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MOBILITÄT<br />
Wie laut sind die<br />
Motorrad-Geräusche?<br />
Strassenlärm kann nerven. Beim Motorradlärm gehen die<br />
Meinungen auseinander, toller Sound in den Ohren der einen,<br />
krankmachender Lärm für die anderen. Aber wie lärmig sind<br />
die Motorräder überhaupt? Der TCS wollte es genau wissen.<br />
TEXT DINO NODARI<br />
Es dröhnt und röhrt wieder auf<br />
den Alpenpässen. Mit geöffneter<br />
Auspuffklappe geht es den Berg<br />
hoch. Ein satter Sound, der für<br />
manchen Motorradfahrer sehr viel zum<br />
Freiheitsgefühl beiträgt, dumpfer Lärm<br />
für Anwohner und Alpinisten – je nach<br />
Blickwinkel. Klar ist, die Klagen über<br />
den Motorradlärm nehmen zu – nicht<br />
nur auf den Alpenpässen. Geräuschmessungen<br />
von Polizei und verschiedenen<br />
Organisationen geben den Lärmgeplagten<br />
zum Teil recht, die Töffs<br />
sind zu laut.<br />
Deshalb hat der TCS im Auftrag des<br />
Bundesamtes für Umwelt zur Überprüfung<br />
solcher Aussagen insgesamt 29<br />
Fahrzeuge überprüft. Dazu zählten 16<br />
Motorräder, sieben Motorroller und – zu<br />
Vergleichszwecken – sechs Personenwagen.<br />
Vier Motorräder waren mit einer<br />
Sportauspuffanlage ausgerüstet, eines<br />
hatte einen Elektroantrieb. Die Motorroller<br />
traten mit VariomaticGetriebe<br />
zum Test an; ein Roller war mit Elektroantrieb<br />
ausgestattet. Zu den Personenwagen<br />
zählten ein Kompaktwagen,<br />
ein Kombi, ein Van, ein SUV, ein Sportwagen<br />
und ein Elektroauto.<br />
Lauter Ferrari<br />
Interessant: Bei der Geräuschmessung<br />
zeigte sich, dass beispielsweise ein<br />
Ferrari F430 Spider beim Anfahren der<br />
Kurve oder beim Herausbeschleunigen<br />
aus der Kurve deutlich lauter als ein<br />
Motorrad ist. Die höchsten gemessenen<br />
Werte entsprachen einer Lautstärke von<br />
24 gleichzeitig vorbeifahrenden Fahr<br />
FLÜSTERBELÄGE<br />
KÖNNEN HELFEN<br />
Die grösste Geräuschreduktion wird<br />
durch den Einbau von geräuscharmen<br />
Belägen erreicht. Eine feine Oberfläche<br />
mit kleineren Gesteinskörnern<br />
verringert das Abrollgeräusch bereits<br />
bei der Entstehung spürbar. Die Poren<br />
im Belag sind zusätzlich in der Lage,<br />
einen Teil des noch entstehenden Geräusches<br />
zu absorbieren. Die Kosten<br />
für den Einbau unterscheiden sich im<br />
Vergleich zu einem herkömmlichen<br />
Belag nicht wesentlich. Hingegen<br />
muss die oberste Schicht in der Regel<br />
früher ersetzt werden, diese Mehrkosten<br />
können oftmals damit aufgefangen<br />
werden, dass im Gegenzug<br />
auf teure bauliche Massnahmen wie<br />
Lärmschutzwände verzichtet werden<br />
kann, was auch aus städtebaulicher<br />
Sicht wesentliche Vorteile mit sich<br />
bringt. In der Westschweiz werden<br />
geräuscharme Beläge seit vielen Jahren<br />
eingebaut, in der Zwischenzeit<br />
werden sie zunehmend auch in der<br />
Deutschschweiz und dem Tessin<br />
eingesetzt. Geräuscharme Beläge<br />
verringern den Schallpegel im Neuzustand<br />
um rund sechs Dezibel. Am<br />
Ende ihrer Lebensdauer erzielen sie<br />
immer noch eine Geräuschminderung<br />
von etwa drei Dezibel, was einer<br />
Halbierung des Verkehrs entspricht.<br />
MAURITIUS IMAGES<br />
Unnötiger Lärm lässt sich vor<br />
allem mit einem angepassten<br />
Fahrstil vermeiden.<br />
28 touring | <strong>September</strong> <strong>2019</strong>