So einfach ist Fermentieren (Leseprobe)
KOPP Verlag (Sandor Ellix Katz)
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18 Einführung: Kultureller Kontext
Spitznamen »Sandorkraut« eingebracht, obwohl ich mein Repertoire
mittlerweile beträchtlich erweitert habe. Nach dem Kraut habe ich
gelernt, wie einfach es ist, aus dem ständigen Nachschub frischer
Milch von unserer kleinen Ziegenherde Joghurt und Käse zu machen.
Das Backen mit Sauerteig, Bierbrauen, Weinmachen und die
Herstellung von Miso folgten. Blubbernde Keramiktöpfe sind in unserer
Küche mittlerweile ein vertrauter Anblick. Manche Projekte
sind über Nacht fertig, einige brauchen Jahre und wieder andere sind
noch im Gang, während wir Töpfe und Gläser füllen, umrühren und
einen symbiotischen Rhythmus mit diesen winzigen Fermentierungs-Organismen
entwickeln, die wir nähren, damit sie später uns
nähren.
Ernährung liegt mir sehr am Herzen. Ich habe AIDS und muss meinen
Körper so stark und widerstandsfähig erhalten, wie es nur eben
geht. Durch fermentierte Speisen ist mein Körper gut genährt, ich esse
sie regelmäßig als eine Art gesunder Kur. Fermentierte Speisen und
Getränke sind nicht nur nahrhaft, sondern sie helfen, uns vor potenziell
schädlichen Organismen zu schützen, und stärken unsere Abwehrkräfte.
Leider gibt es keine Allheilmittel und fermentierte Nahrungsmittel
haben nicht verhindert, dass ich an AIDS erkrankt bin. Ich habe
grauenvolle Abstürze durchlebt, aber auch wundersame Erholungsphasen.
Ich fühle mich glücklich, am Leben und relativ gesund zu
sein, voller Ehrfurcht vor der Kraft meines Körpers, sich wieder zu
erholen. Ich nehme antiretrovirale Medikamente ein, aber viele verschiedene
Faktoren, darunter auch der regelmäßige Genuss fermentierter
Speisen und Getränke, tragen mit dazu bei, dass mein Gesundheitszustand
heute stabil ist und ich mich energiegeladen fühle. Sie
helfen mir auch, Medikamente zu vertragen, die dafür berüchtigt sind,
Magen- und Darmverstimmungen auszulösen. Der spürbare Nutzen
hat meine Hingabe an die Fermentation nur verstärkt.
Ein Fetisch ist laut Webster’s Dictionary etwas »von dem man annimmt,
es besäße ›magische Kräfte‹ und verdiene deshalb ›besondere