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<strong>#167</strong> | JUNI 2019<br />
26<br />
FESTIVALS<br />
BASTILLE<br />
Dem Untergang geweiht – und Spass dabei<br />
Nach dem politischen Vorgänger haben die Briten mit «Doom Days» eine apokalyptische<br />
Party-Platte aufgenommen, die sie jetzt auch auf einer ausführlichen Festival-Tour präsentieren.<br />
Wir haben die Jungs vorab zum Interview getroffen.<br />
Wenn man heutzutage den Fernseher einschaltet, kann schon mal der<br />
Eindruck entstehen, das Ende der Welt nähere sich mit grossen Schritten.<br />
Ein Gefühl, das auch die britische Band Bastille kennt: Auf ihrem letzten,<br />
durchaus politischen Album wunderten sie sich bereits über unsere «Wild<br />
World», nun stecken wir in ihren Augen mittendrin in den «Doom Days».<br />
«Als ‹Wild World› erschien, wusste keiner, was passieren würde, wenn<br />
England für den Brexit stimmt und in den USA Trump gewählt wird. Nun<br />
leben wir mit den Konsequenzen und es ist noch verrückter, als man es<br />
sich vorgestellt hätte», erklärt Sänger Dan Smith. «Das Internet hat das<br />
Leben der meisten Menschen komplett übernommen. Facebook fing an<br />
als Netzwerk, auf dem sich Schüler austauschen können und nun entscheiden<br />
sich dort Wahlen. Und in England hatten wir dieses Jahr im Februar<br />
plötzlich Sommertemperaturen. Es ist einfach alles seltsam. Unser<br />
Album war für uns ein Mittel, all dem kurz zu entkommen.»<br />
Als «apokalyptische Party-Platte» hat Smith das Album bezeichnet. Ein<br />
Konzeptalbum über eine Party-Nacht, das die Wichtigkeit von Eskapismus,<br />
Hoffnung und Freundschaft unterstreichen soll. «Alles fing damit<br />
an, als wir 2017 bei Rock am Ring spielten», so Smith weiter. «Wegen<br />
einer Terrorwarnung musste das Festival unterbrochen werden. Zum<br />
Glück ging alles gut aus, aber unsere Show damals war sehr politisch<br />
und als wir am nächsten Tag auf der Bühne standen und all diese Leute<br />
sahen, wurde uns klar: So wichtig es auch ist, als Künstler ehrlich zu sein<br />
von Nadine Wenzlick<br />
und widerzuspiegeln, was in der Welt los ist – am Ende gehen die Leute<br />
doch auf Festivals, um ihre Alltagssorgen kurz hinter sich zu lassen. Sie<br />
suchen etwas, in das sie sich flüchten können. Und genau dafür wollten<br />
wir dieses Mal ein Album machen.» Im Titelstück «Doom Days» geht es<br />
darum, einfach mal offline zu bleiben und sich vor der wahren Welt zu<br />
verstecken, in «Those Nights» um die Suche nach jemandem, neben dem<br />
man aufwachen kann. «If the world’s ending let’s stay up all night», singt<br />
Smith in «Bad Decisions», und auch in «Quarter Past Midnight» träumt er<br />
von einer Nacht, die nie endet.<br />
«Es ist ja eine sehr britische Tradition, auszugehen und sich zu betrinken»,<br />
grinst er. «Wir wollten, dass das ‹Party-Element› der Platte sich auf<br />
Dance und Rave der Neunziger bezieht.» Elektronische Elemente, Hip-<br />
Hop-Beats, akustische Balladen und ein Gospel Chor – auf «Doom Days»<br />
ist folglich alles erlaubt. Warum auch nicht, wenn die Welt eh bald untergeht.<br />
Das Party-Thema kommt übrigens auch live zum Tragen: Weil die<br />
Konzerte von Bastille immer ein audiovisuelles Gesamterlebnis sind, zieht<br />
sich der Wunsch nach Eskapismus durch ihre aktuelle Show. Als sie im<br />
Frühjahr auf Tour waren, flackerte zunächst die Frage «Avoiding tomorrow?»<br />
über die Leinwand, dann ging die Partynacht mit Bastille inklusive<br />
kunstvoller Projektionen los. Am Ende die Frage: «Did that just happen?»<br />
Viel besser kann man dem Irrsinn unserer Welt kaum entkommen. w<br />
BASTILLE SIND LIVE AM<br />
STARS IN TOWN<br />
6. – 10. August, Schaffhausen (SH)<br />
Wir finden ja, Schaffhausen hat eine ziemlich unterschätzte<br />
Altstadt, während alle immer nur von diesem Rheinfall<br />
schwärmen. Der Rheinfall ist sozusagen der Chris Hemsworth,<br />
während die Schaffhauser Altstadt der Liam Hemsworth<br />
ist. Aber Liam Hemsworth hat verdammt nochmal<br />
schon zwei Nickelodeon Kids Choice Awards gewo-…, wir<br />
schweifen ab. Zumindest einmal im Jahr spielt Schaffhausens<br />
schönstes Plätzchen die erste Geige, wenn sich nämlich<br />
die «Stars in Town» ankündigen – diesmal unter anderem<br />
auch mit James Bay, Amy Macdonald und Fettes Brot.<br />
HEITERE OPEN AIR<br />
9. – 11. August, Zofingen (AG)<br />
Könnte mal jemand auf der Wiki-Seite von Zofingen für Ordnung<br />
sorgen? Dort wird noch immer das Zofinger Kinderfest<br />
als jährlicher «Höhepunkt des Festkalenders» angepriesen.<br />
Und das soll jetzt nichts gegen die aufstrebenden Jungen<br />
und Mädchen sein, aber ein Aufmarsch von paramilitärischen<br />
Kiddies, die dann irgendwo neben dem Dorfbrunnen<br />
Flöte spielen, ist doch kein Vergleich zu einem Line-up, das<br />
2019 unter anderem auch Lost Frequencies, Die Fantastischen<br />
Vier und Welshly Arms umfasst und jeweils einige<br />
Zehntausend Besucherinnen und Besucher anlockt.