26.10.2019 Aufrufe

Burgblatt-2019-11

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

STIFTUNG KULTURELLE ERNEUERUNG<br />

Demokratie<br />

von Meinhard Miegel<br />

Wieder einmal ist die Demokratie Gegenstand<br />

lebhafter Kontroversen. Ist sie<br />

in der Lage, notwendige Entscheidungen<br />

herbeizuführen? Kann sie gegenwärtige<br />

Menschheitsprobleme wie Klimawandel,<br />

Migrationsströme oder Verletzungen<br />

von Menschenrechten lösen? Vermag<br />

sie binnengesellschaftliche und globale<br />

Gerechtigkeit herzustellen? Und was die<br />

Mehrheit am meisten beschäftigt: Kann<br />

sie materiellen Wohlstand schaffen und<br />

dauerhaft sichern?<br />

Die ehrliche Antwort ist: Die Demokratie<br />

kann nichts von alledem. Denn wie alle<br />

menschlichen Konstrukte ist sie immer<br />

nur so gut, aber eben auch so schlecht wie<br />

die Menschen, die sie mit Leben erfüllen.<br />

Es kann nicht oft genug wiederholt werden:<br />

Demokratie ist Herrschaft des Volkes.<br />

Wer sich gegen diese Herrschaft wendet,<br />

wendet sich unvermeidlich auch gegen<br />

sich selbst. Nun heißt das nicht, dass es Individuen,<br />

gesellschaftliche Gruppen oder<br />

institutionelle Arrangements gibt, die diese<br />

Herrschaft befördern, belasten oder gar<br />

unterminieren. Es gibt so etwas wie eine<br />

demokratische Gesinnung, die demokratisches<br />

Handeln beflügelt. Und es gibt das<br />

Gegenteil: Denk- und Handlungsweisen,<br />

die die Demokratie zersetzen.<br />

Letzteres trifft nicht nur auf die erklärten<br />

Feinde der Demokratie zu. Diese sind sogar<br />

vergleichsweise leicht abzuwehren,<br />

wecken sie doch gewollt oder ungewollt<br />

Widerstandskräfte. Ungleich problematischer<br />

sind jene, die sich zwar selbst für<br />

gute Demokraten halten, zugleich aber<br />

– gelegentlich in aller Unschuld – Lebensstile<br />

praktizieren, die mit Demokratie<br />

schwerlich vereinbar sind.<br />

Die Demokratie gründet auf einer Gemeinschaft<br />

von Menschen mit gleichen<br />

Rechten und Pflichten. Wo es diese Rechte-<br />

und Pflichtengleichheit nicht gibt, gibt<br />

es auch keine Demokratie. Anders gewendet:<br />

Demokratie und Privilegien schließen<br />

einander aus. Privilegien sind das Attribut<br />

feudaler Ordnungen. In Demokratien ist<br />

für sie kein Raum. Und doch gieren auch<br />

in Demokratien nicht wenige nach eben<br />

solchen Privilegien. Das beginnt scheinbar<br />

harmlos mit einem Geldschein, der in einem<br />

gut besuchten Restaurant einen besonders<br />

schönen Tisch sichern soll, setzt<br />

sich fort über den Bekannten, der im Krankenhaus<br />

doch noch eines der begehrten<br />

Einzelzimmer ergattern kann und steigert<br />

sich zu schamloser Vorteilsnahme bis hin<br />

zu Korruption.<br />

Auf wenig reagiert ein demokratisch verfasstes<br />

Gemeinwesen so empfindlich wie<br />

auf diese Art von Verhalten. Wer es gut<br />

mit der Demokratie meint, wird deshalb<br />

peinlich darauf achten, dass er nicht selbst<br />

zum Ärgernis wird. Unterschiede, die auch<br />

nur den Verdacht einer Privilegierung wecken<br />

könnten, bedürfen der sorgsamen<br />

Begründung. Das ist nicht immer einfach.<br />

Lässt sich beispielsweise ein aufwendiger<br />

Lebensstil, der mit einer reichen Erbschaft<br />

einhergehen könnte, wirklich überzeugend<br />

begründen? Oder die Masse herausgehobener<br />

Positionen in Wirtschaft und<br />

Politik? Wer selbstkritisch ist, wird bekennen,<br />

dass es hier mit Begründungen mitunter<br />

nicht weit her ist. Durch demokratisches<br />

Gewand blitzt nicht selten purster<br />

Feudalismus.<br />

Doch ob begründbar oder nicht: Die von<br />

irdischem Glück Begünstigten tun in einem<br />

demokratisch verfassten Gemeinwesen<br />

gut daran, wo immer es geht zu teilen.<br />

Wo eine Kultur des Teilens herrscht, wird<br />

sich Unmut über die Demokratie in engen<br />

Grenzen halten. Denn dieser Unmut speist<br />

sich vor allem aus dem Gefühl ungerechtfertigter<br />

Benachteiligung. Es liegt bei den<br />

Begünstigten, diesem Gefühl die Grundlage<br />

zu entziehen.<br />

Ihr Photovoltaik-Profi vor Ort<br />

Tel: 09179 - 96 534 18<br />

E-Mail: freystadt@zeo-solar.de<br />

www.zeo-solar.de<br />

<strong>11</strong> | <strong>2019</strong><br />

39

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!