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Top Events by Zürich Tennis

Jahresmagazin des Regionalverbandes Zürich Tennis mit sieben Turnierausschreibungen und vielen Informationen rund um das regionale Tennis in der Grossregion Zürich.

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<strong>Zürich</strong> <strong>Tennis</strong> <strong>Top</strong> <strong>Events</strong> 2019 |<br />

57<br />

Roger Federer und Stan Wawrinka<br />

befinden sich in der Endphase ihrer<br />

Karrieren. Wo stehen die jungen<br />

Schweizer <strong>Tennis</strong>talente zurzeit?<br />

Steht der nächste <strong>Tennis</strong>star schon<br />

in den Startlöchern?<br />

Spitzensportlerinnen und Spitzensportler<br />

sind Ausnahmetalente. Wir nennen<br />

sie intern oft «schwarze Schwäne»,<br />

weil sie besonders auffallen. Aus Erfahrung<br />

kann ich sagen, dass Spitzensportler<br />

nicht mit einer linearen bzw. progressiven<br />

Kurve nach vorne kommen,<br />

es ist mathematisch betrachtet eine exponentielle<br />

Kurve. Gute Spielerinnen<br />

und Spieler sind plötzlich da und überraschen<br />

alle. Ein Beispiel ist der kanadische<br />

<strong>Top</strong>-Junior Felix Auger-Aliassime,<br />

der kürzlich für Furore gesorgt und in<br />

die <strong>Top</strong> 50 der ATP-Rangliste vorgedrungen<br />

ist. Jeder <strong>Tennis</strong>insider wusste,<br />

dass Felix sehr gut ist, die Allgemeinheit<br />

kennt ihn aber erst seit Kurzem.<br />

Dasselbe mit unserem <strong>Top</strong>-Junior Jérôme<br />

Kym, den niemand kannte und der<br />

alle beim Davis Cup gegen Russland<br />

überrascht hat.<br />

Wie sieht die Schweizer <strong>Tennis</strong>-<br />

Zukunft aus?<br />

Wenn man in die Zukunft blickt, leitet<br />

man automatisch viele Dinge aus der<br />

Vergangenheit ab. Wenn wir für die Zukunft<br />

Roger Federer als Massindex nehmen,<br />

dann werden wir mit Sicherheit<br />

enttäuscht sein. Wenn wir aber in die<br />

Zukunft schauen und feststellen, dass<br />

wir aktuell sieben Frauen in den <strong>Top</strong><br />

200 der WTA-Rangliste haben bzw. mindestens<br />

in der Quali eines Grand Slams<br />

vertreten sind, dann sind das sehr positive<br />

Aussichten.<br />

Weitere gute Indizien für die Zukunft<br />

sind einige Juniorinnen und Junioren,<br />

die in den letzten zwei Jahren an den<br />

Junioren Grand Slams sehr gut performt<br />

haben. Nach Roger Federer und<br />

Stan Wawrinka wird uns – mit einer<br />

sehr hohen Wahrscheinlichkeit – das<br />

Schweizer Frauentennis mehr Freude<br />

bereiten als das Männertennis. Aber<br />

oftmals kommt es im Spitzensport anders,<br />

als man denkt.<br />

Was braucht es, um ganz vorne mitmischen<br />

zu können?<br />

Man braucht eine gewisse Hartnäckigkeit,<br />

um nach vorne zu kommen. Zudem<br />

braucht es – meines Erachtens –<br />

einen sehr athletischen Körper, weil<br />

Spitzentennis mittlerweile körperlich<br />

sehr anspruchsvoll geworden ist, und<br />

es braucht ausgeprägte Stärken, womit<br />

man sich erstens von der Konkurrenz<br />

abheben kann und zweitens die<br />

Matches auch gewinnen will.<br />

Wie könnte man diese Leistung<br />

steigern?<br />

Gute Athletinnen und Athleten brauchen<br />

in der Regel ein gutes Umfeld.<br />

Was für den einen gut ist, ist für den<br />

anderen gegebenenfalls nicht zielführend.<br />

Ein gutes Umfeld muss sicher<br />

sehr flexibel sein und ein Gefühl für den<br />

jeweiligen Athleten entwickeln. Aber<br />

aufgepasst: Ein gutes bzw. ideales Umfeld<br />

muss nicht unbedingt ein harmonisches<br />

Umfeld sein.<br />

Man muss zudem auch über Geld reden.<br />

<strong>Tennis</strong>spielen kostet Geld, ist aber<br />

im Breitensportbereich absolut tragbar<br />

geworden. Spitzensport zu betreiben,<br />

ist ein anderes Thema. Mangels der benötigten<br />

Finanzen gibt es viele Bewegungstalente,<br />

die nicht <strong>Tennis</strong>, sondern<br />

vielleicht Fussball spielen. Dagegen<br />

kann man aktuell nicht viel tun. Mir ist<br />

es aber wichtig, dass Juniorinnen und<br />

Junioren, die uns bereits aufgefallen<br />

sind und die sich bereits für den <strong>Tennis</strong>sport<br />

entschieden haben, ihren Traum<br />

leben können. Und ich behaupte jetzt,<br />

dass keine Karriere eines Ausnahmetalentes,<br />

das wir auf dem Radar haben,<br />

am Geld scheitern wird. Dafür ist Swiss<br />

<strong>Tennis</strong> – in enger Wechselwirkung mit<br />

vielen dezentralen Partnern – genug gut<br />

aufgestellt.<br />

Hat die kleine Schweiz einen Wettbewerbsnachteil,<br />

weil sie nicht so viele<br />

Spitzensportler hervorbringt?<br />

Dass die Schweiz sehr klein ist, ist einerseits<br />

eine unserer grossen Stärken.<br />

Gleichzeitig ist die Grösse auch der<br />

grösste Nachteil in Bezug auf die Anzahl<br />

Kinder pro Jahrgang, die intensiv<br />

<strong>Tennis</strong> spielen. Oftmals haben wir pro<br />

Jahrgang ein bis maximal zwei Spielerinnen<br />

und/oder Spieler, die ein Spitzensportpotenzial<br />

haben. Und genau diese<br />

kleinen Chancen müssen wir ausnutzen.<br />

Gelinde ausgedrückt ist das sehr<br />

anspruchsvoll. Wir müssen daher bei<br />

der Chancenauswertung sehr effizient<br />

sein.<br />

Es gibt immer wieder begabte <strong>Tennis</strong>kids.<br />

Woran fehlt es, dass sie den<br />

Durchbruch nicht schaffen?<br />

Begabt sein reicht nicht. <strong>Tennis</strong> ist sowohl<br />

eine globale als auch eine Ganzjahressportart.<br />

Die Konkurrenz ist also<br />

enorm hoch. Um vom <strong>Tennis</strong> leben zu<br />

können, braucht es eine Unmenge an<br />

Qualitäten und auch eine gesunde Portion<br />

Glück – so wie überall im Leben.<br />

Interview: Iris Rothacher<br />

TEURE<br />

TENNISKARRIERE<br />

Wer <strong>Tennis</strong> als Leistungssport betreibt,<br />

muss tief in die Tasche greifen. <strong>Tennis</strong>stunden,<br />

Platzmieten, Turniere, Reise- und Materialkosten:<br />

Die Kosten überschreiten das<br />

Budget so mancher Familie.<br />

Sie beginnt mit Kinder-<strong>Tennis</strong>unterricht<br />

und endet im besten Fall auf der Weltrangliste<br />

ganz weit vorne. Die Rede ist von einer<br />

<strong>Tennis</strong>karriere. Der Weg an die Spitze erfordert<br />

Durchhaltevermögen, sportlich und<br />

auch finanziell. Wie in einer vom britischen<br />

<strong>Tennis</strong>verband publizierten Studie berichtet<br />

wird, ist von der Vorschulzeit bis zur Volljährigkeit<br />

eine Investition von über 300 000<br />

Franken nötig. Unterstützung gibt es kaum.<br />

Alessandro Greco, Leiter Spitzensport bei<br />

Swiss <strong>Tennis</strong> in Biel, glaubt, dass es mehr<br />

ist. «Wie viel genau kann ich nicht sagen.<br />

Das hängt von vielen Faktoren ab.»<br />

Auch Roger Vaissière, bei <strong>Zürich</strong> <strong>Tennis</strong><br />

für das Junioren und Nachwuchswesen verantwortlich,<br />

kann keine genauen Zahlen<br />

nennen. «<strong>Tennis</strong>spielen kostet Geld, ist aber<br />

im Breitensportbereich nicht unbedingt teurer<br />

als jedes andere Hob<strong>by</strong>. Man hat die<br />

Wahl, wie viel Zeit und Geld man investieren<br />

möchte. Entschliesst sich ein Jugendlicher<br />

aber für eine Spitzensportkarriere, wird<br />

es teuer. Platzmiete, Trainerstunden, Materialkosten<br />

schlagen mit mehreren tausend<br />

Franken im Jahr zu Buche. Später kommen<br />

Reisen ins Ausland dazu. Das will gut überlegt<br />

sein.»

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