Beelitzer Nachrichten - Mai 2019
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Seite 40<br />
M<br />
it dieser kleinen, zarten und in<br />
vielen Farbvarianten blühenden<br />
Heilpflanze möchte ich Ihnen,<br />
liebe Leser, wieder einmal ein<br />
Gartenunkraut oder, etwas netter ausgedrückt<br />
eine sogenannte Beipflanze, an`s<br />
Herz legen. Es ist mittlerweile kein Geheimnis,<br />
dass ich mit Vorliebe genau<br />
solche Pflanzen für eine nähere Betrachtung<br />
auswähle, die vielleicht – bisher –<br />
von den Gärtnern unter Ihnen nicht so<br />
willkommen oder gut angesehen sind.<br />
Nicht selten entsteht eine Ablehnung aus<br />
einer Art Unwissenheit und wenn es<br />
denn so sein sollte, lässt sich leicht Abhilfe<br />
schaffen. Was können wir nun über<br />
dieses Kraut Ehrenpreis in Erfahrung<br />
bringen? Zunächst einmal ist er klein,<br />
wächst relativ flach am Boden mit bis zu<br />
50 cm langen Trieben und bildet wunderschöne<br />
filigrane Blüten aus, die je<br />
nach Unterart von blau bis lila variieren,<br />
manche mit einem Anteil weiß dazu.<br />
Der Waldehrenpreis - Veronica officinalis<br />
- auf den sich auch die meisten Hinweise<br />
in den Werken der Pflanzenheilkunde<br />
beziehen, blüht im Sommer und<br />
bevorzugt karge und trockene Böden.<br />
Beim Persischen (V. persica) und beim<br />
Faden-Ehrenpreis (V. Filiformis), um<br />
nur einige aus dieser riesigen Pflanzenfamilie<br />
zu nennen, setzt die Blütezeit<br />
bereits schon ganz früh im Jahr ein.<br />
Letzterer kann im Frühling wunderschöne<br />
blaulila Teppiche auf der Wiese bilden.<br />
Der Persische Ehrenpreis gilt als<br />
Pionierpflanze, das heißt er siedelt sich<br />
als eine der ersten Pflanzen auf Brachflächen<br />
an und bereitet mit seiner Anwesenheit<br />
den Boden für nachfolgende<br />
Pflanzen, Mikroorganismen usw..<br />
Den Namen Ehrenpreis erhielt dieses<br />
freundliche kleine Kraut, um die Verehrung<br />
auszudrücken, die man ihm aufgrund<br />
seiner Heilkräfte entgegen brachte.<br />
Weitere volkstümliche Namen wie<br />
z.B. Allerweltheil, Grundheil oder Trost<br />
aller Welt weisen in dieselbe Richtung.<br />
Eine eher kuriose Bezeichnung ist z.B.<br />
auch: „Zuhause ist er nicht“, was sich<br />
laut Wolf-Dieter-Storl „auf Fieber und<br />
ansteckende Krankheiten bezieht, die<br />
daherkommen und den<br />
Betroffenen nicht antreffen“.<br />
Und im Plattdeutschen<br />
wird der Ehrenpreis<br />
„Stau up en ga<br />
weg“, was ein Hinweis<br />
auf folgende Worte Jesu<br />
zu einem Gichtkranken<br />
sind „Steh auf und<br />
wandle“.<br />
Was meinen Sie, liebe<br />
Leser: gibt es denn auch<br />
ganz praktische Erfahrungen<br />
innerhalb der<br />
Pflanzenheilkunde, die<br />
diese großartigen Namen<br />
rechtfertigen könnten?<br />
Und wurden auch<br />
entsprechend wirksame<br />
HEILPFLANZE DES MONATS<br />
Umschlag bei<br />
leichter Verbrennung<br />
und Juckreiz<br />
3 Eßlöffel Kraut werden mit<br />
einem ½ Liter kochendem<br />
Wasser aufgegossen und 10<br />
Minuten stehen gelassen.<br />
Dann durch ein Sieb gießen<br />
und ein weiches Baumwolltuch<br />
mit dem abgekühlten (!)<br />
Auszug tränken. Diesen Umschlag<br />
für eine Weile auf die<br />
betroffene Stelle legen und<br />
das Ganze ggf. wiederholen.<br />
Ein bisschen „Trost“<br />
für Leib und Seele<br />
Der „Ehrenpreis“ (Veronica officinalis) findet seit jeher eine<br />
große Wertschätzung aufgrund seiner Heilkräfte<br />
Inhaltsstoffe bei einer genauen Untersuchung<br />
im Labor nachgewiesen? Beides<br />
ist zutreffend. Seit dem späten Mittelalter<br />
wurde Ehrenpreis innerlich (als Tee)<br />
und äußerlich (für Umschläge) u.a. zur<br />
Entgiftung eingesetzt. Im Zusammenhang<br />
damit steht seine Verwendung bei<br />
Ekzemen, Akne und Geschwüren. Er<br />
lindert den Juckreiz bei<br />
Hautausschlägen wie<br />
z.B. Neurodermitis und<br />
hilft bei der Ausheilung<br />
von Verbrennungen.<br />
Außerdem wurde er<br />
wegen seiner schleimlösenden<br />
Wirkung bei<br />
Husten, Katarrh und<br />
Bronchitis gebraucht. Er<br />
wirkt verdauungsfördernd,<br />
den Stoffwechsel<br />
anregend und ist somit<br />
hilfreich bei Übergewicht.<br />
Und wen wundert es:<br />
auch bei der Behandlung<br />
von Gicht und Rheuma<br />
konnte man gute Ergebnisse<br />
beobachten. Das einzigartige Zusammenspiel<br />
von bestimmten Wirkstoffen,<br />
die sich im Ehrenpreis bei genauer<br />
Untersuchung finden lässt, machen seine<br />
Heilwirkung möglich. So finden sich<br />
z.B. Aucubin und Kaffeesäure (beide<br />
u.a. entzündungshemmend, antioxidativ)<br />
Bitterstoffe, Gerbstoffe, Iridoide, Saponine<br />
und ätherische Öle.<br />
Ganz am Schluss dieses Artikels möchte<br />
ich Ihnen eine „Wirkung“ ganz anderer<br />
Art nicht vorenthalten. Sie entstammt<br />
der Welt des Aberglaubens oder einfach<br />
des kindlichen Übermutes, nämlich der<br />
Einsatz des Ehrenpreis als Gewitterblume.<br />
Reißt man ein paar Büschel ab, so<br />
heißt es, beschwört man ein gehöriges<br />
Gewitter mit Blitz und Donner und kräftigem<br />
Regen herauf. Letzteres wäre hier<br />
auf jeden Fall (fast) immer sehr willkommen.<br />
Mit den besten Wünschen für Ihre Gesundheit<br />
Claudia Hille-Eix, Heilpraktikerin<br />
in Beelitz (OT Fichtenwalde)<br />
www.Heilpraxis-Hille.de<br />
(033845) 310070 (neue Nr.!)