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SOCIETY 375

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<strong>SOCIETY</strong><br />

60 Jahre<br />

Kubanische Revolution<br />

Christoph Matznetter, der Vizepräsident der<br />

WKO, verfasste für <strong>SOCIETY</strong> einen<br />

Gastkommentar zum 60. Jahrestag der<br />

kubanischen Revolution.<br />

„Eine Revolution ist kein Rosenbett.<br />

Eine Revolution ist ein Kampf zwischen<br />

der Zukunft und der Vergangenheit“.<br />

Dies waren vor 60 Jahren die Worte<br />

des kubanischen Revolutionärs und<br />

Staatspräsidenten Fidel Castro, der 49<br />

Jahre lang die Entwicklung des Inselstaates<br />

prägte. Kuba war und ist ein<br />

Land, welches sich im steten Wandel<br />

befindet. Auch heute, 60 Jahre nach<br />

der kubanischen Revolution, lässt sich<br />

die Frage nach der Zukunft des sozialistischen<br />

Landes stellen.<br />

Die Kubanische Revolution, angeführt<br />

von der Bewegung des 26. Juli, war ein<br />

historischer Donnerschlag, der das<br />

Land, welches zuvor als „Las Vegas der<br />

Karibik“ galt, in einen unabhängigen<br />

Staat verwandelte. Gefestigt wurde<br />

die Revolution unter anderem durch<br />

gesamtgesellschaftliche Alphabetisierungskampagnen<br />

und Landreformen,<br />

die eine Aufbruchsstimmung innerhalb<br />

der Bevölkerung schafften.<br />

Ökonomisch betrachtet konnte sich<br />

Kuba allerdings keine vollkommene<br />

Unabhängigkeit leisten: Als Antwort<br />

auf die Kubanische Revolution verhängten<br />

die Vereinigten Staaten 1959<br />

ein Handels-, Wirtschafts- und Finanzembargo<br />

gegen die neue Regierung<br />

Fidel Castros. Die darauffolgende<br />

Koalition mit der Sowjetunion schuf<br />

ein Abhängigkeitsverhältnis zum sozialistischen<br />

Bruderstaat, der Kuba, nach<br />

dem Zusammenbruch der UdSSR, in<br />

eine Wirtschaftskrise stürzte.<br />

Der Verlust des größten Außenhandelspartners<br />

und die darauffolgende<br />

Krise zwangen die sozialistische<br />

Regierung dazu, Wirtschaftssektoren<br />

zu dezentralisieren, privatwirtschaftliche<br />

Tätigkeiten und Devisenhandel<br />

in gewissen Wirtschaftssegmenten zu<br />

genehmigen. Ökonomische Hebel wie<br />

Joint-Venture-Geschäfte im Tourismussektor,<br />

Kooperationen mit neuen<br />

Außenhandelspartnern wie China,<br />

Venezuela oder Brasilien, das Entdecken<br />

neuer Erdölvorkommen sowie<br />

die Vermarktung von Nickelvorkommen<br />

konnten einen Weg aus der Krise<br />

schaffen. Auf der anderen Seite der<br />

Medaille lassen sich allerdings neue<br />

soziale Disparitäten entdecken, die<br />

ideologisch konträr zur Kubanischen<br />

Revolution stehen.<br />

Was wird die Zukunft bringen? Die<br />

Gretchen-Frage des neuen kubanischen<br />

Staatspräsidenten Miguel<br />

Díaz-Canel ist der fortschreitende<br />

privatwirtschaftliche Einfluss auf die<br />

kubanische Wirtschaft sowie die Beziehung<br />

mit dem großen Nachbarn<br />

USA. Über all diesen Themen schwebt<br />

das Erbe der Kubanischen Revolution,<br />

welche auch nach 60 Jahren im kollektiven<br />

Gedächtnis der kubanischen<br />

Bevölkerung weiterlebt.<br />

Text: Christoph Matznetter<br />

Christoph Matznetter, Vizepräsident der WKO im<br />

Interview mit <strong>SOCIETY</strong><br />

Foto: Petra Spiola<br />

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