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The Red Bulletin September 2019 (AT)

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ÖSTERREICH<br />

SEPTEMBER <strong>2019</strong>, € 3,50<br />

ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN<br />

RM 18A041541 K<br />

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1140 WIEN<br />

NUR WER<br />

EINE MASKE<br />

TRÄGT, ZEIGT<br />

SEIN WAHRES<br />

GESICHT.<br />

RAP-SUPERSTAR<br />

CRO ÜBER<br />

AUTHENTIZITÄT<br />

ALS ERFOLGSFAKTOR<br />

Heraustrennen.<br />

Aufsetzen.<br />

Ehrlich sein.


E D I T O R I A L<br />

WILLKOMMEN<br />

FACE<br />

TO FACE<br />

NORMAN KONRAD (COVER), GETTY IMAGES, ISTOCK, KONSTANTIN REYER<br />

BITTE<br />

LÄCHELN!<br />

Profi-Fotoshooting<br />

mit einer Pandamaske.<br />

Nicht im<br />

Bild: Besitzer Cro.<br />

Porträt: Seite 40<br />

60<br />

Jahre hat es im<br />

Gewicht heben<br />

gedauert, bis ein<br />

Mann 180 Kilo gestemmt<br />

hat. Bei<br />

Frauen nur halb so<br />

lange. Die Story dahinter:<br />

Seite 48<br />

Ein Star definiert sich im Prinzip dadurch,<br />

dass sein Gesicht auf der Straße<br />

von möglichst vielen Menschen erkannt<br />

wird. Was aber, wenn<br />

man genau das eigentlich<br />

nicht möchte? Dann hilft –<br />

wie bei Rapper Cro – eine<br />

Maske. Die ermöglicht aber<br />

nicht nur anonyme Stadtspaziergänge,<br />

sondern auch<br />

schonungslose Ehrlichkeit,<br />

wie du in unserer Cover story<br />

ab Seite 40 lesen kannst.<br />

Dass Brad Pitt und<br />

Leonardo DiCaprio auf der Straße unerkannt<br />

bleiben, bezweifeln wir. Umso<br />

mehr freut uns, dass sich die zwei Hollywood-Größen<br />

in Cannes für ein Interview<br />

mit uns Zeit genommen haben und uns<br />

auf Seite 56 unter anderem erzählen,<br />

wie man sich an der Spitze behauptet.<br />

An die Spitze wollte auch unser Autor<br />

beim Selbstversuch als Rennfahrer. Wie<br />

es ihm im 300 PS starken KTM X-Bow<br />

ergangen ist, liest du ab Seite 66.<br />

Viel Spaß mit der<br />

neuen Ausgabe von<br />

<strong>The</strong> <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong>!<br />

Die <strong>Red</strong>aktion<br />

MEHR GLANZ GEHT KAUM<br />

Nein, wir meinen nicht die Schuhe,<br />

sondern ihre Träger: Brad Pitt und<br />

Leonardo DiCaprio, die wir zum<br />

Exklusiv-Interview trafen. Ab Seite 56.<br />

BLEIFUSS<br />

Das Wochenende bei der<br />

KTM X-Bow Battle forderte<br />

von unserem Autor Tribut.<br />

Und defekte Rennschuhe<br />

waren da sein geringstes<br />

Problem. Ab Seite 66<br />

THE RED BULLETIN 3


INHALT<br />

<strong>The</strong> <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong><br />

<strong>September</strong> <strong>2019</strong><br />

COVERSTORY<br />

40 DAS POP-PHANTOM<br />

Eine Pandamaske als Vehikel für<br />

Authentizität in der Instagram-<br />

Ära: Rapper Cro zeigt, wie’s geht.<br />

MOPED-AUSFAHRT<br />

20 DAS 30-KM/H-ABENTEUER<br />

Beim <strong>Red</strong> Bull Alpenbrevet<br />

knattern 1600 Mofa-Fahrer wild<br />

kostümiert durch die Alpen.<br />

BREAKDANCE<br />

32 DER AUS DER<br />

REIHE TANZT<br />

Wie sich B-Boy Lil Zoo seinen<br />

Weg aus einem Problemviertel<br />

an die Weltspitze bahnte.<br />

FILM<br />

36 SIE ZEIGT CHARAKTER<br />

Jessica Chastain bewahrt im<br />

harten Filmgeschäft Haltung.<br />

Auch dank ihrer Wanderstiefel.<br />

MUSIK<br />

38 MEISTER-MIXERIN<br />

DJ Peggy Gou verrät, wieso<br />

Loslassen gut ist. Und nicht<br />

gleich Aufgeben bedeutet.<br />

6 GALLERY<br />

12 ZAHLEN, BITTE!<br />

14 KOLUMNE<br />

16 FUNDSTÜCK<br />

18 LIFE HACKS<br />

62 INNOV<strong>AT</strong>OR<br />

5-MINUTEN-COACH<br />

46 IMMER MIT DER RUHE<br />

Jet-Pilot Stefan Doblhammer<br />

weiß, wie du die Nerven behältst<br />

– auch wenn deine Welt<br />

gerade kopfsteht.<br />

GEWICHTHEBEN<br />

48 KLEINE FRAU,<br />

GEWALTIGE LEISTUNG<br />

Morghan King misst 1,53 Meter<br />

und ist dabei, die Grenzen ihres<br />

Sports zu verschieben.<br />

HOLLYWOOD<br />

56 GÖTTER IM FILM-OLYMP<br />

Leonardo DiCaprio und Brad<br />

Pitt im Doppel-Interview:<br />

So überlebst du an der Spitze.<br />

SELBSTTEST<br />

66 RENNFAHRER FÜR<br />

EIN WOCHENENDE<br />

Wir lassen unseren Autor bei<br />

der KTM X-Bow Battle in Spielberg<br />

an den Start – und an seine<br />

Limits – gehen.<br />

94 READ BULL<br />

96 IMPRESSUM<br />

98 LIFESTYLE, EXTRAORDINÄR<br />

66<br />

FLOTT Crashkurs<br />

für Rennfahrer: unser<br />

Autor am Start der<br />

KTM X-Bow Battle<br />

20<br />

EXZENTRISCH <strong>Red</strong> Bull Alpenbrevet – oder:<br />

1600 Moped-Helden auf großer Fahrt<br />

KONSTANTIN REYER, ROMINA AM<strong>AT</strong>O/RED BULL CONTENT POOL,<br />

DAVID ROEMER/MADAME FIGARO/LAIF, CARLOS BLANCHARD<br />

4 THE RED BULLETIN


„Bedeutung<br />

liegt nicht<br />

im Resultat.<br />

Du findest<br />

sie im Tun.“<br />

BRAD PITT<br />

Wie der Superstar und sein<br />

Kollege Leonardo DiCaprio<br />

mit Erfolg und Miss erfolg<br />

umgehen. Seite 56<br />

36<br />

PRINZIPIENTREU Filmstar Jessica Chastain<br />

kämpft für Gleichberechtigung in Hollywood.<br />

32<br />

BIEGSAM Bitte lächeln! Der Erfolgsweg von<br />

Breakdancer Lil Zoo – plus: seine besten Moves<br />

guide<br />

DEIN PROGRAMM<br />

80 REISEN<br />

Unterwegs in Uganda,<br />

auf dem genialsten<br />

Festival, von dem du<br />

noch nie gehört hast<br />

84 UHREN<br />

3,9 Millimeter dünn<br />

oder 13 Tonnen schwer:<br />

das Phänomen Swatch<br />

in Zahlen<br />

91 ENTERTAINMENT<br />

So schön kann dreckig<br />

sein: <strong>Red</strong> Bull TV-Highlights,<br />

live & on demand<br />

92 EVENTS<br />

Zwischen Metallica und<br />

Dolomitenmann: die<br />

wichtigsten Termine<br />

der nächsten Wochen<br />

THE RED BULLETIN 5


G A L L E R Y<br />

Rajasthan, Indien<br />

SCHLÄGERSTAR<br />

Nach einer Rauferei vor einem Nachtclub galt<br />

Ben Stokes, 28, als gefallener Engel, heute<br />

schwebt der englische Nationalspieler im<br />

Cricket-Himmel. Der Freispruch hat „Stokesy“<br />

geläutert und ihn wieder dorthin gebracht,<br />

wo er hingehört: aufs Spielfeld, wo der beste<br />

Spieler seiner Generation bei den Rajasthan<br />

Royals für Furore sorgt. Instagram: @stokesy<br />

GREG COLEMAN<br />

6 THE RED BULLETIN


THE RED BULLETIN 7


G A L L E R Y<br />

Dalby, Australien<br />

BLAU MACHEN<br />

Pilot Jamie Whincup, 36, lässt die Welt um<br />

sich in blauem Rauch aufgehen. Möglich<br />

machen das spezielle Reifen. Signalisiert<br />

wird damit: Wir haben einen neuen Look!<br />

Und den präsentierte das <strong>Red</strong> Bull Holden<br />

Racing Team zum Start der Supercars<br />

Championship im Aerodrome von Dalby.<br />

redbullholdenracing.com<br />

ANDY GREEN/RED BULL CONTENT POOL<br />

8 THE RED BULLETIN


THE RED BULLETIN 9


G A L L E R Y<br />

MYKYTA ZAVILINSKYI/RED BULL CONTENT POOL<br />

10 THE RED BULLETIN


Kiew, Ukraine<br />

DRIBBEL-PACK<br />

Der Ball ist im Tor, gejubelt wird wie gewohnt,<br />

der Rest ist Fußball neu: Mini-Tor<br />

(1,5 × 0,8 m, kein Goalie), Mini-Feld (max.<br />

25 × 31 m), Mini-Teams (5 Spieler[innen]),<br />

die bei jedem Gegentor ein Teammitglied<br />

verlieren – das ist <strong>Red</strong> Bull Neymar Jr’s<br />

Five. Das Bild stammt aus Kiew, gespielt<br />

wird weltweit: in mehr als 30.000 Teams.<br />

redbullneymarjrsfive.com<br />

THE RED BULLETIN 11


Z A H L E N , B I T T E !<br />

Stephen King<br />

DER KÖNIG DER<br />

SCHLAFRÄUBER<br />

350 Millionen verkaufte Bücher, ein <strong>The</strong>ma: Horror. Stephen King bereitet seinen Lesern<br />

seit 45 Jahren schlaflose Nächte. Nun im Kino: Teil 2 der Neuverfilmung seines Schockers „Es“.<br />

60<br />

Romane schrieb King seit 1974. Fünf<br />

davon hatte er gleichzeitig in der Top-10­<br />

Bestsellerliste der „New York Times“.<br />

Das gelang keinem anderen Schriftsteller.<br />

1<br />

Filmadaption seiner Romane<br />

hasst King: „<strong>The</strong> Shining“<br />

von Stanley Kubrick. Er hält<br />

Jack Nicholsons Schauspielerei<br />

für miserabel.<br />

1999<br />

wurde King von einem Auto<br />

angefahren und schwer<br />

verletzt. Den Krankenschwestern<br />

wurden an seinen<br />

Klassiker „Misery“ angelehnte<br />

Scherze verboten.<br />

13<br />

ist die Zahl, vor der selbst<br />

Stephen King sich fürchtet.<br />

Auf Seite 13 mit dem Lesen<br />

oder Schreiben aufzuhören<br />

ist ein absolutes Tabu für ihn.<br />

39:41<br />

Minuten lang ist das Video zum<br />

Michael-Jackson-Song „Ghosts“.<br />

King schrieb das Drehbuch für das<br />

längste Musikvideo, das es je gab.<br />

30<br />

Jahre lang arbeitete King an seinem<br />

achtbändigen Zyklus „Der Dunkle Turm“.<br />

Er selbst bezeichnet die Story rund um<br />

Revolvermann Roland als seinen „Jupiter“.<br />

700.381.748<br />

Dollar spielte „Es“ 2017 ein und gilt als erfolgreichster<br />

Horrorfilm aller Zeiten.<br />

2000<br />

Wörter (ca. vier A4-Seiten) setzt sich<br />

King als tägliches Arbeitsminimum.<br />

12.177<br />

ist laut Schätzungen von<br />

ausgewiesenen „Es“-Nerds die<br />

Minimal anzahl der Toten, die<br />

auf das imaginäre Konto von<br />

Horror-Clown Pennywise gehen.<br />

14<br />

Mal taucht Stephen King<br />

in Cameo-Rollen in<br />

Verfilmungen seiner<br />

Bücher auf.<br />

275<br />

Kinotickets kaufte King für die<br />

Vorstellung des Horrorfilms<br />

„28 Days Later“ – um den<br />

Kinosaal für sich allein zu haben.<br />

4<br />

High-School-Shooter haben<br />

kurz vor ihrer Tat Kings Schulmassaker-Roman<br />

„Rage“<br />

(dt. „Amok“) gelesen. Seitdem<br />

versucht er, ihn aus dem<br />

Buchhandel zu verbannen.<br />

GETTY IMAGES (3), PICTUREDESK.COM CLAUDIA MEITERT<br />

12 THE RED BULLETIN


JETZT NEU BEI<br />

www.kleiderbauer.at


K O L U M N E<br />

Thilo Mischke<br />

BEGEGNUNGEN<br />

ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN<br />

Er ist 200 Tage im Jahr unterwegs,<br />

Jetlag ist bei Korrespondent und Reisereporter<br />

Thilo Mischke (TV-Dokureihe<br />

„Uncovered“) ein Dauerzustand. Auf<br />

seinen Expedi tionen trifft der 38-jährige<br />

Berliner immer wieder Menschen, die<br />

ihn faszi nieren. Dieses Mal: Whang-od,<br />

eine hundertjährige Tattoo-Stecherin<br />

im Urwald der Philippinen.<br />

Nun bin ich dort, im Hochland der Philippinen,<br />

und vergehe vor Schmerz. Die Nachmittagssonne<br />

scheint durch den Urwald, ich liege auf<br />

dem Lehmboden einer wackeligen Hütte und lasse mich<br />

tätowieren. Ein schmaler Strich, gestochen mit einem<br />

Dorn des Grapefruitbaumes. Einem Dorn, der erst in ein<br />

Näpfchen, gefüllt mit Ruß und Wasser als Tintenersatz,<br />

getunkt wird. Tinte, die unter meine<br />

Haut gestochen werden soll. So tief,<br />

so fest, dass es blutet.<br />

Der dünne, faltige Arm einer Frau<br />

klemmt meine Hand wie in einem<br />

Schraubstock fest. Ich kann mich<br />

nicht bewegen und stelle vor Schmerz<br />

das Atmen ein. Die Lippen zusammengepresst.<br />

Bis die Welt hinter meinen<br />

Augen kitzelt und ich langsam in Ohnmacht<br />

falle. Weil ich es nicht aushalte.<br />

Als ich wieder aufwache, sehe ich<br />

in Whang-ods lachendes Gesicht,<br />

zahnlos. Sie zeigt mit dem Finger auf<br />

mich. „Das passiert öfter“, sagt sie.<br />

Whang-od ist einhundert Jahre alt,<br />

gilt als die älteste Tätowiererin der<br />

Welt. Bevor sie mich in die Ohnmacht<br />

gestochen hat, habe ich eine Woche<br />

mit ihr verbracht. Sie wollte erst wissen,<br />

ob ich eines Tattoos würdig bin.<br />

Sie hat mich gelehrt, was es heißt,<br />

ein schwieriges Leben zu leben, sie<br />

hat mir gezeigt, dass der Glaube an<br />

eine Sache sich auszahlt, man muss nur ausdauernd<br />

und zäh sein. Sie war ausdauernd und zäh und wollte<br />

nun von mir wissen, wie zäh ich sein kann. Ich musste<br />

ihr ein Schwein kaufen (nicht anstrengend), im Reisfeld<br />

arbeiten (sehr anstrengend), mit ihr auf einem Dorffest<br />

(auf dem das Schwein verspeist wurde) tanzen. In<br />

dieser einen Woche, in der ich all die Frondienste für<br />

sie, für das Tattoo, erledigen musste, erzählte sie mir<br />

irgendwann auch von ihrem Leben. Einem Leben mit<br />

sehr wenig Besitz und Komfort, aber dafür einem Gefühl<br />

von großer Erfüllung.<br />

„Ich sollte keine Mambabatok<br />

werden – aber ich wollte<br />

diese Tattoos auf meiner<br />

Haut spüren.“<br />

Whang-od, heute 100 Jahre alt, lernte als<br />

15-jähriges Mädchen zu tätowieren<br />

Sie ist die Letzte der Mambabatok, der traditionellen<br />

Tattookünstler der Kalinga, eines Stamms im Norden<br />

der Phi lippinen. „Ich sollte das nicht werden, ich sollte<br />

keine Mambabatok werden“, erzählt sie mir. Sie sollte<br />

ein normales Leben führen, eines als Frau und Mutter,<br />

zu Hause. Aber sie wollte das nicht, sie wollte die Körper<br />

fremder Männer verschönern. Mit stilisierten Tausendfüßlern,<br />

mit Karos und Strichen, kleinen Punkten. „Und<br />

vor allem: Ich wollte diese Tattoos auf meiner Haut haben.“<br />

Sie öffnet sich mir erst, als wir zusammen tanzen. Ein<br />

Tanz, den ich völlig ernst meinte, ich habe die Schritte<br />

dieses traditionellen Tanzes einstudiert und vor dem<br />

gesamten Dorf diese kleine, dünne Frau umtanzt.<br />

Ich war verlegen, sie ebenso. Es spielte keine Rolle,<br />

dass uns gut 60 Lebensjahre trennen, ganze Welten zwischen<br />

uns liegen. Ich wollte diesen Tanz, weil ich zeigen<br />

wollte, was ich bereit war zu tun für ein Tattoo. Von ihr.<br />

„Die Männer haben irgendwann nur<br />

noch nach Tattoos von mir gefragt“,<br />

erzählt sie. Geübt habe sie erst an<br />

Orangen, dann an ihren Händen. Sie<br />

war die erste Mambabatok. Mit 15<br />

begann sie zu tätowieren, eine Zeit,<br />

in der noch Kopfgeldjäger durch die<br />

Urwälder der Philippinen streiften.<br />

„Ich bin die Letzte“, sagt sie, „die<br />

diese Kunst noch macht.“ Hunderte<br />

Touristen klettern den Weg in das<br />

Bergdorf hinauf. Whang-od ist ein<br />

Wirtschaftsfaktor der Re gion geworden.<br />

Ob es ihr gefällt, ist nicht sicher.<br />

Jedes Tattoo, das sie sticht, bringt<br />

Geld in die Gemeinschaftskasse. Aber<br />

Whang-od hat keine Kraft mehr. Sie<br />

will es nicht zugeben, aber man spürt<br />

es. Zumindest wenn man mit ihr<br />

spricht. Man spürt es nicht, wenn sie<br />

tätowiert. „Wollen wir noch mal?“,<br />

fragt sie mich, als ich wieder zu Kräften<br />

gekommen bin. Und ich schüttle<br />

den Kopf. „Es ist zu schmerzhaft“,<br />

sage ich. Und sie nickt mir anerkennend zu. Ich dachte,<br />

sie würde mich weiter verspotten. „Dann kann ich heute<br />

früher ins Bett“, sagt sie mir. Streicht mit ihren zarten<br />

Fingern über den blutigen Strich auf meinem Arm. „Es<br />

ist ein ungewöhnliches Tattoo, so was habe ich noch nie<br />

gestochen. Ein unvollendetes Whang-od-Tattoo“, sagt sie.<br />

Nach dem Treffen mit dieser Frau weiß ich, dieser<br />

Strich mag unvollendet sein, für mich ist das Tattoo aber<br />

perfekt. Es erzählt die Geschichte meines ersten Tattoos<br />

und gleichzeitig das Leben einer hundertjährigen Frau,<br />

die nicht den ihr vorbestimmten Weg gegangen ist.<br />

MICHAEL KOMAG<strong>AT</strong>A BLAGOVESTA BAKARDJIEVA THILO MISCHKE<br />

14 THE RED BULLETIN


volkswagen.at/service<br />

Ihr nennt es Support,<br />

wir nennen es Service.<br />

Volkswagen Service<br />

Weil jeder jemanden braucht, der einem hilft.<br />

Das ist das, was wir mit Service meinen. Volkswagen Service.<br />

Volkswagen ist offizieller Fahrzeugpartner des ÖFB.


F U N D S T Ü C K<br />

Bert Stern (1929–2013) in New Yorks Milk<br />

Gallery vor einem seiner Monroe-Bilder, 2011<br />

Bert Sterns<br />

Kamera<br />

AUGENBLICKE<br />

Er kam den schönsten Frauen sehr,<br />

sehr nah. US-Fotograf Bert(ram) Stern,<br />

Sohn jüdischer Einwanderer, hatte<br />

sie in den 1960er- und 1970er-Jahren<br />

alle vor der Linse seiner Rolleiflex.<br />

Er porträtierte Elizabeth Taylor und<br />

Brigitte Bardot, Audrey Hepburn und<br />

Sophia Loren. Und Marilyn Monroe,<br />

vor allem Marilyn Monroe. Wenige<br />

Wochen vor ihrem Tod im August<br />

1962 checkte er mit ihr für drei<br />

Tage im Bungalow 264 des Bel-Air<br />

Hotels in Los Angeles ein. Dabei entstanden<br />

2571 Bilder – später wurden<br />

sie als „<strong>The</strong> Last Sitting“ weltberühmt.<br />

HENRY LEUTWYLER, GETTY IMAGES<br />

16 THE RED BULLETIN


Jean Carriere<br />

Gilet 69. 99 *<br />

Hemd 39. 99 *<br />

Chino 59. 99<br />

* Erhältlich ab Ende August.<br />

fussl.at


L I F E H A C K S<br />

Science-Bastler<br />

RETTENDE TRICKS<br />

FÜR DEN BIKE-NOTFALL<br />

Verblüffende Lösungen für konkrete Probleme, Volume 12: Wer kann bei der Radtour schon<br />

eine halbe Werkstatt mitnehmen? Wir tauschen Gewicht gegen Know-how.<br />

PL<strong>AT</strong>TFUSS<br />

Vollkornbagel<br />

Wenn das Flickzeug fehlt, fängt der Spaß erst an: Zur Not lässt sich der Fahrradreifen<br />

anstelle mit Luft auch mit trockenem Stroh „aufpumpen“.<br />

2<br />

Möglichst trockenes<br />

Stroh oder Reisig<br />

suchen. Gleichmäßig<br />

und kompakt in den<br />

Reifen stopfen. Den<br />

Mantel in die Felge<br />

drücken. So kommst<br />

du bis zum nächsten<br />

Bahnhof – vielleicht<br />

sogar nach Hause.<br />

1<br />

Mit einem Schraubenzieher den Reifenmantel<br />

von der Felge lösen, dabei auf Felge<br />

und Schlauch achtgeben. Wenn Letzterer geschont<br />

wird, kann er später geklebt werden.<br />

S<strong>AT</strong>TELSTÜTZE<br />

Ein Quäntchen Alu<br />

Wenn der neue Sattel ständig<br />

ins alte Sattelrohr abrutscht,<br />

hilft eine Dose.<br />

KOTFLÜGEL<br />

Smarter Schmutzfänger<br />

Der billigste Schutz ist auch der<br />

leichteste. Außerdem: Wer Plastik<br />

recycelt, lebt insgesamt sauberer.<br />

SAUBERE HÄNDE<br />

Gut geschmiert<br />

Verschwende nach dem<br />

Boxenstopp kein Trinkwasser<br />

zum Händewaschen.<br />

Die Wände von Getränkedosen<br />

sind<br />

nur 0,1 mm dick.<br />

Schneide ein rechteckiges<br />

Alu-Band<br />

aus der Dose und<br />

verdicke damit<br />

die Sattelstütze.<br />

Wozu Geld ausgeben?<br />

Schneide eine Plastikflasche<br />

der Länge nach auf. Bohre<br />

Löcher in den Verschluss. Mit<br />

Kabel bindern fixierst du das<br />

Schutzplastik am Rahmen.<br />

Emulgatorische Öle<br />

in der Sonnencreme<br />

binden Schmutz.<br />

Mit Taschentuch abwischen<br />

– gibt an genehmes<br />

Hautgefühl.<br />

SASCHA BIERL CLEMENS MAKANAKY<br />

18 THE RED BULLETIN


NUR FRUCHT<br />

+ EISEN


LEISTUNG?<br />

WENIG.<br />

BERGE?<br />

HOCH.<br />

STIL?<br />

MEGA!<br />

Wie schaffst du es, in einer<br />

Umgebung herauszustechen,<br />

in der alle kreativ ans Limit<br />

gehen? Zehn Tipps für den<br />

perfekten Auftritt beim<br />

RED BULL ALPENBREVET –<br />

der Moped-Ausfahrt deines<br />

Lebens. Text WERNER JESSNER<br />

ROMINA AM<strong>AT</strong>O/RED BULL CONTENT POOL<br />

20


1. LASS DEINEN<br />

EHRGEIZ ZU HAUSE!<br />

Kein Rennen, sondern eine Abenteuerreise: Die<br />

Route des heurigen <strong>Red</strong> Bull Alpenbrevet (brevet<br />

= frz. für Prüfung) führt über 120 Kilometer und<br />

drei Schweizer Alpenpässe. Die Teilnahme ist<br />

nur mit einsitzigen Motorfahrrädern gestattet.<br />

Erlaubte Höchstgeschwindigkeit in der Ebene:<br />

30 km/h. Technisches Tuning: strikt verboten.<br />

Optisches Tuning: strikt erlaubt!


DEAN TREML/RED BULL CONTENT POOL


2. LASS DAS MOPED<br />

DEINEN STIL DEFINIEREN!<br />

Darum geht es: die Vielfalt kostengünstiger<br />

ein spuriger Mobilität im Lauf der Jahrzehnte<br />

abzubilden. Egal ob ein lausbübischer Lehrling<br />

(li.) oder ein Disco-Parkplatz-King mit Bubble-<br />

Visier (re.) am Steuer sitzt – das Moped muss<br />

zu dir passen. Denn das schönste Gefährt wird<br />

am Ende zur „Miss Alpenbrevet“ gekürt.<br />

23


3. ZEIG, WOHER DU BIST!<br />

Das <strong>Red</strong> Bull Alpenbrevet ist eine zutiefst<br />

helvetische Angelegenheit, wie dieser Teilnehmer<br />

beweist. Die allermeisten Fahrer kommen<br />

aus der Schweiz, aber auch einige Österreicher<br />

und Deutsche sind am Start. Zwei Prominente<br />

kamen von besonders fern: MotoGP-Star<br />

Dani Pedrosa aus Spanien (2015) und Enduro-<br />

Champ Jonny Walker aus England (2016).<br />

4. MACH AH-OH! (ODER SO)<br />

Es ist schon ein intaktes Selbstbewusstsein<br />

erforderlich, um wie hier als Tinky-Winky oder<br />

Po verkleidet an den Start zu gehen und sich<br />

zum Tele-Tubel (Tubel = schweizerisch für Depp)<br />

zu machen. Doch genau darum geht es ausnahmsweise:<br />

sich nicht zu ernst zu nehmen.<br />

Winke-winke!<br />

DAVID ROBINSON/RED BULL CONTENT POOL<br />

24


5. BEHALTE DEIN<br />

BUDGET IM AUGE!<br />

Tipp für Knauser: Selbst mit Verpflegungsresten<br />

lässt sich spontan eine auffällige Optik basteln<br />

– siehe den Ananas-Helm. Passende Mopeds finden<br />

sich im Internet bereits um wenige hundert<br />

Euro. Doch man sollte ein versierter Schrauber<br />

sein, um ein Pickerl für sein Gefährt zu erhalten:<br />

Nur wer eins hat, ist teilnahmeberechtigt.


MAURIN BISIG/RED BULL CONTENT POOL


6. GÖNN DIR EINE PAUSE<br />

Es ist zwar unwahrscheinlich, aber: Lege einen<br />

Stopp ein, solltest du zu schnell sein. Das Reglement<br />

besagt, dass jeder, der das Ziel in weniger<br />

als sechs Stunden erreicht, disqualifiziert wird.<br />

Länger als neun solltest du aber auch nicht<br />

brauchen, sonst liest dich der Besenwagen auf.<br />

27


7. ACHTE AUF DIE DETAILS!<br />

Gemeinsam mit 1600 weiteren Teilnehmern<br />

bildest du eine der größten Moped-Karawanen<br />

Europas. Die Konkurrenz ist riesig, optische<br />

Akzente allein sind also zu wenig. Als Beispiel:<br />

Zum Flower-Power-Look braucht es eine zeitkorrekte<br />

Sachs Saxonette aus den späten<br />

1960er-Jahren als Mobil der Friedensbewegten.


8. GET DIRTY!<br />

120 Kilometer Strecke, aber auf Maschinen, die<br />

für den Weg ins Nachbardorf konzipiert wurden:<br />

Es wird auch <strong>2019</strong> nicht ohne Opfer abgehen.<br />

Motorreiber, verklebte Vergaser, unzuverlässige<br />

Zündfunken: Hilf deinen Mitfahrern! (Oder tu<br />

wenigstens so, bis der Profi-Mechaniker mit der<br />

rollenden Moped-Werkstatt vorbeikommt.)<br />

DAVID ROBINSON/RED BULL CONTENT POOL, PHIL GALE/RED BULL CONTENT POOL, LUCHO VIDALES/RED BULL CONTENT POOL<br />

9. HOL DEINE FREUNDIN<br />

IN DEN S<strong>AT</strong>TEL!<br />

Sie findet deine Zuneigung zu Motorfahrrädern<br />

befremdlich? Verständlich, die Mehrheit der<br />

Teilnehmer sind Männer. Ändere das! Nichts verbindet<br />

so sehr wie die gemeinsame Erfahrung.<br />

29


Sustenpass<br />

START/ZIEL<br />

Andermatt<br />

Furkapass<br />

Grimselpass<br />

3-PASS-KLASSIKER<br />

<strong>2019</strong> geht es über die gleichen Pässe<br />

wie vor neun Jahren – in entgegengesetzter<br />

Richtung. Hier die Eckdaten:<br />

Länge: 118,97 Kilometer<br />

Summe Höhenmeter: 3588<br />

Tiefster Punkt: 626 Meter (Innertkirchen)<br />

Höchster Punkt: 2429 Meter (Furkapass)<br />

Maximale Steigung: 11 % (Furka- und Sustenpass)<br />

DER BUNTESTE<br />

ZWEIRAD-EVENT<br />

DER SCHWEIZ<br />

Am 6. und 7. <strong>September</strong> findet das<br />

<strong>Red</strong> Bull Alpenbrevet zum 10. Mal statt.<br />

Als 2010 in Meiringen der Startschuss zum ersten<br />

<strong>Red</strong> Bull Alpenbrevet fiel, hatten sich statt der erwarteten<br />

250 Teilnehmer bereits 600 Wackere versammelt,<br />

um mit ihren Mopeds Show und Spaß vor<br />

Bestzeiten und -leistungen zu stellen. Ob Berner<br />

Oberland, Lugano oder Zentral schweiz: Gefahren<br />

wurde in den nächsten Jahren dort, wo die Schweiz<br />

am schönsten ist, nämlich überall. Mit der Zeit wurde<br />

das <strong>Red</strong> Bull Alpenbrevet nicht nur bunter, sondern<br />

vor allem größer: <strong>2019</strong> musste die Teilnehmeranzahl<br />

auf 1600 beschränkt werden. Nicht verändert<br />

hat sich der fröhliche Charakter der Ver anstaltung.<br />

Die Jubiläumsausgabe beginnt am 6. <strong>September</strong><br />

mit dem Check-in in Andermatt, die Alpenrundfahrt<br />

selbst startet am 7. <strong>September</strong> um 10 Uhr.<br />

Infos unter: redbull.ch/alpenbrevet<br />

MAURIN BISIG/RED BULL CONTENT POOL<br />

30


10. MACH DICH<br />

ZUR ZIELSCHEIBE!<br />

Noch einmal ganz langsam: Das <strong>Red</strong> Bull<br />

Alpenbrevet ist eine gemeinsame Ausflugsfahrt,<br />

kein Rennen. Keine Federung, schmale<br />

Reifen, in diskutable Bremswirkung: Alles egal,<br />

Hauptsache, du kommst ins Ziel. Überholt<br />

zu werden ist völlig okay. Du wirst auch so<br />

genügend zu erzählen haben.


1<br />

Block<br />

Freeze<br />

„Bitte lächeln!“<br />

Standarm durchstrecken. Ein Bein strecken<br />

und das andere abwinkeln. Die freie Hand an<br />

den Hinterkopf legen – sieht nonchalant aus.<br />

Besonders mit einem Lächeln im Gesicht!<br />

Schwierigkeitsstufe 4/10<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Früher tanzte er aus<br />

der Reihe, heute tanzt<br />

er im Rampenlicht:<br />

B-Boy Lil Zoo fand<br />

einen eigenen Weg aus<br />

den Problemen seiner<br />

Heimat Marokko.


H E R O E S<br />

CARLOS BLANCHARD SIMON SCHREYER<br />

Lil Zoo<br />

DER GHETTO-<br />

BLASTER<br />

Lil Zoo (bürgerlich Fouad Ambelj) schaffte den<br />

Absprung aus dem Problemviertel Zéro-Quatre<br />

im marokkanischen Casablanca und landete an<br />

der Weltspitze des Breakdance. Seine Energie:<br />

animalisch. Seine Botschaft: Hirn abschalten.<br />

Es beginnt schon beim<br />

Aufwärmen: Lil Zoo<br />

tänzelt erst zur einen,<br />

dann zur anderen<br />

Seite, danach konzentrieren<br />

sich die Bewegungen auf die<br />

Mitte. Nun hat er genug Drehmoment<br />

aufgebaut. Die Spannung<br />

entlädt sich in einem<br />

Wirbel fließender Verrenkungen.<br />

Sein Körper scheint sich<br />

nun nicht mehr gegen einen<br />

unbezwingbaren, unsichtbaren<br />

Sog wehren zu können.<br />

Diese Hilflosigkeit unterstreicht<br />

er mit dem Ausdruck<br />

gespielter Verzweiflung.<br />

Plötzlich friert die Rasanz<br />

der Bewegungen für eine<br />

Sekunde zum Standbild ein.<br />

Dann nimmt das Körperkarussell<br />

wieder Fahrt auf –<br />

mit schnellen Drehungen im<br />

Kopfstand. Der Tänzer katapultiert<br />

sich auf die Beine,<br />

klopft sich selbstironisch auf<br />

die Schulter. Gleich darauf<br />

täuscht er vor, zu stolpern. Er<br />

fällt auf die Knie und wölbt<br />

sich, einer Welle gleich, in einen<br />

einhändigen Handstand.<br />

Das Naturereignis hat nur<br />

wenige Sekunden gedauert.<br />

Lil Zoo deutet mit dem Zeigefinger<br />

auf seinen Konkurrenten<br />

und lacht ihn aus.<br />

Breaken oder B-Boying ist<br />

eine kreative Schlacht und<br />

eine sportliche Kampfansage.<br />

Battle-Rap mit den Mitteln des<br />

Tanzes – und des Humors. Lil<br />

Zoo hat Humor. Er lächelt oft,<br />

und seine Augen lachen mit.<br />

„Wenn er einmal nicht fröhlich<br />

ist, dann lacht er auch nicht<br />

beim Tanzen“, sagt sein Innsbrucker<br />

Wegbegleiter Tobias<br />

Hanny, „weil er halt einfach<br />

ist, wie er ist. Das fasziniert<br />

mich, dass das jemand nicht<br />

spielt.“<br />

Seit 2015 ist Lil Zoo Wahl-<br />

Tiroler. Doch geprägt hat ihn<br />

das harte Pflaster Casablancas:<br />

Industrie, Kriminalität, Drogen.<br />

Eines der gefährlichsten dortigen<br />

Viertel heißt Zéro-Quatre.<br />

Dort hat sich Lil Zoo seine<br />

Street-Smartness erworben<br />

und gelernt zu überleben.<br />

Keine schlechte Schule<br />

für einen, der Hip-Hop glaubhaft<br />

verkörpern will. Lil Zoo:<br />

„Breaken ist Untergrund. Das<br />

verstehen viele Leute nicht.<br />

Ich musste mich vor meinen<br />

Freunden und meiner Familie<br />

rechtfertigen. Nur meine<br />

Mutter hat immer an mich geglaubt,<br />

und sie ist auch heute<br />

stolz auf mich.“ Er lächelt in<br />

sich hinein: „Stolzer als stolz.“<br />

2<br />

Air<br />

Pose<br />

„Springen mit Stil“<br />

Dreh dich im Sprung zur Seite. Den rechten<br />

Arm nach hinten strecken, die linke Hand<br />

am Kinn. Keine schwierige Figur, aber stylish.<br />

Schwierigkeitsstufe 2/10<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

3<br />

Point<br />

Zoo<br />

„Das Grande Finale“<br />

Auch hier stehst du auf einer Hand. Das Bein<br />

auf derselben Seite strecken, das andere<br />

abwinkeln. Mit der freien Hand Zeichen<br />

formen oder Grüße ans Publikum schicken.<br />

Oft der finale Move in Lil Zoos Programm.<br />

Schwierigkeitsstufe 10/10<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

THE RED BULLETIN 33


H E R O E S<br />

4<br />

Zoo<br />

Freeze<br />

„Mein Markenzeichen“<br />

Mach dich steif wie ein Brett. Schlage lässig<br />

die Füße übereinander. Eine Hand stützt, der<br />

Oberarm stabilisiert den Oberkörper. Den<br />

anderen Arm ausstrecken wie Superman.<br />

Schwierigkeitsstufe 9/10<br />

■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Am Anfang ihrer Breakdance-Versuche<br />

hatten Lil Zoo<br />

und seine Freunde deutlich<br />

mehr Leidenschaft als Knowhow.<br />

Sie waren Pioniere, die<br />

Figuren „erfanden“, die bei<br />

Block Parties<br />

in der New<br />

Yorker Bronx<br />

schon seit<br />

Jahren bekannt<br />

waren,<br />

und gaben<br />

ihnen eigene<br />

Namen.<br />

„Nicht unbedingt die falschen,<br />

aber eben unsere!“, sagt Lil<br />

Zoo mit breitem Grinsen.<br />

Sein Kumpel Yoriyas trainierte<br />

mit ihm. Meist in der<br />

Nacht. Da war es kühler, und<br />

die beiden hatten ihre Ruhe.<br />

So wurde Yoriyas zu Fouads<br />

Mentor. 2012, beim Cypher<br />

(dem marokkanischen Qualifikationsbewerb<br />

von <strong>Red</strong> Bull<br />

BC One, dem prestigeträchtigsten<br />

Individual-Breaking-<br />

Bewerb der Welt) sah Lil Zoo<br />

schließlich seine Chance, das<br />

Ghetto hinter sich zu lassen.<br />

In der Endrunde trat er gegen<br />

seinen Lehr meister an. Und<br />

besiegte ihn.<br />

Wie fühlt man sich, wenn<br />

man jemanden schlägt, der<br />

einem so viel beigebracht<br />

hat? „Es war ein Spiel unter<br />

Brüdern auf hohem Niveau“,<br />

sagt Lil Zoo. „Wir hatten beide<br />

Spaß. Es fühlte sich richtig an,<br />

keinesfalls wie Verrat.“<br />

Für besonders begabt hält<br />

sich der 25-Jährige übrigens<br />

nicht: „Unter meinen Freunden<br />

in Casablanca war ich gar<br />

nicht einmal der talentierteste<br />

Tänzer, aber<br />

der leiden-<br />

„Ob mein Stil den<br />

Regeln entsprach,<br />

war mir egal. Ich<br />

wollte nur breaken.“<br />

schaftlichs-<br />

te. Und<br />

der mit der<br />

größten<br />

Disziplin.<br />

Ob mein<br />

Stil den<br />

Hip-Hop-Regeln entsprach,<br />

war mir genauso egal wie die<br />

Leute in unserem Viertel, die<br />

uns auslachten. Alles, was ich<br />

wollte, war breaken. Jeden<br />

Tag. Es klingt vielleicht angeberisch,<br />

aber es ist der unbedingte<br />

Glaube an den eigenen<br />

Weg, der mich dorthin gebracht<br />

hat, wo ich heute bin.“<br />

Seit Lil Zoo mit seinem<br />

Charme und seinem Einfallsreichtum<br />

Teil der <strong>Red</strong> Bull<br />

BC One All Stars ist, lernt er<br />

immer mehr über einzelne<br />

Moves und die Geschichte des<br />

Hip-Hop. Seine Lehrer sind<br />

gleichzeitig auch seine Freunde<br />

und Rivalen. 2018 dann die<br />

Krönung: der Lehrling triumphiert<br />

beim Weltfinale von<br />

<strong>Red</strong> Bull BC One in Zürich.<br />

Inspiration holt er sich aus<br />

allen Tanz- und Kampfstilen.<br />

Dabei gustiert er sorgfältig –<br />

wie ein Hip-Hop-Musiker,<br />

der aus allen Genres sampelt:<br />

Elemente aus Jiu-Jitsu, Capoeira<br />

oder Gnaoua. Sein ganz<br />

spezieller Stil, den er Kingzoo<br />

Style nennt, vibriert geradezu<br />

vor animalischer Energie.<br />

Dazu passt, dass ein Tiger-<br />

Tattoo seine Brust schmückt.<br />

Was unterscheidet ihn noch<br />

von anderen B-Boys? Lil Zoo<br />

überlegt nicht lange: „Ich<br />

denke weniger nach als die.<br />

Beim Tanzen will ich nicht<br />

denken, sondern tanzen.“<br />

instagram.com/lilzooisme<br />

LIVE DABEI IN MUMBAI<br />

Das <strong>Red</strong> Bull BC One-Weltfinale<br />

steigt <strong>2019</strong> in Indien. Mit Lil Zoo<br />

als Titelverteidiger. Und dir.<br />

WAS IST RED BULL BC ONE?<br />

Der größte und prestigeträchtigste Individual-<br />

Breaking-Bewerb der Szene mit tausenden<br />

Teilnehmern. Die 16 besten B-Boys und B-Girls<br />

treten in Mumbai in Eins-gegen-eins-Duellen<br />

gegeneinander an.<br />

WANN STEIGT DAS FINALE?<br />

Am 9. November <strong>2019</strong>.<br />

WIE KANN ICH DABEI SEIN?<br />

Die Battles werden auf <strong>Red</strong> Bull TV und Social<br />

Media übertragen. Infos: redbull.com/bcone<br />

ALI BHARMAL/RED BULL CONTENT POOL<br />

34 THE RED BULLETIN


Hollywoodstar mit<br />

Haltung: Jessica<br />

Chastain tritt offen<br />

für mehr Gleichberechtigung<br />

ein.


H E R O E S<br />

DAVID ROEMER/FIGAROPHOTO/LAIF RÜDIGER STURM<br />

Jessica Chastain<br />

„ICH WARTE<br />

NICHT AUF<br />

DIE GUTE FEE“<br />

Die Charakterdarstellerin beweist<br />

auch abseits der Leinwand Charakter.<br />

Die Energie für ihren Kampf um Gleichberechtigung<br />

fand Jessica Chastain,<br />

42, auch dank ihrer Wanderstiefel.<br />

<strong>The</strong> red bulletin: Als<br />

Hollywoodstar bist du<br />

Teil einer Branche, in<br />

der sich sehr vieles um Egos<br />

und Glamour dreht. Wie<br />

schafft man es, in so einer<br />

Welt seinen Prinzipien treu<br />

zu bleiben?<br />

jessica chastain: Um ehrlich<br />

zu sein, habe ich gar nicht<br />

das Gefühl, Teil einer Branche<br />

zu sein. Ich halte mich auch<br />

von den meisten öffentlichen<br />

Veranstaltungen fern. Als ich<br />

beispielsweise den Golden<br />

Globe für meine Rolle in „Zero<br />

Dark Thirty“ gewann, wollten<br />

alle mit mir feiern – aber mich<br />

zog es bereits nach einer Viertelstunde<br />

wieder nach Hause.<br />

Ein gewisses Durchsetzungsvermögen<br />

schadet in Hollywood<br />

aber sicher nicht.<br />

Kannst du hart sein?<br />

Ich würde sagen, ich bin<br />

wider standsfähig. Ich war<br />

nie das Aschenputtel, das<br />

auf die gute Fee oder seinen<br />

Prinzen wartet, sondern habe<br />

immer die Initiative ergriffen.<br />

Ich brauchte keinen silbernen<br />

Pantoffel, weil ich schon meine<br />

Wanderstiefel anhatte.<br />

Wanderstiefel …?<br />

In meiner College-Zeit war’s<br />

für mich wichtig, zu reisen<br />

– und zwar ohne großes<br />

Geld, einfach nur mit dem<br />

Rucksack quer durch Europa.<br />

Auf solchen Trips stößt man<br />

natürlich immer wieder auf<br />

verschiedene Unannehmlichkeiten<br />

und muss sich durchkämpfen,<br />

aber die tollen Eindrücke,<br />

die ich gesammelt<br />

habe, waren das locker wert<br />

– und ganz wichtig für meine<br />

weitere Entwicklung.<br />

Deine Kämpfernatur zeigt<br />

sich auch in deinem starken<br />

Engagement für mehr<br />

Gleichberechtigung.<br />

Ja, ich halte mit meiner Meinung<br />

nicht hinterm Berg<br />

– obwohl das bei manchen<br />

Männern nicht gut ankommt.<br />

Wenn sich eine Frau leidenschaftlich<br />

für etwas einsetzt,<br />

dann meinen manche: „Jetzt<br />

beruhige dich doch mal.“ Bei<br />

einem Mann würde man das<br />

nicht sagen. Aber gerade bei<br />

<strong>The</strong>men der Geschlechterdynamik<br />

darf man nicht wegschauen.<br />

Die Leute in meinem<br />

Umfeld wissen, dass ich offen<br />

meine Ansichten vertrete,<br />

wenn man mich zu einer politischen<br />

Diskussion auffordert.<br />

Bringen diese Diskussionen<br />

etwas?<br />

Zumindest in der Filmbranche<br />

ändert sich etwas. In einer<br />

Welt, in der die Politik so konservativ<br />

und intolerant geworden<br />

ist, forciert man in Hollywood<br />

jetzt Diversität, Toleranz<br />

und Gleichberechtigung. Und<br />

eines ist klar: Wenn man sich<br />

„Ich muss meinen<br />

Mund aufmachen.<br />

Als Künstler trägst<br />

du Verantwortung.“<br />

für solche Werte einsetzt, ist<br />

Härte mit Sicherheit nicht das<br />

geeignete Mittel.<br />

Sondern?<br />

Meine Haltung ist die, dass<br />

wir alle miteinander verbunden<br />

sind – und ich das zurückbekomme,<br />

was ich auch<br />

gebe. Freundlichkeit führt zu<br />

Freundlichkeit. Es gibt ein<br />

wunderbares Zitat von Martin<br />

Luther King: „Liebe ist der<br />

einzige Weg, um Hass zu bekämpfen.“<br />

Nach diesem Motto<br />

versuche ich mein Leben zu<br />

führen.<br />

Bei einer Preisverleihung<br />

hast du in deiner <strong>Red</strong>e einmal<br />

einen anderen Spruch<br />

von Dr. King zitiert. Weißt<br />

du noch, welchen?<br />

Sicher: „Unser Leben endet an<br />

dem Tag, an dem wir über die<br />

wichtigen Dinge zu schweigen<br />

beginnen.“ Deshalb kann ich<br />

gerade bei Missständen nicht<br />

still sein. Ich muss meinen<br />

Mund aufmachen. Als Künstler<br />

hast du die Verantwortung,<br />

das Leben anderer Menschen<br />

geistig zu bereichern, ihnen<br />

etwas Neues zu zeigen. Und<br />

genau dem möchte ich gerecht<br />

werden. Das erfordert<br />

Diversität – in unserem Beruf<br />

und in den Geschichten, die<br />

wir erzählen. Je mehr Vielfalt<br />

es gibt, desto mehr können die<br />

Menschen lernen.<br />

Jessica Chastain ist ab 6. <strong>September</strong><br />

in der Fortsetzung des Horrorhits<br />

„Es“ im Kino zu sehen.<br />

THE RED BULLETIN 37


H E R O E S<br />

Peggy Gou<br />

„GIB NICHT AUF,<br />

MACH ES ANDERS“<br />

Bühne frei für Peggy Gou: Die südkoreanische DJ und<br />

Produzentin verrät, warum man loslassen sollte, was<br />

nicht klappt. Und trotzdem niemals aufgeben darf.<br />

War es hart für dich, diesen<br />

Traum zu begraben?<br />

Gar nicht. Die meisten Leute<br />

haben ein Problem mit dem<br />

Loslassen, ich aber bin gut darin.<br />

Etwas ist nicht mein Ding?<br />

Weg damit! Du darfst keine<br />

Zeit verschwenden, wenn du<br />

auf der Suche nach der einen<br />

Sache bist, in der du wirklich<br />

exzellent werden möchtest.<br />

Lass Dinge los, aber gib nicht<br />

auf. Such weiter, mach etwas<br />

anderes, und mach es anders.<br />

Den perfekten DJ-<br />

Schichtwechsel erkennt<br />

man daran,<br />

dass man ihn nicht<br />

erkennt. Dass plötzlich ein<br />

anderer DJ an den Turntables<br />

steht, fällt im Idealfall gar<br />

keinem auf – weil der Übergang<br />

so harmonisch verlief und<br />

die Crowd ganz im Banne der<br />

Musik stand. Bei Peggy Gou ist<br />

das ein wenig anders. Sobald<br />

die 29-jährige Süd koreanerin<br />

ans DJ-Pult tritt, herrscht Ausnahmezustand.<br />

Sie wird wie<br />

ein Popstar gefeiert, was nicht<br />

schlecht ist für eine DJ, die<br />

ausschließlich Underground<br />

Dance auflegt und erst vor<br />

drei Jahren ihre erste EP veröffentlichte.<br />

Jetzt setzt Gou<br />

einen neuen Meilenstein in<br />

ihrer noch jungen Karriere:<br />

Das Berliner Label !K7 hat sie<br />

mit der neuesten Ausgabe der<br />

legendären Mix-Compilation-<br />

Serie DJ-Kicks beauftragt.<br />

„Die meisten Leute<br />

haben ein Problem<br />

mit dem Loslassen.<br />

Ich bin gut darin.“<br />

Hier erklärt Gou ihren rasanten<br />

Aufstieg und warum sie unter<br />

Druck aufblüht.<br />

the red bulletin: Vor<br />

vier Jahren hattest du eine<br />

Handvoll Auftritte im Jahr.<br />

Jetzt sind es 20 pro Monat,<br />

und zwar in den angesagtesten<br />

Clubs der Welt. Wie hast<br />

du es so schnell in den Kreis<br />

der meistgehypten DJs und<br />

Produzenten geschafft?<br />

peggy gou: Ich bin ein Nerd.<br />

Sobald mich etwas interessiert,<br />

hänge ich mich voll rein.<br />

Nun ja, viele arbeiten viel …<br />

Bei mir ist es wohl ein wenig<br />

extremer. Als mein Freund Esa<br />

Williams (ein südafrikanischer<br />

DJ und Produzent; Anm.) mich<br />

vor einigen Jahren in sein<br />

Tonstudio in London einlud,<br />

verliebte ich mich auf Anhieb<br />

ins Musikmachen. Ich schlief<br />

nicht mehr, arbeitete Nächte<br />

durch, ließ die Uni schleifen,<br />

hing nur noch im Studio ab.<br />

Kanntest du davor schon<br />

eine solche Leidenschaft?<br />

Ja, für alles, was mit Styling<br />

zu tun hatte. Ich war verrückt<br />

danach, mich selbst zu stylen.<br />

Stylistin war lange Zeit mein<br />

Traumjob. Aber Fehlanzeige:<br />

Ich war völlig talentfrei.<br />

Was ist der Grund, ja das<br />

Geheimnis deines Erfolgs?<br />

Druck ist mein Ding – unter<br />

Druck blühe ich erst so richtig<br />

auf. Und ich frage mich immer,<br />

wie ich die Leute als Nächstes<br />

überraschen kann.<br />

Peggy Gous DJ-Kicks auf:<br />

dj-kicks.com;<br />

soundcloud.com/peggygou<br />

MEISTERMIXER<br />

Tipps für deine Plattenbox:<br />

Meilensteine von DJ-Kicks,<br />

der legendären Musikserie<br />

DER ERSTE: CJ BOLLAND<br />

Der belgische Techno-Pionier<br />

legte im <strong>September</strong><br />

1995 den Grundstein für<br />

die langlebigste Mix-Serie der Welt,<br />

gestartet vom Berliner !K7-Label.<br />

DIE ERFOLGREICHSTEN:<br />

KRUDER & DORFMEISTER<br />

Das Wiener Duo war der<br />

erste Nicht-Techno-Act,<br />

der mixen durfte – und lieferte<br />

prompt die erfolgreichste CD ab:<br />

100.000 verkaufte Exemplare im<br />

Erscheinungsjahr.<br />

DER BUNTESTE: DJ KOZE<br />

Für die 50. Ausgabe mixte<br />

der Hamburger schier<br />

Unmixbares: William<br />

„Captain Kirk“ Shatner trifft auf Hip-<br />

Hop-Beats, Country-Steel-Gitarre<br />

trifft auf harten Techno.<br />

N<strong>AT</strong>HAN ZENTVELD FLORIAN OBKIRCHER<br />

38 THE RED BULLETIN


Auflegen statt Aufgeben:<br />

DJ Peggy Gou, 29, gescheiterte<br />

Stylistin, ist heute Südkoreas<br />

wichtigster Musikexport<br />

seit „Gangnam Style“.


Ein Mann ohne Gesicht als Superheld<br />

der Generation Instagram?<br />

Mit einer Panda-Maske verwandelte<br />

sich Carlo in den Rapper Cro – und damit<br />

in eine Kunstfigur, die nur ein Ziel hat:<br />

authentisch sein.<br />

Plus: Die Macht der Maske –<br />

acht weitere Künstler erklären, warum<br />

sie ihr Gesicht verstecken.<br />

Foto NORMAN KONRAD<br />

Text STEFAN NIEDERWIESER<br />

Illustrationen TOM MACKINGER<br />

40 THE RED BULLETIN


Rapper Cro auf Instagram: kreativ verstecktes Antlitz für 541.000 Fans


Bilder aus Cros Instagram-Feed: „Ein Geheimnis erhöht die Spannung, es bietet Schutz. Beides hilft Cro, so zu sein, wie er ist.“


Easy. Ganz easy mischte<br />

Cro vor acht Jahren<br />

den deutschen Rap auf.<br />

„Easy“, so hieß seine<br />

erste Single, die geschmeidige<br />

Wortspiele<br />

in entspannte Beats<br />

bettete. 21 Jahre war<br />

dieser Junge aus Stuttgart<br />

alt, als sie rauskam.<br />

Kurz zuvor hatte Carlo – so sein<br />

bürgerlicher Name – noch Cartoons für<br />

eine Zeitung gezeichnet, der musikalische<br />

Unterricht lag in der Vergangenheit, war<br />

aber nicht in Vergessenheit geraten. Er<br />

setzte sich eine Panda-Maske auf und<br />

wurde zu Cro. Und dann steppte, Pardon,<br />

rappte der Bär.<br />

Das Video schlug über Nacht ein, der<br />

Song räumte Platin (Schweiz und Österreich)<br />

und dreifach Gold (Deutschland)<br />

ab. Und das in einer Zeit, als Deutsch-Rap<br />

in künstlerischen Seichtgewässern dahindümpelte.<br />

Mit Cro kam eine neue Welle.<br />

Er war kein Kleinganove aus dem Plattenbau,<br />

aber auch kein weichgespülter Weltverbesserer.<br />

Cro war anders. Er war unbeschwert<br />

und lässig. Und er kannte die<br />

hübschesten Frauen.<br />

„Ich hatte einfach<br />

diese Idee davon,<br />

im Bus zu sitzen,<br />

von niemandem<br />

erkannt zu werden und zu<br />

lauschen, wie Leute über<br />

mich reden.“ – Sido<br />

Außerdem hatte er ein Geheimnis.<br />

Natürlich wollten die Leute wissen, wer<br />

Cro ist. Wer verbirgt sich hier? Warum<br />

tut er das? Und wann taucht vielleicht<br />

auch das erste Bild ohne Maske auf? Ein<br />

Geheimnis erhöht immer die Spannung.<br />

Und ein Geheimnis bietet auch Schutz.<br />

Beides hilft Cro, so zu sein, wie er ist.<br />

„Ich bin immer echt“, sagt Cro im<br />

Interview. „Die Maske dient dazu, meine<br />

Fans auf meine Musik und Kunst zu<br />

lenken und sie nicht mit meinem Aussehen<br />

abzulenken.“ Und warum ausgerechnet<br />

ein Panda? „Das war einfach<br />

die coolste Maske, die es auf dieser Internetseite<br />

gab, und deswegen habe ich sie<br />

völlig hirnlos bestellt.“ Neu ist die Taktik<br />

freilich nicht. Bereits seit Jahrtausenden<br />

„Make-up schien<br />

der perfekte Weg<br />

für jeden von<br />

uns, sich einen<br />

Charakter zu geben, der uns<br />

als Individuen definiert und<br />

versinnbildlicht.“ – Kiss<br />

„Ich mache das<br />

nicht, weil ich denke,<br />

dass ich hässlich<br />

bin. Ich versuche<br />

ein wenig Kontrolle über<br />

mein Image zu haben. Und<br />

es erlaubt mir einen Funken<br />

Privatsphäre.“ – Sia<br />

„Kraftwerk und<br />

Ziggy Stardust<br />

und Kiss – die<br />

Leute glaubten, die<br />

Helme seien Marketing oder<br />

so etwas, aber für uns war es<br />

Sci-Fi-Glam.“ – Daft Punk<br />

nutzen Menschen Anonymität und<br />

Narren freiheit einer Maske, um sich<br />

gesellschaftlichen Konventionen zu entziehen,<br />

im Amphitheater, bei Maskenbällen,<br />

im Karneval. Wenn die Person in<br />

den Hintergrund tritt, tritt ihr Handeln<br />

in den Vordergrund.<br />

Und genau das wollte Cro: fokussieren.<br />

Bei ihm sind es die Musik und seine Texte,<br />

in denen er ausdrückt, was ihn beschäftigt.<br />

Weil seine Fans sein Gesicht oder seine<br />

Mimik auf der Bühne nicht beurteilen<br />

können, müssen sie ihm tatsächlich zuhören.<br />

Das schafft Freiheit. So kann er<br />

sich einfacher treu bleiben.<br />

Sich treu zu bleiben, das ist nicht immer<br />

einfach. Cro ist heute keine 21 mehr, er hat<br />

sich künstlerisch verändert, sein letztes<br />

Album heißt „Tru“. Darauf probiert er<br />

mehr aus, echte Instrumente statt Loops<br />

aus dem Pult, nostalgische Sounds und<br />

Effekte. Die Songs erstrecken sich teilweise<br />

weit über fünf Minuten, man spürt<br />

die hitzige Atmosphäre förmlich aus den<br />

Boxen tropfen. Seine Stimme klingt abgeklärter.<br />

Das Video zu „Computiful“<br />

ist voll mit Palmen, Kassetten, Bikinis,<br />

hübschen Mädchen mit Schmollmund,<br />

pink-violetten Farben und Bildern, die<br />

an VHS-Ästhetik und frühes Internet erinnern.<br />

Sie wechseln in rasend schnellen<br />

Schnitten. „Ich hab auf Tinder kein’n<br />

Bock“, singt er dort immer wieder. Dennoch<br />

swipt sich der Protagonist des Songs<br />

durch die Dating-App, sucht „computed<br />

love“. Aber eine falsche Nachricht, und<br />

schon ist er von Maria abgeturnt. So lange,<br />

bis die nächste Maria kommt …<br />

Cro untersucht Liebe im Zeitalter ihrer<br />

digitalen Reproduzierbarkeit. „Scheiß auf<br />

Hype und auf Fame, mach das Internet<br />

kaputt“, singt Cro. Dass Liebe heute nicht<br />

einfacher geworden ist, wenn Algorithmen<br />

sie verwalten. Diese Liebe mit ihren<br />

Widersprüchen zu beschreiben ist eigentlich<br />

viel mehr, als man von einem Popsong<br />

erwarten kann. Cro komponiert<br />

eine Collage des modernen Lebens. Der<br />

Albumtitel „Tru“ ist weniger Hand aufs<br />

Herz als Faust aufs Auge.<br />

Tru sein, echt sein, das bedeutet im<br />

Hip-Hop oftmals, dass man nicht den<br />

gleichen Weg geht, den die meisten<br />

gehen. Rapper erzählen ganz gerne von<br />

ihren Autos, Alkohol und grünen Knollen,<br />

die sie auf dem Weg nach ganz oben<br />

verbrennen. Credibility wird zur Marke,<br />

die Marke zur Trademark. Die Sweater<br />

von Supreme oder Palace, Sneaker von<br />

Balenciaga und Yeezy.<br />

Cro tickte früher nicht anders. Er erzählte<br />

von vier Mercedes-Benz, die auf<br />

ihn angemeldet waren, und Fünf-Sterne-<br />

Hotels, in die er laufend eincheckt. Die<br />

übliche Angeberei. Mittlerweile braucht<br />

er das nicht mehr, und er braucht auch<br />

keine Leute, die andere nur kopieren.<br />

THE RED BULLETIN 43


„Ich spiele schon<br />

so lange, aber<br />

niemand erkennt<br />

mich, und ich kann<br />

so sein, wie ich bin.“<br />

– Sbtrkt<br />

„Wir gehen mit<br />

Maske auf die<br />

Bühne und sind<br />

anschließend<br />

ohne Maske<br />

die Jungs, die wir<br />

immer waren. Die Masken<br />

schützen uns auch davor,<br />

dass wir unsere Egos zu sehr<br />

aufblasen.“ – Genetikk<br />

Ob seine Fans auch so fühlen wie er?<br />

„Ich hoffe, dass ich denen das wenigstens<br />

mitgeben konnte und sie darüber nachdenken,<br />

was sie wirklich benötigen, um<br />

glücklich zu sein“, sagt Cro.<br />

„Ich mach immer das, was mir Spaß<br />

macht und was ich zu hundert Prozent<br />

fühle. Das wirtschaftliche Ergebnis ist<br />

erst einmal egal“, so Cro weiter. Seine<br />

ersten beiden Alben brachten Pop und Rap<br />

zusammen, easy Refrains, Zeilen über<br />

das gute Leben, coole Beats. In Österreich<br />

brachte ihm das zweimal Platin. Cro<br />

brach Rekorde, er musste immer weiter,<br />

lief und lief wie Forrest Gump. Im gleichnamigen<br />

Song „Forrest Gump“ schildert<br />

er seinen Weg. Sein Vater meinte früh zu<br />

ihm, er solle lieber etwas Solides machen.<br />

Aber statt im Hamsterrad des Lebens anzutreten,<br />

hat Cro alles auf Risiko gesetzt.<br />

Und wie bei Forrest Gump liefen hinter<br />

ihm bald mehr und mehr Fans ein Stückchen<br />

seines Weges mit.<br />

Und plötzlich blieb Cro stehen. Blieb<br />

stehen und ging nach Hause. Er fragte<br />

sich, was wichtig ist, was echt ist und was<br />

fake. Das Ergebnis war „Tru“.<br />

Wenn man sich überlegt, was echt ist<br />

und was fake, was richtig und was falsch,<br />

kann einem leicht schwindlig werden.<br />

Denn es ist ja so: Ich bin immer ich. Insofern<br />

bin ich immer echt. Aber in echt vielleicht<br />

noch auf dem Weg. Im Englischen<br />

gibt es den Spruch „Fake it till you make<br />

it“, salopp übersetzt „Tu so lange, als ob,<br />

bis du es geschafft hast“. Diese Spielwiese<br />

zwischen Sein und Schein ist der fruchtbare<br />

Nährboden für Social Media.<br />

Und Cro hat sich seinen ganz eigenen<br />

Reim darauf gemacht. Im Video zu „Unendlichkeit“<br />

stürzt er aus einem Fenster,<br />

das aussieht wie ein Instagram-Post, er<br />

fällt an einem Feed von Fotos entlang ins<br />

Leere. Cro spricht aus, was sich andere<br />

nur denken: „Viele Leute auf Instagram<br />

sind fake.“ Die Villa, das Boot, der Urlaub<br />

und die Partys, alles nur getrickst.<br />

„Ich habe sie<br />

für meinen<br />

ersten offiziellen<br />

Deadmau5-Gig<br />

getragen, und alle haben<br />

mich angesehen in der Art<br />

‚Was zur Hölle?‘. Ich habe<br />

sie aufgesetzt – und los!<br />

Ja, ich bin Deadmau5,<br />

hier ist mein Mäusekopf.“<br />

– Deadmau5<br />

Cro ist ein Phänomen. In einer Zeit,<br />

in der es so viele Bilder gibt wie noch nie,<br />

ist er ein Star geworden, weil er sein Gesicht<br />

eben nicht herzeigt, weil er das Spiel<br />

nicht mitspielt und stattdessen lieber<br />

Dinge postet, die ihm wichtig sind und<br />

die ihn inspirieren. Natürlich kündigt er<br />

auch neues Material an oder Konzerttermine.<br />

Seine Maske gibt ihm dennoch<br />

eine Freiheit, sich auszudrücken, die<br />

außergewöhnlich ist. Und Cro scheint<br />

einen gesunden Umgang mit modernen<br />

Kommunikationsplattformen zu haben.<br />

Er verteufelt sie nicht, Verbote oder strikte<br />

Auszeiten vom Smartphone machen das<br />

Leben nur unentspannt, sagt er. Aber<br />

wenn etwas Spannendes passiert, lässt<br />

er das Handy links liegen.<br />

Von Batman bis Spider-Man – auch<br />

Superhelden tragen Masken. Zum Schutz<br />

ihrer wahren Identität. Das findet auch<br />

Cro super. „Ich laufe durch die Straßen<br />

und werde null erkannt, einmal im<br />

Monat vielleicht. Das ist gut für meinen<br />

Charakter. Hätte ich die Maske nicht,<br />

wäre ich, glaube ich, anders zu fremden<br />

„Wenn du eine<br />

Maske aufsetzt,<br />

verlässt du deine<br />

eigene Zeit, und<br />

du lässt die Welt hinter dir,<br />

in der man sich über Aufrichtigkeit<br />

lustig macht,<br />

du bewegst dich in eine Welt<br />

von Superhelden, wo Sailor<br />

Moon und Spider-Man,<br />

die vollkommenen modernen<br />

Role Models, zu finden sind.“<br />

– Pussy Riot<br />

Menschen. Dann hätte ich wahrscheinlich<br />

Starallüren. Wenn ich den Schutzschild<br />

Maske nicht hätte, brauchte ich<br />

den Schutzschild des Arschlochseins.“<br />

Allerdings existieren diese zwei Welten<br />

nicht ohne Konflikte, bei Superhelden<br />

nicht und auch nicht bei Cro. Im Video<br />

zu „Baum“ fährt er einen weißen Lotus<br />

Esprit, wie ihn einst auch James Bond<br />

gefahren hat. Plötzlich steht sein Alter<br />

Ego vor ihm. Carlo und Cro auf Kollisionskurs.<br />

Im Video finden Fiktion und<br />

Traum, virtuelle Realität und das echte<br />

Leben mit atemberaubenden Bildern<br />

zueinander.<br />

„Easy“ ist schon lange her. Das hier<br />

ist große Kunst.<br />

Und gleichzeitig ist es tru.<br />

HOL DIR CRO<br />

IN DEIN BUNDESLAND<br />

Livekonzert-Spezialist Cro ist Headliner beim<br />

<strong>Red</strong> Bull & Ö3 Konzertspektakel am 19. 10.<br />

Acht Städte aus acht Bundesländern (ohne<br />

Wien) treten im Online-Voting gegeneinander<br />

an. Wer die meisten Stimmen erhält, darf<br />

das Konzert austragen.<br />

Alle Infos und Voting unter: redbull.com/<br />

konzertspektakel<br />

44 THE RED BULLETIN


CRO SPECIAL GUEST<br />

CRO<br />

<br />

JOSH. M<strong>AT</strong>HEA<br />

MÖWE


5 - M I N U T E N - C O A C H<br />

01:59<br />

Flieg immer mit<br />

dem Kopf voraus<br />

Wenn ein Flieger fliegt, dann kann er<br />

nicht stehen bleiben. Und der Alpha Jet,<br />

das schnellste Flugzeug unserer Flotte,<br />

ist mit 1000 Kilometer pro Stunde unterwegs.<br />

Das sind knapp 17 Kilometer in<br />

der Minute. Wenn da etwas Unvorhergesehenes<br />

passiert, gibt es keine Zeit<br />

nachzudenken, nicht einmal den Bruchteil<br />

einer Sekunde. Ich kann nicht einfach<br />

rechts ranfahren.<br />

Eine Grundregel des Fliegens lautet:<br />

Jede Möglichkeit muss durchdacht sein.<br />

Damit meine ich nicht nur Notsituationen.<br />

In der Show-Fliegerei musst du<br />

besonders flexibel sein: Mal passt das<br />

Wetter nicht, mal fällt ein Flugzeug<br />

in der Formation aus, oder ein Vogelschwarm<br />

kündigt sich an. Nur durch<br />

sorgfältige Vorbereitung schaffe ich mir<br />

geistigen Freiraum und damit mentale<br />

Ruhe im Cockpit.<br />

Das Durchdenken aller Möglichkeiten<br />

ist eine Technik, die ich in der<br />

Luft wie auch auf dem Boden empfehle.<br />

Selbst wenn du dich auf die abwegigsten<br />

Situationen vorbereitest, kannst du<br />

immer einen Schritt voraus sein!<br />

00:00<br />

Immer mit<br />

der Ruhe<br />

Stefan Doblhammer, 41, ist Pilot des Alpha Jet, des<br />

schnellsten Fliegers der Flying Bulls-Flotte. Um diese<br />

Maschine zu beherrschen, braucht es kluge Vorbereitung<br />

und ruhige Hände. Hier verrät er, wie du cool bleibst,<br />

selbst wenn deine Welt einmal kopfsteht.<br />

00:18<br />

SO<br />

BEHÄLTST<br />

DU DIE<br />

NERVEN<br />

Schaff dir Zeit<br />

zum Durchatmen<br />

Ich achte bei jedem Flug – wirklich bei<br />

jedem! – darauf, zu früh im Cockpit<br />

zu sitzen. Dann habe ich Zeit, um mich<br />

kurz zu besinnen und die Flugstrecke<br />

noch einmal zu visualisieren. Gerade<br />

vor einer Solo-Vorführung schaue ich<br />

hinauf in den Luftraum und male mir<br />

noch einmal in Gedanken aus, wo mein<br />

Flugweg sein wird.<br />

Durchatmen ist wichtig: vor dem<br />

Flug und auch währenddessen. Es<br />

kommt zwar bei einer Air Show wie der<br />

AIRPOWER19 nicht allzu oft vor, aber<br />

es gibt doch immer wieder Momente,<br />

wo es in der Luft recht ruhig dahingeht.<br />

In diesen Situa tionen übe ich eine tiefe<br />

Bauchatmung. Bewusstes Atmen ist<br />

eine der schnellsten Entspannungstechniken,<br />

die du in jeder noch so adrenalingeladenen<br />

Situation anwenden kannst.<br />

Auch nach zwanzig Jahren im Cockpit<br />

gibt es immer wieder Adrenalinschübe.<br />

Das gilt im weiteren Sinne auch<br />

fürs Leben: Achte auf deine Work-Life-<br />

Balance! Das ist nicht bloß ein Modebegriff,<br />

Entspannungsphasen sind<br />

entscheidend für deine Belastbarkeit.<br />

03:07<br />

Leg dir eine<br />

Matrix zurecht<br />

Risikomanagement ist ein wichtiger Teil<br />

meines Jobs. Vor jedem Flug versuche<br />

ich zusammen mit dem Team die Risiken<br />

zu bewerten. Wir gewichten sie<br />

nach Größe der Gefahr und nach der<br />

Wahrscheinlichkeit, dass sie auftreten.<br />

Würden etwa im Alpha Jet beide Triebwerke<br />

ausfallen, wäre das eine immense<br />

Gefahr. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass das passiert, sehr, sehr<br />

niedrig. Somit ergibt sich ein Gesamtrisiko,<br />

das überschaubar ist.<br />

Fällt hingegen ein Triebwerksinstrument<br />

aus, ist die Gefahr gleich<br />

null, weil ich es nicht unbedingt brauche.<br />

Also ist es gar nicht so schlimm,<br />

selbst wenn es häufig passiert. Für uns<br />

in der zivilen Fliegerei ist nur ein niedriges<br />

Risiko zu akzeptieren.<br />

Du kannst diese Risiko-Matrix auf<br />

jeden Lebensbereich übertragen. Sie<br />

hilft dir, eine Situation einzuschätzen<br />

und auch Grenzen zu setzen. Frag dich<br />

zudem immer: Welche Möglichkeiten<br />

habe ich persönlich, die vorhandenen<br />

Risiken zu kontrollieren oder zu vermeiden?<br />

Sei dir nie zu gut, um auf<br />

Erfahrungen anderer zu hören. Wenn<br />

drei andere vor dir schon in einen<br />

Vogelschwarm geflogen sind, musst du<br />

nicht der Vierte sein.<br />

Schätze jedes<br />

kleine Rädchen<br />

Wenn ich mich in den Alpha Jet setze,<br />

gebe ich einen Teil der Kontrolle an<br />

meine Maschine ab. Ich kann den Flieger<br />

nicht bis zur letzten Schraube kennen<br />

und kann nicht jede selbst festdrehen.<br />

Natürlich bemühe ich mich um technisches<br />

Verständnis. Aerodynamisches<br />

Wissen ist für jeden Piloten wichtig.<br />

Wie kann ich den Alpha Jet fliegen?<br />

Wo liegen die kritischen Bereiche?<br />

MARKUS BERGER/RED BUL CONTENT POOL, MIRO MAJCEN/RED BUL CONTENT POOL EMILY WALTON<br />

01:58<br />

46 THE RED BULLETIN


03:08<br />

„Wenn du dich<br />

auf abwegigste<br />

Situationen<br />

vorbereitest,<br />

kannst du immer<br />

einen Schritt<br />

voraus sein.“<br />

Stefan Doblhammer<br />

In die Luft schauen: AIRPOWER19<br />

Stefan Doblhammer wird mit den Flying Bulls (Bild) am 6. und 7. <strong>September</strong> in Zeltweg abheben. Dazu<br />

gibt es Fluggeräte zum Bestaunen und Testsitzen sowie ein breites Programm. Infos: airpower.gv.at<br />

Aber am Ende muss ich dem Flieger<br />

einfach vertrauen, und das bedeutet,<br />

mich auch auf die Menschen zu verlassen,<br />

die das Flugzeug warten. Techniker<br />

und Boden personal arbeiten<br />

nicht für einen Piloten, sondern mit<br />

ihm. Das, was ich in der Luft mache,<br />

ist das Ergebnis der Arbeit, die viele,<br />

viele andere vorbereitet haben.<br />

Dieses Zusammenspiel mit den<br />

Kollegen lässt sich auf viele Jobs übertragen.<br />

Wenn dir jemand zuarbeitet, vertraue<br />

ihm und zeige ihm Wertschätzung<br />

– ganz egal, wo er in der Hier archie<br />

steht. Interessiere dich dafür, was er<br />

macht. Und bedanke dich dafür.<br />

04:13<br />

Vertrauen ist<br />

gut, nachfragen<br />

ist besser<br />

Teamwork in der Luft beginnt auf dem<br />

Boden. Bei den Flying Bulls weiß jeder,<br />

was der andere in der Luft kann und<br />

was er selbst machen muss. Dazu gibt<br />

es das Briefing. Jedes Manöver ist vorbesprochen.<br />

Beim sogenannten Debriefing<br />

nach der Show gibt es Feedback<br />

und konstruktive Kritik.<br />

Ebenso wichtig ist das zwischenmenschliche<br />

Element. Natürlich achten<br />

wir darauf, dass jemand grundsätzlich<br />

ins Team passt, aber man kann sich nicht<br />

mit jedem gleich gut verstehen. Sei professionell<br />

genug, um mit jedem Kollegen<br />

zusammenzuarbeiten! Das gilt für jeden<br />

guten Teamspieler. Auch die Kommunikation<br />

muss reibungslos funktionieren,<br />

um perfekte Teamarbeit abzuliefern. Zu<br />

diesem Zweck arbeiten wir mit einem<br />

speziellen Wording – kurze, eindeutige<br />

Kommandos wie beim Militär.<br />

Darüber hinaus gibt es einen wichtigen<br />

Leitsatz: „Don’t assume. Ask!“ Einfach<br />

nur etwas anzunehmen kann fatal<br />

sein. Lieber eine Frage zu viel stellen –<br />

das kann auch dir in deinem beruflichen<br />

und privaten Alltag weiterhelfen.<br />

05:00<br />

THE RED BULLETIN 47


Sie erreichen Meilensteine in ihrer Sportart doppelt so schnell wie Männer.<br />

Ihre Muskeln arbeiten ganz anders, als wir dachten. Ihr Geist sowieso. Athletinnen<br />

wie die US-Amerikanerin MORGHAN KING stellen die Wissenschaft vor eine ganz<br />

neue Frage: Sind Frauen für das Gewichtheben besser geeignet als Männer?<br />

Text WILL COCKRELL<br />

Fotos SAM KWESKIN<br />

STARKE<br />

48


FRAU<br />

Morghan King, 33, begann zwar erst<br />

vor sechs Jahren ernsthaft mit dem<br />

Gewichtheben, aber sie ist bereits<br />

jetzt dreifache US-Meisterin in ihrer<br />

Gewichts klasse und trat bei den<br />

Olympischen Spielen 2016 in Rio an<br />

(wo sie Sechste wurde).


Die Gewichtheberin Morghan King hört<br />

eine Menge dämlicher Fragen.<br />

„Du bist also hauptberufliche Bankdrückerin?“,<br />

fragen viele.<br />

(Die Antwort: Nein, nicht wirklich.)<br />

„Du wirst eingeölt, steigst auf eine<br />

Bühne und posierst?“<br />

(Komplett daneben.)<br />

„Aber du bist doch so klein?!“<br />

Stimmt, King ist wirklich winzig – gerade<br />

einmal 1,53 Meter groß und 52 Kilogramm<br />

schwer, um exakt zu sein. Im<br />

Verhältnis zu ihrer Größe ist sie dennoch<br />

einer der stärksten Menschen auf dem<br />

Planeten. Sie ist eine der erfolgreichsten<br />

Gewichtheberinnen der USA – und das,<br />

obwohl die 33-Jährige erst vor sechs Jahren<br />

ernsthaft damit angefangen hat.<br />

Noch in dem Jahr, in dem sie sich<br />

für eine Profi-Karriere entschied, gewann<br />

King die ersten regionalen Meisterschaften<br />

in ihrer Gewichtsklasse. Später das American<br />

Open. 2015 brach sie den Rekord<br />

der Frauen bei den Pan American Games.<br />

King verwendet Klebebänder<br />

an den Daumen, um ihre Haut<br />

zu schützen. Magnesium hält<br />

ihre Hände trocken.<br />

Im Jahr 2016 repräsentierte sie die Vereinigten<br />

Staaten bei den Olympischen<br />

Spielen in Rio de Janeiro. Nun ist sie eine<br />

der Favo ritinnen für Tokio 2020.<br />

Morghan King ist nicht nur eine bemerkenswerte<br />

Athletin. Sie ist auch ein<br />

Symbol: Sie trug massiv dazu bei, Frauen<br />

das Gewichtheben nahezubringen – und<br />

sie hat entscheidenden Anteil daran, dass<br />

Frauen zur am schnellsten wachsenden<br />

Zielgruppe des lange Zeit ausschließlich<br />

männlichen Sports wurden.<br />

Wie viel bedeutet ihr das, eine Vorzeige-<br />

Powerfrau zu sein?<br />

„Ich kann mich erinnern, dass ich<br />

in der vierten Klasse Michael Johnsons<br />

200-Meter-Rekord brechen wollte“, sagt<br />

sie. „Ganz offensichtlich denke ich nicht<br />

in Geschlechterkategorien.“<br />

Wahrscheinlich hat jeder, der in den<br />

letzten fünfzig Jahren Mitglied in einem<br />

Fitnessstudio war, die eine oder andere<br />

Art von Gewichtstraining gemacht. Aber<br />

wie viele können sagen, was ein „clean<br />

and jerk“ ist, oder auch nur einen Namen<br />

eines olympischen Goldmedaillengewinners<br />

im Gewichtheben nennen?<br />

Nach fast einem Jahrhundert als olympische<br />

Randsportart (1920 wurden erstmals<br />

um Medaillen Hanteln gestemmt)<br />

bekommt das Gewichtheben endlich die<br />

Aufmerksamkeit, die es verdient. Der<br />

US‐Verband USA Weightlifting verzeichnete<br />

zwischen 2012 und 2016 einen Anstieg<br />

der Mitgliederzahlen um 125 Prozent.<br />

Zuwachs gibt es vor allem bei den<br />

Frauen. Sie machen mittlerweile 35 Prozent<br />

der Mitglieder aus, im Vergleich zu<br />

bloß 19 Prozent im Jahr 2007.<br />

Für manche ist das eine Folge der Olympischen<br />

Spiele 2000 in Sydney, bei denen<br />

Frauen erstmals als Gewicht hebe rinnen<br />

zugelassen waren und eine US-Amerikanerin<br />

– Tara Nott – die erste Goldmedaille<br />

der Geschichte gewann. Andere führen<br />

den Trend auf die Gewichtseinheiten beim<br />

populären CrossFit zurück.<br />

Und wieder andere machen Morghan<br />

King dafür verantwortlich.<br />

Vom College-Fußball wechselte King<br />

erst zu Halbmarathons und Triathlons.<br />

Dann entdeckte sie CrossFit für sich. Sie<br />

war auffallend talentiert, aber CrossFit<br />

war nur die Einstiegsdroge in den Kraftsport.<br />

„Ich war fit und fühlte mich gut,<br />

aber irgendwas fehlte“, erinnert sie sich.<br />

„Ich wollte einen echten Sport. Ich wollte<br />

stärker werden und begann mich auf das<br />

Gewichtheben zu konzentrieren. Warum?<br />

Gewichtheben gab mir das Gefühl, ich<br />

könnte alles kontrollieren. Alles hing von<br />

mir ab. Das gab mir wirklich Kraft. Mein<br />

ganzes Leben war ich die Kleine gewesen,<br />

hatte mich immer beweisen müssen.“<br />

Wenn man sich in der Szene umhört,<br />

wird der Frauen-Boom oft mit den perfekten<br />

weiblichen Anlagen für diesen<br />

Sport in Zusammenhang gebracht – freilich<br />

ist wissenschaftlich noch gar nicht<br />

belegt, ob diese Anlagen tatsächlich so<br />

perfekt sind. Manche Leistungen sind<br />

aber jedenfalls so beeindruckend, dass<br />

sich Sportwissenschaftler zunehmend<br />

für die physio logi schen Hintergründe<br />

inter essieren.<br />

Neueste Untersuchungen klingen ziemlich<br />

spektakulär – und die bloßen Fakten<br />

auch: Die Männer brauchten sechzig<br />

Jahre – von der ersten Weltmeisterschaft<br />

1891 bis zum Jahr 1951 –, bis der erste<br />

von ihnen in der Lage war, 180 Kilo zu<br />

stemmen. Es dauerte zehn weitere Jahre,<br />

bis der erste Mann sein doppeltes Körpergewicht<br />

schaffte.<br />

Die ersten Frauenwettbewerbe fanden<br />

erst im Jahr 1987 statt. Doch um die erwähnten<br />

zwei Meilensteine zu erreichen,<br />

brauchten die Frauen gerade einmal halb<br />

so lang wie die Männer.<br />

50 THE RED BULLETIN


„Gewichtheben<br />

gibt mir das Gefühl,<br />

alles kontrollieren<br />

zu können.“<br />

King war schon immer sportlich,<br />

aber Gewichtheben war das, was ihr<br />

insgeheim immer gefehlt hatte.


King demonstriert den „clean and jerk“, das<br />

Hochstoßen der Langhantel. „In Wirklichkeit<br />

habe ich mich in diesen Sport verliebt, weil<br />

er so selten perfekt ist“, erklärt sie.<br />

King ist sich auch ohne wissenschaftliche<br />

Studien ihrer Vorbildwirkung<br />

bewusst. „Eines der nettesten Dinge<br />

sagte mir meine Freundin Holley<br />

Mangold (die 2012 bei den Olympischen<br />

Spielen antrat; Anm.): ‚Ich hoffe, du<br />

merkst, welchen Einfluss du auf alle diese<br />

jungen Gewichtheberinnen hast – du<br />

zeigst ihnen, was Frauen draufhaben<br />

können, egal wie groß sie sind.‘“<br />

Den wachsenden Frauenanteil bemerkt<br />

auch der ehemalige olympische Gewichtheber<br />

Jasha Faye. Er ist der Besitzer von<br />

Marin Heavy Athletics, einem Fitnessstudio<br />

in der Nähe von San Francisco,<br />

das sich auf olympisches Gewichtheben<br />

spezialisiert hat. Laut Faye sind die Hälfte<br />

seiner Kunden Frauen. Als er im April<br />

2017 einen lokalen Wettbewerb organisierte,<br />

kamen auf 22 teilnehmende<br />

Frauen nur acht Männer.<br />

Mit gut 1,80 Meter Körpergröße und<br />

einem Gewicht von 100 Kilo, Tattoos von<br />

der Brust bis zu den Zehen und einem<br />

beeindruckenden Bart sieht Jasha Faye<br />

wie ein typischer CrossFit-Trainer aus.<br />

Aber tatsächlich ist er ein Gewichtheber<br />

der alten Schule.<br />

Als der heute 46-Jährige mit 13 Jahren<br />

begann, Gewichte zu stemmen, gab es in<br />

und um San Francisco nur eine Handvoll<br />

Gewichtheberinnen. Jim Schmitz war<br />

einer der Ersten, die in den Siebzigern<br />

anfingen, Frauen zu trainieren.<br />

Schmitz, heute 73, erinnert sich an<br />

Feuerwehrfrauen, Bauarbeiterinnen und<br />

Polizistinnen, Pionierinnen in ihren Jobs,<br />

die ihre Kraft trainieren wollten. Einige<br />

von ihnen wollten sich sogar in Wettbewerben<br />

messen – aber damals gab es<br />

noch keine eigenen für Frauen. Also traten<br />

sie gegen Männer an. „Einige meiner ersten<br />

Wettbewerbe verlor ich gegen Frauen“,<br />

erinnert sich Jasha Faye.<br />

1987 genehmigte die International<br />

Weightlifting Federation die erste Weltmeisterschaft<br />

für Frauen. Zehn Jahre später<br />

wurde die sogenannte „lady bar“ vorgestellt.<br />

Die Hantelstange für Frauen war<br />

kürzer, angeblich besser für kleinere Hände<br />

geeignet und wog mit 15 Kilogramm<br />

um 5 Kilo weniger als die der Männer.<br />

„Die Frauen sind die, die jeden Tag<br />

trainieren“, sagt Faye. „Sie sind zäher,<br />

sie hören zu, sie sind nicht dickköpfig<br />

und nicht egogetrieben.“ Morghan King<br />

ergänzt: „Ich glaube, dass Frauen mehr<br />

nach Perfektion streben. Wir Frauen gehen<br />

technischer an die Sache ran. Wir fragen<br />

nach dem ‚Warum‘, und wir haben Folgefragen.<br />

Wir sind lernbereiter.“<br />

Wenn all die extrem kraftvollen Bewegungen<br />

zu einem perfekten Heber zusammenkommen<br />

– das sei der Moment,<br />

nach dem Frauen süchtig werden, glaubt<br />

King. „Tatsächlich habe ich mich in diesen<br />

Sport verliebt, weil er so selten perfekt<br />

ist“, erklärt sie. „Und genau deshalb erlebt<br />

man magische Momente darin.“<br />

„Man kann die Erfolge von Frauen<br />

besser einschätzen, wenn man Gewichtheben<br />

nicht als Kraftsport betrachtet“,<br />

sagt Jasha Faye. „Du stemmst zwar ein Gewicht,<br />

aber es kommt auf die Bewegung<br />

an, die du ausführst, und die hat einen<br />

Anfang und ein Ende. Und es geht sehr<br />

stark um die Technik. Die kannst du im<br />

Laufe der Zeit perfektionieren.“<br />

Challen Schleh, 32, fing vor zwei Jahren<br />

an, mit Jasha Faye zu trainieren. Mit dem<br />

Stemmen des ersten Gewichts war es um<br />

sie geschehen. Während einer kurzen<br />

Phase als CrossFit-Trainerin machten ein<br />

52 THE RED BULLETIN


paar Frauen besonderen Eindruck auf sie.<br />

Etwa in ihrem Alter, stemmten die Frauen<br />

aberwitzig schwere Ge wichte. Natürlich<br />

hatte Schleh in ihren CrossFit-Kursen<br />

schon Leute beim Gewichtheben beobachtet,<br />

aber nicht auf diesem Niveau.<br />

„Ich spürte die Urgewalt, es ging ums<br />

Wesentliche“, erinnert sie sich, „auf einmal<br />

eröffnete sich mir eine ganz neue Perspektive,<br />

eine neue Art des sportlichen Seins.“<br />

Faye arbeitet wie ein Tenniscoach.<br />

Er schindet seine Gewichtheber nicht bis<br />

zur Erschöpfung, es geht ihm nicht um<br />

das letzte Zusatzgewicht, sondern um die<br />

technische Präzision. Für Challen Schleh<br />

hat der richtige Bewegungsablauf auch<br />

seine eigene Schönheit. Früher wählte sie<br />

selbst ihren Sport, nun hat der Sport sie<br />

„Beim Gewichtheben<br />

geht es um Geschicklichkeit.<br />

Du brauchst<br />

keine mächtigen Muskeln,<br />

um gut zu sein.“<br />

gewählt, sagt sie. „Ich mache noch immer<br />

Yoga und gehe wandern. Aber Gewichtheben<br />

ist meine Obsession geworden.“<br />

Niemand war vom Erfolg und der<br />

Leistungsexplosion der Gewichtheberinnen<br />

mehr überrascht als<br />

die Sportwissenschaft. Das ist wohl<br />

auch der Grund, warum es überraschend<br />

wenige Untersuchungen über<br />

die Körperkraft von Frauen gibt und noch<br />

weniger über Gewichtheberinnen. Darum<br />

erstellen viele Trainer ihre Trainingspläne<br />

nach Bauchgefühl.<br />

„Lange stammten die einzigen wissenschaftlichen<br />

Daten über das Gewichtheben<br />

im Allgemeinen aus dem Russland der<br />

1980er, also aus der Sowjet-Ära“, erklärt<br />

Andy Galpin, Professor an der California<br />

State Univer sity, Fullerton. „Und will man<br />

die Frauen im Speziellen ansehen, gab es<br />

überhaupt keine Daten.“<br />

Galpin arbeitet mit Sportlern aller<br />

Sparten, aber dem Gewichtheben gilt sein<br />

besonderes Inter esse. Er ist selbst aktiver<br />

Gewichtheber, betreibt einen Verein und<br />

arbeitet seit eineinhalb Jahren mit King.<br />

Frustriert über den Mangel an Daten und<br />

entschlossen, Neuland in der Trainingsphysiologie<br />

zu betreten, starteten Galpin<br />

und sein Team 2018 eine eigene Studie.<br />

Die erste Phase endete mit der Sammlung<br />

der Beinbiopsien von 15 Profi-Gewichtheberinnen,<br />

King eingeschlossen. Obwohl<br />

Galpin die Dauer der Studie auf zwei bis<br />

fünf Jahre anberaumt, kristallisieren sich<br />

schon jetzt erstaunliche Erkenntnisse über<br />

die Arbeit der Muskulatur heraus. „Unter<br />

anderem untersuchen wir an den Muskelfasern,<br />

wie viel Prozent davon langsam<br />

zuckend beziehungsweise schnell zuckend<br />

sind“, erklärt er. (Die schnell zuckenden<br />

Muskelfasern sind für schnelle Bewegungen<br />

verantwortlich; Anm.) „Lange Zeit nahm<br />

man an, Frauen hätten überwiegend langsame<br />

Muskelfasern. Wir sehen jetzt aber<br />

exakt das Gegenteil. Manche Frauen haben<br />

fast nur schnelle Fasern, ganz entgegen<br />

der Lehrmeinung. Vielleicht führt uns das<br />

zum Schluss, dass Frauen für diesen Sport<br />

genauso gut geeignet sind wie Männer –<br />

oder vielleicht sogar besser?“<br />

Galpin ist ziemlich zuversichtlich, dass<br />

uns die Gemeinsamkeiten von Männern<br />

und Frauen überraschen werden. Der frühere<br />

Elite-Gewichtheber Andrew „Bud“<br />

Charniga beschäftigt sich seit mehr als<br />

vierzig Jahren mit dem Sport, hielt sogar<br />

THE RED BULLETIN 53


einmal einen Junioren-Weltrekord und<br />

arbeitete mit Frauenteams aus China<br />

und Russland zusammen. In einem seiner<br />

Artikel zum <strong>The</strong>ma erklärt er, dass „es<br />

schwer vorstellbar ist, dass es einen Kraftsport<br />

gibt, der besser für den weiblichen<br />

Körper gemacht wäre als Gewichtheben“.<br />

Für Charniga, der auch seine Tochter<br />

trainiert, sind größere Beweglichkeit<br />

und geringere Muskelspannung<br />

zentrale Merkmale talentierter<br />

Gewichtheberinnen. „Bei diesem<br />

Sport geht es um Geschicklichkeit“,<br />

erklärt er. „Du brauchst keine mächtigen<br />

Muskeln, um gut zu sein. Du musst auch<br />

nicht aggressiv sein – das verspannt nur<br />

die Muskeln. Relaxt ranzu gehen ist ein<br />

Vorteil. Es erlaubt dir, die Elastizität deiner<br />

Muskulatur zu nutzen.“<br />

Besonders interessiert ist Charniga am<br />

Testosteronspiegel der Frauen (Testosteron<br />

ist das männliche Sexualhormon; Anm.).<br />

Der hat nämlich Einfluss darauf, wie oft<br />

„Mittlerweile werde ich<br />

auf der Straße erkannt“:<br />

Morghan King, Hoffnungsträgerin<br />

ihrer Sportart<br />

man trainieren und wie schnell man sich<br />

vom Training erholen kann. Charnigas<br />

Vermutung: Ihr niedriger Testosteronspiegel<br />

helfe den Gewichtheberinnen,<br />

die gewaltigen Belastungen leichter zu<br />

bewältigen.<br />

Andy Galpin meint zwar, dass an diesem<br />

Ansatz etwas dran sein könnte, warnt<br />

aber davor, einen Trainingsplan darauf<br />

aufzubauen, bevor man Genaueres wisse.<br />

„Es könnte auch das Östrogen sein, das<br />

die Erholung fördert“, erläutert er (Östrogen<br />

ist das weibliche Sexualhormon; Anm.).<br />

Frauen haben zwei<br />

wichtige Meilensteine<br />

des Gewichthebens<br />

doppelt so schnell<br />

erreicht wie Männer.<br />

„Aber wir wissen es noch nicht. Wir wissen<br />

bloß, dass es Vorteile gibt, die Frauen<br />

Männern gegenüber haben. Jetzt müssen<br />

wir nur noch herausfinden, welche das<br />

sind.“<br />

Galpin betont zwar, kein Sportpsychologe<br />

zu sein. Doch er glaubt, dass Frauen<br />

nicht nur körperlich, sondern auch geistig<br />

besser fürs Gewichtheben gerüstet sind<br />

als Männer.<br />

„Ich habe schon mit einigen Olympiateilnehmerinnen<br />

und professionellen<br />

Athletinnen gearbeitet und muss sagen,<br />

dass Frauen Kritik viel besser aufnehmen<br />

als Männer“, sagt er. „Ich brauche Frauen<br />

niemals zu etwas zu überreden – sie wollen<br />

einfach eine fundierte Anleitung, ich<br />

gebe sie ihnen, und dann ziehen sie ihr<br />

Ding durch.“<br />

Für die meisten Frauen, die Gewichtheben<br />

in ihr Trainingsprogramm eingebaut<br />

haben, spricht der Fitnessgewinn<br />

für sich selbst. Viele sehen im Gewichtheben<br />

die ultimative Symbiose der vier<br />

Grundbewegungen Drücken, Ziehen,<br />

Springen und In-die-Hocke-Gehen. Deswegen<br />

bauen es auch alle Profisportler,<br />

vom Basketballspieler bis zum Wrestler,<br />

in ihr Training mit ein.<br />

Die Skifahrerin Mikaela Shiffrin,<br />

Doppel olympiasiegerin und fünffache<br />

Weltmeisterin, hebt Gewichte, um bei<br />

ihren Slalomläufen mehr Körperspannung<br />

halten zu können. Die Sprinterin LoLo<br />

Jones stemmt, um das Letzte rauszuholen,<br />

wenn sie über die Hürden springt.<br />

„Man nutzt den ganzen Körper, alles<br />

spielt zusammen“, erklärt Faye. „Man<br />

trainiert keinen Körperteil einzeln, man<br />

zerteilt keinen Bewegungsablauf. Dürfte<br />

man nur ein einziges Training ausüben, das<br />

möglichst viele Körperbereiche auf einmal<br />

einbezieht, wäre es Gewicht heben.“<br />

Morghan King lebt wie alle Profisportler,<br />

die für Olympia trainieren,<br />

in einer Blase aus Training,<br />

Aufbaushakes und Ruhephasen.<br />

Trotzdem hat sie immer noch<br />

eine enge Verbindung zum Hobbysport.<br />

Beim Training in Rumänien fiel ihr auf,<br />

hauptsächlich von Frauen umgeben zu<br />

sein. „Vor fünf Jahren wären es zu siebzig<br />

Prozent Männer gewesen“, sagt sie.<br />

Das Fitnessstudio, in dem sie immer<br />

trainiert, hat jetzt zehn Gewichthebeplattformen.<br />

Und die Leute erkennen sie<br />

auf der Straße.<br />

„Vor kurzem war ich in einem dieser<br />

Sportclubs, wo sie einen Pool, Tennisplätze,<br />

Sauna und all das haben“, erzählt<br />

sie. „Während ich Gewichte stemmte,<br />

kam ein Mädel zu mir rüber und fragte<br />

mich, ob ich Morghan King sei. Sie hatte<br />

D<br />

54 THE RED BULLETIN


„Wir hören nicht mehr<br />

auf Leute, die uns sagen,<br />

was wir machen dürfen.<br />

Wir entscheiden selbst.“<br />

Trainingsvorbereitung auf Olympia 2020. Bei<br />

den Olympischen Spielen 2016 überbot King<br />

einen 16 Jahre alten US-amerikanischen Rekord<br />

und belegte den sechsten Platz.<br />

gerade einen Kurs für eine Zulassung als<br />

Wettkampf-Gewichtheberin im Verband<br />

gemacht – und stell dir vor, sie war noch<br />

kleiner als ich!“<br />

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Wie Charniga hat auch Jasha Faye eine<br />

Tochter, die leidenschaftlich Gewichte<br />

hebt. Sie ist gerade einmal 14 Jahre alt.<br />

„Isabella liebt das Gewichtheben, und<br />

sie liebt ihr Team“, sagt Faye. „Sie ist umgeben<br />

von starken, schönen Frauen, die<br />

früh ins Bett gehen und sich gesund ernähren,<br />

weil sie mit Leidenschaft bei der<br />

Sache sind. Es macht sie total stolz, wenn<br />

sie mit dem Wissen zur Schule geht, dass<br />

sie davor schon trainiert hat.“<br />

Andere Frauen zu inspirieren scheint<br />

für King eine ebenso große Motivation<br />

zu sein, wie Medaillen zu gewinnen. Die<br />

Frauen, die bei Olympischen Spielen antreten,<br />

treiben sie ebenso an wie die nachdrängenden<br />

Amateure. „Viele dieser Sportlerinnen<br />

würden wohl über sich sagen:<br />

‚In meiner Jugend war ich ein Tom boy‘“,<br />

meint King. „Man sitzt zwischen den<br />

Stühlen – man ist immer noch feminin,<br />

aber man passt nicht in eine Schublade.“<br />

Und das ist gut so: „Wir hören nicht<br />

mehr auf Leute, die uns sagen, was wir<br />

machen dürfen. Wir entscheiden selbst.<br />

Da draußen gibt es viele ‚kleine Mädchen‘,<br />

die die Burschen in den Schatten stellen,<br />

und das ist vollkommen normal – das ist<br />

eine tolle Sache.“<br />

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DER WEG<br />

DER GIGANTEN<br />

LEONARDO DiCAPRIO und BRAD PITT residieren seit Jahrzehnten im<br />

Hollywood-Olymp. Nun stehen sie erstmals gemeinsam vor der Kamera –<br />

für Quentin Tarantino. Hier erzählen sie, wie du an der Spitze überlebst:<br />

indem du mutige Entscheidungen triffst und deine Reise trotzdem genießt.<br />

Interview RÜDIGER STURM<br />

56


ANDREAS RENTZ/GETTY IMAGES<br />

Cooles Trio: Regisseur<br />

Quentin Tarantino (li.), 56,<br />

Leonardo DiCaprio, 44,<br />

und Brad Pitt, 55, bei der<br />

Premiere von „Once Upon<br />

a Time … in Hollywood“<br />

diesen Mai in Cannes


„ ICH HABE NOCH IMMER DEN HUNGER, ETWAS TOLLES<br />

ZU ERSCHAFFEN, WAS MICH AUCH SELBST BEWEGT.“<br />

LEONARDO Di CAPRIO<br />

einig: Das Entscheidende ist, dass du in<br />

dem, was du tust, eine Bedeutung findest.<br />

Wenn uns das weiterhin gelingt, werden<br />

wir in unserer jeweiligen Karriere auch<br />

einen passenden Übergang in eine neue<br />

Phase erleben – so nach dem Beispiel von<br />

Anthony Hopkins oder Gene Hackman.<br />

In<br />

dieser Liga spielen nur ganz wenige mit.<br />

Brad Pitt, 55, und Leonardo DiCaprio,<br />

44, zählen zu jenen Hollywoodstars, die<br />

einen Film ganz allein schultern können –<br />

künstlerisch und an der Kinokasse. Wobei<br />

sich zwischen den Karrieren der beiden<br />

Oscar-Gewinner eine auffallende Parallele<br />

zeigt: Im Gegensatz zu anderen Großkalibern<br />

ihrer Generation haben sie sich<br />

niemals auf eine bestimmte Rolle festlegen<br />

lassen. Während Kollegen wie<br />

Johnny Depp (als Jack Sparrow), Tom<br />

Cruise (Ethan Hunt) oder Robert Downey<br />

jr. (Tony Stark) ihre Millionen zunehmend<br />

in Serie(n) scheffeln, suchen Pitt und<br />

DiCaprio mit jedem neuen Filmprojekt<br />

eine neue Herausforderung – und wagen<br />

damit jedes Mal enorm viel.<br />

In Quentin Tarantinos zehnter Regiearbeit<br />

„Once Upon a Time … in Hollywood“<br />

stehen die beiden Superstars nun<br />

erstmals gemeinsam vor der Kamera, und<br />

Regie-Legende Tarantino verspricht „das<br />

aufregendste Star-Duo seit Paul Newman<br />

und Robert <strong>Red</strong>ford“. Wir haben Pitt und<br />

DiCaprio zum Interview gebeten, um<br />

die beiden zu einem <strong>The</strong>ma zu be fragen,<br />

in dem sie nachweislich Experten sind:<br />

Wie überlebt man dauerhaft in der<br />

dünnen Luft ganz an der Spitze?<br />

the red bulletin: Brad, Leo, in<br />

eurem neuen Film „Once Upon a Time<br />

… in Holly wood“ gibt Leo einen Schauspieler,<br />

der seine besten Tage lange<br />

hinter sich hat. Von euch beiden kann<br />

man das wohl nicht behaupten …<br />

brad pitt: Stimmt, aber auch wir haben<br />

ein Ablaufdatum, das ist uns deutlich<br />

bewusst. Umso mehr wissen wir daher<br />

die Zeit zu schätzen, die wir bislang in<br />

dieser privilegierten Position an der Spitze<br />

zubringen durften. Leo und ich haben uns<br />

lange darüber unterhalten und sind uns<br />

Um in diese Position zu gelangen, habt<br />

ihr beide euch mittlerweile fast dreißig<br />

Jahre an der Spitze halten müssen.<br />

Wie überlebt man das?<br />

leonardo dicaprio: Ich glaube, das hat<br />

viel mit Ernsthaftigkeit und einer gewissen<br />

Demut zu tun. In meinen Augen sind Filme<br />

die wichtigste moderne Kunstform. Wir<br />

empfinden es als Ehre und Privileg, dass<br />

wir ein Teil davon sein dürfen. Brad und<br />

ich haben ungefähr zur selben Zeit in dieser<br />

Branche angefangen und wissen beide,<br />

dass es immer nur eine Chance gibt, den<br />

Durchbruch zu schaffen – und wie schwer<br />

es ist, diese eine Chance zu bekommen.<br />

Vom vielzitierten richtigen Ort zur richtigen<br />

Zeit rede ich da noch gar nicht …<br />

pitt: Es ist ungefähr so, als würdest du<br />

in der Lotterie gewinnen. Es gibt so verdammt<br />

viele talentierte Leute da draußen.<br />

Der Trick besteht also darin, dass du auch<br />

im Zimmer bleibst, sobald du es zur Tür<br />

hinein geschafft hast. Wir beide hatten<br />

die Gelegenheit, zu lernen, wie das geht.<br />

Deshalb haben wir überlebt und unseren<br />

eigenen Weg gefunden.<br />

Wie lässt sich dieser eigene Weg in<br />

einem derart schnelllebigen Business<br />

überhaupt beeinflussen?<br />

dicaprio: In erster Linie, indem man<br />

immer und ohne Kompromisse versucht,<br />

die richtigen Projekte auszuwählen. Wir<br />

haben hart an Filmen gearbeitet, die für<br />

uns eine kreative Herausforderung und<br />

gleichzeitig auch große Kunstwerke waren.<br />

Woher kommt dieser Antrieb?<br />

dicaprio: Ich komme aus keiner allzu<br />

wohlhabenden Familie und war wohl<br />

auch deshalb besonders ambitioniert.<br />

Außerdem bin ich in Los Angeles aufgewachsen,<br />

mir war also von Anfang an<br />

klar, wie schwer es ist, als Schauspieler<br />

Arbeit zu bekommen – was mich nur noch<br />

mehr motiviert hat. Woher dieser Antrieb<br />

stammt, weiß ich selbst nicht so genau. Es<br />

ist eher wie das Bedürfnis, einen Hunger<br />

zu stillen – aber es ist kein Hunger nach<br />

Reichtum oder Berühmtheit.<br />

Sondern?<br />

dicaprio: Der Hunger, etwas Tolles zu<br />

schaffen, was mich selbst bewegt. Und<br />

das ist keineswegs einfach. Du denkst dir:<br />

„Hey, ich habe das richtige Material und<br />

einen tollen Regisseur“ – und dann geht<br />

es trotzdem schief. Aber du musst immer<br />

dranbleiben und weitermachen, dir sagen:<br />

„Ich will, dass etwas Großartiges dabei<br />

herauskommt.“ Diese Einstellung hat sich<br />

bis heute nicht geändert.<br />

ART STREIBER/SONY PICTURES<br />

58 THE RED BULLETIN


Diese Besetzung sitzt:<br />

Quentin Tarantino mit<br />

seinen Hauptdarstellern<br />

Leonardo DiCaprio, Margot<br />

Robbie und Brad Pitt<br />

„ DER GROSSE FEHLER LIEGT, GLAUBE ICH, DARIN,<br />

IM RESULT<strong>AT</strong> NACH DER BEDEUTUNG ZU SUCHEN.<br />

DU FINDEST DIE BEDEUTUNG IM TUN.“ BRAD PITT<br />

pitt: Man darf auch nicht vergessen,<br />

dass du für einen Film viel Lebenszeit<br />

investieren musst – das können schon mal<br />

ein bis zwei Jahre sein. Bei einer großen<br />

Rolle kann allein die Vorbereitung an die<br />

sechs Monate dauern, und dann bist du<br />

auch noch in die Nachbereitung involviert.<br />

Die Sache sollte also richtig Gewicht<br />

haben. Schließlich weiß ich nicht, wie<br />

viel Zeit mir selbst noch bleibt.<br />

Wie erkennt man, ob ein Filmprojekt<br />

das Zeug zu etwas Großartigem hat?<br />

dicaprio: Du kannst es naturgemäß nur<br />

erahnen. Allerdings weißt du, was du nicht<br />

willst. Tatsächlich besteht ein wichtiger<br />

Teil des Filmemachens darin, dass du dich<br />

mit dem Regisseur darauf einigst, was du<br />

nicht magst und was du nicht tun willst.<br />

Das gibt dir eine Ausgangsbasis, um auszuloten,<br />

was du wirklich tun möchtest.<br />

pitt: Ganz wichtig für mich ist, dass ich<br />

Dinge nicht wiederhole. Ich will mich<br />

weiterbewegen, auf Gedeih und Verderb.<br />

Ich kann nicht zurück. Das ist auch bei<br />

meinen Reisen so. Wenn ich erst mal<br />

aufgebrochen bin und feststelle, dass ich<br />

meine Brille oder meinen Führerschein<br />

vergessen habe, kehre ich nicht um. Daher<br />

wähle ich Projekte nach einem schwer<br />

beschreibbaren Gefühl, dass nämlich<br />

dieses nächste Projekt mir etwas Neues,<br />

anderes bietet. Und dann bleib ich dran.<br />

Also gut, man entscheidet sich für<br />

ein Projekt, das einem viel bedeutet.<br />

Was ist der nächste Schritt?<br />

dicaprio: Ich halte Recherchen für den<br />

wahrscheinlich unterschätztesten Teil<br />

THE RED BULLETIN 59


eim Filmemachen. Im Zuge der Vorproduktion<br />

musst du deine Figuren genau<br />

analysieren. Wenn du beim Dreh nicht<br />

schon einen ganzen Wissensschatz zu diesen<br />

Personen und ihren Verhaltensweisen<br />

aufgebaut hast, wenn du dich darin nicht<br />

sattelfest fühlst, dann kannst du sie nicht<br />

authentisch darstellen. Denn es wird<br />

immer unangenehme Überraschungen<br />

geben. Dinge ändern sich tagtäglich, du<br />

änderst deine Meinung, der Regisseur<br />

ändert seine … In diesen Momenten<br />

kannst du nur richtig reagieren, wenn<br />

du in deiner Rolle ganz zu Hause bist.<br />

pitt: Und du musst den Schaffensprozess<br />

genießen. Das ist auch einer der Gründe,<br />

warum sich kein anderer Dreh mit dem<br />

eines Tarantino-Films vergleichen lässt –<br />

wegen seiner Liebe zum Film. Manchmal<br />

sagt Quentin nach einer Einstellung: „Wir<br />

haben’s im Kasten. Aber wir werden’s<br />

noch mal drehen. Und warum …?“ Dann<br />

ruft die ganze Crew im Chor: „… weil wir<br />

es lieben, Filme zu machen.“ Mit dieser<br />

Einstellung führt er das ganze Team.<br />

dicaprio: Brad hat recht. Das würde ich<br />

Pitt und DiCaprio in<br />

Cannes: „Eine Karriere<br />

beim Film gleicht einer<br />

Achterbahnfahrt. Es geht<br />

immer rauf und runter.“<br />

„WENN DU NICHT AN DEIN PROJEKT GLAUBST, DANN ERWEIST DU IHM<br />

EINEN BÄRENDIENST – DU ENTEHRST ES.“ LEONARDO Di CAPRIO<br />

auch meinem jüngeren Ich raten: Treib<br />

dich an, nimm alles ernst! Versuch das<br />

Unmögliche! Und genieße deine Reise.<br />

Hollywood ist allerdings nicht unbedingt<br />

als Ort für Friede, Freude,<br />

Eierkuchen bekannt. Ist es nicht eher<br />

das ungemütliche Haifischbecken?<br />

pitt: Ich weiß, es gibt die Ansicht, dass<br />

jeder in Hollywood Nabelschau betreibt<br />

und nur in „Ich, Ich, Ich!“-Kategorien<br />

denkt. Das will ich gar nicht bestreiten,<br />

aber das gibt es in allen Branchen. Und<br />

die für mich interessantesten Leute in<br />

unserem Beruf sind diejenigen, die Dinge<br />

hinterfragen und sich für intelligente,<br />

provokante Ideen interessieren. Das sind<br />

Menschen, die beim Geschichtenerzählen<br />

nach sich selbst, nach dem Wert des<br />

Erzählten, nach Antworten und tieferer<br />

Bedeutung suchen.<br />

dicaprio: Was nicht heißt, dass es nicht<br />

auch Meinungsverschiedenheiten geben<br />

kann. Ich kann ganz unverblümt offen<br />

sein. Das habe ich in meinen Genen.<br />

Das mag manchmal zu Spannungen mit<br />

meinen Mitstreitern führen, aber das ist<br />

etwas Gutes. Denn ansonsten machst du<br />

etwas, woran du nicht glaubst. Und wenn<br />

du nicht an dein Projekt glaubst, dann<br />

erweist du ihm einen Bärendienst, du entehrst<br />

es. Ich glaube, kein Regisseur kann<br />

von mir behaupten, dass ich mit meiner<br />

Meinung zu Projekten je hinterm Berg<br />

gehalten hätte. Und ich hoffe, dass diese<br />

Filme dadurch besser geworden sind.<br />

pitt: Leo und ich haben mit sehr aufgeschlossenen<br />

und intelligenten Leuten<br />

gearbeitet. Und dabei kommt es natürlich<br />

auch zu Diskussionen. Wenn dir klar ist,<br />

dass du es mit einer inspirierenden Person<br />

zu tun hast, dann kannst du etwas von ihr<br />

lernen. Deshalb mag ich es, mit Regisseuren<br />

zu arbeiten, die schlauer sind als ich.<br />

Was kann man denn von Quentin<br />

Tarantino lernen?<br />

pitt: Quentin will alles real in der Kamera<br />

einfangen. Da gibt es keine Computereffekte.<br />

Meine Figur, ein Stuntman, hat<br />

eine ganz lange Kampfszene mit Bruce<br />

60 THE RED BULLETIN


„ ICH WILL MICH NICHT WIEDERHOLEN, SONDERN<br />

MICH WEITERBEWEGEN, AUF GEDEIH UND VERDERB.<br />

ICH KANN NICHT ZURÜCK.“ BRAD PITT<br />

ANDREAS RENTZ/GETTY IMAGES, <strong>2019</strong> SONY PICTURES ENTERTAINMENT DEUTSCHLAND GMBH (3)<br />

Lee. Und Quentin sagte: „Wir drehen das<br />

alles in einer Einstellung – ohne Schnitte.“<br />

Darauf ich: „Aber du kannst es doch<br />

danach so schneiden, dass es genau so<br />

wirkt.“ Aber er blieb hart: „Wenn wir alles<br />

in einer Einstellung bringen, dann muss<br />

das auch exakt so gefilmt werden.“ Und<br />

genau das haben wir gemacht. Du kannst<br />

mit ihm debattieren, aber du solltest nicht<br />

mit ihm streiten.<br />

Wo wir beim <strong>The</strong>ma Konfrontation<br />

sind: Hat einer von euch sich jemals<br />

einen echten Kampf mit einem Co-<br />

Darsteller geliefert?<br />

pitt: Nein, aber bei einem Actionfilm ließ<br />

der Regisseur mich und meine Kollegen<br />

gegeneinander boxen. Er erklärte, dass<br />

wir uns auf diese Weise besser kennenlernen.<br />

Seine Worte waren: „Du erfährst<br />

erst richtig etwas über jemanden, wenn<br />

du ihm ins Gesicht schlägst.“ Wir haben<br />

durch das Sparring einen richtigen Gemeinschaftsgeist<br />

entwickelt. Einerseits<br />

bist du aggressiv, andererseits hältst du<br />

dich auch zurück, weil dir der andere<br />

Neulich in Hollywood<br />

Auf die große Leinwand – um jeden Preis:<br />

Nach diesem Motto versuchen TV-Star<br />

Rick Dalton (Leonardo DiCaprio) und sein<br />

Stunt-Double Cliff Booth (Brad Pitt), in<br />

Hollywood Fuß zu fassen. Quentin Tarantinos<br />

„Once Upon a Time … in Hollywood“ feiert<br />

die Traumfabrik der ausklingenden 1960er-<br />

Jahre – mit perfekt inszenierter Nostalgie<br />

und einer gehörigen Portion Gewalt.<br />

159 Minuten, ab 15. August in den Kinos<br />

etwas bedeutet. Du zeigst Wettbewerbsgeist<br />

und zugleich Beschützerinstinkt.<br />

Wie stark ist der Wettbewerbsgeist beim<br />

Drehen? Wie groß ist die Versuchung,<br />

eine Szene an sich zu reißen?<br />

dicaprio: Das ist nie ein <strong>The</strong>ma. Wir<br />

machen, was für die Rolle richtig ist.<br />

pitt: Ja, das ist eine Sackgasse. Wenn<br />

du um so etwas kämpfst, bist du auf dem<br />

sichersten Weg, den Film zu vermurksen.<br />

Bei einem großartigen Projekt muss jeder<br />

die Chance haben, sein Bestes zu geben.<br />

All diesen Erkenntnissen zum Trotz<br />

waren nicht alle eure Filme durchschlagende<br />

Erfolge …<br />

pitt: Das kommt immer darauf an, wie<br />

man Erfolg definiert. Ich erinnere mich,<br />

wie ich Anfang der Neunziger einmal<br />

die Turnwettbewerbe bei der Olympiade<br />

anschaute. Da gab es eine Russin, die als<br />

absolute Favoritin galt. Aber nach den<br />

ersten zehn Sekunden ihres Programms<br />

stürzte sie. Ich sah, wie sie dann wieder<br />

aufstand und alles perfekt durchzog. Das<br />

war für mich höchst inspirierend und<br />

bewegend. Alle sprachen davon, was das<br />

für eine Erniedrigung gewesen sei, aber<br />

für mich war das ein wahrer Sieg. Wenn<br />

es also um Filme geht, dann denken wir<br />

oft nicht an den Schwierigkeitsgrad. Für<br />

mich definiert sich Erfolg aber genau darin<br />

– und nicht in der Frage, ob er als bester<br />

Film in den Jahrbüchern stehen wird.<br />

Doch Misserfolge aus dem Blickwinkel<br />

der Öffentlichkeit können auch zum<br />

Ende einer Karriere führen.<br />

pitt: Irgendwann wird jeder mal eine<br />

vergessene Größe sein. Du kannst nichts<br />

anderes tun, als einfach weiterzumachen.<br />

dicaprio: Letztlich ist jede Karriere eine<br />

Achterbahnfahrt. Es geht immer rauf und<br />

runter. Deshalb bleibt dir nichts anderes<br />

übrig, als das Ganze als Langstreckenlauf<br />

zu betrachten.<br />

pitt: Ich glaube, der große Fehler liegt<br />

darin, nach der Bedeutung im Resultat zu<br />

suchen. Du findest die Bedeutung im Tun.<br />

Jeden Tag. Darauf kommt es an. Aber<br />

das zu finden ist zugegebenermaßen ein<br />

ständiger Kampf.<br />

THE RED BULLETIN 61


INNOV<strong>AT</strong>OR<br />

GUTE<br />

IDEEN FÜR<br />

EINE BESSERE<br />

ZUKUNFT<br />

Mars Base One<br />

Hier wirst du<br />

zum Marsianer<br />

Sich einmal fühlen wie ein Astronaut,<br />

ohne den Planeten zu verlassen – in<br />

China ist das möglich. Und zugleich ein<br />

großer Schritt auf dem Weg zum Mars.<br />

Was auf den ersten<br />

Blick aussieht wie<br />

eine Siedlung auf<br />

dem Mars, ist doch ein Bauwerk<br />

auf der Erde. Es steht in<br />

der Wüste Gobi, rund 40 Kilometer<br />

von der chinesischen<br />

Minenstadt Jinchang entfernt.<br />

„Mars Base One“ wurde errichtet,<br />

um das Leben auf<br />

unse rem Nachbarplaneten zu<br />

simulieren. Die Basis besteht<br />

aus neun Kapseln, die man<br />

auch auf dem roten Planeten<br />

bräuchte – vom Kontrollraum<br />

über ein Gewächshaus bis zur<br />

Recyclinganlage –, und entstand<br />

als Zusammenarbeit der<br />

Bildungsinitiative C-Space mit<br />

Chinas Raumfahrtprogramm.<br />

In der terrestrischen Mars-<br />

Station können Besucher<br />

(vorerst nur aus China, später<br />

auch aus aller Welt) nun am<br />

eigenen Leib erleben, was es<br />

heißt, auf engstem Raum mit<br />

minimalen Ressourcen auskommen<br />

zu müssen. Wasser<br />

muss etwa bis auf den letzten<br />

Tropfen wiederaufbereitet<br />

62 THE RED BULLETIN


Aus dem Kontrollraum kommuni zieren<br />

die Marsianer mit der „Erde“.<br />

IN ALLER<br />

KÜRZE<br />

ÜBER-<br />

FLIEGER<br />

Diese Start-ups<br />

machen Fliegen<br />

ökologischer und<br />

spannender.<br />

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via App alle Infos<br />

zu deiner Tour.<br />

Speisekammer: Im Gewächshaus<br />

werden Pflanzen gezüchtet.<br />

GUTES GEWISSEN<br />

IM GEPÄCK<br />

Mindful Flights (im Bild<br />

Co-Founder Christoph<br />

Rebernik) bietet dir die<br />

Möglichkeit, den CO ²<br />

-<br />

Fußabdruck pro Flug<br />

zu berechnen und ihn<br />

durch Spenden an UN-<br />

Klimaschutzprojekte<br />

wieder auszugleichen.<br />

mindfulflights.com<br />

AUFBRUCH<br />

INS UNGEWISSE<br />

Das SurpTravel-Team<br />

rund um Andreas Näf<br />

bietet Überraschungsreisen<br />

in Europa an.<br />

Du sagst, wann du<br />

fliegen möchtest, und<br />

er fährst erst am Flughafen,<br />

wo es hingeht.<br />

surp.travel<br />

SmartHalo 2<br />

Toller Tacho<br />

Mit diesem smarten Fahrradcomputer wird<br />

dein Lenker zum Denker – und deine nächste<br />

Ausfahrt ein ganzes Stück sicherer.<br />

Du verirrst dich mit<br />

deinem Fahrrad ständig<br />

im urbanen Verkehrschaos<br />

oder hast Angst,<br />

dass es dir gestohlen wird?<br />

Das kanadische Unternehmen<br />

SmartHalo glaubt, mit<br />

dem gleichnamigen Gerät<br />

eine Lösung für diese Probleme<br />

gefunden zu haben.<br />

Der handflächengroße<br />

Fahrradcomputer ist Navigationssystem,<br />

Licht, Fitness<br />

trainer, Smartphone-<br />

Nachrichtenzentrale und<br />

Alarmanlage in einem. Er<br />

stellt sicher, dass du wichtige<br />

Infos nicht versäumst,<br />

dabei die Straße aber weiterhin<br />

im Blick behältst.<br />

Das Instrument wird am<br />

Lenker montiert, über eine<br />

Smartphone-App gekoppelt<br />

und kann nur mit einem<br />

Spezialschlüssel entfernt<br />

werden. „Da wir selbst Radfahrer<br />

sind, wollten wir endlich<br />

die zwei größten Probleme<br />

von Radfahrern in der<br />

Stadt lösen: Navigation und<br />

Sicherheit“, so Xavier Peich,<br />

Geschäftsführer des Startups<br />

mit Sitz in Montreal.<br />

SmartHalo 2 ist ab 139 Euro<br />

auf Kickstarter erhältlich.<br />

smarthalo.bike<br />

werden. Das Essen ist extra<br />

proteinreich. Und Spaziergänge<br />

sind nur im Raumanzug<br />

und nach Passieren einer Luftschleuse<br />

möglich.<br />

Die 1115 m² große Anlage<br />

soll in der Bevölkerung Interesse<br />

für Weltraumforschung<br />

wecken – und der chinesischen<br />

Raumfahrt zugleich<br />

dabei helfen, junge Wissenschaftler<br />

zu gewinnen. Denn<br />

irgendwann soll die Mars-<br />

Station ja dort stehen, wo sie<br />

dem Namen nach hingehört.<br />

Mehr Inspiration, die<br />

Zukunft mitzugestalten,<br />

gibt es im INNOV<strong>AT</strong>OR.<br />

Infos und Abo unter:<br />

redbulletininnovator.com<br />

JON<strong>AT</strong>HAN BROWNING/INSTITUTE LOU BOYD<br />

Der SmartHalo 2 vereint u. a. Navi,<br />

Licht und Fitnesstracker.<br />

THE RED BULLETIN 63


Perfekter<br />

Sound für Ihre<br />

Dinnerparty:<br />

der Amazon<br />

Echo Plus<br />

(2. Generation)<br />

SO WIRD IHR ABEND<br />

MIT FREUNDEN<br />

EINMALIG!<br />

Warum mit<br />

Amazon Echo<br />

mehr Zeit für<br />

unvergessliche<br />

Momente bleibt.<br />

Hand aufs Herz: Wann<br />

haben Sie Ihren Liebsten<br />

zuletzt ungeteilte Aufmerksamkeit<br />

geschenkt? Nein, wir wollen<br />

Ihnen kein schlechtes Gewissen<br />

machen – es geht uns doch allen so!<br />

In der Hektik des Alltags wird es<br />

immer schwieriger, all seine Liebsten<br />

an einen Tisch zu bekommen. Umso<br />

wichtiger ist es, diese wertvollen<br />

Momente in vollen Zügen genießen<br />

zu können. Doch wer kennt es nicht?<br />

Sobald der Blick – wenn auch nur<br />

kurz – aufs Smartphone gerichtet ist,<br />

ist es fast unmöglich, dem Gespräch<br />

zu folgen, geschweige denn aktiv daran<br />

teilzunehmen. Wäre es da nicht<br />

herrlich, beim nächsten Get-together<br />

das Smartphone gar nicht erst in die<br />

Hand nehmen zu müssen?


THE RED BULLETIN PROMOTION<br />

Amazon Echo – das Geheimrezept<br />

für einen gelungenen Abend<br />

Genau hier setzt die Produktfamilie des<br />

Amazon Echo an. Statt beim Hantieren<br />

in der Küche auch noch das Rezeptbuch<br />

hervorzukramen oder mit schmierigen<br />

Fingern auf dem Bildschirm herumzutippen,<br />

bitten Sie einfach Ihren Amazon<br />

Echo um Hilfe: „Alexa, finde ein<br />

Rezept für Quinoa-Salat.“ Denn<br />

Alexa macht Ihnen auf Anfrage nicht<br />

nur Rezeptvorschläge zum Wunschgericht,<br />

Sie werden auch Schritt für<br />

Schritt von den Rezeptzutaten bis zum<br />

fertigen Gericht geführt. Wussten Sie<br />

außerdem, dass Sie mit dem smarten<br />

» ALEXA,<br />

SPIEL<br />

GUTE-<br />

LAUNE-<br />

MUSIK! «<br />

Lautsprecher mehrere Timer gleichzeitig<br />

stellen können? Mit „Alexa,<br />

stell einen Quinoa-Timer für<br />

zwanzig Minuten“ erinnert Sie Alexa<br />

schließlich, wenn die Kochzeit beendet<br />

ist – und Sie können sich in der Zwischenzeit<br />

ganz Ihren Liebsten widmen.<br />

Apropos: Nicht nur das Essen, sondern<br />

auch das Ambiente soll perfekt sein.<br />

Kein Problem! Sie müssen sich einfach<br />

nur eine smarte Glühlampe zulegen,<br />

und schon lässt sich das Licht mit dem<br />

Amazon Echo per Sprachbefehl steuern,<br />

etwa: „Alexa, dimm das Wohnzimmerlicht<br />

auf 20 Prozent.“ Fehlt<br />

nur noch der richtige Sound, oder?<br />

Gemeinsam neue und alte<br />

Lieblingssongs entdecken<br />

Ganz egal, ob Sie sich durch einen<br />

bestimmten Song in den letzten gemeinsamen<br />

Urlaub zurückversetzen<br />

und dabei natürlich lautstark mit ­<br />

singen wollen oder Inspiration für<br />

neue Lieblingssongs suchen, auf die Sie<br />

vielleicht nie gekommen wären – ein<br />

kurzer Sprachbefehl an Alexa genügt.<br />

Wie wäre es zum Beispiel mit „Alexa,<br />

spiel Jazz.“?* Selbstverständlich<br />

schafft der Amazon Echo mit „Alexa,<br />

welcher Song läuft gerade?“ auch<br />

Klarheit, falls sich Ihre Liebsten nach<br />

intensiver Diskussion partout nicht<br />

einigen können, von wem der coole<br />

Song eigentlich ist. Und das Beste: Sie<br />

haben bei all dem die Hände frei, um auf<br />

alte und neue Erlebnisse anstoßen zu<br />

können. Sie verpassen keinen gemeinsamen<br />

Moment mehr! Und davon soll<br />

es selbstverständlich bald noch viele<br />

weitere geben. Also fragen Sie Alexa am<br />

besten gleich nach dem nächsten freien<br />

Termin in Ihrem Kalender. Denn nach<br />

einem Abend voller toller Gespräche<br />

und gutem Essen wird klar: Das muss<br />

schnell wiederholt werden!<br />

MEHR MÖGLICHKEITEN FÜR ALEXA –<br />

MIT DEM NEUEN ECHO SHOW 5<br />

Fotos: Amazon; * Separates Musik-Abonnement möglicherweise erforderlich<br />

Innerhalb der Amazon Echo Produktfamilie<br />

besticht der neue Echo<br />

Show 5 dank 5,5-Zoll-Display durch<br />

sein besonders kompaktes Design.<br />

Damit ist er die optimale Lösung,<br />

um sich von Alexa in jedem Raum<br />

die verschiedensten Inhalte anzeigen<br />

zu lassen – sei es ein Rezept, die<br />

Wettervorhersage oder die Bildübertragung<br />

Ihrer Baby-Kamera.<br />

Außerdem schafft Echo Show 5 Unterhaltung<br />

für jeden Augenblick des<br />

Tages. Fragen Sie Alexa zum Beispiel<br />

einfach nach Ihrer Lieblings musik.<br />

Mitsingen ist ausdrücklich erlaubt!<br />

Denn auch die entsprechenden Lyrics<br />

werden auf dem Bildschirm angezeigt.<br />

Wie bei allen Echo-Geräten<br />

können Sie bei Bedarf das Mikrofon<br />

per Knopfdruck ein- und ausschalten.<br />

Dar über hinaus verfügt der Echo Show<br />

5 über eine integrierte Kameraabdeckung,<br />

die über die Linse geschoben<br />

werden kann. Preis: € 89,99<br />

Die Echo Produktfamilie ist nicht nur<br />

bei AMAZON erhältlich – ab sofort<br />

können Sie die Geräte auch im Handel<br />

bei S<strong>AT</strong>URN oder MEDIA MARKT<br />

entdecken.


Unser Mann<br />

am Steuer<br />

<strong>Red</strong>akteur Jessner<br />

unter Rennfahrern<br />

am <strong>Red</strong> Bull Ring.<br />

KTM X-Bow Battle,<br />

300 PS, Heckantrieb,<br />

keine Fahrhilfen.<br />

66


DER<br />

RED BULLETIN<br />

EINMAL<br />

IM LEBEN ...<br />

SELBST-<br />

VERSUCH


... RENN-<br />

FAHRER<br />

SEIN<br />

Wenn man sich den Jugendtraum<br />

„Rennfahrer“ im fortgeschrittenen Alter<br />

erfüllen will: Wie nahe kommt man den<br />

Profis? Ein Selbstversuch im KTM X-Bow.<br />

Text WERNER JESSNER<br />

Fotos KONSTANTIN REYER<br />

68


Augen<br />

auf Grün<br />

Essenziell ist das<br />

kleine grüne Display,<br />

das dir in Echtzeit<br />

mitteilt, ob du aktuell<br />

schneller oder langsamer<br />

unterwegs bist<br />

als auf der persönlich<br />

schnellsten Runde.


Wenn sich Kombis mit Frontantrieb<br />

und Automatikgetriebe ins Leben<br />

geschlichen haben, wenn man ein<br />

Netflix- statt eines Kino-Abos hat<br />

und ohne längeres Nachdenken<br />

nicht mehr sagen kann, welches<br />

das letzte besuchte Live-Konzert<br />

war, wird es Zeit, etwas zu ändern.<br />

Nicht dauerhaft, denn wer würde<br />

schon einen Saab verkaufen, auf<br />

das Ende der letzten Staffel dieser<br />

spannenden Serie verzichten oder<br />

eine Band, die man schon dreimal<br />

live gesehen hat, ein viertes<br />

Mal anschauen gehen? Aber<br />

zumindest für ein Wochenende<br />

könnte man doch aus der selbst<br />

geschaffenen Bequemlichkeit ausbrechen<br />

und das tun, was man<br />

sich mit 15 Lebensjahren für sein<br />

Leben mit 25 ausgemalt hatte:<br />

Rennfahrer sein.<br />

Profi-Rennfahrer wirst du<br />

allerdings nicht von heute auf<br />

morgen, nicht mit allem Geld der<br />

Welt. Aber es gibt Möglichkeiten,<br />

zumindest halbernst schnell im<br />

Kreis zu fahren: Markenpokale,<br />

Gentlemen-Racer-Serien, Langstreckenfahrten.<br />

Natürlich ergibt<br />

das bereits einen passablen Kick,<br />

doch wir wollten den echten<br />

Stoff: Anstatt in eine Serie mit<br />

hochgezüchteten Kleinwagen<br />

schrieben wir uns in die KTM<br />

X‐Bow Battle ein.<br />

Was du damit fahren darfst:<br />

den KTM X-Bow, einen nur<br />

810 Kilo leichten, 300 PS starken<br />

Rennwagen mit Carbonchassis,<br />

dessen Entwicklungsziel war,<br />

„ein Formel-3-Auto mit zwei<br />

Sitz plätzen zu bauen“, so KTM-<br />

Vorstand Hubert Trunkenpolz.<br />

Formel 3: Das ist die letzte oder<br />

vorletzte Stufe vor der Formel 1,<br />

je nach Talent. Beim Studium<br />

der technischen Daten wird dem<br />

Möchtegern-Rennfahrer klar: Dieses<br />

Gerät meint es richtig ernst.<br />

Keine Traktionskontrolle, kein<br />

ABS, keinerlei Hilfsmittel. Einzig<br />

dein Können muss dich auf der<br />

Straße halten. Und selbst sündteure<br />

Supersportwagen schleppen<br />

weitaus mehr Gewicht pro PS.<br />

In der KTM X-Bow Battle gilt:<br />

Arrive and drive. Wenn du dein<br />

Startgeld bezahlt hast, musst du<br />

dich um nichts mehr kümmern.<br />

Auto, Reifen, Bremsbeläge, Sprit,<br />

sogar der Overall: alles inklusive.<br />

Das Beste: Du hast sogar einen<br />

eigenen Betreuer. Das Allerbeste:<br />

Meiner heißt Herwig.<br />

Zuerst erklärt Herwig das<br />

Startprozedere: Einen Knopf<br />

in der Mittelkonsole drücken,<br />

dann erwacht das Display. Mit<br />

einem Tastendruck am Lenkrad<br />

bestätigen. Warten, bis das GPS<br />

die Rennstrecke erkannt hat,<br />

um danach in Echtzeit deinen<br />

Rückstand (oder im besten Fall<br />

Vorsprung) auf die persönliche<br />

Rekordrunde ins Cockpit protokollieren<br />

zu können. Noch einmal<br />

auf den Startknopf drücken, und<br />

der 300-PS-Audi-Turbomotor im<br />

Heck erwacht zum Leben.<br />

Nächster Punkt: Sitz anpassen.<br />

Wer nicht gut sitzt, vermisst das<br />

Gefühl fürs Auto, von schmerzhaften<br />

Druck- und Scheuerstellen<br />

am Rücken ganz zu schweigen.<br />

Anschließend: Gurte anziehen,<br />

fest und immer fester. Der Gangwechsel<br />

erfolgt übrigens mit einer<br />

ganz normalen H-Schaltung mit<br />

Kein ABS,<br />

keinerlei Hilfsmittel.<br />

Pures<br />

Können muss<br />

dich auf der<br />

Straße halten.<br />

Das ist die<br />

KTM X-Bow Battle<br />

Basics: eine internationale Rennserie in drei<br />

Klassen – Rookie, Elite und als Königsklasse<br />

GT4. Fünf Rennwochenenden mit jeweils<br />

zwei Sprint- und einem Endurance-Rennen.<br />

Voraussetzung: D-Lizenz. Preis pro Saison:<br />

€ 44.800,–. Einzelstart: € 9900,–.<br />

Arrive and drive – Fahrer müssen sich nur<br />

um die Unterkunft kümmern.<br />

Anmeldung: Der letzte Stopp <strong>2019</strong> ist<br />

von 6. bis 8. <strong>September</strong> am Hungaroring<br />

bei Budapest. Alle Details, Kontakte und<br />

Livestream auf: x-bow-battle.at<br />

Kupplung. Vergiss Automatik,<br />

alter Mann!<br />

Herwig weist mich aus der<br />

Box, denn die Sicht ist eher<br />

bescheiden. Da der Helm mittels<br />

HANS (Head and Neck Support)<br />

mit den Gurten verbunden ist,<br />

kann man den Kopf seitlich kaum<br />

drehen. Egal, auf einer Rennstrecke<br />

schaut man doch ohnehin<br />

immer nach vorn, zumindest<br />

habe ich mir das als Fünfzehnjähriger<br />

so vorgestellt.<br />

Der X-Bow rattert durch die<br />

Boxengasse. Ui, ist der laut.<br />

Ui, ist der hart gefedert. Rechtskurve,<br />

raus auf die Strecke. Ui,<br />

ist das windig. Uiuiui, wie der<br />

beschleunigt! Bis in den dritten<br />

Gang drehen die Hinterräder<br />

durch. Bloß beim Bremsen tut<br />

sich erschreckend wenig. Herwig<br />

hatte mich gewarnt: Die Reifen<br />

sind kalt, die Bremsen sind kalt.<br />

Am Anfang lieber vorsichtig. Die<br />

Rennfahrerkollegen, zwischen<br />

hoffnungsvollen Jung-Genies,<br />

mehrfachen Staatsmeistern und<br />

alten Hasen, hatten allesamt gemeint,<br />

man müsse den X-Bow hart<br />

auf der Bremse hernehmen, nur<br />

dann könne man schnell sein.<br />

70 THE RED BULLETIN


Goldene<br />

Hände<br />

Selbst muss man sich<br />

gerade einmal um<br />

Kleinigkeiten wie ein<br />

sauberes Helmvisier<br />

kümmern. Das Auto<br />

ist in den kundigen<br />

Händen eines<br />

KTM-Mannes.<br />

Riesiges Feld<br />

Die Startgerade ist bis<br />

ganz nach hinten gefüllt,<br />

vom superschnellen<br />

geschlos senen GT4 der<br />

Werkspiloten bis zu<br />

den offenen Modellen der<br />

Rookies ganz hinten.


Runde 1<br />

Ein Rennen der KTM<br />

X-Bow Battle dauert<br />

25 Minuten und wird<br />

nicht in der ersten Kurve<br />

gewonnen (selbst wenn<br />

sich das traditionell<br />

nicht zu allen Teilnehmern<br />

durchspricht).<br />

72


Ui, ist der X-Bow laut.<br />

Ui, ist der hart gefedert.<br />

Ui, ist das windig. Uiuiui,<br />

wie der beschleunigt!


Lernen<br />

per Telemetrie<br />

Anhand der Datenaufzeichnung<br />

auf der<br />

Suche nach dem inneren<br />

Clay Regazzoni.<br />

Oder wie Mentor und<br />

Werkspilot Reini Kofler<br />

sagt: „Das ist natürlich<br />

eine Katastrophe.“<br />

SEI VORBEREITET<br />

An der Rennstrecke ist es<br />

zu spät für Improvisation.<br />

Fehlende Handschuhe<br />

oder nicht reservierte<br />

Hotelzimmer haben da<br />

nichts verloren.<br />

Ach: Es gibt keinen Bremskraftverstärker.<br />

Wenn du tatsächlich<br />

langsamer werden willst,<br />

musst du mit voller Kraft ins Pedal<br />

springen. Daran muss man sich<br />

erst ge wöhnen. Falls es Zweifel<br />

gab: Motorsport ist Sport, denn so<br />

viele Beinpressen wie an diesem<br />

Wochenende musste ich mein<br />

Leben lang noch nicht machen.<br />

Die ersten Runden waren genau<br />

so, wie man es vermuten würde,<br />

nämlich ein Dialog in einer fremden<br />

Sprache. Ich sagte: Würdest<br />

du bitte einlenken? Und der KTM<br />

X-Bow tat, als könne er mich nicht<br />

verstehen. Dann lenkte ich stärker,<br />

und der X-Bow sagte: Musst nicht<br />

so brüllen. Was im richtigen Leben<br />

brüllte, waren die Auspuffe der<br />

lieben Gegner, die an mir vorbeibretterten.<br />

So war das nicht ausgemacht.<br />

In der nächsten Kurve bremste<br />

ich mutig spät, aber dumm heftig.<br />

Ich muss das Lenkrad dabei wohl<br />

zufällig völlig gerade gehalten<br />

haben, ansonsten wäre ich vermutlich<br />

bis auf die Terrasse des<br />

benachbarten Schönberghofes<br />

gekreiselt, so stark, wie es im<br />

Rückspiegel geraucht hat. „Oh,<br />

hast einen Bremsplatten?“, quittierte<br />

Herwig retour in der Box<br />

meinen Anfall von Heldentum.<br />

Die schlechte Nachricht: Mit den<br />

eckig gebremsten Vorderreifen<br />

und daraus resultierenden Vibrationen<br />

würde ich für den Rest der<br />

Zeit leben müssen. Merke: Studiere<br />

das Reglement genau. Da steht<br />

nämlich schwarz auf weiß: ein<br />

Satz Michelin-Slicks.<br />

Es wurde jedenfalls Zeit, die<br />

Hilfe von Profis in Anspruch zu<br />

nehmen. Reini Kofler ist KTM-<br />

Werkspilot und jener Mann, dem<br />

auf dem X-Bow fahrerisch niemand<br />

das Wasser reichen kann.<br />

Reini, bitte hilf mir!<br />

Bei der Analyse der Telemetriedaten<br />

offenbarte sich Schreckliches.<br />

Als Rennfahrer bist du<br />

völlig gläsern, dagegen ist ein<br />

Spaziergang durch London die<br />

reinste Geheimmission. Seit meiner<br />

letzten Mathematikschularbeit<br />

waren Ausreden nicht mehr auf<br />

so trockenen Boden gefallen. Hier<br />

habe ich beim Schaltmanöver<br />

drei Zehntelsekunden verschenkt.<br />

Dort war ich 15 Meter zu früh auf<br />

der Bremse, hier 20 Meter zu spät<br />

am Gas. Ergo fehlen am Kurvenausgang<br />

12,8 km/h. Dieses Defizit<br />

schleppte ich über die gesamte<br />

Gerade mit, weil der Schnelle ja<br />

genauso schnell beschleunigt wie<br />

ich, aber eben von einem höheren<br />

Geschwindigkeitsniveau aus. Reini<br />

Kofler hat übrigens eine wahnsinnig<br />

liebevolle Art, seinen Blick<br />

vom Laptop mit den Daten geradewegs<br />

in deine Augen wechseln zu<br />

lassen und dabei zu sagen: „Das<br />

ist natürlich eine Katastrophe.“<br />

So viel also zum spät berufenen<br />

Rennfahrertum. Um aus diesem<br />

Mathematikschularbeits-Gefühl<br />

rauszukommen, hilft nur das,<br />

was schon damals geholfen hat:<br />

Lernen. Die nächsten Tage haben<br />

mein Verständnis von der Arbeit<br />

So wirst du<br />

Rennfahrer<br />

Es ist nie zu spät:<br />

zehn Tipps für<br />

deine erfolgreiche<br />

Renn fahrerkarriere.<br />

LÖSE EINE LIZENZ<br />

Für den Anfang genügt<br />

eine nationale D-Lizenz,<br />

für die man nur ein ärztliches<br />

Attest plus eine<br />

Versicherung braucht.<br />

Kostenpunkt: 72 Euro.<br />

SEI STARK<br />

Nacken, Schultern, Arme<br />

sowie das rechte Bein<br />

und die Gesäß muskulatur<br />

werden weit härter beansprucht,<br />

als du meinst.<br />

SEI FIT<br />

Je niedriger dein Puls,<br />

desto coolere Entscheidungen<br />

kannst du<br />

treffen – vor allem<br />

gegen Rennende.<br />

SEI PÜNKTLICH<br />

Rennwochenenden sind<br />

durchgetaktet. Wer zu<br />

spät in die Boxengasse<br />

rollt, ist genauso raus<br />

wie jeder, der Briefings<br />

oder die Abnahme der<br />

feuerfesten Wäsche<br />

verschwitzt.<br />

SEI AUFMERKSAM<br />

Als Rookie besteht deine<br />

Aufgabe darin, schnell<br />

zu lernen. Die bessere<br />

Linie, der exakte Bremspunkt:<br />

Vieles kann man<br />

durch Beobachten<br />

verbessern.<br />

SEI BESCHEIDEN<br />

Du träumst vom Sieg?<br />

Vergiss es! Wenn du<br />

als Rookie gewinnen<br />

könntest, was würde<br />

das über die arrivierten<br />

Piloten sagen?<br />

NUTZE DIE<br />

MÖGLICHKEITEN<br />

Live-Timing im Cockpit,<br />

Telemetrie-Auswertung<br />

am Laptop mit Mentoren,<br />

Tipps alter Hasen:<br />

Greif zu, wenn man dir<br />

Möglichkeiten zur Verbesserung<br />

anbietet.<br />

BLEIB BRAV<br />

Vergiss Highlife mit<br />

Boxenludern und Champagner:<br />

Sei abends<br />

als Erster im Bett und<br />

morgens gemeinsam<br />

mit den Mechanikern<br />

als Erster an der Strecke.<br />

BLEIB LOCKER<br />

Selbst wenn die Gurte<br />

drücken, du den Bremspunkt<br />

verpasst und die<br />

Runde vergeigt hast –<br />

vergiss nie, warum du<br />

hier bist: weil du es<br />

selbst willst.<br />

74 THE RED BULLETIN


Custom-<br />

Rakete<br />

Die Autos sind einheitliche<br />

KTM X-Bow R<br />

mit 300 PS, für den<br />

Renn einsatz adaptiert,<br />

etwa mit Slicks und<br />

großen Heckflügeln.<br />

Gemeinsam<br />

stärker<br />

Besser vor dem Qualifying<br />

lernen: Nutze den<br />

Windschatten der Vordermänner,<br />

gerade auf<br />

Vollgas-Strecken wie<br />

dem <strong>Red</strong> Bull Ring.


Herwig,<br />

unersetzlich<br />

Dein persönlicher<br />

Betreuer und Mechaniker<br />

ist gute Seele,<br />

Hirn, Klagemauer und<br />

noch viel mehr. Vielen<br />

Dank dafür, Mann!


von Rennfahrern gewaltig verändert.<br />

Was es bedeutet, Rundenzeiten<br />

auf die Zehntelsekunde<br />

genau abzuliefern, kann nur einer<br />

verstehen, der einen 10-Sekunden­<br />

Rückstand abtragen muss.<br />

Das hat nichts mit Mut, mit<br />

Risiko oder den oft beschworenen<br />

Eiern zu tun, das funktioniert<br />

nur mit Analyse, mit Denken und<br />

Umsetzen. Übung hilft, wenn du<br />

dich ans Limit tasten willst, ohne<br />

das Auto zu verschrotten, und<br />

klarerweise braucht es Zeit, um<br />

die Sprache des KTM X-Bow mit<br />

seinem Rennfahrwerk, aber vor<br />

allem den Umgang mit den Slickreifen<br />

zu erlernen. Reini, wo<br />

bremst man hier? Reini, wie lenkst<br />

du da ein? Reini, ab wo darf<br />

ich hier ans Gas, ohne mich zu<br />

drehen? Sollten ihn meine Fragen<br />

genervt haben, hat er es sich zumindest<br />

nicht anmerken lassen –<br />

etwas, was ich nie schaffen würde,<br />

sollte mich jemand zum zehnten<br />

Mal fragen, ob man Rennfahrer<br />

mit einem oder zwei „n“ schreibt.<br />

Bis zum Qualifying zeigte die<br />

Lernkurve in jedem Training nach<br />

oben. Herwig war schon so was<br />

Ähnliches wie stolz auf mich.<br />

Noch so etwas, was man in einer<br />

derart exponierten Situation<br />

zu schätzen lernt: Nestwärme,<br />

Freundlichkeit, Herzlichkeit.<br />

Jemanden, der mit- und vorausdenkt.<br />

Unter Stress werden Dinge<br />

kompliziert, über die du sonst<br />

keine Sekunde nachdenkst. Wie<br />

man das Helmband schließt. Was<br />

die schwarz-weiße Flagge bedeutet<br />

(nein, nicht die karierte, das<br />

schafft man). Und dass Formel-1­<br />

Piloten jemanden haben, der<br />

ihnen das Helmvisier reinigt,<br />

fiel mir erst auf, als ich insektenverkrustet<br />

in der Startaufstellung<br />

stand. Recht weit hinten zwar,<br />

aber nicht auf dem letzten Platz.<br />

Rennen zu fahren ist noch einmal<br />

etwas völlig anderes, als einen<br />

Tag lang Rundenzeiten zu optimieren.<br />

Wie man überholt, hatte<br />

mir keiner gezeigt. Zwar hatte ich<br />

mir vorgenommen, während der<br />

Renndauer meinen inneren Pazifisten<br />

zu fesseln und zu knebeln,<br />

aber so ganz gelang mir das dann<br />

doch nicht. Ich bin keiner, der<br />

anderen in die Kiste fährt oder sie<br />

auf den Grünstreifen drängt. Denn<br />

zu diesem Zeitpunkt wusste ich<br />

schon genau genug, was ich nicht<br />

bin, nämlich: ein Rennfahrer.<br />

Immerhin reichte es zur Darstellung<br />

eines Rennfahrers. Dank<br />

der Fehler anderer konnte ich<br />

mich im Endklassement unter<br />

16 Startern nach vorn auf Platz 9<br />

schummeln. Im Ziel musste ich<br />

nicht besonders tief in mich reinhören,<br />

um zu erkennen, dass ich<br />

bloß an der obersten Schicht gekratzt<br />

hatte. Dass es unendlich viel<br />

Denken, Überwinden, Umsetzen<br />

erfordern würde, um die nächste<br />

Sekunde zu finden, die richtigen<br />

Personen um mich, die mir in<br />

den Hintern treten oder aber den<br />

Nacken kraulen, um die nächste<br />

zu finden, und dann …? Nein,<br />

die letzten paar Prozent werden<br />

für mich unerreichbar sein.<br />

Diese Erkenntnis kann man<br />

traurig finden oder logisch oder<br />

auch lehrreich.<br />

„Rennen zu fahren ist<br />

noch einmal etwas<br />

völlig anderes, als einen<br />

Tag lang, von anderen<br />

unbedrängt, Rundenzeiten<br />

zu optimieren.“<br />

Oder man geht wieder in sein<br />

Leben mit Automatikgetriebe,<br />

Frontantrieb und Netflix-Abo<br />

zurück, ist glücklich über die Erinnerung<br />

an ein unvergessliches<br />

Wochenende, bei dem von früh<br />

bis spät der Kopf geraucht und<br />

das Fleisch geschmerzt haben –<br />

und frohlockt insgeheim, es als<br />

Teenager nie so wirklich ernsthaft<br />

mit der Rennfahrer-Karriere versucht<br />

zu haben.<br />

Konzentra tion<br />

jetzt!<br />

Noch eine Erkenntnis:<br />

Es gibt auf einem<br />

Rennplatz viel zu<br />

wenig Orte, an denen<br />

man ungestört ist.<br />

Und jetzt reden wir<br />

noch nicht von der<br />

Formel 1.<br />

Potenzial zum<br />

Verbessern<br />

Hier sieht man die<br />

Folgen eines noch nicht<br />

ganz passenden Rennsitzes.<br />

Kein Wunder,<br />

dass Profis so viel Zeit<br />

für dessen perfekte<br />

Form aufwenden.<br />

THE RED BULLETIN 77


VERLEIHT DEM<br />

SOMMER FLÜÜÜGEL.<br />

MIT DEM GESCHMACK VON SÜDSEEFRÜCHTEN.<br />

BELEBT GEIST UND KÖRPER ® .


guide<br />

Dein Programm<br />

UHREN<br />

3,9 Millimeter dünn<br />

oder 13 Tonnen schwer:<br />

verrückte Zahlen aus<br />

der Welt von Swatch<br />

SEITE 84<br />

ENTERTAINMENT<br />

So schön kann dreckig<br />

sein: die Highlights<br />

auf <strong>Red</strong> Bull TV –<br />

live und on demand<br />

SEITE 91<br />

EVENTS<br />

Zwischen Metallica<br />

und Dolomitenmann:<br />

die wichtigsten Termine<br />

der kommenden Wochen<br />

SEITE 92<br />

ZAHARA ABDUL<br />

REISEN<br />

Unterwegs in Uganda,<br />

auf dem genialsten<br />

Festival, von dem du<br />

noch nie gehört hast.<br />

SEITE 80<br />

THE RED BULLETIN 79


Reisen<br />

Rhythmus-Magier: Diese burundischen Trommler sind Teil des Funk-Kollektivs <strong>The</strong> Kuruka Chama.<br />

MUSIKFESTIVAL AUF UGANDISCH<br />

STILL DASTEHEN?<br />

UNMÖGLICH!<br />

Am Oberlauf des Weißen Nils treffen Moderne und Tradition<br />

ostafrikanischer Musik aufeinander. Gareth Main war<br />

am genialsten Festival, von dem du noch nie gehört hast.<br />

Es ist zwei Uhr morgens, und<br />

rund um mich steht niemand<br />

mehr still. Die schwüle Nacht<br />

ist voll Zigarettenqualm und lauter<br />

Musik, die Bühne gehört jetzt dem<br />

Nilotika Culture Ensemble.<br />

Dreißig Musiker mit allen Arten<br />

von Schlaginstrumenten sind<br />

ständig in Bewegung. Dauernd<br />

stoßen neue Percussionisten dazu,<br />

während andere abgelöst werden.<br />

Ein Chaos.<br />

Aber nur scheinbar: In Wirklichkeit<br />

funktioniert alles reibungslos<br />

wie ein Uhrwerk, kein einziger<br />

Drummer verpasst seinen Einsatz.<br />

Fixstarter beim Nyege Nyege: DJ Hibotep aus Kampala<br />

80 THE RED BULLETIN


guide<br />

REISE-TIPPS<br />

UGANDA UNLIMITED<br />

Warum man Rolex essen kann und wieso du<br />

in Uganda fast überall der Älteste sein wirst.<br />

Wissenswertes für deine Reise.<br />

Das Festival findet<br />

zu Beginn der zweiten<br />

Regenzeit des Jahres<br />

statt, die von <strong>September</strong><br />

bis November dauert.<br />

Rechne mit Tagestemperaturen<br />

um 28 °C.<br />

Musik nonstop: Bei Nyege Nyege spielt die Musik vier Tage lang durch.<br />

Dem. Rep.<br />

Kongo<br />

Uganda<br />

Nil<br />

Kampala<br />

Jinja<br />

Kenia<br />

Ruanda<br />

WÄHRUNG<br />

UGANDA-SCHILLING (UGX)<br />

Keine Untereinheit<br />

1 € = 4150 UGX<br />

Statt Pommes gibt es Schweinefleisch-Spieße und ugandische Snacks wie Rolex.<br />

ZAHARA ABDUL PHOTOGRAPHY GARETH MAIN<br />

Im Dialekt steht<br />

„nyege“ für „den<br />

unkontrollierbaren<br />

Drang zu tanzen“.<br />

Doch ist das überhaupt möglich?<br />

Kann ein derartiger Haufen Leute<br />

wirklich mit solchem Tempo und<br />

Können synchron musizieren?<br />

Irgendwann lasse ich das Nachdenken<br />

sein und gebe mich, benebelt<br />

von Rhythmus und selbst<br />

gebranntem Gin, ganz der Musik<br />

hin. Als die Percussion-Band aus<br />

Buganda (einem Königreich, das<br />

zu Uganda gehört; Anm.) von der<br />

Bühne geht, bin ich völlig desorientiert.<br />

Wie lange ging das so?<br />

Wie spät ist es? Egal.<br />

Dass das Leben in Uganda ein<br />

bisschen lauter, bunter und intensiver<br />

ist als daheim, ahnt man<br />

schon, wenn man am Flughafen<br />

Entebbe ins Freie tritt. Denn man<br />

wird gleich von einer Horde Taxifahrer<br />

überrannt, die einem ihre<br />

Fahrpreise ins Gesicht brüllen.<br />

Ein erster Vorgeschmack auf das<br />

Gewusel am Nyege Nyege Festival<br />

in Jinja, für das man – nach zwölfstündiger<br />

Anreise aus Europa –<br />

noch vier weitere Fahrstunden<br />

einrechnen muss.<br />

Noch nie vom Nyege Nyege gehört?<br />

„<strong>The</strong> Guardian“, CNN, BBC<br />

und „Rolling Stone“ überschlagen<br />

sich vor Begeisterung für sein „zu­<br />

ESSEN<br />

ROLEX<br />

Ein absolutes Muss in<br />

Uganda: Rolex probieren<br />

– ein mit Omelett und<br />

etwas Gemüse gefülltes<br />

Fladenbrot.<br />

GEBR<strong>AT</strong>ENES<br />

SCHWEINEFLEISCH<br />

Perfekt für sehr Hungrige:<br />

An einer Schweinefleisch-<br />

Bude bekommst du für<br />

umgerechnet 5 Euro rund<br />

2 Kilo gebratenes Schweinefleisch<br />

mit Beilagen.<br />

POSHO<br />

Ugandische Gerichte<br />

sind nahrhaft und unkompliziert.<br />

Bestes Beispiel:<br />

Posho, ein stärkehaltiger<br />

Maismehlbrei,<br />

den man in Bohnensauce<br />

ertränkt.<br />

WISSEN<br />

NIL-QUELLE<br />

In Jinja, dem Schauplatz<br />

des Nyege Nyege, entspringt<br />

der längste Fluss<br />

der Welt: der (Weiße) Nil.<br />

JUNGBRUNNEN<br />

Die Hälfte der Bevölkerung<br />

ist jünger als fünfzehn.<br />

Damit liegt Uganda<br />

weltweit hinter Niger<br />

an zweiter Stelle.<br />

TIERPARADIES<br />

Außer in Ruanda und der<br />

Demokratischen Republik<br />

Kongo gibt es nur noch<br />

in Uganda frei lebende<br />

Berggorillas.<br />

SPRACHEN<br />

In Uganda werden<br />

über vierzig Sprachen<br />

gesprochen, die meistverbreitete<br />

ist Luganda.<br />

THE RED BULLETIN 81


Reisen<br />

guide<br />

EINSCHALTEN<br />

KLANGREISE<br />

Hinter dem Festival stecken zwei lokale<br />

Plattenlabels: Nyege Nyege Tapes und<br />

Hakuna Kulala. Diesen drei Tunes solltest<br />

du unbedingt eine Chance geben.<br />

ANHÖREN<br />

Die Bühnenshow von Lokalmatador Faizal Mostrixx: Folklore trifft Electro-Beats.<br />

NIHILOXICA: „NIHILOXICA“<br />

Ein Paradebeispiel für die Kreation neuer Sounds aus<br />

traditionellen Instrumenten: eine Collabo des Nilotika<br />

Culture Ensemble mit den Briten Jacob Maskell-Key<br />

(an den Drums) und Pete Jones (am Synthesizer).<br />

SLIKBACK: „TOMO“<br />

Dieser kenianische Producer eroberte im Vorjahr das<br />

polnische Electronic-Festival Unsound im Sturm. Die<br />

Beats seiner neuen EP sind ebenso intensiv wie aggressiv<br />

– und peitschen das ganze Genre in neue Dimensionen.<br />

VERSCHIEDENE: „SOUNDS OF SISSO“<br />

Ein kräftiges Lebenszeichen der Underground-Szene von<br />

Daressalaam in Tansania. Dahinter steckt der Produzent<br />

Sisso vom Sisso Studio, das Singeli erfunden hat –<br />

eine ultraschnelle Nische der Dance-Musik.<br />

kunftsweisendes Programm“, das<br />

Londoner Magazin „Fact“ nannte<br />

es sogar „das beste Electronic-<br />

Music-Festival der Welt“.<br />

Fakt ist, dass man nirgendwo<br />

sonst einen solchen Mix aus<br />

progressivem Electro und traditionellem<br />

Uptempo-Style aus Zentral-<br />

und Ostafrika erleben kann.<br />

Allein schon deshalb, weil 80 Prozent<br />

der über 200 auftretenden<br />

Künstler Afrikaner sind.<br />

Die Ähnlichkeit mit europäischen<br />

Festivals beschränkt sich<br />

auf das Vorhandensein von fünf<br />

Bühnen. Die Location (in einem<br />

atemberaubenden Wald am Nil),<br />

das Essen (unbedingt die Streetfood-Spezialität<br />

namens Rolex<br />

probieren!) und das Line-up (vier<br />

Tage lang Beschallung rund um<br />

die Uhr) eröffnen aber definitiv<br />

neue Horizonte.<br />

Im Mittelpunkt des Nyege<br />

Nyege Festivals, das im Vorjahr<br />

zum vierten Mal stattfand, steht<br />

die Musik – auch wenn „nyege“<br />

umgangssprachlich „geil“ bedeutet.<br />

Prompt befürchtete Ugandas<br />

Ethik-Minister Simon Lokodo,<br />

dort werde „die Homosexualität<br />

gefeiert und junge Menschen für<br />

die Homosexualität rekrutiert“.<br />

Von einer derartigen Massenbekehrung<br />

der 9000 Vorjahresbesucher<br />

ist nichts bekannt. Vielleicht<br />

auch deshalb, weil der<br />

Minister die wahre Bedeutung<br />

von „Nyege Nyege“ nicht kennt:<br />

Im lokalen Luganda-Dialekt steht<br />

„nyege“ für den „unkontrollierbaren<br />

Drang, sich zu bewegen<br />

und zu tanzen“.<br />

Diese Symptome verursacht<br />

vor allem die sogenannte traditionelle<br />

Musik, die mit mindestens<br />

160 Beats per minute um rund<br />

50 Prozent schneller pumpt als<br />

unser gewohnter Club-Track.<br />

Manchen ist das immer noch zu<br />

beschaulich: Die mehrstündigen<br />

Sets des tansanischen DJs und<br />

Producers Sisso bewegen sich<br />

konstant jenseits der 200 BPM.<br />

Und sie begeistern neben den<br />

Fans auch die lokale Prominenz:<br />

Wer den hünenhaften ehemaligen<br />

Kickbox-Star Otim Alpha aus Gulu<br />

in Norduganda einmal im gebatikten<br />

T-Shirt abtanzen sah, wird<br />

den Anblick nie mehr vergessen.<br />

Bist du ein erfahrener Festival-<br />

Besucher, der seine Ausdauer<br />

schon auf vielen mehrtägigen<br />

Events ausgelotet hat? Vielleicht<br />

könnte das Nyege Nyege Festival<br />

in Jinja am Nil und am Viktoriasee<br />

deine nächste Challenge sein.<br />

Nyege Nyege, 5. bis 8. <strong>September</strong>,<br />

Jinja, Uganda; nyegenyege.com<br />

ZAHARA ABDUL PHOTOGRAPHY GARETH MAIN<br />

82 THE RED BULLETIN


ZEIT<br />

FÜR EIN<br />

GUTES LEBEN<br />

ZEIT FÜR EIN NEUES MAGAZIN<br />

Ernährung<br />

Gesund genießen.<br />

Bewegung<br />

Den Körper spüren.<br />

FOTO: GETTYIMAGES / PIXDELUXE<br />

Erholung<br />

Durchatmen, loslassen.<br />

Bewusstsein<br />

Dir selbst vertrauen.<br />

Im Zeitschriftenhandel und im Abo:<br />

carpediem.life/abo<br />

JETZT<br />

NEU


Uhren<br />

guide<br />

1.<br />

März 1983:<br />

der Geburtstag der<br />

allerersten Swatch.<br />

50.000.000<br />

Swatches wurden bereits in den ersten fünf Jahren<br />

produziert und verkauft.<br />

3,9<br />

Millimeter dünn ist die Swatch<br />

„Skin“, die 1997 als flachste Uhr<br />

der Welt präsentiert wurde.<br />

23.000<br />

Euro ist der Mindestpreis,<br />

den Sammler für eine der 140<br />

in Kooperation mit „Kiki Picasso“<br />

1985 designten Künstler-Special-<br />

Swatches entrichten müssen.<br />

4,7<br />

Zentimeter Durchmesser<br />

haben die Uhrengehäuse der<br />

neuesten Swatch-Kollektion,<br />

um deren Namen „Big Bold“<br />

gerecht zu werden. Weiterer<br />

„Big Bold“-Faktor: Das Uhrenglas<br />

ist gewölbt. Coolness-<br />

Faktor: Die Zifferblätter<br />

kommen aus dem 3D-Drucker.<br />

SW<strong>AT</strong>CH<br />

DIE LEGENDE<br />

IN ZAHLEN<br />

Liebe auf Knopfdruck, Internetzeit und<br />

so bold wie noch nie: Die bunteste Versuchung,<br />

seit es Uhren gibt, überrascht uns mit Fakten,<br />

die wir auf so kleinem Raum nicht<br />

vermutet hätten.<br />

13<br />

Tonnen wog die 162 Meter<br />

hohe Riesen-Swatch, die<br />

die Fassade des Hauptsitzes<br />

der Commerzbank<br />

in Frankfurt zierte.<br />

6<br />

verschiedene Stellungen<br />

schlägt das Modell<br />

„Bunnysutra“ per Knopfdruck<br />

über einen<br />

Zufallsgenerator vor.<br />

86,4<br />

Sekunden dauert ein Beat<br />

der 1988 gemeinsam mit dem<br />

MIT Media Lab eingeführten<br />

dezimalen Swatch-Internetzeit.<br />

Die 24 Stunden des Tages werden<br />

dabei in 1000 Einheiten unterteilt<br />

und mit „@...“ unabhängig<br />

von den Zeitzonen als weltweit<br />

stan dardisierte Zeit angezeigt.<br />

SW<strong>AT</strong>CH AG<br />

84 THE RED BULLETIN


950x963_fiat_logo_0917_rz.indd 1 11.09.17 16:56<br />

Logo_einzeilig.indd 2 30.08.17 15:29<br />

THE RED BULLETIN PROMOTION<br />

SUV-TAG<br />

14. SEPTEMBER <strong>2019</strong><br />

ÖAMTC Fahrtechnikzentrum Teesdorf<br />

Einen ganzen Tag lang die aktuellsten SUV-Modelle<br />

verschiedenster Marken kostenlos Probe fahren und aktiv erleben!<br />

Jetzt anmelden unter: theredbulletin.com/suv-tag<br />

Entdecke auf den folgenden Seiten vorab alle Modelle unserer Partner<br />

und bring dich in Stimmung für den SUV-Tag <strong>2019</strong> <br />

ON- &<br />

OFFROAD-<br />

STRECKEN


ALFA ROMEO<br />

STELVIO<br />

FI<strong>AT</strong><br />

PANDA<br />

Alfa Romeo, Fiat & Jeep ®<br />

SUVs in jeder Größe<br />

Alfa Romeo setzt neue Maßstäbe hinsichtlich Sportlichkeit<br />

im SUV-Segment und vereint Design und<br />

Komfort mit fortschrittlichster Technologie.<br />

alfaromeo.at<br />

Wer einen urbanen SUV im sportlichen Design sucht, ist mit<br />

den Modellen von FI<strong>AT</strong> bestens bedient. Der FI<strong>AT</strong> 500X bietet<br />

hohen Komfort, fortschrittliche Assistenzsysteme und neueste<br />

Technologie. Trotz – oder geraden wegen – der kompakten<br />

Größe und seiner Offroad-Fähigkeit ist der FI<strong>AT</strong> Panda der<br />

perfekte Begleiter auf jedem Terrain.<br />

fiat.at<br />

JEEP®<br />

COMPASS<br />

Die drei Modelle Compass, Renegade und Wrangler<br />

von Jeep ®<br />

erstrahlen in der einzigartigen Gelände-<br />

DNA und überzeugen mit ihrer Fahrdynamik<br />

on- und offroad. Hochwertige Materialien und<br />

Ausstattungselemente, die für die Marke typisch<br />

sind, verwandeln jede Fahrt in ein Erlebnis.<br />

jeep.at<br />

Volle Power am SUV-Tag mit Audi<br />

Elektro ist jetzt quattro. Der neue Audi e-tron schafft mehr persönlichen<br />

Freiraum für selbstbestimmte Mobilität: Als erstes Serienfahrzeug kann<br />

er an Schnellladesäulen mit 150 kW Gleichstrom geladen werden und ist<br />

damit in 30 Minuten wieder startklar. Seine leistungsstarke Hochvoltbatterie<br />

garantiert eine alltagstaugliche Reichweite von 400 Kilometern*.<br />

AUDI E-TRON<br />

Der Audi Q3 ist ein Allround-Talent für jeden Moment. Er verspricht<br />

nicht nur Geräumigkeit, sondern auch zahlreiche Infotainment-Highlights.<br />

Während der Fahrt in der Stadt, auf Langstrecken und beim Parken<br />

unterstützen clevere Assistenzsysteme und sorgen für noch mehr Komfort.<br />

AUDI Q3<br />

Außerdem am SUV-Tag <strong>2019</strong> zum Testen: der Audi Q8 und<br />

der A6 allroad quattro.<br />

audi.at<br />

Cockpit Audi e-tron / Q3<br />

* gemessen nach WLTP-Fahrzyklus. Verbrauch kombiniert in Elektro in kWh/100 km: 23,6–24,1. CO ² -Emission kombiniert in g/km: 0. Symbolfoto.<br />

Stand: 07/<strong>2019</strong>. Kraftstoffverbrauch kombiniert in l/100 km: 4,7–7,4. CO ² -Emission kombiniert in g/km: 123–168. Stand: 07/<strong>2019</strong>. Symbolfoto.<br />

JETZT ANMELDEN & KOSTENLOS PROBE FAHREN: theredbulletin.com/suv-tag


THE RED BULLETIN PROMOTION<br />

MAZDA<br />

CX-5<br />

Mazda: purer Spaß und Fahrvergnügen<br />

Bereits durch die fahrerorientierten Sitzposition erlebst du im Mazda<br />

CX-3 nicht nur großartigen Komfort, sondern auch eine einmalige<br />

Einheit zwischen Fahrzeug und Fahrer. So wird jede Fahrt im agilen<br />

Kompakt-SUV zu etwas ganz Besonderem.<br />

Der Mazda CX-5 vereint dank einem höheren Niveau an Qualität und<br />

Raffinesse Luxus, Leistung und Fahrvergnügen in gleichem Maße. Die<br />

SKYACTIV-Fahrzeugarchitektur stellt den Menschen in den Mittelpunkt<br />

und sorgt für eine unglaublich ruhige Fahrt. Das „KODO – Soul<br />

of Motion“-Design und das ausgeklügelte Interieur mit Echtholz<br />

und Nappaleder zählen zu weiteren Highlights dieses Modells.<br />

mazda.at<br />

Mazda CX-3<br />

Opel vereint sportliche Eleganz<br />

mit modernster Technologie<br />

Opel präsentiert am diesjährigen SUV-Tag gleich zwei Highlight-Modelle.<br />

Wer auf Abenteuer steht, wird mit dem Grandland X bestens bedient.<br />

Mit seinem athletischen SUV-Look, neuester Technologie und seinen<br />

smarten Assistenzsystemen ist eine Ausfahrt vom Großstadtdschungel<br />

in die Abgeschiedenheit kein Problem.<br />

OPEL<br />

GRANDLAND X<br />

Beim Opel Crossland X erwartet dich eine exklusive Premium-<br />

Ausstattung mit flexibler Aufteilung und dem größten<br />

Gepäckraumvolumen seiner Klasse. Damit meistert der<br />

Opel Crossland X spielend jede Herausforderung und<br />

besticht durch seine praktische, sportliche Eleganz.<br />

opel.at<br />

Opel Crossland X<br />

JETZT ANMELDEN & KOSTENLOS PROBE FAHREN: theredbulletin.com/suv-tag


PORSCHE<br />

CAYENNE<br />

Porsche Cayenne Coupé:<br />

athletisch und emotional<br />

Porsche erweitert seine SUV-Familie mit dem Cayenne Coupé.<br />

Das Fahrzeug besticht durch die besonders dynamische<br />

Linienführung und neue technische Details, die es noch<br />

athletischer erscheinen lassen. Zu den Highlights zählen<br />

eine geschärfte Form mit vollkommen eigenständiger Heckpartie,<br />

ein adaptiver Heckspoiler, Einzelsitz-Charakteristik<br />

im Fond und zwei Dachkonzepte: ein serienmäßiges<br />

Panorama-Festglasdach sowie ein optionales Carbondach.<br />

Die deutlich schneller nach hinten abfallende<br />

Dachlinie verleiht dem Fahrzeug einen noch dynamischeren<br />

und optisch sportlicheren Auftritt.<br />

porsche.at<br />

Innen- und Außenansicht<br />

SUV-Offensive von SE<strong>AT</strong><br />

Als Top-Modell der SUV-Produktoffensive gibt der neue SE<strong>AT</strong><br />

Tarraco einen Ausblick auf die zukünftige Designsprache der<br />

kommenden SE<strong>AT</strong> Modelle. Mit modernster Technologie,<br />

dynamischem, agilem Handling, Alltagstauglichkeit und<br />

Funktionalität bietet er 100%iges Fahrvergnügen. Profitiere<br />

von den Vorzügen wie einer höheren Sitzposition und dem<br />

außergewöhnlichen Platzangebot. Als neues „Top of the<br />

Line“-Modell komplettiert der Tarraco als großer Bruder<br />

des Ateca und des Arona die 3er-SUV-Familie – hier ist<br />

für jeden der richtige SUV dabei. Überzeuge dich selbst<br />

und teste alle drei Modelle ausgiebig am SUV-Tag <strong>2019</strong>.<br />

seat.at<br />

SE<strong>AT</strong><br />

ARONA<br />

SE<strong>AT</strong><br />

<strong>AT</strong>ECA<br />

SE<strong>AT</strong><br />

TARRACO<br />

JETZT ANMELDEN & KOSTENLOS PROBE FAHREN: theredbulletin.com/suv-tag


THE RED BULLETIN PROMOTION<br />

ŠKODA<br />

KAROQ<br />

Kraftvoll und schön –<br />

die Modelle von ŠKODA<br />

Der ŠKODA KODIAQ verleiht jedem Abenteuer das gewisse Etwas. Er<br />

steht nicht nur für Dynamik und Robustheit, sondern auch für Sportlichkeit<br />

und Eleganz. Raffinierte Details verleihen dem kristallinen<br />

Design eine elegante und sportive Optik. Zudem bietet der KODIAQ<br />

neben Geräumigkeit, modernen Konnektivitätslösungen und intelligenten<br />

Assistenz-Systemen zusätzliche „Simply Clever“-Details.<br />

Der KAROQ verbindet die Vorzüge eines robusten Outdoor-<br />

Fahrzeugs mit modernem Design. Er ist mit Allradantrieb<br />

oder innovativem Doppelkupplungsgetriebe erhältlich – so<br />

kannst du sicher, sportlich und komfortabel übers Land<br />

und durch die City cruisen.<br />

skoda.at<br />

ŠKODA KODIAQ<br />

Fahrspaß mit den SUVs von Suzuki<br />

Der Mini-SUV IGNIS ist ein Auto für alle und alles – egal ob du in der Stadt<br />

oder auf dem Land zu Hause bist. Neben seinen kompakten Maßen besticht<br />

der kleine Allrounder mit puristischem Stil, vielseitiger Funktionalität<br />

und markantem Design.<br />

Wer es lieber größer mag, setzt auf den neuen Suzuki VITARA: formschönes<br />

Design, kombiniert mit Fahrkomfort und fortschrittlicher Sicherheits-Technik,<br />

macht den Lifestyle-SUV zu deinem perfekten Begleiter<br />

in Alltag und Freizeit. Ob im Stadtverkehr, auf Überlandfahrten oder<br />

im Gelände – mit dem VITARA macht Fahren Spaß.<br />

suzuki.at<br />

SUZUKI<br />

VITARA<br />

Suzuki<br />

IGNIS<br />

JETZT ANMELDEN & KOSTENLOS PROBE FAHREN: theredbulletin.com/suv-tag


THE RED BULLETIN PROMOTION<br />

TOYOTA RAV4<br />

Premium-Modelle von Toyota und Lexus<br />

Die 5. Auflage des Toyota RAV4 bietet jetzt höheren Fahrkomfort, besseres<br />

Handling, noch mehr passive Sicherheit und reichlich Platz für die<br />

ganze Familie. Für gehörigen Fahrspaß sorgt das kräftige 2,5-Liter-Hybridaggregat<br />

mit 218 PS (FWD) bzw. 222 PS (AWD-i) Systemleistung.<br />

Der beliebte Crossover Toyota C-HR rundet das SUV-Angebot ab.<br />

toyota.at<br />

LEXUS UX 250H<br />

Der neue Lexus UX 250h glänzt mit den charakteristischen<br />

Merkmalen der Premium-Marke: mutiges Design, einzigartige<br />

Handwerkskunst, faszinierende Performance und innovative<br />

Technologien. Die hohe Verarbeitungsqualität und Fertigungspräzision<br />

sind auch beim kleinsten Lexus SUV konkurrenzlos. Auch die größeren<br />

Modelle NX 300h und RX 450h stehen am SUV-Tag bereit.<br />

lexus.at<br />

Lexus UX 250h innen<br />

Toyota C-HR<br />

Die SUV-Familie von Volkswagen<br />

Sportlich, smart, bequem und vielseitig – diese Eigenschaften<br />

machen SUVs zu immer beliebteren Begleitern im Alltag.<br />

Der neue T-Cross bringt frischen Wind in die Volkswagen Modellpalette<br />

und ist das kleinste und zugleich jüngste Mitglied der SUV-<br />

Familie. Mit seiner prägnanten Karosserie macht der Allrounder<br />

überall eine gute Figur: in der Stadt, im Alltag und offroad. Überzeuge<br />

dich selbst vom neuen T-Cross beim SUV-Tag in Teesdorf und<br />

nutze außerdem die Chance, die Volkswagen Modelle T-Roc, Tiguan,<br />

Tiguan Allspace und Touareg hautnah zu erleben.<br />

volkswagen.at<br />

VW<br />

T-CROSS<br />

T-Cross außen und innen<br />

JETZT ANMELDEN & KOSTENLOS PROBE FAHREN: theredbulletin.com/suv-tag


Entertainment<br />

guide<br />

JETZT<br />

WIRD’S<br />

DRECKIG!<br />

Ob mit Enduro-Maschinen,<br />

Offroad-Buggys oder<br />

am Mountainbike: Die<br />

aktuellen Highlights auf<br />

<strong>Red</strong> Bull TV beweisen<br />

wieder einmal, wie schön es<br />

sein kann, sich anständig<br />

schmutzig zu machen.<br />

28<br />

Manuel Lettenbichler<br />

beim dritten Stopp der<br />

WESS <strong>2019</strong> am Erzberg<br />

August PREMIERE<br />

WESS DIARIES<br />

Acht Stopps umfasst die World Enduro Super Series<br />

(WESS). Acht Folgen zählt jene Dokureihe, die erstmals<br />

ausführlich hinter die Kulissen dieser ultimativen Rennserie<br />

für Gelände-Motorradfahrer schaut. In jeder<br />

Episode werden jeweils ein Werks- und ein freier Fahrer<br />

bei ihrer Vorbereitung auf den nächsten Start begleitet.<br />

Das Ergebnis: Einblicke in die Rennfahrerseele – so tief<br />

wie die Spuren der Biker auf der Strecke.<br />

FUTURE7MEDIA/RED BULL CONTENT POOL, MIKE ROTH<br />

SO SIEHST DU<br />

RED BULL TV<br />

ÜBERALL<br />

<strong>Red</strong> Bull TV ist deine globale<br />

digitale Destination für<br />

Entertainment abseits des<br />

Alltäglichen, empfangbar<br />

rund um die Uhr an jedem Ort<br />

der Welt. Geh auf redbull.tv,<br />

hol dir die App oder connecte<br />

dich via Smart-TV.<br />

Alle Infos: redbull.tv<br />

1<strong>September</strong> LIVE<br />

CRANDON WORLD CUP<br />

Knapp 2000 Einwohner leben im beschaulichen<br />

Crandon im US-Bundesstaat Wisconsin. Diese Idylle<br />

endet, wenn 25-mal so viele Menschen auf den Tribünen<br />

ausflippen, weil die weltbesten Offroad-Fahrer<br />

den 2,5-Kilometer-Rundkurs der Stadt umpflügen.<br />

7und 8. <strong>September</strong> LIVE<br />

UCI MOUNTAINBIKE<br />

WELTCUP-FINALE<br />

Der Höhepunkt der Mountainbike-Saison findet dieses<br />

Jahr in Snowshoe, West Virginia (USA), statt. Spoiler:<br />

Die Champions im Downhill und Cross Country werden<br />

dennoch keine Winterschuhe tragen.<br />

THE RED BULLETIN 91


Events<br />

24<br />

August<br />

Die große Schanze<br />

Zum „Zitterbalken“, wo im Winter die Skispringer<br />

auf ihr Startsignal warten, zieht es 1800 Athleten<br />

bei der 9. Auflage des <strong>Red</strong> Bull 400 wie magnetisch<br />

hinauf. Bis dorthin gilt es, auf der Paul­ Außerleitner-Schanze<br />

von Bischofshofen 400 beinharte<br />

Meter über Auslauf, Schanzentisch und Anlauf<br />

(27 Grad Neigung!) zu bewältigen. Die 140 Höhenmeter<br />

entsprechen einem 40-stöckigen Hochhaus.<br />

Einzige Hilfe: ein Netz zum Festhalten.<br />

Paul-Außerleitner-Schanze, Bischofshofen;<br />

Jetzt Startplatz sichern! redbull.com/400<br />

August<br />

Achterbahnfahrt<br />

für die Ohren<br />

Das „Rolling Stone“-Magazin nannte<br />

Deerhunter kürzlich eine der besten<br />

Gitarrenbands des 21. Jahrhunderts.<br />

Zu Recht: Auf „Why Hasn’t Everything<br />

Already Disappeared?“, dem<br />

neuen, achten Album, jagen die<br />

US‐Indie-Rocker durch Täler tiefen<br />

Kummers hinauf in die Höhen brennender<br />

Euphorie und zurück. Ein Hörerlebnis<br />

wie eine Achterbahnfahrt.<br />

Dom im Berg, Graz;<br />

deerhuntermusic.com<br />

Kühtaisattel, Brennerpass, Jaufenpass<br />

und Timmelsjoch – vier Alpen­<br />

1<strong>September</strong><br />

Meterfressen<br />

auf Alpenpässen<br />

pässe müssen beim Ötztaler Radmarathon<br />

bezwungen werden.<br />

Das ergibt auf einer Strecke von<br />

20 6<br />

238 Kilometern 5500 Höhenmeter.<br />

4000 Radfahrer machen mit, die<br />

schnellsten werden von den Fans<br />

nach knapp sieben Stunden im<br />

Zielbereich erwartet – und bei der<br />

Pasta-Party im Anschluss gefeiert.<br />

Sölden;<br />

oetztaler-radmarathon.com<br />

<strong>September</strong><br />

Reimemonster<br />

Die Jugend für Poesie zu begeistern<br />

ist nicht leicht. Davon<br />

kann jeder Lehrer ein Lied<br />

singen. Dabei lieben die<br />

Jungen die Sprachkunst: Rap<br />

ist das erfolgreichste Genre<br />

der Gegen wart. Beim „Rapper<br />

lesen Rapper“-Event rezitieren<br />

junge Musiker wie Alix<br />

die Texte ihrer Helden als<br />

Ge dichte. Ohne Beats – aber<br />

mit nicht weniger Wortgewalt.<br />

Stadtsaal, Wien; facebook.<br />

com/rapperlesenrapper<br />

7<br />

<strong>September</strong><br />

HÄRTEFALL<br />

Der <strong>Red</strong> Bull Dolomitenmann<br />

gilt als härtester Teambewerb<br />

der Welt. Aus gutem Grund: Die<br />

Bergläufer der Viererstaffeln<br />

müssen sich zwölf Kilometer<br />

weit über 2000 Höhenmeter<br />

quälen, die Paragleiter sich vom<br />

Kühbodentörl ins Dolomitenstadion<br />

stürzen und an die Radfahrer<br />

übergeben. Haben diese<br />

dann 26,8 zermürbende Kilometer<br />

geschafft, heißt’s für den<br />

Letzten im Team ab ins tobende<br />

Wasser (im Bild Kajak-Legende<br />

Harald Hudetz). Schlussakt nach<br />

fünf Kilometern Paddeln: der Ziellauf<br />

mit dem Kajak im Gepäck.<br />

Lienz; redbulldolomitenmann.com<br />

ALEXANDER SCHWARZ/RED BULL CONTENT POOL, MIRJA GEH/RED BULL CONTENT POOL, SHAMIL TANNA<br />

92 THE RED BULLETIN


guide<br />

16August<br />

RICHTIG<br />

ROCKEN<br />

Ende 2016 starteten Metallica<br />

ihre „WorldWired“-Welttournee.<br />

Sie führt die Metal-Giganten nun<br />

nach etwa 160 Konzerten zum<br />

zweiten Mal nach Wien. Highlight<br />

neben den Hits: Bassist Rob<br />

Trujillo (li.) und Gitarrist Kirk<br />

Hammett (re.) covern in vielen<br />

Städten Songs von Lokalhelden.<br />

In Stockholm nahmen sie sich<br />

ABBAs „Dancing Queen“ vor.<br />

Ob sie die Wiener Fans mit einer<br />

Falco-Nummer überraschen?<br />

Ernst-Happel-Stadion, Wien; metallica.com<br />

Bezahlte Anzeige<br />

Urlaub vor der Haustür –<br />

Wien macht’s möglich!<br />

Wenn es um Festivals geht, haben Raphael und Yasmin nur<br />

ein Ziel: Wien. Open-Air-Kinos, zahlreiche Ausstellungen,<br />

gemeinsames Lauschen von Literatur, Wiener Urtheaterkultur<br />

– es ist überall etwas los in dieser Stadt.<br />

Mach mehr aus deinem Sommer mit dem Event-Alert in<br />

der Wien Live-App. Gleich downloaden. #einfachleiwand<br />

sommer.wien.gv.at


Read Bull<br />

Hier schreiben namhafte Literatinnen und Literaten<br />

jeden Monat über ein <strong>The</strong>ma, das sie bewegt.<br />

DER SUMPF<br />

KROKODILE,<br />

SONNE UND DAS<br />

ENDE DER ZEIT<br />

<strong>The</strong>odora Bauer, 29,<br />

2016 machte die gebürtige Wienerin<br />

mit ihrem Roman „Chikago“ (Picus<br />

Verlag) beim Ingeborg Bachmann<br />

Literaturwettbewerb in Klagenfurt<br />

auf sich aufmerksam. Ihr im gleichen<br />

Jahr veröffentlichtes <strong>The</strong>aterstück<br />

„papier.waren.pospischil“ gewann den<br />

vom Salzburger Landestheater ausgeschriebenen<br />

Dramenwettbewerb<br />

für neue Komödien. Seit Herbst<br />

letzten Jahres moderiert die Autorin<br />

gemeinsam mit Alfred Komarek die<br />

Sendung „literaTOUR“ auf ServusTV.<br />

Lassen Sie mich nachdenken<br />

über Grenzen. Ich soll nicht<br />

von geografischen Grenzen<br />

schreiben, das hat man mir<br />

gesagt, sondern von Grenzen<br />

im übertragenen Sinne. Und<br />

dennoch äußern sich Grenzen immer<br />

auch in ihrer ganz eigenen Geografie.<br />

Man spricht von einem Trennenden, einer<br />

Grenzregion, die ein Feld von einem anderen<br />

abgrenzt, oder von einer scharfen<br />

Linie, die an sich nicht existiert, die beiden<br />

von ihr zerschnittenen Orte aber dafür<br />

umso mehr. Kann man Grenzen zeitlich<br />

denken? Eine Epoche, die eine andere<br />

begrenzt, eine „Zwischen-Zeit“, eine<br />

Übergangszeit. Oder die Worte: abrupt,<br />

plötzlich, unvermittelt. Ja, man denkt<br />

also in Zeit, in Raum. Psychische Grenzen<br />

zeigen sich in Zeit, in Raum; der Mensch,<br />

unsere gesamte Welt spannt sich auf innerhalb<br />

dieser beiden Dimensionen, und<br />

so muss auch mein Text in diesem dehnbaren<br />

Möglichkeitsraum verbleiben.<br />

Denken Sie an Florida. Was sehen<br />

Sie? Krokodile, Trump, Golf, Disneyland.<br />

Krokodile. Meer. Baseballkäppchen.<br />

Alte Leute. Krokodile. Ich war<br />

dort auf Urlaub, letztes Jahr, nach einer<br />

Lesereise – meine Gedanken orientierten<br />

sich am Meeresspiegel, ich wollte doch<br />

schon immer nach Florida, und solange<br />

das Meer sich noch, wohl mehr aus Gutmütigkeit,<br />

an seine vorgegebenen Grenzen<br />

hielt, sollte man den Ort tunlichst besichtigen,<br />

dachte ich mir.<br />

Einen Tag lang defilierte ich durch<br />

die Harry-Potter-World in Orlando, einzementierter<br />

Schnee auf den fast schon<br />

grotesk spitzen Häusern, ein Butterbeer<br />

in drei Wärmegraden um je 7 $ und die<br />

Hauptattraktion: ein Bahnhof mit echtem<br />

Zug. Dann flog ich weiter nach Key West.<br />

Ein Hotel am Brackwasser (romantischer<br />

könnte man sagen: an einer Lagune) –<br />

aber ein sehr schönes Hotel, stellen Sie es<br />

sich nicht zu hässlich vor. Ein Shuttle ins<br />

Stadtzentrum mit einem Hard-Rock- und<br />

Metal-affinen Buschauffeur, der uns kein<br />

einziges Schlagloch vorenthalten wollte.<br />

Ein Paddelkurs am Abend in diesem seepflanzendurchsetzten<br />

Brackwasser, wir<br />

hatten Lichter auf den Booten, mit denen<br />

wir die Seesterne und Seegurken und<br />

die eine Riesenkrabbe beunruhigten, die<br />

ihr Aus-dem-Wasser-gehoben-Werden<br />

mit der stoischen Ruhe erwartete, die<br />

man nur dann aufbringt, wenn einem<br />

das Gleiche jeden Abend passiert.<br />

Sie sehen, ich halte mich mit Krabben<br />

und Seesternen auf. Die eigentliche<br />

Geschichte ist zu schmerzhaft, um<br />

in direkter Linie zu ihr vorzu treten, deshalb<br />

nähere ich mich ihr, wie eine Krabbe,<br />

in Zacken.<br />

Der Paddeltrainer war ein junger Mann,<br />

der mir gefiel, und was mir besonders<br />

gefiel, war, dass er in einer schüchternen,<br />

keinesfalls drängenden Art keinen Zweifel<br />

daran ließ, dass es ihm ebenso ging. Er<br />

hatte einige Tattoos, die er sich selbst<br />

gestochen hatte – darunter ein Totenkopf<br />

mit einer Blume, der aussah wie die<br />

Zeichnung eines Kindes. Es waren auffallend<br />

hässliche Tattoos von einer auffallenden<br />

Unschuld. Er sei nämlich Tattookünstler,<br />

erzählte er mir, das einzige<br />

Problem sei bloß, dass sein Lehrmeister<br />

wegen Medikamentenmissbrauchs leider<br />

darniederliege, das Geschäft nun geschlossen<br />

sei und er glaube, dass es auch<br />

so bald nicht mehr aufmachen würde.<br />

PAUL FEUERSÄNGER THEODORA BAUER<br />

94 THE RED BULLETIN


<strong>The</strong>odora Bauer<br />

Wir fuhren zu „Domino’s Pizza“, einer<br />

Restaurantkette, die weniger durch ihre<br />

Qualität denn durch ihr stures Vorhandensein<br />

besticht. Sein Auto sah aus, als hätte<br />

es seine beste Zeit schon hinter sich gehabt,<br />

und war innen voller Kabel. Er<br />

sei eigentlich Monteur für Klimaanlagen,<br />

sagte er, und das mit den Paddel kursen<br />

sei eben sein dritter Job.<br />

An der Tankstelle fragte er mich, ob<br />

ich „aufs College“ gegangen sei. Ich bejahte.<br />

Er sagte mit leicht verächtlichem<br />

Ton: „I knew it.“ Ich sagte, bei uns sei es<br />

gratis, auf die Uni zu gehen, zumindest<br />

einige Jahre lang, und man würde nicht<br />

solche wahnwitzigen Schulden anhäufen<br />

wie die amerikanischen Studenten –<br />

„That’s bullshit“, sagte er wortwörtlich,<br />

und ich hatte ein Gefühl in meiner Magengrube,<br />

das ich nicht beschreiben kann.<br />

Wir setzten uns, er bestellte eine Pizza<br />

mit allen möglichen und unmöglichen<br />

Zutaten, machte einige Anmerkungen<br />

wie „I’m the man“, die er nach meiner<br />

Aufforderung, sie zu unterlassen, auch<br />

tatsächlich einstellte.<br />

Kennen Sie das Gefühl, das Sie<br />

haben, wenn ein schöner Traum<br />

sich plötzlich in einen Albtraum<br />

wandelt und Sie aufwachen von der<br />

schieren Anstrengung, diesen Traum zu<br />

träumen? Dieses Gefühl. Denken Sie sich<br />

dieses Gefühl. Er sagte, ich solle mich zu<br />

ihm setzen, und erwähnte lobend, dass<br />

im Fernseher, den er gut im Blick behielt,<br />

ein Boxkampf lief.<br />

Ich sagte, ich hielte Boxen nicht aus,<br />

schon gar nicht beim Essen, und setzte<br />

mich ihm gegenüber. Wir sprachen,<br />

und dieses Gespräch ließ mich fast den<br />

Glauben an die Menschheit verlieren. Die<br />

Homeless seien alle Süchtige, die sich freiwillig<br />

dafür entschieden hätten, auf der<br />

Straße zu leben. Man könne einfach über<br />

sie drübersteigen. Sie seien schließlich<br />

selbst schuld. Trump: „I like the guy.“<br />

Wir redeten über die Flüchtlingsbewegung,<br />

er sagte, „Germany to the<br />

Germans“, und ich wies ihn höflich darauf<br />

hin, dass das die Nazis auch gesagt<br />

hätten. Ich aß kaum etwas von der Pizza<br />

– „Am I making you nervous?“, sagte er<br />

und scheiterte am intendierten Tonfall.<br />

Ich sagte: „This conversation is making<br />

me nervous.“ Das war kein böser Mensch,<br />

ich hatte ihn doch beim Kurs erlebt, das<br />

war ein zuvorkommender junger Mann,<br />

ein ganz normaler Ami. Er brachte mich<br />

nach Hause, fragte nach meiner Telefonnummer.<br />

Ich sagte, er solle mir lieber seine<br />

geben, mein Handy funktioniere hier nicht<br />

immer. Er sagte, „I’m not gonna stalk you,<br />

you know.“ Ich sagte: „You never know.“<br />

Er sagte: „I do.“ Und trotzdem war ich erleichtert,<br />

dass er nichts von mir wusste.<br />

Ich dachte, und das wurde mir erst später<br />

bewusst, er ist ja Amerikaner, was, wenn<br />

er eine Waffe, bei diesen Leuten weiß<br />

man nie …<br />

Verstehen Sie jetzt, was ich meine,<br />

wenn ich sage, Grenze?<br />

Zur Heilung ging ich zu einer Papageienfrau,<br />

nicht im übertragenen,<br />

sondern im tatsächlichen Sinne.<br />

Nancy Forrester betreibt in ihrem Garten<br />

eine Vogelpflegestation, in der sie für eine<br />

beträchtliche Anzahl intelligent dreinblickender<br />

Papageien jeglicher Größe<br />

und Farbe sorgt, und das, obwohl sie laut<br />

eigener Angabe Vögel nicht einmal sonderlich<br />

mag. Sie war früher in der Umweltbewegung<br />

aktiv gewesen und auf Umwegen<br />

(und weil man verschiedene Papageien<br />

einfach in ihrem Garten ausgesetzt<br />

hatte) zum Papageienschutz gekommen.<br />

An diesem Morgen waren wenige Leute da.<br />

Kennen Sie das<br />

Gefühl, wenn ein<br />

schöner Traum sich<br />

plötzlich in einen<br />

Albtraum wandelt?<br />

Ich hätte gerne Mr. Peaches, den<br />

Molukkenkakadu, oder Baby Blue, den<br />

riesigen blauen Ara, der sich schließlich<br />

dazu herabließ, auf meinem Arm zu sitzen,<br />

auch gestreichelt, aber nichts da. Von<br />

Nancy ließen sie sich die Federn kraulen<br />

mit einem Gesichtsausdruck des allerhöchsten<br />

Glücks. Nancy war über 80,<br />

sie trug ein Batikshirt und einen kleinen,<br />

grauen, hoch am Kopf gebundenen Pferdeschwanz.<br />

Wir sprachen über Papageien,<br />

über das Schreiben – und ich weiß nicht<br />

genau, wieso, aber ich erzählte ihr. Von<br />

meiner Fassungslosigkeit, von dem<br />

jungen Mann, der mir gefallen hatte, von<br />

diesem unaussprechlichen Graben, und<br />

wieder von der Fassungslosigkeit, und<br />

der Erschütterung über die vielen Brüche,<br />

die dieses Land nach allen Richtungen<br />

hin durchzogen. Sie sagte, ein Freund von<br />

ihr, mit dem sie in den 60er-Jahren als<br />

Hippie protestiert hatte, der für Umweltschutz<br />

eintritt und für Nachhaltigkeit,<br />

ein solcher Freund wählt nun Trump. Sie<br />

sagte, sie habe es aufgegeben, mit ihm<br />

darüber zu sprechen, „I love him“, sagte<br />

sie. „He’s a very dear friend to me, but<br />

talk about this? No.“<br />

Mr. Peaches lief am Tisch im Kreis<br />

und warf mehrfach das Plastikspielzeug,<br />

das er offensichtlich aus grundsätzlichen<br />

Erwägungen ablehnte, zu Boden. Ich<br />

konnte mit Nancy reden, sie spürte diese<br />

entsetzlichen Gräben auch, das ganze<br />

Land war übersät davon, wie die Narben<br />

eines noch kommenden Konflikts. Es tat<br />

gut, mit jemandem zu sprechen, der nicht<br />

wahnsinnig geworden war.<br />

Die nächsten Tage über blieb ich auf<br />

der Insel, besichtigte einen Nationalpark,<br />

besichtigte den Sonnenuntergang<br />

aus verschiedenen Winkeln (so, wie<br />

es in den Touristenführern geschrieben<br />

steht), besichtigte Hemingways Haus, das<br />

erbärmlich nach den sechszehigen Katzen<br />

stank, die es nach wie vor bewohnen. Ich<br />

fuhr nach Miami, ging am Strand auf und<br />

ab, an dem eine Menge Menschen auf<br />

Drogen zu sein schien, verpasste knapp<br />

eine Designmesse in der Stadt, die in<br />

zahllose Ausstellungen gemündet hätte,<br />

und war insgeheim froh darüber.<br />

Ich ging (tatsächlich) in eine russische<br />

Sauna in Miami Beach, in deren steam<br />

room es kochend heiß von der Decke<br />

regnete und bedenklich aus allen Rohren<br />

pfiff. Und trotzdem trug ich das Erlebnis<br />

mit mir herum. Die ganze Zeit.<br />

Wissen Sie, es passiert mir nicht so<br />

häufig, dass mir tatsächlich jemand<br />

gefällt, und dann gefällt mir so einer.<br />

Jemand, der politisch in einer anderen<br />

Dimension lebt. Dessen Gedanken zu<br />

bewohnen mir physische Schmerzen verursacht<br />

hätte. So muss es sich anfühlen,<br />

wenn die Zeit sich teilt, wenn die Weltpolitik<br />

physische wie psychische Grenzposten<br />

in den ideellen Boden und geradewegs<br />

zwischen die Menschen rammt. So<br />

fühlt es sich an, wenn Sie sich aussuchen<br />

müssen, auf welcher Seite Sie stehen.<br />

THE RED BULLETIN 95


IMPRESSUM<br />

THE RED<br />

BULLETIN<br />

WELTWEIT<br />

Aktuell<br />

erscheint<br />

<strong>The</strong> <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong><br />

in sieben Ländern.<br />

Das Cover unserer<br />

mexikanischen Ausgabe<br />

ziert diesmal<br />

die Rockband Pixies,<br />

die uns im Interview<br />

erklärt, welche<br />

Vorteile es hat,<br />

sich in Verlegenheit<br />

bringen zu lassen.<br />

Mehr Storys abseits des<br />

Alltäglichen gibt’s auf:<br />

redbulletin.com<br />

Chefredakteur<br />

Alexander Macheck<br />

Stv. Chefredakteur<br />

Andreas Rottenschlager<br />

Creative Director<br />

Erik Turek<br />

Art Directors<br />

Kasimir Reimann (stv. CD),<br />

Miles English, Tara Thompson<br />

Head of Photography<br />

Fritz Schuster<br />

Deputy Head of Photography<br />

Marion Batty<br />

Photo Director<br />

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Managing Editor<br />

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Fotoredaktion Susie Forman, Ellen Haas,<br />

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Head of Creative<br />

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Peter Knehtl (Ltg.), Sasha Bunch,<br />

Simone Fischer, Martina Maier, Florian Solly<br />

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Herstellung<br />

Veronika Felder<br />

Produktion<br />

Walter O. Sádaba, Friedrich Indich,<br />

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Lithografie<br />

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Maiko Krutz, Nenad Isailović, Josef Mühlbacher<br />

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Abo & Vertrieb Peter Schiffer (Ltg.), Klaus<br />

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96 THE RED BULLETIN


P R O M O T I O N<br />

must-haves<br />

1 2<br />

3 4<br />

1 UNBREAKABLE &<br />

MADE IN AUSTRIA<br />

Die Lifestyle-Kollektion von gloryfy<br />

verbindet stylisches Produktdesign<br />

mit Hightech-Funktion – und das<br />

auch noch „Made in Austria“. Bügel,<br />

Rahmen und Gläser der Brillen sind<br />

dank dem eigens entwickelten High<br />

End Polymer NBFX unzerbrechlich.<br />

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2 G-STAR RAW GRAPHIC<br />

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Farbton bietet dir einen super<br />

Tragekomfort und ist perfekt in der<br />

Kombination mit Denim. Dank der<br />

strapazierfähigen Konstruktion bist<br />

du in diesem Style für alles gerüstet.<br />

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3 INDIVIDUELL<br />

ANPASSBAR<br />

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den modernen Wanderer, elastisch,<br />

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& atmungsaktiv und ermöglicht<br />

einen optimalen Grip auf felsigen und<br />

nassen Böden. In nur 15 Minuten wird<br />

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4 LIMITIERTE LÄSSIGE<br />

AUTOM<strong>AT</strong>IKUHR<br />

Sowohl durch das skelettierte Zifferblatt<br />

als auch durch den Glasboden<br />

kann man das hochqualitative Automatik-Werk<br />

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beobachten. Erhältlich in vielfältigen<br />

Varianten mit robustem Edelstahlgehäuse,<br />

dekoriertem Aufzugsrotor<br />

& Mesh-, Kautschuk- oder Lederband,<br />

ist die Uhr mehr als nur einzigartig.<br />

seven-24.watch<br />

THE RED BULLETIN 97


L I F E S T Y L E , E X T R A O R D I N A I R E<br />

Die <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong> To-do-Liste<br />

Weil das Leben zu kurz ist für lähmende Routine,<br />

gibt es hier jeden Monat eine herzerfrischende Challenge. Diesmal:<br />

SO KOMMT STIMMUNG<br />

IN DIE BAR *<br />

■<br />

Im Sensenmann-Kostüm die Bar<br />

betreten und beherzt „Letzte<br />

Runde!“ rufen.<br />

■<br />

Die Frage „Was willst du trinken?“<br />

des Kellners/der Kellnerin<br />

freundlich mit „Danke, sehr nett,<br />

aber ich bin vergeben“ abweisen.<br />

■<br />

In der In-Kneipe den DJ fragen,<br />

ob er was von den Backstreet<br />

Boys da hat. Sich Justin Bieber wünschen<br />

geht auch.<br />

■<br />

Mit Blumenkranz im Haar oder<br />

abnehmbarer Hundeschnauzen-<br />

Maske im Gesicht die Bar entern.<br />

Völlig Fremden um den Hals fallen<br />

und ihnen eröffnen: „Hallo, wir<br />

kennen uns von Snapchat!“<br />

■<br />

Im schwarzen Existentialisten-<br />

Rollkragenpulli ein Glas Wein<br />

bestellen. „Das Glas ist halb leer“<br />

seufzen.<br />

■<br />

Vor der Bartoilette geschäftig<br />

mit Stift und Papier stehen. Notdürftige<br />

mit „Tut mir leid, du stehst<br />

nicht auf der Liste“ abweisen.<br />

■<br />

Sich unauffällig neben ein heftig<br />

flirtendes Pärchen stellen und<br />

jeden seiner Sätze mit „Ja, klar“<br />

kommentieren. Unbeteiligt schauen.<br />

Die nächste<br />

Ausgabe des<br />

RED BULLETIN<br />

erscheint am<br />

10. <strong>September</strong><br />

<strong>2019</strong><br />

■<br />

Den bestaussehenden Gast<br />

fragen: „Ist dein Herz schon<br />

vergeben? Ich bin Organhändler.“<br />

Freundlich lächeln.<br />

■<br />

Dem Träger der tiefstsitzenden<br />

Hose unauffällig ein Schild auf<br />

den Rücken kleben: „Münzeinwurf<br />

hier“. Der Pfeil dabei zeigt nach unten.<br />

■<br />

Den intakten Spiegel auf der<br />

Toilette kennzeichnen mit:<br />

„Defekt. Bitte nicht hineinschauen.“<br />

Warten, was passiert.<br />

* Warnung: Diese Aktivitäten können zu sozialen Unverträglichkeiten führen.<br />

NICOLAS MAHLER<br />

98 THE RED BULLETIN


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