanal<br />
dient der optimierten<br />
Kundenbetreuung mit Produkten<br />
rund um Stromverteilung<br />
und Lichtsysteme. +++<br />
Bei Innovationen denken<br />
Firmen zu kurzfristig und<br />
wollen lieber Bewährtes<br />
absichern, als Neues zu<br />
entwickeln. Bild:<br />
Bil lionPhotos/Fotolia<br />
Studie | Unternehmen aus der DACH-Region entwickeln<br />
Innovationen oft nur, um bewährte Technologien abzu -<br />
sichern. Das ist laut Accenture nicht langfristig genug.<br />
Unternehmen in der DACH-Region<br />
(Deutschland, Österreich<br />
und Schweiz) konzentrieren sich<br />
in puncto Innovationsmanagement<br />
häufig zu sehr darauf, bestehende<br />
Produkte und Services<br />
effizienter zu gestalten, anstatt<br />
neue Geschäftsfelder zu erschließen.<br />
Das fand die aktuelle<br />
Studie „Aus Innovation Werte<br />
schaffen“ heraus, die das Beratungsunternehmen<br />
Accenture in<br />
Auftrag gegeben hat.<br />
Demnach liegt der Antrieb<br />
für Innovationen in Deutschland<br />
bei 72 % der befragten 260<br />
Entscheider darin, Bewährtes zu<br />
sichern, anstatt Neues zu entwickeln<br />
und Veränderung auf<br />
technologischer, organisatorischer<br />
oder sozialer Ebene zuzulassen.<br />
Zu groß sei die Angst<br />
davor, Fehler zu machen oder<br />
ein Risiko einzugehen, so die<br />
Antworten der Manager.<br />
„Deutsche Unternehmen<br />
schauen zu sehr darauf, was andere<br />
machen. Ideen zu übernehmen,<br />
kann kurzfristig Erfolg<br />
bringen. In Zeiten der Digitalisierung<br />
sind allerdings die Unternehmen<br />
erfolgreicher, die als<br />
erste am Markt sind und ihre<br />
Innovationen schnell in die Breite<br />
bringen – und das weltweit“,<br />
schlussfolgert Sigrid Stinnes,<br />
Innovation Lead bei Accenture<br />
für Deutschland, Schweiz und<br />
Österreich.<br />
Als größte Herausforderungen<br />
bezeichnen die befragten<br />
Manager die Etablierung einer<br />
Innovationskultur (61 %), aus<br />
Ideen echte Werte zu schaffen<br />
(59 %), die Koordination verschiedener<br />
Innovationsinitia -<br />
tiven (52 %) sowie die Begeisterung<br />
der Belegschaft für Innovation<br />
zu wecken (50 %). •<br />
12 <strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19
Unsere Lasernähte<br />
könnten sich sehen<br />
lassen. Wenn man<br />
sie sehen könnte.<br />
Laserschweißen mit der<br />
TruLaser Weld von TRUMPF.<br />
Eine gewinnbringende Verbindung.<br />
Mit dem Laser erzeugen Sie Sichtnähte bester optischer Güte – aufwändiges<br />
Nacharbeiten entfällt. Auch tiefe, feste und dichte Schweißnähte erstellen Sie<br />
hochproduktiv. Mehr zur TruLaser Weld:<br />
www.trumpf.com/s/trulaserweld5000<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19 13
nachrichten<br />
Veranstaltungen<br />
11. Montage-Tagung – Montagetechnik<br />
und Montageorganisation,<br />
08. - 09. Mai, Saarbrücken<br />
ZeMA – Zentrum für Mechatronik und<br />
Automatisierungstechnik, Saarbrücken<br />
http://montagetagung.info<br />
❧<br />
Lean Production in der Praxis,<br />
09. - 10. Mai, Ostfildern<br />
TAE e. V., Ostfildern<br />
www.tae.de<br />
❧<br />
IoT-Plattformkonferenz,<br />
09. Mai 2019, Frankfurt/M.<br />
ZVEI-Services, Frankfurt/M.<br />
www.zvei-services.de<br />
❧<br />
Voswinkel wird zu Stauff<br />
Markenumstellung | Schnellverschlusskupplungen<br />
und Schlaucharmaturen aus dem<br />
Hause Voswinkel stellen einen wesentlichen<br />
Bestandteil des Portfolios von Stauff dar.<br />
Dieses beinhaltet insgesamt mehr als 40.000<br />
Leitungskomponenten und Hydraulikzubehör<br />
aus eigener Herstellung für den<br />
Maschinen - und Anlagenbau und die industrielle<br />
Instandhaltung. Zukünftig werden<br />
sämtliche Produkte unter der Marke Stauff<br />
vermarktet.<br />
Die Markenumstellung wird seit Anfang<br />
2019 schrittweise umgesetzt. Stauff-CEO<br />
Jörg Deutz: „Wir sind Komplettanbieter mit<br />
sämtlichen Vorteilen, die das für den<br />
Anzeige<br />
Schnellverschlusskupplungen werden künftig unter der<br />
Produktmarke Stauff vertrieben. Bild: Stauff<br />
Maschinen- und Anlagenbauer hat, und<br />
möchten in Zukunft noch stärker als solcher<br />
wahrgenommen werden.“<br />
Noch in diesem Jahr soll die Markenumstellung,<br />
die sich auch in der Kennzeichnung,<br />
Verpackung und Etikettierung der<br />
Artikel wiederfinden wird, abgeschlossen<br />
werden und sämtliche Leitungskomponenten<br />
aus dem Hause Stauff auch entsprechend<br />
gekennzeichnet sein. •<br />
11th Tooling 2019,<br />
12. - 16. Mai, Aachen<br />
Tema Technologie Marketing, Aachen<br />
https://tooling2019.com<br />
❧<br />
Eco Fleet Services,<br />
13. Mai, Stuttgart<br />
Fraunhofer IAO, Stuttgart<br />
www.iao.fraunhofer.de<br />
❧<br />
Grundlagen industrieller Bildverarbeitung,<br />
14. Mai, Suhl<br />
Evotron, Suhl<br />
https://evotron-gmbh.de<br />
❧<br />
Techtextil – Internationale Leitmesse für<br />
Technische Textilien und Vliesstoffe,<br />
14. - 17. Mai, Frankfurt/M.<br />
Messe Frankfurt Exhibition, Frankfurt/M.<br />
https://techtextil.messefrankfurt.com<br />
Lean Production optimiert Prozesse<br />
Webinar | Lean Production reduziert<br />
die Produktionskosten.<br />
Wie gelingt dies im mittelständischen<br />
Unternehmen? Durch<br />
einen verbesserten Materialfluss,<br />
einen bedarfsgerechten<br />
Materialbestand und eine Optimierung<br />
in der Prozessorganisation.<br />
Im Webinar am 5. Juni erläutert<br />
Ulrich Fröleke, Lean-Experte<br />
bei der Treston Deutschland<br />
GmbH, wie sich Prozessoptimierung<br />
durch Lean Production<br />
erfolgreich umsetzen lässt. Das Unternehmen<br />
ist darauf spezialisiert, optimale industrielle<br />
Arbeitsabläufe zu schaffen, die sowohl<br />
dem Menschen als auch dem Unternehmen<br />
zugutekommen.<br />
Im Webinar erfahren die Teilnehmer, wie<br />
sich die Lean-Philosophie und Lean Production-Vorteile<br />
in ihre Produktionsprozesse<br />
integrieren lassen und wie ein deutlich<br />
optimierter Produktionsfluss eine stabile<br />
Wertschöpfung gewährleistet. In Fallstudien<br />
Prozessoptimierung lässt sich durch Lean Production<br />
erfolgreich umsetzen. Bild: Treston<br />
zeigt der Referent unter anderem auf, wie<br />
Lean Production erfolgreich in der Praxis<br />
funktioniert.<br />
Für die kostenfreie Teilnahme am Live-<br />
Webinar registrieren Sie sich einfach auf der<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong>-Website oder geben Sie<br />
die Kurzadresse http://hier.pro/xW2gb in<br />
Ihren Browser ein.<br />
•<br />
14 <strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19
Rekordjahr für Liebherr<br />
Wilo mit gesteigertem Umsatz<br />
Umsatzbilanz | Liebherr übertraf<br />
im Jahr 2018 mit einem<br />
Umsatz von 10.551 Mio. Euro<br />
erstmalig in der Firmen -<br />
geschichte die Marke von 10<br />
Mrd. Euro. Sowohl der Bereich<br />
Baumaschinen und Mining als<br />
auch die anderen Produktbereiche<br />
verzeichneten insgesamt höhere<br />
Umsätze. Bei den Baumaschinen<br />
und Mining-Geräten<br />
stieg der Umsatz um 10,8 % auf<br />
6833 Mio. Euro.<br />
Dazu zählen insbesondere<br />
die Sparten Erdbewegung, Fahrzeugkrane<br />
und Mining. In den<br />
anderen Bereichen, zu denen die<br />
Sparten Maritime Krane, Aerospace<br />
und Verkehrstechnik, Verzahntechnik<br />
und Automations-<br />
Die Sparte Aerospace und Verkehrstechnik<br />
hat das erste 3D-gedruckte Serienteil<br />
für den Airbus A350 ausgeliefert.<br />
Bild: Liebherr<br />
systeme, Hausgeräte sowie<br />
Komponenten und Hotels zählen,<br />
konnte der Umsatz insgesamt<br />
um 2,0 % auf 3718 Mio.<br />
Euro gesteigert werden. •<br />
Pumpen | Mit 1,46 Mrd. Euro<br />
erzielte die Wilo-Gruppe 2018<br />
zum neunten Mal in Folge gesteigerte<br />
Umsatzerlöse – diesmal<br />
mit einem Plus von währungs -<br />
bereinigt 6,2 %, so die Angaben.<br />
CEO Oliver Hermes erklärt<br />
den Erfolg mit dem Ausbau<br />
multilateraler Partnerschaften<br />
und Netzwerke sowie durch die<br />
„konsequente Umsetzung der<br />
digitalen Transformation“. Die<br />
Investitionen in diesem Bereich<br />
seien neben gestiegenen Rohstoffpreisen<br />
und Aufwendungen<br />
für Reorganisationsmaßnahmen<br />
auch der Grund dafür, dass das<br />
operative Ergebnis (Ebit) mit<br />
91,9 Mio. Euro unter dem<br />
Vorjahreswert blieb. „Wir sind<br />
THE FUTURE<br />
IS CONNECTED<br />
GROWING SMART<br />
GESCHÄFTSBERICHT 2018<br />
Geschäftsbericht 2018: 155 Mio. Euro<br />
investierte Wilo. Bild: Wilo<br />
auf Langfristigkeit ausgerichtet“,<br />
betont Hermes. •<br />
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über den Boden oder durch die Luft. Der wichtigste Vorteil<br />
der Integration eine Vansichen-Track: die Roboter können<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19 15
menschen<br />
Voser folgt auf<br />
Spiesshofer<br />
Bei der ABB Asea Brown Boveri in<br />
Zürich übernimmt Peter Voser (Bild), Präsident des<br />
Verwaltungsrates, mit sofortiger Wirkung zusätzlich<br />
die Position des Interims-CEO. Zuvor hatten sich der<br />
ABB-Verwaltungsrat und CEO Ulrich Spiesshofer (55)<br />
darauf geeinigt, dass Spiesshofer von seiner Funktion<br />
zurücktritt, die er seit 2013 innehatte. Der Suchprozess<br />
für einen neuen CEO wurde bereits eingeleitet.<br />
5. Generation im Team<br />
Mit Ferdinand Mayr (rechts), dem Enkel von Fritz<br />
Mayr (Mitte), tritt die fünfte Generation in die<br />
Geschäftsführung von Chr. Mayr, Mauerstetten, ein.<br />
Er ist künftig schwerpunktmäßig für die<br />
Digitalisierung des Allgäuer Familienunternehmens<br />
verantwortlich. Ferdinand und Fritz Mayr teilen sich<br />
die Führungsrolle mit Geschäftsführer und CEO<br />
Günther Klingler (links).<br />
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WEITERE INFORMATIONEN<br />
AUF DER HOMEPGAGE!<br />
Verstärkung im Vertrieb<br />
Wechsel in der Geschäftsführung<br />
Yaskawa Europe mit Firmensitz in Eschborn ist mit einer veränderten<br />
Geschäftsführung in das neue Geschäftsjahr 2019 gestartet:<br />
Manfred Stern (rechts), bisher President & CEO und seit mehr als<br />
elf Jahren in der Geschäftsführung, übergab zum 1. März die<br />
operative Leitung an Bruno Schnekenburger (links), bisher COO<br />
des Unternehmens und davor über vier Jahre für die Robotersparte<br />
der Europa-Zentrale verantwortlich. Stern setzt seine Tätigkeit<br />
als Regional Head von Yaskawa Europe fort.<br />
Seit Anfang des Jahres<br />
verstärkt mit Kosta<br />
Mastorakis ein weiterer<br />
erfahrener Account<br />
Manager das Vertriebsteam<br />
der Alphitan in<br />
Deutschland, vertreten<br />
durch ID-REP Elektronik<br />
und Antecs mit Sitz<br />
in Urmitz.<br />
Mastorakis blickt auf<br />
zwanzig Jahre Vertriebserfahrung<br />
zurück und soll künftig in<br />
seiner Region Ansprechpartner für das gesamte<br />
Produktportfolio des Unternehmens<br />
sein. Alphitan Deutschland ist Teil der internationalen<br />
Alphitan Group mit Hauptsitz<br />
in Bordeaux, Frankreich.<br />
16 <strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19
Mit 13 % Plus ins Jahr 2019<br />
Automatisierung | 916 Mio.<br />
Euro Umsatz erwirtschaftete<br />
das Verler Unternehmen Beckhoff<br />
Automation im Geschäftsjahr<br />
2018, das sind rund 13 %<br />
mehr als 2017 (810 Mio. Euro).<br />
Damit rückt das Unternehmen<br />
seinem Umsatzziel von 1 Mrd.<br />
Euro in 2020 immer näher, so<br />
das Credo von Hans Beckhoff,<br />
geschäftsführendem Inhaber<br />
von Beckhoff Automation.<br />
Der weltweite Exportanteil<br />
lag 2018 bei 62,5 %. „In 2018<br />
haben wir unsere Produktionsfläche<br />
durch Neubauten und<br />
den Zukauf von Gebäuden insgesamt<br />
um 40.000 m² erweitert“,<br />
erklärte Beckhoff. Damit<br />
verdoppelte der Hersteller seine<br />
Produktionskapazitäten im Bereich<br />
der primären Fertigung.<br />
Zudem übernahm das Unter-<br />
Sichtlich zufrieden zeigte sich Beckhoff-<br />
Chef, Hans Beckhoff, über das Umsatzplus.<br />
Bild: Beckhoff Automation<br />
nehmen zum 1. April ADL Embedded<br />
Solutions, einen Spezialisten<br />
für „Deep Embedded“-Anwendungen<br />
und erweitert<br />
damit sein Portfolio an<br />
maßgeschneiderten und schlüsselfertigen<br />
Embedded-Lösungen.<br />
•<br />
26. JUNI 2019<br />
The<br />
Bright<br />
World<br />
of 3D<br />
FACHKONFERENZ<br />
METALL-3D-DRUCK<br />
Mehr Geld für IT-Sicherheit<br />
Studie | Mehr als die Hälfte der<br />
Unternehmen in Deutschland<br />
(54 %) wird ihre Ausgaben für<br />
IT-Sicherheit bis 2030 verdoppeln.<br />
Das ist das Ergebnis der<br />
„IT-Sicherheitsstudie 2019“, bei<br />
der die Datensicherheitsfirma<br />
Team Drive gemeinsam mit der<br />
Nationalen Initiative für Informations-<br />
und Internetsicherheit<br />
(NIFIS) 100 vorwiegend mittelständische<br />
Unternehmen in<br />
Deutschland bezüglich IT- und<br />
Datensicherheit befragt hat.<br />
14 % der befragten Firmen<br />
erwarten einen Anstieg ihrer<br />
Ausgaben um ein Drittel,<br />
zusätz liche 12 % um die Hälfte.<br />
Damit habe die deutsche Wirtschaft<br />
endlich erkannt, wie<br />
wichtig die IT- und Datensicherheit<br />
in einer von Digitalisierung<br />
durchzogenen Geschäftswelt ist,<br />
so die Meinung der Studienauftraggeber.<br />
Deutsche Firmen werden IT künftig<br />
stärker absichern. Bild: tstasch/Fotolia<br />
Nicht einmal ein Zehntel der<br />
befragten Unternehmen erwartet,<br />
die IT-Ausgaben künftig in<br />
etwa auf dem heutigen Stand<br />
halten zu können. Für das laufende<br />
Jahr 2019 gehen 60 % der<br />
Befragten sogar davon aus, dass<br />
die IT-Sicherheitsausgaben um<br />
mindestens ein Drittel anziehen<br />
werden. •<br />
Gießerei goes 3D printing<br />
3D-Druck in Metall: Innovationen bei der additiven<br />
Fertigung und die Kombinationen von Metallguss und<br />
3D-Druck versprechen Giessereien neues Potenzial.<br />
Der Weg in die Serie erfolgt über die Optimierung der<br />
digitalen Prozesskette.<br />
Auf der Fachkonferenz Metall-3D-Druck am<br />
26. Juni 2019 auf der GIFA in Düsseldorf diskutieren<br />
Experten über Chancen und Herausforderungen<br />
additiver Fertigung für Gießereien.<br />
Sichern Sie sich ihre<br />
Teilnahme unter:<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19 sv-veranstaltungen.de/gifa<br />
17
nachrichten<br />
Mitarbeiter akzeptieren KI und Bots<br />
Studie | Im deutschsprachigen Raum sehen die<br />
Mitarbeiter den eigenen Arbeitsplatz und das<br />
Geschäftsmodell durch KI entgegen Medien -<br />
berichten eher nicht in Gefahr. Dies ermittelte<br />
die „4. Deutsche Social Collaboration Studie<br />
2019“ von Campana & Schott und TU Darmstadt.<br />
Bild: Campana & Schott.<br />
So halten es zwei Drittel der Befragten für unwahrscheinlich,<br />
dass KI sie bei ihren Tätigkeiten ersetzt.<br />
Nicht einmal jeder Fünfte sieht das Geschäftsmodell in<br />
Gefahr. Und schon 41,6 % empfinden das Gespräch mit<br />
einer Maschine als qualitativ mindestens ebenso gut wie<br />
mit einem Menschen, teilen die Macher der Studie mit.<br />
„Die positive Sicht hat uns durchaus überrascht“,<br />
sagt Dr. Eric Schott, CEO von Campana & Schott.<br />
„Generell lässt sich diese aber auf eine zunehmende<br />
Akzeptanz und eine realistische Einschätzung der Einsatzmöglichkeiten<br />
von KI und neuen Technologien am<br />
digitalen Arbeitsplatz zurückführen.“<br />
Insgesamt werden Social-Collaboration-Tools von<br />
immer mehr Mitarbeitern genutzt. So stieg der Reifegrad<br />
deutscher Firmen auf einer Skala von 1 bis 7 im<br />
Vergleich zum Vorjahr von 3,96 auf 4,05. Die „Firstline<br />
Worker“ mit Kundenkontakt in der Produktion, auf die<br />
es primär ankommt, liegen allerdings laut Studie mit<br />
3,54 deutlich zurück und drücken den Schnitt noch.<br />
Unzufrieden sind zwei Drittel der Befragten damit,<br />
wie die Tools eingeführt werden, insbesondere weil persönliche<br />
Bedürfnisse zu wenig berücksichtig würden.<br />
www.collaboration-studie.de<br />
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Internes QM-Marketing für<br />
erfolgreiches Qualitätsmanagement<br />
Qualitätsmanagement t | Die Akzeptanz der<br />
Nutzer entscheidet über den Erfolg eines<br />
Qualitätsmanagementsystems. Mit gezieltem<br />
internen QM-Marketing lässt sich für<br />
Zustimmung werben. Die ConSense GmbH<br />
aus Aachen empfiehlt eine Vorgehensweise<br />
nach dem klassischen AIDA-Marketing-<br />
Modell und hat originelle Ideen entwickelt,<br />
welche die herkömmlichen Vorschläge der<br />
Fachliteratur ergänzen. Kern des Konzepts<br />
ist die Schaffung eines akzeptierten, gelebten<br />
Managementsystems, das von der Teilhabe<br />
der Mitarbeiter profitiert und durch<br />
echte Mehrwerte überzeugt. Die Erfahrung<br />
und das Feedback von ConSense Kunden<br />
belegen, dass interne QM-Marketing-Maßnahmen<br />
eine erfolgreiche Systemeinführung<br />
wirkungsvoll unterstützen.<br />
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29.04.2019 | 141. Jahrgang www.industrieanzeiger.de<br />
Arbeitsschutz Stapler an der digitalen Leine Seite 30<br />
Fachforum Arbeitsplatz der Zukunft Seite 26<br />
Industrie 4.0 Flexibilität in der Produktion Seite 44<br />
Industrie<br />
<br />
11.19<br />
Cloos-Chef Sieghard<br />
Thomas zur Zukunft<br />
des Schweißens Seite 48<br />
KI-Kongress<br />
in Stuttgart<br />
Event | Am 15. Oktober 2019 präsentiert<br />
die Konradin Mediengruppe<br />
beim 2. Kongress „Smarte Maschinen<br />
im Einsatz – Künstliche Intelligenz in<br />
Unternehmen“ KI-basierte Anwendungen<br />
agiler Mittelständler, Startups<br />
und großer Konzerne. Ergänzt<br />
werden die Vorträge durch Strategiereferate<br />
führender Wissenschaftler in<br />
dieser Disziplin. Die ganztägige Veranstaltung<br />
liefert eine Standortbestimmung,<br />
was KI in Firmen heute tatsächlich<br />
leisten kann und wo noch<br />
Herausforderungen zu bewältigen<br />
sind. Das Programm finden Sie unter<br />
www.industrie.de/kuenstliche-intelli<br />
genz-2019. Dort können Sie sich elektronisch<br />
anmelden. •<br />
18 <strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19
Inspektionsgerät gewinnt<br />
den Manus-Award<br />
Preis | Der schottische Maschinenbauer Tooltec hat mit<br />
seinem Offshore-Inspektionsgerät den Manus Award<br />
2019 gewonnen. Mit dem Preis hat der Motion-Plastics-<br />
Spezialist Igus zum neunten Mal den kreativen Einsatz<br />
von Hochleistungskunststoffen in der Lagertechnik ausgezeichnet.<br />
Tooltec hat ein Gerät entwickelt, mit dem<br />
Betreiber von Öl- und Gasplattformen Rohre unter<br />
Wasser untersuchen und reinigen können. Bislang mussten<br />
Taucher diesen Job übernehmen. Das Offshore-Inspektionsgerät<br />
legt sich wie eine Manschette um das<br />
Rohr und bewegt sich auf Rollen vorwärts. Während<br />
der Fahrt säubert die Maschine die Rohrleitung und untersucht<br />
sie auf Schwachstellen. Bei der Konstruktion<br />
kamen ausschließlich Polymerlager in Frage. Metallische<br />
Lager hätten Korrosionsanfälligkeit und einen hohen<br />
Wartungsaufwand bedeutet. Deswegen hatten sich<br />
die Experten für die Hochleistungskunststoffe von Igus<br />
entschieden. Eingesetzt werden unter anderem Gleitlager,<br />
Linearführungen und eine E-Kette. Die Komponenten<br />
arbeiten ohne Schmiermittel und sind beständig gegen<br />
salziges Seewasser.<br />
•<br />
Das Offshore-Inspektionsgerät<br />
legt sich wie eine<br />
Manschette um das Rohr<br />
und untersucht es auf<br />
Schwachstellen. Bild: Igus<br />
Hochpräzise Wellenfedern<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19 19
Unternehmensleitung muss Mut zur Veränderung aufbringen<br />
Transformation ist<br />
nichts für Feiglinge<br />
Strategie | Die Neuausrichtung eines Unternehmens<br />
ist in vielerlei Hinsicht eine heikle Angelegenheit. Um<br />
die Aufgabe erfolgreich zu meistern, gilt es, konstruktive<br />
Mitstreiter für sich zu gewinnen.<br />
„Nichts ist von der Vorbereitung her zweifelhafter und<br />
von der Durchführung her gefährlicher als der Wille, sich<br />
zum Neuerer aufzuschwingen. Denn wer dies tut, hat die<br />
Nutznießer des alten Zustandes zu Feinden, während er<br />
in den möglichen Nutznießern des neuen Zustands nur<br />
lasche Verteidiger hat.“ (Niccolo Machiavelli)<br />
Kann man heute eigentlich noch Machiavelli zitieren?<br />
Kann man, denn es gibt einige grundsätzliche<br />
Aspekte menschlichen Handelns, die wir nicht einfach<br />
über Bord werfen können. Dazu gehört − wenn wir ehrlich<br />
sind − der Umgang mit Erneuerung, von dem<br />
Schumpeter als ‚schöpferische Zerstörung‘ spricht.<br />
Wenn wir seiner Idee folgen und in unsere Unternehmensrealität<br />
übersetzen, landen wir schnell dort, wo es<br />
weh tut. Wo alte Zöpfe abgeschnitten werden, um Platz<br />
zu schaffen für Neues.<br />
Eben das passiert im großen Stil, wenn Geschäfts -<br />
modelle geändert werden (heute Disruption genannt).<br />
Die Abkehr von der klassischen Zigarette ist für Philip<br />
Morris eine schöpferische Zerstörung, auf deren Ausgang<br />
wir gespannt sein dürfen. Bei Bayer fangen die<br />
Ursprünge beispielsweise im Kunststoff-Geschäft an.<br />
Der Verkauf als Börsengang von Covestro hat Platz gemacht<br />
für Neues – was in Form von Monsanto hohe<br />
Chancen und ebensolche Risiken mit sich gebracht hat.<br />
Es geht aber auch eine Nummer kleiner: Wenn Zum -<br />
tobel heute nicht mehr nur Lampen verkauft, sondern<br />
ganze Orte beleuchtet, mit WLAN versorgt und dafür<br />
Gebühren erhebt, kommt das eher leise daher.<br />
Um ein Unternehmen erfolgreich neu auszurichten,<br />
muss die Leitung aktiv mit glaubwürdigem wie<br />
konsequentem Verhalten vorangehen, um Mitarbeiter<br />
zu überzeugen und Mitstreiter anzuwerben.<br />
Bild: Philip Steury/Fotolia<br />
Disruption, Revolution oder Erneuerung? Den Weg<br />
in die Zukunft in großen Schritten bezeichnen wir heute<br />
als Transformation. Diesen zu wählen und konsequent<br />
zu verfolgen, ist nichts für Feiglinge, wie uns die Verantwortlichen<br />
bei Philip Morris, Bayer oder Zumtobel<br />
bestätigen werden. Transformation braucht den Willen<br />
zur Erneuerung und damit auch den Mut zu zerstören.<br />
Allerdings immer mit einer realisierbaren Vorstellung<br />
des Neuen. Nur mit einem konkreten Bild von einer besseren<br />
Zukunft wird es dem Erneuerer gelingen, genug<br />
Mitstreiter für die Transformation zu gewinnen.<br />
Eine erleuchtete Welt war die Vorstellung des USamerikanischen<br />
Erfinders und Unternehmers Thomas<br />
A. Edison. Für ihn und sein Team war es ein langer Weg<br />
dorthin. „There is a better way to do it, find it!“ macht<br />
klar, wie mühsam es gewesen ist, Edisons Vorstellung zu<br />
verwirklichen. Neben dem Mut zur Erneuerung und<br />
einer Vorstellung vom Ziel braucht es demnach eine<br />
Menge Ambition, nicht zu schnell zufrieden zu sein.<br />
Voran gehen, um Mitstreiter zu gewinnen<br />
Es gilt Begeisterung, Ambitionen und Ziele zu teilen und<br />
so Mitstreiter zu gewinnen, gemeinsam Wege zu finden<br />
und sich selbst sowie andere zu fordern und zu fördern.<br />
Eine andere Möglichkeit zur erfolgreichen Transformation<br />
gibt es kaum. Die Revolution nur von unten gibt es<br />
nicht. Nur wenn die Unternehmensleitung den Mut zur<br />
Erneuerung aufbringt, kann Veränderung gelingen. Mitarbeiter<br />
sind in der Regel kritisch, wenn mit schönen<br />
Reden und Plakaten mal wieder die wunderbare, neue<br />
Zukunft ausgerufen wird. Sie beobachten ihre Leitung<br />
genau – und wenn diese nicht absolut geradlinig und<br />
überzeugend ist, lehnt man sich zurück und lässt den<br />
Zug an sich vorbeiziehen. Bending heißt der inoffizielle<br />
Fachausdruck dafür und dieses Phänomen tötet jede<br />
Transformation.<br />
20 <strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19
PROFIT ORGANIZATION<br />
GERMAN AMERICAN TRADE ASSOCIATION<br />
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news & management<br />
Um dem entgegenzuwirken, braucht es einen entschlossenen<br />
wie konsequenten Wegbereiter, der den<br />
ersten Schritt geht. Wer es ernst meint, muss dabei sich<br />
und sein Tun hinterfragen. All zu schnell gelangt man<br />
zur Erkenntnis, dass sich Andere verändern müssen,<br />
dass woanders etwas geschehen muss. So funktioniert<br />
Transformation allerdings nicht. Denn auf gut gemeinte<br />
Ratschläge folgen nicht selten relexartige wie detruktive<br />
Erwiderungen wie: „Machen wir alles schon...“. Wenn<br />
wir – unabhängig von unserer Funktion und Position –<br />
also echte Transformation wollen, dann müssen wir mit<br />
uns auch auf persönlicher Ebene beginnen und uns folgende<br />
Fragen stellen: Was mache ich heute, das nicht in<br />
die Zukunft passt? Wie sollte ich mich verhalten? Was<br />
hält mich davon ab? Was ist mein Beitrag zur Veränderung?<br />
Und wie konsequent bin ich in der Umsetzung?<br />
Der nächste Schritt lautet: Feedback einholen. Wenn<br />
wir Berufsanfänger fragen, was ihnen am meisten in der<br />
Entwicklung hilft, ist das kein Training, sondern Feedback.<br />
Warum sollte das nicht ebenso für Berufserfahrene<br />
gelten? Wie wäre es also, Kollegen zu befragen, was<br />
ihnen am eigenen Verhalten auffällt. Was sie sich anders<br />
wünschen würden? Wie sie in einer bestimmten Situation<br />
reagiert hätten? Diese Fragen zu stellen, sich selbst<br />
zu reflektieren und zu verändern, erfordert eine Menge<br />
Mut und ist wahrhaftig nichts für Feiglinge. •<br />
Kai Anderson<br />
Vorstand Promerit AG, Frankfurt/M.<br />
Schritte zur<br />
erfolgreichen Transformation<br />
• Formulieren Sie Ihr Zukunftsbild mit Blick auf Arbeitsinhalt<br />
und Arbeitsweise. Was und wie will ich<br />
arbeiten? Wie passt das zu den Zielen meiner Abteilung,<br />
des Geschäftsbereichs, des Unternehmens?<br />
• Formulieren Sie, welche Fördermöglichkeiten und<br />
Hindernisse es geben kann.<br />
• Formulieren Sie Ihre persönliche Transformations-<br />
Agenda: Was werde ich an meinem Verhalten<br />
ändern? Was will ich lernen? Was braucht es dazu?<br />
• Machen Sie eine Checkliste mit zehn konkreten<br />
Zielen. Wenn ein Ziel erreicht ist, streichen Sie es<br />
durch und setzen ein Neues unten auf die Liste.<br />
• Teilen Sie Ihre Agenda und die Checkliste mit<br />
Jemandem, dem Sie vertrauen. Besprechen Sie einmal<br />
im Monat gemeinsam den aktuellen Stand.<br />
• Seien Sie mutig: Holen Sie sich regelmäßig zu Ihrem<br />
Verhalten Feedback ein.<br />
• Bleiben Sie locker und bleiben Sie dran: Gerade die<br />
persönliche Transformation braucht Leichtigkeit<br />
und Zeit − keine Verkrampfung. Rückschläge sind<br />
normal.<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19 21<br />
A NOT FOR
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Industrie 4.0 bedingt Flexibilität<br />
in allen Führungsstrukturen.<br />
Bild: Witthaya/Fotolia<br />
Digitalisierungs-Strategien und Führungskultur<br />
Kulturwandel ist<br />
die halbe Miete<br />
Management | 2019 wollen ungefähr 80 % aller<br />
produzierenden Unternehmen in Industrie 4.0 investieren<br />
– so eine Studie von Ernst & Young. Dabei sorgt<br />
nicht nur Technologie, sondern vor allem entsprechende<br />
Unternehmensstrukturen für digitalen Erfolg.<br />
„In Zukunft wird ein Unternehmen Organisationsstrukturen<br />
wählen, die keiner starr<br />
definierten Linie folgen, sondern die am<br />
wirksamsten für das Unternehmen sind“,<br />
davon sind Robert Vogel und Errit Schlossberger<br />
in ihrer aktuellen Publikation „Welle<br />
der Wirksamkeit“ überzeugt. Der gleichen<br />
Meinung ist auch der Geschäftsentwickler<br />
und Interim Manager Siegfried Lettmann:<br />
„Tiefgreifende Veränderungen der unternehmerischen<br />
Leitkultur und der Organisationsformen<br />
hin zu mehr Flexibilität brauchen<br />
Zeit, um sich verfestigen zu können.<br />
Ohne effizientes Change Management sollte<br />
man nicht zu viel von weiteren Digitalisierungsmaßnahmen<br />
erwarten. Gerade mittel-<br />
ständische Unternehmen sind letztlich oft<br />
enttäuscht, wenn sich das erhoffte Plus in<br />
der Produktivität nicht einstellt.“ Dabei<br />
haben laut Anabel Ternès und Sebastian<br />
Schieke nur 31 % der Unternehmen konkrete<br />
Pläne und Strategien. Vor allem Manager<br />
klassischer Industrieunternehmen würden<br />
häufig die Auswirkungen von Digitalisierungsvorhaben<br />
auf die Geschäftsprozesse<br />
unterschätzen.<br />
Das kann zu Problemen in der Organisationsstruktur<br />
führen. Beispielsweise nutzen<br />
im verarbeitenden Gewerbe laut einer Expertengruppe<br />
des Zentrums für Europäische<br />
Wirtschaftsforschung weniger als ein Drittel<br />
der Beschäftigten einen Computer. Damit ist<br />
der große Rest faktisch von den Vorteilen<br />
der Digitalisierung ausgeschlossen. Werden<br />
so viele Akteure nicht digital integriert,<br />
kann das mögliche Potenzial auch nicht ausgeschöpft<br />
werden.<br />
Heutige Konzernriesen wie Facebook<br />
wurden nicht nur durch technische Möglichkeiten<br />
erfolgreich, sondern auch durch<br />
die Einbindung eines großen Teils der Mitarbeiter.<br />
Auch Google oder Apple sind dafür<br />
Paradebeispiele. Der nächste Schritt in Richtung<br />
Industrie 4.0 muss deshalb auch für die<br />
Mitarbeiter Partizipationsmöglichkeiten<br />
schaffen. Digitalisierung kann den Fluss von<br />
Information und Kommunikation in Unternehmen<br />
optimieren. Sie erlaubt, hierarchische<br />
Schwellen zu überspringen und<br />
unterstützt eine breitere Mitgestaltung als<br />
bisher – auch in puncto Talentmanagement<br />
und Weiterbildung. Und nicht zuletzt ist<br />
auch der Fachkräftemangel ein guter<br />
Grund, die eigene Belegschaft stärker einzubeziehen.<br />
Führungsfragen und Antworten<br />
Wenn Organisation und Führung Hand in<br />
Hand gehen, können sich zukunftsfähige<br />
Unternehmensideale wie Selbstorganisation<br />
und Mitgestaltung etablieren. Die Organisa-<br />
22 <strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19
tion muss die Partizipation einfach machen,<br />
die Führung muss sie sinnhaft machen. Die<br />
Digitalisierung wird über kurz oder lang an<br />
einen Punkt kommen, an dem diese Faktoren<br />
unabdingbare Erfolgskriterien sind, die<br />
man deshalb früh genug einplanen sollte.<br />
„Viele moderne Ideale setzen solche Elemente<br />
voraus“, erklärt Siegfried Lettmann<br />
und ergänzt: „Man benötigt zunehmende<br />
Flexibilität und Innovationskraft. Für diese<br />
Faktoren ist es wichtig, dass man die Fähigkeiten<br />
und Ideen der Belegschaft nutzt, sie<br />
bewertet und ausbaut. Wenn man einen<br />
Überblick über die immer komplexeren Vorgänge<br />
behalten will, hilft nur eines: Möglichst<br />
viele Personen zur Unterstützung<br />
heranziehen. Dazu gehört oft eine Neugestaltung<br />
der Entscheidungsgewalten.“<br />
Die Beratungsexperten von Deloitte fassen<br />
in ihrer Untersuchung „Organisation<br />
neu denken“ zusammen: „Die notwendige<br />
Disruption und Innovation gelingen nur,<br />
”<br />
wenn die Individuen innerhalb einer Organisation<br />
die entsprechende Autonomie bekommen,<br />
Entscheidungen selbst zu treffen<br />
und für deren Umsetzung die Verantwortung<br />
übernehmen.“ Doch viele Manager<br />
sehen (noch) nicht, wie viel Energie die richtigen<br />
Strukturen freisetzen können. Dies betrifft<br />
auch die oft wenig ausgereiften Digitalisierungsziele,<br />
die häufig eine abwartende<br />
Haltung nach sich ziehen. Schnelligkeit,<br />
Die Organisation muss Partizi -<br />
pation einfach machen, die Führung<br />
muss sie sinnhaft machen.“<br />
Quelle: Siegfried Lettmann,<br />
Geschäftsentwickler und Interim Manager<br />
Agilität, Flexibilität und Handlungsfähigkeit<br />
sind Faktoren, die eine große Rolle<br />
spielen werden – unabhängig davon, wohin<br />
der Weg genau führt. Investitionen in diese<br />
Strukturen zahlen sich aus. •<br />
Johann Auer<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19 23
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Kolle<br />
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Wie die Zusammenarbeit von Alt und Jung gelingt<br />
Erfahrung trifft auf<br />
frischen Wind<br />
Generationenmanagement | Wenn ältere und jüngere<br />
Kollegen miteinander arbeiten, sind Konflikte vorprogrammiert.<br />
Vorgesetzte können die Gegensätzlichkeiten<br />
jedoch in richtige Bahnen lenken und die Vorteile<br />
beider Altersgruppen nutzen.<br />
Die Belegschaft in Unternehmen wird zunehmende heterogener:<br />
Die jungen Mitarbeiter steigen immer früher<br />
ins Unternehmen ein, die älteren verbleiben länger im<br />
Erwerbsleben. So müssen zwei Generationen, die der<br />
über 50-Jährigen (Genera tion X genannt) und die der<br />
heute 20- bis 35-Jährigen (Generation Y) mit ihren unterschiedlichen<br />
Wertvorstellungen, Meinungen, Stärken<br />
und Schwächen über längere Zeiträume miteinander<br />
auskommen. Die Auffassungen darüber, wie Aufgaben<br />
erledigt werden sollten, gehen wegen des Altersunterschieds<br />
oftmals auseinander. Nach außen hin gibt sich<br />
jede Generation zwar tolerant und erkennt Kollegen der<br />
anderen Altersgruppe ausdrücklich an, die innere Einstellung<br />
ist aber oftmals eine andere. Eine erfolgreiche<br />
Zusammenarbeit beider Altersgruppen kann für das<br />
Team zur Herausforderung werden.<br />
Ältere überlegen lieber gründlich<br />
Ältere Mitarbeiter verdrängen gerne, dass sie vergangenheitsorientiert<br />
sind, häufig zurückblicken und an<br />
angeblich „goldene Zeiten“denken. Durch die Mess -<br />
latte „Damals“ wird „Heutiges“ in Frage gestellt. Das<br />
Verständnis für die Eigenarten Jüngerer sinkt nach und<br />
nach. Der Vorteil der Älteren ist die große Berufserfahrung,<br />
die Urteilsfähigkeit und das Vermeiden von Risiken<br />
bei der Arbeit aufgrund von Erfahrungen. Unbewusst<br />
hält der Senior lieber an eingefahrenen Gewohnheiten<br />
fest. Aufgrund der „Weisheit des Alters“ vertritt<br />
er in Diskussionen oft hartnäckig seine Meinung. Spontane<br />
Entscheidungen sind nicht seine Stärke, er überlegt<br />
lieber gründlich. Nach Jahren der Erfahrung haben die<br />
Älteren einen sehr großen Überblick und erfassen<br />
24 <strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19
Zusammenhänge bei der täglichen Arbeit zwar nicht<br />
schneller, aber treffender. Arbeitsmediziner meinen, dass<br />
mit zunehmendem Alter die Zahl derjenigen wächst, die<br />
ihren Gesundheitszustand selbst als „gut“ oder „sehr<br />
gut“ einschätzen.<br />
Jüngere drängen nach vorne<br />
Die Junioren haben einen anderen Arbeitsstil als die<br />
Älteren, sind dynamisch und wollen das Rad neu erfinden.<br />
Dabei vergessen sie oft, dass ältere Vorgesetzte das<br />
früher auch schon probiert haben. Die Generation Y gehört<br />
zur sogenannten IT-Generation, sie kennt sich mit<br />
Computer & Co gut aus.<br />
Die Zeit, als Jüngere vor Älteren Respekt hatten, ist<br />
endgültig vorbei. Jüngere stellen das Althergebrachte<br />
gerne in Frage und sind von eigenen Ideen sehr überzeugt.<br />
Dennoch brauchen die U-40-Jährigen die Bestätigung<br />
der Senioren, um sich zu orientieren. Sie wollen<br />
Verantwortung übernehmen, sind ungeduldig und drängen<br />
nach vorne, obwohl noch Erfahrung fehlt. Weil sie<br />
sich erst bewähren müssen, strengen sich Ehrgeizige<br />
immer ein Stück weit mehr an, um „Bonuspunkte“ zu<br />
sammeln. Sie überschätzen aber auch häufig Fähigkeiten<br />
und Fachwissen und erwarten, dass man ihre Fehler<br />
akzeptiert. Ältere sollten dem Nachwuchs Fehler verzeihen,<br />
ohne nachtragend zu sein. Was die Jugend gar nicht<br />
mag, sind die Weisheiten der anderen Generation: „Zu<br />
meiner Zeit war das alles ganz anders…“ Oder: „Was<br />
dir noch fehlt ist die Erfahrung.“ Der ehrgeizige Nachwuchs<br />
möchte Handlungsspielräume und eigene Erfahrung<br />
machen und nicht Abziehbild der Generation X<br />
sein.<br />
Generationenmix sinnvoll nutzen<br />
Sich gegenseitig zu akzeptieren ist eine zwingende Voraussetzung<br />
für die Firmenkultkur. Dabei muss niemand<br />
seinen eigenen Standpunkt aufgeben, sondern den des<br />
anderen anhören und hinterfragen. Nur so funktioniert<br />
die generationsübergreifende Zusammenarbeit. Mit<br />
mehr Toleranz verläuft die Kooperation problemlos,<br />
Kollegialität und Betriebsklima funktionieren.<br />
”<br />
Ältere und mittlere Jahrgänge verfügen über ein großes<br />
Potenzial an Berufs- und Lebenserfahrung, während die<br />
Junioren aktuelles Wissen, Schwung und Dynamik sowie<br />
Innovationskraft einbringen. Der Generationenmix<br />
tut dem Unternehmen gut. Das biologische Alter allein<br />
ist nicht entscheidend für die Leistungsfähigkeit der Älteren.<br />
Kunden und Geschäftspartner sind weniger auf<br />
das Alter eines Mitarbeiters fixiert, sondern sehen zuerst<br />
die Leistungsfähigkeit und Arbeitsergebnisse.<br />
Die Jüngeren rennen zwar<br />
schneller, aber die Älteren kennen<br />
die Abkürzung.“<br />
Tipps für den Chef<br />
Die eigene Einstellung zu älteren Mitarbeitern prägt<br />
deren Verhalten. Schaffen Sie Voraussetzungen, damit<br />
diese ihre Leistungsfähigkeit entfalten können. Ältere<br />
Kollegen entwickeln Ehrgeiz, wenn sie erkennen, dass<br />
man ihnen auch schwierige Aufgaben zutraut. Umgekehrt<br />
erbringen sie tatsächlich weniger Leistung, wenn<br />
man ihnen keine anspruchsvollen Aufgaben mehr überträgt.<br />
Auch eine ausgeglichene Work-Life-Balance ist gerade<br />
für die Generation X wichtig. Wer älter ist, tut sich<br />
bei Überstunden oft schwerer als der jüngere Kollege.<br />
Auch Teilzeitarbeit ist eine gute Möglichkeit für ältere<br />
Mitarbeiter, jedoch ist die Umsetzung aus betrieblichen<br />
und wirtschaftlichen Gründen oft schwierig. •<br />
Rolf Leicher<br />
Fachautor und Referent aus Heidelberg<br />
Quelle: Ursula von der Leyen, MdB, Bundesministerin der<br />
Verteidigung<br />
Was sich Jüngere wünschen<br />
• Handlungsspielräume und Verantwortung<br />
• Gutes Verhältnis zu älteren Kollegen – und zum Management<br />
• Wertschätzung und Akzeptanz der Vorgesetzten<br />
• Anspruchsvolle Aufgaben und Herausforderungen<br />
• Berufliche Entwicklungsmöglichkeiten<br />
• Toleranz und freie Meinungsäußerung<br />
• Orientierung und Sicherheit<br />
Was sich Ältere wünschen<br />
• Interessante, abwechslungsreiche Tätigkeit<br />
• Volle Akzeptanz der jungen Generation<br />
• Stressfreies Arbeitstempo, ohne Hektik<br />
• Selbstständiges Arbeiten ohne dauernde Kontrollen<br />
• Vertrauen in die Leistungsfähigkeit<br />
• Anerkennung bei den Kunden<br />
• Wertschätzung und Toleranz der eigenen Meinung<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19 25
news & management<br />
Mensch-Roboter-Kollaboration,<br />
Exoskelette und Hebehilfen sind<br />
die Themen, über die die Referenten<br />
sprechen werden.<br />
Bild: Michael Wallmüller<br />
@<br />
Weitere<br />
Forum „Arbeitsplatz der Zukunft“<br />
Hilfestellung für<br />
den Menschen<br />
Fachforum | Welche Technologien können den Werker<br />
unterstützen, damit er seine Tätigkeit gesundheitsschonend<br />
ausführen kann? Ein Veranstaltung von<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> und Technology Academy zeigt es.<br />
Informationen zum Forum sowie die<br />
Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie hier:<br />
http://hier.pro/6bQrU<br />
Die Belegschaften in den Fabriken werden<br />
älter, ihre Tätigkeiten aber nicht einfacher.<br />
In Zukunft wird es noch stärker als jetzt<br />
notwendig sein, die Mitarbeiter mit Technologien<br />
bei ihren Aufgaben zu unterstützen.<br />
Hierfür stehen eine Reihe von Lösungen<br />
zur Verfügung, deren Möglichkeiten im<br />
Fachforum „Arbeitsplatz der Zukunft“ diskutiert<br />
werden. Das Event wird organisiert<br />
von <strong>Industrieanzeiger</strong> und der Technology<br />
Academy der Deutschen Messe.<br />
Den Tag eröffnen wird Professor Norbert<br />
Elkmann vom Fraunhofer IFF mit einer<br />
Keynote zur Mensch-Roboter-Kollabora -<br />
tion (MRK). Volker Sieber, Entwicklungsleiter<br />
bei Schnaithmann Maschinenbau, wird<br />
anschließend erklären, wie Unternehmen zu<br />
einer sinnvollen MRK-Anwendung finden.<br />
Anhand eines konkreten Beispiels wird er<br />
den Weg von der Idee bis zur Umsetzung<br />
aufzeigen.<br />
Aaron Heuermann vom Bremer Institut<br />
für Produktion und Logistik berichtet vom<br />
Projekt Autark. Dort geht es darum, MRKfähige<br />
Montageprozesse für den Mittelstand<br />
zu ermöglichen.<br />
Intelligente und adaptive Exoskelette<br />
Dem Thema Exoskelette widmet sich Professor<br />
Carmen Constantinescu vom Fraunhofer<br />
IAO. Sie wird zeigen, wie menschzentrierte<br />
Arbeitsplätze mit integrierten intelligenten<br />
und adaptiven Exoskeletten optimiert<br />
werden können. Den Chairless Chair<br />
– eine innovative Variante eines Exoskeletts<br />
– wird anschließend Friedrich Czarnecki<br />
von Noonee vorstellen.<br />
Eine weitere Möglichkeit, den Werker bei<br />
seiner Arbeit zu entlasten, sind Hebehilfen.<br />
Darüber werden sowohl Johannes Krumme<br />
von Piab, als auch Daniel Eberhardt von<br />
J. Schmalz, sprechen.<br />
Eine wichtige Rolle beim Einsatz von<br />
MRK-Technologien spielt die Sicherheit.<br />
Diesem Thema widmet sich das Forum am<br />
Nachmittag mit Beiträgen von Andreas<br />
Schunkert, Universal Robots, sowie Chris -<br />
tian Hofmann von GLM-Service.<br />
Nach einem Ausblick auf die Möglichkeiten<br />
der Künstlichen Intelligenz für den<br />
Gehilfen Roboter beendet eine Podiumsdiskussion<br />
den Tag. In dieser werden die Chancen,<br />
aber auch die Herausforderungen beim<br />
Arbeitsplatz der Zukunft diskutiert. •<br />
26 <strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19
Programm<br />
Uhrzeit<br />
8:30 Uhr<br />
9:00 Uhr<br />
Programmpunkt<br />
Eintreffen und Registrieren der Teilnehmer<br />
Keynote: Mensch-Roboter-Kollaboration:<br />
neue Sicherheitstechnologien, Planungstools<br />
und Simulation von MRK<br />
Prof. Norbert Elkmann, Fraunhofer IFF<br />
KUNDENNÄHE<br />
IM GRÖSSTEN BALLUNGSRAUM DEUTSCHLANDS<br />
9:30 Uhr<br />
Schritt für Schritt zur sinnvollen MRK.<br />
Fettnäpfchen – und wie man sie vermeidet<br />
Volker Sieber, Schnaithmann Maschinenbau<br />
9:55 Uhr<br />
Lösungen für den Schwerlastbereich – wie<br />
herkömmliche Roboter zu kollaborativen<br />
Robotern werden<br />
Aaron Heuermann, BIBA – Bremer Institut für<br />
Produktion und Logistik<br />
10:20 Uhr<br />
Kaffeepause<br />
11:00 Uhr<br />
11:25 Uhr<br />
11:50 Uhr<br />
Digitale Transformation der mensch-zentrierten<br />
Arbeitsplätze mit integrierten intelligenten und<br />
adaptiven Exoskeletten<br />
Prof. Carmen Constantinescu, Fraunhofer IAO<br />
Chairless Chair – Exoskelett-Innovation<br />
für Sitzen, Stehen und Gehen<br />
Friedrich Czarnecki, Noonee<br />
Hebehilfen – für welche Anwendungen eignen<br />
sie sich?<br />
Johannes Krumme, Piab Vakuum<br />
FRÜHBUCHERRABATT SICHERN!<br />
Bis zum 31.07.2019<br />
12:15 Uhr<br />
12:40 Uhr<br />
13:45 Uhr<br />
14:10 Uhr<br />
14:35 Uhr<br />
15:10 Uhr<br />
Intelligente Hebesysteme,<br />
die für den Werker mitdenken<br />
Daniel Eberhardt, J. Schmalz<br />
Mittagspause<br />
Kollaborative Robotik sicher gestalten<br />
Andreas Schunkert, Universal Robots<br />
Wie lässt sich Sicherheit wirtschaftlich<br />
gestalten?<br />
Christian Hofmann, GLM-Service und Vertrieb<br />
Kaffeepause<br />
Innovationen für den Arbeitsplatz der Zukunft<br />
– wie kann KI den Gehilfen Roboter noch<br />
schlauer machen?<br />
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15:35 Uhr<br />
Podiumsdiskussion<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19 27
news & management<br />
In neun bis elf Jahren könnten mittelständische<br />
Unternehmen den Punkt<br />
erreicht haben, an dem die digitale<br />
Transformation die erwartete Investitionsrendite<br />
erbringen wird. Bild: Siemens<br />
Übergang zu Industrie-4.0-Produktionsplattformen<br />
Ein Wettlauf<br />
gegen die Zeit<br />
Finanzierung | Laut einer neuen Studie von Siemens<br />
Financial Services (SFS) stehen Fertigungsunternehmen<br />
am Wendepunkt, um mit der Transformation hin<br />
zu Industrie 4.0 einen Wettbewerbsvorteil zu erzielen.<br />
Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, den sich Fertigungsunternehmen<br />
liefern, die mit ihrer Investition in Industrie<br />
4.0 einen Wettbewerbsvorteil erzielen wollen. Vor<br />
diesem Hintergrund hat Siemens Financial Services<br />
(SFS) einen Forschungsbericht veröffentlicht. Dieser<br />
bestimmt den Wendepunkt, an dem 50 % der globalen<br />
Fertigungsbranche weitgehend zu Industrie-4.0-Produktionsplattformen<br />
übergegangen sein wird.<br />
Für SFS, Finanzlösungsanbieter im B2B-Geschäft, ist<br />
die entscheidende Frage in der Fertigungsindustrie heute<br />
nicht mehr „ob“, sondern „wann“ in die digitale Transformation<br />
investiert werden sollte. Laut einer früheren<br />
SFS-Studie wird der potenzielle finanzielle Wert der<br />
Digitalisierung bis zum Jahr 2025 zwischen 6,3 % und<br />
9,8 % des Gesamtjahresumsatzes liegen. In den meisten<br />
Märkten sind es die Vorreiter, das heißt die ersten 50 %<br />
der Branche, die in neue Technologien und Geschäfts-<br />
modelle investieren, die diesen Wettbewerbsvorteil am<br />
effektivsten ausschöpfen.<br />
Das Nachsehen haben ihre Konkurrenten, die den<br />
Übergang noch nicht eingeleitet haben. Die andere<br />
Hälfte des Marktes – die Nachzügler – müssen irgendwann<br />
in neue Technologien und Modelle investieren.<br />
Doch die Möglichkeit, einen Wettbewerbsvorteil zu erzielen,<br />
werde zu einem späteren Zeitpunkt deutlich geringer<br />
sein, heißt es, da für die technologischen Nachzügler<br />
die Aufrüstung lediglich eine Anpassung an die<br />
neue Marktnorm bedeutet.<br />
SFS befragte dazu insgesamt 41 Teilnehmer aus den<br />
USA, Europa und dem asiatisch-pazifischen Raum –<br />
Fachleute aus Fertigungsunternehmen, Handelsverbände,<br />
Management-Fachberater sowie Akademiker. Ziel<br />
war es, eine Vorstellung davon zu erhalten, wie lange es<br />
dauern wird, bis der Wendepunkt erreicht wird. Dadurch<br />
konnte das Zeitfenster effektiv bestimmt werden,<br />
an dem die digitalen Transformationsinitiativen dieser<br />
Unternehmen die erwartete Investitionsrendite erbringen.<br />
Bei größeren Unternehmen wird laut der Studie<br />
erwartet, dass dieser Punkt in fünf bis sieben Jahren<br />
erreicht wird. Bei kleinen und mittelständischen Unternehmen<br />
wird es demnach voraussichtlich etwas länger<br />
dauern: zwischen neun und elf Jahren.<br />
Einblick ins aktuelle Umsetzungstempo<br />
Um einen Einblick in das aktuelle Umsetzungstempo zu<br />
erhalten, wurden die Teilnehmer über den Anteil der<br />
Fertigungsunternehmen befragt, die ein signifikantes<br />
Industrie-4.0-Pilotprojekt durchgeführt haben, da viele<br />
auf ihrem Weg zu Industrie 4.0 und zur digitalen Transformation<br />
neue Technologien oder Lösungen vor der<br />
vollständigen Einführung zunächst testen. Die Studie<br />
ergab, dass 70 bis 80 % der großen Unternehmen ein<br />
bedeutendes Pilotprojekt für Industrie-4.0-Produktionslösungen<br />
durchgeführt haben, während es bei kleinen<br />
und mittleren Unternehmen nur 40 bis 50 % waren.<br />
Fertigungsunternehmen aus denselben Regionen<br />
wurden auch zu der Rolle befragt, die Spezialfinanzierungen<br />
bei der Umsetzung ihrer digitalen Trans -<br />
formation spielt. Demnach hängen die mit der Implementierung<br />
der digitalen Transformation verbundenen<br />
Probleme meist mit der Finanzierung zusammen. Die<br />
größten Bedenken der Unternehmen bestehen darin, die<br />
wirtschaftlichen Vorteile von Industrie 4.0 zu verstehen<br />
und mit einer zuverlässigen Rendite rechnen zu können.<br />
Die meisten Befragten wollen die Gewissheit haben,<br />
dass sie die technologische Aufrüstung zu einem<br />
28 <strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19
Prozentsatz finanzieren, der unter den wirtschaftlichen<br />
”<br />
Gewinnen liegt, oder diesen entspricht, um nachhaltige<br />
und Cashflow-freundliche Investition zu gewährleisten.<br />
Die Finanzierungsmethoden, die eine nachhaltige digitale<br />
Transformation ermöglichen, werden als „Finanzierung<br />
4.0” bezeichnet. Diese Methoden decken zahlreiche<br />
Anforderungen ab – von einem einzigen Digitalgerät<br />
über eine neue Fabrik bis hin zur Akquise eines Konkurrenzunternehmens.<br />
„Die entscheidende Frage ist<br />
heute nicht mehr „ob“, sondern<br />
„wann“ in die digitale Transformation<br />
investiert werden sollte“,<br />
sagt Kai-Otto Landwehr, Leiter<br />
des Commercial Finance Geschäfts<br />
von Siemens Financial<br />
Services in Deutschland. „Die<br />
meisten führenden Unternehmen<br />
jeder Größe suchen nach nachhaltigen<br />
Methoden, um in die digitale<br />
Transformation zu investieren,<br />
damit sie als die ersten<br />
50 % der Anwender in den Genuss<br />
von Vorreitervorteilen<br />
kommen. Es gibt aber eine Reihe<br />
von Herausforderungen, die sich<br />
vor allem auf die praktischen<br />
Einzelheiten der Investition in<br />
die erforderliche Technologie<br />
und Ausrüstung konzentrieren.”<br />
Die entscheidende Frage ist heute<br />
nicht mehr „ob“, sondern<br />
„wann“ in die digitale Transformation<br />
investiert werden sollte.“<br />
Quelle: Kai-Otto Landwehr, SFS in Deutschland<br />
Finanzierung-4.0-Lösungen<br />
beschleunigen Transformation<br />
Für Kai-Otto Landwehr ist klar:<br />
„Zukunftsorientierte Unternehmen<br />
verwenden Finanzierung-4.0-Lösungen,<br />
um ihre<br />
digitale Transformation zu<br />
beschleunigen, sich einen Marktvorteil<br />
zu sichern und ihren<br />
Konkurrenten zuvorzukommen.”<br />
Zu diesen Lösungen gehören<br />
spezialisierte Finanzierungsmethoden,<br />
wie nutzungsorientierte<br />
Finanzierungsvereinbarungen<br />
(Pay-to-Use), Software-<br />
Finanzierung und erfolgsbezogene<br />
Finanzierungsvereinbarungen<br />
(Pay-for-Outcomes). Diese stellen<br />
den Angaben zufolge praktische<br />
Methoden zur Verfügung,<br />
um Unternehmen dabei zu<br />
helfen, so schnell wie möglich in<br />
Industrie 4.0 zu investieren und<br />
Early-Adopter-Vorteile zu er -<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19 29
technik & wissen<br />
Assistenzsysteme machen den Einsatz von Staplern sicherer<br />
Jetzt mal langsam!<br />
Arbeitsschutz | Die Staplerbauer Linde Material Handling und<br />
Jungheinrich setzen auf intelligente Assistenzsysteme, mit<br />
denen der Einsatz von Flurförderzeugen sicherer und zugleich<br />
transparenter werden soll.<br />
30 <strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19
Das optische Warnsystem Truckspot<br />
projiziert ein rotes Dreieck auf den<br />
Boden und weist andere Personen auf<br />
einen nahenden Stapler hin.<br />
Bild: Linde Material Handling<br />
Das neueste Assistenzsystem von Linde Material Handling<br />
heißt „Zone Intelligence“ und ist seit Beginn des<br />
Jahres verfügbar. Der Anwender kann die Lösung nachrüsten<br />
oder ab Werk bestellen. Aus Sicht der Logistikexperten<br />
ist die Software eine wichtige Entwicklung, die<br />
für mehr Sicherheit in den Hallen sorgen soll. Denn<br />
trotz umfänglicher Sicherheitsausrüstung birgt der Einsatz<br />
von Flurförderzeugen nach wie vor gewisse Risiken.<br />
Und die rühren nicht zuletzt daher, dass der Fahrer<br />
selbst bestimmt, mit welcher Geschwindigkeit er unterwegs<br />
ist und wie weit er sein Tempo in Kreuzungsbereichen<br />
oder in engen Gängen drosselt.<br />
Gefährlich sind auch Fahrten mit einem zu weit angehobenen<br />
Hubmast. Die Folge sind Kollisionen mit<br />
Rolltoren oder Deckenstützen, die jedes Jahr Schäden in<br />
Millionenhöhe verursachen. Um diese unfall- und kostenträchtigen<br />
Situationen zu entschärfen, hat Linde Material<br />
Handling das neue sensorbasierte Assistenzsystem<br />
entwickelt. Mit der Technik kann der Flottenbetreiber<br />
spezifische Zonen in Lager- und Produktionsbereichen<br />
festlegen, in denen die Geschwindigkeit der Fahrzeuge<br />
automatisch reduziert wird.<br />
Stapler an der digitalen Leine<br />
Der Druck im Lager ist enorm. Die Staplerfahrer<br />
sind angehalten, den Warenumsatz hochzuhalten.<br />
Folglich rauschen sie mit hoher Geschwindigkeit<br />
durch die Gänge - mit angehobener Last, denn<br />
zum Absenken der Gitterbox fehlt die Zeit. Es ist<br />
nur eine Frage der Zeit bis zum ersten schweren<br />
Unfall. Solche Situationen<br />
lassen sich nur mit intelligenten<br />
Assistenzsystemen<br />
entschärfen, die auf softe<br />
Weise eine sichere Fahrweise<br />
erzwingen.<br />
Uwe Böttger,<br />
Redakteur <strong>Industrieanzeiger</strong><br />
Technisch realisiert wird das neue Assistenzsystem<br />
durch breitbandige Funksignale im 4-Gigahertz-Bereich.<br />
Diese werden zwischen festinstallierten Sensoren<br />
und dem Fahrzeugsensor ausgetauscht und gehen auch<br />
durch Mauern und Pfeiler hindurch. Um die verschiedenen<br />
Zonen festzulegen, kann der Flottenmanager die jeweiligen<br />
Hallen- oder Werkspläne per Software am<br />
Rechner hochladen. Danach konfiguriert er die verschiedenen<br />
Zonen nacheinander mit einem Grafik-Tool<br />
und belegt sie mit spezifischen Parametern. Das Assistenzsystem<br />
stellt vier Kernfunktionen bereit. Die erste<br />
Funktion ist eine punktuelle Geschwindigkeitsanpassung<br />
die immer dann greift, wenn der Stapler auf eine<br />
kritische und potenziell gefährliche Stelle zufährt. Hierzu<br />
gehören unübersichtliche Ecken, Überwege und<br />
Kreuzungen. Die zweite Funktion ist eine flächenmäßige<br />
Anpassung der Geschwindigkeit für Bereiche, wo oft<br />
Personen unterwegs sind. Rolltore und Durchfahrten<br />
werden mit Funktion Nummer drei kontrolliert und die<br />
vierte Funktion schließlich drosselt das Tempo auf Strecken<br />
mit Bodenunebenheiten.<br />
Mit dem zweiten Modul „Truck Mapping“ kann<br />
sich der Anwender den Staplereinsatz aus der Vogelper-<br />
Mit dem Assistenzsystem „Zone Intelligence“ kann der<br />
Flottenbetreiber spezifische Zonen im Lager- und Produktionsbereich<br />
festlegen, in denen die Geschwindigkeit<br />
der Fahrzeuge automatisch reduziert werden soll.<br />
Bild: Linde Material Handling<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19 31
technik & wissen<br />
Bei einem hohen Fahrzeugaufkommen reduziert das<br />
funkbasierte Assistenzsystem Zonecontrol die maximale<br />
Geschwindigkeit der Fahrzeuge auf Schleichfahrt.<br />
Bild: Jungheinrich<br />
spektive anschauen. Die neue Telematik-Hardware ortet<br />
jedes Fahrzeug mit einer Genauigkeit von 5 m und zeigt<br />
es auf einer Karte an. Die neue Anwendung ist vor allem<br />
konzipiert für große Staplerflotten und weitläufige Firmengelände.<br />
Wie hilfreich das Modul in der Praxis sein<br />
kann, zeigt ein klassischer Fall: Ein Fahrzeug fällt aus,<br />
aber niemand kann dem herbeieilenden Monteur sagen,<br />
wo genau es sich befindet. Mit dem neuen Modul ist der<br />
Flottenmanager immer auf der sicheren Seite, denn er<br />
weiß genau, wo das reparaturbedürftige Gerät steht.<br />
Und wenn ein Fahrzeug gestohlen wurde, hilft ihm die<br />
genaue Standortinformation dabei, dem Dieb das<br />
Handwerk zu legen.<br />
Die Standortdaten des Fahrzeugs werden über Satelliten-Ortung<br />
ermittelt und lassen sich wie Betriebsstunden<br />
oder Fehlercodes abrufen, per Webservice in andere<br />
Systeme exportieren und dort auswerten. Der Prozessor<br />
inklusive den integrierten Antennen ist in einem kompakten,<br />
robusten Gehäuse untergebracht und so vor<br />
Wind und Wetter geschützt. Die Datenübertragung erfolgt<br />
nach Angaben des Herstellers nach den neuesten<br />
Sicherheitsstandards.<br />
In diesem Jahr soll die generische Plattform um eine<br />
weitere Funktion ergänzt werden, dem sogenannten<br />
GPS Leashing. Hierbei wird der Einsatzbereich des Flurförderzeugs<br />
mit einem virtuellen Zaun eingegrenzt. Verlässt<br />
das Gerät die festgelegte Zone, informiert das System<br />
den Anwender automatisch per Mail und ermöglicht<br />
so eine zeitnahe Reaktion. Der Stapler wird quasi<br />
an die elektronische Leine genommen.<br />
Zusätzlich zu den beiden neuen Assistenzsystemen<br />
ergänzen die Aschaffenburger Logistikexperten ihr Sicherheits-Portfolio<br />
um ein optisches Warnsystem, dem<br />
sogenannten Linde Truckspot. Mit der Technik wird ein<br />
rotes Warndreieck auf den Boden projiziert, das auf ein<br />
nahendes Flurförderzeug hinweist und so die Gefahrensituation<br />
entschärft. Bei dieser Geschichte haben sich<br />
die Entwickler eine intuitive Wahrnehmung zunutze gemacht,<br />
denn im Straßenverkehr warnen rote Dreiecke<br />
auf weißem Grund seit jeher rund um den Globus vor<br />
gefährlichen Kurven, unübersichtlichen Kreuzungen<br />
oder starkem Gefälle. Das mit LED-Technik erzeugte<br />
Warndreieck mit einem Staplersymbol ist 1,25 m groß<br />
und erscheint im Abstand von rund 4 m auf dem Boden<br />
hinter dem Fahrzeug. Fußgänger erkennen sofort, dass<br />
sich ein Fahrzeug nähert und weichen unwillkürlich zurück.<br />
Auch andere Staplerfahrer reduzieren intuitiv ihre<br />
Geschwindigkeit, wenn sie das Symbol sehen.<br />
„Wir wollten eine eindeutige und selbsterklärende<br />
Warnsymbolik entwickeln“, sagt Michael Fuchs, Produktmanager<br />
Retrofit Solutions bei Linde Material<br />
Handling. Das sei auch ein eindeutiger Kundenwunsch<br />
gewesen. Gerade in stark frequentierten Lager- und Produktionsbereichen<br />
und an unübersichtlichen Kreuzungen<br />
erhöht der Truckspot laut Fuchs die Sicherheit aller<br />
Beteiligten enorm. Die Bedeutung solcher Warnsysteme<br />
kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, denn Statistiken<br />
der Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik<br />
zufolge werden bei 65 Prozent aller Staplerunfälle<br />
Personen oder Hindernisse angefahren.<br />
Assistenzsysteme erkennen kritische Situationen und<br />
minimieren das Risiko von Unfällen<br />
Nicht zuletzt hat die Entwicklung den Vorteil, dass<br />
die Mitarbeiter nicht durch störende akustische Signale<br />
abgelenkt werden. Deswegen eignet sich die Lösung für<br />
laute Arbeitsumgebungen, wo akustische Warnsignale<br />
überhört werden können. Und dank der ausgefeilten<br />
Lichttechnik werden Fußgänger und andere Staplerfahrer<br />
nicht geblendet. Die Lösung steht ab Werk zur Verfügung,<br />
lässt sich aber auch leicht nachrüsten.<br />
Auch der Intralogistik-Spezialist Jungheinrich hat<br />
das Gefahrenpotenzial im Lager durch die wachsende<br />
Dynamik und Komplexität der Prozesse erkannt und<br />
setzt auf Unfallvermeidung durch Assistenzsysteme. Die<br />
Hamburger haben sich das Ziel gesetzt, die Unfallzahlen<br />
in der Intralogistik zu verringern und stellen das<br />
Thema Sicherheit für Mensch und Lager dauerhaft in<br />
den Vordergrund. Assistenzsysteme sollen dabei kritische<br />
Situationen im Vorfeld erkennen und so das Risiko<br />
von Unfällen minimieren. Mit Zonecontrol und Addedview<br />
bietet Jungheinrich zwei Lösungen, mit denen die<br />
Sicherheit im Lager erhöht und zugleich die Effizienz<br />
der Lagerprozesse verbessert werden soll.<br />
Bei der ersten Lösung Zonecontrol handelt es sich<br />
um ein funkbasiertes Assistenzsystem. Es besteht aus ei-<br />
32 <strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19
Auch der neue Hochleistungs-Elektrostapler EFG der<br />
Baureihe 6, den Jungheinrich auf der Fachmesse Logimat<br />
vorstellte, ist mit Assistenzsystemen für mehr Sicherheit<br />
ausgestattet. Bild: Jungheinrich<br />
nem stationären Funkanker, einer mobilen<br />
Komponenten am Fahrzeug inklusive Display<br />
und einem Modul für Personen. Neben<br />
Warnungen von Fahrzeugen und Personen<br />
an unübersichtlichen Stellen können damit<br />
auch Verkehrsknotenpunkte so geregelt<br />
werden, dass ab einem bestimmten Fahrzeugaufkommen<br />
in diesem Bereich die Maximalgeschwindigkeit<br />
automatisch auf<br />
Schleichfahrt reduziert wird.<br />
Der gleiche Funkanker kann auch mit<br />
der Steuerung eines Hallentors verbunden<br />
werden, sodass es sich bei Annäherung eines<br />
befugten Fahrzeugs öffnet und bei nicht befugten<br />
Fahrzeugen verschlossen bleibt. Der<br />
Fahrer des jeweiligen Fahrzeuges erhält eine<br />
Mitteilung auf dem Assistenzdisplay, kann<br />
aber auch auf Schleichfahrt reduziert werden.<br />
Zudem lassen sich für die Information an das Umfeld<br />
auch Ampeln oder Warnleuchten an den Funkanker<br />
anschließen. Die Lösung lässt sich flexibel an die Bedürfnisse<br />
im Lager anpassen, ist dabei hoch skalierbar<br />
und kann herstellerunabhängig auch für Bestandsfahrzeuge<br />
genutzt werden. Alle Funktionen lassen sich mit<br />
den gleichen Komponenten abdecken, wodurch sich das<br />
System bei Veränderungen am Lager oder einer Erweiterung<br />
der Flotte leicht anpassen lässt. Das Assistenzsystem<br />
braucht keine zentrale Steuereinheit. Auch der Aufbau<br />
eines separaten Servernetzwerks ist nicht erforderlich.<br />
Zudem kann jeder einzelne Funkanker individuell<br />
konfiguriert werden. Unterm Strich bietet die Lösung eine<br />
situationsgerechte und präzise Verbesserung der Sicherheit<br />
an neuralgischen Punkten im Lager, ohne die<br />
Effizienz dabei zu beeinträchtigen.<br />
Die zweite Lösung Addedview ist ein Rundumsichtsystem,<br />
das aus digitalen Kameras besteht. Es ist als Assistenzsystem<br />
vor allem für Gegengewichtsstapler geeignet.<br />
Die digitale Kameratechnik kann dabei gut auf<br />
schwierige Lichtsituationen reagieren und die Belichtungsparameter<br />
dynamisch anpassen. Stark überbelichtete<br />
oder unterbelichtete Bildwiedergaben, beispielsweise<br />
bei Hell-Dunkel-Übergängen zwischen Außen- und<br />
Innenbereichen im Lager, werden vermieden und der<br />
Fahrer bekommt stets ein brillantes Bild seiner Umwelt.<br />
Zudem können die digitalen Kameras die Bildströme<br />
der vier Einzelkameras zu einem gemeinsamen Bild in<br />
Echtzeit vereinen und so aufbereiten, dass der Fahrer<br />
sein Fahrzeug aus der Vogelperspektive sehen kann. Insbesondere<br />
die Gabelspitzen und das Heckgewicht sind<br />
präzise in das nahtlose Bild eingefügt. Unterm Strich<br />
kann der Fahrer mit dieser Rundumsicht auch in engen,<br />
unübersichtlichen Situationen sicher und schnell navigieren.<br />
Auch der neue Hochleistungs-Elektrostapler EFG<br />
der Baureihe 6, den Jungheinrich auf der Fachmesse Logimat<br />
vorstellte, ist mit den beiden Assistenzsystemen<br />
ausgestattet. Einen guten Rundumblick garantiert dabei<br />
das Assistenzsystem Addedview mit seinen vier Kameras,<br />
die dem Fahrer eine 360-Grad-Ansicht direkt auf<br />
sein Display übertragen. Das ermöglicht Arbeiten auf<br />
engstem Raum und erhöht die Sicherheit. Bei kritischen<br />
Gefahrenpunkten im Lager greift Zonecontrol ein und<br />
gibt dem Fahrer automatisch ein Warnsignal.<br />
Mit der EFG Baureihe 6 rundet Jungheinrich sein<br />
Portfolio an Elektrogegengewichtsstaplern nach oben<br />
ab. Die Modelle sind für kraftvolle Einsätze im Getränke-<br />
und Baustoffgroßhandel oder im Maschinenbau<br />
konstruiert. Mit einer Tragfähigkeit von maximal 9 t bei<br />
einem Lastschwerpunkt von 900 mm bieten die Hamburger<br />
einen der stärksten Elektrostapler im Intralogistikmarkt<br />
an. Die Baureihe ist mit Lithium-Ionen-Technik<br />
oder mit bewährter Blei-Säure-Batterie erhältlich.<br />
Dank des durchdachten Antriebskonzeptes mit zwei<br />
Asynchronmotoren für den Fahrantrieb und zwei Synchron-Reluktanzmotoren<br />
für den Hubantrieb liefern die<br />
Stapler eine maximale Leistung bei minimalem Verbrauch.<br />
Durch seinen Heavy Duty Hydraulikblock verspricht<br />
der elektrisch betriebene Gegengewichtsstapler<br />
auch mit schweren Anbaugeräten eine hohe Performance.<br />
(ub)<br />
•<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19 33
technik & wissen<br />
Mit einer Tragfähigkeit bis 2500 kg und<br />
einer Spitzengeschwindigkeit von 14 km/h<br />
sorgt das Modell EXH-SF für einen hohen<br />
Warenumschlag. Bild: Still<br />
Still launcht schnellen und schmalen Elektro-Niederhubwagen<br />
Sportwagen<br />
für die Rampe<br />
Intralogistik | Wenn ein hoher Warenumschlag zu bewältigen<br />
ist, muss alles schnell gehen. Für diesen Fall<br />
hat der Intralogistik-Spezialist Still die Niederhubwagenmodelle<br />
EXH-SF 20/25 mit einstellbaren Standplattformen<br />
entwickelt.<br />
Mit einer Breite von 720 mm sind die neuen<br />
Fahrzeuge die schmalsten ihrer Art. Konzipiert<br />
sind die Modelle, die eine Tragfähigkeit<br />
von 2500 kg bieten, speziell für den<br />
harten Mehrschichtbetrieb. Mit einer Gabellänge<br />
bis 2400 mm lassen sich nach eigenen<br />
Angaben jede Art von Ladungsträger<br />
handhaben. Ob eine Höchstgeschwindigkeit<br />
von 6, 8 oder 10 km/h ausreicht oder eher<br />
sportliche 12 oder 14 km/h für längere Strecken<br />
im Horizontaltransport mit dem EXH-<br />
SF 25 benötigt werden, kann der Anwender<br />
selbst entscheiden. Die Hamburger bieten<br />
dafür fünf Leistungspakete mit Fahrmotoren<br />
bis 3 kW an.<br />
Doch die Modelle sind nicht nur schnell,<br />
sondern auch für ein ermüdungsfreies und<br />
rückenschonendes Arbeiten konzipiert. Der<br />
Anwender kann wählen zwischen einer mechanisch<br />
gefederten Plattform oder einer individuell<br />
an das Fahrergewicht anpassbaren,<br />
luftgedämpften Standplattform. Diese<br />
lässt sich mit einer externen Handpumpe<br />
oder optional per Tastendruck über einen<br />
integrierten Kompressor einstellen. Das verbesserte<br />
Fahrwerk mit Stabilitätssystem bietet<br />
Fahrkomfort, Seitenstabilität auf der<br />
Rampe und eine gute Bodenhaftung.<br />
Der niedrige Aufstieg auf die Plattform<br />
und optimale Sicht auf die Gabelspitzen machen<br />
den täglichen Einsatz sicherer. Für eine<br />
höhere Geschwindigkeit im Mitgängerbetrieb<br />
kann optional eine Kombi-Deichsel<br />
ausgewählt werden. Damit wird die maximale<br />
Fahrgeschwindigkeit von 4 auf 6 km/h<br />
erhöht.<br />
Die Fahrzeuge lassen sich präzise durch<br />
schmale Regalgänge manövrieren.<br />
Die verschiedenen Fahrprogramme kann<br />
der Nutzer über ein Farbdisplay auswählen.<br />
Die Palette reicht vom energiesparenden<br />
Fahren mit Eco oder Blue-Q bis hin zum<br />
Programm Boost, wenn es mal ganz schnell<br />
gehen soll. Bei hohen Geschwindigkeit bieten<br />
die höhenverstellbaren Seitenarme die<br />
nötige Sicherheit. Das integrierte Assistenzsystem<br />
Curve Speed Control passt sich in<br />
den Kurven automatisch an den Lenkwinkel<br />
an. Sensible Auffahrtsschalter und ein automatischer<br />
Rückhalt auf der Rampe sorgen<br />
für den nötigen Personenschutz.<br />
Dank seiner kompakten Abmessungen<br />
und hohen Wendigkeit sparen die Modelle<br />
viel Platz in der Lagervorzone und im Lager.<br />
Die Fahrzeuge bieten zudem mehr Spiel<br />
beim Rangieren auf der Ladefläche und lassen<br />
sich präzise durch schmale Regalgänge<br />
mit Begegnungsverkehr manövrieren. Für<br />
die verschiedenen Einsatzszenarien der Geräte<br />
gibt es unterschiedliche Batteriekonzepte.<br />
Ausgerüstet mit Lithium-Ionen-Batterien<br />
kann das Fahrzeug immer und überall geladen<br />
werden. Der seitliche Batteriewechsel<br />
unterstützt die Handhabung auch mit herkömmlichen<br />
Blei-Säure-Batterien. (ub) •<br />
34 <strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19
Stabilitätssystem beschleunigt das Palettenhandling in großen Höhen<br />
Einlagern<br />
statt Warten<br />
Steuerungstechnik | Der Staplerbauer UniCarriers<br />
ergänzt seine Modelle der Tergo-Reihe um ein neues<br />
Feature. Das Kontrollsystem Mast Tilt Control (MTC)<br />
zur Stabilisierung des Mastes gehört künftig zur Standardausstattung<br />
jedes Staplers mit großer Hubhöhe<br />
und Mastneigung.<br />
Generell ist ein Schubmast beim Ein- und Auslagern von<br />
Paletten erheblichen Kräften ausgesetzt. Auch wenn die<br />
Konstruktion stabil ist, kommt es bei weit ausgefahrenem<br />
Hubmast zwangsläufig zu Schwingungen. Dadurch<br />
entstehen Wartezeiten beim Ein- und Auslagern von Palletten,<br />
da sich der Mast erst stabilisieren muss. Mit dem<br />
neuen Kontrollsystem Mast Tilt Control (MTC) reduziert<br />
UniCarriers diese Zeiten auf ein Minimum. Die automatische<br />
Dämpfungsfunktion neutralisiert unerwünschte<br />
Mastbewegungen und beschleunigt die Stabilisierung<br />
des Mastes um 80 %. Auf diese Weise werden<br />
erhöhte Ein- und Auslagergeschwindigkeit beim Arbeiten<br />
in großen Höhen erreicht. Anwender erzielen kürzere<br />
Durchlaufzeiten und einen höheren Komfort beim<br />
Warenumschlag.<br />
„In der Praxis werden immer Lösungen für einen<br />
möglichst schnellen Warenumschlag gefordert“, erklärt<br />
Jan Callderyd, Group Product Planning Manager bei<br />
UniCarriers Europe. „Mit unseren Schubmaststaplern<br />
verhelfen wir dem Anwender zu einer maximalen<br />
Durchsatzleistung und geringen Gesamtbetriebskosten.<br />
Das neue Kontrollsystem ist dafür ein wichtiger Baustein.“<br />
Das komplett wartungsfreie MTC-System ist<br />
nicht nur effizient, sondern hat auch eine ergonomische<br />
Komponente, denn durch die Verringerung von Schwingungen<br />
gewinnt der Fahrer mehr Kontrolle und Sicherheit<br />
bei der Steuerung von Ein- und Auslagerungsprozessen<br />
in großen Hubhöhen. Insgesamt wird die Belastung<br />
bei dieser anspruchsvollen Arbeit gesenkt.<br />
Seinen maximalen Nutzen entfaltet MTC in Kombination<br />
mit dem S3-Soft-Motion-System, das seit 2017<br />
standardmäßig in allen Modellen der Tergo-Familie enthalten<br />
ist. S3 optimiert automatisch die Geschwindigkeit<br />
der hydraulischen Funktionen. Hierzu zählen Mastvorschub,<br />
Mastneigung und Seitenverschiebungsfunktion<br />
in Abhängigkeit von der aktuellen Hubhöhe und der<br />
Mastkonfiguration. Zum System gehören außerdem eine<br />
verbesserte Schubdämpfung und eine präzise Geschwindigkeitsregulierung<br />
bei sehr geringen Geschwindigkeiten.<br />
Das ermöglicht eine besonders einfache und<br />
angenehme Steuerung. Durch den gemeinsamen Einsatz<br />
von MTC und S3 kann der Fahrer unterm Strich die<br />
Zeit zum Ein- und Auslagern von Palletten um 12 % reduzieren.<br />
Der Hersteller hat die MTC-Funktion vorzugsweise<br />
für Modelle mit großer Hubhöhe und Mastneigung vorgesehen.<br />
Für Schubmaststapler mit geringeren Hubhöhen<br />
ist die Funktion optional erhältlich. Außerdem<br />
kann sie in bestehenden Fahrzeugen nachgerüstet werden.<br />
(ub)<br />
•<br />
Wenn der Staplerfahrer Waren in großen<br />
Höhen ein- oder auslagert, muss er<br />
zwangsläufig warten, bis der Mast sich<br />
stabilisiert hat. Das neue MTC-System<br />
reduziert diese Zeiten auf ein Minimum.<br />
Bild: UniCarriers<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19 35
technik & wissen<br />
SSI Schäfer VP Elmar Issing über Robotik-Trends in der Intralogistik<br />
„Der Mensch macht das, was<br />
der Roboter noch nicht kann“<br />
Die Aufgabenbereiche für Roboter in der Intralogistik reichen<br />
vom Palettieren, Depalettieren und Kommissionieren bis hin zur<br />
Zusammenarbeit mit dem Menschen. Elmar Issing gibt einen<br />
Überblick über aktuelle Lösungsansätze und Trends.<br />
Elmar Issing ist Vice President<br />
Future Markets &<br />
Innovations Global &<br />
Corporate bei SSI<br />
Schäfer in Giebelstadt.<br />
Bild: SSI Schäfer<br />
Herr Issing, welche Rolle spielt die<br />
Robotik bei SSI Schäfer?<br />
Eine wichtige – und das schon seit<br />
geraumer Zeit. Vor mehr als zehn<br />
Jahren haben wir mit dem Schäfer<br />
Case Picking System, kurz SCP, begonnen.<br />
Dabei handelt es sich um<br />
eine modular konzipierte und beliebig<br />
erweiterbare Systemlösung<br />
für die automatisierte Lieferzusammenstellung,<br />
sprich die filialgerechte<br />
Kommissionierung von Handelseinheiten.<br />
Bei dieser Anwendung<br />
spielen Depalettier- und Palettierroboter<br />
eine zentrale Rolle. Zur<br />
Lösung gehören neben der Software<br />
für den Packfolge-Algorithmus<br />
auch Vision-Systeme. So kann<br />
der Roboter die Objekte identifizieren<br />
und exakt greifen.<br />
Welche Anforderungen werden dabei<br />
an die Roboter gestellt?<br />
Im Wareneingangsprozess muss der<br />
Roboter bis zu 200 kg schwere Pa-<br />
lettenlagen handhaben können. In Abhängigkeit der<br />
physikalischen Produkteigenschaften müssen individuelle<br />
Handhabungsmodi angewendet werden. Im Gegensatz<br />
zu industriellen Anwendungen, in denen der Roboter<br />
meist repetitive Aufgaben erfüllt, müssen wir auf ein<br />
diffuses Gutspektrum in beliebiger Sequenzfolge reagieren.<br />
Auch bei extremen Umgebungsbedingungen, speziell<br />
im Tiefkühlbereich bei bis zu minus 28 Grad, ist eine<br />
zuverlässige Hardware unabdingbar.<br />
mehrere Varianten und saisonale Sonderaktionen gibt.<br />
Im Extremfall führen wir bis zu 20 verschiedene Attribute<br />
vom Osterhasen bis zum Weihnachtsmann und dadurch<br />
bedingt riesige Datenmengen<br />
An welchen Robotik-Lösungen arbeitet SSI Schäfer im<br />
Moment?<br />
Gemeinsam mit dem Roboterspezialisten fpt haben wir<br />
aktuell eine standardisierte Piece-Picking-Applikation<br />
entwickelt, die branchenübergreifend bei typischen<br />
Kommissionieraufgaben eingesetzt werden kann. Die<br />
smarte Robotik-Lösung, die eine durchgehende Automatisierung<br />
der Supply Chain ermöglicht, bietet eine<br />
hohe Dynamik, Flexibilität und Funktionssicherheit.<br />
Zudem lassen sich mit dieser Lösung verschiedene Anbindungsmöglichkeiten<br />
in unterschiedlichen Auftragsstrukturen<br />
realisieren. Das zentrale Element ist auch<br />
hier unser Vision-Softwaremodul, das die zu kommissionierenden<br />
Einzelstücke sicher identifiziert.<br />
Spielt das Trendthema Mensch-Roboter-Kollaboration<br />
auch in der Intralogistik eine dominierende Rolle?<br />
Nicht unbedingt in direkter Kollaboration, denn hierdurch<br />
würde aus Sicherheitsgründen der große Vorteil<br />
des Roboters, nämlich seine hohe Pickleistung, deutlich<br />
herabgesenkt. Eine Koexistenz von Mensch und Roboter<br />
hingegen ist generell sinnvoll – etwa dann, wenn die<br />
Maschine einen Artikel noch nicht greifen kann, weil<br />
dieser noch nicht eingeteacht wurde. Dann kann der<br />
Roboter speziell diese Aufgabe an den Menschen weitergeben.<br />
Der Mensch macht in diesem Fall das, was der<br />
Roboter noch nicht kann. (ub)<br />
•<br />
Spielt bei diesen Anwendungen Big Data eine Rolle?<br />
Generell müssen wir über die allgemeinen Stammdaten<br />
hinaus produktspezifische Daten permanent erfassen,<br />
auswerten und verifizieren. Für Handelseinheiten ist oft<br />
nur eine einzige Produktnummer vorhanden, obwohl es<br />
36 <strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19
Veranstalter:<br />
FORUM<br />
Robotic I<br />
22. Mai 2019<br />
Technology Academy<br />
Hannover Messe<br />
Der Arbeitsplatz der Zukunft<br />
Gehilfe Roboter<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Jetzt Partner<br />
werden!<br />
Mehr Infos unter:<br />
https://industrieanzeiger.industrie.de/<br />
forum-robotic-i-arbeitsplatz-der-zukunft/<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19 37
technik & wissen<br />
Marketing-Maßnahmen<br />
wie Fußball-Tippspiele<br />
oder Adventskalender<br />
fördern die Gemeinschaft<br />
und lenken die Aufmerksamkeit<br />
auf das QM-System.<br />
Bild: redpixel.pl/<br />
shutterstock<br />
Ein Qualitätsmanagement-System muss gelebt werden<br />
Arbeitserleichterung<br />
führt zu Akzeptanz<br />
Software | Studien belegen, dass Qualitätsmanagement<br />
(QM) ein echter Wettbewerbsvorteil ist. Um die<br />
komplexen Forderungen der QM-Norm ISO 9001 zu<br />
erfüllen, setzen viele Unternehmen auf ein softwarebasiertes<br />
QM-System unter dem Dach eines integrierten<br />
Managementsystems.<br />
Damit ein QM-System die gesteckten Ziele<br />
erfüllt, ist die Akzeptanz der Mitarbeiter<br />
entscheidend, denn die sollen das System im<br />
Arbeitsalltag nutzen. So ein System muss gelebt<br />
werden und das gelingt nur, wenn die<br />
Nutzer den Mehrwert erkennen. Je stärker<br />
die Arbeitserleichterung spürbar ist, desto<br />
höher ist auch die Zustimmung. Die Wahl<br />
der richtigen Software, die einfach zu bedienen<br />
ist und mit der sich die QM-Anforderungen<br />
einer Organisation optimal umsetzen<br />
lassen, ist der erste Schritt. Dann gilt es,<br />
ein wirklich gelebtes System zu entwickeln,<br />
das ganz selbstverständlich im Arbeitsalltag<br />
angewendet wird. Die Qualitätsmanager<br />
übernehmen dabei die Aufgabe des Mittlers.<br />
Interne, zielgruppenspezifische Marketingmaßnahmen<br />
unterstützen diesen Weg.<br />
Dr. Iris Bruns, Mitglied der Geschäftsführung<br />
des Aachener Softwareentwicklers<br />
Consense, empfiehlt, die Zielgruppen im<br />
Unternehmen und deren Erwartungen, Bedürfnisse<br />
und Wünsche im Zusammenhang<br />
mit der Einführung des Systems zu definieren,<br />
um sie gezielt anzusprechen. „Die Interessen<br />
sind unterschiedlich“, weiß Bruns aus<br />
Erfahrung. „Die Geschäftsführung möchte<br />
zum Beispiel durch eine klare Kosten-Nutzen-Rechnung<br />
überzeugt werden, Prozessverantwortliche<br />
wünschen sich transparente<br />
Abläufe, klar definierte Zuständigkeiten<br />
und kontrollierbare Maßnahmen.“ Mitarbeiter<br />
wollen nach Ansicht von Bruns<br />
schnell eine spürbare Erleichterung in ihrer<br />
täglichen Arbeitsroutine erkennen. Daraus<br />
lassen sich kreative Marketing-Maßnahmen<br />
ableiten, die zielgruppenspezifisch eingesetzt<br />
am wirkungsvollsten sind. Dabei bietet es<br />
sich an, nach etablierten Marketing-Modellen<br />
wie „AIDA“ oder „Customer Journey“<br />
vorzugehen. Diese empfehlen eine Vorgehensweise<br />
in vier Schritten: Aufmerksamkeit,<br />
Interesse, Bedarf und Fürsprecher.<br />
38 <strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19
Neben den Empfehlungen der Fachliteratur<br />
wie personalisierte Inhalte zur Förderung<br />
des Verantwortungsbewusstseins oder<br />
eine intuitive Navigation und Suche, lassen<br />
sich originelle Anreize zur Nutzung des Systems<br />
einsetzen, die auf den ersten Blick<br />
nichts mit Qualitätsmanagement zu tun haben.<br />
Diese können sich zum Beispiel auf aktuelle<br />
Ereignisse von allgemeinem Interesse<br />
beziehen. Schon das Bereitstellen des Kantinenplans,<br />
die Eröffnung eines Schwarzen<br />
Bretts oder die Verteilung aktueller News<br />
aus dem Unternehmen über das System steigern<br />
die Aufmerksamkeit und die Nutzung.<br />
Die Aachener Softwarespezialisten haben<br />
noch weitere Ideen entwickelt. Sie stellen<br />
zum Beispiel kostenlose Plugins bereit, also<br />
kleine Zusatzmodule, die einfach zu integrieren<br />
sind. Das können Tippspiele zu großen<br />
Sportereignissen sein wie eine Fußball-<br />
WM, ein Adventskalender zu Weihnachten,<br />
Schnitzeljagden oder firmeninterne Gehwettbewerbe.<br />
Sie erzeugen spielerisch Aufmerksamkeit<br />
für das QM-System, geben<br />
Anstoß zur Nutzung und steigern die Zugriffe<br />
deutlich. Mit der Teilnahme bewegen<br />
sich die Mitarbeiter automatisch in der Welt<br />
ihrer Prozesse, Dokumente und relevanten<br />
QM-Informationen. Die gesteigerte Reichweite<br />
lässt sich dann auch für die Platzierung<br />
von relevanten QM-Inhalten nutzen.<br />
Ist das Interesse für das Managementsystem<br />
einmal geweckt, sollten die Inhalte für<br />
das operative Geschäft eines jeden Anwenders<br />
so aufbereitet sein, dass dieser einen<br />
Mehrwert im Arbeitsalltag erkennt. Neben<br />
einem anwenderfreundlichen Grundkonzept<br />
ist die genaue Abbildung des betrieblichen<br />
Alltags ein weiterer Erfolgsfaktor.<br />
„Wenn die Mitarbeiter die Erfahrung machen,<br />
dass die Informationen und die beschriebenen<br />
Prozesse, die das System hergibt,<br />
auf dem aktuellen Stand sind, sehen sie<br />
auch einen Sinn darin, das System zu nutzen“,<br />
meint Bruns.<br />
Zu den echten Mehrwerten zählen Angebote,<br />
die gezielt die verschiedenen Nutzergruppen<br />
ansprechen. Hierzu bietet die Software<br />
ein individuelles Dashboard, mit dem<br />
die Geschäfts- oder Abteilungsleitung die<br />
wichtigen Kennzahlen des Unternehmens,<br />
die als Entscheidungshilfe dienen, zusammenstellen<br />
können. Lesezeichen für oft genutzte<br />
Prozesse und Dokumente oder Themen-Abonnements<br />
für Wikipedia-Artikel erleichtern<br />
der Belegschaft die Alltagsroutine.<br />
Mit der Teilnahme bewegen<br />
sich die Mitarbeiter<br />
automatisch in der Welt<br />
ihrer Prozesse, Dokumente<br />
und relevanten QM-<br />
Informationen. Bild:<br />
GaudiLab/shutterstock<br />
Wirkungsvoll ist auch eine aktive Einbindung<br />
der Mitarbeiter in die Gestaltung des<br />
QM-Systems. Hier setzen die Aachener Experten<br />
auf etablierte Social-Media-Techniken.<br />
„Bewährt sind Funktionen, mit denen<br />
die Mitarbeiter Prozesse oder Dokumente<br />
bewerten oder Anmerkungen machen können“,<br />
meint Bruns. Denkbar seien auch Diskussionsforen<br />
zu ausgewählten Themen<br />
oder der Aufbau einer softwaregestützten<br />
Datenbank, in der sich firmeninternes Wissen<br />
sammeln, abrufen und weiter ausbauen<br />
lässt. All diese Maßnahmen, eingebunden in<br />
ein Social-QM-Konzept, motiviert Mitarbeiter<br />
zu Eigeninitiative und Mitgestaltung<br />
und bindet sie stärker in die Gestaltung des<br />
Managementsystems ein.<br />
Dabei lassen sich laut Bruns virtuelle Arbeitsräume<br />
einrichten, in denen sich Mitarbeiter<br />
austauschen und gemeinsam Ideen<br />
entwickeln können. Dies halte das System<br />
lebendig, fördere die Kommunikation unter<br />
„Die Mitarbeiter wollen schnell eine spürbare<br />
Erleichterung in ihrer täglichen Arbeitsroutine<br />
erkennen“, versichert Dr. Iris<br />
Bruns, Mitglied der Consense-Geschäftsführung.<br />
Bild: Consense<br />
den Mitarbeitern und verbreitere die Wissensbasis<br />
im Unternehmen. „Gleichzeitig sichert<br />
dies auch qualifiziertes Know-how<br />
über den Tag hinaus, an dem Mitarbeiter<br />
den Betrieb verlassen“, ergänzt Bruns. Zudem<br />
treibe die Teilnahme den kontinuierlichen<br />
Verbesserungsprozess voran. Das Ergebnis<br />
sei ein gelebtes QM-System, das von<br />
den Mitarbeitern angenommen und genutzt<br />
wird.<br />
Die beschriebenen Beispiele führen zu<br />
positiven Erfahrungen mit dem Managementsystem.<br />
Dadurch werden Nutzer zu<br />
Fürsprechern, die bei Kollegen für das System<br />
werben. Dass dieses Konzept aufgeht,<br />
belegt das Feedback, das die Aachener Spezialisten<br />
von ihren Kunden bekommen. Das<br />
Rezept lautet, ein QM-System durch Teilhabe<br />
und echte Mehrwerte lebendig zu machen.<br />
Dann steht der Akzeptanz nichts mehr<br />
im Weg. „Die Umsetzung der vorgeschlagenen<br />
Maßnahmen hat bei vielen unserer<br />
Kunden zum Erfolg geführt“, fasst Bruns<br />
zusammen. „Das widerspricht dem gängigen<br />
Vorurteil, dass ein QM-System trocken<br />
und langweilig ist.“ •<br />
Dr. Stephan Killich<br />
Mitglied der Geschäftsführung der<br />
Consense GmbH in Aachen<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19 39
Das neue Shuttlelager<br />
von Gebhardt Fördertechnik<br />
in Sinsheim hat<br />
eine Kapazität von 1920<br />
Behältern, die sich auf<br />
den zwölf Ebenen einer<br />
23 m langen Gasse befinden.<br />
Bilder: Phoenix<br />
Contact<br />
Shuttlesystem mit integrierter Funkkommunikation<br />
Damit Signale<br />
nicht verpuffen<br />
Intralogistik | Shuttlesysteme sind flexibel und sehr<br />
schnell. Mit dem Modell Storebiter OLS 300 bietet<br />
Gebhardt Fördertechnik ein skalierbares System, das<br />
zudem über ein spezielles Funkmodul zuverlässig mit<br />
der Anlagensteuerung kommuniziert.<br />
Aufgrund der langjährigen Erfahrung in der<br />
Konzeption und Herstellung von Systemlösungen<br />
für die innerbetriebliche Logistik<br />
nimmt die Gebhardt Fördertechnik GmbH<br />
für Transport- und Montagesysteme sowie<br />
Lager-, Sortier- und Verteiltechnik eine führende<br />
Position ein. Zur Produktpalette gehören<br />
Förderrollen, Regalbediengeräte, Lagershuttles<br />
und komplette Intralogistikanlagen.<br />
Alle Komponenten und Systeme werden<br />
im Werk in Sinsheim auf einer Fläche<br />
von 16.500 m² produziert.<br />
Mit dem Storebiter OLS 751.10 stellt<br />
Gebhardt Fördertechnik beispielsweise ein<br />
Shuttlesystem zum Transport von Behältern,<br />
Kartons und Tablaren bis 100 kg bereit. Die<br />
Vorteile eines OLS-Shuttlelagers lassen sich<br />
anhand des süddeutschen Standort von<br />
Gebhardt Fördertechnik verdeutlichen.<br />
Beim Bau eines neuen Lagers ist die eigene<br />
Lösung zum Einsatz gekommen. Das Shutt-<br />
lelager in Sinsheim hat eine Kapazität von<br />
1920 Behältern, die sich auf den zwölf Ebenen<br />
einer 23 m langen Gasse befinden. Drei<br />
OLS der neusten Generation fördern das<br />
notwendige Material zu den Mitarbeitern.<br />
Das Lager weist ein sogenanntes Roaming-Plus-System<br />
auf. Im Rahmen dieser<br />
Lösung können die Shuttles das Fördergut<br />
auf den Ebenen über einen Behälterheber<br />
ein- und auslagern. Zudem lassen sich die<br />
einzelnen Shuttles über einen Shuttleheber<br />
zwischen den zwölf Ebenen versetzen. Auf<br />
diese Weise erhöht sich die Performance des<br />
Lagers erheblich, ohne das weitere Shuttles<br />
genutzt werden müssen. Das Sinsheimer Lager<br />
ist eher klein dimensioniert, da weitere<br />
eigene Lagersysteme in Anwendung sind. In<br />
der Regel stattet Gebhardt Fördertechnik<br />
größere Lager aus, die mehr Gassen und<br />
Gänge umfassen.<br />
Für die zuverlässige Kommunikation der<br />
Shuttles mit den überlagerten Systemen wie<br />
SAP EWM oder Gebhardt StoreWare sowie<br />
ihre Anbindung an die IoT-Plattform Gebhardt<br />
Galileo IoT sorgt eine industrielle<br />
Wireless-LAN-Technik des Herstellers<br />
Phoenix Contact. Dazu sind Funkmodule<br />
der Produktfamilie WLAN 1100, die insbesondere<br />
für den Einsatz an Maschinen und<br />
Transportsystemen entwickelt wurde, an<br />
den Storebiter OLS angebracht worden. Die<br />
Komplettlösung vereint das WLAN-Modul<br />
und die Antennentechnik in einem kompakten,<br />
schlagfesten Gehäuse, das anstelle der<br />
Antenne durch eine einfache Ein-Loch-<br />
Montage außen am OLS installiert wird.<br />
Daraus ergeben sich mehrere Vorteile: Zum<br />
40 <strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19
technik & wissen<br />
Auf der Front des Shuttle-Modells<br />
Storebiter<br />
OLS ist das Funkmodul<br />
WLAN 1100 montiert.<br />
Am Gassenende sind<br />
Richtantennen installiert,<br />
die per Antennenkabel mit<br />
dem WLAN 5100 verbunden<br />
werden.<br />
einen ist kein teures Zubehör wie Antennen<br />
und Kabel mehr erforderlich, und die<br />
WLAN 1100-Geräte sind einfach und<br />
schnell angebracht. Ferner wird kein Platz<br />
im Shuttle benötigt. Und schließlich ist die<br />
Funklösung im Vergleich zu WLAN-Modulen<br />
mit externen Antennen deutlich kostengünstiger.<br />
Die drahtlose Datenübertragung in Lagern<br />
gilt als besonders schwierig, weil die<br />
engen Gassen, die unterschiedliche Befüllung<br />
und die starken Reflektionen durch das<br />
verbaute Metall einen erheblichen Einfluss<br />
auf die Funkausbreitung haben. Selbst ein<br />
performantes WLAN-Modul erzielt hier<br />
keine Wirkung, wenn der größte Teil der<br />
Signalleistung durch qualitativ schlechte<br />
oder ungeeignete Antennen verpufft. Daher<br />
hat Phoenix Contact bei der Konzeption des<br />
WLAN 1100 einen Schwerpunkt auf die<br />
verwendete Antennentechnik gelegt. Zwei<br />
speziell entwickelte und in das Funkmodul<br />
integrierte Antennen ermöglichen in Kombination<br />
mit der MIMO-Antennentechnik<br />
(Multiple Input Multiple Output) eine zuverlässige<br />
Funkkommunikation auch bei<br />
problematischen industriellen Bedingungen,<br />
wie sie in einem Hochregallager vorherrschen.<br />
Neben einer klassischen 360-Grad-<br />
Rundstrahlantenne ist eine zirkular polarisierte<br />
und nach vorne gerichtete Spezialantenne<br />
in den WLAN 1100 eingebaut worden.<br />
Diese ermöglicht eine hohe Reichweite<br />
in den langen und schmalen Regalgassen.<br />
Beide Antennen unterstützen sowohl das<br />
2,4-GHz- als auch das 5-GHz-Frequenzband.<br />
Stefan Dinkel (links) und<br />
Philipp Bentz (rechts) von<br />
Gebhardt Fördertechnik<br />
haben sich von Anfang an<br />
mit dem Funkspezialisten<br />
Jürgen Weczerek von<br />
Phoenix Contact ausgetauscht.<br />
Die im Lager installierte WLAN-Infrastruktur<br />
mit den Access Points wird teilweise<br />
vom Betreiber und dessen IT-Abteilung<br />
bereitgestellt oder von Gebhardt Fördertechnik<br />
als Komplettlösung mitgeliefert und<br />
montiert. Sofern die Verantwortung beim<br />
Materialfluss-Spezialisten liegt, nutzt dieser<br />
wie im eigenen Lager in Sinsheim die leistungsstarken<br />
Access Points WLAN 5100<br />
von Phoenix Contact. Das sind Funkkomponenten<br />
in der Schutzart IP20, die in<br />
Schaltkästen am Gassenende im Lager verbaut<br />
sind. Mit seinen beiden Antennenanschlüssen<br />
deckt ein Access Point zwei Gassen<br />
oder Wartungsebenen ab. Zum Einsatz<br />
kommen in diesem Fall Richtantennen, um<br />
überall in der Gasse eine zuverlässige Funkverbindung<br />
zum OLS sicherzustellen.<br />
Damit eine WLAN-Lösung auch unter<br />
den schwierigen Umgebungsbedingungen<br />
im Lager verlässlich funktioniert, reichen<br />
gute Produkte allein nicht aus. So wie Gebhardt<br />
Fördertechnik seine Kunden von der<br />
Planung bis zum laufenden Betrieb betreut,<br />
steht Phoenix Contact ebenfalls rund um<br />
das Thema Datenübertragung und Wireless-<br />
LAN stets beratend zur Seite. •<br />
Jürgen Weczerek<br />
Produktmanager Wireless Network Technology<br />
bei Phoenix Contact, Bad Pyrmont<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19 41
technik & wissen<br />
Richtig große Bauteile<br />
lassen sich mit konventionelle<br />
Mitteln wie Kran<br />
oder Gabelstapler eigentlich<br />
nicht wenden. Wer es<br />
trotzdem versucht, muss<br />
viel Aufwand betreiben<br />
und ignoriert dabei sämtliche<br />
Arbeitsschutz-Regeln.<br />
Bilder: Dumeta<br />
Modulare Wendevorrichtung für Bauteile bis hundert Tonnen<br />
Notlösungen<br />
sind gefährlich<br />
Betriebsbedarf | Oft werden große und schwere Bauteile<br />
unter abenteuerlichen Bedingungen gedreht und<br />
dabei sämtliche Regeln des Arbeitsschutzes ignoriert.<br />
Einfacher geht es mit einer Wendevorrichtung, die<br />
sich aus sicherer Entfernung bedienen lässt.<br />
„Viele Unternehmen unterschätzen, wie viel<br />
Zeit das Handling schwerer Bauteile tatsächlich<br />
in Anspruch nimmt und welche Risiken<br />
mit dem Einsatz von ungeeigneten Gerätschaften<br />
verbunden sind“, weiß Jos Lotgerink,<br />
Geschäftsführer der Dumeta GmbH,<br />
einem Dienstleister für die Bereiche Engineering<br />
und Maschinenbau. „Oft werden<br />
Notlösungen konstruiert oder unter hohem<br />
Zeitaufwand schweres Gerät besorgt und<br />
aufgebaut.“ Verfügt die Produktionsstätte<br />
lediglich über einen Gabelstapler oder einen<br />
Industriekran, lassen sich große und schwere<br />
Bauteile gar nicht oder nur unter unsicheren<br />
Verhältnissen wenden. Denn wenn die<br />
sie von der Gabel rutschen oder sich aus<br />
dem Wendeprovisorium am Kran lösen, besteht<br />
Lebensgefahr für die Werker. Außerdem<br />
können kostspielige Schäden in der<br />
Halle oder am Bauteil entstehen. Und<br />
schließlich kann das Gewicht einer Last ungleichmäßig<br />
verteilt sein. Dann muss das<br />
Anheben mit einem Kran aufwendig vorbereitet<br />
werden. Wird im Vorfeld darauf verzichtet,<br />
den Schwerpunkt des Bauteils zu ermitteln,<br />
kann es beim Heben aus der Hebevorrichtung<br />
rutschen oder sich unkontrolliert<br />
bewegen.<br />
Damit diese Schwierigkeiten gar nicht<br />
erst auftreten, bietet die Spezialisten aus<br />
42 <strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19
Liegt das Bauteil in den Schlingen, wird es angehoben und in Drehbewegung versetzt,<br />
bis die richtige Ausrichtung erreicht ist.<br />
Manche Bauteile brauchen wegen ihrer scharfen Ränder einen zusätzlichen Kantenschutz,<br />
damit das Hebesystem und die Last selbst nicht beschädigt werden.<br />
Rheine ein Traversensystem, das sich einfach<br />
bedienen lässt. Je nach Länge und Gewicht<br />
der Last kommt eine geeignete Wendevorrichtung<br />
der Modellreihe Giromatic<br />
zum Einsatz. Die einzelnen Zugeinheiten<br />
oder die Traverse werden am Kranhaken befestigt<br />
und das Werkstück in den Wendeschlingen<br />
platziert. Mit dieser Technik lassen<br />
sich Vierkantteile, aber auch scharfkantige,<br />
ungleichmäßige oder exzentrische<br />
Komponenten mit hohem Gewicht in wenigen<br />
Minuten drehen.<br />
Wendevorrichtungen sind mit gängigen<br />
Kranen und Hubsäulen kompatibel<br />
Doch bevor es losgeht prüfen die Spezialisten<br />
aus dem Münsterland im Rahmen einer<br />
Bedarfsanalyse den geplanten Einsatzort<br />
der Wendevorrichtung und beraten dann<br />
den potenziellen Anwender, welche Variante<br />
die richtige ist. Je nach Anforderung empfehlen<br />
die Profis auch ein Modell für den<br />
Betrieb mit zwei Kränen. Dabei lassen sich<br />
anstatt einer Motor- und einer Mitläufereinheit<br />
auch zwei Motoreinheiten einsetzen,<br />
über welche die lasttragenden Schlingen<br />
laufen. „Manche Bauteile, die bearbeitet<br />
und gewendet werden müssen, sind sechzig<br />
Meter lang und wiegen an die hundert Tonnen“,<br />
weiß Lotgerink aus Erfahrung. „Das<br />
funktioniert nur mit zwei Kränen.“ Mit nur<br />
einem Hebezeug müsste der Anhebepunkt<br />
aufwendig ermittelt werden und eine instabile<br />
Situation könnte trotzdem nicht ausgeschlossen<br />
werden. In diesen Fällen wird an<br />
jeden Kran eine Wendeeinheit montiert, wobei<br />
der Anwender zwischen einer Antriebseinheit<br />
mit einer Mitläufereinheit und zwei<br />
Antriebseinheiten wählen kann.<br />
Die Variante mit zwei angetriebenen Einheiten<br />
ist dann von Vorteil, wenn mehr Grip<br />
auf jeder Schlingen benötigt wird oder die<br />
Last nicht mehr gerade austariert ist. Denn<br />
das Gewicht eines Bauteils kann sich während<br />
der Montage ungleichmäßig verändern.<br />
Das passiert zum Beispiel, wenn an ein<br />
Lkw-Chassis die Achsen hinzugefügt werden.<br />
Dank der zweifachen Ansteuerung<br />
kann auf beiden Seiten die gleiche Traktion<br />
erreicht und ein sanftes und gleichmäßiges<br />
Drehen vollzogen werden. „Unabhängig<br />
von der gewählten Version steht das einfache<br />
und sichere Handling im Vordergrund“,<br />
so Lotgerink. „Alle Wendevorrichtungen<br />
lassen sich mit einer Funkfernsteuerung aus<br />
sicherer Distanz bedienen.“<br />
Die Schlingen werden offen oder geschlossen<br />
an die Last herangeführt. Liegt<br />
das Bauteil schließlich in den Schlingen,<br />
wird es angehoben und in Drehbewegung<br />
versetzt, bis die richtige Ausrichtung erreicht<br />
ist. Die Stromversorgung erfolgt je<br />
nach Krantyp über einen Anschluss direkt<br />
am Haken oder am Kranarm. Die Wendevorrichtung<br />
ist nach eigenen Angaben mit<br />
allen handelsüblichen Krantypen, Staplern<br />
und Hubsäulen kompatibel. Kleineren Betrieben<br />
empfehlen die Spezialisten eine sogenannte<br />
Traversenlösung mit einer optionalen<br />
Abstands- und Antriebssteuerung. Mit<br />
dieser Technik lassen sich unterschiedlich<br />
lange und schwere Bauteile auch mit nur einer<br />
Vorrichtung zügig wenden.<br />
Die Profis aus Rheine liefern aber nicht<br />
nur die Wendevorrichtung, sondern beraten<br />
auch bei der Materialwahl für die Lastschlingen.<br />
Und sie geben Tipps, ob für den<br />
geplanten Einsatzfall eher die offene oder<br />
die geschlossene Schlingenvariante geeignet<br />
ist. Manche Bauteile brauchen wegen ihrer<br />
scharfen Ränder einen zusätzlichen Kantenschutz,<br />
damit das Hebesystem und die Last<br />
selbst nicht beschädigt werden. „Für diesen<br />
Fall bieten wir auch speziell beschichtete<br />
Schlingen an, die mit einem PE-Coating ausgestattet<br />
und deshalb besonders widerstandsfähig<br />
sind“, so Lotgerink. Und nicht<br />
zuletzt führen die Maschinenexperten auch<br />
Neuzertifizierungen für die Anlagen durch.<br />
Dabei wird der Erfahrungsaustausch mit<br />
den Kunden genutzt, um Sonderanfertigungen<br />
zu realisieren und das Produktangebot<br />
ständig zu erweitern. „Probleme gibt es genug,<br />
wir bieten die richtige Lösung“, bringt<br />
es Lotgerink auf den Punkt. (ub) •<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19 43
technik & wissen<br />
Mit dem Konzept<br />
Plug & Produce zeigt<br />
Lenze, dass heute schon<br />
die Technologie da ist,<br />
um eine Industrie-<br />
4.0-fähige Produktion<br />
zu schaffen.<br />
Lenze zeigt mit Plug & Produce einfach umsetzbares 4.0-Konzept<br />
Einfach anschließen<br />
und produzieren<br />
Industrie 4.0 | Mit Plug & Produce stellt Lenze ein<br />
Konzept vor, mit dem Unternehmen ihre Produktion<br />
flexibilisieren können. Möglich ist das heute schon, es<br />
fehlt aber noch an Standards.<br />
❧ Nora Nuissl<br />
Was auf der vergangenen Hannover Messe<br />
wie ein Spiel anmutete, bei dem einzelne<br />
Module einer Produktionslinie einfach verschoben<br />
werden, birgt ein cleveres Industrie-4.0-Konzept,<br />
das die Produktion ohne<br />
Programmieraufwand flexibilisiert. Der<br />
Antriebs- und Automatisierungsspezialist<br />
Lenze will mit Plug & Produce zeigen, dass<br />
die Technologie für eine Industrie-4.0-Fertigung<br />
heute schon vorhanden ist. Klingt einfach,<br />
war es bis dato aber nicht.<br />
Im Rahmen der Industrieschau demonstrierte<br />
das Unternehmen anhand eines<br />
Showcases die Verpackung von Consumerprodukten<br />
– wie Waschmittel oder Cremes –<br />
mit unterschiedlichen Modulen in einer Fertigungslinie.<br />
Basis dafür ist vor allem die<br />
Verwaltungsschale (Administration Shell),<br />
die als Teil des Referenzarchitekturmodells<br />
Industrie 4.0 (RAMI 4.0) im April 2018 verabschiedet<br />
wurde. Solche Verwaltungsschalen<br />
kann es sowohl für die einzelnen Komponenten,<br />
für Module oder die gesamte<br />
Maschine geben. Die darin enthaltenen<br />
Daten geben Auskunft über die Physik –<br />
etwa Anschlussmaße, Lebensdauer, Betriebswerte<br />
– und über die Fähigkeiten, die<br />
eine Maschine oder ein Modul erfüllen soll<br />
(sogenannte „Skills“). Handelt es sich zum<br />
Beispiel um einen Antrieb, eine Netzwerkkomponente,<br />
ein Verpackungsmodul oder<br />
eine Schweißanlage? Diese Daten bilden die<br />
Grundlage zur späteren Erstellung eines<br />
digitalen Zwillings, der Programmierung<br />
und Simulation lange vor der physischen<br />
Realisierung einer Maschine ermöglicht.<br />
In der modularisierten Produktion<br />
sprechen die SPS eigenständig miteinander<br />
Aber zurück zu dem Showcase. Um eine<br />
komplette Produktionslinie jederzeit einfach<br />
umrüsten zu können, müssen die einzelnen<br />
Komponenten der Produktion zunächst in<br />
Module aufgeteilt werden. Diese beinhalten<br />
die Skills, also die Fähigkeiten, die die<br />
Module jeweils erfüllen sollen und die der<br />
Anwender zu Beginn einmal definiert. Das<br />
kann zum Beispiel der Punkt „Beförderung<br />
oder Transport“ sein. Damit ist noch nicht<br />
klar definiert, ob es sich dann in der Ausführung<br />
um ein Förderband oder einen Robo-<br />
44 <strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19
„Einzelne Module in der Fertigungslinie<br />
ermög lichen Endkunden mehr Flexibilität“,<br />
weiß Patrick Bruder, Business Development<br />
Manager Automation bei Lenze.<br />
Bilder: Lenze<br />
ter handelt. Die Skills-Definition sollte zunächst<br />
losgelöst von den Gegebenheiten vor<br />
Ort sein. Das Produkt beziehungsweise<br />
Rezept gibt die benötigten Skills vor, die in<br />
der Produktion benötigt werden. Dieses<br />
Rezept wird von einem übergeordneten System,<br />
etwa einem Manufacturing Execution<br />
System oder einem ähnlichen IT-Verwaltungssystem,<br />
verwaltet.<br />
Im zweiten Schritt überprüft das übergeordnete<br />
MES, ob alle gewünschten Anforderungen,<br />
also Skills, in der Produktion vor<br />
Ort vorhanden sind und ob sie auch in der<br />
richtigen Reihenfolge zueinander stehen.<br />
Die Module selbst steuern hierfür die nötigen<br />
Informationen bei, beispielsweise in<br />
welcher Höhe sich Übergabepunkte wie<br />
etwa ein Förderband befinden, in welcher<br />
Position Werkstücke angeliefert werden sollen<br />
oder wie sie ausgegeben und mit welcher<br />
Geschwindigkeit sie verarbeitet werden<br />
können. Hat der Plausibilitäts-Check ergeben,<br />
dass alle benötigten Skills vorhanden<br />
sind, am richtigen Platz und mit den passenden<br />
physikalischen Schnittstellen, kann die<br />
Produktionsphase gestartet werden.<br />
Das Besondere bei Plug & Produce ist,<br />
dass der Mensch in diesen Prozess nicht eingreifen<br />
muss, sondern die speicherprogrammierbaren<br />
Steuerungen (SPS) kommunizieren<br />
über die Schnittstelle OPC UA selbst<br />
miteinander und prüfen das Rezept mit den<br />
Produktionsmodulen ab. Ab Schritt drei – in<br />
Plug & Produce<br />
im Detail<br />
Bei dem Konzept geht es vor allem darum zu zeigen,<br />
was heute schon möglich ist, um eine Produktionslinie<br />
zu flexibilisieren. In nur vier Schritten ist das ohne<br />
Programmieraufwand möglich. Grafik: Lenze<br />
der Grafik unten der Produktionsphase –<br />
nutzte Lenze die OPC UA Companion Specification<br />
PackML als Grundlage für den<br />
Verpackungsprozess.<br />
Werden einzelne Module einer Fertigungslinie<br />
ausgetauscht – etwa, weil Maschinen<br />
erneuert werden oder Zwischen -<br />
prozesse eingeführt werden müssen –, musste<br />
die Steuerung bisher neu programmiert<br />
werden. Mit dem Plug & Produce-Ansatz<br />
geht es einfacher und schneller. In einer Moderationsphase<br />
wird die Linie neu konfiguriert.<br />
Dies geschieht über das Hochladen<br />
von Rezepten, die nun nicht allein den Fertigungsprozess<br />
an sich steuern, sondern auch<br />
Informationen darüber enthalten, welche<br />
Aufgaben in welcher Reihenfolge zu erledigen<br />
sind, sodass die passenden Module ausgewählt<br />
und verknüpft werden können.<br />
Damit bedarf es auch keiner übergeordneten<br />
Steuerung in der Produktion mehr. „Diese<br />
Modularität in der Produktionslinie bietet<br />
dem Endkunden wesentlich mehr Flexibilität.<br />
Aber auch der Maschinenbauer profitiert<br />
davon, denn er benötigt beispielsweise<br />
nur noch eine Schnittstelle“, erläutert<br />
Patrick Bruder, Business Development<br />
Manager Automation bei Lenze.<br />
Standardisierung in Fertigungsindustrie<br />
muss vorangetrieben werden<br />
Damit dieses Konzept nicht nur im Lenzeeigenen<br />
Showcase, sondern auch in gemischten<br />
Umgebungen im Feld funktioniert,<br />
gibt es künftig aber noch einige Herausfordernungen<br />
zu meistern. Die Grundlage für<br />
das Konzept ist, dass alle aktuellen Komponenten<br />
für Maschinenbau und -automatisierung<br />
vom Hersteller mit einer Verwaltungsschale<br />
ausgestattet werden. Zudem gilt es<br />
laut Bruder noch Lücken in der Standar -<br />
disierung zu schließen. Zwar gibt es in den<br />
Bereichen Verpackung mit der Pack-ML-<br />
Specification sowie im Bereich Kunststofftechnik<br />
mit den Euromap-Schnittstellen<br />
bereits einige Standards, aber noch nicht<br />
branchenübergreifend.<br />
Aktuell ist das Konzept vor allem auch<br />
erst einmal für Greenfield-Anlagen sinnvoll.<br />
„Bei Anlagen oder Maschinen mit einer SPS<br />
ohne OPC-UA-Schnittstelle ist die Modularisierung<br />
der Produktion wie in unserem<br />
Showcase zwar per Retrofit machbar, jedoch<br />
muss ein Unternehmen genau prüfen,<br />
ob der Aufwand auch wirtschaftlich sinnvoll<br />
ist. Das hängt immer vom individuellen<br />
Fall ab“, so sein Credo. Gleichzeitig sieht er<br />
in dem Konzept jedoch eine große Chance<br />
für Maschinenbauer: „OEMs sollten sich<br />
schon heute auf diese Entwicklung einstellen,<br />
die sich im digitalen Engineering niederschlägt.<br />
Hier gilt es insbesondere, bei der<br />
Erstellung der Steuerungssoftware die<br />
Modularisierung voranzutreiben – dann<br />
profitiert auch der Maschinenbauer von<br />
Plug & Produce und kann mit geringerem<br />
Ressourceneinsatz eine schnellere Markteinführung<br />
realisieren“, betont er. •<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19 45
technik & wissen<br />
Die Augenrandbiegemaschine von<br />
Schüssler Technik sorgt für ein präzises<br />
Biegen und Abtrennen des Drahtes für<br />
den Augenrand.<br />
Baumüller und Schüssler Technik modernisieren Brillenbiegemaschine<br />
Maschine einfach<br />
auf 4.0 getrimmt<br />
Automatisierung | Gemeinsam mit dem Nürnberger<br />
Automatisierungs- und Antriebsspezialisten Baumüller<br />
hat Schüssler Technik seine Maschinen Industrie-<br />
4.0-tauglich umgerüstet.<br />
Sie sind oval, eckig oder rund, es gibt sie in<br />
schlichtem Grau genauso wie in auffälligem<br />
Pink, in Edelstahl, Neusilber, Federbronze<br />
oder Titan. Die Rede ist von Brillenfassungen.<br />
Darauf hat sich das Unternehmen<br />
Schüssler Technik aus dem baden-württembergischen<br />
Pforzheim spezialisiert. Der Mittelständler<br />
stellt seit über 50 Jahren Maschinen<br />
zur Fertigung von Brillengestellen her:<br />
So auch zum Biegen der Augenränder aus<br />
Metall-Drahtprofilen, also der Fassung, in<br />
der später die Brillengläser sitzen. Gemeinsam<br />
mit dem Nürnberger Automatisierungs-<br />
und Antriebsspezialisten Baumüller<br />
hat der Produzent seine Maschinen Industrie-4.0-tauglich<br />
modernisiert.<br />
Die CNC 3D-Augenrandbiegemaschine<br />
S-514 von Schüssler fertigt Augenränder aus<br />
verschiedenen metallischen Profil-Drähten –<br />
mit einem Produktionsausstoß von bis zu<br />
1350 Augenrändern pro Stunde. Alle bekannten<br />
Legierungen für Augenränder bis<br />
zu einer Breite von 2,5 mm und einer Höhe<br />
von 2,5 mm sind verwendbar. Die Augenränder<br />
werden dabei hochgenau gefertigt,<br />
mithilfe von optimal aufeinander abgestimmten<br />
Antriebs- und Automatisierungs-<br />
Komponenten von Baumüller.<br />
Maschine sorgt für gewünschte<br />
individuelle Wölbung der Fassung<br />
Das Programmieren der Maschine erfolgt<br />
mittels Übergabe von Daten (DFX oder<br />
eigene Formdaten von Schüssler Technik)<br />
über USB, Netzwerk oder über das Kopieren<br />
einer Formscheibe. Parameter, wie Biegung,<br />
Korrekturwerte und Stärke des Profildrahtes,<br />
kann der Anwender direkt am<br />
Touchscreen einstellen. Zusammen mit der<br />
Formbiegung erhalten die Augenränder<br />
gleichzeitig die gewünschte Meniskierung,<br />
die sogenannte Basiskurve (Wölbung).<br />
Die Arbeitsweise der Maschine sorgt<br />
dafür, dass der Draht auch bei starker<br />
Krümmung – etwa bei Sportbrillen – so ausgerichtet<br />
wird, dass die Nut senkrecht zur<br />
Mittelachse steht. So kann das Brillenglas<br />
46 <strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19
später sicher in die Fassung eingesetzt werden.<br />
Einer der Vorteile der Maschine ist die<br />
Möglichkeit von Segmentkorrekturen. Das<br />
bedeutet, dass die Augenrandform in mehrere<br />
Segmente unterteilt und dann korrigiert<br />
werden kann – sowohl in der 2D-Form als<br />
auch in der Wölbung, bis der gebogene Augenrand<br />
den Qualitätsansprüchen genügt.<br />
Das ist besonders hilfreich bei speziellen<br />
Augenformen mit kritischen Bereichen und<br />
Draht-Profilen. Zudem arbeitet die Maschine<br />
vollkommen ausschussfrei. So wird auch<br />
bei hochwertigen Profil-Drähten wie Gold<br />
oder Titan nach jedem Biegeprozess direkt<br />
der nächste Augenrand produziert.<br />
Die moderne Visualisierung der neuen<br />
Maschine ermöglicht dem Anwender, alle<br />
benötigten Parameter bequem an einem<br />
12‘‘-Touch-Monitor einzugeben und die<br />
Maschine zu steuern. Symbole anstatt Sprache<br />
ermöglichen die weltweite Verwendung<br />
ohne notwendige Übersetzungen. Zum Einsatz<br />
kommt hier als Maschinensteuerung<br />
die aktuelle Generation des leistungsstarken<br />
b maXX PCC-04, eine skalierbare, vielseitig<br />
einsetzbare Plattform für anspruchsvolle<br />
Steuerungsaufgaben, wie es vom Anbieter<br />
heißt.<br />
Um einen schnellen und kostengünstigen<br />
Service bieten zu können, ist auch das Thema<br />
Fernwartung für Schüssler Technik als<br />
VERBINDUNGSELEMENTE<br />
N & BEFESTIGUNGSTECHNIK<br />
Mit über 130 Jahren<br />
Erfahrung zählt REYHER<br />
zu den führenden<br />
Handelsunternehmen<br />
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und Befestigungstechnik<br />
in Europa und beliefert<br />
Kunden weltweit.<br />
Die 3D-Augenrand -<br />
biegemaschine S-514 von<br />
Schüssler Technik wurde<br />
mit Antriebskomponenten<br />
von Baumüller auf<br />
aktuellen Stand der<br />
Technik gebracht.<br />
Bilder: Schüssler Technik<br />
Um die Maschine fit für Industrie 4.0 zu<br />
machen, setzte der Hersteller auf den strategischen<br />
Partner: „Baumüller unterstützt uns<br />
bei allen Komponenten und in der gesamten<br />
Steuerung. Dadurch haben wir weniger Aufwand<br />
und eine schnellere und bessere Umsetzung“,<br />
erklärt Matthias Carstens, Bereichsleiter<br />
Geschäftsentwicklung und Qualitätsmanagement<br />
bei Schüssler Technik.<br />
Der Nürnberger Partner lieferte hierfür alle<br />
wichtigen Komponenten vom Antriebsregler<br />
über die Maschinensteuerung und die<br />
Visualisierung und übernahm außerdem das<br />
komplette Engineering der Maschine.<br />
Durch das ideale Zusammenspiel von Regler<br />
und Motor kann die S-514 nun laut<br />
Anbieter Augenränder bis auf hundertstel<br />
Millimeter genau herstellen. Der Baumüller<br />
Servoumrichter b maXX 5500 als Monoeinheit<br />
und sechs Servoumrichter b maXX<br />
3300 steuern die insgesamt sieben Antriebe<br />
der Maschine.<br />
Hersteller der Maschinen wichtig. Die neue<br />
Maschine bietet durch einen eingebauten<br />
Router optional die Möglichkeit eines<br />
Remote-Controllings für Fernwartungszwecke.<br />
Dahinter steht die sichere Fernwartungslösung<br />
Ubiquity von Baumüller, eines der<br />
ersten Softwareprodukte im Bereich industrieller<br />
Fernwartung, das nach IEC<br />
62443-3-3 zertifiziert worden ist und damit<br />
den Anforderungen des Grundschutzkataloges<br />
des Bundesamtes für Sicherheit in der<br />
Informationstechnik (BSI) entspricht.<br />
Ubiquity ermöglicht weltweit sicheren Zugriff<br />
auf die Maschinen, um bei Installation,<br />
Inbetriebnahme und Wartung zu unterstützen<br />
und bei auftretenden Fehlern oder Fehlfunktionen<br />
eine sichere Ferndiagnose stellen<br />
zu können. Wartungs- und Instandhaltungsmaßnahmen<br />
vor Ort deckt Baumüller über<br />
sein globales Service-Netzwerk ab. (nu) •<br />
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C-Teile als Prototypen aus<br />
dem 3D-Drucker<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19 47
interview<br />
100 Jahre Carl Cloos: Geschäftsführer Sieghard Thomas‘ Blick in die Zukunft<br />
„Das Schweißen wird<br />
noch effizienter“<br />
So manche Pionierarbeit hat Carl Cloos Schweißtechnik in<br />
100-jähriger Firmengeschichte geleistet, etwa beim roboterisierten<br />
Schweißen. Wie es in Zeiten von Digitalisierung und<br />
Industrie 4.0 weitergeht, erklärt Geschäftsführer Sieghard<br />
Thomas. Erfindet sich Cloos wieder einmal neu? ❧ Olaf Stauß<br />
Sieghard Thomas ist<br />
Geschäftsführer der<br />
Carl Cloos Schweißtechnik<br />
und seit 45 Jahren betriebszugehörig:<br />
Er ist<br />
mit den technologischen<br />
Trends der Branche bestens<br />
vertraut und blickt<br />
in die Zukunft des Unternehmens,<br />
das sich insbesondere<br />
bei Automatisierungslösungen<br />
einen<br />
Namen gemacht hat.<br />
Bild: Cloos<br />
Herr Thomas, zum 100-Jahr-Jubiläum<br />
drängt sich die Frage auf: Ist dieser Zeitpunkt<br />
auch denkwürdig für die technologische<br />
Entwicklung des Schweißens?<br />
Eines ist sicher: Die Geschwindigkeit wird<br />
weiter zunehmen. Das gilt für die Digitalisierung<br />
ganz allgemein wie für die Schweißtechnik<br />
und ihre Automatisierung.<br />
Die Entwicklung der Schweißtechnik beschleunigt<br />
sich?<br />
Bei uns ist in den letzten Jahren eine so große<br />
Zahl an neuen, innovativen Schweißprozessen<br />
entstanden wie zuvor in 30 Jahren<br />
nicht. Und auch die Automatisierung des<br />
Schweißens erhält durch die Entwicklung in<br />
Richtung Industrie 4.0 einen Schub.<br />
Woher rührt dieser schnelle Fortschritt bei<br />
Schweißprozessen?<br />
Die Elektronik bietet immer mehr Möglichkeiten,<br />
den Lichtbogen präzise zu steuern –<br />
und die nutzen wir. Damit können wir Störeinflüsse<br />
zunehmend vollautomatisch aus -<br />
regeln und den Prozess immer besser auf die<br />
Anwendung abstimmen, beispielsweise auf<br />
unterschiedliche Grundwerkstoffe. Diese<br />
Entwicklung ist noch lange nicht zu Ende.<br />
Was sind die nächsten Schritte von Cloos?<br />
Wir bauen mit innovativen Ansätzen unsere<br />
technologische Spitzenposition aus. Das<br />
Schweißen wird immer effizienter und die<br />
48 <strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19
Automatisierung wird noch leichter zu<br />
bedienen sein. Exakte Informationen helfen<br />
uns, den Gesamtprozess gezielt zu verbessern.<br />
Zum Beispiel wird auch das Teachen<br />
der Roboter zunehmend automatisiert.<br />
Damit erschließen wir ein wirtschaftliches<br />
automatisches Schweißen von Kleinstserien.<br />
Welche Rolle spielt Industrie 4.0 dafür?<br />
Industrie 4.0 zielt ja darauf ab, die<br />
Herstellung eines individuellen Produkts<br />
vom Auftrag bis zur Auslieferung durchgängig<br />
abzubilden. Es geht darum, individuelle<br />
Lösungen vollautomatisch zu fertigen – und<br />
dafür liefern wir Anlagen mit dem Roboter<br />
als zentralem Element. Uns hilft dabei, dass<br />
wir – seit über 15 Jahren – den Schweißprozess<br />
exakt aufzeichnen können. Wir können<br />
heute alle Prozesse der Roboteranlage mit<br />
einem digitalen Zwilling zuvor durchsimulieren.<br />
Aus Stromquelle und Roboter entsteht<br />
zunehmend ein System, das sich selbst<br />
optimieren kann.<br />
Welchen Stellenwert hat dafür das jüngst<br />
vorgestellte „C-Gate“?<br />
Weil wir alle wesentlichen Bestandteile einer<br />
Schweißroboteranlage aus einer Hand fertigen,<br />
sind wir prädestiniert dafür, alle Daten<br />
an einer zentralen Stelle zusammenzuführen.<br />
Wir werten sie aus und nutzen sie für<br />
Optimierungen. Das C-Gate ist ein wichtiges<br />
Tool dafür. Das erste Modul „Produktivität“<br />
ist bereits verfügbar – zwei weitere<br />
Module werden in Kürze folgen.<br />
Welche Module sind das?<br />
Wir haben das Modul „Qualität“ geplant,<br />
das Qualtitätsdaten erfasst, dokumentiert<br />
und auswertet, um Erkenntnisse für die<br />
Optimierung des Prozesses zu gewinnen.<br />
Und als drittes Modul wird „Predictive<br />
Mainte nance“ folgen.<br />
Was bringt dies dem Kunden?<br />
Mit dem neuen C-Gate können Anwender<br />
die Performance und Wirtschaftlichkeit<br />
ihrer Roboteranlagen darstellen, Engpässe<br />
lokalisieren und die Effizienz steigern. Das<br />
Modul ermöglicht ein umfassendes Online-<br />
Monitoring der Roboteranlagen. So werden<br />
etwaige Schwachstellen im Produktions -<br />
ablauf früh erkannt. Darüber hinaus lassen<br />
sich Anlagenausfälle oder Wartezeiten durch<br />
Rüsten und Einrichten und sonstige Leerlaufphasen<br />
deutlich reduzieren.<br />
„Wir kommen<br />
nur weiter,<br />
wenn wir<br />
bekannte Wege<br />
verlassen und<br />
querdenken,<br />
gerade auch in<br />
der Schweißtechnik.<br />
Und<br />
das immer<br />
schneller.“<br />
Setzen Sie Industrie 4.0 auch in der eigenen<br />
Fertigung ein?<br />
Ja klar. Wir haben eine eigene Schweißerei<br />
mit Robotern und haben sie mit C-Gate<br />
ausgestattet. Auch sind wir in der Wertschöpfungskette<br />
schon gut digitalisiert.<br />
Zum Beispiel sind alle für die Fertigung<br />
wichtigen Dokumente in digitaler Form<br />
verfügbar. Wir simulieren alle unsere komplexen<br />
Roboteranlagen vollständig vor der<br />
Fertigung und erstellen die Schweiß -<br />
programme am virtuellen Objekt. Natürlich<br />
gibt es auch noch Potenzial.<br />
Kann man schon von Smart Factory reden?<br />
Die Smart Factory ist für den Sonder -<br />
maschinenbau ein ambitioniertes Ziel. Doch<br />
die Vision teilen wir schon, ein Anlagen -<br />
projekt komplett durchgängig von der<br />
Auf gabenerfassung bis zur Lieferung digital<br />
verfügbar zu haben und den Ablauf so zu<br />
simulieren und zu steuern, dass Fehler früh<br />
erkannt werden.<br />
Welche Rolle spielt das Laserschweißen<br />
heute und in Zukunft?<br />
Der Laser bietet Vorteile bei Geschwindigkeit,<br />
Wartung und Toleranzfähigkeit. Weil er<br />
immer günstiger wird und die Möglich -<br />
keiten steigen, den Laserstrahl für Schweißprozesse<br />
zu optimieren, eröffnen sich<br />
laufend neue Anwendungs felder. Deswegen<br />
wird der Laser sicher weitere Anteile des<br />
automatisierten WIG-Schweißens übernehmen.<br />
Ich sehe eine wachsende Nachfrage im<br />
Wärme leitschweißen. Auch im Dickblech -<br />
bereich haben wir bemerkenswerte Ergebnisse<br />
erzielt. Hier geht es um Effektivität<br />
und deutliche Reduzierung des Wärmeeintrags,<br />
das heißt des Bauteilverzugs. Cloos<br />
hat im letzten Jahr einen erheblichen<br />
Zuwachs beim Laserschweißen verzeichnet.<br />
Können Sie den Anteil des Laserschweißen<br />
benennen – heute und zukünftig?<br />
Hier kann ich nur geschätzte Zahlen<br />
präsentieren. Im Moment wird der Anteil<br />
bei rund fünf Prozent des Automatisierungsumsatzes<br />
liegen und in den nächsten zwei<br />
Jahren erwarte ich eine Verdoppelung.<br />
Wo tut sich künftig mehr – bei stationären<br />
Anlagen oder beim Handschweißen?<br />
Es wird weltweit schwieriger, qualifizierte<br />
Handschweißer zu bekommen – nicht nur<br />
in Hochlohn ländern. Dies bringt zusätzliche<br />
Impulse, das Schweißen zu automatisieren.<br />
So wird immer häufiger versucht, auch<br />
Kleinstlosgrößen oder sogar im One-Piece-<br />
Flow mit dem Roboter zu schweißen. Diese<br />
Möglichkeiten werden wir immer besser<br />
erschließen können.<br />
Gehört die Zukunft großen Anbietern?<br />
Für das MIG/MAG-Schweißen ist Cloos<br />
eines der weltweit führenden Systemhäuser.<br />
Wir profitieren von einem sehr gut gestalteten<br />
Baukasten und davon, dass wir das<br />
Gesamtpaket aus einer Hand anbieten, um<br />
Automationslösungen darzustellen, und<br />
werden diese Position weiter ausbauen.<br />
Dadurch können wir auf jede Anforderung<br />
flexibel reagieren. Im Vergleich dazu wird es<br />
kleineren Häusern schwer fallen, die ganze<br />
Bandbreite an Technologien abzudecken.<br />
Wie wollen Sie das Unternehmen fit<br />
machen für die nächsten 100 Jahre?<br />
Haha, wer sagt denn, dass wir nicht fit sind?<br />
Und außerdem verfügen wir über eine gut<br />
ausgebildete Mannschaft mit hervorragenden<br />
Ideen. Gibt es eine bessere Voraussetzung<br />
für die nächsten 100 Jahre?<br />
Gibt es einen roten Faden, der sich durch<br />
die Firmengeschichte zieht bis heute?<br />
Cloos hat sich immer wieder neu erfunden<br />
– angefangen vom Autogenschweißen über<br />
das elektrische Schweißen mit endloser<br />
Drahtelektrode und das elektronische<br />
Hochleistungsschweißen bis hin zum<br />
Schweißen mit dem Laserstrahl. Wir haben<br />
immer wieder die besten Lösungen für das<br />
effektive Schweißen entwickelt. Eine<br />
Geschichte mit Zukunft. •<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19 49
technik & wissen<br />
Schneller am Markt sein,<br />
Prozesse optimieren oder mit<br />
besseren Produkten auftrumpfen:<br />
Wie dies gelingt, dazu<br />
geben Experten beim 6. Technologietag<br />
Hybrider Leichtbau<br />
ihr Know-how preis und regen<br />
zu Diskussionen an.<br />
Bilder: Leichtbau BW<br />
6. Technologietag Hybrider Leichtbau am 20. und 21. Mai<br />
Wie Leichtbau das<br />
Rennen gewinnt<br />
Know-how-Transfer | Maschinelles Lernen, KI und<br />
digitale Entwicklungsketten sind große Themen auf<br />
dem Leichtbau-Tag am 20. und 21. Mai in Stuttgart.<br />
Warum? Weil Experten sie als essenzielle Tools ansehen,<br />
um schneller am Markt zu sein.<br />
Nicht umsonst spricht Bundeswirtschaftsminister<br />
Altmaier in der kürzlich vorgestellten Industriestrategie<br />
2030 von Leichtbau als „Game -Changer Technologie“.<br />
Die Macher des 6. Technologietag Hybrider Leichtbau<br />
betonen dies ausdrücklich: „Besonders die Digitalisierung<br />
befeuert das Thema Leichtbau ungemein“, sagt<br />
Dr. Wolfgang Seeliger, Geschäftsführer der Leichtbau<br />
BW GmbH. „Wichtig ist vor allem, jetzt auf den Zug<br />
aufzuspringen und die Möglichkeiten etwa von KI oder<br />
maschinellem Lernen für sich zu entdecken und gewinnbringend<br />
zu nutzen – sonst macht es ein anderer.“<br />
Orientierung will die Landesagentur Baden-Württembergs<br />
am 20. und 21. Mai bieten. Das Programm<br />
greift die Themen Digitalisierung, Maschinelles Lernen,<br />
KI und digitale Entwicklungsketten auf. Trendsetter<br />
und Experten zeigen, wie sich diese Technologien in der<br />
Praxis effektiv nutzen lassen, „um schneller am Markt<br />
zu sein, Prozesse zu optimieren oder mit besseren<br />
Produkten den Mitbewerbern einen Schritt voraus zu<br />
sein.“<br />
Die Referenten berichten dabei direkt aus ihren<br />
Praxiserfahrungen: Etwa wie man mit Sensoren den<br />
Maschinen das „Fühlen“ beibringt, wie sich in einer<br />
digitalisierten Entwicklungskette der Weg zum digitalen<br />
Zwilling bestreiten lässt oder wie man große Daten -<br />
mengen gewinnbringend und einfach für sich arbeiten<br />
lässt. Ein Beispiel liefert der Beitrag von Clemens<br />
Zimmerling vom KIT über maschinelles Lernen in der<br />
Produktentwicklung und seine Vorteile – s. Kasten.<br />
„Wir wollen so auch die Scheu vor neuen Technologien<br />
nehmen und gerade KMU zeigen, welch disruptives<br />
Potential diese haben“, sagt Seeliger. Diesem Thema<br />
widmen sich unter anderem die Impulsvorträge und das<br />
Expertengespräch am ersten Vormittag, bei dem Prof.<br />
Heinz Voggenreiter (DLR) und Bernd-Ulrich Hapke<br />
(Accelerated Innovation GmbH) diskutieren, welche<br />
Chancen sich KMU durch die Digitalisierung eröffnen.<br />
Thema des Podiums ist auch, wie „Next-Practice-<br />
Beispiele“ aussehen können. Der Nachmittag teilt sich<br />
dann in sechs Technik-Sessions auf, wovon jeweils drei<br />
parallel ablaufen – insgesamt 21 Beiträge. Im Fokus<br />
stehen digitale Werkzeuge für den hybriden Leichtbau,<br />
die modulare Produktion von hybriden Bauteilen sowie<br />
Konzept-Leichtbau und Additive Fertigung.<br />
Am zweiten Tag haben Branchenforen je ein spezielles<br />
Thema im Blick: Im Forum zu Luft- und Raumfahrt geht<br />
es darum, wie aktuelle Entwicklungen der 3D-Mobilität<br />
einzuschätzen sind. Im Forum Maschinenbau erhalten<br />
50 <strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19
FIT FÜR DIE<br />
INDUSTRIELLE<br />
ZUKUNFT<br />
Teilnehmer einen Einblick in digitale Prozessketten und<br />
die Anwendung von Metall-3D-Druck. Außerdem gibt<br />
es ein Forum mit dem Schwerpunkt Automotive.<br />
Zwischen den Vorträgen haben die Teilnehmer an<br />
beiden Tagen zusätzlich die Gelegenheit, Themeninseln<br />
zu Künstlicher Intelligenz, Augmented/Virtual Reality<br />
und zur Aus- und Weiterbildung im Leichtbau zu erkunden.<br />
Das Get-together am ersten Abend bietet Gelegenheit,<br />
um mit den Referenten ins Gespräch zu kommen<br />
und sich zu vernetzen.<br />
Am zweiten Tag schließt die Veranstaltung mit einem<br />
fließenden Übergang zur Moulding Expo ab, deren<br />
Besuch im Teilnehmerbeitrag von 190 Euro (Studenten<br />
130 Euro) enthalten ist. Dort erwartet die Technologietag-Teilnehmer<br />
eine spezielle Guided-Tour. (os) •<br />
www.leichtbau-technologietag.de<br />
Know-how-Transfer<br />
Wie maschinelles Lernen dem Leichtbau hilft, erklärt Clemens Zimmerling<br />
vom KIT auf dem Technologietag. Dass es bei solchen<br />
Beiträgen am 20./21. Mai keineswegs um Worthülsen geht, lässt die<br />
März-Veröffentlichung in der Rubrik „ThinKing“ von Leichtbau<br />
BW erahnen. Hier in Auszügen:<br />
Der am Institut für Fahrzeugsystemtechnik des KIT entwickelte<br />
„virtuelle Prozessexperte“ liefert eine schnelle Antwort, ob sich ein<br />
Bauteil mit einer gewählten Geometrie auch wirklich konstruieren<br />
lässt. Präzise Simulationen könnten die Antwort liefern – aber das<br />
dauert sehr lange und ist mit Aufwand verbunden. Anders beim<br />
KIT-Tool. Die Wissenschaftler kombinieren Prozesssimulationen<br />
mit KI und maschinellem Lernen. Der Algorithmus kann so Muster<br />
erkennen und abschätzen, ob die Herstellung des Teils klappt.<br />
Clemens Zimmerling: „Das ist quasi so, als würde man das<br />
Know-how und die Intuition vieler Ingenieure in ein Programm<br />
packen und auf Knopfdruck abrufen.“<br />
Video-Clip: https://youtu.be/2ecH6FK6Nos<br />
Drei Akademien an einem Ort lassen Sie<br />
ganzjährig innovative Produktionstechnik live<br />
erleben. Gemeinsam mit unseren Partnern<br />
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FORUM Robotic I<br />
Der Arbeitsplatz der nahen Zukunft<br />
22<br />
MAI<br />
Die Arbeitsplätze im industriellen Umfeld werden<br />
sich zukünftig verändern.<br />
Gerade im Schwerlastbereich wird eine Unterstützung<br />
durch den Kollegen Roboter den Werker<br />
entlasten. Auch Exoskelette sind zukünftig<br />
aus der Produktion nicht mehr wegzudenken.<br />
Doch welche Technologie ergibt bei welchen<br />
Anwendungen Sinn? Wann ist der Einsatz auch<br />
wirtschaftlich? Und welche konkreten Lösungen<br />
gibt es schon?<br />
Im FORUM Robotic I bekommen Sie Antworten<br />
auf diese und viele weitere Fragen.<br />
Programm:<br />
MRK-Technologien – Lösungen für den<br />
Schwerlastbereich<br />
Exoskelette - Vorteile und Grenzen der<br />
Technologien<br />
Hebehilfen – für welche Anwendungen<br />
eignen sie sich?<br />
Technologien für den Arbeitsplatz der<br />
Zukunft – ein Praxisbericht<br />
Besuch der Robotik-Ausstellung<br />
Hilfe aus der virtuellen Welt – Verbesserung<br />
des Arbeitsplatzes durch AR<br />
Schutzmaßnahmen für MRK<br />
Wie kann KI den Gehilfen Roboter noch<br />
schlauer machen?<br />
Im Leichtbau vom maschinellen Lernen profitieren: Der „virtuelle Prozessexperte“<br />
hilft Konstrukteuren, die Herstellbarkeit von Bauteilen abzuschätzen.<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19 51
technik & wissen<br />
Türenbauer Hodapp beschäftigt einen Lorch-Cobot<br />
Cobot bewährt sich<br />
als Schweißer<br />
Schweißtechnik | „Das Automatisieren von Schweißprozessen<br />
war auf einmal ganz leicht.“ Für Firmenchef<br />
Peter Hodapp hat die erste Installation eines<br />
kollaborativen Schweißroboters (kurz Cobot) alle<br />
Zielvorgaben erfüllt: einfache Programmierung, hohe<br />
Flexibilität und Entlastung der Schweißer.<br />
Für Peter Hodapp steht fest: „Es wird sicher nicht der<br />
letzte Cobot gewesen sein, der in unser Unternehmen<br />
Einzug hält – auch nicht der letzte von Lorch.“ Seit<br />
Februar 2018 wird bei Hodapp das neue Lorch Cobot<br />
Welding Package eingesetzt. Es besteht aus dem Universal<br />
Robot UR 10, der Lorch Spezial-Schweißsoftware<br />
und der Stromquelle S-RoboMIG XT mit den<br />
produktivitätssteigernden Speed-Schweißprozessen von<br />
Lorch. Eine Premiere. Denn bisher schweißte das Unternehmen,<br />
zu dessen Portfolio neben Dreh-, Falt-, Schie-<br />
Vorteil der großen Armlänge von 1,30 m: Während<br />
der Cobot schweißt, kann an einer zweiten Vorrichtung<br />
auf dem Arbeitstisch das nächste Werkstück<br />
eingelegt werden. Parameter wie Blechdicke,<br />
Werkstoff und a-Maß sind über die Lorch-Schweißsoftware<br />
schnell eingegeben. Bilder: Lorch<br />
be- und Hubtoren vor allem Sonderkonstruktionen<br />
gehören, alles per Hand.<br />
Ein wichtiger Markt sind für Hodapp insbesondere<br />
Brand- und Rauchschutztüren in großen Tunnelanlagen,<br />
Messetore, schusssichere Türen und Kraftwerks -<br />
tore. Folglich Spezialanfertigungen, die in zahlreichen<br />
Funktionstests beweisen müssen, dass sie gegen starke<br />
Druck- und Sogwellen, aber auch gegen Rauch und<br />
weitere Gefahren schützen können. Daher sind höchste<br />
Qualitätsstandards bei der Fertigung und damit auch<br />
beim Schweißen unumgänglich.<br />
In Aktion tritt der Lorch Schweiß-Cobot bei dem<br />
Spezialisten für Türen und Tore vor allem bei Anwendungen,<br />
die von Hand schwer zu schweißen sind, bei<br />
Nähten, die eine hohe Präzision und optische Qualität<br />
verlangen, und bei personal- und zeitaufwendigen<br />
Serien. Auslöser für die Anschaffung der Anlage war<br />
eine Messepräsentation in Stuttgart. Markus Lang, seit<br />
2008 Fertigungsleiter bei Hodapp und zuständig für die<br />
52 <strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19
Einfaches Anlernen: Der Bediener teilt die Anfangs- und<br />
Endpunkte durch Teachen mit. Der Cobot errechnet dann<br />
den Bahnverlauf alleine, führt den Brenner entlang der<br />
vorgegebenen Bahn und schweißt reproduzierbare Nähte.<br />
Produktion, beeindruckte die einfache Programmierung<br />
bei der Produktvorführung der automatisierten Anlage:<br />
„Schon nach kurzer Einweisung war es möglich, die<br />
Anlage einwandfrei zu bedienen. Das war schon eine<br />
starke Aussage.“<br />
Im Hause Hodapp war man schon länger auf der<br />
Suche nach einer schweißtechnischen Automatisierungslösung.<br />
Schweiß arbeiten machen hier über ein<br />
Drittel der Gesamtproduktion aus und im täglichen<br />
Geschäft fallen vor allem immer wieder Kleinserien von<br />
30 bis 80 oder gar 120 gleichen Werkstücken wie beispielsweise<br />
Torbändern an, die alle einzeln geschweißt<br />
und entsprechenden Sicherheitsstandards gerecht<br />
werden müssen. Erschwerend kommt hinzu, dass der<br />
Fachkräftemangel in der Region hoch ist, die Arbeits -<br />
losenquote liegt hier unter zwei Prozent.<br />
Hodapp im Überblick<br />
Hodapp mit Sitz in Achern hat sich in den letzten 70<br />
Jahren einen Namen als Spezialist in der Fertigung von<br />
Stahltüren und -toren aller Art gemacht. Heute beschäftigt<br />
das Familienunternehmen 220 Mitarbeiter und exportiert<br />
bis nach Korea.<br />
Zum Portfolio zählen neben Dreh-, Falt-, Schiebe- und<br />
Hubtoren vor allem Sonderkonstruktion. Die 15 Mitarbeiter<br />
umfassende Konstruktionsabteilung realisiert<br />
maßgeschneiderte Einzel anfertigungen aus einer Hand<br />
und aus eigener Planung.<br />
Nach einem Testlauf und einer eingehenden Beratung<br />
im Lorch Anwendungszentrum in Auenwald gab<br />
es dann keine Zweifel mehr: „Wir hatten eigene, teils<br />
schwierig zu schweißende Werkstücke vorbereitet und<br />
wollten testen, wie lange die Programmierung dauert<br />
und wie gut der Roboter diese Aufgaben löst. Wir<br />
waren einen Tag im Kompetenzzentrum vor Ort, doch<br />
schon nach zwei Stunden konnte sich der Anwendungstechniker<br />
zurückziehen und wir machten alleine weiter.<br />
Da war die Entscheidung für den Cobot von Lorch<br />
schnell gefallen“, erzählt Lang.<br />
Ein weiteres wichtiges Entscheidungskriterium war<br />
außerdem die Möglichkeit, die S-RoboMIG-XT-Stromquelle<br />
von Lorch mit einem Doppelkoffer zu kombinieren.<br />
Ein Clou, der die internen Abläufe unterstützt.<br />
Markus Lang: „Da wir je nach Auftrag sowohl Stahl als<br />
auch Edelstahl schweißen und wir dafür jeweils andere<br />
Zusatzwerkstoffe und andere Gase benötigen, ist die<br />
Doppelkofferanlage für uns ideal. Sie hält beide Möglichkeiten<br />
vor und es muss nur noch der Schweiß -<br />
brenner am Cobot ausgetauscht werden. Das reduziert<br />
unsere Rüstzeiten enorm.“<br />
Der Aufbau der Anlage vor Ort gestaltete sich einfach<br />
und unkompliziert. „Bereits nach drei Stunden war<br />
das Cobot Welding Package komplett am Schweiß -<br />
arbeitsplatz installiert und stand für erste Schweißarbeiten<br />
bereit“, erzählt Johnny Ruyssinck, Ausbildungsleiter<br />
bei Hodapp und hauptverantwortlich für das interne<br />
Cobot-Projekt. Für ihn sind die Mobilität des gerade<br />
mal knapp 30 kg schweren kollaborierenden Schweißroboters<br />
und die unkomplizierte Integration in die<br />
Arbeitsabläufe die großen Pluspunkte. „Im Gegensatz<br />
zu einer klassischen Industrieroboteranlage, die meist<br />
fest an einem Ort installiert ist, können wir den Cobot<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19 53
technik & wissen<br />
flexibel dort einsetzen, wo er gerade benötigt wird. Und<br />
aufgrund der eingebauten Sensorik, die den Roboter bei<br />
Berührung sofort stoppen lässt, ist auch kein zusätz -<br />
licher Schutzraum nötig. Das vereinfacht den Einsatz<br />
und das gemeinsame Arbeiten ungemein.“ Zudem<br />
betont er die gesundheit lichen Vorteile, die der Einsatz<br />
des Cobots mit sich bringt: „Während der Roboter<br />
schweißt, kann sich der Mitarbeiter zurückziehen und<br />
muss den Schweißrauch nicht einatmen.“<br />
Für Markus Lang zeigen sich die Vorteile des Cobots<br />
vor allem in der einfachen Programmierung und Reproduzierbarkeit<br />
der Schweißnähte wie auch in deren konstant<br />
hochwertigen Qualität.<br />
Der Schweißer „teacht“ den Roboter,<br />
lernt ihn also ein, indem<br />
er ihn an den Anfangs- und Endpunkt<br />
der Schweißnaht setzt, die<br />
wichtigsten Schweißparameter<br />
eingibt und schon kann los -<br />
geschweißt werden. „Wir erhalten<br />
dann eine gleichbleibend<br />
hohe Qualität der Schweißnähte,<br />
die wenig bis gar keine Nacharbeit<br />
erfordert und die ein<br />
Handschweißer so konstant<br />
über einen längeren Zeitraum<br />
nicht leisten könnte.“<br />
Ein weiterer Vorteil für Lang<br />
ist die Entlastung der Schweißer<br />
bei der Produktion von Klein -<br />
serien durch das Umverteilen<br />
von Aufgaben: „Durch die Programmierung<br />
und die damit einhergehende Reproduzierbarkeit<br />
von Schweißnähten können auch weniger<br />
qualifizierte Mitarbeiter an der Cobot-Anlage eingesetzt<br />
werden. Ist der Cobot einmal programmiert, besteht die<br />
Vorteile beim Schweißen<br />
Diese Vorteile sieht Hodapp für das Lorch Cobot Welding Package<br />
nach einem Jahr Praxiserfahrung:<br />
• Schnelle Installation<br />
• Einfaches Programmieren und Bedienen<br />
• Gleichbleibende Qualität der Schweißnähte, die kaum<br />
Nacharbeit erfordern<br />
• Flexibel und ohne Schutzumhausung einsetzbar<br />
• Entlastet Mitarbeiter und kompensiert Fachkräftemangel<br />
• Leicht integrierbar in Arbeitsabläufe<br />
• E infacher Einstieg in Automation<br />
• Schnelle Amortisierung des Invests<br />
• Kurze Rüstzeiten in Kombination mit der Doppelkofferanlage<br />
S-RoboMIG XT<br />
Der Cobot entlastet die Fachkräfte auch bei kleinen Serien: Einmal<br />
programmiert, schweißt er zuverlässig und in konstanter Qualität.<br />
Hauptarbeit aus dem korrekten Einlegen der Werk -<br />
stücke und dem Knopfdruck, den Schweißvorgang einzuleiten.<br />
So sind hochqualifizierte Schweißer frei für<br />
Aufgaben, bei denen schweißtechnisches Know-how<br />
unumgänglich ist.“<br />
Um auch hier nochmals die Effizienz zu steigern, hat<br />
man sich bei Hodapp für den Cobot UR 10 von Universal<br />
Robots entschieden, der über eine Arm-Reichweite<br />
von 1,30 m verfügt und somit problemlos zwei Vorrichtungen<br />
auf einem Schweißtisch bedienen kann.<br />
Während der Roboter hinter einer Sichtschutzscheibe<br />
schweißt, kann der Einleger schon das nächste Werkstück<br />
in die dafür vorgesehene Schablone platzieren.<br />
Ruyssinck rechnet daher auch mit einer schnellen<br />
Amortisation des Investments: „Die Fertigung von<br />
Werkstücken ist viel schneller geworden. Ich denke,<br />
dass wir bereits in einem Jahr die Investitionskosten<br />
wieder rausbekommen haben.“<br />
Automatisierung war für die gesamte Belegschaft<br />
Neuland. Aber bereits bei den Einführungstagen war die<br />
Begeisterung über die leichte Bedienung der Anlage und<br />
deren Einsatzmöglichkeiten groß, vor allem bei den<br />
jüngeren Schweißern. „Unsere Kollegen standen nach<br />
dem ersten Schulungstag mit einem Grinsen im Gesicht<br />
da, wollten gar nicht nach Hause gehen und haben sich<br />
auch noch bedankt, dass sie die Gelegenheit haben, eine<br />
solche Technologie kennenzulernen und damit arbeiten<br />
zu dürfen“, berichtet Ruyssinck.<br />
Simon Ludwig, 25 Jahre alt und seit zwei Jahren bei<br />
Hodapp als Schweißer beschäftigt, bestätigt dies: „Die<br />
Programmierung des Schweiß-Cobots macht Spaß und<br />
ist leicht verständlich. Der Roboter schweißt zuverlässig“,<br />
sagt er. „Die Zeitersparnis und Arbeitsentlastung<br />
54 <strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19
ei sich oft wieder holenden und ermüdenden Schweißaufgaben<br />
sind für uns einfach enorm.“<br />
Die dreitägige Inhouse-Schulung, die neben dem<br />
Technikequipment und der Inbetriebnahme vor Ort im<br />
Leistungspaket von Lorch inbegriffen ist, fand auch<br />
großen Anklang. „Der Vorteil war, dass wir an unseren<br />
Maschinen, mit unserem Material und unseren Gegebenheiten<br />
sämtliche Schweißaufgaben durchspielen<br />
konnten. Mit Programmierlehrer und Anwendungs -<br />
techniker hatten wir Experten an unserer Seite, die uns<br />
wirklich jede Frage beantwortet haben“, schwärmt<br />
Ruyssinck.<br />
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Zufrieden mit dem Lorch Cobot Welding Package (von rechts): Geschäftsführer<br />
Peter Hodapp, Fertigungsleiter Markus Lang, Ausbildungsleiter Johnny Ruyssinck<br />
und Schweißer Simon Ludwig.<br />
PDF<br />
Sein Fazit nach den ersten drei Monaten Einsatz:<br />
„Obwohl wir den Cobot erst seit Kurzem in Betrieb<br />
haben, ist er im Unternehmen bereits unverzichtbar<br />
geworden. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich mit ihm<br />
arbeiten darf. Die Ergebnisse sind toll, der Ablauf effizient<br />
und die sehr einfach zu bedienende Schweißsoftware<br />
von Lorch überzeugt auf ganzer Linie.“<br />
Markus Lang resümiert: „Kaum geliefert, funktionierte<br />
die Roboteranlage von Anfang an reibungslos. Sie<br />
passt genau zu unseren Anforderungen.“ Sie sei flexibel,<br />
zuverlässig und bringe die hohe Schweißqualität, die<br />
benötigt werde. „Außerdem entlastet sie die Mitarbeiter<br />
nicht nur, sondern motiviert sie auch noch. Was wollen<br />
wir mehr?“<br />
•<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Mechthild Fendel<br />
Fachjournalistin in Stuttgart<br />
www.konradin-ad.de<br />
www.lorch-cobot-welding.de<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19 55
technik & wissen<br />
Effiziente Ermüdungsprüfungen an Bauteilen<br />
Bloß nicht müde<br />
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Prüftechnik | Bei der praxisgerechten Auslegung von<br />
Bauteilen spielt die Betriebsfestigkeit eine Rolle. Ihr<br />
Wert lässt sich effizient mit elektromagnetischen<br />
Hochfrequenzpulsatoren ermitteln.<br />
Schraubenprüfung im elektromagnetischen<br />
Hochfrequenzpulsator: Bei dynamisch<br />
beanspruchten Schrauben liegen<br />
die eingesetzten Frequenzen je nach<br />
Schraubenverbindung zwischen 120 und<br />
285 Hz. Bilder: Zwickroell<br />
Bauteile wie Kurbelwellen, Pleuel und Steuerketten<br />
in Motoren, aber auch Verbindungselemente<br />
im Flugzeugbau sowie Bewehrungsstähle<br />
für den Kraftwerksbau,<br />
sind extremen Belastungen ausgesetzt. Um<br />
deren Sicherheit zu gewährleisten, werden<br />
sie daher nicht nur statischen, sondern auch<br />
dynamischen Werkstoffprüfungen unterzogen.<br />
Die Betriebsfestigkeit wird üblicherweise<br />
in Dauerschwingversuchen durch das<br />
Aufbringen periodischer Lasten ermittelt.<br />
Die Grenzkurve, die sich daraus ergibt,<br />
bezeichnet man als Wöhlerkurve. Sie zeigt<br />
den Zusammenhang zwischen Bruchlastspielzahl<br />
und Ausschlagspannung. Besonders<br />
wirtschaftlich bei der Bestimmung der<br />
gesuchten mechanischen Eigenschaften zeigen<br />
sich elektromagnetische Hochfrequenzpulsatoren.<br />
Zwickroell bietet in der Vibrophore-Baureihe<br />
Prüfmaschinen von 5 bis<br />
1.000 kN Prüfkraft an. Dabei sind – ausreichend<br />
steife Proben vorausgesetzt – Prüffrequenzen<br />
von bis zu 285 Hz möglich. Die hohe<br />
Frequenz führt zu kurzen Prüfzeiten und<br />
einem hohen Durchsatz an Proben.<br />
Große Kraft- und Wegeamplitude<br />
bei minimalem Energieeinsatz<br />
Dem Hochfrequenzpulsator liegt das Prinzip<br />
eines mechanischen Resonators mit<br />
elektromechanischem Antrieb zugrunde.<br />
Durch das Verfahren der oberen Traverse<br />
über einen Spindelantrieb wird die Mittelkraft<br />
aufgebracht. Den dynamischen (sinusförmigen)<br />
Teil der Last erzeugt ein im Resonanzbetrieb<br />
arbeitendes Schwingsystem. So<br />
erreicht man eine große Kraft- und Wegeamplitude<br />
bei minimalem Energieeinsatz:<br />
Der Energiebedarf liegt nur bei 2% dessen,<br />
was eine servohydraulische Prüfmaschine<br />
für die gleiche Arbeit benötigt.<br />
Die separate Ansteuerung beider Antriebe<br />
ist kraft-, weg- oder dehnungsgeregelt<br />
möglich. Die Änderung der Prüffrequenz<br />
lässt sich sehr einfach durch Variation der<br />
Gewichte vornehmen. Auf den ersten Blick<br />
als zentrales Merkmal der Vibrophore-Baureihe<br />
erkennbar ist der extrem steife Lastrahmen.<br />
Durch die Two-in-One-Funktion<br />
erfüllen die Prüfmaschinen zudem eine<br />
Doppelrolle: Sie können nicht nur als dynamische,<br />
sondern auch als vollwertige statische<br />
Prüfmaschine eingesetzt werden; und<br />
das im gesamten Kraftbereich. Damit sind<br />
sie nicht nur für Labore attraktiv, die sich<br />
überwiegend dynamischen Prüfanforderungen<br />
stellen, sondern auch für Einrichtungen<br />
mit größtenteils statischen Prüfungen.<br />
Die Installation von Hochfrequenzpulsatoren<br />
ist einfach: Sie benötigen weder Öl<br />
noch eine Kühlwasserversorgung. Zudem<br />
arbeiten die Systeme dank des elektromagnetischen<br />
Antriebs nahezu verschleißfrei.<br />
Komplexe Wartungsmaßnahmen und Ausfallzeiten<br />
bleiben dem Anwender so erspart.<br />
Ermüdungseigenschaften von Ketten,<br />
Schrauben und Pleul<br />
Besonders effizient ist der Einsatz elektromagnetischer<br />
Hochfrequenzpulsatoren zur<br />
Bestimmung der Ermüdungseigenschaften<br />
von Gelenkketten. Im realen Einsatz unterliegen<br />
diese ständig periodisch schwankenden<br />
Belastungen in schwierigen Umgebungsbedingungen.<br />
Neben der Bruch- und<br />
Verschleißfestigkeit werden Rollen-, Buchsen-<br />
und Bolzenketten besonders auf ihre<br />
Eigenschaften im Zeit- und Dauerfestigkeitsbereich<br />
geprüft. Die typischen Prüffrequenzen<br />
bei einer Kettenprüfung liegen zwischen<br />
50 und 150 Hz.<br />
Bei dynamisch beanspruchten Schrauben<br />
liegen die eingesetzten Frequenzen dagegen<br />
je nach Schraubenverbindung zwischen 120<br />
und 285 Hz. Speziell an Flugzeugtriebwerken<br />
und im Rennsport wird ein Optimum<br />
an geringem Gewicht bei hoher Dauerbelastbarkeit<br />
verlangt. Bei Serienprüfungen in<br />
der Qualitätssicherung sind Schrauben bis<br />
zu einer Million Lastwechsel ausgesetzt.<br />
Prüfungen in Klimakammern und flüssigen<br />
Medien wie Ölen oder korrosiven Medien<br />
sind mit dem entsprechenden Zubehör<br />
ebenfalls kein Problem; etwa bei Ermüdungsprüfungen<br />
an Pleuel in einem Ölbad<br />
mit Temperaturen von 90 bis 120 °C und typischen<br />
Prüffrequenzen von 150 Hz. So las-<br />
56 <strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19
sen sich während der Prüfung die späteren<br />
Arbeitsbedingungen nachbilden, um möglichst<br />
exakte Prüfergebnisse zu erhalten.<br />
Der Spannungsintensitätsfaktor K IC beschreibt<br />
den Grenzwert, bei dem ein vorhandener<br />
feiner Anriss an einer Normprobe<br />
unter steigender Last zum plötzlichen Versagen<br />
der Struktur und damit zum Bruch<br />
führt. Er ist eine der zentralen Größen bei<br />
der Auswirkung von Rissen auf die Struktur<br />
des Werkstoffes. Die Belastungsrichtung<br />
verläuft bei dieser Prüfung senkrecht zur<br />
Rissebene.<br />
Der Versuch findet in zwei Teilen statt:<br />
Beim sogenannten Anschwingen wird mit<br />
bis zu 90 Hz ausgehend von der<br />
„Norm“-Kerbe ein künstlicher Riss durch<br />
zyklische Belastung erzeugt. Durch die<br />
Empfindlichkeit der Resonanzfrequenz gegenüber<br />
Strukturänderungen können sowohl<br />
entstehende als auch wachsende Risse<br />
sehr schnell erkannt werden. Im zweiten Teil<br />
des Versuchs wird die Probe dann weggeregelt<br />
bis zum völligen Versagen belastet. Aus<br />
der Kraft-Verformungskurve und der Aufweitung<br />
des Risses lässt sich die Bruchzähigkeit<br />
K IC bestimmen.<br />
Unterstützt wird der Anwender durch die<br />
Prüfsoftware Testxpert III von Zwickroell.<br />
Sie beinhaltet spezielle Masterprüfvorschriften<br />
für ein- und mehrstufige Dauerschwingversuche<br />
an metallischen Proben. Bei mehrstufigen<br />
Versuchen besteht die Möglichkeit,<br />
bis zu zehn Blöcke individuell anzufahren<br />
und unterschiedlich zu regeln – wahlweise<br />
nach Kraft, Dehnung oder Weg. Zusätzlich<br />
zum Prüfablauf können Mittelkraft und dynamische<br />
Last direkt über einen Regler gesteuert<br />
werden.<br />
•<br />
David Kalke<br />
Fachjournalist, Awikom<br />
Das Vibrophore 1000 im Betrieb: ausreichend<br />
steife Proben vorausgesetzt, sind<br />
damit Prüffrequenzen von bis zu 150 Hz<br />
möglich.<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19 57
Hallenleuchten leasen statt kaufen<br />
Licht als<br />
Dienstleistung<br />
Licht-Contracting | Bei der Erneuerung seiner Hallenbeleuchtung<br />
setzte der Aluminium-Spezialist<br />
Step-G auf ein Komplett-Angebot von Zumtobel. Mit<br />
dabei eine Qualitätskontrollleuchte, die das mensch -<br />
liche Auge bei der Fehlererkennung unterstützt.<br />
Anstatt die Zumtobel-Leuchten zu<br />
kaufen, least Step-G seine gesamte<br />
Beleuchtung über einen definierten<br />
Zeitraum.<br />
Wer die Produktionshalle der ST Extruded Products<br />
Group (Step-G) in Bitterfeld betritt, trifft auf eine reine,<br />
tageslichthelle Beleuchtung. Gleichmäßiges Licht dringt<br />
bis in den letzten Winkel und spiegelt sich in den Aluminiumprofilen<br />
wider, die in der Halle gefertigt werden.<br />
Der Finanzierungsservice des Lichtanbieters Zumtobel<br />
machte es möglich, dass der international tätige Hersteller<br />
von Aluminium-Strangpressprofilen seine bestehende<br />
Lichtlösung ganz ohne Investitionshürde modernisieren<br />
konnte: Anstatt die Zumtobel-Leuchten zu kaufen,<br />
least Step-G die gesamte Lichtlösung über einen definierten<br />
Zeitraum.<br />
Licht wird damit zur Dienstleistung. Nicht nur die<br />
Anschaffungskosten entfallen, Step-G bleibt auch bei<br />
der Wahl der Beleuchtung flexibel und kann bei Bedarf<br />
schnell von neuen Lichtlösungen profitieren. Der Ser-<br />
vice ist schlüsselfertig: Zumtobel übernimmt das gesamte<br />
Projektmanagement von der Materiallieferung über<br />
die Installation, die Schnittstellenkoordination bis hin<br />
zur Inbetriebnahme und den regelmäßigen Prüfungen.<br />
„Mit dem Finanzierungsangebot von Zumtobel Services<br />
muss sich Step-G über die komplette Vertragslaufzeit<br />
keine Gedanken mehr zum Thema Licht und Qualität<br />
machen,“ verspricht Zumtobel-Bauleiter Daniel Weber.<br />
Leuchte macht Mängel sichtbar<br />
Die Lichtlösung unterstützt jedoch nicht nur den Produktionsprozess<br />
des Aluminiumspezialisten, sondern<br />
auch dessen Oberflächenkontrolle. Hier kommt Coesa,<br />
die erste LED-Qualitätskontrollleuchte von Zumtobel,<br />
zum Einsatz. Sie verbindet Kontraste in der Farbtemperatur<br />
mit präzisen Farblinien. Die Leuchte ermöglicht<br />
58 <strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19
technik & wissen<br />
Die Oberflächenkontrollleuchte Coesa<br />
unterstützt mit ihren kontrastreichen<br />
Lichtlinien die Mitarbeiter bei der<br />
Inspektion der Profiloberflächen.<br />
Bilder: Zumtobel<br />
Die Lichtqualität bei Step-G hat sich<br />
deutlich verbessert – mit positiven<br />
Folgen für die Mitarbeiter.<br />
eine optimale Flächenbeleuchtung: eine Mischung aus<br />
neutralen und kaltweißen Farbtemperaturen, längs angeordnet,<br />
spiegelt sich geradlinig und kontrastreich in<br />
den Aluminiumprofilen wider und schafft die optimale<br />
Umgebung, um die glänzenden Oberflächen zu prüfen.<br />
Blickt der Betrachter in einem entsprechenden Winkel<br />
auf das Leichtmetall, erkennt er eventuelle Unebenheiten<br />
und Mängel sofort, weil die Spiegelung nicht mehr<br />
parallel verlaufende Linien preisgibt. Die Reflexion<br />
wirkt dann verformt und uneben, die Musterlinien<br />
unterbrochen bis verzerrt. Der Mitarbeiter kann reagieren<br />
und das fehlerhafte Aluminiumprofil vor der Auslieferung<br />
selektieren. „Wir konnten die Abläufe für die<br />
Mitarbeiter, besonders in der qualitativen Oberflächenkontrolle,<br />
durch diese durchdachte Lichtlösung deutlich<br />
vereinfachen“, sagt Gerhard Backhaus, Projektleiter bei<br />
Zumtobel.<br />
Für die allgemeine Beleuchtung in der Halle sorgt das<br />
LED-Lichtbandsystem Tecton, während die LED-Hallenleuchte<br />
Craft präzises Licht von oben spendet. Mit<br />
ihren hohen Beleuchtungsstärken ist die Craft zudem<br />
für industrielle Herausforderungen wie hohe Decken<br />
oder Verschmutzungsbelastung gewappnet. Sie erlaubt<br />
nur minimale Ablagerungen bei gleichzeitig optimalem<br />
Thermomanagement.<br />
Zumtobel konnte mit der neuen Lichtlösung die<br />
Beleuchtungsqualität in der Werkshalle deutlich verbessern.<br />
Das Beleuchtungsniveau ist nach eigenen Angaben<br />
insgesamt gestiegen – egal, wo in der Produktionshalle<br />
man sich befindet. Das beugt der Ermüdung vor und<br />
sorgt für mehr Wohlbefinden bei den Mitarbeitern. Im<br />
Vergleich zur vorherigen Hallenbeleuchtung ist die Aus-<br />
leuchtung der Produktionshallen nun auch energetisch<br />
deutlich effizienter. Das gesamte Projekt und die<br />
Zusammenarbeit verlief für Step-G nach eigenem Bekunden<br />
reibungslos. Die Umsetzung erfolgte teilweise<br />
bei laufenden Betrieb, ohne dass es zu Produktionsausfällen<br />
kam.<br />
•<br />
Gerhard Backhaus<br />
Projektleiter bei Zumtobel in Dornbirn/Österreich<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19 59
Das Dach der neuen<br />
Industriehalle bei<br />
Rosenberger wurde mit<br />
2300 m² Holzbau -<br />
elementen realisiert.<br />
Kielsteg-Dachelemente ermöglichen flexible Raumkonzepte<br />
Frei bespielbar<br />
Industriebau | Für das neue Montagezentrum von<br />
Rosenberger entwickelte der Industriebauspezialist<br />
Hinterschwepfinger ein Konzept, das auf Holzfertigbauteilen<br />
von Kielsteg basiert.<br />
Das 1958 gegründete mittelständische Industrieunternehmen<br />
Rosenberger Hochfrequenztechnik befindet<br />
sich im Familienbesitz und zählt heute nach eigenen<br />
Angaben zu den weltweit führenden Anbietern von Verbindungslösungen<br />
in der Hochfrequenz-, Fiberoptikund<br />
High-Voltage-Technologie, unter anderem für die<br />
Automobil- und Telekommunikationsindustrie, die Medizin-<br />
und Industrieelektronik sowie die industrielle<br />
Messtechnik. Am Hauptsitz in Fridolfing sind mehr als<br />
2000 Mitarbeiter tätig, weltweit beschäftigt die Gruppe<br />
rund 10.000 Mitarbeiter an zahlreichen Fertigungs- und<br />
Montagestandorten und Vertriebsniederlassungen in<br />
Europa, Asien sowie Nord- und Südamerika.<br />
Fertigbauteil mit großer Spannweite<br />
Bei Kielsteg handelt es sich um ein hochtragfähiges, einachsig gerichtetes Fertigbauteil<br />
aus Holz. Es besteht aus einem Ober- und Untergurt aus Schnittholz<br />
sowie Stegen aus Sperrholz oder OSB. Die charakteristische Krümmung der<br />
Stege in Form eines Bootskieles gibt dem Bauelement seinen Namen. Typischerweise<br />
werden die flächenbildenden Holzbauelemente als Dachkonstruktion bei<br />
Hallen eingesetzt, die ein großes Stützenraster erfordern. Bis zu 27 m lassen sich<br />
beispielsweise direkt als Einfeldsystem überbauen. Die üblichen Stützenraster<br />
im Hallenbau können so erheblich vergrößert und die Primärkonstruktion<br />
stark reduziert werden. Die Flächen lassen sich flexibler nutzen.<br />
Die Sprinkleranlage<br />
konnte per Einzel -<br />
zulassung direkt an den<br />
Kielsteg-Elementen<br />
angebracht werden.<br />
Bilder: Hinterschwep -<br />
finger Projekt<br />
Das neue Montagezentrum in Fridolfing sollte maximalen<br />
Platz für die Produktionsmaschinen bieten und<br />
einen effizienten Materialfluss erlauben. Was im Erdgeschoss<br />
des Produktionsgebäudes gestanzt wird, soll eine<br />
Etage höher in der Montagehalle zu fertigen Steckverbindern<br />
montiert werden. Wichtig war ein wandlungsfähiges<br />
Layout, um auf künftige Produktionsänderungen<br />
schnell reagieren zu können. Diese Anforderungen<br />
mussten mit einer ansprechenden Architektur in Einklang<br />
gebracht werden, denn der Neubau ist Teil eines<br />
Corporate Architecture Konzepts für einen komplett<br />
neuen Werksteil, der aus diversen Büro-, Produktionsund<br />
Logistikgebäuden besteht.<br />
Nur zwei Mittelstützenreihen erforderlich<br />
Die Architekten des Industriebauspezialisten Hinterschwepfinger<br />
entwickelten ein Konzept, das auf Holzfertigbauteilen<br />
von Kielsteg basiert. Das Dach der Halle<br />
wurde mit 2300 m² Holzbauelementen realisiert. Dabei<br />
wurden bis zu 19,7 m lange Elemente als Einfeldträger<br />
verbaut, sodass die dreischiffige etwa 56 x 53 m große<br />
Halle mit nur zwei Mittelstützenreihen auskommt. Da<br />
die Bauteile trotz der enormen statischen Leistungs -<br />
fähigkeit nur 61 cm hoch sind, konnten die Planer das<br />
zweistöckige Gebäude als vergleichsweise flachen Baukörper<br />
realisieren, das sich in das Gesamtbild des<br />
gewachsenen Standortes einfügt. Auch im Inneren der<br />
60 <strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19
Halle erweisen sich die flächenbildenden Dachbauteile<br />
als vorteilhaftes Gestaltungselement, da sie mit ihrer<br />
geschlossenen Holzuntersicht eine in angenehme<br />
Atmos phäre schaffen. Die beiden äußeren Hallenschiffe,<br />
konstruiert als Einfeldsystem, sind jeweils mit bis zu<br />
19,7 m langen, leicht überhöhten Elementen überspannt.<br />
Während auf einer Seite ein Bürokomplex eingebaut<br />
wurde, wird der Bereich am anderen Ende der Halle<br />
für verschiedene Zwecke vorgehalten. Der Mittelteil,<br />
in dem ein großer Montagebereich entstanden ist, wurde<br />
für eine intelligente Tageslichtausbeute mit Sheddachsystem<br />
ausgeführt. Ein lichtdurchfluteter und trotzdem<br />
blendfreier Bereich entstand, der durch das indirekte<br />
Sonnenlicht einen angenehmen Gesamteindruck<br />
hinterlässt.<br />
Brandschutz auch im Holzbau möglich<br />
Ein brandschutztechnisches Novum bei diesem Projekt<br />
ist die direkt an den Holzbauteilen montierte Sprinkleranlage.<br />
Holz hat mit erhöhten Klimaschutz-Anforderungen<br />
an Bedeutung gewonnen und gilt als Baustoff<br />
der Zukunft. Die Akzeptanz steigt, weil die Einhaltung<br />
des hohen brandschutztechnischen Sicherheitsniveaus<br />
auch im Holzbau möglich ist. Per Einzelzulassung<br />
konnte eine Sprinkleranlage direkt an die Kielsteg-Decke<br />
angebracht werden. Voraussetzung war der Nachweis<br />
der sicheren Befestigung der Sprinkleranlage am<br />
Vollholz des Untergurtes der Bauelemente im Brandfall.<br />
Das wurde mit Auszugsversuchen nachgewiesen und<br />
vom Institut VdS Schadenverhütung zertifiziert.<br />
In Bezug auf die Versorgungstechnik zeigte sich noch<br />
ein Vorteil: Die ebene Holzdecke ermöglichte eine freiere<br />
Planung der Technischen Gebäudeausrüstung (TGA-<br />
Planung), weil nicht aufwändig um Balken herumkonstruiert<br />
werden musste. Die Kabeltrassen, die Beleuchtung<br />
und die Belüftungsanlage konnten direkt an den<br />
Elementen montiert und ausschließlich den primären<br />
Erfordernissen entsprechend geplant werden. (kf) •<br />
Alles geregelt und gesichert:<br />
Zufahrtskontrollsysteme<br />
• NEU: Schrankenanlagen für Dauerparker<br />
sowie Schranken und Kassensysteme für<br />
bezahltes Parken<br />
• Security Poller zur Verkehrsregelung<br />
und Zufahrtskontrolle in innerstädtischen<br />
Bereichen<br />
• High Security Poller zum Schutz von<br />
sensiblen Hochsicherheitsbereichen<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19 61
technik & wissen<br />
BMWi lädt zum „Innovationstag Mittelstand“ am 9. Mai nach Berlin ein<br />
Neue Technik auf<br />
dem Präsentierteller<br />
Innovationstag Mittelstand | 300 KMU stellen am<br />
9. Mai in Berlin über 200 Neuheiten aus ihren Kreativ-,<br />
Denk- und Zukunfts abteilungen vor. Gut vertreten ist<br />
der Maschinen- und Anlagenbau auf dem KMU-Tag,<br />
der dem Dialog und neuer Technik gewidmet ist.<br />
300 kleine und mittlere Unternehmen sowie Forschungsinstitute<br />
aus dem Bundesgebiet und dem Gastland<br />
Österreich erwartet das Bundesministerium für<br />
Wirtschaft und Energie (BWWi) in Berlin am 9. Mai<br />
2019. Der Innovationstag ist eine Plattform für den<br />
Dialog zwischen Wissenschaftlern, Unternehmern, Politikern,<br />
Journalisten und interessierter Öffentlichkeit.<br />
Erneut werden rund 2000 Besucher erwartet. Neben<br />
den vielfältigen, oft überraschenden Exponaten bietet<br />
die Veranstaltung ein Vortragsprogramm zu aktuellen<br />
Themen. International orientierte Mittelständler finden<br />
Angebote in der International Area.<br />
Dass die gezeigten Neu- und Weiterentwicklungen<br />
die technischen Problemstellungen der Zeit aufgreifen,<br />
zeigt diese Mini-Auswahl: Eine äußerst feste Fügetechnologie<br />
zur Herstellung von Hybrid-Bauteilen aus<br />
thermo plastischen Faserkunststoffverbunden (FKV)<br />
und Metallen präsentiert das Fachgebiet Leichtbau der<br />
BTU Cottbus – Senftenberg. Diese ZIM-geförderte<br />
Technologie soll es ermöglichen, komplex geformte<br />
FKV-Bauteile mit metallischen Elementen bei einseitiger<br />
Zugänglichkeit zu verbinden – und zwar ohne strukturschwächende<br />
Vorbehandlung, hochbelastbar.<br />
Die Fakultät Maschinenbau der Hochschule Konstanz<br />
HTWG und die Saar-Pulvermetall GmbH aus<br />
Saarwellingen sind auf dem Innovationstag mit einem<br />
laufenden ZIM-Projekt vertreten, das sich der pulvermetallurgischen<br />
Herstellung von Bauteilen mit großen<br />
Wanddicken widmet. Mit dem neuen Verfahren wird es<br />
Neuartige Fügetechnologie: Beispiel für<br />
ein Multi-Material-Bauteil aus thermo -<br />
plastischem Faserkunststoff und Metall.<br />
Bild: BTU Cottbus<br />
möglich sein, hochbeanspruchte Teile wirtschaftlich zu<br />
fertigen, beispielsweise für den Offshore-Bereich. Zum<br />
Einsatz kommt ein heißisostatisches Pressen, das ohne<br />
nachfolgende Wärmebehandlung in einem gesonderten<br />
Ofen auskommt.<br />
Um die kontaktlose Übertragung von Energie und<br />
Daten geht es dagegen in einem ZIM-Kooperations -<br />
projekt unter Leitung der FITT gGmbH, der Techno -<br />
logietransferstelle der Hochschule für Technik und<br />
Wirtschaft des Saarlandes. Die Wissenschaftler haben<br />
einen Fast-Ethernet-Adapter entwickelt, um die in<br />
vielen Automatisierungsanlagen verwendeten Schleifringe<br />
oder Steckverbindungen zu ersetzen, deren<br />
Lebensdauer limitiert ist. Die innovative Übertragung<br />
erfolgt über induktiv gekoppelte Spulen.<br />
Hochfeste Fügesysteme für Windkraftanlagen<br />
sollen Lebensdauer steigern<br />
Den Einfluss kombinierter Belastungen auf das Korro -<br />
sions- und Tragverhalten von hochfesten Verbindungen<br />
im Stahlbau will ein Projekt bestimmen, das mit Mitteln<br />
aus dem vorwettbewerblichen BMWi-Programm Industrielle<br />
Gemeinschaftsforschung (IGF) gefördert wird.<br />
Die Projektpartner planen, auf dieser Basis hochfeste<br />
mechanische Fügeverbindungen für Tragstrukturen von<br />
Winden ergieanlagen (WEA) mit großer Nabenhöhe zu<br />
entwickeln und deren Lebensdauer zu verlängern.<br />
Im Ergebnis können Korrosionsschutzsysteme für<br />
WEA-Tragstrukturen praxisgerecht ausgeführt und<br />
optimierte Wartungs- und Instandhaltungsmaßnahmen<br />
festgelegt werden. Vorgestellt wird das Projekt von der<br />
Europäischen Forschungs gesellschaft für Blechverarbeitung<br />
EFB mit dem Fraunhofer IGP und dem Institut für<br />
Korrosionsschutz, Dresden. (os) •<br />
Veranstaltung: www.zim.de/innotag2019<br />
Infos zu ZIM: https://bit.ly/2VYGmpK<br />
62 <strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19
Im Labor für Biomechanik der Zürcher<br />
Hochschule für Angewandt Wissenschaften<br />
ZHAW werden neue<br />
Endoprothesen, Rückenimplantate,<br />
Traumatologieprodukte oder<br />
Instrumente in Versuchen getestet.<br />
Hier kommt moderne Messtechnik<br />
zum Einsatz, um Bewegung und<br />
Position des menschlichen Körpers<br />
zu erfassen. Bild: ZHAW<br />
Inhalt<br />
64 Die Trendthemen der<br />
Messe Control<br />
Qualitätssicherung<br />
Messe Control | Digitalisierung ist das große<br />
Thema auf der Control vom 7. bis 10. Mai in<br />
Stuttgart. Lesen Sie in diesem Special, welche<br />
neuen Lösungen es für die Qualitätssicherung<br />
gibt.<br />
65 Machine Learning<br />
in der Messtechnik<br />
68 Maßnahmen gegen<br />
Produktfälschungen<br />
70 Sauberkeit von<br />
Bauteiloberflächen<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19 63
qualitätssicherung<br />
Von Messgeräten über Lasersensoren<br />
bis zur Software – auf der Control<br />
finden Besucher alle Technologien, die<br />
sie für die Qualitätskontrolle benötigen.<br />
Bild: Schall<br />
etwa Siegfried Schmalz aus der Geschäftsleitung des<br />
CAQ-Anbieters iqs. „Da wird es zunehmend schwierig,<br />
Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden.“ Die<br />
Software-Herstellerwollen daher mit ihren Lösungen<br />
für Übersicht in der Datenflut sorgen.<br />
Die Qualitätssicherungs-Trends auf der Messe Control<br />
Die QS-Branche im<br />
smarten Wandel<br />
Fachmesse | Von 7. bis 10. Mai dreht sich auf dem<br />
Messegelände in Stuttgart alles um die Qualitäts -<br />
sicherung. Im Mittelpunkt der Control steht die<br />
digitale Transformation.<br />
❧ Markus Strehlitz<br />
Zusammenarbeit über Unternehmensgrenzen hinweg<br />
Neben dem rasanten Datenwachstum ist die steigende<br />
Vernetzung ein weiteres Merkmal des digitalen Wandels.<br />
Auch darauf wird die Software für das Qualitätsmanagement<br />
zunehmend ausgerichtet. So unterstützen<br />
entsprechende Lösungen zum Beispiel die Zusammenarbeit<br />
zwischen verschiedenen Abteilungen und über<br />
Unternehmensgrenzen hinweg.<br />
Daneben hält auch Künstliche Intelligenz Einzug in<br />
die Qualitätsthemen. Machine Learning hilft etwa bei<br />
der Analyse der Daten, die durch optische Lösungen generiert<br />
werden. Auch dafür ist Halle 8 ein Anlaufpunkt.<br />
Dort ist das Event-Forum des Fraunhofer Instituts für<br />
Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) zu finden.<br />
Im Mittelpunkt der Sonderschau mit Live-Demonstrationen<br />
steht das Thema „Maschinelles Lernen und<br />
Sehen – eine technologische Revolution dank künst -<br />
licher Intelligenz und moderner Bildverarbeitung“. •<br />
„Im Prinzip geht es darum, sämtliche Informationen,<br />
die wir durchs Messen gewinnen, in die Fertigung zu<br />
transportieren“, sagt André Martin, Chief Metrology<br />
Officer bei Hexagon. Der Closed Loop ist derzeit das<br />
große Ziel in der Messtechnik: Der Fertigungsprozess<br />
erhält Daten aus den Messgeräten und wird entsprechend<br />
angepasst. Umgekehrt gibt der Prozess Feedback<br />
an das Koordinatenmessgerät.<br />
Das Trendthema Digitalisierung zeigt sich auf der<br />
Messe Control aber nicht nur an den Ständen der Messtechnikexperten.<br />
Halle 8 ist die zentrale Plattform für<br />
Qualitätssicherungssysteme, -Software und -Services.<br />
Messe-Chefin Bettina Schall spricht von der Silicon<br />
Hall. Damit folge die Control den wachsenden Anforderungen<br />
an den QS-Markt, der sich dramatisch im Wandel<br />
befinde.<br />
So spüren etwa die Software-Anbieter die Auswirkungen<br />
der digitalen Transformation bereits sehr deutlich.<br />
„Wir sehen, dass die Unternehmen durch die Digitalisierung<br />
große Datenmengen generieren“, berichtet<br />
Aktuelle News auf<br />
und von der Messe<br />
Auf der Control wird die Fachzeitschrift Quality Engineering<br />
auch dieses Jahr wieder aktiv sein:<br />
• Täglich produziert das Redaktionsteam die offizielle<br />
Messezeitung – den Control Express.<br />
• In Video-Interviews berichten die Austeller auf dem<br />
Messestand der QE von den derzeitigen Trends und<br />
den Produkt-Highlights ihres Unternehmens.<br />
• Auf der Web-Seite www.qe-online.de finden sich alle<br />
News über und von der Messe – und dies schon<br />
einige Wochen vorher.<br />
• Die interessantesten Videos sowie die wichtigsten<br />
Meldungen sind außerdem Teil des täglichen<br />
Newsletters. Melden Sie sich gleich an: www.qe-on<br />
line.de/newsletter<br />
64 <strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19
Algorithmen zeigen<br />
Änderungen in der Fertigung<br />
an, sodass sich<br />
Prozesseinstellungen<br />
gegebenenfalls frühzeitig<br />
verändern lassen.<br />
Bild: WrightStudio/Fotolia<br />
KI in der Messtechnik<br />
Hilfe vom<br />
Algorithmus<br />
Künstliche Intelligenz | Machine Learning bietet in<br />
der Messtechnik großes Nutzenpotenzial – etwa um<br />
manuelle Tätigkeiten zu reduzieren oder sich durch<br />
riesige Datenmengen zu kämpfen. ❧ Markus Strehlitz<br />
Kein Gespräch über moderne Produktionsmethoden<br />
kommt heute ohne das Thema<br />
Künstliche Intelligenz (KI) aus. Auch in der<br />
Qualitätssicherung sind bereits die Potenziale<br />
von Ansätzen wie Machine Learning<br />
zu erkennen.<br />
Am deutlichsten ist dies in der Bildverarbeitung<br />
der Fall. Hier können Anbieter<br />
schon konkrete Lösungen vorweisen. Und<br />
es gibt bereits erste Beispiele für die Anwendung<br />
von KI-Technologien.<br />
Doch auch in der Messtechnik gewinnt<br />
das Thema an Bedeutung. Die Anbieter beschäftigen<br />
sich bereits mit dem Thema und<br />
arbeiten daran, zum Beispiel Machine Learning<br />
in ihre Produkte einzubinden. „Aufgrund<br />
der technischen Möglichkeiten, die<br />
von den als Künstliche Intelligenz oder auch<br />
Deep Learning bezeichneten Software-Methoden<br />
ausgehen, sind diese sicher auch für<br />
die Messtechnik von Relevanz“, sagt zum<br />
Beispiel Dr. Ralf Christoph, Geschäftsführender<br />
Gesellschafter von Werth.<br />
Wie dies konkret aussehen kann, zeigte<br />
René Pleul, Technical Product Manager Surface<br />
Metrology bei Hexagon, auf dem vergangenen<br />
Innovationsforum der Quality<br />
Engineering. Er präsentierte eine Lösung für<br />
die Messung der Oberflächenrauheit am<br />
Koordinatenmessgerät.<br />
In seinem Vortrag zeigte er, dass sich die<br />
erhobenen Rauheitskenngrößen auch intelligent<br />
für die klassische Qualitätsregelung<br />
im Sinne eines geschlossenen Regelkreises<br />
nutzen lassen. Dazu würden diese in einer<br />
Datenbank abgespeichert und mit Statistik-<br />
Software oder Künstlicher Intelligenz ausgewertet.<br />
„Erkennungsalgorithmen zeigen<br />
dann Änderungen in der Fertigung an, sodass<br />
man Prozesseinstellungen gegebenenfalls<br />
frühzeitig verändern kann“, erklärte<br />
Pleul.<br />
Unbegrenzte Zahl an<br />
möglichen Anwendungen<br />
Stéphane Auclair macht im Messtechnikbereich<br />
eine unbegrenzte Zahl an möglichen<br />
Anwendungen für KI aus. Die entsprechenden<br />
Technologien könnte die Anzahl<br />
menschlicher Interaktionen reduzieren, sagt<br />
der Division Vice-President für Marketing<br />
& Product Management bei Creaform.<br />
So berichtet Auclair, dass heutzutage<br />
noch viel menschliche Intelligenz benötigt<br />
werde, um etwa die Prüfung oder Neugestaltung<br />
eines Objekts anhand von<br />
3D-Scandaten durchzuführen. „Zum Beispiel<br />
müssen wir der Software immer noch<br />
teilweise sagen, welcher Teil der Scandaten<br />
eine Ebene oder ein Zylinder ist. Und wir<br />
müssen der Software mitteilen, welche<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19 65
qualitätssicherung<br />
Funktion eines Scans der Funktion der<br />
CAD-Datei für die Ausrichtung entspricht,<br />
um sie ordnungsgemäß zu erstellen“, erklärt<br />
Auclair.<br />
Alicona-CEO Manfred Prantl sieht KI<br />
vor allem in zwei Bereichen als relevant.<br />
„Erstens, um innerhalb eines Datensatzes<br />
relevante Bereiche für die Datenauswertung<br />
zu ermitteln“, so Prantl. „Und zweitens bei<br />
der automatischen Klassifizierung von<br />
Oberflächen. Das heißt, Oberflächen werden<br />
aufgrund ihrer 3D-Daten und der Texturdaten<br />
automatisch bestimmten Eigenschaften<br />
zugeordnet.“<br />
Besonders für den Closed Loop zu den<br />
Bearbeitungsmaschinen werde die Analyse<br />
von Messergebnissen auf Basis von KI an<br />
Relevanz gewinnen, glaubt Professor Heiko<br />
Wenzel-Schinzer, Geschäftsführer und Chief<br />
Digital Officer von Wenzel. Die Messergebnisse<br />
ließen sich dank KI exakter analysieren<br />
und die Rück kopplung zu den Bearbeitungsmaschinen<br />
könnte beschleunigt werden.<br />
Subjektive Fehleinschätzungen<br />
werden minimiert<br />
Grundsätzlich wird KI dazu führen, dass<br />
aufwändig manuelle Tätigkeiten ersetzt<br />
werden können, glaubt Prantl. „Messbereiche<br />
müssen nicht mehr händisch auf einem<br />
Messdatensatz eingegrenzt werden, subjektive<br />
Fehleinschätzungen werden somit minimiert“,<br />
sagt der Experte. „KI kann zukünftig<br />
Messbereiche selbstständig auswählen,<br />
Messplanungen automatisch durchführen<br />
und Messprogramme erstellen.“<br />
Dank KI ließen sich komplexere Prozesse<br />
auch bei variierenden Eingangsdaten automatisieren,<br />
hebt Christoph hervor. „Konventionelle<br />
Technologien ermöglichen dies<br />
in gleicher Qualität nur mit erheblich höherem<br />
Entwicklungsaufwand und oft auch<br />
viel größerem Rechenaufwand“, so Christoph.<br />
„Auch können Aufgaben automatisiert<br />
werden, die bisher vom Menschen eher<br />
intuitiv entschieden wurden.“<br />
Durch den wachsende Einsatz von optischen<br />
Technologien für Inline-Messaufgaben<br />
könnte die KI in diesem Bereich noch einen<br />
weiteren Push bekommen. Denn damit<br />
steigt auch die Datenmenge, die verarbeitet<br />
werden muss. Um diese zu bewältigen,<br />
braucht der Mensch Unterstützung.<br />
Auclair geht davon<br />
aus, dass die Masse an<br />
Informationen sogar<br />
exponentiell wachsen<br />
werde. „Die KI kann<br />
dabei helfen, große Datenmengen<br />
zu verwalten,<br />
Ausreißer schnell zu<br />
KI könnte künftig<br />
Messbereiche selbstständig<br />
auswählen, nungen abzugeben,<br />
identifizieren und War-<br />
Messplanungen damit vorbeugende sowie<br />
korrigierende Maß-<br />
automatisch durchführen<br />
und Mess - nahmen ergriffen werden<br />
können.“<br />
programme erstellen.<br />
Bild: Ekaterina/ - Wenzel-Schinzer<br />
Fotolia<br />
sieht das ähnlich. Neben<br />
dem Aspekt, dass<br />
die Systeme besser mit<br />
den großen Datenmengen<br />
zurechtkommen, sieht er noch einen<br />
weiteren Vorteil, den KI der optischen Messtechnik<br />
bietet: „Man muss nicht alle Messpunkte<br />
vorher bestimmen, die einen interessieren<br />
müssten.“<br />
Auch Prantl glaubt, dass die steigenden<br />
Anforderungen an die optische Messtechnik<br />
automatisch zu einem stärkeren Bedarf an<br />
KI führen werden. „KI verbessert die Auswertung<br />
der Messdaten – zum Beispiel aufgrund<br />
einer besseren Bildverarbeitung.“<br />
Aktuell seien die Methoden der klassischen<br />
Bildverarbeitung oft qualitativ nicht ausreichend.<br />
Außerdem: „Mit entsprechend mäch -<br />
tigen Tools der KI können Aufgaben, die<br />
bisher das Schreiben eines Algorithmus<br />
erforderten, durch das Trainieren auf<br />
beispielhaften Lösungen ersetzt werden“,<br />
erklärt Prantl weiter. „Trainieren statt Po-<br />
grammieren lautet das entsprechende<br />
Schlagwort.“<br />
Dadurch ist seiner Meinung nach eine<br />
schnellere Automatisierung von Prozessen<br />
möglich. Neue Abläufe müssten nicht mehr<br />
mühsam neu programmiert werden, sondern<br />
würden einfach auf Basis vorhandener<br />
großer Datenmengen eingelernt. „Die optische<br />
Messtechnik kann davon enorm profitieren“,<br />
ist Prantl überzeugt.<br />
Die großen Möglichkeiten, die sich durch<br />
KI eröffnen, lassen sich laut Prantl in allen<br />
Branchen erschließen. Grenzen gibt es diesbezüglich<br />
keine. „Überall steigen die Anforderungen<br />
an Automatisierung und gleichzeitiger<br />
Fehlerminimierung – das kann durch<br />
den Einsatz von KI erreicht werden“, so<br />
Prantl.<br />
Wenzel-Schinzer erkennt ebenfalls überall<br />
Anwendungsmöglichkeiten für die<br />
Künstliche Intelligenz. Ein besonders großes<br />
Potenzial sieht er aber in Industrien, in denen<br />
der Einsatz der klassischen Messtechnik<br />
schon sehr weit vorangeschritten sei. Das<br />
gelte zum Beispiel für die Automobilbranche,<br />
die Luftfahrtindustrie und die Medizintechnik.<br />
Herausforderung Black Box:<br />
Entscheidungen sind nicht transparent<br />
So offen wie die Hersteller bei der Frage<br />
nach dem Potenzial der Künstlichen Intelligenz<br />
sind – mit Erläuterungen, wie weit die<br />
entsprechenden Technologien schon in die<br />
eigenen Produkte vorgedrungen sind, halten<br />
sie sich etwas zurück. Christoph von Werth<br />
erklärt, dass sein Unternehmen sich schon<br />
seit einiger Zeit mit den neuen Technologien<br />
beschäftigt. Details möchte er allerdings<br />
nicht nennen.<br />
Alicona-Chef Prantl berichtet, dass KI bereits<br />
in die Produktentwicklung einfließe<br />
und speziell für Bildanalyseaufgaben verwendet<br />
werde.<br />
Wenzel-Schinzer nennt in diesem Zusammenhang<br />
zumindest ein konkretes Produkt.<br />
Wenzel erprobe in dem mobilen Analyse-<br />
Tool WM | SYS Analyzer den Einsatz von<br />
Methoden des maschinellen Lernens.<br />
KI bietet aber nicht nur Chancen. Mit<br />
dem Einsatz solcher Technologien sind auch<br />
Herausforderungen verbunden. So sind die<br />
Entscheidungsprozesse eines KI-Systems<br />
häufig nicht transparent. Der Mensch weiß<br />
in bestimmten Fällen nicht, wie das System<br />
zu seinem Ergebnis gekommen ist. Künst -<br />
66 <strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19
Si-Akademie<br />
für Sicherheit und Gesundheit<br />
liche Intelligenz ist<br />
häufig eine Black Box.<br />
„Eine fehlende<br />
Nachvollziehbarkeit<br />
von Entscheidungsprozessen<br />
ist natürlich<br />
ein Problem“, sagt<br />
Prantl. „Es bleibt fraglich,<br />
welche Faktoren<br />
das Ergebnis beeinflussen,<br />
ob es sich dabei<br />
um relevante oder<br />
nicht relevante Faktoren<br />
handelt. Diese Blackbox erschwert auch<br />
die Ursachenfindung von Fehlentscheidungen<br />
durch KI.“<br />
Die Intransparenz hält auch Auclair für<br />
eine Herausforderung – aber für keine, die<br />
nicht gemeistert werden könnte. „Die zu bewältigenden<br />
Probleme werden jedoch nicht<br />
nur ein Hindernis sein, da die Technologie<br />
große wirtschaftliche Vorteile bietet“, so<br />
Auclair. „Das Vertrauen in die KI wird mit<br />
der Erfahrung wachsen und Standards und<br />
Zertifizierungen werden entwickelt, um das<br />
Vertrauen zu stärken und die Akzeptanz zu<br />
beschleunigen.“<br />
Christoph weist in diesem Zusammenhang<br />
noch auf einen anderen Punkt hin:<br />
„Beim Einsatz von KI in der Messtechnik ist<br />
sicher zu beachten, dass die Messwerte nicht<br />
künstlich hin zum Sollwert optimiert werden.“<br />
Durch geeignete Trainingsdaten, die<br />
nicht den idealen CAD-Geometrien entsprechen,<br />
ließe sich dies jedoch relativ leicht<br />
sicherstellen.<br />
An Interoperabilität muss<br />
noch gearbeitet werden<br />
Trotzdem gibt es in Sachen Künstliche Intelligenz<br />
noch einiges zu tun, wenn sie in der<br />
Messtechnik genutzt werden soll. Die Technologien<br />
müssen noch weiter ausreifen,<br />
Algorithmen für spezielle Anwendungen<br />
weiterentwickelt werden. Laut Auclair<br />
muss auch an einer besseren Interoperabilität<br />
zwischen verschiedenen Sensoren, Produktionsgeräten<br />
und Analysesoftware sowie<br />
weiteren Komponenten gearbeitet werden.<br />
Nach Meinung von Prantl ist es außerdem<br />
wichtig, dass Software-Tools eine einfache<br />
Handhabung für den Endanwender<br />
ermöglichen. „Im Fokus sollte hier der User<br />
stehen, nicht der Entwickler.“<br />
Wer auf den großen Wandel durch KI<br />
hofft, braucht Geduld. „KI und maschinel-<br />
Im mobilen Analyse-<br />
Tool WM | SYS Analyzer<br />
erprobt Wenzel<br />
den Einsatz von Methoden<br />
des maschinellen<br />
Lernens. Bild:<br />
Wenzel<br />
les Lernen sind komplex und liefern zuvor<br />
unerwartete Ergebnisse“, sagt Wenzel-<br />
Schinzer. „Know-how über diese Methodik<br />
ist nur wenig vorhanden, in Applikationen<br />
ist es noch nicht eingebaut.“ Daher dauert<br />
es seiner Meinung nach sicher noch eine<br />
Weile, ehe KI in der Messtechnik zum Alltag<br />
gehöre.<br />
Messtechnik- und Software-Anbieter<br />
können sich ergänzen<br />
So spannend wie die Entwicklung der KI-<br />
Technologien in der Messtechnik wird auch<br />
die Entwicklung des Marktes für die entsprechenden<br />
Produkte sein. Noch ist unklar,<br />
ob die Messtechnik-Anbieter das Feld ausschließlich<br />
selbst besetzen werden oder<br />
möglicherweise neue Player in den Sektor<br />
vordringen und KI-Lösungen bereit stellen<br />
werden.<br />
Prantl erwartet, dass „beide Vorgehensweise<br />
notwendig sein werden“. Es gebe<br />
bereits Anbieter aus dem Bereich Bildverarbeitung,<br />
die Systeme zur Verfügung stellen,<br />
die vielfach einsetzbar sind.<br />
Wenzel-Schinzer setzt auf Kooperationen.<br />
„Es wird sicher eine Kombination sein<br />
– die Software-Anbieter können KI, die<br />
Messtechnik-Anbieter kennen die erforderlichen<br />
Anwendungsfälle. Alleine wird es für<br />
jeden schwer.“<br />
Werth-Chef Christoph sieht das etwas<br />
anders. „Die entsprechenden Module mit<br />
KI-Funktionalität werden sicher Bestandteil<br />
der Software der Messgeräte hersteller sein“,<br />
so Christoph. „Die Ursache hierfür liegt<br />
darin, dass sie vollständig in den Datenfluss<br />
des Gesamtmessprozesses integriert sein<br />
müssen und gegebenenfalls zu wesentlichen<br />
Wettbewerbsvor teilen führen können.“ •<br />
2. Praxiskongress<br />
Recht<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Hotel Chester<br />
Heidelberg<br />
Kursgebühr 395,– € zzgl. MwSt. pro Person<br />
Frühbucherpreis bis 15.07.2019:<br />
345,- € zzgl. MwSt. pro Person<br />
(inkl. Catering während der Veranstaltung).<br />
Anmeldung und weitere Informationen:<br />
Si-Akademie für Sicherheit und Gesundheit<br />
Martina Langenstück<br />
Phone +49 711 7594-4607<br />
si-akademie@konradin.de<br />
In Kooperation mit:<br />
Jetzt<br />
anmelden!<br />
Foto: © zolnierek, fotolia.com<br />
www.praxiskongress-recht.de<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19 67
Den 1. Preis der Aktion Plagiarius<br />
für die dreisteste Nachahmung<br />
erhielt in diesem Jahr das Plagiat<br />
eines Schrägsitzventils vom Typ<br />
2000 (links das Original) von Bürkert,<br />
Ingelfingen, das bei Dampf -<br />
anwendungen zum Beispiel in der<br />
Textilindustrie zum Einsatz kommt.<br />
Rechts die Kopie des chinesischen<br />
Nachahmers, Ningbo ACME.<br />
Bilder: Aktion Plagiarius<br />
Plagiate erfüllen meist nicht die Qualitätsstandards der Originalprodukte<br />
Alles nur geklaut<br />
Plagiate | Der deutschen Volkswirtschaft entstehen<br />
jedes Jahr Schäden in Milliardenhöhe durch Produktpiraterie.<br />
Doch durch welche Maßnahmen lassen sich<br />
dreiste Produktfälschungen verhindern? ❧ Sabine Koll<br />
Preis gegen<br />
dreisten Ideenklau<br />
Bereits seit 1977 vergibt die Aktion Plagiarius<br />
e. V. den gefürchteten Schmäh-Preis<br />
Plagiarius an Hersteller und Händler besonders<br />
dreister Plagiate und Fälschungen. Ziel<br />
ist, die plumpen und skrupellosen Geschäftspraktiken<br />
von Produkt- und Markenpiraten<br />
ins öffentliche Bewusstsein zu<br />
rücken und Industrie, Politik und Verbraucher<br />
für die Problematik zu sensibilisieren.<br />
Gleichzeitig hebt der Verein die Wichtigkeit<br />
und Wirksamkeit von gewerblichen Schutzrechten<br />
hervor.<br />
Rund 122.000 Euro Schaden hat das<br />
Hauptzollamt Frankfurt im Oktober vergangenen<br />
Jahres verhindert: Die Beamten<br />
zogen aus einer Luftfrachtsendung aus<br />
Hongkong 3535 Handyteile aus dem Verkehr,<br />
bei denen sie den Verdacht hatten, dass<br />
diese gefälscht waren. Die Experten der betroffenen<br />
Originalhersteller, darunter zum<br />
Beispiel Nokia, Huawai und Xiaomi, bestätigten<br />
den Fälschungsverdacht und beantragten<br />
die Vernichtung der Plagiate.<br />
Für den Zoll ist diese spezielle Form der<br />
Wirtschaftskriminalität eine zentrale Aufgabe.<br />
Das Hauptzollamt Frankfurt am Main<br />
wertet die Aufgriffe immer auch als „ein<br />
Indiz für die ungebrochene Massenproduktion<br />
von Plagiaten im internationalen Ausland“.<br />
Nach Angaben der Aktion Plagiarius e.V.<br />
haben die europäischen Zollbehörden allein<br />
2017 laut EU-Kommission an den EU-Außengrenzen<br />
mehr als 31 Millionen rechtsverletzende<br />
Produkte mit einem Gesamtwert<br />
von über 580 Mio. Euro beschlagnahmt.<br />
Doch ist dies nur die Spitze des Eisbergs,<br />
denn Zoll-Statistiken berücksichtigen<br />
nur Waren, die aus Drittländern eingeführt<br />
werden sollten, sie erfassen keine Rechtsverletzungen<br />
innerhalb dieser Region. Alarmie-<br />
rend sei die Tatsache, dass der Anteil gefälschter,<br />
potenziell gefährlicher Waren zunehme.<br />
Nach dem Gutachten „Deutschlands<br />
volkswirtschaftlicher Schaden durch Produkt-<br />
und Markenpiraterie“ der Initiative<br />
„Neue Soziale Marktwirtschaft“ vom Januar<br />
dieses Jahres ist für die deutsche Volkswirtschaft<br />
in den vergangenen fünf Jahren<br />
durch Produkt- und Markenpiraterie ein<br />
Schaden in Höhe von 54,5 Mrd. Euro entstanden.<br />
Jedes zehnte deutsche Unternehmen<br />
ist demnach in den zurückliegenden<br />
fünf Jahren mindestens einmal Opfer von<br />
Produkt- und Markenpiraterie geworden.<br />
„Je innovativer, je größer, je internationaler<br />
agierend und je industrienäher tätig, desto<br />
größer die Gefahr für ein Unternehmen,<br />
selbst Opfer von Produkt- und Markenpiraterie<br />
zu werden“, stellt Dr. Oliver Koppel<br />
fest, Senior Economist für Innovationen und<br />
MINT beim Institut der Deutschen Wirtschaft<br />
in Köln, das das Gutachten erstellt<br />
hat.<br />
Bei zwei Dritteln aller von Produkt- und<br />
Markenpiraterie betroffenen Unternehmen,<br />
so stellt das Gutachten fest, wurden Urheberrechte<br />
verletzt, oft aber auch gewerbliche<br />
Schutzrechte wie Patente und Gebrauchsmuster.<br />
„Produkt- und Markenpiraterie<br />
setzt die Verletzung von Schutzrechten voraus“,<br />
sagt Koppel. „Verzichtet ein Unternehmen<br />
auf gewerbliche Schutzrechte und<br />
kopiert ein Konkurrent dessen Innovationen,<br />
so handelt es sich lediglich um ‚gefühlten’<br />
Diebstahl.“<br />
Die Aktion Plagiarius e.V. stellt daher<br />
jedes Jahr besonders dreiste Fälschungen<br />
öffentlich an den Pranger. „Original und<br />
Plagiat sind nur auf den ersten Blick täuschend<br />
ähnlich. Gleiches Aussehen bedeutet<br />
68 <strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19
qualitätssicherung<br />
keineswegs zwangsläufig die gleiche Qualität,<br />
Leistungsfähigkeit und vor allem Sicherheit“,<br />
betont die Jury. Sie ist überzeugt, dass<br />
Plagiate und Fälschungen nicht „aus Versehen“<br />
entstehen. „Die Nachahmer handeln<br />
vorsätzlich. Sowohl mangels eigener Ideen<br />
als auch aus Profitgier. Sie kopieren ungeniert<br />
erfolgreich am Markt etablierte Produkte.<br />
Die Erscheinungsformen reichen von<br />
Designplagiaten über Technologieklau bis<br />
hin zu Markenfälschungen. Feilgeboten<br />
werden die nachgemachten Waren in allen<br />
Preis- und Qualitätsabstufungen: Von gefährlichen<br />
Billigfälschungen bis hin zu qualitativ<br />
hochwertigen Plagiaten, die kaum<br />
günstiger oder sogar teurer als das Originalprodukt<br />
sind.“ Die Folgen für die Originalhersteller<br />
seien Umsatzeinbußen, Verlust<br />
von Arbeitsplätzen, unberechtigte Haftungsrisiken<br />
sowie mangelnde Erträge für<br />
zukünftige Produktentwicklungen, und somit<br />
Fortschritt.<br />
Den 3. Preis vergab die Jury für ein Plagiat<br />
des gusseisernen Bräters „Staub Cocotte“<br />
von Zwilling, der vom chinesischen Hersteller<br />
Zhejiang Keland Electric Appliance kopiert<br />
wurde. Das Urteil der Jury lautete in<br />
diesem Fall: „Der Nachahmer hat alle charakteristischen<br />
Gestaltungsmerkmale des<br />
Originals 1:1 übernommen. Allerdings ist<br />
das Plagiat nicht aus hochwertigem Guss -<br />
eisen, sondern aus billigem Aluminium und<br />
kostet auch nur ein Zehntel des Originals.<br />
Dem Original-Bräter wurde wettbewerb -<br />
liche Eigenart zuerkannt.“ In der Zwischenzeit<br />
haben laut Aktion Plagiarius diverse<br />
deutsche und europäische Händler straf -<br />
bewehrte Unterlassungserklärungen abgegeben.<br />
ten vor Ort sowie die Erarbeitung und<br />
Durchsetzung wirksamer bilateraler Abkommen<br />
im Rahmen der internationalen<br />
Zusammenarbeit.<br />
Bilaterale Abkommen stehen auf der<br />
Wunschliste der deutschen Unternehmen,<br />
die das Institut der Deutschen Wirtschaft<br />
für das Kurzgutachten befragt hat, ganz<br />
oben, wenn es um die Frage geht, wie Plagiate<br />
wirksam eingedämmt werden können.<br />
„Mit der Situation in Deutschland und der<br />
Europäischen Union zeigen sich die Unternehmen<br />
erfahrungsgemäß zufrieden, doch<br />
werden insbesondere gravierende Probleme<br />
bei der Durchsetzung von geistigen Eigentumsrechten<br />
in China moniert“, betont<br />
Koppel.<br />
Viele Plagiate kommen<br />
nach wie vor aus China<br />
Auffallend ist, dass die Plagiate-Hersteller<br />
der ersten drei Preisträger des Plagiarius-<br />
Wettbewerbs 2019 aus China stammen:<br />
Den 1. Preis ging an das Plagiat des Ventiltechnikherstellers<br />
Bürkert für ein Schrägsitzventil<br />
vom Typ 2000, das bei Dampfanwendungen<br />
zum Beispiel in der Textilindustrie<br />
zum Einsatz kommt. Der Nachahmer,<br />
Ninbo ACME, hat ein ganzes Produktprogramm<br />
kopiert. „Er verletzt die international<br />
registrierte Bildmarke mit vier Streifen<br />
und das unter anderem in China eingetragene<br />
Design. Bei der 1:1-Kopie des Ventils<br />
wurden alle Bürkert-typischen Designelemente,<br />
wie etwa die Rahmen um die Zahlen<br />
beim Messingventilgehäuse, übernommen,<br />
sodass Verwechslungsgefahr besteht“, so die<br />
Plagiarus-Jury.<br />
Auf dem zweiten Rang landete ein Pla -<br />
giat des Spielzeugbaggers „Liebherr Rad -<br />
lader“ von Bruder Spielwaren. „Das Plagiat<br />
ist kleiner als das Original. Design, Technik<br />
und Proportionen wurden aber 1:1 übernommen“,<br />
so die Jury. „Die billigen Materialen<br />
– Gehäuse, Räder und so weiter – und<br />
die schlechte Verarbeitung (instabil, lose<br />
Kleinteile) spiegeln die minderwertige Qualität<br />
wider.“ Inzwischen hat der deutsche<br />
Vertreiber des Plagiats eine Unterlassungs -<br />
erklärung unterschrieben und Schaden -<br />
ersatz gezahlt.<br />
Der Spielzeugbagger „Liebherr Radlader“<br />
von Bruder Spielwaren (links das Original)<br />
wurde vom chinesischen Unternehmen<br />
Hengheng Toys Factory gefälscht. Die Jury<br />
des Negativpreises Plagiarius betont: „Die<br />
billigen Materialen – Gehäuse, Räder und<br />
so weiter – und die schlechte Verarbeitung<br />
(instabil, lose Kleinteile) spiegeln die minderwertige<br />
Qualität wider.“<br />
Die Sensibilisierung der Öffentlichkeit etwa<br />
durch den Plagiarius und durch Informationskampagnen<br />
hält Koppel vom Institut<br />
der Deutschen Wirtschaft für sehr wichtig.<br />
Er identifiziert allerdings auch weiter<br />
Handlungsbedarfe zur Verbesserung des<br />
Schutzes vor Produkt- und Markenpiraterie<br />
– insbesondere bei Schutzrechtsverletzungen<br />
im Nicht-EU-Ausland. Dazu gehören in erster<br />
Linie die Durchsetzung von Schutzrech-<br />
Hier sieht er die Bundesregierung in der<br />
Pflicht, auf ein entsprechendes Abkommen<br />
mit Peking zu drängen und einen wirksameren<br />
Schutz deutscher Schutzrechte vor Ort<br />
in China zu erwirken. Das chinesische<br />
Patentsystem habe in den zurückliegenden<br />
Jahren deutlich an Qualität gewonnen –<br />
was nicht zuletzt auch der Kooperation des<br />
Deutschen Patent- und Markenamts mit<br />
dem chinesischen Pendant CNIPA (vormals<br />
SIPO) geschuldet sein dürfte. „Doch gibt es<br />
in puncto Durchsetzung deutscher Schutzrechte<br />
in China noch viel zu tun“, mahnt<br />
Koppel an.<br />
Indes fordert er auch innerhalb Deutschlands<br />
und des EU-Binnenmarkts höhere<br />
Strafen für überführte Plagiatoren – etwa<br />
indem diese standardmäßig die gesamten<br />
Prozesskosten übernehmen müssten bis hin<br />
zu temporären oder dauerhaften Berufsund<br />
Verkaufsverboten. •<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19 69
qualitätssicherung<br />
Die vakuuminduzierte Desorption (Vidam)<br />
ermöglicht, chemisch-filmische Verunreinigungen<br />
auf der gesamten Produktoberfläche<br />
nachzuweisen, sie eindeutig zu identifizieren<br />
und ihren Ursachen zuzuordnen. Bild: Vacom<br />
Vakuum Komponenten & Messtechnik<br />
Verfahren zum Nachweis filmischer Verunreinigungen<br />
Sauber genug für den<br />
nächsten Prozessschritt?<br />
Qualitätssicherung | In punkto technische Sauberkeit<br />
rücken filmische Rückstände in den Fokus. Welche<br />
Verfahren und Systeme ermöglichen eine zuverlässige<br />
und wirtschaftliche Kontrolle?<br />
Sonderschau<br />
QSREIN 4.0<br />
Speziell zu diesem Thema gibt es auf der<br />
Messe Parts2clean vom 22. bis 24. Oktober<br />
2019 die Sonderschau QSREIN 4.0. Hier<br />
dreht sich alles um praktikable und nutzbringende<br />
4.0-Lösungen zur Qualitätssicherung<br />
in der industriellen Teilereinigung.<br />
Dies geht von Innovationsbausteinen für<br />
Reinigungschemie und -verfahren sowie für<br />
Mess-, Prüf- und Anlagetechnik bis zur<br />
maßgeschneiderten Prozessführung für<br />
adaptive Reinigungsprozesse.<br />
Die Sauberkeit von Bauteiloberflächen zählt<br />
heute in nahezu allen Branchen zu den<br />
wichtigen Qualitätsmerkmalen. Dabei standen<br />
in den vergangenen Jahren vor allem<br />
partikuläre Verunreinigungen im Mittelpunkt.<br />
Inzwischen werden jedoch auch filmisch/chemische<br />
Verschmutzungen zunehmend<br />
als qualitätsbeeinflussend wahrgenommen<br />
– beispielsweise von Ölen, Fetten,<br />
Kühlschmierstoffen, Rückständen von Korrosionsschutzmitteln<br />
und Konservierungsstoffen,<br />
von Trennmitteln sowie von weiteren<br />
Fertigungshilfsstoffen. Denn sie können<br />
für nachfolgende Fertigungsschritte wie Kleben,<br />
Schweißen, Härten, Beschichten, Lackieren,<br />
Bedrucken und Montage sowie für<br />
die Funktion der Bauteile störend sein. Reste<br />
von Reinigungs- und Spülmedien sowie<br />
biologische und ionische Kontaminationen<br />
können Folgeprozesse ebenfalls beeinträchtigen.<br />
Daraus resultiert, dass Teilehersteller und<br />
Betreiber von Reinigungssystemen immer<br />
häufiger mit der Sauberkeitsanforderung<br />
„öl- und fettfrei“ konfrontiert werden. Diese<br />
Vorgabe beschreibt allerdings keine quantifizierbare<br />
Sauberkeitsspezifikation. Zugegebenermaßen<br />
gestaltet sich die Definition<br />
von Grenzwerten bei filmischen Verunreinigungen<br />
deutlich schwieriger als bei Partikeln.<br />
Grund dafür ist nicht zuletzt, dass es in<br />
diesem Bereich für viele Fragestellungen<br />
noch keine geeigneten Messverfahren gibt.<br />
Industrie, Verbände und Forschungseinrichtungen<br />
arbeiten an entsprechender Messtechnik<br />
sowie an Handlungsempfehlungen<br />
und Regelwerken. Dazu zählt unter anderem<br />
die Richtlinie „Filmische Verunreinigen<br />
beherrschen“, die vom Fachverband industrielle<br />
Teilereinigung (FiT) basierend auf<br />
dem verfügbaren Stand der Technik erarbeitet<br />
wurde und auf der Messe Parts2Clean<br />
im Oktober 2019 in Stuttgart vorgestellt<br />
wird.<br />
Um filmische Verunreinigungen auf Bauteiloberflächen<br />
nachzuweisen, stehen verschiedene<br />
Verfahren zur Verfügung. Mit den<br />
einzelnen Methoden lassen sich üblicherweise<br />
bestimmte Substanzen beziehungsweise<br />
Bestandteile filmischer Verunreinigungen<br />
aufspüren. Je nach Aufgabenstellung kann<br />
es daher sinnvoll sein, mehrere Verfahren<br />
anzuwenden. Nachfolgend werden einige<br />
der meistverwendeten beziehungsweise neu<br />
entwickelten Methoden vorgestellt.<br />
Die Sichtprüfung, die visuell sowie gegebenenfalls<br />
unterstützt durch UV- oder Weißlicht<br />
erfolgt, zählt zu den einfachsten Nachweismethoden.<br />
Filmische Verunreinigungen<br />
lassen sich damit meist nur in „schweren“<br />
Fällen nachweisen.<br />
Jedes Material hat eine ihm eigene Oberflächenenergie<br />
(mN/m = Millinewton pro<br />
Meter). Darauf basiert der Einsatz von Testtinten.<br />
Es lässt sich damit bestimmen, ob die<br />
Oberfläche durch eine Flüssigkeit benetzbar<br />
70 <strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19
ist oder diese abperlt. Im letzteren Fall ist<br />
von einer nicht ausreichenden Reinigung<br />
auszugehen. Zur einfachen und schnellen<br />
Überprüfung der Oberflächenenergie stehen<br />
so genannte Testtinten – Flüssigkeiten mit<br />
definierten Oberflächenspannungen (von<br />
18,4 bis 105 mN/m) – und Teststifte zur<br />
Verfügung. Es empfiehlt sich, die Testtinten<br />
jeweils mit einem unbenutzten, sauberen<br />
Wattestäbchen aufzutragen und dieses nicht<br />
erneut in die Tinte zu tauchen. Dadurch lassen<br />
sich Verunreinigung der Tinte und damit<br />
eine Verfälschung des Ergebnisses vermeiden.<br />
Kontaktwinkelmessung<br />
Mit der Kontaktwinkelmessung<br />
kann die Benetzbarkeit<br />
einer<br />
Oberfläche zu -<br />
verlässig ermittelt<br />
werden.<br />
Bild: Krüss<br />
Kontaktwinkelmessung erlaubt<br />
fundierte Aussagen über die Benetzbarkeit<br />
Um die Benetzbarkeit der Bauteiloberfläche,<br />
die für die Qualität von Beschichtungen und<br />
Verklebungen von entscheidender Bedeutung<br />
ist, geht es auch bei der Kontaktwinkelmessung.<br />
Der Kontaktwinkel, auch<br />
Grenz- oder Benetzungswinkel, bezeichnet<br />
dabei den Winkel, den ein Flüssigkeitstropfen<br />
an der Oberfläche eines Feststoffes bildet.<br />
Je kleiner der Kontaktwinkel ist, desto<br />
besser lässt sich die Bauteiloberfläche von<br />
der Flüssigkeit benetzen.<br />
Bei einer Kontaktwinkelmessung wird<br />
mittels eines Dosiersystems ein Tropfen einer<br />
Testflüssigkeit auf die zu untersuchende<br />
Bauteiloberfläche aufgebracht. Die Kontur<br />
des Tropfens wird mit einer Kamera aufgenommen<br />
und das Videobild ausgewertet. Inzwischen<br />
stehen für die Messung auch mobile<br />
Geräte zur Verfügung, die zum Teil zwei<br />
Testflüssigkeiten – eine polare und eine unpolare<br />
– gleichzeitig einsetzen. Mit nur einem<br />
Klick werden beide Flüssigkeiten vollautomatisch<br />
parallel dosiert und alle Kontaktwinkel<br />
gleichzeitig analysiert. Das Ergebnis<br />
der Messung erlaubt fundierte Aussagen<br />
über die Benetzbarkeit durch wässrige<br />
oder organische Flüssigkeiten, zum Beispiel<br />
für Beschichtungen.<br />
Bei der Aerosol-Benetzungsprüfung erzeugt<br />
ein Ultraschallzerstäuber ein definiertes<br />
Wasseraerosol. Es bildet abhängig von<br />
der Oberflächenenergie der zu prüfenden<br />
Oberfläche ein spezifisches Tropfenmuster.<br />
Die Tropfen werden automatisch von einem<br />
Kamerasystem aufgenommen und mithilfe<br />
einer Bildverarbeitungssoftware dargestellt.<br />
Anhand der Tropfengrößenverteilung kann<br />
die Benetzungsfähigkeit der Oberfläche charakterisiert<br />
werden. Das Verfahren ist sowohl<br />
zur automatisierten Kontrolle der Benetzungsfähigkeit<br />
von Oberflächen im industriellen<br />
Umfeld als auch für Laboruntersuchungen<br />
einsetzbar.<br />
Die Fluoreszenzmessung basiert auf der<br />
Eigenschaft organischer Substanzen wie<br />
Ölen, Fetten und Wachsen bei Anregung mit<br />
UV-Licht zu fluoreszieren. Nicht-fluoreszierende<br />
Stoffe wie beispielsweise Silikonöle<br />
können durch die Beimischung von fluoreszierenden<br />
Farbstoffen als Fluoreszenzmarker<br />
detektierbar gemacht werden. Für die<br />
Anregung kommen bevorzugt definierte, geregelte<br />
und möglichst überwachte UV-Lichtquellen<br />
zum Einsatz. Die Fluoreszenzintensität<br />
wird durch einen Photodetektor erfasst.<br />
UV-Reflexionsanteile werden durch<br />
Spektralfilter entfernt.<br />
Für diese bewährte und schnelle Methode<br />
zum berührungslosen Nachweis organischer<br />
Substanzen direkt auf Metalloberflächen<br />
stehen kompakte Handmessgeräte zur<br />
Verfügung, die fertigungsnah und flexibel<br />
auf kleinen und großen Bauteilen eingesetzt<br />
werden können. Darüber hinaus ermöglichen<br />
Inline-Messsysteme die fertigungsintegrierte<br />
100-Prozent-Kontrolle. Die gemessene<br />
Fluoreszenzintensität wird meist in relativen,<br />
normierten Einheiten wie beispielsweise<br />
RFU (Relative Fluorescence Unit) ausgegeben.<br />
Je höher die Fluoreszenzintensität,<br />
desto mehr Restschmutz befindet sich auf<br />
dem Teil.<br />
Vakuuminduzierte Desorption<br />
identifiziert Verunreinigungen<br />
Die bisher beschriebenen Verfahren ermöglichen<br />
eine qualitative oder semi-quantitative<br />
(vergleichende) Bewertung des Sauberkeitszustandes.<br />
Doch können sie keinen<br />
Hinweis zur Ursache beziehungsweise Herkunft<br />
der Verunreinigungen liefern. Dagegen<br />
lassen sich mithilfe der vakuuminduzierten<br />
Desorption chemisch-filmische Verunreinigungen<br />
nicht nur auf der gesamten<br />
Produktoberfläche nachweisen, sondern die<br />
Verunreinigungen auch eindeutig identifizieren<br />
und ihren Ursachen zuordnen. Das<br />
Messgerät liefert quantitative Messwerte in<br />
Gramm pro Oberfläche oder pro Bauteil<br />
und ermöglicht damit die Festlegung zweckmäßiger<br />
Prüfwerte. Sowohl einzelne Bauteile<br />
als auch Baugruppen können zerstörungsfrei<br />
und vollautomatisch direkt in der Prozesskette<br />
geprüft werden. •<br />
Doris Schulz<br />
Journalistin in Korntal<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19 71
produkte<br />
Schwingungen bei<br />
Greifern vermeiden<br />
Roboterbahnplanung | Durch die Roboterbeschleunigung und<br />
-verzögerung unterliegen Greiferkomponenten sich ändernden<br />
Krafteinwirkungen. Die Roboterbahnplanung hat einen<br />
entscheidenden Einfluss auf das Schwingungsverhalten.<br />
Zwei Faktoren sind für das Vermeiden<br />
von Schwingungen und<br />
für den zuverlässigen Betrieb<br />
eines Greifersystems verantwortlich:<br />
die Krafteinwirkung<br />
und die Roboterbahnplanung.<br />
Für eine Bewertung des Roboterpfads<br />
und des Greifers während<br />
des laufenden Prozesses<br />
(Run at Rate) sind autarke Beschleunigungssensoren<br />
anwendbar.<br />
Per Wifi kann man sich mit<br />
einem im Trec integrierten Webserver<br />
verbinden, nimmt die Be-<br />
schleunigungen am Greifersystem<br />
auf und speichert dies ab.<br />
Per Smartphone, Tablet oder<br />
Notebook kann dann eine Auswertung<br />
der Beschleunigungswerte<br />
erfolgen. Neben dem autarken<br />
Messsystem Trec bietet<br />
Tünkers einen EGBE-Sensor an,<br />
der stationär am Greifersystem<br />
installiert wird.<br />
Die Auswertung erlaubt<br />
wichtige Rückschlüsse auf tatsächliche<br />
Belastungen und Belastungsspitzen,<br />
Schwingungsverhalten,<br />
Qualität und Optimierungspotential<br />
der Roboterprogrammierung,<br />
Greiferstruktur,<br />
Früh erkennung von mög -<br />
lichem Materialversagen und<br />
Erkennung von nicht sichtbaren<br />
Strukturdefekten etwa nach einem<br />
Crash. Mit Hilfe der Daten<br />
kann der Kunde den Zustand<br />
der Anlage überwachen und<br />
bei Störungen eine Diagnose<br />
durchführen. Zudem können<br />
Wartungen gezielt vorgenommen<br />
werden. •<br />
Per Smartphone, Tablet<br />
oder Notebook können<br />
die Beschleunigungswerte<br />
analysiert werden.<br />
Bild: Tünkers<br />
Schnell und kraftvoll auf<br />
kurzen Strecken<br />
Elektroschlepper | Leichte und mittelschwere Anhänger<br />
schnell, sicher und einfach auf kurzen Strecken<br />
bewegen: Mit diesem Ziel hat der Kaiser +<br />
Kraft den Mini-Elektroschlepper Takktor T2000<br />
entwickelt. Der Premium-Schlepper aus der haus -<br />
eigenen Eurokraft-Reihe ist mit Kupplung und Ladegerät<br />
ausgestattet und besitzt eine Zugkraft von<br />
2000 kg 315 kg Eigengewicht. Mit dem Mini-<br />
Schlepper bietet der Hersteller eine kompakte<br />
Alternative für alle Firmen, die ihre Mitarbeiter<br />
körperlich entlasten und zugleich Arbeitsabläufe<br />
beschleunigen und sicher gestalten wollen. •<br />
Schnittstellen ohne Ende<br />
Box-PCs | Die neue Baureihe der kompakten Box-<br />
PCs MXE-1500 von Adlink bietet eine Vielzahl von<br />
Schnittstellen, drei unabhängige Display-Ausgänge<br />
und Platz für eine 2,5“-Sata-Festplatte. Alle Modelle<br />
basieren auf CPUs des Typs Celeron Quad Core<br />
N3160 bis 2,24 GHz oder<br />
Dual Core N3060<br />
bis 2,48 GHz. Die<br />
Box-PCs sind lüfterlos<br />
und können<br />
mit eingebauter SSD<br />
oder CFast-Speicher karte<br />
in Umgebungstemperaturen von<br />
-20 bis +70 °C betrieben werden. Die Schnittstellen-<br />
Ausstattung ist opulent und bietet unter anderem<br />
drei Mal Gigabit-Ethernet, sechs serielle Schnittstellen<br />
oder vier serielle Schnittstellen und einen Display-Port,<br />
zwei Mal USB 3.0, fünf Mal USB 2.0<br />
(davon einen intern), je vier digitale Eingänge und<br />
Ausgänge, ein Mal Mini-PCIe und einen USIM-<br />
Steckplatz für die Mobilfunk-Kommunikation. •<br />
72 <strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19
Flexible Verbindung von<br />
Getrieben und Motoren<br />
Schaltschrank übernimmt<br />
Steuerungsregelung<br />
Adapter | Für die Simogear-Getriebe präsentiert Siemens<br />
einen Kupplungsadapter zur Anbindung der Getriebe<br />
an Siemens-Servomotoren. Er erleichtert das Handling,<br />
denn statt pro Motor mit jeweils eigenem Adapter können<br />
mit der flexiblen Lösung verschiedene Getriebetypen<br />
mit unterschiedlichen Servomotoren verbunden<br />
werden. Der Adapter in Ausführung KS03 bis KS05 aus<br />
Aluminium eignet sich für Motoren der Baureihen<br />
S-1FL6, S-1FK2, S-1FK7, S-1FT7 und M-1PH8. Die<br />
Vorteile sind die einfache<br />
Montage/Demontage, was<br />
Stillstandzeiten und Kosten<br />
reduziert, optimierte<br />
Lagerhaltung sowie die<br />
standardmäßig spielfreie<br />
Ausführung ohne Pass -<br />
federverbindung. •<br />
Pumpenautomatisierung |<br />
Phoenix Contact bietet mit<br />
Pumpcontrol eine intelligente<br />
Automatisierungslösung für<br />
Pumpstationen mit Fernwirk -<br />
anbindung. Die installationsfertig<br />
aufgebaute Schaltschranklösung<br />
übernimmt alle Steuerungs-<br />
und Regelungsaufgaben<br />
für die dezentralen Pump sta -<br />
tionen. Über das Mobilfunk -<br />
netz kann das System mit der<br />
Leitzentrale kommunizieren.<br />
Das Kommu nikationsprotokoll<br />
OPC ermöglicht die einfache<br />
Integration in das Leitsystem,<br />
sodass die Prozesse der Pumpstationen<br />
aus der Ferne überwacht<br />
werden können. Die<br />
Visualisierung bietet dem Betreiber<br />
vor Ort eine schnelle Identifizierung<br />
von möglichen Störungsmeldungen.<br />
•<br />
Intelligent Testing<br />
Keine Kompromisse bei der<br />
Sicherheit<br />
www.zwickroell.com<br />
ProLine bis 100 kN<br />
Ob Sicherheitsgurt, Airbag oder Motorradhelme, bei der<br />
Qualitätskontrolle von sicherheitsrelevanten Produkten<br />
gibt es keine Kompromisse. Die ProLine von ZwickRoell<br />
ist die ideale Prüfmaschine für Funktionsprüfungen an<br />
<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19 73
produkte<br />
Sicherheitssteuerung<br />
für kleine Budgets<br />
Peripherie | Für die integrierte funktionale Sicherheit setzt<br />
Kendrion auf Standard Codesys als Programmierumgebung<br />
sowie Ethercat als Feldbus und weitet mit drei neuen<br />
Sicherheitskomponenten sein Produktportfolio weiter aus.<br />
Die neuen Kuhnke FIO Safety<br />
I/O Module ergänzen die bestehende<br />
Sicherheitssteuerung und<br />
machen auf kostengünstige Weise<br />
viele neue Anwendungen sicher.<br />
Das modulare, Ethercatbasierte<br />
E/A-System ermöglicht<br />
die Integration sicherer sowie<br />
nicht sicherheitsrelevanter Module.<br />
Es ist eine praktikable<br />
Lösung für die gesamte Periphe -<br />
rie-Erweiterung bei geringeren<br />
Kosten für Engineering und<br />
Inbetriebnahme. Als Remote I/O<br />
wird es mittels Buskoppler an<br />
die übergeordnete Steuerung angebunden.<br />
Oder Sicherheits-SPS<br />
und E/A-Module erweitern die<br />
Controller als modulare SPS.<br />
Die neuen FSoE-Module stellen<br />
entweder 16 digitale Eingänge<br />
plus vier digitale Ausgänge,<br />
acht digitale Eingänge plus zwei<br />
digitale Ausgänge oder 16 digitale<br />
Eingänge zur Verfügung.<br />
Alle Ein- und Ausgänge entsprechen<br />
der Kategorie 4, PL e (EN<br />
ISO 13849-1) und SIL 3 nach<br />
IEC 61508/62061. Die Eingänge<br />
erfassen zum Beispiel Sensoren<br />
mit potentialfreien Kontakten<br />
und können mit den auf<br />
dem Modul vorhandenen oder<br />
externen Testpulsausgängen verknüpft<br />
werden. Die Ausgänge<br />
schalten völlig unabhängig voneinander<br />
alle 24 VDC Verbraucher,<br />
die sicher abgeschaltet werden<br />
müssen. •<br />
Das modulare, Ethercatbasierte<br />
E/A-System von<br />
Kendrion ermöglicht die<br />
Integra tion sicherer, aber<br />
auch nicht sicherheits -<br />
relevanter Module.<br />
Bild: Kendrion Kuhnke<br />
Modularer Aufbau für<br />
mehr Flexibilität<br />
Hallenbeleuchtung nur nach Bedarf<br />
Lichtsteuerungen | Wasco hat eine<br />
tageslichtabhängige, präsenzgesteuerte<br />
Lösung zur intelligenten<br />
Lichtsteuerung entwickelt. Sie trägt<br />
zur Reduzierung der Energiekosten<br />
bei und ermöglicht eine hohe<br />
Lichtqualität. Das Komplettsystem<br />
aus LED-Hallen-Lichtbändern,<br />
Lichtsteuerung und DALI-Präsenzmelder<br />
passt das Helligkeitsniveau<br />
automatisch an und sorgt so für<br />
gute Arbeitsbedingungen. Mit einer<br />
Effizienz von 160 lm/W zeichnen<br />
sich die Leuchten Redox, Madox<br />
und Indox durch eine hohe Lichtausbeute<br />
bei gleichzeitig niedrigem<br />
Energieeinsatz aus. Die Anlage orientiert<br />
sich an zwei Umgebungsparametern:<br />
Zum einen reagiert sie<br />
auf Bewegungen, zum anderen orientiert<br />
sich die Lichtsteuerung am<br />
Tageslicht, das beispielsweise<br />
durch Dachfenster ins Gebäude<br />
einfällt.<br />
•<br />
Getriebe | Das modular<br />
aufgebaute<br />
Schneckengetriebe<br />
VE31 von Groschopp<br />
ist in verschiedenen<br />
Ausführungen<br />
mit Deckel,<br />
Abtriebswellen,<br />
Fuß, Flanschen,<br />
Voll- oder Hohlwelle<br />
erhältlich. Es bietet einen guten Wirkungsgrad,<br />
verschiedene Befestigungsmöglichkeiten,<br />
einen geräuscharmen Betrieb sowie ein modernes<br />
Design. Darüber hinaus sind für höhere<br />
Belastungen Spezialausführungen mit Motorwellenabstützung<br />
erhältlich. Das Drehmoment<br />
liegt je nach Untersetzung, Betriebsart und<br />
Schmierstoff bei bis zu 18 Nm, die Untersetzung<br />
reicht von i = 5 bis i = 75. Das VE40 ist<br />
der große Bruder des VE31 und lässt sich ebenfalls<br />
mit Deckel, Fuß oder verschiedenen Flanschen<br />
flexibel an die jeweilige Anwendung anpassen.<br />
Es kann in allen Positionen am Motor<br />
betrieben werden.<br />
•<br />
74 <strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19
PRÄZISION ÜBERZEUGT<br />
Energie sparen und<br />
Leistung steigern<br />
Stromregelung | Mit dem Modul X20SM1436-1 hat B & R<br />
seine Produktpalette um ein X20-Modul ergänzt. Damit<br />
können Schrittmotoren mit Betriebsspannungen von 18 bis<br />
60 VDC bei Nennströmen bis 2,5 A betrieben werden.<br />
Je nach Betriebssituation<br />
und Last regelt das Modul<br />
den Strom nach unten.<br />
Bild: B & R<br />
MIT UNSEREN<br />
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ZU ERGEBNISSEN.<br />
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nahezu jede PC-Software und mit<br />
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Mit seiner Current-Reduction-Funktion hat<br />
B & R eine sensorlose, lastabhängige Stromregelung<br />
integriert, mit der die Leistung des<br />
Moduls erheblich gesteigert wird. Das Modul<br />
regelt je nach Betriebssituation und Last den<br />
Strom nach unten. Dadurch sind Energieeinsparungen<br />
von bis zu 75 % möglich. Auch die<br />
Verlustleistung und Wärmeentwicklung werden<br />
dadurch reduziert. Gleichzeitig bewirkt die<br />
Stromregelung eine Verbesserung der Laufruhe<br />
des Schrittmotors. Zum Eigenschutz besitzt das<br />
Schrittmotormodul eine Einschaltstrombegrenzung<br />
und einen kurzschluss- und überlastsicheren<br />
Motorausgang.<br />
Das Modul verfügt über vier digitale<br />
24-VDC-Eingänge. Drei davon können als<br />
ABR-Encodereingänge mit einer Eingangsfrequenz<br />
von 50 kHz bei Vierfach-Auswertung<br />
konfiguriert werden. Darüber hinaus verfügen<br />
alle digitalen Eingänge über eine Drahtbruchüberwachung.<br />
Die Betriebssicherheit wird dadurch<br />
erhöht. Um Schlupf zu erkennen, wurde<br />
das Modul mit einer Stall-Detection ausge -<br />
stattet.<br />
•<br />
Erste Hilfe. Selbsthilfe.<br />
Wer sich selbst ernähren kann,<br />
führt ein Leben in Würde.<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19 75
produkte<br />
Vollredundante<br />
Steuerung<br />
Sicherheits-SPS | Die modulare SPS-Serie Melsec IQ-R<br />
von Mitsubishi Electric ist als vollredundantes Steuerungspaar<br />
erhältlich. Damit erfüllt sie die Sicherheitsstufe 2<br />
(Safety Integrity Level 2, SIL 2) nach IEC 61508.<br />
Das SPS-Redundanzpaar erfüllt<br />
gemäß Zertifizierung durch den<br />
TÜV Rheinland die Anforderungen<br />
dieser Norm an die<br />
funktionale Sicherheit für den<br />
internationalen Markt. Die<br />
Richtlinien innerhalb des Redundanzstandards<br />
erfordern ein<br />
vollständig dupliziertes SPS-Gehäuse<br />
mit sämtlichen Modulen,<br />
auf das bei Ausfall des Primärsystems<br />
sofort umgeschaltet<br />
wird.<br />
Die Programmierplattform<br />
GX Works3 bietet eine gemein-<br />
same Umgebung für die Programmierung<br />
der Prozess- und<br />
Sicherheitssteuerung. Dies ermöglicht<br />
die Ausführung von integrierten<br />
Prozess- und Sicherheitssteuerungsprogrammen<br />
mit<br />
einem einzigen CPU-Modul,<br />
wodurch der Zeit- und Kostenaufwand<br />
für die Anschaffung<br />
und Installation einer separaten<br />
Sicherheitssteuerung entfällt.<br />
Da Prozesssicherheit und Zuverlässigkeit<br />
die Hauptgründe<br />
für redundante Automatisierungssteuerungen<br />
sind, wurde<br />
die grundlegende Redundanz -<br />
architektur um eine weitere<br />
Schutzschicht erweitert: Neben<br />
Spannungsversorgungsmodul,<br />
Basiseinheit und Netzwerkmodul<br />
umfasst die Sicherheitsver -<br />
sion der SPS ein Set bestehend<br />
aus SIL-2-Prozess-CPU-Modul<br />
und separatem SIL-2-Funk -<br />
tionsmodul. Dies gewährleistet<br />
einen kontinuierlichen Betrieb<br />
durch Umschalten in den Standby-Betrieb<br />
bei einem Fehler in<br />
der Steuerung. •<br />
Mit einer leistungs -<br />
fähigen SPS, nahtloser<br />
Umschaltung und integrierter<br />
Sicherheitssteuerung<br />
bietet die Serie<br />
Vorteile bei den<br />
Gesamtbetriebskosten.<br />
Bild: Mitsubishi Electric<br />
Hohe Performance für<br />
industrielle Anwendungen<br />
Computer | Fortec hat den kompakten 3,5“ Single-Board-<br />
Computer (SBC) IB822 von Ibase Technology ins Programm<br />
aufgenommen. Er bietet eine hohe Performance bei niedriger<br />
Leistungsaufnahme für industrielle Anwendungen. Antrieb<br />
des Boards in Industriequalität ist entweder ein Intel Pentium<br />
Silver J5005 oder Celeron J4005 Prozessor. Mit industriellen<br />
Schnittstellen wie etwa COM, LVDS und Watchdog Timer<br />
eignet sich der Computer besonders für industrielle<br />
und industrienahe<br />
Applika tionen.<br />
Die Kühlung<br />
erfolgt ohne Lüfter<br />
mit Heatspreader<br />
über das Kundengehäuse<br />
oder Kühlkörper. Von der<br />
Stange verfügt der SBC über zwei Mal DDR4-2400 SO-<br />
DIMM Sockets mit maximal 8 GB Arbeitsspeicher. Er bietet<br />
zwei Intel 210AT PCI-E Gigabit LAN sowie Digital I/Os, iS-<br />
MART und Watchdog Timer. Auf dem Board sind zwei M.2<br />
Key-B/E (2230) Sockets integriert.<br />
•<br />
Ritzellagerung nimmt<br />
Zahnkräfte auf<br />
Rundschalttische | Die neuen<br />
Präzisions-Rundschalttische<br />
der Reihe MRS (Motor<br />
Ready Sealed) von Nexen<br />
sind nach Schutzart IP65<br />
abgedichtet und für den<br />
Anschluss an eine Motor-<br />
Getriebe-Kombination vorbereitet.<br />
Sie vereinen alle Vorteile der Rollen -<br />
ritzel-Zahnkranz-Systeme: hohe Präzision, Spielfreiheit,<br />
hohe Drehmomentfähigkeiten und Beschleunigung.<br />
Dank der hohen Übersetzung zwischen Rollenritzel und<br />
Zahnkranz können Anwender das System über einen<br />
Servomotor direkt antreiben und kommen ohne Reduktionsgetriebe<br />
aus. Die aus dem Rollenritzel-Antrieb resultierenden<br />
Zahnkräfte werden von der Lagerung des<br />
Ritzels aufgenommen, wodurch die Motorwelle keinen<br />
radialen Kräften ausgesetzt ist. Dadurch entfällt eine<br />
kostenintensive Schwerlastausführung des Antriebs. •<br />
76 <strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19
Hohe Momente auch bei<br />
niedrigen Drehzahlen<br />
Drehen und Fräsen<br />
mit hohen Momenten<br />
Motoren | Baumüller erweitert<br />
sein Portfolio der High-Torque-<br />
Motoren um die Serie<br />
DST2-560 mit einer Achshöhe<br />
von 560 mm. Es sind die größten<br />
Motoren, die der Hersteller<br />
in Serie anbietet. Mit einem<br />
maximalen Drehmoment von<br />
bis zu 80.000 Nm eignen sie<br />
sich für den Einsatz in unterschiedlichen<br />
Branchen<br />
und Anlagen<br />
wie etwa Servopressen,<br />
Extrudern und<br />
Shreddern. Die wassergekühlten<br />
Motoren<br />
bieten auch bei<br />
niedrigen Drehzahlen<br />
hohe Momente<br />
und punkten mit<br />
hervorragenden<br />
Rundlaufeigenschaften, robuster<br />
Bauweise und einer glatten,<br />
nicht schmutzanfälligen Gehäuseoberfläche.<br />
Speziell für Schiffe<br />
sind die Motoren optional mit<br />
Wingmounts verfügbar. Diese<br />
diametral am Außendurchmesser<br />
des Motors angeordneten<br />
Füße erleichtern die Integration<br />
in die Schiffskonstruktion. •<br />
Spindeln | Ob beim<br />
Fräsen oder Drehen –<br />
für die Dreh-Frässpindeln<br />
von Sauter sind<br />
hohe Momente kein<br />
Problem. Bei Fräsbearbeitungen<br />
überzeugt<br />
die hohe Antriebsleistung,<br />
bei Drehanwendungen<br />
verriegelt das System eine dreiteilige Hirth-<br />
Verzahnung und hält die Spindel exakt in Position.<br />
Die Verriegelungseinheit kann die bei der Bearbeitung<br />
eines Werkstücks entstehenden Querkräfte optimal<br />
aufnehmen. Damit lassen sich auch Drehbearbeitungen<br />
mit großen Drehmomenten realisieren. So ist die<br />
effektive Zerspanung von harten und zähen Werkstoffen<br />
möglich. Optional bietet der Hersteller seine<br />
Spindeln auf ein- und zweiachsigen Schwenkeinheiten<br />
an. Damit ist die effiziente 5-Achsen-Bearbeitung<br />
komplexer Werkstücke möglich. Das Resultat: ein<br />
hohes Zeitspanvolumen bei höchster Formgüte. •<br />
Flexibilität dank Querverbindung<br />
Reihenklemmen | Zum Anschließen eines Drehstrommotors<br />
bietet Weidmüller im Klippon-Connect-Programm die 5,1 mm<br />
breite Motoranschlussklemme AMC 2.5. Mit ihr lassen sich<br />
alle drei Phasen plus PE-Leiter anschließen.<br />
Der PE-Anschluss ist als<br />
Omega -Feder ausgeführt, das<br />
heißt, sobald der Anwender die<br />
Klemme auf die Tragschiene<br />
aufrastet, wird ein zuverlässiger<br />
Kontakt hergestellt. Die Motoranschlussklemme<br />
ist ein maßgeschneidertes<br />
Applikationsprodukt<br />
zur Steigerung der Produktivität<br />
und Sicherheit im Schaltschrank-<br />
und Maschinenbau.<br />
Die Klemmen können mit<br />
oder ohne integrierte Abschlussplatte<br />
eingesetzt werden. Die<br />
Variante AMC 2.5 (Breite:<br />
6,1 mm) mit integrierter Abschlussplatte<br />
ist für 800-V-Ap-<br />
plikationen nutzbar. Eine effiziente<br />
Potenzialverteilung innerhalb<br />
der Motoranschlussklemme<br />
ist durch den Einsatz vertikaler<br />
Querverbindungen möglich;<br />
einzelne Ebenen werden so<br />
schnell und sicher verbunden.<br />
Die Bemessungsdaten im Einzelnen:<br />
Bemessungsspannung<br />
690 V (IEC), 150 V (UL); Bemessungsstrom<br />
22 A (IEC), 20<br />
(UL); Leiterquerschnitt 0,14 bis<br />
2,5 mm 2 (AWG 28 bis 12). Ein<br />
durchgängiger Querverbindungskanal<br />
in jeder Ebene erhöht<br />
die Flexibilität und spart<br />
Verdrahtungszeit. Die Querverbinder<br />
lassen sich einfach anpassen<br />
und kennzeichnen. Der<br />
einheitliche Prüf- und Testabgriff<br />
auf jeder Ebene vereinfacht<br />
die Wartung und Fehlersuche.<br />
Streifenmarkierer sorgen für<br />
eine effektive Betriebsmittelkennzeichnung,<br />
denn sie lassen<br />
sich besonders schnell erstellen<br />
und streifenweise anbringen. •<br />
Vertikale Querverbindungen<br />
ermöglichen die<br />
Potenzialverteilung innerhalb<br />
der Motoranschlussklemme.<br />
So werden<br />
einzelne Ebenen schnell<br />
und sicher verbunden.<br />
Bild: Weidmüller<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19 77
produkte<br />
Reibungsarmer<br />
Abrollvorgang<br />
Drahtwälzlager | Bei den Drahtwälzlagern von Franke sind<br />
einzelne Laufringe aus Draht mit einer Laufbahn versehen,<br />
die exakt an den Durchmesser angepasst ist. So erfolgt der<br />
Abrollvorgang reibungsarm auf den vier offenen Laufringen.<br />
Lagerelemente mit Kreuzrollen<br />
(Typ LEW) eignen sich für mittlere<br />
Drehgeschwindigkeiten und<br />
Genauigkeiten. Sie überzeugen<br />
durch leichten Lauf, hohe Steifigkeit<br />
und kompakten Einbauraum.<br />
Sie bestehen aus zwei Innen-<br />
und zwei Außenlaufringen<br />
und einem Kunststoffkäfig mit<br />
Laufrollen. Die Laufringe sind<br />
an einer Stelle geteilt und können<br />
dadurch unterschiedliche<br />
Temperaturausdehnungen kompensieren.<br />
Durch die Linienberührung<br />
bleibt der Drehwiderstand<br />
konstant niedrig – auch<br />
bei ungleichen Lastsituationen.<br />
Lagerelemente vom Typ LEW<br />
werden in der Regel spielfrei<br />
eingebaut.<br />
Drehverbindungen mit Laufrollen<br />
(Typ LVG) sind einbaufertige<br />
Komplettlager mit integriertem<br />
Drahtwälzlager. Aufgebaut<br />
als 2-reihiges Schrägrollenlager<br />
bestehen sie aus Gehäuseringen<br />
aus Aluminium und zwei integrierten<br />
Lagerelementen mit<br />
Laufrollen. Die Drehverbindungen<br />
eignen sich für höchste<br />
Belastungen. Sie überzeugen<br />
durch hohe Steifigkeit, geringen<br />
Drehwiderstand und geringes<br />
Gewicht. Ausgelegt als Rollen -<br />
lager nehmen sie gleich hohe<br />
Belastungen aus allen Richtungen<br />
auf und sind unempfindlich<br />
gegenüber Stößen und Vibra -<br />
tionen. Die Drehverbindungen<br />
sind beidseitig abgedichtet. •<br />
Die Kreuzrollenlager<br />
LEW überzeugen durch<br />
leichten Lauf und hohe<br />
Steifigkeit. Die Kunden<br />
können den Durchmesser<br />
selbst festlegen (Ø 400<br />
bis 2000 mm).<br />
Bild: Franke<br />
Bremswiderstand kann komplett<br />
entfallen<br />
Zuverlässiger Schutz für<br />
Mensch und Maschine<br />
Energiespeicher | Um beim Abbremsen<br />
dynamischer Maschinen<br />
keine Energie zu verschwenden,<br />
hat LTI Motion das Automatisierungssystem<br />
System One<br />
CM entwickelt. Das Ethercat-<br />
basierte System besteht aus der<br />
Steuerung Motion One CM, der<br />
zentralen Einspeiseeinheit und<br />
den anreihbaren Mehrachs -<br />
reglern Servo One CM (CM =<br />
Compact Multiaxis). Der gemeinsame<br />
DC-Bus dient als<br />
Energiespeicher und -versorger<br />
für alle Achsen. Durch die Programmierung<br />
der zeitlich versetzten<br />
Lastspiele kann der<br />
Kunde einige Achsen beschleunigen,<br />
während andere abgebremst<br />
werden. Im Idealfall lässt<br />
sich das Timing so optimieren,<br />
dass der Bremswiderstand komplett<br />
entfallen könnte. Es wird<br />
lediglich ein kleiner Bremswiderstand<br />
für einen Notstopp be -<br />
nötigt. Das System kann nicht<br />
nur Servoachsen, sondern auch<br />
Asynchronmotoren betreiben.<br />
So kann auf externe Frequenzumrichter<br />
verzichtet werden.<br />
•<br />
Sicherheitsventil | Das Entlüftungsventil<br />
AS3-SV von Aventics gewährleistet<br />
zuverlässig normgerechte<br />
Sicherheit auch bei kurzen Taktzeiten.<br />
Anwender können es modular in die<br />
Wartungseinheiten der Serie AS integrieren<br />
oder flexibel als Stand-alone-<br />
Produkt positionieren. Durch den<br />
redundanten Aufbau und die zweikanalige<br />
Signalverarbeitung mit Selbstüberwachung<br />
können Anwender<br />
sicherheitsrelevante Steuerungen der<br />
Kategorie 4 sowie den höchsten Performance<br />
Level „e“ (PLe) nach ISO 13849-1 erreichen. Das<br />
Ventil übernimmt die Sicherheitsfunktionen redundantes<br />
Entlüften sowie den Schutz vor unerwartetem<br />
Belüften. Dieser verhindert einen ungewollten<br />
Anlauf der Zylinder und damit potenzielle<br />
Unfälle. Es schaltet die Druckluftversorgung<br />
nur ein, wenn alle Bedingungen zum sicheren<br />
Anlauf der Maschine erfüllt sind. Im Fehlerfall<br />
oder bei einer Not-Ausschaltung entlüftet das<br />
Ventil die Arbeitsleitungen. •<br />
78 <strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19
vorschau 12/13.19<br />
Digitale Vernetzung<br />
Industrie 4.0 funktioniert nur, wenn Maschinen,<br />
Automation und IT-Systeme Daten ungehindert<br />
austauschen können. Mit seiner Initiative<br />
für eine einfache Konnektivität hat der<br />
Werkzeugmaschinenverband VDW zusammen<br />
mit seinen Mitgliedern eine Grundvoraussetzung<br />
fürs effiziente Vernetzen geschaffen. Die<br />
Schnittstelle Umati ist auf dem Weg zum internationalen<br />
Standard und soll ganz neue Möglichkeiten<br />
eröffnen. Bild: DMG Mori<br />
Messe Moulding Expo<br />
Dass er nach wie vor Weltspitze ist, zeigt der<br />
deutsche Werkzeug- und Formenbau ab 21.<br />
Mai in Stuttgart. Alles Wichtige rund um die<br />
Moulding Expo in unserer nächsten Ausgabe.<br />
Technischer Einkauf<br />
Am Industriearbeitsplatz 4.0 kommt Qualitätswerkzeugen<br />
eine wichtige Rolle zu. Systempartner<br />
Hoffmann überträgt seine Erfahrung<br />
mit Qualitätswerkzeugen in die digitale Welt.<br />
erscheint montags Impressum<br />
ISSN 0019–9036<br />
Organ des Wirtschaftsverbands Stahl- und Metallverarbeitung<br />
e.V. (WSM), Düsseldorf, Hagen. Die Mitglieder<br />
des Verbandes erhalten den <strong>Industrieanzeiger</strong> im Rahmen ihrer<br />
Mitgliedschaft. Zusammenarbeit im Fachbereich der Gießereitechnik<br />
mit der Zentrale für Gussverwendung, Düsseldorf.<br />
Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />
Mitherausgeber: Prof. Dr.-Ing. Christian Brecher (Werkzeug-<br />
maschinen); Prof. Dr.-Ing. Thomas Bergs (Technologie der<br />
Fertigungsverfahren); Prof. Dr.-Ing. Robert Schmitt (Fertigungsmesstechnik<br />
und Qualitätsmanagement);<br />
Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Wirt.-Ing. Günther Schuh (Produktions-<br />
systematik), WZL RWTH Aachen<br />
Verlag: Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />
Geschäftsführer: Peter Dilger<br />
Verlagsleiter: Peter Dilger<br />
Chefredakteur:<br />
Dipl.-Ing. (FH) Werner Götz (gö), Phone +49 711 7594–451<br />
Stellv. Chefredakteur:<br />
Dipl.-Betriebswirt (FH) Dietmar Kieser (dk),<br />
Phone +49 711 7594–454<br />
Redaktion:<br />
Dipl.-Inf. (FH) Uwe Böttger (ub), Phone +49 711 7594–458;<br />
M. Litt. Sanja Döttling (sd), Phone +49 711 7594–342;<br />
Kyra Kutter (kk), Phone +49 711 7594–475;<br />
B. A. (FH) Nora Nuissl (nu), Phone +49 711 7594–391;<br />
M. A. Nico Schröder (sc), Phone +49 170 6401879;<br />
Susanne Schwab (su), Phone +49 711 7594–444;<br />
Dipl.-Ing. Olaf Stauß (os), Phone +49 711 7594–495;<br />
Dipl.-Ing. (FH), Dipl.-Infowirtin (FH) MonaWillrett (mw),<br />
Phone +49 711 7594–285<br />
Ständige freie Mitarbeiter:<br />
Dipl.-Ing. Volker Albrecht, Karin Faulstroh (kf),<br />
Michael Grupp (mg), Sabine Koll (sk), Markus Strehlitz (ms),<br />
Henriette Steuer (hs)<br />
Redaktionsassistenz: Daniela Engel, Phone +49 711 7594–452,<br />
Fax –1452, E-Mail: daniela.engel@konradin.de<br />
Layout: Katrin Apel, Vera Müller, Helga Nass<br />
ANZEIGEN<br />
Gesamtanzeigenleiter:<br />
Joachim Linckh, Phone +49 711 7594–565, Fax –1565<br />
Auftragsmanagement:<br />
Matthias Rath, Phone +49 711 7594–323, Fax –1323<br />
Zurzeit gilt Preisliste 78 vom 1.10.2018.<br />
Anzeigen-Annahmeschluss für Gelegenheits anzeigen mittwochs,<br />
15 Uhr.<br />
Leserservice: Ute Krämer, Phone +49 711 7594–5850,<br />
Fax –15850, E-Mail: ute.kraemer@konradin.de<br />
Erscheinungsweise: montags (28 x jährlich)<br />
Bezugspreis: Inland jährlich 206,70 € inkl. Versandkosten und<br />
MwSt; Ausland 206,70 € inkl. Versandkosten. Einzelpreis 8,30 €<br />
(inkl. MwSt, zzgl. Versandkosten). Für Schüler, Studenten und<br />
Auszubildende gegen Nachweis: Inland 137,80 € inkl. MwSt.<br />
und Versandkosten, Ausland 137,80 € inkl. Versandkosten.<br />
Bestellungen erbitten wir an den Verlag.<br />
Sofern die Lieferung nicht für einen bestimmten Zeitraum ausdrücklich<br />
bestellt war, läuft das Abonnement bis auf Widerruf.<br />
Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier Wochen zum<br />
Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt werden. Nach Ablauf<br />
des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist von jeweils vier<br />
Wochen zum Quartalsende.<br />
Bei Nichterscheinen aus technischen Gründen oder höherer<br />
Gewalt entsteht kein Anspruch auf Ersatz.<br />
AUSLANDSVERTRETUNGEN<br />
Großbritannien/Irland: Jens Smith Partnership, The Court, Long<br />
Sutton, GB-Hook, Hampshire RG 29 1TA, Phone 01256<br />
862589, Fax 01256 862182, E-Mail: media@jens.demon.co.uk;<br />
Japan: Mediahouse Inc., Kudankita 2-Chome Building, 2–3–6,<br />
Kudankita, Chiyoda-ku, Tokyo 102, Phone 03 3234–2161,<br />
Fax 03 3234–1140; Belgien, Frankreich, Luxemburg, Italien,<br />
Switzerland IFF media ag, Frank Stoll, Technoparkstrasse 3,<br />
CH-8406 Winterthur, Tel: +41 52 633 08 88, Fax: +41 52 633<br />
08 99, e-mail: f.stoll@iff-media.ch; USA: D.A. Fox Advertising<br />
Sales, Inc. Detlef Fox, 5 Penn Plaza, 19th Floor, New York, NY<br />
10001, Phone +1 212 8963881, Fax +1 212 6293988, detlef<br />
fox@comcast.net<br />
Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors, nicht<br />
unbedingt die der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte<br />
Manuskripte keine Gewähr. Alle im <strong>Industrieanzeiger</strong> erscheinenden<br />
Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte,<br />
auch Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen, gleich<br />
welcher Art, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />
Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />
Druck: Konradin Druck, Leinfelden-Echterdingen<br />
Printed in Germany<br />
© 2019 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Leinfelden-Echterdingen<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19 79
ücher<br />
Antriebssysteme<br />
Auf 600 Seiten präsentiert der Anbieter für Antriebslösungen<br />
sein Produktportfolio an Miniatur- und Mikroantriebstechnologie.<br />
Darunter sind auch einige Neuheiten zu<br />
finden. Der Katalog kann über den Anbieter angefordert<br />
werden und steht zum Download bereit.<br />
Dr. Fritz Faulhaber GmbH & Co. KG, Schönaich<br />
www.faulhaber.com<br />
Umwelt und Sicherheit<br />
Mehr als 12.000 Produkte, neue Herstellermarken<br />
und eine überarbeitete Sortimentsstrukturierung<br />
für gute Orientierung – das alles bietet der neue<br />
Hauptkatalog 2019. Auf über 800 Seiten finden<br />
Sie ein umfassendes Angebot an Produkten im<br />
Bereich des betrieblichen Umwelt- und Arbeitsschutzes.<br />
Der Katalog kann beim Anbieter ange -<br />
fordert werden.<br />
Denios AG, Bad Oeynhausen<br />
www.denios.de<br />
Lager & Logistik<br />
Im neuen Katalog 2019 werdenzahlreiche<br />
Produktneuheiten<br />
präsentiert und einen Überblick<br />
über das 30.000 Produkte umfassende<br />
Programm für Lagereinrichtungen<br />
und Transportgeräte<br />
gegeben. Der Katalog kann<br />
kostenlos angefordert werden.<br />
Karl H. Bartels, Horst<br />
www.bartels-germany.de<br />
Ratgeber für Steigtechnik<br />
Der 264 Seiten starke Ratgeber für<br />
Steigtechnik enthält über 1600<br />
Produkte aus dem Standardsortiment.<br />
Neben dem flexiblen Arbeitsdielen-System<br />
sind der neue<br />
Leiterschuh sowie ein neuer Nachrüstsatz<br />
für Traversen an Leitern<br />
die Highlights. Außerdem enthält<br />
der Ratgeber ein Service-Kapitel,<br />
das Informationen zu den Themen<br />
Ergonomie und Normen sowie zu<br />
den Seminaren des Unternehmens<br />
bereit hält. Interessierte können<br />
diesen beim Anbieter als Print-Version<br />
anfordern oder direkt von der<br />
Webseite downloaden.<br />
Günzburger Steigtechnik, Günzburg,<br />
www.steigtechnik.de<br />
80 <strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19
markt<br />
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• Ausgabe und Jahr (z.B. 01_19)<br />
• Ihr persönlicher Kundenname<br />
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Accenture .............................................. 12<br />
Adlink ...................................................... 72<br />
Aktion Plagiarius .................................. 68<br />
Alicona ................................................... 65<br />
Alphitan .................................................. 16<br />
Antecs .................................................... 16<br />
Apple ...................................................... 22<br />
ArGeZ ..................................................... 10<br />
Aventics ................................................. 78<br />
B&R ......................................................... 75<br />
Baumüller ........................................ 46, 77<br />
Bayer ...................................................... 20<br />
Beanscorp ............................................... 8<br />
Beckhoff Automation ........................... 17<br />
Bremer Institut für Produktion<br />
und Logistik ........................................... 26<br />
BTU Cottbus .......................................... 62<br />
Bundesamt für Sicherheit<br />
in der Informationstechnik (BSI)........<br />
46<br />
BWWi ..................................................... 62<br />
Campana & Schott ............................... 18<br />
Carl Cloos Schweißtechnik ................ 48<br />
Chr. Mayr ............................................... 16<br />
Creaform ................................................ 65<br />
Deloitte ................................................... 22<br />
DLR .......................................................... 50<br />
Dumeta ................................................... 42<br />
Facebook ............................................... 22<br />
FITT ........................................................ 62<br />
Fortec ..................................................... 76<br />
Franke ..................................................... 78<br />
Fraunhofer IAO ..................................... 26<br />
Fraunhofer IFF ....................................... 26<br />
Gebhardt Fördertechnik ...................... 40<br />
Gifas ........................................................ 12<br />
GLM-Service ......................................... 26<br />
Google .................................................... 22<br />
Groschopp ............................................. 74<br />
Hexagon ........................................... 64, 65<br />
Hinterschwepfinger ............................. 60<br />
Hodapp ................................................... 52<br />
HTWG Konstanz .................................... 62<br />
Ibase Technology ................................. 76<br />
ID-REP Elektronik ................................. 16<br />
Igus ......................................................... 19<br />
iqs ............................................................ 64<br />
J. Schmalz ............................................. 26<br />
Jungheinrich ......................................... 30<br />
Kaiser + Kraft ........................................ 72<br />
Kendrion ................................................. 74<br />
KIT ........................................................... 50<br />
Krüss ....................................................... 71<br />
Laserhub ................................................ 12<br />
Leichtbau BW ....................................... 50<br />
Lenze ...................................................... 44<br />
Liebherr .................................................. 15<br />
Linde Material Handling ...................... 30<br />
Lorch ....................................................... 52<br />
LTI Motion .............................................. 78<br />
Maxon Precision Motors .................... 12<br />
Mitsubishi Electric ............................... 76<br />
Nationale Initiative für<br />
Informations- und Internetsicherheit<br />
(NIFIS) .................................................... 17<br />
Nexen ..................................................... 76<br />
No Crumbs ............................................... 8<br />
Noonee ................................................... 26<br />
Parts2Clean ........................................... 70<br />
Phoenix Contact ............................. 40, 73<br />
Piab ......................................................... 26<br />
Pro-Idee ................................................... 8<br />
Promerit ................................................. 20<br />
Rosenberger Hochfrequenztechnik .. 60<br />
Saar-Pulvermetall ................................. 62<br />
Sauter ..................................................... 77<br />
Schnaithmann Maschinenbau ........... 26<br />
Schüssler Technik ................................ 46<br />
Siemens ................................................. 73<br />
Siemens Financial Services ............... 28<br />
Slim Management ................................ 22<br />
ST Extruded Products<br />
Group (Step-G)......................................<br />
58<br />
Stanley Robotics ..................................... 8<br />
Stauff ...................................................... 14<br />
Still .......................................................... 34<br />
Team Drive ............................................. 17<br />
Tooltec .................................................... 19<br />
Treston .................................................... 14<br />
TU Darmstadt ........................................ 18<br />
Tünkers ................................................... 72<br />
UniCarriers ............................................ 35<br />
Universal Robot ............................... 26,52<br />
Vacom ..................................................... 70<br />
VDMA ..................................................... 10<br />
VdS Schadenverhütung ...................... 60<br />
VNG ......................................................... 12<br />
Voswinkel ............................................... 14<br />
Wasco .................................................... 74<br />
Weidmüller ............................................ 77<br />
Wenzel .................................................... 65<br />
Werth ...................................................... 65<br />
Wilo ......................................................... 15<br />
Yaskawa ................................................. 16<br />
ZHAW ..................................................... 63<br />
Zumtobel ................................................ 58<br />
Zwickroell .............................................. 56<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19 81
zuletzt ...<br />
Kinder,<br />
Kinder...<br />
Der Alltag unserer lieben Kleinen<br />
modernisiert sich mit schier atem -<br />
beraubender Geschwindigkeit. Im<br />
Kinderzimmer 4.0 überwiegt<br />
vernetztes Spielzeug – etwa mit Apps<br />
und Internetfunktionen ausgestattete<br />
Roboterhunde oder per WLAN-kommunizierende<br />
Barbie-Puppen, mit denen<br />
besorgte Millennium Parents ihren<br />
Nachwuchs belauschen. Den Schlaflieder summenden Monitor gibt es bereits<br />
mit sechs Monaten, das Tablet mit drei und das Smartphone mit sechs Jahren.<br />
Nur wenig später erobert programmierbares Robotergetier das voll -<br />
gestopfte Kinderzimmer. Selbstverständlich wird das Kid von heute per SUV<br />
von der Haustür zum Schultor und wieder zurückbefördert. Für diesen Zweck<br />
bedienen sich Helikoptereltern demnächst drohnenähnlicher, elektrisch<br />
betriebener Flugmaschinen wie dem CityAirbus und fliegen einfach über<br />
lästige Staus hinweg. Die eingesparte Zeit wird mit On- und Offline-Stöbern<br />
genutzt, um die vorhandene Überdosis an<br />
digital vernetztem Spielkram auf ein weiteres Level<br />
zu heben. Doch Spaß macht das Spielen mit dem<br />
Cyberkuscheltier als gefühlsbesetztem<br />
Konsumgegenstand meist nur für kurze Zeit. Wenn<br />
die gute Laune des Sprösslings ohnehin schnell auf<br />
der Strecke bleibt, ist vielleicht ein nicht internet -<br />
fähiger, „dummer“ Teddy auch in Zukunft die<br />
schlauere Wahl. Wahren Puristen genügt manchmal<br />
schon ein Trafo, eine Eisenbahn, zwei Güterwagen<br />
und ein Gleisoval zum Glück. dk<br />
Bild: VGstockstudie/Shutterstock<br />
82 <strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19
Veranstalter:<br />
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5. Juni 2019<br />
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https://industrieanzeiger.industrie.de/<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19 83
„Vorreiter sein!“<br />
1919<br />
2019<br />
Pioniere der Schweißtechnik. Seit 100 Jahren.<br />
Vorreiter sein – das machen die Menschen bei CLOOS seit 100 Jahren und leisten so täglich Pionierarbeit,<br />
wenn es um innovative Lösungen für flexibel konfigurierbare Schweißstromquellen und hochintegrative,<br />
automatisierte Bahnschweißanlagen geht. CLOOS – eine Geschichte mit Zukunft. 100.cloos.de<br />
84 <strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19