SOCIETY 375
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<strong>SOCIETY</strong><br />
Kuba kämpft<br />
sich durch<br />
Politexpertin Hermine Schreiberhuber<br />
verfasste für die <strong>SOCIETY</strong>-Leser eine<br />
Analyse des karibischen Inselstaates.<br />
Kuba hat es nicht leicht. Der stets<br />
zum Urlauben verlockende und doch<br />
über viele Jahre isolierte Inselstaat<br />
in der Karibik ist bemüht, sich mit<br />
vorsichtigen Reformen gegenüber der<br />
Welt zu öffnen. Gegenüber einer globalisierten<br />
Welt, wo sich die großen<br />
Akteure in handelspolitischen Fragen<br />
heftige Gefechte liefern. Zahlreiche<br />
Staaten werden in ökonomische Konflikte<br />
hineingezogen. So auch Kuba.<br />
Man denke nur an die internationale<br />
Ölpolitik und an die Krise im befreundeten<br />
Venezuela.<br />
Die Krise in Venezuela, wo Präsident<br />
Nicolas Maduro und sein Herausforderer<br />
Juan Guaido um die Macht ringen,<br />
hat auf Kuba schwere Auswirkungen.<br />
Die USA erhöhten zuletzt ihren Druck<br />
auf Venezuelas Verbündete Russland<br />
und Kuba. Auf die Kubaner würden<br />
konkret neue Reise- und Handelsbeschränkungen<br />
zukommen. Zugleich<br />
bedeutet dies ein Zurückschrauben<br />
der unter US-Präsident Donald Trumps<br />
Vorgänger Barack Obama in die Wege<br />
geleiteten Annäherung. Die Europäische<br />
Union und Kanada reagierten kritisch<br />
auf die Ankündigung möglicher<br />
US-Klagen wegen früherer Enteignungen<br />
in Kuba unter Rückgriff auf das<br />
Helms-Burton-Gesetz. Aus der Sicht<br />
der EU und Kanadas wäre die extraterritoriale<br />
Anwendung solch einseitiger<br />
Maßnahmen ein Verstoß gegen internationales<br />
Recht. In einer gemeinsamen<br />
Erklärung wurde vor den Folgen<br />
für die europäische und kanadische<br />
Wirtschaft gewarnt. Auch eine Klage<br />
bei der Welthandelsorganisation WTO<br />
wurde nicht ausgeschlossen.<br />
KUBANISCHE WIRTSCHAFT LEIDET<br />
Die kubanische Wirtschaft hat derzeit<br />
mit genug Problemen zu kämpfen.<br />
Havanna werde im laufenden Jahr<br />
nicht all seinen Verpflichtungen bei<br />
der Bedienung der Schuldenlast nachkommen<br />
können, erklärten Regierungsvertreter<br />
in Havanna. Die Gründe<br />
sind offenkundig. Das Handelsembargo<br />
der USA wirkt sich seit Jahrzehnten<br />
auf die ökonomische Entwicklung<br />
des Karibik-Staates negativ aus. Dazu<br />
kommt die Wirtschaftskrise in Venezuela,<br />
wichtiger Handelspartner und<br />
politischer Verbündeter Kubas.<br />
Ungeachtet der wirtschaftlichen<br />
Probleme hat die Führung in Havanna<br />
ihre Bündnistreue zu Venezuela<br />
unterstrichen und Präsident Maduro<br />
ihre Solidarität versichert. Der kubanische<br />
Präsident Miguel Diaz-Canel<br />
und Außenminister Bruno Rodriguez<br />
verurteilten den Machtkampf im<br />
befreundeten Land und prangerten<br />
den „geplanten Staatsstreich“ der<br />
Bewegung um den selbst ernannten<br />
Gegen-Präsidenten Guaido an.<br />
In konkreten Sektoren wurde zuletzt<br />
eine Versorgungskrise spürbar. Die<br />
Öllieferungen aus Venezuela sanken<br />
drastisch, dadurch auch die Möglichkeiten<br />
zur Devisenbeschaffung. Die<br />
sozialistische Regierung erwog die<br />
Rationierung von bestimmten Lebensmitteln<br />
und von Hygieneartikeln.<br />
Papiermangel drückte sich bereits auf<br />
dem Zeitungsmarkt aus. Der Umfang<br />
wichtiger Zeitungen und Zeitschriften<br />
wurde drastisch reduziert, auch das<br />
Parteiblatt „Granma“ ist betroffen.<br />
Ein Lichtblick für die Kubaner ist die<br />
bevorstehende Lockerung des Internet-Zugangs.<br />
Künftig sollen private<br />
WLAN-Netze und Internet-Anschlüsse<br />
zugelassen werden. In der Gastronomie<br />
werden Kunden ab Juli kabellose<br />
Datenverbindungen angeboten.<br />
60 JAHRE NACH DER REVOLUTION<br />
Zu Jahresbeginn blickte Kuba auf 60<br />
Jahre nach der Revolution Fidel Castros<br />
zurück. Vor gut einem Jahr ging<br />
mit der Amtsübergabe an Diaz-Canel<br />
die lange Ära der Castro-Brüder zu<br />
Ende. Raúl Castro ist als Parteichef<br />
weiter im Amt. Sein Nachfolger als<br />
Staatschef steht vor großen Herausforderungen.<br />
Die Kommunistische<br />
Partei baut vorsichtig eine bescheidene<br />
Marktwirtschaft auf, mit mehr<br />
Rechten für private Unternehmer.<br />
In einem Referendum über die neue<br />
Verfassung wurde die kommunistische<br />
Ausrichtung Kubas bei gleichzeitiger<br />
wirtschaftlicher Öffnung im<br />
Februar bestätigt. Bereits im Dezember<br />
hatte das Parlament in Havanna<br />
Foto: Cubanisches Fremdenverkehrsamt<br />
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