DER BERG 01/2019
Das Bergsport-Magazin vom DAV Düsseldorf.
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TOURENBERICHT | ECRINS<br />
URIGE UND FAMILIÄRE HÜTTEN<br />
Wer einen Rundweg plant, der sollte sich auf der nächstgelegenen<br />
Hütte nach den aktuellen Bedingungen erkundigen. Im<br />
Sommer 2<strong>01</strong>8 lag noch sehr viel Schnee, weil der letzte Winter<br />
lang und extrem schneereich war. Wir haben auf allen Hütten<br />
nur die besten Erfahrungen gemacht: Alle Hüttenwarte sind<br />
hilfsbereit, auskunftsfreudig und kennen sich wirklich aus.<br />
Sie passen auch auf, ob alle heil und gesund zurückkommen<br />
beziehungsweise auf der nächsten Hütte ankommen! Die<br />
Hütten sind deutlich kleiner, uriger und familiärer, als man<br />
es in Deutschland und Österreich gewohnt ist. Bei unseren<br />
Besuchen waren nur 10 bis 30 Gäste vor Ort. Urig und familiär<br />
heißt auch: Es gibt keine Zweibettzimmer, sondern nur<br />
klassische Massenlager. Am Geschirr wird gespart, man bekommt<br />
nur einen Teller für sein Abendessen, daraus isst man<br />
nacheinander Suppe, Hauptgang, Nachspeise und als letzten<br />
Gang, den Käse. Beim Spülen, Gemüse schnippeln und Tische<br />
abwischen darf auch jeder gerne mithelfen.<br />
„Die Gipfel sind nicht<br />
hoch genug, um berühmt<br />
zu sein und gleichzeitig<br />
zu schwierig, um sie im<br />
Vorbeigehen abzuhaken.”<br />
VIELE <strong>BERG</strong>STEIGERISCHE MÖGLICHKEITEN<br />
Unsere Touren führten uns nicht nur in die Täler hinein,<br />
sondern auch auf die Gipfel. Das Tal von La Berarde bietet<br />
ein Vielzahl von bergsteigerischen Möglichkeiten: reines<br />
Sportklettern, lange Klettertouren mit Plaisier-Absicherung<br />
im Granit, klassische Hochtouren mit Schnee und Eis, hochalpine<br />
Abenteuer-Klettertouren und auch die ganz harten<br />
Nordwände.<br />
Wir bevorzugten doch eher das Angebot für den Genießer:<br />
lange Plaisier-Klettereien an der Aiguille Dibona oder dem<br />
Tete de la Maye, leichte Hochtouren und einen Hauch von<br />
Sportklettern unten im Tal. In und um La Berarde gibt es<br />
Dutzende Touren dieser Art. Wir waren fast drei Wochen vor<br />
Ort und wir hätten noch weitere drei Wochen dort bleiben<br />
können. Für so ein Programm sollte man im vierten Grad<br />
sicher im Felsklettern sein, sonst findet man nur wenige<br />
Routen zur Auswahl. Für die Hochtouren sollte ein dreier im<br />
Fels und eine Schneeflanke mit 40 Grad Neigung beherrscht<br />
werden. Somit gehören die Berge der Ecrins eher zu den<br />
schwierigen Gipfeln in den Alpen. Das erklärt auch, warum<br />
– verglichen mit anderen Gebieten – hier so wenig los ist:<br />
Die Gipfel sind nicht hoch genug, um berühmt zu sein und<br />
gleichzeitig zu schwierig, um sie im Vorbeigehen abzuhaken.<br />
Wir haben einen der leichtesten Gipfel bestiegen, den<br />
Rhateau Est (3745 Meter) über den Südgrat; die Tour ist angeblich<br />
eine der beliebtesten rund um La Berarde. Trotzdem<br />
waren an einem wunderbar sonnigen Augusttag außer uns<br />
nur fünf weitere Bergsteiger auf dem Gipfel.<br />
HOCHTOUR AUF DIE BARRE DES ECRINS<br />
Das zweite bergsteigerische Zentrum der Ecrins ist Ailefroide<br />
auf der Ostseite des Gebirges. Dort ist die Auswahl an Touren<br />
noch größer, die Berge noch etwas spektakulärer und deshalb<br />
ist auch bedeutend mehr los als in La Berarde. Auch hier<br />
kann man vom wunderschönen Campingplatz aus fast alle<br />
Touren zu Fuß erreichen. Hinter Ailefroide führt die einzige<br />
wirklich beliebte und dicht belagerte Hochtour auf den<br />
höchsten Gipfel, die Barre des Ecrins (4102 Meter). Dort<br />
pilgern an jedem Tag 100 oder mehr Bergsteiger über den<br />
Gletscher, um die magische 4000er-Grenze zu überschreiten.<br />
Wer genug hat von Tausenden Höhenmetern Wanderstrecke<br />
und Granitschleicherei, der kann in DAS touristische Zentrum<br />
der südfranzösischen Alpen eintauchen: Rund um Briancon<br />
tobt der Outdoor-Tourismus mit allem, was das Sportlerherz<br />
begehrt. Morgens Rafting, mittags Downhill-Biking mit Seilbahntransport,<br />
nachmittags Paragliding und zwischendurch<br />
ins Café für einen Latte Macchiato. Wir waren zwar auch auf<br />
einer Kajak-Tour im leichten Wildwasser der Durance, aber<br />
ansonsten einfach jeden Tag klettern. Auf der östlichen<br />
Talseite, gegenüber der Ecrins, finden sich Dutzende Plaisier-<br />
Klettereien mit perfekter südfranzösischer Absicherung, von<br />
10 bis 600 Metern Höhe. Wir gondelten mit unserem Wohnmobil<br />
von einer Felswand zur nächsten, morgens Baguette,<br />
tagsüber toller Fels, abends ein gemütlicher Ausklang in der<br />
Sonne und bester Panoramablick. Besser geht es nicht.<br />
À bientôt!<br />
INFOS ENCRINS:<br />
www.ecrins-parcnational.fr/<br />
www.camping-berarde.com/<br />
www.berarde.com/en/<br />
www.hautes-alpes-tourismus.de/de/tourismus/<br />
bestimmungen/territorien/ecrins.html<br />
www.ailefroide.fr/camping/<br />
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