Ausgabe 02-2019
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Erlebnis SGV<br />
Reinhard Lucas weiß viel zu historischem<br />
Briefträgerpfad<br />
Endorf - Ende Februar widmete sich die erste Wanderung im neuen Wanderjahr dem vor drei Jahren wieder zu neuem<br />
Leben erweckten „BriefträgerPfädchen“. Der Wanderplan bot eine Tour auf einem historischen Teilstück mit einer Besonderheit:<br />
Die Wanderung führte Reinhard Lucas, der Enkelsohn von Josef Lucas sen., und der trug bis Ende der 40er- Jahre<br />
die Post im sogenannten „Endorfer Gebirge“ aus. 24 Wanderer folgten ihm bei dieser nicht alltäglichen Wanderung.<br />
Früher wie heute waren die einsam gelegenen Gehöfte und die zu Endorf gehörenden Ortschaften wie Brenschede,<br />
Kloster Brunnen, Röhrenspring, Gehren und Endorferhütte mit Post zu versorgen. Es war die Post, die per Postkutsche<br />
von Sundern bis zur Endorfer Poststelle gebracht wurde und von dort aus zu Fuß zugestellt wurde. Erwähnenswert ist,<br />
dass der Postbote ebenfalls für die Zustellung von benötigten Medikamenten aus der Apotheke zuständig war. „Diese<br />
Versorgung in den ländlichen Gebieten war bei allen Wetterlagen und zu allen Jahreszeiten sicherzustellen“, so der Enkel.<br />
„Ausgebaute Waldwege gab es nicht (Bild unten). So wurde die Zustellung der Post von meinem Großvater über vier<br />
Jahrzehnte an die Empfänger ab Endorfer Oberdorf (heute Sägewerk), ab ‚Waldbachtal‘ bewältigt, ab ‚Brenscheder Felder‘<br />
ging es wieder bergab ins Röhrtal, nach Brenschede, auch zum Klostergut Brenschede, dann der Röhr entlang nach<br />
Kloster Brunnen, ab hier bis zur Röhrquelle nach Röhrenspring, anschließend wieder abwärts ins obere ‚Waldbachtal‘<br />
nach Gehren, anschließend auf dem Rückweg nach Endorferhütte und wieder zurück nach Endorf.“ Reinhard Lucas weiter:<br />
„Auch später bis Anfang der 60er-Jahre führte der Vater Josef Lucas jun. diesen Postdienst ebenfalls zu Fuß aus, ab<br />
etwa 1960 mit Privat-PKW, bis dann in Endorf ab Mitte der 70er-Jahre auch die Post den ländlichen Raum motorisierte.<br />
Die alten klaren Konturen des alten Pfades sind eindeutig auf dieser Teilstrecke sichtbar und haben so eine besondere<br />
geschichtliche Bedeutung. “Der weiterführende Weg (Pfade) über die genannten Orte ist heute durch Feld- und Waldwege<br />
sowie Straßen in „das Gebirge“ erreichbar und als Pfad nicht mehr sichtbar. Die Länge einer Tagespostrunde zu<br />
Fuß betrug bis zur Motorisierung etwa 23 Kilometer. „Somit hat der Großvater als Landpostzusteller in über 40 Jahren<br />
siebenmal die Erde umrundet und so eine Strecke von 275.000 km zurückgelegt“, so errechnete er den geleisteten<br />
Aufwand. „Endorf war bis zur kommunalen Neugliederung 1975 die größte ehemalige Flächengemeinde in Sundern,<br />
das Gebiet war bezüglich der Postzustellung von besonderer Größe.“ So wurde bei dieser ersten Wanderung im neuen<br />
Jahr manche Anekdote über alte Zeiten erzählt.<br />
Räuber führte im<br />
Fackelschein zur Burg<br />
„Gut Steinhausen“<br />
DO-Holzen – Es gibt nichts, was es nicht gibt – der Abend<br />
des 27. Februar wird vielen Wanderfreunden in Erinnerung<br />
bleiben. Die SGV-Abteilung hatte zu einer speziellen und<br />
keinesfalls alltäglichen Wandertour eingeladen: Der Räuber<br />
namens Dolf Mohr hatte die Führung durch das romantische<br />
Wannebachtal übernommen – im Fackelschein ging’s zur<br />
verwunschen daliegenden Burg „Gut Steinhausen“. Dem für<br />
SGV-Wandertouren unüblichen Wanderführer folgten durch<br />
die klare Nacht mehr als 20 Teilnehmer.<br />
Unterwegs erzählte der den K&Q-Lesern schon bekannte<br />
Räuber Mohr so allerhand aus seinem Leben vor 170 Jahren.<br />
Dies konnte er, weil er vorher die Dokumentation in einem<br />
Buch von Katja Müller und Helmut Lierhaus auswendig gelernt<br />
hatte. Die Gruppe hörte vieles aus der Geschichte<br />
ihres Heimatortes und bekam als Zugabe auch noch den<br />
herrlichen Sternenhimmel erklärt, also eine Firmament-<br />
Wanderung. Viele der Gruppe kamen auch aus Ergste, woran<br />
sich erkennen lässt, dass die Räuber-Geschichte(n) die<br />
Menschen interessieren. Es war eine Unternehmung von hohem<br />
Erlebniswert, die noch lange in Erinnerung bleiben wird.<br />
Muskelkater als Andenken<br />
ans Bouldern<br />
Dortmund – Ende Februar probierten sich zwölf Kinder<br />
und acht Erwachsene in der Halle „Glücksgriff“ in DO-<br />
Wickede im Bouldern. Nach einer kurzen Einführung<br />
für alle konnten sich die Kinder unter Anleitung von<br />
zwei Trainern in ihrem altersgerechten Bereich aufwärmen<br />
und die ersten Boulderkniffe kennenlernen,<br />
ehe sie danach den Erwachsenenbereich unsicher<br />
machen durften. Die erwachsenen Begleiter gingen<br />
es etwas langsamer an und beobachteten zunächst<br />
die Kinder, bevor auch sie sich an die leichten Routen<br />
in ihrem Kletterbereich machten. Alle fanden eine<br />
für sich passende Herausforderung und besonders<br />
die Erwachsenen spürten am nächsten Tag, welche<br />
Muskelgruppen beim Klettern so gebraucht werden<br />
und hatten ordentlich Muskelkater. Auf alle Fälle eine<br />
Aktion, die nach einer Wiederholung ruft. Von der<br />
jetzigen Aktion ist das Sammelbild (unten) mit allen<br />
Aktiven für die Vereinsanalen gefertigt worden.<br />
Beste Wanderer und<br />
Ehre für Multitalent<br />
DO-Holzen – Gleich zweifach gab es Grund, in der 33. Jahresversammlung<br />
Mitglieder für ihre besonderen Leistungen in der Vereinsarbeit<br />
zu ehren. Als „Beste Wanderer 2018“ konnten die Eheleute Gonder<br />
(Bild) ausgezeichnet werden: Im abgelaufenen Wanderjahr wurden von<br />
Wolfgang (li.) 2<strong>02</strong> Kilometer bei 28 Touren erfasst – seine Frau Heide<br />
trug mit 25 Touren und 178 Wanderkilometern zur Wanderstatistik der in<br />
Dortmund aktiven SGV-Abteilung bei.<br />
Als Multitalent des Vereinsengagements könnte Heinrich Brieke (oben<br />
mit Vorsitzendem Karl-Heinz Wesler, li.) bezeichnet werden. Er ist in<br />
verschiedenen Sparten aktiv: Ein Fachgebiet ist das Wandern – hier ist<br />
er seit SGV-Eintritt 2007 lange als Wanderführer tätig, seit 2014 auch in<br />
Funktion als Wanderwart im Vorstand der 54 Mitglieder starken Holzener<br />
SGV-Abteilung. Mit Informationsaustausch und Transparenz der Vereinsarbeit<br />
bei zwei Tagungen der Wanderführer sorgt er für die Erstellung<br />
der Halbjahres-Wanderpläne. Auch kümmert er sich mit der aktuellen Gestaltung des Schaukastens um das zweite<br />
Fachgebiet – die Öffentlichkeitsarbeit. Pressewart Ferdinand Ziese: Dafür wurde er bei der Jahresversammlung mit<br />
dem Ehrenzeichen in Silber des SGV-Gesamtvereins ausgezeichnet. Eine weitere Auszeichnung ging an Loni Wald:<br />
Ihre 25-jährige Mitgliedschaft wurde mit der entsprechenden Ehrennadel des SGV Gesamtvereins gewürdigt.<br />
Erlebnis SGV<br />
Hildesheim<br />
Goslar<br />
Motto für’s Unterwegssein zu Fuß: Wanderwetter ist immer<br />
Stellvertretend drei Beispiele zum Start in die Wandersaison <strong>2019</strong> aus...<br />
...Arnsberg<br />
SGV-Land – Wenn man draußen bei einer Wanderung<br />
eigentlich (fast) immer unterwegs sein kann, so ist es<br />
trotzdem in zahlreichen Wanderplänen ein liebenswertes<br />
Ritual, zum Jahresbeginn eine Wandertour im wahrsten<br />
Sinne des Wortes zu begehen. <strong>2019</strong>er Beispiele für<br />
insgesamt viele Termine im SGV-Land sandte die SGV-<br />
Abteilung Arnsberg der K&Q-Redaktion (Bild): Sie startete<br />
pünktlich zur Mittagszeit bei herrlichstem Winterwetter an<br />
der Teutenburg, unweit des SGV-Jugendhofes. Vorsitzender<br />
Gerd Riedel begrüßte die Mitwanderer und schickte<br />
die Wanderschar mit einem unüberhörbaren „Frisch Auf“<br />
ins Wanderjahr <strong>2019</strong>. So mancher Freund des Wanderns<br />
musste nach der Winterpause doch ganz schön pusten,<br />
aber – wer rastet der rostet – eine Verschnaufpause gab<br />
es nicht. Eine verzauberte Winterlandschaft war der Lohn<br />
aller Beschwernisse, aber auch die Gewissheit, dass in der<br />
vereinseigenen Hermann-Balkenohl-Hütte ein prächtiges<br />
Kuchenbuffet auf sie und ihre Geschmacksnerven wartete.<br />
Ein gemütlicher Nachmittag bei bullerndem Kaminofen<br />
sorgte für den gelungenen Wanderauftakt <strong>2019</strong>.<br />
52 KREUZ&QUER 2/19<br />
...DO-Holzen<br />
Schon am 15. Januar eröffnete diese SGV-Abteilung im<br />
Ruhrgebiet in Regie von Johanna und Ferdi Ziese eine<br />
ortsnahe rund sieben Kilometer lange Rundwanderung<br />
im Bereich des Kellerkopfes, die den Endpunkt des Haarstrangs<br />
zum Ziel hatte. Dabei informierte Ferdi Ziese die<br />
13 Mitwanderer von den zahlreichen kleinen Herrenhäusern<br />
im Bereich Opherdicke, Hengsen und überhaupt im<br />
mittleren Ruhrtal. Die Tour führte bei recht angenehmem<br />
Wetter durch das Kellerbachtal in Richtung Kellerkopf, wo<br />
ein Denkmal an unsägliche kriegerische Zeiten erinnert.<br />
Hier am ‚Kellerkopf‘, so Ziese „waren einst zu Zeiten des<br />
sog. Kalten Krieges auch Atomwaffen stationiert und: Es<br />
gab im Bereich des früheren Panzerübungsgeländes eine<br />
Motorradstrecke.“ Es gab Kulturelles: Vorgetragen wurde<br />
auch die Geschichte von Agnes von der Vierbecke und<br />
ihrem Tod durch Verbrennen. Am Ende der Wanderung<br />
in Holzwickede stand – wie immer – eine gemütliche<br />
Schlusseinkehr bei Kaffee und Kuchen.<br />
...Hüsten<br />
Bei den Hüstener SGVern stand Mitte Februar eine Frühlingstour<br />
im Wanderplan. Sie folgte dem Himmelpfortenrundweg<br />
und verzeichnete bei idealen Wetterverhältnissen<br />
eine stolze Beteiligung von 34 Sonnenhungrigen, die sich<br />
teilweise spontan aufmachten. Auf der 16 Kilometer langen<br />
Strecke über aussichtsreiche Höhen von Wiedenberg<br />
und Höinger Berg zur Gedenkstätte Himmelpforten<br />
(Bild) kamen einige Wanderfreudige schon im Februar ins<br />
Schwitzen. Es kam sogar schon leichte Sommerkleidung<br />
zum Einsatz. Diese Erfahrung von Frühsommer im Winter<br />
machte bei allen Lust auf die nächsten Wanderungen.<br />
Erlebnis „Wandern“ in karätiger Praxis: Zwischen UNESCO-Weltkulturerbestätten<br />
unterschiedlich geprägte Restaurants gefunden<br />
Wanderung im Harzvorland Richtung Bad Salzdetfurth<br />
Münster/Hildesheim/Goslar - Die Münsteraner sind mit ihren vielen attraktiven<br />
Advents- und Weihnachtsmärkten verwöhnt. Dennoch ist das Interesse der SGVer<br />
am Besuch derartiger Märkte in anderen deutschen Städten immer wieder sehr<br />
groß. Nach Lübeck, Bamberg und Nürnberg sowie Lüneburg standen diesmal<br />
Hildesheim und Goslar im Mittelpunkt. Dabei geht es nicht nur um Budenzauber<br />
und festliche Dekoration der Innenstädte, sondern auch um die historischen und<br />
kulturellen Schätze, die die einzelnen Orte prägen. „So werden unsere Touren<br />
jeweils zu einem unverwechselbaren Erlebnis“, so Wanderführer Günter Dietrich.<br />
Für Hildesheim waren der Dom (Bild oben), das Dommuseum und die vorromanische<br />
Michaeliskirche entscheidend, um in die Liste der Weltkulturerbestätten aufgenommen<br />
zu werden. Bei ausgezeichneten Führungen konnten die tausend Jahre alten<br />
Bronzekunstwerke, dort u.a. die einzigartige Decke mit den Bildern vom Stamme<br />
Jesse, bewundert werden. Auch zeitgenössische Kunst kam dabei zu ihrem Recht.<br />
In Goslar sind die unversehrt erhaltene Fachwerkstadt, die riesige Kaiserpfalz und<br />
Von der Wiesenkirche über Soest geblickt<br />
Soest/SGV-Land - Hoch hinaus ging es Ende März für gut 40 Kulturwartinnen und -warte: Dr. Peter Kracht,<br />
SGV-Hauptfachwart für Kultur, hatte sie zur Kulturwarte-Tagung eingeladen – an einen besonderen Ort,<br />
nämlich in die Westfälische Dombauhütte an der Wiesenkirche in Soest. Steinmetzmeister Daniel Müller<br />
(re.), neuer Leiter der Dombauhütte, stellte den SGVern zunächst seinen Arbeitsplatz vor und erläuterte<br />
dann das Vorgehen der Steinmetze: Jeder Stein der beiden Türme der Wiesenkirche muss ausgewechselt<br />
werden. „Der Südturm ist bereits fertig, aber für den Nordturm sind noch einige arbeitsreiche Jahre vorgesehen.“<br />
Anschließend durfte zunächst die Hälfte der Besucher mit Kirchenführer Klaus Fischer mit dem<br />
Aufzug hinauf auf den Nordturm fahren und den Blick über Soest und die Börde genießen – die übrigen<br />
erkundeten mit Stadtführerin Krista Schinkel Soest zu Fuß. Nach einer kräftigen Suppe zur Mittagszeit ging<br />
es nachmittags wieder in zwei Gruppen hinauf bzw. per pedes durch Soest. Beide Gruppen trafen sich dann<br />
zur abschließenden Besichtigung der wunderbaren Wiesenkirche. Abgerundet wurde der eindrucksvolle<br />
Kultur-Tag im Schulungsraum der Dombauhütte mit einem gemeinsamen Kaffeetrinken.<br />
das seit 30 Jahren stillgelegte, mehr als 1.000 Jahre alte Erzbergwerk „Rammelsberg“<br />
Grund für den besonderen UNESCO-Schutz. Es bedarf schon mehr als einen Tag, um diese<br />
Höhepunkte angemessen erleben zu können. Das besondere am Goslaer Weihnachtsmarkt<br />
ist der mitten in der Stadt aufgebaute „Weihnachtswald“.<br />
Es wurde auch gewandert: Eine mehrstündige Tour führte durch das Harzvorland in<br />
Richtung Bad Salzdetfurth.<br />
Ein bedeutender Akzent dieser Erlebnistouren ist das jeweilige gemeinsame Abendessen.<br />
„Auch diesmal gelang es, drei recht unterschiedlich geprägte Restaurants in Hildesheim<br />
und ein historisches in Goslar zu finden, wo die intensiv genutzten Tageszeiten ruhig und<br />
harmonisch ausklingen konnten“, berichtet Wanderführer Dietrich.<br />
Abschließend nutzten viele der Gruppe die Möglichkeit, einen Adventsgottesdienst im<br />
Dom zu besuchen. dem der neue Bischof von Hildesheim, Dr. Heiner Wilmer, vorstand.<br />
Dietrich: „Er bestach durch sein bescheidenes Auftreten und seine sehr anschauliche<br />
Predigt.“<br />
Steinmetzmeister Daniel Müller erklärte den Tagungsteilnehmern, wie die<br />
Wiesenkirche für die nächsten Jahrhunderte „fit“ gemacht wird.