Industrieanzeiger 11.2019
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qualitätssicherung<br />
Funktion eines Scans der Funktion der<br />
CAD-Datei für die Ausrichtung entspricht,<br />
um sie ordnungsgemäß zu erstellen“, erklärt<br />
Auclair.<br />
Alicona-CEO Manfred Prantl sieht KI<br />
vor allem in zwei Bereichen als relevant.<br />
„Erstens, um innerhalb eines Datensatzes<br />
relevante Bereiche für die Datenauswertung<br />
zu ermitteln“, so Prantl. „Und zweitens bei<br />
der automatischen Klassifizierung von<br />
Oberflächen. Das heißt, Oberflächen werden<br />
aufgrund ihrer 3D-Daten und der Texturdaten<br />
automatisch bestimmten Eigenschaften<br />
zugeordnet.“<br />
Besonders für den Closed Loop zu den<br />
Bearbeitungsmaschinen werde die Analyse<br />
von Messergebnissen auf Basis von KI an<br />
Relevanz gewinnen, glaubt Professor Heiko<br />
Wenzel-Schinzer, Geschäftsführer und Chief<br />
Digital Officer von Wenzel. Die Messergebnisse<br />
ließen sich dank KI exakter analysieren<br />
und die Rück kopplung zu den Bearbeitungsmaschinen<br />
könnte beschleunigt werden.<br />
Subjektive Fehleinschätzungen<br />
werden minimiert<br />
Grundsätzlich wird KI dazu führen, dass<br />
aufwändig manuelle Tätigkeiten ersetzt<br />
werden können, glaubt Prantl. „Messbereiche<br />
müssen nicht mehr händisch auf einem<br />
Messdatensatz eingegrenzt werden, subjektive<br />
Fehleinschätzungen werden somit minimiert“,<br />
sagt der Experte. „KI kann zukünftig<br />
Messbereiche selbstständig auswählen,<br />
Messplanungen automatisch durchführen<br />
und Messprogramme erstellen.“<br />
Dank KI ließen sich komplexere Prozesse<br />
auch bei variierenden Eingangsdaten automatisieren,<br />
hebt Christoph hervor. „Konventionelle<br />
Technologien ermöglichen dies<br />
in gleicher Qualität nur mit erheblich höherem<br />
Entwicklungsaufwand und oft auch<br />
viel größerem Rechenaufwand“, so Christoph.<br />
„Auch können Aufgaben automatisiert<br />
werden, die bisher vom Menschen eher<br />
intuitiv entschieden wurden.“<br />
Durch den wachsende Einsatz von optischen<br />
Technologien für Inline-Messaufgaben<br />
könnte die KI in diesem Bereich noch einen<br />
weiteren Push bekommen. Denn damit<br />
steigt auch die Datenmenge, die verarbeitet<br />
werden muss. Um diese zu bewältigen,<br />
braucht der Mensch Unterstützung.<br />
Auclair geht davon<br />
aus, dass die Masse an<br />
Informationen sogar<br />
exponentiell wachsen<br />
werde. „Die KI kann<br />
dabei helfen, große Datenmengen<br />
zu verwalten,<br />
Ausreißer schnell zu<br />
KI könnte künftig<br />
Messbereiche selbstständig<br />
auswählen, nungen abzugeben,<br />
identifizieren und War-<br />
Messplanungen damit vorbeugende sowie<br />
korrigierende Maß-<br />
automatisch durchführen<br />
und Mess - nahmen ergriffen werden<br />
können.“<br />
programme erstellen.<br />
Bild: Ekaterina/ - Wenzel-Schinzer<br />
Fotolia<br />
sieht das ähnlich. Neben<br />
dem Aspekt, dass<br />
die Systeme besser mit<br />
den großen Datenmengen<br />
zurechtkommen, sieht er noch einen<br />
weiteren Vorteil, den KI der optischen Messtechnik<br />
bietet: „Man muss nicht alle Messpunkte<br />
vorher bestimmen, die einen interessieren<br />
müssten.“<br />
Auch Prantl glaubt, dass die steigenden<br />
Anforderungen an die optische Messtechnik<br />
automatisch zu einem stärkeren Bedarf an<br />
KI führen werden. „KI verbessert die Auswertung<br />
der Messdaten – zum Beispiel aufgrund<br />
einer besseren Bildverarbeitung.“<br />
Aktuell seien die Methoden der klassischen<br />
Bildverarbeitung oft qualitativ nicht ausreichend.<br />
Außerdem: „Mit entsprechend mäch -<br />
tigen Tools der KI können Aufgaben, die<br />
bisher das Schreiben eines Algorithmus<br />
erforderten, durch das Trainieren auf<br />
beispielhaften Lösungen ersetzt werden“,<br />
erklärt Prantl weiter. „Trainieren statt Po-<br />
grammieren lautet das entsprechende<br />
Schlagwort.“<br />
Dadurch ist seiner Meinung nach eine<br />
schnellere Automatisierung von Prozessen<br />
möglich. Neue Abläufe müssten nicht mehr<br />
mühsam neu programmiert werden, sondern<br />
würden einfach auf Basis vorhandener<br />
großer Datenmengen eingelernt. „Die optische<br />
Messtechnik kann davon enorm profitieren“,<br />
ist Prantl überzeugt.<br />
Die großen Möglichkeiten, die sich durch<br />
KI eröffnen, lassen sich laut Prantl in allen<br />
Branchen erschließen. Grenzen gibt es diesbezüglich<br />
keine. „Überall steigen die Anforderungen<br />
an Automatisierung und gleichzeitiger<br />
Fehlerminimierung – das kann durch<br />
den Einsatz von KI erreicht werden“, so<br />
Prantl.<br />
Wenzel-Schinzer erkennt ebenfalls überall<br />
Anwendungsmöglichkeiten für die<br />
Künstliche Intelligenz. Ein besonders großes<br />
Potenzial sieht er aber in Industrien, in denen<br />
der Einsatz der klassischen Messtechnik<br />
schon sehr weit vorangeschritten sei. Das<br />
gelte zum Beispiel für die Automobilbranche,<br />
die Luftfahrtindustrie und die Medizintechnik.<br />
Herausforderung Black Box:<br />
Entscheidungen sind nicht transparent<br />
So offen wie die Hersteller bei der Frage<br />
nach dem Potenzial der Künstlichen Intelligenz<br />
sind – mit Erläuterungen, wie weit die<br />
entsprechenden Technologien schon in die<br />
eigenen Produkte vorgedrungen sind, halten<br />
sie sich etwas zurück. Christoph von Werth<br />
erklärt, dass sein Unternehmen sich schon<br />
seit einiger Zeit mit den neuen Technologien<br />
beschäftigt. Details möchte er allerdings<br />
nicht nennen.<br />
Alicona-Chef Prantl berichtet, dass KI bereits<br />
in die Produktentwicklung einfließe<br />
und speziell für Bildanalyseaufgaben verwendet<br />
werde.<br />
Wenzel-Schinzer nennt in diesem Zusammenhang<br />
zumindest ein konkretes Produkt.<br />
Wenzel erprobe in dem mobilen Analyse-<br />
Tool WM | SYS Analyzer den Einsatz von<br />
Methoden des maschinellen Lernens.<br />
KI bietet aber nicht nur Chancen. Mit<br />
dem Einsatz solcher Technologien sind auch<br />
Herausforderungen verbunden. So sind die<br />
Entscheidungsprozesse eines KI-Systems<br />
häufig nicht transparent. Der Mensch weiß<br />
in bestimmten Fällen nicht, wie das System<br />
zu seinem Ergebnis gekommen ist. Künst -<br />
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