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VSAO JOURNAL Nr. 5 - Oktober 2019

Ophthalmologie - Gute Aussichten fürs Glaukom Kardiologie - «Gefährliches» EKG Politik - Frauenstreik – über den Tag hinaus

Ophthalmologie - Gute Aussichten fürs Glaukom
Kardiologie - «Gefährliches» EKG
Politik - Frauenstreik – über den Tag hinaus

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<strong>VSAO</strong><br />

<strong>Nr</strong>. 5, <strong>Oktober</strong> <strong>2019</strong><br />

Journal<br />

Das Journal des Verbandes Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte<br />

Transparent<br />

Von Wänden, Löhnen und Garnelen<br />

Ophthalmologie<br />

Gute Aussichten fürs Glaukom<br />

Seite 36<br />

Kardiologie<br />

«Gefährliches» EKG<br />

Seite 43<br />

Politik<br />

Frauenstreik – über den Tag hinaus<br />

Seite 6


Inhalt<br />

Editorial<br />

5 Totale Transparenz?<br />

Politik<br />

6 Der 14. Juni ist nicht zu Ende<br />

9 Auf den Punkt gebracht<br />

Weiterbildung /<br />

Arbeitsbedingungen<br />

10 Und es kam, wie es der Vater sagte<br />

14 Lesen lernen<br />

<strong>VSAO</strong><br />

19 Neues aus den Sektionen<br />

Perspektiven<br />

36 Aktuelles aus der Ophthalmologie:<br />

Glaukom: Goldenes Zeitalter für den<br />

grünen Star<br />

43 Aus der «Praxis»: Das «gefährliche»<br />

EKG<br />

51 Der besondere Patient<br />

MEDISERVICE<br />

52 Der Gang in die Praxis (5):<br />

Von Rechten und Pflichten<br />

55 Briefkasten<br />

57 Krankheitsfall = Lohnausfall?<br />

58 Sich für Neues entscheiden<br />

59 Wenn die Welt ins Wanken gerät<br />

62 Impressum<br />

Fokus: Transparent<br />

23 Der gläserne Mensch – eine Utopie?<br />

26 Durch Wände sehen ohne Magie<br />

29 Transparenz – ja oder nein?<br />

31 Das Lachen meines Bruders<br />

34 Meister des Versteckspiels<br />

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Editorial<br />

Totale<br />

Transparenz?<br />

Catherine Aeschbacher<br />

Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal<br />

Die Idee ist nicht ganz neu; bereits im 18. Jahrhundert<br />

forderte Jean-Jacques Rousseau die absolute Transparenz.<br />

Nur wenn alles offen liege, sei die republikanische<br />

Gesellschaft vollkommen, behauptete der Aufklärer. Die<br />

totalitären Systeme des 20. Jahrhunderts haben diese Forderung auf<br />

ihre eigene Weise umgesetzt: Die Bevölkerung wurde so gut als möglich<br />

durchleuchtet und akribisch überwacht, das Recht auf Privatsphäre<br />

war den Machthabern vorbehalten. Doch der Ruf nach absoluter<br />

Transparenz ist nicht verstummt. Im Gegenteil – in Politik und<br />

Wirtschaft ist der Begriff hoch im Kurs. Oft ist damit die Vorstellung<br />

von einer reinen und gerechten Gesellschaft verbunden. Ja, häufig<br />

wird transparent – also wörtlich: durchsichtig – sogar mit der Wahrheit<br />

schlechthin verwechselt.<br />

Wir alle werden dank den sozialen Medien immer durchsichtiger, ob<br />

freiwillig oder unfreiwillig. Selbst wer nicht sein halbes Leben auf<br />

Facebook postet, hinterlässt eine beachtliche Datenspur. Die Grenzziehung<br />

zwischen privat und öffentlich wird zunehmend diffuser. Der<br />

gläserne Mensch ist ein Thema unseres Schwerpunkts. Daneben<br />

befassen wir uns mit der Lohntransparenz, aber auch mit Wänden,<br />

durch die man hindurchsehen kann und mit transparenten Tieren.<br />

Wie transparent soll ein Patientengespräch sein? Die Frage ist einfach<br />

zu beantworten, solange Diagnose und Prognose nicht besorgniserregend<br />

sind. Andernfalls ist mehr als bloss Fingerspitzengefühl<br />

gefragt. Unser Autor berichtet im Fokus aus persönlicher Erfahrung,<br />

wie er gelernt hat, schlechte Nachrichten zu überbringen.<br />

Der 14. Juni liegt schon eine Weile zurück. Damals gingen in der<br />

ganzen Schweiz hunderttausende von Frauen auf die Strasse, um für<br />

Gleichstellung in Beruf und Gesellschaft zu streiken. Die Kundgebung<br />

war beachtlich, doch was hat sie erreicht, wie steht es um ihre Nachwirkung?<br />

Für den <strong>VSAO</strong> ist und war bereits vor dem 14. Juni klar, dass<br />

auch Ärztinnen nicht per se gleichgestellt, dass Beruf und Familie<br />

noch immer nicht einfach zu vereinbaren und Karrierechancen nicht<br />

gleichermassen verteilt sind. Aus diesem Grund hatte der <strong>VSAO</strong> verschiedenste<br />

eigene Aktivitäten rund um den Frauenstreiktag initiiert<br />

und setzt sein Engagement seither kontinuierlich fort. Genaueres dazu<br />

ist im Politikteil nachzulesen.<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/19 5


Der 14. Juni ist<br />

nicht zu Ende<br />

Vier Monate später ist der Frauenstreik zwar Geschichte. Alles andere als<br />

passé sind aber seine Anliegen. Auch für den <strong>VSAO</strong>: Er führt den Kampf<br />

für Chancengleichheit und Gleichstellung fort. Rückblick und Ausblick.<br />

Marcel Marti, Leiter Politik und Kommunikation/stv. Geschäftsführer <strong>VSAO</strong><br />

Dass Weiss und Rot die Landesfarben<br />

der Schweiz sind,<br />

weiss jedes Kind. Wer am<br />

14. Juni <strong>2019</strong> zwischen Genf<br />

und Bodensee oder Basel und Chiasso unterwegs<br />

war, hätte jedoch vielerorts meinen<br />

können, es sei nun Lila dazugekommen.<br />

Denn im Zeichen dieser Farbe stand<br />

der zweite landesweite Frauenstreik.<br />

Gemäss Schätzungen verzeichneten die<br />

Manifestationen mehrere hunderttausend<br />

Teilnehmende. So sprach etwa der<br />

Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB)<br />

im Nachgang von deutlich über 500 000<br />

Personen.<br />

Der SGB sah darin ein starkes Signal<br />

für eine rasche Gangart bei der Gleichstellung:<br />

«Die Massenmobilisierung, an der<br />

sich Frauen aus allen Gesellschaftsschichten<br />

beteiligten, zeigt, dass es bei der Gleichstellung<br />

der Frauen im Erwerbsleben und<br />

in der Gesellschaft jetzt vorwärtsgehen<br />

muss und vorwärtsgehen wird.» Handlungsbedarf<br />

ortet der Verband bei den<br />

Löhnen/der Lohngleichheit, den beruflichen<br />

Entwicklungsmöglichkeiten bzw.<br />

der Vereinbarkeit von Beruf und Familie<br />

sowie beim Kampf gegen Sexismus/sexuelle<br />

Belästigung. Andere Organisationen<br />

wie die Koordinationsgruppe Bern beurteilten<br />

das Echo auf ihren Streikaufruf<br />

ebenfalls als überwältigend.<br />

<strong>VSAO</strong> in der FMH Vorreiter<br />

Gleichstellung und Chancengleichheit<br />

sind auch für Ärztinnen noch immer nicht<br />

selbstverständlich. Zwar bilden sie laut<br />

der FMH-Ärztestatistik 2018 bei den unter<br />

45-jährigen Berufsangehörigen bereits die<br />

Mehrheit – und erst recht bei den Medizinstudierenden.<br />

Auf den Ebenen leitende<br />

Ärzte und Chefärzte hingegen zählen sie<br />

mit Anteilen von 24,5 bzw. 12,4 Prozent<br />

weiterhin meist zu den Ausnahmen. «Deshalb<br />

hat der <strong>VSAO</strong> an der Delegiertenversammlung<br />

der FMH beantragt, dass sich<br />

die gesamte Ärzteschaft hinter die Anliegen<br />

des Frauenstreiks stellt», berichtet Vizepräsidentin<br />

Patrizia Kündig. Mit Erfolg:<br />

Der Vorstoss wurde ohne Gegenstimme<br />

gutgeheissen.<br />

Vom <strong>VSAO</strong>-Ansteckknopf wurden mehr als<br />

17 000 Exemplare verteilt, vor allem in Kliniken.<br />

Doch der <strong>VSAO</strong> liess es nicht bei Worten<br />

bewenden. So liess er für den Streiktag einen<br />

Ansteckknopf (siehe Bild) produzieren<br />

und verteilen. Über 17 000 Stück gingen<br />

weg, vor allem in Kliniken. Diverse<br />

Sektionen machten mit eigenen Aktionen<br />

auf die Situation der Ärztinnen aufmerksam.<br />

Dazu zählten eine Videoproduktion<br />

über Teilzeitarbeit, die (Mit-)Organisation,<br />

Unterstützung und Teilnahme an lokalen<br />

Veranstaltungen/Ständen sowie<br />

Newsletter, Flyer und Umfragen. Die Sek-<br />

Bild: <strong>VSAO</strong><br />

6<br />

5/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


Politik<br />

Lila, so weit das Auge reicht: Nicht nur auf dem Bundesplatz in Bern mobilisierte der Frauenstreik<br />

die Massen. Der <strong>VSAO</strong> fühlt sich dadurch in seinem Engagement für Frauenfragen bestärkt.<br />

(Bild: Raphael Moser/Frauenstreik-Koordination Bern)<br />

Fragen der Diskriminierung, vor allem<br />

rund um befristete Arbeitsverträge,<br />

Schwangerschaft und Mutterschutz, ein<br />

kostenloses Telefoncoaching mit der<br />

Fachstelle UND sowie – gemeinsam mit<br />

anderen Ärzteorganisationen – das Nachwuchs-Mentoringprogramm<br />

«Coach my<br />

Career». Im Weiteren zeigt der <strong>VSAO</strong> immer<br />

wieder Flagge bei sozialpolitischen<br />

Vorstössen, zum Beispiel mit der Unterstützung<br />

der Volksinitiative für einen Vaterschaftsurlaub.<br />

«Nicht zuletzt muss aber die administrative<br />

Belastung sinken, wie wir es mit<br />

unserer Kampagne ‹Medizin statt Bürokratie!›<br />

verlangen und anhand von konkreten<br />

Beispielen auch Lösungen dafür<br />

aufzeigen», ergänzt Burkhard Schneider.<br />

«Das würde die Attraktivität des Arztberufs<br />

steigern und zugleich die Kosten senken.»<br />

Im nächsten Jahr schliesslich ist die<br />

dritte grosse Mitgliederumfrage zu Arbeitszeiten<br />

und Arbeitsbelastung geplant.<br />

Dabei sollen Fragen zum Themenkreis des<br />

Frauenstreiks einfliessen.<br />

tion Zürich hat im Nachgang überdies einen<br />

Forderungskatalog an die Adresse der<br />

Zürcher Spitäler publiziert.<br />

Es braucht mehr Teilzeit<br />

Dachverband und FMH formulierten ihre<br />

Forderungen in einer gemeinsamen Medienmitteilung.<br />

Nötig seien insbesondere<br />

zeitgemässe Arbeitsbedingungen, betont<br />

Patrizia Kündig. «Das heisst, dass die Vereinbarkeit<br />

von Beruf, Familie und Freizeit<br />

zu garantieren ist, vor allem durch regelmässige<br />

Einsatzzeiten, Teilzeitstellen, betriebsnahe<br />

Kinderkrippen mit langen Öffnungszeiten<br />

oder Flexibilität beim Arbeitspensum.»<br />

Simone Burkhard Schneider, bis Ende<br />

September Leiterin Weitbildung und Recht<br />

(eine Würdigung folgt im «<strong>VSAO</strong>-Journal»<br />

vom Dezember), führt aus, wie sich der<br />

<strong>VSAO</strong> engagiert: «Im Projekt Förderung<br />

Teilzeit entwickeln wir massgeschneiderte<br />

Lösungen für Kliniken, damit diese vermehrt<br />

reduzierte Pensen anbieten. Ausserdem<br />

planen wir ein Konzept zur Förderung<br />

der Gleichstellung in der Weiterbildung,<br />

unter anderem durch Teilzeitangebote,<br />

und befassen uns mit dem Arztbild der Zukunft.<br />

Schliesslich wird dieses immer<br />

mehr von Frauen geprägt.»<br />

Bereits seit Langem etabliert sind die<br />

Mitgliederberatung bzw. Massnahmen zu<br />

Zulassungssteuerung: Neues vom Nationalrat<br />

Vor der Herbstsession gelangte der <strong>VSAO</strong> mit einer Themenkarte zur Zulassungssteuerung<br />

(siehe Bild) an alle Mitglieder des Nationalrats. Grund: Im September stand<br />

die Differenzbereinigung mit dem Ständerat an. Im «Stöckli» hatten die Argumente von<br />

<strong>VSAO</strong> und FMH im Juni Gehör gefunden – anders als vergangenen Dezember in der<br />

grossen Kammer.<br />

Letztere ist nun neu auf die zwei Hauptanliegen der Ärzteschaft eingetreten. Diese<br />

fordert als Voraussetzungen für die Zulassung drei Jahre Tätigkeit an einer Weiterbildungsstätte<br />

in der für die Zulassung beantragten Fachdisziplin und eine höhere Messlatte<br />

bei der Sprachkompetenz. Zudem rückt der Nationalrat von der Idee ab, die freie<br />

Arztwahl einzuschränken. Er beharrt jedoch auf zwingenden Zulassungsbeschränkungen<br />

und -stopps seitens der Kantone sowie auf die Verknüpfung der Vorlage mit jener<br />

zur einheitlichen Finanzierung ambulanter und stationärer Leistungen (EFAS).<br />

Somit liegt der Ball in der kommenden Wintersession wieder bei der kleinen Kammer.<br />

Zwischenzeitlich werden ihn aber <strong>VSAO</strong> und FMH aufnehmen und sich weiter bemühen,<br />

den Spielverlauf bei den noch offenen Punkten in eine gute Richtung zu lenken.<br />

Mehr zum Thema: www.vsao.ch, Rubrik Gesundheitspolitik/ Zulassungssteuerung<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/19 7


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Politik<br />

Psychiater<br />

«heilt» Schwule<br />

Kennen Sie Konversionstherapien? Nicht? Das sollten<br />

Sie aber, denn sie werden auch in der Schweiz<br />

durchgeführt.<br />

Ich kann mich noch sehr gut an meine Zeit als<br />

Jugendlicher erinnern, als mir klar wurde, dass ich auf Männer<br />

stehe. Und doch wollte ich es lange Zeit nicht wahrhaben. Ich<br />

hatte die Hoffnung, «es» loszuwerden, wenn ich mir einfach nur<br />

genug Mühe gäbe.<br />

Auch heute geht es vielen queeren 1 Jugendlichen<br />

nicht einfacher als mir damals, obwohl<br />

unsere Gesellschaft offener und toleranter<br />

geworden ist. Und seit 1992 gelten wir<br />

gemäss WHO sogar offiziell nicht mehr<br />

als «krank».<br />

Im Austausch mit queeren<br />

Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />

höre ich immer wieder<br />

Geschichten, die mich erschüttern.<br />

Es kommt regelmässig vor,<br />

dass Familien ihre «falschsexuellen»<br />

Kinder nicht akzeptieren und<br />

ihnen nahelegen, sich zu verleugnen.<br />

Insbesondere in konservativ-religiösen<br />

Kreisen herrscht immer noch<br />

die Überzeugung, es sei eine freie Wahl,<br />

in wen wir uns verlieben, oder dass<br />

Mensch sich nur genug Mühe geben und<br />

gegen die eigenen Neigungen kämpfen muss.<br />

Teilweise wird auch mit arrangierten Ehen nachgeholfen,<br />

frei nach dem Motto: «Wenn du diese Frau nicht heiratest,<br />

wirst du aus unserer Gemeinschaft ausgestossen.»<br />

In dieselbe Kategorie fallen die sogenannten Konversionstherapien.<br />

Dabei geht es darum, Homosexuelle oder Transmenschen<br />

zu «heilen». Den jungen Menschen wird eingetrichtert, sie<br />

hätten ungelöste Konflikte mit sich selber oder müssten einfach<br />

mehr glauben und beten. Teil dieser «Therapie» ist es, den<br />

jungen Schwulen zu einem «richtigen Mann» zu machen,<br />

beispielsweise indem er Fussball spielt oder sich anders bewegt<br />

und kleidet. Aber jeder vernünftig denkende Mensch müsste<br />

eigentlich wissen, dass diese Äusserlichkeiten keinen Einfluss<br />

darauf haben, in welche Person wir uns verlieben. Folglich ist es<br />

richtig, dass die Standesordnungen der Psychiater_ 2 innen und<br />

der Psycholog_innen ihren Mitgliedern das Durchführen solcher<br />

Pseudotherapien nicht erlaubt. Nichtsdestotrotz finden sie nach<br />

Auf den<br />

Punkt<br />

gebracht<br />

wie vor auch in der Schweiz statt. Erst diesen Sommer wurde via<br />

Medien bekannt, dass ein Psychiater in Schwyz derartige<br />

Therapien durchführt und sie sogar via Grundversicherung der<br />

Krankenkasse in Rechnung gestellt hat.<br />

Das muss aufhören! Adoleszente sind besonders vulnerabel<br />

und brauchen Unterstützung, um sich selber zu sein, und<br />

dürfen nicht mit angeblich therapeutischen Angeboten noch<br />

mehr in eine persönliche Krise gestürzt werden. Deshalb<br />

sollten nicht nur die Standesorganisationen<br />

Konversionstherapierende ausschliessen. Ich<br />

setze mich dafür ein, dass in solchen Fällen<br />

Sanktionen wie Bussen oder gar ein<br />

Berufsverbot möglich werden. Denn<br />

wer nicht krank ist, muss auch nicht<br />

geheilt werden.<br />

Was ich vielmehr möchte ist,<br />

dass queere Jugendliche gesund<br />

und selbstbewusst erwachsen<br />

werden können, damit sie vielleicht<br />

in Zukunft wie ich an der<br />

Pride 3 dieses Jahr ein T-Shirt<br />

tragen mit der Aufschrift: «I didn’t<br />

choose to be gay. I just got lucky!»<br />

1<br />

Mit queer meine ich Jugendliche, die in ihrer<br />

sexuellen Orientierung nicht der heterosexuellen<br />

Norm entsprechen und/oder in der Geschlechtsidentität<br />

von ihrem biologischen Geschlecht abweichen.<br />

2<br />

Gender_Gap: Dieser Gap, bspw. Psychiater_innen, bezeichnet Männer,<br />

Frauen und alle dazwischen, damit auch diejenigen angesprochen sind, die<br />

sich in der Geschlechtsidentität nicht eindeutig einem Geschlecht zuordnen<br />

können.<br />

3<br />

Die Pride (ehemals Cristopher Street-Day) ist die Parade in Zürich, an der wir<br />

Queers und mit uns solidarische Menschen für unsere Gleichberechtigung<br />

und Akzeptanz auf die Strasse gehen.<br />

Angelo Barrile,<br />

Vizepräsident <strong>VSAO</strong><br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/19 9


Weiterbildung / Arbeitsbedingungen<br />

Und es kam, wie<br />

es der Vater sagte<br />

Nein, kopflos sei er nicht. Vielmehr überlegt, planend. Doch er plant<br />

eben auch 30 Mal im Jahr den Aus- und Aufstieg – in die Luft,<br />

als Flight- Attendant: Christoph Jans, Psychiater aus Leidenschaft,<br />

der nie Arzt sein wollte.<br />

Marcel Marti, Leiter Politik und Kommunikation/stv. Geschäftsführer <strong>VSAO</strong><br />

Zwischen Bodenhaftung und Höhenflügen: Christoph Jans arbeitet als Arzt bei der Integrierten<br />

Psychiatrie Winterthur – Zürcher Unterland (ipw), …<br />

Diese Geschichte beginnt im<br />

malerischen Luzerner Seetal,<br />

an einem Junitag 1983. In<br />

Hitzkirch wird Sohn Christoph<br />

in die Hausarztfamilie Jans geboren.<br />

Was es damals heisst, Grundversorger auf<br />

dem Land zu sein, erlebt der Junge nicht<br />

nur am Beispiel seines Vaters. Onkel und<br />

Grossvater sind im selben Metier. «Ich<br />

habe die schönen Seiten gesehen, den<br />

Kontakt mit den Menschen. Aber auch die<br />

Opfer wie die Arbeitsbelastung, die dauernde<br />

Erreichbarkeit.» Der Junior diskutiert<br />

mit dem Senior viel darüber. Der findet:<br />

Es ist so und muss so sein. Muss es<br />

nicht, nicht für mich, findet der Sprössling.<br />

Deshalb: Arzt werden – nie!<br />

Diese Geschichte endet – vorläufig –<br />

gut 36 Jahre später bei der Integrierten<br />

Psychiatrie Winterthur – Zürcher Unterland<br />

(ipw). In seinem Büro gleich hinter<br />

dem Bahnhof berichtet Christoph Jans als<br />

baldiger Facharzt Psychiatrie von seinem<br />

heutigen Beruf. Wobei man angesichts<br />

von Wortwahl und Begeisterung in der<br />

Stimme von Berufung sprechen muss.<br />

Herr Jans, warum wird man, was man<br />

nicht werden will?<br />

Mein Vater hat nicht erwartet, dass ich<br />

seine Praxis übernehme. Im Gegenteil: Da<br />

er meine Vorbehalte kannte, mahnte er<br />

mich, mir das mit dem Medizinstudium<br />

Bild: Marcel Marti<br />

10<br />

5/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


Weiterbildung / Arbeitsbedingungen<br />

…aber auch als Flight-Attendant bei der Swiss. Sein Hauptgebiet sei jedoch schon die Psychiatrie.<br />

Bild: Markus Mallaun<br />

gut zu überlegen, als ich mich doch dafür<br />

zu interessieren begann. Allerdings war es<br />

dann wieder er, der mich als Erster im<br />

Fach Psychiatrie sah.<br />

Sie noch gar nicht?<br />

Im Studium, in meinem Fall in Bern, ist<br />

der Anteil der Psychiatrie gering. Das Gebiet<br />

blieb mir also vorerst fremd. Als ich<br />

dann auf der Zielgeraden zum Staatsexamen<br />

ein vierwöchiges Praktikum in der<br />

Psychiatrie St. Urban (LU) machte, fand<br />

ich das schon mal spannend. Leider waren<br />

dann in der Weiterbildung meine ersten<br />

längeren Eindrücke von der medizinischen<br />

Praxis ganz andere …<br />

Die, welche Sie befürchtet hatten?<br />

Exakt, obschon sich die Situation ja nicht<br />

mit der in der väterlichen Hausarztpraxis<br />

vergleichen liess. Das erste Weiterbildungsjahr<br />

führte mich nämlich Ende Mai<br />

2009 in die Innere Medizin eines Aargauer<br />

Regionalspitals. Ein harter Start: Aufgrund<br />

des Personalmangels fand ich mich<br />

allein auf einer Station mit 30 Patientenbetten<br />

wieder. Zugleich musste ich eine<br />

Abteilung im oberen Stock im Auge behalten.<br />

So häufte ich im Lauf der Monate gegen<br />

600 Überstunden an, und einmal kam<br />

ich auf über 100 pendente Austrittsberichte.<br />

Keine schöne Zeit!<br />

Waren Sie wegen Ihrer frühen Zweifel<br />

am Arztberuf darauf vorbereitet?<br />

Nein. Im Studium drehte sich alles um die<br />

Medizin. Klar sah ich in den Praktika, dass<br />

die Assistenzärztinnen und -ärzte unter<br />

Stress stehen. Doch wie damit umgehen, das<br />

Erlebte einordnen, etwas dagegen machen,<br />

wusste ich nicht. Themen wie Arbeitsrecht<br />

und Berufsethik blieben blinde Flecken.<br />

Also kein Kampf, keine Auflehnung?<br />

Ich kämpfte darum, die Arbeit irgendwie<br />

hinzukriegen. Da blieb keine Energie, sich<br />

aufzulehnen – es ging schlicht ums Überleben.<br />

Und den Gedanken, dass es nachher<br />

besser werden muss.<br />

Es wurde besser. Es wurde sogar richtig<br />

gut – wie so oft im Leben über einen Umweg.<br />

Christoph Jans erhielt die Zusage, seine<br />

Weiterbildung im Bereich Innere Medizin<br />

im Limmattalspital fortsetzen zu können.<br />

Freilich nicht gleich, sondern erst ein Jahr<br />

später. Die Zwischenlösung fand er im Sanatorium<br />

Kilchberg, einer psychiatrischen<br />

Klinik am Zürichsee.<br />

Dort kam es zu den entscheidenden<br />

Weichenstellungen für Ihr heutiges Leben.<br />

Was geschah?<br />

Ich konnte in diesem Umfeld, mit diesen<br />

Patientinnen und Patienten, erstmals<br />

über die wichtigen Sachen im Leben reden<br />

– in ihrem Leben – und einen tieferen persönlichen<br />

Kontakt zu ihnen aufbauen. Ich<br />

lernte zudem neue Arbeitsweisen kennen.<br />

Meinen neuen beruflichen Alltag erlebte<br />

ich als bunt, reichhaltig, faszinierend und<br />

vor allem anders gestaltet: nicht arbeiten<br />

rund um die Uhr, sondern strukturierter,<br />

mit geplanter Freizeit.<br />

Trotzdem hatte der 27-Jährige das Gefühl,<br />

dass etwas fehlte. Jetzt einfach so ganz<br />

in die Psychiatrie wechseln und dort gleich<br />

weitermachen ..? «Das fühlte sich für mich<br />

nicht komplett an.» Er sei ein offener Typ,<br />

habe immer wieder Lust auf Neues. «Ich<br />

wollte einfach noch etwas ganz anderes machen.»<br />

Nur was? Die zufällige Bemerkung<br />

eines Pflegers im Sanatorium und das anschliessende<br />

Gespräch brachten ihm die<br />

Erleuchtung.<br />

Das Stichwort lautet Flight-Attendant …<br />

Ja, dieser Pfleger hat das gemacht und davon<br />

geschwärmt. Ich wechselte zwar von<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/19 11


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Kilchberg dann noch wie geplant ins Limmattalspital,<br />

um möglichst viel zu lernen.<br />

Allerdings nur für ein Jahr statt wie vereinbart<br />

für zwei. Nach der Kündigung bin<br />

ich gleich zur Swiss gegangen, für eine einbis<br />

zweijährige Auszeit, um anschliessend<br />

in die Psychiatrie zurückzukehren.<br />

«Über den Wolken<br />

Muss die Freiheit wohl grenzenlos sein<br />

Alle Ängste, alle Sorgen<br />

Sagt man<br />

Blieben darunter verborgen<br />

Und dann<br />

Würde was uns gross und wichtig erscheint<br />

Plötzlich nichtig und klein»<br />

War es so, wie es Reinhard Meys<br />

Lied beschreibt?<br />

In der Fliegerei ist tatsächlich fast alles anders<br />

als am Boden und in den meisten<br />

anderen Berufen. Meine Welt über den<br />

Wolken fühlte sich sehr leicht an, frisch,<br />

voll positiver Energie. Service und Lebensqualität<br />

stehen im Vordergrund. Im<br />

Unterschied dazu ist die Psychiatrie ein<br />

teilweise schweres Gebiet, geprägt von<br />

Schmerz und Leid.<br />

Gemeinsamkeiten?<br />

Gibt es ebenfalls. In beiden Bereichen geht<br />

es um den Menschen und es geht sehr<br />

menschlich zu. Man braucht in der Psychiatrie<br />

wie als Flight-Attendant Sozialkompetenz<br />

und muss belastbar sein.<br />

Haben Sie die andere Welt, die Medizin,<br />

nicht vermisst?<br />

Zunächst keine Sekunde. Wie im Sanatorium<br />

Kilchberg habe ich jedoch nach einiger<br />

Zeit begonnen, über meine Zukunft<br />

nachzudenken. Die Freude am Fliegen<br />

liess in den insgesamt fast zwei Jahren<br />

allmählich nach – ich hatte so vieles gesehen<br />

und erlebt. Zugleich wuchs die<br />

Freude auf die Rückkehr in die Medizin.<br />

Ich wollte an der Universität Zürich die<br />

Ausbildung in Psychotherapie beginnen<br />

– und erfuhr zugleich, dass die Swiss ein<br />

Freelanceprogramm startet mit der Möglichkeit,<br />

reduziert als Flight-Attendant zu<br />

arbeiten: pro Jahr jeweils insgesamt an<br />

30 Tagen.<br />

Ihre Chance, die beiden Leidenschaften<br />

unter einen Hut zu bringen?<br />

So war es. 2015 konnte ich berufsbegleitend<br />

die Psychotherapieausbildung in Angriff<br />

nehmen, bei der ipw die Weiterbildung<br />

in Psychiatrie fortsetzen und erneut<br />

in luftige Höhen abheben.<br />

Wie haben Sie sich organisiert?<br />

Ich bin bei der ipw seit Beginn zu 100 Prozent<br />

angestellt. Für das Fliegen beziehe<br />

ich unbezahlten Urlaub.<br />

Herr Jans, der Arzt, und Christoph,<br />

der Flight-Attendant – zwei Seelen in einer<br />

Brust ..? Er sagt: «Ich bin am Boden und in<br />

der Luft dieselbe Person.» Seine Antworten<br />

kommen eloquent daher, wirken reflektiert,<br />

ergänzen und spiegeln sich – er<br />

hat sie anderen und vermutlich vor allem<br />

sich selbst wohl schon oft gegeben. Sie<br />

sprudeln denn auch rasch und entschlossen<br />

aus ihm heraus, begleitet von einer<br />

lebhaften Gestik. Die Hand mit dem Kugelschreiber<br />

unterstreicht sie, der Körper<br />

rutscht auf dem Stuhl hin und her. Er will<br />

die Sachen in seinem Leben bewegen – und<br />

sie bewegen ihn.<br />

Wie verbinden Sie Ihre Berufswelten<br />

für sich selber, als Mensch?<br />

Es sind zwei verschiedene Rollen. Manchmal<br />

ist es eine Herausforderung, von der<br />

einen in die andere zu schlüpfen, dann<br />

aber auch wieder ein Spiel und schön. Immer<br />

aber ist es eine Selbsterfahrung, die<br />

mir hilft, mich in andere Personen einzufühlen<br />

– etwas Wichtiges für den Umgang<br />

mit den Patientinnen und Patienten in der<br />

Psychiatrie. Ich freue mich jetzt immer auf<br />

die Fliegerei, genauso wie auf die Rückkehr<br />

zur ipw. Dort arbeite ich derzeit zu<br />

80 Prozent als stellvertretender Oberarzt<br />

für die Tagesklinik und zu 20 Prozent für<br />

unser Ambulatorium.<br />

Sie sind mittlerweile über vier Jahre bei<br />

der ipw. Immer noch zufrieden?<br />

Ich schätze meine Arbeitgeberin sehr,<br />

nicht nur weil sie mir meine Nebentätigkeit<br />

ermöglicht. Klar, die Flut an Administration<br />

schwappt längst auch zu uns in der<br />

Psychiatrie über. Besonders zu uns, weil<br />

wir mit unseren zahlreichen Berichten,<br />

Gutachten usw. eventuell sogar die anspruchsvollsten<br />

Dokumentationspflichten<br />

unter den medizinischen Fachgebieten<br />

haben. Man muss heute alles<br />

nachweisen, was man tut, jedes Telefonat,<br />

jedes Detail. Manchmal reicht die 50-Stunden-Woche<br />

dafür nicht. Doch wir können<br />

die Überzeiten kompensieren. Im Ganzen<br />

stimmt die Rechnung.<br />

Also keine Wechselgelüste?<br />

Nein, denn ich darf Ideen einbringen, die<br />

auch umgesetzt werden, und bin als junger<br />

Arzt nicht einfach eine Arbeitsameise.<br />

Der Nachwuchs wird z.B. auch mit einem<br />

Mentoringsystem gefördert, und aktuell<br />

kann ich – wieder berufsbegleitend –<br />

meine Kenntnisse in der emotionsfokussierten<br />

Psychotherapie vertiefen. Auf Anfang<br />

2020 setze ich meinen Weg im<br />

Traumabereich fort, als Assistenzarzt auf<br />

der Station und im Ambulatorium für<br />

Traumafolgestörungen in der ipw-Klinik<br />

Schlosstal in Wülflingen. Fliegen tue ich<br />

dabei natürlich weiter.<br />

Bleiben wir bei der Weiterbildung.<br />

Wenn Sie als baldiger Facharzt zurückblicken:<br />

Wo besteht Handlungsbedarf?<br />

Man könnte die mit sechs Jahren lange<br />

Weiterbildungszeit in der Psychiatrie vielleicht<br />

etwas verschlanken – und ganz sicher<br />

den Transfer zwischen Studium und<br />

Praxis verbessern, damit man dort nicht<br />

völlig aufgeschmissen ist. Ich selber würde<br />

mich im Rückblick etwas stringenter organisieren,<br />

um schneller ans Ziel zu kommen.<br />

Was natürlich voraussetzt, dass man<br />

weiss, was man will … Und man sollte selber<br />

mutig sein und von den Arbeitgebern<br />

einfordern, was man braucht, verbunden<br />

mit einer sorgfältigen Stellenauswahl. Das<br />

Wichtigste dabei: sich von seinem Herzen<br />

leiten lassen. Das weist einem die richtige<br />

Richtung.<br />

Womit wir beim Schlusssatz wären.<br />

Bitte formulieren Sie ihn zu Ende: «Ich<br />

als Assistenzarzt …»<br />

… sehe mich in erster Linie als Mensch –<br />

und nicht als Arzt.<br />

«Ich als Assistenzarzt»<br />

In seiner neuen Serie lässt das<br />

«<strong>VSAO</strong>-Journal» Assistenzärztinnen<br />

und -ärzte zu Wort kommen – frühere<br />

wie heutige, mit verschiedenen Biografien<br />

und aus allen Teilen der<br />

Schweiz. Die Artikel sollen ein vielschichtiges,<br />

weil persönliches Bild der<br />

Weiterbildung und beruflichen Laufbahnen<br />

zeichnen. Bereits erschienen:<br />

Dina-Maria Jakob (<strong>Nr</strong>. 5/2018), Lisa<br />

Bircher (<strong>Nr</strong>. 1/<strong>2019</strong>) und Jürg Schlup<br />

(<strong>Nr</strong>. 3/<strong>2019</strong>). Sind Sie interessiert<br />

mitzumachen? Dann schreiben Sie<br />

bitte an marti@vsao.ch.<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/19 13


Weiterbildung / Arbeitsbedingungen<br />

Lesen lernen<br />

Klassische und<br />

Bayes’sche Statistik<br />

Wie in einem früheren<br />

Beitrag besprochen,<br />

verwenden wir die<br />

schlies sende Statistik,<br />

um aus einer Stichprobe auf die Gesamtheit<br />

zu schliessen. Dabei gibt es zwei<br />

vorherrschende Lehren: die klassische<br />

(frequentistische) Statistik und die<br />

Bayes-Statistik.<br />

Die klassische schliessende<br />

Statistik ist uns allen geläufig: Wir<br />

sammeln im Rahmen einer Studie Daten<br />

und brauchen diese dann zum Schätzen<br />

von Parametern und zum Testen von<br />

Hypothesen. Die Antwort zur Forschungsfrage<br />

beruht allein auf den<br />

gesammelten Daten.<br />

Die Bayes-Statistik berücksichtigt<br />

zusätzlich, was wir bereits über das<br />

Problem wissen. Sie beginnt mit einer<br />

A-priori-Annahme zur Antwort auf die<br />

Forschungsfrage, beruhend auf dem<br />

bestehenden Wissen zu der Forschungsfrage.<br />

Diese A-priori-Wahrscheinlichkeitsverteilung<br />

(auch Prior genannt) wird<br />

dann mit den Ergebnissen aus den neuen<br />

Daten kombiniert, woraus eine neue<br />

Erkenntnis (A-posteriori-Wahrscheinlichkeitsverteilung)<br />

resultiert. In der Bayes-Statistik<br />

wird also gefragt, um wie viel<br />

das vorbestehende Wissen durch die<br />

Ergebnisse der neuen Studie verändert<br />

wurde.<br />

Ein wichtiger Unterschied der beiden<br />

Lehren ist deren unterschiedliche<br />

Meinungen, was Wahrscheinlichkeit<br />

bedeutet. In der klassischen Statistik ist<br />

sie das (objektive) Ergebnis der Studie,<br />

dargestellt mit p-Werten und Konfidenzintervallen.<br />

In der Bayes’schen Statistik<br />

drückt Wahrscheinlichkeit eine allgemeiner<br />

verstandene Plausibilität aus, also<br />

eine (subjektive) Interpretation des<br />

A-priori- und A-posteriori-Wissens.<br />

Die Bayes’schen Verfahren sind<br />

attraktiv, aber oft rechnerisch aufwändig.<br />

Dies ist ein Grund, weshalb diese Methoden<br />

erst in den letzten Jahrzehnten<br />

vermehrt Einzug in die medizinische<br />

Forschung gehalten haben.<br />

Lukas Staub,<br />

klinischer Epidemiologe,<br />

Redaktionsmitglied<br />

des<br />

<strong>VSAO</strong>-Journals<br />

Erste Hilfe<br />

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letzter Hoffnung<br />

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Kathrin Grüneis<br />

14<br />

5/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


Your career starts here.<br />

Samstag, 2. November <strong>2019</strong><br />

Stade de Suisse, Bern<br />

Samedi, le 2 novembre <strong>2019</strong><br />

Stade de Suisse, Berne


8.45 – 9.15<br />

10.10 – 10.40<br />

11.25 – 11.45<br />

Begrüssung<br />

Dr. med. Anja Zyska Cherix<br />

Präsidentin <strong>VSAO</strong><br />

Tagesmoderation<br />

– Daniel Lüthi<br />

Journalist/<br />

Kommunikationsspezialist<br />

– Dr. med. Anja Zyska Cherix<br />

Präsidentin <strong>VSAO</strong><br />

DE<br />

9.15 – 9.20<br />

DE<br />

Ouverture du congrès<br />

Dr méd. Anja Zyska Cherix<br />

Présidente ASMAC<br />

Animation<br />

– Daniel Lüthi<br />

Journaliste/spécialiste<br />

de la communication<br />

– Dr méd. Anja Zyska Cherix<br />

Présidente ASMAC<br />

FR<br />

VORSTELLUNG<br />

FACHGESELLSCHAFTEN<br />

SGVC – Schweizerische<br />

Gesellschaft für<br />

Viszeralchirurgie<br />

Prof. Guido Beldi<br />

Leitender Arzt<br />

Universitätsklinik für Viszerale<br />

Chirurgie und Medizin<br />

Inselspital<br />

SGSM – Schweizerische<br />

Gesellschaft für<br />

Sportmedizin<br />

(Students & Junior<br />

Doctors SGSM/SSMS)<br />

Dr. med. German E. Clénin<br />

Präsident SGSM/SSMS<br />

Justin Carrard<br />

Präsident der SGSM/SSMS-<br />

Sektion «Students & Junior<br />

Doctors SGSM/SSMS»<br />

PRÉSENTATION DE<br />

SOCIÉTÉS DE<br />

DISCI PLINE MÉDICALE<br />

SSCV – Société Suisse<br />

de Chirurgie Viscérale<br />

Prof. Guido Beldi<br />

Médecin adjoint<br />

Clinique universitaire de<br />

chirurgie et médecine<br />

viscérale, Inselspital<br />

SSMS – Société Suisse<br />

de Médecine du Sport<br />

(Students & Junior Doctors<br />

SGSM/SSMS)<br />

Dr méd. German E. Clénin<br />

Président SGSM/SSMS<br />

Justin Carrard<br />

Président de la section<br />

SGSM/SSMS<br />

«Students & Junior Doctors<br />

SGSM/SSMS»<br />

Arbeitsplatz Universitäts-<br />

spital<br />

Prof. Dr. Hildegard Tanner<br />

Leitende Ärztin Rhythmologie<br />

und Elektrophysiologie,<br />

Universitätsklinik für<br />

Kardiologie, Inselspital,<br />

Universitätsspital Bern<br />

11.45 – 12.05<br />

PRAXIS?? – yes we can!!!<br />

Dr. med. Kristina Dumont<br />

FMH Pädiatrie<br />

Kinderarztpraxis Münsingen<br />

9.20 – 9.40<br />

<strong>VSAO</strong>-Themen in der<br />

Politik<br />

lic. phil. hist. Marcel Marti<br />

Stv. Geschäftsführer <strong>VSAO</strong>/<br />

Leiter Politik und Kommunikation<br />

<strong>VSAO</strong><br />

Thèmes politiques<br />

de l’ASMAC<br />

lic. phil. hist. Marcel Marti<br />

Directeur adjoint de l’ASMAC/<br />

responsable politique et<br />

communication de l’ASMAC<br />

SGNOR – Schweizerische<br />

Gesellschaft für<br />

Notfall- und Rettungsmedizin<br />

Prof. Dr. med. Aristomenis<br />

Exadaktylos<br />

Co-Präsident Klinische<br />

Notfallmedizin SGNOR<br />

SSMUS – Société<br />

Suisse de Médecine<br />

d’Urgence et de<br />

Sauvetage<br />

Prof. Dr méd. Aristomenis<br />

Exadaktylos<br />

Co-président médecine d’urgence<br />

hospitalière SSMUS<br />

Fragerunde/Diskussion<br />

DE<br />

12.05 – 12.15<br />

Nationalrat Angelo Barrile<br />

Co-Vizepräsident <strong>VSAO</strong><br />

DE<br />

Angelo Barrile, conseiller<br />

national<br />

Co-vice-président de l’ASMAC<br />

FR<br />

SGH – Schweizerische<br />

Gesellschaft für Handchirurgie<br />

PD Dr. med. Philipp<br />

Honigmann<br />

Leitender Arzt<br />

Handchirurgie Kantonsspital<br />

Baselland<br />

SSCM – Société Suisse<br />

de Chirurgie de la Main<br />

PD Dr méd. Philipp<br />

Honigmann<br />

Médecin adjoint<br />

Chirurgie de la main,<br />

hôpital cantonal de Bâle-<br />

Campagne<br />

9.40 – 10.00<br />

DE<br />

Auf dem Weg zum<br />

Facharzttitel: Topics,<br />

Tipps und e-Tools<br />

Christoph Hänggeli<br />

Geschäftsführer SIWF/FMH<br />

Rechtsanwalt, MPA unibe<br />

DE<br />

En route vers le titre de<br />

médecin spécialiste :<br />

sujets, conseils et<br />

outils électroniques<br />

Christoph Hänggeli<br />

Directeur de l’ISFM/FMH<br />

Avocat, MPA Université<br />

de Berne<br />

FR<br />

10.40 – 11.25<br />

FR<br />

10.00 – 10.10<br />

Fragerunde/Diskussion<br />

DE<br />

Questions/discussion<br />

FR<br />

Laufbahnplanung<br />

Gesundheitspolitik<br />

Arbeitsplatz Ausland<br />

Arbeitsplatz Praxis<br />

Arbeitsplatz Klinik


Sky Lounge 3<br />

11.25 – 11.45<br />

14.00 – 14.20<br />

14.20 – 14.40<br />

14.40 – 15.00<br />

Pratique privée ou hospitalière ?<br />

Comment et quand choisir<br />

Dr méd. Sonja Papa<br />

Cheffe de clinique du service de<br />

médecine de premier recours<br />

11.45 – 12.05<br />

Réunir les libertés d’un cabinet<br />

avec les possibilités d’un centre<br />

hospitalier<br />

Dr méd. Konstantin Burgmann<br />

Höchstarbeitszeiten –<br />

Schutz oder Schikane?<br />

Zwei Ärzte – zwei<br />

Meinungen<br />

Dr. med. Matthias<br />

von Allmen<br />

Assistenzarzt im 5. Jahr,<br />

Chirurgie, Lindenhofspital<br />

Dr. med. Dominic Bertschi<br />

Universitäre Altersmedizin<br />

Felix Platter, Basel<br />

DE<br />

Durée maximale du<br />

travail – protection ou<br />

tracasserie ? Deux médecins<br />

– deux opinions<br />

Dr méd. Matthias<br />

von Allmen<br />

Médecin-assistant de<br />

5 ème année, chirurgie,<br />

Lindenhofspital<br />

Notärztin auf dem Helikopter:<br />

Der Grat zwischen<br />

der Routine und<br />

den Herausforderungen<br />

im Gelände<br />

Dr. med. Andrea Kyburz<br />

Leitende Ärztin Rega<br />

Regacenter, Zürich<br />

Flughafen<br />

Médecin urgentiste<br />

sur hélicoptère : un<br />

exercice d’équilibriste<br />

entre routine et défis<br />

sur le terrain<br />

Dr méd. Andrea Kyburz<br />

Médecin adjointe Rega<br />

Regacenter, Aéroport de<br />

Zurich<br />

FR<br />

DE<br />

Als Arzt auf humanitärem<br />

Einsatz: Ein Erfahrungsbericht<br />

von Médecins<br />

Sans Frontières<br />

Dr. med. Graziano<br />

Uccheddu<br />

Médecin en mission<br />

humanitaire : un compterendu<br />

de Médecins<br />

Sans Frontières<br />

Dr méd. Graziano<br />

Uccheddu<br />

FR<br />

DE<br />

15.00 – 15.10<br />

12.05 – 12.15<br />

Questions/discussion<br />

Dr méd. Dominic Bertschi<br />

Gériatrie universitaire<br />

Felix Platter, Bâle<br />

Fragerunde/Diskussion<br />

DE<br />

FR<br />

FR<br />

Questions/discussion<br />

FR<br />

12.15 – 14.00<br />

15.10 – 15.20<br />

13.00 –13.20<br />

LUNCH-REFERAT<br />

HFR – Freiburger Spital<br />

WETTBEWERB<br />

Verlosung<br />

CONCOURS<br />

Tirage<br />

Planning de carrière<br />

Politique de la santé<br />

Travailler à l’étranger<br />

Travailler en cabinet<br />

Travailler à l’hôpital<br />

Die Akutmedizin –<br />

Eine multidisziplinäre<br />

Betreuung<br />

Infos Seite 19<br />

DE<br />

EXPOSÉ-LUNCH<br />

HFR – Hôpital<br />

fribourgeois<br />

La médecine aiguë –<br />

Une prise en charge<br />

multi disciplinaire<br />

Voir aussi page 19<br />

FR<br />

13.25 –13.45<br />

LUNCH-REFERAT<br />

HUG – Hôpitaux<br />

Universitaires de Genève<br />

Der Titel wird noch bekannt<br />

gegeben.<br />

DE<br />

EXPOSÉ-LUNCH<br />

HUG – Hôpitaux<br />

Universitaires de Genève<br />

Le titre sera encore<br />

annoncé.<br />

FR<br />

15.20 – 16.00<br />

NETWORKING-APÉRO<br />

Die Ausstellung<br />

ist noch offen.<br />

NETWORKING-APÉRO<br />

L’exposition est<br />

encore ouverte.<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/19 17


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<strong>VSAO</strong><br />

Neues aus<br />

den Sektionen<br />

Bern<br />

Was meint Susanne Ernst zu<br />

Teilzeitarbeit?<br />

Susanne Ernst ist stellvertretende<br />

Chefärztin der medizinischen Klinik am<br />

Kantonsspital Olten und Leiterin der<br />

Notfallstation. Als Mutter von drei<br />

Kindern arbeitet sie seit vielen Jahren in<br />

Teilzeit – so auch in ihrer aktuellen<br />

Kaderposition. Als Verantwortliche der<br />

Notfallstation sind für sie die unterschiedlichsten<br />

Pensen ihrer Mitarbeitenden<br />

eine Selbstverständlichkeit. An<br />

unserem Teilzeitanlass im Raiffeisenforum<br />

Bern hat sie nicht nur ein spannendes<br />

Referat gehalten, sondern sich auch<br />

den Fragen aus dem Publikum gestellt.<br />

Wir haben im letzten «<strong>VSAO</strong>-Journal»<br />

bereits davon berichtet und kommen nun<br />

ausführlich darauf zurück.<br />

Einführend hat die Rednerin die<br />

ketzerische, aber berechtigte Frage<br />

aufgeworfen, warum denn bei 144 Stunden<br />

möglicher Arbeitszeit pro Woche<br />

50 Stunden die notwendige und richtige<br />

Arbeitszeit sein sollen. Auch mit 50 Stunden<br />

pro Woche könne man lediglich<br />

einen Drittel der Zeit abdecken – also<br />

könnten es genauso gut auch weniger<br />

sein. Diese Betrachtungsweise verdeutlicht,<br />

dass die im Klinikalltag herrschenden<br />

Systeme durchaus kritisch und mit<br />

der notwendigen Kreativität angeschaut<br />

werden sollten. Es braucht in den Spitälern<br />

hinsichtlich der Präsenzzeiten einen<br />

Kulturwandel, um die Vereinbarkeit von<br />

Beruf und Familie zu verbessern.<br />

Wunschpensum – «dabei ist fast alles<br />

möglich». Während der Weiterbildungszeit<br />

gelte jedoch aus organisatorischen<br />

Gründen ein Minimum von 50 Prozent.<br />

Die Referentin beschrieb ihre Teilzeitmitarbeitenden<br />

als ausgesprochen loyal und<br />

motiviert und widerlegte damit das<br />

gängige Vorurteil, diese seien nicht<br />

arbeitswillig oder weniger engagiert.<br />

Laut Susanne Ernst erhöhen Teilzeitpensen<br />

die Komplexität der Planung. «Im<br />

Schichtbetrieb einer Notfallstation ist<br />

Teilzeitarbeit aber problemlos umsetzbar,<br />

unter der Voraussetzung, dass alle<br />

Mitarbeitenden alle Schichten gleichermassen<br />

abdecken.» Durch die zusätzlichen<br />

Mitarbeitenden steige der Führungs-<br />

und Administrationsaufwand.<br />

Aber Susanne Ernst betont, dass Teilzeitmitarbeitende<br />

insgesamt die Flexibilität<br />

des Betriebs verbessern und der Zusatzaufwand<br />

durch die Vorteile mehr als<br />

wettgemacht wird. Falle jemand aus, sei<br />

die Lücke im Dienstplan kleiner und es<br />

werde leichter ein kurzfristiger Ersatz<br />

gefunden.<br />

Bild: zvg<br />

Faul und desinteressiert?<br />

Susanne Ernst fragt bei Bewerbungsgesprächen<br />

grundsätzlich nach dem<br />

Teilzeitarbeit in einem stationären Betrieb? Mit der nötigen Kreativität ist das möglich.<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/19 19


Ihre Bedürfnisse<br />

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Dienstleistungen des <strong>VSAO</strong><br />

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Informationen zu den Arbeitsbedingungen<br />

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Den wichtigsten Beitrag können<br />

jedoch Sie leisten: Bewerten Sie<br />

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Ärztinnen/Ärzten zu teilen. Damit<br />

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• Wie meistere ich die täglichen<br />

Herausforderungen?<br />

Antworten und Lösungsvorschläge auf diese<br />

und weitere Fragen bietet der <strong>VSAO</strong> seinen<br />

Mitgliedern im Rahmen eines kostenlosen<br />

Coachings an. Die Beratung erfolgt telefonisch<br />

durch die Fachstelle UND.<br />

044 462 71 23<br />

info@und-online.ch<br />

www.vsao.ch/beratung


<strong>VSAO</strong><br />

Karten offenlegen<br />

Wie bewirbt man sich für eine Teilzeitstelle?<br />

Eine Frage, die das junge Publikum<br />

beschäftigte und zu einer regen Diskussion<br />

führte. Susanne Ernst ist klar der<br />

Meinung, dass bei der Bewerbung die<br />

Karten offengelegt werden sollten. «Das<br />

schafft von Beginn weg Klarheit und<br />

Vertrauen.» Eine Teilnehmerin entgegnete,<br />

dass sie gar nicht erst zum Bewerbungsgespräch<br />

eingeladen wird, wenn sie<br />

bereits im Bewerbungsschreiben nach<br />

einer Teilzeitstelle fragt. Ein in der Tat<br />

ungelöstes Dilemma: Nach wie vor gibt es<br />

viel zu wenig Kliniken, die bereits auf<br />

Assistenzarztebene Teilzeitstellen<br />

anbieten.<br />

Wie kann Teilzeitarbeit in einem<br />

stationären Betrieb umgesetzt werden?<br />

«Mit der nötigen Kreativität ist das<br />

möglich», sagte Susanne Ernst. Auch bei<br />

50 von 144 Stunden seien wir weit weg<br />

von der gerne propagierten Kontinuität.<br />

Also müssten vor allem die Schnittstellen<br />

und Übergaben verbessert werden. Und<br />

vielleicht würden wir uns auch irgendwann<br />

von den klassischen Wochentagen<br />

mit Wochenendunterbruch verabschieden<br />

müssen.<br />

Es ist noch ein weiter Weg. Aber<br />

Menschen wie Susanne Ernst machen<br />

Mut und lassen hoffen, dass Teilzeitarbeit<br />

irgendwann auch in den Spitälern zu<br />

einer Selbstverständlichkeit wird.<br />

Nora Bienz,<br />

Präsidentin <strong>VSAO</strong> Bern<br />

Zürich /<br />

Schaffhausen<br />

Wieso ein Elternzeitmodell?<br />

Im Parlament wurde um mehr Vaterschaftsurlaub<br />

gestritten. <strong>VSAO</strong> Schweiz<br />

und <strong>VSAO</strong> ZÜRICH haben sich für die<br />

vier Wochen gemäss Initiative ausgesprochen.<br />

Der parlamentarische Kompromiss<br />

sieht jetzt nur zwei Wochen vor. Damit<br />

bleibt die Schweiz gegenüber den umliegenden<br />

Ländern komplett rückständig.<br />

Solange der Mutterschaftsurlaub<br />

länger dauert als der Vaterschaftsurlaub,<br />

bleiben hergebrachte Rollenverteilungen<br />

zementiert. Auch vier Wochen Vaterschaftsurlaub<br />

könnten diese nicht aufbrechen.<br />

Die Voten der Ärztinnen zum<br />

Frauenstreik haben ein entsprechendes<br />

Resultat gezeigt: Nur ein Elternzeitmodell<br />

kann nachhaltig zur Gleichstellung<br />

von Ärztin und Arzt beitragen. Es muss<br />

für die Arbeitgeber eine Blackbox sein, ob<br />

Frau oder Mann eingestellt wird. D.h. das<br />

Risiko, dass eine Ärztin oder ein Arzt<br />

einmal für ein paar Wochen ausfallen<br />

könnte, muss gleich hoch sein.<br />

Ein solches Modell würde die<br />

Erwerbsquote der Frauen erhöhen, dem<br />

Ärztemangel und der Diskriminierung<br />

der Ärztinnen bei Lohn und Aufstiegsmöglichkeiten<br />

entgegenwirken. Dazu<br />

braucht es einen Kulturwandel – bei<br />

Müttern und Vätern, Vorgesetzten,<br />

Arbeitgebern, Kolleginnen und Kollegen.<br />

Profitieren würden alle davon, nicht<br />

zuletzt die Kinder, wenn Arbeit und<br />

Verantwortung gleichmässig geteilt wird<br />

und Rollen und Vorbilder austauschbar<br />

werden. Auf docdoc läuft unter den<br />

Mitgliedern eine Umfrage und Diskussion<br />

zum Elternzeitmodell – bringe auch Du<br />

Deine Meinung ein!<br />

Sollte in der Zwischenzeit gar die<br />

Elternzeitinitiative lanciert werden, so<br />

braucht diese eine breite Allianz über alle<br />

Parteien hinweg. Mithin ist es auch an<br />

der Ärzteschaft, Farbe für dieses Anliegen<br />

zu bekennen und sich aktiv für eine<br />

entsprechende Initiative einzubringen –<br />

lasst uns die Politik aktiv mitgestalten!<br />

Gesucht werden:<br />

Schreibfreudige Mitglieder für<br />

eine Kolumne über den Spitalalltag<br />

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19 Uhr Start der Veranstaltung<br />

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zur Vereinbarkeit von Familie<br />

und Arztberuf konnten wir gewinnen:<br />

• Frau Dr. S. Kisker<br />

(Gründerin doppledoc)<br />

• Herrn Prof. Dr. T. Fehr<br />

(ärztlicher Direktor Kantonsspital<br />

Graubünden)<br />

• Frau Prof. K. Landau<br />

(Weiterbildungsverantwortliche<br />

und Gleichstellungsbeauftragte<br />

USZ)<br />

• Herrn Prof. Dr. med.<br />

S. Breitenstein<br />

(Direktor Departement Chirurgie<br />

KSW)<br />

Auch Dein Diskussionsbeitrag<br />

ist uns sehr wichtig, es darf auch eine<br />

kritische Stimme sein!<br />

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Geschäftsführerin <strong>VSAO</strong> ZÜRICH<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/19 21


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unserer Mitglieder zu einem Thema einholen zu<br />

können, wurde der Feedback-Pool eingerichtet.<br />

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Rückmeldung mögliche Verbesserungspotenziale zu erkennen<br />

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22<br />

5/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


Fokus<br />

Der gläserne<br />

Mensch –<br />

eine Utopie?<br />

Die Gedanken sind frei, aber sind sie auch privat? Was geben wir freiwillig<br />

preis und was ohne unser Wissen? Der Physiker und Unternehmer<br />

Dr. Lars Jaeger über das Kommunikationsverhalten im digitalen Zeitalter.<br />

Das Interview mit Dr. Lars Jaeger führte Erica Monti, Senior Public Relations Manager,<br />

Reichle & De-Massari AG, im Rahmen einer CAS-Weiterbildung.<br />

«Komplette Transparenz bis hin zu den Gedanken» – damit dies nicht geschieht, braucht es Gesetze und einen bewussteren<br />

Umgang mit den sozialen Medien.<br />

Bild: ® Adobe<br />

Lars Jaeger, Eingriffe in die<br />

Genetik und die Künstliche<br />

Intelligenz (KI) definieren<br />

menschliches Leben neu. Unser<br />

Alltag verändert sich radikal. Wie<br />

wirkt sich das auf das Kommunikationsverhalten<br />

der Menschen aus?<br />

Ein Blick auf das Kommunikationsverhalten<br />

unserer Teenager genügt eigentlich<br />

schon um festzustellen, dass sich bereits<br />

vieles dramatisch verändert hat, insbesondere<br />

durch das Internet und die sozialen<br />

Medien. Und das wird wohl so weitergehen.<br />

Künftig werden wir noch schneller,<br />

noch mehr und vor allem kostenlos mit<br />

allen kommunizieren. Es werden weitere<br />

neue Kommunikationsplattformen entstehen.<br />

Nebst den bestehenden, die unser<br />

Leben schon ziemlich prägen, wird es Kanäle<br />

geben, auf denen man noch mehr private<br />

Dinge freiwillig der Öffentlichkeit<br />

preisgibt.<br />

Der Umgang mit der Privatsphäre verändert<br />

sich zunehmend – bewusst, aber auch<br />

unbewusst. Mit den Daten, die wir preisgeben,<br />

wird zudem immer professioneller<br />

gearbeitet. Sie werden benutzt, verarbeitet<br />

und kommen zu uns zurück. Immer bessere<br />

Algorithmen arbeiten im Hintergrund<br />

und versuchen, unser Handeln und Denken<br />

zu beeinflussen. Durch diese Transparenz<br />

ermöglichen wir grossen Plattformund<br />

Datenprovidern wie Facebook & Co.<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/19 23


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Fokus<br />

immer mehr über uns, unsere Vorlieben,<br />

Charaktereigenschaften und unsere innersten<br />

Regungen zu erfahren. Damit erhalten<br />

diese mehr und mehr Macht und die<br />

Gesellschaft wird zunehmend gläserner.<br />

Es ist heute z.B. möglich, mithilfe von<br />

Künstlicher Intelligenz (KI) ein mehr oder<br />

weniger komplettes Psychogramm eines<br />

Menschen nur auf der Basis der Stimme zu<br />

erhalten. Nach einer Viertelstunde Gespräch,<br />

dessen Aufnahme einer KI übergeben<br />

wird, kann diese ein sehr akkurates Bild<br />

zu Charaktereigenschaften und Motivation<br />

ermitteln. Vor dreissig Jahren hielt es niemand<br />

für möglich, dass die Stimme überhaupt<br />

Information über unsere Persönlichkeit<br />

enthält. Das galt so umstritten wie die<br />

Phrenologie, die Auffassung, dass man das<br />

Wesen eines Menschen an dessen Kopfform<br />

ablesen könne. Heute benutzen dies Firmen,<br />

um z.B. Bewerber zu analysieren. Telefonieren<br />

Sie mal eine Viertelstunde mit<br />

WhatsApp, und schon weiss Facebook, wer<br />

Sie sind. Der heutige Chairman und damalige<br />

CEO von Google, Eric Schmidt, sagte<br />

schon 2009: «Wenn es Dinge gibt, von denen<br />

Sie nicht wollen, dass irgendjemand<br />

etwas darüber erfährt, dann sollten Sie diese<br />

nicht tun.» Schöne neue Welt!<br />

Man kann das unter dem Stichwort<br />

«komplette Transparenz bis hin zu den Gedanken»<br />

zusammenfassen. Künftig wird<br />

noch viel mehr durch KI analysiert werden<br />

als Stimmen und Ausdrucksweisen.<br />

Was kann man tun, um die Gesellschaft<br />

vermehrt zu sensibilisieren, Stichwort<br />

Bildung?<br />

Natürlich muss eine vermehrte Sensibilisierung<br />

stattfinden und man muss früh<br />

damit beginnen. Der Technologiewandel<br />

läuft und wir hinken immer hinterher.<br />

Wachsam, aufmerksam und kritisch zu<br />

sein, und zwar immer und überall, das ist<br />

die Botschaft. Der naive Umgang mit sozialen<br />

Medien muss ein Thema sein. Jeder<br />

kann in seinem Umfeld sensibilisieren –<br />

ich denke da an Eltern, Schulen, Lehrpersonen,<br />

Unternehmer, Politiker, Wissenschaftler<br />

und natürlich an die Medien.<br />

Die meisten Bildungssysteme in Europa,<br />

aber auch in den USA, stammen aus<br />

dem 19. Jahrhundert, werden von Lehrpersonen<br />

unterrichtet, die aus dem 20. Jahrhundert<br />

stammen und sollen die Schüler<br />

für das 21. Jahrhundert fit machen. Das ist<br />

natürlich keine einfache Aufgabe und ich<br />

habe auch kein Patentrezept dafür.<br />

Wie werden wir in 20 Jahren kommunizieren?<br />

Möglicherweise direkt von Gehirn zu Gehirn.<br />

Ich kann mir durchaus vorstellen,<br />

dass irgendein technisches Instrument<br />

meine Gedanken erkennt, denn Gedanken<br />

sind messbar, weil sie ein Resultat von<br />

komplexen Gehirnströmen sind. Auf sehr<br />

rudimentäre Art und Weise ist das bereits<br />

heute schon möglich.<br />

Also unbedingt wachsam sein, hinterfragen,<br />

sensibilisieren und Rahmenbedingungen<br />

setzen?<br />

Auf jeden Fall. Menschen hatten schon<br />

immer Probleme, wenn neue Medien auftauchten,<br />

das war schon mit dem Radio so<br />

und später mit dem Fernseher ebenfalls.<br />

Ersteres spielte eine wichtige Rolle bei der<br />

Verbreitung der Nazi-Propaganda in<br />

Deutschland, zu Letzterem schrieb schon<br />

1985 der amerikanische Philosoph Neil<br />

Postman «Wir amüsieren uns zu Tode».<br />

Heute beschleunigt sich die mediale Entwicklung<br />

noch einmal. Ich glaube aber daran,<br />

dass die Gesellschaft es schaffen<br />

kann, kritisch damit umzugehen. Natürlich<br />

verursacht die Geschwindigkeit des<br />

technologischen Wandels eine grosse Verunsicherung<br />

und die Gefahr besteht, dass<br />

die Menschen resignieren, überfordert<br />

sind und falsch damit umgehen.<br />

Wie kann man sich entspannen in diesem<br />

angespannten Kommunikationszeitalter?<br />

Es ist sehr interessant, dass gerade in Zeiten<br />

grosser Hektik, Komplexität und Aufregung<br />

eine Entwicklung stark an Popularität<br />

gewinnt, in der die Menschen nach<br />

mehr Achtsamkeit und Entspannung streben.<br />

Achtsamkeitsbasierte Stressregulationen,<br />

die mit meditativen Techniken arbeiten,<br />

und dies voll und ganz säkular,<br />

ohne religiösen Überbau, ziehen viele<br />

Menschen an. Sie versuchen, sich zurückzubesinnen<br />

auf ganz fundamentale Prinzipien:<br />

wie ihr Geist funktioniert. Vielleicht<br />

ist das das eigentliche Thema: bewusster<br />

und achtsamer zu werden!<br />

Welche Weichen müssen durch die Politik<br />

gestellt werden, damit wir uns nicht<br />

komplett in die Abhängigkeit manövrieren?<br />

Die technologischen Veränderungen passieren<br />

so schnell, dass die Politik unmöglich<br />

mitkommt. Grösstenteils verstehen<br />

die Politiker solche Dinge ja auch gar<br />

nicht. Es ist erstaunlich, wie wenig in diesen<br />

Gremien nach wie vor von modernen<br />

Technologien die Rede ist. Was es braucht,<br />

sind klare gesetzgeberische Rahmenbedingungen.<br />

In Europa gibt es dies seit 2018<br />

zumindest ansatzweise mit dem EGDPR<br />

(European General Data Protection Regulation)<br />

oder DSGVO. Es ist sehr vorbildlich,<br />

dass die Europäer sich dazu durchgerungen<br />

haben. In den USA und natürlich<br />

z.B. in China mit der allumfassenden<br />

Staatskontrolle gibt es keinerlei Datenschutz.<br />

Die Europäer sind hier in die Offensive<br />

gegangen, aber das reicht bei weitem<br />

nicht aus. Die Politiker sind stark gefordert<br />

und werden sich zukünftig noch<br />

viel intensiver mit der technologischen<br />

Entwicklung beschäftigen müssen.<br />

Wie wird es der Gesellschaft damit ergehen?<br />

Das ist kaum vorhersagbar, denn wenn wir<br />

unsere Gehirne miteinander verschalten,<br />

ist das so etwas wie eine Singularität, etwas<br />

ganz Neues, sich ganz schnell Veränderndes<br />

und Dramatisches. Da müssen<br />

wir aufpassen, dass wir uns nicht mit den<br />

Falschen verschalten und es wird umso<br />

wichtiger sein, unsere Daten nicht in falsche<br />

Hände geraten zu lassen.<br />

Zur Person<br />

Dr. Lars Jaeger (www.larsjaeger.ch) ist<br />

Wissenschaftler, Schriftsteller, Unternehmer,<br />

Finanztheoretiker und Alternative<br />

Investment Manager. Er studierte<br />

Physik und Philosophie an der<br />

Universität Bonn und an der École<br />

Polytechnique in Paris und promovierte<br />

1997 auf dem Gebiet der theoretischen<br />

Physik am Max-Planck-Institut<br />

für Physik in Dresden. Nebst seinem<br />

beruflichen Engagement in der Finanzindustrie<br />

als quantitativer Forscher<br />

schreibt er Bücher und verfasst Blogs<br />

zu Naturwissenschaft, Geschichte und<br />

Wissenschaftsphilosophie. (Bild zvg)<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/19 25


Fokus<br />

Durch Wände<br />

sehen ohne Magie<br />

Es tönt nach Superman: die Fähigkeit, durch eine Wand schauen zu<br />

können. Doch während Superman noch seinen Röntgenblick<br />

benötigte, arbeitet das Through Wall Sensing System mit den nach<br />

heutigem Wissensstand unschädlichen Radiowellen.<br />

Prof. Dr. Rolf Vogt, Berner Fachhochschule Technik und Informatik<br />

I<br />

n gewissen Notfallsituationen wie<br />

Feuersbrünsten und anderen Katastrophenfällen<br />

wäre es hilfreich<br />

festzustellen, ob sich hinter einer<br />

nichtüberwindbaren Mauer Personen<br />

oder Objekte befinden, um einen Anhaltspunkt<br />

über die Situation zu bekommen.<br />

Oft hat man dabei nur wenige Zugänge<br />

zur Verfügung, beispielsweise nur eine<br />

Aussenseite eines Gebäudes.<br />

Eine erfolgversprechende Möglichkeit<br />

besteht in der Verwendung von elektromagnetischen<br />

Wellen in Frequenzbereichen,<br />

welche heutzutage hauptsächlich in der<br />

drahtlosen Telekommunikation Anwendung<br />

finden. An der ETH Zürich wurde ein<br />

entsprechender Demonstrator entwickelt,<br />

und an der Berner Fachhochschule Technik<br />

und Informatik (BFH) wurde das eingesetzte<br />

Verfahren durch grundlegende Änderungen<br />

praxistauglich gemacht. Diese<br />

Weiterentwicklungen betreffen sowohl das<br />

Funktionsprinzip als auch die zur Anwendung<br />

kommende Technologie.<br />

Das TWS-System<br />

In dem hier beschriebenen System, im folgenden<br />

TWS (Through Wall Sensing) genannt,<br />

kommen Wellenlängen im Dezimeterbereich<br />

zum Einsatz; in der konkreten<br />

Realisierung der BFH ist es der Frequenzbereich<br />

um 2,4 Gigahertz (GHz), welcher<br />

z.B. auch in herkömmlichen Drahtlos-Netzwerken<br />

(WLAN) Anwendung findet.<br />

Aus dem Alltag ist bekannt, dass, falls<br />

in einem bestimmten Raum ein WLAN-Zugangspunkt<br />

installiert ist, welcher entsprechende<br />

Funksignale aussendet und<br />

empfängt, in den allermeisten Fällen auch<br />

noch in Nachbarräumen, im Privatbereich,<br />

ja sogar in Nachbarwohnungen,<br />

Empfang möglich ist. Diese Dezimeterwellen<br />

sind also in der Lage, eine oder<br />

mehre Wände zu durchdringen, wobei die<br />

dabei auftretenden Dämpfungen in der<br />

Regel so gering sind, dass das hier beschriebene<br />

Detektionsverfahren dadurch<br />

in keiner Weise beeinträchtigt wird.<br />

An der BFH wurden verschiedenste<br />

Typen von Wänden getestet, von Wänden<br />

zwischen Laborräumen über Wände in<br />

Privatwohnungen bis hin zu Wänden in<br />

Luftschutzkellern – überall konnten problemlos<br />

eine, teilweise sogar zwei hintereinanderliegende<br />

Wände durchdrungen<br />

werden.<br />

An dieser Stelle sei erwähnt, dass es<br />

sich bei diesen Dezimeterwellen – im Gegensatz<br />

zu den Röntgenstrahlen – um<br />

nichtionisierende Strahlen handelt, welche<br />

– ähnlich wie bei einer Magnetresonanztomographie<br />

– menschliches Gewebe<br />

zwar teilweise durchdringen, jedoch bei<br />

der eingesetzten Sendeleistung und nach<br />

heutigem wissenschaftlichen Kenntnisstand<br />

nicht schädigen können. Für das<br />

hier vorgestellte Verfahren genügen sogar<br />

äusserst geringe Sendeleistungen im Bereich<br />

von rund zehn Milliwatt – im Vergleich<br />

dazu strahlt ein gängiges Mobiltelefon<br />

im Maximum mit der zweihundertfachen<br />

Leistung.<br />

Das Messverfahren<br />

Abb. 1 zeigt eine schematische Darstellung<br />

des Funktionsprinzips. Oberhalb der<br />

Wand (in der Graphik mit «wall» bezeichnet)<br />

befindet sich die Zone, innerhalb derer<br />

man Bewegungen detektieren möchte.<br />

Auf der unteren Seite der Wand befinden<br />

sich im Abstand von wenigen bis einigen<br />

zehn Zentimetern eine Sende- und eine<br />

Empfangsantenne (Bezeichnung «T1»<br />

bzw. «receiver») und optional eine zweite<br />

Sendeantenne («T2», nur bei der ETH-Lösung<br />

notwendig), im nachfolgenden «Kalibrationsantenne»<br />

genannt.<br />

Die Sendeantenne T1 sendet nun eine<br />

elektromagnetische Welle mit sinusförmigem<br />

Verlauf gegen die Wand (gestrichelte<br />

Linie). Hier erfolgt in der Regel eine Teilreflexion<br />

(nicht eingezeichnet). Befinden<br />

sich nun ein oder mehrere Objekte bzw.<br />

Personen im Raum oberhalb der Wand, so<br />

wird der transmittierte Wellenanteil ebenfalls<br />

eine Teilreflexion an diesen Objekten<br />

erfahren. Ferner wird diese Welle an<br />

di versen anderen Punkten im Raum (teil-)<br />

reflek tiert, beispielsweise am gegenüberliegenden<br />

Ende des Raumes. Diese reflektierten<br />

Wellenanteile gelangen schlussendlich,<br />

teilweise über Mehrfachreflexionen,<br />

zur Empfangsantenne (receiver).<br />

Dort überlagern sie sich zu einem – wiederum<br />

sinusförmigen – Summensignal gleicher<br />

Frequenz, aber im Allgemeinen mit<br />

einer unterschiedlichen Amplituden- und<br />

Phasenlage, welche im nachgeschalteten<br />

Empfänger ausgewertet werden.<br />

Bilder: adobe<br />

26<br />

5/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


Fokus<br />

Abb. 1: TWS-Messanordnung: Die geraden Linien (mit indexierten «r» bezeichnet) stellen die Pfade<br />

der Wellen dar, welche von den Antennen (T1, optional T2) ausgesendet, reflektiert und bei der<br />

Empfangsantenne (receiver) detektiert werden.<br />

Sendeantenne<br />

Auf www.youtube.com/watch?v=EcVynxZ<br />

vHcE ist das TWS-System in Aktion zu sehen.<br />

Hochfrequenzelektronik<br />

SDR<br />

Abb. 2: Das im Rahmen eines BFH-Projektes realisierte TWS-System<br />

Empfangsantenne<br />

Für die folgenden Erläuterungen wird der<br />

einfacheren Darstellung halber angenommen,<br />

es gäbe eine Reflexion an der<br />

sich bewegenden Person (roter Punkt)<br />

und genau eine Reflexion an einem statischen<br />

Objekt. Damit gelangen zwei Signale<br />

zur Empfangsantenne. Diese haben<br />

aufgrund der unterschiedlichen Positionen<br />

der Reflexionspunkte unterschiedlich<br />

lange Wege zurückgelegt. Entsprechend<br />

haben die beiden Signale aufgrund<br />

der endlichen Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />

unterschiedliche Verzögerungen und<br />

weisen damit eine bestimmte Phasenverschiebung<br />

gegeneinander auf. Je nach<br />

Phasenverschiebung j addieren sich die<br />

Signale vollständig (j = 0°), subtrahieren<br />

sich (j=180°), oder sie addieren sich teilweise.<br />

Bewegt sich nun das Objekt, ändert<br />

sich der Ort des Reflexionspunkts und damit<br />

die Umweglänge und Phasenverschiebung<br />

zwischen den beiden Reflexionssignalen,<br />

was wiederum zu einer<br />

Änderung in Amplitude und Phase des<br />

Summensignals führt, die im Empfänger<br />

ausgewertet wird.<br />

Beim ETH-Aufbau kamen konventionelle<br />

und sehr teure Messgeräte im Empfänger<br />

zur Anwendung, welche mit einer<br />

dritten Antenne (T2) ständig kalibriert<br />

werden mussten. Die Berner Fachhochschule<br />

verfolgte einen anderen Weg durch<br />

den Einsatz eines sogenannten Software-Defined-Radios<br />

(SDR). Hierbei wird<br />

sowohl das Sende- als auch das Empfangssignal<br />

digital, also rechnerisch, erzeugt<br />

bzw. verarbeitet und mit Digital-/<br />

Analog-Wandlern umgesetzt. Aufgrund<br />

der enormen Leistungsfähigkeit des SDR<br />

entfällt die Notwendigkeit der dritten Antenne<br />

und das zeitraubende Kalibrieren.<br />

Damit resultiert ein sehr kompaktes, reaktionsschnelles<br />

und kostengünstiges System.<br />

Die Flexibilität der digitalen Signalverarbeitung<br />

eröffnet zudem ein beträchtliches<br />

Entwicklungspotential in Bezug<br />

auf Performance und Funktionalität des<br />

TWS-Systems. Abb. 2 zeigt das entwickelte<br />

System:<br />

Resultate und Fazit<br />

Das entwickelte TWS-System funktioniert<br />

über eine, teilweise zwei Wände hindurch<br />

und kann bereits Bewegungen auflösen,<br />

die im Bereich von wenigen Zentimetern<br />

liegen. Diese Auflösung könnte noch verbessert<br />

werden, beispielsweise durch Verwendung<br />

von höheren Frequenzbändern.<br />

Messungen haben gezeigt, dass bis zur<br />

Messgrenze von ca. 3,5 GHz keine relevanten<br />

Zusatzdämpfungen in den betrachteten<br />

Wänden entstehen. Das System ist so<br />

kompakt, dass es problemlos in einem<br />

Rucksack transportiert werden kann.<br />

Trotz dieser Resultate ist das existierende<br />

System nur ein Prototyp, denn die gegenwärtigen<br />

Limitierungen sollen an dieser<br />

Stelle nicht unerwähnt bleiben: So können<br />

gegenwärtig aus dem Empfangssignal<br />

nur Bewegungen detektiert werden<br />

und keine statischen Objekte. Ferner können<br />

auch noch keine Rückschlüsse über<br />

die Grösse der Objekte oder die Bewegungsrichtung<br />

gewonnen werden. Dank<br />

der Flexibilität der verwendeten SDR ist<br />

es allerdings denkbar, dass durch die geeignete<br />

Wahl von komplexeren Messsignalen<br />

mehr Informationen gewonnen<br />

werden könnten und damit die erwähnten<br />

Limitierungen zumindest teilweise<br />

eliminiert werden könnten.<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/19 27


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5/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


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ja oder nein?<br />

Lohntransparenz verbessere die Lohngleichheit zwischen Mann und<br />

Frau, behaupten die Gewerkschaften. Stimmt nicht, sagen die<br />

Arbeitgeber und verweisen unter anderem auch auf die Privatsphäre<br />

und den Datenschutz. Wir lassen beide Seiten zu Wort kommen.<br />

Am 14. Juni <strong>2019</strong> nahmen über eine halbe Million<br />

Frauen und solidarische Männer am schweizweiten<br />

Frauen*streik teil und forderten ein Ende der Geschlechterdiskriminierung<br />

in Gesellschaft und Beruf.<br />

Vor allem forderten sie Lohngleichheit, die 1981 in der Verfassung<br />

verankert wurde, aber bis heute nicht umgesetzt ist.<br />

Frauen in der Schweiz verdienen durchschnittlich fast ein Fünftel<br />

weniger als Männer. Fast die Hälfte dieses Unterschieds beruht<br />

wohl auf Diskriminierung.<br />

Bei den Ärztinnen ist die Ungerechtigkeit sogar noch grösser<br />

als im Schweizer Durchschnitt: Sie verdienen gemäss Bundesamt<br />

für Statistik durchschnittlich 27 Prozent weniger als ihre Kollegen.<br />

Der Unterschied bleibt, auch wenn Berufserfahrung, Fachgebiet<br />

und Tätigkeitssektor berücksichtigt werden.<br />

Die Differenz hat auch damit tun, dass Frauen mehr unbezahlte<br />

Care-Arbeit übernehmen als Männer und deshalb weniger<br />

Zeit in die bezahlte Arbeit investieren können. Aber Lohnunterschiede<br />

nur mit Mutterschaft und der Übernahme weiterer Betreuungsaufgaben<br />

zu erklären, greift viel zu kurz. Sie existieren<br />

schon beim Berufseinstieg, lange vor der Familiengründung, wie<br />

verschiedene Studien aufgezeigt haben.<br />

Ein Problem ist, dass man in der Schweiz nicht über Geld<br />

spricht. Geschlechtsspezifische Lohndifferenzen werden folglich<br />

häufig nicht erkannt, nicht einmal von den Betroffenen selber.<br />

Wir müssen deshalb beginnen, über Löhne zu sprechen und diese<br />

transparent offenzulegen. Arbeitgeber sollten mit gutem Beispiel<br />

vorangehen und ihre Lohnsysteme transparent gestalten. In Europa<br />

kommunizieren denn auch immer mehr Unternehmen und<br />

Verwaltungen in ihren Stellenausschreibungen die zu erwartenden<br />

Löhne. In der Schweiz publizieren beispielsweise die Verkehrsbetriebe<br />

Zürich (VBZ) in ihren Stellenausschreibungen die<br />

Lohnbandbreite und haben damit positive Erfahrungen gemacht.<br />

Transparenz bedeutet aber auch, genau hinzuschauen. Denn<br />

nicht nur die Betroffenen wissen oft nicht, dass sie weniger verdienen<br />

als ihre Kollegen, sondern auch die Unternehmen prüfen<br />

nicht, ob sie die Lohngleichheit einhalten. In einer Erhebung des<br />

Wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu<br />

befürchten. Diese These ist bekannt. Sie legitimiert,<br />

dass Überwachung erlaubt und geeignet<br />

ist, illegale oder unlautere Aktivitäten aufzudecken.<br />

Zugleich werde niemand tangiert, der sich regelkonform<br />

verhält. Transparenz sei in jedem Fall gut und helfe zur Aufdeckung<br />

von Unrechtmässigkeiten. Dagegen gilt Intransparenz als<br />

schlecht. Wer sie befürwortet, habe etwas zu verbergen.<br />

Nur ist es nicht so einfach. Der Mensch hat das Recht auf seine<br />

Privatsphäre und Diskretion, auch in der Arbeitswelt. Dort darf<br />

er selber entscheiden, was über ihn bekannt wird – etwa Einkommen,<br />

Gesundheit oder familiäre Angelegenheiten. Dazu schreibt<br />

der eidgenössische Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragte:<br />

«Als Arbeitgeber hat man diese Privatsphäre zu respektieren;<br />

nicht nur, weil unser Rechtssystem das fordert, sondern auch,<br />

weil andernfalls das Arbeitsklima erheblich vergiftet wird.»<br />

Auf eine schützenswerte Privatsphäre kann sich nicht nur<br />

der Arbeitnehmer berufen, sondern auch das Unternehmen. Dabei<br />

spielen vor allem Daten und Fabrikations- oder prinzipiell<br />

Geschäftsgeheimnisse eine Rolle. Diese sensiblen Informationen<br />

sollen nicht an die Öffentlichkeit oder zur Konkurrenz gelangen.<br />

Das grosse Thema rund um Transparenz in der Arbeitswelt<br />

ist die Lohngleichheit. Es heisst, Lohntransparenz verhindere die<br />

Diskriminierung von Frauen am Arbeitsplatz. Die Gleichstellung<br />

von Frau und Mann ist zweifelslos ein wichtiges Ziel – gesamtwirtschaftlich,<br />

aber auch gesellschaftlich. Transparenz kann die<br />

Hoffnungen, die man im Rahmen der Lohngleichheit in sie setzt,<br />

aber nicht erfüllen. Das beste Beispiel dafür ist der öffentliche<br />

Sektor, der trotz publizierter Lohnskalen unerklärte Lohnunterschiede<br />

aufweist.<br />

Es wird viel über die statistische Erhebung diskutiert, die<br />

Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern in einen erklärbaren<br />

und einen unerklärbaren Teil aufteilen. Bemängelt<br />

wird, dass nur bestimmte Kriterien erfasst werden, um in der Statistik<br />

die Unterschiede zu erklären. Diesen unvollständigen Katalog<br />

an Kriterien bemängelt auch der Schweizerische Arbeitgeber-<br />

VSA/ASMAC Journal 5/19 29


Fokus<br />

Centre Patronal aus dem Jahr 2015 sind zwar 77 Prozent der befragten<br />

Unternehmen überzeugt, Frauen und Männern gleiche<br />

Löhne zu zahlen, nur 34 Prozent haben aber ihre Löhne wirklich<br />

analysiert. Lohnanalysen wären jedoch eine Voraussetzung für<br />

Lohngleichheit, denn nur wer Lohndiskriminierung erkennt,<br />

kann diese auch korrigieren: Gemäss dem eidgenössischen Büro<br />

für Gleichstellung passen die Hälfte der Unternehmen, die eine<br />

Lohnanalyse durchführen, anschliessend die Löhne an, meist zugunsten<br />

der Frauen.<br />

Das revidierte Gleichstellungsgesetz, das 2020 in Kraft treten<br />

soll und Unternehmen ab 100 Mitarbeitenden zu Lohnanalysen<br />

verpflichtet, ist deshalb ein erster wichtiger Schritt in Richtung<br />

Transparenz. Ob er schon ausreicht, wird sich weisen müssen.<br />

Klar ist: Nach dem Frauen*streik vom 14. Juni kann kein Arbeitgeber<br />

mehr die Augen verschliessen, wenn es um Frauenlöhne<br />

geht.<br />

Regula Bühlmann, Zentralsekretärin für das Dossier Gleichstellung,<br />

Schweizerischer Gewerkschaftsbund SGB<br />

verband. Diese Kritik stammt wohlgemerkt nicht nur von den<br />

Arbeitgebern, sondern auch von namhaften Vertretern der Wissenschaft.<br />

Sie bezeichnen die Methode, mit welcher der Bund<br />

statistische Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern<br />

erhebt, als ungeeignet, um eine allfällige Diskriminierung festzustellen.<br />

Denn es werden wichtige und lohnrelevante Faktoren<br />

nicht ausreichend erfasst, und somit ein verzerrtes Bild der Realität<br />

aufgezeigt.<br />

Viele Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern sind<br />

auf die unzureichende Vereinbarkeit von beruflichen und familiären<br />

Verpflichtungen zurückzuführen. Deshalb braucht es insbesondere<br />

qualitativ gute und bezahlbare Angebote der familienergänzenden<br />

Kinderbetreuung, damit Frauen mit Kindern weniger<br />

karrierehemmende Erwerbsunterbrüche in Kauf nehmen<br />

müssen.<br />

Daniella Lützelschwab Saija, lic.iur. Mitglied der Geschäftsleitung,<br />

Ressort Arbeitsmarkt und Arbeitsrecht, SCHWEIZERI-<br />

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Fokus<br />

Das Lachen<br />

meines Bruders<br />

Wie transparent soll eine Diagnose mit schlechter Prognose einem<br />

Patienten mitgeteilt werden? Und gibt es kulturelle Unterschiede? Ein<br />

Patentrezept gibt es nicht, aber sicher bessere und schlechtere Wege.<br />

Jean-Claude Métraux, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie,<br />

Lehrbeauftragter an der Universität Lausanne<br />

Für Teuta,<br />

für alles, was Du mir damals<br />

beigebracht hast.<br />

Möge dieser Text eine Hommage sein,<br />

viele Jahre nach Deinem Tod.<br />

Vor 20 Jahren, als ich bei Appartenances<br />

1 arbeitete, rief<br />

mich das Spital an. Eine Leukämie<br />

war bei einer kosovarischen<br />

Patientin, die erst kürzlich im Kontext<br />

des Balkankrieges in die Schweiz eingereist<br />

war, diagnostiziert worden. Sie<br />

war zu ihrem Ehemann gereist, der seit<br />

vielen Jahren in unserem Land arbeitete<br />

und nur während der Ferien zu seiner<br />

Frau heimreiste. Man sagte mir, die Diagnose<br />

sei ihr mitgeteilt worden, sie zeige<br />

sich aber «nicht kooperativ» und verweigere<br />

ihre Chemotherapie. Ich habe mir<br />

dann erlaubt zu fragen: «Hatten Sie einen<br />

Dolmetscher, um ihr den Schweregrad ihrer<br />

Krankheit zu erklären?» (Zu dieser Zeit<br />

war die Anwesenheit von Dolmetschern<br />

im Spital noch eher eine Seltenheit.)<br />

«Nein», hat man mir geantwortet, «ihr<br />

Mann hat für sie übersetzt.» Als ich das<br />

hörte, kam mir das sarkastische Lachen<br />

meines Bruders in den Sinn.<br />

Mit einer Dolmetscherin, Teuta Ballabani,<br />

deren Krebserkrankung in Remission<br />

war, gingen wir am nächsten Tag in<br />

die besagte Abteilung. Das Pflegepersonal<br />

wiederholte, was mir bereits am Telefon<br />

gesagt worden war. Die Dolmetscherin<br />

informierte das Pflegepersonal, dass<br />

in ihrer Volksgruppe grösste Zurückhaltung<br />

gegenüber den Kranken bei der Mitteilung<br />

von düsteren Prognosen angebracht<br />

sei. Anschliessend unterhielten<br />

wir uns mit dem Ehemann. Die Anwesenheit<br />

seiner Landsfrau war für ihn eine<br />

grosse Erleichterung. Er gestand, dass er<br />

«… wegen unserer Gewohnheiten» nicht<br />

den Mut hatte, seiner Frau diese schockierende<br />

Nachricht zu überbringen.<br />

«Deshalb habe ich ihr einfach gesagt, sie<br />

habe nur eine schwere Grippe. Als sie<br />

dann gesehen hat, welche Rosskur ihr<br />

verabreicht werden sollte, hat sie sich natürlich<br />

geweigert, diese einzunehmen.»<br />

In meinem Gedächtnis hallte wieder das<br />

Echo eines Lachens.<br />

Gemeinsam mit dem Spitalarzt haben<br />

wir also die Patientin getroffen. (Der Ehemann<br />

wollte nicht anwesend sein «um<br />

nicht Komplize dieses schweren Schlages<br />

zu sein».) Teuta brauchte sehr einfache<br />

Worte. Sie verwendete den Begriff «Leukämie»<br />

nicht, da sie nicht sicher war, ob die<br />

Frau diesen Begriff verstehen würde. Sie<br />

wollte ihr aber auch die Freiheit lassen,<br />

«soweit sie es wünschte», selbst Fragen zu<br />

stellen und sich so zu informieren. Sie<br />

sprach also von einer «sehr schweren<br />

Krankheit», die eine «mit schweren Nebenwirkungen<br />

verbundene Behandlung»<br />

erfordere. Anschliessend blieb es lange<br />

still. Es fielen einige wenige Worte. Nach<br />

einer gewissen Zeit ging der Arzt raus, um<br />

den Ehemann zu holen. Seine Ehefrau<br />

drehte den Kopf zu ihm und lächelte:<br />

«Danke, dass du mir gesagt hast, ich hätte<br />

eine Grippe.» Einige Tage später meldete<br />

uns das Pflegepersonal, dass die Patientin<br />

nun vollständig kooperiere.<br />

Der wohl grösste Fehler<br />

Vor fast 40 Jahren, 39, um genau zu sein,<br />

hatte ich soeben meine mündliche Prüfung<br />

in Chirurgie abgelegt – damals bestand<br />

das Staatsexamen noch aus 13 Prüfungen,<br />

die auf drei Monate verteilt waren.<br />

Ich lief über die Rue du Bugnon, um meinen<br />

Bruder zu besuchen, der seit zehn Tagen<br />

aufgrund von abnormen Blutwerten<br />

in Spitalbehandlung war. Der Oberarzt<br />

empfing mich und bat mich, in sein Büro<br />

einzutreten. «Du erlaubst mir, dass ich<br />

dich duze; in wenigen Wochen bist du ja<br />

auch Arzt.» Etwas überrascht stimmte ich<br />

zu. «Wir haben nun die Diagnose stellen<br />

können. Es ist kein Pfeiffer-Drüsenfieber<br />

und auch keine der harmlosen Erkrankungen,<br />

die wir erwähnt hatten. Es ist ein<br />

Hodgkin-Lymphom. Im Stadium IV. Wir<br />

haben auf dich gewartet, damit du ihn informieren<br />

kannst. Wir haben es in unserem<br />

Team besprochen: Es scheint uns angebracht,<br />

dass dies der Bruder, der baldige<br />

Kollege, macht.» Ich ging in sein Zimmer.<br />

Wie der kosovarische Ehemann stammelte<br />

ich etwas runter. Aber ich sagte ihm<br />

Hodgkin, nicht Grippe. Da lachte er lautstark:<br />

«Nun ja, meine Lebenserwartung<br />

hat heute einen herben Rückschlag erlitten!»<br />

Er wusste nicht, wie recht er hatte: Er<br />

war 21 Jahre alt und starb 18 Monate später.<br />

An diesem Tag beging ich vermutlich<br />

den grössten Fehler meines Lebens.<br />

In fast 40 Jahren hat sich die Form unserer<br />

Abschlussprüfungen stark verändert,<br />

wie auch das Studium. Mir ist aber<br />

nicht bekannt, ob die Ausbildung auch das<br />

Thema «Mitteilung der Diagnose mit<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/19 31


Fokus<br />

schlechter Prognose», auch bei Schweizer<br />

Patienten, einschliesst. Was ich hingegen<br />

weiss ist, dass – das Beispiel meines Bruders<br />

und dieser kosovarischen Frau belegen<br />

es – die Praxis 1980 und 1999 nicht<br />

gerade rosig war. Ich kann nur hoffen, dass<br />

es heute anders ist.<br />

Viel, viel Zeit<br />

Denn für eine gute Arbeit im transkulturellen<br />

Kontext sollte man schon mit den<br />

Seinen gut arbeiten. Umso mehr, wenn es<br />

darum geht, eine Diagnose mit schlechter<br />

Prognose zu überbringen. Ein solcher Augenblick<br />

weist einerseits auf eine fundamentale<br />

Ähnlichkeit 2 zwischen allen Menschen<br />

hin, die Endlichkeit und die Auseinandersetzung<br />

mit dem eigenen Ende, sei<br />

dieses nah oder fern, und auf eine unverrückbare<br />

Andersartigkeit zwischen denjenigen,<br />

deren «Lebenserwartung einen<br />

herben Rückschlag erlitten hat», und den<br />

anderen, darunter die grosse Mehrheit des<br />

Pflegepersonals. Unter diesen Umständen<br />

bedeutet «gut arbeiten» zuerst «sich die<br />

Zeit nehmen», «nichts zu überstürzen».<br />

Liebe junge Kolleginnen und Kollegen, haben<br />

Sie heute diese Wahl? Ich hoffe es, befürchte<br />

aber das Gegenteil.<br />

Vor bald zehn Jahren nahm ich an einem<br />

Konsilium zu einem zehnjährigen<br />

Kind teil. Auch wenn die Prognose<br />

«schlecht» war, bestand keine lebensbedrohliche<br />

Situation. Seine Mutter, die wie<br />

ihr Sohn anwesend war, kam aus Bosnien-<br />

Herzegowina. Sie sprach ein undeutliches<br />

Französisch, trotzdem wurde kein Dolmetscher<br />

aufgeboten. Sehr schnell war sie<br />

der Ansicht, dass ich ihre Sprache besser<br />

sprach als sie unsere – ich hatte das Privileg<br />

gehabt, 18 Monate in Sarajevo zu leben<br />

–, sie bat mich also spontan, als Dolmetscher<br />

zu agieren. Da sie sich bemühte,<br />

ihr Vokabular und ihre Sprechgeschwindigkeit<br />

an meine Möglichkeiten anzupassen,<br />

hatte ich keine Mühe, ihre Worte an<br />

meine anwesenden Kolleginnen und Kollegen<br />

zu übermitteln. Hingegen war es eine<br />

Herausforderung, deren Sätze zu übersetzen.<br />

Die Begriffe schienen allesamt aus<br />

einem medizinischen Wörterbuch zu entspringen<br />

– war dies die Essenz der «Transparenz»?<br />

– und erstens kannte ich die entsprechenden<br />

Begriffe in der Sprache der<br />

Mutter nicht und zweitens wusste ich<br />

haargenau, dass diese kein Wort einer allfälligen<br />

wörtlichen Übersetzung dieser<br />

Begriffe verstehen würde. Ich habe mir also<br />

die Zeit genommen, die Sache mit gängigen<br />

Adjektiven und Substantiven zu umschreiben.<br />

Es brauchte viel Zeit. Eine unendliche<br />

lange Zeit.<br />

Die Transparenz, Thema dieser Ausgabe<br />

des Journals, ist wirklich ein komplexes<br />

Konzept.<br />

1<br />

Waadtländer Verein, der seit 1993 das Zusammentreffen<br />

zwischen Migrantengruppen und<br />

Gesellschaft fördern will, unter anderem im<br />

Gesundheitsbereich<br />

2<br />

Jean-Claude Métraux, La migration comme<br />

métaphore, La Dispute, Paris, 2011/2017<br />

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<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/19 33


Fokus<br />

Wenn Transparenz zum<br />

Versteckspiel wird:<br />

Die Partnergarnele ist<br />

beinahe durchsichtig und<br />

damit kaum sichtbar.<br />

Meister des<br />

Versteckspiels<br />

Gesehen werden ist für Wildtiere nicht immer ein erstrebenswertes<br />

Ziel. Um nicht zur Beute zu werden oder das Beutetier<br />

zu vertreiben, bedienen sie sich aller möglichen Täuschungen.<br />

Dr. Robert Zingg, Zoo Zürich<br />

Bilder: Adobe<br />

34<br />

5/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


Fokus<br />

Transparenz im Sinne der Forderung<br />

im politischen Diskurs<br />

nach frei zugänglichen Informationen,<br />

Einblick in Abläufe<br />

und Sachverhalte, ist kein durchgängiges<br />

biologisches Prinzip. Transparent und damit<br />

offensichtlich und Teil der Kommunikation<br />

sind etwa Warnfärbungen wie das<br />

gelb-schwarze Kleid der Wespen oder die<br />

knalligen Farben der Pfeilgiftfrösche. Dies<br />

sind so eindeutige Mitteilungen, dass die<br />

Versuchung gross ist, sich ihrer zu bedienen,<br />

ohne die Kosten der effektiven Gefährlichkeit<br />

zu übernehmen. So betreiben<br />

harmlose Schwebefliegen Mimikry, indem<br />

sie das Farbmuster von Wespen imitieren,<br />

oder der Giftstoffe enthaltende Monarchfalter<br />

hat einen ungiftigen «Doppelgänger».<br />

Es gibt aber Situationen, da ist eine<br />

derartige Transparenz überhaupt nicht im<br />

Interesse eines Tieres. Wildtiere sind Meister<br />

im Verbergen von Schwächen (was in<br />

der Wildtierhaltung bedeutet, dass ein Tier<br />

zuweilen erst spät als Patient erkannt<br />

wird). Das ist verständlich, denn sichtbare<br />

Schwächen sind für Konkurrenten oder<br />

Prädatoren interessante Informationen,<br />

die man lieber verheimlicht. Handkehrum<br />

können solche Schwächen als «Fake News»<br />

dazu verwendet werden, um falsche Hoffnungen<br />

zu wecken: Verschiedene am Boden<br />

brütende Vögel zeigen bei Gefahr ein<br />

Verhalten, das als Verleiten bezeichnet<br />

wird. Dabei versucht der Vogel die Aufmerksamkeit<br />

eines Fressfeindes auf sich<br />

zu ziehen, um ihn so vom Nest oder den<br />

Jungvögeln abzulenken. Er simuliert eine<br />

offensichtliche Verletzung, z.B. einen lahmen<br />

Flügel, und erweckt so den Anschein,<br />

eine leichte Beute darzustellen. Gelingt<br />

das Ablenkungsmanöver und kann der potentielle<br />

Fressfeind weit genug weggelockt<br />

werden, fliegt der Vogel auf und kehrt zu<br />

seiner Brut zurück.<br />

Wie werde ich unsichtbar?<br />

Wie oft haben wir uns schon vorgestellt,<br />

«unsichtbar» zu sein, eine Tarnkappe zu<br />

besitzen, um etwas unbemerkt oder unerkannt<br />

beobachten zu können? Nicht gesehen<br />

werden bringt im täglichen Überlebenskampf<br />

durchaus praktischen Nutzen.<br />

Als potentielle Beute wird man leichter<br />

übersehen. Gleichermassen profitiert ein<br />

Räuber, der so seine Beute einfacher überraschen<br />

kann.<br />

Doch wie wird man «unsichtbar»? Ein<br />

Lösungsansatz ist, transparent zu sein,<br />

durchsichtig, durchscheinend. Das bedingt,<br />

physikalisch gesehen, dass man<br />

möglichst kein Licht reflektiert. Durchscheinende<br />

Körper findet man insbesondere<br />

im Lebensraum Wasser. Da gibt es<br />

etwa die weitgehend transparenten Partnergarnelen,<br />

deren Körperumrisse nur<br />

andeutungsweise erkennbar sind dank<br />

weniger weisser Flecken und Linien sowie<br />

einiger leuchtender Farbtupfer. Der<br />

Zwerg-Glasbarsch erlaubt mit seiner<br />

Transparenz tiefe Einblicke in sein «Innenleben».<br />

Solche Einblicke sind auch für<br />

die Forschung von Interesse, und so bestehen<br />

Bestrebungen, Goldfische mit transparenter<br />

Haut zu züchten, um Vorgänge<br />

im Innern des Fisches ohne Eingriffe von<br />

aussen mitverfolgen zu können. Weitere<br />

transparente Wasserbewohner sind zum<br />

Beispiel die Glaskrake oder die Tiefsee-Seegurke<br />

(kein Gemüse, sondern Vertreter<br />

der Stachelhäuter, zu welchen auch<br />

die Seesterne und Seeigel gehören).<br />

Ein von Aquarianern gern genutztes<br />

Lebendfutter sind die Weissen Mückenlarven.<br />

Diese waagrecht im Wasser schwebenden<br />

Larven von Büschelmücken nennt<br />

man ihrer Transparenz wegen auch Glasstäbchenlarven.<br />

Während die Larve räuberisch<br />

unterwegs ist und sich von kleinen<br />

Wasserorganismen ernährt, ist die Mücke<br />

eine harmlose Blütenbesucherin.<br />

Eine andere Möglichkeit, «unsichtbar»<br />

zu werden, ist eine äusserliche<br />

Angleichung an die Umgebung: die Tarnung.<br />

Dabei lösen sich die Konturen auf,<br />

die Körperlichkeit geht verloren, die<br />

Wahrnehmung lässt sich täuschen und<br />

suggeriert eine Nichtexistenz. Der Blick<br />

geht quasi durch das Objekt hindurch. Der<br />

nachtaktive Plattschwanzgecko ruht tagsüber<br />

eng am Baumstamm anliegend. Seine<br />

Färbung und die leicht gefranste Kontur<br />

seines Körpers verschmelzen mit der<br />

Rindenoberfläche. Steht die Grosse Rohrdommel<br />

mit ihrem farblich assortierten<br />

Federkleid aufrecht im Schilfröhricht, so<br />

geht sie gänzlich in ihrer Umgebung auf.<br />

Wir können auch mit einer falschen<br />

Erwartungshaltung etwas «unsichtbar»<br />

machen. Bedienen wir uns eines falschen<br />

Suchbildes – einer gerichteten Schärfung<br />

der Wahrnehmung –, so übersehen wir<br />

leicht ein gesuchtes Objekt. Umgekehrt<br />

hilft ein Suchbild, schwer zu Erkennendes<br />

sichtbarer zu machen.<br />

Transparenz als Vertrauensbasis<br />

Eine weitere Anwendung des Begriffes<br />

Transparenz im übertragenen Sinne<br />

kommt in der Zusammenarbeit von<br />

Mensch und Tier zum Tragen. Verschiedene<br />

Zootiere werden in ein Training einbezogen,<br />

um sie quasi auf freiwilliger Basis<br />

medizinisch betreuen zu können. Das<br />

geht soweit, dass solchen Tieren stressfrei<br />

auch Blutproben abgenommen werden<br />

können. Der Aufbau eines solchen Trainings<br />

setzt ein grosses Vertrauensverhältnis<br />

zwischen Mensch und Tier voraus.<br />

Dieses ist nur zu erreichen, wenn hohe<br />

Transparenz in der Kommunikation besteht.<br />

Der Trainer und seine Handlungen<br />

müssen für das Tier absolut berechenbar<br />

sein, seine Anweisungen verständlich. Bezüglich<br />

der oben erwähnten Blutprobe<br />

heisst das, dass das Tier das Vorgehen<br />

kennt, den Stich wohl nicht sehr schätzt,<br />

diesen aber im Hinblick auf eine zu erwartende<br />

Belohnung in Kauf nimmt.<br />

Der vermeintliche Himmel<br />

Fleischfressende Pflanzen decken einen<br />

Teil ihres Stickstoffbedarfes durch den<br />

Fang von Insekten und anderen Wirbellosen.<br />

Die Kobralilie ist eine dieser Pflanzen<br />

und betreibt mit Transparenz ein für ihre<br />

Beutetiere intransparentes Fangsystem.<br />

Ihre meist etwa 40 bis 50 Zentimeter langen<br />

Blätter sind schlauchförmig und haben<br />

an der Spitze einen kuppelartigen Abschluss.<br />

Unter dieser «Kuppel» befindet<br />

sich der Eingang in den Schlauch, gesäumt<br />

von Nektardrüsen, die als Lockstoff einen<br />

zuckerhaltigen Saft absondern. Angelockte<br />

Insekten, die weiterfliegen wollen, folgen<br />

der Helligkeit. Und hell ist es unter der<br />

Kuppel des Schlauchblattes. Denn hier ist<br />

das Blatt durchbrochen von einer Vielzahl<br />

kleiner chlorophyllfreier Flecken, die wie<br />

kleine Fensterchen reichlich Licht durchlassen.<br />

Mit dem Start dem vermeintlichen<br />

Himmel entgegen ist das Insekt im<br />

Schlauch gefangen. Durch weitere raffinierte<br />

Strukturen wird es schrittweise zum<br />

Blattgrund geleitet, wo es dann in einer<br />

Flüssigkeit in für die Pflanze verwertbare<br />

Stoffe zerlegt wird.<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/19 35


Perspektiven<br />

Aktuelles aus der Ophthalmologie: Glaukom<br />

Goldenes<br />

Zeitalter für den<br />

grünen Star<br />

Allen Innovationen zum Trotz tat sich jahrzehntelang wenig<br />

bei der Behandlung des Glaukoms. Dank neuen Messmethoden,<br />

Medikamenten und minimalinvasiven Operationstechniken<br />

stehen wir auf der Schwelle zu erfolgversprechenden Diagnose- und<br />

Behandlungsmöglichkeiten.<br />

Kevin Gillmann FEBOphth. MBBS. MArch. 1 , Dr. med. Kaweh Mansouri MPH. 1,2<br />

Im Laufe des vergangenen Jahrhunderts<br />

haben wir ein Zeitalter<br />

der Innovationen erlebt, das noch<br />

nie da gewesene Fortschritte in<br />

zahlreichen technologischen und medizinischen<br />

Bereichen gebracht hat. Von der<br />

ersten Mondlandung über das Projekt<br />

zum menschlichen Genom bis zur Erfindung<br />

der Magnetresonanztomographie.<br />

Dieser Wettbewerb um Innovationen<br />

scheint aber den medizinischen Fortschritt<br />

im Bereich des Glaukoms, zumindest<br />

während einer gewissen Zeit, ignoriert<br />

zu haben.<br />

Der Goldmann-Tonometer, die Referenzmethode<br />

zur Bestimmung des Augeninnendrucks,<br />

beispielsweise wurde 1950<br />

erfunden. Die Trabekulotomie, der heute<br />

häufigste chirurgische Eingriff, wurde in<br />

den 1960er Jahren eingeführt und hat seinen<br />

Ursprung in einem Verfahren, welches<br />

erstmals 1858 von De Wecker beschrieben<br />

wurde. [1] Nebst diesen grundlegenden<br />

Errungenschaften ist die Welt des<br />

Glaukoms, abgesehen von der regelmässigen<br />

Entdeckung von neuen Medikamenten<br />

gegen das Glaukom, bis Ende des<br />

20. Jahrhunderts weitgehend unverändert<br />

geblieben. Dann kam das 21. Jahrhundert<br />

mit seiner Fülle an Entdeckungen, sei es<br />

bei der Behandlung oder der Erforschung<br />

der Krankheit. Im vorliegenden Artikel<br />

werden wir eine Auswahl an Techniken<br />

anschauen, die unserer Ansicht nach einen<br />

signifikanten Einfluss auf die zukünftige<br />

Praxis bei der Behandlung des Glaukoms<br />

haben werden.<br />

Unberechenbarer Augeninnendruck<br />

Der Anstieg des Augeninnendrucks ist vermutlich<br />

der Hauptgrund für das Fortschreiten<br />

der Krankheit bei der Mehrheit<br />

der Patienten, die an einem Glaukom leiden.<br />

Trotzdem treffen die Ophthalmologen<br />

immer wieder auf Patienten, bei denen<br />

dieser ursächliche Zusammenhang nicht<br />

so offensichtlich ist. Das mangelnde Verständnis<br />

der präzisen zugrundeliegenden<br />

pathophysiologischen Prinzipien des<br />

Glaukoms ist ohne Zweifel zu bemängeln.<br />

Doch in diesem ungleichen Kampf gegen<br />

die Krankheit sind die Ophthalmologen<br />

schlecht gerüstet. Auch wenn der Augeninnendruck<br />

der einzig veränderbare<br />

Risikofaktor für das Fortschreiten des<br />

Glaukoms ist, darf sich die Behandlung des<br />

Glaukoms nicht alleine auf der Schätzung<br />

dieses während zweier von 31 536 000 Sekunden<br />

– so viel Sekunden zählt ein ganzes<br />

Jahr – gemessenen Wertes abstützen.<br />

In einem Fachgebiet, welches so sehr<br />

um den Augeninnendruck aufgebaut ist,<br />

erstaunt es nicht, dass sich viele Ophthalmologen<br />

eine kontinuierliche Messung des<br />

effektiven Augeninnendrucks erhofft haben.<br />

Eine Technologie, die eine nicht invasive,<br />

exakte und reproduzierbare Messung<br />

des Augeninnendrucks in jeder Situation<br />

ermöglichen würde, könnte die Diagnose,<br />

die Behandlung, die Betreuung und die<br />

Empfehlungen, die wir den Patienten, die<br />

an einem diagnostizierten oder vermuteten<br />

Glaukom leiden, geben, radikal verbessern.<br />

Zuallererst würde es zu einer wesentlichen<br />

Reduktion des interpersonellen Varia bilitätsrisikos<br />

und der fehlenden Wiederholbarkeit,<br />

die aktuell bei gewissen Applanations-<br />

oder Reboundtechniken beob -<br />

ach tet wird, kommen. Vor allem würde dies<br />

eine genauere Abbildung des reellen<br />

1<br />

Centre du glaucome, Clinique de Montchoisi,<br />

Swiss Visio, Lausanne, Schweiz<br />

2<br />

Department of Ophthalmology, University of<br />

Colorado School of Medicine, Denver, CO, USA<br />

Bilder: zvg<br />

36<br />

5/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


Perspektiven<br />

Augen innendrucks mit seinen intrinsischen<br />

Fluktuationen ermöglichen. Schliesslich<br />

sind wir der Ansicht, dass in Zeiten von<br />

Big Data die Vielzahl der durch kontinuierliche<br />

Telemetrie gesammelten Daten zu<br />

grossen Fortschritten in der Erforschung<br />

des Glaukoms sowie beim Verständnis des<br />

Einflusses der spezifisch mit dem Augeninnendruck<br />

verbundenen Faktoren auf die<br />

Nervenfasern und letztendlich zu einer<br />

wirklich individualisierten Behandlung des<br />

Glaukoms führen könnten.<br />

Abbildung 1 – Ein integrierter telemetrischer<br />

Mikroprozessor übermittelt ein Ausgangssignal<br />

ab der Triggerfish-Linse zu einer aussen<br />

angebrachten drahtlosen Antenne, die in einem<br />

wegwerfbaren Patch untergebracht ist und<br />

periokular am Patienten fixiert wird. Die<br />

Überwachungsdaten werden von einem Kabel<br />

zu einem tragbaren Aufnahmegerät übermittelt,<br />

das sich in einer am Hals und an der Hüfte<br />

des Patienten befestigten Tasche befindet.<br />

Wobei die Telemetrietechnik, die als Referenz<br />

dient, seit 1950, als die Applanationstonometrie<br />

nach Goldmann (mit dem<br />

Goldmann-Applanations-Tonometer,<br />

GAT) eingeführt wurde, ziemlich unverändert<br />

geblieben ist. Trotz des langen Weges,<br />

der seither zurückgelegt wurde, gilt<br />

diese Technik als weitgehend unausgereift<br />

und Studien haben deren konzeptionelle<br />

Mängel aufgedeckt. Der GAT ist nicht<br />

nur relativ ungenau. Die Momentaufnahme,<br />

die er liefert, ermöglicht es auch nicht,<br />

die Komplexität der reellen Variationen<br />

des Augeninnendruckes abzubilden. [2]<br />

Im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte<br />

wurde mehrfach bewiesen, dass die individuellen<br />

Augeninnendruckwerte alles<br />

andere als stabil sind und in der Regel<br />

über 24 Stunden und über das Jahr variieren.<br />

[3] Neuere Studien kommen sogar<br />

zum Schluss, dass insbesondere nächtliche<br />

Druckpeaks einen direkten Einfluss<br />

auf das Fortschreiten des Glaukoms haben<br />

könnten, unabhängig von den absoluten<br />

Werten des Augeninnendrucks. [4] Aufgrund<br />

dieser Beobachtungen ist das Bedürfnis<br />

für die Entwicklung von praktischen<br />

und präzisen Instrumenten zur Beobachtung<br />

dieser Veränderungen entstanden.<br />

Während die Verwendung der<br />

Druckkurve im Tagesverlauf diese Notwendigkeit<br />

bestätigt hat, hat sie auch den<br />

Bedarf nach einer reproduzierbaren, praktischen<br />

und kontinuierlichen Messtechnik<br />

über 24 Stunden aufgezeigt.<br />

Das Konzept der Telemetrie über 24<br />

Stunden ist erstmals in den 1970er Jahren<br />

in der Form von mit Extensometern ausgerüsteten<br />

Kontaktlinsen, welche die Mes-<br />

sung der Veränderungen der okularen Dimensionen,<br />

die angeblich die Variationen<br />

des Augeninnendrucks abbilden, aufgetaucht.<br />

Trotz der Machbarkeit und Verlässlichkeit<br />

dieses Systems haben sich die<br />

damit verbundenen Kosten als zu dieser<br />

Zeit unüberwindbares Hindernis herausgestellt,<br />

da jeweils jeder Linsensensor angepasst<br />

werden musste (CLS, contact lens<br />

sensor). [5] Fast 50 Jahre später stehen den<br />

Spezialisten, welche die Telemetrie in ihre<br />

Arbeit integrieren wollen, nur zwei Vorrichtungen<br />

zur Verfügung, die erwiesenermassen<br />

sichere und präzise Ergebnisse<br />

liefern. (1) Der Triggerfish (TF), ein CLS<br />

von Sensimed SA (Lausanne, Schweiz),<br />

und (2) das intraokulare Implantat Eyemate,<br />

ein Überwachungssystem der Implan-<br />

Data GmbH (Hannover, Deutschland).<br />

Die eher nicht invasive Natur des TF<br />

CLS macht aus ihm ein polyvalentes Instrument<br />

(Abbildung 1), aber sein täglicher<br />

Gebrauch würde noch eine gewisse Anpassung<br />

der klinischen Praxis erfordern.<br />

Es ist daher unabdingbar, über einen Arzt<br />

zu verfügen, der im Umgang mit diesen<br />

Linsen geschult ist, denn die Wahl des passenden<br />

Linsendurchmessers und die adäquate<br />

Anpassung der Linse sind wesentlich.<br />

Zudem sind auch die Schulung des<br />

Patienten und dessen Mitarbeit wegen der<br />

Auswirkungen, die diese Vorrichtung auf<br />

die täglichen Aktivitäten, wie beispielsweise<br />

das Autofahren, haben kann, unabdingbar.<br />

Die aktuell in mVeq angegebenen<br />

Resultate liefern nur einen Überblick des<br />

Variationsprofils und müssen individuell<br />

interpretiert werden (Abbildung 2). Auch<br />

wenn dies ein wertvolles Diagnoseinstru-<br />

Abbildung 2 – Ein Triggerfish-Datensatz besteht aus 300 Datenpunkten, die während eines Intervalls von 30 Sekunden, welches alle 5 Minuten<br />

stattfindet, gesammelt werden. Dies entspricht 288 Messungen über 24 Stunden. Das Profil des Augeninnendrucks weist drei verschiedene Datensätze<br />

auf, die verschiedene Niveaus des nächtlichen Anstiegs (in mVeq) darstellen: minimal (gelb), moderat (grün), signifikant (blau). Während der drei<br />

Aufzeichnungen sind alle Patienten zwischen 21.30 Uhr und 22.00 Uhr schlafen gegangen und dann um ca. 8 Uhr erwacht.<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/19 37


Perspektiven<br />

ment zur Überprüfung einer klinischen<br />

Intuition ist, wie beispielsweise die Identifikation<br />

eines Anstiegs des nächtlichen<br />

Augeninnendrucks oder von intermittierenden<br />

Peaks, ersetzt es nicht, in seiner<br />

Abbildung 3 – Das Eyemate ist ein intraokularer<br />

drahtloser Sensor, der aus acht kleinen<br />

Drucksensoren, einem Temperatursensor,<br />

einem Identifikationsencoder, einem analogdigitalen<br />

Encoder und einer telemetrischen<br />

Einheit besteht. Er wird an eine zirkuläre<br />

Antenne aus Gold befestigt. Die gesamte<br />

Vorrichtung ist in hochwertiges Silikon<br />

eingepackt. Es wiegt 0,1 g. Der Aussendurchmesser<br />

beträgt 11,3 bis 12,1 mm.<br />

jetzigen Form, eine umfassende klinische<br />

Untersuchung und liefert auch nicht für<br />

jeden Patienten kohärente nützliche klinische<br />

Daten. Der CLS hat aber bereits seinen<br />

Nutzen für die Entdeckung von Augeninnendruck-Peaks<br />

ausserhalb des klinischen<br />

Kontextes gezeigt: in der Nacht<br />

oder während anderer Tätigkeiten, wie<br />

Sport, Meditation oder Geschlechtsverkehr.<br />

[6]<br />

Was das intraokulare Überwachungssystem<br />

Eyemate angeht (Abbildung 3),<br />

schränkt die Notwendigkeit der Implantation<br />

seine Anwendung auf Patienten ein,<br />

bei denen gleichzeitig ein grauer Star diagnostiziert<br />

wird oder eine Operation des<br />

Glaukoms geplant ist. Auch wenn es sich<br />

weniger um einen Diagnosetest als um ein<br />

Überwachungsinstrument handelt, ist<br />

klar, dass die einfache und genaue Überwachung<br />

des Augeninnendrucks das Potential<br />

hat, die Betreuung und Behandlung<br />

der Patienten mit Glaukom zu verbessern.<br />

Dennoch sei darauf hingewiesen,<br />

dass wie bei jeder selber durchgeführten<br />

Messung die Häufigkeit und der Zeitpunkt<br />

der Messungen vom Einbezug der Patienten<br />

abhängig sind. Ähnlich wie beim CLS<br />

sind die Schulung und die Mitarbeit des<br />

Patienten für den Erfolg des Überwachungssystems<br />

Eyemate wichtig.<br />

Zum Schluss sei noch erwähnt, dass es<br />

heute zwei sehr unterschiedliche, aber<br />

auch vielversprechende Telemetriesyste-<br />

me zur kontinuierlichen Überwachung<br />

des Augeninnendrucks gibt. Beide haben<br />

ihre Sicherheit und Genauigkeit bewiesen.<br />

Es handelt sich denn auch mehr um<br />

komplementäre als um rivalisierende Systeme.<br />

In ihrer aktuellen Form bleiben deren<br />

Anwendung und Zweck spezifisch.<br />

Wir sind aber der Ansicht, dass sich dies in<br />

den nächsten Jahren mit dem Aufkommen<br />

von neuen, polyvalenteren und ergonomischeren<br />

Verfahren ändern könnte.<br />

Durchbruch bei der Bildgebung<br />

Seit dem ersten Beschrieb dieser Technik<br />

im Jahre 2012 wurde die optische Kohärenztomographie-Angiographie<br />

(OCTA)<br />

als Revolution in der ophthalmologischen<br />

Bildgebung gefeiert. Die OCTA-Bildgebung<br />

beruht auf der optischen, mit Bewegungserkennung<br />

ergänzten Kohäranztomographie<br />

zur Erkennung der Bewegung<br />

der Gefässe. Dies ermöglicht die Darstellung<br />

des Blutflusses und die Bestimmung<br />

der Durchflussmenge in spezifischen Tiefen<br />

innerhalb der Retina, ohne dabei auf<br />

Farbstoffe oder ionisierende Strahlung<br />

zurückgreifen zu müssen.<br />

Mehrere Studien über das primäre Offenwinkelglaukom<br />

(POWG) haben einen<br />

klaren Zusammenhang zwischen Defekten<br />

der vaskulären Dichte und der Verdünnung<br />

der retinalen Nervenfaserschicht<br />

(RNF) und Gesichtsfeldstörungen (GF) gezeigt<br />

(Abbildung 4). [7] Zu diagnostischen<br />

Abbildung 4 – OCTA-Scans (links) (Avanti mit AngioVue; Optovue), OCT-RNF-Dicke-Kurve (Mitte) und automatische Abweichung vom Gesichtsfeldschema<br />

(rechts) der Patienten mit einer gesunden optischen Papille (oben) und von solchen mit moderaten Glaukomdefekten (unten). Die entsprechenden<br />

Defekte in den drei Tests werden aufgezeigt (Pfeile).<br />

38<br />

5/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


Perspektiven<br />

Abbildung 5 – Bimatoprost-SR-Mikroimplantat und Injektor. Gedruckt mit Genehmigung von Allergan.<br />

se und Betreuung von Glaukompatienten<br />

und derjenigen mit Verdacht auf ein Glaukom<br />

werden könnte.<br />

Weg von den täglichen Augentropfen<br />

Heutzutage ist die häufigste Erstlinienbehandlung<br />

des PEWG die medikamentöse<br />

Behandlung mit topischen Prostaglandinanaloga.<br />

Zahlreiche Studien haben deren<br />

Potential bei der substantiellen Senkung<br />

des Augeninnendrucks bis zu 48 Stunden<br />

bestätigt, indem sie sowohl tagsüber wie<br />

auch in der Nacht wirken, im Gegensatz zu<br />

den topischen Betablockern, die sich als in<br />

der Nacht unwirksam erwiesen haben.<br />

Diese Klasse von Medikamenten wirkt, indem<br />

sie primär den uveoskleralen Abfluss<br />

des Kammerwassers erhöht und, bis zu einem<br />

gewissen Grad, den trabekulären Abfluss<br />

verbessert. Während die topischen<br />

Prostaglandinanaloga in der Regel gut verträgliche<br />

Medikamente sind, verursachen<br />

sie verschiedene häufig beschriebene Nebenwirkungen,<br />

insbesondere das zystoide<br />

Makulaödem, das übermässige Wachstum<br />

der Wimpern, die Pigmentierung der Iris,<br />

allergische Reaktionen sowie Hyperämie<br />

und konjunktivale Narbenbildung. Letztere<br />

ist mit einem Scheitern der späteren<br />

filtrierenden Glaukomoperationen verbunden.<br />

Über diese unerwünschten Wirkungen<br />

hinaus gilt es, bei den topischen Prostaglandinanaloga<br />

die gleichen Schwierigkeiten<br />

wie bei den anderen selber verabreichten<br />

topischen Medikamenten zu<br />

bewältigen. [10]<br />

Es gibt viele Daten, seien diese selbst<br />

rapportiert oder aus Apotheken, die zeigen,<br />

dass die Compliance bei topischen<br />

Glaukombehandlungen in der Regel<br />

schlecht ist. Amerikanische Studien haben<br />

geschätzt, dass 27 Prozent aller verschriebenen<br />

Medikamente von den Patienten<br />

gar nicht gekauft werden und beina-<br />

Zwecken haben Rao et al. eine vergleichbare<br />

diagnostische Aussagekraft zwischen<br />

der OCT-RNF-Analyse und der Messung<br />

der peripapillären vaskulären Dichte mittels<br />

OCTA im POWG und primären Engwinkelglaukom<br />

(PEWG) entdeckt. [8] Gopinath<br />

et al. haben noch spezifischer herausgefunden,<br />

dass sowohl die OCT- als<br />

auch die OCTA-Analysen eine vergleichbare<br />

Trennschärfe aufweisen. Die Kombination<br />

der beiden Methoden verbessert<br />

die Trennschärfe wesentlich. Beim fortgeschrittenen<br />

Glaukom ist der «Bodeneffekt»<br />

eine Schwierigkeit, welche die<br />

Evaluation des Krankheitsfortschritts in<br />

schweren Fällen erschwert, also gerade<br />

wenn es besonders wichtig ist, die Stabilität<br />

zu gewährleisten. Rao et al. haben festgestellt,<br />

dass die RNF-Analyse ihren «Bodeneffekt»<br />

im Bereich von –10 dB bis –15<br />

dB Verlust der visuellen Sensibilität erreicht<br />

gegenüber –20 dB bis –30 dB bei der<br />

Analyse der vaskulären Dichte mit OCTA.<br />

Daraus lässt sich schliessen, dass im fortgeschrittenen<br />

Stadium die Analyse der<br />

vaskulären Dichte eine bessere Diagnose<br />

und bessere Überwachungskapazität bietet<br />

als die RNF-Analyse. [9]<br />

Abschliessend lässt sich also sagen,<br />

dass die OCTA bei der RNF-Analyse zur<br />

Unterscheidung von normalen Augen von<br />

Glaukomaugen eine ähnliche Sensitivität<br />

gezeigt hat. Dadurch, dass die individuellen<br />

Spezifitäten und Sensibilitäten beider<br />

Tests durch die Kombination der beiden<br />

Verfahren gesteigert werden können,<br />

kann man daraus schliessen, dass die OC-<br />

TA die OCT eher ergänzen als ersetzen<br />

würde. Im Vergleich mit dem GF-Test bietet<br />

die OCTA mehrere Vorteile. Da eine<br />

Mitarbeit des Patienten nicht erforderlich<br />

ist, hängt sie erstens weniger vom Patienten<br />

ab, ist objektiver und kann besser wiederholt<br />

werden als der GF-Test. Zweitens<br />

kann sie aus praktischer Sicht auch<br />

schneller und einfacher bei Patienten<br />

durchgeführt werden, deren Kooperation<br />

schwierig sein könnte. Drittens ist die<br />

OCTA in der Lage, mit dem Glaukom verbundene<br />

Veränderungen viel früher zu<br />

entdecken als der GF-Test. Schliesslich eröffnet<br />

die OCTA neue Perspektiven für die<br />

Pathophysiologie sämtlicher optischen<br />

Neuropathien, was das Verständnis dieser<br />

Krankheiten verbessern und zu neuen<br />

Dia gnose- und Differenzierungsmöglichkeiten<br />

führen kann. Aufgrund dieser neuen<br />

Entdeckungen sind wir der Meinung,<br />

dass die OCTA, neben dem GF-Test und<br />

der OCT, in naher Zukunft ein wesentliches<br />

Untersuchungsmittel für die Diagnohe<br />

die Hälfte aller Patienten, die an einem<br />

Glaukom leiden, über 25 Prozent ihrer Behandlungsdosen<br />

vergessen. [11, 12, 13] Es<br />

überrascht also nicht, dass eine schlechte<br />

Compliance mit einer schlechten Kontrolle<br />

des Augeninnendrucks und einem Fortschreiten<br />

der Krankheit einhergeht. Dazu<br />

kommt, dass auch im Falle einer Verabreichung<br />

der topischen Medikamente die<br />

Verabreichungstechniken der Patienten<br />

schlecht sein und zu einer schlechteren<br />

Wirksamkeit der Behandlung führen können.<br />

Um diesen universellen, mit der<br />

Selbstverabreichung von Augentropfen<br />

verbundenen Schwierigkeiten zu begegnen,<br />

wurden mehrere Medikamentenverabreichungsmethoden<br />

entwickelt, die<br />

bald für die Glaukomspezialisten verfügbar<br />

sein werden. Diese beinhalten mit<br />

Wirkstoff imprägnierte Kontaktlinsen<br />

oder periokulare Ringe, topische Zerstäuber,<br />

die Mikrotropfen des Wirkstoffes direkt<br />

auf die Hornhautoberfläche sprühen,<br />

oder subkonjunktivale Injektionen. Eine<br />

dieser Methoden, ein intrakamerales Implantat,<br />

welches Bimatoprost absondert,<br />

hat bereits das Stadium 3 der klinischen<br />

Versuche erreicht und weist vielversprechende<br />

Resultate auf. [14]<br />

Es besteht aus einer biologisch abbaubaren<br />

Matrix, die so gestaltet ist, dass sie<br />

in die hintere Augenkammer injiziert werden<br />

kann, wo sie dann schrittweise 15 μg<br />

Bimatroprost mit verzögerter Freisetzung<br />

über eine Dauer von sechs Monaten (Abbildung<br />

5) abgibt. In neueren Studien war<br />

die Wirksamkeit des Implantats vergleichbar<br />

mit der täglichen Verabreichung des<br />

topischen Medikamentes, ohne besondere<br />

Nebenwirkungen. [15] Diese Verabreichungsform<br />

bietet eine Reihe Vorteile:<br />

Erstens müssen die Patienten nur zwei<br />

Mal pro Jahr zum Augenarzt zur Verabreichung<br />

des Medikaments, was das Risiko<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/19 39


Perspektiven<br />

Abbildung 6 – Eine Auswahl der minimalinvasiven chirurgischen Verfahren beim Glaukom. Von<br />

oben links bis unten rechts: iStent, iStent inject, Hydrus Microstent, iTrack, Trabektom, TRAB 360,<br />

Kahook Dual Blade, CyPass Micro-Stent, iStent Supra, XEN 45, PreserFlo, Zyklophotokoagulation.<br />

von vergessenen Dosen gegenüber den topischen<br />

Behandlungen erheblich reduziert.<br />

Zweitens senkt der verminderte<br />

Kontakt und Effekt von Bimatoprost auf<br />

der Augenoberfläche die Häufigkeit der<br />

langfristigen Nebenwirkungen und die<br />

negativen Auswirkungen der längerfristigen<br />

Behandlungen aufgrund von filtrierenden<br />

Glaukomoperationen. Drittens<br />

wurde überraschenderweise keine maximale<br />

Dosis für die intrakamerale Verabreichung<br />

von Bimatoprost definiert, im Gegensatz<br />

zur topischen Anwendung. Es<br />

scheint als ob diese Besonderheit von einem<br />

direkten dämpfenden Effekt des intraokularen<br />

Bimatoprost auf den episkleralen<br />

Venendruck herrührt. Dazu kommt,<br />

dass nach mehrfacher intrakameraler Injektion<br />

die dämpfende Wirkung der Behandlung<br />

auf den Augeninnendruck deutlich<br />

länger andauert als die sechsmonatige<br />

Lebensdauer des Implantats, was zu<br />

verlängerten Episoden von behandlungsfreiem<br />

reduziertem Augeninnendruck<br />

führt. [16]<br />

40<br />

Die minimalinvasive<br />

Glaukomchirurgie<br />

Wenn die medikamentösen topischen Behandlungen<br />

und Laserbehandlungen keinen<br />

Erfolg brachten, war die filtrierende<br />

Glaukomchirurgie lange Zeit die einzige<br />

Alternative. In den vergangenen Jahrzenten<br />

hat die filtrierende Glaukomchirurgie<br />

von der Entwicklung von Antimetaboliten<br />

profitiert und sich zu einer sehr wirksamen<br />

Prozedur entwickelt, mit um bis zu<br />

50 Prozent reduziertem relativen Augeninnendruck.<br />

Diese Entwicklung war jedoch<br />

mit einer Zunahme der schweren<br />

unerwünschten Wirkungen, wie chronische<br />

Hypotonie, Flüssigkeitsaustritt oder<br />

Endophtalmitis, mit über 30 Prozent Spätkomplikationen<br />

verbunden. [17] Eine neue<br />

chirurgische Technik hat die Kluft zwischen<br />

medizinischer Behandlung oder<br />

Laserbehandlung und der invasiveren filtrierenden<br />

Chirurgie des leichten bis mittleren<br />

Glaukoms reduziert. Diese wird minimalinvasive<br />

Glaukomchirurgie (MIGS)<br />

genannt.<br />

Die minimalinvasive Glaukomchirurgie<br />

ermöglicht eine zuverlässige Reduktion<br />

des Augeninnendrucks – auch wenn in geringerem<br />

Ausmass als mit der klassischen<br />

filtrierenden Chirurgie – bei sehr günstigem<br />

Sicherheitsprofil, das eine schnelle<br />

postoperative Erholung garantiert. [16]<br />

Auf dieser Grundlage wurden zahlreiche<br />

Techniken entwickelt, mit dem Ziel, den<br />

Patienten, die an einem relativ leichten<br />

Glaukom leiden, welches sich aber nicht<br />

mehr medikamentös kontrollieren lässt,<br />

oder denjenigen, die aus medizinischen<br />

Gründen oder wegen ihrer Lebensgewohnheiten<br />

eine Alternative zu den täglichen<br />

Augentropfen suchen, eine Alternative<br />

zu den invasiveren Verfahren zu<br />

bieten. Mit der Zeit ist aufgrund des günstigen<br />

Risikoprofils eine dritte Patientenkategorie<br />

hinzugekommen: Solche, die mit<br />

einem medizinisch kontrollierten Glaukom<br />

anschliessend einen symptomatischen<br />

grauen Star entwickelt haben. In<br />

diesem Fall kann der Operateur die Chirurgie<br />

für den grauen Star mit einer minimalinvasiven<br />

Prozedur verbinden, um die<br />

topische Behandlung zu reduzieren oder<br />

ganz zu beenden. Auch wenn die Empfehlung<br />

für ein kombiniertes Verfahren bei<br />

einem medizinisch gut kontrollierten und<br />

stabilen Patienten auf den ersten Blick unlogisch<br />

erscheinen mag, sprechen mehrere<br />

Argumente für diese Methode:<br />

(1) Die Reduktion der Anzahl erforderlicher<br />

topischer Medikamente, um den<br />

Augeninnendruck im gewünschten Bereich<br />

zu halten, erhöht die Anzahl der<br />

verfügbaren Therapieoptionen für den<br />

Arzt, wenn sich die Krankheit verschlechtert<br />

oder eine Intensivierung<br />

der Behandlung erfordert.<br />

(2) Die Reduktion der Verabreichung von<br />

topischen Medikamenten mit all ihren<br />

bekannten Nebenwirkungen kann womöglich<br />

die Lebensqualität der Patienten<br />

verbessern.<br />

(3) Bei den Ophthalmologen ist seit kurzem<br />

das Bewusstsein für die Effekte der<br />

langfristigen topischen Behandlungen<br />

auf die Augenoberfläche und deren<br />

Auswirkungen auf die Ergebnisse der<br />

filtrierenden Glaukomchirurgie gestiegen.<br />

[19] Wenn die Patienten also die<br />

Möglichkeit haben, während relativ<br />

langer Perioden auf die Behandlung zu<br />

verzichten, könnten die Ergebnisse der<br />

anschliessenden chirurgischen Behandlungen<br />

des Glaukoms verbessert<br />

werden.<br />

(4) Die Kosten der minimalinvasiven Glaukomchirurgie<br />

variiert stark, je nachdem<br />

5/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


Perspektiven<br />

Mechanismus Details zum Verfahren Reduktion des Augeninnendrucks<br />

in der Literatur<br />

Die trabekulären Stents<br />

iStent<br />

iStent inject<br />

Hydrus Microstent<br />

1,0 × 0,3 mm<br />

L-förmiger Stent, welcher durch das Trabekulum in den<br />

Schlemm-Kanal eingeführt wird<br />

1,0 × 0,3 mm<br />

Gerader Stent, welcher durch das Trabekulum in den<br />

Schlemm-Kanal eingeführt wird<br />

8,0 × 0,3 mm<br />

Halbmondförmiger Stent, welcher in den Schlemm-Kanal<br />

eingeführt wird<br />

8,4 mmHg<br />

(24 Monate)<br />

8,1 mmHg<br />

(12 Monate)<br />

9,4 mmHg<br />

(24 Monate)<br />

Trabekuläre Dilatation<br />

Kanaloplastie ab interno (iTrack)<br />

Illuminierter Mikrokatheter, der in den Schlemm-Kanal<br />

eingeführt wird zwecks Injektion einer visko-elastischen<br />

Vorrichtung mit dem Ziel, diesen zu erweitern<br />

4,0 mmHg<br />

(12 Monate)<br />

Trabekulotomie<br />

Gonioskopie-assistierte transluminale<br />

Trabekulotomie (GATT)<br />

Trabektom<br />

TRAB-360-Trabekulotomie<br />

Kahook Dual Blade<br />

Trabekulotomie mittels illuminierten Mikrokatheters oder<br />

eines in den Schlemm-Kanal einzuführenden Einschnitts,<br />

um das Trabekulum zu durchdringen<br />

Trabekulotomie mittels Elektrokauterisation<br />

Trabekulotomie mittels flexiblen Trabekulotoms, das in<br />

den Schlemm-Kanal eingeführt wird, um das Trabekulum<br />

zu durchdringen<br />

Trabekulotomie mittels Doppelklinge<br />

8,4 mmHg<br />

(12 Monate)<br />

6,2 mmHg<br />

(24 Monate)<br />

6,3 mmHg<br />

(4 Monate)<br />

4,9 mmHg<br />

(12 Monate)<br />

Suprachoroidaler Abfluss<br />

CyPass Micro-Stent<br />

iStent Supra<br />

6,35 × 510,0 mm<br />

In den Suprachoroidalraum eingeführter gefensterter<br />

Microstent aus Polyamid – 2018 aufgegeben<br />

4,0 × 0,2 mm<br />

In den Suprachoroidalraum eingeführter Stent aus Titanund<br />

Polyethersulfon<br />

7,4 mmHg<br />

(24 Monate)<br />

7,8 mmHg<br />

(24 Monate)<br />

Subkonjunktivaler Abfluss (blasenbildende Verfahren)<br />

XEN 45<br />

PreserFlo<br />

(Früher bekannt unter dem<br />

Namen InnFocus)<br />

6,0 × 0,5 mm<br />

Von der hinteren Kammer in den subkonjunktivalen Raum<br />

eingeführter Gelatine-Stent<br />

8,5 × 0,4 mm<br />

Von der hinteren Kammer in den subkonjunktivalen Raum<br />

eingeführter Stent – ab externo<br />

5,9 mmHg<br />

(24 Monate)<br />

8,7 mmHg<br />

(12 Monate)<br />

Reduktion der Kammerwasserproduktion<br />

Zyklophotokoagulation<br />

Tabelle 1<br />

Transsklerale Zyklophotokoagulation des Ziliarkörpers<br />

2,1 mmHg<br />

(24 Monate)<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/19 41


Perspektiven<br />

ob sie die Implantation einer spezifischen<br />

Vorrichtung (bspw. iStent) beinhaltet<br />

oder auf wiederverwendbaren<br />

Instrumenten (bspw. Goniotomien) basiert.<br />

Studien legen nahe, dass die Kosten<br />

des ersten Verfahrens einer sechsjährigen<br />

Behandlung mit einem einzigen<br />

Augentropfen entsprechen und<br />

dass die Aufschiebung einer bimolekularen<br />

topischen Behandlung von zwei<br />

Jahren genügen würde, um die Kosten<br />

der zweiten Prozedur zu kompensieren.<br />

Adäquate chirurgische Optionen, die<br />

für den Patienten gewinnbringend<br />

sind, könnten also auch wirtschaftlich<br />

positive Auswirkungen haben. [20]<br />

Zahlreiche Studien haben nun den Nutzen<br />

dieser neuen Technologien belegt. Es ist<br />

damit sicher, dass sich die minimalinvasiven<br />

Verfahren langfristig etablieren<br />

werden. Aufgrund der steigenden Zahl der<br />

chirurgischen Optionen (Tabelle 1, Abbildung<br />

6) ist es für die Glaukomspezialisten<br />

zur neuen Herausforderung geworden,<br />

das für den Patienten geeignete Verfahren<br />

zu wählen. Obschon die Mehrheit der minimalinvasiven<br />

Verfahren individuell mit<br />

vergleichbaren Ergebnissen untersucht<br />

wurden, bleiben randomisierte Studien,<br />

die die verschiedenen minimalinvasiven<br />

Verfahren vergleichen, noch selten und<br />

die Individualfaktoren, die deren Ergebnisse<br />

beeinflussen, bleiben weitgehend<br />

unbekannt. [21] Zurzeit sind aber weltweite<br />

Bemühungen im Gange, um Antworten<br />

auf diese Fragen zu finden und den Weg<br />

für eine wahrhaftig personalisierte Behandlung<br />

zu ebnen. Dies erfordert grosse<br />

Patientenregister, genetische Datenbanken,<br />

künstliche Intelligenz, präoperative<br />

Bildgebung und randomisierte Studien.<br />

Fazit<br />

Trotz einer relativen Stagnation während<br />

fast der Hälfte des 20. Jahrhunderts steht<br />

offensichtlich ein goldenes Zeitalter für<br />

die Behandlung des Glaukoms an. Dank<br />

der Entwicklung von neuen Technologien<br />

zur besseren Diagnose der Krankheit<br />

und der besseren Zugänglichkeit zur<br />

24-Stunden-Überwachung des Augeninnendrucks,<br />

zur klareren Identifikation der<br />

Ursachen und dank der Zunahme der verfügbaren<br />

Mittel zur Senkung des Augeninnendrucks,<br />

mit weniger Nebenwirkungen<br />

und geringeren Auswirkungen auf die Lebensqualität<br />

der Patienten, könnte jeder<br />

Bereich in diesem Fachgebiet in den<br />

nächsten Jahren grosse Entwicklungen<br />

erleben.<br />

Mit Unterstützung der Swiss Glaucoma<br />

Research Foundation.<br />

Referenzen<br />

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management of glaucoma. Optom<br />

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Glaucoma Surgery. EyeRounds.org.<br />

posted September 27, 2017;<br />

Abrufbar unter: http://EyeRounds.<br />

org/tutorials/MIGS/<br />

42<br />

5/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


Perspektiven<br />

Aus der «Praxis» *<br />

Das<br />

«gefährliche»<br />

EKG<br />

The “Dangerous” ECG<br />

Gian Flury, Innere Medizin und Kardiologie, Ospidal, Gesundheitszentrum Unterengadin, Scuol<br />

Das 12-Ableitungs-EKG ist eine heute auch mobil verfügbare,<br />

einfach und schnell durchführbare, kostengünstige<br />

Diagnostik. Mit modernen portablen Geräten<br />

oder in Defibrillatoren integrierter Software<br />

kann sie auch ausserhalb der Arztpraxis und Klinik, z.B. beim<br />

Hausbesuch oder im Rettungswagen, eingesetzt werden. Viele<br />

Rettungsdienste übermitteln zudem ein am Einsatzort aufgezeichnetes<br />

EKG elektronisch an die nachbehandelnden Klinikärzte,<br />

die aufgrund dieses Befundes erste Behandlungsentscheide<br />

treffen können. Diese Übersicht möchte den klinischen<br />

Blick schärfen für einige ausgewählte EKG-Pathomorphologien,<br />

die (vielleicht) weniger bekannt, aber typisch für vital bedrohliche<br />

Erkrankungen sind. Diese zu erkennen kann dem Arzt helfen,<br />

zusammen mit der Anamnese und der klinischen Präsentation<br />

des Patienten frühzeitig die richtige Verdachtsdiagnose zu<br />

stellen, eine erste prognostische Einschätzung vorzunehmen<br />

Im Artikel verwendete Abkürzungen<br />

ACS Acute Coronary Syndrome<br />

ARVC Arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie<br />

EKG Elektrokardiogramm<br />

ICD Implantable Cardioverter Defibrillator<br />

NPV Negative Predictive Value<br />

PPV Positive Predictive Value<br />

RIVA Ramus interventricularis anterior<br />

RVOT Right Ventricular Outflow Tract<br />

SCD Sudden Cardiac Death/plötzlicher Herztod<br />

STEMI ST-Elevation Myocardial Infarction<br />

TdP Torsades de Pointes<br />

WPW Wolf-Parkinson-White-Syndrom<br />

* Der Artikel erschien ursprünglich in der «Praxis» <strong>2019</strong>; 108 (1): 45–52.<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-Mitglieder können die «Praxis» zu äusserst günstigen<br />

Konditionen abonnieren. Details siehe unter<br />

www.hogrefe.ch/downloads/vsao.<br />

und ohne Verzug adäquate diagnostische und therapeutische<br />

Massnahmen einzuleiten.<br />

Koronare Herzkrankheit<br />

Während ST-Streckenhebungen als Ausdruck einer transmuralen<br />

Myokardischämie (ST-Elevation Myocardial Infarction, STEMI)<br />

allgemein bekannt und meist einfach zu erkennen sind, präsentiert<br />

sich ein Teil der Patienten mit akutem Koronarsyndrom<br />

(ACS) mit anderen Morphologien der Repolarisation oder des<br />

QRS-Komplexes, die ebenfalls auf ein hohes Risiko hinweisen<br />

und deren Behandlung eine hohe Dringlichkeit aufweist.<br />

Hauptstammstenose, Stenose oder Verschluss des<br />

proximalen RIVA<br />

Bei Patienten mit diesen Koronarpathologien können elektrokardiografisch<br />

anstelle der konvexen ST-Streckenhebungen «nur»<br />

geringer ausgeprägte und weniger auffällige Veränderungen der<br />

ST-Strecke und/oder der T-Welle nachweisbar sein und die prognostisch<br />

relevante Diagnose erschweren.<br />

Das De-Winter-EKG zeigt typischerweise 0,1–0,3 mV unterhalb<br />

des J-Point abgehende aszendierende ST-Senkungen in<br />

einer oder mehreren Vorderwandableitungen (V1–V6), die in erhöhte<br />

symmetrische T-Wellen übergehen (Abb. 1). Ein Teil der<br />

Patienten zeigt einen R-Verlust und eine Knotenbildung im absteigenden<br />

Schenkel des QRS-Komplexes (Abb. 2a). Bei vielen<br />

dieser Patienten besteht zudem eine ST-Hebung von 0,1–0,2 mV<br />

in aVR. Typisch ist, dass sich diese Repolarisationsstörungen im<br />

akuten Verlauf kaum verändern (Abb. 2b), im Gegensatz zur<br />

Dynamik beim ST-Hebungsinfarkt. Korrelat dieses EKG-Musters<br />

ist in den meisten Fällen ein akuter proximaler RIVA-Verschluss<br />

mit ausgedehnter Vorderwandischämie [1].<br />

Das Wellens-EKG Typ 1 (Abb. 3a) zeichnet sich aus durch negative<br />

T-Wellen meist in V1–V4, ohne signifikante ST-Hebungen.<br />

Beim Wellens Typ 2 (Abb. 3b) sind die T-Wellen biphasisch (termi-<br />

VSA/ASMAC Journal 5/19 43


Perspektiven<br />

Der posteriore Myokardinfarkt<br />

Der posteriore Myokardinfarkt ist ein transmuraler Infarkt ohne<br />

ST-Hebung in den konventionellen 12-kanaligen EKG-Ableitungen.<br />

Typisch sind deszendierende ST-Senkungen von ≥0,05 mV in<br />

V1–V3 und terminal positive T-Wellen (Abb. 4). Letztere erlauben<br />

die Abgrenzung gegenüber einer nicht-transmuralen Vorderwandischämie.<br />

Ursache ist meist ein proximaler Verschluss des Ramus<br />

circumflexus der linken Kranzarterie. Die zusätzlichen Ableitungen<br />

V7–V9 können beim posterioren Infarkt ST-Hebungen,<br />

also einen STEMI zeigen. Da es sich um eine akute transmurale<br />

Ischämie handelt, ist das gleiche Manage ment wie bei einem akuten<br />

STEMI angezeigt.<br />

Abbildung 1. De-Winter-EKG. Aszendierende ST-Senkungen V1–V4 und<br />

«ischämische», an der Spitze leicht abgerundete T-Wellen bei einem<br />

Patienten mit subtotaler proximaler RIVA-Stenose.<br />

nal negativ). Beide Muster stellen dynamische, ineinander übergehende<br />

frühe Ischämiezeichen dar und werden zunehmend<br />

häufiger beobachtet, weil bei Verdacht auf ein ACS bereits beim<br />

ersten Kontakt des Rettungsdienstes zuhause oder in der Ambulanz<br />

frühzeitig EKG-Aufzeichnungen erfolgen. Die Patienten berichten<br />

über typische pektanginöse Beschwerden, die auch intermittierend<br />

sein können. Perfiderweise kann es während Schmerzphasen<br />

zu einer Pseudonormalisierung der negativen T-Wellen<br />

anterior kommen, sodass das EKG in dieser Phase als normal<br />

imponiert. In Kenntnis dieser EKG- Dynamik sind bei Patienten<br />

mit Thoraxschmerzen kurzfristige EKG-Verlaufskontrollen wichtig.<br />

Kardiale Biomarker sind initial oft negativ. Korrelat des Wellens-EKG<br />

ist eine hochgradige proximale RIVA-Stenose. Die Prognose<br />

solcher Patienten ist kritisch. Unerkannt und unbehandelt<br />

kommt es im Verlauf oft zu einem ausgedehnten akuten Vorderwandinfarkt<br />

[2].<br />

Der inferiore Myokardinfarkt mit Rechtsherzbeteiligung<br />

Ursache eines inferioren Myokardinfarktes ist in 80–90 % ein proximaler<br />

Verschluss der rechten Koronararterie, in den übrigen<br />

Fällen des Ramus circumflexus bei linksdominanter Koronarversorgung<br />

[3]. Bei ca. 40 % der inferioren Myokardinfarkte kommt<br />

es zu einer Ischämie und Nekrose des rechtsventrikulären Myokards<br />

[4, 5]. Da der rechte Ventrikel nur 1/6 der Muskelmasse des<br />

linken hat und über das interventrikuläre Septum direkt mechanisch<br />

und hämodynamisch mit dem muskelstarken linken Ventrikel<br />

interagiert, kann eine rechtsventrikuläre Ischämie rasch<br />

zum Rechtsherzversagen mit kardiogenem Schock führen. Es ist<br />

es deshalb prognostisch und therapeutisch wichtig, beim ACS eine<br />

Rechtsherzbeteiligung zu erfassen. Eine solche erhöht – unabhängig<br />

von der Ausdehnung der linksventrikulären Ischämie –<br />

das Risiko maligner Arrhythmien sowie von kardiogenem Schock<br />

und Tod um den Faktor >3 [4, 5]. Neben klinischen Hinweisen<br />

(Trias: Hypotonie, fehlende Lungenstauung, erhöhter Halsvenendruck)<br />

ist das EKG diagnostisch wegweisend. Ist die ST-Hebung<br />

in Ableitung III grösser als in II (Abb. 5a), spricht dies für<br />

einen Verschluss der rechten Koronararterie (Sensitivität 90 %,<br />

Spezifität 71 %, Positive Predictive Value, PPV 94 %) [3]. Bei jedem<br />

Patienten mit ST-Hebungen in den inferioren Ableitungen empfehlen<br />

die Guidelines der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie<br />

(ESC) zusätzliche rechtsventrikuläre Ableitungen V4r–V6r<br />

[6]. Zeigen diese eine ST-Hebung von ≥0,10 mV (Abb. 5b), ist ein<br />

Rechtsherzinfarkt hochwahrscheinlich (Sensitivität 79 %, Spezifität<br />

100 %, PPV 100 %) [3]. Therapeutische Konsequenz ist, neben<br />

der möglichst raschen Einleitung von Reperfusionsmassnah-<br />

Abbildung 2a und 2b. Patient mit intermittierenden Thoraxschmerzen. R-Verlust und Knotenbildung im absteigenden Schenkel des QRS-Komplexes in<br />

V2. Hohe T-Welle. Das Verlaufs-EKG nach 14 Stunden (Abb. 2b) zeigt nur geringe Dynamik mit leichter ST-Hebung in aVR. Koronarangiografisch<br />

Nachweis einer subtotalen distalen Hauptstammstenose.<br />

44<br />

5/19 VSA/ASMAC Journal


Perspektiven<br />

Abbildung 3a. Wellens EKG Typ 1. T-Negativität V2–V5. 65-jähriger Mann<br />

mit intermittierendem retrosternalem Druckgefühl. hsTroponin nicht<br />

erhöht. Koronarangiografie: hochgradige proximale RIVA-Stenose.<br />

Abbildung 3b. Wellens EKG Typ 2. Terminal negative T-Wellen in V2,<br />

V4–V5, negative T-Welle in V3. 48-jähriger Mann mit belastungsabhängigem<br />

thorakalem Engegfühl. hsTroponin nicht erhöht. Koronarangiografie:<br />

hochgradige proximale RIVA-Stenose.<br />

men, keine Vorlast senkenden Medikamente (Nitroglycerin, Diuretika)<br />

zu verabreichen und den rechtsventrikulären Preload<br />

durch Volumenzufuhr zu optimieren (Frank-Starling-Mechanismus)<br />

[6].<br />

Das EKG bei akuter hämodynamisch relevanter<br />

Lungenembolie<br />

In der Diagnostik der Lungenembolie wird dem EKG eine geringe<br />

Sensitivität nachgesagt. Oft zitierte EKG-Pathomorphologien<br />

sind ein SIQIII-Muster (McGinn-White-Zeichen) und ein neu aufgetretener<br />

kompletter Rechtsschenkelblock (RSB). Weniger bekannte,<br />

aber sensitive und unabhängige Prediktoren für Schock<br />

und Tod sind T-Negativierungen in V1–V4 (PPV 93 %; Negative<br />

Predic tive Value, NPV 65 %) (Abb. 6a) und ST-Hebungen in I und/<br />

oder aVR [7–9]. Je mehr Ableitungen mit negativen T-Wellen und<br />

je grösser deren Amplitude, desto schlechter die Prognose [8, 9].<br />

In 50 % der Fälle sind die T-Negativitäten assoziiert mit einer<br />

T-Inversion in den Ableitungen II, III und aVF (Abb. 6b). Diese<br />

Konstellation von negativen T-Wellen gleichzeitig in den anterioren<br />

und inferioren Ableitungen tritt bei Koronarsyndromen nur<br />

selten auf und spricht für das Vorliegen von Lungenembolien<br />

(Sensitivität 90 %, Spezifität 97 %; Abb. 6b) [10]. Differenzialdiagnostisch<br />

ist bei dieser EKG-Morphologie an eine Takotsubo-Kardiomyopathie<br />

zu denken.<br />

Abbildung 4. Akuter Posteriorer Myokardinfarkt. ST-Senkungen V1–V5<br />

mit typischer terminal positiver T-Welle. Koronarangiografisch proximaler<br />

Verschluss des Ramus circumflexus.<br />

Das Hyperkaliämie-EKG<br />

Das Risiko von Hyperkaliämien ist bei Patienten mit Herz- und<br />

Niereninsuffizienz erhöht. Nachdem die RALES-Studie [11] 1999<br />

zeigte, dass die Zugabe von Spironolacton zur üblichen Therapie<br />

bei Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz deren Mortalität um<br />

30 % reduziert, wurde dieses nach Publikation der Studie bei solchen<br />

Patienten routinemässig eingesetzt. So fand sich Ende 2001<br />

in Ontario ein 4,4-facher Anstieg der Spironolacton-Verschreibungen<br />

[12]. In der gleichen Zeitspanne kam es jedoch auch zu<br />

einem 4,5-fachen Anstieg der Hospitalisationsrate wegen Hyperkaliämie<br />

und zu 73 zusätzlichen Todesfällen [12]. Der bei Abb. 7<br />

geschilderte Fall zeigt beispielhaft die Problematik dieser wirksamen,<br />

aber auch potenziell gefährlichen Kombination von<br />

ACE-Hemmern mit Spironolacton oder Eplerenone. Der verschreibende<br />

Arzt hat eine Kontrollpflicht und muss den Patienten<br />

über Risikosituationen (z.B. Diarrhö) informieren.<br />

Eine Hyperkaliämie führt zu verschiedenen EKG-Veränderungen.<br />

Erstes Zeichen sind meist spitzhohe T-Wellen, danach<br />

kommt es zu einer Zunahme der PQ-Zeit, Verlust der P-Wellen,<br />

zunehmender Bradykardie, progredienter Verbreiterung und Deformierung<br />

des QRS-Komplexes (Abb. 7, Abb. 8) und schliesslich<br />

Kammerflimmern. Im Gegensatz zum breiteren, an der Spitze<br />

leicht abgerundeten Erstickungs-T beim ACS sind die T-Wellen<br />

bei der Hyperkaliämie spitz und schmal gleichschenkelig. Es besteht<br />

keine gute Korrelation des Serumkaliumspiegels mit dem<br />

Ausmass der EKG-Veränderungen und dem Arrhythmierisiko.<br />

Bei akutem Auftreten der Elektrolytstörung ist das Arrhythmierisiko<br />

grösser. Anamnestische Hinweise (u.a. Herz- und Niereninsuffizienz,<br />

Medikation mit Spironolacton und ACE-Hemmern,<br />

Diarrhö, Erbrechen) sowie die beschriebenen EKG-Veränderungen<br />

sollen an eine Hyperkaliämie denken lassen und Anlass<br />

sein, diese zu suchen.<br />

Spezielle Breitkomplextachykardien<br />

Torsades de Pointes bei langem QT-Syndrom<br />

Lebensbedrohliche ventrikuläre Tachykardien vom Typ Torsades<br />

de Pointes (TdP) (Abb. 9a) treten bei verlängerter QTc–Zeit<br />

(Abb. 9b) und bei Bradykardien als Folge eines spontanen, hochgradigen<br />

atrioventrikulären Blocks auf [23]. Letztere können sowohl<br />

durch fragmentierte Potenziale aus dem rechtsventrikulären<br />

Apex wie auch durch frühe Nach depolarisationen ausgelöst<br />

werden [23]. Häufigste Ursache für eine akquirierte QTc-Zeit-Ver-<br />

VSA/ASMAC Journal 5/19 45


Perspektiven<br />

Abbildungen 5a und 5b. 54-jähriger Patient mit akutem inferiorem Myokardinfarkt und Rechtsherzbeteiligung. Tachykardes Vorhofflimmern. Signifikante<br />

ST-Hebungen in II, III und aVF. Die in III ausgeprägtere ST-Hebung spricht für einen Verschluss der rechten Koronararterie [4], die ST-Hebung in<br />

der Zusatzableitung V4r für eine Rechtsherzischämie [3–6].<br />

Abbildungen 6a und 6b. 70-jährige Patientin mit retrosternalem Druckgefühl und Dyspnoe. Abb. 6a zeigt T-Negativitäten in V2–V4. Im Verlaufs-EKG<br />

eine Stunde später massiv zunehmende T-Negativitäten anterior und neu auch inferior und lateral (Abb. 6b). Computertomografisch Nachweis<br />

zentraler Lungenembolien beidseits. Atypisch für hämodynamisch wirksame Lungenembolien ist die in Abb. 6b normokarde Herzfrequenz, in diesem<br />

Fall bedingt durch eine ausgeprägte vagale Stimulation bei starker Nausea nach Morphingabe. In der Regel sind Patienten mit Lungenembolien<br />

tachykard.<br />

Abbildung 7. Patient mit schwerer koronarer Herzkrankheit und EF 33 %<br />

unter Medikation mit Spironolacton 50 mg/d und Enalapril 2 × 20 mg/d.<br />

Eine Gastroenteritis führte zu einer prärenalen akuten Niereninsuffizienz<br />

(Kreatinin 270 μmol/l) mit schwerer Hyperkaliämie (Kalium 6,8 mmol/l).<br />

Das EKG zeigt stark verbreiterte plumpe QRS-Komplexe, teilweise<br />

fehlende P-Wellen und eine Bradykardie von 38/min. Der Patient war im<br />

kardiogenen Schock.<br />

Abbildung 8. 91-jähriger Patient mit schwerer Niereninsuffizienz (eGFR<br />

25 ml/min/1,73 m2) nach NSAR-Einnahme. Schwere Hyperkaliämie<br />

(Kalium 7,8 mmol/l). Das EKG zeigt stark verbreiterte plumpe QRS-Komplexe,<br />

fehlende P-Wellen, eine Bradykardie und kurze Pausen.<br />

46<br />

5/19 VSA/ASMAC Journal


Perspektiven<br />

Abbildung 9a. Patient unter Dauermedikation mit Methadon und Citalopram, der wegen einer Gastroenteritis mit Metoclopramid und Ondansetron<br />

behandelt wurde. Er musste wegen einer Kammertachykardie vom Typ Torsades de Pointes (Abb. 9a) reanimiert und defibrilliert werden. Ursächlich<br />

war eine medikamenteninduzierte, massiv verlängerte QTc-Zeit (642 ms; Abb. 9b) begünstigt durch eine Hypokaliämie als Folge des Erbrechens.<br />

längerung ist die Einnahme gewisser Medikamente oder von Medikamentenkombinationen.<br />

Man geht davon aus, dass bei etwa<br />

einem Drittel der Patienten mit akquiriertem langem QT-Syndrom<br />

eine genetische Prädisposition vorliegt [13]. Die häufigsten<br />

zu einer QTc-Verlängerung führenden Pharmaka sind Antibiotika<br />

(Chinolone, Makrolide), Antimykotika, Antidepressiva, Antipsychotika,<br />

Antiarrhythmika, Antihistaminika sowie gewisse<br />

Onkologika. Eine umfassende Übersicht bietet die Datenbank<br />

www.crediblemeds.com. Interaktionsprüfungsprogramme können<br />

bei elektronischer Medikamentenverordnung über eine Verknüpfung<br />

mit dieser Datenbank die verschriebenen Medikamente<br />

überprüfen und den Verschreiber vor einem erhöhten Risiko<br />

von TdP warnen [14]. Bei Verordnung solcher Medikamente gehört<br />

es zur Sorgfaltspflicht des Arztes, diese Nebenwirkung zu<br />

kennen und die QTc-Zeit davor und im Verlaufe der Behandlung<br />

zu kontrollieren. Bei Zunahme der QTc-Zeit um mehr als 60 ms<br />

oder einer QTc-Verlängerung über 500 ms besteht ein zwei- bis<br />

dreifach erhöhtes Risiko für TdP, und es müssen sofort geeignete<br />

Schutzmassnahmen getroffen werden (u.a. EKG-Monitoring, Absetzen<br />

ursächlicher Medikamente, Korrektur von Dyselektrolytämien<br />

und triggernden Bradykardien) [15]. Prädisponierend für<br />

das Auftreten von TdP sind weibliches Geschlecht, Alter über<br />

65 Jahre, Bradykardie, Herz- und Niereninsuffizienz, Hypokaliämie<br />

und Hypomagnesiämie [15]. Eine Ausnahme betrifft die Medikation<br />

mit Amiodaron. Dieses verlängert typischerweise die<br />

QTc-Zeit, wobei es jedoch nur sehr selten (550 ms<br />

werden Dosisreduktion oder Absetzen von Amiodaron empfohlen.<br />

Schwierigkeiten bereitet die QTc-Berechnung bei Blockbildern.<br />

Für die Block-modifizierte QT-Zeit (QTmod) wird folgende<br />

Formel vorgeschlagen: QTmod = QTb – QRSb/2, wobei QTb die<br />

effektiv gemessene QT-Zeit und QRSb/2 die Hälfte der effektiv<br />

gemessenen Breite des Block-QRS darstellen [17]. Alternativ kann<br />

das JT-Intervall gemessen werden, für dessen Berechnung die<br />

Formel nach Hodges oder Nomogramme verwendet werden können<br />

[24].<br />

Abbildung 9b. Massiv verlängerte QTc-Zeit (642 ms).<br />

Tachykardes Vorhofflimmern bei Wolff-Parkinson-White­<br />

Syndrom – eine gefährliche Kombination: «Fast – Broad – Irregular»<br />

Bei bis zu 25 % der Patienten mit WPW leitet die akzessorische<br />

Bahn nur retrograd, sodass im Ruhe-EKG keine Deltawelle sichtbar<br />

und das WPW bei asymptomatischen Patienten nicht erkennbar<br />

ist («concealed» WPW). Liegt eine Deltawelle als Zeichen der<br />

ventrikulären Präexzitation vor, stellt sich die Frage der prognostischen<br />

Wertigkeit dieses Befunds. Die Prävalenz akzessorischer<br />

atrio-ventrikulärer Leitungsbahnen bei unter 50-Jährigen wird<br />

auf 0,36/1000 bis 0,61/1000 geschätzt und das damit assoziierte<br />

Risiko des plötzlichen Herztods (SCD) auf 0,15–0,24 % innerhalb<br />

von 10 Jahren [18, 19]. Bei 50 % ist der plötzliche Herztod die Erstmanifestation<br />

eines WPW. Wichtigste Risikofaktoren für den SCD<br />

bei Patienten mit WPW sind ein sehr kurzes RR-Intervall von<br />

≤250 ms (entspricht einer Herzfrequenz von 240/min) bei spontanem<br />

oder induziertem Vorhofflimmern (Abb. 10), die Anamnese<br />

einer symptomatischen Tachykardie und das Vorliegen eines<br />

(seltenen) familiären/hereditären WPW. Das Vorhofflimmern<br />

kann bei ungebremster antidromer atrio-ventrikulärer Überleitung<br />

über die akzessorische Bahn zu sehr hohen Ventrikelfrequenzen,<br />

malignen ventrikulären Arrhythmien und zum Tod<br />

führen. Bei einer irregulären Breitkomplextachykardie ist differenzialdiagnostisch<br />

immer an ein WPW mit Vorhofflimmern zu<br />

Abbildung 10. Patient mit WPW und tachykardem Vorhofflimmern. FBI:<br />

«Fast – Broad – Irregular»; z.T. sehr kurze RR-Intervalle von ≦250 ms. Das<br />

EKG wurde freundlicherweise von Frau Prof. C. Brunckhorst, Universitäres<br />

Herzzentrum, zur Verfügung gestellt.<br />

VSA/ASMAC Journal 5/19 47


Perspektiven<br />

denken. Merke: Fast – Broad – Irregular (FBI). Prädiktoren für ein<br />

niedriges Risiko eines SCD beim WPW sind intermittierende Präexzitation<br />

im Ruhe-EKG und abruptes Verschwinden der Präexzitation<br />

im Belastungs-EKG. In Beobachtungsstudien von bis zu<br />

acht Jahren Dauer fanden sich bei bis zu 9 % der asymptomatischen<br />

Patienten mit WPW ein malignes Vorhofflimmern (RR-Interval<br />

≤250 ms) und bei bis zu 2 % Kammertachykardien [19]. Da<br />

eine sichere Risikovorhersage nicht möglich ist und die Prävalenz<br />

des Vorhofflimmerns mit zunehmendem Alter stark steigt, empfehlen<br />

die amerikanischen Guidelines auch bei asymptomatischen<br />

Patienten eine elektrophysiologische Risikostratifizierung<br />

und bei erhöhtem Risiko eine Frequenzablation der akzessorischen<br />

Bahn. Diese kann die Arrhythmieinzidenz um 90 % senken<br />

[19].<br />

Abbildung 11. Tachykardie aus dem rechtsventrikulären Ausflusstrakt.<br />

Pathognomonisch ist die Kombination von Linksschenkelblockbild und<br />

Steillagetyp. Bei der Sportlerin wurde erst im Verlauf eine ARVC<br />

diagnostiziert und ein ICD implantiert.<br />

Rechtsventrikuläre Kammertachykardie<br />

Beim Begriff Kammertachykardie denken die meisten an solche<br />

aus dem linken Ventrikel. Tachykardien aus dem rechten Ventrikel<br />

führen im EKG zu einem Linksschenkelblockbild, da in diesem<br />

Fall die Erregung des linken Ventrikels von rechts her über das<br />

Myokard und nicht über den linken Tawaraschenkel erfolgt.<br />

Stammt die Tachykardie aus dem rechtsventrikulären Ausflusstrakt<br />

(RVOT), führt die Erregungsausbreitung nach inferior zu<br />

einer elektrischen Steillage. Diese Kombination ist pathognomisch<br />

für RVOT-Tachykardien (Abb. 11). Getriggert werden sie<br />

typischerweise durch adrenerge Stimulation bei physischem<br />

(Sport) und psychischem Stress. Die Akuttherapie besteht in der<br />

i.v. Gabe von Betablockern oder Calciumantagonisten (Verapamil).<br />

Bei Auftreten von rechtsventrikulären Tachykardien ist an<br />

das Vorliegen einer arrhythmogenen rechtsventrikulären Kardio-<br />

Abbildung 12. Ruhe-EKG mit Sinusrhythmus eines Patienten mit ARVC. Epsilon-Welle in V2–V5. Das EKG wurde freundlicherweise von PD Dr. med.<br />

Ardan M. Saguner, Universitäres Herzzentrum Zürich, zur Verfügung gestellt.<br />

48<br />

5/19 VSA/ASMAC Journal


Perspektiven<br />

myopathie (ARVC) zu denken. Deren Inzidenz wird auf 1:2000 bis<br />

1:5000 geschätzt [20]. Ca. 50 % der Patienten haben eine positive<br />

Familienanamnese, wobei wegen der inkompletten Penetranz<br />

und limitierten phänotypischen Manifestation die Prävalenz der<br />

überwiegend autosomal dominant vererbten ARVC klinisch unterschätzt<br />

wird. Pathologisches Korrelat ist ein fibrös-fettiger<br />

Myokardumbau mit frühestem Auftreten subtrikuspidal und im<br />

RVOT, dann auch im posterolateralen Segment des linken Ventrikels.<br />

Diese Umbauzonen sind Foci für die Entstehung maligner,<br />

vorwiegend rechtsventrikulärer Arrhythmien. Das Ruhe-EKG<br />

kann Repolarisationsstörungen, insbesondere negative T-Wellen<br />

in den Ableitungen V1–V4 (85 %), einen verzögerten Anstieg der<br />

S-Zacke (≥55 ms) in V1–V3 und eine Epsilon-Welle (bis zu 20 %) in<br />

der frühen Repolarisationsphase aufweisen (Abb. 12) [21, 22]. Die<br />

ARVC ist eine der häufigsten Ursachen für den plötzlichen Herztod<br />

bei jungen Menschen und Athleten. Zur Prävention des SCD<br />

werden Defibrillatoren (ICD) implantiert.<br />

Zusammenfassung<br />

Diese Minireview möchte den mit kardialen Notfällen konfrontierten<br />

Arzt auf einige spezielle EKG-Pathomorphologien beim<br />

akuten Koronarsyndrom und der Lungenembolie sowie auf maligne<br />

Arrhythmien bei Hyperkaliämie, hochgradigem AV-Block<br />

mit Bradykardie, Medikamenteninduzierter QTc-Verlängerung,<br />

beim WPW und bei arrhythmogener rechtsventrikulärer Kardiomyopathie<br />

aufmerksam machen. Deren Nichterkennung und eine<br />

daraus resultierende Nicht- oder Fehlbehandlung können<br />

schwerwiegende Konsequenzen für den Patienten und den Arzt<br />

(Haftpflichtfolgen) haben.<br />

Kontakt<br />

Dr. med. Gian Flury<br />

Facharzt für Innere Medizin & Kardiologie FMH<br />

Gesundheitszentrum Unterengadin<br />

Via da l›Ospidal 280<br />

7550 Scuol<br />

gian.flury@cseb.ch<br />

Manuskript eingereicht: 02.10.2018<br />

Manuskript akzeptiert: 16.10.2018<br />

Interessenskonflikt: Der Autor erklärt, dass keine Interessenskonflikte<br />

bestehen.<br />

Zusammenfassung<br />

Diese Übersicht möchte den mit kardialen Notfällen konfrontierten<br />

Arzt auf einige spezielle EKG-Pathomorphologien beim<br />

akuten Koronarsyndrom und der Lungenembolie sowie auf<br />

maligne Arrhythmien bei Hyperkaliämie, medikamenteninduzierter<br />

QTc-Verlängerung, beim WPW und bei arrhythmogener<br />

rechtsventrikulärer Kardiomyopathie aufmerksam machen.<br />

Deren Nichterkennung und eine daraus resultierende Nichtoder<br />

Fehlbehandlung können schwerwiegende Konsequenzen<br />

für den Patienten und den Arzt (Haftpflichtfolgen) haben.<br />

Schlüsselwörter: Elektrokardiogramm, akutes Koronarsyndrom,<br />

Lungenembolie, WPW, QTc-Zeit-Verlängerung, rechtsventrikuläre<br />

Kammertachykardie<br />

Key messages<br />

• Bei pektanginösen Beschwerden und spezifischen Repolarisationsstörungen<br />

(aszendierende ST-Senkungen mit hoher<br />

T-Welle oder negative T-Wellen in V1–V4 , ST-Hebung in aVR)<br />

ist ursächlich an hochgradige Stenosen oder einen Verschluss<br />

von Hauptstamm oder proximalen RIVA zu denken.<br />

• Zeigt das EKG negative T-Wellen sowohl in V1–V4 wie auch in<br />

den inferioren Ableitungen, ist bei entsprechender Klinik an<br />

hämodynamisch wirksame Lungenembolien zu denken.<br />

• Eine QTc-Zeit-Verlängerung über 500ms erhöht das Risiko für<br />

maligne Kammertachykardien vom Typ Torsades de Pointes<br />

um das 2–3-fache. Häufigster Grund dafür ist die Einnahme ge -<br />

wisser Medikamente oder von Medikamentenkombinationen.<br />

• Ist beim inferioren STEMI die ST-Hebung in III > II, spricht<br />

dies für einen Verschluss der RCA. Besteht zudem eine ST-Hebung<br />

in der Zusatzableitung V4r, weist dies auf einen Rechtsherzinfarkt<br />

und ein erhöhtes Risiko für einen kardiogenen<br />

Schock hin.<br />

• Bei irregulärer Breitkomplextachykardie (FBI) ist an das<br />

Vorliegen eines WPW mit antidromer Leitung bei Vorhofflimmern<br />

zu denken.<br />

• Eine Breitkomplextachykardie mit Linksschenkelblockbild<br />

und Steillagetyp entsteht im rechtsventrikulären Ausflusstrakt.<br />

Es ist an das mögliche Vorliegen einer ARVC zu denken.<br />

Lernfragen<br />

1. Welche EKG-Veränderungen weisen auf das Vorliegen einer<br />

hochgradigen proximalen RIVA-Stenose oder eines akuten<br />

proximalen RIVA-Verschlusses hin? (Mehrfachauswahl)<br />

a) Deszendierende ST-Streckensenkungen in V1–V4<br />

b) Negative T-Wellen in V1–V4<br />

c) Aszendierende ST-Streckensenkungen mit hoher T-Welle<br />

in V1–V4<br />

d) R-Verlust in V2 und Knotung im absteigenden Schenkel<br />

des QRS<br />

e) ST-Hebung in aVR<br />

2. Beim akuten inferioren Myokardinfarkt mit Rechtsherzbeteiligung<br />

… (Mehrfachauswahl)<br />

a) … ist das Risiko eines kardiogenen Schocks signifikant<br />

erhöht.<br />

b) … sind im EKG die ST-Hebungen in Ableitung II grös ser als<br />

in Ableitung III.<br />

c) … finden sich im EKG ST-Hebungen in Ableitung V4rechts.<br />

d) … finden sich im EKG ST-Senkungen in V4rechts.<br />

e) … sollten frühzeitig Diuretika und Nitrate verabreicht<br />

werden.<br />

3. Folgende Aussagen sind richtig:<br />

a) Bei der Hyperkaliämie korrelieren die EKG-Veränderungen<br />

mit dem Serumkaliumspiegel.<br />

b) Häufigste Ursache von malignen Kammertachykardien<br />

vom Typ Torsades de Pointes ist eine<br />

QT-Zeit-Verlängerung.<br />

c) Beim WPW findet sich immer eine Delta-Welle im EKG als<br />

Korrelat einer akzessorischen AV- Leitungsbahn.<br />

d) Patienten mit WPW und strukturell gesundem Herzen<br />

haben keine erhöhte Mortalität.<br />

e) Bei Breitkomplextachykardien mit Linksschenkelblockbild<br />

und Steillagetyp ist an das mögliche Vorliegen einer<br />

arrhythmogenen rechtsventrikulären Kardiomyo pathie zu<br />

denken.<br />

VSA/ASMAC Journal 5/19 49


Perspektiven<br />

Résumé<br />

Cette mini-vue vise à alerter les médecins confrontés avec des<br />

urgences cardiaques de certaines pathomorphologies spécifiques<br />

de l’ECG dans les syndromes coronariens aigus et les<br />

embolies pulmonaires, ainsi que les arythmies malignes dans<br />

l’hyperkaliémie, la prolongation de l’intervalle QTc induite par<br />

des médicaments, le syndrome de WPW et la cardiomyopathie<br />

ventriculaire droite arythmogène. Leur non-reconnaissance et<br />

le non-traitement ou les mauvais traitements qui en résultent<br />

peuvent avoir des conséquences graves pour le patient et le<br />

médecin (conséquences en termes de responsabilité).<br />

Mots-clé: Electrocardiogramme, syndrome coronaire aigu,<br />

embolie pulmonaire, syndrome de WPW, QTc prolongé, tachycardie<br />

ventriculaire droite<br />

Abstract<br />

This review aims to draw the attention of physicians confronted<br />

with cardiac emergencies to some specific ECG pathomorphologies<br />

in acute coronary syndrome and pulmonary<br />

embolism, as well as to malignant arrhythmias in hyperkalemia,<br />

drug-induced QTc prolongation, WPW, and arrhythmogenic<br />

right ventricular cardiomyopathy. If they are not<br />

detected the resultant failure to treat or incorrect treatment<br />

can have serious consequences for the patient and the doctor<br />

(liability consequences).<br />

Keywords: Electrocardiogram, acute coronary syndrome,<br />

pulmonary embolism, WPW, QTc time extension, right ventricular<br />

ventricular tachycardia<br />

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Ann Noninvasive Electrocardiol<br />

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Antworten zu den Lernfragen:<br />

Antworten b), c), d) und e) sind<br />

richtig.<br />

Antworten c) und c) sind richtig.<br />

Antworten b) und e) sind richtig.<br />

50<br />

5/19 VSA/ASMAC Journal


Perspektiven<br />

Bild: zvg<br />

Der besondere Patient<br />

Tsororo darf<br />

nicht weinen<br />

Das linke Auge tränte heftig,<br />

die Conjunktiven wirkten<br />

durch die Rötung und<br />

Schwellung wie pralle Wurststränge.<br />

Die Patientin rieb sich das Auge<br />

bei jeder Gelegenheit an der armseligen<br />

Einrichtung der Innenstallung. «Wollen<br />

Sie das Auge nicht aus der Nähe anschauen<br />

und untersuchen, Herr Doktor?» Die<br />

scheue Frage des zuständigen Tierpflegers<br />

war so logisch wie fordernd.<br />

Die Patientin war «Tsororo», das<br />

weibliche Spitzmaulnashorn im Zoologischen<br />

Garten Frankfurt. Zum Zeitpunkt<br />

der Erkrankung war die junge Dame bei<br />

einer flotten Körpermasse von geschätzten<br />

1200 kg angekommen. Spitzmaulnashörner<br />

gelten allgemein als sensibel,<br />

empfindlich, scheu, aggressiv und frei<br />

von Furcht; ganz im Gegensatz zu ihren<br />

Verwandten, den Breitmaulnashörnern.<br />

Also gemeinhin kein Patient, dem man<br />

einfach Anweisungen geben kann wie:<br />

«Legen Sie den Kopf nach hinten und<br />

schauen Sie direkt in meine Lampe, bitte<br />

nicht bewegen …»<br />

Normalerweise ist in einem solchen<br />

Fall die Entscheidung für eine Vollnarkose<br />

mit all ihren möglichen Komplikationen<br />

schnell getroffen. Dies ist vermutlich<br />

einer der grössten Unterschiede zur<br />

Humanmedizin oder zur Veterinärmedizin<br />

bei Haustieren. Bei unkooperativen,<br />

gefährlichen Wildtieren ist die Indikation<br />

zur Distanzimmobilisation mit Blasrohr<br />

oder Gewehr schnell gegeben. Und doch,<br />

irgendwie hat man in Fällen wie dem<br />

obigen ein Gefühl der Unangemessenheit<br />

und des unnötigen Risikos beim Gedanken<br />

an eine umgehende Narkose.<br />

Genau dieses Gefühl der Unangemessenheit<br />

hatte mich bereits ein Jahr zuvor,<br />

kurz nach der Ankunft von Tsororo in<br />

Frankfurt veranlasst, mit ihr zu trainieren.<br />

Bei ihren damaligen geschätzten<br />

500 kg schien mir das Risiko eingrenzbar.<br />

Täglich fütterte ich das Nashorn aus der<br />

Hand, mit Karotten – what else. Nach<br />

einiger Zeit begann ich Tsororo am Kopf<br />

zu berühren, dann am Hals, dann am Ohr<br />

und dann kam der grosse Tag. Zwischen<br />

den Gittern schlüpfte ich in die Innenstallung,<br />

direkt neben das Nashorn,<br />

welches mit stoischer Geduld am Ort<br />

verharrte, nur den Kopf zu mir drehte,<br />

um die Karotte zu empfangen. Dieses<br />

tägliche Training erlaubte dann die<br />

manuelle Untersuchung aller Körperoberflächen<br />

einschliesslich des Rektalisierens.<br />

Und wegen dieses Trainings tolerierte<br />

das Nashorn die Untersuchung<br />

seines Auges, die Entfernung des Fremdkörpers,<br />

einer Strohgranne, und die<br />

manuelle Applikation von antibiotischen<br />

Augentropfen. Nach drei Tagen Lokaltherapie<br />

war Tsororo symptomfrei und nach<br />

fünf Tagen wurde die Behandlung<br />

beendet. Das hier geschilderte medizinische<br />

Training ist Courant normal bei<br />

vielen Wildtierarten im Zoo. Es hat nichts<br />

mit Showeffekten zu tun, sondern<br />

bewahrt den potenziellen Patienten doch<br />

vor der einen oder anderen Anästhesie<br />

und den mit dieser verbundenen Risiken.<br />

Prof. Dr. med. vet. Bernd Schildger,<br />

Direktor Tierpark Dählhölzli Bern<br />

Die Fallberichte stammen aus Bernd Schildgers<br />

Zeit als Tierarzt im Zoo Frankfurt.<br />

Spitzmaulnashorn Tsororo, ca. 1200 kg, beim medizinischen Karottentraining mit dem Autor<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/19 51


MEDISERVICE<br />

Der Arztberuf unterlag aufgrund der<br />

besonderen Verantwortung bereits in der<br />

Antike ethischen Regeln. Vieles davon ist<br />

in die heutige Gesetzgebung eingeflossen.<br />

Der Gang in die Praxis (5)<br />

Von Rechten und<br />

Pflichten<br />

Ärztinnen und Ärzte unterliegen bei ihrer Berufsausübung<br />

einer Reihe von Gesetzen; die meisten davon dienen in erster Linie dem<br />

Schutz der Patienten.<br />

Patrick Halter, Dipl. med., MBA EM Lyon, Vorstandsmitglied MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Bild: Adobe<br />

52<br />

5/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


MEDISERVICE<br />

Aufgrund der hohen beruflichen<br />

Verantwortung ist der<br />

Arztberuf einer Vielzahl gesetzlicher<br />

Bestimmungen unterworfen.<br />

Die Regelungen sollen insgesamt<br />

sicherstellen, dass ein Arzt über die<br />

erforderliche Aus- und Weiterbildung verfügt,<br />

sich fortbildet und dieses Wissen<br />

sorgfältig und gewissenhaft anwendet.<br />

Oft ist der niedergelassene Arzt selbstständig<br />

tätig, weshalb die Vorschriften<br />

über die Berufspflichten in der Ausübung<br />

privatwirtschaftlicher Tätigkeit grundlegend<br />

sind. Diese fussen im Bundesgesetz<br />

über die universitären Medizinalberufe<br />

(MedBG), welches den kantonalen Gesetzen<br />

gegenüber Vorrang hat.<br />

Die Standesordnungen der FMH und<br />

der kantonalen Ärztegesellschaften hingegen<br />

haben privatrechtlichen Charakter,<br />

sie bilden in gewisser Weise einen Vertrag<br />

mit ihren Mitgliedern, sind aber nicht Gesetz<br />

und dürfen gesetzlichen Bestimmungen<br />

auch nicht widersprechen. Im Falle<br />

eines rechtlichen Verfahrens können die<br />

teilweise detaillierten Standesordnungen<br />

aber von beteiligten Parteien zur Auslegung<br />

der geltenden Gesetze und Verordnungen<br />

herangezogen werden.<br />

Praxisbewilligung<br />

Um in der privaten Praxis tätig zu werden,<br />

ist eine kantonale Bewilligung erforderlich.<br />

Diese berechtigt lediglich zur Berufsausübung<br />

im Kanton. Die Anerkennung durch<br />

die Krankenkassen mit entsprechender<br />

Leistungsvergütung ist eine separate Sache.<br />

Die Voraussetzungen zur kantonalen Praxisbewilligung<br />

(meist Berufsausübungsbewilligung<br />

genannt) ergeben sich aus den<br />

MedBG und verlangen kumulativ:<br />

• eidgenössisches oder als gleichwertig anerkanntes<br />

ausländisches Arztdiplom<br />

• eidgenössischer oder als gleichwertig anerkannter<br />

ausländischer Weiterbildungstitel<br />

(Facharzt)<br />

• Vertrauenswürdigkeit (guter Leumund)<br />

• physische und psychische Voraussetzung<br />

zur einwandfreien Berufsausübung<br />

• Kenntnis der am jeweiligen Ort gesprochenen<br />

Amtssprache resp. Landessprache<br />

• Berufliche Tätigkeit von mindestens drei<br />

Jahren an einem Schweizer Spital.<br />

Die Praxisbewilligung kann durch die<br />

kantonal zuständigen Stelle auch entzogen<br />

werden. Dies, wenn sich etwa herausstellt,<br />

dass die Erteilung unter falschen<br />

Voraussetzungen erfolgte oder diese nicht<br />

mehr gegeben sind.<br />

Der Staat führt ein sogenanntes Medizinalberuferegister,<br />

welches öffentlich als<br />

Webdienst zugänglich ist. Das Register<br />

umfasst Qualifikationen und erteilte Bewilligungen<br />

(z.B. Praxisapotheke), aber<br />

auch allfällig verfügte disziplinarische<br />

Massnahmen wie etwa den Bewilligungsentzug:<br />

www.medregom.admin.ch.<br />

Berufspflichten<br />

Das Medizinalberufegesetz benennt auch<br />

die ärztlichen Berufspflichten:<br />

– Sorgfältige sowie gewissenhafte Berufsausübung:<br />

Kunstgerechte Behandlung<br />

des Patienten nach bestem Wissen und<br />

Gewissen. Kennen der eigenen Kompetenzen<br />

und Grenzen.<br />

– Lebenslange Fortbildung: Nicht zu verwechseln<br />

mit der Fortbildungspflicht<br />

der Fachgesellschaften (Credits).<br />

– Wahrung der Patientenrechte: Insbesondere<br />

das Selbstbestimmungsrecht der<br />

Patienten (ob und wie behandeln) sowie<br />

das Informationsrecht (Aufklärung und<br />

Rechenschaft über Behandlung).<br />

– Interessenwahrung bei Kooperation und<br />

Zusammenarbeit: Insbesondere das Verbot<br />

der persönlichen Bereicherung (z.B.<br />

Einweisungsprämie für neue Patienten<br />

etc.).<br />

– Schweigepflicht: Die Schweigepflicht gilt<br />

für alle Informationen, die während der<br />

Ausübung der beruflichen Tätigkeit einem<br />

mitgeteilt oder in Erfahrung gebracht<br />

wurden. In begründeten Fällen<br />

kann der Arzt davon abweichen.<br />

– Notfallpflicht: Teilnahme an kantonal<br />

organisierten Notfalldiensten sowie Beistandspflicht<br />

in Notfallsituationen.<br />

– Haftpflicht: Verpflichtung zu einer dem<br />

Fach- und Tätigkeitsbereich angepassten<br />

Haftpflichtversicherung oder einer<br />

sonstigen ausreichenden Deckung.<br />

– Werbung: Insbesondere der Verzicht auf<br />

vergleichende und heilsversprechende<br />

Aussagen.<br />

Diese im eidgenössischen Medizinalberufegesetz<br />

festgelegten Pflichten können<br />

durch weitere kantonale und standesrechtliche<br />

Pflichten ergänzt werden, sofern<br />

letztere dem MedBG nicht widersprechen.<br />

Weiterführende Informationen finden<br />

sich auch in der Publikation «Rechtliche<br />

Grundlagen im medizinischen Alltag»,<br />

herausgegeben von der Schweizerischen<br />

Akademie der Medizinischen Wissenschaften<br />

und der FMH.<br />

Die Serie zum<br />

Praxisstart<br />

Unsere kleine Serie beleuchtet kurz<br />

einige Problemfelder rund um den<br />

Praxisstart. Weitaus ausführlichere<br />

Informationen, Kontaktadressen,<br />

Stellungnahmen usw. zu den Themen<br />

rund um die Praxis finden Sie im<br />

Praxis-Paket.<br />

Haben wir Ihr Interesse geweckt? Sie<br />

können das Praxis-Paket kostenlos<br />

unter folgendem Link bestellen: www.<br />

mediservice-vsao.ch/praxis-paket. Auf<br />

dieser Seite können Sie auch jederzeit<br />

die einzelnen Kapitel herunterladen,<br />

die Interviews lesen oder via Download<br />

anhören und sich für Updates<br />

registrieren.<br />

Letzte Folge:<br />

• Kommunikation und Marketing<br />

(Ausgabe 6/19)<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/19 53


Unser Beratungspartnernetz<br />

für Treuhand, Versicherungen, Vorsorge<br />

Schweizweit in Ihrer Nähe<br />

BERATUNGSSTELLEN für Versicherungs-, Vorsorge- und Finanzberatung<br />

Allcons AG 4153 Reinach Assidu 2363 Montfaucon, 2800 Delémont, 1205 Genève, 6903 Lugano BTAG Versicherungsbroker<br />

AG 3084 Wabern UFS Insurance Broker AG 8810 Horgen VM-F Frank insurance brokers GmbH<br />

9300 Wittenbach Vorsorge Wirz 4058 Basel<br />

TREUHANDPARTNER für Finanzbuchhaltung, Steueroptimierung, Wirtschaftsberatung<br />

B+A Treuhand AG 6330 Cham Brügger Treuhand AG 3097 Liebefeld/Bern contrust finance ag 6004 Luzern<br />

GMTC Treuhand & Consulting AG 9014 St. Gallen Kontomed Treuhand AG 8807 Freienbach LLK Treuhand AG<br />

4052 Basel Mehr-Treuhand AG 8034 Zürich Quadis Treuhand AG 3952 Susten Sprunger Partner AG 3006 Bern<br />

W&P AG Treuhand Steuern Wirtschaftsprüfung 7001 Chur<br />

Alle Beratungspartner finden Sie auch online oder rufen Sie uns an.<br />

Für unsere Mitglieder ist ein einstündiges Erstgespräch zur gezielten Bedürfnisabklärung kostenlos.<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Telefon 031 350 44 22<br />

info@mediservice-vsao.ch<br />

www.mediservice-vsao.ch


MEDISERVICE<br />

Briefkasten<br />

Ärger über<br />

den Wolken<br />

Ich habe bei einer deutschen<br />

Airline für ein verlängertes<br />

Wochenende einen Flug von<br />

Zürich nach Barcelona gebucht.<br />

Leider wurde der Aufenthalt zum<br />

Albtraum, weil zuerst der Flug fünf<br />

Stunden Verspätung hatte und ich bei<br />

der Ankunft feststellen musste, dass<br />

das Gepäck verloren ging. Habe ich<br />

Anspruch auf Entschädigung bei einer<br />

Verspätung und bei Verlust des Gepäcks?<br />

Im Anwendungsbereich der EU-Fluggastverordnung<br />

kann von der ausführenden<br />

Airline eine Ausgleichsentschädigung<br />

verlangt werden. Sie findet Anwendung<br />

bei Abflügen aus EU-Staaten, aus der<br />

Schweiz, aus Norwegen und Island.<br />

Ebenso bei Ankünften auf Flughäfen<br />

dieser Staaten, wenn eine schweizerische,<br />

AXA-ARAG<br />

bietet MEDISERVICE-Mitgliedern eine<br />

Rechtsschutzversicherung zu sehr<br />

vorteilhaften Konditionen an. Haben<br />

Sie noch weitere Fragen? Kontaktieren<br />

Sie MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC unter<br />

Telefon 031 350 44 22 oder per Mail<br />

info@mediservice-vsao.ch.<br />

norwegische, isländische oder EU-Fluggesellschaft<br />

den Flug durchführt. Bezüglich<br />

der Höhe gilt:<br />

– EUR 250 pro Passagier bei Flügen bis zu<br />

1500 km ab drei Stunden Verspätung<br />

– EUR 400 pro Passagier bei Flügen über<br />

1500 km innerhalb der EU und anderen<br />

Flügen zwischen 1500 und 3500 km ab<br />

drei Stunden Verspätung<br />

– EUR 600 bei Flügen über 3500 km<br />

ausserhalb der EU ab vier Stunden<br />

Verspätung.<br />

Unter Umständen haben die Passagiere<br />

ein Recht auf kostenlose Mahlzeiten,<br />

Getränke, Telekommunikation und,<br />

falls erforderlich, eine Unterkunft. Auch<br />

bei einer kurzfristigen Annullation des<br />

Fluges haben Sie das Recht auf Ausgleichszahlungen<br />

und Betreuungsleistungen.<br />

Bei Verlust, Beschädigung oder<br />

Verspätung von Ihrem Gepäck können Sie<br />

Schadenersatz verlangen. Damit eine<br />

Fluggesellschaft schadenersatzpflichtig<br />

wird, ist es wichtig, dass Sie Ihren<br />

Schaden konkret nachweisen und<br />

beziffern können. Eine Pauschalentschädigung<br />

existiert nicht. Die Fluggesellschaft<br />

kann sich von der Schadenersatzpflicht<br />

befreien, wenn sie alle<br />

zumutbaren Massnahmen zur Vermeidung<br />

des Schadens getroffen hat. Die<br />

Schadenmeldung bei beschädigtem<br />

Gepäck hat innert sieben Tagen schriftlich<br />

zu erfolgen. Bei verspätetem Reisegepäck<br />

innert 21 Tagen seit der Gepäckaufgabe.<br />

Anerkennt die Fluggesellschaft Ihren<br />

Entschädigungsanspruch nach der<br />

EU-Fluggastverordnung nicht, können<br />

Ihnen spezialisierte Fluggastrechteportale<br />

wie cancelled.ch oder flightright.de<br />

weiterhelfen. Bei erfolgreicher Durchsetzung<br />

Ihrer Entschädigung erhalten Sie<br />

die Ihnen zustehende Entschädigungssumme<br />

abzüglich der Erfolgsprovision<br />

der spezialisierten Fluggastrechtsportale<br />

von 20 bis 30 Prozent. Des Weiteren<br />

können Sie sich via Onlineformular beim<br />

BAZL (Bundesamt für Zivilluftfahrt) über<br />

die Airline beschweren.<br />

Andreas Gick,<br />

Teamleiter<br />

Rechtsdienst<br />

AXA-ARAG<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/19 55


Unsere Angebote – Ihre Vorteile<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC hat mit folgenden Unternehmen Zusammenarbeitsverträge<br />

abgeschlossen und kann deren Versicherungslösungen anbieten:<br />

Allianz Suisse<br />

• Motorfahrzeugversicherung<br />

• Hausrat- und Privathaftpflichtversicherung<br />

• Berufs- und Betriebshaftpflichtversicherung<br />

• Geschäftsversicherung<br />

• Gebäudeversicherung<br />

• Technische Versicherung<br />

• Krankentaggeldversicherung<br />

• Unfallversicherung UVG<br />

• UVG-Zusatzversicherung<br />

Helvetia<br />

• Berufs- und Betriebshaftpflichtversicherung<br />

• Geschäftsversicherung<br />

• Technische Versicherung<br />

ZURICH<br />

• Motorfahrzeugversicherung<br />

• Hausrat- und Privathaftpflichtversicherung<br />

• Gebäudeversicherung<br />

• Reiseversicherung<br />

• Krankentaggeldversicherung<br />

Visana<br />

• Unfallversicherung UVG<br />

• UVG-Zusatzversicherung<br />

• Krankentaggeldversicherung<br />

AXA-ARAG<br />

• Rechtsschutzversicherung (Privat-, Verkehrs- und Berufsrechtsschutz)<br />

Innova<br />

• Krankentaggeldversicherung<br />

Schweizerische Ärzte-Krankenkasse<br />

• Krankentaggeldversicherung / Invaliditäts-Taggeld<br />

Assura · Concordia · Sanitas · Swica · Visana<br />

• Krankenzusatzversicherungen<br />

Versicherung der Schweizer Ärzte Genossenschaft<br />

• Lebensversicherung<br />

Nutzen Sie unsere Kooperationspartner und profitieren Sie von<br />

den Vorteilen und Rabatten.<br />

Falls Sie bereits eine Versicherung bei einer der oben genannten Versicherungen besitzen,<br />

dann prüfen Sie einen Übertritt in unsere Kollektivverträge. Wir unterstützen Sie gerne dabei.<br />

Für Auskünfte wenden Sie sich bitte an:<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Telefon 031 350 44 22<br />

info@mediservice-vsao.ch


MEDISERVICE<br />

Krankheitsfall =<br />

Lohnausfall?<br />

Stefan Z. arbeitet als Assistenzarzt an der Dermatologischen<br />

Abteilung des Kantonsspitals Bern. Er hat einen auf ein Jahr<br />

befristeten Arbeitsvertrag; in rund zwei Monaten ist der Wechsel in<br />

ein anderes Spital in Zürich geplant – dieses wird die letzte<br />

Station seiner Weiterbildung sein. Plötzlich fällt er wegen Krankheit<br />

am Arbeitsplatz aus.<br />

Rafael Girbés, Verkaufsberater Key Account, innova Versicherungen AG<br />

Beruflich, aber auch privat<br />

läuft alles rund für Stefan Z.<br />

Seit einigen Monaten ist er<br />

Vater einer kleinen Tochter.<br />

Da fällt Stefan Z. wegen eines Bandscheibenvorfalls<br />

an seinem Arbeitsplatz aus;<br />

eine Operation ist unumgänglich. Die<br />

Prognose über seine Genesungszeit ist<br />

unsicher.<br />

Plötzlich ist die Planung der nahen<br />

Zukunft von Stefan Z. und seiner Familie<br />

ungewiss. Der Chefarzt der Orthopädie<br />

teilt Stefan mit, dass er mit einer Genesungszeit<br />

und dahingehenden Arbeitsunfähigkeit<br />

von mindestens fünf Monaten<br />

rechnen muss. Ein Schock für Stefan. Wie<br />

geht es weiter mit seiner Laufbahnplanung?<br />

Zum Glück kommen für ihn zu den<br />

beruflichen Ängsten nicht auch noch finanzielle<br />

Sorgen. Das Kantonsspital zahlt<br />

ihm – gemäss geltender gesetzlicher<br />

Lohnfortzahlungspflicht – seinen Lohn<br />

bis zur Beendigung des Arbeitsverhältnisses<br />

in zwei Monaten.<br />

Da er glücklicherweise eine Lohnausfallversicherung<br />

mit variabler Wartefrist<br />

abgeschlossen hat, übernimmt sein Versicherer<br />

seinen Lohnausfall während der<br />

verbleibenden drei Monate seiner Genesungszeit.<br />

Da er in dieser Zeit bei seinem<br />

neuen Arbeitgeber im Kanton Zürich (mit<br />

anderer gesetzlicher Lohnfortzahlungspflicht)<br />

gearbeitet hätte, kann er seine individuelle<br />

Wartefrist dank seiner Versicherung<br />

bei innova einfach anpassen. So<br />

ist seine wirtschaftliche Existenz bis zur<br />

Wiedererlangung der Arbeitsfähigkeit gesichert<br />

und es entstehen keine finanziellen<br />

Engpässe für Stefan Z. und seine Familie.<br />

Massgeschneiderte Versicherung<br />

Zum Schutz von Ärzten mit einem befristeten<br />

Arbeitsvertrag hat MEDISERVICE<br />

<strong>VSAO</strong>-ASMAC in Zusammenarbeit mit einer<br />

Partnerversicherung die bestmögliche<br />

Vorsorge im Falle einer Krankheit * erarbeitet<br />

(siehe Kasten). Die einzigartige Versicherungslösung<br />

mit einer variablen<br />

Wartefrist passt sich der Lohnfortzahlung<br />

Innova<br />

des jeweiligen Arbeitgebers an und garantiert,<br />

dass das Einkommen des Arztes in<br />

den ersten zwei Jahren einer Arbeitsunfähigkeit<br />

gesichert ist. Dies gilt auch bei Beendigung<br />

des Arbeitsverhältnisses infolge<br />

eines befristeten Arbeitsvertrages. Die<br />

Versicherungslösung ist exklusiv für Mitglieder<br />

von MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC.<br />

* Im Falle eines Unfalles gelten die Bestimmungen<br />

des UVG (Bundesgesetz über die obligatorische<br />

Unfallversicherung).<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC und die innova Versicherungen arbeiten seit vielen<br />

Jahren erfolgreich zusammen. Ihr Mehrwert als Mitglied bei MEDISERVICE: attraktive<br />

Prämien in der Lohnausfallversicherung und ein optimaler Versicherungsschutz während<br />

der gesamten Berufslaufbahn – sei es als angestellter Arzt oder als selbstständiger<br />

Praxisinhaber! MEDISERVICE hat zusammen mit innova eine einzigartige Lohnausfallversicherung<br />

entwickelt, welche sich an der jeweiligen Lohnfortzahlung des Arbeitgebers/Spitals<br />

anpasst und garantiert, dass das Einkommen während der ersten zwei<br />

Jahre einer Arbeitsunfähigkeit gesichert ist.<br />

Sind Sie interessiert an dieser innovativen Versicherungslösung? Kontaktieren Sie<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC unter Telefon 031 350 44 22 oder per E-Mail info@mediservice-vsao.ch.<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/19 57


MEDISERVICE<br />

Sich für Neues<br />

entscheiden<br />

Im Leben erwarten uns täglich neue Heraus forderungen.<br />

Manche können wir ohne Probleme meistern, andere verlangen uns<br />

etwas mehr ab. Wie wir am besten damit umgehen und was das Neue in<br />

uns auslöst, erklärt uns Andrea Waldispühl, Coach aus Luzern.<br />

Quelle: CONCORDIA, Kundenmagazin CARE, Ausgabe März <strong>2019</strong><br />

Frau Waldispühl, wir alle begegnen<br />

im Leben immer wieder<br />

neuen Situationen. Wie gehen<br />

wir am besten damit um?<br />

Wir brauchen das Neue im Leben, um zu<br />

lernen, uns persönlich zu entwickeln und<br />

zu wachsen. Ohne Neues hätten wir Stillstand.<br />

Die meisten von uns werden durch<br />

das Neue jedoch verunsichert, oder es<br />

löst Stress aus. Es ist darum nur natürlich,<br />

dass wir lieber am Altbekannten<br />

festhalten. Wie wir mit Neuem umgehen,<br />

ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich.<br />

Resilienz, das heisst Eigenschaften<br />

wie Belastbarkeit, Flexibilität<br />

und Anpassungsfähigkeit, helfen aber<br />

nachweislich.<br />

Gibt es bestimmte<br />

Bewältigungsstrategien?<br />

Wir brauchen unser Herz und unseren<br />

Verstand – das Wollen und das Können,<br />

um uns auf Neues einzulassen. Oft hindern<br />

uns nicht die äusseren Umstände<br />

oder fehlenden Fähigkeiten, neue Wege zu<br />

gehen, sondern eine innere Blockade wie<br />

zum Beispiel ein limitierender Glaubenssatz<br />

wie «Dafür bin ich nicht gemacht».<br />

Ob wir das Neue als etwas Positives<br />

oder Negatives sehen, ist eine persönliche<br />

Bewertung. Gerade bei schwierigen Nachrichten<br />

suchen wir nach einem Schuldigen.<br />

Wir machen uns entweder selbst Vorwürfe<br />

oder wir suchen die Schuld woanders<br />

und rutschen in die Opferrolle. In<br />

diesem (inneren) Kampf bleibt allerdings<br />

die Energie fürs Vorankommen blockiert.<br />

Jede neue Situation bietet uns drei Reaktionsmöglichkeiten,<br />

wobei wir immer eine<br />

Wahl haben!<br />

1. Ich kann lernen, die Situation anzunehmen<br />

und ihr etwas Positives abgewinnen.<br />

2. Ich kann die Situation so verändern,<br />

dass ich ihr etwas Positives abgewinnen<br />

kann.<br />

3. Ich kann die Situation verlassen.<br />

Mit einer Entscheidung gegen etwas<br />

Neues handeln wir auch selbstverantwortlich<br />

und entkommen so der Opferrolle.<br />

Es gibt natürlich auch Situationen, die<br />

man nicht einfach verlassen kann …<br />

Ja, es gibt Situationen, die uns akut so<br />

überwältigen, dass wir sie weder akzeptieren<br />

noch verändern können. Und schliesslich<br />

können wir sie auch äusserlich nicht<br />

verlassen. Dann hilft es, eine innere Distanz<br />

zur Situation zu schaffen. In diesen<br />

Momenten helfen Methoden aus der Achtsamkeitspraxis.<br />

Es gibt einfache Übungen<br />

wie zum Beispiel für ein paar Atemzüge<br />

den Fluss des eigenen Atems zu beobachten.<br />

Oder Sie versuchen ganz bewusst den<br />

Boden unter Ihren Füssen zu spüren. Je<br />

mehr Aufmerksamkeit Sie in den Körper<br />

bringen, umso weniger sind Sie Ihren Gedanken<br />

ausgeliefert. Das schafft Distanz,<br />

wenigstens für diesen kurzen Moment.<br />

Und wenn ich nun das Neue suche,<br />

wie gehe ich es am besten an?<br />

Wir brauchen ein attraktives Bild von unserer<br />

Zukunft, eine Vision. Spitzensportler<br />

nutzen diese mentale Vorbereitung, bevor<br />

sie an den Start gehen. Visualisieren Sie<br />

das Ziel. Machen Sie einen Sprung in die<br />

Zukunft und stellen Sie sich vor, wie sich<br />

das Leben anfühlen wird, wenn Sie das<br />

Neue erreicht haben. Und dann planen Sie<br />

den ersten kleinen Schritt dahin und danach<br />

den nächsten.<br />

Vielen Dank, Frau Waldispühl, für das<br />

Gespräch und Ihre Tipps.<br />

Lesen Sie das ganze Interview unter<br />

www.concordia.ch/magazin in der Rubrik<br />

«Leben».<br />

Andrea Waldispühl<br />

Andrea Waldispühl ist Business Coach<br />

für Privatpersonen und Unternehmen<br />

in Luzern. Sie unterstützt Fach- und<br />

Führungspersonen bei Herausforderungen<br />

im Berufsalltag.<br />

www.ready-coaching.ch<br />

58<br />

5/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


MEDISERVICE<br />

Wenn die Welt ins<br />

Wanken gerät<br />

Beim Gang in die Praxis sind viele wichtige Aspekte zur berücksichtigen.<br />

Dabei stehen Fragen zur Absicherung der Risiken bei Krankheit<br />

und Unfall nicht an erster Stelle. Dass diese Fragen wichtig sind, zeigt<br />

folgendes Beispiel.<br />

BTAG Versicherungsbroker AG, Sprunger & Partner AG, Brügger Treuhand AG<br />

Frau Dr. M. hat beruflich viel erreicht.<br />

Ihre Weiterbildung hat<br />

sie vor einigen Jahren erfolgreich<br />

abgeschlossen und als Angestellte<br />

in einer Praxis konnte sie so einiges<br />

an Erfahrung sammeln. In einem<br />

nächsten Schritt will Frau Dr. M. selbstständig<br />

werden und eine eigene Arztpraxis<br />

eröffnen.<br />

Bild: Adobe<br />

Euphorie und Planung<br />

Das Projekt nimmt bald konkrete Formen<br />

an. Gespräche mit dem Partner und der<br />

Familie verlaufen positiv, die Idee wird<br />

von allen Seiten unterstützt. Freundinnen<br />

und Kollegen, denen Frau Dr. M. von ihrem<br />

Projekt erzählt, bekräftigen sie. Hie<br />

und da wird ein Einwand betreffend das<br />

Risiko für das unsichere Einkommen ausgesprochen.<br />

Frau Dr. M. konzipiert ihr Geschäftsmodell,<br />

analysiert den Bedarf, stellt die<br />

Investitionen zusammen und macht ein<br />

Budget für die ersten Jahre. Ein vorbildlicher<br />

Businessplan entsteht. Für die Standortsuche<br />

und für die Einrichtung der<br />

Räumlichkeiten wird viel Zeit aufgewendet.<br />

Die Erarbeitung des Auftrittes mit<br />

Briefpapier, Broschüre und im Internet<br />

nimmt ebenfalls viele Stunden in Anspruch.<br />

Bewerbungsgespräche mit zwei in<br />

Teilzeit angestellten MPA verlaufen positiv,<br />

und beide werden angestellt. Für Spezialfragen<br />

wie die Buchführung und die<br />

Anmeldung bei der Ausgleichskasse hat<br />

Frau Dr. M. sich punktuell bei einem Treuhänder<br />

erkundigt.<br />

Ein plötzlicher Schicksalsschlag kann alles zum Einsturz bringen. Die richtigen Versicherungslösungen<br />

können die Folgen jedoch wesentlich reduzieren.<br />

Doppeltes Entsetzen und<br />

Rückschläge<br />

Ein knappes Jahr nach der Aufnahme der<br />

selbständigen Erwerbstätigkeit stellt man<br />

bei Frau Dr. M. einen Tumor fest. Eine<br />

Operation und Nachfolgebehandlungen<br />

werden notwendig. Ihre Patienten kann<br />

Frau Dr. M. an Kollegen überweisen. Ihre<br />

eigene Behandlung nimmt jedoch mehrere<br />

Monate in Anspruch, während derer<br />

Frau Dr. M. nicht arbeiten kann und die<br />

Praxis geschlossen bleibt. In dieser Zeit<br />

fehlen natürlich die Einnahmen, während<br />

die laufenden Kosten, insbesondere<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/19 59


Wir beraten Ärztinnen und Ärzte, weil wir sie gut verstehen.<br />

Lassen Sie sich von uns einen gratis Versicherungs-Check-Up<br />

verschreiben. Und danach sprechen wir über Ihre Personenversicherung,<br />

Sach- und Vermögensversicherung und Unfallversicherung.<br />

www.mediservice-vsao.ch


MEDISERVICE<br />

die Personalkosten sowie die Miete der<br />

Praxisräumlichkeiten, weiterhin zu bezahlen<br />

sind.<br />

Die Behandlung ist erfolgreich, hat<br />

aber mehrere Monate in Anspruch genommen,<br />

während derer Frau Dr. M. zu 100<br />

Prozent arbeitsunfähig war. Nun kann sie<br />

die Arbeit in reduziertem Umfang wieder<br />

aufnehmen und das Arbeitspensum während<br />

der Nachbehandlungen wieder<br />

Schritt für Schritt erhöhen, so es ihre Gesundheit<br />

zulässt. Das Vermögen von Frau<br />

Dr. M. ist mittlerweile jedoch aufgebraucht,<br />

und die Praxistätigkeit generiert<br />

wegen des reduzierten Arbeitspensums zu<br />

wenige Einnahmen, um die Lebenshaltungskosten<br />

zu decken. Zudem musste sie<br />

die Arbeitspensen der beiden MPA auf das<br />

Minimum reduzieren. Es gilt nun, die ursprüngliche<br />

Leistungsfähigkeit wieder zu<br />

erlangen und die Patienten zurückzugewinnen.<br />

Wird ihr das gelingen?<br />

Der gesundheitliche Schicksalsschlag<br />

hat Frau Dr. M. also auch in eine finanziell<br />

gefährliche Lage gebracht, welche durchaus<br />

das Potenzial hat, existenzbedrohlich<br />

zu sein. Was hat sie falsch gemacht?<br />

Ernüchterung und Erfahrungen<br />

Der Schritt in die Selbständigkeit wird<br />

sehr unterschiedlich und individuell angegangen.<br />

In der Regel macht man diesen<br />

Schritt nur einmal im Leben, entsprechend<br />

fehlen die eigenen Erfahrungen.<br />

Das führt dazu, dass der Aufwand an Zeit,<br />

Energie und Ressourcen oftmals unterschätzt<br />

wird. Neben der Begeisterung für<br />

die Sache haben dann die Fragen bezüglich<br />

der eigenen Absicherung wenig Platz<br />

oder werden aufgrund des nicht unerheblichen<br />

Kostenfaktors nicht ausreichend<br />

seriös behandelt. In dieser Konstellation<br />

sind vertrauenswürdige und erfahrene Berater<br />

wichtig. Die Risiken werden zwar oftmals<br />

bedacht, aber die Konsequenzen und<br />

die Eintrittswahrscheinlichkeit werden<br />

ohne externe Beratung unter Umständen<br />

unterschätzt. Insbesondere gilt es, nebst<br />

den Heilungskosten das Einkommen mittels<br />

Taggeld zu überbrücken, mit einer Kapitalrentenversicherung<br />

das investierte<br />

Vermögen im Todes- und Invaliditätsfall<br />

zu sichern und dabei die Massnahmen auf<br />

die individuelle Finanz- und Familiensituation<br />

abzustimmen.<br />

Zuversicht und Zukunft<br />

Frau Dr. M. hatte Glück im Unglück. Gesundheitlich<br />

konnte sie sich wieder erholen.<br />

Die betriebsnotwendigen Investitionen<br />

waren nicht so hoch, dass die Aufnahme<br />

von Fremdkapital notwendig gewesen<br />

wäre. Fordert die Kredit gebende Bank die<br />

Rückzahlungsraten ein, was sie regelmässig<br />

tut, verschärft sich dadurch die finanzielle<br />

Situation wesentlich. Zudem ist<br />

auch der Ehemann von Frau Dr. M. arbeitstätig<br />

und konnte die Familie in dieser Zeit<br />

unterhalten. Trotzdem bleibt für Frau Dr.<br />

M. ein Nachteil zurück, der zunächst nicht<br />

offensichtlich ist: Durch den Vorbezug aus<br />

der beruflichen Vorsorge, welcher Frau Dr.<br />

M. für den Aufbau der Praxis eingesetzt<br />

hat, hat sich das Alterskapital verringert<br />

und es gälte nun, dieses wieder aufzubauen.<br />

Vorderhand fehlt aber hierzu noch das<br />

Einkommen und mit den Jahren schwindet<br />

die Wahrscheinlichkeit, den Rückstand<br />

samt Verlust des Zinseszinses wieder aufholen<br />

zu können.<br />

Gewiss, das Unternehmerrisiko lässt<br />

sich nicht vollständig kontrollieren, aber<br />

die Folgen lassen sich mit einer geschickten<br />

Planung und den richtigen Versicherungslösungen<br />

wesentlich reduzieren, so<br />

dass der Schritt in die selbständige Erwerbstätigkeit<br />

nicht zu einem existenzbedrohlichen<br />

Vorhaben wird.<br />

Gerne unterstützen wir Sie bei Ihrem<br />

Vorhaben, eine eigene Praxis zu eröffnen.<br />

• BTAG Versicherungsbroker AG,<br />

www.btag-bern.ch<br />

• Sprunger & Partner AG,<br />

dsprunger@sd-service.ch<br />

• Brügger Treuhand AG,<br />

www.bruegger-treuhand.ch<br />

Anzeige<br />

Zusatzversicherungen künden?<br />

Erste Hilfe<br />

für Menschen mit<br />

letzter Hoffnung<br />

www.msf.ch<br />

PK 12-100-2<br />

Falls Sie über eine Zusatzversicherung zu Ihrer Krankenkasse verfügen (Krankenpflegeversicherung/<br />

Spital halbprivat bzw. privat) und mit einem Wechsel liebäugeln, müssen<br />

Sie die Kündigungsfristen beachten. Im Gegensatz zur Grundversicherung gelten<br />

andere, längere Fristen. In der Regel betragen diese Fristen drei bis sechs Monate.<br />

Zunehmend werden jedoch längere Vertragsdauern (mehrjährig) vereinbart. Daher<br />

sollte man rechtzeitig eine Überprüfung seiner Zusatzversicherung vornehmen. Eine<br />

Kündigung ist unter Einhaltung der vertraglich vereinbarten Frist jederzeit möglich.<br />

Im Gegensatz zur Grundversicherung sind die Leistungen in der Zusatzversicherung<br />

von Krankenkasse zu Krankenkasse verschieden. In der Zusatzversicherung können die<br />

Krankenkassen die Prämie risikogerecht, d.h. abgestuft nach Alter und Geschlecht,<br />

gestalten. Entsprechend dürfen Vorbehalte angebracht werden oder es kann eine Ablehnung<br />

erfolgen. Daher sollte man auf keinen Fall die bestehende Zusatzversicherung<br />

künden, ohne dass eine Aufnahmebestätigung des künftigen Versicherers vorliegt.<br />

Wir arbeiten mit zahlreichen Krankenversicherer zusammen und können Ihnen dank<br />

unsern Kollektivverträgen vorteilhafte Angebote unterbreiten.<br />

Für Auskünfte wenden Sie sich bitte an MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC, Tel. 031 350 44 22,<br />

info@mediservice-vsao.ch<br />

<strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal 5/19 61


Logo_Q-Publikation_D_2018_CMYK.pdf 1 03.04.18 11:40<br />

Impressum<br />

Kontaktadressen der Sektionen<br />

<strong>Nr</strong>. 5 • 38. Jahrgang • <strong>Oktober</strong> <strong>2019</strong><br />

Herausgeber/Verlag<br />

AG<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Aargau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier, Auf der<br />

Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch, Tel. 044 250 43 23,<br />

Fax 044 250 43 20<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Bollwerk 10, Postfach, 3001 Bern<br />

Telefon 031 350 44 88<br />

journal@vsao.ch, journal@asmac.ch<br />

www.vsao.ch, www.asmac.ch<br />

Im Auftrag des <strong>VSAO</strong><br />

Redaktion<br />

Catherine Aeschbacher (Chefredaktorin),<br />

Giacomo Branger, Franziska Holzner-Arnold,<br />

Kerstin Jost, Léo Pavlopoulos, Lukas Staub,<br />

Anna Wang, Sophie Yammine<br />

Geschäfts ausschuss <strong>VSAO</strong><br />

Anja Zyska (Präsidentin), Patrizia Kündig<br />

(Vize präsidentin), Angelo Barrile (Vizepräsident),<br />

Nora Bienz, Christoph Bosshard,<br />

Marius Suter, Dina-Maria Jakob, Helen<br />

Manser, Gert Printzen, Miodrag Savic, Sergio<br />

Sesia, Jana Siroka, Robin Walter (swimsa)<br />

Druck, Herstellung und Versand<br />

Stämpfli AG, Wölflistrasse 1, CH-3001 Bern<br />

Telefon +41 31 300 66 66<br />

info@staempfli.com, www.staempfli.com<br />

Layout<br />

Tom Wegner<br />

Titelillustration<br />

Till Lauer<br />

Inserate<br />

Zürichsee Werbe AG, Fachmedien,<br />

Markus Haas, Laubisrütistrasse 44, 8712 Stäfa<br />

Telefon 044 928 56 53<br />

E-Mail vsao@fachmedien.ch<br />

Auflagen<br />

Druckauflage: 22 700 Expl.<br />

WEMF/SW-Beglaubigung 2018: 21 893 Expl.<br />

Erscheinungshäufigkeit: 6 Hefte pro Jahr.<br />

Für <strong>VSAO</strong>-Mitglieder im Jahresbeitrag<br />

inbegriffen.<br />

ISSN 1422-2086<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 6/<strong>2019</strong> erscheint im Dezember<br />

<strong>2019</strong>.<br />

Thema: Generationen<br />

© <strong>2019</strong> by <strong>VSAO</strong>, 3001 Bern<br />

Printed in Switzerland<br />

BL/BS<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion beider Basel, Geschäftsleiterin und Sekretariat:<br />

lic. iur. Claudia von Wartburg, Advokatin, Hauptstrasse 104,<br />

4102 Binningen, Tel. 061 421 05 95, Fax 061 421 25 60,<br />

sekretariat@vsao-basel.ch, www.vsao-basel.ch<br />

BE <strong>VSAO</strong> Sektion Bern, Schwarztorstrasse 7, 3007 Bern, Tel. 031 381 39 39,<br />

info@vsao-bern.ch, www.vsao-bern.ch<br />

FR<br />

ASMAC Sektion Freiburg, Gabriela Kaufmann-Hostettler,<br />

Wattenwylweg 21, 3006 Bern, Tel. 031 332 41 10, Fax 031 332 41 12,<br />

info@gkaufmann.ch<br />

GE Associations des Médecins d’Institutions de Genève, Postfach 23,<br />

Rue Gabrielle-Perret-Gentil 4, 1211 Genf 14, amig@amig.ch, www.amig.ch<br />

GR<br />

JU<br />

NE<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Graubünden, 7000 Chur, Samuel B. Nadig, lic. iur. HSG,<br />

RA Geschäftsführer/Sektionsjurist, Tel. 078 880 81 64, info@vsao-gr.ch,<br />

www.vsao-gr.ch<br />

ASMAC Jura, 6, chemin des Fontaines, 2800 Delémont,<br />

marie.maulini@h-ju.ch<br />

ASMAC Sektion Neuenburg, Joël Vuilleumier,<br />

Jurist, Rue du Musée 6, Postfach 2247, 2001 Neuenburg,<br />

Tel. 032 725 10 11, vuilleumier@valegal.ch<br />

SG/AI/AR <strong>VSAO</strong> Sektion St. Gallen-Appenzell, Bettina Surber, Oberer Graben 44,<br />

9000 St. Gallen, Tel. 071 228 41 11, Fax 071 228 41 12,<br />

Surber@anwaelte44.ch<br />

SO<br />

TI<br />

TG<br />

VD<br />

VS<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Solothurn, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier, Auf der<br />

Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch, Tel. 044 250 43 23,<br />

Fax 044 250 43 20<br />

ASMAC Ticino, Via Cantonale 8-Stabile Qi, 6805 Mezzovico-Vira,<br />

segretariato@asmact.ch<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Thurgau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier, Auf der<br />

Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch, Tel. 044 250 43 23,<br />

Fax 044 250 43 20<br />

ASMAV, case postale 9, 1011 Lausanne-CHUV,<br />

asmav@asmav.ch, www.asmav.ch<br />

ASMAVal, p.a. Maître Valentine Gétaz Kunz,<br />

Ruelle du Temple 4, CP 20, 1096 Cully, contact@asmaval.ch<br />

Zentralschweiz (LU, ZG, SZ, GL, OW, NW, UR)<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Zentralschweiz, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

ZH/SH<br />

<strong>VSAO</strong> ZÜRICH/SCHAFFHAUSEN, RA lic. iur. Susanne Hasse,<br />

Geschäftsführerin, Rämistrasse 46, 8001 Zürich, Tel. +41 44 941 46 78,<br />

susanne.hasse@vsao-zh.ch, www.vsao-zh.ch<br />

Publikation<strong>2019</strong><br />

FOKUSSIERT<br />

KOMPETENT<br />

TRANSPARENT<br />

Gütesiegel Q-Publikation<br />

des Verbandes Schweizer Medien<br />

62<br />

5/19 <strong>VSAO</strong> /ASMAC Journal


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