Journal_2019-05

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38 JOURNAL GRUNDBILDUNG UND ERWACHSENENBILDUNG
Insgesamt weniger
Polymechaniker-Lernende
Dieser Tage machen zahlreiche Lernende der MEM-Branche ihre ersten Schritte im Berufsleben.
Das JOURNAL hat die Lernenden-Zahlen des Bundesamtes für Statistik von 2001 bis 2018 betrachtet
und mit den aktuellsten Zahlen der grössten Sektionen von Swissmechanic ergänzt.
Von Monica Hotz
Aufgrund der demografischen Entwicklung, der
damit zusammenhängenden hohen Quote offener
Lehrstellen und der strukturellen Veränderungen
in den letzten Jahren nahm die Zahl der Lehrstellen
von 2009 bis 2018 in der gesamten MEM-Branche
um rund acht Prozent ab. Fünf bis zehn Prozent der
ausgeschriebenen Lehrstellen konnten in den vergangenen
Jahren nicht besetzt werden. Die hohe
Anzahl unbesetzter Lehrstellen ist auf demografische
Faktoren zurückzuführen. Dabei spielen die
geburtenschwachen Jahrgänge und die fehlende
Bekanntheit der dualen Berufsbildung bei Familien
mit Migrationshintergrund eine entscheidende
Rolle. Auch ist festzustellen, dass Firmen vermehrt
dreijährige Grundbildungen anbieten, dies auf
Kosten der vierjährigen Grundbildungen.
MEHR AUTOMATIKER/INNEN
Vergleicht man die Zahl der Lehrverträge bei Automatiker/innen,
Automatikmonteur/innen, Polymechaniker/innen
und Produktionsmechaniker/
innen in den letzten 18 Jahren, so fällt auf, dass
die Tendenz beim Gesamtbestand der Lehrverträge
bei den Polymechaniker/innen mehr oder weniger
konstant stark abnehmend ist, während die
Zahl der Lehrverträge bei den Automatiker/innen
zugenommen hat.
Gab es bei den Polymechaniker/innen 2001
schweizweit noch 7472 Lehrverträge, waren es
2017 noch 5540 und 2018 noch 5329. Die Kurve
bei den Automatiker/innen hingegen verläuft um
einiges flacher. Von 2001 bis 2010 nahm der Gesamtbestand
der Lehrverträge von 2073 auf 3133
leicht zu und nahm dann bis 2017 auf 2816 und
2018 auf 2784 leicht ab.
Die Zahl der jeweils neu abgeschlossenen Lehrverträge
sank bei den Polymechanikern/innen seit
2001 von 2019 auf 1387 im Jahr 2018, bei den
Automatikern/innen nur leicht von 761 auf 750.
Zu beachten ist bei dieser Statistik, dass im Jahr
2009 der Beruf Polymechaniker/in zu Polymechaniker/in
EFZ und der Beruf Automatiker/in zu Automatiker/in
EFZ wurde.
Während die Zahlen bei den erwähnten vierjährigen
Grundbildungen gesamthaft gesehen eine abnehmende
Tendenz aufweisen, zeigen die Kurven der
dreijährigen Lehren nach oben. Der Gesamtbestand
der Lehrverträge bei den Produktionsmechanikern/
innen nahm von 366 im Jahr 2001 auf 1157 im Jahr
2018 zu, bei den Automatikmonteuren/innen von
63 im Jahr 2001 auf 401 im Jahr 2018. Zu beachten
ist dabei, dass im Jahr 2009 der Beruf Elektropraktiker/in
in den Beruf Automatikmonteur/in EFZ überging
und der Beruf Mechapraktiker/in in den Beruf
Produktionsmechaniker/in EFZ.
Auffallend ist, dass die Zahl der neu abgeschlossenen
Lehrverträge bei den Produktionsmechaniker/innen
und Automatikmonteur/innen nach einer
stetigen Abnahme in den letzten Jahren im Jahr
2018 wieder ziemlich stark anstieg. Bei den Produktionsmechaniker/innen
von 406 im Jahr 2017
auf 447 im Jahr 2018, bei den Automatikmonteur/
innen von 134 im Jahr 2017 auf 154 im Jahr 2018.
FRAUENANTEIL HAT ZUGENOMMEN
Der Anteil auszubildender Frauen hat erfreulicherweise
in allen vier Berufen zugenommen. Bei den
Polymechanikerinnen stieg die Zahl der Lehrverträge
von 158 im Jahr 2001 auf einen Höhepunkt
von 261 im Jahr 2008 an, um bis 2018 wieder auf
197 abzunehmen. Die Zahl der Lehrverträge bei
den Automatikerinnen stieg mehr oder weniger
konstant von 41 im Jahr 2001 auf 119 im Jahr 2018
an. Die Zahl der Lehrverträge bei den Produktionsmechanikerinnen
stieg von 10 im Jahr 2001 auf 49
im Jahr 2018 an, die Zahl der Automatikmonteurinnen
von 3 im Jahr 2001 auf 19 im Jahr 2018.
Der positive Trend bei den auszubildenden Frauen
ist erfreulich. Trotzdem ist der Frauenanteil in der
MEM-Branche relativ klein. Bei den Polymechaniker/innen
liegt dieser bei rund 3,7 Prozent und bei
den Automatiker/innen bei 4,3 Prozent. Bei den
Frauen liegt hinsichtlich Rekrutierung zukünftiger
Fachkräfte noch viel Potenzial brach.
HETEROGENE SITUATION
Eine kurze Umfrage bei den grössten Sektionen
von Swissmechanic zu den Zahlen der Lernenden
in ihren Ausbildungszentren zeigte eine sehr heterogene
Situation und teilweise Zahlen, die nicht
der bisher gesamtschweizerisch erhobenen Tendenz
entsprechen.
So stieg beispielsweise im Kanton Thurgau die Zahl
der Lernenden entgegen der gesamtschweizerischen
Tendenz. Zu beachten sei, dass die Firmen
unterschiedliche Zyklen hätten, erklärte Anja Laager
vom Sekretariat der Sektion Thurgau. Dennoch
verzeichne der Kanton steigende Lernendenzahlen.
Im Thurgau stieg die Zahl der mit der Lehre
beginnenden Polymechaniker/innen seit 2016 von
41 auf aktuell 51. Die angehenden Automatiker/
innen nahmen von 11 auf 22 zu. Hans Ihasz, Leiter
Kurszentrum der Sektion Thurgau, betonte, dass je
nach Kanton das Umfeld von Mitbewerbern unterschiedlich
stark sei und die Zahl der Lernenden an
den Kurszentren von Swissmechanic beeinflusse.
Zugenommen hat die Zahl Lehrbeginnender auch
in der Zentralschweiz. Wobei sich die Mitgliederfirmen
laut Geschäftsführer Patrick Riedweg dennoch
des Öfteren beklagen, keine Polymechaniker-Lernenden
zu finden.
In der Zentralschweiz nahm die Zahl der Polymechaniker/innen,
die ihre Lehre beginnen und bei Swiss-
JOURNAL N o 5 August 2019 | 90. Jahrgang