66 business Einmal am Markt, konnte von Mangoldt ihren Kundenstamm schnell vergrößern. Aus ganz Deutschland kamen Bestellungen, ein Webshop musste her. Die Gründerin investierte 10 000 Euro, die sie von ihrer Großmutter geerbt hatte. Doch das Wachstum barg Probleme: Von Mangoldt hatte nur eine Mischmaschine – fiel die aus, hielt das die gesamte Produktion auf. Und wenn sie die Rüttelmaschine anwarf, hüpften in dem Laborbetrieb ein Stockwerk tiefer die Flaschen aus den Regalen. Also beschloss von Mangoldt, die Herstellung auszulagern. In Frankfurt fand sie eine Firma, die die Farben nach ihren Vorgaben herstellte. Die gewonnene Zeit nutzte sie für Messebesuche, traf Händler und Inneneinrichter, führte Schulungen und Farbgestaltungs-Seminare durch. Heute hat sie mehr als 100 Handels partner und 300 Endabnehmer, macht mehrere Hunderttausend Euro Umsatz im Jahr. Das Volumen ist so groß, dass sie die Produktion zurück nach Warburg geholt hat: mit vier neuen Maschinen und zwei zusätzlichen Mitarbeitern. Sie selbst will sich darauf konzentrieren, Kunden zu beraten, neue Töne zu kreieren – und zu verkaufen. Sie habe schon als Kind gern mit Farben hantiert, erzählt die Gründerin. Während ihre vier Geschwister Hightech-Mixer: Die Mischmaschine schießt farbgebende Teilchen in die weiße Kreideemulsion COMFORT ZONE Farben regen auch im Büro die Kreativität an. Laut verschiedenen Studien gelingt das am besten mit frischen Blauund Grüntönen. Warmes Rot fördert Kommunikation und Teamarbeit. Tiefes Blau wirkt beruhigend. draußen herumtobten, setzte sie sich hin und malte. Als Achtjährige fühlte sie sich alt genug für Ölfarben, forderte diese von ihrer Kunstlehrerin ein. Später, während ihres Studiums der Geschichte und Kunstgeschichte im englischen Warwick, lernte sie eine neue Farbkultur kennen: „Die Engländer haben ein selbstverständliches Verhältnis zu Farben, streichen Räume gern in kräf tigen, oft dunklen Tönen.“ Im nahen Ox ford führte die Künstlerin Annie Sloan ein Geschäft mit eigenen Farben, Stoffen und handbemalten Möbeln. Von Mangoldt war so begeistert von dem Laden, dass sie als Praktikantin bei Sloan anheuerte. Zwei Jahre arbeitete sie neben dem Studium „in jeder freien Minute“ bei der Vorreiterin des Shabby Chic, lernte Farben zu mischen und Möbel zu fassen. Mit diesem Wissen kehrte von Mangoldt 2009 in ihre Heimat mit den alpinaweißen Wänden zurück. Wild entschlossen, von der Ostsee bis zur Zugspitze englische Farbenfreude zu etablieren, importierte sie Sloans Farben. Die Töne der Britin deckten sich jedoch nicht mit der Nachfrage in Deutschland. „Die Lichtverhältnisse in England unterscheiden sich von unseren, daher wirken auch die Farben anders.“ Von Mangoldt wollte lichtere Töne, mehr Auswahl, verschiedene Qualitäten. „Mindestens 120 Farben sollten es sein, auch Lacke und widerstandsfähige Wandfarben. Und größere Gebinde.“ Denn Sloans Farben gab es nur in Ein-Liter-Eimern – „damit werden Großprojekte für den Endkunden unbezahlbar, und für einen Newcomer im Markt ist die Herstellung nicht profitabel.“ Von Mangoldt begann, aus Sloans Farben eigene zu mischen, rührte sie von Hand in Plastikwannen an. Weil sich ihre Töne gut verkauften, richtete die Jungunternehmerin 2010 in Warburg ihren ersten Produktionsraum ein. Ein belgischer Hersteller stellte die Maschinen, dafür arbeitete sie mit seinen Pigmenten und Basen. Von Mangoldt zeigt einen Ordner mit Farbmustern, die sie auf Anfrage als Orientierungshilfe verschickt. Baumarktkunden müssen mit diesen kleinen, bedruckten Farbkärtchen auskommen – sie benutzt DIN-A4-Blätter, die mit den Originalfarben handgestrichen sind. „In dieser Größe sieht man einfach besser, ob eine Farbe in einem Raum wirkt.“ Neben dem Service ist es aber vor allem die Qualität, die Anna von Mangoldts Kunden überzeugt. Grundlage ihrer Farben: „Viele Pigmente, ein Minimum an Konservierungsstoffen“. Sie sind so gut verträglich, dass die Firmenchefin, die bei unserem Besuch hochschwanger ist, sie unbesorgt mit dem Finger verstreicht. Bisher ist von Mangoldts Unternehmen beständig gewachsen – und das, obwohl der Markt für Innenfarben in Deutschland in den vergangenen Jahren rückläufig war. Doch Bedarf sieht sie genug, vor allem im Firmenbereich. „Wir verbringen zu viel Zeit in kalten und sterilen Büros“, findet sie. Sie möchte außerdem den internationalen Markt stärker ins Visier nehmen. Nach Österreich und in die Schweiz liefert die Manufaktur bereits, auch in England sind die Farben gefragt. Aber Anna von Mangoldt sieht auf der Karte noch viele weiße Flecken.
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