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STROM-KREIS

schade, da die Ideen für Riffs und Melodien an sich locker ausgereicht hätten, um auch

in „abgespeckter“ Variante zu imponieren. Ein Glück, dass Nick mit seinem prägnanten,

ausdrucksstarken Organ zumindest imstande ist, einzelne Tracks wie „The Outwitted

Consecration“ oder „My Verdict“ vor den Tiefen des Kitsch-Abgrundes zu bewahren.

www.facebook.com/inductionofficial

Walter

LIFE OF AGONY - The Sound of Scars (Napalm)

Mit ihrem neuen Album setzt die New Yorker Kultband

genialerweise dort an, wo das Selbstmord-Konzept ihres

unvergesslichen Debüts „River Runs Red“ aufgehört

hat: Die düsteren Blutstropf-tropf-tropf-tropfen, mit

denen es 1993 geendet hat, bilden auf „The Sound of

Scars“ den Auftakt. Mit Sirenengeheul geht es in die

Fortsetzungsstory des vermeintlichen Suizid-Opfers von

damals. Und: Eingeschworene LOA-Fans finden auf dem 2019er Konzeptwerk tatsächlich

wieder, was so mancher in den letzten Jahren wohl für immer verloren glaubte. Extreme

Emotionen inklusive kolossaler Wut treffen auf hypnotische, metallschwere Grooves

und beklemmend hymnische Melodien. Die schweißtreibenden Anschläge der neuen

Frau an den Drums, Veronica Bellino, prügeln auf die Nostalgie-Glocken in uns ein.

Als wichtigster Prägestempel gilt aber natürlich die wandelbare Stimme von Mina

Caputo, die hier wieder ihr volles, brachiales Potential entfaltet. Und apropos Mrs.

Caputo: Unser f2f-Interview mit ihr und dem Rest der Gang präsentieren wir euch in

der nächsten Stark!Strom-Ausgabe.

www.lifeofagony.com

Althea

LONG DISTANCE CALLING - Stummfilm -

Live From Hamburg (DVD/Blu-Ray, InsideOut)

Als ich vor zehn Jahren LONG DISTANCE CALLING – eine von

vermutlich gelangweilten Death Metal-Muckern (MISERY

SPEAKS) gegründete Instrumentalrockpartie – erstmals

live sah, hätte ich nicht unbedingt damit gerechnet, die

Deutschen noch eine Dekade später auf gehobenem Niveau

gemeinsam musizieren zu sehen. Die im gediegenen

Ambiente der Kulturkirche Altona angestuhlten Postrockbrüder und -schwestern

werden mit einem über zweistündigen Auszug aus dem Œuvre der Gastgeber

bedient, nicht zuletzt mit einer Fast-Vollversion des 2009er Jubiläumsalbums „Avoid

The Light“, was die recht schummrige Bühnenausleuchtung erklären dürfte. Die

dezente, nichtsdestotrotz stimmige visuelle Produktion wird durch das grandiose

Klangerlebnis jedoch locker getoppt. Schon faszinierend, wie scheinbar einfach das

Thema Sound werden kann, wenn Instrumente wie selbstverständlich ihren Platz im

Frequenzspektrum einnehmen können, ohne etwa an allen Ecken und Enden von bis

zur Unkenntlichkeit verzerrten HM2-Gitarren niedergebügelt zu werden. Töne dürfen

klingen, atmen, fließen, sich in der ohrenscheinlich grandiosen Akustik der clever

gewählten Venue entfalten. Emotionen und Stimmungen sind Trumpf.

LDC sind für eine Instrumentalband spieltechnisch erstaunlich simpel aufgestellt, auf

ausufernde Soloeskapaden und abstrakte Strukturen wird weitestgehend verzichtet.

Gleichzeitig versteckt man sich nicht ausschließlich unter dem Deckmäntelchen der

Atmosphäre. Denn bevor die Füße verdächtig anfangen zu kribbeln, zaubert man

kurzerhand ein überzeugendes Break, Riff oder eine eingängige Hookline aus dem

Hut, wodurch die übersichtlich arrangierten „Songs“ auch in ihrer ausufernden Länge

in Ordnung gehen. Aufgrund des effektiv ausgelebten Soundfetischismus dürften LDC

sogar für die STEVEN WILSON- oder TOOL-Fraktion relevant sein, wenngleich sie ihr

Talent für griffige Gesangsnummern (höre etwa den Track „The Nearing Grave“ mit

KATATONIAs Jonas Renkse, der hier leider mangels Sänger-Support fehlen muss) seit

längerem nicht mehr ausschöpfen (was nun böse Zungen auch von TOOL behaupten

könnten). Dennoch verdient die künstlerische Kompromisslosigkeit der Deutschen

Respekt, und immerhin wird die andächtige Stimmung punktuell durch ein bisschen

Kopfwackelmusik gebrochen.

www.longdistancecalling.de

wahnfred

MOJO INCORPORATION - Oh Boy! (Eigenprod.)

Traditionsbewussten Fußball-Fans sei mitgeteilt, dass

nicht zwingend alles, das man uns in Dosen offeriert,

abzulehnen ist. Mitunter macht „Dosenkost“ sogar Laune.

Vor allem dann, wenn der Inhalt auf „Würze“ setzt, wie

das beim aktuellen Album der heimischen Formation MOJO

INCORPORATION der Fall ist.

Die aus MusikerInnen aus Linz, Wien und St. Georgen

zusammengesetzte Truppe hat sich nämlich eine schlichte, auf „Retro“ getrimmte

Tomatenkonservendose als Artwork ausgesucht und lässt damit auch erahnen,

was inhaltlich auf einen zukommt.

Eine bestens abgeschmeckte Mixtur mit unüberhörbarem Spät-60er Flair, die

sowohl dezenten Blues und eleganten Jazz, aber auch feurigen Funk und eine

gewaltige Portion Soul enthält. Von Letztgenanntem hat Tamina Mayrwöger jede

Menge in ihren Stimmbändern. Dadurch ist es im Endeffekt völlig egal, ob es das

Sextett (das sich im Studio wie auch live zur Unterstützung immer wieder gerne

mehrere Blasinstrumentalisten einlädt) lässig-locker und mit Tempo angeht oder

einfühlsam wie etwa im schwer jazzig ausgeführten „Almost“ aufspielt oder auf

tanzbaren Groove setzt („Walk Of Shame“) - einnehmend und mitreißend ist

die Chose nicht zuletzt durch die Stimmgewalt der Frontlady jederzeit. Applaus!

www.mojoincorporation.com

Walter

OX - Breaking Point (Timezone)

OX zeigen sich auf ihrem Zweitwerk gereift, gefestigt

und demnach zu Recht selbstsicher.

Der Karlsruher Vierer, vor einer Handvoll Jahren von

Namensgeber Simon Ochs (wahrscheinlich nicht verwandt

mit US-Protestsänger Phil Ochs (wahrscheinlich… Andi)

gegründet, unternimmt mit „Breaking Point“ einen

zweiten Versuch, der „scheenen Leich“ Grunge neues

Leben einzuhauchen und: Es bleibt nicht bei dem Versuch!

Von Leichenfledderei kann hier keine Rede sein, dafür legen sich OX ganz schön

ins Zeug, schreiben griffige Riffs und eingängige Hooklines, die sich hören lassen

können. Unvermeidlich, dass der eine oder andere Manierismus, dessen sich die

Band bedient, sagen wir mal, gut abgehangen ist - aber so what?! „Fade Away“

beispielsweise ist eine wahrlich gelungene Ballade, aber keine Sorge, hier frönt

man keineswegs dystopischem Jammerantentum, es geht auch ordentlich zur

Sache. Und mit „Never Wanted To Be Like You“ beweisen OX, dass sie stur genug

für einen amtlichen Rocksong sind und, ich kann mir nicht helfen, ich höre beim

Chorus einen Touch Lemmy heraus. Ja, ich denke, besonders dieser Song hätte

ihm gefallen - und das ist hiermit mehr als eine Empfehlung für „Breaking Point“.

www.facebook.com/oxmusicofficial

Claudia

SATYRICON -

Rebel Extravaganza 20th Anniversary

(Napalm)

Dieses 1999 veröffentlichte Album markierte einen

Umbruch im Sound der norwegischen Kultband. Die

Musik wurde melodischer, das Schlagzeug klarer und

es wurden auch Einflüsse anderer Genres zulässig.

Das 20jährige Jubiläum wird nun mit einem neu

gemasterten Re-Release gefeiert und der frische Klang tut dem in Würde

gealterten Klassiker tatsächlich gut. Erhältlich ab dem 13.12. als Digipak,

Doppel-LP und Picture (Double) Vinyl!

www.satyricon.no

Anna

SODOM - Out Of The Frontline Trench (SPV)

Im herbstlich anmutenden Wien, mit eisigkalten

Häuserschluchten und wehenden Blätterstürmen

(Oida, es hot 20 Grad, Andi) bekommt man als

geneigter Konzertpilger und Abend-vor-der-Stereo-

Verbringer doch recht schnell kalte Zehen. Rasanthitzige

Abhilfe schafft da Gelsenkirchens stadteigene

Dampfkapelle, die Witching Metal-Veteranen SODOM.

Nach der 2018 veröffentlichten, hervorragenden ,,Partisan‘‘-EP (wir berichteten!)

gibt’s nun also wieder (kurzen) Nachschub von den örtlichen

Dreschflegelverkäufern, allen voran Bombensirene Tom Angelripper. Zwei

nigelnagelneue EP-exklusive Nummern (das extrem fetzige ,,Down On Your

Knees‘‘ sowie der nicht weniger temporeiche Titeltrack), ein äußerst effektiv

neu eingespieltes ,,Agent Orange‘‘, eine ,,Bombenhagel‘‘-Liveaufnahme und

sogar einen (exzellenten) Vorgeschmack auf die 2020 kommende Platte mit

,,Genesis 19‘‘. Wie immer gilt: Es ist SODOM, und SODOM enttäuscht nicht,

SODOM BRETTERT. Her mit dem Album!

www.sodomized.info

Gabriel

STEVE HACKETT -

Genesis Revisited Band & Orchestra:

Live At The Royal Festival Hall (Inside Out)

Nun könnte man dem guten Hackett ja den totalen

GENESIS-Sellout vorwerfen. Tun wir aber nicht.

Warum? Weil er hier eigentlich, so wie auf seinen

bisherigen „Revisited“-Alben auch, ein musikalisches

Weltkulturerbe pflegt. Und das überdies

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mit einer ziemlich kompetenten Begleitmannschaft und jetzt auch mal mit

einem ziemlich großen Orchester. Dass Steve Hackett gerne mit Klassik

arbeitet, und auch immer wieder mit variierenden Orchestern, ist bekannt.

Aber in diesem Umfang ins Cineastische erhöhte GENESIS-Ware gab es

bislang noch nicht wirklich.

Man möchte meinen, die Songs – auch Hackett‘s Solo-Sachen – wären eh

schon opulent überladen und theatralisch genug, was dank Sänger Nad

Sylvan (ein absoluter Glücksgriff!) noch zusätzlich verstärkt wird. Hier hebt

man das Ganze nochmal auf eine neue Ebene, die fast schon was Sakrales

hat, und wo man unter anderem dem Longtrack „Supper’s Ready“ einen fast

musicalhaften Anstrich verleiht. Mir liegt leider nur die Audio-Version vor,

die richtigen Fanatics checken sich aber ohnehin die BlueRay dieser ein- und

ausladenden Klangreise.

www.hackettsongs.com

Mike

UZZIEL –This Fear (Eigenprod.)

Erwarte das Unerwartete! UZZIEL machen auch auf

ihrem neuen, zweiten Album, was ihnen gefällt – seien

das ein Jazz-Intro oder unvermittelte Stilbrüche in

den Songs, die sich unterm Strich dennoch zu einem

schlüssigen Ganzen verbinden. Man nehme eine

große Portion Thrash, ein Schäufelchen Death, eine

Prise Heavy Metal, würze das Ganze mit eingängigen

Elementen und der musikalischen Ursuppe entsteigen: UZZIEL!

Düster-misanthropische Grundstimmung und knackige Riffs treffen auf ohrwurmige

Gesangspassagen und einen Spritzer selbstreflektierenden Humors,

was „This Fear“ einen sympathisch-schrägen Anstrich mit Partyfaktor verpasst.

Wer hat noch nicht, wer will noch mal?

www.facebook.com/uzzielmetal

Anthalerero

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