Handelsverband Journal RETAIL 3/2019
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— persönlich<br />
„Selbstverantwortung ist<br />
eine hehre Sache, aber ...“<br />
Interview. Harald Sükar, der<br />
frühere Geschäftsführer von<br />
McDonald’s Österreich, hat<br />
soeben ein Buch herausgebracht,<br />
worin er vielfältig nach -<br />
weist, dass uns der Konsum<br />
von Fast Food krank macht.<br />
retail: Sie sind nicht bereits in Ihrer<br />
Zeit bei McDonald’s draufgekommen,<br />
dass Fast Food schlecht für die<br />
Gesundheit sein kann, sondern erst<br />
in den letzten Jahren. Was war das<br />
auslösende Moment?<br />
Harald Sükar: Vor ein paar Jahren wog<br />
ich 110 Kilo und fühlte mich körperlich<br />
gar nicht wohl. Ich beschloss, das zu<br />
ändern und mich wissenschaftlich<br />
mit Ernährung auseinanderzusetzen.<br />
Ich vertiefte mich immer mehr in die<br />
Materie und begann, meine Umgebung<br />
damit zu missionieren. Meine Freunde<br />
sagten mir, nerv uns nicht, schreib<br />
ein Buch. Dann bekamen zwei Kinder<br />
aus meinem Bekanntenkreis plötzlich<br />
Diabetes – das war der Auslöser!<br />
Sie werfen der Fast-Food-Industrie<br />
vor, zu süße, zu fette und synthetisch<br />
behandelte Produkte zu verkaufen.<br />
Nun sind wir mündige Bürger, die das<br />
selbst wissen und Schnellrestaurants<br />
aus freien Stücken aufsuchen. Die<br />
Verantwortung liegt, ebenso wie beim<br />
Tabak- und Alkoholgenuss, bei uns –<br />
was sagen Sie dazu?<br />
Selbstverantwortung ist eine hehre<br />
Sache, aber man muss begreifen, dass<br />
Zucker süchtig macht. Es setzt Dopamin<br />
im Gehirn frei und löst damit Glücksgefühle<br />
aus – genau wie eine Droge.<br />
Zucker ist kein natürliches Nahrungsmittel,<br />
das der Mensch über Tausende<br />
von Jahren zu sich genommen hätte.<br />
In der Evolution gibt es Beeren. Zucker<br />
Der Unternehmensberater Harald Sükar war ab 1993 in<br />
Managementpositionen bei McDonald’s tätig und von 2004<br />
bis 2006 Geschäftsführer von McDonald’s Österreich. Im<br />
Fokus seines Buchs „Die Fast Food Falle“ steht die übermäßige<br />
– und gezielte – Verwendung nicht nur von Zucker,<br />
sondern auch von Salz, Fett und Transfetten, Konservierungsund<br />
E-Zusatzstoffen in der Lebensmittelindustrie. Sükar selbst<br />
hat seine Ernährung auf vegetarisch und zuckerfrei umgestellt<br />
und vermeidet industriell hergestellte Lebensmittel.<br />
hingegen ist ein industriell hergestelltes<br />
Produkt, auf das der Kopf positiv,<br />
der Körper auf mittlere Sicht negativ<br />
reagiert. Die Tabakindustrie hat jahrzehntelang<br />
mit der Selbstverantwortung<br />
argumentiert – trotzdem hat der Gesetzgeber<br />
letztendlich reagiert. Genau das<br />
erhoffe ich mir auch in puncto Zucker.<br />
Wo sehen Sie die Lösung: bei<br />
mehr Information? Bei gesetzlichen<br />
Vorgaben?<br />
Mit Gesetzen lassen sich durchaus Lenkungseffekte<br />
erzielen. In Großbritannien<br />
ist im Vorjahr eine Zuckersteuer auf<br />
Softdrinks eingeführt worden, und siehe<br />
da, die Konzerne waren sehr schnell<br />
in der Lage, die Werte entsprechend zu<br />
senken. In Ungarn ist eine Fast-Food-<br />
Steuer in Kraft, die auf zu zucker- und<br />
salzhaltige sowie zu fette Lebensmittel<br />
abzielt. Diese beiden Länder haben die<br />
fettleibigsten Bevölkerungen in der EU.<br />
In Frankreich wiederum ist, ebenfalls<br />
seit dem Vorjahr, Nutri-Score in Verwendung,<br />
eine fünfstufige Farbskala zur<br />
Nährwertkennzeichnung von Lebensmitteln<br />
– jedoch nicht verpflichtend,<br />
sondern auf freiwilliger Basis. Trotzdem<br />
scheint es zu funktionieren, und<br />
Konzerne wie Danone haben Nutri-Score<br />
sogar schon in Deutschland auf ihren<br />
Verpackungen stehen, wo das System<br />
zurzeit erst noch debattiert wird. Es ist<br />
immer so, dass die Industrie zunächst<br />
aufschreit, aber sich schließlich doch<br />
anpasst, denn der Konsument hat mehr<br />
Macht, als er denkt. Daher sage ich: Konsumenten<br />
aller Länder, vereinigt euch!<br />
▪ Harald Sager<br />
Foto: Lukas Beck<br />
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54 — September <strong>2019</strong>