Industrieanzeiger 11.2019
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technik & wissen<br />
Effiziente Ermüdungsprüfungen an Bauteilen<br />
Bloß nicht müde<br />
werden<br />
Prüftechnik | Bei der praxisgerechten Auslegung von<br />
Bauteilen spielt die Betriebsfestigkeit eine Rolle. Ihr<br />
Wert lässt sich effizient mit elektromagnetischen<br />
Hochfrequenzpulsatoren ermitteln.<br />
Schraubenprüfung im elektromagnetischen<br />
Hochfrequenzpulsator: Bei dynamisch<br />
beanspruchten Schrauben liegen<br />
die eingesetzten Frequenzen je nach<br />
Schraubenverbindung zwischen 120 und<br />
285 Hz. Bilder: Zwickroell<br />
Bauteile wie Kurbelwellen, Pleuel und Steuerketten<br />
in Motoren, aber auch Verbindungselemente<br />
im Flugzeugbau sowie Bewehrungsstähle<br />
für den Kraftwerksbau,<br />
sind extremen Belastungen ausgesetzt. Um<br />
deren Sicherheit zu gewährleisten, werden<br />
sie daher nicht nur statischen, sondern auch<br />
dynamischen Werkstoffprüfungen unterzogen.<br />
Die Betriebsfestigkeit wird üblicherweise<br />
in Dauerschwingversuchen durch das<br />
Aufbringen periodischer Lasten ermittelt.<br />
Die Grenzkurve, die sich daraus ergibt,<br />
bezeichnet man als Wöhlerkurve. Sie zeigt<br />
den Zusammenhang zwischen Bruchlastspielzahl<br />
und Ausschlagspannung. Besonders<br />
wirtschaftlich bei der Bestimmung der<br />
gesuchten mechanischen Eigenschaften zeigen<br />
sich elektromagnetische Hochfrequenzpulsatoren.<br />
Zwickroell bietet in der Vibrophore-Baureihe<br />
Prüfmaschinen von 5 bis<br />
1.000 kN Prüfkraft an. Dabei sind – ausreichend<br />
steife Proben vorausgesetzt – Prüffrequenzen<br />
von bis zu 285 Hz möglich. Die hohe<br />
Frequenz führt zu kurzen Prüfzeiten und<br />
einem hohen Durchsatz an Proben.<br />
Große Kraft- und Wegeamplitude<br />
bei minimalem Energieeinsatz<br />
Dem Hochfrequenzpulsator liegt das Prinzip<br />
eines mechanischen Resonators mit<br />
elektromechanischem Antrieb zugrunde.<br />
Durch das Verfahren der oberen Traverse<br />
über einen Spindelantrieb wird die Mittelkraft<br />
aufgebracht. Den dynamischen (sinusförmigen)<br />
Teil der Last erzeugt ein im Resonanzbetrieb<br />
arbeitendes Schwingsystem. So<br />
erreicht man eine große Kraft- und Wegeamplitude<br />
bei minimalem Energieeinsatz:<br />
Der Energiebedarf liegt nur bei 2% dessen,<br />
was eine servohydraulische Prüfmaschine<br />
für die gleiche Arbeit benötigt.<br />
Die separate Ansteuerung beider Antriebe<br />
ist kraft-, weg- oder dehnungsgeregelt<br />
möglich. Die Änderung der Prüffrequenz<br />
lässt sich sehr einfach durch Variation der<br />
Gewichte vornehmen. Auf den ersten Blick<br />
als zentrales Merkmal der Vibrophore-Baureihe<br />
erkennbar ist der extrem steife Lastrahmen.<br />
Durch die Two-in-One-Funktion<br />
erfüllen die Prüfmaschinen zudem eine<br />
Doppelrolle: Sie können nicht nur als dynamische,<br />
sondern auch als vollwertige statische<br />
Prüfmaschine eingesetzt werden; und<br />
das im gesamten Kraftbereich. Damit sind<br />
sie nicht nur für Labore attraktiv, die sich<br />
überwiegend dynamischen Prüfanforderungen<br />
stellen, sondern auch für Einrichtungen<br />
mit größtenteils statischen Prüfungen.<br />
Die Installation von Hochfrequenzpulsatoren<br />
ist einfach: Sie benötigen weder Öl<br />
noch eine Kühlwasserversorgung. Zudem<br />
arbeiten die Systeme dank des elektromagnetischen<br />
Antriebs nahezu verschleißfrei.<br />
Komplexe Wartungsmaßnahmen und Ausfallzeiten<br />
bleiben dem Anwender so erspart.<br />
Ermüdungseigenschaften von Ketten,<br />
Schrauben und Pleul<br />
Besonders effizient ist der Einsatz elektromagnetischer<br />
Hochfrequenzpulsatoren zur<br />
Bestimmung der Ermüdungseigenschaften<br />
von Gelenkketten. Im realen Einsatz unterliegen<br />
diese ständig periodisch schwankenden<br />
Belastungen in schwierigen Umgebungsbedingungen.<br />
Neben der Bruch- und<br />
Verschleißfestigkeit werden Rollen-, Buchsen-<br />
und Bolzenketten besonders auf ihre<br />
Eigenschaften im Zeit- und Dauerfestigkeitsbereich<br />
geprüft. Die typischen Prüffrequenzen<br />
bei einer Kettenprüfung liegen zwischen<br />
50 und 150 Hz.<br />
Bei dynamisch beanspruchten Schrauben<br />
liegen die eingesetzten Frequenzen dagegen<br />
je nach Schraubenverbindung zwischen 120<br />
und 285 Hz. Speziell an Flugzeugtriebwerken<br />
und im Rennsport wird ein Optimum<br />
an geringem Gewicht bei hoher Dauerbelastbarkeit<br />
verlangt. Bei Serienprüfungen in<br />
der Qualitätssicherung sind Schrauben bis<br />
zu einer Million Lastwechsel ausgesetzt.<br />
Prüfungen in Klimakammern und flüssigen<br />
Medien wie Ölen oder korrosiven Medien<br />
sind mit dem entsprechenden Zubehör<br />
ebenfalls kein Problem; etwa bei Ermüdungsprüfungen<br />
an Pleuel in einem Ölbad<br />
mit Temperaturen von 90 bis 120 °C und typischen<br />
Prüffrequenzen von 150 Hz. So las-<br />
56 <strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19