Journal_2019-05
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24 JOURNAL WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN<br />
Unternehmensnachfolge aus<br />
der Sicht des Käufers<br />
Familien-KMU, für die keine familieninterne Nachfolgeregelung möglich ist, nutzen als Alternative<br />
am häufigsten ein Management-Buy-out. Worauf ist dabei aus der Sicht des Käufers<br />
zu achten?<br />
Von Michael Hösli, Provida Treuhand AG<br />
«Der Vater erstellt’s, der Sohn erhält’s, beim Enkel<br />
zerfällt’s!» Mit diesem Bonmot weist der Volksmund<br />
pointiert darauf hin, dass der erfolgreiche<br />
Nachfolger eines Unternehmers nicht unbedingt<br />
in dessen engstem Familienkreis zu suchen ist.<br />
Tatsache ist aber, dass eine grosse Mehrheit der<br />
Schweizer KMU eine familieninterne Nachfolgeregelung<br />
anstrebt. Dort, wo kein Familienmitglied<br />
für die Nachfolge bereitsteht, ist der Verkauf an<br />
Dritte oft die einzige Alternative. Bei Familien-KMU<br />
geschieht dies am häufigsten in der Form<br />
des Management-Buy-outs (Verkauf an das bestehende<br />
Management), gefolgt von Management-Buy-ins<br />
(Verkauf an ein externes Management).<br />
Der Verkauf an einen strategischen Investor<br />
(z.B. Mitbewerber) oder an einen<br />
Finanzinvestor kommt deutlich seltener vor.<br />
WESENTLICHE FAKTOREN<br />
Worauf ist bei einem Management-Buy-out zu<br />
achten? Vor allen Dingen sind die Finanzierungskonditionen<br />
und der Kaufpreis die wesentlichen<br />
Faktoren. So ist es nicht erstaunlich, dass gescheiterte<br />
Verhandlungen am häufigsten auf diese<br />
beiden Kriterien zurückzuführen sind.<br />
Ausgangslage für die Preisverhandlung ist eine<br />
umfassende, betriebswirtschaftliche Unternehmensbewertung,<br />
die sowohl die bestehende Unternehmenssubstanz<br />
als auch künftig zu erwartende<br />
Erträge und Geldflüsse mitberücksichtigt.<br />
Wert ist jedoch nicht mit Preis gleichzusetzen,<br />
weshalb der ermittelte Unternehmenswert lediglich<br />
als objektive Diskussionsgrundlage betrachtet<br />
werden sollte. Der kritische Käufer wird die<br />
wertbestimmenden Parameter im Bewertungsmodell<br />
hinterfragen.<br />
Dazu drei Beispiele:<br />
– Prognosewerte: Wie realistisch sind sie? Ist die<br />
Prognose einfach eine Extrapolation der Vergangenheit?<br />
– Zinssatz zur Kapitalisierung künftiger Erträge:<br />
Werden Inflation, Ergebnisvolatilität, Produktrisiken,<br />
Marktrisiken usw. angemessen berücksichtigt?<br />
– Rechnungswesendaten: Wie zuverlässig sind<br />
diese als Quelle für die Wertberechnungen?<br />
Ein weiterer wichtiger Punkt aus Käufersicht ist<br />
die Vermögensstruktur des Unternehmens. Das<br />
JOURNAL N o 5 August <strong>2019</strong> | 90. Jahrgang