Rundbrief 84 - Amt und Ehrenamt
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Selbstsorge üben ...<br />
Anna Christ-Friedrich<br />
Ges<strong>und</strong>bleiben im Pfarramt<br />
Ges<strong>und</strong>bleiben im Pfarramt ist ein<br />
großes, ein gewaltiges auch umfassendes<br />
Thema. Wie gelingt es, ges<strong>und</strong> zu<br />
bleiben im Alltag, dann, wenn Termine<br />
sich non-stop jagen: vor Ostern, vor den<br />
Sommerferien, im Herbst oder im Advent?<br />
Was hilft dazu, dass Pfarrer <strong>und</strong><br />
Pfarrerinnen in ihrem Beruf ges<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />
zufrieden sind <strong>und</strong> „glücklich“ arbeiten<br />
können?<br />
„Ges<strong>und</strong>heitsmanagement“, „Ges<strong>und</strong>heit<br />
in Organisationen“, „Salutogenese“ „wie<br />
bleibe ich fit?“, es sind Worte in aller<br />
M<strong>und</strong>e <strong>und</strong> große Aufträge. Und gleichzeitig<br />
wissen wir alle, Ges<strong>und</strong>heit kann<br />
man nicht machen. Junge Menschen<br />
werden krank, obwohl sie viel für ihre<br />
Ges<strong>und</strong>heit getan haben. Andere genießen<br />
alles, was unges<strong>und</strong> ist <strong>und</strong> werden<br />
steinalt. Und wieder andere leiden<br />
dauernd <strong>und</strong> bleiben am Leben. Leben<br />
<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit bleiben ein Geschenk<br />
<strong>und</strong> sind letztendlich zu einem gewissen<br />
Anteil unverfügbar. Deshalb ist mir auch<br />
an Bescheidenheit <strong>und</strong> Vorsicht im Umgang<br />
mit diesem Thema gelegen. Das ist<br />
<strong>und</strong> bleibt mir wichtig, auch wenn wir<br />
heute den Zugang zu medizinischen Informationen<br />
haben <strong>und</strong> viele Zusammenhänge<br />
zwischen Leben <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />
begreifen können.<br />
Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> ges<strong>und</strong> bleiben, so<br />
mein Eindruck, sind umfassende Themen<br />
mit vielen Aspekten. Zum Wohlergehen<br />
gehört die individuelle Ges<strong>und</strong>heit, das<br />
persönliche Umfeld <strong>und</strong> die eigene Motivation.<br />
Aber ebenso wichtig sind die<br />
Arbeit, die Strukturen, das Pfarrhaus<br />
<strong>und</strong> die Arbeitsbedingungen. Die Menschen,<br />
die uns vor Ort begegnen, tragen<br />
dazu bei, der Umgang mit Führungspersonen,<br />
Wertschätzung <strong>und</strong> Anerkennung<br />
bis hin zu den Umweltbedingungen, um<br />
nur einige Aspekte zu nennen.<br />
Welches nun sind die Ressourcen, die<br />
helfen, widerstandsfähig zu sein <strong>und</strong> zu<br />
bleiben, selbst wenn viele Stressfaktoren<br />
den Alltag schwer machen. Der israelisch-amerikanische<br />
Medizinsoziologe<br />
<strong>und</strong> Stressforscher Aaron Antonovsky<br />
(1923-1994) hat dazu den Begriff „Salutogenese“<br />
in die Diskussion eingebracht.<br />
Für ihn war der Focus seiner Forschung<br />
nicht: „Was macht krank?“ (Pathogenese)<br />
sondern umgekehrt war es sein Interesse,<br />
in Erfahrung zu bringen „Was<br />
lässt Menschen ges<strong>und</strong> sein <strong>und</strong> bleiben?<br />
Was gibt Ressourcen?“<br />
Dabei war ihm ein zentraler Faktor für<br />
die Ges<strong>und</strong>heit sein Konzept des<br />
Kohärenzgefühls.<br />
Er definiert „sense of coherence, (soc)“<br />
/ Kohärenzgefühl als „ globale Orientierung<br />
eines dynamischen wie beständigen<br />
Gefühls des Vertrauens.“<br />
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