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Rundbrief 84 - Amt und Ehrenamt

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sich rückbesinnen <strong>und</strong> vergewissern ...<br />

Vorlesen, Lehren <strong>und</strong> Ermahnen, d.h.<br />

durch Schriftlesung <strong>und</strong> Predigt (1Tim<br />

4,13; 6,2 u.ö.). Während es in Eph 4,7-16<br />

einem Paulusschüler um die theologische<br />

Begründung <strong>und</strong> Institutionalisierung der<br />

kirchlichen Dienste zur Evangeliumsverkündigung<br />

überhaupt ging, konzentriert<br />

sich in den Pastoralbriefen ein Verfasser<br />

der dritten Generation auf die konkreten<br />

„Dienstaufträge“ der Funktionsträger. Er<br />

versucht die lokalen Strukturen zu ordnen,<br />

Presbyter- <strong>und</strong> Episkopen-Verfassung<br />

zusammenzuführen <strong>und</strong> die Einsetzung<br />

der Gemeindeleiter durch die Ordination<br />

mit Handauflegung der Ältesten in geordnete<br />

Bahnen zu überführen (1Tim 4,14;<br />

5,22; 2Tim 1,6). Vor allem möchte er den<br />

Funktionsträgern das Lehren <strong>und</strong> Ermahnen<br />

als Hauptaufgabe ihrer Gemeindeleitung<br />

ans Herz legen.<br />

4. Das Bild vom Weiden<br />

Das kirchengeschichtlich wirkungsvollste<br />

Leitbild aus dem Neuen Testament ist das<br />

Bild vom Weiden (Apg 20,28; 1Petr 5,2;<br />

Joh 21,15-17). Aus ihm ist der Hirtenbzw.<br />

Pastorentitel für die Pfarrerschaft<br />

entstanden. Da Funktionsträger im Neuen<br />

Testament allein in Eph 4,11 als „Hirten“<br />

bezeichnet werden, handelt es sich jedoch<br />

noch nicht um einen feststehenden<br />

Titel. Vielmehr ist hier lediglich das Bild<br />

vom Weiden der Herde (vgl. 1Kor 9,7) auf<br />

Personen der Gemeindeleitung übertragen<br />

<strong>und</strong> mit dem entsprechenden Substantiv<br />

auf den Begriff gebracht. Durchgehend<br />

sind ortsfeste, gemeindegeb<strong>und</strong>ene Funktionen<br />

gemeint, da das Hirtenbild nirgends<br />

für umherziehende Personen gebraucht<br />

wird.<br />

a. Die Abschiedsrede des Paulus<br />

(Apg 20,28)<br />

In dieser Abschiedsrede formuliert Lukas<br />

das testamentarische Vermächtnis<br />

des Paulus, der die Ältesten von Ephesus<br />

an ihren bleibenden Auftrag erinnert<br />

(Apg 20,28): „So habt nun acht<br />

auf euch selbst <strong>und</strong> auf die ganze Herde,<br />

in der euch der Heilige Geist eingesetzt<br />

hat zu Bischöfen, zu weiden die<br />

Gemeinde Gottes, die er durch sein eigenes<br />

Blut erworben hat.“<br />

Die Herde dient als Bild für die Gemeinde.<br />

Doch zielt der Appell zur Achtsamkeit<br />

nicht nur auf die Fürsorge für die<br />

Herde, sondern setzt ein bei der Verantwortung<br />

der Ältesten für die Wahrnehmung<br />

ihres eigenen Auftrags. Sie sollen<br />

sich an Paulus ein Beispiel nehmen, wie<br />

er nicht nur in Antiochia die Jünger im<br />

Glauben stärkte <strong>und</strong> Älteste einsetzte<br />

(14,21-23), sondern sich auch bei seinem<br />

Gründungsaufenthalt in Ephesus<br />

vom ersten Tag an verhalten hat. Er hat<br />

dem Herrn gedient <strong>und</strong> der Gemeinde<br />

nichts vorenthalten, was ihr an Verkündigung<br />

<strong>und</strong> Lehre vom Reich <strong>und</strong> dem<br />

ganzen Ratschluss Gottes nützlich gewesen<br />

wäre, öffentlich <strong>und</strong> in den Häusern,<br />

für den Glauben an den Herrn Jesus<br />

(20,18-27). Das Achtgeben schließt<br />

den Schutz vor Irrlehrern ein, die entweder<br />

im Bild der reißenden Wölfe von<br />

außen in die Gemeinde eindringen<br />

(20,29; vgl. Mt 7,15; Joh 10,12) oder<br />

aus der eigenen Mitte kommen (20,30).<br />

Der Hinweis auf „die ganze Herde“ hat<br />

eine „ökumenische“ Dimension, da in<br />

Ephesus nicht nur die Paulusschule,<br />

sondern auch johanneische Gemeinden<br />

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