Industrieanzeiger 11.2019
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technik & wissen<br />
SSI Schäfer VP Elmar Issing über Robotik-Trends in der Intralogistik<br />
„Der Mensch macht das, was<br />
der Roboter noch nicht kann“<br />
Die Aufgabenbereiche für Roboter in der Intralogistik reichen<br />
vom Palettieren, Depalettieren und Kommissionieren bis hin zur<br />
Zusammenarbeit mit dem Menschen. Elmar Issing gibt einen<br />
Überblick über aktuelle Lösungsansätze und Trends.<br />
Elmar Issing ist Vice President<br />
Future Markets &<br />
Innovations Global &<br />
Corporate bei SSI<br />
Schäfer in Giebelstadt.<br />
Bild: SSI Schäfer<br />
Herr Issing, welche Rolle spielt die<br />
Robotik bei SSI Schäfer?<br />
Eine wichtige – und das schon seit<br />
geraumer Zeit. Vor mehr als zehn<br />
Jahren haben wir mit dem Schäfer<br />
Case Picking System, kurz SCP, begonnen.<br />
Dabei handelt es sich um<br />
eine modular konzipierte und beliebig<br />
erweiterbare Systemlösung<br />
für die automatisierte Lieferzusammenstellung,<br />
sprich die filialgerechte<br />
Kommissionierung von Handelseinheiten.<br />
Bei dieser Anwendung<br />
spielen Depalettier- und Palettierroboter<br />
eine zentrale Rolle. Zur<br />
Lösung gehören neben der Software<br />
für den Packfolge-Algorithmus<br />
auch Vision-Systeme. So kann<br />
der Roboter die Objekte identifizieren<br />
und exakt greifen.<br />
Welche Anforderungen werden dabei<br />
an die Roboter gestellt?<br />
Im Wareneingangsprozess muss der<br />
Roboter bis zu 200 kg schwere Pa-<br />
lettenlagen handhaben können. In Abhängigkeit der<br />
physikalischen Produkteigenschaften müssen individuelle<br />
Handhabungsmodi angewendet werden. Im Gegensatz<br />
zu industriellen Anwendungen, in denen der Roboter<br />
meist repetitive Aufgaben erfüllt, müssen wir auf ein<br />
diffuses Gutspektrum in beliebiger Sequenzfolge reagieren.<br />
Auch bei extremen Umgebungsbedingungen, speziell<br />
im Tiefkühlbereich bei bis zu minus 28 Grad, ist eine<br />
zuverlässige Hardware unabdingbar.<br />
mehrere Varianten und saisonale Sonderaktionen gibt.<br />
Im Extremfall führen wir bis zu 20 verschiedene Attribute<br />
vom Osterhasen bis zum Weihnachtsmann und dadurch<br />
bedingt riesige Datenmengen<br />
An welchen Robotik-Lösungen arbeitet SSI Schäfer im<br />
Moment?<br />
Gemeinsam mit dem Roboterspezialisten fpt haben wir<br />
aktuell eine standardisierte Piece-Picking-Applikation<br />
entwickelt, die branchenübergreifend bei typischen<br />
Kommissionieraufgaben eingesetzt werden kann. Die<br />
smarte Robotik-Lösung, die eine durchgehende Automatisierung<br />
der Supply Chain ermöglicht, bietet eine<br />
hohe Dynamik, Flexibilität und Funktionssicherheit.<br />
Zudem lassen sich mit dieser Lösung verschiedene Anbindungsmöglichkeiten<br />
in unterschiedlichen Auftragsstrukturen<br />
realisieren. Das zentrale Element ist auch<br />
hier unser Vision-Softwaremodul, das die zu kommissionierenden<br />
Einzelstücke sicher identifiziert.<br />
Spielt das Trendthema Mensch-Roboter-Kollaboration<br />
auch in der Intralogistik eine dominierende Rolle?<br />
Nicht unbedingt in direkter Kollaboration, denn hierdurch<br />
würde aus Sicherheitsgründen der große Vorteil<br />
des Roboters, nämlich seine hohe Pickleistung, deutlich<br />
herabgesenkt. Eine Koexistenz von Mensch und Roboter<br />
hingegen ist generell sinnvoll – etwa dann, wenn die<br />
Maschine einen Artikel noch nicht greifen kann, weil<br />
dieser noch nicht eingeteacht wurde. Dann kann der<br />
Roboter speziell diese Aufgabe an den Menschen weitergeben.<br />
Der Mensch macht in diesem Fall das, was der<br />
Roboter noch nicht kann. (ub)<br />
•<br />
Spielt bei diesen Anwendungen Big Data eine Rolle?<br />
Generell müssen wir über die allgemeinen Stammdaten<br />
hinaus produktspezifische Daten permanent erfassen,<br />
auswerten und verifizieren. Für Handelseinheiten ist oft<br />
nur eine einzige Produktnummer vorhanden, obwohl es<br />
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