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ÖSTERREICH<br />
SEPTEMBER <strong>2019</strong>, € 3,50<br />
ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN<br />
RM 18A041541 K<br />
JETZT ABONNIEREN!<br />
ÖSTERREICHISCHE POST AG<br />
GETREDBULLETIN.COM<br />
1140 WIEN<br />
NUR WER<br />
EINE MASKE<br />
TRÄGT, ZEIGT<br />
SEIN WAHRES<br />
GESICHT.<br />
RAP-SUPERSTAR<br />
CRO ÜBER<br />
AUTHENTIZITÄT<br />
ALS ERFOLGSFAKTOR<br />
Heraustrennen.<br />
Aufsetzen.<br />
Ehrlich sein.
E D I T O R I A L<br />
WILLKOMMEN<br />
FACE<br />
TO FACE<br />
NORMAN KONRAD (COVER), GETTY IMAGES, ISTOCK, KONSTANTIN REYER<br />
BITTE<br />
LÄCHELN!<br />
Profi-Fotoshooting<br />
mit einer Pandamaske.<br />
Nicht im<br />
Bild: Besitzer Cro.<br />
Porträt: Seite 40<br />
60<br />
Jahre hat es im<br />
Gewicht heben<br />
gedauert, bis ein<br />
Mann 180 Kilo gestemmt<br />
hat. Bei<br />
Frauen nur halb so<br />
lange. Die Story dahinter:<br />
Seite 48<br />
Ein Star definiert sich im Prinzip dadurch,<br />
dass sein Gesicht auf der Straße<br />
von möglichst vielen Menschen erkannt<br />
wird. Was aber, wenn<br />
man genau das eigentlich<br />
nicht möchte? Dann hilft –<br />
wie bei Rapper Cro – eine<br />
Maske. Die ermöglicht aber<br />
nicht nur anonyme Stadtspaziergänge,<br />
sondern auch<br />
schonungslose Ehrlichkeit,<br />
wie du in unserer Cover story<br />
ab Seite 40 lesen kannst.<br />
Dass Brad Pitt und<br />
Leonardo DiCaprio auf der Straße unerkannt<br />
bleiben, bezweifeln wir. Umso<br />
mehr freut uns, dass sich die zwei Hollywood-Größen<br />
in Cannes für ein Interview<br />
mit uns Zeit genommen haben und uns<br />
auf Seite 56 unter anderem erzählen,<br />
wie man sich an der Spitze behauptet.<br />
An die Spitze wollte auch unser Autor<br />
beim Selbstversuch als Rennfahrer. Wie<br />
es ihm im 300 PS starken KTM X-Bow<br />
ergangen ist, liest du ab Seite 66.<br />
Viel Spaß mit der<br />
neuen Ausgabe von<br />
<strong>The</strong> <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong>!<br />
Die <strong>Red</strong>aktion<br />
MEHR GLANZ GEHT KAUM<br />
Nein, wir meinen nicht die Schuhe,<br />
sondern ihre Träger: Brad Pitt und<br />
Leonardo DiCaprio, die wir zum<br />
Exklusiv-Interview trafen. Ab Seite 56.<br />
BLEIFUSS<br />
Das Wochenende bei der<br />
KTM X-Bow Battle forderte<br />
von unserem Autor Tribut.<br />
Und defekte Rennschuhe<br />
waren da sein geringstes<br />
Problem. Ab Seite 66<br />
THE RED BULLETIN 3
INHALT<br />
<strong>The</strong> <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong><br />
<strong>September</strong> <strong>2019</strong><br />
COVERSTORY<br />
40 DAS POP-PHANTOM<br />
Eine Pandamaske als Vehikel für<br />
Authentizität in der Instagram-<br />
Ära: Rapper Cro zeigt, wie’s geht.<br />
MOPED-AUSFAHRT<br />
20 DAS 30-KM/H-ABENTEUER<br />
Beim <strong>Red</strong> Bull Alpenbrevet<br />
knattern 1600 Mofa-Fahrer wild<br />
kostümiert durch die Alpen.<br />
BREAKDANCE<br />
32 DER AUS DER<br />
REIHE TANZT<br />
Wie sich B-Boy Lil Zoo seinen<br />
Weg aus einem Problemviertel<br />
an die Weltspitze bahnte.<br />
FILM<br />
36 SIE ZEIGT CHARAKTER<br />
Jessica Chastain bewahrt im<br />
harten Filmgeschäft Haltung.<br />
Auch dank ihrer Wanderstiefel.<br />
MUSIK<br />
38 MEISTER-MIXERIN<br />
DJ Peggy Gou verrät, wieso<br />
Loslassen gut ist. Und nicht<br />
gleich Aufgeben bedeutet.<br />
6 GALLERY<br />
12 ZAHLEN, BITTE!<br />
14 KOLUMNE<br />
16 FUNDSTÜCK<br />
18 LIFE HACKS<br />
62 INNOV<strong>AT</strong>OR<br />
5-MINUTEN-COACH<br />
46 IMMER MIT DER RUHE<br />
Jet-Pilot Stefan Doblhammer<br />
weiß, wie du die Nerven behältst<br />
– auch wenn deine Welt<br />
gerade kopfsteht.<br />
GEWICHTHEBEN<br />
48 KLEINE FRAU,<br />
GEWALTIGE LEISTUNG<br />
Morghan King misst 1,53 Meter<br />
und ist dabei, die Grenzen ihres<br />
Sports zu verschieben.<br />
HOLLYWOOD<br />
56 GÖTTER IM FILM-OLYMP<br />
Leonardo DiCaprio und Brad<br />
Pitt im Doppel-Interview:<br />
So überlebst du an der Spitze.<br />
SELBSTTEST<br />
66 RENNFAHRER FÜR<br />
EIN WOCHENENDE<br />
Wir lassen unseren Autor bei<br />
der KTM X-Bow Battle in Spielberg<br />
an den Start – und an seine<br />
Limits – gehen.<br />
94 READ BULL<br />
96 IMPRESSUM<br />
98 LIFESTYLE, EXTRAORDINÄR<br />
66<br />
FLOTT Crashkurs<br />
für Rennfahrer: unser<br />
Autor am Start der<br />
KTM X-Bow Battle<br />
20<br />
EXZENTRISCH <strong>Red</strong> Bull Alpenbrevet – oder:<br />
1600 Moped-Helden auf großer Fahrt<br />
KONSTANTIN REYER, ROMINA AM<strong>AT</strong>O/RED BULL CONTENT POOL,<br />
DAVID ROEMER/MADAME FIGARO/LAIF, CARLOS BLANCHARD<br />
4 THE RED BULLETIN
„Bedeutung<br />
liegt nicht<br />
im Resultat.<br />
Du findest<br />
sie im Tun.“<br />
BRAD PITT<br />
Wie der Superstar und sein<br />
Kollege Leonardo DiCaprio<br />
mit Erfolg und Miss erfolg<br />
umgehen. Seite 56<br />
36<br />
PRINZIPIENTREU Filmstar Jessica Chastain<br />
kämpft für Gleichberechtigung in Hollywood.<br />
32<br />
BIEGSAM Bitte lächeln! Der Erfolgsweg von<br />
Breakdancer Lil Zoo – plus: seine besten Moves<br />
guide<br />
DEIN PROGRAMM<br />
80 REISEN<br />
Unterwegs in Uganda,<br />
auf dem genialsten<br />
Festival, von dem du<br />
noch nie gehört hast<br />
84 UHREN<br />
3,9 Millimeter dünn<br />
oder 13 Tonnen schwer:<br />
das Phänomen Swatch<br />
in Zahlen<br />
91 ENTERTAINMENT<br />
So schön kann dreckig<br />
sein: <strong>Red</strong> Bull TV-Highlights,<br />
live & on demand<br />
92 EVENTS<br />
Zwischen Metallica und<br />
Dolomitenmann: die<br />
wichtigsten Termine<br />
der nächsten Wochen<br />
THE RED BULLETIN 5
G A L L E R Y<br />
Rajasthan, Indien<br />
SCHLÄGERSTAR<br />
Nach einer Rauferei vor einem Nachtclub galt<br />
Ben Stokes, 28, als gefallener Engel, heute<br />
schwebt der englische Nationalspieler im<br />
Cricket-Himmel. Der Freispruch hat „Stokesy“<br />
geläutert und ihn wieder dorthin gebracht,<br />
wo er hingehört: aufs Spielfeld, wo der beste<br />
Spieler seiner Generation bei den Rajasthan<br />
Royals für Furore sorgt. Instagram: @stokesy<br />
GREG COLEMAN<br />
6 THE RED BULLETIN
THE RED BULLETIN 7
G A L L E R Y<br />
Dalby, Australien<br />
BLAU MACHEN<br />
Pilot Jamie Whincup, 36, lässt die Welt um<br />
sich in blauem Rauch aufgehen. Möglich<br />
machen das spezielle Reifen. Signalisiert<br />
wird damit: Wir haben einen neuen Look!<br />
Und den präsentierte das <strong>Red</strong> Bull Holden<br />
Racing Team zum Start der Supercars<br />
Championship im Aerodrome von Dalby.<br />
redbullholdenracing.com<br />
ANDY GREEN/RED BULL CONTENT POOL<br />
8 THE RED BULLETIN
THE RED BULLETIN 9
G A L L E R Y<br />
MYKYTA ZAVILINSKYI/RED BULL CONTENT POOL<br />
10 THE RED BULLETIN
Kiew, Ukraine<br />
DRIBBEL-PACK<br />
Der Ball ist im Tor, gejubelt wird wie gewohnt,<br />
der Rest ist Fußball neu: Mini-Tor<br />
(1,5 × 0,8 m, kein Goalie), Mini-Feld (max.<br />
25 × 31 m), Mini-Teams (5 Spieler[innen]),<br />
die bei jedem Gegentor ein Teammitglied<br />
verlieren – das ist <strong>Red</strong> Bull Neymar Jr’s<br />
Five. Das Bild stammt aus Kiew, gespielt<br />
wird weltweit: in mehr als 30.000 Teams.<br />
redbullneymarjrsfive.com<br />
THE RED BULLETIN 11
Z A H L E N , B I T T E !<br />
Stephen King<br />
DER KÖNIG DER<br />
SCHLAFRÄUBER<br />
350 Millionen verkaufte Bücher, ein <strong>The</strong>ma: Horror. Stephen King bereitet seinen Lesern<br />
seit 45 Jahren schlaflose Nächte. Nun im Kino: Teil 2 der Neuverfilmung seines Schockers „Es“.<br />
60<br />
Romane schrieb King seit 1974. Fünf<br />
davon hatte er gleichzeitig in der Top-10<br />
Bestsellerliste der „New York Times“.<br />
Das gelang keinem anderen Schriftsteller.<br />
1<br />
Filmadaption seiner Romane<br />
hasst King: „<strong>The</strong> Shining“<br />
von Stanley Kubrick. Er hält<br />
Jack Nicholsons Schauspielerei<br />
für miserabel.<br />
1999<br />
wurde King von einem Auto<br />
angefahren und schwer<br />
verletzt. Den Krankenschwestern<br />
wurden an seinen<br />
Klassiker „Misery“ angelehnte<br />
Scherze verboten.<br />
13<br />
ist die Zahl, vor der selbst<br />
Stephen King sich fürchtet.<br />
Auf Seite 13 mit dem Lesen<br />
oder Schreiben aufzuhören<br />
ist ein absolutes Tabu für ihn.<br />
39:41<br />
Minuten lang ist das Video zum<br />
Michael-Jackson-Song „Ghosts“.<br />
King schrieb das Drehbuch für das<br />
längste Musikvideo, das es je gab.<br />
30<br />
Jahre lang arbeitete King an seinem<br />
achtbändigen Zyklus „Der Dunkle Turm“.<br />
Er selbst bezeichnet die Story rund um<br />
Revolvermann Roland als seinen „Jupiter“.<br />
700.381.748<br />
Dollar spielte „Es“ 2017 ein und gilt als erfolgreichster<br />
Horrorfilm aller Zeiten.<br />
2000<br />
Wörter (ca. vier A4-Seiten) setzt sich<br />
King als tägliches Arbeitsminimum.<br />
12.177<br />
ist laut Schätzungen von<br />
ausgewiesenen „Es“-Nerds die<br />
Minimal anzahl der Toten, die<br />
auf das imaginäre Konto von<br />
Horror-Clown Pennywise gehen.<br />
14<br />
Mal taucht Stephen King<br />
in Cameo-Rollen in<br />
Verfilmungen seiner<br />
Bücher auf.<br />
275<br />
Kinotickets kaufte King für die<br />
Vorstellung des Horrorfilms<br />
„28 Days Later“ – um den<br />
Kinosaal für sich allein zu haben.<br />
4<br />
High-School-Shooter haben<br />
kurz vor ihrer Tat Kings Schulmassaker-Roman<br />
„Rage“<br />
(dt. „Amok“) gelesen. Seitdem<br />
versucht er, ihn aus dem<br />
Buchhandel zu verbannen.<br />
GETTY IMAGES (3), PICTUREDESK.COM CLAUDIA MEITERT<br />
12 THE RED BULLETIN
JETZT NEU BEI<br />
www.kleiderbauer.at
K O L U M N E<br />
Thilo Mischke<br />
BEGEGNUNGEN<br />
ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN<br />
Er ist 200 Tage im Jahr unterwegs,<br />
Jetlag ist bei Korrespondent und Reisereporter<br />
Thilo Mischke (TV-Dokureihe<br />
„Uncovered“) ein Dauerzustand. Auf<br />
seinen Expedi tionen trifft der 38-jährige<br />
Berliner immer wieder Menschen, die<br />
ihn faszi nieren. Dieses Mal: Whang-od,<br />
eine hundertjährige Tattoo-Stecherin<br />
im Urwald der Philippinen.<br />
Nun bin ich dort, im Hochland der Philippinen,<br />
und vergehe vor Schmerz. Die Nachmittagssonne<br />
scheint durch den Urwald, ich liege auf<br />
dem Lehmboden einer wackeligen Hütte und lasse mich<br />
tätowieren. Ein schmaler Strich, gestochen mit einem<br />
Dorn des Grapefruitbaumes. Einem Dorn, der erst in ein<br />
Näpfchen, gefüllt mit Ruß und Wasser als Tintenersatz,<br />
getunkt wird. Tinte, die unter meine<br />
Haut gestochen werden soll. So tief,<br />
so fest, dass es blutet.<br />
Der dünne, faltige Arm einer Frau<br />
klemmt meine Hand wie in einem<br />
Schraubstock fest. Ich kann mich<br />
nicht bewegen und stelle vor Schmerz<br />
das Atmen ein. Die Lippen zusammengepresst.<br />
Bis die Welt hinter meinen<br />
Augen kitzelt und ich langsam in Ohnmacht<br />
falle. Weil ich es nicht aushalte.<br />
Als ich wieder aufwache, sehe ich<br />
in Whang-ods lachendes Gesicht,<br />
zahnlos. Sie zeigt mit dem Finger auf<br />
mich. „Das passiert öfter“, sagt sie.<br />
Whang-od ist einhundert Jahre alt,<br />
gilt als die älteste Tätowiererin der<br />
Welt. Bevor sie mich in die Ohnmacht<br />
gestochen hat, habe ich eine Woche<br />
mit ihr verbracht. Sie wollte erst wissen,<br />
ob ich eines Tattoos würdig bin.<br />
Sie hat mich gelehrt, was es heißt,<br />
ein schwieriges Leben zu leben, sie<br />
hat mir gezeigt, dass der Glaube an<br />
eine Sache sich auszahlt, man muss nur ausdauernd<br />
und zäh sein. Sie war ausdauernd und zäh und wollte<br />
nun von mir wissen, wie zäh ich sein kann. Ich musste<br />
ihr ein Schwein kaufen (nicht anstrengend), im Reisfeld<br />
arbeiten (sehr anstrengend), mit ihr auf einem Dorffest<br />
(auf dem das Schwein verspeist wurde) tanzen. In<br />
dieser einen Woche, in der ich all die Frondienste für<br />
sie, für das Tattoo, erledigen musste, erzählte sie mir<br />
irgendwann auch von ihrem Leben. Einem Leben mit<br />
sehr wenig Besitz und Komfort, aber dafür einem Gefühl<br />
von großer Erfüllung.<br />
„Ich sollte keine Mambabatok<br />
werden – aber ich wollte<br />
diese Tattoos auf meiner<br />
Haut spüren.“<br />
Whang-od, heute 100 Jahre alt, lernte als<br />
15-jähriges Mädchen zu tätowieren<br />
Sie ist die Letzte der Mambabatok, der traditionellen<br />
Tattookünstler der Kalinga, eines Stamms im Norden<br />
der Phi lippinen. „Ich sollte das nicht werden, ich sollte<br />
keine Mambabatok werden“, erzählt sie mir. Sie sollte<br />
ein normales Leben führen, eines als Frau und Mutter,<br />
zu Hause. Aber sie wollte das nicht, sie wollte die Körper<br />
fremder Männer verschönern. Mit stilisierten Tausendfüßlern,<br />
mit Karos und Strichen, kleinen Punkten. „Und<br />
vor allem: Ich wollte diese Tattoos auf meiner Haut haben.“<br />
Sie öffnet sich mir erst, als wir zusammen tanzen. Ein<br />
Tanz, den ich völlig ernst meinte, ich habe die Schritte<br />
dieses traditionellen Tanzes einstudiert und vor dem<br />
gesamten Dorf diese kleine, dünne Frau umtanzt.<br />
Ich war verlegen, sie ebenso. Es spielte keine Rolle,<br />
dass uns gut 60 Lebensjahre trennen, ganze Welten zwischen<br />
uns liegen. Ich wollte diesen Tanz, weil ich zeigen<br />
wollte, was ich bereit war zu tun für ein Tattoo. Von ihr.<br />
„Die Männer haben irgendwann nur<br />
noch nach Tattoos von mir gefragt“,<br />
erzählt sie. Geübt habe sie erst an<br />
Orangen, dann an ihren Händen. Sie<br />
war die erste Mambabatok. Mit 15<br />
begann sie zu tätowieren, eine Zeit,<br />
in der noch Kopfgeldjäger durch die<br />
Urwälder der Philippinen streiften.<br />
„Ich bin die Letzte“, sagt sie, „die<br />
diese Kunst noch macht.“ Hunderte<br />
Touristen klettern den Weg in das<br />
Bergdorf hinauf. Whang-od ist ein<br />
Wirtschaftsfaktor der Re gion geworden.<br />
Ob es ihr gefällt, ist nicht sicher.<br />
Jedes Tattoo, das sie sticht, bringt<br />
Geld in die Gemeinschaftskasse. Aber<br />
Whang-od hat keine Kraft mehr. Sie<br />
will es nicht zugeben, aber man spürt<br />
es. Zumindest wenn man mit ihr<br />
spricht. Man spürt es nicht, wenn sie<br />
tätowiert. „Wollen wir noch mal?“,<br />
fragt sie mich, als ich wieder zu Kräften<br />
gekommen bin. Und ich schüttle<br />
den Kopf. „Es ist zu schmerzhaft“,<br />
sage ich. Und sie nickt mir anerkennend zu. Ich dachte,<br />
sie würde mich weiter verspotten. „Dann kann ich heute<br />
früher ins Bett“, sagt sie mir. Streicht mit ihren zarten<br />
Fingern über den blutigen Strich auf meinem Arm. „Es<br />
ist ein ungewöhnliches Tattoo, so was habe ich noch nie<br />
gestochen. Ein unvollendetes Whang-od-Tattoo“, sagt sie.<br />
Nach dem Treffen mit dieser Frau weiß ich, dieser<br />
Strich mag unvollendet sein, für mich ist das Tattoo aber<br />
perfekt. Es erzählt die Geschichte meines ersten Tattoos<br />
und gleichzeitig das Leben einer hundertjährigen Frau,<br />
die nicht den ihr vorbestimmten Weg gegangen ist.<br />
MICHAEL KOMAG<strong>AT</strong>A BLAGOVESTA BAKARDJIEVA THILO MISCHKE<br />
14 THE RED BULLETIN
volkswagen.at/service<br />
Ihr nennt es Support,<br />
wir nennen es Service.<br />
Volkswagen Service<br />
Weil jeder jemanden braucht, der einem hilft.<br />
Das ist das, was wir mit Service meinen. Volkswagen Service.<br />
Volkswagen ist offizieller Fahrzeugpartner des ÖFB.
F U N D S T Ü C K<br />
Bert Stern (1929–2013) in New Yorks Milk<br />
Gallery vor einem seiner Monroe-Bilder, 2011<br />
Bert Sterns<br />
Kamera<br />
AUGENBLICKE<br />
Er kam den schönsten Frauen sehr,<br />
sehr nah. US-Fotograf Bert(ram) Stern,<br />
Sohn jüdischer Einwanderer, hatte<br />
sie in den 1960er- und 1970er-Jahren<br />
alle vor der Linse seiner Rolleiflex.<br />
Er porträtierte Elizabeth Taylor und<br />
Brigitte Bardot, Audrey Hepburn und<br />
Sophia Loren. Und Marilyn Monroe,<br />
vor allem Marilyn Monroe. Wenige<br />
Wochen vor ihrem Tod im August<br />
1962 checkte er mit ihr für drei<br />
Tage im Bungalow 264 des Bel-Air<br />
Hotels in Los Angeles ein. Dabei entstanden<br />
2571 Bilder – später wurden<br />
sie als „<strong>The</strong> Last Sitting“ weltberühmt.<br />
HENRY LEUTWYLER, GETTY IMAGES<br />
16 THE RED BULLETIN
Jean Carriere<br />
Gilet 69. 99 *<br />
Hemd 39. 99 *<br />
Chino 59. 99<br />
* Erhältlich ab Ende August.<br />
fussl.at
L I F E H A C K S<br />
Science-Bastler<br />
RETTENDE TRICKS<br />
FÜR DEN BIKE-NOTFALL<br />
Verblüffende Lösungen für konkrete Probleme, Volume 12: Wer kann bei der Radtour schon<br />
eine halbe Werkstatt mitnehmen? Wir tauschen Gewicht gegen Know-how.<br />
PL<strong>AT</strong>TFUSS<br />
Vollkornbagel<br />
Wenn das Flickzeug fehlt, fängt der Spaß erst an: Zur Not lässt sich der Fahrradreifen<br />
anstelle mit Luft auch mit trockenem Stroh „aufpumpen“.<br />
2<br />
Möglichst trockenes<br />
Stroh oder Reisig<br />
suchen. Gleichmäßig<br />
und kompakt in den<br />
Reifen stopfen. Den<br />
Mantel in die Felge<br />
drücken. So kommst<br />
du bis zum nächsten<br />
Bahnhof – vielleicht<br />
sogar nach Hause.<br />
1<br />
Mit einem Schraubenzieher den Reifenmantel<br />
von der Felge lösen, dabei auf Felge<br />
und Schlauch achtgeben. Wenn Letzterer geschont<br />
wird, kann er später geklebt werden.<br />
S<strong>AT</strong>TELSTÜTZE<br />
Ein Quäntchen Alu<br />
Wenn der neue Sattel ständig<br />
ins alte Sattelrohr abrutscht,<br />
hilft eine Dose.<br />
KOTFLÜGEL<br />
Smarter Schmutzfänger<br />
Der billigste Schutz ist auch der<br />
leichteste. Außerdem: Wer Plastik<br />
recycelt, lebt insgesamt sauberer.<br />
SAUBERE HÄNDE<br />
Gut geschmiert<br />
Verschwende nach dem<br />
Boxenstopp kein Trinkwasser<br />
zum Händewaschen.<br />
Die Wände von Getränkedosen<br />
sind<br />
nur 0,1 mm dick.<br />
Schneide ein rechteckiges<br />
Alu-Band<br />
aus der Dose und<br />
verdicke damit<br />
die Sattelstütze.<br />
Wozu Geld ausgeben?<br />
Schneide eine Plastikflasche<br />
der Länge nach auf. Bohre<br />
Löcher in den Verschluss. Mit<br />
Kabel bindern fixierst du das<br />
Schutzplastik am Rahmen.<br />
Emulgatorische Öle<br />
in der Sonnencreme<br />
binden Schmutz.<br />
Mit Taschentuch abwischen<br />
– gibt an genehmes<br />
Hautgefühl.<br />
SASCHA BIERL CLEMENS MAKANAKY<br />
18 THE RED BULLETIN
NUR FRUCHT<br />
+ EISEN
LEISTUNG?<br />
WENIG.<br />
BERGE?<br />
HOCH.<br />
STIL?<br />
MEGA!<br />
Wie schaffst du es, in einer<br />
Umgebung herauszustechen,<br />
in der alle kreativ ans Limit<br />
gehen? Zehn Tipps für den<br />
perfekten Auftritt beim<br />
RED BULL ALPENBREVET –<br />
der Moped-Ausfahrt deines<br />
Lebens. Text WERNER JESSNER<br />
ROMINA AM<strong>AT</strong>O/RED BULL CONTENT POOL<br />
20
1. LASS DEINEN<br />
EHRGEIZ ZU HAUSE!<br />
Kein Rennen, sondern eine Abenteuerreise: Die<br />
Route des heurigen <strong>Red</strong> Bull Alpenbrevet (brevet<br />
= frz. für Prüfung) führt über 120 Kilometer und<br />
drei Schweizer Alpenpässe. Die Teilnahme ist<br />
nur mit einsitzigen Motorfahrrädern gestattet.<br />
Erlaubte Höchstgeschwindigkeit in der Ebene:<br />
30 km/h. Technisches Tuning: strikt verboten.<br />
Optisches Tuning: strikt erlaubt!
DEAN TREML/RED BULL CONTENT POOL
2. LASS DAS MOPED<br />
DEINEN STIL DEFINIEREN!<br />
Darum geht es: die Vielfalt kostengünstiger<br />
ein spuriger Mobilität im Lauf der Jahrzehnte<br />
abzubilden. Egal ob ein lausbübischer Lehrling<br />
(li.) oder ein Disco-Parkplatz-King mit Bubble-<br />
Visier (re.) am Steuer sitzt – das Moped muss<br />
zu dir passen. Denn das schönste Gefährt wird<br />
am Ende zur „Miss Alpenbrevet“ gekürt.<br />
23
3. ZEIG, WOHER DU BIST!<br />
Das <strong>Red</strong> Bull Alpenbrevet ist eine zutiefst<br />
helvetische Angelegenheit, wie dieser Teilnehmer<br />
beweist. Die allermeisten Fahrer kommen<br />
aus der Schweiz, aber auch einige Österreicher<br />
und Deutsche sind am Start. Zwei Prominente<br />
kamen von besonders fern: MotoGP-Star<br />
Dani Pedrosa aus Spanien (2015) und Enduro-<br />
Champ Jonny Walker aus England (2016).<br />
4. MACH AH-OH! (ODER SO)<br />
Es ist schon ein intaktes Selbstbewusstsein<br />
erforderlich, um wie hier als Tinky-Winky oder<br />
Po verkleidet an den Start zu gehen und sich<br />
zum Tele-Tubel (Tubel = schweizerisch für Depp)<br />
zu machen. Doch genau darum geht es ausnahmsweise:<br />
sich nicht zu ernst zu nehmen.<br />
Winke-winke!<br />
DAVID ROBINSON/RED BULL CONTENT POOL<br />
24
5. BEHALTE DEIN<br />
BUDGET IM AUGE!<br />
Tipp für Knauser: Selbst mit Verpflegungsresten<br />
lässt sich spontan eine auffällige Optik basteln<br />
– siehe den Ananas-Helm. Passende Mopeds finden<br />
sich im Internet bereits um wenige hundert<br />
Euro. Doch man sollte ein versierter Schrauber<br />
sein, um ein Pickerl für sein Gefährt zu erhalten:<br />
Nur wer eins hat, ist teilnahmeberechtigt.
MAURIN BISIG/RED BULL CONTENT POOL
6. GÖNN DIR EINE PAUSE<br />
Es ist zwar unwahrscheinlich, aber: Lege einen<br />
Stopp ein, solltest du zu schnell sein. Das Reglement<br />
besagt, dass jeder, der das Ziel in weniger<br />
als sechs Stunden erreicht, disqualifiziert wird.<br />
Länger als neun solltest du aber auch nicht<br />
brauchen, sonst liest dich der Besenwagen auf.<br />
27
7. ACHTE AUF DIE DETAILS!<br />
Gemeinsam mit 1600 weiteren Teilnehmern<br />
bildest du eine der größten Moped-Karawanen<br />
Europas. Die Konkurrenz ist riesig, optische<br />
Akzente allein sind also zu wenig. Als Beispiel:<br />
Zum Flower-Power-Look braucht es eine zeitkorrekte<br />
Sachs Saxonette aus den späten<br />
1960er-Jahren als Mobil der Friedensbewegten.
8. GET DIRTY!<br />
120 Kilometer Strecke, aber auf Maschinen, die<br />
für den Weg ins Nachbardorf konzipiert wurden:<br />
Es wird auch <strong>2019</strong> nicht ohne Opfer abgehen.<br />
Motorreiber, verklebte Vergaser, unzuverlässige<br />
Zündfunken: Hilf deinen Mitfahrern! (Oder tu<br />
wenigstens so, bis der Profi-Mechaniker mit der<br />
rollenden Moped-Werkstatt vorbeikommt.)<br />
DAVID ROBINSON/RED BULL CONTENT POOL, PHIL GALE/RED BULL CONTENT POOL, LUCHO VIDALES/RED BULL CONTENT POOL<br />
9. HOL DEINE FREUNDIN<br />
IN DEN S<strong>AT</strong>TEL!<br />
Sie findet deine Zuneigung zu Motorfahrrädern<br />
befremdlich? Verständlich, die Mehrheit der<br />
Teilnehmer sind Männer. Ändere das! Nichts verbindet<br />
so sehr wie die gemeinsame Erfahrung.<br />
29
Sustenpass<br />
START/ZIEL<br />
Andermatt<br />
Furkapass<br />
Grimselpass<br />
3-PASS-KLASSIKER<br />
<strong>2019</strong> geht es über die gleichen Pässe<br />
wie vor neun Jahren – in entgegengesetzter<br />
Richtung. Hier die Eckdaten:<br />
Länge: 118,97 Kilometer<br />
Summe Höhenmeter: 3588<br />
Tiefster Punkt: 626 Meter (Innertkirchen)<br />
Höchster Punkt: 2429 Meter (Furkapass)<br />
Maximale Steigung: 11 % (Furka- und Sustenpass)<br />
DER BUNTESTE<br />
ZWEIRAD-EVENT<br />
DER SCHWEIZ<br />
Am 6. und 7. <strong>September</strong> findet das<br />
<strong>Red</strong> Bull Alpenbrevet zum 10. Mal statt.<br />
Als 2010 in Meiringen der Startschuss zum ersten<br />
<strong>Red</strong> Bull Alpenbrevet fiel, hatten sich statt der erwarteten<br />
250 Teilnehmer bereits 600 Wackere versammelt,<br />
um mit ihren Mopeds Show und Spaß vor<br />
Bestzeiten und -leistungen zu stellen. Ob Berner<br />
Oberland, Lugano oder Zentral schweiz: Gefahren<br />
wurde in den nächsten Jahren dort, wo die Schweiz<br />
am schönsten ist, nämlich überall. Mit der Zeit wurde<br />
das <strong>Red</strong> Bull Alpenbrevet nicht nur bunter, sondern<br />
vor allem größer: <strong>2019</strong> musste die Teilnehmeranzahl<br />
auf 1600 beschränkt werden. Nicht verändert<br />
hat sich der fröhliche Charakter der Ver anstaltung.<br />
Die Jubiläumsausgabe beginnt am 6. <strong>September</strong><br />
mit dem Check-in in Andermatt, die Alpenrundfahrt<br />
selbst startet am 7. <strong>September</strong> um 10 Uhr.<br />
Infos unter: redbull.ch/alpenbrevet<br />
MAURIN BISIG/RED BULL CONTENT POOL<br />
30
10. MACH DICH<br />
ZUR ZIELSCHEIBE!<br />
Noch einmal ganz langsam: Das <strong>Red</strong> Bull<br />
Alpenbrevet ist eine gemeinsame Ausflugsfahrt,<br />
kein Rennen. Keine Federung, schmale<br />
Reifen, in diskutable Bremswirkung: Alles egal,<br />
Hauptsache, du kommst ins Ziel. Überholt<br />
zu werden ist völlig okay. Du wirst auch so<br />
genügend zu erzählen haben.
1<br />
Block<br />
Freeze<br />
„Bitte lächeln!“<br />
Standarm durchstrecken. Ein Bein strecken<br />
und das andere abwinkeln. Die freie Hand an<br />
den Hinterkopf legen – sieht nonchalant aus.<br />
Besonders mit einem Lächeln im Gesicht!<br />
Schwierigkeitsstufe 4/10<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Früher tanzte er aus<br />
der Reihe, heute tanzt<br />
er im Rampenlicht:<br />
B-Boy Lil Zoo fand<br />
einen eigenen Weg aus<br />
den Problemen seiner<br />
Heimat Marokko.
H E R O E S<br />
CARLOS BLANCHARD SIMON SCHREYER<br />
Lil Zoo<br />
DER GHETTO-<br />
BLASTER<br />
Lil Zoo (bürgerlich Fouad Ambelj) schaffte den<br />
Absprung aus dem Problemviertel Zéro-Quatre<br />
im marokkanischen Casablanca und landete an<br />
der Weltspitze des Breakdance. Seine Energie:<br />
animalisch. Seine Botschaft: Hirn abschalten.<br />
Es beginnt schon beim<br />
Aufwärmen: Lil Zoo<br />
tänzelt erst zur einen,<br />
dann zur anderen<br />
Seite, danach konzentrieren<br />
sich die Bewegungen auf die<br />
Mitte. Nun hat er genug Drehmoment<br />
aufgebaut. Die Spannung<br />
entlädt sich in einem<br />
Wirbel fließender Verrenkungen.<br />
Sein Körper scheint sich<br />
nun nicht mehr gegen einen<br />
unbezwingbaren, unsichtbaren<br />
Sog wehren zu können.<br />
Diese Hilflosigkeit unterstreicht<br />
er mit dem Ausdruck<br />
gespielter Verzweiflung.<br />
Plötzlich friert die Rasanz<br />
der Bewegungen für eine<br />
Sekunde zum Standbild ein.<br />
Dann nimmt das Körperkarussell<br />
wieder Fahrt auf –<br />
mit schnellen Drehungen im<br />
Kopfstand. Der Tänzer katapultiert<br />
sich auf die Beine,<br />
klopft sich selbstironisch auf<br />
die Schulter. Gleich darauf<br />
täuscht er vor, zu stolpern. Er<br />
fällt auf die Knie und wölbt<br />
sich, einer Welle gleich, in einen<br />
einhändigen Handstand.<br />
Das Naturereignis hat nur<br />
wenige Sekunden gedauert.<br />
Lil Zoo deutet mit dem Zeigefinger<br />
auf seinen Konkurrenten<br />
und lacht ihn aus.<br />
Breaken oder B-Boying ist<br />
eine kreative Schlacht und<br />
eine sportliche Kampfansage.<br />
Battle-Rap mit den Mitteln des<br />
Tanzes – und des Humors. Lil<br />
Zoo hat Humor. Er lächelt oft,<br />
und seine Augen lachen mit.<br />
„Wenn er einmal nicht fröhlich<br />
ist, dann lacht er auch nicht<br />
beim Tanzen“, sagt sein Innsbrucker<br />
Wegbegleiter Tobias<br />
Hanny, „weil er halt einfach<br />
ist, wie er ist. Das fasziniert<br />
mich, dass das jemand nicht<br />
spielt.“<br />
Seit 2015 ist Lil Zoo Wahl-<br />
Tiroler. Doch geprägt hat ihn<br />
das harte Pflaster Casablancas:<br />
Industrie, Kriminalität, Drogen.<br />
Eines der gefährlichsten dortigen<br />
Viertel heißt Zéro-Quatre.<br />
Dort hat sich Lil Zoo seine<br />
Street-Smartness erworben<br />
und gelernt zu überleben.<br />
Keine schlechte Schule<br />
für einen, der Hip-Hop glaubhaft<br />
verkörpern will. Lil Zoo:<br />
„Breaken ist Untergrund. Das<br />
verstehen viele Leute nicht.<br />
Ich musste mich vor meinen<br />
Freunden und meiner Familie<br />
rechtfertigen. Nur meine<br />
Mutter hat immer an mich geglaubt,<br />
und sie ist auch heute<br />
stolz auf mich.“ Er lächelt in<br />
sich hinein: „Stolzer als stolz.“<br />
2<br />
Air<br />
Pose<br />
„Springen mit Stil“<br />
Dreh dich im Sprung zur Seite. Den rechten<br />
Arm nach hinten strecken, die linke Hand<br />
am Kinn. Keine schwierige Figur, aber stylish.<br />
Schwierigkeitsstufe 2/10<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
3<br />
Point<br />
Zoo<br />
„Das Grande Finale“<br />
Auch hier stehst du auf einer Hand. Das Bein<br />
auf derselben Seite strecken, das andere<br />
abwinkeln. Mit der freien Hand Zeichen<br />
formen oder Grüße ans Publikum schicken.<br />
Oft der finale Move in Lil Zoos Programm.<br />
Schwierigkeitsstufe 10/10<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
THE RED BULLETIN 33
H E R O E S<br />
4<br />
Zoo<br />
Freeze<br />
„Mein Markenzeichen“<br />
Mach dich steif wie ein Brett. Schlage lässig<br />
die Füße übereinander. Eine Hand stützt, der<br />
Oberarm stabilisiert den Oberkörper. Den<br />
anderen Arm ausstrecken wie Superman.<br />
Schwierigkeitsstufe 9/10<br />
■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Am Anfang ihrer Breakdance-Versuche<br />
hatten Lil Zoo<br />
und seine Freunde deutlich<br />
mehr Leidenschaft als Knowhow.<br />
Sie waren Pioniere, die<br />
Figuren „erfanden“, die bei<br />
Block Parties<br />
in der New<br />
Yorker Bronx<br />
schon seit<br />
Jahren bekannt<br />
waren,<br />
und gaben<br />
ihnen eigene<br />
Namen.<br />
„Nicht unbedingt die falschen,<br />
aber eben unsere!“, sagt Lil<br />
Zoo mit breitem Grinsen.<br />
Sein Kumpel Yoriyas trainierte<br />
mit ihm. Meist in der<br />
Nacht. Da war es kühler, und<br />
die beiden hatten ihre Ruhe.<br />
So wurde Yoriyas zu Fouads<br />
Mentor. 2012, beim Cypher<br />
(dem marokkanischen Qualifikationsbewerb<br />
von <strong>Red</strong> Bull<br />
BC One, dem prestigeträchtigsten<br />
Individual-Breaking-<br />
Bewerb der Welt) sah Lil Zoo<br />
schließlich seine Chance, das<br />
Ghetto hinter sich zu lassen.<br />
In der Endrunde trat er gegen<br />
seinen Lehr meister an. Und<br />
besiegte ihn.<br />
Wie fühlt man sich, wenn<br />
man jemanden schlägt, der<br />
einem so viel beigebracht<br />
hat? „Es war ein Spiel unter<br />
Brüdern auf hohem Niveau“,<br />
sagt Lil Zoo. „Wir hatten beide<br />
Spaß. Es fühlte sich richtig an,<br />
keinesfalls wie Verrat.“<br />
Für besonders begabt hält<br />
sich der 25-Jährige übrigens<br />
nicht: „Unter meinen Freunden<br />
in Casablanca war ich gar<br />
nicht einmal der talentierteste<br />
Tänzer, aber<br />
der leiden-<br />
„Ob mein Stil den<br />
Regeln entsprach,<br />
war mir egal. Ich<br />
wollte nur breaken.“<br />
schaftlichs-<br />
te. Und<br />
der mit der<br />
größten<br />
Disziplin.<br />
Ob mein<br />
Stil den<br />
Hip-Hop-Regeln entsprach,<br />
war mir genauso egal wie die<br />
Leute in unserem Viertel, die<br />
uns auslachten. Alles, was ich<br />
wollte, war breaken. Jeden<br />
Tag. Es klingt vielleicht angeberisch,<br />
aber es ist der unbedingte<br />
Glaube an den eigenen<br />
Weg, der mich dorthin gebracht<br />
hat, wo ich heute bin.“<br />
Seit Lil Zoo mit seinem<br />
Charme und seinem Einfallsreichtum<br />
Teil der <strong>Red</strong> Bull<br />
BC One All Stars ist, lernt er<br />
immer mehr über einzelne<br />
Moves und die Geschichte des<br />
Hip-Hop. Seine Lehrer sind<br />
gleichzeitig auch seine Freunde<br />
und Rivalen. 2018 dann die<br />
Krönung: der Lehrling triumphiert<br />
beim Weltfinale von<br />
<strong>Red</strong> Bull BC One in Zürich.<br />
Inspiration holt er sich aus<br />
allen Tanz- und Kampfstilen.<br />
Dabei gustiert er sorgfältig –<br />
wie ein Hip-Hop-Musiker,<br />
der aus allen Genres sampelt:<br />
Elemente aus Jiu-Jitsu, Capoeira<br />
oder Gnaoua. Sein ganz<br />
spezieller Stil, den er Kingzoo<br />
Style nennt, vibriert geradezu<br />
vor animalischer Energie.<br />
Dazu passt, dass ein Tiger-<br />
Tattoo seine Brust schmückt.<br />
Was unterscheidet ihn noch<br />
von anderen B-Boys? Lil Zoo<br />
überlegt nicht lange: „Ich<br />
denke weniger nach als die.<br />
Beim Tanzen will ich nicht<br />
denken, sondern tanzen.“<br />
instagram.com/lilzooisme<br />
LIVE DABEI IN MUMBAI<br />
Das <strong>Red</strong> Bull BC One-Weltfinale<br />
steigt <strong>2019</strong> in Indien. Mit Lil Zoo<br />
als Titelverteidiger. Und dir.<br />
WAS IST RED BULL BC ONE?<br />
Der größte und prestigeträchtigste Individual-<br />
Breaking-Bewerb der Szene mit tausenden<br />
Teilnehmern. Die 16 besten B-Boys und B-Girls<br />
treten in Mumbai in Eins-gegen-eins-Duellen<br />
gegeneinander an.<br />
WANN STEIGT DAS FINALE?<br />
Am 9. November <strong>2019</strong>.<br />
WIE KANN ICH DABEI SEIN?<br />
Die Battles werden auf <strong>Red</strong> Bull TV und Social<br />
Media übertragen. Infos: redbull.com/bcone<br />
ALI BHARMAL/RED BULL CONTENT POOL<br />
34 THE RED BULLETIN
Hollywoodstar mit<br />
Haltung: Jessica<br />
Chastain tritt offen<br />
für mehr Gleichberechtigung<br />
ein.
H E R O E S<br />
DAVID ROEMER/FIGAROPHOTO/LAIF RÜDIGER STURM<br />
Jessica Chastain<br />
„ICH WARTE<br />
NICHT AUF<br />
DIE GUTE FEE“<br />
Die Charakterdarstellerin beweist<br />
auch abseits der Leinwand Charakter.<br />
Die Energie für ihren Kampf um Gleichberechtigung<br />
fand Jessica Chastain,<br />
42, auch dank ihrer Wanderstiefel.<br />
<strong>The</strong> red bulletin: Als<br />
Hollywoodstar bist du<br />
Teil einer Branche, in<br />
der sich sehr vieles um Egos<br />
und Glamour dreht. Wie<br />
schafft man es, in so einer<br />
Welt seinen Prinzipien treu<br />
zu bleiben?<br />
jessica chastain: Um ehrlich<br />
zu sein, habe ich gar nicht<br />
das Gefühl, Teil einer Branche<br />
zu sein. Ich halte mich auch<br />
von den meisten öffentlichen<br />
Veranstaltungen fern. Als ich<br />
beispielsweise den Golden<br />
Globe für meine Rolle in „Zero<br />
Dark Thirty“ gewann, wollten<br />
alle mit mir feiern – aber mich<br />
zog es bereits nach einer Viertelstunde<br />
wieder nach Hause.<br />
Ein gewisses Durchsetzungsvermögen<br />
schadet in Hollywood<br />
aber sicher nicht.<br />
Kannst du hart sein?<br />
Ich würde sagen, ich bin<br />
wider standsfähig. Ich war<br />
nie das Aschenputtel, das<br />
auf die gute Fee oder seinen<br />
Prinzen wartet, sondern habe<br />
immer die Initiative ergriffen.<br />
Ich brauchte keinen silbernen<br />
Pantoffel, weil ich schon meine<br />
Wanderstiefel anhatte.<br />
Wanderstiefel …?<br />
In meiner College-Zeit war’s<br />
für mich wichtig, zu reisen<br />
– und zwar ohne großes<br />
Geld, einfach nur mit dem<br />
Rucksack quer durch Europa.<br />
Auf solchen Trips stößt man<br />
natürlich immer wieder auf<br />
verschiedene Unannehmlichkeiten<br />
und muss sich durchkämpfen,<br />
aber die tollen Eindrücke,<br />
die ich gesammelt<br />
habe, waren das locker wert<br />
– und ganz wichtig für meine<br />
weitere Entwicklung.<br />
Deine Kämpfernatur zeigt<br />
sich auch in deinem starken<br />
Engagement für mehr<br />
Gleichberechtigung.<br />
Ja, ich halte mit meiner Meinung<br />
nicht hinterm Berg<br />
– obwohl das bei manchen<br />
Männern nicht gut ankommt.<br />
Wenn sich eine Frau leidenschaftlich<br />
für etwas einsetzt,<br />
dann meinen manche: „Jetzt<br />
beruhige dich doch mal.“ Bei<br />
einem Mann würde man das<br />
nicht sagen. Aber gerade bei<br />
<strong>The</strong>men der Geschlechterdynamik<br />
darf man nicht wegschauen.<br />
Die Leute in meinem<br />
Umfeld wissen, dass ich offen<br />
meine Ansichten vertrete,<br />
wenn man mich zu einer politischen<br />
Diskussion auffordert.<br />
Bringen diese Diskussionen<br />
etwas?<br />
Zumindest in der Filmbranche<br />
ändert sich etwas. In einer<br />
Welt, in der die Politik so konservativ<br />
und intolerant geworden<br />
ist, forciert man in Hollywood<br />
jetzt Diversität, Toleranz<br />
und Gleichberechtigung. Und<br />
eines ist klar: Wenn man sich<br />
„Ich muss meinen<br />
Mund aufmachen.<br />
Als Künstler trägst<br />
du Verantwortung.“<br />
für solche Werte einsetzt, ist<br />
Härte mit Sicherheit nicht das<br />
geeignete Mittel.<br />
Sondern?<br />
Meine Haltung ist die, dass<br />
wir alle miteinander verbunden<br />
sind – und ich das zurückbekomme,<br />
was ich auch<br />
gebe. Freundlichkeit führt zu<br />
Freundlichkeit. Es gibt ein<br />
wunderbares Zitat von Martin<br />
Luther King: „Liebe ist der<br />
einzige Weg, um Hass zu bekämpfen.“<br />
Nach diesem Motto<br />
versuche ich mein Leben zu<br />
führen.<br />
Bei einer Preisverleihung<br />
hast du in deiner <strong>Red</strong>e einmal<br />
einen anderen Spruch<br />
von Dr. King zitiert. Weißt<br />
du noch, welchen?<br />
Sicher: „Unser Leben endet an<br />
dem Tag, an dem wir über die<br />
wichtigen Dinge zu schweigen<br />
beginnen.“ Deshalb kann ich<br />
gerade bei Missständen nicht<br />
still sein. Ich muss meinen<br />
Mund aufmachen. Als Künstler<br />
hast du die Verantwortung,<br />
das Leben anderer Menschen<br />
geistig zu bereichern, ihnen<br />
etwas Neues zu zeigen. Und<br />
genau dem möchte ich gerecht<br />
werden. Das erfordert<br />
Diversität – in unserem Beruf<br />
und in den Geschichten, die<br />
wir erzählen. Je mehr Vielfalt<br />
es gibt, desto mehr können die<br />
Menschen lernen.<br />
Jessica Chastain ist ab 6. <strong>September</strong><br />
in der Fortsetzung des Horrorhits<br />
„Es“ im Kino zu sehen.<br />
THE RED BULLETIN 37
H E R O E S<br />
Peggy Gou<br />
„GIB NICHT AUF,<br />
MACH ES ANDERS“<br />
Bühne frei für Peggy Gou: Die südkoreanische DJ und<br />
Produzentin verrät, warum man loslassen sollte, was<br />
nicht klappt. Und trotzdem niemals aufgeben darf.<br />
War es hart für dich, diesen<br />
Traum zu begraben?<br />
Gar nicht. Die meisten Leute<br />
haben ein Problem mit dem<br />
Loslassen, ich aber bin gut darin.<br />
Etwas ist nicht mein Ding?<br />
Weg damit! Du darfst keine<br />
Zeit verschwenden, wenn du<br />
auf der Suche nach der einen<br />
Sache bist, in der du wirklich<br />
exzellent werden möchtest.<br />
Lass Dinge los, aber gib nicht<br />
auf. Such weiter, mach etwas<br />
anderes, und mach es anders.<br />
Den perfekten DJ-<br />
Schichtwechsel erkennt<br />
man daran,<br />
dass man ihn nicht<br />
erkennt. Dass plötzlich ein<br />
anderer DJ an den Turntables<br />
steht, fällt im Idealfall gar<br />
keinem auf – weil der Übergang<br />
so harmonisch verlief und<br />
die Crowd ganz im Banne der<br />
Musik stand. Bei Peggy Gou ist<br />
das ein wenig anders. Sobald<br />
die 29-jährige Süd koreanerin<br />
ans DJ-Pult tritt, herrscht Ausnahmezustand.<br />
Sie wird wie<br />
ein Popstar gefeiert, was nicht<br />
schlecht ist für eine DJ, die<br />
ausschließlich Underground<br />
Dance auflegt und erst vor<br />
drei Jahren ihre erste EP veröffentlichte.<br />
Jetzt setzt Gou<br />
einen neuen Meilenstein in<br />
ihrer noch jungen Karriere:<br />
Das Berliner Label !K7 hat sie<br />
mit der neuesten Ausgabe der<br />
legendären Mix-Compilation-<br />
Serie DJ-Kicks beauftragt.<br />
„Die meisten Leute<br />
haben ein Problem<br />
mit dem Loslassen.<br />
Ich bin gut darin.“<br />
Hier erklärt Gou ihren rasanten<br />
Aufstieg und warum sie unter<br />
Druck aufblüht.<br />
the red bulletin: Vor<br />
vier Jahren hattest du eine<br />
Handvoll Auftritte im Jahr.<br />
Jetzt sind es 20 pro Monat,<br />
und zwar in den angesagtesten<br />
Clubs der Welt. Wie hast<br />
du es so schnell in den Kreis<br />
der meistgehypten DJs und<br />
Produzenten geschafft?<br />
peggy gou: Ich bin ein Nerd.<br />
Sobald mich etwas interessiert,<br />
hänge ich mich voll rein.<br />
Nun ja, viele arbeiten viel …<br />
Bei mir ist es wohl ein wenig<br />
extremer. Als mein Freund Esa<br />
Williams (ein südafrikanischer<br />
DJ und Produzent; Anm.) mich<br />
vor einigen Jahren in sein<br />
Tonstudio in London einlud,<br />
verliebte ich mich auf Anhieb<br />
ins Musikmachen. Ich schlief<br />
nicht mehr, arbeitete Nächte<br />
durch, ließ die Uni schleifen,<br />
hing nur noch im Studio ab.<br />
Kanntest du davor schon<br />
eine solche Leidenschaft?<br />
Ja, für alles, was mit Styling<br />
zu tun hatte. Ich war verrückt<br />
danach, mich selbst zu stylen.<br />
Stylistin war lange Zeit mein<br />
Traumjob. Aber Fehlanzeige:<br />
Ich war völlig talentfrei.<br />
Was ist der Grund, ja das<br />
Geheimnis deines Erfolgs?<br />
Druck ist mein Ding – unter<br />
Druck blühe ich erst so richtig<br />
auf. Und ich frage mich immer,<br />
wie ich die Leute als Nächstes<br />
überraschen kann.<br />
Peggy Gous DJ-Kicks auf:<br />
dj-kicks.com;<br />
soundcloud.com/peggygou<br />
MEISTERMIXER<br />
Tipps für deine Plattenbox:<br />
Meilensteine von DJ-Kicks,<br />
der legendären Musikserie<br />
DER ERSTE: CJ BOLLAND<br />
Der belgische Techno-Pionier<br />
legte im <strong>September</strong><br />
1995 den Grundstein für<br />
die langlebigste Mix-Serie der Welt,<br />
gestartet vom Berliner !K7-Label.<br />
DIE ERFOLGREICHSTEN:<br />
KRUDER & DORFMEISTER<br />
Das Wiener Duo war der<br />
erste Nicht-Techno-Act,<br />
der mixen durfte – und lieferte<br />
prompt die erfolgreichste CD ab:<br />
100.000 verkaufte Exemplare im<br />
Erscheinungsjahr.<br />
DER BUNTESTE: DJ KOZE<br />
Für die 50. Ausgabe mixte<br />
der Hamburger schier<br />
Unmixbares: William<br />
„Captain Kirk“ Shatner trifft auf Hip-<br />
Hop-Beats, Country-Steel-Gitarre<br />
trifft auf harten Techno.<br />
N<strong>AT</strong>HAN ZENTVELD FLORIAN OBKIRCHER<br />
38 THE RED BULLETIN
Auflegen statt Aufgeben:<br />
DJ Peggy Gou, 29, gescheiterte<br />
Stylistin, ist heute Südkoreas<br />
wichtigster Musikexport<br />
seit „Gangnam Style“.
Ein Mann ohne Gesicht als Superheld<br />
der Generation Instagram?<br />
Mit einer Panda-Maske verwandelte<br />
sich Carlo in den Rapper Cro – und damit<br />
in eine Kunstfigur, die nur ein Ziel hat:<br />
authentisch sein.<br />
Plus: Die Macht der Maske –<br />
acht weitere Künstler erklären, warum<br />
sie ihr Gesicht verstecken.<br />
Foto NORMAN KONRAD<br />
Text STEFAN NIEDERWIESER<br />
Illustrationen TOM MACKINGER<br />
40 THE RED BULLETIN
Rapper Cro auf Instagram: kreativ verstecktes Antlitz für 541.000 Fans
Bilder aus Cros Instagram-Feed: „Ein Geheimnis erhöht die Spannung, es bietet Schutz. Beides hilft Cro, so zu sein, wie er ist.“
Easy. Ganz easy mischte<br />
Cro vor acht Jahren<br />
den deutschen Rap auf.<br />
„Easy“, so hieß seine<br />
erste Single, die geschmeidige<br />
Wortspiele<br />
in entspannte Beats<br />
bettete. 21 Jahre war<br />
dieser Junge aus Stuttgart<br />
alt, als sie rauskam.<br />
Kurz zuvor hatte Carlo – so sein<br />
bürgerlicher Name – noch Cartoons für<br />
eine Zeitung gezeichnet, der musikalische<br />
Unterricht lag in der Vergangenheit, war<br />
aber nicht in Vergessenheit geraten. Er<br />
setzte sich eine Panda-Maske auf und<br />
wurde zu Cro. Und dann steppte, Pardon,<br />
rappte der Bär.<br />
Das Video schlug über Nacht ein, der<br />
Song räumte Platin (Schweiz und Österreich)<br />
und dreifach Gold (Deutschland)<br />
ab. Und das in einer Zeit, als Deutsch-Rap<br />
in künstlerischen Seichtgewässern dahindümpelte.<br />
Mit Cro kam eine neue Welle.<br />
Er war kein Kleinganove aus dem Plattenbau,<br />
aber auch kein weichgespülter Weltverbesserer.<br />
Cro war anders. Er war unbeschwert<br />
und lässig. Und er kannte die<br />
hübschesten Frauen.<br />
„Ich hatte einfach<br />
diese Idee davon,<br />
im Bus zu sitzen,<br />
von niemandem<br />
erkannt zu werden und zu<br />
lauschen, wie Leute über<br />
mich reden.“ – Sido<br />
Außerdem hatte er ein Geheimnis.<br />
Natürlich wollten die Leute wissen, wer<br />
Cro ist. Wer verbirgt sich hier? Warum<br />
tut er das? Und wann taucht vielleicht<br />
auch das erste Bild ohne Maske auf? Ein<br />
Geheimnis erhöht immer die Spannung.<br />
Und ein Geheimnis bietet auch Schutz.<br />
Beides hilft Cro, so zu sein, wie er ist.<br />
„Ich bin immer echt“, sagt Cro im<br />
Interview. „Die Maske dient dazu, meine<br />
Fans auf meine Musik und Kunst zu<br />
lenken und sie nicht mit meinem Aussehen<br />
abzulenken.“ Und warum ausgerechnet<br />
ein Panda? „Das war einfach<br />
die coolste Maske, die es auf dieser Internetseite<br />
gab, und deswegen habe ich sie<br />
völlig hirnlos bestellt.“ Neu ist die Taktik<br />
freilich nicht. Bereits seit Jahrtausenden<br />
„Make-up schien<br />
der perfekte Weg<br />
für jeden von<br />
uns, sich einen<br />
Charakter zu geben, der uns<br />
als Individuen definiert und<br />
versinnbildlicht.“ – Kiss<br />
„Ich mache das<br />
nicht, weil ich denke,<br />
dass ich hässlich<br />
bin. Ich versuche<br />
ein wenig Kontrolle über<br />
mein Image zu haben. Und<br />
es erlaubt mir einen Funken<br />
Privatsphäre.“ – Sia<br />
„Kraftwerk und<br />
Ziggy Stardust<br />
und Kiss – die<br />
Leute glaubten, die<br />
Helme seien Marketing oder<br />
so etwas, aber für uns war es<br />
Sci-Fi-Glam.“ – Daft Punk<br />
nutzen Menschen Anonymität und<br />
Narren freiheit einer Maske, um sich<br />
gesellschaftlichen Konventionen zu entziehen,<br />
im Amphitheater, bei Maskenbällen,<br />
im Karneval. Wenn die Person in<br />
den Hintergrund tritt, tritt ihr Handeln<br />
in den Vordergrund.<br />
Und genau das wollte Cro: fokussieren.<br />
Bei ihm sind es die Musik und seine Texte,<br />
in denen er ausdrückt, was ihn beschäftigt.<br />
Weil seine Fans sein Gesicht oder seine<br />
Mimik auf der Bühne nicht beurteilen<br />
können, müssen sie ihm tatsächlich zuhören.<br />
Das schafft Freiheit. So kann er<br />
sich einfacher treu bleiben.<br />
Sich treu zu bleiben, das ist nicht immer<br />
einfach. Cro ist heute keine 21 mehr, er hat<br />
sich künstlerisch verändert, sein letztes<br />
Album heißt „Tru“. Darauf probiert er<br />
mehr aus, echte Instrumente statt Loops<br />
aus dem Pult, nostalgische Sounds und<br />
Effekte. Die Songs erstrecken sich teilweise<br />
weit über fünf Minuten, man spürt<br />
die hitzige Atmosphäre förmlich aus den<br />
Boxen tropfen. Seine Stimme klingt abgeklärter.<br />
Das Video zu „Computiful“<br />
ist voll mit Palmen, Kassetten, Bikinis,<br />
hübschen Mädchen mit Schmollmund,<br />
pink-violetten Farben und Bildern, die<br />
an VHS-Ästhetik und frühes Internet erinnern.<br />
Sie wechseln in rasend schnellen<br />
Schnitten. „Ich hab auf Tinder kein’n<br />
Bock“, singt er dort immer wieder. Dennoch<br />
swipt sich der Protagonist des Songs<br />
durch die Dating-App, sucht „computed<br />
love“. Aber eine falsche Nachricht, und<br />
schon ist er von Maria abgeturnt. So lange,<br />
bis die nächste Maria kommt …<br />
Cro untersucht Liebe im Zeitalter ihrer<br />
digitalen Reproduzierbarkeit. „Scheiß auf<br />
Hype und auf Fame, mach das Internet<br />
kaputt“, singt Cro. Dass Liebe heute nicht<br />
einfacher geworden ist, wenn Algorithmen<br />
sie verwalten. Diese Liebe mit ihren<br />
Widersprüchen zu beschreiben ist eigentlich<br />
viel mehr, als man von einem Popsong<br />
erwarten kann. Cro komponiert<br />
eine Collage des modernen Lebens. Der<br />
Albumtitel „Tru“ ist weniger Hand aufs<br />
Herz als Faust aufs Auge.<br />
Tru sein, echt sein, das bedeutet im<br />
Hip-Hop oftmals, dass man nicht den<br />
gleichen Weg geht, den die meisten<br />
gehen. Rapper erzählen ganz gerne von<br />
ihren Autos, Alkohol und grünen Knollen,<br />
die sie auf dem Weg nach ganz oben<br />
verbrennen. Credibility wird zur Marke,<br />
die Marke zur Trademark. Die Sweater<br />
von Supreme oder Palace, Sneaker von<br />
Balenciaga und Yeezy.<br />
Cro tickte früher nicht anders. Er erzählte<br />
von vier Mercedes-Benz, die auf<br />
ihn angemeldet waren, und Fünf-Sterne-<br />
Hotels, in die er laufend eincheckt. Die<br />
übliche Angeberei. Mittlerweile braucht<br />
er das nicht mehr, und er braucht auch<br />
keine Leute, die andere nur kopieren.<br />
THE RED BULLETIN 43
„Ich spiele schon<br />
so lange, aber<br />
niemand erkennt<br />
mich, und ich kann<br />
so sein, wie ich bin.“<br />
– Sbtrkt<br />
„Wir gehen mit<br />
Maske auf die<br />
Bühne und sind<br />
anschließend<br />
ohne Maske<br />
die Jungs, die wir<br />
immer waren. Die Masken<br />
schützen uns auch davor,<br />
dass wir unsere Egos zu sehr<br />
aufblasen.“ – Genetikk<br />
Ob seine Fans auch so fühlen wie er?<br />
„Ich hoffe, dass ich denen das wenigstens<br />
mitgeben konnte und sie darüber nachdenken,<br />
was sie wirklich benötigen, um<br />
glücklich zu sein“, sagt Cro.<br />
„Ich mach immer das, was mir Spaß<br />
macht und was ich zu hundert Prozent<br />
fühle. Das wirtschaftliche Ergebnis ist<br />
erst einmal egal“, so Cro weiter. Seine<br />
ersten beiden Alben brachten Pop und Rap<br />
zusammen, easy Refrains, Zeilen über<br />
das gute Leben, coole Beats. In Österreich<br />
brachte ihm das zweimal Platin. Cro<br />
brach Rekorde, er musste immer weiter,<br />
lief und lief wie Forrest Gump. Im gleichnamigen<br />
Song „Forrest Gump“ schildert<br />
er seinen Weg. Sein Vater meinte früh zu<br />
ihm, er solle lieber etwas Solides machen.<br />
Aber statt im Hamsterrad des Lebens anzutreten,<br />
hat Cro alles auf Risiko gesetzt.<br />
Und wie bei Forrest Gump liefen hinter<br />
ihm bald mehr und mehr Fans ein Stückchen<br />
seines Weges mit.<br />
Und plötzlich blieb Cro stehen. Blieb<br />
stehen und ging nach Hause. Er fragte<br />
sich, was wichtig ist, was echt ist und was<br />
fake. Das Ergebnis war „Tru“.<br />
Wenn man sich überlegt, was echt ist<br />
und was fake, was richtig und was falsch,<br />
kann einem leicht schwindlig werden.<br />
Denn es ist ja so: Ich bin immer ich. Insofern<br />
bin ich immer echt. Aber in echt vielleicht<br />
noch auf dem Weg. Im Englischen<br />
gibt es den Spruch „Fake it till you make<br />
it“, salopp übersetzt „Tu so lange, als ob,<br />
bis du es geschafft hast“. Diese Spielwiese<br />
zwischen Sein und Schein ist der fruchtbare<br />
Nährboden für Social Media.<br />
Und Cro hat sich seinen ganz eigenen<br />
Reim darauf gemacht. Im Video zu „Unendlichkeit“<br />
stürzt er aus einem Fenster,<br />
das aussieht wie ein Instagram-Post, er<br />
fällt an einem Feed von Fotos entlang ins<br />
Leere. Cro spricht aus, was sich andere<br />
nur denken: „Viele Leute auf Instagram<br />
sind fake.“ Die Villa, das Boot, der Urlaub<br />
und die Partys, alles nur getrickst.<br />
„Ich habe sie<br />
für meinen<br />
ersten offiziellen<br />
Deadmau5-Gig<br />
getragen, und alle haben<br />
mich angesehen in der Art<br />
‚Was zur Hölle?‘. Ich habe<br />
sie aufgesetzt – und los!<br />
Ja, ich bin Deadmau5,<br />
hier ist mein Mäusekopf.“<br />
– Deadmau5<br />
Cro ist ein Phänomen. In einer Zeit,<br />
in der es so viele Bilder gibt wie noch nie,<br />
ist er ein Star geworden, weil er sein Gesicht<br />
eben nicht herzeigt, weil er das Spiel<br />
nicht mitspielt und stattdessen lieber<br />
Dinge postet, die ihm wichtig sind und<br />
die ihn inspirieren. Natürlich kündigt er<br />
auch neues Material an oder Konzerttermine.<br />
Seine Maske gibt ihm dennoch<br />
eine Freiheit, sich auszudrücken, die<br />
außergewöhnlich ist. Und Cro scheint<br />
einen gesunden Umgang mit modernen<br />
Kommunikationsplattformen zu haben.<br />
Er verteufelt sie nicht, Verbote oder strikte<br />
Auszeiten vom Smartphone machen das<br />
Leben nur unentspannt, sagt er. Aber<br />
wenn etwas Spannendes passiert, lässt<br />
er das Handy links liegen.<br />
Von Batman bis Spider-Man – auch<br />
Superhelden tragen Masken. Zum Schutz<br />
ihrer wahren Identität. Das findet auch<br />
Cro super. „Ich laufe durch die Straßen<br />
und werde null erkannt, einmal im<br />
Monat vielleicht. Das ist gut für meinen<br />
Charakter. Hätte ich die Maske nicht,<br />
wäre ich, glaube ich, anders zu fremden<br />
„Wenn du eine<br />
Maske aufsetzt,<br />
verlässt du deine<br />
eigene Zeit, und<br />
du lässt die Welt hinter dir,<br />
in der man sich über Aufrichtigkeit<br />
lustig macht,<br />
du bewegst dich in eine Welt<br />
von Superhelden, wo Sailor<br />
Moon und Spider-Man,<br />
die vollkommenen modernen<br />
Role Models, zu finden sind.“<br />
– Pussy Riot<br />
Menschen. Dann hätte ich wahrscheinlich<br />
Starallüren. Wenn ich den Schutzschild<br />
Maske nicht hätte, brauchte ich<br />
den Schutzschild des Arschlochseins.“<br />
Allerdings existieren diese zwei Welten<br />
nicht ohne Konflikte, bei Superhelden<br />
nicht und auch nicht bei Cro. Im Video<br />
zu „Baum“ fährt er einen weißen Lotus<br />
Esprit, wie ihn einst auch James Bond<br />
gefahren hat. Plötzlich steht sein Alter<br />
Ego vor ihm. Carlo und Cro auf Kollisionskurs.<br />
Im Video finden Fiktion und<br />
Traum, virtuelle Realität und das echte<br />
Leben mit atemberaubenden Bildern<br />
zueinander.<br />
„Easy“ ist schon lange her. Das hier<br />
ist große Kunst.<br />
Und gleichzeitig ist es tru.<br />
HOL DIR CRO<br />
IN DEIN BUNDESLAND<br />
Livekonzert-Spezialist Cro ist Headliner beim<br />
<strong>Red</strong> Bull & Ö3 Konzertspektakel am 19. 10.<br />
Acht Städte aus acht Bundesländern (ohne<br />
Wien) treten im Online-Voting gegeneinander<br />
an. Wer die meisten Stimmen erhält, darf<br />
das Konzert austragen.<br />
Alle Infos und Voting unter: redbull.com/<br />
konzertspektakel<br />
44 THE RED BULLETIN
CRO SPECIAL GUEST<br />
CRO<br />
<br />
JOSH. M<strong>AT</strong>HEA<br />
MÖWE
5 - M I N U T E N - C O A C H<br />
01:59<br />
Flieg immer mit<br />
dem Kopf voraus<br />
Wenn ein Flieger fliegt, dann kann er<br />
nicht stehen bleiben. Und der Alpha Jet,<br />
das schnellste Flugzeug unserer Flotte,<br />
ist mit 1000 Kilometer pro Stunde unterwegs.<br />
Das sind knapp 17 Kilometer in<br />
der Minute. Wenn da etwas Unvorhergesehenes<br />
passiert, gibt es keine Zeit<br />
nachzudenken, nicht einmal den Bruchteil<br />
einer Sekunde. Ich kann nicht einfach<br />
rechts ranfahren.<br />
Eine Grundregel des Fliegens lautet:<br />
Jede Möglichkeit muss durchdacht sein.<br />
Damit meine ich nicht nur Notsituationen.<br />
In der Show-Fliegerei musst du<br />
besonders flexibel sein: Mal passt das<br />
Wetter nicht, mal fällt ein Flugzeug<br />
in der Formation aus, oder ein Vogelschwarm<br />
kündigt sich an. Nur durch<br />
sorgfältige Vorbereitung schaffe ich mir<br />
geistigen Freiraum und damit mentale<br />
Ruhe im Cockpit.<br />
Das Durchdenken aller Möglichkeiten<br />
ist eine Technik, die ich in der<br />
Luft wie auch auf dem Boden empfehle.<br />
Selbst wenn du dich auf die abwegigsten<br />
Situationen vorbereitest, kannst du<br />
immer einen Schritt voraus sein!<br />
00:00<br />
Immer mit<br />
der Ruhe<br />
Stefan Doblhammer, 41, ist Pilot des Alpha Jet, des<br />
schnellsten Fliegers der Flying Bulls-Flotte. Um diese<br />
Maschine zu beherrschen, braucht es kluge Vorbereitung<br />
und ruhige Hände. Hier verrät er, wie du cool bleibst,<br />
selbst wenn deine Welt einmal kopfsteht.<br />
00:18<br />
SO<br />
BEHÄLTST<br />
DU DIE<br />
NERVEN<br />
Schaff dir Zeit<br />
zum Durchatmen<br />
Ich achte bei jedem Flug – wirklich bei<br />
jedem! – darauf, zu früh im Cockpit<br />
zu sitzen. Dann habe ich Zeit, um mich<br />
kurz zu besinnen und die Flugstrecke<br />
noch einmal zu visualisieren. Gerade<br />
vor einer Solo-Vorführung schaue ich<br />
hinauf in den Luftraum und male mir<br />
noch einmal in Gedanken aus, wo mein<br />
Flugweg sein wird.<br />
Durchatmen ist wichtig: vor dem<br />
Flug und auch währenddessen. Es<br />
kommt zwar bei einer Air Show wie der<br />
AIRPOWER19 nicht allzu oft vor, aber<br />
es gibt doch immer wieder Momente,<br />
wo es in der Luft recht ruhig dahingeht.<br />
In diesen Situa tionen übe ich eine tiefe<br />
Bauchatmung. Bewusstes Atmen ist<br />
eine der schnellsten Entspannungstechniken,<br />
die du in jeder noch so adrenalingeladenen<br />
Situation anwenden kannst.<br />
Auch nach zwanzig Jahren im Cockpit<br />
gibt es immer wieder Adrenalinschübe.<br />
Das gilt im weiteren Sinne auch<br />
fürs Leben: Achte auf deine Work-Life-<br />
Balance! Das ist nicht bloß ein Modebegriff,<br />
Entspannungsphasen sind<br />
entscheidend für deine Belastbarkeit.<br />
03:07<br />
Leg dir eine<br />
Matrix zurecht<br />
Risikomanagement ist ein wichtiger Teil<br />
meines Jobs. Vor jedem Flug versuche<br />
ich zusammen mit dem Team die Risiken<br />
zu bewerten. Wir gewichten sie<br />
nach Größe der Gefahr und nach der<br />
Wahrscheinlichkeit, dass sie auftreten.<br />
Würden etwa im Alpha Jet beide Triebwerke<br />
ausfallen, wäre das eine immense<br />
Gefahr. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit,<br />
dass das passiert, sehr, sehr<br />
niedrig. Somit ergibt sich ein Gesamtrisiko,<br />
das überschaubar ist.<br />
Fällt hingegen ein Triebwerksinstrument<br />
aus, ist die Gefahr gleich<br />
null, weil ich es nicht unbedingt brauche.<br />
Also ist es gar nicht so schlimm,<br />
selbst wenn es häufig passiert. Für uns<br />
in der zivilen Fliegerei ist nur ein niedriges<br />
Risiko zu akzeptieren.<br />
Du kannst diese Risiko-Matrix auf<br />
jeden Lebensbereich übertragen. Sie<br />
hilft dir, eine Situation einzuschätzen<br />
und auch Grenzen zu setzen. Frag dich<br />
zudem immer: Welche Möglichkeiten<br />
habe ich persönlich, die vorhandenen<br />
Risiken zu kontrollieren oder zu vermeiden?<br />
Sei dir nie zu gut, um auf<br />
Erfahrungen anderer zu hören. Wenn<br />
drei andere vor dir schon in einen<br />
Vogelschwarm geflogen sind, musst du<br />
nicht der Vierte sein.<br />
Schätze jedes<br />
kleine Rädchen<br />
Wenn ich mich in den Alpha Jet setze,<br />
gebe ich einen Teil der Kontrolle an<br />
meine Maschine ab. Ich kann den Flieger<br />
nicht bis zur letzten Schraube kennen<br />
und kann nicht jede selbst festdrehen.<br />
Natürlich bemühe ich mich um technisches<br />
Verständnis. Aerodynamisches<br />
Wissen ist für jeden Piloten wichtig.<br />
Wie kann ich den Alpha Jet fliegen?<br />
Wo liegen die kritischen Bereiche?<br />
MARKUS BERGER/RED BUL CONTENT POOL, MIRO MAJCEN/RED BUL CONTENT POOL EMILY WALTON<br />
01:58<br />
46 THE RED BULLETIN
03:08<br />
„Wenn du dich<br />
auf abwegigste<br />
Situationen<br />
vorbereitest,<br />
kannst du immer<br />
einen Schritt<br />
voraus sein.“<br />
Stefan Doblhammer<br />
In die Luft schauen: AIRPOWER19<br />
Stefan Doblhammer wird mit den Flying Bulls (Bild) am 6. und 7. <strong>September</strong> in Zeltweg abheben. Dazu<br />
gibt es Fluggeräte zum Bestaunen und Testsitzen sowie ein breites Programm. Infos: airpower.gv.at<br />
Aber am Ende muss ich dem Flieger<br />
einfach vertrauen, und das bedeutet,<br />
mich auch auf die Menschen zu verlassen,<br />
die das Flugzeug warten. Techniker<br />
und Boden personal arbeiten<br />
nicht für einen Piloten, sondern mit<br />
ihm. Das, was ich in der Luft mache,<br />
ist das Ergebnis der Arbeit, die viele,<br />
viele andere vorbereitet haben.<br />
Dieses Zusammenspiel mit den<br />
Kollegen lässt sich auf viele Jobs übertragen.<br />
Wenn dir jemand zuarbeitet, vertraue<br />
ihm und zeige ihm Wertschätzung<br />
– ganz egal, wo er in der Hier archie<br />
steht. Interessiere dich dafür, was er<br />
macht. Und bedanke dich dafür.<br />
04:13<br />
Vertrauen ist<br />
gut, nachfragen<br />
ist besser<br />
Teamwork in der Luft beginnt auf dem<br />
Boden. Bei den Flying Bulls weiß jeder,<br />
was der andere in der Luft kann und<br />
was er selbst machen muss. Dazu gibt<br />
es das Briefing. Jedes Manöver ist vorbesprochen.<br />
Beim sogenannten Debriefing<br />
nach der Show gibt es Feedback<br />
und konstruktive Kritik.<br />
Ebenso wichtig ist das zwischenmenschliche<br />
Element. Natürlich achten<br />
wir darauf, dass jemand grundsätzlich<br />
ins Team passt, aber man kann sich nicht<br />
mit jedem gleich gut verstehen. Sei professionell<br />
genug, um mit jedem Kollegen<br />
zusammenzuarbeiten! Das gilt für jeden<br />
guten Teamspieler. Auch die Kommunikation<br />
muss reibungslos funktionieren,<br />
um perfekte Teamarbeit abzuliefern. Zu<br />
diesem Zweck arbeiten wir mit einem<br />
speziellen Wording – kurze, eindeutige<br />
Kommandos wie beim Militär.<br />
Darüber hinaus gibt es einen wichtigen<br />
Leitsatz: „Don’t assume. Ask!“ Einfach<br />
nur etwas anzunehmen kann fatal<br />
sein. Lieber eine Frage zu viel stellen –<br />
das kann auch dir in deinem beruflichen<br />
und privaten Alltag weiterhelfen.<br />
05:00<br />
THE RED BULLETIN 47
Sie erreichen Meilensteine in ihrer Sportart doppelt so schnell wie Männer.<br />
Ihre Muskeln arbeiten ganz anders, als wir dachten. Ihr Geist sowieso. Athletinnen<br />
wie die US-Amerikanerin MORGHAN KING stellen die Wissenschaft vor eine ganz<br />
neue Frage: Sind Frauen für das Gewichtheben besser geeignet als Männer?<br />
Text WILL COCKRELL<br />
Fotos SAM KWESKIN<br />
STARKE<br />
48
FRAU<br />
Morghan King, 33, begann zwar erst<br />
vor sechs Jahren ernsthaft mit dem<br />
Gewichtheben, aber sie ist bereits<br />
jetzt dreifache US-Meisterin in ihrer<br />
Gewichts klasse und trat bei den<br />
Olympischen Spielen 2016 in Rio an<br />
(wo sie Sechste wurde).
Die Gewichtheberin Morghan King hört<br />
eine Menge dämlicher Fragen.<br />
„Du bist also hauptberufliche Bankdrückerin?“,<br />
fragen viele.<br />
(Die Antwort: Nein, nicht wirklich.)<br />
„Du wirst eingeölt, steigst auf eine<br />
Bühne und posierst?“<br />
(Komplett daneben.)<br />
„Aber du bist doch so klein?!“<br />
Stimmt, King ist wirklich winzig – gerade<br />
einmal 1,53 Meter groß und 52 Kilogramm<br />
schwer, um exakt zu sein. Im<br />
Verhältnis zu ihrer Größe ist sie dennoch<br />
einer der stärksten Menschen auf dem<br />
Planeten. Sie ist eine der erfolgreichsten<br />
Gewichtheberinnen der USA – und das,<br />
obwohl die 33-Jährige erst vor sechs Jahren<br />
ernsthaft damit angefangen hat.<br />
Noch in dem Jahr, in dem sie sich<br />
für eine Profi-Karriere entschied, gewann<br />
King die ersten regionalen Meisterschaften<br />
in ihrer Gewichtsklasse. Später das American<br />
Open. 2015 brach sie den Rekord<br />
der Frauen bei den Pan American Games.<br />
King verwendet Klebebänder<br />
an den Daumen, um ihre Haut<br />
zu schützen. Magnesium hält<br />
ihre Hände trocken.<br />
Im Jahr 2016 repräsentierte sie die Vereinigten<br />
Staaten bei den Olympischen<br />
Spielen in Rio de Janeiro. Nun ist sie eine<br />
der Favo ritinnen für Tokio 2020.<br />
Morghan King ist nicht nur eine bemerkenswerte<br />
Athletin. Sie ist auch ein<br />
Symbol: Sie trug massiv dazu bei, Frauen<br />
das Gewichtheben nahezubringen – und<br />
sie hat entscheidenden Anteil daran, dass<br />
Frauen zur am schnellsten wachsenden<br />
Zielgruppe des lange Zeit ausschließlich<br />
männlichen Sports wurden.<br />
Wie viel bedeutet ihr das, eine Vorzeige-<br />
Powerfrau zu sein?<br />
„Ich kann mich erinnern, dass ich<br />
in der vierten Klasse Michael Johnsons<br />
200-Meter-Rekord brechen wollte“, sagt<br />
sie. „Ganz offensichtlich denke ich nicht<br />
in Geschlechterkategorien.“<br />
Wahrscheinlich hat jeder, der in den<br />
letzten fünfzig Jahren Mitglied in einem<br />
Fitnessstudio war, die eine oder andere<br />
Art von Gewichtstraining gemacht. Aber<br />
wie viele können sagen, was ein „clean<br />
and jerk“ ist, oder auch nur einen Namen<br />
eines olympischen Goldmedaillengewinners<br />
im Gewichtheben nennen?<br />
Nach fast einem Jahrhundert als olympische<br />
Randsportart (1920 wurden erstmals<br />
um Medaillen Hanteln gestemmt)<br />
bekommt das Gewichtheben endlich die<br />
Aufmerksamkeit, die es verdient. Der<br />
US‐Verband USA Weightlifting verzeichnete<br />
zwischen 2012 und 2016 einen Anstieg<br />
der Mitgliederzahlen um 125 Prozent.<br />
Zuwachs gibt es vor allem bei den<br />
Frauen. Sie machen mittlerweile 35 Prozent<br />
der Mitglieder aus, im Vergleich zu<br />
bloß 19 Prozent im Jahr 2007.<br />
Für manche ist das eine Folge der Olympischen<br />
Spiele 2000 in Sydney, bei denen<br />
Frauen erstmals als Gewicht hebe rinnen<br />
zugelassen waren und eine US-Amerikanerin<br />
– Tara Nott – die erste Goldmedaille<br />
der Geschichte gewann. Andere führen<br />
den Trend auf die Gewichtseinheiten beim<br />
populären CrossFit zurück.<br />
Und wieder andere machen Morghan<br />
King dafür verantwortlich.<br />
Vom College-Fußball wechselte King<br />
erst zu Halbmarathons und Triathlons.<br />
Dann entdeckte sie CrossFit für sich. Sie<br />
war auffallend talentiert, aber CrossFit<br />
war nur die Einstiegsdroge in den Kraftsport.<br />
„Ich war fit und fühlte mich gut,<br />
aber irgendwas fehlte“, erinnert sie sich.<br />
„Ich wollte einen echten Sport. Ich wollte<br />
stärker werden und begann mich auf das<br />
Gewichtheben zu konzentrieren. Warum?<br />
Gewichtheben gab mir das Gefühl, ich<br />
könnte alles kontrollieren. Alles hing von<br />
mir ab. Das gab mir wirklich Kraft. Mein<br />
ganzes Leben war ich die Kleine gewesen,<br />
hatte mich immer beweisen müssen.“<br />
Wenn man sich in der Szene umhört,<br />
wird der Frauen-Boom oft mit den perfekten<br />
weiblichen Anlagen für diesen<br />
Sport in Zusammenhang gebracht – freilich<br />
ist wissenschaftlich noch gar nicht<br />
belegt, ob diese Anlagen tatsächlich so<br />
perfekt sind. Manche Leistungen sind<br />
aber jedenfalls so beeindruckend, dass<br />
sich Sportwissenschaftler zunehmend<br />
für die physio logi schen Hintergründe<br />
inter essieren.<br />
Neueste Untersuchungen klingen ziemlich<br />
spektakulär – und die bloßen Fakten<br />
auch: Die Männer brauchten sechzig<br />
Jahre – von der ersten Weltmeisterschaft<br />
1891 bis zum Jahr 1951 –, bis der erste<br />
von ihnen in der Lage war, 180 Kilo zu<br />
stemmen. Es dauerte zehn weitere Jahre,<br />
bis der erste Mann sein doppeltes Körpergewicht<br />
schaffte.<br />
Die ersten Frauenwettbewerbe fanden<br />
erst im Jahr 1987 statt. Doch um die erwähnten<br />
zwei Meilensteine zu erreichen,<br />
brauchten die Frauen gerade einmal halb<br />
so lang wie die Männer.<br />
50 THE RED BULLETIN
„Gewichtheben<br />
gibt mir das Gefühl,<br />
alles kontrollieren<br />
zu können.“<br />
King war schon immer sportlich,<br />
aber Gewichtheben war das, was ihr<br />
insgeheim immer gefehlt hatte.
King demonstriert den „clean and jerk“, das<br />
Hochstoßen der Langhantel. „In Wirklichkeit<br />
habe ich mich in diesen Sport verliebt, weil<br />
er so selten perfekt ist“, erklärt sie.<br />
King ist sich auch ohne wissenschaftliche<br />
Studien ihrer Vorbildwirkung<br />
bewusst. „Eines der nettesten Dinge<br />
sagte mir meine Freundin Holley<br />
Mangold (die 2012 bei den Olympischen<br />
Spielen antrat; Anm.): ‚Ich hoffe, du<br />
merkst, welchen Einfluss du auf alle diese<br />
jungen Gewichtheberinnen hast – du<br />
zeigst ihnen, was Frauen draufhaben<br />
können, egal wie groß sie sind.‘“<br />
Den wachsenden Frauenanteil bemerkt<br />
auch der ehemalige olympische Gewichtheber<br />
Jasha Faye. Er ist der Besitzer von<br />
Marin Heavy Athletics, einem Fitnessstudio<br />
in der Nähe von San Francisco,<br />
das sich auf olympisches Gewichtheben<br />
spezialisiert hat. Laut Faye sind die Hälfte<br />
seiner Kunden Frauen. Als er im April<br />
2017 einen lokalen Wettbewerb organisierte,<br />
kamen auf 22 teilnehmende<br />
Frauen nur acht Männer.<br />
Mit gut 1,80 Meter Körpergröße und<br />
einem Gewicht von 100 Kilo, Tattoos von<br />
der Brust bis zu den Zehen und einem<br />
beeindruckenden Bart sieht Jasha Faye<br />
wie ein typischer CrossFit-Trainer aus.<br />
Aber tatsächlich ist er ein Gewichtheber<br />
der alten Schule.<br />
Als der heute 46-Jährige mit 13 Jahren<br />
begann, Gewichte zu stemmen, gab es in<br />
und um San Francisco nur eine Handvoll<br />
Gewichtheberinnen. Jim Schmitz war<br />
einer der Ersten, die in den Siebzigern<br />
anfingen, Frauen zu trainieren.<br />
Schmitz, heute 73, erinnert sich an<br />
Feuerwehrfrauen, Bauarbeiterinnen und<br />
Polizistinnen, Pionierinnen in ihren Jobs,<br />
die ihre Kraft trainieren wollten. Einige<br />
von ihnen wollten sich sogar in Wettbewerben<br />
messen – aber damals gab es<br />
noch keine eigenen für Frauen. Also traten<br />
sie gegen Männer an. „Einige meiner ersten<br />
Wettbewerbe verlor ich gegen Frauen“,<br />
erinnert sich Jasha Faye.<br />
1987 genehmigte die International<br />
Weightlifting Federation die erste Weltmeisterschaft<br />
für Frauen. Zehn Jahre später<br />
wurde die sogenannte „lady bar“ vorgestellt.<br />
Die Hantelstange für Frauen war<br />
kürzer, angeblich besser für kleinere Hände<br />
geeignet und wog mit 15 Kilogramm<br />
um 5 Kilo weniger als die der Männer.<br />
„Die Frauen sind die, die jeden Tag<br />
trainieren“, sagt Faye. „Sie sind zäher,<br />
sie hören zu, sie sind nicht dickköpfig<br />
und nicht egogetrieben.“ Morghan King<br />
ergänzt: „Ich glaube, dass Frauen mehr<br />
nach Perfektion streben. Wir Frauen gehen<br />
technischer an die Sache ran. Wir fragen<br />
nach dem ‚Warum‘, und wir haben Folgefragen.<br />
Wir sind lernbereiter.“<br />
Wenn all die extrem kraftvollen Bewegungen<br />
zu einem perfekten Heber zusammenkommen<br />
– das sei der Moment,<br />
nach dem Frauen süchtig werden, glaubt<br />
King. „Tatsächlich habe ich mich in diesen<br />
Sport verliebt, weil er so selten perfekt<br />
ist“, erklärt sie. „Und genau deshalb erlebt<br />
man magische Momente darin.“<br />
„Man kann die Erfolge von Frauen<br />
besser einschätzen, wenn man Gewichtheben<br />
nicht als Kraftsport betrachtet“,<br />
sagt Jasha Faye. „Du stemmst zwar ein Gewicht,<br />
aber es kommt auf die Bewegung<br />
an, die du ausführst, und die hat einen<br />
Anfang und ein Ende. Und es geht sehr<br />
stark um die Technik. Die kannst du im<br />
Laufe der Zeit perfektionieren.“<br />
Challen Schleh, 32, fing vor zwei Jahren<br />
an, mit Jasha Faye zu trainieren. Mit dem<br />
Stemmen des ersten Gewichts war es um<br />
sie geschehen. Während einer kurzen<br />
Phase als CrossFit-Trainerin machten ein<br />
52 THE RED BULLETIN
paar Frauen besonderen Eindruck auf sie.<br />
Etwa in ihrem Alter, stemmten die Frauen<br />
aberwitzig schwere Ge wichte. Natürlich<br />
hatte Schleh in ihren CrossFit-Kursen<br />
schon Leute beim Gewichtheben beobachtet,<br />
aber nicht auf diesem Niveau.<br />
„Ich spürte die Urgewalt, es ging ums<br />
Wesentliche“, erinnert sie sich, „auf einmal<br />
eröffnete sich mir eine ganz neue Perspektive,<br />
eine neue Art des sportlichen Seins.“<br />
Faye arbeitet wie ein Tenniscoach.<br />
Er schindet seine Gewichtheber nicht bis<br />
zur Erschöpfung, es geht ihm nicht um<br />
das letzte Zusatzgewicht, sondern um die<br />
technische Präzision. Für Challen Schleh<br />
hat der richtige Bewegungsablauf auch<br />
seine eigene Schönheit. Früher wählte sie<br />
selbst ihren Sport, nun hat der Sport sie<br />
„Beim Gewichtheben<br />
geht es um Geschicklichkeit.<br />
Du brauchst<br />
keine mächtigen Muskeln,<br />
um gut zu sein.“<br />
gewählt, sagt sie. „Ich mache noch immer<br />
Yoga und gehe wandern. Aber Gewichtheben<br />
ist meine Obsession geworden.“<br />
Niemand war vom Erfolg und der<br />
Leistungsexplosion der Gewichtheberinnen<br />
mehr überrascht als<br />
die Sportwissenschaft. Das ist wohl<br />
auch der Grund, warum es überraschend<br />
wenige Untersuchungen über<br />
die Körperkraft von Frauen gibt und noch<br />
weniger über Gewichtheberinnen. Darum<br />
erstellen viele Trainer ihre Trainingspläne<br />
nach Bauchgefühl.<br />
„Lange stammten die einzigen wissenschaftlichen<br />
Daten über das Gewichtheben<br />
im Allgemeinen aus dem Russland der<br />
1980er, also aus der Sowjet-Ära“, erklärt<br />
Andy Galpin, Professor an der California<br />
State Univer sity, Fullerton. „Und will man<br />
die Frauen im Speziellen ansehen, gab es<br />
überhaupt keine Daten.“<br />
Galpin arbeitet mit Sportlern aller<br />
Sparten, aber dem Gewichtheben gilt sein<br />
besonderes Inter esse. Er ist selbst aktiver<br />
Gewichtheber, betreibt einen Verein und<br />
arbeitet seit eineinhalb Jahren mit King.<br />
Frustriert über den Mangel an Daten und<br />
entschlossen, Neuland in der Trainingsphysiologie<br />
zu betreten, starteten Galpin<br />
und sein Team 2018 eine eigene Studie.<br />
Die erste Phase endete mit der Sammlung<br />
der Beinbiopsien von 15 Profi-Gewichtheberinnen,<br />
King eingeschlossen. Obwohl<br />
Galpin die Dauer der Studie auf zwei bis<br />
fünf Jahre anberaumt, kristallisieren sich<br />
schon jetzt erstaunliche Erkenntnisse über<br />
die Arbeit der Muskulatur heraus. „Unter<br />
anderem untersuchen wir an den Muskelfasern,<br />
wie viel Prozent davon langsam<br />
zuckend beziehungsweise schnell zuckend<br />
sind“, erklärt er. (Die schnell zuckenden<br />
Muskelfasern sind für schnelle Bewegungen<br />
verantwortlich; Anm.) „Lange Zeit nahm<br />
man an, Frauen hätten überwiegend langsame<br />
Muskelfasern. Wir sehen jetzt aber<br />
exakt das Gegenteil. Manche Frauen haben<br />
fast nur schnelle Fasern, ganz entgegen<br />
der Lehrmeinung. Vielleicht führt uns das<br />
zum Schluss, dass Frauen für diesen Sport<br />
genauso gut geeignet sind wie Männer –<br />
oder vielleicht sogar besser?“<br />
Galpin ist ziemlich zuversichtlich, dass<br />
uns die Gemeinsamkeiten von Männern<br />
und Frauen überraschen werden. Der frühere<br />
Elite-Gewichtheber Andrew „Bud“<br />
Charniga beschäftigt sich seit mehr als<br />
vierzig Jahren mit dem Sport, hielt sogar<br />
THE RED BULLETIN 53
einmal einen Junioren-Weltrekord und<br />
arbeitete mit Frauenteams aus China<br />
und Russland zusammen. In einem seiner<br />
Artikel zum <strong>The</strong>ma erklärt er, dass „es<br />
schwer vorstellbar ist, dass es einen Kraftsport<br />
gibt, der besser für den weiblichen<br />
Körper gemacht wäre als Gewichtheben“.<br />
Für Charniga, der auch seine Tochter<br />
trainiert, sind größere Beweglichkeit<br />
und geringere Muskelspannung<br />
zentrale Merkmale talentierter<br />
Gewichtheberinnen. „Bei diesem<br />
Sport geht es um Geschicklichkeit“,<br />
erklärt er. „Du brauchst keine mächtigen<br />
Muskeln, um gut zu sein. Du musst auch<br />
nicht aggressiv sein – das verspannt nur<br />
die Muskeln. Relaxt ranzu gehen ist ein<br />
Vorteil. Es erlaubt dir, die Elastizität deiner<br />
Muskulatur zu nutzen.“<br />
Besonders interessiert ist Charniga am<br />
Testosteronspiegel der Frauen (Testosteron<br />
ist das männliche Sexualhormon; Anm.).<br />
Der hat nämlich Einfluss darauf, wie oft<br />
„Mittlerweile werde ich<br />
auf der Straße erkannt“:<br />
Morghan King, Hoffnungsträgerin<br />
ihrer Sportart<br />
man trainieren und wie schnell man sich<br />
vom Training erholen kann. Charnigas<br />
Vermutung: Ihr niedriger Testosteronspiegel<br />
helfe den Gewichtheberinnen,<br />
die gewaltigen Belastungen leichter zu<br />
bewältigen.<br />
Andy Galpin meint zwar, dass an diesem<br />
Ansatz etwas dran sein könnte, warnt<br />
aber davor, einen Trainingsplan darauf<br />
aufzubauen, bevor man Genaueres wisse.<br />
„Es könnte auch das Östrogen sein, das<br />
die Erholung fördert“, erläutert er (Östrogen<br />
ist das weibliche Sexualhormon; Anm.).<br />
Frauen haben zwei<br />
wichtige Meilensteine<br />
des Gewichthebens<br />
doppelt so schnell<br />
erreicht wie Männer.<br />
„Aber wir wissen es noch nicht. Wir wissen<br />
bloß, dass es Vorteile gibt, die Frauen<br />
Männern gegenüber haben. Jetzt müssen<br />
wir nur noch herausfinden, welche das<br />
sind.“<br />
Galpin betont zwar, kein Sportpsychologe<br />
zu sein. Doch er glaubt, dass Frauen<br />
nicht nur körperlich, sondern auch geistig<br />
besser fürs Gewichtheben gerüstet sind<br />
als Männer.<br />
„Ich habe schon mit einigen Olympiateilnehmerinnen<br />
und professionellen<br />
Athletinnen gearbeitet und muss sagen,<br />
dass Frauen Kritik viel besser aufnehmen<br />
als Männer“, sagt er. „Ich brauche Frauen<br />
niemals zu etwas zu überreden – sie wollen<br />
einfach eine fundierte Anleitung, ich<br />
gebe sie ihnen, und dann ziehen sie ihr<br />
Ding durch.“<br />
Für die meisten Frauen, die Gewichtheben<br />
in ihr Trainingsprogramm eingebaut<br />
haben, spricht der Fitnessgewinn<br />
für sich selbst. Viele sehen im Gewichtheben<br />
die ultimative Symbiose der vier<br />
Grundbewegungen Drücken, Ziehen,<br />
Springen und In-die-Hocke-Gehen. Deswegen<br />
bauen es auch alle Profisportler,<br />
vom Basketballspieler bis zum Wrestler,<br />
in ihr Training mit ein.<br />
Die Skifahrerin Mikaela Shiffrin,<br />
Doppel olympiasiegerin und fünffache<br />
Weltmeisterin, hebt Gewichte, um bei<br />
ihren Slalomläufen mehr Körperspannung<br />
halten zu können. Die Sprinterin LoLo<br />
Jones stemmt, um das Letzte rauszuholen,<br />
wenn sie über die Hürden springt.<br />
„Man nutzt den ganzen Körper, alles<br />
spielt zusammen“, erklärt Faye. „Man<br />
trainiert keinen Körperteil einzeln, man<br />
zerteilt keinen Bewegungsablauf. Dürfte<br />
man nur ein einziges Training ausüben, das<br />
möglichst viele Körperbereiche auf einmal<br />
einbezieht, wäre es Gewicht heben.“<br />
Morghan King lebt wie alle Profisportler,<br />
die für Olympia trainieren,<br />
in einer Blase aus Training,<br />
Aufbaushakes und Ruhephasen.<br />
Trotzdem hat sie immer noch<br />
eine enge Verbindung zum Hobbysport.<br />
Beim Training in Rumänien fiel ihr auf,<br />
hauptsächlich von Frauen umgeben zu<br />
sein. „Vor fünf Jahren wären es zu siebzig<br />
Prozent Männer gewesen“, sagt sie.<br />
Das Fitnessstudio, in dem sie immer<br />
trainiert, hat jetzt zehn Gewichthebeplattformen.<br />
Und die Leute erkennen sie<br />
auf der Straße.<br />
„Vor kurzem war ich in einem dieser<br />
Sportclubs, wo sie einen Pool, Tennisplätze,<br />
Sauna und all das haben“, erzählt<br />
sie. „Während ich Gewichte stemmte,<br />
kam ein Mädel zu mir rüber und fragte<br />
mich, ob ich Morghan King sei. Sie hatte<br />
D<br />
54 THE RED BULLETIN
„Wir hören nicht mehr<br />
auf Leute, die uns sagen,<br />
was wir machen dürfen.<br />
Wir entscheiden selbst.“<br />
Trainingsvorbereitung auf Olympia 2020. Bei<br />
den Olympischen Spielen 2016 überbot King<br />
einen 16 Jahre alten US-amerikanischen Rekord<br />
und belegte den sechsten Platz.<br />
gerade einen Kurs für eine Zulassung als<br />
Wettkampf-Gewichtheberin im Verband<br />
gemacht – und stell dir vor, sie war noch<br />
kleiner als ich!“<br />
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Wie Charniga hat auch Jasha Faye eine<br />
Tochter, die leidenschaftlich Gewichte<br />
hebt. Sie ist gerade einmal 14 Jahre alt.<br />
„Isabella liebt das Gewichtheben, und<br />
sie liebt ihr Team“, sagt Faye. „Sie ist umgeben<br />
von starken, schönen Frauen, die<br />
früh ins Bett gehen und sich gesund ernähren,<br />
weil sie mit Leidenschaft bei der<br />
Sache sind. Es macht sie total stolz, wenn<br />
sie mit dem Wissen zur Schule geht, dass<br />
sie davor schon trainiert hat.“<br />
Andere Frauen zu inspirieren scheint<br />
für King eine ebenso große Motivation<br />
zu sein, wie Medaillen zu gewinnen. Die<br />
Frauen, die bei Olympischen Spielen antreten,<br />
treiben sie ebenso an wie die nachdrängenden<br />
Amateure. „Viele dieser Sportlerinnen<br />
würden wohl über sich sagen:<br />
‚In meiner Jugend war ich ein Tom boy‘“,<br />
meint King. „Man sitzt zwischen den<br />
Stühlen – man ist immer noch feminin,<br />
aber man passt nicht in eine Schublade.“<br />
Und das ist gut so: „Wir hören nicht<br />
mehr auf Leute, die uns sagen, was wir<br />
machen dürfen. Wir entscheiden selbst.<br />
Da draußen gibt es viele ‚kleine Mädchen‘,<br />
die die Burschen in den Schatten stellen,<br />
und das ist vollkommen normal – das ist<br />
eine tolle Sache.“<br />
Folge @kingmorghan auf Instagram<br />
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DER WEG<br />
DER GIGANTEN<br />
LEONARDO DiCAPRIO und BRAD PITT residieren seit Jahrzehnten im<br />
Hollywood-Olymp. Nun stehen sie erstmals gemeinsam vor der Kamera –<br />
für Quentin Tarantino. Hier erzählen sie, wie du an der Spitze überlebst:<br />
indem du mutige Entscheidungen triffst und deine Reise trotzdem genießt.<br />
Interview RÜDIGER STURM<br />
56
ANDREAS RENTZ/GETTY IMAGES<br />
Cooles Trio: Regisseur<br />
Quentin Tarantino (li.), 56,<br />
Leonardo DiCaprio, 44,<br />
und Brad Pitt, 55, bei der<br />
Premiere von „Once Upon<br />
a Time … in Hollywood“<br />
diesen Mai in Cannes
„ ICH HABE NOCH IMMER DEN HUNGER, ETWAS TOLLES<br />
ZU ERSCHAFFEN, WAS MICH AUCH SELBST BEWEGT.“<br />
LEONARDO Di CAPRIO<br />
einig: Das Entscheidende ist, dass du in<br />
dem, was du tust, eine Bedeutung findest.<br />
Wenn uns das weiterhin gelingt, werden<br />
wir in unserer jeweiligen Karriere auch<br />
einen passenden Übergang in eine neue<br />
Phase erleben – so nach dem Beispiel von<br />
Anthony Hopkins oder Gene Hackman.<br />
In<br />
dieser Liga spielen nur ganz wenige mit.<br />
Brad Pitt, 55, und Leonardo DiCaprio,<br />
44, zählen zu jenen Hollywoodstars, die<br />
einen Film ganz allein schultern können –<br />
künstlerisch und an der Kinokasse. Wobei<br />
sich zwischen den Karrieren der beiden<br />
Oscar-Gewinner eine auffallende Parallele<br />
zeigt: Im Gegensatz zu anderen Großkalibern<br />
ihrer Generation haben sie sich<br />
niemals auf eine bestimmte Rolle festlegen<br />
lassen. Während Kollegen wie<br />
Johnny Depp (als Jack Sparrow), Tom<br />
Cruise (Ethan Hunt) oder Robert Downey<br />
jr. (Tony Stark) ihre Millionen zunehmend<br />
in Serie(n) scheffeln, suchen Pitt und<br />
DiCaprio mit jedem neuen Filmprojekt<br />
eine neue Herausforderung – und wagen<br />
damit jedes Mal enorm viel.<br />
In Quentin Tarantinos zehnter Regiearbeit<br />
„Once Upon a Time … in Hollywood“<br />
stehen die beiden Superstars nun<br />
erstmals gemeinsam vor der Kamera, und<br />
Regie-Legende Tarantino verspricht „das<br />
aufregendste Star-Duo seit Paul Newman<br />
und Robert <strong>Red</strong>ford“. Wir haben Pitt und<br />
DiCaprio zum Interview gebeten, um<br />
die beiden zu einem <strong>The</strong>ma zu be fragen,<br />
in dem sie nachweislich Experten sind:<br />
Wie überlebt man dauerhaft in der<br />
dünnen Luft ganz an der Spitze?<br />
the red bulletin: Brad, Leo, in<br />
eurem neuen Film „Once Upon a Time<br />
… in Holly wood“ gibt Leo einen Schauspieler,<br />
der seine besten Tage lange<br />
hinter sich hat. Von euch beiden kann<br />
man das wohl nicht behaupten …<br />
brad pitt: Stimmt, aber auch wir haben<br />
ein Ablaufdatum, das ist uns deutlich<br />
bewusst. Umso mehr wissen wir daher<br />
die Zeit zu schätzen, die wir bislang in<br />
dieser privilegierten Position an der Spitze<br />
zubringen durften. Leo und ich haben uns<br />
lange darüber unterhalten und sind uns<br />
Um in diese Position zu gelangen, habt<br />
ihr beide euch mittlerweile fast dreißig<br />
Jahre an der Spitze halten müssen.<br />
Wie überlebt man das?<br />
leonardo dicaprio: Ich glaube, das hat<br />
viel mit Ernsthaftigkeit und einer gewissen<br />
Demut zu tun. In meinen Augen sind Filme<br />
die wichtigste moderne Kunstform. Wir<br />
empfinden es als Ehre und Privileg, dass<br />
wir ein Teil davon sein dürfen. Brad und<br />
ich haben ungefähr zur selben Zeit in dieser<br />
Branche angefangen und wissen beide,<br />
dass es immer nur eine Chance gibt, den<br />
Durchbruch zu schaffen – und wie schwer<br />
es ist, diese eine Chance zu bekommen.<br />
Vom vielzitierten richtigen Ort zur richtigen<br />
Zeit rede ich da noch gar nicht …<br />
pitt: Es ist ungefähr so, als würdest du<br />
in der Lotterie gewinnen. Es gibt so verdammt<br />
viele talentierte Leute da draußen.<br />
Der Trick besteht also darin, dass du auch<br />
im Zimmer bleibst, sobald du es zur Tür<br />
hinein geschafft hast. Wir beide hatten<br />
die Gelegenheit, zu lernen, wie das geht.<br />
Deshalb haben wir überlebt und unseren<br />
eigenen Weg gefunden.<br />
Wie lässt sich dieser eigene Weg in<br />
einem derart schnelllebigen Business<br />
überhaupt beeinflussen?<br />
dicaprio: In erster Linie, indem man<br />
immer und ohne Kompromisse versucht,<br />
die richtigen Projekte auszuwählen. Wir<br />
haben hart an Filmen gearbeitet, die für<br />
uns eine kreative Herausforderung und<br />
gleichzeitig auch große Kunstwerke waren.<br />
Woher kommt dieser Antrieb?<br />
dicaprio: Ich komme aus keiner allzu<br />
wohlhabenden Familie und war wohl<br />
auch deshalb besonders ambitioniert.<br />
Außerdem bin ich in Los Angeles aufgewachsen,<br />
mir war also von Anfang an<br />
klar, wie schwer es ist, als Schauspieler<br />
Arbeit zu bekommen – was mich nur noch<br />
mehr motiviert hat. Woher dieser Antrieb<br />
stammt, weiß ich selbst nicht so genau. Es<br />
ist eher wie das Bedürfnis, einen Hunger<br />
zu stillen – aber es ist kein Hunger nach<br />
Reichtum oder Berühmtheit.<br />
Sondern?<br />
dicaprio: Der Hunger, etwas Tolles zu<br />
schaffen, was mich selbst bewegt. Und<br />
das ist keineswegs einfach. Du denkst dir:<br />
„Hey, ich habe das richtige Material und<br />
einen tollen Regisseur“ – und dann geht<br />
es trotzdem schief. Aber du musst immer<br />
dranbleiben und weitermachen, dir sagen:<br />
„Ich will, dass etwas Großartiges dabei<br />
herauskommt.“ Diese Einstellung hat sich<br />
bis heute nicht geändert.<br />
ART STREIBER/SONY PICTURES<br />
58 THE RED BULLETIN
Diese Besetzung sitzt:<br />
Quentin Tarantino mit<br />
seinen Hauptdarstellern<br />
Leonardo DiCaprio, Margot<br />
Robbie und Brad Pitt<br />
„ DER GROSSE FEHLER LIEGT, GLAUBE ICH, DARIN,<br />
IM RESULT<strong>AT</strong> NACH DER BEDEUTUNG ZU SUCHEN.<br />
DU FINDEST DIE BEDEUTUNG IM TUN.“ BRAD PITT<br />
pitt: Man darf auch nicht vergessen,<br />
dass du für einen Film viel Lebenszeit<br />
investieren musst – das können schon mal<br />
ein bis zwei Jahre sein. Bei einer großen<br />
Rolle kann allein die Vorbereitung an die<br />
sechs Monate dauern, und dann bist du<br />
auch noch in die Nachbereitung involviert.<br />
Die Sache sollte also richtig Gewicht<br />
haben. Schließlich weiß ich nicht, wie<br />
viel Zeit mir selbst noch bleibt.<br />
Wie erkennt man, ob ein Filmprojekt<br />
das Zeug zu etwas Großartigem hat?<br />
dicaprio: Du kannst es naturgemäß nur<br />
erahnen. Allerdings weißt du, was du nicht<br />
willst. Tatsächlich besteht ein wichtiger<br />
Teil des Filmemachens darin, dass du dich<br />
mit dem Regisseur darauf einigst, was du<br />
nicht magst und was du nicht tun willst.<br />
Das gibt dir eine Ausgangsbasis, um auszuloten,<br />
was du wirklich tun möchtest.<br />
pitt: Ganz wichtig für mich ist, dass ich<br />
Dinge nicht wiederhole. Ich will mich<br />
weiterbewegen, auf Gedeih und Verderb.<br />
Ich kann nicht zurück. Das ist auch bei<br />
meinen Reisen so. Wenn ich erst mal<br />
aufgebrochen bin und feststelle, dass ich<br />
meine Brille oder meinen Führerschein<br />
vergessen habe, kehre ich nicht um. Daher<br />
wähle ich Projekte nach einem schwer<br />
beschreibbaren Gefühl, dass nämlich<br />
dieses nächste Projekt mir etwas Neues,<br />
anderes bietet. Und dann bleib ich dran.<br />
Also gut, man entscheidet sich für<br />
ein Projekt, das einem viel bedeutet.<br />
Was ist der nächste Schritt?<br />
dicaprio: Ich halte Recherchen für den<br />
wahrscheinlich unterschätztesten Teil<br />
THE RED BULLETIN 59
eim Filmemachen. Im Zuge der Vorproduktion<br />
musst du deine Figuren genau<br />
analysieren. Wenn du beim Dreh nicht<br />
schon einen ganzen Wissensschatz zu diesen<br />
Personen und ihren Verhaltensweisen<br />
aufgebaut hast, wenn du dich darin nicht<br />
sattelfest fühlst, dann kannst du sie nicht<br />
authentisch darstellen. Denn es wird<br />
immer unangenehme Überraschungen<br />
geben. Dinge ändern sich tagtäglich, du<br />
änderst deine Meinung, der Regisseur<br />
ändert seine … In diesen Momenten<br />
kannst du nur richtig reagieren, wenn<br />
du in deiner Rolle ganz zu Hause bist.<br />
pitt: Und du musst den Schaffensprozess<br />
genießen. Das ist auch einer der Gründe,<br />
warum sich kein anderer Dreh mit dem<br />
eines Tarantino-Films vergleichen lässt –<br />
wegen seiner Liebe zum Film. Manchmal<br />
sagt Quentin nach einer Einstellung: „Wir<br />
haben’s im Kasten. Aber wir werden’s<br />
noch mal drehen. Und warum …?“ Dann<br />
ruft die ganze Crew im Chor: „… weil wir<br />
es lieben, Filme zu machen.“ Mit dieser<br />
Einstellung führt er das ganze Team.<br />
dicaprio: Brad hat recht. Das würde ich<br />
Pitt und DiCaprio in<br />
Cannes: „Eine Karriere<br />
beim Film gleicht einer<br />
Achterbahnfahrt. Es geht<br />
immer rauf und runter.“<br />
„WENN DU NICHT AN DEIN PROJEKT GLAUBST, DANN ERWEIST DU IHM<br />
EINEN BÄRENDIENST – DU ENTEHRST ES.“ LEONARDO Di CAPRIO<br />
auch meinem jüngeren Ich raten: Treib<br />
dich an, nimm alles ernst! Versuch das<br />
Unmögliche! Und genieße deine Reise.<br />
Hollywood ist allerdings nicht unbedingt<br />
als Ort für Friede, Freude,<br />
Eierkuchen bekannt. Ist es nicht eher<br />
das ungemütliche Haifischbecken?<br />
pitt: Ich weiß, es gibt die Ansicht, dass<br />
jeder in Hollywood Nabelschau betreibt<br />
und nur in „Ich, Ich, Ich!“-Kategorien<br />
denkt. Das will ich gar nicht bestreiten,<br />
aber das gibt es in allen Branchen. Und<br />
die für mich interessantesten Leute in<br />
unserem Beruf sind diejenigen, die Dinge<br />
hinterfragen und sich für intelligente,<br />
provokante Ideen interessieren. Das sind<br />
Menschen, die beim Geschichtenerzählen<br />
nach sich selbst, nach dem Wert des<br />
Erzählten, nach Antworten und tieferer<br />
Bedeutung suchen.<br />
dicaprio: Was nicht heißt, dass es nicht<br />
auch Meinungsverschiedenheiten geben<br />
kann. Ich kann ganz unverblümt offen<br />
sein. Das habe ich in meinen Genen.<br />
Das mag manchmal zu Spannungen mit<br />
meinen Mitstreitern führen, aber das ist<br />
etwas Gutes. Denn ansonsten machst du<br />
etwas, woran du nicht glaubst. Und wenn<br />
du nicht an dein Projekt glaubst, dann<br />
erweist du ihm einen Bärendienst, du entehrst<br />
es. Ich glaube, kein Regisseur kann<br />
von mir behaupten, dass ich mit meiner<br />
Meinung zu Projekten je hinterm Berg<br />
gehalten hätte. Und ich hoffe, dass diese<br />
Filme dadurch besser geworden sind.<br />
pitt: Leo und ich haben mit sehr aufgeschlossenen<br />
und intelligenten Leuten<br />
gearbeitet. Und dabei kommt es natürlich<br />
auch zu Diskussionen. Wenn dir klar ist,<br />
dass du es mit einer inspirierenden Person<br />
zu tun hast, dann kannst du etwas von ihr<br />
lernen. Deshalb mag ich es, mit Regisseuren<br />
zu arbeiten, die schlauer sind als ich.<br />
Was kann man denn von Quentin<br />
Tarantino lernen?<br />
pitt: Quentin will alles real in der Kamera<br />
einfangen. Da gibt es keine Computereffekte.<br />
Meine Figur, ein Stuntman, hat<br />
eine ganz lange Kampfszene mit Bruce<br />
60 THE RED BULLETIN
„ ICH WILL MICH NICHT WIEDERHOLEN, SONDERN<br />
MICH WEITERBEWEGEN, AUF GEDEIH UND VERDERB.<br />
ICH KANN NICHT ZURÜCK.“ BRAD PITT<br />
ANDREAS RENTZ/GETTY IMAGES, <strong>2019</strong> SONY PICTURES ENTERTAINMENT DEUTSCHLAND GMBH (3)<br />
Lee. Und Quentin sagte: „Wir drehen das<br />
alles in einer Einstellung – ohne Schnitte.“<br />
Darauf ich: „Aber du kannst es doch<br />
danach so schneiden, dass es genau so<br />
wirkt.“ Aber er blieb hart: „Wenn wir alles<br />
in einer Einstellung bringen, dann muss<br />
das auch exakt so gefilmt werden.“ Und<br />
genau das haben wir gemacht. Du kannst<br />
mit ihm debattieren, aber du solltest nicht<br />
mit ihm streiten.<br />
Wo wir beim <strong>The</strong>ma Konfrontation<br />
sind: Hat einer von euch sich jemals<br />
einen echten Kampf mit einem Co-<br />
Darsteller geliefert?<br />
pitt: Nein, aber bei einem Actionfilm ließ<br />
der Regisseur mich und meine Kollegen<br />
gegeneinander boxen. Er erklärte, dass<br />
wir uns auf diese Weise besser kennenlernen.<br />
Seine Worte waren: „Du erfährst<br />
erst richtig etwas über jemanden, wenn<br />
du ihm ins Gesicht schlägst.“ Wir haben<br />
durch das Sparring einen richtigen Gemeinschaftsgeist<br />
entwickelt. Einerseits<br />
bist du aggressiv, andererseits hältst du<br />
dich auch zurück, weil dir der andere<br />
Neulich in Hollywood<br />
Auf die große Leinwand – um jeden Preis:<br />
Nach diesem Motto versuchen TV-Star<br />
Rick Dalton (Leonardo DiCaprio) und sein<br />
Stunt-Double Cliff Booth (Brad Pitt), in<br />
Hollywood Fuß zu fassen. Quentin Tarantinos<br />
„Once Upon a Time … in Hollywood“ feiert<br />
die Traumfabrik der ausklingenden 1960er-<br />
Jahre – mit perfekt inszenierter Nostalgie<br />
und einer gehörigen Portion Gewalt.<br />
159 Minuten, ab 15. August in den Kinos<br />
etwas bedeutet. Du zeigst Wettbewerbsgeist<br />
und zugleich Beschützerinstinkt.<br />
Wie stark ist der Wettbewerbsgeist beim<br />
Drehen? Wie groß ist die Versuchung,<br />
eine Szene an sich zu reißen?<br />
dicaprio: Das ist nie ein <strong>The</strong>ma. Wir<br />
machen, was für die Rolle richtig ist.<br />
pitt: Ja, das ist eine Sackgasse. Wenn<br />
du um so etwas kämpfst, bist du auf dem<br />
sichersten Weg, den Film zu vermurksen.<br />
Bei einem großartigen Projekt muss jeder<br />
die Chance haben, sein Bestes zu geben.<br />
All diesen Erkenntnissen zum Trotz<br />
waren nicht alle eure Filme durchschlagende<br />
Erfolge …<br />
pitt: Das kommt immer darauf an, wie<br />
man Erfolg definiert. Ich erinnere mich,<br />
wie ich Anfang der Neunziger einmal<br />
die Turnwettbewerbe bei der Olympiade<br />
anschaute. Da gab es eine Russin, die als<br />
absolute Favoritin galt. Aber nach den<br />
ersten zehn Sekunden ihres Programms<br />
stürzte sie. Ich sah, wie sie dann wieder<br />
aufstand und alles perfekt durchzog. Das<br />
war für mich höchst inspirierend und<br />
bewegend. Alle sprachen davon, was das<br />
für eine Erniedrigung gewesen sei, aber<br />
für mich war das ein wahrer Sieg. Wenn<br />
es also um Filme geht, dann denken wir<br />
oft nicht an den Schwierigkeitsgrad. Für<br />
mich definiert sich Erfolg aber genau darin<br />
– und nicht in der Frage, ob er als bester<br />
Film in den Jahrbüchern stehen wird.<br />
Doch Misserfolge aus dem Blickwinkel<br />
der Öffentlichkeit können auch zum<br />
Ende einer Karriere führen.<br />
pitt: Irgendwann wird jeder mal eine<br />
vergessene Größe sein. Du kannst nichts<br />
anderes tun, als einfach weiterzumachen.<br />
dicaprio: Letztlich ist jede Karriere eine<br />
Achterbahnfahrt. Es geht immer rauf und<br />
runter. Deshalb bleibt dir nichts anderes<br />
übrig, als das Ganze als Langstreckenlauf<br />
zu betrachten.<br />
pitt: Ich glaube, der große Fehler liegt<br />
darin, nach der Bedeutung im Resultat zu<br />
suchen. Du findest die Bedeutung im Tun.<br />
Jeden Tag. Darauf kommt es an. Aber<br />
das zu finden ist zugegebenermaßen ein<br />
ständiger Kampf.<br />
THE RED BULLETIN 61
INNOV<strong>AT</strong>OR<br />
GUTE<br />
IDEEN FÜR<br />
EINE BESSERE<br />
ZUKUNFT<br />
Mars Base One<br />
Hier wirst du<br />
zum Marsianer<br />
Sich einmal fühlen wie ein Astronaut,<br />
ohne den Planeten zu verlassen – in<br />
China ist das möglich. Und zugleich ein<br />
großer Schritt auf dem Weg zum Mars.<br />
Was auf den ersten<br />
Blick aussieht wie<br />
eine Siedlung auf<br />
dem Mars, ist doch ein Bauwerk<br />
auf der Erde. Es steht in<br />
der Wüste Gobi, rund 40 Kilometer<br />
von der chinesischen<br />
Minenstadt Jinchang entfernt.<br />
„Mars Base One“ wurde errichtet,<br />
um das Leben auf<br />
unse rem Nachbarplaneten zu<br />
simulieren. Die Basis besteht<br />
aus neun Kapseln, die man<br />
auch auf dem roten Planeten<br />
bräuchte – vom Kontrollraum<br />
über ein Gewächshaus bis zur<br />
Recyclinganlage –, und entstand<br />
als Zusammenarbeit der<br />
Bildungsinitiative C-Space mit<br />
Chinas Raumfahrtprogramm.<br />
In der terrestrischen Mars-<br />
Station können Besucher<br />
(vorerst nur aus China, später<br />
auch aus aller Welt) nun am<br />
eigenen Leib erleben, was es<br />
heißt, auf engstem Raum mit<br />
minimalen Ressourcen auskommen<br />
zu müssen. Wasser<br />
muss etwa bis auf den letzten<br />
Tropfen wiederaufbereitet<br />
62 THE RED BULLETIN
Aus dem Kontrollraum kommuni zieren<br />
die Marsianer mit der „Erde“.<br />
IN ALLER<br />
KÜRZE<br />
ÜBER-<br />
FLIEGER<br />
Diese Start-ups<br />
machen Fliegen<br />
ökologischer und<br />
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Speisekammer: Im Gewächshaus<br />
werden Pflanzen gezüchtet.<br />
GUTES GEWISSEN<br />
IM GEPÄCK<br />
Mindful Flights (im Bild<br />
Co-Founder Christoph<br />
Rebernik) bietet dir die<br />
Möglichkeit, den CO ²<br />
-<br />
Fußabdruck pro Flug<br />
zu berechnen und ihn<br />
durch Spenden an UN-<br />
Klimaschutzprojekte<br />
wieder auszugleichen.<br />
mindfulflights.com<br />
AUFBRUCH<br />
INS UNGEWISSE<br />
Das SurpTravel-Team<br />
rund um Andreas Näf<br />
bietet Überraschungsreisen<br />
in Europa an.<br />
Du sagst, wann du<br />
fliegen möchtest, und<br />
er fährst erst am Flughafen,<br />
wo es hingeht.<br />
surp.travel<br />
SmartHalo 2<br />
Toller Tacho<br />
Mit diesem smarten Fahrradcomputer wird<br />
dein Lenker zum Denker – und deine nächste<br />
Ausfahrt ein ganzes Stück sicherer.<br />
Du verirrst dich mit<br />
deinem Fahrrad ständig<br />
im urbanen Verkehrschaos<br />
oder hast Angst,<br />
dass es dir gestohlen wird?<br />
Das kanadische Unternehmen<br />
SmartHalo glaubt, mit<br />
dem gleichnamigen Gerät<br />
eine Lösung für diese Probleme<br />
gefunden zu haben.<br />
Der handflächengroße<br />
Fahrradcomputer ist Navigationssystem,<br />
Licht, Fitness<br />
trainer, Smartphone-<br />
Nachrichtenzentrale und<br />
Alarmanlage in einem. Er<br />
stellt sicher, dass du wichtige<br />
Infos nicht versäumst,<br />
dabei die Straße aber weiterhin<br />
im Blick behältst.<br />
Das Instrument wird am<br />
Lenker montiert, über eine<br />
Smartphone-App gekoppelt<br />
und kann nur mit einem<br />
Spezialschlüssel entfernt<br />
werden. „Da wir selbst Radfahrer<br />
sind, wollten wir endlich<br />
die zwei größten Probleme<br />
von Radfahrern in der<br />
Stadt lösen: Navigation und<br />
Sicherheit“, so Xavier Peich,<br />
Geschäftsführer des Startups<br />
mit Sitz in Montreal.<br />
SmartHalo 2 ist ab 139 Euro<br />
auf Kickstarter erhältlich.<br />
smarthalo.bike<br />
werden. Das Essen ist extra<br />
proteinreich. Und Spaziergänge<br />
sind nur im Raumanzug<br />
und nach Passieren einer Luftschleuse<br />
möglich.<br />
Die 1115 m² große Anlage<br />
soll in der Bevölkerung Interesse<br />
für Weltraumforschung<br />
wecken – und der chinesischen<br />
Raumfahrt zugleich<br />
dabei helfen, junge Wissenschaftler<br />
zu gewinnen. Denn<br />
irgendwann soll die Mars-<br />
Station ja dort stehen, wo sie<br />
dem Namen nach hingehört.<br />
Mehr Inspiration, die<br />
Zukunft mitzugestalten,<br />
gibt es im INNOV<strong>AT</strong>OR.<br />
Infos und Abo unter:<br />
redbulletininnovator.com<br />
JON<strong>AT</strong>HAN BROWNING/INSTITUTE LOU BOYD<br />
Der SmartHalo 2 vereint u. a. Navi,<br />
Licht und Fitnesstracker.<br />
THE RED BULLETIN 63
Perfekter<br />
Sound für Ihre<br />
Dinnerparty:<br />
der Amazon<br />
Echo Plus<br />
(2. Generation)<br />
SO WIRD IHR ABEND<br />
MIT FREUNDEN<br />
EINMALIG!<br />
Warum mit<br />
Amazon Echo<br />
mehr Zeit für<br />
unvergessliche<br />
Momente bleibt.<br />
Hand aufs Herz: Wann<br />
haben Sie Ihren Liebsten<br />
zuletzt ungeteilte Aufmerksamkeit<br />
geschenkt? Nein, wir wollen<br />
Ihnen kein schlechtes Gewissen<br />
machen – es geht uns doch allen so!<br />
In der Hektik des Alltags wird es<br />
immer schwieriger, all seine Liebsten<br />
an einen Tisch zu bekommen. Umso<br />
wichtiger ist es, diese wertvollen<br />
Momente in vollen Zügen genießen<br />
zu können. Doch wer kennt es nicht?<br />
Sobald der Blick – wenn auch nur<br />
kurz – aufs Smartphone gerichtet ist,<br />
ist es fast unmöglich, dem Gespräch<br />
zu folgen, geschweige denn aktiv daran<br />
teilzunehmen. Wäre es da nicht<br />
herrlich, beim nächsten Get-together<br />
das Smartphone gar nicht erst in die<br />
Hand nehmen zu müssen?
THE RED BULLETIN PROMOTION<br />
Amazon Echo – das Geheimrezept<br />
für einen gelungenen Abend<br />
Genau hier setzt die Produktfamilie des<br />
Amazon Echo an. Statt beim Hantieren<br />
in der Küche auch noch das Rezeptbuch<br />
hervorzukramen oder mit schmierigen<br />
Fingern auf dem Bildschirm herumzutippen,<br />
bitten Sie einfach Ihren Amazon<br />
Echo um Hilfe: „Alexa, finde ein<br />
Rezept für Quinoa-Salat.“ Denn<br />
Alexa macht Ihnen auf Anfrage nicht<br />
nur Rezeptvorschläge zum Wunschgericht,<br />
Sie werden auch Schritt für<br />
Schritt von den Rezeptzutaten bis zum<br />
fertigen Gericht geführt. Wussten Sie<br />
außerdem, dass Sie mit dem smarten<br />
» ALEXA,<br />
SPIEL<br />
GUTE-<br />
LAUNE-<br />
MUSIK! «<br />
Lautsprecher mehrere Timer gleichzeitig<br />
stellen können? Mit „Alexa,<br />
stell einen Quinoa-Timer für<br />
zwanzig Minuten“ erinnert Sie Alexa<br />
schließlich, wenn die Kochzeit beendet<br />
ist – und Sie können sich in der Zwischenzeit<br />
ganz Ihren Liebsten widmen.<br />
Apropos: Nicht nur das Essen, sondern<br />
auch das Ambiente soll perfekt sein.<br />
Kein Problem! Sie müssen sich einfach<br />
nur eine smarte Glühlampe zulegen,<br />
und schon lässt sich das Licht mit dem<br />
Amazon Echo per Sprachbefehl steuern,<br />
etwa: „Alexa, dimm das Wohnzimmerlicht<br />
auf 20 Prozent.“ Fehlt<br />
nur noch der richtige Sound, oder?<br />
Gemeinsam neue und alte<br />
Lieblingssongs entdecken<br />
Ganz egal, ob Sie sich durch einen<br />
bestimmten Song in den letzten gemeinsamen<br />
Urlaub zurückversetzen<br />
und dabei natürlich lautstark mit <br />
singen wollen oder Inspiration für<br />
neue Lieblingssongs suchen, auf die Sie<br />
vielleicht nie gekommen wären – ein<br />
kurzer Sprachbefehl an Alexa genügt.<br />
Wie wäre es zum Beispiel mit „Alexa,<br />
spiel Jazz.“?* Selbstverständlich<br />
schafft der Amazon Echo mit „Alexa,<br />
welcher Song läuft gerade?“ auch<br />
Klarheit, falls sich Ihre Liebsten nach<br />
intensiver Diskussion partout nicht<br />
einigen können, von wem der coole<br />
Song eigentlich ist. Und das Beste: Sie<br />
haben bei all dem die Hände frei, um auf<br />
alte und neue Erlebnisse anstoßen zu<br />
können. Sie verpassen keinen gemeinsamen<br />
Moment mehr! Und davon soll<br />
es selbstverständlich bald noch viele<br />
weitere geben. Also fragen Sie Alexa am<br />
besten gleich nach dem nächsten freien<br />
Termin in Ihrem Kalender. Denn nach<br />
einem Abend voller toller Gespräche<br />
und gutem Essen wird klar: Das muss<br />
schnell wiederholt werden!<br />
MEHR MÖGLICHKEITEN FÜR ALEXA –<br />
MIT DEM NEUEN ECHO SHOW 5<br />
Fotos: Amazon; * Separates Musik-Abonnement möglicherweise erforderlich<br />
Innerhalb der Amazon Echo Produktfamilie<br />
besticht der neue Echo<br />
Show 5 dank 5,5-Zoll-Display durch<br />
sein besonders kompaktes Design.<br />
Damit ist er die optimale Lösung,<br />
um sich von Alexa in jedem Raum<br />
die verschiedensten Inhalte anzeigen<br />
zu lassen – sei es ein Rezept, die<br />
Wettervorhersage oder die Bildübertragung<br />
Ihrer Baby-Kamera.<br />
Außerdem schafft Echo Show 5 Unterhaltung<br />
für jeden Augenblick des<br />
Tages. Fragen Sie Alexa zum Beispiel<br />
einfach nach Ihrer Lieblings musik.<br />
Mitsingen ist ausdrücklich erlaubt!<br />
Denn auch die entsprechenden Lyrics<br />
werden auf dem Bildschirm angezeigt.<br />
Wie bei allen Echo-Geräten<br />
können Sie bei Bedarf das Mikrofon<br />
per Knopfdruck ein- und ausschalten.<br />
Dar über hinaus verfügt der Echo Show<br />
5 über eine integrierte Kameraabdeckung,<br />
die über die Linse geschoben<br />
werden kann. Preis: € 89,99<br />
Die Echo Produktfamilie ist nicht nur<br />
bei AMAZON erhältlich – ab sofort<br />
können Sie die Geräte auch im Handel<br />
bei S<strong>AT</strong>URN oder MEDIA MARKT<br />
entdecken.
Unser Mann<br />
am Steuer<br />
<strong>Red</strong>akteur Jessner<br />
unter Rennfahrern<br />
am <strong>Red</strong> Bull Ring.<br />
KTM X-Bow Battle,<br />
300 PS, Heckantrieb,<br />
keine Fahrhilfen.<br />
66
DER<br />
RED BULLETIN<br />
EINMAL<br />
IM LEBEN ...<br />
SELBST-<br />
VERSUCH
... RENN-<br />
FAHRER<br />
SEIN<br />
Wenn man sich den Jugendtraum<br />
„Rennfahrer“ im fortgeschrittenen Alter<br />
erfüllen will: Wie nahe kommt man den<br />
Profis? Ein Selbstversuch im KTM X-Bow.<br />
Text WERNER JESSNER<br />
Fotos KONSTANTIN REYER<br />
68
Augen<br />
auf Grün<br />
Essenziell ist das<br />
kleine grüne Display,<br />
das dir in Echtzeit<br />
mitteilt, ob du aktuell<br />
schneller oder langsamer<br />
unterwegs bist<br />
als auf der persönlich<br />
schnellsten Runde.
Wenn sich Kombis mit Frontantrieb<br />
und Automatikgetriebe ins Leben<br />
geschlichen haben, wenn man ein<br />
Netflix- statt eines Kino-Abos hat<br />
und ohne längeres Nachdenken<br />
nicht mehr sagen kann, welches<br />
das letzte besuchte Live-Konzert<br />
war, wird es Zeit, etwas zu ändern.<br />
Nicht dauerhaft, denn wer würde<br />
schon einen Saab verkaufen, auf<br />
das Ende der letzten Staffel dieser<br />
spannenden Serie verzichten oder<br />
eine Band, die man schon dreimal<br />
live gesehen hat, ein viertes<br />
Mal anschauen gehen? Aber<br />
zumindest für ein Wochenende<br />
könnte man doch aus der selbst<br />
geschaffenen Bequemlichkeit ausbrechen<br />
und das tun, was man<br />
sich mit 15 Lebensjahren für sein<br />
Leben mit 25 ausgemalt hatte:<br />
Rennfahrer sein.<br />
Profi-Rennfahrer wirst du<br />
allerdings nicht von heute auf<br />
morgen, nicht mit allem Geld der<br />
Welt. Aber es gibt Möglichkeiten,<br />
zumindest halbernst schnell im<br />
Kreis zu fahren: Markenpokale,<br />
Gentlemen-Racer-Serien, Langstreckenfahrten.<br />
Natürlich ergibt<br />
das bereits einen passablen Kick,<br />
doch wir wollten den echten<br />
Stoff: Anstatt in eine Serie mit<br />
hochgezüchteten Kleinwagen<br />
schrieben wir uns in die KTM<br />
X‐Bow Battle ein.<br />
Was du damit fahren darfst:<br />
den KTM X-Bow, einen nur<br />
810 Kilo leichten, 300 PS starken<br />
Rennwagen mit Carbonchassis,<br />
dessen Entwicklungsziel war,<br />
„ein Formel-3-Auto mit zwei<br />
Sitz plätzen zu bauen“, so KTM-<br />
Vorstand Hubert Trunkenpolz.<br />
Formel 3: Das ist die letzte oder<br />
vorletzte Stufe vor der Formel 1,<br />
je nach Talent. Beim Studium<br />
der technischen Daten wird dem<br />
Möchtegern-Rennfahrer klar: Dieses<br />
Gerät meint es richtig ernst.<br />
Keine Traktionskontrolle, kein<br />
ABS, keinerlei Hilfsmittel. Einzig<br />
dein Können muss dich auf der<br />
Straße halten. Und selbst sündteure<br />
Supersportwagen schleppen<br />
weitaus mehr Gewicht pro PS.<br />
In der KTM X-Bow Battle gilt:<br />
Arrive and drive. Wenn du dein<br />
Startgeld bezahlt hast, musst du<br />
dich um nichts mehr kümmern.<br />
Auto, Reifen, Bremsbeläge, Sprit,<br />
sogar der Overall: alles inklusive.<br />
Das Beste: Du hast sogar einen<br />
eigenen Betreuer. Das Allerbeste:<br />
Meiner heißt Herwig.<br />
Zuerst erklärt Herwig das<br />
Startprozedere: Einen Knopf<br />
in der Mittelkonsole drücken,<br />
dann erwacht das Display. Mit<br />
einem Tastendruck am Lenkrad<br />
bestätigen. Warten, bis das GPS<br />
die Rennstrecke erkannt hat,<br />
um danach in Echtzeit deinen<br />
Rückstand (oder im besten Fall<br />
Vorsprung) auf die persönliche<br />
Rekordrunde ins Cockpit protokollieren<br />
zu können. Noch einmal<br />
auf den Startknopf drücken, und<br />
der 300-PS-Audi-Turbomotor im<br />
Heck erwacht zum Leben.<br />
Nächster Punkt: Sitz anpassen.<br />
Wer nicht gut sitzt, vermisst das<br />
Gefühl fürs Auto, von schmerzhaften<br />
Druck- und Scheuerstellen<br />
am Rücken ganz zu schweigen.<br />
Anschließend: Gurte anziehen,<br />
fest und immer fester. Der Gangwechsel<br />
erfolgt übrigens mit einer<br />
ganz normalen H-Schaltung mit<br />
Kein ABS,<br />
keinerlei Hilfsmittel.<br />
Pures<br />
Können muss<br />
dich auf der<br />
Straße halten.<br />
Das ist die<br />
KTM X-Bow Battle<br />
Basics: eine internationale Rennserie in drei<br />
Klassen – Rookie, Elite und als Königsklasse<br />
GT4. Fünf Rennwochenenden mit jeweils<br />
zwei Sprint- und einem Endurance-Rennen.<br />
Voraussetzung: D-Lizenz. Preis pro Saison:<br />
€ 44.800,–. Einzelstart: € 9900,–.<br />
Arrive and drive – Fahrer müssen sich nur<br />
um die Unterkunft kümmern.<br />
Anmeldung: Der letzte Stopp <strong>2019</strong> ist<br />
von 6. bis 8. <strong>September</strong> am Hungaroring<br />
bei Budapest. Alle Details, Kontakte und<br />
Livestream auf: x-bow-battle.at<br />
Kupplung. Vergiss Automatik,<br />
alter Mann!<br />
Herwig weist mich aus der<br />
Box, denn die Sicht ist eher<br />
bescheiden. Da der Helm mittels<br />
HANS (Head and Neck Support)<br />
mit den Gurten verbunden ist,<br />
kann man den Kopf seitlich kaum<br />
drehen. Egal, auf einer Rennstrecke<br />
schaut man doch ohnehin<br />
immer nach vorn, zumindest<br />
habe ich mir das als Fünfzehnjähriger<br />
so vorgestellt.<br />
Der X-Bow rattert durch die<br />
Boxengasse. Ui, ist der laut.<br />
Ui, ist der hart gefedert. Rechtskurve,<br />
raus auf die Strecke. Ui,<br />
ist das windig. Uiuiui, wie der<br />
beschleunigt! Bis in den dritten<br />
Gang drehen die Hinterräder<br />
durch. Bloß beim Bremsen tut<br />
sich erschreckend wenig. Herwig<br />
hatte mich gewarnt: Die Reifen<br />
sind kalt, die Bremsen sind kalt.<br />
Am Anfang lieber vorsichtig. Die<br />
Rennfahrerkollegen, zwischen<br />
hoffnungsvollen Jung-Genies,<br />
mehrfachen Staatsmeistern und<br />
alten Hasen, hatten allesamt gemeint,<br />
man müsse den X-Bow hart<br />
auf der Bremse hernehmen, nur<br />
dann könne man schnell sein.<br />
70 THE RED BULLETIN
Goldene<br />
Hände<br />
Selbst muss man sich<br />
gerade einmal um<br />
Kleinigkeiten wie ein<br />
sauberes Helmvisier<br />
kümmern. Das Auto<br />
ist in den kundigen<br />
Händen eines<br />
KTM-Mannes.<br />
Riesiges Feld<br />
Die Startgerade ist bis<br />
ganz nach hinten gefüllt,<br />
vom superschnellen<br />
geschlos senen GT4 der<br />
Werkspiloten bis zu<br />
den offenen Modellen der<br />
Rookies ganz hinten.
Runde 1<br />
Ein Rennen der KTM<br />
X-Bow Battle dauert<br />
25 Minuten und wird<br />
nicht in der ersten Kurve<br />
gewonnen (selbst wenn<br />
sich das traditionell<br />
nicht zu allen Teilnehmern<br />
durchspricht).<br />
72
Ui, ist der X-Bow laut.<br />
Ui, ist der hart gefedert.<br />
Ui, ist das windig. Uiuiui,<br />
wie der beschleunigt!
Lernen<br />
per Telemetrie<br />
Anhand der Datenaufzeichnung<br />
auf der<br />
Suche nach dem inneren<br />
Clay Regazzoni.<br />
Oder wie Mentor und<br />
Werkspilot Reini Kofler<br />
sagt: „Das ist natürlich<br />
eine Katastrophe.“<br />
SEI VORBEREITET<br />
An der Rennstrecke ist es<br />
zu spät für Improvisation.<br />
Fehlende Handschuhe<br />
oder nicht reservierte<br />
Hotelzimmer haben da<br />
nichts verloren.<br />
Ach: Es gibt keinen Bremskraftverstärker.<br />
Wenn du tatsächlich<br />
langsamer werden willst,<br />
musst du mit voller Kraft ins Pedal<br />
springen. Daran muss man sich<br />
erst ge wöhnen. Falls es Zweifel<br />
gab: Motorsport ist Sport, denn so<br />
viele Beinpressen wie an diesem<br />
Wochenende musste ich mein<br />
Leben lang noch nicht machen.<br />
Die ersten Runden waren genau<br />
so, wie man es vermuten würde,<br />
nämlich ein Dialog in einer fremden<br />
Sprache. Ich sagte: Würdest<br />
du bitte einlenken? Und der KTM<br />
X-Bow tat, als könne er mich nicht<br />
verstehen. Dann lenkte ich stärker,<br />
und der X-Bow sagte: Musst nicht<br />
so brüllen. Was im richtigen Leben<br />
brüllte, waren die Auspuffe der<br />
lieben Gegner, die an mir vorbeibretterten.<br />
So war das nicht ausgemacht.<br />
In der nächsten Kurve bremste<br />
ich mutig spät, aber dumm heftig.<br />
Ich muss das Lenkrad dabei wohl<br />
zufällig völlig gerade gehalten<br />
haben, ansonsten wäre ich vermutlich<br />
bis auf die Terrasse des<br />
benachbarten Schönberghofes<br />
gekreiselt, so stark, wie es im<br />
Rückspiegel geraucht hat. „Oh,<br />
hast einen Bremsplatten?“, quittierte<br />
Herwig retour in der Box<br />
meinen Anfall von Heldentum.<br />
Die schlechte Nachricht: Mit den<br />
eckig gebremsten Vorderreifen<br />
und daraus resultierenden Vibrationen<br />
würde ich für den Rest der<br />
Zeit leben müssen. Merke: Studiere<br />
das Reglement genau. Da steht<br />
nämlich schwarz auf weiß: ein<br />
Satz Michelin-Slicks.<br />
Es wurde jedenfalls Zeit, die<br />
Hilfe von Profis in Anspruch zu<br />
nehmen. Reini Kofler ist KTM-<br />
Werkspilot und jener Mann, dem<br />
auf dem X-Bow fahrerisch niemand<br />
das Wasser reichen kann.<br />
Reini, bitte hilf mir!<br />
Bei der Analyse der Telemetriedaten<br />
offenbarte sich Schreckliches.<br />
Als Rennfahrer bist du<br />
völlig gläsern, dagegen ist ein<br />
Spaziergang durch London die<br />
reinste Geheimmission. Seit meiner<br />
letzten Mathematikschularbeit<br />
waren Ausreden nicht mehr auf<br />
so trockenen Boden gefallen. Hier<br />
habe ich beim Schaltmanöver<br />
drei Zehntelsekunden verschenkt.<br />
Dort war ich 15 Meter zu früh auf<br />
der Bremse, hier 20 Meter zu spät<br />
am Gas. Ergo fehlen am Kurvenausgang<br />
12,8 km/h. Dieses Defizit<br />
schleppte ich über die gesamte<br />
Gerade mit, weil der Schnelle ja<br />
genauso schnell beschleunigt wie<br />
ich, aber eben von einem höheren<br />
Geschwindigkeitsniveau aus. Reini<br />
Kofler hat übrigens eine wahnsinnig<br />
liebevolle Art, seinen Blick<br />
vom Laptop mit den Daten geradewegs<br />
in deine Augen wechseln zu<br />
lassen und dabei zu sagen: „Das<br />
ist natürlich eine Katastrophe.“<br />
So viel also zum spät berufenen<br />
Rennfahrertum. Um aus diesem<br />
Mathematikschularbeits-Gefühl<br />
rauszukommen, hilft nur das,<br />
was schon damals geholfen hat:<br />
Lernen. Die nächsten Tage haben<br />
mein Verständnis von der Arbeit<br />
So wirst du<br />
Rennfahrer<br />
Es ist nie zu spät:<br />
zehn Tipps für<br />
deine erfolgreiche<br />
Renn fahrerkarriere.<br />
LÖSE EINE LIZENZ<br />
Für den Anfang genügt<br />
eine nationale D-Lizenz,<br />
für die man nur ein ärztliches<br />
Attest plus eine<br />
Versicherung braucht.<br />
Kostenpunkt: 72 Euro.<br />
SEI STARK<br />
Nacken, Schultern, Arme<br />
sowie das rechte Bein<br />
und die Gesäß muskulatur<br />
werden weit härter beansprucht,<br />
als du meinst.<br />
SEI FIT<br />
Je niedriger dein Puls,<br />
desto coolere Entscheidungen<br />
kannst du<br />
treffen – vor allem<br />
gegen Rennende.<br />
SEI PÜNKTLICH<br />
Rennwochenenden sind<br />
durchgetaktet. Wer zu<br />
spät in die Boxengasse<br />
rollt, ist genauso raus<br />
wie jeder, der Briefings<br />
oder die Abnahme der<br />
feuerfesten Wäsche<br />
verschwitzt.<br />
SEI AUFMERKSAM<br />
Als Rookie besteht deine<br />
Aufgabe darin, schnell<br />
zu lernen. Die bessere<br />
Linie, der exakte Bremspunkt:<br />
Vieles kann man<br />
durch Beobachten<br />
verbessern.<br />
SEI BESCHEIDEN<br />
Du träumst vom Sieg?<br />
Vergiss es! Wenn du<br />
als Rookie gewinnen<br />
könntest, was würde<br />
das über die arrivierten<br />
Piloten sagen?<br />
NUTZE DIE<br />
MÖGLICHKEITEN<br />
Live-Timing im Cockpit,<br />
Telemetrie-Auswertung<br />
am Laptop mit Mentoren,<br />
Tipps alter Hasen:<br />
Greif zu, wenn man dir<br />
Möglichkeiten zur Verbesserung<br />
anbietet.<br />
BLEIB BRAV<br />
Vergiss Highlife mit<br />
Boxenludern und Champagner:<br />
Sei abends<br />
als Erster im Bett und<br />
morgens gemeinsam<br />
mit den Mechanikern<br />
als Erster an der Strecke.<br />
BLEIB LOCKER<br />
Selbst wenn die Gurte<br />
drücken, du den Bremspunkt<br />
verpasst und die<br />
Runde vergeigt hast –<br />
vergiss nie, warum du<br />
hier bist: weil du es<br />
selbst willst.<br />
74 THE RED BULLETIN
Custom-<br />
Rakete<br />
Die Autos sind einheitliche<br />
KTM X-Bow R<br />
mit 300 PS, für den<br />
Renn einsatz adaptiert,<br />
etwa mit Slicks und<br />
großen Heckflügeln.<br />
Gemeinsam<br />
stärker<br />
Besser vor dem Qualifying<br />
lernen: Nutze den<br />
Windschatten der Vordermänner,<br />
gerade auf<br />
Vollgas-Strecken wie<br />
dem <strong>Red</strong> Bull Ring.
Herwig,<br />
unersetzlich<br />
Dein persönlicher<br />
Betreuer und Mechaniker<br />
ist gute Seele,<br />
Hirn, Klagemauer und<br />
noch viel mehr. Vielen<br />
Dank dafür, Mann!
von Rennfahrern gewaltig verändert.<br />
Was es bedeutet, Rundenzeiten<br />
auf die Zehntelsekunde<br />
genau abzuliefern, kann nur einer<br />
verstehen, der einen 10-Sekunden<br />
Rückstand abtragen muss.<br />
Das hat nichts mit Mut, mit<br />
Risiko oder den oft beschworenen<br />
Eiern zu tun, das funktioniert<br />
nur mit Analyse, mit Denken und<br />
Umsetzen. Übung hilft, wenn du<br />
dich ans Limit tasten willst, ohne<br />
das Auto zu verschrotten, und<br />
klarerweise braucht es Zeit, um<br />
die Sprache des KTM X-Bow mit<br />
seinem Rennfahrwerk, aber vor<br />
allem den Umgang mit den Slickreifen<br />
zu erlernen. Reini, wo<br />
bremst man hier? Reini, wie lenkst<br />
du da ein? Reini, ab wo darf<br />
ich hier ans Gas, ohne mich zu<br />
drehen? Sollten ihn meine Fragen<br />
genervt haben, hat er es sich zumindest<br />
nicht anmerken lassen –<br />
etwas, was ich nie schaffen würde,<br />
sollte mich jemand zum zehnten<br />
Mal fragen, ob man Rennfahrer<br />
mit einem oder zwei „n“ schreibt.<br />
Bis zum Qualifying zeigte die<br />
Lernkurve in jedem Training nach<br />
oben. Herwig war schon so was<br />
Ähnliches wie stolz auf mich.<br />
Noch so etwas, was man in einer<br />
derart exponierten Situation<br />
zu schätzen lernt: Nestwärme,<br />
Freundlichkeit, Herzlichkeit.<br />
Jemanden, der mit- und vorausdenkt.<br />
Unter Stress werden Dinge<br />
kompliziert, über die du sonst<br />
keine Sekunde nachdenkst. Wie<br />
man das Helmband schließt. Was<br />
die schwarz-weiße Flagge bedeutet<br />
(nein, nicht die karierte, das<br />
schafft man). Und dass Formel-1<br />
Piloten jemanden haben, der<br />
ihnen das Helmvisier reinigt,<br />
fiel mir erst auf, als ich insektenverkrustet<br />
in der Startaufstellung<br />
stand. Recht weit hinten zwar,<br />
aber nicht auf dem letzten Platz.<br />
Rennen zu fahren ist noch einmal<br />
etwas völlig anderes, als einen<br />
Tag lang Rundenzeiten zu optimieren.<br />
Wie man überholt, hatte<br />
mir keiner gezeigt. Zwar hatte ich<br />
mir vorgenommen, während der<br />
Renndauer meinen inneren Pazifisten<br />
zu fesseln und zu knebeln,<br />
aber so ganz gelang mir das dann<br />
doch nicht. Ich bin keiner, der<br />
anderen in die Kiste fährt oder sie<br />
auf den Grünstreifen drängt. Denn<br />
zu diesem Zeitpunkt wusste ich<br />
schon genau genug, was ich nicht<br />
bin, nämlich: ein Rennfahrer.<br />
Immerhin reichte es zur Darstellung<br />
eines Rennfahrers. Dank<br />
der Fehler anderer konnte ich<br />
mich im Endklassement unter<br />
16 Startern nach vorn auf Platz 9<br />
schummeln. Im Ziel musste ich<br />
nicht besonders tief in mich reinhören,<br />
um zu erkennen, dass ich<br />
bloß an der obersten Schicht gekratzt<br />
hatte. Dass es unendlich viel<br />
Denken, Überwinden, Umsetzen<br />
erfordern würde, um die nächste<br />
Sekunde zu finden, die richtigen<br />
Personen um mich, die mir in<br />
den Hintern treten oder aber den<br />
Nacken kraulen, um die nächste<br />
zu finden, und dann …? Nein,<br />
die letzten paar Prozent werden<br />
für mich unerreichbar sein.<br />
Diese Erkenntnis kann man<br />
traurig finden oder logisch oder<br />
auch lehrreich.<br />
„Rennen zu fahren ist<br />
noch einmal etwas<br />
völlig anderes, als einen<br />
Tag lang, von anderen<br />
unbedrängt, Rundenzeiten<br />
zu optimieren.“<br />
Oder man geht wieder in sein<br />
Leben mit Automatikgetriebe,<br />
Frontantrieb und Netflix-Abo<br />
zurück, ist glücklich über die Erinnerung<br />
an ein unvergessliches<br />
Wochenende, bei dem von früh<br />
bis spät der Kopf geraucht und<br />
das Fleisch geschmerzt haben –<br />
und frohlockt insgeheim, es als<br />
Teenager nie so wirklich ernsthaft<br />
mit der Rennfahrer-Karriere versucht<br />
zu haben.<br />
Konzentra tion<br />
jetzt!<br />
Noch eine Erkenntnis:<br />
Es gibt auf einem<br />
Rennplatz viel zu<br />
wenig Orte, an denen<br />
man ungestört ist.<br />
Und jetzt reden wir<br />
noch nicht von der<br />
Formel 1.<br />
Potenzial zum<br />
Verbessern<br />
Hier sieht man die<br />
Folgen eines noch nicht<br />
ganz passenden Rennsitzes.<br />
Kein Wunder,<br />
dass Profis so viel Zeit<br />
für dessen perfekte<br />
Form aufwenden.<br />
THE RED BULLETIN 77
VERLEIHT DEM<br />
SOMMER FLÜÜÜGEL.<br />
MIT DEM GESCHMACK VON SÜDSEEFRÜCHTEN.<br />
BELEBT GEIST UND KÖRPER ® .
guide<br />
Dein Programm<br />
UHREN<br />
3,9 Millimeter dünn<br />
oder 13 Tonnen schwer:<br />
verrückte Zahlen aus<br />
der Welt von Swatch<br />
SEITE 84<br />
ENTERTAINMENT<br />
So schön kann dreckig<br />
sein: die Highlights<br />
auf <strong>Red</strong> Bull TV –<br />
live und on demand<br />
SEITE 91<br />
EVENTS<br />
Zwischen Metallica<br />
und Dolomitenmann:<br />
die wichtigsten Termine<br />
der kommenden Wochen<br />
SEITE 92<br />
ZAHARA ABDUL<br />
REISEN<br />
Unterwegs in Uganda,<br />
auf dem genialsten<br />
Festival, von dem du<br />
noch nie gehört hast.<br />
SEITE 80<br />
THE RED BULLETIN 79
Reisen<br />
Rhythmus-Magier: Diese burundischen Trommler sind Teil des Funk-Kollektivs <strong>The</strong> Kuruka Chama.<br />
MUSIKFESTIVAL AUF UGANDISCH<br />
STILL DASTEHEN?<br />
UNMÖGLICH!<br />
Am Oberlauf des Weißen Nils treffen Moderne und Tradition<br />
ostafrikanischer Musik aufeinander. Gareth Main war<br />
am genialsten Festival, von dem du noch nie gehört hast.<br />
Es ist zwei Uhr morgens, und<br />
rund um mich steht niemand<br />
mehr still. Die schwüle Nacht<br />
ist voll Zigarettenqualm und lauter<br />
Musik, die Bühne gehört jetzt dem<br />
Nilotika Culture Ensemble.<br />
Dreißig Musiker mit allen Arten<br />
von Schlaginstrumenten sind<br />
ständig in Bewegung. Dauernd<br />
stoßen neue Percussionisten dazu,<br />
während andere abgelöst werden.<br />
Ein Chaos.<br />
Aber nur scheinbar: In Wirklichkeit<br />
funktioniert alles reibungslos<br />
wie ein Uhrwerk, kein einziger<br />
Drummer verpasst seinen Einsatz.<br />
Fixstarter beim Nyege Nyege: DJ Hibotep aus Kampala<br />
80 THE RED BULLETIN
guide<br />
REISE-TIPPS<br />
UGANDA UNLIMITED<br />
Warum man Rolex essen kann und wieso du<br />
in Uganda fast überall der Älteste sein wirst.<br />
Wissenswertes für deine Reise.<br />
Das Festival findet<br />
zu Beginn der zweiten<br />
Regenzeit des Jahres<br />
statt, die von <strong>September</strong><br />
bis November dauert.<br />
Rechne mit Tagestemperaturen<br />
um 28 °C.<br />
Musik nonstop: Bei Nyege Nyege spielt die Musik vier Tage lang durch.<br />
Dem. Rep.<br />
Kongo<br />
Uganda<br />
Nil<br />
Kampala<br />
Jinja<br />
Kenia<br />
Ruanda<br />
WÄHRUNG<br />
UGANDA-SCHILLING (UGX)<br />
Keine Untereinheit<br />
1 € = 4150 UGX<br />
Statt Pommes gibt es Schweinefleisch-Spieße und ugandische Snacks wie Rolex.<br />
ZAHARA ABDUL PHOTOGRAPHY GARETH MAIN<br />
Im Dialekt steht<br />
„nyege“ für „den<br />
unkontrollierbaren<br />
Drang zu tanzen“.<br />
Doch ist das überhaupt möglich?<br />
Kann ein derartiger Haufen Leute<br />
wirklich mit solchem Tempo und<br />
Können synchron musizieren?<br />
Irgendwann lasse ich das Nachdenken<br />
sein und gebe mich, benebelt<br />
von Rhythmus und selbst<br />
gebranntem Gin, ganz der Musik<br />
hin. Als die Percussion-Band aus<br />
Buganda (einem Königreich, das<br />
zu Uganda gehört; Anm.) von der<br />
Bühne geht, bin ich völlig desorientiert.<br />
Wie lange ging das so?<br />
Wie spät ist es? Egal.<br />
Dass das Leben in Uganda ein<br />
bisschen lauter, bunter und intensiver<br />
ist als daheim, ahnt man<br />
schon, wenn man am Flughafen<br />
Entebbe ins Freie tritt. Denn man<br />
wird gleich von einer Horde Taxifahrer<br />
überrannt, die einem ihre<br />
Fahrpreise ins Gesicht brüllen.<br />
Ein erster Vorgeschmack auf das<br />
Gewusel am Nyege Nyege Festival<br />
in Jinja, für das man – nach zwölfstündiger<br />
Anreise aus Europa –<br />
noch vier weitere Fahrstunden<br />
einrechnen muss.<br />
Noch nie vom Nyege Nyege gehört?<br />
„<strong>The</strong> Guardian“, CNN, BBC<br />
und „Rolling Stone“ überschlagen<br />
sich vor Begeisterung für sein „zu<br />
ESSEN<br />
ROLEX<br />
Ein absolutes Muss in<br />
Uganda: Rolex probieren<br />
– ein mit Omelett und<br />
etwas Gemüse gefülltes<br />
Fladenbrot.<br />
GEBR<strong>AT</strong>ENES<br />
SCHWEINEFLEISCH<br />
Perfekt für sehr Hungrige:<br />
An einer Schweinefleisch-<br />
Bude bekommst du für<br />
umgerechnet 5 Euro rund<br />
2 Kilo gebratenes Schweinefleisch<br />
mit Beilagen.<br />
POSHO<br />
Ugandische Gerichte<br />
sind nahrhaft und unkompliziert.<br />
Bestes Beispiel:<br />
Posho, ein stärkehaltiger<br />
Maismehlbrei,<br />
den man in Bohnensauce<br />
ertränkt.<br />
WISSEN<br />
NIL-QUELLE<br />
In Jinja, dem Schauplatz<br />
des Nyege Nyege, entspringt<br />
der längste Fluss<br />
der Welt: der (Weiße) Nil.<br />
JUNGBRUNNEN<br />
Die Hälfte der Bevölkerung<br />
ist jünger als fünfzehn.<br />
Damit liegt Uganda<br />
weltweit hinter Niger<br />
an zweiter Stelle.<br />
TIERPARADIES<br />
Außer in Ruanda und der<br />
Demokratischen Republik<br />
Kongo gibt es nur noch<br />
in Uganda frei lebende<br />
Berggorillas.<br />
SPRACHEN<br />
In Uganda werden<br />
über vierzig Sprachen<br />
gesprochen, die meistverbreitete<br />
ist Luganda.<br />
THE RED BULLETIN 81
Reisen<br />
guide<br />
EINSCHALTEN<br />
KLANGREISE<br />
Hinter dem Festival stecken zwei lokale<br />
Plattenlabels: Nyege Nyege Tapes und<br />
Hakuna Kulala. Diesen drei Tunes solltest<br />
du unbedingt eine Chance geben.<br />
ANHÖREN<br />
Die Bühnenshow von Lokalmatador Faizal Mostrixx: Folklore trifft Electro-Beats.<br />
NIHILOXICA: „NIHILOXICA“<br />
Ein Paradebeispiel für die Kreation neuer Sounds aus<br />
traditionellen Instrumenten: eine Collabo des Nilotika<br />
Culture Ensemble mit den Briten Jacob Maskell-Key<br />
(an den Drums) und Pete Jones (am Synthesizer).<br />
SLIKBACK: „TOMO“<br />
Dieser kenianische Producer eroberte im Vorjahr das<br />
polnische Electronic-Festival Unsound im Sturm. Die<br />
Beats seiner neuen EP sind ebenso intensiv wie aggressiv<br />
– und peitschen das ganze Genre in neue Dimensionen.<br />
VERSCHIEDENE: „SOUNDS OF SISSO“<br />
Ein kräftiges Lebenszeichen der Underground-Szene von<br />
Daressalaam in Tansania. Dahinter steckt der Produzent<br />
Sisso vom Sisso Studio, das Singeli erfunden hat –<br />
eine ultraschnelle Nische der Dance-Musik.<br />
kunftsweisendes Programm“, das<br />
Londoner Magazin „Fact“ nannte<br />
es sogar „das beste Electronic-<br />
Music-Festival der Welt“.<br />
Fakt ist, dass man nirgendwo<br />
sonst einen solchen Mix aus<br />
progressivem Electro und traditionellem<br />
Uptempo-Style aus Zentral-<br />
und Ostafrika erleben kann.<br />
Allein schon deshalb, weil 80 Prozent<br />
der über 200 auftretenden<br />
Künstler Afrikaner sind.<br />
Die Ähnlichkeit mit europäischen<br />
Festivals beschränkt sich<br />
auf das Vorhandensein von fünf<br />
Bühnen. Die Location (in einem<br />
atemberaubenden Wald am Nil),<br />
das Essen (unbedingt die Streetfood-Spezialität<br />
namens Rolex<br />
probieren!) und das Line-up (vier<br />
Tage lang Beschallung rund um<br />
die Uhr) eröffnen aber definitiv<br />
neue Horizonte.<br />
Im Mittelpunkt des Nyege<br />
Nyege Festivals, das im Vorjahr<br />
zum vierten Mal stattfand, steht<br />
die Musik – auch wenn „nyege“<br />
umgangssprachlich „geil“ bedeutet.<br />
Prompt befürchtete Ugandas<br />
Ethik-Minister Simon Lokodo,<br />
dort werde „die Homosexualität<br />
gefeiert und junge Menschen für<br />
die Homosexualität rekrutiert“.<br />
Von einer derartigen Massenbekehrung<br />
der 9000 Vorjahresbesucher<br />
ist nichts bekannt. Vielleicht<br />
auch deshalb, weil der<br />
Minister die wahre Bedeutung<br />
von „Nyege Nyege“ nicht kennt:<br />
Im lokalen Luganda-Dialekt steht<br />
„nyege“ für den „unkontrollierbaren<br />
Drang, sich zu bewegen<br />
und zu tanzen“.<br />
Diese Symptome verursacht<br />
vor allem die sogenannte traditionelle<br />
Musik, die mit mindestens<br />
160 Beats per minute um rund<br />
50 Prozent schneller pumpt als<br />
unser gewohnter Club-Track.<br />
Manchen ist das immer noch zu<br />
beschaulich: Die mehrstündigen<br />
Sets des tansanischen DJs und<br />
Producers Sisso bewegen sich<br />
konstant jenseits der 200 BPM.<br />
Und sie begeistern neben den<br />
Fans auch die lokale Prominenz:<br />
Wer den hünenhaften ehemaligen<br />
Kickbox-Star Otim Alpha aus Gulu<br />
in Norduganda einmal im gebatikten<br />
T-Shirt abtanzen sah, wird<br />
den Anblick nie mehr vergessen.<br />
Bist du ein erfahrener Festival-<br />
Besucher, der seine Ausdauer<br />
schon auf vielen mehrtägigen<br />
Events ausgelotet hat? Vielleicht<br />
könnte das Nyege Nyege Festival<br />
in Jinja am Nil und am Viktoriasee<br />
deine nächste Challenge sein.<br />
Nyege Nyege, 5. bis 8. <strong>September</strong>,<br />
Jinja, Uganda; nyegenyege.com<br />
ZAHARA ABDUL PHOTOGRAPHY GARETH MAIN<br />
82 THE RED BULLETIN
ZEIT<br />
FÜR EIN<br />
GUTES LEBEN<br />
ZEIT FÜR EIN NEUES MAGAZIN<br />
Ernährung<br />
Gesund genießen.<br />
Bewegung<br />
Den Körper spüren.<br />
FOTO: GETTYIMAGES / PIXDELUXE<br />
Erholung<br />
Durchatmen, loslassen.<br />
Bewusstsein<br />
Dir selbst vertrauen.<br />
Im Zeitschriftenhandel und im Abo:<br />
carpediem.life/abo<br />
JETZT<br />
NEU
Uhren<br />
guide<br />
1.<br />
März 1983:<br />
der Geburtstag der<br />
allerersten Swatch.<br />
50.000.000<br />
Swatches wurden bereits in den ersten fünf Jahren<br />
produziert und verkauft.<br />
3,9<br />
Millimeter dünn ist die Swatch<br />
„Skin“, die 1997 als flachste Uhr<br />
der Welt präsentiert wurde.<br />
23.000<br />
Euro ist der Mindestpreis,<br />
den Sammler für eine der 140<br />
in Kooperation mit „Kiki Picasso“<br />
1985 designten Künstler-Special-<br />
Swatches entrichten müssen.<br />
4,7<br />
Zentimeter Durchmesser<br />
haben die Uhrengehäuse der<br />
neuesten Swatch-Kollektion,<br />
um deren Namen „Big Bold“<br />
gerecht zu werden. Weiterer<br />
„Big Bold“-Faktor: Das Uhrenglas<br />
ist gewölbt. Coolness-<br />
Faktor: Die Zifferblätter<br />
kommen aus dem 3D-Drucker.<br />
SW<strong>AT</strong>CH<br />
DIE LEGENDE<br />
IN ZAHLEN<br />
Liebe auf Knopfdruck, Internetzeit und<br />
so bold wie noch nie: Die bunteste Versuchung,<br />
seit es Uhren gibt, überrascht uns mit Fakten,<br />
die wir auf so kleinem Raum nicht<br />
vermutet hätten.<br />
13<br />
Tonnen wog die 162 Meter<br />
hohe Riesen-Swatch, die<br />
die Fassade des Hauptsitzes<br />
der Commerzbank<br />
in Frankfurt zierte.<br />
6<br />
verschiedene Stellungen<br />
schlägt das Modell<br />
„Bunnysutra“ per Knopfdruck<br />
über einen<br />
Zufallsgenerator vor.<br />
86,4<br />
Sekunden dauert ein Beat<br />
der 1988 gemeinsam mit dem<br />
MIT Media Lab eingeführten<br />
dezimalen Swatch-Internetzeit.<br />
Die 24 Stunden des Tages werden<br />
dabei in 1000 Einheiten unterteilt<br />
und mit „@...“ unabhängig<br />
von den Zeitzonen als weltweit<br />
stan dardisierte Zeit angezeigt.<br />
SW<strong>AT</strong>CH AG<br />
84 THE RED BULLETIN
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THE RED BULLETIN PROMOTION<br />
SUV-TAG<br />
14. SEPTEMBER <strong>2019</strong><br />
ÖAMTC Fahrtechnikzentrum Teesdorf<br />
Einen ganzen Tag lang die aktuellsten SUV-Modelle<br />
verschiedenster Marken kostenlos Probe fahren und aktiv erleben!<br />
Jetzt anmelden unter: theredbulletin.com/suv-tag<br />
Entdecke auf den folgenden Seiten vorab alle Modelle unserer Partner<br />
und bring dich in Stimmung für den SUV-Tag <strong>2019</strong> <br />
ON- &<br />
OFFROAD-<br />
STRECKEN
ALFA ROMEO<br />
STELVIO<br />
FI<strong>AT</strong><br />
PANDA<br />
Alfa Romeo, Fiat & Jeep ®<br />
SUVs in jeder Größe<br />
Alfa Romeo setzt neue Maßstäbe hinsichtlich Sportlichkeit<br />
im SUV-Segment und vereint Design und<br />
Komfort mit fortschrittlichster Technologie.<br />
alfaromeo.at<br />
Wer einen urbanen SUV im sportlichen Design sucht, ist mit<br />
den Modellen von FI<strong>AT</strong> bestens bedient. Der FI<strong>AT</strong> 500X bietet<br />
hohen Komfort, fortschrittliche Assistenzsysteme und neueste<br />
Technologie. Trotz – oder geraden wegen – der kompakten<br />
Größe und seiner Offroad-Fähigkeit ist der FI<strong>AT</strong> Panda der<br />
perfekte Begleiter auf jedem Terrain.<br />
fiat.at<br />
JEEP®<br />
COMPASS<br />
Die drei Modelle Compass, Renegade und Wrangler<br />
von Jeep ®<br />
erstrahlen in der einzigartigen Gelände-<br />
DNA und überzeugen mit ihrer Fahrdynamik<br />
on- und offroad. Hochwertige Materialien und<br />
Ausstattungselemente, die für die Marke typisch<br />
sind, verwandeln jede Fahrt in ein Erlebnis.<br />
jeep.at<br />
Volle Power am SUV-Tag mit Audi<br />
Elektro ist jetzt quattro. Der neue Audi e-tron schafft mehr persönlichen<br />
Freiraum für selbstbestimmte Mobilität: Als erstes Serienfahrzeug kann<br />
er an Schnellladesäulen mit 150 kW Gleichstrom geladen werden und ist<br />
damit in 30 Minuten wieder startklar. Seine leistungsstarke Hochvoltbatterie<br />
garantiert eine alltagstaugliche Reichweite von 400 Kilometern*.<br />
AUDI E-TRON<br />
Der Audi Q3 ist ein Allround-Talent für jeden Moment. Er verspricht<br />
nicht nur Geräumigkeit, sondern auch zahlreiche Infotainment-Highlights.<br />
Während der Fahrt in der Stadt, auf Langstrecken und beim Parken<br />
unterstützen clevere Assistenzsysteme und sorgen für noch mehr Komfort.<br />
AUDI Q3<br />
Außerdem am SUV-Tag <strong>2019</strong> zum Testen: der Audi Q8 und<br />
der A6 allroad quattro.<br />
audi.at<br />
Cockpit Audi e-tron / Q3<br />
* gemessen nach WLTP-Fahrzyklus. Verbrauch kombiniert in Elektro in kWh/100 km: 23,6–24,1. CO ² -Emission kombiniert in g/km: 0. Symbolfoto.<br />
Stand: 07/<strong>2019</strong>. Kraftstoffverbrauch kombiniert in l/100 km: 4,7–7,4. CO ² -Emission kombiniert in g/km: 123–168. Stand: 07/<strong>2019</strong>. Symbolfoto.<br />
JETZT ANMELDEN & KOSTENLOS PROBE FAHREN: theredbulletin.com/suv-tag
THE RED BULLETIN PROMOTION<br />
MAZDA<br />
CX-5<br />
Mazda: purer Spaß und Fahrvergnügen<br />
Bereits durch die fahrerorientierten Sitzposition erlebst du im Mazda<br />
CX-3 nicht nur großartigen Komfort, sondern auch eine einmalige<br />
Einheit zwischen Fahrzeug und Fahrer. So wird jede Fahrt im agilen<br />
Kompakt-SUV zu etwas ganz Besonderem.<br />
Der Mazda CX-5 vereint dank einem höheren Niveau an Qualität und<br />
Raffinesse Luxus, Leistung und Fahrvergnügen in gleichem Maße. Die<br />
SKYACTIV-Fahrzeugarchitektur stellt den Menschen in den Mittelpunkt<br />
und sorgt für eine unglaublich ruhige Fahrt. Das „KODO – Soul<br />
of Motion“-Design und das ausgeklügelte Interieur mit Echtholz<br />
und Nappaleder zählen zu weiteren Highlights dieses Modells.<br />
mazda.at<br />
Mazda CX-3<br />
Opel vereint sportliche Eleganz<br />
mit modernster Technologie<br />
Opel präsentiert am diesjährigen SUV-Tag gleich zwei Highlight-Modelle.<br />
Wer auf Abenteuer steht, wird mit dem Grandland X bestens bedient.<br />
Mit seinem athletischen SUV-Look, neuester Technologie und seinen<br />
smarten Assistenzsystemen ist eine Ausfahrt vom Großstadtdschungel<br />
in die Abgeschiedenheit kein Problem.<br />
OPEL<br />
GRANDLAND X<br />
Beim Opel Crossland X erwartet dich eine exklusive Premium-<br />
Ausstattung mit flexibler Aufteilung und dem größten<br />
Gepäckraumvolumen seiner Klasse. Damit meistert der<br />
Opel Crossland X spielend jede Herausforderung und<br />
besticht durch seine praktische, sportliche Eleganz.<br />
opel.at<br />
Opel Crossland X<br />
JETZT ANMELDEN & KOSTENLOS PROBE FAHREN: theredbulletin.com/suv-tag
PORSCHE<br />
CAYENNE<br />
Porsche Cayenne Coupé:<br />
athletisch und emotional<br />
Porsche erweitert seine SUV-Familie mit dem Cayenne Coupé.<br />
Das Fahrzeug besticht durch die besonders dynamische<br />
Linienführung und neue technische Details, die es noch<br />
athletischer erscheinen lassen. Zu den Highlights zählen<br />
eine geschärfte Form mit vollkommen eigenständiger Heckpartie,<br />
ein adaptiver Heckspoiler, Einzelsitz-Charakteristik<br />
im Fond und zwei Dachkonzepte: ein serienmäßiges<br />
Panorama-Festglasdach sowie ein optionales Carbondach.<br />
Die deutlich schneller nach hinten abfallende<br />
Dachlinie verleiht dem Fahrzeug einen noch dynamischeren<br />
und optisch sportlicheren Auftritt.<br />
porsche.at<br />
Innen- und Außenansicht<br />
SUV-Offensive von SE<strong>AT</strong><br />
Als Top-Modell der SUV-Produktoffensive gibt der neue SE<strong>AT</strong><br />
Tarraco einen Ausblick auf die zukünftige Designsprache der<br />
kommenden SE<strong>AT</strong> Modelle. Mit modernster Technologie,<br />
dynamischem, agilem Handling, Alltagstauglichkeit und<br />
Funktionalität bietet er 100%iges Fahrvergnügen. Profitiere<br />
von den Vorzügen wie einer höheren Sitzposition und dem<br />
außergewöhnlichen Platzangebot. Als neues „Top of the<br />
Line“-Modell komplettiert der Tarraco als großer Bruder<br />
des Ateca und des Arona die 3er-SUV-Familie – hier ist<br />
für jeden der richtige SUV dabei. Überzeuge dich selbst<br />
und teste alle drei Modelle ausgiebig am SUV-Tag <strong>2019</strong>.<br />
seat.at<br />
SE<strong>AT</strong><br />
ARONA<br />
SE<strong>AT</strong><br />
<strong>AT</strong>ECA<br />
SE<strong>AT</strong><br />
TARRACO<br />
JETZT ANMELDEN & KOSTENLOS PROBE FAHREN: theredbulletin.com/suv-tag
THE RED BULLETIN PROMOTION<br />
ŠKODA<br />
KAROQ<br />
Kraftvoll und schön –<br />
die Modelle von ŠKODA<br />
Der ŠKODA KODIAQ verleiht jedem Abenteuer das gewisse Etwas. Er<br />
steht nicht nur für Dynamik und Robustheit, sondern auch für Sportlichkeit<br />
und Eleganz. Raffinierte Details verleihen dem kristallinen<br />
Design eine elegante und sportive Optik. Zudem bietet der KODIAQ<br />
neben Geräumigkeit, modernen Konnektivitätslösungen und intelligenten<br />
Assistenz-Systemen zusätzliche „Simply Clever“-Details.<br />
Der KAROQ verbindet die Vorzüge eines robusten Outdoor-<br />
Fahrzeugs mit modernem Design. Er ist mit Allradantrieb<br />
oder innovativem Doppelkupplungsgetriebe erhältlich – so<br />
kannst du sicher, sportlich und komfortabel übers Land<br />
und durch die City cruisen.<br />
skoda.at<br />
ŠKODA KODIAQ<br />
Fahrspaß mit den SUVs von Suzuki<br />
Der Mini-SUV IGNIS ist ein Auto für alle und alles – egal ob du in der Stadt<br />
oder auf dem Land zu Hause bist. Neben seinen kompakten Maßen besticht<br />
der kleine Allrounder mit puristischem Stil, vielseitiger Funktionalität<br />
und markantem Design.<br />
Wer es lieber größer mag, setzt auf den neuen Suzuki VITARA: formschönes<br />
Design, kombiniert mit Fahrkomfort und fortschrittlicher Sicherheits-Technik,<br />
macht den Lifestyle-SUV zu deinem perfekten Begleiter<br />
in Alltag und Freizeit. Ob im Stadtverkehr, auf Überlandfahrten oder<br />
im Gelände – mit dem VITARA macht Fahren Spaß.<br />
suzuki.at<br />
SUZUKI<br />
VITARA<br />
Suzuki<br />
IGNIS<br />
JETZT ANMELDEN & KOSTENLOS PROBE FAHREN: theredbulletin.com/suv-tag
THE RED BULLETIN PROMOTION<br />
TOYOTA RAV4<br />
Premium-Modelle von Toyota und Lexus<br />
Die 5. Auflage des Toyota RAV4 bietet jetzt höheren Fahrkomfort, besseres<br />
Handling, noch mehr passive Sicherheit und reichlich Platz für die<br />
ganze Familie. Für gehörigen Fahrspaß sorgt das kräftige 2,5-Liter-Hybridaggregat<br />
mit 218 PS (FWD) bzw. 222 PS (AWD-i) Systemleistung.<br />
Der beliebte Crossover Toyota C-HR rundet das SUV-Angebot ab.<br />
toyota.at<br />
LEXUS UX 250H<br />
Der neue Lexus UX 250h glänzt mit den charakteristischen<br />
Merkmalen der Premium-Marke: mutiges Design, einzigartige<br />
Handwerkskunst, faszinierende Performance und innovative<br />
Technologien. Die hohe Verarbeitungsqualität und Fertigungspräzision<br />
sind auch beim kleinsten Lexus SUV konkurrenzlos. Auch die größeren<br />
Modelle NX 300h und RX 450h stehen am SUV-Tag bereit.<br />
lexus.at<br />
Lexus UX 250h innen<br />
Toyota C-HR<br />
Die SUV-Familie von Volkswagen<br />
Sportlich, smart, bequem und vielseitig – diese Eigenschaften<br />
machen SUVs zu immer beliebteren Begleitern im Alltag.<br />
Der neue T-Cross bringt frischen Wind in die Volkswagen Modellpalette<br />
und ist das kleinste und zugleich jüngste Mitglied der SUV-<br />
Familie. Mit seiner prägnanten Karosserie macht der Allrounder<br />
überall eine gute Figur: in der Stadt, im Alltag und offroad. Überzeuge<br />
dich selbst vom neuen T-Cross beim SUV-Tag in Teesdorf und<br />
nutze außerdem die Chance, die Volkswagen Modelle T-Roc, Tiguan,<br />
Tiguan Allspace und Touareg hautnah zu erleben.<br />
volkswagen.at<br />
VW<br />
T-CROSS<br />
T-Cross außen und innen<br />
JETZT ANMELDEN & KOSTENLOS PROBE FAHREN: theredbulletin.com/suv-tag
Entertainment<br />
guide<br />
JETZT<br />
WIRD’S<br />
DRECKIG!<br />
Ob mit Enduro-Maschinen,<br />
Offroad-Buggys oder<br />
am Mountainbike: Die<br />
aktuellen Highlights auf<br />
<strong>Red</strong> Bull TV beweisen<br />
wieder einmal, wie schön es<br />
sein kann, sich anständig<br />
schmutzig zu machen.<br />
28<br />
Manuel Lettenbichler<br />
beim dritten Stopp der<br />
WESS <strong>2019</strong> am Erzberg<br />
August PREMIERE<br />
WESS DIARIES<br />
Acht Stopps umfasst die World Enduro Super Series<br />
(WESS). Acht Folgen zählt jene Dokureihe, die erstmals<br />
ausführlich hinter die Kulissen dieser ultimativen Rennserie<br />
für Gelände-Motorradfahrer schaut. In jeder<br />
Episode werden jeweils ein Werks- und ein freier Fahrer<br />
bei ihrer Vorbereitung auf den nächsten Start begleitet.<br />
Das Ergebnis: Einblicke in die Rennfahrerseele – so tief<br />
wie die Spuren der Biker auf der Strecke.<br />
FUTURE7MEDIA/RED BULL CONTENT POOL, MIKE ROTH<br />
SO SIEHST DU<br />
RED BULL TV<br />
ÜBERALL<br />
<strong>Red</strong> Bull TV ist deine globale<br />
digitale Destination für<br />
Entertainment abseits des<br />
Alltäglichen, empfangbar<br />
rund um die Uhr an jedem Ort<br />
der Welt. Geh auf redbull.tv,<br />
hol dir die App oder connecte<br />
dich via Smart-TV.<br />
Alle Infos: redbull.tv<br />
1<strong>September</strong> LIVE<br />
CRANDON WORLD CUP<br />
Knapp 2000 Einwohner leben im beschaulichen<br />
Crandon im US-Bundesstaat Wisconsin. Diese Idylle<br />
endet, wenn 25-mal so viele Menschen auf den Tribünen<br />
ausflippen, weil die weltbesten Offroad-Fahrer<br />
den 2,5-Kilometer-Rundkurs der Stadt umpflügen.<br />
7und 8. <strong>September</strong> LIVE<br />
UCI MOUNTAINBIKE<br />
WELTCUP-FINALE<br />
Der Höhepunkt der Mountainbike-Saison findet dieses<br />
Jahr in Snowshoe, West Virginia (USA), statt. Spoiler:<br />
Die Champions im Downhill und Cross Country werden<br />
dennoch keine Winterschuhe tragen.<br />
THE RED BULLETIN 91
Events<br />
24<br />
August<br />
Die große Schanze<br />
Zum „Zitterbalken“, wo im Winter die Skispringer<br />
auf ihr Startsignal warten, zieht es 1800 Athleten<br />
bei der 9. Auflage des <strong>Red</strong> Bull 400 wie magnetisch<br />
hinauf. Bis dorthin gilt es, auf der Paul Außerleitner-Schanze<br />
von Bischofshofen 400 beinharte<br />
Meter über Auslauf, Schanzentisch und Anlauf<br />
(27 Grad Neigung!) zu bewältigen. Die 140 Höhenmeter<br />
entsprechen einem 40-stöckigen Hochhaus.<br />
Einzige Hilfe: ein Netz zum Festhalten.<br />
Paul-Außerleitner-Schanze, Bischofshofen;<br />
Jetzt Startplatz sichern! redbull.com/400<br />
August<br />
Achterbahnfahrt<br />
für die Ohren<br />
Das „Rolling Stone“-Magazin nannte<br />
Deerhunter kürzlich eine der besten<br />
Gitarrenbands des 21. Jahrhunderts.<br />
Zu Recht: Auf „Why Hasn’t Everything<br />
Already Disappeared?“, dem<br />
neuen, achten Album, jagen die<br />
US‐Indie-Rocker durch Täler tiefen<br />
Kummers hinauf in die Höhen brennender<br />
Euphorie und zurück. Ein Hörerlebnis<br />
wie eine Achterbahnfahrt.<br />
Dom im Berg, Graz;<br />
deerhuntermusic.com<br />
Kühtaisattel, Brennerpass, Jaufenpass<br />
und Timmelsjoch – vier Alpen<br />
1<strong>September</strong><br />
Meterfressen<br />
auf Alpenpässen<br />
pässe müssen beim Ötztaler Radmarathon<br />
bezwungen werden.<br />
Das ergibt auf einer Strecke von<br />
20 6<br />
238 Kilometern 5500 Höhenmeter.<br />
4000 Radfahrer machen mit, die<br />
schnellsten werden von den Fans<br />
nach knapp sieben Stunden im<br />
Zielbereich erwartet – und bei der<br />
Pasta-Party im Anschluss gefeiert.<br />
Sölden;<br />
oetztaler-radmarathon.com<br />
<strong>September</strong><br />
Reimemonster<br />
Die Jugend für Poesie zu begeistern<br />
ist nicht leicht. Davon<br />
kann jeder Lehrer ein Lied<br />
singen. Dabei lieben die<br />
Jungen die Sprachkunst: Rap<br />
ist das erfolgreichste Genre<br />
der Gegen wart. Beim „Rapper<br />
lesen Rapper“-Event rezitieren<br />
junge Musiker wie Alix<br />
die Texte ihrer Helden als<br />
Ge dichte. Ohne Beats – aber<br />
mit nicht weniger Wortgewalt.<br />
Stadtsaal, Wien; facebook.<br />
com/rapperlesenrapper<br />
7<br />
<strong>September</strong><br />
HÄRTEFALL<br />
Der <strong>Red</strong> Bull Dolomitenmann<br />
gilt als härtester Teambewerb<br />
der Welt. Aus gutem Grund: Die<br />
Bergläufer der Viererstaffeln<br />
müssen sich zwölf Kilometer<br />
weit über 2000 Höhenmeter<br />
quälen, die Paragleiter sich vom<br />
Kühbodentörl ins Dolomitenstadion<br />
stürzen und an die Radfahrer<br />
übergeben. Haben diese<br />
dann 26,8 zermürbende Kilometer<br />
geschafft, heißt’s für den<br />
Letzten im Team ab ins tobende<br />
Wasser (im Bild Kajak-Legende<br />
Harald Hudetz). Schlussakt nach<br />
fünf Kilometern Paddeln: der Ziellauf<br />
mit dem Kajak im Gepäck.<br />
Lienz; redbulldolomitenmann.com<br />
ALEXANDER SCHWARZ/RED BULL CONTENT POOL, MIRJA GEH/RED BULL CONTENT POOL, SHAMIL TANNA<br />
92 THE RED BULLETIN
guide<br />
16August<br />
RICHTIG<br />
ROCKEN<br />
Ende 2016 starteten Metallica<br />
ihre „WorldWired“-Welttournee.<br />
Sie führt die Metal-Giganten nun<br />
nach etwa 160 Konzerten zum<br />
zweiten Mal nach Wien. Highlight<br />
neben den Hits: Bassist Rob<br />
Trujillo (li.) und Gitarrist Kirk<br />
Hammett (re.) covern in vielen<br />
Städten Songs von Lokalhelden.<br />
In Stockholm nahmen sie sich<br />
ABBAs „Dancing Queen“ vor.<br />
Ob sie die Wiener Fans mit einer<br />
Falco-Nummer überraschen?<br />
Ernst-Happel-Stadion, Wien; metallica.com<br />
Bezahlte Anzeige<br />
Urlaub vor der Haustür –<br />
Wien macht’s möglich!<br />
Wenn es um Festivals geht, haben Raphael und Yasmin nur<br />
ein Ziel: Wien. Open-Air-Kinos, zahlreiche Ausstellungen,<br />
gemeinsames Lauschen von Literatur, Wiener Urtheaterkultur<br />
– es ist überall etwas los in dieser Stadt.<br />
Mach mehr aus deinem Sommer mit dem Event-Alert in<br />
der Wien Live-App. Gleich downloaden. #einfachleiwand<br />
sommer.wien.gv.at
Read Bull<br />
Hier schreiben namhafte Literatinnen und Literaten<br />
jeden Monat über ein <strong>The</strong>ma, das sie bewegt.<br />
DER SUMPF<br />
KROKODILE,<br />
SONNE UND DAS<br />
ENDE DER ZEIT<br />
<strong>The</strong>odora Bauer, 29,<br />
2016 machte die gebürtige Wienerin<br />
mit ihrem Roman „Chikago“ (Picus<br />
Verlag) beim Ingeborg Bachmann<br />
Literaturwettbewerb in Klagenfurt<br />
auf sich aufmerksam. Ihr im gleichen<br />
Jahr veröffentlichtes <strong>The</strong>aterstück<br />
„papier.waren.pospischil“ gewann den<br />
vom Salzburger Landestheater ausgeschriebenen<br />
Dramenwettbewerb<br />
für neue Komödien. Seit Herbst<br />
letzten Jahres moderiert die Autorin<br />
gemeinsam mit Alfred Komarek die<br />
Sendung „literaTOUR“ auf ServusTV.<br />
Lassen Sie mich nachdenken<br />
über Grenzen. Ich soll nicht<br />
von geografischen Grenzen<br />
schreiben, das hat man mir<br />
gesagt, sondern von Grenzen<br />
im übertragenen Sinne. Und<br />
dennoch äußern sich Grenzen immer<br />
auch in ihrer ganz eigenen Geografie.<br />
Man spricht von einem Trennenden, einer<br />
Grenzregion, die ein Feld von einem anderen<br />
abgrenzt, oder von einer scharfen<br />
Linie, die an sich nicht existiert, die beiden<br />
von ihr zerschnittenen Orte aber dafür<br />
umso mehr. Kann man Grenzen zeitlich<br />
denken? Eine Epoche, die eine andere<br />
begrenzt, eine „Zwischen-Zeit“, eine<br />
Übergangszeit. Oder die Worte: abrupt,<br />
plötzlich, unvermittelt. Ja, man denkt<br />
also in Zeit, in Raum. Psychische Grenzen<br />
zeigen sich in Zeit, in Raum; der Mensch,<br />
unsere gesamte Welt spannt sich auf innerhalb<br />
dieser beiden Dimensionen, und<br />
so muss auch mein Text in diesem dehnbaren<br />
Möglichkeitsraum verbleiben.<br />
Denken Sie an Florida. Was sehen<br />
Sie? Krokodile, Trump, Golf, Disneyland.<br />
Krokodile. Meer. Baseballkäppchen.<br />
Alte Leute. Krokodile. Ich war<br />
dort auf Urlaub, letztes Jahr, nach einer<br />
Lesereise – meine Gedanken orientierten<br />
sich am Meeresspiegel, ich wollte doch<br />
schon immer nach Florida, und solange<br />
das Meer sich noch, wohl mehr aus Gutmütigkeit,<br />
an seine vorgegebenen Grenzen<br />
hielt, sollte man den Ort tunlichst besichtigen,<br />
dachte ich mir.<br />
Einen Tag lang defilierte ich durch<br />
die Harry-Potter-World in Orlando, einzementierter<br />
Schnee auf den fast schon<br />
grotesk spitzen Häusern, ein Butterbeer<br />
in drei Wärmegraden um je 7 $ und die<br />
Hauptattraktion: ein Bahnhof mit echtem<br />
Zug. Dann flog ich weiter nach Key West.<br />
Ein Hotel am Brackwasser (romantischer<br />
könnte man sagen: an einer Lagune) –<br />
aber ein sehr schönes Hotel, stellen Sie es<br />
sich nicht zu hässlich vor. Ein Shuttle ins<br />
Stadtzentrum mit einem Hard-Rock- und<br />
Metal-affinen Buschauffeur, der uns kein<br />
einziges Schlagloch vorenthalten wollte.<br />
Ein Paddelkurs am Abend in diesem seepflanzendurchsetzten<br />
Brackwasser, wir<br />
hatten Lichter auf den Booten, mit denen<br />
wir die Seesterne und Seegurken und<br />
die eine Riesenkrabbe beunruhigten, die<br />
ihr Aus-dem-Wasser-gehoben-Werden<br />
mit der stoischen Ruhe erwartete, die<br />
man nur dann aufbringt, wenn einem<br />
das Gleiche jeden Abend passiert.<br />
Sie sehen, ich halte mich mit Krabben<br />
und Seesternen auf. Die eigentliche<br />
Geschichte ist zu schmerzhaft, um<br />
in direkter Linie zu ihr vorzu treten, deshalb<br />
nähere ich mich ihr, wie eine Krabbe,<br />
in Zacken.<br />
Der Paddeltrainer war ein junger Mann,<br />
der mir gefiel, und was mir besonders<br />
gefiel, war, dass er in einer schüchternen,<br />
keinesfalls drängenden Art keinen Zweifel<br />
daran ließ, dass es ihm ebenso ging. Er<br />
hatte einige Tattoos, die er sich selbst<br />
gestochen hatte – darunter ein Totenkopf<br />
mit einer Blume, der aussah wie die<br />
Zeichnung eines Kindes. Es waren auffallend<br />
hässliche Tattoos von einer auffallenden<br />
Unschuld. Er sei nämlich Tattookünstler,<br />
erzählte er mir, das einzige<br />
Problem sei bloß, dass sein Lehrmeister<br />
wegen Medikamentenmissbrauchs leider<br />
darniederliege, das Geschäft nun geschlossen<br />
sei und er glaube, dass es auch<br />
so bald nicht mehr aufmachen würde.<br />
PAUL FEUERSÄNGER THEODORA BAUER<br />
94 THE RED BULLETIN
<strong>The</strong>odora Bauer<br />
Wir fuhren zu „Domino’s Pizza“, einer<br />
Restaurantkette, die weniger durch ihre<br />
Qualität denn durch ihr stures Vorhandensein<br />
besticht. Sein Auto sah aus, als hätte<br />
es seine beste Zeit schon hinter sich gehabt,<br />
und war innen voller Kabel. Er<br />
sei eigentlich Monteur für Klimaanlagen,<br />
sagte er, und das mit den Paddel kursen<br />
sei eben sein dritter Job.<br />
An der Tankstelle fragte er mich, ob<br />
ich „aufs College“ gegangen sei. Ich bejahte.<br />
Er sagte mit leicht verächtlichem<br />
Ton: „I knew it.“ Ich sagte, bei uns sei es<br />
gratis, auf die Uni zu gehen, zumindest<br />
einige Jahre lang, und man würde nicht<br />
solche wahnwitzigen Schulden anhäufen<br />
wie die amerikanischen Studenten –<br />
„That’s bullshit“, sagte er wortwörtlich,<br />
und ich hatte ein Gefühl in meiner Magengrube,<br />
das ich nicht beschreiben kann.<br />
Wir setzten uns, er bestellte eine Pizza<br />
mit allen möglichen und unmöglichen<br />
Zutaten, machte einige Anmerkungen<br />
wie „I’m the man“, die er nach meiner<br />
Aufforderung, sie zu unterlassen, auch<br />
tatsächlich einstellte.<br />
Kennen Sie das Gefühl, das Sie<br />
haben, wenn ein schöner Traum<br />
sich plötzlich in einen Albtraum<br />
wandelt und Sie aufwachen von der<br />
schieren Anstrengung, diesen Traum zu<br />
träumen? Dieses Gefühl. Denken Sie sich<br />
dieses Gefühl. Er sagte, ich solle mich zu<br />
ihm setzen, und erwähnte lobend, dass<br />
im Fernseher, den er gut im Blick behielt,<br />
ein Boxkampf lief.<br />
Ich sagte, ich hielte Boxen nicht aus,<br />
schon gar nicht beim Essen, und setzte<br />
mich ihm gegenüber. Wir sprachen,<br />
und dieses Gespräch ließ mich fast den<br />
Glauben an die Menschheit verlieren. Die<br />
Homeless seien alle Süchtige, die sich freiwillig<br />
dafür entschieden hätten, auf der<br />
Straße zu leben. Man könne einfach über<br />
sie drübersteigen. Sie seien schließlich<br />
selbst schuld. Trump: „I like the guy.“<br />
Wir redeten über die Flüchtlingsbewegung,<br />
er sagte, „Germany to the<br />
Germans“, und ich wies ihn höflich darauf<br />
hin, dass das die Nazis auch gesagt<br />
hätten. Ich aß kaum etwas von der Pizza<br />
– „Am I making you nervous?“, sagte er<br />
und scheiterte am intendierten Tonfall.<br />
Ich sagte: „This conversation is making<br />
me nervous.“ Das war kein böser Mensch,<br />
ich hatte ihn doch beim Kurs erlebt, das<br />
war ein zuvorkommender junger Mann,<br />
ein ganz normaler Ami. Er brachte mich<br />
nach Hause, fragte nach meiner Telefonnummer.<br />
Ich sagte, er solle mir lieber seine<br />
geben, mein Handy funktioniere hier nicht<br />
immer. Er sagte, „I’m not gonna stalk you,<br />
you know.“ Ich sagte: „You never know.“<br />
Er sagte: „I do.“ Und trotzdem war ich erleichtert,<br />
dass er nichts von mir wusste.<br />
Ich dachte, und das wurde mir erst später<br />
bewusst, er ist ja Amerikaner, was, wenn<br />
er eine Waffe, bei diesen Leuten weiß<br />
man nie …<br />
Verstehen Sie jetzt, was ich meine,<br />
wenn ich sage, Grenze?<br />
Zur Heilung ging ich zu einer Papageienfrau,<br />
nicht im übertragenen,<br />
sondern im tatsächlichen Sinne.<br />
Nancy Forrester betreibt in ihrem Garten<br />
eine Vogelpflegestation, in der sie für eine<br />
beträchtliche Anzahl intelligent dreinblickender<br />
Papageien jeglicher Größe<br />
und Farbe sorgt, und das, obwohl sie laut<br />
eigener Angabe Vögel nicht einmal sonderlich<br />
mag. Sie war früher in der Umweltbewegung<br />
aktiv gewesen und auf Umwegen<br />
(und weil man verschiedene Papageien<br />
einfach in ihrem Garten ausgesetzt<br />
hatte) zum Papageienschutz gekommen.<br />
An diesem Morgen waren wenige Leute da.<br />
Kennen Sie das<br />
Gefühl, wenn ein<br />
schöner Traum sich<br />
plötzlich in einen<br />
Albtraum wandelt?<br />
Ich hätte gerne Mr. Peaches, den<br />
Molukkenkakadu, oder Baby Blue, den<br />
riesigen blauen Ara, der sich schließlich<br />
dazu herabließ, auf meinem Arm zu sitzen,<br />
auch gestreichelt, aber nichts da. Von<br />
Nancy ließen sie sich die Federn kraulen<br />
mit einem Gesichtsausdruck des allerhöchsten<br />
Glücks. Nancy war über 80,<br />
sie trug ein Batikshirt und einen kleinen,<br />
grauen, hoch am Kopf gebundenen Pferdeschwanz.<br />
Wir sprachen über Papageien,<br />
über das Schreiben – und ich weiß nicht<br />
genau, wieso, aber ich erzählte ihr. Von<br />
meiner Fassungslosigkeit, von dem<br />
jungen Mann, der mir gefallen hatte, von<br />
diesem unaussprechlichen Graben, und<br />
wieder von der Fassungslosigkeit, und<br />
der Erschütterung über die vielen Brüche,<br />
die dieses Land nach allen Richtungen<br />
hin durchzogen. Sie sagte, ein Freund von<br />
ihr, mit dem sie in den 60er-Jahren als<br />
Hippie protestiert hatte, der für Umweltschutz<br />
eintritt und für Nachhaltigkeit,<br />
ein solcher Freund wählt nun Trump. Sie<br />
sagte, sie habe es aufgegeben, mit ihm<br />
darüber zu sprechen, „I love him“, sagte<br />
sie. „He’s a very dear friend to me, but<br />
talk about this? No.“<br />
Mr. Peaches lief am Tisch im Kreis<br />
und warf mehrfach das Plastikspielzeug,<br />
das er offensichtlich aus grundsätzlichen<br />
Erwägungen ablehnte, zu Boden. Ich<br />
konnte mit Nancy reden, sie spürte diese<br />
entsetzlichen Gräben auch, das ganze<br />
Land war übersät davon, wie die Narben<br />
eines noch kommenden Konflikts. Es tat<br />
gut, mit jemandem zu sprechen, der nicht<br />
wahnsinnig geworden war.<br />
Die nächsten Tage über blieb ich auf<br />
der Insel, besichtigte einen Nationalpark,<br />
besichtigte den Sonnenuntergang<br />
aus verschiedenen Winkeln (so, wie<br />
es in den Touristenführern geschrieben<br />
steht), besichtigte Hemingways Haus, das<br />
erbärmlich nach den sechszehigen Katzen<br />
stank, die es nach wie vor bewohnen. Ich<br />
fuhr nach Miami, ging am Strand auf und<br />
ab, an dem eine Menge Menschen auf<br />
Drogen zu sein schien, verpasste knapp<br />
eine Designmesse in der Stadt, die in<br />
zahllose Ausstellungen gemündet hätte,<br />
und war insgeheim froh darüber.<br />
Ich ging (tatsächlich) in eine russische<br />
Sauna in Miami Beach, in deren steam<br />
room es kochend heiß von der Decke<br />
regnete und bedenklich aus allen Rohren<br />
pfiff. Und trotzdem trug ich das Erlebnis<br />
mit mir herum. Die ganze Zeit.<br />
Wissen Sie, es passiert mir nicht so<br />
häufig, dass mir tatsächlich jemand<br />
gefällt, und dann gefällt mir so einer.<br />
Jemand, der politisch in einer anderen<br />
Dimension lebt. Dessen Gedanken zu<br />
bewohnen mir physische Schmerzen verursacht<br />
hätte. So muss es sich anfühlen,<br />
wenn die Zeit sich teilt, wenn die Weltpolitik<br />
physische wie psychische Grenzposten<br />
in den ideellen Boden und geradewegs<br />
zwischen die Menschen rammt. So<br />
fühlt es sich an, wenn Sie sich aussuchen<br />
müssen, auf welcher Seite Sie stehen.<br />
THE RED BULLETIN 95
IMPRESSUM<br />
THE RED<br />
BULLETIN<br />
WELTWEIT<br />
Aktuell<br />
erscheint<br />
<strong>The</strong> <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong><br />
in sieben Ländern.<br />
Das Cover unserer<br />
mexikanischen Ausgabe<br />
ziert diesmal<br />
die Rockband Pixies,<br />
die uns im Interview<br />
erklärt, welche<br />
Vorteile es hat,<br />
sich in Verlegenheit<br />
bringen zu lassen.<br />
Mehr Storys abseits des<br />
Alltäglichen gibt’s auf:<br />
redbulletin.com<br />
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96 THE RED BULLETIN
P R O M O T I O N<br />
must-haves<br />
1 2<br />
3 4<br />
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THE RED BULLETIN 97
L I F E S T Y L E , E X T R A O R D I N A I R E<br />
Die <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong> To-do-Liste<br />
Weil das Leben zu kurz ist für lähmende Routine,<br />
gibt es hier jeden Monat eine herzerfrischende Challenge. Diesmal:<br />
SO KOMMT STIMMUNG<br />
IN DIE BAR *<br />
■<br />
Im Sensenmann-Kostüm die Bar<br />
betreten und beherzt „Letzte<br />
Runde!“ rufen.<br />
■<br />
Die Frage „Was willst du trinken?“<br />
des Kellners/der Kellnerin<br />
freundlich mit „Danke, sehr nett,<br />
aber ich bin vergeben“ abweisen.<br />
■<br />
In der In-Kneipe den DJ fragen,<br />
ob er was von den Backstreet<br />
Boys da hat. Sich Justin Bieber wünschen<br />
geht auch.<br />
■<br />
Mit Blumenkranz im Haar oder<br />
abnehmbarer Hundeschnauzen-<br />
Maske im Gesicht die Bar entern.<br />
Völlig Fremden um den Hals fallen<br />
und ihnen eröffnen: „Hallo, wir<br />
kennen uns von Snapchat!“<br />
■<br />
Im schwarzen Existentialisten-<br />
Rollkragenpulli ein Glas Wein<br />
bestellen. „Das Glas ist halb leer“<br />
seufzen.<br />
■<br />
Vor der Bartoilette geschäftig<br />
mit Stift und Papier stehen. Notdürftige<br />
mit „Tut mir leid, du stehst<br />
nicht auf der Liste“ abweisen.<br />
■<br />
Sich unauffällig neben ein heftig<br />
flirtendes Pärchen stellen und<br />
jeden seiner Sätze mit „Ja, klar“<br />
kommentieren. Unbeteiligt schauen.<br />
Die nächste<br />
Ausgabe des<br />
RED BULLETIN<br />
erscheint am<br />
10. <strong>September</strong><br />
<strong>2019</strong><br />
■<br />
Den bestaussehenden Gast<br />
fragen: „Ist dein Herz schon<br />
vergeben? Ich bin Organhändler.“<br />
Freundlich lächeln.<br />
■<br />
Dem Träger der tiefstsitzenden<br />
Hose unauffällig ein Schild auf<br />
den Rücken kleben: „Münzeinwurf<br />
hier“. Der Pfeil dabei zeigt nach unten.<br />
■<br />
Den intakten Spiegel auf der<br />
Toilette kennzeichnen mit:<br />
„Defekt. Bitte nicht hineinschauen.“<br />
Warten, was passiert.<br />
* Warnung: Diese Aktivitäten können zu sozialen Unverträglichkeiten führen.<br />
NICOLAS MAHLER<br />
98 THE RED BULLETIN
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