Industrieanzeiger 11.2019
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Zusammenhänge bei der täglichen Arbeit zwar nicht<br />
schneller, aber treffender. Arbeitsmediziner meinen, dass<br />
mit zunehmendem Alter die Zahl derjenigen wächst, die<br />
ihren Gesundheitszustand selbst als „gut“ oder „sehr<br />
gut“ einschätzen.<br />
Jüngere drängen nach vorne<br />
Die Junioren haben einen anderen Arbeitsstil als die<br />
Älteren, sind dynamisch und wollen das Rad neu erfinden.<br />
Dabei vergessen sie oft, dass ältere Vorgesetzte das<br />
früher auch schon probiert haben. Die Generation Y gehört<br />
zur sogenannten IT-Generation, sie kennt sich mit<br />
Computer & Co gut aus.<br />
Die Zeit, als Jüngere vor Älteren Respekt hatten, ist<br />
endgültig vorbei. Jüngere stellen das Althergebrachte<br />
gerne in Frage und sind von eigenen Ideen sehr überzeugt.<br />
Dennoch brauchen die U-40-Jährigen die Bestätigung<br />
der Senioren, um sich zu orientieren. Sie wollen<br />
Verantwortung übernehmen, sind ungeduldig und drängen<br />
nach vorne, obwohl noch Erfahrung fehlt. Weil sie<br />
sich erst bewähren müssen, strengen sich Ehrgeizige<br />
immer ein Stück weit mehr an, um „Bonuspunkte“ zu<br />
sammeln. Sie überschätzen aber auch häufig Fähigkeiten<br />
und Fachwissen und erwarten, dass man ihre Fehler<br />
akzeptiert. Ältere sollten dem Nachwuchs Fehler verzeihen,<br />
ohne nachtragend zu sein. Was die Jugend gar nicht<br />
mag, sind die Weisheiten der anderen Generation: „Zu<br />
meiner Zeit war das alles ganz anders…“ Oder: „Was<br />
dir noch fehlt ist die Erfahrung.“ Der ehrgeizige Nachwuchs<br />
möchte Handlungsspielräume und eigene Erfahrung<br />
machen und nicht Abziehbild der Generation X<br />
sein.<br />
Generationenmix sinnvoll nutzen<br />
Sich gegenseitig zu akzeptieren ist eine zwingende Voraussetzung<br />
für die Firmenkultkur. Dabei muss niemand<br />
seinen eigenen Standpunkt aufgeben, sondern den des<br />
anderen anhören und hinterfragen. Nur so funktioniert<br />
die generationsübergreifende Zusammenarbeit. Mit<br />
mehr Toleranz verläuft die Kooperation problemlos,<br />
Kollegialität und Betriebsklima funktionieren.<br />
”<br />
Ältere und mittlere Jahrgänge verfügen über ein großes<br />
Potenzial an Berufs- und Lebenserfahrung, während die<br />
Junioren aktuelles Wissen, Schwung und Dynamik sowie<br />
Innovationskraft einbringen. Der Generationenmix<br />
tut dem Unternehmen gut. Das biologische Alter allein<br />
ist nicht entscheidend für die Leistungsfähigkeit der Älteren.<br />
Kunden und Geschäftspartner sind weniger auf<br />
das Alter eines Mitarbeiters fixiert, sondern sehen zuerst<br />
die Leistungsfähigkeit und Arbeitsergebnisse.<br />
Die Jüngeren rennen zwar<br />
schneller, aber die Älteren kennen<br />
die Abkürzung.“<br />
Tipps für den Chef<br />
Die eigene Einstellung zu älteren Mitarbeitern prägt<br />
deren Verhalten. Schaffen Sie Voraussetzungen, damit<br />
diese ihre Leistungsfähigkeit entfalten können. Ältere<br />
Kollegen entwickeln Ehrgeiz, wenn sie erkennen, dass<br />
man ihnen auch schwierige Aufgaben zutraut. Umgekehrt<br />
erbringen sie tatsächlich weniger Leistung, wenn<br />
man ihnen keine anspruchsvollen Aufgaben mehr überträgt.<br />
Auch eine ausgeglichene Work-Life-Balance ist gerade<br />
für die Generation X wichtig. Wer älter ist, tut sich<br />
bei Überstunden oft schwerer als der jüngere Kollege.<br />
Auch Teilzeitarbeit ist eine gute Möglichkeit für ältere<br />
Mitarbeiter, jedoch ist die Umsetzung aus betrieblichen<br />
und wirtschaftlichen Gründen oft schwierig. •<br />
Rolf Leicher<br />
Fachautor und Referent aus Heidelberg<br />
Quelle: Ursula von der Leyen, MdB, Bundesministerin der<br />
Verteidigung<br />
Was sich Jüngere wünschen<br />
• Handlungsspielräume und Verantwortung<br />
• Gutes Verhältnis zu älteren Kollegen – und zum Management<br />
• Wertschätzung und Akzeptanz der Vorgesetzten<br />
• Anspruchsvolle Aufgaben und Herausforderungen<br />
• Berufliche Entwicklungsmöglichkeiten<br />
• Toleranz und freie Meinungsäußerung<br />
• Orientierung und Sicherheit<br />
Was sich Ältere wünschen<br />
• Interessante, abwechslungsreiche Tätigkeit<br />
• Volle Akzeptanz der jungen Generation<br />
• Stressfreies Arbeitstempo, ohne Hektik<br />
• Selbstständiges Arbeiten ohne dauernde Kontrollen<br />
• Vertrauen in die Leistungsfähigkeit<br />
• Anerkennung bei den Kunden<br />
• Wertschätzung und Toleranz der eigenen Meinung<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 11.19 25