Bilder aus Cros Instagram-Feed: „Ein Geheimnis erhöht die Spannung, es bietet Schutz. Beides hilft Cro, so zu sein, wie er ist.“
Easy. Ganz easy mischte Cro vor acht Jahren den deutschen Rap auf. „Easy“, so hieß seine erste Single, die geschmeidige Wortspiele in entspannte Beats bettete. 21 Jahre war dieser Junge aus Stuttgart alt, als sie rauskam. Kurz zuvor hatte Carlo – so sein bürgerlicher Name – noch Cartoons für eine Zeitung gezeichnet, der musikalische Unterricht lag in der Vergangenheit, war aber nicht in Vergessenheit geraten. Er setzte sich eine Panda-Maske auf und wurde zu Cro. Und dann steppte, Pardon, rappte der Bär. Das Video schlug über Nacht ein, der Song räumte Platin (Schweiz und Österreich) und dreifach Gold (Deutschland) ab. Und das in einer Zeit, als Deutsch-Rap in künstlerischen Seichtgewässern dahindümpelte. Mit Cro kam eine neue Welle. Er war kein Kleinganove aus dem Plattenbau, aber auch kein weichgespülter Weltverbesserer. Cro war anders. Er war unbeschwert und lässig. Und er kannte die hübschesten Frauen. „Ich hatte einfach diese Idee davon, im Bus zu sitzen, von niemandem erkannt zu werden und zu lauschen, wie Leute über mich reden.“ – Sido Außerdem hatte er ein Geheimnis. Natürlich wollten die Leute wissen, wer Cro ist. Wer verbirgt sich hier? Warum tut er das? Und wann taucht vielleicht auch das erste Bild ohne Maske auf? Ein Geheimnis erhöht immer die Spannung. Und ein Geheimnis bietet auch Schutz. Beides hilft Cro, so zu sein, wie er ist. „Ich bin immer echt“, sagt Cro im Interview. „Die Maske dient dazu, meine Fans auf meine Musik und Kunst zu lenken und sie nicht mit meinem Aussehen abzulenken.“ Und warum ausgerechnet ein Panda? „Das war einfach die coolste Maske, die es auf dieser Internetseite gab, und deswegen habe ich sie völlig hirnlos bestellt.“ Neu ist die Taktik freilich nicht. Bereits seit Jahrtausenden „Make-up schien der perfekte Weg für jeden von uns, sich einen Charakter zu geben, der uns als Individuen definiert und versinnbildlicht.“ – Kiss „Ich mache das nicht, weil ich denke, dass ich hässlich bin. Ich versuche ein wenig Kontrolle über mein Image zu haben. Und es erlaubt mir einen Funken Privatsphäre.“ – Sia „Kraftwerk und Ziggy Stardust und Kiss – die Leute glaubten, die Helme seien Marketing oder so etwas, aber für uns war es Sci-Fi-Glam.“ – Daft Punk nutzen Menschen Anonymität und Narren freiheit einer Maske, um sich gesellschaftlichen Konventionen zu entziehen, im Amphitheater, bei Maskenbällen, im Karneval. Wenn die Person in den Hintergrund tritt, tritt ihr Handeln in den Vordergrund. Und genau das wollte Cro: fokussieren. Bei ihm sind es die Musik und seine Texte, in denen er ausdrückt, was ihn beschäftigt. Weil seine Fans sein Gesicht oder seine Mimik auf der Bühne nicht beurteilen können, müssen sie ihm tatsächlich zuhören. Das schafft Freiheit. So kann er sich einfacher treu bleiben. Sich treu zu bleiben, das ist nicht immer einfach. Cro ist heute keine 21 mehr, er hat sich künstlerisch verändert, sein letztes Album heißt „Tru“. Darauf probiert er mehr aus, echte Instrumente statt Loops aus dem Pult, nostalgische Sounds und Effekte. Die Songs erstrecken sich teilweise weit über fünf Minuten, man spürt die hitzige Atmosphäre förmlich aus den Boxen tropfen. Seine Stimme klingt abgeklärter. Das Video zu „Computiful“ ist voll mit Palmen, Kassetten, Bikinis, hübschen Mädchen mit Schmollmund, pink-violetten Farben und Bildern, die an VHS-Ästhetik und frühes Internet erinnern. Sie wechseln in rasend schnellen Schnitten. „Ich hab auf Tinder kein’n Bock“, singt er dort immer wieder. Dennoch swipt sich der Protagonist des Songs durch die Dating-App, sucht „computed love“. Aber eine falsche Nachricht, und schon ist er von Maria abgeturnt. So lange, bis die nächste Maria kommt … Cro untersucht Liebe im Zeitalter ihrer digitalen Reproduzierbarkeit. „Scheiß auf Hype und auf Fame, mach das Internet kaputt“, singt Cro. Dass Liebe heute nicht einfacher geworden ist, wenn Algorithmen sie verwalten. Diese Liebe mit ihren Widersprüchen zu beschreiben ist eigentlich viel mehr, als man von einem Popsong erwarten kann. Cro komponiert eine Collage des modernen Lebens. Der Albumtitel „Tru“ ist weniger Hand aufs Herz als Faust aufs Auge. Tru sein, echt sein, das bedeutet im Hip-Hop oftmals, dass man nicht den gleichen Weg geht, den die meisten gehen. Rapper erzählen ganz gerne von ihren Autos, Alkohol und grünen Knollen, die sie auf dem Weg nach ganz oben verbrennen. Credibility wird zur Marke, die Marke zur Trademark. Die Sweater von Supreme oder Palace, Sneaker von Balenciaga und Yeezy. Cro tickte früher nicht anders. Er erzählte von vier Mercedes-Benz, die auf ihn angemeldet waren, und Fünf-Sterne- Hotels, in die er laufend eincheckt. Die übliche Angeberei. Mittlerweile braucht er das nicht mehr, und er braucht auch keine Leute, die andere nur kopieren. THE RED BULLETIN 43
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