2019/30 - RKU - Eröffnung Recover
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4 INTERVIEW MIT DR. RAINER ECKHARDT<br />
„An erster Stelle<br />
steht immer noch<br />
die hochwertige<br />
Spitzenmedizin“<br />
Interview In der orthopädischen Rehabilitation greift das <strong>RKU</strong> ab<br />
August bei der Patientenunterbringung auf das Ambiente eines<br />
Vier-Sterne-Hotels zurück. Die Philosophie, die dahintersteckt,<br />
erklärt Dr. Rainer Eckhardt, Ärztlicher Direktor des ZIR am <strong>RKU</strong>.<br />
Die Philosophie des<br />
neuen Klinikhotels<br />
erklärt Dr. Rainer Eckhardt,<br />
Ärztlicher Direktor<br />
des Zentrums<br />
für Integrierte Rehabilitation<br />
(ZIR) am <strong>RKU</strong>.<br />
Was war Ihre Vision bei der Umsetzung<br />
des neuen Klinikhotels?<br />
Im <strong>RKU</strong> wissen wir alle, dass<br />
die Patienten in den orthopädischen<br />
Rehabilitationsverfahren<br />
eine exzellente medizinische<br />
Versorgung bekommen. Was<br />
uns im <strong>RKU</strong> gefehlt hat, war in<br />
Teilen eine adäquate Unterbringung<br />
unserer Patienten. Das hat<br />
uns über die Jahre im ZIR getrieben<br />
zu wachsen, um die wirtschaftlichen<br />
Voraussetzungen<br />
zu schaffen, unseren Patienten<br />
die Möglichkeit zu bieten, sich<br />
nach einem anstrengenden Therapie-Alltag<br />
in einem Hotelambiente<br />
zu erholen.<br />
Unsere Vision: eine Kombination<br />
aus medizinischer-therapeutischer<br />
Spitzenversorgung in der<br />
Rehabilitation mit umfangreichem<br />
Therapieplan und der Atmosphäre<br />
eines Sterne-Hotels.<br />
Sie haben zusammen mit dem Geschäftsführer,<br />
Herrn Gruber, in der<br />
Sterne-Hotellerie hospitiert?<br />
Ich bin seit über dreißig Jahren<br />
in der Medizin tätig, doch<br />
in Hotel und Ambiente hatte<br />
ich natürlich sehr wenig Erfahrung.<br />
Deshalb mussten wir<br />
uns informieren und sind dafür<br />
in Dresden in einem Fünf-Sterne-Hotel<br />
und im Maritim Hotel<br />
in Ulm vorstellig geworden. Uns<br />
wurden dort alle Abläufe eines<br />
Spitzen-Hotels gezeigt. Besonders<br />
gefallen hat uns der Begriff<br />
„Lady in Red“, eine spezielle Mitarbeiterin,<br />
die alle Wünsche oder<br />
Beschwerden der Gäste freundlichst<br />
entgegennimmt und sich<br />
sofort um kompetente Lösungen<br />
bemüht. Wenn wir das bei<br />
uns in der Klinik einführen können,<br />
steigt sofort die Dienstleistung<br />
und der zufriedene Patient<br />
wird endlich auch als Gast im<br />
Hause verstanden.<br />
Die ursprüngliche Idee ist daher<br />
nicht ein Hotel um des Hotels<br />
willen. Wir wollten für die Patienten<br />
im ZIR neben unseren medizinischen<br />
Ansprüchen auch ein<br />
Erholungs- und Wohlfühlambiente<br />
schaffen. Der Hotelgedanke<br />
ist das Vehikel; an erster Stelle<br />
steht immer noch die hochwertige,<br />
rehabilitative Spitzenmedizin.<br />
Wird das Klinikhotel Nachahmer<br />
finden?<br />
So eine Umstellung ist gar nicht<br />
so einfach zu bewältigen. Bisher<br />
gab es den Arzt und die Schwestern<br />
oder die Therapeuten und<br />
jetzt haben wir plötzlich auch<br />
noch einen Klinikhoteldirektor.<br />
Da müssen natürlich alle Abläufe<br />
und Prozesse aufeinander<br />
abgestimmt und strukturiert<br />
werden. Was macht das<br />
Hotelpersonal, was macht die<br />
Pflege, was machen die Ärzte?<br />
Dafür muss man Ideen, den Willen<br />
zur Veränderung und das Finanzvolumen<br />
haben. Diese Voraussetzungen<br />
sind nicht überall<br />
gegeben.<br />
Erläutern Sie bitte anhand eines<br />
Beispiels die Behandlungsmethode<br />
„Enhanced <strong>Recover</strong>y“ und an<br />
welchem Punkt das Klinikhotel<br />
daran aufbaut.<br />
Wir haben Patienten, die im<br />
Bereich des Bewegungs- und<br />
Stützapparates operiert werden<br />
oder an einer chronischen<br />
Erkrankung leiden. Zur Rehabilitation,<br />
zur Erholung, „<strong>Recover</strong>“,<br />
und zur Wiedereingliederung<br />
in den Alltag oder das Berufsleben<br />
gehört eine sehr gute<br />
ärztliche Leistung und – was in<br />
der Reha besonders wichtig ist<br />
–: ein therapeutisch umfänglicher<br />
Plan sowie die Motivation<br />
und Mühe des Patienten, sich an<br />
diesem Prozess zu beteiligen.<br />
Für unsere mittlerweile sehr<br />
früh mobilisierten Endoprothesen-Patienten<br />
müssen wir<br />
die Motivation schaffen, den<br />
nächsten Schritt im Rehabilitationsprozess<br />
zu vollziehen, um<br />
unser höchst attraktives, aber<br />
auch deutlich forderndes Programm<br />
voll zu nutzen. Wenige<br />
Tage nach der Operation kommen<br />
die Patienten des „Enhanced<br />
<strong>Recover</strong>y“-Programmes<br />
aus dem geschützten und unterstützten<br />
Akutbereich in einen<br />
Rehabilitations-Bereich – mit einem<br />
sehr umfangreichen Therapieplan<br />
- in dem alle professionellen<br />
Kontakte zeitlich sehr<br />
genau geregelt sind. Wir wollen<br />
aber mit einer angenehmen<br />
Hotelumgebung die Motivation<br />
der Patienten wecken, möglichst<br />
schnell aus dem akuten stationären<br />
Bereich in die Rehabilitation<br />
zu wechseln und sich dort<br />
wieder ihre körperliche aber<br />
auch seelische Autonomie zu<br />
erarbeiten.<br />
Sie vertreten die Philosophie, dass<br />
ein Wohlfühl-Ambiente zu einer<br />
schnelleren Genesung beiträgt.<br />
Wie ist das zu verstehen?