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faktor Sommer 2019

faktor - Das Entscheider-Magazin für die Region Göttingen

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› MEHR ALS EIN MAGAZIN 15. Jahrgang <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong> 8 Euro<br />

Heft 2 <strong>Sommer</strong> <strong>2019</strong><br />

e› DAS ENTSCHEIDER-MAGAZIN FÜR DIE REGION GÖTTINGEN 15. Jahrgang<br />

› DAS ENTSCHEIDER-MAGAZIN FÜR DIE REGION GÖTTINGEN<br />

erfolgsgeschichte Luana da Silva teilt mit über 500.000 Menschen ihr Leben im Netz und macht daraus ein lukratives Business 118


Unsere Steuerberaterinnen stehen für Frauenpower<br />

Das beste Mittel gegen Standardlösungen sind viele verschiedene<br />

Sichtweisen. Und die größten Erfolge für unsere Mandanten erzielen<br />

wir oft, wenn wir in gemischten Teams aus Frauen und Männern arbeiten.<br />

Deshalb verfolgt Quattek & Partner das Ziel, mehr Frauen in<br />

verantwortliche Positionen zu bringen.<br />

Dass wir uns dafür als Unternehmen verändern und weiterentwickeln<br />

müssen, liegt auf der Hand. Homeoffice und zahlreiche Teilzeitmodelle<br />

sind heute schon Standard.<br />

Wir arbeiten daran, das Selbstverständliche zu ermöglichen. So gehört<br />

es bei Quattek & Partner zur täglichen Praxis, Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern die gleichen Chancen zu bieten. Nicht um eine Quote<br />

zu erfüllen. Sondern um Potenziale auszuschöpfen. Und im Ergebnis<br />

noch besser zu werden.<br />

Jürgen Hollstein Dipl.-Kfm.<br />

Steuerberater<br />

Roland Haever Dipl.-Kfm.<br />

Wirtschaftsprüfer · Steuerberater<br />

Fritz Güntzler Dipl.-Kfm.<br />

Wirtschaftsprüfer · Steuerberater<br />

Johann-Karl Vietor Dipl.-Kfm.<br />

Steuerberater<br />

Thorsten Kumpe Dipl.-Kfm.<br />

Wirtschaftsprüfer · Steuerberater<br />

Miriam Engel Dipl.-Kffr.<br />

Steuerberaterin<br />

Lutz Becker<br />

Rechtsanwalt<br />

In Kooperation mit<br />

Quattek & Partner Steuerberatungsgesellschaft mbB · Nikolausberger Weg 49 · 37073 Göttingen · Tel. (05 51) 49 70 1-0 · www.quattek.de


editorial<br />

BÜROFACHMARKT<br />

FOTO COVER: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

Göttin, ist das herrlich. Ich sitze gerade bei bestem<br />

Sonnenschein im blau-weiß gestreiften Strandkorb auf Sylt, lasse die Seele<br />

baumeln, sehe hinaus aufs Meer und nutze das neue Prinzip: arbeiten,<br />

wann du willst, wo du willst – dank modernster Technik heute kein<br />

Problem.<br />

Die liebe Technik. Sie schenkt uns so viel und hat doch manchmal ihre<br />

Schattenseiten. Um mich herum sehe ich Menschen, die glücklich die<br />

nackten Füße in die kühle Gischt stecken. Und ich sehe andere, die ihre<br />

Nasen unentwegt in ihre Smartphones stecken.<br />

Sie verpassen was.<br />

Und doch: Auch ich kann mich nicht vollkommen davon freisprechen.<br />

Allein heute habe ich bereits zweimal die neuesten Neuigkeiten auf<br />

Facebook und Instagram gecheckt – und ja, auch selbst schon den einen<br />

oder anderen privaten Schnappschuss gepostet.<br />

Luana da Silva – unser Covermodel – hat aus dieser Art zu teilen<br />

sogar ein lukratives Business gemacht und mehr als eine beeindruckende<br />

halbe Million Menschen dazu bewegt, ihr auf Social Media zu folgen.<br />

Wie die junge Unternehmerin dies geschafft hat und daraus sogar eine<br />

eigene Firma gründete, erzählt sie uns ab Seite 118.<br />

Und genau wie Luana da Silva haben es in Südniedersachsen noch<br />

viele andere starke Frauen geschafft, sich zu behaupten und die regionale<br />

Wirtschaft mit zu prägen. Eine Auswahl dieser spannenden Persönlichkeiten<br />

haben wir in dieser Ausgabe besucht, ausgefragt und für Sie in<br />

Szene gesetzt.<br />

Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Kennenlernen dieser Top-<br />

Entscheiderinnen und einen entspannten <strong>Sommer</strong> – wo auch immer Sie<br />

dies gerade lesen...<br />

Ihre Elena Schrader<br />

Chefredakteurin<br />

schrader@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />

KREATIV ARBEITEN,<br />

GESTALTEN, LERNEN<br />

BOARD-UP von Legamaster.<br />

Geordnet oder kreativ - die Whiteboard-<br />

Kacheln lassen sich beliebig anordnen.<br />

... und wenn die MEETINGS HEISS werden,<br />

finden Sie in unserem BÜROFACHMARKT<br />

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2 |<strong>2019</strong> 3


inhalt<br />

service<br />

3 Editorial<br />

6 Momentaufnahmen<br />

12 Aktuelles<br />

16 31. <strong>faktor</strong>-Business-Lounge<br />

91 Erfolgreiche Entscheiderinnen<br />

der Region präsentieren sich<br />

161 Impressum<br />

unternehmen<br />

20 Zum Ursprung der Quelle<br />

Die Grafenquelle – vom Forellenteich<br />

zu Wasser mit Gehalt<br />

34 Gut gestartet<br />

Der Uni-Wettbewerb Lift-off stärkt<br />

die akademische Gründungskultur<br />

40 Ab ins Beet!<br />

Carsten Marhold wird mit seinem<br />

Hochbeet zum Selbstversorger<br />

46 Die Gunst der Lage<br />

Northeim: eine Wirtschaftsregion<br />

im Fokus<br />

52 Der Wunsch zu bleiben<br />

Northeims Bürgermeister Simon<br />

Hartmann und Unternehmerin<br />

Nina Peilert über den Standort<br />

wissen<br />

60 Der Türöffner<br />

Zu Besuch bei SAP in Berlin –<br />

Peter Bostelmann über mehr Erfolg<br />

durch Achtsamkeit<br />

68 Working out loud<br />

Daniella Cunha Teichert etabliert<br />

eine weltweit angesagte Netzwerk-<br />

Methode in der Region<br />

74 Die Lizenz zum Nachmachen<br />

Franchisekonzepte im Überblick<br />

4 2 |<strong>2019</strong><br />

mensch<br />

110 Klare Worte gegen die Quote<br />

Top-Entscheiderinnen nehmen<br />

Stellung zur Frauenquote<br />

114 Die Sternstunde ihres Lebens<br />

Prägende Zeiten der ,Mutter des<br />

Grundgesetzes‘ Elisabeth Selbert<br />

118 Im Internet zu Hause<br />

Influencerin Luana da Silva hat aus<br />

ihrem Leben einen Job gemacht<br />

126 Ein Rheinländer kommt an<br />

Michael Birlin ist der Neue im<br />

Vorstand der Sparkasse Göttingen<br />

leben<br />

134 It’s GIN o’clock<br />

Ein Trendgetränk erobert die Welt –<br />

und mit Von Hallers Gin auch<br />

Südniedersachsen<br />

146 Die Vorführerin<br />

Lumière-Geschäftsführerin<br />

Telke Reeck teilt nostalgische<br />

Erlebnisse<br />

152 Zeichnen im Auftrag<br />

Künstlerin Marion Vina sorgt<br />

mit Akt- und Satirezeichnungen<br />

für Aufregung<br />

162 In Kürze<br />

Vorschau auf den neuen<br />

<strong>faktor</strong>Stil<br />

146 Dem Film verschrieben<br />

Zu Besuch im Lumière.<br />

Geschäftsführerin Telke Reeck erzählt,<br />

warum Kino nie aussterben wird und<br />

was sie im neuen Lichtspielhaus in der<br />

Baptistenkirche plant.<br />

152 Die Stallzeichnerin<br />

Marion Vina. Die Zeichnerin des<br />

Göttinger-Elch-Preises ist eine<br />

Persönlichkeit mit vielen Facetten,<br />

die von sich selbst behauptet, trotz<br />

zahlreicher Rückschläge ein wahres<br />

Glückskind zu sein.


74 McDonald’s-Franchisenehmerin Petra Hebig gewährt Einblicke<br />

„Ein Interessent muss sich immer klarmachen, dass<br />

auch Franchising eine vollgültige Selbstständigkeit ist:<br />

Ungeachtet der Bereitschaft, die Vorgaben von oben<br />

zu akzeptieren, träg man immer die Verantwortung.“<br />

118 Erfolgreich im Netz<br />

Über 500.000 folgen ihr. Die Göttingerin<br />

Luana Theodoro da Silva hat aus ihrem<br />

Privatleben einen Job gemacht und<br />

gründete als erfolgreiche Social-Media-<br />

Influencerin ihr eigenes Unternehmerin.<br />

FOTOS: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

20 Zum Ursprung der Quelle<br />

Vom Forellenteich zu wertvollem Mineralwasser. <strong>faktor</strong> besuchte Geschäftsführerin<br />

Melanie Peinemann in ihrer Grafenquelle in Förste und ging der Sache auf den Grund.<br />

2 |<strong>2019</strong> 5


momentaufnahmen<br />

Momentaufnahmen<br />

<strong>faktor</strong> lässt besondere Ereignisse in der Region mit ausgewählten Impressionen Revue passieren.<br />

FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

Das perfekte Rennen<br />

Für Finja Bormann ging im Mai ein großer Traum in Erfüllung: „Ich habe nicht mal gewagt, von einem Sieg zu<br />

träumen“, sagte die 23-jährige Nachwuchsreiterin überglücklich, als sie nach ihrem fulminanten Sieg auf dem<br />

Hardenberg Burgturnier die Goldene Peitsche in der Hand hielt.<br />

Nach ihrem Großvater, Vater und Bruder trat sie bereits in dritter Generation bei dem renommierten Reitturnier<br />

an und eroberte auf ihrem Pferd A crazy son of Lavina – das ebenfalls aus der eigenen Familienzucht stammt –<br />

mit einem perfekten Rennen und einer Zeit von 36,55 Sekunden die Herzen des gesamten Publikums.<br />

6 2 |<strong>2019</strong>


momentaufnahmen<br />

2 |<strong>2019</strong> 7


momentaufnahmen<br />

Ein glänzender Auftritt<br />

Unter dem Motto ‚Magische Saiten‘ starteten im Mai die Internationalen<br />

Händel-Festspiele Göttingen mit Georg Friedrich Händels<br />

selten aufgeführter Oper Rodrigo – ein packendes Ereignis, und<br />

das, obwohl es auf der Bühne des Deutschen Theaters ansonsten<br />

eher wenig ,schön‘ zuging. Im herrschaftlichen Palast des rigorosen<br />

Königs Rodrigo bröckelte und schimmelte die opulente Requisite<br />

passend zum enormen Konfliktpotenzial der knapp dreistündigen<br />

Handlung. Lediglich die exzellent besetzten Protagonisten glänzten<br />

mit ihrer Leistung in fantasievollen Kostümen im stimmungsvoll<br />

nuancierten Licht. Ein ganz besonderes Bühnenexponat jedoch<br />

stach hervor: Eigens für die Inzenierung wurde das glänzende<br />

Original des Göttinger Gänseliesels aus dem Städtischen Museum<br />

geholt, wo das Wahrzeichen der Stadt ansonsten verwahrt wird.<br />

8 2 |<strong>2019</strong>


momentaufnahmen<br />

2 |<strong>2019</strong> 9


momentaufnahmen<br />

10 2 |<strong>2019</strong>


momentaufnahmen<br />

Das entspannte Wir-Gefühl<br />

Staunen, lachen und verrückte Menschen treffen. Sich in wundersame<br />

Welten träumen und an jeder Ecke aufs Neue überraschen lassen: Diese<br />

typische Straßentheater-Atmosphäre reißt einen mit, wenn sich alle zwei<br />

Jahre an Pfingsten Holzminden einmal mehr in eine Plattform für kunterbunte<br />

Straßenkunst verwandelt. Dann ist die Stadt, die sich sonst die<br />

meiste Zeit im Dornröschenschlaf befindet, plötzlich wach, bunt und<br />

schrill – und stolz auf sich. Und alle sind ein Teil davon: Ausrichter,<br />

Künstler, Sponsoren, die vielen helfenden Hände hinter den Kulissen und<br />

nicht zuletzt ein mitfieberndes Publikum. Auch das 15. Internationale<br />

Straßentheater-Festival hat wieder einmal dieses entspannte Wir-Gefühl<br />

ausgelöst – und das bei über 40.000 Besuchern.<br />

2 |<strong>2019</strong> 11


aktuelles<br />

<strong>faktor</strong>-Mittagsclub<br />

Erhellende Momente<br />

„Meine Neugier für die Welt ist der Grund, warum ich ein begeisterter<br />

Designer bin“, erzählte Paul van Laar (Foto) beim <strong>faktor</strong>- Mittagsclub<br />

Ende April im amavi. Hier sprach er über seine Projekte und wie er auf<br />

die Idee für eine Lampe kam, die er aus nur einem Blatt Papier faltet.<br />

„Ich bin eine praktische Person, probiere gerne viele Konzepte und Ideen<br />

mit schnellen Modellen, auch in 3D, sowie mit kleinen Skizzen aus“, so<br />

der Designer, der seine ersten Erfahrungen bei Studio FA Porsche in Zell<br />

am See gesammelt hat. „Ich habe festgestellt, dass diese Art von Ansatz<br />

zu unerwarteten und interessanten Ergebnissen führt.“<br />

Beim <strong>faktor</strong>-Mittagsclub im Mai war der Göttinger Coach Astrid<br />

Böttger zu Gast und referierte zum Programm ‚Search Inside Yourself‘,<br />

kurz SIY, das bei Google gestartet wurde – einer Methode, wie man<br />

seine emotionale Intelligenz erhöht und dadurch zu mehr Glück im<br />

eigenen Leben kommt. Siehe dazu auch Artikel rechts.<br />

FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

Uni<br />

www.<strong>faktor</strong>-magazin.de 10. Jahrgang Heft 19 SoSe <strong>2019</strong> 3 Euro<br />

Blick in die Zukunft Passend zum Beginn des Wintersemesters<br />

erscheint im Oktober wieder der neue <strong>faktor</strong>UNI. Und wie gewohnt wird das<br />

Magazin für Studierende und Absolventen in Südniedersachsen an den beliebtesten<br />

Anlaufstellen der Uni Göttingen und weiterer Hochschulen sowie in den<br />

regionalen Studentenwohnheimen zu finden sein. Mit seinem geradlinigen<br />

Design und ausgefallenen Illustrationen präsentiert <strong>faktor</strong>UNI erneut<br />

Unternehmen, Berufe und spannende Personen aus der Region.<br />

Möchten auch Sie sich in diesem Umfeld präsentieren und neue Fach- und<br />

Führungskräfte für sich begeistern? Dann melden Sie sich bei:<br />

Horst Wolf, Tel. 0551 30983922, wolf@<strong>faktor</strong>-magazin.de.<br />

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Eine traditionsreiche<br />

Branche mit Zukunft<br />

Utopia 2.0<br />

Von Göttingen in die<br />

Welt mit AIESEC<br />

Bauernkinder<br />

Mit Liebe fürs Land<br />

zum Modelabel<br />

Gesundheit Spezial<br />

Passend zum Themenschwerpunkt des aktuellen <strong>faktor</strong>-Magazins<br />

im <strong>Sommer</strong> – Top-Entscheiderinnen der Region – nehmen wir in der gleichzeitig<br />

erscheinenden Sonderausgabe <strong>faktor</strong>GESUNDHEIT das Thema Frauengesundheit unter<br />

die Lupe. Jedes Geschlecht weist gesundheitliche Besonderheiten auf, und dementsprechend<br />

gibt es auch Erkrankungen, die geschlechtsspezifisch nur Frauen oder<br />

Männer betreffen. Das hat nicht nur Auswirkungen auf das eigene Wohlbefinden,<br />

sondern auch auf die Form der Behandlung und die Forschung.<br />

Wir stellen in dieser Ausgabe typische Frauenkrankheiten vor und zeigen neueste<br />

Erkenntnisse in Sachen Behandlungsmöglichkeiten. Interesse an einem Exemplar?<br />

Schreiben Sie einfach eine kurze E-Mail an: margraf@<strong>faktor</strong>-magazin.de.<br />

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12 2 |<strong>2019</strong>


aktuelles<br />

<strong>faktor</strong>Akademie<br />

Mit Achtsamkeit zum Erfolg<br />

FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

Eine neue Veranstaltung der <strong>faktor</strong>Akademie steht an: Am 22. August wird Astrid Böttger<br />

von 18 bis 21 Uhr in der PFH Privaten Hochschule Göttingen zum Erfolgsprogramm<br />

Search Inside Yourself (SIY), das bei Google gestartet wurde, einen Vortrag halten.<br />

Astrid Böttger ist Trainerin und Coach in Göttingen und wurde vom Search Inside<br />

Yourself Leadership Institut (SIYLI) in San Francisco als ‚Search Inside Yourself certified<br />

teacher‘ zertifiziert. Gemeinsam mit <strong>faktor</strong> besuchte sie für diese Ausgabe Peter Bostelmann<br />

in Berlin. Der Wirtschaftsingenieur ist beim Softwaregiganten SAP weltweit für die<br />

Themen Achtsamkeit und Meditation zuständig und hat SIY aus dem Silicon Valley nach<br />

Deutschland gebracht. Mit großem Erfolg: SIY hat den inneren Frieden der Mitarbeiter<br />

erhöht, und es lohnt sich für SAP sogar betriebswirtschaftlich. Bereits 9.000 Mitarbeiter<br />

haben das Programm durchlaufen – weitere 8.000 stehen auf der Warteliste. Auch Kunden<br />

wie Procter & Gamble und Deutsche Post DHL wollen wissen, wie es geht. Lesen Sie das<br />

große Interview ab Seite 60.<br />

Und wenn Sie noch mehr über SIY erfahren möchten, registrieren Sie sich jetzt für den<br />

Vortrag von Astrid Böttger am 22. August – die Teilnahmegebühr inklusive Snacks und<br />

Getränke beträgt 25 Euro netto: www.<strong>faktor</strong>events.de.<br />

2 |<strong>2019</strong> 13


aktuelles<br />

Zeit für Veränderung<br />

Mehr als ein Magazin<br />

Gemeinsam mit Zeichenforscher Gerdum Enders hat das <strong>faktor</strong>-Team<br />

in den vergangenen Monaten an der Strategie für die Zukunft gearbeitet.<br />

Und nach langem Hin und Her, etlichen Tagen des Grübelns und<br />

reichlich produziertem Hirnschmalz ist es nun endlich so weit:<br />

Das Kind hat einen Namen. Seit vielen Jahren schon existieren im<br />

Portfolio diverse Magazine mit unterschiedlicher Ausrichtung: <strong>faktor</strong> –<br />

das Magazin für Entscheider, <strong>faktor</strong>Gesundheit, ein Magazin für<br />

Studierende, eins für künftige Azubis und viele, viele Spezial- Ausgaben<br />

für Unternehmen der Region. Darüber hinaus veranstaltet <strong>faktor</strong> über<br />

das Jahr zahlreiche Events, ist im Internet und auf Social Media aktiv<br />

und natürlich auch persönlich in ganz Südniedersachen unterwegs.<br />

Doch wie fasst man all das in einen prägnanten Satz? Ganz einfach:<br />

,<strong>faktor</strong> ist die Plattform in Südniedersachsen, gibt wertvolle Impulse,<br />

Erfolgsrezepte und schafft Raum für echte Begegnungen!‘<br />

Dieses plakative Bild unserer regionalen Plattform soll nun auch in die<br />

eigenen vier Wände einziehen. Wir wollen so die Möglichkeit schaffen,<br />

hier Menschen aus ganz Südniedersachsen zusammmenzubringen. Aus<br />

diesem Grund war im Mai auch bereits Gedankenzeichner Dominik<br />

von Loesch in der Redaktion zu Gast und hat der <strong>faktor</strong>-Welt ein konkretes<br />

Gesicht verliehen. Die Pläne sollen in den kommenden Tagen,<br />

Wochen und Monaten umgesetzt werden. Und dann hoffen wir, auch<br />

Sie bald einmal bei uns im Raum der Begegnungen begrüßen zu dürfen.<br />

14 2 |<strong>2019</strong>


Anwaltskanzlei „Arkaden am Gericht“<br />

dr. Bodenburg<br />

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Rechtsanwalts- und Notarkanzlei in Götting en<br />

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aktuelles<br />

Der Inspirator<br />

Bei der 31. <strong>faktor</strong>-Business-Lounge lernten Entscheider von Musikern des<br />

Göttinger Symphonie Orchesters, was es heißt, gemeinsam den richtigen Ton anzugeben.<br />

TEXT CHARLOTTE VOGEL FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

16 2 |<strong>2019</strong>


aktuelles<br />

»Mein Job ist es, die Musiker<br />

zu inspirieren, ihr Bestes<br />

geben zu wollen.«<br />

Bei der 31. <strong>faktor</strong>-Business-Lounge am 28. März<br />

trafen einmal mehr zahlreiche Entscheider<br />

der Region auf einen spannenden Referenten<br />

– dieses Mal auf ungewohntem Terrain:<br />

Chefdirigent Nicholas Milton (Foto links)<br />

ließ die Gäste inmitten des Göttinger Symphonie Orchesters<br />

(GSO) Platz nehmen und aus nächster Nähe erleben,<br />

was es heißt, in einer demokratischen Gruppe aus Individualisten<br />

den Ton anzugeben. Das Thema des Tages: ‚Vom<br />

Solo zur Symphonie – was Unternehmen von Orchestern<br />

lernen können‘.<br />

So hatten die Teilnehmer der Lounge im Göttinger<br />

Kulturzentrum Godehardstraße zunächst die exklusive<br />

Gelegenheit, mittendrin im Geschehen – zwischen und<br />

auf den Stühlen der Musiker – einer Probe des traditionsreichen<br />

Orchesters zu lauschen und eine ganz besondere<br />

Arbeitsatmosphäre auf sich wirken zu lassen. Mit energischen<br />

Bewegungen und Worten, kurz und bestimmt,<br />

aber stets mit einer Prise Humor, leitete Milton sein GSO<br />

an. Ein kritischer Blick, ein kleiner Fingerzeig mit dem<br />

Taktstock und jeder Einzelne weiß, was er zu tun oder zu<br />

lassen hat. Bestes Teamwork und die hohe Motivation<br />

sämtlicher Beteiligten, alles perfekt machen zu wollen,<br />

waren deutlich zu spüren.<br />

IM ANSCHLUSS AN DIE PROBE ging es nach einer kurzen<br />

Begrüßung durch den Gastgeber und GSO-Geschäftsführer<br />

Klaus Hoffman (oben rechts) – der den entscheidenden<br />

Impuls zu einer gemeinsamen <strong>faktor</strong>- Business-<br />

Lounge gegeben hatte – nahtlos in eine lockere Fragerunde<br />

über. Nicholas Milton nahm sich Zeit und ging<br />

ausführlich auf jede Frage aus dem Publikum ein, das<br />

sich so immer weiter an die Parallelen zwischen Wirtschaft<br />

und Musik herantastete.<br />

2 |<strong>2019</strong> 17


aktuelles<br />

Dabei gab der Chefdirigent wertvolle Tipps zum Umgang<br />

mit Mitarbeitern und zum Thema Motivation.<br />

Milton erklärte unter anderem, dass es ihm bei jeder<br />

Kommunikation, insbesondere aber bei Kritik, darauf<br />

ankommt, Respekt und Anerkennung auszudrücken.<br />

Auf diese Weise gebe er jedem einzelnen Musiker die<br />

Möglichkeit, sich und seine Stärken ohne Scheu in das<br />

Orchester einzubringen.<br />

ÜBERHAUPT WERDE BEIM GSO der Demokratiegedanke<br />

großgeschrieben, beispielsweise, wenn neue<br />

Stellen zu besetzen sind: Dann sichten Chefdirigent und<br />

Geschäftsführer nicht allein die Bewerber, sondern das<br />

ganze Orchester entscheidet mit. In diesem Sinne ist im<br />

vergangenen Jahr übrigens auch Milton selbst auf diesen<br />

Posten gewählt worden.<br />

„Mein Job ist es auch nicht zu diktieren, sondern die<br />

Musiker zu inspirieren, ihr Bestes geben zu wollen“, sagt<br />

der gebürtige Australier und fasst damit seine Aufgabe<br />

zusammen. Und diese Art der Führung funktioniere:<br />

„Statt nach dem Ende der Probe direkt in alle Himmelsrichtungen<br />

zu verschwinden, bleiben viele der rund<br />

50 Musiker noch da, um weiterzuüben oder sich einfach<br />

zu unterhalten. Das schafft nur eine entspannte Arbeitsatmosphäre.“<br />

UND SO GING ES DANN AUCH nach dem offiziellen Teil<br />

auf der 31. <strong>faktor</strong>-Business-Lounge weiter. Gemeinsam<br />

mit dem Orchester wurde bei Snacks und Getränken noch<br />

lange beschwingt genetzwerkt und gefeiert.<br />

Weitere Inpressionen gibt es der<br />

Bildergalerie unter:<br />

www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/fotostrecken/<br />

bildergalerie-zur-31-<strong>faktor</strong>-business-lounge<br />

18 2 |<strong>2019</strong>


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20 2|<strong>2019</strong>


unternehmen<br />

Zum Ursprung der Quelle<br />

Vom Forellenteich zu wertvollem<br />

Mineralwasser, das schmeckt.<br />

<strong>faktor</strong> besuchte die Grafenquelle im Harz<br />

und ging der Sache auf den Grund.<br />

TEXT ANJA DANISEWITSCH<br />

FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

2 |<strong>2019</strong> 21


unternehmen<br />

Hineingewachsen Melanie Peinemann wuchs im Getränkehandel auf und schöpft heute aus dem Mühlteich in Förste ihren Erfolg.<br />

22 2|<strong>2019</strong>


unternehmen<br />

Damals stand hier eine Mühle. „Die<br />

Alten aus dem Örtchen können sich<br />

vielleicht noch daran erinnern, dass<br />

diese einst das Getreide der umliegenden<br />

Felder zu Mehl verarbeitete“, erzählt<br />

Melanie Peinemann, während<br />

sie forschen Schrittes in Richtung des kleinen Mühlenteichs<br />

in Förste bei Osterode läuft. Damals, das war vor<br />

dem Krieg und bevor die Mühle nach Kriegsende abbrannte.<br />

„Meine Großmutter und mein Großvater hatten<br />

aber nach dem Brand immer noch die Wasserrechte,<br />

die sie auch ohne Mühle nutzen wollten“, erklärt die<br />

heutige Geschäftsführerin des Getränkeabfüllers Grafenquelle.<br />

Der Großvater Harry Peinemann beschloss also<br />

im Jahr 1957, im angrenzenden Teich Forellen zu züchten.<br />

Es dauerte allerdings nicht lange und die Fische<br />

schwammen einer nach dem anderen mit dem Bauch<br />

nach oben. Geschockt bestellte Harry ein Gutachten<br />

über die Wasserqualität – mit unverhofftem Ergebnis:<br />

Das Wasser des Teiches entpuppte sich als Mineral- und<br />

Heilwasser.<br />

Auf diesem Quellteich, der unweit des Firmengebäudes<br />

versteckt zwischen Bäumen liegt, schwimmen heute<br />

Enten. Der aufmerksame Beobachter kann sogar bei genauem<br />

Hinsehen erkennen, wie vereinzelt kleine Blasen<br />

aufsteigen – Quellkohlensäure, die sich ihren Weg aus<br />

den unteren Gesteinsschichten an die Oberfläche bahnt.<br />

„Wenn man ordentlich auf den Boden stampft, kommen<br />

sogar noch mehr“, sagt Peinemann und springt unversehens<br />

in die Höhe. „Gegenüber von diesem Teich soll früher<br />

die Einfahrt zum Anwesen eines Barons gewesen<br />

sein“, erzählt die 47-Jährige, die in Förste geboren und<br />

aufgewachsen ist und viele Geschichten des Ortes kennt.<br />

Ihr Großvater gab seinem Mineralwasser, so erinnert<br />

sich Peinemann, daraufhin den Namen Grafenquelle,<br />

weil sich eine Baronenquelle nicht so gut vermarkten<br />

lasse. Eine schöne wahre Story über die Anfänge eines<br />

Unternehmens, die sich immer wieder gut erzählen lässt.<br />

Und ebenso, dass Harry Peinemann anfangs erst einmal<br />

ein paar Baracken bauen ließ, in denen Hausfrauen einige<br />

Jahre das Brunnenwasser in Flaschen füllten.<br />

ZWISCHEN DEN ANFANGSJAHREN und der Gründung<br />

des heutigen Familienunternehmens in zweiter Generation<br />

liegen mehr als zwei Jahrzehnte, in denen die Quelle<br />

unter anderem an einen Berliner Abfüller verpachtet<br />

wurde. Es folgte ein Rechtsstreit, bei dem Familie Peinemann<br />

gegen den ehemaligen Pächter um den Markennamen<br />

Grafenquelle kämpfen musste und schließlich<br />

gewann. Zum Ende des Prozesses hinterließ der Pächter<br />

lediglich leere Hallen. Alle Abfüllmaschinen und Anlagen<br />

hatte er mitgenommen. „1989 übernahm mein Vater<br />

schließlich das, was noch übrig war, kaufte neue Maschinen<br />

und brachte das Geschäft ins Rollen“, erzählt<br />

die Geschäftsführerin. Mit der Grenzöffnung im selben<br />

Jahr eröffnet sich für den Firmengründer zusätzlich ein<br />

ganz neuer Absatzmarkt, der in den ersten Jahren mit<br />

für den Erfolg verantwortlich war. Bevor ihr Vater die<br />

alten Hallen wieder in Betrieb nahm, hatte er einen Getränkehandel<br />

geführt und umliegende Restaurants und<br />

Hotels mit Getränken versorgt. Diese Kontakte nutzte er,<br />

um nun beim Wechsel in die Getränkeproduktion Fuß<br />

zu fassen. Bald hatte er Kunden von Eisleben bis nach<br />

Sankt Peter-Ording und Pforzheim.<br />

2 |<strong>2019</strong> 23


unternehmen<br />

»Trinkwasser aus dem Hahn ist aufbereitetes und gereinigtes<br />

Wasser und enthält keine wertvollen Mineralstoffe. Und außerdem<br />

schmeckt unser Mineralwasser ja auch anders. Besser.«<br />

INZWISCHEN IST DIE GRAFENQUELLE zu einem kleinen,<br />

soliden mittelständischen Unternehmen mit 16 Mitarbeitern<br />

und einem Jahresumsatz von einer Million<br />

heran gewachsen, das sich in der Region etabliert hat.<br />

Rund acht Millionen Flaschen verkauft Grafenquelle pro<br />

Jahr und hat sich einen Kundenstamm aufgebaut, der<br />

vom Getränkefachgroßhändler über Einzelhändler, Rewe,<br />

Edeka bis hin zu Kantinen-Firmenkunden reicht. Auch<br />

Altenheime und Krankenhäuser der Region werden<br />

mit Wasser aus der Grafenquelle versorgt. Vor fünf<br />

Jahren übernahm Melanie Peinemann nach dem Tod des<br />

Vaters die Geschäftsführung. „Ich war zwar nicht bis ins<br />

Letzte darauf vorbereitet, die gesamte Leitung zu übernehmen,<br />

aber in den vergangenen zwanzig Jahren habe<br />

ich vom Außendienst bis zum Innendienst alles mitgemacht“,<br />

sagt sie.<br />

Der Getränkemarkt sei ein umkämpfter Markt, der sich<br />

teilweise einen harten Preiskampf liefere. „Man denke nur<br />

an die Sonderangebote der Supermärkte“, sagt die Geschäftsführerin,<br />

die, dank ihrer Ausbildung zur Fi nanzkauffrau,<br />

ganz genau die Zahlen im Blick hat. „Da muss<br />

man sich manchmal überlegen, ob es sich für diese Preise<br />

lohnt, die Getränke überhaupt noch abzufüllen.“<br />

Darum unterstützt Peinemann sehr gern Bestrebungen<br />

wie die des regionalen Erzeugerverbandes Niedersachsen<br />

‚Kostbares Südniedersachsen‘, der die eigene Heimat mit<br />

regionalen und saisonalen Produkten zu stärken versucht.<br />

„Es ist in meinen Augen gut, das Bewusstsein für<br />

die Produkte und auch für Produktionsprozesse zu<br />

schärfen“, sagt sie. Und tatsächlich lässt sich im Konsumverhalten<br />

ein Wandel beobachten. In einigen Bevölkerungsschichten<br />

wächst die Nachfrage nach regionalen<br />

Erzeugnissen zusehends, und eigens gekennzeichnete<br />

Verkaufsregale in den Supermärkten machen inzwischen<br />

gezielt auf Regionales aufmerksam. „Bei unserer Produktpalette<br />

ist dies leider nicht so einfach wie bei Gemüse.<br />

Denn Getränkekisten stehen nun mal gestapelt in<br />

Reihen zum Verkauf – aber es wird auch in dieser Richtung<br />

Neues entwickelt und ausprobiert“, erklärt Peinemann<br />

und wirkt zuversichtlich, als sie zufrieden ihren<br />

Blick über ihren Quellteich steifen lässt.<br />

Aber warum sollte man überhaupt Wasser im Supermarkt<br />

kaufen, wenn es doch in jedem Haushalt permanent<br />

verfügbar ist? „Trinkwasser aus dem Hahn ist aufbereitetes<br />

und gereinigtes Wasser und enthält keine wertvollen<br />

Mineralstoffe. Und außerdem schmeckt unser Mineralwasser<br />

ja auch anders. Besser“, sagt Peinemann überzeugt.<br />

DASS WASSER JE NACH REGION anders schmeckt, ist<br />

erklärbar: Mineralwasser ist ein Naturprodukt und ein<br />

Spiegelbild der geologischen Gegebenheiten. Geschützt<br />

vor Umwelteinflüssen lagern Mineralwasservorkommen<br />

unter der Erde und werden vom langsam durchsickernden<br />

Regen gespeist. Dabei durchströmt das Wasser die<br />

unterschiedlichen Boden- und Gesteinsschichten. So<br />

wird es auf natürliche Weise gereinigt und gefiltert und<br />

nimmt außerdem wertvolle Mineralstoffe auf. Schiefervorkommen<br />

machen Wasser weicher, und vulkanische<br />

Gebiete geben eine leicht herbe Note. Die Vielfalt in<br />

Deutschland macht es einem im Übrigen nicht leicht,<br />

24 2 |<strong>2019</strong>


unternehmen<br />

Wasser marsch Bei der Grafenquelle werden pro Tag im Durchschnitt 30.000 Liter des Naturproduktes abgefüllt.<br />

2 |<strong>2019</strong> 25


unternehmen<br />

26 2 |<strong>2019</strong>


unternehmen<br />

Am laufenden Band Rund 15.000 Flaschen durchlaufen pro Stunde den Produktionsweg bei der Grafenquelle.<br />

2 |<strong>2019</strong> 27


unternehmen<br />

Voll angesagt In Deutschland gehen immer mehr Kästen Mineralwasser über die Ladentheke – Tendenz steigend.<br />

sich zu entscheiden: Um die 500 Mineralwasser und<br />

34 Heilwasser gibt es allein in Deutschland.<br />

UND DIE NACHFRAGE STEIGT. Wenn man Getränkeabfüller<br />

wie Melanie Peinemann fragt, welche Produkte<br />

im Trend liegen, kommt schnell die Antwort: Wasser.<br />

Während im Jahr 1970 der Pro-Kopf-Verbrauch von Mineral-<br />

und Heilwasser bei 12,5 Litern pro Jahr lag, erreichte<br />

er zehn Jahre später bereits rund 40 Liter. Laut<br />

des Verbandes Deutscher Mineralbrunnen lag er im vergangenen<br />

Jahr 2018 bei über 150 Litern Mineral- und<br />

Heil wasser pro Kopf. Und auch die Vorlieben für die<br />

Auf bereitung des Mineralwassers ändern sich mit der<br />

Zeit. So wie bei Grafenquelle gibt es das Wasser von den<br />

meisten Abfüllern in drei Varianten: als stilles Wasser, in<br />

Medium und in Classic mit relativ viel Kohlsäure versetzt.<br />

Aktuell geht der Trend gerade bei den unter<br />

35-Jährigen mehr und mehr zum stillen Wasser. Die<br />

Grafenquelle biete ihr Wasser außerdem in einer blauen<br />

schlanken Gourmet-Flasche an – überwiegend für die<br />

Gastronomie. „Dabei bekommen wir Rückmeldungen<br />

von Kunden, dass das Wasser aus den blauen Flaschen<br />

besser schmeckt als das aus den grünen oder weißen Flaschen,<br />

die es im normalen Handel zu kaufen gibt“, erzählt<br />

Peinemann. Sie lacht, und ergänzt: „Das Auge<br />

trinkt schließlich mit.“<br />

So auch beim Medium-Wasser: Die Verbraucher finden<br />

es häufig in grünen Flaschen abgefüllt vor. Doch<br />

grüne Flaschen waren, bevor der Medium-Boom kam,<br />

dem Heilwasser vorbehalten. So entwickelte sich im<br />

kollektiven Gedächtnis der Glaube, dass Wasser aus<br />

grünen Flaschen gesünder ist – eine Assoziation, die<br />

nun auf die grünen Medium-Wasserflaschen übertragen<br />

wird. „Wir haben neben unserem Wasser für die<br />

Grafenquelle auch noch eine Heilwasserquelle, die wir<br />

aber nicht abfüllen“, erzählt Peinemann. Bis in die<br />

1990er-Jahre wurde das Heilwasser für Kurbehandlungen<br />

in Bad Grund genutzt. Da jedoch derzeit kein<br />

Heilwasser mehr nach Bad Grund geliefert wird, ruht<br />

die Heilwasserförderung bis auf Weiteres.<br />

SIE SEI DA SO REINGEWACHSEN in den Betrieb, erzählt<br />

sie, während sie – einem schmalen Pfad folgend<br />

– hinüber zur Produktion geht. Es ist ein kurzer Weg<br />

vom kleinen Park mit dem Quellteich hinüber zum<br />

Verwaltungsgebäude der Grafenquelle und der Produktionshalle,<br />

die am Ende einer sich dahinschlängelnden<br />

Straße am Ortsausgang liegen.<br />

„Samstags, als mein Vater noch den Getränkehandel<br />

hatte, war ich immer im Geschäft, half Getränkekisten<br />

sortieren oder fuhr mit auf Auslieferung – hier eine<br />

Kiste Zitronenlimo für Frau Meyer, dort eine Kiste<br />

Apfelschorle für Herrn Müller, und so weiter. Das gehörte<br />

für mich dazu“, sagt Peinemann und erinnert<br />

sich an ihre Kindheit. Dennoch trieb es sie mit 17 Jahren<br />

erst einmal hinaus in ein anderes Leben. Sie mach-<br />

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30 2|<strong>2019</strong>


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»Samstags, als mein Vater noch<br />

den Getränkehandel hatte, war<br />

ich immer im Geschäft, half<br />

Getränkekisten sortieren oder<br />

fuhr mit auf Auslieferung – hier<br />

eine Kiste Zitronenlimo für Frau<br />

Meyer, dort eine Kiste Apfelschorle<br />

für Herrn Müller, und so weiter.<br />

Das gehörte für mich dazu.«<br />

MELANIE PEINEMANN<br />

2 |<strong>2019</strong> 31


unternehmen<br />

»Na, komm mal her, Mädchen, und verrate mir mal, warum wir<br />

gerade dein Wasser in unser Sortiment nehmen sollten.«<br />

Eine mitunter harte Schule, die ihr zeigte, wie man sich durchsetzt.<br />

te eine Ausbildung beim Arbeitsamt – kam dann aber<br />

doch wieder zurück. Mit 23 Jahren arbeitet sie bereits<br />

im Außendienst bei der Grafenquelle. Ein junges unerfahrenes<br />

Mädchen, das gestandenen Geschäftsführern,<br />

überwiegend Männern, ihre Produktpalette anbot. Da<br />

kamen dann schon mal Sprüche wie: ‚Na, komm mal her,<br />

Mädchen und verrate mir mal, warum wir gerade dein<br />

Wasser in unser Sortiment nehmen sollten?‘ Eine mitunter<br />

harte Schule, die ihr zeigte, wie man sich durchsetzt.<br />

Vielleicht geht sie heute gerade deshalb so selbstbewusst<br />

durch ihre Produktion, wirft hier und da einen<br />

prüfenden, auch mal kritischen Blick hin. Die Mutter<br />

einer inzwischen erwachsenen Tochter ist zufrieden mit<br />

dem, was sie erreicht hat.<br />

Es gibt viel zu tun. An drei Tagen in der Woche werden<br />

neben Wasser auch Zitronen- und Orangenlimonade,<br />

Apfelschorle, Sportdrinks, Cola und Cola-Mix getränke,<br />

Lemon, ACE- und Wellnessdrinks sowie kalorien arme<br />

Orangenlimo, die nach der neuesten Verordnung nicht<br />

mehr ‚Diät‘ heißen darf, abgefüllt – alles auf der Grundlage<br />

des Mineralwassers und nur zusätzlich mit unterschiedlichem<br />

Geschmack versetzt. Rund 15.000 Fla schen<br />

durchlaufen pro Stunde den Produk tionsweg von der<br />

Leergut-Spülmaschine über die Qualitätskontrolle der<br />

noch leeren Flaschen bis zu Füllung, Verschluss und Etikettierung.<br />

Im Durchschnitt werden 30.000 Liter am<br />

Tag abgefüllt.<br />

Das Wasser, das hier für sämtliche Getränke abgefüllt<br />

wird, kommt aus dem sechs Meter tiefen Brunnen gleich<br />

neben dem Gebäude. Ein Betonklotz, unscheinbar und<br />

in nichts an einen klassischen Brunnen erinnernd. Von<br />

dort gelangt das Wasser in ein Auffangbecken und dann<br />

direkt in die Flaschen. Ein kurzer Weg aus der Tiefe der<br />

Erde und direkt am Quellort abgefüllt – anders darf es<br />

auch nicht sein.<br />

DOCH WASSER IST EBEN NICHT GLEICH WASSER: So<br />

darf sich ein Wasser nur ‚natürliches Mineralwasser‘<br />

nennen, wenn es ein Anerkennungsverfahren durchlaufen<br />

hat, das über 200 geologische, hydrologische, physikalisch-chemische,<br />

mikrobiologische und hygienische<br />

Untersuchungen umfasst. Außerdem muss es mindestens<br />

1.000 Milligramm gelöster Mineralstoffe enthalten. Dies<br />

ist in der Mineral- und Tafelwasser-Verordnung geregelt.<br />

Im Gegensatz dazu wird beispielsweise Tafelwasser industriell<br />

hergestellt und kann ein Gemisch aus Wasserarten<br />

und Zutaten wie Mineralstoffen sein. Es lohnt also<br />

beim nächsten Einkauf doch einmal genauer auf das Etikett<br />

zu schauen, ob es sich beim ausgewählten, ältesten<br />

Durstlöscher der Welt tatsächlich auch um ein natürliches<br />

Mineralwasser aus der Region handelt.<br />

DER RUNDGANG ÜBER DAS GELÄNDE endet in der Verwaltung.<br />

Im Büro von Melanie Peinemann sieht es nach<br />

Arbeit aus. Der Schreibtisch, ein alter massiver Holztisch,<br />

und die dunkle Schrankwand in Eiche rustikal stammen<br />

noch vom Vater. Was jedoch keinesfalls bedeutet, dass<br />

sich hier sonst nichts geändert hätte. Im Gegenteil: Die<br />

Tochter bringt frischen Wind ins Unternehmen und trifft<br />

Entscheidungen, um die Grafenquelle zukunftsfähig zu<br />

halten. Und dazu gehört für sie auch, der Marke Grafenquelle<br />

durch ihre Person ein Gesicht zu geben: Eine sympathische,<br />

bodenständige Frau, die herzlich und offen<br />

lacht, wenn man sie fragt, warum man das Wasser aus<br />

Förste trinken sollte: weil es schmeckt.<br />

Zur Person<br />

Melanie Peinemann übernahm vor fünf Jahren die Geschäftsführung<br />

des Familienunternehmens Grafenquelle.<br />

Für die gebürtige Osteröderin war früh klar, dass sie das<br />

Geschäft übernehmen wird, während ihre jüngere<br />

Schwester andere Pläne hatte. Doch Peinemann gehört<br />

auch zu der Generation Führungskräfte, die Privatleben<br />

und Geschäft gut voneinander trennen können.<br />

An den Wochenenden liebt sie es, mit ihrer Familie und<br />

Hund Ausflüge in die Natur zu machen, Hundesport zu<br />

betreiben oder mal ins Kino oder zum Essen zu gehen.<br />

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32 2 |<strong>2019</strong>


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Gut gestartet<br />

Gründen ist angesagt. Das beweist auch die Entwicklung des Wettbewerbs der Uni Göttingen:<br />

Lift-off stärkt die akademische Gründungskultur der Region und zeigt einen<br />

alternativen Karriereweg auf.<br />

TEXT SVEN GRÜNEWALD FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

Mit dem Lift-off-Wettbewerb hat die<br />

Uni Göttingen vor zwei Jahren einen<br />

weiteren Baustein geschaffen, um den<br />

Gründungsgedanken innerhalb der<br />

Universität stärker zu verankern.<br />

Seitdem hat sich dieser Wettbewerb sehr gut entwickelt.<br />

Die Teilnehmerzahl steigt kontinuierlich – und dies<br />

insbesondere aus Kreisen der wissenschaft lichen Mitarbeiter.<br />

In diesem Jahr nahmen 17 über wiegend studentische<br />

und sechs wissenschaftliche Teams teil. Die relativ<br />

große Zahl der Wissenschaftlerteams hat sogar dazu<br />

geführt, dass diese bei der Preisverleihung Mitte Juni<br />

erstmals in einer eigenen Kategorie gegeneinander antraten<br />

(siehe Kasten rechts). „Wir wollen damit zeigen, dass<br />

eine Ausgründung mit einer Idee ein alternativer oder<br />

paralle ler Karriereweg zur Forschung sein kann“, erklärt<br />

Simon Bohn von der Gründungsförderung der Uni.<br />

„Insbesondere, wenn Forschungsergebnisse eine gewisse<br />

Anwendungsnähe haben.“<br />

EIN GENERELLER BEWUSSTSEINSWANDEL scheint<br />

stattgefunden zu haben: Gründungen gelten nicht mehr<br />

als verpönt. Die Zahl der Beratungsgespräche habe sich<br />

im Vergleich zu 2016 bereits verdoppelt, so Bohn, und<br />

auch der Lift-off-Wettbewerb sei dafür ein guter Indikator:<br />

Das zeige sich vor allem an der Vielfalt der Teams,<br />

die bereits im vergangenen Jahr aus nahezu allen Fakultäten<br />

stammten. „Farm Inspector ist da unser Musterbeispiel“,<br />

sagt Bohn. Das Agrar-Start-up landete beim<br />

Lift-off 2018 auf dem ersten Platz und befindet sich derzeit<br />

auf dem Weg zur Unternehmensgründung. An ihm<br />

lässt sich gut die ganze Bandbreite der Unterstützung<br />

zeigen, die das Beraterteam allen Uni-Angehörigen anbietet,<br />

die sich mit einer Geschäftsidee tragen.<br />

Farm Inspector, das ist ein fünfköpfiges Team aus verschiedenen<br />

Fachbereichen, das Ideengeber Andreas<br />

Heckmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung<br />

Agrartechnik, um sich versammelt hat. „Ich komme<br />

selbst aus einem landwirtschaftlichen Betrieb und<br />

war in der Beratung aktiv“, erzählt der Gründer. „Landwirte<br />

sind heute mehr denn je darauf angewiesen, zu<br />

wissen, wann, wie viel und wo man beispielsweise Dünger<br />

oder Wasser auf dem Feld braucht.“ Und genau da<br />

setzt seine Unternehmensidee an: Farm Inspector etabliert<br />

kosteneffiziente Netzwerke aus selbst entwickelten<br />

Funksensoren, die beispielsweise Bodenfeuchte und<br />

Temperatur über und im Boden messen und damit bessere<br />

Aussagen über das Geschehen auf dem Feld ermöglichen.<br />

„Zunächst war Andreas Heckmann alleine bei uns in<br />

der Beratung und hat seine Idee in einem frühen Stadium<br />

vorgestellt“, erklärt Bohn. „Wir haben ihn vor allem dahingehend<br />

unterstützt, dass wir über unser Gründungsnetzwerk<br />

entsprechende Hilfestellungen geben könnten.“<br />

Parallel zum Wettbewerb wurde gemeinsam der Antrag<br />

für ein Exist-Stipendium für Unternehmensgründer erarbeitet.<br />

Gleichzeitig besuchte das inzwischen angewachsene<br />

Team um Heckmann Workshops der Gründungsförderung,<br />

und zuletzt vermittelte Bohn ihnen auch<br />

noch einen Mentor, der den Gründungsprozess allgemein<br />

zu unterstützt. Mit dem Exist-Stipendium geht es für Farm<br />

Inspector nun weiter auf die Unternehmensgründung zu.<br />

„Wir werden jetzt stark an der Praxiseinführung und<br />

Perfek tion des Produkts arbeiten“, erklärt Heckmann.<br />

„Im Herbst testen wir dann – wie auch schon im vergangenen<br />

Jahr – unsere Prototypen im Feldversuch.“<br />

FÜR DIE UNTERSTÜTZUNG durch die Gründungsförderung<br />

hat Heckmann – wie auch alle anderen Gewinner<br />

aus dem vergangenen Jahr (siehe die folgenden Seiten) –<br />

rückblickend nur lobende Worte übrig: „Es ist schon<br />

enorm, was die Kollegen, aber auch die Uni-Leitung, da<br />

geleistet haben – und das nicht nur für uns. Es wird inzwischen<br />

an der Uni mehr darüber gesprochen, wie man<br />

eine Idee erfolgreich vermarkten kann. Das ist ein wirklich<br />

guter Prozess!“ Der nächste Wettbewerb startet<br />

dann im Herbst.<br />

Kontakt: www.uni-goettingen.de/gruendung<br />

LIFT-OFF-WETTBEWERB<br />

34 2 |<strong>2019</strong>


LIFT-OFF-GEWINNER <strong>2019</strong><br />

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Kategorie Wissenschaft<br />

1. Platz: IndiScale<br />

2. Platz: YourALGA<br />

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Kategorie Gründungspotenziale<br />

1. Platz: BarBQ<br />

2. Platz: Pandamask<br />

Publikumspreis<br />

Zatar<br />

Sonderpreis Life Science<br />

OptoGenTech<br />

Mit dem richtigen Maß Gründer Andreas Heckmann kommt selbst aus einem landwirtschaftlichen Betrieb und unterstützt heute mit<br />

Farm Inspector andere Landwirte bei der effizienten Arbeit.<br />

2 |<strong>2019</strong> 35


unternehmen<br />

Plattform mit Zukunft Linguistin Jana Hosemann ist mit ihrer Idee SIGNfind beim Gründerwettbewerb der Uni auf Platz 2 gelandet.<br />

Internetplattform für Taube<br />

Die Start-up-Idee SIGNfind wurde beim Lift-off-Wettbewerb<br />

2018 mit dem zweiten Platz ausgezeichnet. Inzwischen<br />

hat die Linguistin Jana Hosemann ihr Projekt<br />

beim Verein Enactus angesiedelt, wo sich ein Team zusammen<br />

mit ihr um die weitere Umsetzung der Idee<br />

kümmert.<br />

SIGNfind will vor allem das Leben von Gehörlosen erleichtern<br />

– denn es gibt viele Lebenssituationen, in denen<br />

Gehörlose jemanden benötigen, der Deutsche Gebärdensprache<br />

beherrscht und übersetzen kann. Sei es die Kommunikation<br />

mit dem Arzt, in rechtlichen Situationen wie<br />

bei der Polizei oder mit einer Behörde, im Arbeitsalltag,<br />

in der Ausbildung oder bei Akademikern auch einmal<br />

ein Vortrag.<br />

Doch die komplette Organisation des Dolmetschers<br />

und der Kostenübernahme liegt beim Gehörlosen. Das<br />

ist mit einem hohen Aufwand verbunden: Anträge bei<br />

den ganz unterschiedlichen Ämtern und Stellen für die<br />

Kostenübernahme zu stellen, ist mühselig. Auch eine<br />

Dolmetscherin zu finden, die Zeit hat, ist nicht immer<br />

einfach, vor allem jenseits der Metropolen. Spontan ist<br />

das kaum möglich. „Wenn man den ganzen organisatorischen<br />

Aufwand zusammenrechnet, kommt man pro<br />

Dolmetschereinsatz auf zehn bis 15 Stunden reine Bürokratiezeit,<br />

und das mit sprachlichen Hürden“, sagt Jana<br />

Hosemann, die Initiatorin hinter SIGNfind.<br />

Dabei ließen sich viele dieser Schritte prinzipiell automatisieren<br />

– das ist auch das Ziel von SIGNfind. Die<br />

Internetplattform soll die Terminfindung und Dolmetschersuche<br />

erleichtern, sie soll aber noch zwei andere<br />

Gruppen einbinden: Unternehmen sowie die Behörden,<br />

um etwa auch die Finanzierung automatisch abwickeln<br />

zu können.<br />

Beim Lift-off-Wettbewerb war SIGNfind ,nur‘ eine<br />

Idee. Inzwischen hat ihre Umsetzung Fahrt aufgenommen:<br />

Im November 2018 hat der weltweit tätige<br />

Non-Profit-Verein Enactus (siehe Seite 38), der gemeinwohlförderliche<br />

Projekte zur Unternehmensgründung<br />

bringen will, das Projekt SIGNfind aufgenommen. Inzwischen<br />

arbeiten vier Studierende an dem Projekt, Jana<br />

Hosemann ist als Kooperationspartnerin assoziiert.<br />

„Momentan machen wir die Marktanalyse“, sagt Hosemann.<br />

Sie soll die Bedarfe ermitteln, die die vier Zielgruppen<br />

von SIGNfind haben. „Dann wird es mit großen<br />

Schritten weitergehen.“<br />

LIFT-OFF-WETTBEWERB<br />

36 2 |<strong>2019</strong>


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unternehmen<br />

Fassen gemeinsaem<br />

Tabuthemen an:<br />

Marla Neuschaefer<br />

und Pia Roddewig<br />

(v.l.) vom Projekt<br />

Once a Month<br />

Binden aus Bananenstauden<br />

Mit ihrem Projekt Once a Month will Enactus Frauen in<br />

Drittweltländern unterstützen und gewann beim Lift-off<br />

2018 damit den Publikumspreis.<br />

„Mit den Damenbinden vor allem für Schulmädchen verfolgen<br />

wir verschiedene Ziele“, erklärt Projektleiterin Pia<br />

Roddewig. In Afrika kosten Binden teilweise rund zehn<br />

Prozent eines Monatseinkommens – mit der Folge, dass<br />

sich viele Familien diesen Luxus nicht leisten können<br />

und die Mädchen während ihrer Periode nicht in die<br />

Schule gehen. „Das sind mehrere Tage pro Monat, darunter<br />

leidet der Abschluss und die Lebensqualität. Es ist<br />

ein Teufelskreis, der relativ weitreichende Folgen hat“,<br />

so Roddewig.<br />

Da sollen die neu entwickelten Binden ansetzen: Sie<br />

sollen kostengünstig, wiederverwendbar und biologisch<br />

abbaubar sein. Und um der Idee der Nachhaltigkeit noch<br />

gerechter zu werden, soll die Produktion und der Vertrieb<br />

in den Nutzerländern stattfinden. Damit sollen zudem<br />

Arbeitsplätze vor Ort entstehen, die dann wieder<br />

Frauen zugutekommen und ihnen so zu einem Stückchen<br />

Selbstständigkeit verhelfen.<br />

Genutzt werden für die Binde die biologischen Reste,<br />

die nach der Ernte von der Bananenstaude übrigbleiben.<br />

Daraus werden Fasern extrahiert, die zu einem saugfähigen<br />

Schwamm weiterverarbeitet und dann in Stoff eingenäht<br />

werden. „Da sind wir noch am Rumtüfteln“, sagt<br />

Roddewig – privat in der Küche. Doch das Produkt ist<br />

schon so weit fortgeschritten, dass sich das siebenköpfige<br />

Projektteam inzwischen um Kooperationspartner bemüht.<br />

Das Pilotprojekt soll zunächst in Indien stattfinden, und<br />

auf diesen Markt soll das Produkt – etwa in Farbe und<br />

Form – noch genauer ausgerichtet werden, um die Akzeptanz<br />

zu erhöhen.<br />

Denn gleichzeitig geht es bei dem Projekt auch um<br />

Aufklärung. „In vielen Ländern ist Menstruation noch<br />

ein extremes Tabuthema. Daher wollen wir auch mit<br />

Schulen zusammenarbeiten, damit die Lehrer das Prinzip<br />

so gut wie möglich erklären.“ So sollen sowohl Mädchen<br />

als auch Jungen möglichst früh über das Thema aufgeklärt<br />

und die kulturellen Hürden nachhaltig überwunden<br />

werden.<br />

Wer ist Enactus e. V.?<br />

Enactus ist eine weltweite Organisation, in den USA gegründet<br />

und inzwischen in 36 Ländern aktiv. In Göttingen<br />

gibt es den Verein seit 2015. Der Verein ist sowohl<br />

für Mitglieder als auch für Studierende offen, die an der<br />

Realisierung von Start-up-Projekten arbeiten. Deren Fokus<br />

liegt auf Social Entrepreneurship – es sollen Unternehmen<br />

gegründet werden, die soziale Probleme aufgreifen.<br />

Die Unternehmen sollen dabei wirtschaftlich, sozial<br />

verantwortlich und nachhaltig arbeiten, um die Umsetzung<br />

der Projektideen langfristig von Spenden unabhängig<br />

zu machen. Enactus hat in Göttingen derzeit 55 aktiven<br />

Mitglieder und betreut vier Projekte: SIGNfind,<br />

Once a Month, Gö to go (eine Smartphone-App für die<br />

Göttinger Einzelhändler) sowie das Magazin Zatar<br />

(Kochen als Brücke zwischen Geflüchteten und einheimischen<br />

Göttingern).<br />

www.enactus.de<br />

LIFT-OFF-WETTBEWERB<br />

38 2 |<strong>2019</strong>


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Göttingen,<br />

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unternehmen<br />

40 2 |<strong>2019</strong>


unternehmen<br />

Ab ins Beet!<br />

Ideen, die bewegen: Carsten Marhold wird mit seinem Hochbeet Magic Green Bed<br />

zum Selbstversorger und schafft damit die Grundlage für eine nachhaltige Lebensweise.<br />

Dafür wird er jetzt mit der Urkunde Gute Gründe(r) ausgezeichnet.<br />

TEXT STEFAN LIEBIG FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

Bevor es vor zwei Jahren zum Burnout<br />

kommt, zieht Carsten Marhold (Foto) die<br />

Reißleine. Bis zu 16-stündige Arbeitstage<br />

in unangenehmem Arbeitsklima bringen<br />

den gelernten Kfz-Mechaniker an den<br />

Rand seiner Kräfte. Der heute 42-Jährige,<br />

der sich in einigen Berufsstationen zum Staatlich geprüften<br />

Techniker und Kfz-Sachverständigen weiterqualifiziert<br />

hatte, nimmt sich genau im richtigen Moment eine<br />

Auszeit. „Und schon nach einiger Zeit spürte ich, wie ich<br />

wieder zu mir kam. Plötzlich konnte ich auch wieder<br />

kreativ werden“, erzählt der naturverbundene gebürtige<br />

Nordhäuser vom seinem Start in die Gründerszene.<br />

MARHOLD BESITZT NUR EIN KLEINES GRUNDSTÜCK,<br />

das er aber sowohl seinem Sohn als Spielfläche zur Verfügung<br />

stellen möchte als auch zum Anbau von eigenem<br />

Gemüse nutzen will. Die Lösung: Ein Hochbeet muss her.<br />

Schnell wird jedoch klar, dass der Markt seine Ansprüche<br />

nicht erfüllt: Es sollte ein sich selbst bewässerndes Hochbeet<br />

sein, das längere Abwesenheiten des Besitzers überstehen<br />

kann. Außerdem sollte es aus nachhaltigen Komponenten<br />

bestehen, einfach aufzubauen und ergonomisch<br />

zu bewirtschaften sein. „Eines Morgens wachte ich dann<br />

auf und hatte meine Erfindung geträumt – ich musste sie<br />

nur noch zu Papier bringen“, berichtet der Fan des urbanen<br />

Gartenbaus von seinem Innovationsprozess.<br />

Viele Wünsche gilt es nun auf einmal umzusetzen –<br />

aber Marholds technischer Sachverstand, gepaart mit<br />

dem handwerklichen Geschick seines Bruders Steffen,<br />

lassen schnell erste Prototypen entstehen. Als diese nicht<br />

nur die Familie beeindrucken, fällt der Entschluss: Die<br />

agabeco GbR soll gegründet werden. Mit einem detaillierten<br />

Businessplan geht es zur Bank. Das Konzept<br />

überzeugt auch hier, doch nun kommen Bruder Steffen<br />

an dem risikoreichen Schritt in die Selbstständigkeit<br />

Zweifel. Er zieht sich aus der GbR zurück, bleibt aber<br />

weiter für den handwerklichen Bereich zuständig.<br />

Carsten Marhold aber lässt sich von seinem Plan nicht<br />

abbringen und macht als Einzelunternehmer weiter –<br />

wenn auch mit etwas weniger Schwung. Denn der Bankkredit<br />

wird unter diesen neuen Bedingungen nicht bewilligt,<br />

und der Gründer muss parallel an vier Tagen in der<br />

Woche beim TÜV in Kassel arbeiten. Ein mutiger Anruf<br />

bei Birgitt Witter-Wirsam, der Geschäftsführerin von<br />

Holzland Hasselbach in Rosdorf, eröffnete dann schließlich<br />

überraschend schnell den ersten Schritt in den<br />

Markt: Marhold darf dort ausstellen und sein neues<br />

Hochbeet Magic Green Bed anbieten – und auch auf<br />

dem Messestand des Holzfachhandels auf einer regionalen<br />

Baumesse ist er nur kurze Zeit später mit seinem Unternehmen<br />

agabeco vertreten. Heute führt er sein eigenständiges<br />

Geschäft mit Sitz in Rhumspringe und Ausstellungsbeeten<br />

in Groß Schneen.<br />

Immer wieder nutzt der wissbegierige Marhold Möglichkeiten,<br />

sich neue Kenntnisse anzueignen und ein<br />

Netzwerk aufzubauen. So wendet er sich im vergangenen<br />

Jahr an die Ideenbeweger – ein Angebot am Zentrum<br />

für Entrepreneurship an der PFH Private Hochschule<br />

Göttingen. Die helfen, damit gute Ideen weder am<br />

Finanziellen noch am ebenso nötigen, häufig aber nicht<br />

vorhandenen Marketingwissen scheitern. In zweimonatigen<br />

Vorbereitungskursen erhalten Start-ups hier umfassende<br />

Coaching-Angebote. Durch den Zugang zum<br />

Ideenbeweger-Projekt ,Crowdfunding für Südniedersachsen‘<br />

erhalten sie zudem im Falle einer erfolgreichen<br />

Crowdfunding-Kampagne Geld für ihr Projekt. Damit<br />

können sie ihre Ideen realisieren und potenzielle Partner<br />

und Kunden ansprechen.<br />

Auch Carsten Marhold kann damit erfolgreich sein<br />

junges Unternehmen marktgerecht weiterentwickeln.<br />

2|<strong>2019</strong> 41


unternehmen<br />

Hoch gelobt: Im Mai verliehen <strong>faktor</strong>-Herausgeber Marco Böhme, GWG­Geschäftsführerin Ursula Haufe, Oberbürgermeister Rolf­Georg Köhler,<br />

Landrat Bernhard Reuter und WRG­Geschäftsführer Detlev Barth (v. l.) die Gute­Gründe(r)­Urkunde an Carsten Marhold (3. v. r.).<br />

„Gemeinsam mit 30 anderen Jungunternehmern bekamen<br />

wir ein super Coaching. Wir stellten noch einmal<br />

alles kritisch auf den Prüfstand und merzten Schwachstellen<br />

aus“, erklärt Marhold den Prozess. „Zwar haben<br />

wir am Ende mit dem Crowdfunding die gewünschte<br />

Summe nicht erreicht, aber ich habe extrem viel gelernt<br />

und konnte auch wertvolle Kontakte knüpfen“, erzählt<br />

der Gründer alles andere als enttäuscht.<br />

HEUTE – EINIGE MONATE SPÄTER – tüftelt er bereits an<br />

kleineren Versionen seines Hochbeets, die auch auf städtische<br />

Balkone passen. Was dem immer noch beim TÜV<br />

angestellten Erfinder neben Zeit allerdings weiterhin<br />

fehlt, ist das nötige Investitionskapital und die PR. Da<br />

kommt es gerade recht, dass Marhold zu Beginn der Gartensaison<br />

zum Gewinner der Auszeichnung Gute Gründe(r)<br />

erklärt wurde. Ein Preis, den die WRG Wirtschaftsförderung<br />

Region Göttingen gemeinsam mit der GWG<br />

Wirtschaftsförderung Stadtentwicklung Göttingen und<br />

<strong>faktor</strong> als Medienpartner zweimal im Jahr verleiht. „Das<br />

war natürlich eine unglaublich schöne und hilfreiche<br />

Überraschung“, sagt der Ideenfinder zufrieden.<br />

Für die Juroren war die Mischung aus überzeugendem<br />

Konzept und Hartnäckigkeit ausschlaggebend. „Durch<br />

das ergonomische Hochbeet mit automatischer Bewässerung<br />

hat Carsten Marhold ein innovatives Produkt auf<br />

den Markt gebracht, das es Menschen jeder Altersgruppe<br />

ermöglicht – egal, ob in der Stadt oder auf dem Land lebend<br />

und unabhängig von einer Gartenfläche –, eigenes<br />

Gemüse anzubauen“, erklärt Wirtschaftsförderin Karin<br />

Friese von der WRG. „Als Reaktion auf den zunehmenden<br />

Wunsch der Bevölkerung nach einer gesunden und<br />

nachhaltigen Lebensweise ist dies eine Idee, die in jedem<br />

Fall Zukunft hat.“<br />

Gute Gründe(r)<br />

Die Auszeichnung Gute Gründe(r) wird zweimal im Jahr<br />

an jung gegründete Unternehmen vergeben. Damit<br />

werden neue, vielversprechende und tragfähige Geschäftsideen<br />

geehrt, die in besonderer Weise geeignet sind,<br />

ein positives Gründungsklima in der Region zu fördern,<br />

und die Mut machen, den Schritt in die Selbstständigkeit<br />

zu wagen. Die erste Urkunde im Jahr <strong>2019</strong> erhält<br />

Carsten Marhold für seine Hochbeet­Manufaktur<br />

agabeco GbR.<br />

www.agabeco.de<br />

42 2 |<strong>2019</strong>


Rechtssichere Archivierung<br />

E-Mails richtig und sicher speichern.<br />

Das verlangt der Gesetzgeber: Vollständigkeit • Manipulationssicherheit • maschinelle<br />

Auswertbarkeit • ständige Verfügbarkeit.<br />

Jegliche Korrespondenz, durch die ein Geschäft vorbereitet, abgewickelt, abgeschlossen oder rückgängig<br />

gemacht wird, muss urschriftlich aufbewahrt werden. Beispiele sind Rechnungen, Aufträge,<br />

Reklamationsschreiben, Zahlungsbelege und Verträge. Dies gilt auch dann, wenn diese per E-Mail<br />

versendet werden.<br />

Was ist zu tun?<br />

Eine rechtssichere Lösung für die<br />

E-Mail-Archivierung muss vorhanden<br />

sein – in Abstimmung mit den betrieblichen<br />

Anforderungen, dem Datenschutz<br />

und einem eventuellen Betriebsrat<br />

– und sie muss im Fall einer<br />

behördlichen Prüfung zuverlässig<br />

funktionieren.<br />

Benötigte Speichermengen sind zu<br />

planen und doppelte Datenhaltung<br />

zu vermeiden.<br />

SerNet empfiehlt MailStore<br />

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PROFIL<br />

Potenzialraum an der<br />

Entwicklungsachse A 7<br />

Die fünfte Logistiktagung der GWG widmete sich einem hochaktuellen Thema: Logistik 4.0.<br />

Steigende Teilnehmerzahlen zeigen, dass der Logistikstandort Göttingen gefragt ist.<br />

Die Potenziale sind vielversprechend, und die regionale Zusammenarbeit klappt reibungslos.<br />

„Über Industrie 4.0 spricht<br />

jeder, für die Logistik ist das<br />

Thema aber noch nicht so stark<br />

im Fokus, obwohl Produktion<br />

und Logistik sehr eng<br />

zusammenhängen.“<br />

CHRISTINE KROSS<br />

Logistik wird in Göttingen großgeschrieben,<br />

und entsprechend vielfältig sind<br />

inzwischen die Foren, mit denen das<br />

Thema vorangetrieben wird. Einer der etablierten<br />

Events im Veranstaltungskalender ist<br />

die jährliche Logistiktagung, organisiert vom<br />

LMC Logistik und MobilitätsCluster Göttingen<br />

der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung<br />

und Stadtentwicklung Göttingen mbH (GWG),<br />

die Ende Mai <strong>2019</strong> zum fünften Mal stattfand.<br />

Die Tagung hat einen stark über regionalen Bezug<br />

– sowohl in der Auswahl der Referenten<br />

als auch der Herkunft der Teilnehmer. Etwa<br />

die Hälfte der Teilnehmer kommt aus dem<br />

ganzen Bundesgebiet, von Emden bis München.<br />

Die Tagung erfreut sich zudem einer steigenden<br />

Teilnehmerzahl.<br />

DIESES JAHR IM FOKUS: smarte Logistik.<br />

„Über Industrie 4.0 spricht jeder, für die Logistik<br />

ist das Thema aber noch nicht so stark<br />

im Fokus, obwohl Produktion und Logistik<br />

sehr eng zusammenhängen“, sagt Christine<br />

Kroß, Managerin des MobilitätsClusters Göttingen.<br />

Ein Problem bestehe – insbesondere<br />

für kleine und mittlere Unternehmen – in der<br />

schwierigen Umsetzung. „Man muss sich mit<br />

den Kunden vernetzen. Und das ist schon<br />

eine Herausforderung, weil viele verschiedene<br />

Plattformen und Softwaresysteme genutzt<br />

werden. Gleichzeitig ist damit der Austausch<br />

von eigenem Wissen, Daten, Waren- und Kundenströmen<br />

– durchaus sensible Größen –<br />

verbunden“, so Kroß.<br />

Für die GWG ist Logistik eines der Themen,<br />

die sie mit Nachdruck vorantreibt. So ist die<br />

GWG Mitglied in der Landesinitiative Logistikportal<br />

Niedersachsen, in dessen Vorstand zudem<br />

GWG- Geschäftsführerin Ursula Haufe die<br />

Interessen der Region vertritt. Die GWG ist auf<br />

den Messen Transportlogistik und Expo Real<br />

präsent und aktuell auch dem ITS Mobility e. V.<br />

beigetreten – einem Mobilitätsnetzwerk in der<br />

Region Braunschweig Wolfsburg. Vor Ort in<br />

Göttingen heißt das neueste Projekt Dialog<br />

Schienengüterverkehr. An der Auftaktveranstaltung<br />

im März <strong>2019</strong> tauschten sich rund<br />

60 Teilnehmer über das Thema Schienentransport<br />

aus. Aus dem Projekt soll ein regelmäßiger<br />

Arbeitskreis entstehen.


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FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

Zufriedene Blicke in eine Zukunft ,smarter‘ Logistik: die Akteure der LogistikTagung Göttingen <strong>2019</strong><br />

GROSSES HIGHLIGHT IN SACHEN Logistik<br />

ist der Abschluss der Entwicklung des GVZ<br />

Siekanger, dem interkommunalen Projekt von<br />

Göttingen und Rosdorf. Hier hat die VGP Industriebau<br />

GmbH kräftig investiert und die verbliebenen<br />

freien Flächen der Gemeinde Rosdorf<br />

und der Stadt Göttingen mit je 80.000 Quadratmetern<br />

aufgekauft und für Logistik betreiber<br />

entwickelt. Der Teilbereich auf Göttin ger Seite<br />

ist bereits fertiggestellt und vermietet. „An dieser<br />

Entwicklung haben wir viele Jahre gearbeitet,<br />

und sie hat sich als der richtige Weg herausgestellt“,<br />

so Ursula Haufe. „Die vertrauens volle<br />

Zusammenarbeit mit den Kommunalverwaltungen<br />

hat uns überzeugt“, sagt dazu Darius<br />

Scheible, Geschäftsführer der VGP.<br />

RUND UM DEN SIEKANGER und das benachbarte<br />

Gewerbegebiet Siekhöhe ist die GWG<br />

zudem dabei, mit den Göttinger Verkehrsbetrieben<br />

zusammenzuarbeiten, um eine Anbindung<br />

an den ÖPNV zu ermöglichen. Derzeit<br />

arbeiten rund 1.100 Menschen in beiden<br />

Gebieten, hinzu kommt perspektivisch noch<br />

die Rosdorfer Seite.<br />

Das Interesse an Göttingen als Logistikstandort<br />

ist nach wie vor groß. Einer seiner<br />

Vorteile ist, dass es im Warenumschlag noch<br />

freie Kapazitäten gibt. Perspektivisch wird zur<br />

Attraktivität auch beitragen, dass die Rosdorfer<br />

Autobahnabfahrt Mengershausen, bislang<br />

nur als Schleichweg bekannt, zu einer vollwertigen<br />

Abfahrt ausgebaut werden soll. „Entlang<br />

der A 7 sehen Projektentwickler auf jeden Fall<br />

weiteres Potenzial“, erklärt Haufe. „Das ist<br />

eine Entwicklungsachse, die in Verbindung<br />

mit dem Autobahnkreuz A 38 zunehmend an<br />

Bedeutung gewinnt. Das sind Entwicklungen,<br />

auf die zu reagieren sein wird.“ Die Nachfrage<br />

nach freien Flächen besteht weiterhin.<br />

Das Wachsen der Logistikbranche in Göttingen<br />

veranschaulichen auch die Beschäftigtenzahlen.<br />

Laut Arbeitsagentur stieg die Zahl der<br />

sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im<br />

Bereich Verkehr und Lageristik im Zeitraum<br />

von 2014 bis 2018 um 9,8 Prozent, während<br />

die Gesamtzahl der Beschäftigungsverhältnisse<br />

in diesem Zeitraum um 6 Prozent stieg.<br />

TEXT SVEN GRÜNEWALD<br />

KONTAKT<br />

GWG Gesellschaft für Wirtschaftsförderung<br />

und Stadtentwicklung Göttingen mbH<br />

L|MC Logistik und MobilitätsCluster<br />

Göttingen |Südniedersachsen<br />

Tel. 0551 54743-16<br />

christine.kross@lmc-goettingen.de<br />

www.lmc-goettingen.de


unternehmen<br />

Die Gunst der Lage<br />

Der Wirtschaftsstandort Northeim und das unmittelbare Umfeld der Stadt profitieren vor allem von der<br />

Lage an den Verkehrsadern A7 und der ICE-Trasse sowie den hohen Immobilienpreisen in den Zentren.<br />

Städtische Baustellen gibt es dennoch.<br />

TEXT SVEN GRÜNEWALD FOTO BEISERT & HINZ<br />

46 2 |<strong>2019</strong>


unternehmen<br />

Dieser Tage wirkt Northeim – wenn<br />

man sich von der A7 her nähert – wie<br />

eine große Baustelle. Der dreispurige<br />

Ausbau lässt grüßen. Die Baumaßnahmen<br />

an Straßen und die damit verbundenen<br />

Einschränkungen sind allerdings<br />

in den vergangenen Jahren auch im Stadtgebiet ein<br />

Dauerthema. Was die Geduld strapaziert, kann man auch<br />

symbolisch betrachten: Northeim wächst und kratzt bei<br />

der Einwohnerzahl stark an der 30.000er-Marke. Man<br />

merkt einen deutlichen Zuzug aus anderen Teilen der<br />

Region und darüber hinaus – südlich der Kernstadt<br />

Northeims sowie in den Ortschaften werden neue Wohngebiete<br />

erschlossen, die infrastrukturell gut angebunden<br />

sind. „Die Nachfrage ist da, auch gerade von jungen<br />

Familien“, erklärt Bürgermeister Simon Hartmann.<br />

DIE STADT ERLEBT EINEN AUFWÄRTSTREND: Der städtische<br />

Haushalt ist ausgeglichen, es werden Jahresüberschüsse<br />

erwirtschaftet, die Gewerbesteuern sind stabil.<br />

Altlasten, die es abzuarbeiten gilt, gibt es allerdings genügend,<br />

der Investitionsstau hat auch vor Northeim nicht<br />

haltgemacht – vor allem im Bereich der Straßen und<br />

öffentlichen Gebäude. Die Infrastruktur in Northeim<br />

kennt einige Sorgenkinder: den Ausbau der Kita- und<br />

Krippenplätze, die Förderung des Radverkehrs, die Umsetzung<br />

des Klimaschutzplans der Stadt und vor allem ein<br />

Konzept, wie die Innenstadt wiederbelebt werden kann.<br />

„Ein wichtiges Thema ist für uns ganz klar die Kinderbetreuung“,<br />

sagt Nina Peilert, Geschäftsführerin des<br />

Northeimer Agrarunternehmens Tribodyn. „Bei uns<br />

arbeiten viele Mütter mit kleinen Kindern, ich selbst<br />

bin alleinerziehend und wohne auf dem Dorf. Da sind<br />

die Kinderbetreuungsmöglichkeiten miserabel – hätte<br />

ich meine Mutter nicht oder die Möglichkeit, dass ich<br />

gelegentlich vom Homeoffice aus arbeite, ginge das<br />

nicht.“ Verbesserungen in der Kinderbetreuung mahnt<br />

auch Andreas Wolf, einer der beiden Geschäftsführer<br />

des Modeunternehmens Wilvorst an – da der Northeimer<br />

Traditionsbetrieb einen hohen Frauenanteil hat.<br />

„Gerade, wenn Frauen nach dem Mutterschutz wieder<br />

anfangen wollen zu arbeiten, brauchen sie diese Infrastruktur.<br />

Wir versuchen natürlich, das mit flexiblen<br />

Arbeitszeitangeboten zu unterstützen, aber die Stadt<br />

ist hier auch ganz klar gefordert.“ Insbesondere fehlten<br />

Betreuungsangebote, die über 14 Uhr hinausgehen,<br />

so Peilert. „Dass es hier an Angeboten mangelt, ist<br />

zum einen nicht arbeitnehmerfreundlich, zum anderen<br />

erschwert es uns zusätzlich, gute Leute in die Region<br />

zu bekommen.“<br />

Bei der Zahl der Kita- und Krippenplätze sei die Stadt<br />

zwar gut gerüstet, sagt Bürgermeister Hartmann, einen<br />

Nachholbedarf sehe er aber auch, vor allem bei der Erweiterung<br />

der Betreuungszeiten – wohl wissend, dass<br />

auch der Markt für Erzieherinnen nahezu leergefegt ist.<br />

Und nicht nur der.<br />

2 |<strong>2019</strong> 47


unternehmen<br />

„Grundsätzlich ist der Standort nicht dafür prädestiniert,<br />

junge, trendige ITler anzuziehen“, erklärt Mark Berke,<br />

Geschäftsführer des Büro- und IT-Dienstleisters<br />

bueroboss.de/Kassebeer. „Die haben teils ganz andere<br />

Lebensvorstellungen und sind relativ flexibel. Auf zehn<br />

Jahre kann man nicht mehr planen.“ Entsprechend intensiviert<br />

bueroboss.de/Kassebeer seine Ausbildungsbemühungen,<br />

doch auch da wird es schwieriger, den<br />

Bedarf lokal zu decken. „Wir bekommen das noch hin,<br />

aber sehen auch den Rückgang der Bewerberzahlen.“<br />

Noch schwieriger ist es im Vertrieb. „Qualifizierte Vertriebler,<br />

vor allem im IT-Bereich, in die Region zu bekommen,<br />

wird immer schwerer und teilweise haben wir<br />

auch schon Vakanzen“, so Berke.<br />

»Grundsätzlich ist der Standort nicht<br />

dafür prädestiniert, junge, trendige<br />

ITler anzuziehen. Die haben teils ganz<br />

andere Lebensvorstellungen und sind<br />

relativ flexibel. «<br />

MARK BERKE<br />

Den allgemeinen Trend zu der Schwierigkeit, Ausbildungsplätze<br />

zu besetzen, sieht auch Bernd Wiese, Geschäftsführer<br />

der Henke-Sass, Wolf Mikrooptik GmbH in der<br />

Area 3 in Nörten-Hardenberg, in unmittelbarer Nähe<br />

zur Stadt Northeim. Gleichzeitig hat die Firma inzwischen<br />

auch mit der Arbeitgeberkonkurrenz zu Göttingen<br />

zu kämpfen. „In den letzten zwei, drei Jahren gab es einzelne<br />

Abwerbungen im Bereich der Feinoptiker, weil der<br />

Fachkräftemangel an sich zunimmt“, sagt Wiese.<br />

DOCH IM WESENTLICHEN, da sind sich Politik und<br />

Wirtschaft einig, ist die Nähe zu Göttingen eher eine<br />

Chance und ein Standortvorteil, den man beim Werben<br />

um Fachkräfte und auch generell um Einwohner ins Feld<br />

führen kann. Mit rund 20 Minuten Fahrzeit ist Göttingen<br />

mit seinen ganzen kulturellen und Bildungsangeboten<br />

quasi direkt nebenan, während es sich in Northeim<br />

selbst günstig leben lässt.<br />

Und dank des schnellen Autobahnzugangs verfügt<br />

Northeim auch über dieselben infrastrukturellen Voraussetzungen<br />

wie der große Nachbar – und damit ein<br />

riesiges Standortplus. Bueroboss.de/Kassebeer hat etwa<br />

die Zentrallogistik für das bundesweite ,bueroboss.de-<br />

Netzwerk‘ in Northeim mit aufgebaut – für Wilvorst ist<br />

die Lage mitten in Deutschland und an der Autobahn<br />

„unheimlich wichtig“, wie Andreas Wolf betont, um<br />

den schnellen Zugriff auf die Ware in den Produktionsstandorten<br />

in Osteuropa zu haben – angesichts extrem<br />

enger Lieferzeiten ein Muss.<br />

Henke-Sass, Wolf Mikrooptik schätzt die Infra struktur<br />

– wenn auch die Mobilfunkabdeckung in der Area 3 zu<br />

wünschen übrig lässt – ebenfalls, aber auch die Flexibilität<br />

des öffentlichen Personennah verkehrs. In Absprache<br />

mit dem Unternehmen wurde direkt vor der Eingangstür<br />

eine Bushaltestelle eingerichtet, und die Verbindung<br />

wird von den Mitarbeitern auch gut genutzt.<br />

Auch einer der ganz großen in Northeim, die ContiTech<br />

AG, bewertet die „geografische Lage des Continental-Standortes<br />

aufgrund seiner Nähe zu relevanten Verkehrsadern<br />

und -knotenpunkten zu Land, Luft und<br />

Wasser als sehr positiv“, sagt Pressesprecher Jochen<br />

Vennemann. Bei Conti hat man Vertrauen in den Standort<br />

und investiert kontinuierlich in die Modernisierung<br />

und den Ausbau des Standortes.<br />

DER LOGISTISCHE LEBENSNERV A7 ist für die HKS<br />

Sicherheitsservice GmbH aus Hardegsen im Landkreis<br />

Northeim ebenfalls ein großes Standortplus – das Unternehmen<br />

ist aufgrund von Verbandsvorgaben darauf angewiesen,<br />

bestimmte Kunden innerhalb von 20 Minuten<br />

erreichen zu können. „Das können wir durch unsere<br />

Stützpunkte in Göttingen und Hardegsen sicherstellen“,<br />

erzählt Heiko Keilholz, Geschäftsführer von HKS. „Von<br />

Hardegsen sind Sie in wenigen Minuten in Einbeck,<br />

Northeim oder Göttingen, ebenso in Uslar. Selbst in Duderstadt<br />

sind Sie unter optimalen Bedingungen in 25<br />

Minuten. Von daher liegen wir hier hervorragend.“ Für<br />

HKS ist diese regionale Orientierung auch ein starker<br />

Wachstumsgrund, allein durch die Kreisfusion und das<br />

regionale Bemühen, die Wirtschaft stärker zusammenzubringen,<br />

habe man etwa gute Kontakte nach Osterode<br />

entwickelt. Daher befindet sich derzeit auch ein zweiter<br />

Stützpunkt in Göttingen im Aufbau.<br />

Kurzum: Grund zur Klage über die Rahmenbedingungen<br />

am Standort Northeim wird wenig gesehen. Und<br />

auch der Kontakt zur und die Abstimmung mit der Politik<br />

wird in Wirtschaftskreisen als sehr gut wahrgenommen.<br />

IN NORTHEIM STEHT DERWEIL die städtische Wirtschaftsförderung<br />

vor einer Reorganisation. „Wir hatten<br />

hierfür eine Stelle ausgeschrieben“, so der Bürgermeister.<br />

„Diese wird im Herbst besetzt sein, sodass der ganze<br />

Bereich professionalisiert und strategisch neu ausgerichtet<br />

werden kann.“ Zu den Schwerpunkten der Wirt-<br />

48 2 |<strong>2019</strong>


Wir sind dabei


unternehmen<br />

Ort mit Potenzial: Um die Northeimer Innenstadt zu stärken, soll in Zukunft auch rund um den Münsterplatz,<br />

den zentralen Veranstaltungsort, noch einiges passieren,<br />

schaftsförderung soll neben dem klassischen Aufbau<br />

von Netzwerken das Thema Fördermittelakquise und<br />

-management stärker in den Vordergrund rücken. „Ich<br />

stelle mir eine zentrale Stelle vor, die die Abteilungen bei<br />

uns im Haus, aber auch in den Unternehmen berät, in<br />

welchen Projekten Fördermittel von Bund, EU und anderen<br />

Gebern denkbar sind“, sagt Hartmann. „Das haben<br />

wir in dieser Form noch nicht.“ Auch sollen unter<br />

dem Aspekt der Fachkräftesicherung zielgruppenorientierte<br />

Veranstaltungen angeboten werden, wozu auch<br />

zählt, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie die<br />

familienfreundliche Stadt unter dem Gesichtspunkt der<br />

Wirtschaftsförderung zu betrachten.<br />

DEN GRÖSSTEN HANDLUNGSBEDARF sieht der Bürgermeister<br />

allerdings in der Innenstadtverschönerung<br />

und -aufwertung, um letztlich die Attraktivität der Stadt<br />

und des Lebensortes zu erhöhen. Denn die Innenstadt<br />

leidet nicht nur unter dem weit verbreiteten Problem des<br />

Frequenzrückgangs und Leerstands, mit dem CityCenter<br />

Northeim gibt es auch ein großes Einkaufszentrum in<br />

der Innenstadt, das noch einmal zusätzlichen Druck entfaltet.<br />

„Wir sind 2017 in das Programm ,Aktive Stadtund<br />

Ortsteilzentren‘ aufgenommen worden“, erklärt<br />

das Stadtoberhaupt. Damit verbinde sich eine große<br />

Chance für die Innenstadtsanierung. Die Stadt selbst hat<br />

inzwischen ein Leerstandsmanagement beauftragt und<br />

arbeitet eng mit der Standortgemeinschaft in der Innenstadt<br />

zusammen – also mit den Eigentümern von<br />

Innenstadt immobilien, mit denen zusammen beispielsweise<br />

eine Struktur- und Potenzialanalyse der Innenstadt<br />

finanziert wurde. Stärken werden vor allem im Bereich<br />

der Mode gesehen sowie ein großes Potenzial im Dienstleistungsbereich.<br />

Auch gastronomische Ansiedlungen<br />

sollen vor allem rund um den Münsterplatz, den zentralen<br />

Veranstaltungsort in der Innenstadt, gefördert<br />

werden.<br />

„Wir wollen zur Neugestaltung des Platzes einen Wettbewerb<br />

auf den Weg bringen und damit eine Zukunftsvision<br />

entwickeln“, sagt Hartmann. Auch geplant: ein<br />

Verkehrskonzept für die Innenstadt, verbunden mit der<br />

Frage, ob die Fußgängerzone nicht auf einen Kernbereich<br />

konzentriert werden könnte. „Die Bereitschaft<br />

seitens der Standortgemeinschaft, in die Innenstadt zu<br />

investieren, ist auf jeden Fall da“, so der Bürgermeister,<br />

der die Entwicklung als sehr positiv einschätzt. „Es gibt<br />

ein ganz großes Interesse an der Entwicklung der Innenstadt,<br />

und ich bin sehr optimistisch, dass Konzepte und<br />

Ideen nicht in der Schublade verschwinden werden –<br />

einfach, weil es das gute Zusammenspiel gibt, das den<br />

Handlungsdruck für Politik und Verwaltung aufrechterhalten<br />

kann.“<br />

50 2 |<strong>2019</strong>


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unternehmen<br />

„Wir sind Northeimer, und<br />

wir möchten bleiben“<br />

Nina Peilert, Geschäftsführerin von Tribodyn, und Bürgermeister Simon Hartmann sprechen über den<br />

Wirtschaftsstandort Northeim sowie die positiven Auswirkungen der Nähe zu Göttingen.<br />

Beide freuen sich auf die S-Bahn, die künftig die zwei Städte verbinden soll.<br />

INTERVIEW SVEN GRÜNEWALD FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

Frau Peilert, Herr Hartmann, was sehen Sie als die Stärken<br />

und Schwächen des Wirtschaftsstandorts Northeim an?<br />

Peilert: Für uns als Agrarunternehmen ist bedeutsam,<br />

dass wir hier einen starken Agrarstandort haben. Dazu<br />

zählt unter anderem die Universität mit der Agrarfakultät<br />

hier und in Witzenhausen, die Nähe zu KWS, die<br />

landwirtschaftlichen Flächen. Schwierig ist der Standort,<br />

wenn man nach Fachkräften – zum Beispiel im Vertrieb<br />

– sucht. Da sitzen die hochkarätigen Leute in den Ballungszentren,<br />

und die gewinnt man in der Regel nicht für<br />

einen kleinen Standort wie Northeim. Der Ort hat viele<br />

Vorteile, aber wir merken auch die Nachteile. Ansonsten<br />

ist die Lage verkehrstechnisch optimal.<br />

Hartmann: Ich sehe die Infrastruktur und die Lage mitten<br />

in Deutschland ebenfalls als den größten Vorteil. Wir<br />

haben beste Anbindungen durch die A7 und die A38,<br />

aber auch die Bahnstrecke hilft uns sehr, da wir inzwischen<br />

ein echter ICE-Halt sind – zweimal morgens und<br />

einmal abends. Bevor ich hier Bürgermeister wurde, bin<br />

ich täglich mit dem IC von Northeim nach Hannover<br />

gependelt. Auch die Nähe zu Göttingen ist ein absoluter<br />

Standortvorteil.<br />

Frau Peilert, ihr Unternehmen Tribodyn wurde erst 2014 gegründet<br />

– gab es Überlegungen, sich auch woanders als in<br />

Northeim anzusiedeln?<br />

Peilert: Wir kommen zwar aus Northeim, hatten aber tatsächlich<br />

zuerst ein Grundstück in der Area 3 in Bovenden<br />

gekauft. Dann hat sich jedoch der frühere Bürgermeister<br />

Hans-Erich Tannhäuser eingeschaltet und mit uns in der<br />

Stadt, in der wir eigentlich keine geeignete Größe gefunden<br />

hatten, eine Rundschau der Möglichkeiten gemacht.<br />

Letztlich wurde ein Teil der Fläche von Privateigentümern<br />

verkauft, die gar nicht inseriert hatten und an die<br />

wir ohne die Vermittlung nicht herangekommen wären.<br />

Dann haben wir das Grundstück in Bovenden wieder<br />

verkauft und hier gebaut, auch wenn hier die Gewerbesteuer<br />

etwas höher ist. Aber wir haben gesagt, wir sind<br />

Northeimer, und wir möchten hierbleiben.<br />

Herr Hartmann, welche Wachstumsmöglichkeiten hat die<br />

Stadt noch?<br />

Hartmann: Grundsätzlich müssen wir die topografischen<br />

Bedingungen mit Leine, Rhume, Seenplatte und<br />

dem Höhenzug Wieter akzeptieren. Aber im Bereich der<br />

Südstadt gibt es noch Gewerbeflächen. Konkret entwickeln<br />

wir derzeit auch das Industriegebiet West neu,<br />

das wird Unternehmen aus Northeim und der Region<br />

weitere Entwicklungsmöglichkeiten verschaffen. Im Bereich<br />

Mittelweg Richtung Einbeck gibt es noch ein Industriegebiet,<br />

für das wir gerade die Umwandlung in<br />

ein Gewerbegebiet prüfen, um auch andere Nutzungen<br />

zu ermöglichen.<br />

52 2 |<strong>2019</strong>


unternehmen<br />

Simon Hartmann<br />

Geboren 1977 in Northeim. Nach<br />

der Ausbildung zum Verwaltungsfachwirt,<br />

einem VWA-Studium zum<br />

Betriebswirt (VWA) und dem B. A. in<br />

Betriebswirtschaftslehre war er<br />

zuletzt von 2016 bis 2018 als Leiter<br />

des Büros des Ministers im Niedersächsischen<br />

Kultusministerium tätig.<br />

Im März 2018 wurde er zum Bürgermeister<br />

Northeims gewählt.<br />

Und wie beurteilen Sie die Wachstumsdynamik vor Ort?<br />

Hartmann: Unser Gradmesser ist die Gewerbesteuer, und<br />

da sind wir auf einem konstanten, guten Level. Die<br />

Unternehmen haben in der Regel Wachstumsbedarfe,<br />

was sich in zusätzlichem Personal sowie in Flächenerweiterungen<br />

bemerkbar macht. Auch deswegen müssen<br />

wir alle das Thema Fachkräfte stärker in den Blick<br />

nehmen.<br />

Wie wirkt sich bei der Fachkräftegewinnung die Nähe zu<br />

Göttingen aus – positiv oder als zusätzliche Konkurrenz?<br />

Peilert: Ich denke, dass sich Göttingen und Northeim<br />

nicht viel nehmen, es ist hier alles sehr ländlich. Die Unterschiede<br />

bestehen viel eher zu den großen Ballungszentren.<br />

Die Anbindung zwischen beiden Städten ist auch zu<br />

nah für Konkurrenz – für jeden, der mal in einer Großstadt<br />

gearbeitet hat, ist 20 Minuten zu pendeln gar<br />

nichts. Es ist vielmehr die gesamte Region Südniedersachsen,<br />

die es uns schwer macht, im hochkarätigen Bereich<br />

Fachkräfte aus Ballungszentren abzuziehen. Wir<br />

suchen beispielsweise seit einem halben Jahr mit Headhunter<br />

hände ringend einen Vertriebsleiter – und wir suchen<br />

immer noch. Im Agrarbereich gibt es hingegen mit<br />

der Fachkräftegewinnung kein Problem.<br />

Hartmann: Northeim wächst und profitiert dabei vom<br />

Gefälle der Immobilienpreise nördlich von Göttingen. Die<br />

Preise sind in Bovenden, Angerstein, Nörten- Hardenberg<br />

stark gestiegen, und man merkt, dass die Leute deswegen<br />

jetzt verstärkt nach Northeim kommen. Daher empfinde<br />

ich Göttingen nicht als Konkurrenz, sondern auf<br />

verschiedenen Ebenen als Impulsgeberin. Die ganzen<br />

Möglichkeiten der Stadt lassen sich auch sehr schnell<br />

mit Bus und Bahn erreichen. Daher wollen wir künftig<br />

auch ganz gezielt Studierende ansprechen, bei uns zu<br />

wohnen, und sie mit unseren Unternehmen zusammenbringen,<br />

um die Fachkräftebindung zu verbessern.<br />

Peilert: Das funktioniert sehr gut. Durch unseren engen<br />

Kontakt zu den Agrarstandorten Göttingen und Witzenhausen<br />

arbeiten wir bereits eng mit Studierenden zusammen,<br />

indem sie bei uns beispielsweise Bachelor- und<br />

Masterarbeiten schreiben und wir es so leichter haben,<br />

Nachwuchs zu rekrutieren.<br />

Stichwort Shuttleverbindung zwischen Göttingen und<br />

Northeim – die Idee gibt es ja schon länger, um die Räume<br />

noch enger zu verbinden.<br />

Hartmann: Tagsüber kann man bereits mehrmals stündlich<br />

nach Göttingen kommen, und am Wochenende gibt<br />

es den Nachtbus, dessen Angebot sehr gut angenommen<br />

wird. Mein Traum, und das verbindet mich mit vielen<br />

Kollegen, ist aber ein S-Bahn-System in Südniedersachsen.<br />

Im Zuge der Expo wurde ein solches System in der<br />

2 |<strong>2019</strong> 53


unternehmen<br />

Nina Peilert<br />

Geboren 1978 in Northeim.<br />

Nach dem Studium zur Sozialmanagerin<br />

hat sie in verschiedenen<br />

Projekten mit Langzeitarbeitslosen<br />

gearbeitet, unter anderem auch als<br />

Leitung. Seit 2014 ist sie im Familienunternehmen<br />

tätig, seit 2017 im<br />

Vorstand der Tribodyn AG.<br />

Region Hannover etabliert, man kommt etwa im Halbstundentakt<br />

bis nach Hameln. Davon profitiert eine ganze<br />

Region, weil die Menschen relativ schnell in das Ballungszentrum<br />

kommen. Das wäre eine Idee für die Zukunft<br />

von Südniedersachsens. Es ist aber ein Langfristprojekt.<br />

Ein erster Schritt ist sicherlich, dass das Land<br />

alte Haltestellen und Strecken wieder reaktiviert.<br />

Peilert: So etwas wäre auf jeden Fall fantastisch. Insbesondere<br />

vor dem Hintergrund des Klimawandels, um<br />

regional die Weichen zu stellen, etwa den Individualverkehr<br />

zurückzufahren. Wir beschäftigen uns im Unternehmen<br />

auch viel mit Klimawandel und Ökologie,<br />

machen uns Gedanken, wie wir künftig unsere Flotte<br />

ausstatten.<br />

In unserer Belegschaft stellen wir fest, dass die Bereitschaft,<br />

Dinge zu verändern, auch im persön lichen Konsum,<br />

zunimmt. Aber die Angebote fehlen bislang. Ich<br />

sehe in so einem S-Bahn-System daher absolute Vorteile<br />

– und irgendwo umdenken müssen wir.<br />

Der Landkreis Northeim hat sich damals aus den<br />

Kreisfusionsverhandlungen herausgezogen. Bedauern Sie,<br />

dass diese Entscheidung getroffen wurde?<br />

Hartmann: Dass der Landkreis sich aus den Verhandlungen<br />

verabschiedet hat, hatte gute Gründe. Es war ein<br />

sehr emotionales Thema, es ging um den Standort der<br />

Feuerwehrleitstelle, um Verwaltungsstandorte. Und dennoch<br />

hat sich die Region nicht auseinanderdividiert. Im<br />

Gegenteil. Wir haben es geschafft, uns auf die Gemeinsamkeiten<br />

in der Region zu verständigen. Ich denke da<br />

beispielsweise auch an das Fachwerkfünfeck. Wenn ich<br />

heute irgendwo in Deutschland unterwegs bin, ist Südniedersachsen<br />

ein Begriff. Das hat sich grundlegend gewandelt.<br />

Peilert: Ich persönlich finde es schade, weil ich denke,<br />

dass eine große Fusion eine ganze Menge mehr Synergien<br />

geschaffen hätte – für alle Beteiligten.<br />

Um den vorherigen Bürgermeister Hans-Erich Tannhäuser<br />

hat es enormen Wirbel gegeben, unter anderem im Zusammenhang<br />

mit einem Ermittlungsverfahren. Hatte das<br />

Folgen für den Wirtschaftsstandort?<br />

Peilert: Aus unserer Perspektive überhaupt nicht. Die<br />

Zusammenarbeit mit den Bürgermeistern war immer<br />

extrem gut, schnell und zielführend. Als beispielsweise<br />

unsere riesigen Silos zu uns unterwegs waren, war die<br />

Abfahrt Northeim West gesperrt, aber die Ausweichstrecke<br />

noch nicht genehmigt. Da wurde von allen Seiten<br />

wahnsinnig schnell reagiert.<br />

Hartmann: Ich glaube, Kommunen, Unternehmen, Verbände<br />

haben ihre erfolgreichsten Zeiten immer dann,<br />

wenn es Kontinuität an der Spitze gibt. Daher kann ich<br />

nur an alle appellieren, dass wir nun über Jahre an einem<br />

Strang ziehen. Dass es in der Sache unterschiedliche<br />

Auffassungen gibt, gehört einfach dazu. Es wäre auch<br />

langweilig, wenn es nicht so wäre. Aber Kontinuität ist<br />

etwas ganz Entscheidendes, was diese Stadt braucht. Mit<br />

Blick auf die allgemeine Dynamik können wir uns auch<br />

in der Lokalpolitik einen Zeitverlust nicht mehr leisten.<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

54 2 |<strong>2019</strong>


Best Ager möchten gut abgesichert sein,<br />

um das Leben aktiv zu genießen<br />

„finanzielle Sicherheit und vor allem gesund<br />

bleiben“ – sind das nicht auch Ihre Wünsche?<br />

Mit der steigenden Lebenserwartung steigt leider<br />

auch die Möglichkeit, pflegebedürftig zu werden.<br />

Deshalb ist es besonders wichtig, auch hier über<br />

eine Absicherung nachzudenken.<br />

Sowohl durch einen Unfall als auch durch Krankheit<br />

kann es zur Pflegebedürftigkeit kommen und<br />

damit zu größeren finanziellen Belastungen.<br />

Oft wird es schwierig, den gewohnten Lebensstandard<br />

zu halten oder sich fachliche Pflege<br />

zu leisten, ohne zur Last zu werden oder das<br />

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PROFIL<br />

„Wir haben keine Maschinen,<br />

wir haben Köpfe“<br />

Die Göttinger Architekten Brune+Brune (ab+b) und die Kasseler RSE Planungsgesellschaft mbh<br />

haben sich entschlossen, ihre beiden Büros zu verschmelzen: Seit Januar <strong>2019</strong> sind die drei bisherigen<br />

RSE-Gesellschafter Mitinhaber von ab+b und Gregor Brune ist vierter Gesellschafter bei RSE.<br />

Starke Fusion Stefan Stiegel und Gregor Brune<br />

(Foto unten, l.) arbeiten künftig Hand in Hand.<br />

Keine Übernahme, sondern ein partnerschaftliches<br />

Zusammengehen mit einer<br />

nachhaltigen Integration – so skizzieren<br />

Stefan Stiegel von der Kasseler RSE Planungsgesellschaft<br />

mbh und Gregor Brune von den<br />

Göttinger Architekten Brune+Brune (ab+b) die<br />

mittelfristig geplante Fusion der Standorte.<br />

Die seit fast 50 Jahren am Markt tätige RSE<br />

hat in Kassel rund 65 Beschäftigte, am Standort<br />

Stuttgart sowie in der autarken RSE Fabrik-/<br />

Logistik-Planungsgesellschaft noch je weils weitere<br />

15 Mitarbeiter und ist bundesweit vorrangig<br />

im Bereich Industrie-, Gewerbe- und<br />

Sonderbauten tätig. ab+b, seit fast 40 Jahren<br />

tätig, beschäftigt heute 15 Mitarbeiter, ist stark<br />

regional tätig und hat seine Schwerpunkte im<br />

Wohnungsbau sowie im Bau von Bürogebäuden<br />

und Laboren.<br />

„Wir haben keine Maschinen, wir haben<br />

Köpfe“, sagt Stefan Stiegel und macht damit<br />

deutlich, was für die Fusion trotz Größenunterschied<br />

zählt – das Know-how der Mitarbeiter<br />

und dass die Chemie stimmt. Gregor<br />

Brune und Stefan Stiegel kennen sich bereits<br />

seit 2005, als Gregor Brune bei RSE begann.<br />

Auch nachdem er 2010 RSE verlassen hatte<br />

und in das Göttinger Architekturbüro seines<br />

Vaters eingestiegen war, riss der gute Kontakt<br />

nicht ab, da weiterhin gemeinsame Projekte<br />

realisiert wurden.<br />

Daran knüpfte RSE an, als es darum ging,<br />

die Unternehmensführung von seinerzeit zwei<br />

Geschäftsführern breiter aufzustellen. Vereinbart<br />

wurde ein gleichberechtigtes Zusammengehen<br />

der Gesellschaften: Zum 1. Januar <strong>2019</strong><br />

beteiligten sich die zu diesem Zeitpunkt drei<br />

geschäftsführenden Gesellschafter der RSE,<br />

Thomas Frauenkron, Stefan Stiegel und Lukas<br />

Holzinger, an ab+b, aus der gleichzeitig<br />

Brunes Vater ausstieg – und Gregor Brune<br />

stieg als vierter Gesellschafter bei RSE ein. Im<br />

Laufe der kommenden zwei Jahre sollen die<br />

beiden Büros dann vollständig fusionieren.<br />

Wie soll das gemeinsame Unternehmen nach<br />

der Übergangszeit aussehen?<br />

Gregor Brune: Kassel und Göttingen sind zwei<br />

eigenständige Büros mit eigenen Strukturen,<br />

die wir im Hintergrund bereits intensiv harmonisieren<br />

– einheitliche Software, Serverarchitektur,<br />

Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen.<br />

Am Ende wird der Standort Göttingen bestehen<br />

bleiben, aber wir werden voraussichtlich<br />

mit unserem Namen verschwinden, auch<br />

wenn das noch nicht in Stein gemeißelt ist.<br />

Es könnte genauso gut sein, dass wir in zwei<br />

FOTOS: ALCIRO THEODORO DA SILVA


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Jahren alles zunächst so belassen, denn es<br />

hat sich mittlerweile gezeigt, dass die Situation<br />

mit unterschiedlichen Bürogrößen in der<br />

Projektbearbeitung durchaus ihren Reiz hat.<br />

Es ist letztlich ein offener Prozess.<br />

Inwiefern ergänzen sich die zumindest in der<br />

Größe sehr unterschiedlichen Büros?<br />

Stefan Stiegel: Mit den unterschiedlichen<br />

Bürogrößen können wir zudem bei der Projektauswahl<br />

flexibler Teams clustern. Damit<br />

gehen wir auch offensiv um, und die Kunden<br />

finden das spannend, weil sie sehen, dass wir<br />

uns weiterentwickeln. Synergien entstehen dadurch,<br />

dass wir hinsichtlich der Projekt größen<br />

und -arten mit beiden Büros einen sehr großen<br />

Bereich abdecken können – außer namhaften<br />

Industriekunden zum Beispiel aus dem<br />

Auto mobil- oder Pharmabereich können das<br />

öffentliche Bauvorhaben sein sowie Schulsanierungen,<br />

ein Feuerwehrumbau oder eine<br />

Passivhaussiedlung. Das hilft uns, nicht von<br />

einer Branche abhängig zu werden.<br />

Ist die Fusion auch eine Reaktion auf die Veränderung<br />

des Marktes?<br />

Gregor Brune: Wir beobachten im Bereich<br />

der Generalplanung eine zunehmende Anglifizierung<br />

der Planungsprozesse. Dies bedeutet<br />

oftmals eine immer stärkere Trennung der<br />

Projekte in einen reinen Designprozess und<br />

einen Umsetzungsprozess zum Beispiel unter<br />

Führung eines großen Bauunternehmens. Wir<br />

verfolgen diese Entwicklung aufmerksam und<br />

denken, dass wir mit unserer neuen Bürostruktur<br />

für zukünftige Herausforderungen<br />

des sich wandelnden Marktes gut gewappnet<br />

sind. Um Qualität und Gestaltung hochzuhalten,<br />

werden wir bei unseren Kunden immer<br />

dafür werben, die Kontrolle über das Projekt<br />

beim Bauherren und seinem Generalplaner<br />

zu belassen.<br />

Stefan Stiegel: Weitere Veränderungen kommen<br />

aus den Bereichen der Software und Arbeitsorganisation,<br />

dem 3D-Planen. Es gibt das<br />

Bestreben, dass alle an einem Projekt beteiligten<br />

Firmen – Architekten, Statiker, Haustechniker,<br />

Bauunternehmen – ihre Informationen<br />

in nur noch ein gemeinsames Datenmodell<br />

einfügen, mit dem jeder arbeitet. Gleichzeitig<br />

wird der Anbietermarkt in der Planung immer<br />

globalisierter, sodass unser Marktumfeld sich<br />

deutlich verändern wird. Durch die Fusion der<br />

beiden Büros sind wir dafür sehr gut aufgestellt.<br />

INTERVIEW SVEN GRÜNEWALD<br />

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60 2 |<strong>2019</strong>


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Der<br />

Türöffner<br />

<strong>faktor</strong> ist gemeinsam mit Coach Astrid Böttger zu Gast in<br />

Berlin bei Peter Bostelmann, der bei SAP weltweit für<br />

Achtsamkeit und das Google-Erfolgsprogramm Search<br />

Inside Yourself (SIY) zuständig ist.<br />

Bostelmann erzählt, wie er das Programm aus dem Silicon<br />

Valley gegen Widerstände nach Deutschland brachte,<br />

wie der Tennisspieler Novak Djokovic mit Meditation<br />

kritische Situationen meistert und wie die richtige<br />

Schuhwahl im Dornenfeld hilft.<br />

INTERVIEW MARCO BÖHME & ASTRID BÖTTGER<br />

FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

2 |<strong>2019</strong> 61


wissen<br />

Zur Person<br />

Peter Bostelmann ist seit 20 Jahren bei SAP und lebt seit zehn<br />

Jahren im Silicon Valley. Zum Meditieren kam der Wirtschaftsingenieur<br />

über seine damalige Lebensgefährtin, die meditierte<br />

und Yoga machte. Er selbst belächelte das zu Anfang.<br />

Als er jedoch ein paarmal erlebte, wie sich seine Freundin<br />

verändert hat, nachdem sie tief in die Stille gegangen war, begann<br />

seine Neugier. So fing Bostelmann an, ein bisschen zu<br />

meditieren. In den ersten Jahren zunächst im stillen<br />

Kämmerlein und später dann auch öffentlich. Unter seiner<br />

Leitung werden bei SAP seit 2012 weltweit achtsamkeitsbasierte<br />

Trainings wie das SIY-Programm ausgerollt.<br />

Herr Bostelmann, Sie sind bei SAP weltweit für das Thema<br />

Achtsamkeit verantwortlich. Wie sind Sie zum Meditieren<br />

gekommen?<br />

Meine damalige Freundin hat meditiert, was ich zunächst<br />

belächelt habe. Irgendwann habe auch ich es<br />

ausprobiert und gemerkt: Das hilft ja! 2007 bin ich für<br />

SAP in die USA gegangen. Damals habe ich ein bisschen<br />

meditiert, so 15 bis 20 Minuten am Tag. Dann bin ich<br />

in eine persönliche Krise geschliddert. Ich fühlte mich<br />

orientierungslos. Ich war wie ein Farb-TV auf Schwarz-<br />

Weiß – ohne Ton.<br />

Was haben Sie daraufhin gemacht?<br />

2008 bin ich dann in ein zehntägiges Schweige-Retreat<br />

ins Kloster gegangen. Das war wie bei einer Schneekugel.<br />

Als sich der Schnee gelegt hatte, war mein Geist viel<br />

ruhiger und klarer. Wenn man das einmal erlebt hat,<br />

entwickelt sich ein Gefühl von Ruhe, Klarheit und Freiheit.<br />

Ich empfand das als Riesengeschenk und habe da<br />

weitergemacht. Jedes Jahr gehe ich für zehn Tage zum<br />

Schweigen ins Kloster und meditiere mittlerweile täglich<br />

eine Stunde. Am Anfang war das für mich etwas<br />

sehr Privates, was ich versteckt habe.<br />

Wann hat sich das verändert?<br />

Das war 2010/2011. Ich arbeitete für SAP im Silicon<br />

Valley und hatte von Mindfulness bei Google gehört.<br />

Anfang 2012 habe ich Chade-Meng Tan kennengelernt,<br />

der bei Google das Selbstentwicklungsprogramm<br />

Search Inside Yourself (SIY) entwickelt hat. Im Herbst<br />

2012 wurde das Programm von Google freigegeben<br />

und in das non-profit siyli.org überführt. Im Dezember<br />

darauf habe ich dann am ersten öffentlichen SIY-Programm<br />

in San Francisco teilgenommen und war<br />

begeistert! Dass es bei uns so groß wird, war überhaupt<br />

nicht absehbar. Eigentlich war ich sogar unsicher, ob<br />

SIY bei SAP überhaupt großen Anklang findet oder ob<br />

ich einfach ein Exotenhobby habe, was eigentlich nur<br />

mich und fünf andere begeistert.<br />

Wie ging es dann weiter?<br />

Ich habe mich gefragt, wie ich ein Budget finde und<br />

zeigen kann, dass es auch bei SAP eine Nachfrage für so<br />

ein Programm gibt. Anfangs wollte niemand Geld in die<br />

Hand nehmen. Ich musste also zunächst eine kritische<br />

Masse vernünftiger Leute finden, die sagen, dass sie es<br />

mit anschieben. Dann habe ich im Mai 2013 Meng als<br />

Gastredner für uns in Palo Alto gewinnen können. Das<br />

Interesse war groß, und unsere Veranstaltung war voll.<br />

Und da hatte ich sie: meine kritische Liste von Menschen,<br />

die ich adressieren konnte. ,Guck mal hier, ich<br />

mache so ein Pilotprojekt, würdet ihr kommen? Würdet<br />

ihr das aus eurem Kostenstellenbudget bezahlen?‘<br />

Die Trainings wurden sehr, sehr gut angenommen –<br />

viel besser, als wir das erwartet hatten.<br />

Im Anschluss habe ich dann Feedback eingesammelt,<br />

unter anderem auch von einem deutschen Vice President,<br />

der ebenfalls im Silicon Valley lebt. Und der sagte, dass<br />

er in seinen 30 Jahren als Manager – bei der Deutschen<br />

Bank und später bei SAP – bereits an vielen Trainings<br />

teilgenommen hätte. Dies jedoch sei eines der Programme<br />

gewesen, die ihn echt beeindruckt hätten: „Das<br />

kann lebensverändernd sein.“<br />

Mit diesem Rückenwind haben Sie es dann nach<br />

Deutschland getragen?<br />

Zunächst gab es noch einige skeptische Stimmen: ,Dass<br />

ihr da im Silicon Valley meditiert, verstehen wir. Das<br />

funktioniert hier bei den Mitarbeitern in Deutschland<br />

aber nicht.‘ Doch glücklicherweise hat uns damals der<br />

deutsche Personalchef Dr. Fassnacht unterstützt, der<br />

selbst seit 30 Jahren autogenes Training macht – was ja<br />

62 2 |<strong>2019</strong>


wissen<br />

ebenfalls eine Form einer Achtsamskeitsübung ist. Der<br />

Mann hat eine Präsenz wie ein Fels. Dann haben wir<br />

2014 die ersten drei Pilotprojekte in Deutschland gestartet.<br />

Sie wurden noch besser bewertet als die in den<br />

USA. Für deutsche Verhältnisse extrem hoch.<br />

Wie ging es weiter?<br />

Wir haben relativ früh begonnen, Wartelisten aufzumachen,<br />

weil ich nicht sicher war, wie hoch der Bedarf<br />

tatsächlich ist. Wir wollten erst ein paar handfeste<br />

Zahlen haben, damit die Daten auch vernünftig sind –<br />

bevor ich mich zu weit aus dem Fenster lehne und dann<br />

keiner kommt. Wir haben dann bei allen artverwandten<br />

Trainings gesagt: ,Guckt mal hier rein. Wir pilotieren<br />

dieses neue SIY-Programm aus den USA. Wenn ihr<br />

wissen wollt, wann es losgeht, dann tragt euch hier ein.‘<br />

Die Warteliste wuchs auf 500 Leute. Das hat uns<br />

Rückenwind gegeben. Insgesamt haben wir davon<br />

210 Leute für die drei Piloten eingeladen. Ich wollte die<br />

anziehen, die das wirklich gut finden, ein positives<br />

Momentum schaffen.<br />

Und dann gab es sehr positives Feedback – nach dem<br />

Motto: ,Das ist ja ein tolles Programm, aber warum<br />

kommt das erst jetzt? Und warum so langsam?‘ [lacht]<br />

Ein halbes Jahr später war die Warteliste bereits bei<br />

1.500.<br />

Im Anschluss wurden Sie Director of Mindfulness bei SAP,<br />

was später noch umbenannt wurde in Director of SAP<br />

Global Mindfulness Practice. Was waren für Sie die<br />

Erfolgs<strong>faktor</strong>en, dass es losging?<br />

Die Warteliste war ein ganz elementarer Punkt. Dann,<br />

dass wir das Programm immer als Geschenk angeboten<br />

haben, also so nach dem Motto: ,Wir haben hier was.‘<br />

Zu der Zeit stiegen die Anfragen, und ich stellte mir die<br />

Frage: Wie kann ich das denn in der Breite ausrollen?<br />

Ich kann ja nicht 80.000 SAP-Mitarbeiter alleine<br />

trainieren. Da bin ich relativ lange unterwegs, und es<br />

wird vielleicht auch irgendwann mal langweilig. Somit<br />

habe ich sehr früh darüber nachgedacht, Trainer<br />

aus zubilden. Also haben wir zusammen mit siyli.org<br />

noch im Jahr 2014 ein Teacher Training entwickelt<br />

und in der ersten Welle gleich zehn Trainer bei SAP<br />

aus gebildet.<br />

Wie viele sind es jetzt?<br />

Mittlerweile haben wir 42. Und die nächste Welle<br />

kommt.<br />

»Jedes Jahr gehe ich für zehn Tage zum<br />

Schweigen ins Kloster und meditiere mittlerweile<br />

täglich eine Stunde. Am Anfang war<br />

das für mich etwas sehr Privates, was ich<br />

versteckt habe.«<br />

Wie viele Menschen haben das Programm mittlerweile<br />

durchlaufen?<br />

9.000 haben das Programm absolviert, und 8.000<br />

stehen derzeit auf der Warteliste.<br />

Sind das alles noch die eigenen Mitarbeiter, oder sind da<br />

auch schon die Kunden mit dabei?<br />

Unsere Kunden fragen uns, ob wir ihnen helfen können:<br />

Siemens, Procter & Gamble, die Deutsche Post, DHL<br />

und die Deutsche Telekom. Und das hat dann wiederum<br />

2 |<strong>2019</strong> 63


wissen<br />

wenn ein externer Trainer reinkommt, der sagt: ,Ich<br />

weiß, es ist hart in einem großen Unternehmen. Ich<br />

habe hier was, damit es nicht ganz so hart ist.‘<br />

Das ist eine Botschaft, die wir vermeiden wollen. Wir<br />

möchten Menschen anziehen, die ihren Job mögen und<br />

in praktischen Beispielen erklären können, wie diese<br />

Trainings sie noch besser machen.<br />

Astrid Böttger ist Trainerin und Coach in Göttingen und wurde vom Search<br />

Inside Yourself Leadership Institut (SIYLI) in San Francisco als SIY-Teacher<br />

zertifiziert. Über SIY kennt sie Peter Bostelmann und hat für das Gespräch<br />

den Kontakt hergestellt.<br />

Astrid Böttger: Ich habe eben bis zum Schluss immer noch<br />

Zweifel bei dir gehört. Deinen Zweifel, ob das wirklich gebraucht<br />

wird. Hast du mal einen Punkt erlebt, an dem du<br />

gemerkt hast, dass es wirklich läuft?<br />

Das ist eine spannende Frage. Und ich könnte das mit<br />

einer Gegenfrage beantworten. Wann weiß man, dass<br />

man es geschafft hat? Du kannst die Latte immer noch<br />

eins höher stecken. Am Anfang war ich noch unsicher<br />

in meinem Tun. Ergibt das Sinn? Glaube ich da selber<br />

so sehr daran, dass ich mich damit auch so exponiere?<br />

Ich habe mich damit ja sehr öffentlich gemacht. Das<br />

war sehr persönlich. Irgendwann habe ich dann gesagt:<br />

Ich kann darüber reden.<br />

bei uns geholfen, Resonanz auszulösen. Wir haben ein<br />

Thema besetzt, das ernst zu nehmen ist. Schon in den<br />

ersten Jahren haben wir in den Medien großes Interesse<br />

geweckt.<br />

Bildlich gesprochen habe ich in unserer Überzeugungsarbeit<br />

immer darauf geachtet, nicht geschlossene Türen<br />

aufzubrechen. Ich habe mir die Frage gestellt: Wo ist<br />

eine Tür vielleicht schon offen?<br />

Was hat die Türen weiter geöffnet?<br />

Wir haben weiter Trainer ausgebildet. Wir hatten drei<br />

Mal so viele Bewerber wie angebotene Plätze. Und wir<br />

schauen mit wirklich großer Sorgfalt, wer sich bewirbt.<br />

Wie ist der persönliche Reifegrad? Was ist der Motivator?<br />

Warum will die Person das machen? Wir versuchen,<br />

die Menschen anzuziehen und ins Team zu holen, für die<br />

Achtsamkeit selbst ein Riesenthema ist. Die sagen: ,Das<br />

hat bei mir echt was verändert, und ich würde das gern<br />

weitergeben.‘ Wir wollen nicht diejenigen, die aus der<br />

Intention kommen: ,Ich mag meinen Job nicht und dort<br />

sind lauter nette Leute. Da geht es mir vielleicht besser.‘<br />

Wir wollen Menschen, die geben, nicht nehmen.<br />

Sind die Lehrer für das Programm abgestellt?<br />

Nein, die meisten unserer Lehrer sind keine Hauptberuflichen,<br />

sondern machen das – bis auf drei in meinem<br />

Kernteam – neben ihrem Hauptjob. Das ist ein<br />

wichtiger Punkt. Weil es einfach ein Unterschied ist, ob<br />

da jemand vorne steht und beispielsweise sagt: ,Ich bin<br />

im Controlling, und ich habe Achtsamkeit für mich<br />

entdeckt. Und es hilft mir, mit mehr Gelassenheit und<br />

Freude erfolgreich zu sein.‘ Das ist was anderes, als<br />

Astrid Böttger: Das ist auch super mutig.<br />

Das fand ich damals auch. Und dann habe ich mir<br />

gesagt, ich biete ein Geschenk an. Wenn das jemand<br />

nicht gut findet, ist es sein Thema, nicht meins.<br />

Hat Ihnen diese Haltung geholfen, durchzuhalten und nicht<br />

aufzugeben?<br />

Ein wichtiger Punkt auf dieser Reise war, dass ich<br />

wusste, dass ich wirklich daran glaube. Für mich<br />

persönlich ist Meditation ein unglaubliches Geschenk,<br />

dass ich gerade in diesen langen Retreats eine innere<br />

Ruhe erfahre und eine Verbindung, die ich so nicht<br />

kannte und nirgendwo anders erlebe. Und auch eine<br />

Klarheit, mich in meinen inneren Mustern besser zu<br />

erkennen.<br />

Und das hilft auch SAP?<br />

Achtsamkeit ist heute Teil der DNA der SAP. Das<br />

Unternehmen wäre mit Sicherheit nicht besser ohne<br />

uns. Wir helfen vielen Menschen, weil sie lernen, wie<br />

man innere Ruhe, Klarheit und Frieden herstellen kann.<br />

Und darüber kann mehr äußerer Frieden herrschen.<br />

Darüber entsteht eine stärkere innere Verbindung, ein<br />

stärkeres Wir-hängen-alle-zusammen-Gefühl. Das heißt,<br />

ich sehe die Welt nicht mehr als Ressource, die ich endlos<br />

ausschöpfen kann. Ich sehe Menschen nicht mehr<br />

als Ressourcen. Wenn ich hingegen mich und das Leben<br />

als Ressource sehe, dann nutze ich alles aus und schaue<br />

beim Optimieren, wo ich noch was rausquetschen kann.<br />

Gibt es auch betriebswirtschaftliche Effekte?<br />

Die Datenerhebung zeigt uns, dass SIY eines der erfolgreichsten<br />

Programme bei SAP ist. Und dass wir auf<br />

breiter Fläche sehen, dass wir das Mitarbeiterengagement<br />

steigern. Das ist zwar prozentual letztlich ein eher<br />

64 2 |<strong>2019</strong>


Individuelle<br />

Gebäudetechnik.<br />

Unsere Leistungen –<br />

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unseren gewerblichen, öffentlichen und<br />

privaten Kunden das gesamte Spektrum der<br />

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Campusstudium<br />

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Business Administration (B.Sc.), Wirtschaftsinfor ma tik (dual,<br />

B.Sc.) Orthobionik (B.Sc.), Medizinische Ortho bionik (M.Sc.),<br />

Sports­/Reha­Engineering (M.Sc.), Psychologie (B.Sc./M.Sc.),<br />

Wirtschaftspsychologie (B.Sc./M.Sc.)<br />

PFH Hansecampus Stade Verbundwerkstoffe/Composites<br />

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Psychologie (B.Sc./M.Sc.), Wirtschaftspsychologie (B.A./<br />

M.A.), Angewandte Psychologie für die Wirtschaft (M.A.)<br />

Unternehmensrecht (LL.M.), Arbeitsrecht und Personalmanagement<br />

(LL.M.)<br />

Wirtschaftsingenieur (B.Eng.)


wissen<br />

kleiner Wert, aber wir wissen, dass über die gesamte Belegschaft<br />

von SAP ein Prozent Employee Engagement<br />

60 bis 80 Millionen Dollar Umsatz wert ist.<br />

Eine genaue Datenanalyse von 4.800 Teilnehmern<br />

zeigt, dass wir – sehr konservativ betrachtet – mehr als<br />

200 Prozent ROI machen. Wir tragen deutlich mehr<br />

zum finanziellen Unternehmenserfolg bei, als wir selber<br />

kosten. Das ist schon phänomenal.<br />

Was bringt das Programm konkret für die Teilnehmer?<br />

Die Menschen, die das Programm durchlaufen, werden<br />

in ihrer mentalen Klarheit stärker. Sie können Beziehungen<br />

besser gestalten. Sie empfinden subjektiv weniger<br />

Stress und erleben mehr Freude und Wohlbefinden. Diese<br />

Menschen fragen sich erst einmal, was sie sinnhaft finden<br />

und können sich dann noch mehr darauf ausrichten.<br />

Ich lerne, weniger reaktiv zu sein. Achtsamkeit ist<br />

Nichtreaktivität. Es gibt ein Zitat von Viktor Frankl,<br />

was das einfach sehr schön zusammenfasst. ,Zwischen<br />

Reiz und Reaktion liegt ein Raum.‘ Und in diesem<br />

Raum gibt es Freiheit und Wachstumsmöglichkeiten für<br />

uns. Wenn Reaktion direkt auf Reiz folgt, dann ist das<br />

ein Automatismus. Wenn ich aber lerne, das aufzuweiten,<br />

komme ich in eine Reaktionsflexibiliät. Und ich<br />

merke: Da ist eine Reaktion, aber ich habe genug<br />

Raum. Es geht nicht darum, dass man bei Achtsamkeit<br />

alles wegmeditiert und jetzt nur noch total high ist,<br />

sondern darum, dass man mit allem, was ist, in Kontakt<br />

steht. Man kann auch wahrnehmen: Ich empfinde gerade<br />

starken Ärger. Es gibt so populäre Mythen, dass<br />

Achtsamkeit bedeutet: ,Ich werde nicht mehr ärgerlich.’<br />

Good luck with that. Es geht vielmehr darum, dass ich<br />

wahrnehme, dass ich gerade ärgerlich werde – ich nehme<br />

es früher wahr.<br />

Astrid Böttger: Bewusster?<br />

Ja, sich selbst kennenzulernen. Wo passiert es bei mir?<br />

Bauch, Brust, Hals, Arme, Gesicht. Atmung ist eigentlich<br />

das Stärkste, weil die Atmung bei jedem flacher<br />

wird. Und dann zu sehen: Oh, der Ärger steigt auf, und<br />

zu wissen, das macht was mit mir. In der Evolution war<br />

es von Vorteil, neurotisch und hyperreaktiv zu sein.<br />

Heute ist es beim Umgang mit Kollegen und Kunden<br />

eher hinderlich. [lacht]<br />

Und das funktioniert?<br />

Novak Djokovic ist hier ein sehr schönes Beispiel. Einer<br />

der besten Tennisspieler der Welt, der auch sehr, sehr<br />

offen ist und in vielen Interviews darüber spricht, dass<br />

er meditiert. Und Tennis ist ja ein mentales Spiel. Ich<br />

versuche, den Gegner in seine rote Zone zu bringen, ihn<br />

also so unter Druck zu setzen, dass er anfängt, reaktiv<br />

zu werden – dass die Amygdala anfängt zu steuern, sodass<br />

er überreagiert. Und Djokovic nimmt das halt<br />

durch seine lange Praxis relativ früh wahr – seine<br />

Selbstwahrnehmung ist gesteigert. ,Oh, ich fange an,<br />

griffig zu werden.“ Und was er dann macht, ist, sich<br />

durch seine Atemtechnik wieder zu beruhigen und sich<br />

sehr schnell wieder zu erden. Und dann wieder mit einem<br />

ruhigen, kühlen Kopf sein Spiel zu machen. Man<br />

kennt das, wenn man ihn beobachtet – dass er bei den<br />

Aufschlägen den Ball immer mehrmals auftippt.<br />

Wir wissen, dass wir unter Druck keine guten Entscheidungen<br />

fällen. Wie schaffe ich es, wahrzunehmen,<br />

wo Druck ist, und ihn zu regulieren? Oder auch wahrzunehmen:<br />

Jetzt ist gerade Druck, lass uns eine Pause<br />

machen und nicht im Autopiloten weitermarschieren.<br />

Astrid Böttger: Es geht im Grunde um innere Entwicklung?<br />

Ja, wir alle versuchen permanent, die Welt im Außen zu<br />

optimieren, damit wir uns gut fühlen. Das ist so, als ob<br />

ich über ein Feld mit vielen Dornen gehe und sage: Das<br />

ist mir zu dornig hier, ich lege mal das ganze Feld mit<br />

Leder aus. Ich möchte das Feld ändern, damit es gut für<br />

mich ist. Es wäre vielleicht einfacher, meine Haltung<br />

zum Feld zu ändern, sprich, mir einfach Schuhe anzuziehen,<br />

die Ledersohlen haben. Dann kann ich über das<br />

Feld gehen. Es ist viel schwerer, die Welt so zu drehen,<br />

dass ich sie aushalte, und viel einfacher, meine Reaktion<br />

auf sie wahrzunehmen und gegebenenfalls zu ändern.<br />

Achtsamkeit ist die Selbstregulierung der Aufmerksamkeit<br />

– mit einer Haltung der Offenheit, der Neugierde<br />

und des Wohlwollens.<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

ENTSPANNT ERFOLGREICH MIT SIY<br />

Im Rahmen der <strong>faktor</strong>Akademie wird Astrid Böttger am<br />

22. August <strong>2019</strong> einen Vortrag zum Erfolgsprogramm<br />

Search Inside Yourself (SIY) halten, das bei Google gestartet<br />

wurde.<br />

Wann? 18 bis 21 Uhr.<br />

Wo? In der Privaten Hochschule Göttingen (PFH)<br />

Astrid Böttger ist Trainerin und Coach in Göttingen und<br />

wurde vom Search Inside Yourself Leadership Institut<br />

(SIYLI) in San Francisco als ‚Search Inside Yourself<br />

certified teacher‘ zertifiziert.<br />

Weitere Infos zu den Themen Achtsamkeit, Meditation &<br />

SIY gibt es hier: www.<strong>faktor</strong>events.de<br />

66 2 |<strong>2019</strong>


PROFIL<br />

ANZEIGE<br />

Neubau auf dem Leineberg<br />

FOTO: MEHLE-HUNDERTMARK FOTOGRAFIE<br />

Holtenser Berg: Die ersten Pflanzen blühen bereits auf den neuen Balkonen.<br />

FOTO: P.O.S. KRESIN DESIGN<br />

Neubau, Modernisierung und viele Balkone<br />

Volksheimstätte eG: günstiges Wohnen in einem angenehmen und modernen Umfeld<br />

Das Mieterfest am 28. Juni steht für einen<br />

großen Erfolg der Göttinger Volksheimstätte<br />

eG: Nach der erfolg reichen<br />

Sanierung der Häuser Weser straße 15, 17, 19<br />

können sich nun auch die Bewohner der Hausnummer<br />

43 über die Fertigstellung des Neubaus<br />

und ihren Einzug freuen. 14 neue Mietparteien<br />

genießen nun modernes Wohnen auf<br />

dem Leineberg. „Wir freuen uns, dass wir die<br />

Schlüssel für diese hoch wertigen und dennoch<br />

kostengünstigen Wohnungen in einem sehr<br />

lebenswerten Stadt viertel an glückliche Mieter<br />

übergeben konnten“, sagt Heike Klankwarth,<br />

Vorstandsvorsitzende der Volksheimstätte eG.<br />

Auch Vorstandskollege Thorsten May zeigt<br />

sich zufrieden, dass alles gemäß der Planungen<br />

verlief und der Entwurf der bmp-Architekten<br />

entsprechend dem Kosten- und Zeitbudget<br />

umgesetzt wurde.<br />

EIN WEITERES MAMMUTPROJEKT leiten<br />

die beiden Vorstände mit ihrem Team zurzeit<br />

auf dem Holtenser Berg. In vier Bauabschnitten<br />

erhalten 320 Wohneinheiten innerhalb von vier<br />

Jahren insgesamt 301 neue, mit der bestehenden<br />

Architektur harmonierende Balkone und<br />

16 Terrassen. „Nach einem etwas holprigen<br />

Start sind die Bauteams jetzt gut koordiniert<br />

und kommen zügig voran“, sagt Thorsten May<br />

und bringt damit die kleinen Anfangsschwierigkeiten<br />

auf den Punkt. Die überraschen allerdings<br />

kaum, denn die Balkone müssen von den<br />

Wänden abgetrennt und die neuen Balkone<br />

eingepasst werden – und das bei Häusern mit<br />

bis zu neun Stockwerken. 3,2 Millionen Euro<br />

sind für diese aufwertenden, bis 2020 dauernden<br />

Maßnahmen veranschlagt.<br />

IN KLEINERER KATEGORIE bewegt sich die<br />

Modernisierungsmaßnahme an einem Bestandsobjekt<br />

in der Lenglerner Straße 68 im<br />

Ortsteil Holtensen. Auch dieses 1963 erbaute<br />

Haus mit sieben Wohnungen wird umfassend<br />

saniert und modernisiert. Den heutigen Ansprüchen<br />

angepasst werden das Dach und<br />

die Garage erneuert und mehrere Stellplätze<br />

gebaut. Auch den Wunsch nach einer größeren<br />

Wohnung konnte die Wohnungsbaugenossenschaft<br />

einer Familie, die im Dachgeschoss<br />

wohnt, erfüllen. Die Familie erwartet Nachwuchs,<br />

und ein Umzug war bereits in Planung,<br />

doch im Zuge der Sanierungsmaßnahmen<br />

konnte die Volksheimstätte den zweiten Teil<br />

des Dachgeschosses ausbauen. „Die Freude<br />

unserer Mieter war natürlich riesig“, erzählt<br />

Heike Klankwarth und erinnert sich an den<br />

Moment, als sie die Nachricht zum Dachgeschossausbau<br />

überbringen konnte.<br />

Für die beiden Vorstände folgen alle diese<br />

erfolgreichen Projekte dem Ziel der Volksheimstätte,<br />

in Göttingen preiswerten und zugleich<br />

modernen Wohnraum in lebenswerten und grünen<br />

sowie innenstadtnahen Mietanlagen zur<br />

Verfügung zu stellen. Mit einer durchschnittlichen<br />

Unternehmensmiete von 5,53 Euro pro<br />

Quadratmeter sorgt man damit für etwas Ent -<br />

lastung auf dem angespannten Wohnungsmarkt.<br />

TEXT STEFAN LIEBIG<br />

KONTAKT<br />

Volksheimstätte eG<br />

Wohnungsbaugenossenschaft<br />

Godehardstraße 26<br />

37081 Göttingen<br />

Tel. 0551 50674-14<br />

vh@volksheimstaette.de<br />

www.volksheimstaette.de


wissen<br />

68 2 |<strong>2019</strong>


wissen<br />

Working Out Loud<br />

Daniella Cunha Teichert hat eine neue Form des Netzwerkens entdeckt, die sie<br />

leidenschaftlich teilt: Working Out Loud. Diese weltweit angesagte Methode für produktives<br />

Netzwerken möchte die Wahl-Duderstädterin jetzt auch in ihrer Heimat etablieren.<br />

TEXT CAROLIN SCHÄUFELE FOTO ALCIRO THEODORO DA SILVA ILLUSTRATIONEN STOCK.ADOBE.COM<br />

Die Begeisterung ist groß. Seit Daniella<br />

Cunha Teichert vor drei Jahren<br />

während des Mittagessens mit<br />

einer Kollegin von der Arbeitsund<br />

Netzkwerkmethode ,Working<br />

Out Loud‘, kurz WOL, gehört hat,<br />

ist sie fasziniert. Die Elektroingenieurin<br />

arbeitet bei Bosch in Hildesheim. Sie liebt ihre<br />

Arbeit als Projektleiterin bei Car Multimedia, ihr Arbeitsfeld<br />

,Car-to-X-Kommunikation‘.<br />

Als typisch introvertierte Ingenieurin fand Cunha<br />

Teichert Vernetzungen außerhalb ihres Tätigkeitsbereichs<br />

immer schwer. Doch mit der neuen Methode und dem<br />

entsprechenden Mindset änderte sich dies von einem<br />

Tag auf den anderen grundlegend. Heute ist der Austausch<br />

mit Kollegen ein wichtiger Part geworden, der ihr<br />

ein zielgerichtetes und vernetztes Arbeiten an einem<br />

Thema ermöglicht. Was die gebürtige Brasilianerin daran<br />

besonders schätzt, ist die gegenseitige Unterstützung<br />

durch die schnell vertraut werdenden Kollegen und die<br />

damit verbundene freigesetzte kreative Kraft. Heute ist<br />

sie zertifizierte WOL-Mentorin, die den WOL-Circles<br />

bei Bosch weltweit für Fragen bei der operativen Umsetzung<br />

beratend zur Seite steht. Zusammen mit weiteren<br />

Mentoren und Ambassadoren unterstützt sie neben ihrer<br />

Tätigkeit als Projektleiterin das zentrale WOL-Co-<br />

Creation-Team, um die Methode an weiteren Standorten<br />

zu verbreiten.<br />

WORKING OUT LOUD – was klingt wie eine trendige<br />

Abkürzung aus dem Internet, ist vielmehr eine innere<br />

Haltung und Arbeitsweise. Die dazugehörende WOL-<br />

Circle-Methode befähigt Mitarbeiter, virtuell und transparent<br />

in Netzwerken zusammenzuarbeiten, von anderen<br />

zu lernen sowie das eigene Wissen zu teilen, um<br />

schnellere und bessere Antworten auf Fragen zu finden,<br />

die allein nicht mehr lösbar sind.<br />

„Viele Mitarbeiter behalten ihr Wissen für sich, sie teilen<br />

es nicht rechtzeitig mit anderen Stakeholdern und generieren<br />

dadurch teilweise doppelte Arbeit und damit auch<br />

einen Verlust an Produktivität“, erklärt Cunha Teichert.<br />

WOL bricht dieses Silodenken auf, macht die Arbeit des<br />

Einzelnen sichtbar und verständlich, Abteilungen arbeiten<br />

plötzlich viel enger und intensiver zusammen.<br />

2 |<strong>2019</strong> 69


wissen<br />

Die 5 Prinzipien von Working Out Loud<br />

BEZIEHUNGEN PFLEGEN<br />

Wir lernen im Austausch mit anderen.<br />

DIE EIGENE ARBEIT SICHTBAR MACHEN<br />

Wer sein Wissen teilt,<br />

erhöht seine Wirkung und Reichweite.<br />

MITEINANDER WACHSEN<br />

Offenheit, Neugier und die Bereitschaft, die<br />

Komfortzone zu verlassen, sind unverzichtbar.<br />

DER BEGRIFF WORKING OUT LOUD wurde zum ersten<br />

Mal 2010 in einem Blogbeitrag von Bryce Williams, einem<br />

US-amerikanischen IT-Berater, genutzt: „When will<br />

we start to Work Out Loud? Soon!“ Es dauerte weitere<br />

fünf Jahre, bis John Stepper, ein studierter Informatiker,<br />

der bis 2016 bei der Deutschen Bank in New York arbeitete,<br />

die Idee so weit entwickelt hatte, um daraus eine<br />

Methode abzuleiten und ein Buch zu veröffent lichen:<br />

,Working Out Loud: For a better career and life.‘<br />

Als eines der ersten Großunternehmen weltweit nutzt<br />

Bosch seit 2015 das WOL-Programm, um Mitarbeiter<br />

zu vernetzen und ihre Fähigkeiten zur digitalen Zusammenarbeit<br />

weiterzuentwickeln. Damit will Bosch seine<br />

Innovationskraft im digitalen Wandel stärken und ist<br />

bereits mit knapp 600 Circles in 52 Ländern und mehr<br />

als 4.500 Mitarbeitern dabei – seit 2016 auch der Standort<br />

in Hildesheim.<br />

Über zwölf Wochen lernen die Teilnehmer die<br />

WOL-Prinzipien, die Arbeitsmethoden und Tools kennen<br />

und können so WOL nicht nur erlernen, sondern<br />

verinnerlichen. Die Interessierten schließen sich zu sogenannten<br />

Circles von drei bis fünf Personen zusammen.<br />

Jeder Teilnehmer sucht sich ein intrinsisch motiviertes<br />

persönliches Ziel, das er anhand der WOL-Methode<br />

innerhalb der zwölf Wochen gemeinsam mit seinem<br />

Circle erreichen möchte. Ob es sich um ein berufliches<br />

Problem handelt, um ein unerreichtes Arbeitsziel, die<br />

Gründung eines Start-ups oder die Lösung für ein Entwicklungsproblem<br />

– „bei dieser Lösungsmethode sind<br />

keine Grenzen gesetzt“, erklärt Cunha Teichert.<br />

Der Circle trifft sich jede Woche mindestens einmal und<br />

tauscht sich aus. Jede Woche hat einen eigenen Fokus. Am<br />

Ende steht nicht nur die Zielerreichung, sondern auch die<br />

Herangehensweise an die täglichen Aufgaben hin zu funktionsübergreifendem<br />

Denken, mehr Kooperation und Wertschätzung,<br />

effektivem Netzwerken, besseren Arbeitsergebnissen<br />

und im Ganzen zu mehr Arbeitsfreude und Sinn.<br />

„Wichtig ist, sich hier mit Vertrauen und Respekt zu<br />

begegnen, eine Teilnahme muss absolut freiwillig erfolgen“,<br />

erklärt Cunha Teichert. WOL zwinge jeden Teilnehmer<br />

dazu, die eigene Komfortzone zu verlassen und<br />

sich mit etwas Neuem auseinanderzusetzen. „Eine wichtige<br />

Überlebensstrategie für jeden von uns und für jedes<br />

Unternehmen im Rahmen der digitalen Transformation“,<br />

so die gebürtige Brasilianerin.<br />

Ihre Aufgabe als Projektleiterin verlangt es, dass der<br />

Wissenstransfer zwischen den jeweiligen Standorten und<br />

den Projektmitgliedern gelingt. WOL hilft ihr dabei. Aus<br />

ihrem ersten Circle entstand beispielsweise eine globale<br />

Entwicklungs-Community auf der konzerninternen Collaboration-Plattform,<br />

in der Projektwissen trans parent<br />

gemacht und geteilt wird.<br />

„Die Methode hat von unserer Konzernzentrale in<br />

Stuttgart unseren Geschäftsbereich in Hildesheim erreicht<br />

und verbreitet sich bei uns organisch, von Mitarbeiter<br />

zu Mitarbeiter.“ Der Funke ist jetzt auch auf die<br />

Geschäftsleitung übergesprungen, die sich über das<br />

,WOL4Leaders Reverse Mentoring Programm‘ Digital-<br />

Leadership-Fähigkeiten aneignet und die Verbreitung<br />

der Methode weiter unterstützt.<br />

70 2 |<strong>2019</strong>


wissen<br />

GROSSZÜGIG TEILEN<br />

Freigiebigkeit ist die Basis solider<br />

persönlicher Vernetzung.<br />

SICH ZIELGERICHTET WEITERENTWICKELN<br />

Wer weiterkommen will, braucht einen<br />

persönlichen Fokus.<br />

IM RAHMEN IHRER AUSBILDUNG zur WOL-Mentorin,<br />

unter anderem auch bei Stepper selbst, und ihrer<br />

aktiven Teilnahme an mehreren Circles innerhalb und<br />

außerhalb von Bosch hat sich Cunha Teichert ein Netzwerk<br />

aufgebaut, das weit über das Unternehmen und<br />

Hildesheim hinausgeht. „Ich bin mit Menschen auf der<br />

ganzen Welt vernetzt.“ Bei bestimmten Fragestellungen<br />

zu ihren Fokusthemen könne sie auf dieses Netzwerk<br />

zurückgreifen. „Ich habe ein Problem, und wenn ich<br />

überlege, wie ich es lösen kann, fallen mir mittlerweile<br />

viele tolle Menschen ein, die ich in den vergangenen<br />

Jahren durch WOL kennengelernt habe. Die kann ich<br />

kontaktieren, mich mit ihnen austauschen und mir<br />

frühzeitig Feedback holen – und komme schneller zu<br />

besseren Lösungen.“<br />

Seit einiger Zeit baut Cunha Teichert, die seit 2000 in<br />

Deutschland lebt und ihre Wahlheimat in Duderstadt gefunden<br />

hat, auch in Göttingen und Umgebung eine<br />

WOL-Community auf. „Ich möchte die Methode in der<br />

Region bekannter machen und auch hier ein Netzwerk<br />

installieren, über Unternehmensgrenzen hinweg“, sagt<br />

die 46-Jährige. Ihr Vorbild für Südniedersachsen: die<br />

WOL-Community in Hannover, mit der sie in intensivem<br />

Austausch steht. Hier tauschen sich Konzerne und<br />

Unternehmen wie Bosch, Continental, Deutsche Messe,<br />

Sennheiser oder Nord LB intensiv aus, um andere Perspektiven<br />

und Erfahrungen zu gewinnen, zum Beispiel<br />

hinsichtlich ihrer gemeinsamen Herausforderung, die<br />

digitale Transformation zu meistern. Nun möchte Cunha<br />

Teichert also auch die Zusammenarbeit in der Region<br />

WOL in Südniedersachsen<br />

Die Arbeitsmethode Working Out Loud, kurz WOL, ist<br />

momentan in aller Munde. WOL ist geeignet, offener,<br />

selbstorganisierter und vernetzter zu arbeiten und zu<br />

leben. Praktisch umgesetzt wird die Methode in sogenannten<br />

Working­Out­Loud­Circles mit drei bis fünf<br />

Teilnehmern. Diese treffen sich über zwölf Wochen<br />

jede Woche mindestens ein Mal und bearbeiten die<br />

von ihnen gesetzten Ziele. Das können betriebliche,<br />

aber auch private Ziele sein. Durch die Anwendung<br />

von WOL in Unternehmen werden die Arbeiten ein zelner<br />

Mitarbeiter und Abteilungen sichtbarer, es findet<br />

ein Austausch statt, der die Produktivität sowie die<br />

Innovation steigern kann.<br />

Seit Februar dieses Jahres etabliert sich auch in<br />

Göttingen ein WOL­Circle. Interessierte finden die<br />

regionalen WOL­Veranstaltungen unter:<br />

www.meetup.com<br />

2 |<strong>2019</strong> 71


wissen<br />

Frau mit Ambitionen Daniella Cunha Teichert möchte Working Out Loud auch in Südniedersachsen verbreiten, um so gemeinschaftlich<br />

leichter Ziele zu erreichen.<br />

verbessern und die digitalen Kompetenzen stärken. Dazu<br />

gründete sie im Februar <strong>2019</strong> das monatliche WOL-<br />

Meetup Göttingen. „Unser erstes Event fand bereits Ende<br />

Mai – zusammen mit der New Work Eichsfeld Meet up –<br />

in der Sparkasse Duder stadt statt, und ab Juni treffen<br />

wir uns dann immer am vierten Donnerstag im Monat<br />

beim StartRaum CoWorkingSpace in Göttingen“, erklärt<br />

die Initiatorin.<br />

Auf der Tagesordnung stehen dann Impulsvorträge,<br />

die sich mit Working Out Loud im Allgemeinen auseinandersetzen<br />

und Einblicke in die Arbeitsbereiche verschiedener<br />

Betriebe geben, die sich bereits mit WOL beschäftigen<br />

oder überlegen, die Methode im Betrieb einzuführen.<br />

Dann werden in kleinen Gruppen die Themen<br />

der einzelnen Mitglieder besprochen und diskutiert. Immer<br />

im Fokus: vernetzen, gemeinsam lernen und digitale<br />

Kompetenzen stärken – für Cunha Teichert ohnehin ein<br />

fortwährender Prozess.<br />

Zur Person<br />

Daniella Cunha Teichert lebt seit 2000 in Deutschland.<br />

In ihrer Heimat Brasilien hat sie zunächst Elektrotechnik<br />

studiert, bevor sie nach Magdeburg zog, um hier ein Aufbaustudium<br />

zum Thema Integrierte Management Systeme<br />

zu absolvieren. Nach dem Abschluss arbeitete sie<br />

zuerst bei Conti, um dann 2003 erst zu Blaupunkt und anschließend<br />

zu Bosch in Hildesheim zu wechseln. Heute<br />

arbeitet sie als Projektleiterin bei der Robert Bosch Car<br />

Multimedia GmbH. Seit 2012 lebt Cunha Teichert mit<br />

ihrem Mann, ihrer elfjährigen Tochter und ihrem sechs<br />

Jahre alten Sohn in Duderstadt.<br />

Neben ihrem starken Engagement für die Arbeitsmethode<br />

WOL bei Bosch selbst hat sie einen WOL­Circle gegründet,<br />

der die Arbeitsmethode und das Mindset auch in<br />

Südniedersachsen bekannt macht.<br />

72 2 |<strong>2019</strong>


Bild: © grandfailure – stock.adobe.com<br />

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präsentieren Starterinnen und Starter aus Südniedersachsen ihre<br />

Projekt ideen und werben um Ihre Unterstützung.<br />

Projekte und weitere Infos unter ideenbeweger.org<br />

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nutzen, aber eben auch auf bis zu 62 cm Sitzhöhe<br />

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verwandelt sich der Bürostuhl in der aufrechten<br />

Haltung zur beweglichen Stehstütze.<br />

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wissen<br />

Die Lizenz zum<br />

Nachmachen<br />

Franchise ist angesagt, auch bei Gebern und Nehmern in Südniedersachsen.<br />

Für das Mutterhaus bedeutet dieses Konzept ein schnelles Wachstum mit hoch motivierten<br />

Selbstständigen – diese profitieren von einer großen Sicherheit und erprobten Rezepten.<br />

<strong>faktor</strong> fragt regionale Akteure auf beiden Seiten nach ihren Erfahrungen.<br />

TEXT SVEN GRÜNEWALD FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA ILLUSTRATIONEN STOCK.ADOBE.COM<br />

74 2 |<strong>2019</strong>


wissen<br />

In Deutschland sind derzeit rund 1.000 Unternehmen<br />

in Form eines Franchise systems organisiert<br />

– die Zahl ist konstant, allerdings nehmen nach<br />

Auskunft des Deutschen Franchiseverbands die<br />

Zahl der Franchisenehmer und auch deren Umsätze<br />

zu. Entsprechend gibt es auch Konzepte,<br />

die aus unserer Heimat stammen und ihren Weg über die<br />

Stadtgrenze hinaus gemacht haben. Das Aushängeschild<br />

der lokalen Franchisegeber war lange Zeit Contigo, bis<br />

sich das Fair-Trade-Unternehmen jedoch aus verschiedenen<br />

Gründen vom Franchise abgewandt hat und heute<br />

auf Filialen setzt – aber dazu später mehr.<br />

Filialen oder Franchises – was steckt hinter den verschiedenen<br />

Unternehmenskonzepten? Von außen ist der<br />

Unterschied kaum zu erkennen, denn beide arbeiten mit<br />

einer einheitlichen Coporate Identity. Der Unterschied<br />

wird erst hinter den Kulissen sichtbar: Filialen gehören<br />

zum Mutterunternehmen, die Mitarbeiter und Geschäftsführer<br />

sind dort als Angestellte tätig. Das Franchise<br />

hingegen stellt eine Form der Selbstständigkeit dar,<br />

der Franchisenehmer ist auf eigenes Risiko tätig, operiert<br />

aber unter teils engen, teils lockeren Vorgaben des<br />

Mutterunternehmens, das wiederum eine Umsatzbeteiligung<br />

erhält.<br />

„In seiner Ausgestaltung hat jedes Franchisesystem eine<br />

eigene Philosophie, und entsprechend groß ist die Vielfalt“,<br />

erklärt Torben Leif Brodersen, Hauptgeschäftsführer<br />

des Deutschen Franchiseverbands. Doch zwei<br />

Dinge haben alle gemein: „Einen einheitlichen Markenauftritt<br />

und die Arbeitsteilung – der Geber unterstützt<br />

bei der Weiterentwicklung des Unternehmens, schult, ist<br />

Ansprechpartner bei Fragen und Problemen, während<br />

der Nehmer dafür zuständig ist, den Markt vor Ort auszurollen.“<br />

Entsprechend langfristig können die vertraglichen<br />

Beziehungen zwischen beiden Seiten sein. Die Verträge<br />

laufen häufig über fünf, zehn oder in der Gastronomie<br />

auch über 20 Jahre. „In diesem Zeitraum vereinbaren<br />

die Parteien eine Arbeitsteilung“, so Brodersen.<br />

„Für die Unterstützung des Franchisegebers zahlt der<br />

Nehmer eine anteilige Gebühr. Die bewegt sich je nach<br />

Branche zwischen ein bis zehn Prozent vom Nettoumsatz.“<br />

Aus Unternehmenssicht spreche für ein Franchise,<br />

dass durch den hoch motivierten Selbstständigen, der<br />

sich vor Ort auskennt, eine schnelle Ausbreitung und<br />

Bekanntheit der Marke und eine gute lokale Platzierung<br />

möglich werden. Anders ist es insbesondere im Einzelhandel.<br />

Aufgrund der Verschiebung von Marktanteilen<br />

zwischen dem stationären Handel hin zum Onlinehandel<br />

stellt sich für viele Franchisenehmer die Frage der<br />

Rentabilität, da die Kunden wegbleiben. „Diese Frage<br />

muss vom Franchisegeber dahingehend geklärt werden,<br />

den Nehmer an den Onlineumsätzen partizipieren zu<br />

lassen. Sonst gefährdet das letztlich dessen Existenz“, erklärt<br />

der Experte.<br />

Ganz besonders stark sind Franchises im Dienstleistungsbereich,<br />

wie etwa Fitnessstudios, Nachhilfeinstitute,<br />

Reisebüros oder in der Physiotherapie. Stark vertreten<br />

sind natürlich auch Gastronomieunternehmen. Aber auch<br />

im Handwerksbereich tummeln sich schon einige Franchisekonzepte.<br />

„Bekannte Marken sind beispielsweise Portas<br />

oder Treppenmeister“, sagt Brodersen, der gerade viel<br />

künftiges Potenzial sieht, „wenn man kleine Unternehmen<br />

zusammenschließt, eine professionelle Struktur einzieht<br />

und Dienstleistungsstandards gegenüber dem Kunden vereinheitlicht.<br />

Man kann über solche Kooperationen den<br />

Anforderungen der heutigen Märkte besser begegnen.“<br />

Natürlich ist das Prinzip von Copy und Paste auch im<br />

Südniedersächsischen in Vielfalt vorhanden: vom jungen<br />

Start-up direkt von der Hochschule bis hin zu alten<br />

Hasen im Geschäft. Von Franchisegebern – getrieben<br />

vom schnelleren Expansionsgedanken und Markenstärkung<br />

– und Franchisenehmern, die die andere Seite der<br />

Medaille vertreten – mit anderen Ansichten. Was sie alle<br />

eint? Ein starker Unternehmergeist.<br />

2 |<strong>2019</strong> 75


wissen<br />

Vollblutunternehmer Thomas Kemner hat kein Problem damit, sich für seinen Traum vom Timberjacks von seiner Work-Life- Balance zu verabschieden.<br />

76 2|<strong>2019</strong>


wissen<br />

Das Franchise im Anfangsstadium –<br />

Timberjacks<br />

Das jüngste Mitglied der Franchisefamilie ist das Steakund<br />

Grill-Restaurant Timberjacks von Thomas Kemner.<br />

Das riesige Blockhaus an der Kasseler Landstraße kurz<br />

vor der Autobahn wurde vor gut drei Jahren eröffnet.<br />

Als Alternative zu seiner Tätigkeit im Modevertrieb<br />

suchte Kemner nach einem Plan B. Den fand er zunächst<br />

als Franchisenehmer im Gastobetrieb Vapiano. „Irgendwann<br />

habe ich aber den Drang verspürt, etwas Eigenes<br />

zu machen“, erzählt Kemner. Das heutige Timberjacks-Konzept<br />

geht komplett auf seine eigenen Ideen zurück:<br />

Ein Blockhaus sollte es werden. Rustikal sollte es<br />

aussehen. Es sollte sich thematisch alles um Barbecue<br />

und eine Bullriding- Maschine drehen. „Für das eigene<br />

Wachstum gab es dann nur zwei Optionen“, so Kemner.<br />

„Entweder das Konzept funktioniert mittel mäßig, dann<br />

bleibt es bei einem Betrieb. Oder es funktio niert ziemlich<br />

gut. Dann muss man sich entscheiden, ob und wie man<br />

weitermacht.“<br />

ES LÄUFT GUT, UND KEMNER IST MOTIVIERT – gerade<br />

hat ein zweites Restaurant in Kassel eröffnet. Allerdings<br />

zunächst als eine klassische Filiale. „Bei mir ist ein starker<br />

Partner eingestiegen, der ein Drittel der Gesellschaft<br />

übernommen hat. Gemeinsam wollen wir das Konzept<br />

über eigene Betriebe in die Breite tragen.“ Gleichzeitig<br />

soll das Wachstum auch über Franchisebetriebe vorangetrieben<br />

werden – aber passiv. „Wenn ich jemanden proaktiv<br />

überzeugen muss, habe ich den Falschen“, erklärt<br />

der Gastronom. Kommunikation sei da ein wichtiges<br />

Stichwort: „Eine Franchise beziehung ist eine Partnerschaft<br />

für 20 Jahre. Da muss die Chemie stimmen, aber<br />

vor allem auch die sachliche Konfliktlösungsfähigkeit.<br />

Zu viele Leute sind nicht ergebnisorientiert.“ Mit drei<br />

Franchiseinteressenten ist Kemner schon seit rund einem<br />

Jahr im Gespräch, um neue Standorte zu eröffnen. Allerdings<br />

gestalten sich die Standortsuche und auch die<br />

Höhe der Investitionen noch schwierig. Die Vorgaben<br />

für die Franchisenehmer werden eng sein: Natürlich ist<br />

da der Name, die über zwei Jahre durchoptimierte Karte,<br />

die Architektur, die Innenausstattung. „Aber mit Holz<br />

kann man anders arbeiten, das gibt einem Spielräume.<br />

Außerdem möchte ich, dass nicht jedes Timberjacks<br />

gleich aussieht“, sagt Kemner. Auch wenn ein Franchisenehmer<br />

ein Special anbieten möchte, und sei es mit<br />

Straußenfleisch oder mit lokalen Spezialitäten, solle er<br />

die Freiräume dazu haben.<br />

Den Seitenwechsel vom Franchisenehmer zum baldigen<br />

Franchise geber bereut er nicht, auch wenn der<br />

Unterschied brutal sei. „Man hat niemanden, den man<br />

fragen kann. Da muss man sich schon von seiner Work-<br />

Life- Balance verabschieden.“<br />

2 |<strong>2019</strong> 77


wissen<br />

Das Start-up-Franchise – YourCar<br />

Anfang 2015 gründeten Andreas Behrens und Boris Hillmann<br />

in Göttingen einen neuen Carsharing-Anbieter, der<br />

ökologisch orientiert und vor allem hoch flexibel sein<br />

sollte: YourCar. Die Autos können in weiten Teilen der<br />

Stadt überall abgestellt werden. Aufgrund der einfachen<br />

Bedienung über eine maßgeschneiderte Software lässt<br />

sich das YourCar-Prinzip beliebig auf andere Städte<br />

übertragen. Daher gab es auch schnell die Überlegung,<br />

YourCar als Franchisesystem weiterzuentwickeln – aber<br />

nur passiv, man will schließlich nur motivierte Nehmer,<br />

wie Boris Hillmann betont.<br />

Inzwischen hat sich YourCar in Göttingen etabliert.<br />

Die Gründer sind zufrieden mit dem, was sie sich aufgebaut<br />

haben, und darüber, dass es läuft. „Wir konzentrieren<br />

uns vor allem darauf, die Prozesse weiter zu optimieren“,<br />

sagt Hillmann. „Wenn ein Geldgeber mit uns eine<br />

Erweiterung machen möchte, würden wir nicht Nein sagen,<br />

aber wir suchen nicht auf Biegen und Brechen Geld<br />

dafür. Das wollen wir nicht, das brauchen wir nicht.“<br />

UND DENNOCH GIBT ES BEREITS seit 2017 ein Your-<br />

Car-Franchise in Rostock – betrieben von einem ehemaligen<br />

Praktikanten des Göttinger Unternehmens. „Wir<br />

geben den Zugang zur Corporate Identity, die Software,<br />

unser Know-how – damit kann man eigentlich sofort<br />

starten“, erklärt Hillmann. Zusammen mit einem Freund<br />

begann der Ex-Praktikant, inzwischen Student in Rostock,<br />

neben dem Studium mit lediglich zwei Wagen das Geschäft<br />

aufzubauen. Heute sind es 20.<br />

„Wir sind bei der Ausgestaltung des Unternehmens völlig<br />

locker“, sagt Hillmann. „Das einzige, worauf wir<br />

Wert legen, ist die CI und die Klimaneutralität. Wie man<br />

die abbildet, ist dem anderen Part überlassen.“ Das Verhältnis<br />

zwischen ,Mutter und Tochter‘ ist gut – wenn es<br />

mal Fragen gibt, wird kurzerhand angerufen.<br />

„Aber wir lernen auch von den Rostockern“, betont<br />

Hillmann, zum Beispiel bei der Prozessoptimierung. „Sie<br />

haben das Anmeldeverfahren komplett digitalisiert. Und<br />

wir haben das dann übernommen.“ Dieser Spielraum für<br />

Franchise nehmer ist ihm sehr wichtig. „Nur, wenn man<br />

Freiheiten hat, kann man etwas Neues, Innovatives ausprobieren.<br />

Das ist zu unser beider Vorteil.“ Im Gegenzug<br />

erwarte Hillmann – trotz sicherer, klarer Vorgaben – auf<br />

jeden Fall auch eigene Agilität, eine Start-up- Mentalität:<br />

„Man muss ein Macher sein und dafür brennen. Sich zurückzulehnen<br />

und erwarten, dass das Franchisekonzept<br />

von alleine läuft, so funktioniert das nicht.“<br />

78 2 |<strong>2019</strong>


wissen<br />

Auf dem besten Weg Franchisegeber Boris Hillmann ist ein echter Macher und gibt alles, um neue Kunden für YourCar zu gewinnen.<br />

2 |<strong>2019</strong> 79


wissen<br />

Reich an Erfahrung Für Ingo Herbst hat sich Franchise nicht bewährt – heute setzt Contigo auf Filialen.<br />

Das Franchise wird durch Filialen ersetzt –<br />

Contigo<br />

Als der Fair-Trade-Händler Contigo vor 25 Jahren gegründet<br />

wurde, sollte das Göttinger Muttergeschäft ein<br />

Pilotprojekt werden, um es als Franchise kopieren zu<br />

können. „Unser Konzept hat mit sozial- und entwicklungspolitischem<br />

Engagement zu tun. Hinter diesem Gedanken<br />

müssen die Mitarbeiter und Franchisenehmer<br />

stehen“, erklärt Unternehmensgründer Ingo Herbst. Das<br />

habe anfangs auch gut funktioniert – bis die Finanzkrise<br />

kam. Danach sei der Einzelhandel für Banken nicht<br />

mehr so interessant gewesen. Entsprechend schwieriger<br />

wurde es für potenzielle Franchisenehmer, Kredite für<br />

eine Gründung zu erhalten. Gleichzeitig gab es aber<br />

auch ausgerechnet an Orten, die für Contigo sehr interessant<br />

waren, keine Interessenten. Und die, die Interesse<br />

hatten, scheiterten manches Mal an anderer Stelle. „Auf<br />

den Franchisegeber und seine Erfahrungen hören, ist ein<br />

wichtiger Punkt für den Erfolg“, so Herbst. „Manche<br />

Nehmer haben zum Beispiel gegen unseren Rat zu kurzfristige<br />

Mietverträge abgeschlossen. Nach fünf Jahren<br />

funktionierte das Konzept dann nicht mehr, weil der<br />

Vermieter plötzlich ein paar Tausend Euro mehr haben<br />

wollte.“ Am Ende fiel dann der Entschluss, eigene Filialen<br />

zu er öffnen – das führte zu einer Umkehr in der<br />

Wachstumsstrategie: Seit zehn Jahren bietet Contigo das<br />

Unternehmenskonzept nicht mehr als Franchise an.<br />

Heute ist Contigo an 23 Standorten präsent, von denen<br />

nur noch Dresden und Oldenburg als alte Franchise-<br />

Betriebe weitergeführt werden, die auch bereits zum<br />

zweiten Mal ihren Franchisevertrag verlängert haben –<br />

der jeweils über zehn Jahre läuft. „Damals war Franchise<br />

alternativlos“, betont Herbst, weil dem frisch gegründeten<br />

Unternehmen das Kapital für die Filialen fehlte. Das<br />

ist inzwischen anders.<br />

„UNSERE ERFAHRUNG MIT DEM RÜCKZUG aus dem<br />

Franchisesystem ist gut“, sagt Herbst. Die Befürchtung,<br />

dass Angestellte weniger engagiert seien als selbstständige<br />

Unternehmer, habe sich als unbegründet herausgestellt.<br />

Zudem lasse sich ein Filialsystem besser steuern,<br />

so Herbst, „da Selbstständige sehr auf ihre Individualität<br />

Wert legen.“ Es habe sehr viel Energie und Überzeugungskraft<br />

gekostet, eine gemeinsame Linie zu halten.<br />

„Unterm Strich bleibt für mich die Erkenntnis, dass sich<br />

Unternehmenskonzepte mit einem sehr hohen Anspruch<br />

und mit hohen Wissensanforderungen an die Mitarbeiter<br />

nicht als Franchisesystem eignen.“ Der Aufwand für<br />

den Franchise geber sei zu hoch, meint Herbst.<br />

80 2 |<strong>2019</strong>


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Die andere Seite: Franchisenehmer –<br />

McDonald’s<br />

Natürlich gibt es auch noch die andere Seite des Franchisekonzepts:<br />

den Franchisenehmer, den Unternehmer auf<br />

eigene Rechnung im Korsett des Gebers. Eine der regional<br />

erfolgreichsten Franchisenehmerinnen ist Petra Hebig,<br />

die von Nörten-Hardenberg über Göttingen bis Mühlhausen<br />

inzwischen fünf McDonald’s- Filialen betreibt.<br />

1984 begann sie in der Göttinger Innenstadt mit dem ersten<br />

Restaurant, 2018 kam die fünfte Filiale dazu. Hebig<br />

hat sich bewusst für dieses Konzept entschieden. „Mc-<br />

Donald’s ist ein gastronomischer Markt führer und hat<br />

ein sehr starkes System, das dem Franchisenehmer Wurzeln<br />

und Flügel geben kann.“<br />

Sie erlebt ihren Franchisegeber als stark unterstützend,<br />

etwa indem auf Krisen schnell reagiert wird. Gleichzeitig<br />

ist man natürlich beim Produktangebot festgelegt, eigene<br />

Kreationen sind nicht möglich, und ebenso dürfte die<br />

Unternehmerin nicht in eine andere Gastronomie investieren.<br />

„Die Frage ist immer: Will man diese Vorgaben<br />

akzeptieren? Aber für mich selbst als Nehmer sehe ich<br />

die klar überwiegenden Vorteile.“ Dazu zählen andere<br />

Expansionsmöglichkeiten, die von der Zentrale begleitet<br />

und unterstützt werden, ein strukturierter Einkauf, feste<br />

Lieferanten, Softwaresysteme für alle Bereiche und im<br />

Fall von Problemen ein kurzer Weg zu Ansprechpartnern<br />

im Mutterunternehmen.<br />

UND ES GIBT JEDE MENGE FREIHEITEN. Zum Beispiel<br />

schreibt McDonald’s nicht vor, wie die Einrichtungskonzepte<br />

auszusehen haben. „Das können wir aus einem,<br />

allerdings vorgegebenen, Katalog selbst aus suchen“, erzählt<br />

Hebig. Und so unterscheiden sich ihre Filialen: In<br />

Nörten- Hardenberg durfte sie, erstmalig in Europa, sogar<br />

ein Konzept ausprobieren, das bis dato nur in Japan<br />

existierte. Auch bei den Öffnungszeiten und den Preisen<br />

sind die Partner frei, diese selbst zu gestalten. McDonald’s<br />

sucht sich seine Franchisenehmer sehr gut aus –<br />

der Selektionsprozess, bestehend aus Ausbildung im Unternehmen<br />

und anschließender Prüfung, kann bis zu einem<br />

halben Jahr dauern. Und danach stehe der schwierigste<br />

Part im Franchise-Business erst noch aus, so Hebig:<br />

„Ein Interessent muss sich immer klarmachen, dass<br />

auch Franchising eine vollgültige Selbstständigkeit ist:<br />

Ungeachtet der Bereitschaft, die Vorgaben von oben zu<br />

akzeptieren, träg man immer die Verantwortung für das<br />

eigene Personal und gegenüber den Banken.“<br />

82 2 |<strong>2019</strong>


wissen<br />

Klare Sache Petra Hebig hat ihr Glück in der Fast-Food-Welt bei McDonald’s und der absoluten Selbstständigkeit gefunden.<br />

2 |<strong>2019</strong> 83


wissen<br />

Begeistert am Werk Für ,vom-Fass‘-Inhaber Thomas Rausch steht hinter dem Erfolg in erster Linie die Qualität der Franchise-Produkte.<br />

84 2|<strong>2019</strong>


wissen<br />

Der Quereinsteiger – vom Fass<br />

Entspannter ging es bei Thomas Rausch zu, der seit rund<br />

einem Jahr Inhaber der Göttinger Niederlassung von<br />

,vom Fass‘ ist, die in der Innenstadt unter anderem hochwertige<br />

Weine, Whiskeys und Öle verkauft. Der Mittfünfziger<br />

war lange Zeit in der IT-Branche tätig, zuletzt<br />

für SAP. Als das Unternehmen vor zwei Jahren seinen<br />

Göttinger Standort schloss, stellte sich für Rausch die<br />

Frage nach der weiteren Karriere.<br />

DER ZUFALL BRACHTE IHN ZU VOM FASS, weil seine<br />

Vorgängerin einen Nachfolger suchte. Er bewarb sich<br />

beim Mutterunternehmen, wurde eingeladen und absolvierte<br />

eine einwöchige Schulung mit anschließender Prüfung<br />

– und erhielt den Zuschlag. „Hätte ich ein paar<br />

Sachen vor der Selbstständigkeit gewusst, hätte ich mir<br />

diesen Schritt vielleicht noch einmal überlegt“, sagt<br />

Rausch, was aber nichts mit dem Franchisekonzept an<br />

sich oder dem Mutterunternehmen zu habe. „Wenn man<br />

zum Beispiel jahrzehntelang als Angestellter ge arbeitet<br />

hat, ahnt man nicht, wie bequem dieses Leben ist.“ Die<br />

Anfangsinvestitionen sind sehr hoch, man muss gut kalkulieren,<br />

die Kontakte zu Ämtern und Organisationen<br />

seien mitunter „tricky“, wie er sagt. „Das erste Jahr war<br />

schon ein Brett.“ Im Wochendurchschnitt habe er 60 bis<br />

70 Stunden gearbeitet. „Das ist viel für einen älteren Herren“,<br />

ergänzt er augenzwinkernd. Doch inzwischen ist etwas<br />

Routine eingekehrt. Von Vorteil war natürlich auch,<br />

dass es durch seine Vorgängerin bereits einen Kundenstamm<br />

gab.<br />

Auch Rausch ist mit den Vorgaben des Mutterunternehmens<br />

konfrontiert. „Ich habe keine Wahl, aber eigentlich<br />

sehe ich das alles als Sachen, um die ich mich<br />

nicht kümmern muss“, so der Franchisenehmer. Auf der<br />

anderen Seite profitiert er wie andere auch von der<br />

Unter stützung des Gebers und dem Erfahrungsaustausch<br />

mit Kollegen. Gerade das erleichtert Neueinsteigern, das<br />

Kundenverhalten einzuschätzen. Gestaltungsmöglichkeiten<br />

gibt es vor allem im Marketing – wie etwa Verkostungen<br />

durchzuführen. Denn die große Herausforderung<br />

bleibt auch beim Franchise, bekannter zu werden<br />

und neue Kunden zu gewinnen. „Unsere Gin-Verkostung<br />

beispielsweise war sehr angenehm, abwechslungsreich<br />

und kam gut an.“ Weitere Abende werden folgen.<br />

Bereut hat Rausch seinen Schritt nicht. „Franchise ist<br />

entspannter, man muss sich nicht ganz so viele Sorgen<br />

machen, und es fällt ein Brocken Arbeit weg, besser, als<br />

wenn man komplett selbst neu anfangen würde.“ Letzten<br />

Endes müsse man nur begeistert sein – von dem<br />

Gedanken der Selbstständigkeit und der Qualität der<br />

Produkte, die man verkauft.<br />

2 |<strong>2019</strong> 85


wissen<br />

Franchising in Zahlen<br />

Einstiegsgebühren:<br />

Vor Beginn der Geschäftstätigkeit als Franchisenehmer ist<br />

an den Geber eine einmalige Lizenzgebühr zu zahlen.<br />

bis 5.000 Euro: 38 %<br />

5.000 bis 10.000: 19 %<br />

10.000 bis 50.000: 38 %<br />

über 50.000: 5 %<br />

Start-Investitionssummen:<br />

Reguläre Investitionen in sein Geschäft kommen auf den<br />

Franchisenehmer noch in Gestalt von Anfangsinvestitionen<br />

zu, etwa für die Ladeneinrichtung, Waren etc.<br />

bis 50.000 Euro: 45 %<br />

50.000 bis 100.000: 21 %<br />

100.000 bis 200.000: 14 %<br />

200.000 bis 1 Million: 15 %<br />

über 1 Mio: 5 %<br />

Erforderliche Eigenkapitalquote:<br />

Je nach System und Kredithöhe und muss der Franchisenehmer<br />

für die Investitionen eine minimale Menge an<br />

Eigenkapital mitbringen (in Prozent der Kredithöhe).<br />

nichts: 9 %<br />

1 bis 10 %: 12 %<br />

11 bis 25%: 50 %<br />

26 bis 50 %: 18 %<br />

über 50 %: 11 %<br />

Erfolgsrezept für die Franchisegründung<br />

1. Auf Seriosität des Franchisegebers achten. Mitglieder im<br />

Deutschen Franchiseverband werden regelmäßig überprüft,<br />

was eine gewisse Sicherheit geben kann.<br />

2. Seriöse Franchisegeber verhindern einen örtlichen Wettbewerb<br />

und geben in der Regel exklusive Vertriebsrechte in einem<br />

definierten Gebiet.<br />

3. Franchisesysteme vergleichen, um überhöhte Gebühren zu<br />

umgehen. Vorsicht vor Versprechungen wie einer überdurchschnittlich<br />

hohen Rendite oder einem garantierten Umsatz.<br />

Darauf achten, wie und wie schnell der Franchisegeber auf<br />

Anfragen reagiert und wie die Informationen aufbereitet sind.<br />

4. Eigene Eindrücke verschaffen: einen Franchisebetrieb besuchen,<br />

Eindrücke sammeln, mit dem Inhaber über seine Erfahrungen<br />

austauschen.<br />

5. Ein Franchisebetrieb ist immer noch ein eigenes Unternehmen.<br />

Die starke Marke ersetzt nicht die eigene unternehmerische<br />

Anstrengung.<br />

6. Eigenkapital hilft bei den Verhandlungen mit der Bank über<br />

Kredite.<br />

7. Erst, wenn die Finanzierung sicher ist, den Franchisevertrag<br />

unterschreiben, weil dieser bindend ist.<br />

Die Optionen – Franchise in Kürze<br />

Quelle: Deutscher Franchiseverband<br />

Franchisegebühren fixer Betrag:<br />

Monatlich fallen für den Franchisenehmer noch zusätzliche<br />

Gebühren an, die an den Geber abzuführen sind. Manche<br />

Franchisegeber verlangen einen festen Betrag.<br />

bis 500 Euro monatlich: 64 %<br />

über 500 Euro: 36 %<br />

Franchisegebühr umsatzabhängig:<br />

Bei anderen Franchisegebern richtet sich die Gebühr<br />

nach der Höhe der Umsätze. Manche Geber lassen dem<br />

Nehmer auch die Wahl, ob er einen fixen oder einen<br />

umsatzabhängigen Betrag bezahlt.<br />

bis 5 %: 43 %<br />

5 bis 10 %: 46%<br />

über 10 %: 11 %<br />

Quelle: Franchisestatistik 2018<br />

Franchising als Wachstumskonzept für Unternehmen:<br />

Franchising bietet für die Weiterentwicklung eines Unternehmens<br />

verschiedene Vorteile. Da das Kapital für die<br />

Investitionen in einen Standort vom Franchisenehmer geleistet<br />

wird, lässt sich gerade für junge Unternehmen<br />

theoretisch ein schnelleres Wachstum in die Fläche<br />

ermöglichen – wenn man gute Franchisenehmer findet.<br />

Dadurch, dass der Nehmer das wirtschaftliche Risiko<br />

trägt, hat er auch eine sehr hohe Motivation, am<br />

Geschäftserfolg zu arbeiten. Der Nutzen für das Mutterunternehmen<br />

jenseits der Umsatzbeteiligung liegt an<br />

einem starken Markenauftritt durch die weite Verbreitung.<br />

Franchising als Option für die eigene Selbstständigkeit:<br />

Der Franchisenehmer profitiert von einer starken Marke,<br />

zumindest aber von einem etablierten Konzept, das sich<br />

in der Praxis bewährt hat. Auch sind viele Entscheidungen<br />

nicht mehr zu treffen – es gibt einen Support vom Mutterunternehmen,<br />

und Lieferwege sowie Corporate Identity sind<br />

vorgegeben. Das nimmt einem viel Arbeit ab. Gleichzeitig<br />

schränkt dies den Nehmer aber auch stark darin ein, sein<br />

Geschäft nach eigenen Vorstellungen weiterzuentwickeln.<br />

86 2 |<strong>2019</strong>


Blackbit<br />

DR. MATTHIAS REICHART<br />

NOTAR UND FACHANWALT FÜR BAU- UND<br />

ARCHITEKTENRECHT UND MIET- UND WEG-RECHT<br />

KARL-HEINZ MÜGGE<br />

FACHANWALT FÜR<br />

STRAFRECHT UND STEUERRECHT<br />

DINAH STOLLWERCK-BAUER<br />

FACHANWÄLTIN FÜR VERWALTUNGSRECHT<br />

UND VERKEHRSRECHT<br />

MARCO ENGELHARDT<br />

FACHANWALT FÜR VERKEHRSRECHT<br />

UND MIET- UND WEG-RECHT<br />

ROBERT CARL<br />

FACHANWALT FÜR<br />

BAU- UND ARCHITEKTENRECHT<br />

GERO GEIßLREITER<br />

RECHTSANWALT<br />

VERWALTUNGSRECHT<br />

YVONNE WAUKER<br />

RECHTSANWÄLTIN<br />

MIETRECHT<br />

BERNHARD DAAMEN<br />

NOTAR a.D. UND FACHANWALT FÜR VERSICHERUNGS-<br />

RECHT UND ARBEITSRECHT<br />

WALTER STURM<br />

FACHANWALT FÜR<br />

VERKEHRSRECHT<br />

In Kooperation mit<br />

Kanzlei Dr. Reichart, Kriesten, Mügge<br />

Bertha-von-Suttner-Straße 9 • 37085 Göttingen<br />

Tel.: (0551) 707 28-0 • www.rkm-goettingen.de


PROFIL<br />

Gips – wertvoll und regional<br />

Ein bedeutendes Mineral, welches für den Menschen und die Gesellschaft in vielen individuellen<br />

Anwendungsbereichen unverzichtbar geworden ist.<br />

Die Zukunft in sicheren Händen<br />

Carsten Ketteler und Andreas Hübner (r.)<br />

Rohstoffe sind das Herz einer jeden<br />

Existenz. Fossile Rohstoffe sorgen für<br />

Mobilität, Wärme und Strom und sind<br />

Basis für vielfältige chemische Produkte. Die<br />

agrarischen Rohstoffe sichern unsere Ernährung.<br />

Holz gestaltet die Welt. Hoch begehrt<br />

sind auch die mineralischen Rohstoffe, also<br />

Salze, Erze und Gesteine, mit denen wir unser<br />

Leben eingerichtet haben und die es erträglich<br />

oder gar bequem machen: vom Hausbau über<br />

die vielfältigen Produkte der technischen Welt.<br />

Der überwiegende Teil des deutschen Bauwesens<br />

ist von mineralischen Rohstoffen abhängig.<br />

Zu den Bemühungen, diesen Bedarf zu<br />

decken, trägt auch der Südharz bei und liefert<br />

unter anderem den Rohstoff Gips, der ein nur<br />

schwer ersetzbarer Baustoff ist, muss er doch<br />

ressourcen effizient sein, brandsicher, wohnökologisch<br />

von hoher Qualität, flexibel in der Nutzung<br />

– und energieeffizient. Ohne moderne<br />

Trocken­ und Leichtbauweisen mit Gipsprodukten<br />

geht das nicht. Nur mithilfe von Gips lässt<br />

sich auch der dringend benötigte Wohnraum in<br />

Ballungszentren schaffen, durch Aufstockungen<br />

und Nachverdichtungen. „Aber nicht nur<br />

hier findet man Gips im Einsatz, auch in der<br />

Dünge­, Lebens­ und Futtermittelindustrie<br />

genauso wie in der Dentalindustrie oder als<br />

Formengips für die keramische Industrie oder<br />

zur Herstellung von Tondachziegeln. Ein universell<br />

einsetzbarer Rohstoff“, erklärt Carsten<br />

Ketteler, kaufmännischer Geschäftsführer der<br />

CASEA GmbH. An vier Standorten in Deutschland<br />

betreibt die CASEA GmbH die Produktion<br />

von hochwertigen Produkten aus Gips<br />

und Anhydrit. „An drei Standorten betreiben<br />

wir einen eigenen Abbau“, so der technische<br />

Geschäftsführer Andreas Hübner. Im Südharz<br />

gibt es neben dem Werk in Dorste bei Osterode<br />

auch ein Werk im thüringischen Ellrich.<br />

Jeder im Südharz weiß: Gips wird abgebaut.<br />

Das aber ist, im Sinne des Wortes, nur die<br />

halbe Wahrheit. Denn von den etwa 10 Millionen<br />

Tonnen Gips, die in Deutschland jährlich<br />

gebraucht werden, stammt gegenwärtig noch<br />

mehr als die Hälfte aus den Rauchgasentschwefelungsanlagen<br />

der Kohlekraftwerke – der sogenannte<br />

,REA‘­Gips. Nur 45 Prozent des Gipsbedarfs<br />

werden derzeit aus Naturgips gedeckt.<br />

Durch die Energiewende sollen die Kohlekraftwerke<br />

in den nächsten 20 Jahren komplett<br />

stillgelegt werden. Damit würde mehr als die<br />

Hälfte des heutigen Gipsaufkommens fehlen.<br />

„Der Naturgips als Rohstoff wird damit an Bedeutung<br />

gewinnen“, sagt Hübner.<br />

Auch Gips­Recycling ist dabei ein Teil der<br />

Lösung. „Als nachhaltig wirtschaftendes Unternehmen<br />

und als Teil der REMONDIS­Gruppe<br />

haben wir natürlich auch ein großes Interesse,<br />

Recycling­Gips zu etablieren“, erklärt Ketteler.<br />

„Wir unterstützen daher als Unternehmen aktiv<br />

das WIR! Projekt, welches den Wandel durch<br />

Innovationen in der Region Thüringen fördern<br />

soll.“ Zusammen mit der Fachhochschule Nord­<br />

FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA


ANZEIGE<br />

hausen und der Uni Weimar wird das Projekt<br />

,Gipsrecycling als Chance für den Südharz‘<br />

durchgeführt und durch das Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung gefördert. Allerdings<br />

ist auch dies noch ein weiter Weg, denn<br />

zum einen fehlt es an entsprechend aufbereitungsfähigem<br />

Abbruchmaterial, zum anderen<br />

eignen sich nur geringe Mengen davon zur<br />

Ver wertung, an deren Ende ein wieder zulassungs­<br />

und damit marktfähiges, ökologisch<br />

einwandfreies Produkt ohne Fremdstoffe steht.<br />

„Hier einen besseren Weg zu finden, ist das<br />

Ziel des Projektes“, sagt Hübner und ergänzt:<br />

„Gips aus dem Ausland zu importieren, ist im<br />

Hinblick auf den Klimawandel keine grundsätzliche<br />

Lösung, denn unnötige Transporte erzeugen<br />

Emissionen an klimaschädlichen Gasen.“<br />

Heimische Rohstoffe sind deshalb auch ein<br />

wichtiger Bestandteil der Wirtschaftskraft in<br />

Deutschland. „Auch der Abbau hat sich verändert“,<br />

erklärt Ketteler. Die Art der Abbauführung<br />

wird so ausgewählt, dass Emissionen verringert<br />

und gesetzliche Auflagen eingehalten<br />

werden. Außerdem wird der Abbau so geplant,<br />

dass die hinterlassene Landschaft eine naturgünstige<br />

Morphologie aufweist, also leicht<br />

wiederbepflanzt und von Tieren besiedelt werden<br />

kann. In diese – schon während des Abbaus<br />

sukzessiv begonnene – Renaturierung<br />

fließen sehr viel Fachwissen, Aufmerksamkeit<br />

und Aufwand, damit eine Rückgabe an die<br />

Natur in einer gegenüber dem Ursprungszustand<br />

möglichst aufgewerteten Form gesichert<br />

ist. Zahlreiche heutige Biotope in ehemaligen<br />

Gips­Steinbrüchen sind ein Zeugnis dafür,<br />

dass so etwas gut gelingen kann.<br />

„Wir wollen ein Freund und Förderer dieser Region<br />

sein, die ja auch unsere Heimat ist“, sagt<br />

Andreas Hübner. „Deshalb führen wir auch<br />

kontinuierlich Gespräche mit allen Gruppen<br />

der Gesellschaft, um den naturfreundlichen<br />

Abbau zu erklären und die Menschen an den<br />

Planungen zu beteiligen. Jeder ist eingeladen,<br />

sich anzusehen, was wir tun.“<br />

„Wir dürfen ruhig auch ein wenig stolz darauf<br />

sein, dass unsere Region nicht nur aus anderen<br />

Teilen Deutschlands und der Welt Rohstoffe bezieht,<br />

sondern selbst auch etwas dazu beiträgt“,<br />

findet Carsten Ketteler. „Und der Südharz tut<br />

das mit einem wohngesunden Produkt, das<br />

weder Luft noch Grundwasser belastet und<br />

dessen Abbaufelder an die Natur zurückgegeben<br />

werden können – als gesunder Lebensraum<br />

für Menschen, Fauna und Flora.“<br />

Mit Stolz am Werk: CASEA bietet beste<br />

Qualität und überwacht die Produktion aller<br />

hochwertigen Rohstoffe vom Steinbruch bis<br />

zum fertigen Produkt.<br />

KONTAKT<br />

CASEA GmbH<br />

Pontelstraße 3, 99755 Ellrich<br />

Tel. 036332 89­0<br />

info@casea-gips.de<br />

casea-gips.de


Jetzt sind wir<br />

wieder drei Notare.<br />

Eliane Krüger<br />

Rechtsanwältin und Notarin<br />

Betriebswirtin (IWW)<br />

Fachanwältin für Erbrecht<br />

Fachanwältin für Familienrecht<br />

Die Wirtschaftskanzlei.<br />

Blackbit<br />

Bahnhofsallee 6<br />

37081 Göttingen<br />

Tel. 0551 | 547 49 – 21<br />

www.lampe-legal.de


präsentiert:<br />

Erfolgreiche<br />

Entscheiderinnen<br />

der Region<br />

2 |<strong>2019</strong> 91


PROFIL<br />

TOPENTSCHEIDERIN<br />

„Vertrauen Sie uns!“<br />

Anna-Lena Keilholz ist in das größte Unternehmen ihres Vaters hineingewachsen. Seit 2017 leiten sie es gemeinsam.<br />

Vertrauen Sie uns“, lautet der Schlusssatz<br />

der HKS-Unternehmensphilosophie –<br />

und das Vertrauen spürt man tatsächlich<br />

in der international tätigen HKS-Gruppe.<br />

Anna-Lena Keilholz (Foto) kennt es seit ihrer<br />

Kindheit: Schon als Schülerin half sie im Betrieb<br />

aus. „Schnell war mir klar: Ich möchte<br />

später ins Unternehmen einsteigen“, erzählt<br />

die 29-Jährige. Von Jahr zu Jahr übertrug ihr<br />

Vater Heiko S. Keilholz ihr mehr Verantwortung,<br />

und sie verschaffte sich intensive Einblicke<br />

in die einzelnen Verwaltungs- und Dienstleistungsbereiche.<br />

IN DER SICHERHEITSBRANCHE SPIELT<br />

Vertrauen eine zentrale Rolle. Denn die inzwischen<br />

rund 350 beschäftigten Mitarbeiter<br />

des 1995 in Hardegsen gegründeten Unternehmens<br />

haben häufig intensive Einblicke<br />

in die Abläufe der Kunden unternehmen. Daher<br />

sieht die seit zwölf Jahren im Familienunternehmen<br />

tätige General-Management-<br />

Absolventin der PFH Göttingen mittlerweile<br />

die größte Herausforderung in der Einstellung<br />

zuverlässiger Mitarbeiter. Jede zur Einstellung<br />

vorgesehene Person muss vorab behördlich<br />

überprüft und schriftlich genehmigt werden.<br />

92 2 |<strong>2019</strong><br />

Für den Sicherheitsdienst HKS, der alle personellen<br />

und technischen Sicherheitsbereiche<br />

außer Geld- und Werttransport anbietet, gelten<br />

strenge gesetzliche Auflagen. Mit übertariflicher<br />

Bezahlung und umfassenden Fortbildungs-<br />

und Aufstiegsmöglichkeiten möchte<br />

HKS, das mittlerweile zu einem der führenden<br />

deutschen Unternehmen der Sicherheitsbranche<br />

angewachsen ist, neue Mitarbeiter gewinnen.<br />

„Wir sind stolz auf die Zertifizierung<br />

als Top-Arbeitgeber Südniedersachsen, kurz<br />

TOPAS, und auf die attraktiven Arbeitsplätze,<br />

die wir bieten“, sagt Anna-Lena Keilholz, die<br />

selbst seit Kurzem Mutter ist.<br />

DIE GERINGE FLUKTUATION steht für das<br />

Vertrauen der Mitarbeiter in ihre zukunftsfähigen<br />

Arbeitsplätze. Dabei können die<br />

Beschäftigten auch auf die nächste Generation<br />

setzen. Seit 2017 ist Anna-Lena Keilholz<br />

nämlich Geschäftsführerin und leitet HKS<br />

gemeinsam mit ihrem 58-jährigen Vater. „Wir<br />

haben die Unternehmensnachfolge früh<br />

eingeleitet und bieten unseren Mitarbeitern<br />

und Kunden damit langfristige Planungssicherheit“,<br />

sagt die Geschäftsfrau. Sie setzt<br />

Schwerpunkte auf den Ausbau moderner<br />

Strukturen und neue Angebote im Bereich<br />

Ausbildung, so zum Beispiel im Brandschutz<br />

– hier bietet HKS seinen Kunden inzwischen<br />

diverse Ausbildungskurse an. „Wir sind besonders<br />

stolz auf die intensive Zusammenarbeit<br />

mit Polizei und Feuerwehr, die es in<br />

jedem Fall zu pflegen gilt“, sagt Anna-Lena<br />

Keilholz und vertraut in die zukunftssichere<br />

Aufstellung des Familienunternehmens.<br />

KONTAKT<br />

HKS Sicherheitsservice GmbH<br />

Am Gladeberg 10<br />

37181 Hardegsen<br />

Tel. 05505 5095170<br />

www.HKS-Gruppe.de<br />

TEXT STEFAN LIEBIG


PROFIL<br />

TOPENTSCHEIDERIN<br />

Stadtentwicklerin mit Traumjob<br />

Claudia Leuner-Haverich schätzt die Themenvielfalt und die Herausforderung, zukunftsfähigen<br />

Wohnraum für Göttingen zu schaffen.<br />

Es ist ein Geschenk, so ein Quartier gestalten<br />

zu dürfen“, schwärmt Claudia<br />

Leuner-Haverich (Foto), wenn sie von<br />

den Planungen für die ,Grüne Mitte Ebertal‘<br />

spricht. Die Geschäftsführerin der Städtischen<br />

Wohnungsbau GmbH Göttingen (SWB) führte<br />

Ende April den symbolischen ersten Spatenstich<br />

aus. 120 Millionen Euro fließen in den<br />

kommenden zehn Jahren in die Neugestaltung<br />

des Viertels am südlichen Rand des Ostviertels.<br />

Als Stadtentwicklerin ist dies das bisher<br />

bedeutendste Projekt, das sie gemeinsam<br />

mit den 40 SWB-MitarbeiterInnen umsetzt.<br />

„Die Themenvielfalt ist die große Herausforderung:<br />

Wir kümmern uns um zukunftsorientierte<br />

Lösungen für moderne, barrierefreie Wohnungen,<br />

die zugehörigen Grünflächen und<br />

Begegnungsorte sowie ausreichende Parkmöglichkeiten“,<br />

sagt Leuner-Haverich und<br />

skizziert damit einen Ausschnitt aus den anstehenden<br />

Aufgaben.<br />

BESONDEREN WERT LEGT die seit Beginn<br />

der 1990er-Jahre für die Stadt Göttingen<br />

tätige Wohnungsbauexpertin auf klimagerechte<br />

Bauweise. Wohl wissend, dass sich<br />

Rahmen bedingungen und Anforderungen in<br />

den kommenden Jahren schnell ändern können.<br />

„Aber gerade diese Flexibilität und die Gestaltungsmöglichkeiten<br />

sind es, die den Reiz<br />

eines solchen Zukunftsprojekts aus machen“,<br />

erklärt sie. Als Beleg für die verantwortungsvolle<br />

Umsetzung des Großprojekts nennt sie<br />

die Tat sache, dass alle jetzigen Bewohner<br />

die Möglichkeit erhalten, im Ebertal wohnen<br />

zu bleiben. Die Umsetzung der Maßnahmen<br />

wurde in einem umfangreichen Bürgerbeteiligungsprozess<br />

strukturiert. Schließlich wohnen<br />

viele Menschen hier seit Jahrzehnten, und<br />

sie sollen sich in ihrem Quartier auch künftig<br />

wohlfühlen. Nach Fertigstellung gehören dann<br />

600 Wohnungen sowie mehrere Gewerbeflächen<br />

zum Quartier – 150 mehr als vor Beginn<br />

der Neubau- und Sanierungsmaßnahmen.<br />

50 BIS 100 JAHRE IM VORAUS ZU DENKEN,<br />

ist nicht einfach. Leuner-Haverich sieht dies<br />

aber als ihre Aufgabe an, denn die Häuser<br />

sollen viele Jahrzehnte genutzt werden. Es gilt<br />

hier, wie in den anderen rund 4700 Wohnungen<br />

der SWB, perspektivisch zu denken und<br />

Spielraum für Umgestaltungen einzuplanen.<br />

Gemeinsam mit externen PlanerInnen und<br />

Bauunternehmen setzt die kommunale Städtische<br />

Wohnungsbau erfolgreich Bauprojekte<br />

im Stadtgebiet um. Claudia Leuner-Haverich<br />

fasst ihre Philosophie zusammen: „Wir haben<br />

einen sozialen Anspruch, für bezahlbares<br />

und qualitativ hochwertiges Wohnen zu sorgen.<br />

Dies ist auch in Zukunft ein wesentliches<br />

Instrument für ein friedliches Miteinander unserer<br />

Gesellschaft.“<br />

KONTAKT<br />

TEXT STEFAN LIEBIG<br />

Städtische Wohnungsbau GmbH Göttingen<br />

Reinhäuser Landstr. 66<br />

37083 Göttingen<br />

Tel. 0551 49670<br />

www.swb-goettingen.de<br />

2 |<strong>2019</strong> 93<br />

FOTO ALCIRO THEODORO DA SILVA


PROFIL<br />

TOPENTSCHEIDERIN<br />

Mutige Entscheidungen<br />

Seit dem Tod ihres Mannes Lothar leitet Elke Deppe-Stark das Sanitätshaus Deppe in Northeim –<br />

trotz anfänglicher Bedenken.<br />

Das kann ich nicht! Das will ich nicht!<br />

Das mach' ich nicht!“ Dies war Elke<br />

Deppe-Starks erste Reaktion, als sie<br />

nach dem Tod ihres Mannes Lothar im Jahr<br />

2000 auf die Weiterführung des Sanitätshauses<br />

Deppe in Northeim angesprochen wurde.<br />

Zwar sagte ihr damals siebenjähriger Sohn<br />

Philipp: „Ich übernehme das, wenn ich groß<br />

bin!“, doch reichte diese Zusage verständlicherweise<br />

nicht ganz aus, um die heute 61-jährige<br />

gelernte Einzelhandelskauffrau umzustimmen.<br />

Doch schließlich stellte sie sich der Aufgabe,<br />

das Familienunternehmen weiter zuführen.<br />

MIT DER ERFAHRUNG EINER Filial- und Bezirksleiterin<br />

in zwei Unternehmen der Textilbranche<br />

stellte sich Elke Deppe-Stark, die sich<br />

zudem mit einem Gesundheits- und Sonnenstudio<br />

selbstständig gemacht hatte, dieser immensen<br />

Herausforderung. Glücklicherweise<br />

übernahm sie ein gesundes Unternehmen<br />

und brachte viele frische Ideen ein: „Sobald<br />

ich etwas kann und es läuft, suche ich die neue<br />

Herausforderung.“ Ein Motto, mit dem sie<br />

das Unternehmen auf inzwischen fünf Standorte<br />

ausbaute – drei in Northeim und je eines<br />

in Bad Gandersheim und Hann. Münden.<br />

43 Mitarbeiter, darunter fünf Meister, sorgen<br />

für zufriedene Kunden.<br />

ALS EINE IHRER WICHTIGSTEN Aufgaben<br />

sieht die von ihren früheren Bossen stets für<br />

eine ,geborene‘ Managerin gehaltene Unternehmerin<br />

die Förderung der Mitarbeiterzufriedenheit.<br />

„In Zeiten des Fachkräftemangels<br />

müssen wir attraktive Arbeitsplätze<br />

bieten“, sagt sie und unterstreicht damit ihre<br />

Ambition, qualifizierte Mitarbeiter in den<br />

ländlichen Raum zu locken.<br />

Damit dies in der Region auch bekannt wird,<br />

warf Elke Deppe-Stark vor wenigen Jahren einen<br />

ihrer Grundsätze über Bord und beteiligt<br />

sich seither an Networking-Veranstaltungen.<br />

Sie ist im Beirat der Regionalgruppe des<br />

BVMW, und in Vorständen der Gesundheitsregion<br />

Göttingen und des von der Koordinierungsstelle<br />

Frauen und Wirtschaft im<br />

Landkreis Northeim initiierten Netzwerks<br />

„Wirtschaft & Familie“, welches sich Themen<br />

wie Familienfreundlichkeit im Betrieb und<br />

dem Fachkräftemangel widmet. Gerade hier<br />

engagiert sie sich sehr. Chancengleichheit ist<br />

ein Wirtschaftsthema und ein handfester Wettbewerbs<strong>faktor</strong>.<br />

Ohne die Leistung von Frauen<br />

wäre der Wirtschaftsstandort Deutschland<br />

nicht Weltspitze. Mehrfach reiste sie mit der<br />

Initiative „Starke Frauen – starke Wirtschaft“<br />

ins Bundesministerium für Wirtschaft „Es gibt<br />

viele taffe Frauen in der Wirtschaft, aber auch<br />

viele, die sich trotz guter Ideen nicht trauen“,<br />

sagt die, die sich getraut hat.<br />

Mutig steuert sie selbst auf einen neuen<br />

Lebensabschnitt zu: Ihr Sohn, der inzwischen<br />

selbst Orthopädietechnikermeister ist, wird<br />

sein Versprechen wahr machen und nach und<br />

nach die Unternehmensleitung übernehmen.<br />

Ziele haben beide: Der Fachkräftemangel bleibt<br />

ein Problem, und in puncto Nachhaltigkeit setzen<br />

sie bereits auf Müllvermeidung und neue<br />

biologische Produkte zur Desinfektion. Elke<br />

Deppe-Stark stellt sich also nach wie vor neuen<br />

Herausforderungen.<br />

Deppe GmbH<br />

Sanitätshaus<br />

Rehatechnik<br />

Orthopädietechnik<br />

Orthopädieschuhtechnik<br />

KONTAKT<br />

Sanitätshaus Deppe GmbH<br />

Teichstraße 5–7<br />

37154 Northeim<br />

Tel. 05551 3114<br />

www.sanitaetshaus-deppe.de<br />

TEXT STEFAN LIEBIG<br />

FOTO LUKA GORJUP<br />

94 2 |<strong>2019</strong>


PROFIL<br />

Perfektion nach Maß<br />

Für Menschen, die Wert auf passende Kleidung legen<br />

Viel zu oft lassen sich die Menschen von<br />

der Modeindustrie diktieren, was sie<br />

in der kommenden Saison für Schnitte,<br />

Formen und Stoffe tragen. „Ich ermutige<br />

meine Kundschaft stattdessen, ihren individuellen<br />

Stil zu finden und sich nicht mit Kompromissen<br />

zufriedenzugeben. Denn es gibt<br />

für jeden die passende Kleidung“, sagt Nadja<br />

Gilhaus (Foto), seit 2009 Inhaberin des Kleiderkontors.<br />

Sowohl Frauen als auch Männer neigen oft<br />

dazu, sich mit den Größenangaben der Hersteller<br />

zu identifizieren, und fühlen sich zu<br />

groß, zu klein, zu dick oder zu dünn. Doch, so<br />

die Schneidermeisterin: „Maßtabellen bilden<br />

lediglich einen Querschnitt aus der Individualität<br />

der Menschen ab und können gar nicht<br />

mehr als eine Annäherung sein.“ In der Maßkonfektion<br />

hingegen gibt es keine zu kurzen<br />

oder zu langen Arme. Jedes Kleidungsstück<br />

ist so individuell wie die Kunden selbst.<br />

WER ALSO TÄGLICH HEMD, HOSE und<br />

Sakko trägt, für den ist die Maßkonfektion die<br />

perfekte Lösung. Einmal professionell Maß<br />

genommen, genügt ein Anruf, um ein neues<br />

Hemd nachzubestellen. So können Mann und<br />

auch Frau mit dem morgendlichen Griff in<br />

den Kleiderschrank ein gutes Gefühl für den<br />

Tag anziehen. TEXT ANJA DANISEWITSCH<br />

KONTAKT<br />

Meisteratelier KLEIDERKONTOR<br />

Reinhard-Rube-Str. 4<br />

37077 Göttingen<br />

Tel. 0551 70769313 | Mobil: 0151 22197561<br />

gilhaus@kleiderkontor.de<br />

www.kleiderkontor.de<br />

Mehr Leichtigkeit im<br />

Arbeitsalltag<br />

Führungskräfte-Coach Neda Mohagheghi weiß, wie sich<br />

Konflikte im Arbeitsalltag spielerisch lösen lassen.<br />

Dafür nutzt sie ein innovatives Planspiel.<br />

Mit dem Code<br />

<strong>faktor</strong><strong>2019</strong> erhalten<br />

Sie 20% Ermäßigung am<br />

Planspiel-Event „Führen<br />

im Alltag“ am 6.9. unter<br />

http://bit.ly/<br />

fuehrenimalltag<br />

Es gibt nur Fähigkeiten, keine Defizite“,<br />

ist Neda Mohagheghis Philosophie.<br />

Die 36-Jährige ist systemische Beraterin<br />

und Therapeutin und verhilft Mitarbeitern<br />

und Führungskräften zu mehr Leichtigkeit im<br />

Arbeitsalltag. Dafür nutzt sie ein innovatives<br />

Brettspiel. Die Teilnehmenden erlernen dabei<br />

neue Formen der Führung, können diese mit<br />

ihren Mitarbeitern spielerisch ausprobieren<br />

und sich mit Führungskräften anderer Unternehmen<br />

austauschen. „Im Fokus steht, mehr<br />

Menschlichkeit in den Arbeitsalltag zu integrieren<br />

und zu zeigen, wie Mitarbeiter und Unternehmen<br />

gleichermaßen davon profitieren“,<br />

sagt die Göttingerin, die zuvor ihren Ansatz<br />

in einer Firma für onlinebasierte Gesundheitsprogramme,<br />

an der Universität Göttingen und<br />

in ihrer eigenen Privatpraxis erprobt hat. Interessierten<br />

bietet Mohagheghi am 6. September<br />

in der Seminarheimat Alte Brauerei die Chance,<br />

das neue Trainingstool zu testen, neue Aspekte<br />

der Unternehmenskultur kennenzulernen und<br />

eigene Ressourcen neu zu entdecken.<br />

TEXT STEFAN LIEBIG<br />

KONTAKT<br />

Neda Mohagheghi<br />

Düstere-Eichen-Weg 22<br />

37073 Göttingen<br />

Tel. 0170 4579055<br />

hallo@neda-mohagheghi.de<br />

www.neda-mohagheghi.de<br />

FOTO LUKA GORJUP<br />

2 |<strong>2019</strong> 95


PROFIL<br />

TOPENTSCHEIDERIN<br />

Sie denken mit und noch viel weiter<br />

Die beclever Werbeagentur ist nach über 14 Jahren umgezogen und sitzt jetzt im Rasepark in Rosdorf.<br />

Hinter der Fassade des Industriebaus<br />

aus dem 19. Jahrhundert hat beclever<br />

einen neuen Standort gefunden.<br />

Öffnet man die Tür zur Agentur, steht der Besucher<br />

in einem Industrieloft, der an typisch<br />

amerikanische Filme wie ,Was Frauen wollen‘<br />

aus dem Jahr 2000 erinnert. „Ein Agenturloft<br />

ist natürlich ein Traum für eine Werbeagentur.<br />

Und den haben wir im Raseweg gefunden“,<br />

sagt Kirsten Winkelbach (Foto) mit einem Lächeln.<br />

Sie ist Inhaberin und Geschäfts führerin<br />

von beclever.<br />

„Es war Zeit für etwas Neues und Größeres.<br />

Unseren alten Mietvertrag habe ich bereits<br />

letztes Jahr gekündigt und mich nach neuen<br />

Räumlichkeiten umgesehen.“<br />

BEGONNEN HATTE BECLEVER vor 14 Jahren<br />

mit der Spezialisierung auf Finanzkommunikation,<br />

heute bietet die Agentur einen<br />

breiten Marketing-Mix an, der klassische Werbung,<br />

Website-Entwicklung, Programmierung,<br />

Onlineshops, Corporate Design, Event-Marketing,<br />

Social Media, Online-Marketing etc.<br />

umfasst. Einen besonderen Schwerpunkt hat<br />

beclever allerdings nach wie vor: das Automobil-<br />

Marke ting. „Wir entwickeln Werbestrategien<br />

96 2 |<strong>2019</strong><br />

für Autohändler.“ Seit 2011 erarbeiten Winkelbach<br />

und ihr Team für Automotive-Kunden<br />

Werbemaßnahmen, und seit 2017 betreuen sie<br />

einen großen Automobilhändler mit 14 Standorten<br />

in und um München. „Wir sind mehr<br />

oder minder der verlängerte Arm der Marketingabteilung<br />

unserer Autohaus-Kunden.“<br />

AUTENTHISCH, EHRLICH & SCHNELL!<br />

Für die Businessfrau ist es wichtig, auf dem<br />

Boden zu bleiben, autark zu sein: „Unsere<br />

Kunden schätzen den persönlichen Kontakt,<br />

auch zu mir, und sie schätzen unser kurzfristiges<br />

Agieren und zügiges Bearbeiten der Projekte.“<br />

Sie als Agentur sind schließlich die Experten,<br />

für deren Leistung bezahlt werde. Und<br />

so versucht sie mit ihrem Team, alles möglich<br />

zu machen, was gewünscht wird – und noch<br />

mehr. „Wir bieten ein Rundum-Paket, schauen<br />

für die Kunden über den Tellerand hinaus<br />

und stellen nicht gleich jeden kleinen Arbeitsschritt<br />

in Rechnung.“ Ihr geht es nicht um das<br />

schnelle Geld, sondern um eine langfristige<br />

und produktive Zusammenarbeit mit den Geschäftspartnern.<br />

„Sie denken mit und noch<br />

viel weiter.“ Dieses Lob eines Kunden ist ihr<br />

unglaublich wichtig.<br />

ÜBER 14 JAHRE GIBT ES BECLEVER JETZT.<br />

14 Jahre mit Höhen und Tiefen, aber immer<br />

mit dem Willen, weiterzumachen: „Ich wollte<br />

schon sehr früh in der Werbung arbeiten,<br />

und mein Traum ging sogar mit einer eigenen<br />

Agentur in Erfüllung“, sagt die gebürtige<br />

Witzenhäuserin.<br />

Mit ihrer Art, Ideen und Ziele durchdacht<br />

voranzutreiben, ist Winkelbach auf dem Wer be -<br />

markt sehr erfolgreich. „Ich denke positiv und<br />

versuche, alle Gegebenheiten zu nutzen und<br />

immer das Beste daraus zu machen.“<br />

KONTAKT<br />

beclever werbeagentur AG<br />

Raseweg 4<br />

37124 Rosdorf<br />

Tel. 0551 38421010<br />

info@be-clever-ag.de<br />

www.be-clever-ag.de<br />

TEXT CAROLIN SCHÄUFELE<br />

FOTO LUKA GORJUP


PROFIL<br />

„ChefInnen denken an alles –<br />

sogar an sich selbst!“<br />

Ist Ihre Praxis- oder Betriebsrente fit für<br />

das neue Betriebsrentenstärkungsgesetz<br />

(BRSG)? Haftungssicher, renditeorientiert,<br />

verwaltungsarm? Nutzen Sie Ihre Steuer- und<br />

Sozial versicherungsvorteile für Ihre MitarbeiterInnen<br />

und für SICH selbst optimal aus?<br />

Wir, als Spezialagentur für Ärzte und Heilberufe,<br />

analysieren, diagnostizieren und erstellen<br />

ein kostenloses Konzept für Ihre haftungssichere<br />

Versorgungsordnung – nicht nur<br />

für Arztpraxen, Pflegeheime und Kliniken, sondern<br />

für alle Branchen und Selbstständigen.<br />

Endlich für alle die rentable Betriebs- oder<br />

Praxisrente, die für Großkonzerne seit Jahren<br />

die Regel ist.<br />

Seit Anfang <strong>2019</strong> unterstützen mich bei der<br />

Arbeitnehmerberatung Jennifer Klaus, Master<br />

of Arts International Economics, und Izabela<br />

Sok, ehemalige Agenturistin der Allianz Ärzte<br />

und Heilberufe Hamburg. Herzlich willkommen!<br />

Wir freuen uns auf Sie!<br />

Damit Sie auch finan ziell gesund bleiben!<br />

KONTAKT<br />

Inh. Ines Freiboth<br />

Reinhäuser Landstr. 34<br />

37083 Göttingen<br />

Tel. 0551 77073666<br />

Ludwig-Thoma-Str. 41<br />

82031 Grünwald bei München<br />

Tel. 089 21561505<br />

Mobil 0162 2789586<br />

ines.freiboth@allianz.de<br />

www.allianz-freiboth.de<br />

Sich behaupten in einer<br />

Männerdomäne<br />

Karolin Seeger, Teamleiterin beim IT-Unternehmen SerNet, erlebt nach<br />

20 Jahren Berufspraxis noch immer Vorurteile gegenüber Frauen in der Informatik.<br />

Der Technikbezug kam durch ihren Vater, der<br />

Chemieingenieur ist, erzählt Karolin Seeger.<br />

Daher absolvierte die Herzbergerin nach dem<br />

Abitur eine Ausbildung zur Fachinformatikerin<br />

Systemintegration. Nach dem Abschluss wechselte<br />

sie 2005 zu ihrem heutigen Arbeitgeber:<br />

der SerNet GmbH in Göttingen, wo sie sich<br />

um Beratung und Support rund um die Open-<br />

Source- Software Samba kümmerte.<br />

Nebenher begann Seeger, im internationalen<br />

Samba-Entwicklerteam mitzuarbeiten, das<br />

Samba weiterentwickelt. Bei SerNet übernahm<br />

sie nach der Elternzeit im Oktober 2015 die<br />

Teamleitung der Samba-Abteilung. „Das war<br />

nicht so einfach, wenn man vorher mit den Leuten<br />

als Kollegen zusammengearbeitet hat. Man<br />

muss leider auch irgendwann mal unangenehme<br />

Entscheidungen treffen.“<br />

Und wie sieht es in der Männerbranche Informatik<br />

mit Akzeptanzproblemen aus? „Die gibt<br />

es auf jeden Fall“, so Seeger. „Gerade in der<br />

Anfangszeit muss man als Frau immer mehr<br />

leisten als ein Mann.“ Und auch heute noch<br />

gebe es Aussagen, wie etwa die hübsche Kollegin<br />

zur Konferenz zu schicken, weil sie Interessenten<br />

an den Stand zieht. „Manchmal lassen<br />

Leute auch noch erkennen, dass sie eine Frau<br />

für nicht so kompetent halten oder ihnen kein<br />

technisches Know-how zutrauen. Aber tatsächlich<br />

haben die meisten Kunden damit überhaupt<br />

kein Problem.“<br />

TEXT SVEN GRÜNEWALD<br />

KONTAKT<br />

SerNet GmbH<br />

Bahnhofsallee 1b, 37081 Göttingen<br />

Tel. 0551 3700000<br />

kontakt@sernet.de<br />

FOTO ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

2 |<strong>2019</strong> 97


PROFIL<br />

TOPENTSCHEIDERIN<br />

Einfach und bequem – Steuerunterlagen per Klick<br />

concepta schenkt Zeit und befreit vom unliebsamen Aufwand.<br />

98 2 |<strong>2019</strong><br />

Stellen Sie sich vor, Sie fotografieren<br />

Ihren Bewirtungsbeleg noch im<br />

Restau rant und übermitteln ihn per<br />

App ans Steuerbüro, wo er sofort erfasst und<br />

hinterlegt wird. Und während Sie noch den<br />

Espresso trinken, laden Sie Ihr Kassenbuch<br />

aufs Display. Klingt bequem? Für concepta-<br />

Mandanten ist dies die zeitgemäße Form der<br />

Buchhaltung.<br />

Je nach Unternehmensgröße konfigurieren<br />

wir unser modulares System auf Ihre individuellen<br />

Erfordernisse: Angefangen von der<br />

digitalen Belegsammlung bis hin zu ‚MOBILE<br />

Reports‘, einer App, mit der Sie Ihre monatliche<br />

Gewinnrechnung, steuerliche Auswertungen<br />

und finanzielle Analysen einsehen<br />

kön nen. Sie haben jederzeit transparente<br />

Planungs sicherheit und können schnell Entscheidungen<br />

fällen. Auch im Café.<br />

Von der Finanz- und Lohnbuchhaltung bis<br />

hin zur Jahresabschluss- und Gewinnermittlung<br />

bieten wir einen vereinfachten Informations-,<br />

Daten- und Dokumentenaustausch.<br />

Zum Beispiel mit Schnittstellen zu verschiedenen<br />

Online-Portalen zur automatisierten<br />

Erfassung von Rechnungen. Eingangsrechnungen<br />

erfassen, wiederfinden und an Dritte<br />

versenden – diese zeitraubende Arbeit ersparen<br />

wir Ihnen.<br />

Vielleicht arbeiten Sie noch mit Akten oder<br />

sind teilweise digital aufgestellt: Wir beraten<br />

Sie auch vor Ort in Ihrem Unternehmen.<br />

Schritt für Schritt führen wir Sie an die digitalen<br />

Prozesse heran, sodass der Workflow effizient<br />

und endlich kein unliebsamer Aufwand<br />

mehr ist.<br />

SOLCHE ERLEICHTERUNGEN GEBEN Ihnen<br />

mehr Zeit für strategische Überlegungen.<br />

Vielleicht wollen Sie betriebswirtschaftliche<br />

Abläufe optimieren, wie zum Beispiel die Materialbeschaffung,<br />

die Lagerdauer, den effektiven<br />

Einsatz der Mitarbeiter, die Schnelligkeit<br />

bei Fakturierungs- und Mahnverfahren oder<br />

die Stundensatzkalkulation? Wir unterstützen<br />

und beraten Sie! Auf manche Fragen geben<br />

Ihnen kurze Videos auf unserer Webseite eine<br />

kompakte Antwort, für andere bieten wir das<br />

vertrauliche Gespräch.<br />

Geht es um Fragen zur Unternehmensführung,<br />

steht Ihnen Sonja Radisch (Foto),<br />

Partnerin der Kanzlei, zur Seite. Als Steuerberaterin<br />

und Business-Coach ist sie Ihre<br />

Ansprechpartnerin zu Themen wie Mitarbeiterführung,<br />

Arbeitsorganisation, Veränderungsprozesse,<br />

Gründung oder Betriebsübergabe<br />

bzw. -übernahme. Gemeinsam werden Sachverhalte<br />

analysiert und Strategien entwickelt,<br />

damit Sie Ihre Ziele erreichen. Wir sind einfach<br />

für Sie da!<br />

TEXT CLAUDIA KLAFT<br />

KONTAKT<br />

concepta Steuerberatung<br />

Wedekind Henniges Radisch Partnerschaft mbB<br />

Willi-Eichler-Straße 11<br />

37079 Göttingen<br />

Tel. 0551 99 73 90<br />

info@concepta.eu<br />

www.concepta.eu


PROFIL<br />

Aus Gedanken und Gefühlen<br />

entstehen Bilder<br />

Vom Polaroid zum digitalen Fotostudio: Katrin Benary lebt die Fotografie.<br />

Das Unplanbare reizt Katrin Benary<br />

(Foto). Die Fotografin liebt es, sich mit<br />

ihrer Kamera in neue Szenarien einzufühlen.<br />

„Sagen Sie mir Ihre Gedanken, Wünsche,<br />

Vorstellungen – ich mache ein Bild daraus",<br />

beschreibt sie ihre Arbeitsweise. Schon<br />

im Kindesalter entbrannte ihre Leidenschaft für<br />

die Fotografie: Sie assistierte und beobachtete,<br />

wenn ihr Vater Friedrich Benary die Blumen<br />

für seinen Samenzuchtbetrieb fotografierte.<br />

In zwischen fängt sie mit ihrer eige nen Kamera<br />

eindrucksvolle Landschaften, zwi schenmensch<br />

liche Atmosphäre oder besondere<br />

archi tek to nische Aspekte ein. So gewann sie<br />

bereits grenzübergreifend Preise. Teils be ein -<br />

druckt sie mit weitgehend unbearbeiteten<br />

Fotos, teils mit Doppel- bzw. Langzeitbelichtung<br />

und Montagearbeiten.<br />

Eine ihrer Lieblingsreihen ist die Fotoserie<br />

,Metamorphosen‘ zum Brandenburger Tor.<br />

In dieser kombiniert die berlinbegeisterte<br />

Fotografin aktuelle Aufnahmen mit historischen<br />

Postkartenmotiven. Wer vor der<br />

Auftragserteilung einen Überblick über die<br />

Werke von Katrin Benary bekommen möchte,<br />

kann dies in ihrer Ausstellung ,Stille‘ tun,<br />

die bis zum 1. September in der Göttinger<br />

Jakobikirche zu sehen ist.<br />

TEXT STEFAN LIEBIG<br />

KONTAKT<br />

katrinbenary photography<br />

Herzberger Landstr.40<br />

37085 Göttingen<br />

Tel. 0551 5316480<br />

ky.katrinbenary@icloud.com<br />

www.katrinbenary.com<br />

Wunderbar Unverpackt –<br />

Zurück zu den Wurzeln<br />

Mit Wunderbar Unverpackt hat die<br />

Jungunternehmerin Denise Gunkelmann<br />

(Foto) die ersten Unverpackt-<br />

Läden Braunschweigs und Göttingens eröffnet<br />

und damit eine Möglichkeit für die Bürger<br />

geschaffen, auf einfachem Wege Plastik und<br />

Ressourcen einzusparen. Bei Wunderbar Unverpackt<br />

können Kunden mit ihren eigenen<br />

Gläsern, Dosen oder Beuteln qualitativ hochwertige<br />

Bio-Lebensmittel bedarfsgerecht abfüllen<br />

und somit Plastik gleichermaßen wie<br />

Lebensmittelverschwendung vermeiden.<br />

Zusätzlich können viele weitere Artikel erworben<br />

werden, die das Bad, die Küche und<br />

den Alltag plastikfreier gestalten. „Auch wenn<br />

ich alleinige Gründerin und Geschäftsführerin<br />

bin, so konnten wir diese beiden tollen Läden<br />

nur gemeinsam aufbauen – dank der tatkräftigen<br />

Unterstützung und dem Einbringen<br />

individueller Fähigkeiten meiner Familie, meiner<br />

Freunde und Mitarbeiter wurde und wird<br />

Wunderbar Unverpackt erst lebendig.“<br />

Und auch das steckt in dem Slogan des<br />

jungen Unternehmens – es geht darum, wieder<br />

eine ehrliche und nachhaltige Beziehung<br />

zu guten Lebensmitteln, den Mitmenschen<br />

und unserer Natur aufzubauen und zu leben,<br />

ohne dabei auf etwas verzichten zu müssen.<br />

KONTAKT<br />

Wunderbar Unverpackt GmbH<br />

Groner-Tor-Straße 22<br />

37073 Göttingen<br />

wunderbar-unverpackt.de<br />

2 |<strong>2019</strong> 99


PROFIL<br />

TOPENTSCHEIDERIN<br />

Individuell. Persönlich. Anders.<br />

Immobilienkultur heißt in Göttingen seit 15 Jahren: Baum Beyer Immobilien.<br />

Frau Baum-Beyer, Sie sind jetzt seit fünfzehn<br />

Jahren mit wachsendem Erfolg in der Immobilienvermittlung<br />

in Göttingen tätig. Wie erklären<br />

Sie sich Ihren Erfolg?<br />

Es ist mir sehr wichtig, mit einem einfühlsamen<br />

und sehr persönlichen Service auf die<br />

individuellen Wünsche, Ansprüche und Bedürfnisse<br />

einzugehen. Mein Erfolg erklärt sich auch<br />

dadurch, dass ich kein austauschbares, anonymes<br />

Franchiseunternehmen, sondern eine inhabergeführte<br />

Einzelfirma bin. Mit Herz und<br />

Gefühl für Menschen biete ich einen Immobilienservice<br />

an, der über die Tätigkeiten einer<br />

klassischen Maklerin hinausgeht – und das hat<br />

sich in Göttingen positiv herum gesprochen.<br />

100 2 |<strong>2019</strong><br />

Sie sind gebürtige Göttingerin und leben mit<br />

Ihrem Mann, dem Rechtsanwalt Jürgen Beyer,<br />

und Ihren vier Kindern im Ostviertel. Wie wirkt<br />

sich Ihr familiäres Umfeld auf Ihren Beruf aus?<br />

Ich bin eine leidenschaftliche Mutter und<br />

kenne Göttingen wie meine Westentasche.<br />

So kann ich bei Haus- und Wohnungsbesichtigungen<br />

gleich praktische Tipps zur Infrastruktur<br />

geben: wo ein guter Arzt, der nächste<br />

Supermarkt, eine passende Schule oder eine<br />

Kita ist. Gerade Neubürger wissen meine<br />

Erfahrungen zu schätzen, z. B. bei Umzügen,<br />

Behörden, Winterdiensten oder Babysitting.<br />

Ich offeriere ein sehr persönliches, individuelles<br />

Serviceangebot, das sich auch auf die<br />

Empfehlung von Handwerkern oder Architekten<br />

und sehr gern auch auf Freizeit- und Kulturtipps<br />

bezieht. Ich kenne die Terminsorgen<br />

meiner Kunden und bin daher (fast) immer<br />

erreichbar – auch an Wochenenden – und<br />

richte mich bei Immobilienbesichtigungen<br />

nach dem Zeitplan der Kunden.<br />

Frau Baum-Beyer, wie sieht Ihre Marketingstrategie<br />

und Ihre Perspektive aus?<br />

Ich werde auch zukünftig auf Klasse statt auf<br />

Masse setzen. Ich werde potenzielle Kunden<br />

weder unaufgefordert anrufen noch ihnen<br />

Werbebriefe zusenden oder Rückantwortkarten<br />

in den Briefkasten stecken. Meine<br />

Immobilienvermittlung und -beratung wird<br />

direkt und diskret, seriös und persönlich individuell<br />

bleiben. Das ist meine Stärke und<br />

erklärt meinen Erfolg. Anstelle von Quantität<br />

biete ich Qualität, gepaart mit Kompetenz,<br />

Professionalität und Einfühlungsvermögen.<br />

Ich baue auf langjährige Erfahrung und bin<br />

auch DEKRA-zertifizierte Sachverständige für<br />

Immobilienbewertung D1. Ich biete also zu<br />

meinem Wohlfühlservice auch die Sicherheit<br />

eines fundierten Immobiliengutachtens.<br />

Es gibt Immobilienmakler<br />

… und es gibt<br />

Baum Beyer Immobilien<br />

KONTAKT<br />

Baum Beyer Immobilien<br />

Tel. 0551 205 25 75<br />

www.baum-beyer.de


PROFIL<br />

Ihr Firmenjubiläum darf<br />

etwas Besonderes werden –<br />

besonders nachhaltig !<br />

Wenn der Vorlauf schon Neugierde<br />

weckt, die Feier mit einem gewissen<br />

Extra begeistert und der Rückblick<br />

im Nachgang die Erinnerungen festigt – dann<br />

bekommt Ihr Unternehmen langfristig positive<br />

Aufmerksamkeit. Eine, die dem Anlass<br />

gerecht wird und von Kundenvertrauen und<br />

Mitarbeiterstolz zeugt.<br />

Für solch eine Nachhaltigkeit bieten wir<br />

Ihnen unsere gebündelten Kompetenzen –<br />

Marketing, Kommunikation und Event.<br />

Hand in Hand erstellen wir ein ganzheitliches<br />

Konzept, entlasten von Zeit- und Personalaufwand,<br />

kümmern uns um Organisation,<br />

Koordination, Durchführung bis hin zur Dokumentation<br />

mit Langzeiteffekt.<br />

Ihnen fehlen die personellen und zeitlichen<br />

Ressourcen, ein Jubiläum zu planen, auszurichten<br />

und öffentlichkeitswirksam zu vermarkten?<br />

Ihre Agentur ist mit den jährlichen<br />

Marketingaktivitäten ausgelastet? Sie wünschen<br />

sich den Blick für das Besondere?<br />

Bei Firmenjubiläum37 können Sie bis hin<br />

zum Rund-Um-Sorglos-Paket viele Leistungen<br />

für Ihr ganz spezielles Ereignis wählen.<br />

WIR STEHEN DAFÜR, dass Ihr Firmenjubiläum<br />

besonders wird – besonders nachhaltig!<br />

v.l.n.r. Claudia Klaft, „Worte für Ihren Erfolg / Monika Schulze,<br />

IWK Events / Kerstin Dudley, Managed-MARKETING<br />

KONTAKT<br />

Claudia Klaft | Monika Schulze |<br />

Kerstin Dudley<br />

mail@firmenjubilaeum37.de<br />

www.Firmenjubilaeum37.de<br />

FLUX steht für „alles fließt“<br />

Alles verändert sich. Ständig.<br />

Das FLUX Biohotel ist das erste klimaneutrale<br />

Biohotel in Deutschland,<br />

direkt an der Werra, an der südlichen<br />

Grenze Niedersachsens. Annette Rothweiler<br />

managt das Tagungs- und Veranstaltungshotel<br />

mit ihrem sympathischen Team. Hotel und<br />

Restau rant sind seit zehn Jahren biozertifiziert.<br />

Bereits seit den 1990er-Jahren hat sich<br />

die Fami lie dem Ökogedanken verpflichtet. In<br />

der Küche werden 100 Prozent Bio-Produkte,<br />

möglichst aus der Region, verarbeitet. Die kreative<br />

Tagungs- und Eventküche gibt es je nach<br />

Wunsch mit Fleisch, ohne Fleisch oder vegan.<br />

Annette und ihr Team haben für das FLUX<br />

im Laufe der letzten Jahre ein kluges und nachhaltiges<br />

Unternehmenskonzept entwickelt.<br />

Ökostrom ist selbstverständlich, genauso wie<br />

die Reinigungs- und Waschmittel sowie die<br />

Büro materialien natürlich umweltschonend<br />

sind. In den Zimmern steht für die Gäste<br />

Naturkosmetik bereit. Viele Umbaumaßnahmen<br />

der letzten Jahre wurden mit Naturbaustoffen<br />

sehr ansprechend umgesetzt. Das<br />

FLUX-Leitbild lautet: „Wir sind sparsam mit<br />

den Ressourcen, aber nicht mit der Qualität!“<br />

Das konsequent nachhaltige Wirtschaften<br />

im FLUX setzt bei Gästen und Team positive<br />

Energie frei. Das FLUX ist ein Wohlfühlort, an<br />

dem jeder Mensch herzlich und aufmerksam<br />

empfangen wird.<br />

KONTAKT<br />

FLUX – Biohotel im Werratal<br />

Inh. Annette Rothweiler<br />

Buschweg 40<br />

34346 Hann. Münden<br />

Tel. 05541 998-0<br />

info@flux-biohotel.de<br />

www.flux-biohotel.de<br />

2 |<strong>2019</strong> 101


PROFIL<br />

TOPENTSCHEIDERIN<br />

„Auch in Zeiten der Digitalisierung<br />

entscheidet immer noch das<br />

Know-How des Technikers über die<br />

Qualität der Arbeit.“<br />

Heike Goebel<br />

Zahntechnik: Berufung statt nur Beruf<br />

Heike Goebel hat nach dem Tod ihres Mannes die Leitung von IDS Dentaltechnik in Hedemünden übernommen.<br />

Qualität – das ist DER allumfassende<br />

Anspruch, den Heike Goebel (Foto)<br />

zusammen mit ihrem Mann konstant<br />

verfolgt, seit sie 1989 IDS Dentaltechnik gegründet<br />

haben. „Mein Mann und ich sind davor<br />

für drei Jahre nach Stuttgart gezogen, er<br />

besuchte die Meisterschule, und ich lernte in<br />

einem Labor sehr viel über hochwertige Technik“,<br />

erklärt Heike Goebel. „Das war ein guter<br />

Startschuss für unsere Selbstständigkeit, wir<br />

liefern beste Qualität, und das hat uns gute<br />

und langjährige Kunden gebracht.“<br />

Heike Goebel arbeitete neben ihrem Mann<br />

als Angestellte im eigenen Betrieb, bis sie im<br />

vergangenen Jahr nach dem Tod ihres Mannes<br />

die Leitung des Labors übernahm.<br />

Dass sie das Labor trotz dieses Schicksalsschlages<br />

und der Schieflage, in der es sich befand,<br />

weiterführt, war für sie sofort klar. „Ich<br />

hatte bei meiner Entscheidung das absolut<br />

sichere Gefühl, dass ich das Richtige tue.“<br />

Und auch die langjährigen Mitarbeiter stehen<br />

komplett hinter ihrer neuen Chefin. Mit einem<br />

Schmunzeln sagt sie: „Wir sind ein kompetentes<br />

Team mit ganz viel Herz, Hirn und Humor.“<br />

Das Leistungsangebot der IDS Dentaltechnik<br />

umfasst bis auf die Kieferorthopädie<br />

das gesamte Spektrum der modernen<br />

Zahntechnik. Durch gezielte Fortbildungen<br />

und das DIR-System ist die Versorgung von<br />

Patienten mit CMD zu einem Schwerpunkt<br />

geworden. Ein weiterer ist die Frontzahnästhetik.<br />

„Ein Patient, der mit seinen neuen<br />

Zähnen glücklich ist und gerne wieder lacht,<br />

ist das schönste Geschenk für uns. Uns ist<br />

wichtig, dass der Patient nicht nur irgendwie,<br />

sondern bestmöglich versorgt wird“,<br />

betont sie.<br />

DER AUSTAUSCH MIT ZAHNÄRZTEN hilft<br />

dabei. „Es gibt Kunden, die mit uns im Vorfeld<br />

die Behandlung besprechen. Da kommt dann<br />

das Know-how aus dem zahntechnischen mit<br />

dem aus dem medizinischen Bereich zusammen<br />

– das ergibt eine perfekte Synergie.“<br />

Und diese möchte sie weiter ausbauen. In<br />

den vergangenen Jahren besuchte sie verschiedene<br />

Seminare zur Persönlichkeitsentwicklung,<br />

darunter NLP, Wingwave und Hypnose.<br />

„Wenn ich jetzt mal so in die Zukunft<br />

denke, ist es eine Überlegung, ob ich Praxen<br />

anbiete, mit Angstpatienten zu arbeiten und<br />

ihnen so einen stressfreien Besuch beim<br />

Zahnarzt ermögliche.“<br />

Eines wird deutlich: Heike Goebel liebt ihren<br />

Beruf, mit allem, was dazugehört – das<br />

spürt man!<br />

GIBT ES AUSSER ZAHNTECHNIK auch<br />

noch etwas anderes in ihrem Leben? Sie lacht.<br />

„Oh ja, ich habe drei wundervolle Kinder! Sie<br />

sind das schönste Geschenk von meinem<br />

Mann und das definitiv Wichtigste in meinem<br />

Leben. Außerdem genieße ich es, draußen in<br />

der Natur zu sein, zu lesen, Seminare zu besuchen<br />

und mit Freunden zusammenzusein.“<br />

KONTAKT<br />

TEXT CAROLIN SCHÄUFELE<br />

IDS Dentaltechnik<br />

Theodor-Heuss-Straße 8<br />

34346 Hann. Münden / Hedemünden<br />

Tel. 05545 1818<br />

info@ids-dentaltechnik.de<br />

FOTO LUKA GORJUP<br />

102 2 |<strong>2019</strong>


PROFIL<br />

Kunden und Mitarbeiter –<br />

die Schlüssel zum Erfolg<br />

reimanndirect marketing überzeugt seit 1991 durch<br />

Flexibilität und Zuverlässigkeit.<br />

Ich bin stolz auf unsere langjährigen treuen<br />

Kunden und auf meine Mitarbeiter, die<br />

mich teilweise bereits seit der Firmengründung<br />

begleiten“, sagt Petra Reimann. Und<br />

tatsächlich hat die Inhaberin von reimanndirect<br />

marketing allen Grund dazu, denn ihr<br />

Unternehmen existiert seit 1991. Die Einbecker<br />

Dienstleisterin und ihr Team sind Experten für<br />

Dialogmarketing-Maßnahmen. Auf einem sich<br />

schnell wandelnden Markt bleibt reimanndirect<br />

marketing immer auf dem neuesten Stand der<br />

Entwicklung.<br />

Das Portfolio reicht vom manuellen Verpacken<br />

und Versenden von Werbesendungen<br />

und Warenproben über Werbemitteldistribution<br />

bis hin zur Onlineshop-Betreuung und<br />

Geschäftsabwicklung für einen branchenübergreifenden<br />

Kundenstamm.<br />

reimanndirect marketing betreut Groß- und<br />

Kleinkunden und ist in der Auftragsabwicklung<br />

sehr flexibel. „Weil es bei uns keine Hierarchien<br />

gibt, handeln wir schnell und zuverlässig, das<br />

schätzen unsere Kunden“, erläutert Petra Reimann.<br />

Sie weiß, was Kunden heutzutage wünschen,<br />

und ist sich bewusst, dass zu einer erfolgreichen<br />

Entscheiderin immer zwei wesentliche<br />

Faktoren gehören: „Das sind die zufriedenen<br />

Kunden und die engagierten Mitarbeiter. Ohne<br />

diese beiden wäre ein Erfolg überhaupt nicht<br />

möglich.“<br />

TEXT STEFAN LIEBIG<br />

KONTAKT<br />

reimanndirect marketing<br />

Kapellenstraße 43<br />

37574 Einbeck<br />

Tel. 05561 93210<br />

www.reimanndirect.de<br />

Aufstiegschancen und<br />

Familienfreundlichkeit<br />

Christina Höch und Andrea Hungerland blicken für die<br />

Mandanten auch über den Tellerrand hinaus.<br />

Diplom-Kauffrau Christina Höch (r.) und<br />

Andrea Hungerland ergänzen seit Anfang<br />

<strong>2019</strong> die Geschäfts führung von<br />

HSP STEUER Göttingen. Seitdem leiten die beiden<br />

mittlerweile sechs Jahre im Unternehmen<br />

tätigen Steuerexpertinnen gemeinsam mit Mario<br />

Renneberg und Dr. Marco Scheuchzer die<br />

vor allem für den Mittelstand tätige Kanzlei.<br />

Als Wirtschaftsprüferin und Steuerberaterin<br />

befasst sich die 40-jährige Christina Höch<br />

schwerpunktmäßig mit der Prüfung größerer<br />

Unternehmen, während die 39-jährige Steuerberaterin<br />

Andrea Hungerland als Allrounderin<br />

ihre Spezialität im Bereich der Jahresabschlussbetreuung<br />

sieht. Beiden gemeinsam<br />

ist die Philosophie, über den Tellerrand<br />

zu schauen und nachhaltige Tipps auch abseits<br />

der Zahlen zu geben.<br />

„Der gesunde Menschenverstand bringt uns<br />

oft entscheidend weiter“, sagt Höch. Für sie<br />

und Hungerland stellt der Fachkräftemangel<br />

eine Herausforderung der Zukunft dar und<br />

das nicht nur für die Mandanten: Denn auch<br />

HSP STEUER Göttingen sucht nach qualifizierten<br />

Fachleuten. „Aufstiegschancen und<br />

Vereinbarkeit mit der Familie sind charakteristisch<br />

für unsere Kanzlei“, schätzt Hungerland<br />

als zweifache Mutter die Möglichkeit, im<br />

Home office zu arbeiten besonders.<br />

TEXT STEFAN LIEBIG<br />

KONTAKT<br />

HSP STEUER Göttingen GmbH<br />

Steuerberatungsgesellschaft<br />

Stresemannstraße 28c<br />

37079 Göttingen<br />

Tel. 0551 8208070<br />

www.hsp-steuer.de/goettingen<br />

2 |<strong>2019</strong> 103


PROFIL<br />

TOPENTSCHEIDERIN<br />

Individuelle Förderung ist alles<br />

Eine Frau an der Spitze eines führenden<br />

IT-Unternehmens – in Deutschland<br />

noch die Ausnahme. Für Dr. Martina<br />

Städtler- Schumann (Foto) seit über 20 Jahren<br />

gelebte Normalität. „Von Beginn an führe ich<br />

dieses Familienunternehmen, das inzwischen<br />

auf über 130 Mitarbeiter gewachsen ist, erklärt<br />

die Geschäftsführerin des Göttinger Softwareund<br />

Beratungsunternehmens SCHUMANN.<br />

Das Unternehmen entwickelt in einem<br />

Nischenmarkt Softwarelösungen für internationale<br />

Unternehmen. Städtler-Schumann<br />

empfindet Frauen gerade in diesem Beratungsund<br />

Software-Umfeld als Bereicherung. „Frauen<br />

sind für unsere Projektarbeit unverzichtbar,<br />

sie führen anders und bringen andere Aspekte<br />

in die Projektdiskussionen ein.“ Schon länger<br />

sorgt das Unternehmen auch selbst für Nachwuchs<br />

und bildet gern Frauen zur Fachinformatikerin<br />

für Anwendungs entwicklung aus.<br />

„Gerade erst wurde eine junge Frau mit ihrer<br />

Ausbildung fertig und ist schon jetzt ein unverzichtbarer<br />

Teil des Teams“, sagt Städtler-<br />

Schumann zufrieden.<br />

104 2 |<strong>2019</strong><br />

Direkte Maßnahmen zur Frauenförderung<br />

betreibt das Unternehmen jedoch nicht. „Zu<br />

unterschiedlich sind die persönlichen Lebenswege<br />

und Bedürfnisse, wir versuchen<br />

daher einfach, flexible Arbeitsbedingungen<br />

zu schaffen und fördern jeden individuell<br />

anhand seiner Persönlichkeit, seinen Kompetenzen<br />

und Erfahrungen. Und das natürlich<br />

un abhängig vom Geschlecht“, betont<br />

Städtler- Schumann. Doch natürlich ist gerade<br />

für Frauen die Vereinbarkeit von Familie<br />

und Beruf ein Thema.<br />

Städtler-Schumann berichtet: „Als Mutter<br />

zweier inzwischen erwachsener Söhne weiß<br />

ich, wie wichtig Flexibilität ist. Wenn es zum<br />

Beispiel möglich ist, auch mal zum Mittagessen<br />

zu Hause zu sein und stattdessen<br />

abends länger zu arbeiten, macht das vieles<br />

einfacher.“ Flexible Arbeitszeiten, die Möglichkeit<br />

der Arbeitszeitreduzierung oder von<br />

Home office-Tagen sind da nur einige Stichworte,<br />

die es vereinfachen, die Herausforderungen<br />

von Familie und Berufsleben bei<br />

SCHUMANN glücklich zu meistern.<br />

Als erfolgreiche Unternehmerin verfügt<br />

Städtler-Schumann über einen reichen Erfahrungsschatz.<br />

Flexibilität und die Berücksichtigung<br />

der Individualität jedes Einzelnen sind<br />

die wichtigsten Förderungsaspekte, da ist sie<br />

sich sicher. „Unsere Mitarbeiter danken es<br />

mit großem Einsatz und langjähriger Firmenzugehörigkeit.<br />

Frauen und Männer“, fügt sie<br />

lächelnd hinzu.<br />

KONTAKT<br />

Prof. Schumann GmbH<br />

Weender Landstraße 23<br />

37073 Göttingen<br />

Tel. 0551 383150<br />

info@prof-schumann.de<br />

www.prof-schumann.de


PROFIL<br />

„Wir kümmern uns um<br />

Ihre Werte“<br />

Expertin für Bank- und Kapitalmarktrecht:<br />

Angelika Jackwerth<br />

Die Göttinger Fachanwältin Angelika<br />

Jackwerth zählt zu den wenigen Frauen,<br />

die sich in eigener Kanzlei auf<br />

Bank- und Kapitalmarktrecht spezialisiert haben.<br />

„Wir kümmern uns um Ihre Werte“, verspricht<br />

die Göttingerin und verweist darauf,<br />

dass sie sich seit über 20 Jahren erfolgreich<br />

in allen Fragen rund um Geldanlagen für ihre<br />

Mandanten einsetzt.<br />

Dabei überzeugt ihre Kanzlei mit fundierter<br />

Prozesserfahrung bei Gerichten in der gesamten<br />

Bundesrepublik. „Mir ist die persönliche<br />

Beratung der Mandanten wichtig“, erklärt<br />

Jackwerth, die auch für die Verbraucherzentrale<br />

tätig ist. Das beginnt schon mit einer<br />

recht lichen Prüfung vor der Unterschrift<br />

unter einen Vertrag für eine Geldanlage und<br />

ist essenziell, wenn es bereits Probleme zum<br />

Beispiel mit einem geschlossenen Fonds oder<br />

einem Darlehensvertrag gibt. Gemeinsam mit<br />

den Mandanten wird eine individuelle Lösung<br />

gesucht, um deren Recht und Ansprüche<br />

außer gerichtlich oder – wenn erforderlich – vor<br />

Gericht durchzusetzen. Ein weiteres Spezialgebiet<br />

der Kanzlei sind faire Geldanlagen.<br />

KONTAKT<br />

Angelika Jackwerth<br />

Fachanwältin für Bank- und Kapitalmarktrecht<br />

Thomas-Mann-Straße 3<br />

37075 Göttingen<br />

Tel. 0551 29176220<br />

kanzlei@ra-jackwerth.de<br />

www.ra-jackwerth.de<br />

Eine Scheune voller Ideen<br />

Margitta Beckens Eldorado für Dekofans<br />

seit fast zehn Jahren.<br />

Gartenfestivals waren für die Gärtnereibesitzer<br />

Margitta Becken und ihren<br />

Ehemann schon immer faszinierend.<br />

Als sie mit ihrem außergewöhnlichen Pflanzenangebot<br />

2009 erstmalig an einem Gartenmarkt<br />

teilnahmen, legte dies den Grundstein für einen<br />

ganz neuen Geschäftszweig.<br />

Um ihre Pflanzen optimal zu präsentieren,<br />

dekorierte Becken den Stand mit ausgefallenen<br />

Accessoires. Das Konzept schlug ein, die Besucher<br />

des Standes wollten mehr: Sie wollten sehen,<br />

woher diese ungewöhnlichen Deko stücke<br />

kommen. Die Nachfrage führte dazu, dass das<br />

Nachbargrundstück gekauft, ein dort stehendes<br />

Wohnhaus abgerissen und eine Scheune<br />

renoviert wurde. So entstand die Scheune<br />

der schönen Dinge mit 1.600 Quadratmetern<br />

Ausstellungsfläche, zum Eintauchen in die<br />

Welt der Dekorationen für Haus und Garten.<br />

Gerne gibt die Dekorationsexpertin auch Anregungen,<br />

wie sich die gekauften Gegenstände<br />

dekorieren lassen – DIY-Tipps gehören ebenso<br />

zum Programm wie verschiedene Spezialevents<br />

zu jahreszeitlichen Themen. Besonders beliebt<br />

ist die LadiesNight im November bei romantischem<br />

Kerzenlicht und Prosecco. Insidertipp<br />

für diese Nacht: der Freundinnenrabatt auf<br />

ausgewählte Artikel! TEXT CAROLIN KÖPP<br />

KONTAKT<br />

Scheune der schönen Dinge<br />

Oberdorf 11<br />

37124 Rosdorf-Volkerode<br />

Tel. 05509 1893<br />

Mobil 0160 99386791<br />

www.scheune-der-schönen-dinge.de<br />

FOTO LUKA GORJUP<br />

2 |<strong>2019</strong> 105


PROFIL<br />

TOPENTSCHEIDERIN<br />

Da stand ich dann, am ersten Tag<br />

Mit Know-how und Herz leitet Nadine Ewald heute als Filialleiterin die Apotheke am Theater.<br />

Mit konzentriertem Blick erklärt sie<br />

der Kundin die Wirkung des Medikaments,<br />

hat dabei aber immer<br />

auch einen Blick in den Apothekenraum.<br />

Nadine Ewald (Foto) ist Filialleiterin der<br />

Apotheke am Theater: „Ich bin zu dieser Aufgabe<br />

ein wenig wie die Jungfrau zum Kinde<br />

gekommen“, erklärt sie. Als sie vor zehn Jahren<br />

in der Apotheke anfing, sollte sie erst eine<br />

Ein arbeitung bekommen: „Doch mein ‚Anlerner’<br />

wurde krank, und ich musste mit ein bisschen<br />

Praktikumserfahrung selbst entscheiden.<br />

Da stand ich dann, am ersten Tag.“ Ursprünglich<br />

wollte die gebürtige Bitterfelderin Chemie<br />

studieren, entschied sich jedoch dagegen, da<br />

ihr das Studium zu einseitig erschien. Die<br />

Wahl der Pharmazie war sehr bewusst und<br />

durchdacht.<br />

DIE 37-JÄHRIGE LIEBT IHRE ARBEIT, ist der<br />

Pharmazie mit Haut und Haar verschrieben.<br />

In ,ihrer‘ Apotheke hat sie neben den klassischen<br />

Medikamenten auch der Homöopathie<br />

und Naturheilkunde einen großen<br />

Bereich eingeräumt. „Wir stellen homöopathische<br />

Mittel auch selbst her – damit sind wir<br />

106 2 |<strong>2019</strong><br />

auch noch mal ein ganzes Stückchen näher<br />

an dem ursprünglichen Apothekerberuf dran,<br />

der früher ein Handwerk war.“ Das Know-how<br />

für die Herstellung der homöopathischen<br />

Medikamente sei durch die Übernahme der<br />

Löwen-Apotheke gekommen.<br />

Heute bestünde der Apothekerberuf aus<br />

viel Theorie. „Ich muss als Apothekerin genau<br />

wissen, welches Insulin für welchen Diabetes-<br />

Typ geeignet ist, ob sich ein bestimmtes<br />

Blutdruckmedikament mit anderen verschriebenen<br />

Tabletten verträgt und was auf keinen<br />

Fall miteinander kombiniert werden darf.“<br />

EWALD SCHÄTZT VOR ALLEM den Kontakt<br />

zu den Kunden, steht neben ihrem Team im<br />

Verkaufsraum der Apotheke und berät. Natürlich<br />

seien Internet-Apotheken eine Konkurrenz,<br />

doch man müsse mit der Zeit gehen<br />

– etwa mit eigenem Online-Shop. Ewald sagt,<br />

manche Kunden bekommt man – auch im Bereich<br />

Homöopathie – sonst einfach nicht, die<br />

erreicht man nicht. Und so hat die Apotheke<br />

am Theater im März auch das erste Mal eine<br />

Ladys Night veranstaltet, um Naturkosmetik<br />

zu präsentieren.<br />

Wichtig in ihrem Job sei es, auf dem Laufenden<br />

zu bleiben, Fortbildungen und Schulungen<br />

zu besuchen und Fachartikel zu lesen.<br />

„Ich muss einfach mein ganzes Wissen<br />

demjenigen zur Verfügung stellen, der vor mir<br />

steht“, so Ewald. Das gelte für alle, die in der<br />

Apotheke arbeiten. Wichtig sei auch vor allem:<br />

„Ein Team muss funktionieren, Kunden merken<br />

sofort, wenn da die Chemie nicht stimmt,<br />

aber das passt hier alles.“<br />

KONTAKT<br />

Apotheke am Theater<br />

Theaterstr. 17<br />

Tel. 0551 58411<br />

apothekeamtheater@t-online.de<br />

www.apothekeamtheater.de<br />

TEXT CAROLIN SCHÄUFELE<br />

FOTO LUKA GORJUP


PROFIL<br />

Von Mensch zu Mensch<br />

Pollok und Wiesemann, Rechtsanwälte und Notar in<br />

Bürogemeinschaft mit Karen Pollok LL.M., Rechtsanwältin<br />

Seit 60 Jahren stehen wir Ihnen mit unserer<br />

Kanzlei in Northeim als kompetente<br />

Rechtsberater im Raum Südniedersachsen<br />

zur Verfügung.<br />

Sie haben ein Problem mit Ihrem Mieter<br />

oder Vermieter? Sie benötigen einen Rechtsbeistand<br />

in einem strafrechtlichen Verfahren?<br />

Sie haben einen Verkehrsunfall erlitten oder<br />

einen Bußgeldbescheid erhalten? Fordern Sie<br />

unsere Erfahrung und Kompetenz! Umfassenden<br />

Rechtsbeistand geben wir Ihnen im<br />

Mietrecht, Familien-, Straf- und Verkehrsrecht<br />

sowie in allen notariellen Angelegenheiten wie<br />

beispielsweise Grundstückskauf, Vorsorgeund<br />

Nachlassangelegenheiten.<br />

Seit 2014 arbeiten wir erfolgreich in Bürogemeinschaft<br />

mit der Rechtsanwältin Karen<br />

Pollok zusammen, wodurch wir Ihnen zusätzlich<br />

fundierte Beratung im Sozial-, Arbeitsund<br />

Betreuungsrecht anbieten können. Zögern<br />

Sie nicht, uns anzusprechen. Wir helfen<br />

Ihnen gerne weiter!<br />

KONTAKT<br />

Pollok & Wiesemann<br />

Eichstätte 10–12<br />

37154 Northeim<br />

Tel. 05551 62036<br />

info@pollok-wiesemann.de<br />

www.pollok-wiesemann.de<br />

Eigensinn macht Spaß !<br />

Und ich erlaub’ mir das !<br />

Im besten Sinne ,Eigen-Sinn‘ – ein Eigensein mit Eigenart,<br />

schenkt eigenwilligen Gewinn: dem, der heiter drauf beharrt.<br />

Eigensinn macht Spaß ! Und ich erlaub’ mir das !<br />

KONTAKT<br />

Und diese Art von ,Eigen-Sinn‘ wächst eher leise, eher zart;<br />

stellt sich für ihre Werte hin: begründet Tun auf Sein apart.<br />

Eigensinn macht Spaß ! – Erlauben Sie sich das ?<br />

© GISELHEID SCHULZ-ËBERLIN<br />

Giselheid Schulz-Ëberlin<br />

Autorin & Eigen-Sinn-Coach<br />

Weender Straße 22<br />

37073 Göttingen<br />

brief@giselheid-schulz-eberlin.de<br />

www.giselheid-schulz-eberlin.de<br />

FOTO SYLKE GALL<br />

2 |<strong>2019</strong> 107


PROFIL<br />

TOPENTSCHEIDERIN<br />

Kurzvita<br />

Frau Dr. Simone Krieger arbeitet im Team der<br />

Demes Consulting, sie ist Systemischer Coach<br />

(DCV) und Personenzentrierte Beraterin<br />

(GwG), Autorin und arbeitet analytisch.<br />

Frau Krieger ist verheiratet und hat zwei Kinder.<br />

150 persönliche Facebook-Likes – oder der<br />

Algorithmus wo jeder mit muss ?<br />

Nur 150 persönliche Facebook-Likes<br />

genügen dem Computer, um eine<br />

erstaunlich präzise Analyse Ihrer<br />

persönlichen Verhaltensmuster zu erstellen.<br />

Genauer, als ihre Familie und vielleicht sogar<br />

ihr eigener Partner sie beschreiben könnten!<br />

Grundlage dieser Analysen sind die Daten<br />

von mehr als 80.000 Facebook-Nutzern, die<br />

freiwillig ihre Likes zur Untersuchung frei gegeben<br />

haben!<br />

Heerscharen von Psychologen und Hirnforschern<br />

sind heute damit beschäftigt, unser<br />

Verhalten zu erkennen und wir liefern mehr<br />

oder weniger freiwillig alle unsere ganz persönlichen<br />

Interessen und Vorlieben im Netz<br />

ab. Ob nun bei Facebook oder beim Shoppen<br />

im Internet, der Gesichtserkennung oder dem<br />

Fingerprint-Sensor am Smartphone spielt dabei<br />

keine Rolle!<br />

DIE SO GEWONNEN ERKENNTNISSE gehören<br />

leider nicht uns sondern werden von<br />

denen genutzt, die sie in Auftrag gegeben<br />

haben und wenn wir uns nicht ab sofort eine<br />

völlige Internetabstinenz verordnen, werden<br />

wir das kaum verhindern können. Für uns war<br />

der Gedanke reizvoll, „wenn eh alle alles über<br />

mich wissen, dann will ich auch wissen, was<br />

schon längst bekannt zu sein scheint“. Wir<br />

haben daraufhin jegliche Theorie „zu Hause“<br />

gelassen und mit unseren Kunden in Management<br />

& Führung diskutiert, welche Informationen<br />

im Unternehmensalltag von Interesse<br />

sind und wie diese Daten bereitgestellt werden<br />

könnten. Die Resonanz war hoch und<br />

kaum ein Unternehmen, das nicht schon Erfahrungen<br />

damit gesammelt hatte, um ihre<br />

Mitarbeiter z.B. in farbige Klassen einzuordnen<br />

und ihnen über rote, gelbe, grüne oder<br />

blaue Erkennungsmerkmale gewisse Verhaltenstendenzen<br />

zuzuordnen.<br />

WIR HABEN DIE ERFAHRUNG GEMACHT,<br />

dass bei den Leistungsträgern im Unternehmen<br />

ein großes Interesse vorhanden ist, mehr<br />

über sich und die eigenen Verhaltensweisen besonders<br />

auch im Grenzbereich zu erfahren. Im<br />

normalen Tagesgeschäft läuft alles rund aber<br />

wenn im Team der Stresslevel steigt kommen<br />

manche schneller an ihre Grenzen als andere.<br />

Dann entstehen zwangsläufig Frust und Konflikte,<br />

die die eigene Leistung und auch die<br />

eines Teams beeinflussen können. Aus einem<br />

Topteam wird dann schnell ein Flopteam!<br />

HIER SETZT DIE DEMES CONSULTING an<br />

und konfiguriert Analysen zielorientiert gemeinsam<br />

mit dem Management - bei Bedarf<br />

Weltweit in 19 Sprachen. Mit den Ergebnissen<br />

lassen sich die Dynamiken in Teams sichtbar<br />

machen. In schwierigen Zeiten handlungsfähig<br />

zu bleiben und ergebnisorientiert zu<br />

arbeiten ist hier das Ziel. Leadership-Alignment,<br />

also den Schulterschluss im Management-Team<br />

gemeinsam zu erreichen und z.B.<br />

über eine Agile-Teamvernetzung das Wissen<br />

in den Köpfen aller nutzbar zu machen, birgt<br />

oft ungeahnte Wachstumspotenziale.<br />

KONTAKT<br />

Demes Consulting<br />

Dr. Simone Krieger<br />

Kapitän-Lehman-Str. 2<br />

37083 Göttingen<br />

Tel. 0551 7709-803<br />

Mobil: 0176/82324167<br />

Simone.Krieger@demes-consulting.de<br />

www.demes-consulting.de<br />

FOTO LUKA GORJUP<br />

108 2 |<strong>2019</strong>


PROFIL<br />

Zurück in den Beruf<br />

Angebote für Wiedereinsteigerinnen und Unternehmen<br />

Die Wirtschaft klagt über Fachkräftemangel<br />

– und viele gut qualifizierte<br />

Frauen erstreben einen beruflichen<br />

Wieder einstieg, der mit der Familie vereinbar<br />

ist. „Unser Beratungs- und Bildungsangebot<br />

bietet Frauen und Elternzeitlern die Möglichkeit,<br />

sich zu orientieren und gemeinsam einen<br />

individuellen Weg zu entwickeln. Langjährige<br />

Erfahrungen zeigen, dass der Wiedereinstieg<br />

mithilfe einer qualifizierten Unterstützung<br />

ge lingen kann“, sagt Dr. Natalia Hefele und<br />

beschreibt damit das Anliegen der Koordinierungsstelle<br />

‚Frauenförderung in der privaten<br />

Wirtschaft‘. Die Koordinierungsstelle, gefördert<br />

von der EU, dem Land Niedersachsen,<br />

der Stadt und dem Landkreis Göttingen, versteht<br />

sich als Bindeglied zwischen der regionalen<br />

Wirtschaft, dem Arbeitsmarkt und den<br />

hier lebenden Frauen.<br />

„In unserem Verbund ‚Frau und Betrieb e. V.‘<br />

haben sich Unternehmen aus unterschiedlichen<br />

Branchen vernetzt und engagieren sich<br />

für eine lebensphasenorientierte Personalpolitik“,<br />

so Dr. Hefele. „Ich unterstütze Arbeitgeberinnen<br />

und Arbeitgeber gerne dabei, familienfreundliche<br />

Maßnahmen zu erarbeiten.“<br />

KONTAKT<br />

Koordinierungsstelle ,Frauenförderung in<br />

der privaten Wirtschaft‘ / Geschäftsstelle<br />

Verbund ,Frau und Betrieb e.V.‘<br />

Dr. Natalia Hefele<br />

Stadt Göttingen<br />

Hiroshimaplatz 1–4, 37083 Göttingen<br />

Tel. 0551 400 2860<br />

www.frauen-wirtschaft.de<br />

FOTO LUKA GORJUP<br />

Zeit für Entscheidungen<br />

Im Mittelpunkt von Mutter und Tochter steht<br />

immer die gesamte Familie.<br />

Das Behandlungsspektrum der Göttinger<br />

Zahnärztinnen Kremer umfasst<br />

nahezu alle Bereiche der modernen<br />

Zahnheilkunde, Zahnersatz, Wurzelkanal- und<br />

Zahnfleischbehandlungen sowie hochwertige<br />

Füllungen. Für die Kleinsten sind über den<br />

Behandlungsstühlen Bildschirme montiert.<br />

Bei Bedarf kann eine Behandlung auch unter<br />

Lachgas oder Vollnarkose stattfinden.<br />

IHRE ERSTE PRAXIS eröffnete Dr. Barbara<br />

Kremer im April 1991 auf dem Mittelberg. Neun<br />

Jahre später beschloss sie, sich im Bereich<br />

Kinder- und Jugendzahnheilkunde fortzubilden.<br />

Damit war sie die erste Kinderzahn ärztin<br />

in Göttingen und Umgebung – und der Zulauf<br />

war enorm.<br />

ENDE 2006 kam Tochter Dr. Kristina Kremer<br />

in die Praxis dazu, und die Räume auf dem<br />

Mittel berg waren schnell zu klein. Eine Entscheidung<br />

musste her: „Wir ziehen um!“ Es folgte<br />

ein aufwendiger Ausbau der Praxisräume im<br />

Alfred-Delp-Weg, bevor diese im Mai 2012<br />

bezogen werden konnten. Aber das war noch<br />

nicht das Ende, denn 2015 stand für die Kremers<br />

bereits die nächste Entscheidung und<br />

damit eine neue Baumaßnahme an: die Erweiterung<br />

der Praxis. Hier sind Mutter und Tochter<br />

mit ihrem Team stets für ihre Patienten da.<br />

KONTAKT<br />

Zahnärzte auf den Terrassen<br />

Dr. Barbara Kremer<br />

Dr. Kristina Kremer<br />

Alfred-Delp-Weg 6<br />

37085 Göttingen<br />

Tel: 0551 795323<br />

info@familienzahnarzt-kremer.de<br />

www.familienzahnarzt-kremer.de<br />

2 |<strong>2019</strong> 109


mensch<br />

Klare Worte<br />

gegen die Quote<br />

Die Frauenquote ist ein äußerst umstrittenes Thema: Sie legt fest, dass in bestimmten Großunternehmen<br />

die Aufsichtsräte zu mindestens 30 Prozent von weiblichen Mitarbeitern besetzt werden.<br />

<strong>faktor</strong> hat Top-Entscheiderinnen in Südniedersachsen dazu nach ihrer ganz persönlichen Meinung gefragt –<br />

und eindeutige Antworten erhalten.<br />

110 2 |<strong>2019</strong>


mensch<br />

KIRSTEN WEBER<br />

Hauptgeschäftsführerin des Arbeitgeberverbands<br />

Mitte e. V.<br />

„Jede Frau, die das Können hat, kann auf eine<br />

Frauenquote verzichten – die Einführung bzw.<br />

Ausweitung einer Frauenquote ist der falsche<br />

Weg! Das besonders häufig bemühte Argument<br />

für die Frauenquote ist, dass eine Frau bei gleicher<br />

Eignung die gleiche Chance haben soll wie<br />

ein männlicher Bewerber. Dumm nur, dass eine<br />

Quotenregelung genau dem (Leistungsprinzip)<br />

widerspricht. Die Entscheidung für oder gegen<br />

einen Bewerber darf sich nur nach objektiven<br />

Kriterien – Eignung hinsichtlich Stellen- und<br />

Persönlichkeitsprofil, Befähigung hinsichtlich<br />

Leistung und Qualifikation – richten.<br />

Zu befürchten ist zudem, dass viele Unternehmen<br />

eine Auseinandersetzung um die Quote<br />

dadurch zu vermeiden suchen, dass sie –<br />

auch bei vielleicht nicht gleicher Eignung –<br />

die Bewerberin einstellen. Ich bin der festen<br />

Überzeugung, dass eine Frauenquote nicht hilft,<br />

sondern es nur schlimmer macht. Jede Frau,<br />

die Jahre gebraucht hat, um sich ihre Führungsposition<br />

und den zugehörigen Respekt zu<br />

erarbeiten, darf sich dann wieder den Stempel<br />

,Quotenfrau‘ aufdrücken lassen. “<br />

»Frauen, die aufgrund einer Quotenregelung in eine<br />

Führungsposition gelangen, werden es schwer haben,<br />

sich durchzusetzen und sich den Respekt und die<br />

Wertschätzung der Kollegen zu verschaffen.«<br />

SUSANNE HELLER<br />

Inhaberin Betten Heller<br />

„Natürlich bin ich dafür, dass Frauen bei gleicher<br />

Qualifikation auch die gleichen Chancen auf<br />

Führungspositionen haben wie Männer. Allerdings<br />

glaube ich nicht, dass eine Frauenquote<br />

das geeignete Instrument ist, dies durchzusetzen.<br />

Frauen, die aufgrund einer Quotenregelung in<br />

eine Führungsposition gelangen, werden es<br />

schwer haben, sich durchzusetzen und sich den<br />

Respekt und die Wertschätzung der Kollegen zu<br />

verschaffen. Ich möchte keine Quotenfrau sein!<br />

Vielmehr müssen die Hindernisse beseitigt<br />

werden, die Frauen bisher davon abhalten, Führungspositionen<br />

zu übernehmen: Flexible<br />

Kinder betreuung, Karrierechancen auch in Teilzeit,<br />

weibliche Vorbilder, starke berufliche Netzwerke,<br />

die Anerkennung der Qualifikation von<br />

Frauen und das Wissen, dass heterogene Teams<br />

in der Regel bessere Entscheidungen treffen,<br />

können Frauen ermutigen und ermächtigen,<br />

auch im Beruf mehr Verantwortung zu<br />

übernehmen. “<br />

SUSANNE HELLER<br />

2 |<strong>2019</strong> 111


mensch<br />

ANNA-LENA KEILHOLZ<br />

Geschäftsführerin der HKS Sicherheitsservice<br />

GmbH<br />

DANIELA RUHSTRAT<br />

Geschäftsführerin Ruhstrat Haus­ und<br />

Versorgungstechnik GmbH<br />

„Die Besetzung von Führungspositionen<br />

sollte sich meines Erachtens nicht<br />

strikt nach einer Quotenregelung richten.<br />

Stattdessen müssen seitens Politik und<br />

Wirtschaft Rahmenbedingungen geschaffen<br />

werden, die ein Umdenken<br />

der deutschen Unternehmenslandschaft<br />

bewirken. Frauen muss es ermöglicht<br />

werden, das Familien- und Berufsleben<br />

so zu vereinbaren, dass diese doppelte<br />

Verantwortung kein Hindernis in der<br />

beruflichen Laufbahn und der Übernahme<br />

einer zeitintensiven Führungsposition<br />

darstellt.<br />

Entscheidend für die Besetzung einer<br />

Leitungsfunktion und den beruflichen<br />

Erfolg sind doch vor allem Faktoren<br />

wie fachliches Können, Engagement,<br />

Ehrgeiz und Willensstärke – egal ob<br />

bei Frauen oder Männern. Was nutzt<br />

die Quote, wenn diese Faktoren<br />

fehlen? “<br />

„Als Unternehmerin halte ich nichts<br />

von staatlichen Eingriffen in betriebliche<br />

Entscheidungen. Ich vertrete bei der<br />

Bewerberauswahl immer die Ansicht,<br />

die am besten Geeignete oder den am<br />

besten Geeigneten für die zu besetzende<br />

Stelle zu finden, unabhängig von Geschlecht,<br />

Nationalität, Religion oder<br />

Ähnlichem. Bei uns im Handwerk bewerben<br />

sich häufig gar keine Frauen.<br />

Man muss das Problem eher auf<br />

gesellschaftlicher Ebene lösen mit<br />

,geschlechtsneutraler‘ Erziehung und<br />

Verbesserung der Vereinbarkeit von<br />

Beruf und Familie – für Mann und Frau.<br />

Häufig sind wir Frauen schon jetzt<br />

besser qualifiziert als die Männer, arbeiten<br />

aber in Teilzeit für weniger Geld<br />

und organisieren ,nebenbei‘ Haushalt<br />

und Kinder. Daran können wir nur<br />

selbst etwas ändern, indem wir uns für<br />

unsere persönlichen Ziele einsetzen. “<br />

»Ich glaube, dass wir langfristig keine Frauenquote<br />

benötigen, die Wirtschaft aber aktuell noch nicht die<br />

entsprechende Reife hat. «<br />

BIANCA HOLLER<br />

BIANCA HOLLER<br />

Head of Global Human Resources<br />

Ottobock<br />

„Ich glaube, dass wir langfristig keine<br />

Frauenquote benötigen, die Wirtschaft<br />

aber aktuell noch nicht die entsprechende<br />

Reife hat. Unter anderem fehlt<br />

es an Flexibilität in der Ausgestaltung<br />

von Führungsrollen. Ich bin jedoch<br />

überzeugt, dass sich die Rolle von<br />

Führungskräften künftig stärker in<br />

Richtung einer koordinierenden<br />

,Enabler‘- Funktion entwickeln wird.<br />

Dadurch entstehen Möglichkeiten<br />

für Job-Sharing und flexiblere Arbeitsmodelle,<br />

um Beruf und Familie in<br />

Einklang zu bringen. Zusätzlich ist die<br />

Politik gefragt, individuelle Betreuungsangebote<br />

zu schaffen.<br />

Mit Blick auf die demografische<br />

Entwicklung und die Vorteile, die<br />

Diversität – die Vielfalt und Vielfältigkeit<br />

von Mitarbeitern – mit sich bringt,<br />

dürfen wir das Potenzial motivierter,<br />

gut ausgebildeter Frauen nicht ungenutzt<br />

lassen. Bei Ottobock wollen wir<br />

deshalb Frauen nach Kräften fördern. “<br />

112 2 |<strong>2019</strong>


mensch<br />

BIRGITT WITTER-WIRSAM<br />

geschäftsführende Gesellschafterin HolzLand Hasselbach,<br />

Vizepräsidentin der IHK Hannover, Vorsitzende<br />

des Wirtschaftsausschusses Göttingen sowie Präsidentin<br />

des Arbeitgeberverbands Mitte e.V.<br />

»Ob in der Forschung oder in Unternehmen<br />

– wir sollten eine ausgewogene<br />

Mischung aus Frauen und Männern<br />

anstreben, die das Beste aus beiden Kulturen<br />

vereint. Wenn wir dieses Ziel erreichen,<br />

wäre dies wohl einer der bedeutendsten<br />

Kultur wandel der vergangenen 50 Jahre.«<br />

„Für mich persönlich ist das Thema ein rotes<br />

Tuch. Sie ist nicht nötig! Warum? Ehrlicherweise<br />

gibt es einfach noch zu wenig erfahrene<br />

Frauen, die es wirklich wollen.<br />

Den meisten ist der Preis einfach zu hoch.<br />

Denn dieser lautet häufig: fast kein Familienleben<br />

und/oder keine Kinder, und der Partner<br />

bleibt meistens auch noch auf der Strecke.<br />

Zudem sind in den Führungspositionen noch<br />

immer Machtspielchen und Ellenbogen gefragt.<br />

Frauen mit zu viel Herz – und Verstand – haben<br />

es da schwer und müssten ihr Verhalten anpassen.<br />

Denn letzten Endes sollte immer der oder<br />

die Geeignetste für den Job gewinnen.<br />

Dass dies auch ohne Quote funktioniert,<br />

dafür ist die IHK selbst das beste Beispiel:<br />

Im September 2020 tritt Maike Bielfeldt ihren<br />

Posten als Hauptgeschäftsführerin der IHK<br />

Hannover an. Sie hat sich aus 120 Bewerbern<br />

durchgesetzt, weil sie einfach die besten Qualifikationen<br />

hat und damit alle überzeugen konnte!<br />

In Zukunft werden sich die Führungspositionen<br />

auch automatisch weiter unter den<br />

Geschlechtern aufteilen. Denn inzwischen<br />

studieren ebenso viele Mädchen wie Jungen<br />

und haben damit die gleichen Voraussetzungen.<br />

Noch ein Beweis, dass wir die Quote nicht<br />

brauchen? Aus dem Titel ,Frauenbeauftragte‘<br />

ist inzwischen der ,Gleichstellungsbeauftragte‘<br />

geworden. Die Zeiten haben sich geändert.<br />

Und welche Frau möchte nur wegen der Quote<br />

schon einen Posten haben! “<br />

ULRIKE BEISIEGEL<br />

Präsidentin der Georg­August­Universität Göttingen<br />

„Ich glaube nicht, dass die Frauenquote eine<br />

adäquate Lösung darstellt – vielmehr brauchen wir<br />

einen echten Kulturwandel im Wissenschaftssystem.<br />

Die Diskussionskultur in Männerkreisen ist eine<br />

andere als unter Frauen, es herrschen andere Spielregeln<br />

und Codes. Diese gegenseitig zu erkennen<br />

und anzuerkennen, ist wichtig. Und dazu müssen<br />

wir uns alle unserer unbewussten geschlechtsspezifischen<br />

Vorurteile im Kopf bewusst werden und diese<br />

abbauen.<br />

Ob in der Forschung oder in Unternehmen –<br />

wir sollten eine ausgewogene Mischung aus Frauen<br />

und Männern anstreben, die das Beste aus beiden<br />

Kulturen vereint. Wenn wir dieses Ziel erreichen,<br />

wäre dies wohl einer der bedeutendsten Kulturwandel<br />

der vergangenen 50 Jahre. “<br />

ULRIKE BEISIEGEL<br />

2 |<strong>2019</strong> 113


mensch<br />

Die vier ,Mütter des Grundgesetzes‘ im Jahr 1948: Elisabeth Selbert (r.) mit Helene Wessel, Helene Weber, Friederike Nadig (v.l.)<br />

FOTO: BESTAND ERNA WAGNER-HEHMKE, HAUS DER GESCHICHTE, BONN<br />

114 2|<strong>2019</strong><br />

»In meinen kühnsten Träumen habe ich nicht erwartet, dass der Antrag<br />

abgelehnt werden würde. Die Frau (…) muss auf allen Rechtsgebieten<br />

dem Manne gleichgestellt werden! «


mensch<br />

Die Sternstunde<br />

ihres Lebens<br />

Elisabeth Selbert ist eine der ,Mütter des Grundgesetzes‘, das vor 70 Jahren verabschiedete wurde.<br />

Dass es in Artikel 3 heißt, „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“, ist vor allem ihr – deren Weg<br />

sie für eine prägende Zeit nach Göttingen führte – und ihren Mitstreiterinnen zu verdanken.<br />

TEXT NORMAN LIPPERT<br />

Am 22. September 1896 wird Martha<br />

Elisabeth Rohde als zweites von vier<br />

Kindern eines Justizoberwachtmeisters<br />

in Niederzwehren bei Kassel geboren.<br />

Weil ihr der Weg zu einer Lehrerausbildung<br />

verwehrt blieb, absolviert<br />

sie die Höhere Handelsschule und beginnt 1913 als Auslandskorrespondentin<br />

bei einem Kasseler Unternehmen.<br />

Im Jahr 1918 lernt sie Adam Selbert kennen, den damaligen<br />

Vorsitzenden des Arbeiter- und Soldatenrates in<br />

Niederzwehren. Von ihm für das politische Engagement<br />

begeistert, tritt sie in die SPD ein und wird kurz darauf<br />

zur Gemeindeverordneten gewählt.<br />

Zwei Jahre später heiratet das Paar, 1921 kommt der<br />

erste Sohn zur Welt, und im Jahr 1922 folgt der zweite. In<br />

einer klassischen Ehe der damaligen Zeit wäre damit die<br />

berufliche Karriere der Ehefrau – ganz zu schweigen von<br />

ihrem politischen Engagement – beendet gewesen. Doch<br />

die Selberts führen eine partnerschaftliche, gleichberechtigte<br />

Ehe. Anstatt sich allein um den Haushalt und die<br />

Kinder zu kümmern, behält Elisabeth Selbert ihre politischen<br />

Ämter, holt mit 30 Jahren das Abitur nach und<br />

nimmt anschließend ein Studium der Rechtswissenschaften<br />

auf – bestärkt von ihrem Ehemann und der Familie.<br />

Im Jahr 1926 beginnt Elisabeth Selbert ihr Studium an<br />

der Marburger Universität. Auch wenn Frauen zu dieser<br />

Zeit teilweise mehr als 20 Prozent der Studierenden ausmachen,<br />

werden sie im männlich geprägten Universitätsbetrieb<br />

häufig als Fremdkörper angesehen. Elisabeth<br />

Selbert sticht zusätzlich hervor, denn sie ist deutlich älter<br />

als ihre Kommilitoninnen, dazu noch Mutter von zwei<br />

Kindern, politisch engagiert und äußerst zielstrebig.<br />

EIN SCHNELLSTMÖGLICHER ABSCHLUSS ihres Studiums<br />

ist aus finanziellen Gründen unumgänglich: Die<br />

Studiengebühren von 250 Mark pro Semester und die<br />

monatlichen Fahrtkosten von rund 40 Mark – an ein<br />

Zimmer ist nicht zu denken – übersteigen die finanziellen<br />

Möglichkeiten der Selberts. Ohne familiäre Unterstützung<br />

wären diese Anstrengungen nicht zu meistern<br />

gewesen. Während Adam Selbert den Lebensunterhalt<br />

bestreitet und Elisabeth täglich zur Universität pendelt,<br />

kümmern sich die Großeltern um die beiden Enkel und<br />

eine Schwester um den Haushalt.<br />

2|<strong>2019</strong> 115


mensch<br />

Im Wintersemester 1927 schreibt sich Elisabeth Selbert<br />

schließlich unter der Matrikelnummer 111 an der<br />

Juristischen Fakultät der Georg-August-Universität in<br />

Göttingen ein. Sie ist eine von fünf Frauen unter 350 Studierenden.<br />

Der Wechsel nach Göttingen wurde notwendig,<br />

weil sie in Marburg keinen Doktorvater findet. Am<br />

täglichen Pendeln ändert sich zuweilen ebenso wenig wie<br />

an ihrer Zielstrebigkeit.<br />

ÜBER IHREN STUDENTISCHEN ALLTAG in Göttingen<br />

ist nur wenig bekannt. Elisabeth Selbert steht für gewöhnlich<br />

um sechs Uhr auf, bereitet das Frühstück für<br />

die Familie vor und legt ihren Söhnen die Kleider zurecht.<br />

Anschließend macht sie sich auf den Weg nach<br />

Göttingen, besucht ihre juristischen Veranstaltungen im<br />

Auditorium und kehrt abends nach Kassel zurück. An<br />

ein ausgelassenes Studentenleben, Ausflüge mit den<br />

Kommilitonen oder Konzert- und Theaterbesuche ist in<br />

all den Jahren nicht zu denken, weder finanziell noch<br />

zeitlich. Das Studium geht vor. Im Oktober 1929 besteht<br />

sie das 1. Staatsexamen beim Oberlandesgericht Kassel.<br />

Noch im selben Jahr reicht sie ihre fertige Dissertation<br />

zur ,Ehezerrüttung als Scheidungsgrund‘ ein und wird<br />

nach Bestehen der mündlichen Prüfung im Juli 1930 zur<br />

Doktorin der Rechtswissenschaften promoviert. Doch<br />

die jahrelange Dauerbelastung fordert während des anschließenden<br />

Referen dariats ihren Tribut: Elisabeth Selbert<br />

erleidet einen Nervenzusammenbruch. Es dauert ein<br />

halbes Jahr, bis sie das Referendariat fortführen kann.<br />

Im Jahr 1934 wird sie als eine der letzten Anwältinnen<br />

in Deutschland zugelassen, bevor die Nationalsozialisten<br />

diesen Berufsweg für Frauen verschließen. Im Jahr zuvor<br />

hatten die Nationalsozialisten im Zuge der Machtübernahme<br />

mehrere Tausend Gewerkschafter, Kommunisten<br />

und Sozialdemokraten aus dem Staatsdienst entlassen,<br />

teilweise verhaftet und interniert. Auch Adam Selbert ist<br />

hiervon als sozialdemokratischer Kommunalpolitiker<br />

betroffen. Er wird zwar nach einigen Wochen aus der<br />

Haft entlassen, muss aber fortwährend auf seine früheren<br />

Beamtenbezüge verzichten. Bis zum Kriegsende 1945<br />

gelingt es der Anwältin Selbert, die Familie zu ernähren.<br />

NACH ENDE DES ZWEITEN WELTKRIEGS wird Dr. Elisabeth<br />

Selbert in den Kasseler Stadtrat, zum Mitglied der<br />

verfassunggebenden Landesversammlung Hessens und<br />

in den SPD-Parteivorstand gewählt. Im <strong>Sommer</strong> 1948<br />

verfügen die Westalliierten die Bildung des Parlamentarischen<br />

Rates, welcher der zukünftigen Bundesrepublik<br />

eine demokratische Verfassung geben soll. Die hoch qualifizierte<br />

Juristin wird in ihrer hessischen Heimat jedoch<br />

nicht nominiert. Es ist der Fürsprache des SPD-Vorsitzenden<br />

Kurt Schumacher und der Frauenbeauftragten<br />

im SPD-Vorstand, Herta Gotthelf, zu verdanken, dass<br />

der niedersächsische Landtag die in Göttingen ausgebildete<br />

Doktorin der Rechtswissenschaften schließlich in<br />

den Parlamentarischen Rat entsendet.<br />

BIS DER MÄNNER UND FRAUEN gleichstellende Satz<br />

jedoch in das Grundgesetz aufgenommen wird, liegt ein<br />

steiniger Weg vor Elisabeth Selbert und ihren Mitstreiterinnen.<br />

Im September 1948 lehnt der Ausschuss für<br />

Grundsatzfragen die von Elisabeth Selberts Parteikollegin<br />

Friederike Nadig eingebrachte Formulierung ,Männer<br />

und Frauen sind gleichberechtigt‘ ab. Nachdem<br />

Selbert mit einem gleichlautenden Vorschlag im Dezember<br />

1948 ein zweites Mal im Hauptausschuss scheitert<br />

– wohlgemerkt auch am Widerstand der beiden Vertreterinnen<br />

der bürgerlichen Parteien –, startet sie zusammen<br />

mit Herta Gotthelf eine deutschlandweite Protestkampagne.<br />

Während die rhetorisch erfahrene Selbert das daraus<br />

resultierende „Trommelfeuer von Petitionen, Resolutionen<br />

und Telegrammen“ öffentlichkeitswirksam einzusetzen<br />

weiß, kritisiert es der damalige FDP-Vertreter und<br />

spätere Bundespräsident, Theodor Heuss, als „Quasistürmlein“.<br />

TATSÄCHLICH ERREICHEN DEN Parlamentarischen Rat<br />

weniger als 50 Eingaben, viele davon erst nach der Abstimmung.<br />

Noch Jahrzehnte später wird es Dr. Elisabeth<br />

Selbert als ihre persönliche Sternstunde bezeichnen, dass<br />

der Hauptausschuss des Parlamentarischen Rates am<br />

18. Januar 1949 den Artikel 3, Absatz 2 annimmt und es<br />

seitdem im Grundgesetz heißt: „Männer und Frauen<br />

sind gleichberechtigt.“<br />

Auf den großen persönlichen wie politischen Triumph<br />

folgt allerdings – im Gegensatz zu vielen männlichen<br />

Mitgliedern des Parlamentarischen Rates – keine politische<br />

Karriere. Obwohl sie bei den Wahlen zum ersten<br />

Bundestag im Jahr 1949 auf dem vielversprechenden<br />

zweiten Listenplatz der hessischen SPD steht, fehlen ihr<br />

schlussendlich 200 Stimmen zum Bundestagsmandat.<br />

Ein hohes politisches Amt bleibt ihr später genauso verwehrt<br />

wie eine Position am Bundesverfassungsgericht.<br />

Bis Ende der 1950er-Jahre zieht sich Selbert von allen<br />

politischen Ämtern zurück und konzentriert sich fortan<br />

auf ihre Kanzlei. Am 9. Juni 1986 verstirbt Dr. Elisabeth<br />

Selbert im Alter von 89 Jahren in Kassel.<br />

WER SICH HEUTE IN GÖTTINGEN auf die Suche nach<br />

Selberts Spuren begibt, wird schnell feststellen: Kein<br />

Denkmal, keine Gedenktafel und auch kein Straßenname<br />

erinnert an die Mutter des Grundgesetzes.<br />

Doch gänzlich vergessen ist sie nicht: Im Jahr 2015 hat<br />

die Göttinger Kriminologieprofessorin Katrin Höffler an<br />

der Juristischen Fakultät das Elisabeth-Selbert-Mentoring-Programm<br />

ins Leben gerufen. Dieses soll juristische<br />

Wissenschaftlerinnen durch Seminare und Workshops<br />

fördern und miteinander vernetzen. Darüber hinaus<br />

wurde im Rahmen eines Stadtrundganges zum 100.<br />

Jubiläum des Frauenwahlrechts erst kürzlich an Elisabeth<br />

Selberts Beitrag zur Gleichberechtigung und ihre<br />

kurze Zeit in Göttingen erinnert.<br />

116 2 |<strong>2019</strong>


mensch<br />

BILDRECHTE: STIFTUNG ARCHIV DER DEUTSCHEN FRAUENBEWEGUNG<br />

Ein Stück Zeitgeschichte: Elisabeth Selberts handschriftlich bearbeitetes Grundgesetz<br />

2|<strong>2019</strong> 117


mensch<br />

Im Internet zu Hause<br />

Die Göttingerin Luana Theodoro da Silva hat aus ihrem Privatleben einen Job gemacht und gründete<br />

als erfolgreiche Social-Media-Influencerin ihr eigenes Unternehmen.<br />

TEXT RUPERT FABIG FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

118 2 |<strong>2019</strong>


mensch<br />

2 |<strong>2019</strong> 119


mensch<br />

FOTOS: LUANA DA SILVA<br />

Ihr ganzes Leben auf Social Media:<br />

Instagram @luana Silva<br />

Youtube youtu.be/SDp5JNLZ-c8<br />

www.luana-silva.com<br />

www.lookfamed.de<br />

120 2 |<strong>2019</strong>


mensch<br />

»Entschuldige bitte,<br />

ich muss kurz eine Story machen.«<br />

Geschlagene 50 Minuten widersteht Luana<br />

Theodoro da Silva der Versuchung, ihr<br />

brandneues Smartphone auch nur eines<br />

Blickes zu würdigen. Dabei ploppen<br />

minütlich Benachrichtigungen für<br />

sie auf. Ton aus, Vibration deaktiviert.<br />

Beim Stand von Lookfamed beim Festival der Online-<br />

Marketing-Rockstars (OMR) Mitte Mai in Hamburg, der<br />

weltweit größten Messe für digitale Vermarktung sowie<br />

Technologie, ist es wuselig. Ständig ist die Unternehmensgründerin<br />

gefragt. Doch sie bleibt fokussiert. Jetzt zählt<br />

nur das Interview für diesen Artikel. Erst einer Kollegin<br />

aus der sogenannten Influencer-Szene gelingt es schließlich,<br />

die Chefin aus dem Gespräch zu reißen. Man sieht sich<br />

nun mal nicht alle Tage. Vor einer riesenhaften Blütenwand,<br />

die den Messestand der Gründerin ziert, werden Herzlichkeiten<br />

und Umarmungen ausgetauscht, dann der<br />

Griff zum Handy. „Entschuldige bitte, ich muss kurz<br />

eine Story machen“, sagt die Göttingerin, ihre achtmonatige<br />

Tochter L ucia auf dem Arm haltend. Selfie-Modus<br />

an, kurzer Bericht an die Fans, wen sie hier gerade zufällig<br />

getroffen hat, ehe die Kollegin den Zuschauern berichtet,<br />

wie gerne sie ihre „Chanel-Tasche gegen das Baby<br />

tauschen“ würde. Thema erledigt, ein Leben im Akkord.<br />

DA SILVA IST ALSO EINE dieser berüchtigten Influencerinnen,<br />

die auf der sozialen Plattform Instagram unterwegs<br />

sind. Äußerst erfolgreich sogar. Mehr als 500.000<br />

Menschen folgen der 28-Jährigen dort. Also, was genau<br />

tut sie da? Wer sich in puncto Social Media bestens auskennt<br />

und mit dem Schlagwort Influencer etwas anfangen<br />

kann, darf die folgende Passage gerne überspringen<br />

wie ein lästiges Lied auf der Spotify- Playlist. Aber erst<br />

nach dem nächsten Satz, denn der ist wichtig fürs weitere<br />

Verständnis: @luanasilva, so ihr Instagram-Name, ist<br />

alles andere als ein Modepüppchen – kein Maserati, der<br />

beim Blick unter die Motorhaube ein fehlendes Getriebe<br />

offenbart.<br />

So, nun weiterlesen oder beim nächsten Absatz wieder<br />

einsteigen. Für die Dabeigebliebenen: Instagram ist<br />

eine inzwischen gigantisch gewachsene Online-Plattform,<br />

die weltweit rund eine Milliarde Menschen<br />

nutzen. Dort können Fotos und Videos hochgeladen<br />

werden, die denjenigen angezeigt werden, die dem eigenen<br />

Profil folgen. Influencer (Beeinflusser) wiederum<br />

sind, um es vereinfacht zu formulieren, Werbefiguren,<br />

von denen einige zu Ikonen mutieren, die Insta gram<br />

nutzen, um unter anderem Produkte an ihre Fan-Schar<br />

zu vermarkten.<br />

2|<strong>2019</strong> 121


mensch<br />

» Im Optimalfall findet mit<br />

den Followern sogar ein direkter<br />

kommunikativer Austausch statt.<br />

Das hat eine Art Freundschaftscharakter. «<br />

VOR FÜNF ODER SECHS JAHREN, so genau weiß sie<br />

das selbst nicht mehr, habe sie sich ein Instagram-Profil<br />

angelegt, erinnert sich die Tochter des stadtbekannten<br />

<strong>faktor</strong>-Fotografen Alciro Theodoro da Silva. Damals<br />

studierte sie Betriebswirtschaftslehre an der PFH in Göttingen.<br />

„Ich war schon immer ein künstlerisch veranlagter<br />

Mensch“, erklärt die Deutsch-Brasilianerin, deren<br />

Beiträge zunächst überwiegend das Thema Mode behandelten.<br />

Sie analysiert erfolgreiche Profile und bemerkt:<br />

Wer kontinuierlich Bilder hochlädt und regelmäßig aktiv<br />

ist – was der Instagram-Algorithmus verlangt – erhöht<br />

seine Reichweite um ein Vielfaches. Zu diesem Thema,<br />

dem Influencer- Marketing, verfasst die junge Mutter<br />

eine Hausarbeit. „Mit der ich durchgefallen bin“,<br />

berichtet da Silva und lacht herzlich. Der Karriere hat es<br />

nicht geschadet, die nahm bald Fahrt auf. Zunächst eröffnete<br />

sie in Eigenregie einen Online-Shop für Anziehsachen.<br />

Produktkauf, -fotografie und -versand lagen komplett<br />

in ihrer Hand. „Ich habe schon im Stu dium gemerkt,<br />

dass ich gerne selbstständig arbeite.“ Von Anfang<br />

an erhielt sie große Unterstützung von ihrem Ehemann<br />

Philip. Was sich auch auf der Messe beobachten lässt,<br />

denn während seine Frau von einem Termin zum nächsten<br />

hetzt, hält er Töchterchen Lucia liebevoll auf dem<br />

Arm und bespaßt sie.<br />

Gegenüber herkömmlicher Werbung hat die über die<br />

sozialen Medien einen gewaltigen Vorteil: Sie besitzt einen<br />

persönlichen Bezug. Kaum einer der Influencer eröffnete<br />

sein Profil mit der Intention, zur Werbefigur zu<br />

werden. Oft ist es anfänglich nur ein Austausch mit Bekannten<br />

und Freunden. „Im Optimalfall findet mit den<br />

Followern sogar ein direkter kommunikativer Austausch<br />

statt. Das hat eine Art Freundschaftscharakter“, so da<br />

Silva. Ein Quantensprung im Vergleich zur unpersönlichen<br />

TV- oder Online-Werbung. Die Darstellung auf der<br />

Plattform zeigt dann mitunter auch keine Hochglanzwelt,<br />

sondern „das reale Leben ganz normaler anderer<br />

Personen“, betont die Lookfamed-Gründerin, die bei der<br />

Messe lässig im grauen Kapuzenpulli aufläuft. „Es sind<br />

Inhalte, die schnell zu fassen sind, keine 50-Seiten-Texte.“<br />

Die Bandbreite ist riesig, es geht um Handwerk,<br />

Musik; selbst Zahnärzte präsentieren mittlerweile ihre<br />

Arbeit via Social Media.<br />

WER WIRKLICH GELD VERDIENT, ist davon abhängig,<br />

welche Reichweite er besitzt. Den jenigen bitten Unternehmen<br />

dann gezielt, für ihre Produkte zu werben. Angefangen<br />

vor drei bis vier Jahren mit zugesandten Bikinis,<br />

die im Austausch für fünf gepostete Bilder behalten<br />

werden dürfen. Neben Mode hat sich da Silva auf Beauty<br />

spezialisiert. Die Haarpflegemarke Pantene ist seit zwei<br />

Jahren ihr größter und bekanntester Partner. Hierfür ist<br />

sie Model in Werbespots im Internet und zudem in<br />

Zeitschriften abgebildet. Passend, denn die Haare der<br />

Göttingerin sind eines der auffälligsten Merkmale ihres<br />

nahezu makellosen Äußeren, das mit einem scharfen Verstand<br />

und einer sympathischen Natür lichkeit gepaart ist.<br />

ABER KANN JEDER INFLUENCER? Lassen wir die Expertin<br />

selbst sprechen, die vor zwei Jahren zusammen<br />

mit den PFH-Absolventen Daniel Hartmann, Sebastian<br />

Röske und Anton Ha mit Lookfamed eine Agentur gegründet<br />

hat, die unter anderem 25 Influencer exklusiv<br />

betreut. „Man muss sich schon erstmal eine eigene Community<br />

aufgebaut haben. Niemand kann erwarten, aus<br />

dem Nichts Angebote zu bekommen.“ Und in erster<br />

Linie sei Instagram ja auch keine Werbeplattform, sondern<br />

eine zum privaten Austausch via Fotos, Storys und<br />

kleineren Texten. Einige von denjenigen, die es trotzdem<br />

geschafft haben, betreut Lookfamed. „Wir unterstützen<br />

bei der kreativen Entwicklung von Inhalten und fungieren<br />

als Schutzschild, damit sich niemand ausnehmen<br />

lässt. Uns ist wichtig, in unserer Arbeit super transparent<br />

zu sein“, unterstreicht da Silva. Influencer- Marketing,<br />

davon ist sie überzeugt, wird es so lange geben, wie das<br />

Internet existiert. Es verschiebe sich lediglich auf andere<br />

Plattformen. Das Fernsehen werde mehr und mehr als<br />

Werbeplattform Nummer eins abgelöst, Jugendliche haben<br />

inzwischen mehr Interesse an Online-Angeboten,<br />

sagt sie. Lookfamed berät zudem Firmen, beispielsweise<br />

die Sparkasse Göttingen, hinsichtlich deren Social- Media-<br />

Strategie. Es gibt individuelle Unterstützung, von der<br />

Strategieentwicklung bis zur Produktion von Inhalten,<br />

sei es durch Workshops, die Erstellung von Plänen oder<br />

die regelmäßige Begleitung. Um sämtliche Partner, mit<br />

denen Lookfamed bereits zusammengearbeitet hat, zu<br />

erfassen, benötigt es auf der Unternehmenswebsite mindestens<br />

drei kräftige Zeigefinger-Scrolls mit der Maus.<br />

122 2 |<strong>2019</strong>


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mensch<br />

Gelistet sind auch richtige Hausnummern wie Nike, der<br />

FC Bayern München und Mercedes-Benz.<br />

Ansässig im Wagenstieg 12, beschäftigt ihr Start-up<br />

nun mehr fast 30 Mitarbeiter, viele davon sind Studenten,<br />

die in Teilzeit angestellt sind. Als das Büro gegründet<br />

wurde, waren die Räumlichkeiten nahe des Real-Markts<br />

in Weende etwas zu groß, weswegen der Südniedersächsin,<br />

die extrem an ihrer Heimatstadt hängt, die nächste<br />

Geschäftsidee kam: die Gründung eines Co-Working-<br />

Spaces, genannt W12 (von Wagenstieg 12, über die mangelnde<br />

Kreativität schauen wir hinweg). Inzwischen sind<br />

die Arbeitsplätze fast ausschließlich von eigenen Kollegen<br />

besetzt.<br />

DA ZWEI STANDBEINE sowie das Mutterdasein da Silva<br />

bei Weitem nicht auslastet, vertreibt sie über die Lookfamed<br />

Handels GmbH außerdem noch Kunstblumen und<br />

seit Kurzem die vegane Naturkosmetik- Pflegeserie Elvielle.<br />

Und während ihre stets freundlichen Angestellten bei<br />

der Messe auf Lookfamed aufmerksam machen, wirft da<br />

Silva einen kurzen Blick auf Lucia – die selbst schon ein<br />

kleiner Internetstar geworden ist, taucht sie doch regelmäßig<br />

auf den Bildern ihrer Mama auf. Am Anfang wollte<br />

sie ihre Kleine dort nicht zeigen, aber irgendwann habe<br />

sie das etwas lockerer ge sehen, und die Rückmeldungen<br />

seien total positiv. „Ein Kinderlachen kann eben die ganze<br />

Welt erhellen.“<br />

Von ihren Followern erhalte sie zahlreiche Erziehungsratschläge<br />

und stehe in regem Austausch. „Ich bekomme<br />

bezüglich des Zeigens von Lucia so gut wie gar keine<br />

Kritik. Ich versuche, sie nicht zum Fokus zu machen, verstecke<br />

sie aber auch nicht.“ Ein finanzieller Nutzen ergibt<br />

sich aus den Baby-Impressionen nicht. Nur ein noch<br />

exakteres Bild der Realität, das eine glückliche dreiköpfige<br />

Familie zeigt.<br />

GLÜCKLICH ZU SEIN, ist das Motiv bei der Arbeit von<br />

da Silva: „Es ist mein Leitmotto und die Philo sophie<br />

meines Unternehmens.“ Entscheidend dabei sei aber,<br />

auch Raum für Unzufriedenheit zu lassen, da dies als<br />

Motor dienen könne. „Glücklichsein ist ein Prozess, eine<br />

Grundzufriedenheit bleibt länger bestehen“, erklärt die<br />

Influencerin zum Schluss ein wenig nachdenklich und<br />

fügt dann noch etwas hinzu, das nahezu durch die Bank<br />

sämtliche erfolgreichen Menschen sagen: „Du darfst<br />

keine Angst davor haben zu scheitern, sondern musst<br />

deine Träume verfolgen. Nur dann können sie wahr werden.“<br />

Luana Theodoro da Silva ist das beste Beispiel dafür,<br />

wie viel Wahrheit in diesem Satz steckt.<br />

124 2 |<strong>2019</strong><br />

ERFOLGSREZEPT VON DER EXPERTIN<br />

Was macht einen erfolgreichen Instagram-Account aus?<br />

Leidenschaft: Wähle Themen, die du mit Leidenschaft<br />

verfolgst und über die du gerne sprichst und dich austauschst.<br />

Wer etwas liebt, wird gut darin.<br />

Kontinuität: Nicht nur in den Sozialen Medien sind Regelmäßigkeit<br />

und Kontinuität ein extrem großer Erfolgs<strong>faktor</strong>.<br />

Wer diesen Faktor mit Qualität kombiniert, hebt sich<br />

von allem ab.<br />

Authentizität: Die Menschen wollen Geschichten von realen<br />

Menschen, sie wollen Emotionen, Unterhaltung und<br />

spannende Informationen. Dies, basierend auf großer<br />

Authentizität, reißt die Menschen mit.<br />

FOTO LUANA SILVA


„Es besteht keinerlei Chance, dass<br />

das iPhone einen signifikanten<br />

Marktanteil erreicht. Keine Chance.“<br />

Steve Ballmer (Microsoft CEO), 2007<br />

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mensch<br />

Ein Rheinländer<br />

kommt an<br />

Michael Birlin ist neues Vorstandsmitglied der Sparkasse Göttingen.<br />

Nach vielen Stationen in ganz Deutschland sucht er jetzt hier seine neue Heimat.<br />

Weil es nicht nur am Rhein so schön ist.<br />

TEXT ANJA DANISEWITSCH FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

Als Michael Birlin vor rund 35 Jahren sammeln.“ Der 53­Jährige muss schmunzeln, wenn er an<br />

seine Ausbildung bei der Deutschen die Anfänge seiner Karriere zurückdenkt, entschied er<br />

Bank in Köln begann, sah seine erste sich doch unter anderem auch deshalb für eine Bankausbildung,<br />

weil er seinen älteren Bruder, ebenfalls ein Ban­<br />

Aufgabe jeden Morgen so aus: hinter<br />

dem Schalter niederknien, eine Box ker, so bewunderte: immer Anzug, immer Krawatte – immer<br />

schick.<br />

herausziehen und von Hand einen<br />

Stapel Kontoauszüge einsortieren – Seit dem 1. April besetzt Birlin nun seinen Posten in der<br />

einzeln für jeden Kunden. Da scheint es kaum mehr verwunderlich,<br />

dass sein damaliger Filialleiter auch erwartener<br />

Tor. Aus seinem Büro kann er über die Dächer der<br />

Vorstandsetage des neuen Sparkassen­Forums am Grote,<br />

dass die Angestellten nicht nur die Namen ihrer Kunden<br />

kannten, wenn sie in die Bank kamen, sondern auch am Rande der Stadt. Doch viel Zeit hat er dafür nicht.<br />

Göttinger Südstadt blicken und sieht die grünen Hügel<br />

deren Kontonummer auswendig wussten. „Ich bin immer<br />

als Erster auf die Kunden zugegangen, weil ich schon sächlich damit, mir einen Überblick zu verschaffen. Und<br />

„Die ersten Tage in meinem Amt verbrachte ich haupt­<br />

damals so viel Freude hatte am Vertrieb, am Bankgeschäft<br />

und an der Kundenbetreuung“, erzählt Birlin, gebürtige Kölner, der ab sofort neben dem Vorstandschef<br />

das ist auch heute noch Teil meiner Arbeit“, erklärt der<br />

der neue stellvertretende Vorsitzende des Vorstands der Rainer Hald innerhalb des Geschäftsgebiets das Gesicht<br />

Sparkasse Göttingen. „Nur wenige Jahre danach entdeckte der Sparkasse sein wird. „Denn um die Sparkasse hier<br />

ich meine Liebe für das Wertpapiergeschäft – und habe weiter voranzubringen, muss ich ihre DNA verstehen<br />

selbst früh angefangen, in diesem Metier Erfahrungen zu und die Region besser kennenlernen.“<br />

126 2 |<strong>2019</strong>


mensch<br />

2 |<strong>2019</strong> 127


mensch<br />

» Was mich an dem Vorstandsposten gereizt hat, ist vor allem,<br />

dass die Sparkasse auf Wachstumskurs und Digitalisierung setzt und nicht<br />

ausschließlich auf: Kosten sparen, Kosten sparen, Kosten sparen. «<br />

Im Auswahlverfahren für den Vorstandsposten setzte<br />

sich Birlin auch deshalb gegen insgesamt 50 Mitbewerber<br />

durch, weil er über die Jahre besonders im Vertrieb<br />

und in der Mitarbeiterführung wertvolle Erfahrungen<br />

gesammelt hatte und seine Kompetenz unter Beweis<br />

stellen konnte. „Mein Motto ist: In Chancen denken<br />

anstatt in Risiken – auch wenn man als Banker natürlich<br />

immer das unternehmerische Risiko mit im Blick hat“,<br />

sagt Birlin.<br />

IN CHANCEN ZU DENKEN, hat ihm schon oft geholfen,<br />

gute Entscheidungen für seinen weiteren Karriereweg zu<br />

treffen. Wie damals als er, 24 Jahre alt, nach New York<br />

flog, um Urlaub zu machen. Er hatte seine Ausbildung<br />

abgeschlossen und ein BWL­Studium begonnen, um seinem<br />

beruflichen Ziel, dem Private Banking und Wertpapierhandel,<br />

näher zu kommen. „Ich war an der Wallstreet<br />

und kam an der Commerzbank vorbei. Da ging<br />

ich kurzentschlossen hinein und fragte, ob sie nicht zufällig<br />

einen Praktikanten suchten …, und ich bekam tatsächlich<br />

diesen heiß begehrten Job“, erzählt Birlin sichtlich<br />

zufrieden.<br />

Auch als er nach dem Studium bei der HypoVereinsbank<br />

in München als Trainee anfing, fragte man ihn dort<br />

nach kurzer Zeit, ob er sich vorstellen könne, für diese<br />

Bank auch in Dresden zu arbeiten. Er sagte sofort Ja. Es<br />

war das Jahr 1993 – die erste Euphorie der Grenzöffnung<br />

verflüchtigte sich, aber es war dennoch eine<br />

Zeit, in welcher sich in den neuen Bundesländern vieles<br />

bewegte. Heute sagt Birlin, dies sei eine der besten Entscheidungen<br />

seines Lebens gewesen. „Da hat niemand<br />

gefragt, wie viel Erfahrung man hat. Man hat einfach<br />

alles gemacht: Ob Sanierungsfälle, junge Existenzgründer<br />

– auch eine riesige Finanzierung über 2,7 Milliarden<br />

für den Bau eines Computerchip­Werkes habe ich mitarrangiert.<br />

Für einen jungen Menschen waren die<br />

eigenen Entscheidungs­ und Verantwortungsräume unvorstellbar“,<br />

sagt er und erinnert sich an die Zeit, als er<br />

noch nicht einmal dreißig Jahre alt war.<br />

MICHAEL BIRLIN BLICKT BEREITS AUF EIN – im wahrsten<br />

Sinne des Wortes – bewegtes Leben zurück. Immer<br />

mit an seiner Seite: seine Frau Andrea. Sie folgte ihrem<br />

Mann von Köln nach Dresden und von dort nach Berlin,<br />

wo Michael Birlin Großkundenberater und Leiter der<br />

Firmenkundenabteilung bei der HypoVereinsbank wurde.<br />

Dann zog sie mit ihm und den drei Töchtern weiter<br />

nach Hannover, wo er zehn Jahre für die HSH Nordbank<br />

die Region Nordost verantwortete, im Anschluss<br />

nach Mainz, wo er 2014 Verhinderungsvertreter des<br />

Vorstandes der Sparkasse wurde und das Firmen­Immobilien­<br />

und gehobene Privatkundengeschäft übernahm,<br />

und zu guter Letzt nach Göttingen. Hier zeigt sich der<br />

Familienmensch Birlin. „Ich bin meiner Frau unendlich<br />

dankbar dafür“, so der dreifache Vater, der weiß, dass dies<br />

keine Selbstverständlichkeit ist. „Meine Frau hatte von<br />

Anfang an gesagt, ich kann überall hingegen, aber sie<br />

möchte keine Wochenendehe.“ Neben der Familie, die an<br />

den freien Tagen immer im Mittelpunkt steht, interessiert<br />

er sich für Sport und im Besonderen für den FC Köln.<br />

Aber auch für kulturelle Themen ist er zu begeistern.<br />

HEUTE SITZT DER MANN aus dem Rheinland zwar im<br />

Sparkassen­Forum an einem Besprechungstisch, sein humorvolles<br />

und geselliges Naturell verliert er aber auch<br />

hier nicht. Kompetenz, Glaubwürdigkeit und Vertrauen<br />

entstehen schließlich nicht dadurch, dass man den Krawattenknoten<br />

geraderückt. „Was mich an dem Vorstandsposten<br />

gereizt hat, ist vor allem, dass die Sparkasse auf<br />

Wachstumskurs und Digitalisierung setzt und nicht ausschließlich<br />

auf: Kosten sparen, Kosten sparen, Kosten<br />

sparen.“<br />

Er erzählt, ist interessiert und aufgeschlossen, möchte<br />

mehr über die Erfahrungen seines Gegenübers wissen.<br />

Authentisch ist er und eben auch glaubwürdig, wenn er<br />

sagt: „Ich stehe hier für Offenheit und Klarheit.“ Dabei<br />

bezieht er seinen Standpunkt nicht nur auf die Kundenbetreuung,<br />

sondern ebenso auf das Verhältnis zu den<br />

rund 620 Angestellten der Sparkasse Göttingen. „Jeder,<br />

der hier arbeitet, trägt zum Erfolg und zur Gestaltung<br />

der Sparkasse mit bei“, sagt er. Das ist seine Vorstellung,<br />

aber auch seine Erwartungshaltung. „Wenn ein Teil der<br />

Mitarbeiter sich auf dem Spielfeld tummelt und andere<br />

sich bereits auf die Tribüne oder die Zuschauerplätze gesetzt<br />

haben – da habe ich ein Thema mit.“[Anm. d. Red.<br />

Rheinländisch für: Damit habe ich ein Problem.] Er<br />

scheint ein echter Teamplayer zu sein, der an der richtigen<br />

Stelle aber durchaus ein – wie er es nennt – „stotterfreies<br />

Nein“ aussprechen kann. Klare Worte und ein<br />

klarer Blick in die Zukunft.<br />

128 2 |<strong>2019</strong>


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Wertschöpfung für die Region<br />

Das VersicherungsKontor Osterode engagiert sich seit über 15 Jahren für seine Mandanten –<br />

aber nicht nur: Auch für die Region macht sich der Inhaber Rainer Giese seit Jahren stark.<br />

„Mir geht es bei meiner Arbeit<br />

nicht darum, das günstigste<br />

Angebot herauszufischen.<br />

In erster Linie geht es mir<br />

immer darum, dass der<br />

Versicherungsschutz stimmt.<br />

Das Unternehmen muss<br />

richtig versichert sein – wenn<br />

dann noch die Prämie stimmt,<br />

ist alles gut.“<br />

Als am 9. November 1989 am Brandenburger<br />

Tor die Grenz öffnung gefeiert<br />

wurde, war Rainer Giese bereits<br />

seit einem Monat im Westen. Denn geahnt<br />

hatte niemand, dass eine Wiedervereinigung<br />

möglich sei. Nachdem dem in Ludwigslust<br />

geborenen Giese das Studium in der DDR<br />

verwehrt wurde – wer politisch unbequem war<br />

und der Neuapostolischen Kirche angehörte,<br />

konnte schnell Teil staatlicher Repressionen<br />

werden –, sah er nur einen Ausweg. „Für mich<br />

blieb nur die Flucht in den Westen“, sagt Giese,<br />

der inzwischen in Osterode seine zweite<br />

Heimat gefunden hat. Doch die Erfahrung,<br />

wie es Menschen ergeht, denen Unrecht oder<br />

Willkür widerfährt, prägte seinen weiteren<br />

Werde gang. Heute gehört es zu seinem Leben<br />

einfach dazu, dass er sich für die Menschen<br />

in der Region, und besonders für Kinder und<br />

Jugendliche, engagiert.<br />

Mit dem VersicherungsKontor Osterode<br />

wagte Giese 2005 als Versicherungsmakler<br />

den Schritt in die Selbstständigkeit. Mit Erfolg.<br />

Nachdem er zuvor bei den Großen der<br />

Versicherungsbranche, AXA und Allianz, Erfahrungen<br />

gesammelt hatte, wusste er auch,<br />

wo die Grenzen einzelner Versicherungen liegen.<br />

„Ich möchte meine Mandanten mit ihren<br />

Unternehmen vollumfänglich beraten und betreuen<br />

können – und das kann ich nur, wenn<br />

ich unabhängig als Sachwalter der Kunden<br />

und nicht als Sachwalter der Versicherungen<br />

agiere“, sagt der 49-Jährige. Und dabei schätzen<br />

seine Mandanten vor allem die persönlichen<br />

Beziehungen vor Ort: dass sie schnell<br />

den Chef am Telefon haben und dass dieser<br />

sich bei Problemen sofort ins Auto setzt und<br />

vorbeikommt.<br />

„MIR GEHT ES BEI MEINER ARBEIT nicht darum,<br />

das günstigste Angebot herauszufischen.<br />

In erster Linie geht es mir immer darum, dass<br />

der Versicherungsschutz stimmt. Das Unternehmen<br />

muss richtig versichert sein – wenn<br />

dann noch die Prämie stimmt, ist alles gut“,<br />

sagt Giese, der an seinem papiervollen Schreibtisch<br />

sitzt. Draußen vor seinem Fenster ist auf<br />

dem Kornmarkt gerade Markttag. Hier treffen<br />

sich die Menschen nicht nur zum Einkaufen,<br />

man kennt sich und ist im Gespräch. Das ist<br />

auch für den Versicherungsmakler ein wesentlicher<br />

Aspekt, warum er mit seiner Frau hier<br />

lebt und das kleinstädtische Leben genießt. Ein<br />

Geben und Nehmen. „Auch im Versicherungsgeschäft<br />

liegt mein Fokus darauf, eine gute<br />

Balance zwischen Mandant und Versicherer zu<br />

FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA


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FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

schaffen. „Nur diese wirklich partnerschaft liche<br />

Vorgehensweise führt zu nachhaltigem und<br />

langfristigem Erfolg“, sagt der Wahl-Osteroder<br />

überzeugt.<br />

DASS DIE MAXIME DER BALANCE sich tatsächlich<br />

im wahrsten Sinne des Wortes für alle<br />

Seiten auszahlt, zeigt ein Versicherungsschaden,<br />

den das VersicherungsKontor zu einem<br />

guten Ende bringen konnte: Ein Unternehmen<br />

ver ursachte einen Haftpflichtschaden in Höhe<br />

von einer Million Euro. Womit die Versicherungssumme<br />

voll ausgeschöpft war. Die Kommunikation<br />

lief auf mehreren Ebenen zwischen<br />

Mandant, Versicherer und Makler. „In solchen<br />

besonderen Fällen geht es darum, auf der einen<br />

Seite eine schnelle Schadenregulierung zu erwirken,<br />

aber auch meinem Mandanten mental zur<br />

Seite zu stehen“, erzählt Giese und denkt an diesen<br />

wirklich komplizierten Fall zurück, der glücklicherweise<br />

ein Einzelfall blieb.<br />

Nachdem die Versicherung gezahlt hatte, wollte<br />

sie jedoch den Versicherungsvertrag kündigen<br />

– und hier zahlte es sich wiederum aus, dass<br />

Giese stets auf ein Miteinander und genau die<br />

Balance zwischen allen Partnern setzt. Denn mit<br />

einer solchen Schadensbilanz wäre es für seinen<br />

Mandanten fast aussichtslos, einen neuen Versicherer<br />

zu finden. „Ohne genau diese langfristigen,<br />

loyalen und partnerschaftlichen Beziehungen<br />

zwischen Mandant, Versicherer und mir als<br />

Makler wäre eine Weiterversicherung nicht möglich<br />

geworden“, sagt Giese sichtlich zufrieden.<br />

DOCH AUCH ÜBER DAS VERSICHERUNGS-<br />

GESCHÄFT hinaus lebt Rainer Giese den regionalen<br />

und sozialen Gedanken. „Leistung führt<br />

zu Erfolg, Erfolg eröffnet Chancen und diese<br />

Chancen führen zu Verantwortung“, erklärt er<br />

sein stetes Engagement. Sein Versicherungs-<br />

Kontor ist einer von zwei Hauptsponsoren der<br />

KinderSportStiftung Harz e. V. und dem jährlich<br />

auf dem Kornmarkt stattfindenden OHA-<br />

City- BeachCup, der sich in der norddeutschen<br />

Beach volleyball-Cup-Szene als ein Highlight etabliert<br />

hat. Damit diese Veranstaltung zu einem<br />

solchen Erfolg werden kann, mobilisiert Giese<br />

zusammen mit seinem Partner Sven Vogt von<br />

der KKT Gruppe bereits über Jahre hinweg über<br />

50 Unternehmen, die die KinderSportStiftung<br />

durch Spenden unterstützen. „Jedes Kind, das<br />

bei uns mitmacht, bekommt auch etwas, und<br />

zusätzlich werden die Vereinskassen der Gewinner<br />

gefüllt“, sagt Giese. „Es gibt für mich nichts<br />

Schöneres als Kinder augen, die strahlen.“<br />

TEXT ANJA DANISEWITSCH<br />

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It’s GIN<br />

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Ein Getränk erobert die Welt –<br />

und jede Region, die etwas auf sich hält, kann heute ihren eigenen Gin ausschenken.<br />

Mit Von Hallers Gin kommt jetzt auch in Südniedersachsen der Trend ins Glas.<br />

TEXT ANJA DANISEWITSCH<br />

FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

Samstagabend. Ein warmer Wind treibt die<br />

Hitze des Tages aus den Straßen und lockt die<br />

Menschen aus ihren Häusern. Göttingens<br />

Kneipen und Bars erwachen zum Leben. Auf<br />

der Dachterrasse des Hotel FREIgeist drängen<br />

sich bereits die Partygäste und genießen<br />

die Aussicht. Vier Stockwerke tiefer in der Herbarium Bar<br />

werden Cocktails gemixt, und es wird zu aufgelegter<br />

Club-Music des DJs getanzt. Es ist <strong>Sommer</strong>. Zeit für eisgekühlte<br />

Drinks und einen <strong>Sommer</strong>-Gin-Tonic.<br />

Früher ging man abends in die Kneipe an der Ecke.<br />

Man durfte noch überall rauchen, an der Theke bestellte<br />

man ein ‚Männergedeck‘ – Bier und Korn. Diese Kneipen<br />

gibt es vereinzelt noch immer, doch der Trend einer<br />

neuen, gelebten Barkultur prägt nicht mehr nur das<br />

Stadtbild der Großstädte. Durchgestylte Bars mit dem<br />

Flair vergangener Epochen, gepaart mit Designelementen<br />

schaffen eine Atmosphäre, die mit einem modernen<br />

Lebensgefühl korrespondiert. Lifestyle und das Leben<br />

genießen: Menschen, die an Orten wie diesen zusammenkommen,<br />

genießen gern, sind weltoffen und lieben<br />

Gin. Denn Gin passt zu ihnen.<br />

134 2|<strong>2019</strong>


leben<br />

FOTO: STOCK.ADOBE.COM<br />

2 |<strong>2019</strong> 135


leben<br />

GIN WAR SCHON IMMER EIN KREATIVES GETRÄNK,<br />

das seine Hersteller zum Experimentieren mit Kräutern<br />

und Gewürzen anregte, da außer bei der Zugabe des<br />

Wacholders der Kreativität keine Grenzen gesetzt sind.<br />

Wobei, wenn man die Geschichte des Gins bis ins<br />

17. Jahrhundert zurückverfolgt, zeigt sich, dass gerade<br />

auch diese Kreativität ungeahnte negative Folgen hatte:<br />

Nachdem der holländische Arzt Franciscus Sylvius de la<br />

Boe den Genever (Wacholderschnaps niederländischer<br />

Herkunft) als Medizin zur Bekämpfung von Fieber entwickelte,<br />

erfreute er sich schon recht bald allgemeiner<br />

Beliebtheit. Englische Soldaten brachten im 17. Jahrhundert<br />

den Genever mit nach England, wo er einfach zu<br />

‚Gin‘ abgekürzt wurde. Seine kostengünstige und relativ<br />

einfache Herstellung machten ihn zu einem erschwinglichen<br />

alkoholischen Getränk vor allem der armen Bevölkerung.<br />

In Folge des ständigen Konsums und des Rausches<br />

arbeiteten sie allerdings nicht mehr, sondern waren<br />

stattdessen permanent betrunken, erblindeten zum Teil<br />

an selbst gebranntem Fusel und wurden somit zu einem<br />

gesellschaftlichen Problem. Erst ein Erlass im Jahr 1751<br />

brachte eine spürbare Verbesserung der Lage, da von nun<br />

an die Qualität des Gins reguliert wurde und eine steigende<br />

Qualität folglich zu erhöhten Preisen führte.<br />

„Wir haben derzeit 57 Gin-Sorten zusammengetragen,<br />

von fruchtig bis zitronig, leichte und auch stärkere Sorten“,<br />

erzählt der Barchef Yannick Bertram, der zu den<br />

besten Barkeepern Deutschlands zählt, während er lässig<br />

am Tresen der Herbarium Bar lehnt. Im vorigen Jahr<br />

schaffte er es mit einer seiner Eigenkreationen ins Halbfinale<br />

der World Class Bartender Competition. Und gerade<br />

erst im April dieses Jahres holte er bei der Westdeutschen<br />

Cocktailmeisterschaft der Deutschen Barkeeper Union<br />

für Niedersachsen den Sieg. Sein Siegercocktail ,Don’t<br />

call it Ceviche‘ wurde vom Ceviche, einem Gericht aus<br />

rohem Fisch inspiriert. „Für mich spielt Kreativität eine<br />

entscheidende Rolle“, sagt Bertram. „Wenn ich einen<br />

neuen Cocktail kreiere, ist das eine Mischung aus Knowhow<br />

und Spontanität – dabei habe ich immer eine Geschichte<br />

im Kopf.“ So wie an dem Abend, als die Gin-<br />

Hersteller von G&J bei ihm an der Theke saßen und<br />

nach einem besonderen Cocktail fragten. „Auf dem Weg<br />

in den Keller, um Zutaten zu holen, kam ich an der<br />

136 2 |<strong>2019</strong>


leben<br />

Die Qual der Wahl: Über 50 Gin-Sorten füllen bereits die Regale hinter Barkeeper Yannick Bertram in der Herbarium Bar.<br />

2 |<strong>2019</strong> 137


leben<br />

Wer war Albrecht von Haller?<br />

Albrecht von Haller war Botaniker,<br />

Mediziner und Poet. Den Botanischen<br />

Garten gründete er 1736 als reinen<br />

Medizinalpflanzengarten, in dem er<br />

zunächst primär Beete mit Heilkräutern<br />

anlegte. In einer schriftlichen Sammlung<br />

aus der Anfangszeit führt er 1.500 Pflanzenarten<br />

auf. Eine beachtliche Zahl an Pflanzen,<br />

die er bereits in den ersten sieben Jahren für<br />

seinen Garten zusammentrug. Von Haller<br />

war mit vielen Gelehrten seiner Zeit im<br />

regen Austausch von Samen, Stecklingen<br />

und Pflanzen. Einer seiner Tauschpartner war<br />

Baron von Münchhausen – allerdings nicht<br />

der Lügenbaron, sondern sein Vetter.<br />

Küche vorbei und sah die Tagesempfehlung: Ceviche“,<br />

erzählt der Barkeeper. „Da macht es klick, und ich ließ<br />

mich von diesem Gericht inspirieren, holte Limetten,<br />

Chili, Babykorinander und grüne Tomaten aus dem Keller,<br />

nahm ein Eiweiß und Gin und entwickelte spontan<br />

ein neues Rezept.“<br />

Eigentlich gäbe es für jeden Menschen den passenden<br />

Gin, so Bertram, der sich schon mal zu skeptischen Gästen<br />

an den Tisch setzt und eine kleine Gin-Verkostung<br />

durchführt, um dann die Leute immer wieder in Erstaunen<br />

zu versetzen. Allein in Deutschland schätzt der Blogbetreiber<br />

Christian Kopp von GINspiration die Zahl auf<br />

über 1.000 Gins. „Das macht den Gin auch so besonders,<br />

und wenn man ihn dann mit den unterschiedlichen<br />

Tonic-Sorten, die inzwischen auf dem Markt sind, kombiniert,<br />

entstehen wieder neue Geschmackserlebnisse“,<br />

sagt Bertram – und erzählt auch, dass die fruchtigen und<br />

zitronigen Aromen ganz besonders gut in den <strong>Sommer</strong><br />

passen. Und wie steht es um die regionale Kreation, den<br />

Von Hallers Gin? „Mit Von Hallers Gin haben wir einen<br />

klassischen Gin ohne viel Schnickschnack, der mir zu<br />

jeder Jahreszeit schmeckt. Es ist nicht allein das geschmackliche<br />

Erlebnis, sondern auch die gute Balance<br />

zwischen den Botanicals und den wunderbaren Zitrusnoten<br />

in der Nase.“<br />

DOCH AUCH EIN EHRLICHER GIN – ohne viel Schnickschnack,<br />

erfrischend, leicht, ein wenig ölig und mit einer<br />

leichten Schärfe – braucht eine gute Story, um sich von<br />

der Vielfalt auf dem Markt abzuheben. Und Von Hallers<br />

Gin kann mit einer solchen aufwarten. Um der Frage<br />

nachzugehen, ob es denn tatsächlich stimme, dass ‚hand<br />

picked botanicals‘ verwendet werden, wie es auf der Flasche<br />

steht, führt der Weg zu Michael Schwerdtfeger. „Es<br />

sind sogar ,from curators hand picked botanicals‘“, erzählt<br />

der Leiter des Alten Botanischen Gartens in Göttingen<br />

lachend. „Eine Besonderheit ist auf alle Fälle die<br />

Halleria lucidia, die ursprünglich aus Südafrika stammt.<br />

1737 erhielt sie Albert von Haller zu Ehren ihren botanischen<br />

Namen“, so der Kurator, der, während er durch<br />

den Garten geht, immer wieder stehen bleibt und an Blüten<br />

riecht und die Natur genießt.<br />

Seit inzwischen 25 Jahren arbeitet Schwerdtfeger im<br />

Botanischen Garten, seit er sein Studium in Göttingen begann.<br />

Er kennt nicht nur jede der 10.000 Arten hier, sondern<br />

weiß auch Geschichten zu erzählen über den Entdeckergeist<br />

der Menschen zu der Zeit, als Albrecht von<br />

Haller 1736 den Botanischen Garten zunächst mit<br />

Kräuterbeeten zu medizinischen Zwecken anlegte. Eine<br />

aufregende Zeit, als auf Segelbooten von überall auf der<br />

Welt spannende Dinge nach Europa gelangten. „Die Seeleute<br />

brachten alle möglichen Besonderheiten mit, von<br />

Schrumpfköpfen bis hin zu exotischen Pflanzen, die allerdings<br />

meist die langen Seereisen gar nicht überstanden.<br />

Aber ein paar Samen reichten manchmal schon aus“, erzählt<br />

der Botaniker. Und so wuchs in über 250 Jahren der<br />

Garten und musste mehrfach erweitert werden.<br />

138 2 |<strong>2019</strong>


leben<br />

Grüner Daumen in Person Keiner kennt den Alten Botanischen Garten in Göttingen besser als Kurator Michael Schwerdtfeger.<br />

2|<strong>2019</strong> 139


leben<br />

140 2 |<strong>2019</strong>


leben<br />

Erfolgsrezept Mit Kalmus Halleria, Lucidia und Zitronenverbene (v.l.) kommen die wichtigsten Zutaten aus dem Botanischen Garten.<br />

FÜR DEN VON HALLERS GIN werden einmal pro Jahr<br />

drei Pflanzen von hier verwendet – Halleria lucidia,<br />

Zitronenverbene und Kalmus, auch deutscher Ingwer<br />

genannt, obwohl seine Ursprünge in Asien liegen – und<br />

von Carl Graf von Hardenberg jr., dem Initiator und<br />

Director International Business Development der Hardenberg-Wilthen<br />

AG, die unter anderem Von Hallers<br />

Gin produziert und vertreibt, persönlich abgeholt. „Die<br />

Halleria ist eine Rarität und wird nur hier bei uns für<br />

den Gin geerntet“, sagt Schwerdtfeger. Es ist im Vergleich<br />

zur Zitronenverbene und dem Kalmus zwar die<br />

Pflanze mit dem geringsten Aroma, aber dafür die mit<br />

der stärksten Story.<br />

2|<strong>2019</strong> 141


leben<br />

Wie entsteht Gin?<br />

Gin besteht als Ausgangsprodukt aus einem Neutralalkohol<br />

– entweder aus Korn oder Wodka. Dieser Alkohol<br />

kann nun auf unterschiedliche Weise mit Wacholder und<br />

anderen Gewürzen versetzt werden. Dabei muss der Anteil<br />

des Wacholders mindestens 50 Prozent betragen.<br />

Der Kreativität der anderen Zutaten sind keine Grenzen<br />

gesetzt. Beeren, Kräuter, Gewürze – sie werden bei der<br />

Mazeration in ein Alkohol-Wasser-Gemisch eingelegt,<br />

damit sie ihre Aromen abgeben.<br />

Durch Erwärmen, der Digestion, kann dieser Prozess<br />

verkürzt werden, was jedoch die Qualität mindert und<br />

eher in der Massenproduktion zu finden ist.<br />

Dann wird dieses Aroma-Gemisch im richtigen<br />

Misch verhältnis dem Neutralalkohol zugefügt.<br />

Wer welche Kräuter und in welchem Verhältnis verwendet,<br />

bleibt dabei das Geheimnis der Brennmeister.<br />

Gin Tonic Asian Style<br />

4 cl Von Hallers Gin<br />

Eiswürfel<br />

mit Matcha-Tonic von<br />

Schweppes auffüllen<br />

142 2 |<strong>2019</strong><br />

Gin Mule<br />

4cl Von Hallers Gin<br />

2 cl Zitronen- oder Limettensaft<br />

Eiswürfel<br />

mit Spicy Ginger auffüllen und mit<br />

einem Strauß Minze umrühren<br />

„GIN KANN IM GRUNDE JEDER BRENNEN. Die Kunst<br />

besteht darin, die Kräuter zu vermählen“, sagt Graf von<br />

Hardenberg jr. Nicht alle Kräuter harmonieren miteinander,<br />

und manchmal reagieren sie sogar aufeinander,<br />

sodass sich nicht klar vorhersagen lässt, welches Geschmackserlebnis<br />

– positiv oder negativ – auf einen wartet.<br />

„Bei unserem Von Hallers Gin hatten wir eine recht<br />

genaue Vorstellung, wie er schmecken sollte, und doch<br />

brauchte es circa 30 Versuche, bis wir mit dem Ergebnis<br />

zufrieden waren“, so der Graf, der seit 2016 Director<br />

Business Development sowie Director der Hardenberg<br />

Distillery der Hardenberg-Wilthen AG mit Sitz in<br />

Nörten- Hardenberg ist. Nach seinem dreijährigen Studium<br />

in England ging er für anderthalb Jahre nach Irland<br />

und baute in Drumshanbo als Projektmanager die The<br />

Shed Distillery mit auf, eine kleine Brennerei im irischen<br />

Hinterland, die überwiegend Whisky herstellt.<br />

Zu jener Zeit wurde die Idee eines deutsch-irischen<br />

Gins geboren, der ursprünglich als kleine, exklusive Marke<br />

nur für die FREIgeist-Hotels geplant war. „Der zunehmende<br />

Gin-Trend, aber auch das gezielte Marketing<br />

haben Von Hallers Gin langsam, aber stetig am Markt<br />

wachsen lassen. Obwohl auch ein Teil des Erfolgs dem<br />

Zufall geschuldet ist, so wie die Idee mit den Kräutern<br />

aus dem Alten Botanischen Garten“, sagt der Von-<br />

Hallers- Gin-Initiator. Als Verantwortlicher für das operative<br />

Geschäft von Hardenberg-Wilthen führte er den<br />

FOTO: HARDENBERG-WILTHEN AG


leben<br />

Der richtige Riecher Carl Graf von Hardenberg jr. hat ein Näschen für Erfolgsstorys – wie er mit seinem Von Hallers Gin bewiesen hat.<br />

2 |<strong>2019</strong> 143


leben<br />

Goettinger <strong>Sommer</strong><br />

5 cl Von Hallers Gin<br />

1 TL Himbeermarmelade<br />

3cl Zitronensaft<br />

mischen und durch ein feines Sieb<br />

geben, mit Prosecco auffüllen<br />

Die Gin-Cocktails sind<br />

Kreationen von<br />

Yannick Bertram.<br />

144 2 |<strong>2019</strong><br />

Gin in der blauen Flasche zu einem globalen Erfolg. Die<br />

Absätze liegen mittlerweile im mittleren fünfstelligen<br />

Bereich. Hauptabsatzland ist weiterhin Deutschland, aber<br />

er ist längst weit über die Grenzen Südniedersachsens hinaus<br />

bekannt und wird bis nach Irland, England, Namibia,<br />

Malaysia, Australien, Neuseeland und China exportiert.<br />

OB DER ZENIT DES GIN-BOOMS BEREITS erreicht ist<br />

oder ob Barkeeper Yannick Bertram recht hat, wenn er<br />

sagt: „Gin hat auf dem Markt ein so konstantes Niveau<br />

erreicht, dass man eigentlich nicht mehr von einem Hype<br />

sprechen kann. Er hat sich als fester Bestandteil in der<br />

Barkultur etabliert.“ Für Bertam gehört donnerstagabends<br />

zur After Work Party auf der Dachterrasse des<br />

Hotels ein Gin unbedingt dazu. Fest steht außerdem:<br />

Dank des Revivals des Gins werden auch Cocktail-Klassiker<br />

neu belebt. Als Wodka-Klassiker ,Cosmo‘ bekannt,<br />

hat sich eine Gin- Variante aus dem Buch ‚Traveling<br />

Mixologist on Gin‘ aus dem Jahr 1934 als ‚Cosmopolitain<br />

1934‘ den Weg in die Szenebars verschafft – im<br />

FREIgeist ist der 1934er sogar die Standard-Rezeptur.<br />

Es lohnt sich, sich der Vielfalt und Kreativität der<br />

Brennmeister zu öffnen und in eine faszinierende Welt<br />

der Kräuter und Aromen einzutauchen. Es gibt für<br />

Gin-Liebhaber und die, die es in diesem <strong>Sommer</strong> noch<br />

werden wollen, noch viel zu entdecken.


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leben<br />

Die Vorführerin<br />

Telke Reeck hat sich bereits früh dem Film verschrieben.<br />

Bei einem Besuch im Lumière erzählt die Geschäftsführerin, warum Kino nie<br />

aussterben wird und wie sie nostalgische Erlebnisse im neuen<br />

Lichtspielhaus in der Baptistenkirche schaffen will.<br />

TEXT ANJA DANISEWITSCH FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

Kurze Haare, selbstbewusstes Auftreten<br />

und eine gute Stimmung verbreitend<br />

– das ist Telke Reeck. Sie sitzt im<br />

Büro in der ersten Etage über dem<br />

Lumière hinter einem voll gepackten<br />

Schreibtisch. Es herrscht einiger Betrieb.<br />

Das Telefon klingelt, eine Mitarbeiterin<br />

betritt das Büro, jemand anderes sucht etwas<br />

zwischen den Papieren auf dem Schreibtisch. Es gibt viel<br />

zu organisieren und zu planen. Zumal das Projekt Baptistenkirche,<br />

in welcher im Herbst ein Kino und Bistro – ganz<br />

anders als das Lumière – aber unter derselben Leitung,<br />

seine Türen öffnen wird. Lange diskutiert und geplant,<br />

geht es mit dem Umbau der über Jahre leer stehenden Kirche<br />

nun in die letzten Runden der Baumaßnahmen. Am<br />

4. Mai wurde Bergfest gefeiert. Und im Büro läuft bereits<br />

die Planung für die Bespielung der Spielstätten. „Kino machen,<br />

heißt Programm machen, aber eben nicht nur das“,<br />

sagt Reeck, die als Geschäftsführerin ihre Aufgabe auch<br />

darin sieht, eine gute Atmosphäre zu schaffen und neben<br />

Geschäftsberichten vor allem den Gestaltungspielraum<br />

ihrer neuen Position zu nutzen.<br />

FÜR DAS INTERVIEW ziehen wir uns in den Kinosaal des<br />

Lumière zurück. Hier ist es ruhig. Die samtroten Sitze<br />

scheinen die Hektik des Alltags einfach in sich aufzunehmen<br />

und geben stattdessen eine wohltuende Ruhe ab.<br />

Hier setzen sich die Besucher nicht einfach hin und<br />

schauen sich bei überteuertem Bier und Popcorn einen<br />

Hollywood-Blockbuster an. Nein, das hier ist das Lumière.<br />

Hierher kommen Menschen, die eine andere Art von<br />

Filmen mögen, Arthouse-Filme, die auf süßes Popcorn<br />

verzichten können und die nach dem Filmeschauen miteinander<br />

reden. Über den Film. „Wir haben hier die<br />

Möglichkeit, auch Werke zu zeigen, die eben nicht<br />

kommer ziell erfolgreich sind, sondern von denen wir<br />

sagen: Die sind inhaltlich wichtig“, sagt Reeck mit einem<br />

gewissen Nachdruck, aber nicht dogmatisch. Es gilt, die<br />

Waage zwischen Kommerz- und Programmkino zu halten.<br />

Das Lumière ist zwar kein kommunales Kino,<br />

146 2 |<strong>2019</strong>


leben<br />

2 |<strong>2019</strong> 147


leben<br />

Zur Person<br />

Bereits lange bevor sie Geschäftsführerin des Lumière<br />

wurde, hat Telke Reeck ihre Leidenschaft fürs Kino<br />

entdeckt. Ob als Kartenabreißerin und Filmvorführerin<br />

während ihres Studiums der Kultur- und Medienwissenschaften<br />

oder bei ihrer Arbeit im medienpädagogischen<br />

Verein Blickwechsel – sie hat sich der Arbeit rund um den<br />

Film verschrieben. Dabei spielt für die 54-Jährige immer<br />

auch die soziale Integration eine wesent liche Rolle.<br />

Zwei von ihr konzipierte und geleitete Integrationsprojekte<br />

bekamen 2012 und 2016 den Dieter-Baake-Preis verliehen,<br />

die bundesweite Auszeichnung für medienpädagogische<br />

Projekte. 2016 übernahm Reeck die Geschäftsführung des<br />

integrativen Unternehmens Handweberei Rosenwinkel<br />

in Besenhausen bis sie im vergangenen Jahr<br />

zum Lumière wechselte.<br />

aber es kommt auch nicht ohne öffentliche Gelder aus.<br />

Der Gründungsverein, die Film- und Kinoinitiative Göttingen<br />

e. V., ist Träger des Kinos. Finanziert wird es zu<br />

etwa 35 Prozent durch öffentliche Zuschüsse von der<br />

Stadt Göttingen, dem Land (nordmedia), dem Bund<br />

(FFA) und Europa (Europa Cinemas). Der Löwenanteil<br />

der Kosten muss jedoch selbst erwirtschaftet werden.<br />

Es ist ein Spagat, der jedes Jahr aufs Neue zu vollbringen<br />

ist. Telke Reeck hat sich dieser Aufgabe gestellt. Obwohl<br />

sie eine langjährige Verbundenheit zum Lumière<br />

empfindet, war es für sie dennoch eine Überraschung,<br />

dass man sich bei über 40 Bewerbungen letztlich für sie<br />

als Nachfolgerin von Willi Arnold entschieden hat.<br />

Arnold kann man ohne Zögern als ein Ur gestein des<br />

Lumière bezeichnen – seit sich 1986 zum ersten Mal der<br />

Vorhang öffnete, war das Kino unter seiner Regie. Nun<br />

148 2 |<strong>2019</strong>


leben<br />

»Ich glaube, Kino wird es in der alten Form immer geben. Weil es toll ist.<br />

Weil es spannend ist. Weil es seinen Reiz auch nach über 100 Jahren noch<br />

nicht verloren hat. Aber ich glaube eben auch, es muss sich den neuen<br />

Sehgewohnheiten, den neuen Bedürfnissen anpassen.«<br />

wurde es im vergangenen Jahr in die Hände jener Frau<br />

übergeben, der es vor 32 Jahren als Studentin nicht ausreichte,<br />

den Einlass zu betreuen. „Ich hatte schon mit 18<br />

Jahren an der Kasse eines Kinos in Hildesheim ge arbeitet<br />

und mich eigentlich immer geärgert, dass Frauen nicht in<br />

die Vorführkabinen gelassen wurden“, erinnert sich die<br />

heutige Geschäftsführerin. Es scheint, als sei sie nie jemand<br />

gewesen, der sich mit einem Das-geht-nicht zufrieden<br />

gibt. Eine Frau, die Veränderungen anstoßen kann<br />

und auch umsetzt.<br />

1987 fing sie neben ihrem Studium der Kultur- und<br />

Medienwissenschaften an, im Lumière zu arbeiten, und<br />

musste dasselbe erleben wie im vorherigen Kino: Frauen<br />

als Vorführerin waren ein No-Go. Doch sie blieb hartnäckig<br />

und bewies schließlich, dass sie sowohl das technische<br />

Verständnis besaß als auch die 30 Kilo schweren<br />

Filmkisten hochheben und die nicht ganz so schweren<br />

Filmrollen einlegen konnte. Heute hat sie andere Dinge<br />

zu stemmen, solche, die mit Verantwortung zu tun haben,<br />

aber manches Mal ebenso schwer wiegen – zumindest<br />

im metaphorischen Sinn. Schwere Filmrollen hingegen<br />

sind durch die Digitalisierung zu einer Seltenheit<br />

geworden. Zum Stummfilmfestival oder anderen Vorführreihen<br />

von Klassikern wie von Werner Herzog oder<br />

Rainer Werner Fassbinder kommen wie eh und je Filmrollen<br />

vom Verleih – und das Flimmern auf der Leinwand<br />

wird wieder lebendig.<br />

REECK SITZT ENTSPANNT AUF DER BÜHNE des Vorführraums,<br />

die Beine im Schneidersitz übergeschlagen,<br />

und erzählt, wie sie letztlich doch als Filmvorführerin<br />

arbeitete, wie sie sich zwischen Männern auf den Kurzfilmtagen<br />

in Oberhausen behauptete und dass einen<br />

Film abzuspielen eben nicht nur bedeutet, auf ‚play‘ zu<br />

drücken. „Gerade bei älteren Filmen dürfen die einzelnen<br />

Filmrollen nicht aneinandergeklebt werden – das<br />

heißt, beim Abspielen muss man das Ende der einen mit<br />

dem Anfang der nächsten Rolle überblenden. Und dieses<br />

Überblenden ist so eine kleine Kunst. Das braucht Feingefühl<br />

– und da braucht man ein Auge“, erklärt Reeck.<br />

Das Leuchten in ihren Augen macht klar, warum es sie<br />

damals dorthin getrieben hat. Es ist die Art, die einzelnen<br />

Sequenzen und Bilder eines Films zu betrachten,<br />

nein, genauestens zu beobachten und den richtigen Moment<br />

zu erkennen. Das heißt: viel aufmerksamer auf die<br />

Zwischentöne zu hören und zu spüren, wann man als<br />

Vorführer eingreifen muss. „Ein Gespür für Performance“<br />

nennt es Reeck, wenn sie von den Festivals erzählt,<br />

wo Filmvorführung noch eine Kunst ist.<br />

SO ÄHNLICH LÄSST SICH IM ÜBRIGEN auch das Leben<br />

von Telke Reeck lesen. Bild für Bild reiht sich aneinander,<br />

sodass sich die einzelnen Episoden zu einem Ganzen<br />

fügen. Nach ihrem Studium arbeitete sie am IWF, dem<br />

Institut für den Wissenschaftlichen Film in Göttingen,<br />

und später für den medien pädagogischen Verein Blickwechsel.<br />

Dabei lag ihr die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen<br />

mit und ohne Förderbedarf besonders am<br />

Herzen. Im Rahmen dieser Kinder- und Jugendarbeit<br />

wurde zwei der von ihr konzipierten und geleiteten Projekten<br />

der Dieter-Baacke-Preis verliehen – ein medienpädagogischer<br />

Preis, der innovative und weitreichende<br />

Projekte, die zur Förderung einer pädagogisch orientierten<br />

Medienkompetenz beitragen, auszeichnet. „Mir war<br />

es wichtig, Berührungsängste abzubauen“, erzählt sie,<br />

„denn Förderschulen befinden sich meist am Stadtrand,<br />

und diese Kinder tauchen nie im Stadtbild auf. Ich wollte,<br />

dass Kinder aus verschiedenen Schulen miteinander<br />

in Kontakt kommen – und das hat funktioniert.“ Über<br />

das Ergebnis dieser Arbeit freut sie sich noch immer –<br />

und integrative Arbeit bleibt ihr ein Anliegen, auch weiterhin.<br />

Denn Kino, als Ort der Medienbildung, liegt Reeck<br />

sehr am Herzen. Daher wird es auch zukünftig die<br />

Zusammenarbeit mit Schulen geben, und ebenso möchte<br />

sie das Kinderkino weiter ausbauen. Die „Erklärung der<br />

Vielen“ gegen Rassismus zu unterstützen, ist eine weitere<br />

Initiative, die auch für die Positionierung des Lumière<br />

steht, für Offenheit und Toleranz.<br />

DOCH DERZEIT TREIBEN DIE GEBÜRTIGE STADERIN<br />

andere Dinge um: das neue Kino in der Baptistenkirche.<br />

„Man hat mich ja auch für diese Stelle ausgewählt, um<br />

Dinge vielleicht anders oder neu zu machen. Wahrscheinlich<br />

hätte ich es weniger reizvoll gefunden,<br />

2 |<strong>2019</strong> 149


leben<br />

wenn nicht die Baptistenkirche im Raum gestanden hätte“,<br />

sagt die Norddeutsche. Der neue Spielort eröffnet<br />

ganz neue Möglichkeiten, sodass sich auch das bestehende<br />

Konzept wandeln wird. Schnell drängt sich die Frage<br />

auf, ob der Charme des Lumière unter Umständen verloren<br />

gehen wird? „Nein, das Lumière wird kein Hochglanzkino,<br />

es wird allein schon wegen des alternativen<br />

Umfelds des ‚Kabale‘ und des ‚Theaterkellers‘ sein Flair<br />

behalten“, Reeck lächelt, denn sie weiß nur zu gut, wie<br />

sensibel und nostalgisch die Göttinger bei dieser Frage<br />

reagieren. „Doch eine Sanierung der Toiletten zum Beispiel<br />

tut dem ja keinen Abbruch.“<br />

IM NEUEN SPIELHAUS an der Bürgerstraße (Foto) hingegen<br />

wird natürlich alles modern – es wird ein ganz<br />

anderes Kino als seine Schwester in der Geismarlandstraße.<br />

Vorfreude und die Lust auf Gestaltung beleben<br />

erneut das Gespräch. Das Kino der Zukunft wird, da ist<br />

sich Reeck sicher, immer stärker ein Eventkino sein. Die<br />

Bedürfnisse ändern sich, und das Kino muss sich neu erfinden.<br />

„Was ist denn Kino?“, fragt die Filmbegeisterte.<br />

Kino ist ein Raum, in dem Menschen etwas Visuelles<br />

und Auditives miteinander teilen. Auf das Miteinander<br />

kommt es an. Das Open-Air-Kino im Freibad ist bereits<br />

eine Eventisierung des Kinos, indem Menschen nebenbei<br />

Picknick machen oder schwimmen gehen. „Ich glaube,<br />

Kino wird es in der alten Form immer geben. Weil es toll<br />

ist. Weil es spannend ist. Weil es seinen Reiz auch nach<br />

über 100 Jahren noch nicht verloren hat. Aber ich glaube<br />

eben auch, es muss sich den neuen Sehgewohnheiten,<br />

den neuen Bedürfnissen anpassen.“ Vielleicht werden in<br />

naher Zukunft Serien ins Kino geholt und zu einem gemeinsamen<br />

Erlebnis, statt dass wir sie allein am heimischen<br />

Fernseher sehen.<br />

Sie ist offen für das, was in den nächsten Jahren an Entwicklungen<br />

zu erwarten ist. Offen und begeistert, weil<br />

letztlich der Film als solches nie aussterben wird. Denn<br />

Filme schaffen Erinnerungen an besondere Momente.<br />

So wie es einst der kleinen Telke erging, als sie heimlich<br />

auf Knien in das Wohnzimmer der Eltern schlich, um<br />

einen Film zu sehen, den sie nicht schauen durfte. „Es<br />

war ‚Tanz der Vampire‘ und ich erinnere mich noch genau,<br />

wie sehr ich mich gefürchtet habe, aber ich durfte<br />

nichts sagen“, erzählt sie heute lachend. Trotz der folgenden<br />

Albträume blieb sie dem Film treu und kaufte<br />

sich mit 13 Jahren von ihrem Konfirmationsgeld einen<br />

ersten eigenen Fernseher. Von da ab sah sie sich alles an,<br />

was gut gemacht ist. Das ist bis heute so geblieben: „Ich<br />

habe keinen Lieblingsfilm oder Regisseur. Ich will nicht<br />

sagen, ich bin wahllos, vielmehr finde ich alle Genres<br />

spannend – ob Horrorfilm oder Action, ob Liebes- oder<br />

Tanzfilm“, resümiert sie. Eine gute Voraussetzung, um<br />

unvoreingenommen ein abwechslungsreiches Programm<br />

zu gestalten und zukünftig zwei Kinos in Göttingen zu<br />

bereichern.<br />

Das neue Spielhaus<br />

Im Jahr 1902 erbaut, wurde die Baptistenkirche in der<br />

Bürgerstraße bis 1984 als Kirche der Göttinger Baptisten<br />

genutzt und ging danach in den Besitz der Stadt über.<br />

Einige Jahre diente sie als Jugendzentrum und Probe bühne<br />

des Jungen Theaters, stand dann leer, bis im November<br />

2018 die Umbau arbeiten für die neue Nutzung begannen:<br />

Anfang 2020 wird hier ein Programmkino eröffnen, das sich<br />

in Konzept und Finanzierung vom Lumière unterscheidet,<br />

auch wenn es vom gleichen Träger betrieben wird.<br />

Neben dem Kino für 110 Gäste wird es noch ein Café<br />

geben, das sich vom alten Gebäude bis in einen neuen<br />

Anbau erstreckt. In der Baptistenkirche bleibt im Übrigen<br />

die Empore für die Besucher erhalten und schafft ein<br />

besonderes Kinoerlebnis. In den darüberliegenden<br />

Stockwerken entstehen Studentenwohnungen.<br />

150 2 |<strong>2019</strong>


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leben<br />

Zeichnen im Auftrag<br />

Marion Vina machte bereits auf vielfältige Weise auf sich aufmerksam – ohne dass die Künstlerin<br />

so ins Blickfeld der Öffentlichkeit rutschen wollte. Die ,Stallzeichnerin‘ des Satirepreises Göttinger<br />

Elch ist eine Persönlichkeit mit vielerlei Facetten, die von sich selbst behauptet, trotz zahlreicher<br />

Rückschläge ein wahres Glückskind zu sein.<br />

TEXT ANJA DANISEWITSCH FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

152 2 |<strong>2019</strong>


leben<br />

2 |<strong>2019</strong> 153


leben<br />

»Plötzlich finde ich überall Worte,<br />

im Alltag, wenn ich unterwegs bin – und dann<br />

geht bildlich gesprochen eine Tür in mir auf und<br />

ein Bild zeigt sich. Das zeichne ich dann.«<br />

Mit 14 Jahren hat Marion<br />

Vina bereits eine Größe<br />

von 1,75 Meter erreicht<br />

– ein hochgeschossener,<br />

schlaksiger Teenager mit<br />

längsgestreiften, zu kurzen<br />

Hosen, die sie von<br />

ihrer zwei Jahre älteren<br />

Schwester auftrug. „Ich war schon ein wenig ulkig“, erzählt<br />

Vina heute herzlich lachend, während sie als Kind<br />

eher schwer mit sich selbst zurechtkam. Ihr fehlte das<br />

Selbstbewusstsein, stattdessen durchlebte sie ihre Pubertät<br />

mit unzähligen Zweifeln. Gezeichnet hat die heute<br />

58- jährige, in Sprockhövel – einem Ort im Ruhrgebiet –<br />

geborene Künstlerin bereits damals schon. Allerdings<br />

waren diese Bilder weniger Ausdruck ihrer inneren Persönlichkeit,<br />

als dass sie einfach Lust hatte zu zeichnen.<br />

Und das macht sie ziemlich gut. Mit elf Jahren nimmt<br />

sie an einem Zeichenwettbewerb teil, belegt den ersten<br />

Platz und gewinnt ein Fahrrad. Aber zuvor muss Vina<br />

vor der Jury ihr Talent beweisen, denn man will ungesehen<br />

nicht glauben, dass sie die eingereichten Bilder<br />

selbst gezeichnet hat. Durch ihren ersten Erfolg ermutigt,<br />

versucht sie zwei Jahre später erneut ihr Glück –<br />

dieses Mal bei einem Wettbewerb, den der Süßigkeitenhersteller<br />

Storck ausschreibt. Hier werden ihre Bilder<br />

abgelehnt. Die Begründung: ‚Das ist ein Wettbewerb<br />

für Kinder, da haben nicht die Eltern die Zeichnungen<br />

zu malen.‘<br />

EIN SPRUNG IN DAS JAHR 2017. Vierzig Jahre später<br />

hängen Bilder der inzwischen anerkannten Satirezeichnerin<br />

in einer Sammelausstellung in der Zentralmensa<br />

der Göttinger Universität, unter dem Titel ‚Geschmackssache‘.<br />

Doch auch dieses Mal muss sie einen Rückschlag<br />

hinnehmen. Vina gehörte zur Künstlergemeinschaft ‚Das<br />

KomiTee‘, die mit dieser Ausstellung im Herbst Aufsehen<br />

erregen sollte: Das Plakat zur Ausstellung von der<br />

Künstlerin Ulrike Martens zeigte einen Albert Einstein<br />

mit Schweineohren und wurde von der Jüdischen Gemeinde<br />

als antisemitisch verurteilt, die Bilder von Marion<br />

Vina wurden von der Gleichstellungsbeauftragten der<br />

Universität als sexistisch eingestuft. „Damals war gerade<br />

die #metoo-Debatte groß in den Medien. Meine Zeichnungen<br />

und Wortspiele, die durchaus eine Auseinandersetzung<br />

mit dem Thema darstellen, wurden völlig falsch<br />

interpretiert“, sagt Vina. Bis heute haben die Verantwortlichen<br />

nur bedingt den Dialog mit ihr gesucht, was<br />

sie sehr bedauert.<br />

Anders der Jurist Alexander Thiele, der zusammen mit<br />

Göttinger Studierenden eine offene Diskussion mit der<br />

Künstlerin führte. Das war eine gute Gelegenheit, dieses<br />

Thema anzugehen. Zumal sie vor einer Öffentlichkeit<br />

den Vorwurf entkräften konnte, da sie selbst mit 13 Jahren<br />

Opfer eines Missbrauchs geworden war und Zeichnungen<br />

wie diese in der Ausstellung ein Teil des Verarbeitungsprozesses<br />

darstellen. „Erotische Zeichnungen<br />

waren für mich auch ein Weg zur Selbstfindung – auch<br />

um meinen eigenen Körper wiederzufinden“, sagt die<br />

Künstlerin. Im November 2017 wurde die Ausstellung<br />

vorzeitig beendet, und alle acht Künstler nahmen ihre<br />

Bilder von den Wänden. Die Wogen der Debatte drangen<br />

damals sogar bis in die FAZ und Die WELT vor. In der<br />

WELT vom 08.11.2017 wurde auf den Deutschen Kulturrat,<br />

dem Spitzenverband der Bundeskulturverbände,<br />

verwiesen. Der Kulturrat-Geschäftsführer Olaf Zim-<br />

154 2 |<strong>2019</strong>


leben<br />

,Anita Berber‘, Illustration aus dem Buch<br />

,20 Abwege zum Glück‘, Marion VINA, 2010<br />

2 |<strong>2019</strong> 155


leben<br />

Illustration ,Der TrumPeter‘ Marion VINA, 2017<br />

Illustration anlässlich des Attentats auf den Weihnachtsmarkt<br />

am Breitscheidplatz/Berlin Marion VINA, 2016<br />

mermann äußerte sich hier besorgt darüber, „dass die<br />

Kunstfreiheit infrage gestellt werde. Hochschulen seien<br />

öffentliche Räume, in denen die grundgesetzlich verbriefte<br />

Kunstfreiheit gelte“. Er fordere deshalb diejenigen<br />

auf, die das Abhängen der Bilder durchgesetzt haben,<br />

ihre Haltung zu überdenken. „Debattieren, ja. Zensieren,<br />

nein!», so Zimmermann.<br />

VINA IST KÜNSTLERIN. Aber sie ist auch Grafikerin,<br />

Illustratorin, Wandzeichnerin, Satirezeichnerin und<br />

Schauspielerin. Bis zur Geburt ihres Sohnes vor 23 Jahren<br />

arbeitete sie als Art-Direktorin in einer großen Agentur<br />

in Halle/Westfalen und betreute Kampagnen der<br />

Storck-Marken wie Knoppers, Super Dickmann’s, Schokoladen<br />

Riesen, Campino und andere. Als alleinerziehende<br />

Mutter änderte sich ihr Leben komplett – eine<br />

halbtags angestellte Art-Direktorin mit einem Kleinkind<br />

zu Hause? „Ich bin eher aus der Not heraus in die Selbstständigkeit<br />

gegangen. Es war nicht einfach, aber ich denke<br />

heute, dass dieser Weg notwendig war, damit ich werden<br />

konnte, was ich heute bin.“<br />

Große Dankbarkeit schwingt mit, während sie das<br />

sagt. Vina ist eine lebensfrohe Frau, heute selbstbewusst<br />

und zufrieden. Sie wohnt, nachdem sie 2016 von Norderstedt<br />

nach Göttingen zog, in einer kleinen Wohnung<br />

am Stadtrand, die Atelier, Büro und Lebensraum gleichermaßen<br />

ist. Wohl auch, weil sich für sie als kreativer<br />

Mensch das eine nicht von dem anderen trennen lässt.<br />

Durch die große Fensterfront lässt sie ihren Blick immer<br />

wieder über die Felder direkt vor ihrer Haustür schweifen.<br />

„Ich brauche diesen Blick in die Natur“, erklärt sie<br />

und schenkt grünen Tee nach. Ihre Wände sind voll mit<br />

Skizzen und Sekundenzeichnungen, wie sie sie nennt.<br />

„Solche Zeichnungen entstehen zum Beispiel, wenn ich<br />

fernsehe und Dinge auf mich einströmen, die mich bewegen.<br />

Das muss dann einfach raus“, sagt die Wahl-Göttingerin<br />

und zeigt auf eine Zeichnung mit einem Totenkopf<br />

Diese entstand, als sie von dem Anschlag auf dem Berliner<br />

Weihnachtsmarkt 2016 erfuhr. Oder eine Zeichnung:<br />

Sie ist eine Satire auf Donald Trump als Trompete.<br />

„Es gibt viele Beispiele, da bin ich sehr politisch. Ich habe<br />

eine starke Meinung zu Trump und Erdoğan“, sagt sie,<br />

„und die tue ich auch kund, ob die Menschen es hören<br />

wollen oder nicht.“<br />

IN DIE SATIRE IST DIE STUDIERTE GRAFIKDESIGNERIN<br />

eher reingerutscht. Erst kam 2012 die Anfrage von dem<br />

Göttinger Ausstellungsmacher, Kurator und Gründer des<br />

,Göttinger Elch‘ W.P. Fahrenberg zu dem Lichtenberg-<br />

Zeichenzyklus, der stetig wächst und inzwischen auf über<br />

156 2 |<strong>2019</strong>


leben<br />

SOWA PerlHuhnManschettenHundElch<br />

Illustration Marion VINA, 2013<br />

,warte Schleife‘ Illustration Marion VINA, 2015 <br />

warte Schleife<br />

200 Zeichnungen mit Aphorismen angewachsen ist. In<br />

Vinascher Manier lädt sie die Betrachter ein, Lichtenberg<br />

neu und ein wenig anders zu lesen. Ein schier unerschöpflicher<br />

Fundus wartet wohl in den nächsten Jahren noch<br />

auf Umsetzung. Zu Lichtenberg gesellte sich der Göttinger<br />

Elch. „Ich habe 2012 als ,Stallzeichnerin‘ für den<br />

Göttinger Elch mit einer ‚Darstellung‘ der von Michael<br />

Sowa und seinen gezeichneten Bilder Perlhuhn und Hund<br />

mit Manschette aus dem Film Die fabelhafte Welt der<br />

Amélie angefangen. Sowa bildete insofern eine Ausnahme,<br />

da ich danach ausschließlich Porträts der Satirepreisträger<br />

zeichnete“, erzählt sie, wobei in ihrer Stimme Stolz<br />

mitschwingt. Etwas Besonderes bei ihr. Denn eigentlich<br />

hält sie sich mit der Einschätzung über ihre Werke sehr<br />

zurück. „Ich möchte nichts über die Wertigkeit meiner<br />

Bilder sagen, ob sie gut sind oder schlecht. Ich zeichne in<br />

erster Linie für mich. Aber es freut mich, wenn Betrachter<br />

da sind und es ihnen gefällt.“<br />

Ihre Zeichnungen in Kombination mit Wortspielen<br />

zwingen die Betrachter regelrecht zu einem zweiten Blick<br />

der Erkenntnis, wie bei ‚warte Schleife‘. Wortspiele sind<br />

eine riesige Herausforderung für Vina und haben für die<br />

Künstlerin fast Suchtcharakter. „Plötzlich finde ich überall<br />

Worte, im Alltag, wenn ich unterwegs bin – und dann<br />

geht bildlich gesprochen eine Tür in mir auf und ein Bild<br />

zeigt sich, das zeichne ich dann“, erklärt sie ihren Schaffensprozess.<br />

Meist sei es erst das Wort und dann das Bild.<br />

Wenn sie hingegen ein Bild vor Augen hat und einen Begriff<br />

dafür sucht, funktioniere es in den seltensten Fällen.<br />

Sie zeichnet immer von Hand und scannt dann ihre ‚SekundenSkizzen‘-Zeichnung<br />

ein, um sie zu vervollkommnen.<br />

Ihre Linien führung, der Schwung, an dem ihre Fans<br />

ihre Bilder immer wiedererkennen und sie deshalb mögen,<br />

bleiben dabei erhalten. Vinas Werke zeichnen sich vor<br />

allem dadurch aus, dass sie mit wenigen Strichen und<br />

Linien in den Köpfen eine ganze Welt erschaffen. „Ich versuche<br />

immer, den perfekten Ausschnitt zu finden. Ich gehe<br />

lieber nah ran und zoome, als dass ich Klein-Klein mache“,<br />

erklärt sie. Und genau dieses Heranzoomen schafft<br />

eine Nähe zum Objekt, der man sich nicht entziehen kann.<br />

VIELE IHRER BILDER veröffentlicht die Sekundenzeichnerin<br />

auf Facebook. Auf Leinwand gedruckt gibt es sie<br />

jedoch immer nur als Unikat – Kunstdrucke werden in<br />

limitierter Auflage verkauft. Die Ursprungsskizze, die<br />

von Hand gezeichnete, vernichtet Vina, um ihren Anspruch<br />

auf Originalität aufrechtzuerhalten. Egal, ob sie<br />

als Künstlerin oder als Grafikerin unterwegs ist, ob sie<br />

an Kunden, an Freunde oder an sich selbst denkt – unverrückbare<br />

Ehrlichkeit ist für sie eine Lebensmaxime.<br />

2 |<strong>2019</strong> 157


leben<br />

„Marion Vinas Art, cleane und<br />

elegante Reinzeichnung mit expressiven<br />

Hintergründen zu verbinden,<br />

ist einmalig in der gesamten Szene<br />

und daher wirklich ART. Innovativ,<br />

oft wunderschön und ein absoluter<br />

Hingucker – endlich wagt's mal<br />

jemand, sich dem Diktat der<br />

VielBuntFlach-Zeichnerei zu widersetzen!<br />

Und auch, dass sie lieber<br />

auf geniale Klassiker-Zitate setzt als<br />

auf tausendmal gelesene Banalpointen,<br />

spricht (jedenfalls<br />

meistens!) wirklich für Vina.<br />

Ehrliches Kompliment!“<br />

WP Fahrenberg<br />

Ausstellungsmacher,<br />

Kunsthistoriker<br />

„Egal, ob man Satire macht, Künstler ist oder Musiker:<br />

Man hat immer einen Auftrag – im Positiven. Dazu gehört<br />

für mich auch soziales Engagement“, sagt Vina.<br />

Viele Jahre arbeitete sie im Kinderhospiz Sternenbrücke<br />

in Hamburg und übernahm auch immer wieder ehrenamtliche<br />

Projekte. Sie malte dort Wandillustrationen<br />

und bemalte zusammen mit den Eltern Kindersärge.<br />

Eine Arbeit, die sie demütig gemacht hat. Bis heute zeichnet<br />

sie für das Hospiz die Weihnachtskarten, für die sie<br />

extra eine Figur – den ‚kleinen Engel‘ – erfunden hat.<br />

VIELE ANEKDOTEN AUS ihrem Leben fallen ihr während<br />

des Interviews ein: dass sie als Kind immer wieder zu<br />

einem Baumstumpf im Garten lief und jedes Mal etwas<br />

anderes in ihm sah, dass sie immer schon ein aufmerksamer<br />

und eher langsamer Mensch war – was für sie aus<br />

heutiger Sicht wichtig war, damit sie lernen konnte, sich zu<br />

begreifen und sich selbst anzunehmen. Aber auch, wie viel<br />

Kraft es sie gekostet hat, als Alleinerziehende das Leben zu<br />

stemmen, und dass es Zeiten gab, in denen sie als Akademikerin<br />

an der Kasse bei Edeka saß. Auch das. „Dennoch<br />

oder gerade deshalb sehe ich mich als ein Glückskind. Ich<br />

glaube, dass nichts zufällig geschieht, denn man bekommt<br />

dadurch die Chance, in die Ver änderung zu gehen“, sagt<br />

sie resümierend zum Ende – und fügt nach kurzem Nachdenken<br />

noch hinzu: „Alle Ängste, die man hat, hindern<br />

einen doch nur daran, dass es losgeht.“ Denn auch sie<br />

weiß, dass sie noch nicht alle Ängste in sich überwunden<br />

hat. Doch das hindert Vina nicht daran, die Dinge einfach<br />

auf sich zukommen zu lassen und weiterzumachen. Denn<br />

Leidenschaft findet sowieso den Weg nach draußen.<br />

Zur Person<br />

Marion Vina ist Illustratorin, satirische Zeichnerin, freie<br />

Künstlerin, Buchillustratorin und Diplom-Grafikdesignerin.<br />

In Sprockhövel (Ruhrgebiet) aufgewachsen, studierte sie<br />

zunächst Industriedesign in Wuppertal, dann Bielefeld,<br />

und lebte lange Zeit in Norderstedt bei Hamburg. 2016<br />

zog sie nach Göttingen. Die Porträts der Preisträger des<br />

beliebten Göttinger ,Elch‘ kommen seit 2012 aus ihrem<br />

gespitzten Stift. Als Satirezeichnerin und Künstlerin setzt<br />

sie sich mit politischen und gesellschaft lichen Problemen<br />

auseinander und verrückt hier und da den Blickwinkel, um<br />

zum Nachdenken und Umdenken anzuregen.<br />

www.marion-vina.de<br />

Vinas Werke sind bei ihr direkt und als FineArtPrints in<br />

limitierter Auflage erhältlich unter:<br />

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158 2 |<strong>2019</strong>


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Marco Böhme (V.i.S.d.P.)<br />

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Autoren<br />

Lea van der Pütten (Redaktion),<br />

Anja Danisewitsch, Rupert Fabig,<br />

Sven Grünewald, Stefan Liebig,<br />

Carolin Schäufele, Charlotte Vogel<br />

Art-Direktion & Layout<br />

Julia Braun<br />

Fotografie<br />

Alciro Theodoro da Silva, Luka Gorjup<br />

Lektorat<br />

CoLibris - Lektoratsbüro<br />

Dr. Barbara Welzel<br />

Anzeigen<br />

Horst Wolf (Leitung)<br />

Geschäftsführender Gesellschafter<br />

Marco Böhme<br />

Auflage<br />

11.500<br />

Druckerei<br />

Silber Druck oHG<br />

Redaktions- und Anzeigenschluss der nächsten Ausgabe ist der<br />

15. August <strong>2019</strong>.<br />

Wenn Sie den <strong>faktor</strong> zukünftig nicht mehr kostenfrei erhalten<br />

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Redaktionsbeirat<br />

Dr. Friedemann Baum, Prof. Dr. Uwe Fischer, Fritz Güntzler, Rainer<br />

Hald, Dr. Klaus Heinemann, Jürgen Hollstein, Jürgen Jenauer,<br />

Christine Krumm, Carsten Lohrengel, Lars Obermann, Borzou Rafie<br />

Elizei, Thomas Richter, Georg Rosentreter, Gerhard Sauer, Mark C.<br />

Schneider, Prof. Dr. Matthias Schumann, Claudia Trepte, Kirsten<br />

Weber, Prof. Dr. Winfried Weber, Dr. Marko Weinrich, Hasso Werk<br />

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2 |<strong>2019</strong> 161


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