Industrieanzeiger 11.2019
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Den 1. Preis der Aktion Plagiarius<br />
für die dreisteste Nachahmung<br />
erhielt in diesem Jahr das Plagiat<br />
eines Schrägsitzventils vom Typ<br />
2000 (links das Original) von Bürkert,<br />
Ingelfingen, das bei Dampf -<br />
anwendungen zum Beispiel in der<br />
Textilindustrie zum Einsatz kommt.<br />
Rechts die Kopie des chinesischen<br />
Nachahmers, Ningbo ACME.<br />
Bilder: Aktion Plagiarius<br />
Plagiate erfüllen meist nicht die Qualitätsstandards der Originalprodukte<br />
Alles nur geklaut<br />
Plagiate | Der deutschen Volkswirtschaft entstehen<br />
jedes Jahr Schäden in Milliardenhöhe durch Produktpiraterie.<br />
Doch durch welche Maßnahmen lassen sich<br />
dreiste Produktfälschungen verhindern? ❧ Sabine Koll<br />
Preis gegen<br />
dreisten Ideenklau<br />
Bereits seit 1977 vergibt die Aktion Plagiarius<br />
e. V. den gefürchteten Schmäh-Preis<br />
Plagiarius an Hersteller und Händler besonders<br />
dreister Plagiate und Fälschungen. Ziel<br />
ist, die plumpen und skrupellosen Geschäftspraktiken<br />
von Produkt- und Markenpiraten<br />
ins öffentliche Bewusstsein zu<br />
rücken und Industrie, Politik und Verbraucher<br />
für die Problematik zu sensibilisieren.<br />
Gleichzeitig hebt der Verein die Wichtigkeit<br />
und Wirksamkeit von gewerblichen Schutzrechten<br />
hervor.<br />
Rund 122.000 Euro Schaden hat das<br />
Hauptzollamt Frankfurt im Oktober vergangenen<br />
Jahres verhindert: Die Beamten<br />
zogen aus einer Luftfrachtsendung aus<br />
Hongkong 3535 Handyteile aus dem Verkehr,<br />
bei denen sie den Verdacht hatten, dass<br />
diese gefälscht waren. Die Experten der betroffenen<br />
Originalhersteller, darunter zum<br />
Beispiel Nokia, Huawai und Xiaomi, bestätigten<br />
den Fälschungsverdacht und beantragten<br />
die Vernichtung der Plagiate.<br />
Für den Zoll ist diese spezielle Form der<br />
Wirtschaftskriminalität eine zentrale Aufgabe.<br />
Das Hauptzollamt Frankfurt am Main<br />
wertet die Aufgriffe immer auch als „ein<br />
Indiz für die ungebrochene Massenproduktion<br />
von Plagiaten im internationalen Ausland“.<br />
Nach Angaben der Aktion Plagiarius e.V.<br />
haben die europäischen Zollbehörden allein<br />
2017 laut EU-Kommission an den EU-Außengrenzen<br />
mehr als 31 Millionen rechtsverletzende<br />
Produkte mit einem Gesamtwert<br />
von über 580 Mio. Euro beschlagnahmt.<br />
Doch ist dies nur die Spitze des Eisbergs,<br />
denn Zoll-Statistiken berücksichtigen<br />
nur Waren, die aus Drittländern eingeführt<br />
werden sollten, sie erfassen keine Rechtsverletzungen<br />
innerhalb dieser Region. Alarmie-<br />
rend sei die Tatsache, dass der Anteil gefälschter,<br />
potenziell gefährlicher Waren zunehme.<br />
Nach dem Gutachten „Deutschlands<br />
volkswirtschaftlicher Schaden durch Produkt-<br />
und Markenpiraterie“ der Initiative<br />
„Neue Soziale Marktwirtschaft“ vom Januar<br />
dieses Jahres ist für die deutsche Volkswirtschaft<br />
in den vergangenen fünf Jahren<br />
durch Produkt- und Markenpiraterie ein<br />
Schaden in Höhe von 54,5 Mrd. Euro entstanden.<br />
Jedes zehnte deutsche Unternehmen<br />
ist demnach in den zurückliegenden<br />
fünf Jahren mindestens einmal Opfer von<br />
Produkt- und Markenpiraterie geworden.<br />
„Je innovativer, je größer, je internationaler<br />
agierend und je industrienäher tätig, desto<br />
größer die Gefahr für ein Unternehmen,<br />
selbst Opfer von Produkt- und Markenpiraterie<br />
zu werden“, stellt Dr. Oliver Koppel<br />
fest, Senior Economist für Innovationen und<br />
MINT beim Institut der Deutschen Wirtschaft<br />
in Köln, das das Gutachten erstellt<br />
hat.<br />
Bei zwei Dritteln aller von Produkt- und<br />
Markenpiraterie betroffenen Unternehmen,<br />
so stellt das Gutachten fest, wurden Urheberrechte<br />
verletzt, oft aber auch gewerbliche<br />
Schutzrechte wie Patente und Gebrauchsmuster.<br />
„Produkt- und Markenpiraterie<br />
setzt die Verletzung von Schutzrechten voraus“,<br />
sagt Koppel. „Verzichtet ein Unternehmen<br />
auf gewerbliche Schutzrechte und<br />
kopiert ein Konkurrent dessen Innovationen,<br />
so handelt es sich lediglich um ‚gefühlten’<br />
Diebstahl.“<br />
Die Aktion Plagiarius e.V. stellt daher<br />
jedes Jahr besonders dreiste Fälschungen<br />
öffentlich an den Pranger. „Original und<br />
Plagiat sind nur auf den ersten Blick täuschend<br />
ähnlich. Gleiches Aussehen bedeutet<br />
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