Lufthansa Exclusive Magazin 07/2019

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64 business Gut abgemischt
65 Farbenfrohe Erscheinung: Anna von Mangoldt in ih rem Produktionsraum (rechts); im Tageslichtkasten wird die Farbe geprüft (links); jede Dose erhält einen Klecks im jeweiligen Ton (ganz rechts) N 97 MADE IN GERMANY Die Manufakturgründerin Anna von Mangoldt setzt mit ihren Farben ein Statement gegen weiße Wände – und findet dabei immer den richtigen Ton TEXT JESSICA BRAUN FOTOS MAJID MOUSSAVI Warmes Licht fällt durch die großen Fenster des Produktionsraums. Anna von Mangoldt holt eine Dose mit einer sahnigweißen Kreideemulsion aus dem Regal, klebt ein Etikett mit der Aufschrift „Downton Abbey 157“ auf den Topf. Der Ton, benannt nach der nostalgischen englischen TV-Serie, ist einer ihrer Bestseller – und ein guter Grund für mehr Farbe an der Wand. Denn in deutschen Wohnräumen dominiert immer noch der weiße Innenanstrich. „Das zu ändern ist mein Ziel“, sagt die 33-jährige Gründerin. Mit ihrer Manufaktur „Anna von Mangoldt“ produziert sie nach eigenen Rezepturen Farben und Lacke für Wände, Möbel und Böden. Und macht mit ihrem Start-up Traditionshäusern wie der britischen Premium-Marke Farrow & Ball Konkurrenz. Von Mangoldt platziert die geöffnete Farbdose unter dem Hahn der Mischmaschine, wählt am Bildschirm die Rezeptur – in diesem Fall drei Pigmente – und die Menge, drückt auf „Dosieren“. Die Maschine rödelt kurz, schießt die farbgebenden Teilchen in die weiße Emulsion. Doch erst die Rüttelmaschine macht daraus eine homogene Farbe. Mit einem großen Hammer klopft von Mangoldt den Deckel zu, fixiert ihn zusätzlich mit einem Gummiband, stellt die Dose in den grauen Kasten des Rüttlers. Drei Minuten fährt dieser nun um seine sämtlichen Achsen Karussell. Fertig gemischt ist Downton Abbey 157 ein Grau mit rot-bräunlichem Stich. Bevor die Farbe zum Kunden geht, spachtelt von Mangoldt eine Probe auf Tapetenpapier. Erst wenn die nach der Trocknung das gewünschte Ergebnis zeigt, tupft von Mangoldt mit dem Finger einen Klecks der Farbe auf den Deckel der Dose, verschließt diese endgültig und gibt sie in den Versand. Jede Dose, jeder Farbeimer aus ihrer 168 Töne zählenden Kollektion wird so eigens für den Kunden gemischt. Von Mangoldt hat ihre Manufaktur in einer Lagerhalle im Gewerbegebiet des nordrhein-westfälischen Städtchens Warburg eingerichtet. Abseits der Metropolen ein Unternehmen aufzuziehen hat hierzulande zwar Tradition – unzählige mittelständische Weltmarktführer haben ihren Sitz in der Provinz –, aber Gründer in von Mangoldts Alter versuchen es doch eher in den Start-up-Ökosystemen von Berlin oder Hamburg. Warum Ostwestfalen-Lippe? „Mir war wichtig, dass die Firma wirklich mir gehört. Ich wollte organisch wachsen, ohne falschen Druck eines Investors.“ Und ihre Wahl erlaubte ihr, in der Gründungsphase vor zehn Jahren bei ihren Eltern zu wohnen.
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