MEDorganizer - MEDI Deutschland
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Die Mitgliederzeitschrift von <strong>MEDI</strong> <strong>Deutschland</strong> • www.medi-verbund.de • Jahrgang 8 | Nr. 29 | Juni 2007<br />
<strong>MEDI</strong> Verbund nimmt<br />
das Berufsrecht<br />
unter die Lupe | Seite 20<br />
Aus dem Inhalt<br />
Neues Vertragsarztrecht<br />
bringt kaum Vorteile<br />
Der Gesetzgeber, einige Standespolitiker<br />
und der Vorstand der KBV sind voll des<br />
Lobes für das Vertragsarztrechtsänderungsgesetz<br />
(VÄG). Doch bei den Experten<br />
machen sich immer mehr Zweifel<br />
breit, ob das Gesetz den Niedergelassenen<br />
wirklich so viel bringt. | Seite 22<br />
SohatIhreTeilgemeinschaftspraxisErfolg<br />
Das Zauberwort heißt hier: Verbindlichkeit.<br />
Denn was nützen die tollsten Ideen,<br />
wenn sie letztendlich gar nicht umgesetzt<br />
werden oder die Kooperationsgemeinschaften<br />
nicht über die notwendigen<br />
Strukturen verfügen? | Seite 4<br />
ImmermehrZweifel am<br />
Nutzen der Gesundheitskarte<br />
Nachdem die Heilbronner <strong>MEDI</strong> Ärzte den<br />
geplanten Testlauf mit 10.000 Versicherten<br />
in ihrer Region boykottieren, lehnt<br />
auch die Vertreterversammlung der KV<br />
Baden –Württemberg die elektronische<br />
Gesundheitskarte ab, solange die Forderungen<br />
der Ärzte nicht umgesetzt werden.<br />
Auch bundesweit wächst der Widerstand<br />
gegen die Karte. | Seite 16<br />
Praxisteam<br />
Weiterbildung in den eigenen<br />
vierWänden<br />
Viele Weiterbildungsangebote schrecken<br />
Arzthelferinnen ab, weil sie zu aufwändig<br />
oder zu teuer sind. Nun haben Praxismitarbeiterinnen<br />
aber die Möglichkeit, sich<br />
von zu Hause aus zur „Vital–Assistentin“<br />
weiterzubilden. | Seite 29
Anzeige
Die Gesundheitsreform hat einen Paradigmenwechsel<br />
gebracht, der die Stellung<br />
des Arztes in der ambulanten Versorgung<br />
radikal ändern wird: Die Gesundheitswirtschaft<br />
wird sich in allen Bereichen industrialisieren<br />
und die Zeiten abgeschotteter<br />
Tätigkeitsgebiete und fehlender Qualitätskontrollen<br />
sind nach Experten–Einschätzung<br />
bald vorbei. Großunternehmen<br />
wie TUI, Procter & Gamble oder Züblin<br />
drängen in den Markt und knüpfen mit<br />
Ärzten, Kliniken oder Apothekern Netzwerke,<br />
um ihre eigenen Produkte erfolgreich<br />
zu vermarkten. Wir Niedergelassenen<br />
stehen dann nicht mehr im Mittelpunkt<br />
der Behandlung, sondern sind nur noch<br />
Teil einer Behandlungskette. Die Kassen<br />
sollen das System durch Managed Care<br />
und Case–Management steuern und den<br />
Wettbewerb der Leistungsanbieter im<br />
System koordinieren. Die politisch geförderten<br />
Strukturen für die ambulante<br />
Behandlung sind MVZ und Krankenhausambulanzen.<br />
Fachärzte sollen ans<br />
Krankenhaus, Hausärzte werden zu Primärärzten<br />
und Gate–Keepern.<br />
Ob die selbstständige Einzelpraxis<br />
eine Zukunft hat, hängt davon ab, ob wir<br />
unsere Netzwerke so weiterentwickeln<br />
können, dass wir uns nicht einzeln einkaufen<br />
lassen und ob wir soviel Marktmacht<br />
entwickeln, dass wir Verträge akzeptieren<br />
oder ablehnen können. Wir<br />
können mehr als nur GKV–Medizin und<br />
deshalb muss mehr Geld aus dem 2.<br />
Gesundheitsmarktin die Praxen kommen.<br />
Das gilt besonders für den Präventions–,<br />
IGeL– und PKV–Bereich. Schaffen wir es<br />
nicht in den neuen Partnerschaftsgesellschaften<br />
(Teilgemeinschaftspraxen) fach <br />
übergreifend zusammenzuarbeiten, werden<br />
sich die Großen im Gesundheitsmarkt<br />
durchsetzen.<br />
Dass unsere Praxen Geld außerhalb<br />
der GKV verdienen müssen, zeigen auch<br />
die Paragrafen 85–87 ff. SGB V. Dort<br />
steht, dass es künftig weder für Haus–<br />
noch für Fachärzte mehr Geld geben<br />
wird. Es wird lediglich Pauschalen für vereinbarte<br />
Punktzahlvolumen und eine<br />
neue interne Umverteilung geben. Ent<br />
editorial<br />
Von wegen mehr Honorar<br />
im System!<br />
gegen den Aussagen mancher Politiker,<br />
KBV– und KV–Vertreter wird es frühestens<br />
2009 ca. ein bis zwei Milliarden<br />
Euro Honorarzuwachs geben. Wer zudem<br />
behauptet, die Kassen würden künftig<br />
das Morbiditätsrisiko übernehmen,<br />
scheint das SGB V nicht zu kennen. Die<br />
Kassen werden an die KVen lediglich keine<br />
Kopfpauschalen mehr zahlen, sondern<br />
vereinbaren mit ihnen eine auf Morbiditätskriterien<br />
basierende Gesamtvergütung.<br />
Mengenbegrenzungsmaßnahmen<br />
wie Abstaffelungen, Fallzahlbegrenzungen,<br />
Beitragssatzstabilität, usw. bleiben<br />
aber nach wie vor bestehen.<br />
Unser politisches Ziel bleibt die<br />
Ablösung des Sachleistungssystems. Wir<br />
wollen ein direktes Vertragsverhältnis mit<br />
den Patienten und wir wollen die Kostenerstattung.<br />
Die Frage weiterer Proteste<br />
stellt sich uns im Moment nicht, weil wir<br />
auf den Ausbau unseres Verbunds und<br />
den Systemausstieg setzen. Nach der<br />
Sommerpause werden dafür die ersten<br />
Körbe aufgelegt.<br />
Es grüßt Sie herzlich<br />
Dr. Werner Baumgärtner<br />
Erster Vorsitzender<br />
iNHalt<br />
dialog Seite 4<br />
leserforum Seite 6<br />
Impressum Seite 7<br />
aus BadeN–<br />
WürttemBerg<br />
Präventionsreisen<br />
unter der Lupe Seite 8<br />
Wie können Niedergelassene<br />
ein MVZ verhindern? Seite 10<br />
Neue Versorgungsmodelle Seite 11<br />
aus rHeiNlaNd–Pfalz<br />
Ein kleiner Flyer zeigt<br />
große Wirkung Seite 12<br />
<strong>MEDI</strong> Chefin wird KV–Vize Seite 12<br />
KV und Verbände proben<br />
den Schulterschluss Seite 13<br />
aus BerliN<br />
Klinik–MVZ schmälern<br />
Facharzt–Budget Seite 14<br />
gesuNdHeitsPolitik<br />
Schmidt darf Ärzte als<br />
„Geiselnehmer“ titulieren Seite 15<br />
Verbände bereiten die<br />
Korbphase vor Seite 18<br />
Verbände wollen<br />
enger kooperieren Seite 18<br />
titel | <strong>MEDI</strong> kämpft für eine<br />
Änderung der MBO Seite 20<br />
Baumgärtner: BÄK soll gegen<br />
Ärzte–Polemik vorgehen Seite 21<br />
BusiNess<br />
Dialyse–Praxis mit sozialmedizinischer<br />
Betreuung Seite 24<br />
„Von uns wollte noch<br />
keiner Stützstrümpfe“ Seite 26<br />
Die neue Internetseite<br />
hat viele Vorteile Seite 26<br />
PraxismaNagemeNt<br />
„Sie müssten sich<br />
anders ernähren…“ Seite 27<br />
Praxisteam<br />
Wie wird die Post schnell<br />
und reibungslos erledigt? Seite 30
<strong>MEDI</strong>times<br />
Verbindlichkeit:Die Eintrittskarte<br />
zur Teilgemeinschaftspraxis<br />
Johannes D. Glaser ist Facharzt für Allgemeinmedizin<br />
im badischen Leimen–<br />
St.Ilgen und Geschäftsführer einer großen<br />
<strong>MEDI</strong> Teilgemeinschaftspraxis.<br />
Damit aus ihr eine verbindlich arbeitende<br />
Teilgemeinschaftspraxis wird, schlägt<br />
er auch unpopuläre Maßnahmen vor:<br />
Von Anwesenheitslisten bis hin zur bewussten<br />
Verschlankung der Mitgliederzahlen.<br />
Im Gespräch mit Ruth Auschra<br />
erklärt Johannes Glaser die Notwendigkeit<br />
von Teilgemeinschaftspraxen, seine<br />
Erwartungen an die Kollegen und wie<br />
er Verbindlichkeit erreichen möchte.<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES : Herr Glaser, Sie sind einer<br />
von drei Geschäftsführern einer Teilgemeinschaftspraxis...<br />
Glaser : Ja. Unsere Teilgemeinschaftspraxis<br />
hat 78 Mitglieder und heißt korrekt<br />
„<strong>MEDI</strong> Gesundheitsnetz Rhein–Neckar“ –<br />
Teilgemeinschaftspraxis Glaser, Dr. Grube,<br />
Dr.Möckeschund Kollegen,Partnerschaftsgesellschaft.<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES : Aus welchem Grund haben<br />
Sie sich zu dieser Teilgemeinschaftspraxis<br />
zusammengetan?<br />
Glaser : Ausgangspunkt ist natürlich die<br />
aktuelle gesundheitspolitische Situation:<br />
Gegen jeden Rat von unabhängigen Gesundheitsexperten<br />
schaffen Politik und<br />
Kassen von Reform zu Reform immer<br />
schlechtere Rahmenbedingungen für die<br />
Arztpraxen in <strong>Deutschland</strong>. Verlässt sich<br />
der Arzt hier lediglich auf seine Einnahmen<br />
aus der Behandlung von Kassenpatienten,<br />
handelt er betriebswirtschaftlich<br />
unverantwortlich. Denn wir müssen inzwischen<br />
etwa jeden dritten Patienten<br />
umsonst behandeln. Anders gesagt: Jede<br />
dritte Woche arbeiten wir auf eigene<br />
Kosten. Der 1996 betriebswirtschaftlich<br />
errechnete Punktwert von 5,11 Cent steht<br />
wohl für immer in den Sternen. Das war<br />
sogar aus der KBV inzwischen zu hören.<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES : Diese Probleme gelten aber<br />
nur für die Kassen–Patienten.<br />
Glaser : „Nur“ ist gut, die meisten Kranken<br />
sind nun mal über die GKV versichert.<br />
Und auch im Privatpatienten–Sektor gibt<br />
es schlechte Nachrichten. Ich kann es nur<br />
als eine weitere Enteignung bezeichnen,<br />
wenn der Regel–Tarif von Faktor 2,3 auf<br />
1,8 abgesenkt wird – das sind immerhin<br />
über 20 Prozent! Und um das Maß voll zu<br />
machen, gibt es immer mehr MVZ um<br />
uns herum, auch das ist ein Ausdruck zunehmender<br />
Staatsmedizin!<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES : Und alle diese Probleme<br />
wollen Sie durch Teilgemeinschaftspraxen<br />
angehen?<br />
Glaser : Es geht doch um die Frage, ob<br />
wir als Ärzte weiter auf unserer Titanic<br />
herumtanzen und dabei jeden Eisberg<br />
negieren wollen. Oder ob wir lieber ein<br />
MVZ–Gegenmodell beleben, nämlich das<br />
<strong>MEDI</strong> Modell der Teilgemeinschaftspraxen.<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES : Viele Teilgemeinschaftspraxen<br />
kommen allerdings nicht so recht<br />
aus der Planungsphase heraus, oder?<br />
Glaser : Die Teilgemeinschaftspraxis kann<br />
nur dann zu einem Erfolgsmodell werden,<br />
wenn sie mit Leben gefüllt wird. Erst<br />
dann kann sie wie beabsichtigt zum wirtschaftlichen<br />
Erfolg aller Mitglieder führen<br />
–undinsbesondereauchzurZufriedenheit<br />
des Patienten, der ja an den Behandlungsmöglichkeiten<br />
außerhalb der GKV–Medizin<br />
teilhaben möchte und dafür ebenso<br />
bereit ist zu bezahlen.<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES : Was muss sich konkret ändern,<br />
damit diese Umsetzung bei möglichst<br />
vielen Teilgemeinschaftspraxen in<br />
Gang kommt?<br />
Glaser : Oberstes Gebot für den Erfolg einer<br />
Teilgemeinschaftspraxis ist meines<br />
Erachtens eine echte Verbindlichkeit.<br />
Man könnte auch sagen, ohne Verbindlichkeit<br />
ist alles beliebig, fehlt es an Vertrauen<br />
und Qualität, ist die Teilgemeinschaftspraxis<br />
vom Untergang bedroht.<br />
Konkret heißt das: Alle Mitglieder einer<br />
Teilgemeinschaftspraxis müssen für gegenseitige<br />
Verbindlichkeit einstehen, also<br />
zuallererst regelmäßig und möglichst vollzählig<br />
an jeder Mitgliederversammlung<br />
teilnehmen. Nur so lässt sich für alle der<br />
gleiche Informationsstand gewährleisten,<br />
nur so werden Fehler aus Unwissenheit<br />
vermieden. Bei einer unserer letzten Mit
gliederversammlungen waren beispielsweise<br />
nur 39 der 78Mitglieder anwesend.<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES : Welche Vorgehensweise finden<br />
Sie in einer solchen Situation richtig?<br />
Glaser : Fehlen darf man nur in begründeten<br />
Ausnahmefällen. Um einen Überblick<br />
über die Teilnahme zu erhalten, sollte<br />
eine Anwesenheitsliste mit Unterschrift<br />
eingeführt werden. Und wer zum Beispiel<br />
zweimal unentschuldigt fehlt, sollte per <br />
sönlich durch die Geschäftsführung kontaktiert<br />
werden. Bei wiederholtem Fehlen<br />
sollte er nach vorheriger Ankündigung<br />
von der Mitgliederliste gestrichen werden.<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES : Ist das nicht ungewöhnlich<br />
hart?<br />
Glaser : Nein, es ist notwendig, um<br />
handlungsfähig zu bleiben. Und ungewöhnlich<br />
ist es auch nicht: In der eigenen<br />
Klinikvergangenheit konnte man<br />
bei Arztbesprechungen auch nicht<br />
ohne Grund beliebig fehlen. Ärzte<br />
sind leider sehr oft unverbindlich, das<br />
ist meine traurige Erfahrung. Es gibt<br />
schon zu denken, dass so viele Ärzte beispielsweise<br />
den 55 Seiten starken<br />
Barmer–Hausärztevertrag unterschrieben<br />
haben, ohne ihn auch nur durchzulesen.<br />
Ich bin persönlich nur dann bereit, meine<br />
eigene Kraft und Energie weiterhin als Geschäftsführer<br />
zur Verfügung zu stellen,<br />
wenn eine Umsetzung auch wirklich an <br />
gestrebt wird. Und dazu ist mindestens<br />
eine regelmäßige Teilnahme anMitgliederversammlungen<br />
notwendig. Aus politi <br />
scher Sicht ist es schade, dass sich auf<br />
diese Weise die Zahl der Mitglieder reduzieren<br />
könnte – eine möglichst hohe<br />
Mitgliederzahl bzw. ein hoher Organisationsgrad<br />
wäre ja politisch anzustreben.<br />
Aber letztlich ist für das Funktionieren einer<br />
Teilgemeinschaftspraxis von Anfang<br />
an eher Klasse statt Masse entscheidend!<br />
Läuft eine TGP dann auch wirtschaftlich<br />
gut, wird es nicht lange dauern und neue<br />
Mitglieder klopfen an die Tür.<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES : Gibt es weitere Maßnahmen,<br />
um die Verbindlichkeit der Teilgemeinschaftspraxis<br />
zu stärken?<br />
dialog<br />
Glaser : Ja, es gibt weitere organisatorische<br />
Entscheidungen. Die Protokolle<br />
beispielsweise müssen informativ sein<br />
und jedes Mitglied muss sie auch lesen.<br />
Wenn die Mitgliederversammlung oder<br />
die Geschäftsführung einer Teilgemeinschaftspraxis<br />
Fristen beschließt, z.B. für<br />
Leistungsbeschreibungen, gemeinsame<br />
Leistungsbewertungen und so weiter,<br />
dann gehört es zur Verbindlichkeit, diese<br />
zu beachten.<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES : Sie haben hohe Anforderungen<br />
an Ihre Kollegen…<br />
„Für den Erfolg<br />
einer Teilgemein<br />
schaftspraxis ist<br />
Klasse statt Masse<br />
entscheidend.“<br />
Glaser : Es kann unmöglich die ganze Arbeit<br />
einer Teilgemeinschaftspraxis allein<br />
auf den Schultern der Geschäftsführer<br />
liegen. Auch die Bereitschaft zur verbindlichen<br />
Mitarbeit in einzelnen Arbeitsgruppen<br />
ist Grundvoraussetzung für den gemeinsamen<br />
Erfolg. Wir haben zum Beispiel<br />
in unserer Teilgemeinschaftspraxis<br />
gerade fünf Arbeitsgruppen zu folgenden<br />
Themen gegründet: Erstens IGeL–Liste,<br />
zweitens Kommunikation der Obleute<br />
der einzelnen Leistungsgruppen, drittens<br />
Organisation, das heißt Termine, Raumbeschaffung<br />
und Technik, viertens PVS,<br />
also Abrechnungsfragen, QM und<br />
Arzthelferinnen und fünftens internes<br />
und externes Marketing. Gedacht ist zukünftig<br />
auch an eine Art Vergnügungsausschuss,<br />
um neben dem gemeinsamen<br />
beruflichen Erfolg auch die private<br />
Kommunikation zu fördern. Verschiedene<br />
Mitglieder haben dieses Thema schon<br />
angesprochen. Es gibt also viel zu tun.<br />
Und nur wenn wir gemeinsam kräftig rudern,<br />
schaffen wir es, mit dieser spannenden<br />
Arbeit gradlinig zum Ziel zu kom<br />
men. In der KV sind wir alle Zwangsmitglieder,<br />
hier sind wir freiwillige Mitglieder<br />
mit vierteljähriger Kündigungsmöglichkeit.<br />
Es liegt also an uns, was wir mit den<br />
neuen Möglichkeiten anfangen.<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES : Welche Rolle spielt der<br />
Geschäftsführer in der Teilgemeinschaftspraxis?<br />
Glaser : Die Geschäftsführer müssen<br />
Mindestanforderungen an jedes Mitglied<br />
stellen und die Richtung, auch nach vorheriger<br />
gemeinsamer Abstimmung, vor <br />
geben. Beispielsweise die baldige<br />
Organisation einer Schulung der Teilgemeinschafts–Arzthelferinnen.Themen<br />
gibt es genug rund um die Teilgemeinschaftspraxis–Patienten,<br />
wie zum<br />
Beispiel die Termin–Organisation, veränderte<br />
Praxisabläufe oder die Motivation<br />
für IGeL. Die Teilnahme von mindestens<br />
einer Arzthelferin pro Praxis<br />
bei dieser Schulung sollte Pflicht sein,<br />
denn die Teilgemeinschaftspraxis hat<br />
sich auch zur Qualität verpflichtet.<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES : Und wenn die Kollegen<br />
nicht so richtig mitziehen?<br />
Glaser : Dann müssen Geschäftsführung<br />
oder Obleute auch kritisch nachfragen<br />
und das Thema auf der nächsten Mitgliederversammlung<br />
thematisieren. Bei<br />
fehlender Abhilfe sollten dann auch möglichst<br />
gemeinsam Konsequenzen beschlossen<br />
werden.<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES : Mir ist ein solches Maß an<br />
Verbindlichkeit sehr sympathisch. Aber<br />
lässt sich das umsetzen?<br />
Glaser :Umesmedizinisch auszudrücken:<br />
Wir müssen endlich mal von der Diagnose<br />
zur Therapie kommen. Es bleibt uns doch<br />
gar nichts anderes übrig, als handlungsfähig<br />
zu werden. Sonst könnte man ja<br />
gleich weiter tanzen auf der Titanic oder<br />
in die Depression abtauchen. Ich habe<br />
etwas anderes vor!<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES :Viel Erfolg dabei und danke<br />
für das Interview!
<strong>MEDI</strong>times leserforum<br />
Leserbriefe sind erwünschte Stellungnahmen<br />
der Leser. Ihr Inhalt gibt ausschließlich<br />
die Ansicht der Einsender<br />
wieder, die mit der Meinung der Redaktion<br />
nicht unbedingt übereinstimmt.<br />
Leserbriefe werden erst veröffent <br />
licht, nachdem sie von der Redaktion<br />
geprüft wurden. Die Redaktion behält<br />
sich vor, Leserbriefe zu kürzen.<br />
Die Mitgliederzeitschrift von <strong>MEDI</strong> <strong>Deutschland</strong> • www.medi-deutschland.de • Jahrgang 8 | Nr. 28 | März 2007<br />
Staatsmedizin?<br />
Machen Sie sich<br />
lieber fit für den<br />
Wettbewerb! | Seiten 4, 9, 13 und 30<br />
Zu „Ärzte lehnen die eGK ab“<br />
Patientendaten dürfen die Praxis<br />
nicht verlassen<br />
Wie man vor mehreren Wochen in der<br />
Presse lesen konnte, hat das Bundesarbeitsgericht<br />
(BAG) in einem Urteil die<br />
Aufbewahrungspflichten für sensible Daten<br />
in der Personalakte deutlich verschärft.<br />
Im Streitfall hatte sich ein alkoholkranker<br />
Arbeitnehmer im Einverständnis mit seinem<br />
Arbeitgeber einer Therapie unterzogen.<br />
Die damit verbundene interne<br />
Korrespondenz bewahrte das Unternehmen<br />
in der Personalakte auf. Der Mitarbeiter<br />
verlangte dagegen eine zusätzliche<br />
Sicherung der betroffenen Schreiben<br />
vor unbefugtem Zugriff in einem verschlossenen<br />
Umschlag.<br />
Das BAG gab dem Mann mit der<br />
Begründung recht, dass ein besonderes<br />
Geheimhaltungsinteresse bestünde. Die<br />
Korrespondenz dürfe nicht offen neben<br />
anderen Dokumenten in der Personalakte<br />
aufbewahrt werden. Das Gericht hat nicht<br />
in Frage gestellt, ob die Daten gespeichert<br />
werden dürfen, es ging nur um das Wie.<br />
Übertragen auf uns Ärzte bedeutet<br />
das: Wir dürfen die Daten unserer Patienten<br />
in unseren Praxen speichern, sind<br />
aber verantwortlich für das Wie. Und aus<br />
dieser Verantwortung kann uns kein Gesetzgeber<br />
entlassen, der gerne möchte,<br />
dass wir die Daten unserer Patienten<br />
über die eGK auf dicken Servern spei<br />
Aus dem Inhalt<br />
Kollektiver Systemausstieg<br />
braucht soliden Zeitplan<br />
Immer mehr Niedergelassene würden lieber<br />
heute als morgen ihre Kassenzulassung<br />
zurückgeben. Andere wiederum glauben,<br />
die Direktabrechnung mit dem<br />
Patienten löse alle Probleme. Warum<br />
beides ein Trugschluss ist und was beim<br />
kollektiven KV–Ausstieg wichtig ist, lesen<br />
Sie auf den | Seiten 16, 18 + 20<br />
Widerstand gegen elektronische<br />
Gesundheitskarte wächst<br />
Die meisten Mitglieder der <strong>MEDI</strong> GbR Heilbronn<br />
lehnen die elektronische Gesundheitskarte<br />
(eGK) ab, weil die Fragen nach<br />
Datensicherheit, Haftung und sämtlichen<br />
Kosten für die Arztpraxen noch nicht vollständig<br />
geklärt sind. Auch in anderen Regionen<br />
wächst der Widerstand gegen die<br />
eGK. | Seite 22<br />
Komplementärmedizin in der<br />
Hausarztpraxis<br />
Die Nachfrage der Bevölkerung nach alternativen<br />
Behandlungsmethoden und Wellness–Medizin<br />
steigt. Für manche Hausärzte<br />
würde es sich lohnen, solche Leistungen<br />
im Rahmen der Teilgemeinschaftspraxis<br />
verstärkt anzubieten. | Seite 26<br />
Praxisteam<br />
Kennen Sie unsereSchulungen?<br />
Der <strong>MEDI</strong> Verbund bietet Informations–<br />
und Fortbildungsveranstaltungen für Arzthelferinnen<br />
an. Alle Angebot, z.B. Ausbildung<br />
zur ärztlichen Management–Assistentin,<br />
Kommunikationskurse, EDV–Schulungen<br />
oder Schulungen zur Geschäftskorrespondenz,<br />
finden Sie auf | Seite 28<br />
chern. Niemand von uns kann garantieren,<br />
dass die Daten dort nicht von Unbefugten<br />
ausgespäht werden. Aber im<br />
Schadensfall werden wir dafür verantwortlich<br />
gemacht.<br />
Nun ist der Eintrag der Daten in die<br />
eGK noch eine freiwillige Leistung und<br />
bedarf der Zustimmung des Patienten.<br />
Nicht aber der Eintrag des elektronischen<br />
Rezepts, das bekanntermaßen eine Pflichtleistung<br />
der eGK ist. Und jeder weiß, dass<br />
man aus den verordneten Medikamenten<br />
jederzeit die Diagnose eines Patienten<br />
rekonstruieren kann.<br />
Woher sollten denn auch sonst die<br />
Krankenkassen die Diagnosen ihrer DMP<br />
Patienten haben, zu denen sie uns mit<br />
ihren Anfragen jede freie Minute verderben?<br />
Laut Prof. Helge Sodan dürfen gesundheitsbezogene<br />
Daten eines Patienten<br />
die Praxis nicht verlassen. Und damit ist<br />
das alles rechtlich höchst fragwürdig, und<br />
vermutlich ein schwerer Eingriff in das<br />
Selbstbestimmungsrecht des Patienten.<br />
Deshalb keine eGK in der vorliegenden<br />
Form!<br />
Dr. Alfried Schinz,<br />
Internist aus Weilheim und<br />
Vorsitzender von <strong>MEDI</strong> Bayern<br />
Zu „LPWL will lokale<br />
Gesundheitsunternehmen gründen“<br />
Kontraproduktives<br />
Modell<br />
Dass Ärztinnen und Ärzte bei der Verbindlichkeit<br />
noch deutlich „zulegen“ können,<br />
ist eine Binsenweisheit. Beim Landesverband<br />
Praxisnetze Westfalen–Lippe<br />
(LPWL) wollen nun einige Netze Kooperationen<br />
mit Krankenkassen und Kliniken<br />
eingehen – im Sinne einer Win–Win–Lösung<br />
für alle Beteiligten. Dahinter steckt<br />
die Idee, dass „geplante Gesundheitsunternehmen<br />
...die sektorenübergreifende<br />
Versorgungsverantwortung in einzelnen<br />
Regionen übernehmen... sollen.“<br />
Dieses HMO–oder Capitation–Modell<br />
ist gekennzeichnet durch die Übernahme<br />
des sektorenübergreifenden Morbiditätsrisikos<br />
für eine Region. Abgesehen von<br />
ganz praktischen Fragen der Leistungsinanspruchnahme<br />
am „Rande der Region“<br />
halte ich dieses Vorgehen für absolut<br />
kontraproduktiv im Sinne der Interessen<br />
niedergelassener Ärztinnen und Ärzte.<br />
Wir bemühen uns seit Jahren, das<br />
Morbiditätsrisiko an die Krankenkassen<br />
zurückzugeben, wo es auch hingehört,<br />
und hier wird – völlig unverständlich –<br />
genau das Gegenteil als „Weiterentwicklung<br />
der Leistungs– und Wettbewerbsorientierung“<br />
verkauft. Im besten Fall besteht<br />
der finanzielle Nutzen einer solchen<br />
Vereinbarung darin, Einsparungen über<br />
das bisherige Maß hinaus in der konkreten<br />
Arzt–Patient–Beziehung zu realisieren.<br />
Das ist das letzte, was ich als zusätzliche<br />
Aufgabe übernehmen möchte.<br />
Was noch zu erwähnen bleibt, ist die<br />
Tatsache, dass das Medizinische Qualitätsnetz<br />
aus dem Kinzigtal im Schwarzwald,<br />
einst Gründungsmitglied von <strong>MEDI</strong><br />
Baden–Württemberg, anlässlich einer entsprechenden<br />
Vereinbarung mit der AOK<br />
Baden–Württemberg seine Mitgliedschaft<br />
im Verbund sowie die Repräsentanz im<br />
Vorstand ruhen lässt.<br />
Dr. Michael Friederich,<br />
Internist und Sprecher der<br />
<strong>MEDI</strong> Ludwigsburg GbR
Im Sommer 2005 verabschiedete der Geschäftsführende<br />
Vorstand von <strong>MEDI</strong> Baden–Württembergeinen<br />
Beschluss zur elektronischen<br />
Gesundheitskarte(eGK),den ich<br />
hier vollständig wiedergeben möchte:<br />
1. <strong>MEDI</strong> unterstützt die elektronische Gesundheitskarte.<br />
2.<strong>MEDI</strong> wird der Einführung einer flächendeckenden<br />
eGK jedoch solange nicht<br />
zustimmen, solange die technischen,<br />
betriebswirtschaftlichen und datenschutzrechtlichen<br />
Bedingungen nicht<br />
eindeutig geklärt sind.<br />
3.Insbesondere müssen die Investitionskosten<br />
für die eGK sowie die Kosten für<br />
die Pflege der Karte von den Krankenversicherungen<br />
übernommen werden.<br />
4. <strong>MEDI</strong> ist unter diesen Voraussetzungen<br />
bereit, Pilotprojekte zu unterstützen.<br />
Inzwischen ist viel Wasser den Rhein<br />
herabgeflossen. Die ersten Testläufe der<br />
eGK laufen, geklärt ist nach wie vor we<br />
leserforum<br />
Zu „Auch in anderen Regionen hat die eGK wenig Chancen“<br />
<strong>MEDI</strong> Ärzte bleiben zunächst bei ihrem Nein<br />
Zu „<strong>MEDI</strong> Arzt führte Bürokratie<br />
ad absurdum“<br />
So locken BKKen<br />
Versicherte ins<br />
DMP Asthma<br />
Der Verband der BKKen hat sich in einem<br />
seiner letzten Mitglieder–Rundschreiben<br />
eine perfide Variante der Bestechung einfallen<br />
lassen: Patienten sollen ihre Hausärzte<br />
zwingen, am „DMP Asthma“ teilzunehmen<br />
–dafür erhalten sie (die Patienten,nichtetwadie<br />
Ärzte!) jährlich100 Euro<br />
von ihrer Kasse in bar! Klar, dass nun jeder<br />
BKK–Versicherte, der während der<br />
vergangenen Grippesaison auch nur ein<br />
heiseres Hüsteln verspürte, seinen Hausarzt<br />
belagert, damit der ihm ein Asthma<br />
attestiert.<br />
Wohlverhalten des Patienten ist übrigens<br />
nicht an die Auszahlung dieses Betrags<br />
gebunden – jeder Raucher kann<br />
weiterhin fröhlich auf Kosten der Allge<br />
nig, aber das Bedürfnis nach Klarheit<br />
nimmt bei den niedergelassenen Ärzten<br />
zu, da das Gefühl, von einem großen industriellen<br />
Komplex zusammen mit dem<br />
Bundesgesundheitsministerium über den<br />
Löffel balbiert zu werden, den Charakter<br />
einer Realität annimmt. Da die politischen<br />
Akteure, die das eHealth–Projekt<br />
verfolgen, zurzeit aber in die politische<br />
und öffentlichkeitswirksame Offensive<br />
gehen, ist es für uns zwingend, uns<br />
noch einmal detaillierter mit dem ganzen<br />
Thema zu befassen. Erst wenn verlässlich<br />
zugesichert wird, dass sämtliche<br />
Investitions– und Folgekosten von den<br />
Kassen übernommen werden und dass<br />
die technischen Voraussetzungen dem<br />
alltäglichen Praxisbetrieb optimal angepasst<br />
werden und tatsächlich funktionieren,<br />
wenn der Datenschutz gewährleistet<br />
ist, erst dann können wir diesem<br />
Großprojekt zustimmen. Der gläserne Patient,<br />
dessen Intimdaten von jedem Sach<br />
meinheit seinem Laster frönen, und wenn<br />
er sich dann endlich seine chronische<br />
Bronchitis erraucht hat, erhält er als kleine<br />
Aufmerksamkeit seiner fürsorglichen<br />
Krankenkasse noch den Gegenwert von<br />
drei Stangen Zigaretten ausbezahlt! Klar,<br />
dass auch die Raucher jetzt in Massen<br />
über den Praxistresen expektorieren wer <br />
den. Und nicht zu vergessen die Pollenallergiker:<br />
Alle fühlen sich plötzlich so<br />
asthmatisch!<br />
Was wir Ärzte für diesen sinnlosen<br />
bürokratischen Aufwand bekommen, verschweigt<br />
das Rundschreiben der BKKen<br />
lieber.Natürlichbin ichgegen diesesneue<br />
Bürokratie–Monster. Aber wie lange wer <br />
de ich dem Druck der Patienten noch<br />
standhalten können, denen die Kasse<br />
mit 100–Euro–Scheinen winkt und bei<br />
Nachfrage zum Hausarztwechsel rät?<br />
Müssten nicht im Gegenzug wir Ärzte<br />
endlich mal solchen Krankenkassen „etwas<br />
husten“?<br />
Dr. Oliver W. Spang,<br />
Allgemeinmediziner aus Stuttgart<br />
imPressum<br />
<strong>MEDI</strong>times<br />
bearbeiter der Kasse gelesen werden können,<br />
ist für uns eine absolute Horror–Vorstellung.<br />
Wenn wir uns als Ärzte dafür<br />
hergeben, verraten wir die Substanz der<br />
Arzt–Patienten–Beziehung. Dies kann von<br />
uns nicht gewollt sein und genau deshalb<br />
werden wir bei unserer ablehnenden<br />
Haltung zunächst bleiben.<br />
Dipl.–Pol. Ekkehard Ruebsam–Simon,<br />
Allgemeinmediziner aus Bammental<br />
und stellv. Vorsitzender<br />
von <strong>MEDI</strong> Baden–Württemberg<br />
Herausgeber<br />
<strong>MEDI</strong> Baden–Württemberg e.V.<br />
Industriestraße 2<br />
70565 Stuttgart<br />
E–Mail: info@mediverbund.de<br />
Tel.: 0711/806079 0<br />
Fax: 0711/80607979<br />
www.mediverbund.de<br />
Redaktion<br />
Angelina Schütz<br />
Verantwortlich i.S.d.P.<br />
Dr. med. Werner Baumgärtner<br />
Design<br />
Heinz P. Fothen<br />
Druck<br />
W. Kohlhammer Druckerei<br />
GmbH & Co. Stuttgart<br />
Erscheinungsweise vierteljährlich<br />
Nachdruck nur mit Genehmigung<br />
des Herausgebers<br />
Die nächste <strong>MEDI</strong>TIMES erscheint<br />
im September 2007.<br />
Anzeigenschluss ist der 31. Juli.
<strong>MEDI</strong> Ärzte nehmen<br />
Präventionsreisen unter die Lupe<br />
Die Bonusprogramme der Krankenkassen<br />
bringen niedergelassene Ärzte zusehends<br />
in Rage. In Nordbaden wollen<br />
jetzt <strong>MEDI</strong> Ärzte diese zum Teil „unglaublichen<br />
Angebote und unsinnigen<br />
Ausgaben der Kassen“ sammeln und<br />
der Öffentlichkeit sowie der Kammer<br />
und der KV einmal vor Augen halten.<br />
Dazu haben sie eigens eine Arbeitsgruppe<br />
gegründet.<br />
Foto: TK<br />
Nordic Walking auf Mallorca, Surfen an der<br />
Ostsee, Wellness–Tage im Schwarzwald<br />
– und die Krankenkassen zahlen eifrig<br />
mit. Zuschüsse in Höhe von 150 Euro<br />
sind keine Seltenheit. Fast alle gesetzlichen<br />
Krankenversicherer sponsern ihren<br />
Versicherten derzeit sogenannte Präventionsreisen.<br />
Egal ob TUI, DERTour oder<br />
Dr. Holiday und BS Gesundheit und Reisen<br />
– die Reiseveranstalter haben sich<br />
bundesweit auf die Wellnessreisenden<br />
bestens eingestellt. Und die Versicherten<br />
sind vorerst noch begeistert.<br />
„Überall schießen Bonusprogramme<br />
und Prämienzahlungen der Krankenkassen<br />
aus dem Boden. Sie kosten eine Men<br />
ge Geld, das an anderer Stelle fehlt“, kritisiert<br />
Dr. Hans Koppenhöfer, Sprecher der<br />
neuen <strong>MEDI</strong> Arbeitsgruppe. Der hausärztlich<br />
tätige Internist aus Walldorf bei Heidelberg<br />
sammelt derzeit Informationen<br />
jeder Art. Kollegen können ihm diese per<br />
E–Mail an seine Adresse hkoppenhoefer<br />
@tonline.de schicken. Koppenhöfer freut<br />
sich über jede Mithilfe und versucht so<br />
viele Kollegen wie möglich zu erreichen.<br />
Verschleuderung von<br />
Versichertengeldern<br />
Die Bürger müssten informiert werden,<br />
wie unsinnig die gesetzlichen Krankenkassen<br />
zum Teil mit dem Geld ihrer<br />
Versicherten haushalten würden. Es gäbe<br />
Reiseprämien für Sport– und Wellnessreisen<br />
sowie Zuschüsse zu Bewegungs–,<br />
Ernährungs– und Entspannungskursen.<br />
Zudem würden Geldprämien für die Teilnahme<br />
an Vorsorgeuntersuchungen, Impfungen<br />
und Sportprogrammen gezahlt.<br />
„Die Kassen sagen ständig den Ärzten,<br />
für eine Honorarsteigerung sei kein Geld<br />
da – für Bonusprogramme aber ist unendlich<br />
viel da“, empört sich auch Allgemeinarzt<br />
und <strong>MEDI</strong> Mitglied Johannes<br />
Glaser aus Leimen. Koppenhöfer rechnet<br />
dazu konkret vor: Für eine Impfung erhalte<br />
der Patient zum Beispiel bei der<br />
DAK 500 Punkte (= 5 Euro). Der behandelnde<br />
Arzt hingegen bekomme für Befragung,<br />
Aufklärung, gegebenenfalls Untersuchung,<br />
Impfung und Dokumentation<br />
in Krankenakte und Impfpass gerade mal<br />
6,88 Euro ausgezahlt. „Die Bonuszahlungen<br />
stehen im Vergleich zu den Arzthonoraren,<br />
die uns zugestanden werden,<br />
in keinerlei Relation“, so Glaser. Sie würden<br />
den Wert der ärztlichen Arbeit missachten.<br />
„Wir haben zudem das Gefühl,<br />
dass die Zuschüsse der Krankenkassen<br />
bei Wellnessurlauben und Präventionsangeboten<br />
an der eigentlichen Zielsetzung<br />
des Paragrafen 20 SGB V vorbeigehen“,<br />
so Koppenhöfer weiter.<br />
Die Krankenkassen wären gut beraten,<br />
sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren,<br />
nämlich kranken Menschen eine adäquate<br />
Versorgung zukommen zu lassen und<br />
nur sinnvolle Präventionsprogramme zu<br />
unterstützen – so zum Beispiel Angebote<br />
zur Raucherentwöhnung. Eine entsprechende<br />
Honorierung der beteiligten Me
diziner sei hier sicherzustellen.<br />
Tatsächlich sind die Kassen gesetzlich<br />
verpflichtet, Präventionsmaßnahmen zu<br />
fördern. Der Gesetzgeber hat in Paragraf<br />
20 SGB V dabei den Krankenkassen mit<br />
dem Gesundheitsreformgesetz im Jahr<br />
2000 die Aufgabe übertragen, Maßnahmen<br />
der allgemeinen und betrieblichen<br />
Gesundheitsförderung zu unterstützen.<br />
Rund 180 Millionen Euro (pro Versichertem<br />
2,56 Euro) sollen die Kassen für Prävention<br />
jährlich ausgeben. 2005 wurden<br />
für primäre Prävention 152 Millionen Euro<br />
aufgewendet.<br />
Für medizinisch sinnvolle<br />
Leistungen fehlt das Geld<br />
Die Kassen–Leistungen sollen helfen,<br />
„den allgemeinen Gesundheitszustand“<br />
der Versicherten zu verbessern und dabei<br />
„einen Beitrag zur Verminderung sozial<br />
bedingter Ungleichheit von Gesundheitschancen“<br />
leisten, heißt es dazu im Gesetz.<br />
Bei den aktuellen Wellnessangeboten<br />
der Krankenkassen könne hiervon jedoch<br />
keine Rede sein, findet dagegen Johannes<br />
Glaser. Grundsätzlich will die neue <strong>MEDI</strong><br />
Arbeitsgruppe auch die Bürger darüber<br />
informieren, was für Präventionsleistungen<br />
die Kassen nach wie vor nicht bezahlen,<br />
obwohl sie aus ärztlicher Sicht sinnvoll<br />
sind – so zum Beispiel Augeninnendruckmessungen<br />
oder diverse Screeningangebote<br />
zur Erkennung von Haut– und<br />
Prostatakrebs.<br />
„Solche Kassenangebote bedeuten,<br />
dass die medizinische Versorgung teurer<br />
wird“, so Koppenhöfer grundsätzlich.<br />
„Die AOK wirbt ja bereits in der Lokalpresse<br />
mit teuren Farb–Inseraten für ihre<br />
großzügigen Bonusprogramme. Alle anderen<br />
werden im Zusammenhang mit<br />
der Kassen–Mitgliederwerbung mitziehen.<br />
Für uns wird immer weniger übrig<br />
bleiben“, warnt auch Allgemeinarzt Glaser.<br />
Wenn die gesetzlichen Krankenkassen<br />
Geld übrig hätten, sollten sie lieber die<br />
Beiträge senken, anstatt sie zu erhöhen,<br />
wie jetzt kürzlich bei allen großen Kassen<br />
geschehen, so Koppenhöfer.<br />
In einem zweiten Schritt will sich die<br />
Arbeitsgruppe künftig im übrigen auch<br />
die neuen Wahltarife der Krankenkassen<br />
einmal kritisch anschauen.<br />
Marion Lisson<br />
aus BadeN–WürttemBerg<br />
<strong>MEDI</strong> Symposium stößt<br />
auf großes Interesse<br />
Trotz sommerlicher Temperaturen und<br />
Biergartenwetter besuchten rund 200<br />
Mediziner und Arzthelferinnen das<br />
baden–württembergische <strong>MEDI</strong> Symposium<br />
zum metabolischen Syndrom<br />
Ende April in Stuttgart. Dr. Markus<br />
Klett, der für die Organisation zuständig<br />
war, zeigte sich mit dem Erfolg der<br />
Veranstaltung sehr zufrieden: „Wir<br />
konnten viele renommierte Referenten<br />
aus Wissenschaft, Klinik und Praxis<br />
für unser Symposium gewinnen und<br />
ernteten sehr viel Lob von unseren<br />
Mitgliedern und den Seminar–Teilnehmern.“<br />
Besonders großes Interesse fand bei<br />
den Zuhörern die Verknüpfung zwischen<br />
dem Diabetes mellitus und den<br />
Gefäß– und Herzerkrankungen. „Die Kollegen<br />
waren aber auch sehr neugierig<br />
auf die neuen Therapieoptionen beim<br />
Diabetes mellitus“, berichtet Klett. Der<br />
fachübergreifende Fokus auf die verschiedenen<br />
Krankheitsbereiche mit dem<br />
Ziel einer verbesserten Gefäßprotektion<br />
kam bei den Medizinern auf der Stuttgarter<br />
Messe äußerst gut an. „Die Kollegen<br />
zeigten sich während der Vorträge<br />
hochkonzentriert und nahmen sehr rege<br />
an den anschließenden Fragerunden<br />
teil“, bilanziert der <strong>MEDI</strong> Arzt aus Bad<br />
Cannstatt.<br />
Auch Schulungsangebote<br />
für Arzthelferinnen<br />
Im Rahmen des Symposiums veranstaltete<br />
<strong>MEDI</strong> Baden–Württemberg außer <br />
dem zwei praxisbezogene Schulungen,<br />
an denen auch Arzthelferinnen teilnehmen<br />
konnten: Eine zur Blutzuckermessung<br />
und eine zur Blutdruckmessung mit<br />
Selbstkontrolle bei Patienten. Zu beiden<br />
Schulungen kamen über 80 Teilnehmer,<br />
davon waren etwa die Hälfte Arzthelferinnen.<br />
„In diesen Schulungen wollen<br />
wir unseren Kollegen und Praxismitarbeiterinnen<br />
zeigen, wie sie ihre Patienten<br />
anleiten und motivieren können, damit<br />
diese lernen, besser mit ihrer Krankheit<br />
umzugehen“, erklärt Klett. Besonders<br />
beim zweiten Thema lag der Schwerpunkt<br />
auf den älteren Diabetikern, die laut Klett<br />
für Arzthelferinnen und Ärzte häufig ein<br />
„schwieriges Klientel“ sind. „Da Diabetes<br />
in der Regel ja nicht weh tut, müssen wir<br />
dieser Patientengruppe unsere besondere<br />
Aufmerksamkeit bei der Therapie und<br />
bei der Überwachung der Therapie widmen“,<br />
führt der Allgemeinmediziner aus.<br />
„Außerdem lernen unsere Arzthelferinnen<br />
und Kollegen bei unseren Schulungen,<br />
wie sie dem Patienten komplexe<br />
medizinische Wissensinhalte verständlich<br />
und einprägsam vermitteln können.“<br />
Für das Frühjahr 2009 plant Markus<br />
Klett für den <strong>MEDI</strong> Verbund das nächste<br />
landesweite Symposium zum metabolischen<br />
Syndrom. „Dann möchte ich versuchen,<br />
das Zeitmanagement der Vorträge<br />
etwas zu straffen, ohne dass die Fragen<br />
zu kurz kommen“, so sein ehrgeiziges<br />
Ziel. „Vielleicht sollten wir einfach ein bis<br />
zwei Referate weniger einplanen und die<br />
anschließende Fragerunde als interaktives<br />
Diskussions–Forum gestalten.“<br />
Angelina Schütz
<strong>MEDI</strong>times<br />
Wie können Niedergelassene<br />
ein MVZ verhindern?<br />
Niedergelassene Ärzte, die verhindern<br />
wollen, dass Kliniken in ihrer Nähe<br />
Medizinische Versorgungszentren (MVZ)<br />
errichten und mit ihren angebotenen<br />
Leistungen direkt in Konkurrenz zu<br />
den Vertragsärzten treten, müssen vor<br />
allem eines tun: Sich zusammenschließen,<br />
jede Menge Leserbriefe in der örtlichen<br />
Presse veröffentlichen, mit den<br />
Klinikbetreibern frühestmöglich das<br />
Gespräch suchen und dort den Verantwortlichen<br />
ihre Möglichkeiten als<br />
einweisende Ärzte sehr direkt vor<br />
Augen führen.<br />
Dies ist das Fazit eines Informationsabends,<br />
zu dem die <strong>MEDI</strong> GbR Heidelberg<br />
niedergelassene Ärzte aus der Region eingeladen<br />
hatte. Dr. Anne Gräfin Vitzthum,<br />
Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands<br />
von <strong>MEDI</strong> Baden–Württemberg,<br />
war eigens aus dem Rems–Murr–Kreis<br />
angereist, um den Kollegen konkrete<br />
Tipps an die Hand zu geben. Denn dass<br />
niedergelassene Ärzte durchaus die<br />
Chance haben, bei der Gründung eines<br />
Klinik–MVZ ein Wörtchen mitzusprechen,<br />
weiß die Allgemeinärztin aus Weinstadt<br />
anhand eigener Erfahrungen und Erfolge<br />
aus dem Rems–Murr–Kreis.<br />
Aus der Zeitung hatten die dortigen<br />
Anne Vitzthum weiß aus<br />
eigener Erfahrung:<br />
Bei der Planung von MVZ haben<br />
Niedergelassene durchaus ein<br />
Wörtchen mitzureden.<br />
aus BadeN–WürttemBerg<br />
Vertragsärzte im Sommer 2006 von dem<br />
Vorhaben der Klinikbetreiber damals erfahren.<br />
Das Zentrum sollte an die Schorndorfer<br />
Klinik angebunden werden. Eine<br />
Gegenwehr der Vertragsärzte hätte damals<br />
schnell organisiert werden müssen,<br />
erzählte Vitzthum ihren nordbadischen<br />
Kollegen. Von Vorteil dabei: Über 60<br />
Prozent der Ärzte in der Region sind bei<br />
<strong>MEDI</strong> organisiert. Das gemeinsame und<br />
direkte Auftreten der Gruppe wirkte sich<br />
erfolgreich auf Politiker und Klinikbetreiber<br />
aus.<br />
Die Strategie im<br />
Rems–Murr–Kreis führte<br />
zum Erfolg<br />
„Es hört sich vielleicht knallhart an. Aber<br />
wenn die Gegenseite, sprich die Kliniken,<br />
nicht kompromissbereit sind, müssen wir<br />
Ärzte mit unseren Kugelschreibern kämpfen.<br />
Dann müssen wir schlichtweg ankündigen,<br />
keine Einweisung mehr in die<br />
betroffenen Kliniken vornehmen zu wollen“,<br />
erklärt Anne Vitzthum kämpferisch.<br />
InSchorndorfführtedieStrategieder<strong>MEDI</strong><br />
Ärzte jedenfalls zum Erfolg. Beide Seiten<br />
konnten sich einigen. Eine Vereinbarung<br />
wurde schriftlich fixiert. In fünf Punkten<br />
sind hierin die Einflussmöglichkeiten der<br />
niedergelassenen Ärzteschaft bei der<br />
Gründung und Ausgestaltung des MVZ<br />
sichergestellt – so zum Beispiel, dass das<br />
Gesundheitszentrum seine Räume nur an<br />
Fachärzte vermietet, wenn dies mit allen<br />
betroffenen Fachärzten im Einzugsgebiet<br />
abgestimmt worden ist.<br />
„Es geht uns vorrangig darum, den<br />
Patienten eine flächendeckende Versorgung<br />
zu erhalten“, so die <strong>MEDI</strong> Ärztin aus<br />
Weinstadt. Genau diese aber sei in Gefahr,<br />
würden ohne direkte Absprache mit niedergelassenen<br />
Ärzten Klinik–MVZ entste <br />
hen. „Denn welcher Kollege kann in Konkurrenz<br />
zu einem mit mehreren Millionen<br />
Euro subventionierten Projekt treten?“<br />
Es gehe nicht darum, grundsätzlich<br />
Medizinische Versorgungszentren zu verhindern,<br />
betonte Anne Vitzthum. Das<br />
10<br />
Gerd Grube befürchtet, dass<br />
die fachärztliche ambulate<br />
Versorgung künftig in<br />
Klinik–Ambulanzen stattfindet.<br />
Gesundheitswesen sei schließlich ein<br />
Wachstumsmarkt und auch für niedergelassene<br />
Ärzte könnten MVZ durchaus<br />
attraktiv sein. „Doch solch eine Klinik–<br />
Einrichtung, die wie in Schorndorf 4,5<br />
Millionen Euro kostet und deren Kosten<br />
unter anderem von einer 92prozentigen<br />
Tochterfirma des Kreises und den<br />
Rems–Murr–Kliniken mitfinanziert wird,<br />
darf nur in enger Absprache mit den<br />
niedergelassenen Ärzten entstehen“, ist<br />
Vitzthum überzeugt. Im Voraus müsse geklärt<br />
werden, welche Leistungsangebote<br />
der Kliniken sinnvoll seien und den niedergelassenen<br />
Ärzten nicht den Boden<br />
unter den Füßen wegziehen würden.<br />
In Heidelberg fürchtet man<br />
die Konkurrenz der MVZ<br />
Akuten Handlungsbedarf scheint es in<br />
der Universitätsstadt am Neckar schon zu<br />
geben. Dr. Gerd Grube berichtete Genaueres:<br />
„Das Bethanien–Krankenhaus in<br />
der Stadt hat bereits Vertragsarztsitze aufgekauft.“<br />
Auch an der Medizinischen Universitätsklinik<br />
gebe es konkrete Bestrebungen,<br />
im ambulanten Bereich verstärkt<br />
tätig werden zu wollen. Dazu gehörten<br />
Überlegungen, eine Rheumaambulanz<br />
einrichten zu wollen, informierte der Allgemeinmediziner<br />
vor rund 50 Zuhörern.<br />
„Dabei macht es gerade in Heidelberg<br />
überhaupt keinen Sinn, dass Klinken<br />
neue ambulante Angebote schaffen wollen“,<br />
so Grube. In der Universitätsstadt<br />
am Neckar seien seit jeher niedergelassene<br />
Ärzte aller Facharztrichtungen bestens<br />
vertreten. Defizite in der ambulanten<br />
Versorgung könnten von den Kliniken<br />
kaum als Argument herangezogen werden,<br />
selbst in Form von MVZ, Gesundheitszentren<br />
oder Ambulanzen tätig wer
den zu wollen.<br />
„Die niedergelassenen Kollegen haben<br />
zur Zeit schlichtweg Angst“, so die Beobachtung<br />
von Grube. Das gelte insbesondere<br />
für die fachärztlich tätigen Ärzte.<br />
Groß sei hier die Furcht, die Politik wolle<br />
Fachärzte aus der ambulanten Versorgung<br />
verschwinden lassen und deren Aufgaben<br />
den Ambulanzen der Kliniken zuweisen.<br />
Eine Zukunft mit ambulanten Klinik–<br />
Zentren könne nicht im Interesse der niedergelassenen<br />
Ärzte und schon gar nicht<br />
im Sinne der Patienten sein, machte auch<br />
Anne Vitzthum bewusst. „Denn wie kommen<br />
ältereMenschen,die sechsoderacht<br />
Kilometer von einem MVZ entfernt wohnen<br />
und deren Fachärzte vor Ort die Praxis<br />
schließen mussten, denn demnächst<br />
zu ihrem Arzt ins MVZ?“, so die Allgemeinmedizinerin.<br />
Mit einem Taxi, das die Krankenkasse<br />
bereitwillig zahle, werde dies<br />
wohl kaum geschehen. Zudem stelle sich<br />
doch die Frage, wer die Hausbesuche zu<br />
allen Tages– und Nachtzeiten dann über <br />
nehmen solle. Marion Lisson<br />
Umfrage zum<br />
„Ärztehasserbuch"<br />
Als Reaktion auf das „Ärztehasserbuch“<br />
von Werner Bartens hat <strong>MEDI</strong> Baden<br />
Württemberg eine landesweite anonyme<br />
Patientenumfrage gestartet. Das Ergebnis:<br />
Innerhalb von vier Tagen erhielt die<br />
Stuttgarter <strong>MEDI</strong> Geschäftsstelle über<br />
8.000 Rückmeldungen von Patienten.<br />
Nur 136 Patienten (1,69%) fühlen sich<br />
von ihrem behandelnden Arzt im negativen<br />
Sinne als „Fall“ betrachtet. Lediglich<br />
0,79% (64 Patienten) fühlen sich regel<br />
aus BadeN–WürttemBerg<br />
<strong>MEDI</strong> Ärzteentwickeln neue<br />
Versorgungsmodelle<br />
Die <strong>MEDI</strong> Verbund Dienstleistungs<br />
GmbH hat mit dem Klinikum Stuttgart<br />
zwei neue Verträge abgeschlossen:<br />
Einen IV–Vertrag nach §140 SGB Vzur<br />
Behandlung von Depression, an dem<br />
nur DAK–Patienten teilnehmen können,<br />
und einen extrabudgetären Vertrag zur<br />
prä– und poststationären Versorgung<br />
bei der Knie– und Hüftendoprothese,<br />
der allen Versicherten offen steht. Beide<br />
Versorgungsmodelle wurden von<br />
<strong>MEDI</strong> Ärzten entwickelt.<br />
Mit Hilfe ihres IV–Vertrags zur Depressions–Behandlung<br />
wollen die Vertragspartner<br />
sowohl Diagnostik und Behandlung<br />
als auch die Kooperation auf den unterschiedlichen<br />
Versorgungsebenen verbessern.<br />
Und das aus gutem Grund, denn<br />
laut einer WHO–Studie zählen depressive<br />
mäßig falsch behandelt und 85 Patienten<br />
(1,06%) waren der Meinung, dass sie von<br />
ihren Ärzten abgezockt worden sind. Auf<br />
die Frage „Werden Sie von Ihren Ärzten<br />
beleidigt, beschimpft und gedemütigt?“,<br />
antworteten nur 29 der Befragten (0,36%)<br />
mit „ja“ und 86 Patienten (1,07%) gaben<br />
an, dass ihnen auch überflüssige<br />
Behandlungen aufgeschwatzt wurden.<br />
„Herr Bartens Anschuldigungen entbehren<br />
jeglicher Grundlage“, folgert <strong>MEDI</strong><br />
Chef Dr. Werner Baumgärtner. Er bezeichnet<br />
Bartens als „Wichtigtuer, der mit<br />
sogenanntem Enthüllungsjournalismus<br />
Geld verdienen möchte.“ as<br />
MEDo r g a n iz e r . ®<br />
▲ 3 netzwerkfähige Programmversionen<br />
▲ Schnittstellen zu allen Praxisprogrammen<br />
▲ für alle Fachrichtungen sowie Einzelpraxen,<br />
Praxisgemeinschaften, Gemeinschaftspraxen<br />
(auch fachgruppenübergreifend)<br />
11<br />
Das Original!<br />
▲ schnelle Terminvergabe für Einzel-, Serien-,<br />
Gruppen-, Kombinationstermine<br />
▲ Recall-, Statistik-, Wartezimmer-Modul<br />
▲ Personal-, Raum-, Geräteverwaltung<br />
▲ und vieles mehr<br />
<strong>MEDI</strong>times<br />
Erkrankungen zu den wichtigsten Volkskrankheiten<br />
weltweit und werden noch<br />
weiter zunehmen. Die Inhalte für den Vertrag<br />
legte eine fachübergreifende Arbeitsgruppe<br />
fest, die die beiden Stuttgarter<br />
<strong>MEDI</strong> ÄrzteDr.Ernst Zeller(Psychiaterund<br />
Neurologe) und Dr.Martin Knaupp (Allgemeinmediziner)<br />
ins Leben gerufen hatten.<br />
Der Vertrag soll dabei helfen, dass bereits<br />
Hausärzte depressive Erkrankungenerkennen<br />
und dass Patienten schneller und umfassender<br />
ihr gewohntes Leben wieder<br />
aufnehmen können. Außerdem wollen die<br />
Vertragspartner stationäre Aufenthalte<br />
vermeiden oder reduzieren, die Lebensqualität<br />
depressiver Patienten steigern<br />
und Chronifizierungen reduzieren.<br />
Die „Väter“desfachübergreifenden Vertrags<br />
zur Knie– und Hüftendoprothese<br />
waren Dr. Norbert Metke (Orthopäde aus<br />
Stuttgart) und Dr. Wolfgang Miller (Chirurg<br />
aus Leinfelden–Echterdingen). Die an der<br />
Behandlung beteiligten Hausärzte, Orthopäden<br />
und Chirurgen führen ihre Patienten<br />
mit einem auf sie abgestimmten<br />
Endoplan unter dem Namen „Wegweiser<br />
zum Kunstgelenk“ gemeinsam durch die<br />
Behandlung. In diesem Endoplan erfahren<br />
Patienten außerdem, was sie nach ihrem<br />
Eingriff zum Beispiel beim Gehen,<br />
Treppensteigen oder Schlafen beachten<br />
sollten. Die niedergelassenen Ärzte, die<br />
an der prä– und poststationären Versorgung<br />
teilnehmen,bekommen ihreerbrachten<br />
Leistungen außerbudgetär vom Klinikum<br />
Stuttgart aus den DRG–Beträgen vergütet.<br />
Mehr zu den Verträgen erfahren <strong>MEDI</strong><br />
Mitglieder im Internet unter www.mediverbund.de.<br />
Stefan Weresch<br />
MED+ORG · Alexander Reichert GmbH<br />
Postfach 10 81 · 78074 Niedereschach<br />
Tel. 0 77 28 - 64 550<br />
Elektronisches Terminmanagement für ärztliche und zahnärztliche Praxen. Infos, Preise, kostenlose Testversion: www.medorganizer.de
<strong>MEDI</strong>times aus rHeiNlaNd–Pfalz<br />
Ein kleiner Flyer zeigt<br />
große Wirkung<br />
Einen erfreulichen Mitgliederzuwachs<br />
kann derzeit die rheinland–pfälzische<br />
GbR <strong>MEDI</strong> Südliche Weinstraße (SÜW )<br />
für sich verbuchen. Die Zahl der Mitglieder<br />
ist hier in den vergangenen Wochen<br />
bereits um ein Drittel angestiegen. Der<br />
Grund für diesen kleinen Boom an neuen<br />
Mitgliedern: Die <strong>MEDI</strong> Ärzte in der<br />
Region um Landau basteln derzeit an<br />
einem kleinen Flyer, von dem auch Kollegen,<br />
die bislang keine <strong>MEDI</strong> Mitglieder<br />
sind, offensichtlich so überzeugt sind,<br />
dass sie sich beteiligen möchten.<br />
„Uns geht es einerseits<br />
darum,<br />
<strong>MEDI</strong> in der Öffentlichkeit<br />
be <br />
kannt zumachen<br />
und andererseits<br />
auch die Kollegialität<br />
in den<br />
eigenen Reihen<br />
zu stärken“, informiert<br />
aktuell<br />
Dr. Ralph Seitz,<br />
Sprecher der Ge<br />
Ralph Seitz<br />
schäftsführung<br />
von <strong>MEDI</strong> SÜW.<br />
19 Anmeldungen sind bei der Geschäftsstelle<br />
von <strong>MEDI</strong> Südwest in Kaiserslautern<br />
bereits für den Umkreis Landau eingegangen.<br />
„Weitere zehn haben bereits fest<br />
ihre Bereitschaft erklärt, mitmachen zu<br />
wollen“, berichtet Seitz.<br />
„Für rheinland–pfälzische Verhältnisse<br />
ist dies ein Erdrutsch im positiven Sinne“,<br />
kommentiert auch Dr. Rainer Saurwein,<br />
Geschäftsführer von <strong>MEDI</strong> Südwest, die<br />
Erfolge der <strong>MEDI</strong> Mitglieder von der<br />
Südlichen Weinstraße. Die Initiative der<br />
Rheinland–Pfälzer könnte auch für andere<br />
<strong>MEDI</strong> Gruppen bundesweit interessant<br />
sein, sind sich Beobachter bereits sicher.<br />
„In dem <strong>MEDI</strong> Flyer erklären wir nicht<br />
nur, was <strong>MEDI</strong> für eine Organisation ist<br />
und welche Ziele wir anstreben. In dem<br />
Faltblatt sind zudem alle Kollegen aufgelistet,<br />
die bei uns mitmachen“, beschreibt<br />
der Landauer <strong>MEDI</strong> Mann Seitz das Konzept.<br />
Neben den Namen, den Telefonnummer<br />
sowie den Adressen der <strong>MEDI</strong><br />
Mitglieder sind in dem Infoblatt zudem<br />
auch deren Facharztrichtung, Schwerpunkte<br />
sowie spezielle Leistungsangebote<br />
dargestellt. Der Patient kann beispielsweise<br />
erfahren, ob ein Chirurg in seiner<br />
Nähe auch Akupunktur anbietet oder ein<br />
Internist die interventionelle Kardiologie,<br />
also zum Beispiel Herzkatheteruntersuchungen,<br />
durchführt.<br />
Die Broschüre soll auch<br />
Patienten informieren<br />
Der Flyer soll künftig in allen Praxen der<br />
Region am Empfangstresen ausliegen,<br />
beziehungsweise den Patienten von den<br />
Arzthelferinnen persönlich in die Hand<br />
gedrückt werden. Die Vorbereitungen für<br />
ein „visuell und inhaltlich stimmiges Faltblatt“<br />
laufen schon auf Hochtouren. Seitz,<br />
selbst Facharzt für Innere Medizin, hat<br />
bereits Kontakt zu einer Düsseldorfer<br />
Werbeagentur aufgenommen. „Die Patienten<br />
werden sich den Flyer zu Hause an<br />
die Pinnwand hängen“, ist Seitz überzeugt.<br />
Offensichtlich scheinen davon auch<br />
andere Ärzte auszugehen, die ebenfalls<br />
mit auf dem Faltblatt stehen wollen.<br />
„Es verstärkt natürlich die Akzeptanz<br />
von <strong>MEDI</strong> SÜW, wenn die anderen Kollegen<br />
sehen, dass etwas Konkretes in der<br />
Gruppe geschieht“, ist sich Seitz bewusst.<br />
Der engagierte Mediziner und seine<br />
Kollegen unter dem Vorsitz von <strong>MEDI</strong><br />
SÜW–Chefin Dr. Ingrid Sebastian–Sehr<br />
planen denn auch, künftig nicht nur verstärkt<br />
die Öffentlichkeit über die Aktivitäten<br />
der Ärzteorganisation zu informieren,<br />
sondern auch in den eigenen Reihen<br />
den Dialog und die Zusammenarbeit zu<br />
forcieren.<br />
„Nach den Protestaktionen im letzten<br />
Jahr ist bei einigen Kollegen etwas die<br />
Luft draußen“, weiß Seitz. Dennoch sei<br />
vielen Ärzten klar, dass es keinen Sinn<br />
mache, allein vor sich hin zu „wurschteln“.<br />
Nur in einer Organisation wie <strong>MEDI</strong><br />
12<br />
könne man sich schließlich erfolgreich<br />
gegen Krankenkassen und Politik zur<br />
Wehr setzen. Es ginge konkret darum, gemeinsam<br />
aktiv zu werden und gegen<br />
Entwicklungen wie die Gründung von<br />
Gesundheitszentren und MVZ durch Klinikbetreiber<br />
anzugehen. Der Vorstand<br />
hatte die Kollegen in der Umgebung in<br />
Rundschreiben und persönlichen Gesprächen<br />
in den letzten Wochen über das<br />
neue Flyer–Projekt informiert.<br />
„Es ist eindeutig: Wir haben die Kollegen<br />
mit unserem neuen Projekt – einem<br />
Flyer für Patienten – zunächst wieder<br />
neugierig gemacht und für unsere Gruppe<br />
gewinnen können“, fasst Seitz zusammen.<br />
Durch die neuen Anmeldungen seien<br />
nun fast alle Facharztrichtungen bei<br />
<strong>MEDI</strong> SÜW“, freut er sich über den Aufschwung.<br />
Seit November 2005 existiert<br />
<strong>MEDI</strong> SÜW. Bislang war es eine kleine<br />
Gruppierung von 32 Haus– und Fachärzten.<br />
Das soll nun anders werden. 120<br />
niedergelassene Vertragsärzte arbeiten in<br />
der Region um Landau.<br />
Marion Lisson<br />
<strong>MEDI</strong> Chefin<br />
wird KV–Vize<br />
Dr. Sigrid Ultes–Kaiser, Vorsitzende von<br />
<strong>MEDI</strong> Südwest, wird künftig auch die<br />
Politik der KV Rheinland–Pfalz mitbestimmen.<br />
Die Anästhesistin aus Ramstein–Miesenbach<br />
wurde von der Vertreterversammlung<br />
zur stellvertretenden<br />
Vorsitzenden gewählt. Dem neuen<br />
Vorstand gehören somit neben der<br />
<strong>MEDI</strong> Frau noch der KV–Vorsitzende Dr.<br />
Carl–Heinz Müller – ebenfalls <strong>MEDI</strong><br />
Arzt –und Dr. Rainer Hinterberger an,<br />
der jedoch zum Jahresende aus seinem<br />
Amt ausscheidet.<br />
„Mein Ziel ist es, mit dazu beizutragen,<br />
dass sich Haus– und Fachärzte nicht auseinander<br />
dividieren lassen“, machte Ultes–<br />
Kaiser, die seit 2003 auch stellvertretende<br />
Vorsitzende von <strong>MEDI</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
ist, in einer ersten Stellungnahme deutlich.<br />
Es gelte der Übermacht der Kranken
kassen Paroli zu bieten. Es müsse verhindert<br />
werden, dass sich Ärzte mit „Schmankerln“<br />
einkaufen ließen. „Mit denen winken<br />
nämlich Kassen und Politiker zu gerne,<br />
um einzelne Ärzte aus dem System<br />
herauszubrechen“, so die Anästhesistin.<br />
Wie wichtig ihr diese fachübergreifende<br />
Zusammenarbeit ist, hatte die <strong>MEDI</strong><br />
Vorsitzende bereits vor ihrer Wahl in den<br />
KV–Vorstand gezeigt. Gemeinsam mit KV–<br />
Chef Dr. Carl–Heinz Müller und Hausärztechef<br />
Dr. Burkhard Zwerenz stellte sie<br />
nämlich eine bundesweit ungewöhnliche<br />
Kooperation auf die Beine: Alle drei –<br />
<strong>MEDI</strong>, Hausärzte und KV –wollen künftig<br />
gemeinsam beim Thema hausarztzentrierte<br />
Versorgung in Verhandlung mit den<br />
Krankenkassen treten. „Es liegt mir auch<br />
sehr am Herzen, die Identifikation der<br />
Kollegen mit ihrer KV wieder zu verbessern“,<br />
so Ultes–Kaiser weiter. Viele Vertragsärzte<br />
würden die KV mittlerweile als<br />
Fremdkörper empfinden und nicht mehr<br />
als Selbstverwaltung wahrnehmen.<br />
„Es ist dabei oft ein vorgeschobenes<br />
Argument, zu behaupten, die Arbeit der<br />
KV sei nicht transparent“, so Ultes–Kaiser.<br />
Tatsächlich seien viele Kollegen angesichts<br />
täglicher Herausforderungen und Pflichten<br />
in der Praxis nicht wirklich bereit, sich<br />
in die zugegeben hochkomplizierte Materie<br />
rund um das Vertragsarztrecht und in<br />
die Strukturen der Honorarverteilung einzuarbeiten.<br />
Das müsse sich ändern.<br />
„Natürlich ist auch die derzeit schlechte<br />
Vergütung der ärztlichen Leistungen ein<br />
außerordentlich wichtiges Thema, um<br />
das ich mich kümmern werde“, so die<br />
Pfälzerin abschließend.<br />
Die Neuordnung des Vorstandes war<br />
nötig geworden, nachdem zwei der ursprünglich<br />
vier Vorstandsmitglieder wegen<br />
Verfehlungen im Amt zurücktreten<br />
mussten.<br />
Marion Lisson<br />
aus rHeiNlaNd–Pfalz <strong>MEDI</strong>times<br />
KV und Verbände<br />
proben den<br />
Schulterschluss<br />
Eine Kooperation von niedergelassenen<br />
Haus– und Fachärzten ist jetzt in<br />
Rheinland–Pfalz geglückt: <strong>MEDI</strong> Südwest,<br />
der BDA–Hausärzteverband Rheinland–Pfalzsowie<br />
die KV Rheinland–Pfalz<br />
verhandeln derzeit gemeinsam mit den<br />
Krankenkassen vor Ort. Konkret geht<br />
es um Verträge gemäß Paragraph 73b<br />
SGB V zur hausarztzentrierten Versorgung.<br />
Der Schulterschluss mit den Hausärzten<br />
und der KV erfreue <strong>MEDI</strong> Südwest außerordentlich,<br />
erklärte <strong>MEDI</strong> Chefin Dr. Sigrid<br />
Ultes–Kaiser. „Wir wollen bei den Vertragsverhandlungen<br />
mit einer Stimme<br />
sprechen“, machte auch Dr. Burkhard<br />
Zwerenz, BDA–Hausärztechef in Rheinland–Pfalz,deutlich.<br />
Sein Verband stehe in<br />
enger Absprache mit den Verbänden der<br />
Kinder– und Jugendärzte sowie Internisten.<br />
„Es ist grundsätzlich ein Irrtum zu<br />
glauben, <strong>MEDI</strong> wolle die KV–Macht<br />
schwächen oder allein Interessen von<br />
Fachärzten vorantreiben“, bekräftigte<br />
Ultes–Kaiser, die als Anästhesistin einem<br />
ambulanten Op–Zentrum vorsteht. Es<br />
ginge vielmehr für alle Ärzte darum, gemeinsam<br />
zu marschieren und die Interessen<br />
von Haus– und Fachärzten gleichermaßen<br />
gegenüber den Krankenkassen zu<br />
vertreten. Es dürfe nicht sein, dass die gesetzlich<br />
angestrebte hausarztzentrierte<br />
Versorgung einen Keil in die Ärzteschaft<br />
treibe. Im Übrigen, sei es von Anfang an<br />
Ziel von <strong>MEDI</strong> gewesen, Bereiche aufzufangen,<br />
die der KV vom Gesetzgeber be <br />
reits entzogen worden seien, so zum Beispiel<br />
in der integrierten Versorgung.<br />
Die KV ist mit im Boot<br />
Es bestehe zwischen den Verbänden klares<br />
Einvernehmen, dass man bei den Vertragsabschlüssen<br />
gemäß Paragraph 73 b<br />
SGB V auf die bewährten Strukturen der<br />
KV zurückgreifen wolle, statt Parallelorganisationen<br />
zu entwickeln, so Zwerenz. So<br />
1<br />
wohl die Abrechnungen als auch die Kontrolle<br />
von Wirtschaftlichkeit sollen bei den<br />
neuen Verträgen zwischen KV, Hausärzten<br />
und <strong>MEDI</strong> weiterhin über die Selbstverwaltung<br />
laufen. „Es besteht erfreulicherweise<br />
ein gutes Einvernehmen zwischen<br />
KV–Chef Dr. Carl–Heinz Müller, der <strong>MEDI</strong><br />
Chefin Dr. Ultes–Kaiser und mir“, sagt<br />
Hausarzt Zwerenz<br />
offen. „Ich begrüße<br />
die Zielsetzung,<br />
gemeinsam eine<br />
einheitliche und<br />
flächendeckende<br />
hausärztliche Versorgung<br />
für die Zukunft<br />
zu entwickeln<br />
und zu verhandeln“,<br />
bestätigt<br />
auch KV–Chef Dr.<br />
Carl–Heinz Müller.<br />
Dadurchwerde der<br />
bürokratische Auf Burkhard Zwerenz<br />
wand für die Praxen<br />
minimiert und der Aufbau von<br />
Doppelstrukturen verhindert. Wichtig sei,<br />
dass die Ärzteschaft nicht auseinander dividiert<br />
werde, sondern eine Einheit bilde.<br />
„Für uns ist es selbstverständlich, uns bei<br />
Fachverträgen durch die Fachärzte beraten<br />
zu lassen. Dieser Weg war schon bei<br />
anderen Verhandlungen, wie zum Beispiel<br />
den Verträgen zum ambulanten Operieren,<br />
erfolgreich“, so Müller. Die ersten Gespräche<br />
der Ärzte mit der AOK haben be <br />
reits begonnen. Verhandlungen mit den<br />
anderen Krankenkassen wie den Ersatzkassen<br />
und den Betriebskrankenkassen<br />
stehen demnächst an.<br />
Eine Kooperation, wie sie jetzt von<br />
<strong>MEDI</strong>, KV und Hausärzteverband in Rheinland–Pfalz<br />
geschlossen worden sei, diene<br />
außerordentlich den berechtigten Forderungen<br />
der Ärzte. Für den einzelnen<br />
Arzt sei es grundsätzlich angesichts der<br />
komplizierten Honorar– und Vertragsbestimmungen<br />
nicht möglich, sich bei Vertragsverhandlungen<br />
gegen die Übermacht<br />
der Krankenkassen durchzusetzen, so<br />
Ultes–Kaiser. Jedem Kollegen sei angesichts<br />
der aktuellen Lage wohl bewusst,<br />
wie sehr er bei Vertragsverhandlungen<br />
auf die Unterstützung von Profis zurückgreifen<br />
müsse.<br />
Marion Lisson
<strong>MEDI</strong>times aus BerliN<br />
Klinik–MVZ schmälern Facharzt–Budget<br />
Die Kliniken in Berlin sind mit der Gründung<br />
von Medizinischen Versorgungszentren<br />
(MVZ) auf dem Vormarsch. Niedergelassenen<br />
Ärzten sind diese MVZ<br />
ein Dorn im Auge. Ihre Kritik: Viele<br />
Klinik–MVZ generieren neue ambulante<br />
Fälle und schmälern so das ohnehin<br />
streng begrenzte Budget der Arztpraxen.<br />
Als „Ärgernis“ betrachtet <strong>MEDI</strong> Berlin<br />
Chef Dr. Wolfgang Mitlehner zum Beispiel<br />
das MVZ der DRK Kliniken in der Drontheimer<br />
Straße. „Dort sollen offensichtlich<br />
die Chemotherapien aus dem stationären<br />
Bereich in den ambulanten verlagert<br />
werden, um unser Budget weiter zu<br />
schröpfen“, so sein Eindruck.<br />
Insgesamt 15 MVZ in der Trägerschaft<br />
von Kliniken waren im ersten Quartal dieses<br />
Jahres bei der KV Berlin zugelassen.<br />
Mehr als 80 Ärzte waren dort tätig. Die<br />
Fachrichtungen variieren sehr stark. So<br />
gibt es Klinik–MVZ, in denen gerade ein<br />
koNtakte<br />
Mitgliederverwaltung<br />
<strong>MEDI</strong> Verbund Berlin c/o HWS<br />
Bleibtreustraße 24, 10707 Berlin<br />
Tel. 030 /88 70 99 75<br />
Fax 030 /88 70 99 74<br />
info@mediberlin.de<br />
Verträge, Dienstleistungen<br />
<strong>MEDI</strong> Verbund GmbH<br />
Masurenallee 6b, 14057 Berlin<br />
Geschäftsführer: Karsten Köhler<br />
karstenwjkoehler@aol.com<br />
Geschäftsstelle: Frau Diedrich<br />
Tel. 030 /25 46 96 24<br />
Fax 030 / 25 46 96 27<br />
medigmbh@mediberlin.de<br />
Ärzteinitiative<br />
Vorsitzender: Dr. Wolfgang Mitlehner<br />
Turmstr. 21, 10559 Berlin<br />
Tel. 030 /391 87 47<br />
Fax 030 /399 03 889<br />
wolfgang.mitlehner@tonline.de<br />
mal ein Arzt für physikalische und rehabilitative<br />
Medizin und ein Neurologe arbeiten.<br />
Andere Krankenhaus–MVZ halten dagegen<br />
mit Hausärzten, Radiologen, Facharzt–Internisten<br />
verschiedener Schwerpunkte,<br />
Hautärzten, Augenärzten und<br />
Hals–Nasen–Ohren–Ärzten ein breites<br />
Spektrum von Fachrichtungen zur ambu <br />
lanten Vor– und Nachsorge für ihre Patienten<br />
bereit. Berlinweit am häufigsten<br />
vertreten sind in den Krankenhaus–MVZ<br />
neben 16 Hausärzten die fachärztlichen<br />
Internisten (12) sowie Nuklearmediziner<br />
und Strahlentherapeuten (je zehn). Die<br />
letzten beiden Fachrichtungen sind in der<br />
Hauptstadt nicht zulassungsbeschränkt,<br />
daher müssen die Krankenhäuser dafür<br />
keine Arztsitze kaufen. Nuklearmediziner<br />
und Strahlentherapeuten sind zum<br />
Beispiel in den drei MVZ an den Standorten<br />
der Charité Universitätskliniken vertreten.<br />
Auch inden beiden MVZ der Vivantes<br />
Kliniken in Neukölln und Friedrichshain<br />
finden sich jeweils Nuklearmediziner.<br />
Die Leistungen der beiden Fachgruppen<br />
sind sehr kostenintensiv. Die Punktwerte<br />
müssen gegebenenfalls von anderen<br />
Fachgruppen gestützt werden. „Das<br />
könnte zu einer gewaltigen Belastung für<br />
die Fachärzte werden“, warnt Mitlehner.<br />
Die meisten Klinikkonzerne betreiben<br />
ihreMVZ in eigenen Tochtergesellschaften<br />
mit beschränkter Haftung. Einige Krankenhausträger<br />
gründen nur einzelne MVZ,<br />
wie zum Beispiel Helios. Andere Klinikkonzerne<br />
siedeln an jedem Klinikstandort<br />
ein MVZ an, wie die Charité oder die DRK<br />
Kliniken. Dass sie sich damit den Argwohn<br />
niedergelassener Ärzte zuziehen, scheinen<br />
viele Klinikchefs noch nicht verstanden<br />
zu haben. So betont der Klinikumsdirektor<br />
der Charité, Behrend Behrends,<br />
immer wieder, dass er auf die Zusammenarbeit<br />
mit niedergelassenen Ärzten<br />
setzt. Professor Thomas Kersting, Sprecher<br />
der Geschäftsführung der DRK–Kliniken,<br />
hat kürzlich bei der Übernahme der Belegklinik<br />
Park–Sanatorium Dahlem er <br />
klärt, es sei strategische Zielsetzung der<br />
DRK–Kliniken, die sektorenübergreifende<br />
Kooperation mit Niedergelassenen zu<br />
stärken.<br />
1<br />
<strong>MEDI</strong> Ärzte in Berlin sehen die Gründung<br />
von MVZ durch Kliniken aber als<br />
Konkurrenz. Werden in den Krankenhaus–MVZ<br />
Ärzte tätig, die bislang keine<br />
Ermächtigung hatten, dürfen sie ihre<br />
Honorare bis zum Fachgruppendurchschnitt<br />
steigern. Sie erhalten folglich jedes<br />
Quartal ein etwas größeres Stück von<br />
der begrenzten Gesamtvergütung. Besonders<br />
diese MVZ sorgen für Verärgerung<br />
bei den Niedergelassenen, zumal sie die<br />
dual finanzierten Kliniken zur Stärkung<br />
im Rücken haben. „Sie saugen die Staatsknete<br />
für ihre Einrichtungen ab und stehen<br />
daher in einem ungleichen Wettbewerb“,<br />
kritisiert Mitlehner.<br />
Doch die niedergelassenen Ärzte in<br />
Berlin bleiben nicht untätig. Bei der<br />
Gründung von MVZ sind sie noch aktiver<br />
als die Kliniken. „Besonders <strong>MEDI</strong> Mitglieder<br />
nutzen diese Möglichkeit intensiv“,<br />
so Mitlehner. Die Hauptstadt zählt<br />
einer Statistik der KBV zufolge die meisten<br />
MVZ in <strong>Deutschland</strong> bezogen auf<br />
die Bevölkerung. 77 MVZ bestanden<br />
demnach Ende 2006 in Berlin, mehr gab<br />
es mit 159 von bundesweit 666 MVZ nur<br />
in Bayern.<br />
Angela Mißlbeck<br />
Drei Krankenhäuser<br />
sind <strong>MEDI</strong> Partner<br />
Drei Kliniken in Berlin haben inzwischen<br />
Kooperationsvereinbarungen mit <strong>MEDI</strong><br />
Berlin getroffen. Seit kurzem besteht eine<br />
Vereinbarung zur perioperativen Betreuung<br />
von Patienten der Schlossparkklinik<br />
und der Parkklinik Weißensee. Die beiden<br />
Kliniken im Norden Berlins unterstehen<br />
einer gemeinsamen Verwaltung. Bereits<br />
seit längerem können <strong>MEDI</strong> Ärzte<br />
die prä–und poststationäreBetreuung von<br />
Patienten des Bundeswehrkrankenhauses<br />
und des Sankt Gertrauden Krankenhauses<br />
gegen ein Sonderhonorar übernehmen.<br />
Für ein Fach besteht eine ähnliche Vereinbarung<br />
auch mit der Charité. ami
Institut korrigiert<br />
Studie<br />
Das Deutsche Institut für Public Affairs<br />
(DIPA) in Berlin hat seine Studie „Interessenvertretung<br />
durch Proteste?“ korrigiert,<br />
nachdem <strong>MEDI</strong> <strong>Deutschland</strong> das Institut<br />
darauf hingewiesen hatte, dass dessen<br />
Studienergebnisse stellenweise falsch<br />
oder unvollständig waren (siehe auch<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES Dezember 2006). Die Studie<br />
hatte zum Beispiel behauptet, dass <strong>MEDI</strong><br />
<strong>Deutschland</strong> bundesweit nur rund 1.000<br />
Mitglieder habe, tatsächlich sind es aber<br />
rund 13.000. Darüber hinaus musste die<br />
Autorin richtig stellen, dass <strong>MEDI</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
während der Ärzteproteste im letzten<br />
Jahr eine kontinuierliche Informationsarbeit<br />
sowie eine Vor– und Nachbearbeitung<br />
für seine Mitglieder gemacht und einzelne<br />
regionale politische Veranstaltungen<br />
betreut und organisiert hat. Außerdem<br />
berichtigt die Studie, dass bei Großveranstaltungen,<br />
wie sie <strong>MEDI</strong> zum Beispiel in<br />
Baden–Württemberg auf die Beine gestellt<br />
hat, immer auch Vertreterinnen der<br />
Arzthelferinnen auf dem Podium dabei<br />
waren. as<br />
gesuNdHeitsPolitik<br />
Schmidt darf Ärzte<br />
als „Geiselnehmer“<br />
titulieren<br />
Weil sie so massenhaft gegen die anstehende<br />
Gesundheitsreform gestreikt<br />
haben, müssen sich Ärzte von Spitzenpolitikernals„Geiselnehmer“beschimpfen<br />
lassen. Bundesgesundheitsministerin<br />
Ulla Schmidt und SPD–Gesundheitsexperte<br />
Prof. Karl Lauterbach dürfen<br />
demnach weiter verbreiten, Ärzte<br />
nähmen Patienten mit ihren Protesten<br />
in „Geiselhaft“.<br />
Der individuelle Mediziner sei von solchen<br />
Worten nicht in seinem Persönlichkeitsrecht<br />
verletzt, entschied das Oberlandesgericht<br />
(OLG) Karlsruhe. Es wies damit<br />
den Eilantrag eines HNO–Arztes ab, der<br />
erreichen wollte, dass die beiden Politiker<br />
die umstrittenen Äußerungen nicht mehr<br />
verbreiten dürfen. Ulla Schmidt hatte sich<br />
im Dezember in den Medien zu den<br />
Praxisschließungen wie folgt geäußert:<br />
„Mich ärgert vielleicht, wenn Patienten<br />
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<strong>MEDI</strong>times<br />
oder kranke Menschen in Geiselhaft genommen<br />
werden für Forderungen nach<br />
mehr Geld.“ Lauterbach sagte: „Das ist<br />
schon eine Geiselhaft der Patienten. Es<br />
gibt keine Berufsgruppe, die so brutal die<br />
Menschen ausnutzt, wenn es um das eigene<br />
Einkommen geht wie die Ärzteschaft.“<br />
Schon das Landgericht Freiburg hatte<br />
seinen Antrag auf Unterlassen abgewiesen.<br />
Der Kläger sei durch die inkriminierenden<br />
Äußerungen nicht als Individuum<br />
betroffen, urteilte das OLG jetzt dazu.<br />
Denn die umstrittenen Sätze hätten sich<br />
gegen die gesamte streikende Ärzteschaft<br />
gerichtet. Je größer ein angesprochener<br />
Kreis jedoch sei, desto weniger sei der<br />
Einzelne gemeint. Hier seien 40.000<br />
Ärzte betroffen gewesen, denn so viele<br />
hätten an dem besagten 4. Dezember<br />
2006 ihre Praxen geschlossen gehalten.<br />
Damit sei der angesprochene Personenkreis<br />
derart groß und unübersehbar<br />
gewesen, dass der Einzelne durch die<br />
Beleidigungen nicht in seinem Persönlichkeitsrecht<br />
verletzt worden sei (Az.: 14 U<br />
11/07).<br />
Diana Niedernhöfer<br />
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gesuNdHeitsPolitik<br />
Bedenken auf breiter<br />
Front gegen die<br />
elektronische Gesundheitskarte<br />
Ärzte in ganz <strong>Deutschland</strong> haben in den<br />
vergangenenWochenihreBedenkengegen<br />
die elektronische Gesundheitskarte<br />
(eGK) publik gemacht. Die Kritik geht<br />
quer durch die Verbände, Institutionen<br />
und Körperschaften und zeigt, dass<br />
die Ärzte nicht bereit sind, die von der<br />
Politik diktierten Bedingungen bei der<br />
Einführung der Karte zu akzeptieren.<br />
„Wir testen, ob Kartenleser Karten lesen<br />
können. Und wir stellen fest, sie können“,<br />
sagt der Flensburger Kardiologe Dr.<br />
Eckehard Meissner spöttisch zum jetzigen<br />
Stand der Testphase zur Einführung<br />
der eGK. Meissner ist nicht etwa Gegner<br />
der Erprobung, sondern einer der rund<br />
25 Ärzte in der Testregion Flensburg, die<br />
sich beteiligen, um ihre Bedenken einzubringen.<br />
In Flensburg gibt es viele Ärzte, die<br />
die Beteiligung befürworten. Ihr wichtigstes<br />
Argument: Ärzte können ihre Bedenken<br />
nur geltend machen, wenn sie<br />
sich einbringen. Durch Verweigerung, so<br />
ihre Haltung, vergebe man die Chance<br />
zur Mitgestaltung und Beeinflussung.<br />
Ob die Beteiligung der Ärzte in den<br />
Testregionen tatsächlich zur Durchsetzung<br />
der ärztlichen Interessen dient, wird un<br />
Durchblick beim<br />
GKV–Ausstieg<br />
Was Ärztinnen und Ärzte wissen müssen,<br />
die Ihre Zulassung zurückgeben wollen.<br />
Das liefert Ihnen der neue Ratgeber:<br />
➜ Exklusive Hintergrund–Informationen zu einem heißdiskutierten Medizinthema<br />
➜ Tipps zu Abrechnung,Finanzen, Management,Patientenbindung,Rechtsfragen<br />
➜ Darstellung der politischen Rahmenbedingungen<br />
➜ Die wichtigsten Dokumente, Urteile,Kontaktdaten und Links<br />
1<br />
ter den Kollegen kontrovers diskutiert.<br />
Gegner dieser Einstellung<br />
befürchten, dass die Politik die<br />
Ärzte in den Testregionen vereinnahmt<br />
und ihre Bedenken anschließend<br />
mit dem Hinweis „Ihr<br />
habt doch mitgemacht“ vom Tisch<br />
wischen kann.<br />
Fest steht: Gearbeitet wird bereits<br />
seit Dezember 2006 in den<br />
Testregionen Flensburg und im<br />
sächsischen Löbau–Zittau (rund<br />
20 niedergelassene und 85 Klinikärzte)<br />
mit der Karte. Im Sommer<br />
sollen die Regionen Heilbronn,<br />
Ingolstadt, Bochum/Essen, Trier<br />
und Wolfsburg folgen. In diesen<br />
sieben Regionen sollen elektronische<br />
Gesundheitskarten an jeweils<br />
10.000 Versicherte ausgegeben<br />
werden. Der derzeitige Test ist aus technischer<br />
Sicht für einige Regionen kein<br />
Fortschritt. Die elektronische Vernetzung<br />
war regional zum Teil schon weiter – deshalb<br />
der spöttische Kommentar Meissners<br />
zum jetzigen Test. In einer späteren<br />
Phase sollen dann Versuche mit 100.000<br />
Versicherten folgen.<br />
Fast jede Ärzteorganisation hat<br />
sich mit der eGK beschäftigt<br />
Fest steht aber auch: Die eGK leidet unter<br />
erheblichen Akzeptanzproblemen in<br />
der deutschen Ärzteschaft. Von der regi
onalen Protestgruppe UnderDocs in<br />
Norddeutschland über den IPPNW (Ärzte<br />
für die Verhütung des Atomkriegs/Ärzte<br />
in sozialer Verantwortung), die Freie<br />
Ärzteschaft und den <strong>MEDI</strong> Verbund bis<br />
zur Bundesärztekammer hat sich in den<br />
vergangenen Wochen fast jede ärztliche<br />
Gruppierung mit der Einführung der eGK<br />
beschäftigt – oft emotional, meist konstruktiv<br />
und fast immer kritisch. Die zahlreichen<br />
Veranstaltungen in der ganzen<br />
Republik zeigen stets die gleichen Bedenken<br />
der Ärzte. Ob im Praxisnetz Kiel<br />
oder bei <strong>MEDI</strong> Heilbronn: Ärzte sorgen<br />
sich um die Sicherheit der Patientendaten,<br />
fragen nach den Kosten für die Arztpraxen<br />
und befürchten hohen Aufwand, während<br />
Krankenkassen und Industrie profitieren.<br />
<strong>MEDI</strong> Chef Dr. Werner Baumgärtner<br />
teilt diese Bedenken. „Es gibt keine absolute<br />
Sicherheit“, sagte er auf einer<br />
Veranstaltung von <strong>MEDI</strong> Heilbronn zur<br />
Problematik der Speicherung aller sensibler<br />
Daten auf einem Zentralserver.<br />
Heilbronner <strong>MEDI</strong> Ärzte<br />
befürchten Datenhunger<br />
Die <strong>MEDI</strong> Mitglieder in Heilbronn befürchten<br />
den Datenhunger etwa von<br />
Lebens– und Rentenversicherungen. Und<br />
sie haben das Gefühl, dass hier eine politische<br />
Entscheidung, von oben mit<br />
Brachialgewalt, gegen die Interessen der<br />
gesuNdHeitsPolitik<br />
Patienten und gegen die Bedenken der<br />
Ärzte durchgesetzt werden soll. „Für<br />
Patienten, Ärzte und Apotheker ist das<br />
überflüssig“, sagte ein <strong>MEDI</strong> Mitglied in<br />
Heilbronn. Für die Heilbronner sind das<br />
Gründe genug, am Test in ihrer Region<br />
nicht teilzunehmen. Davon ließen sie sich<br />
auch nicht durch Gespräche mit der AOK<br />
und der Arbeitsgemeinschaft zur Einführung<br />
der elektronischen Gesundheitskarte<br />
in Baden–Württemberg abbringen. „Wir<br />
werden unser Nein durchhalten“, bekräftigte<br />
der Heilbronner <strong>MEDI</strong> Vorsitzende<br />
Dr. Vassilios Vadokas. Er gab aber auch zu<br />
verstehen, dass man zu weiteren Gesprächen<br />
bereit sei, wenn die Bedingungen<br />
wie etwa die zentrale Serverlösung überdacht<br />
werden.<br />
Dass die Heilbronner keine Exoten<br />
sind, wurde spätestens auf der Vertreterversammlung<br />
der KV Baden–Württemberg<br />
Mitte Mai deutlich. Die Versammlung<br />
folgte einstimmig einem Antrag des <strong>MEDI</strong><br />
Vorstandsmitglieds, Johannes Glaser aus<br />
Leimen, die Einführung der Karte so lange<br />
abzulehnen, bis bestimmte Forderungen<br />
umgesetzt sind. Dazu gehört der<br />
Verzicht auf die Speicherung auf einem<br />
Zentralserver und die Garantie, dass ein<br />
Rückgriff auf sensible Patientendaten nur<br />
zwischen Arzt und Patient möglich ist.<br />
Die Kosten dürfen den Ärzten auch nicht<br />
in Teilen aufgebürdet werden, Haftungsfragen<br />
sollen vor der Einführung geklärt<br />
<strong>MEDI</strong>times<br />
werden. Der Praxisbetrieb und damit das<br />
Arzt–Patientenverhältnis darf durch die<br />
Benutzung der eGK nicht belastet werden.<br />
Wo ist der Nutzen für<br />
Patienten und Ärzte?<br />
Auch bundesweit wurden Bedenken –<br />
wenn auchinabgeschwächterForm –formuliert.<br />
„Große Skepsis und Sorge“ äußerten<br />
Bundesärztekammer, KBV, Deutscher<br />
Hausärzteverband, Hartmannbund,<br />
Marburger Bund, NAV, GFB und BDI in<br />
einer gemeinsamen Erklärung zur eGK.<br />
Darin kritisieren sie u.a.: „Der Nutzen für<br />
Patienten und Ärzte steht nicht im<br />
Vordergrund und wird in der zeitlichen<br />
Abfolge vernachlässigt.“ In weiten Teilen<br />
deckt sich die Stellungnahme mit den<br />
schon im vergangenen Jahr auf dem 109.<br />
Deutschen Ärztetag vorgetragenen<br />
Bedenken, allerdings mit klarer vorgetragenen<br />
Konsequenzen –jetzt wollen die<br />
Verbände aus den laufenden Testphasen<br />
ableiten, ob die ärztlichen Interessen gewahrt<br />
bleiben und stellen klar: „Anderenfalls<br />
ist das Projekt elektronische Gesundheitskarte<br />
für die deutsche Ärzteschaft<br />
nicht weiter verfolgenswert.“<br />
Dirk Schnack<br />
Ihre Bestelladresse: <strong>MEDI</strong> Verbund Dienstleistungs GmbH,Industriestraße 2,70565 Stuttgart,Telefon 0711 806079-0,E-Mail rademacher@medi-verbund.de<br />
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<strong>MEDI</strong>times<br />
Verbände bereiten<br />
die Korbphase vor<br />
Nach den bundesweiten Informationsveranstaltungen<br />
zum Systemausstieg<br />
wollen <strong>MEDI</strong> <strong>Deutschland</strong>, der Bundesverband<br />
der Ärztegenossenschaften<br />
(BVÄG) und die Freie Ärzteschaft nach<br />
den Sommerferien mit der Korbphase<br />
beginnen. Den Auftakt wird eine große<br />
Initialveranstaltung im September in<br />
Stuttgart bilden. Danach wird es auch<br />
in anderen Regionen Veranstaltungen<br />
zu Korbmodellen geben.<br />
„Es gibt bereits einige Regionen in Baden–Württembergund<br />
Rheinland–Pfalz,<br />
die eindeutig Bereitschaft zeigen, Körbe<br />
aufzustellen“, freut sich der <strong>MEDI</strong><br />
Vorsitzende Dr. Werner Baumgärtner.<br />
Welche das sind, möchte er aber noch<br />
nicht sagen. „Unsere drei Verbände werden<br />
aus juristischen Gründen nur Informationsveranstaltungen<br />
durchführen –<br />
die Körbe füllen werden dann aber andere,<br />
die nicht vertragsärztlich tätig sind.<br />
Sonst könnten die KVen oder die Aufsicht<br />
versuchen, gegen uns vorzugehen“, befürchtet<br />
er. Die schriftlichen Erklärungen<br />
der Niedergelassenen, die für einen<br />
Korb notwendig sind, werden bei einem<br />
Juristen oder Notar hinterlegt. Die Frage,<br />
wann ein Korb scharf gestellt wird, entscheiden<br />
dann die Ärzte vor Ort.<br />
„Ärztegruppen, die ihre Kassenzulassung<br />
zurückgeben möchten, bekommen<br />
von uns logistische und juristische Unterstützung,<br />
Hilfe bei der Öffentlichkeitsarbeit<br />
und Transparenz darüber, wie für<br />
den Einzelnen die Zukunft seiner Praxis<br />
aussieht“, kündigt Baumgärtner an.<br />
Letzteres sollen die Kollegen mit Hilfe<br />
des Transkodierungsprogramms ausrechnen,<br />
das der <strong>MEDI</strong> Verbund ausgearbeitet<br />
hat. „Wir werden auch Gespräche<br />
führen, um die ersten Monate nach dem<br />
Ausstieg abzusichern, falls sich Verzögerungen<br />
seitens der Krankenkassen ergeben<br />
sollten“, so der <strong>MEDI</strong> Vorsitzende<br />
weiter. „Ich bin aber zuversichtlich, dass<br />
die Kassen ihren Verpflichtungen nachkommen<br />
werden“, fügt er hinzu.<br />
Angelina Schütz<br />
Verbände wollen<br />
im Vertragswettbewerb<br />
enger kooperieren<br />
Eigentlich kennt man die Allianz Deutscher<br />
Ärzteverbände und den Deutschen<br />
Hausärzteverband (HÄV) als gesundheitspolitische<br />
Konkurrenten. Nun wollen<br />
sich die Mitgliedsverbände der Allianzund<br />
derHÄVaberim neuen Wettbewerb<br />
um Einzelverträge nach Paragraf<br />
73 b+cSGB Vkünftig enger abstimmen.<br />
Die KVen sollen dann nur noch in<br />
Einzelfällen mit ins Boot geholt werden.<br />
Durch das GKV–Wettbewerbsstärkungsgesetz<br />
haben die KVen künftig die Möglichkeit,<br />
Einzelverträge abzuschließen –<br />
falls es die Ärzte wünschen. Ein Beispiel<br />
ist hier der novellierte Paragraf 73 b zur<br />
hausarztzentrierten Versorgung. Nachdem<br />
alle gesetzlichen Krankenkassen solche<br />
Verträge flächendeckend anbieten müssen,<br />
heißt es im SGBV: „Die Verträge<br />
können abgeschlossen werden mit<br />
Kassenärztlichen Vereinigungen, sowie<br />
Gemeinschaften (...) sie hierzu ermächtigt<br />
haben.“ Die Vertragsärzte können<br />
nun also selbst entscheiden, ob sie die<br />
KVen bei ihren Vertragsabschlüssen einbeziehen<br />
oder nicht. Und diese Chance<br />
wollen sich viele Ärzteverbände, darunter<br />
auch <strong>MEDI</strong> <strong>Deutschland</strong>, nicht nehmen<br />
lassen, zumal man dort die Vertragspolitik<br />
der KBV in den letzten 15 Jahren<br />
nicht unbedingt als erfolgreich bezeichnen<br />
würde.<br />
Bei dem Spitzentreffen von HÄV und<br />
der Allianz Ende März in Berlin einigten<br />
sich beide Seiten auf gegenseitige Information<br />
und regelmäßige Abgleichung von<br />
Vertragsinhalten. Verträge, die durch die<br />
1<br />
Verbände im freien Wettbewerb abgeschlossen<br />
werden, sollen daraufhin geprüft<br />
werden, dass Krankenkassen keinen<br />
Wettbewerbsvorteil durch deren fortschreitende<br />
Zentralisierung erhalten und<br />
durch Vertragsdumping dem ambulanten<br />
Bereich weitere Finanzmittel entziehen.<br />
Ob und inwieweit die KVen in den einzelnen<br />
Regionen bei diesen Verträgen eine<br />
Rolle spielen werden, wollen die Verbände<br />
dann im Einzelfall entscheiden.<br />
Auch in Baden–Württemberg<br />
rücken Verbände<br />
enger zusammen<br />
Eine ganz ähnliche Kooperation auf<br />
Landesebene wurde einen Monat später<br />
im Südwesten ausgerufen: HÄV, Gesundheitsnetz<br />
Süd, <strong>MEDI</strong> Baden–Württemberg,<br />
Hartmannbund, NAV–Virchow–Bund und<br />
der Verband der Kinder– und Jugendärzte<br />
kamen überein, „im freivertraglichen Bereich<br />
die Initiative für Verhandlungen mit<br />
den Krankenkassen zu ergreifen“, hieß es<br />
in der gemeinsamen Pressemitteilung.<br />
Die Verbände wollen eine möglichst einheitliche<br />
Vertragsgestaltung erzielen und<br />
die KV Baden–Württemberg nur dann ins<br />
Boot holen, „soweit dies zur inhaltlichen<br />
und logistischen Unterstützung der freien<br />
Verträge sinnvoll erscheint.“ Eine gemeinsame<br />
Verhandlungskommission wird<br />
dann die Sondierungsgespräche mit den<br />
Krankenkassen im Land aufnehmen.<br />
Angelina Schütz
NacHgefragt Bei<br />
Dr. Werner<br />
Baumgärtner<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES : Herr Dr. Baumgärtner, warum<br />
wollen unterschiedliche Verbände,<br />
die sich in der Vergangenheit nicht immer<br />
grün waren, nun plötzlich im neuen<br />
Vertragswettbewerb enger zusammen <br />
rücken?<br />
Baumgärtner : Die große Mehrheit unserer<br />
Kollegen möchte, dass ihre Verbände<br />
bundes– und landesweit zusammenar <br />
beiten. Die Ärzteverbände erkennen außerdem,<br />
dass sie nur gemeinsam gegen<br />
die dramatischen Veränderungen in unserem<br />
Gesundheitswesen bestehen<br />
können. Die Gesundheitsreform führt zu<br />
einem Paradigmenwechsel: Der Arzt soll<br />
nicht mehr im Zentrum der Patientenversorgung<br />
stehen, sondern nur noch als<br />
Teil einer Behandlungskette fungieren.<br />
gesuNdHeitsPolitik<br />
Die Krankenkassen sollen Case–Management<br />
praktizieren, kapitalkräftige Player<br />
werden unsere Krankenhäuser übernehmen<br />
und MVZ gründen und ein<br />
Krankenkassen–Oligopol wird versuchen,<br />
durch Ausschreibungen die Rahmenbedingungen<br />
der ambulanten Versorgung<br />
zu diktieren. Also sind Kooperationen allemal<br />
besser als Konfrontationen. Die neue<br />
Kooperation ist eine Art Schutzbündnisgegen<br />
die Übermacht der Krankenkassen<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES : Nun wollen die Verbände<br />
aber auch als Konkurrenz zu den KVen<br />
auftreten. Warum?<br />
Baumgärtner : Die KVen haben es nicht<br />
geschafft, im kollektivvertraglichen System<br />
eine adäquate Bezahlung unserer Leistung<br />
zu erreichen. Das wird nur noch dadurch<br />
getoppt, dass die KBV in Bezug auf<br />
den neuen EBM und die Umsetzung der<br />
Vorgaben der Paragrafen 85 bis 87 SGB V<br />
zugestimmt hat und somit unsere<br />
bisher nicht bezahlte Arbeit in<br />
Pauschalen versenktwird. Die bis <br />
herige Gesamtvergütung wird also<br />
wieder nur neu verteilt und nachdem<br />
ich mir die Paragrafen 85<br />
bis 87 durchgelesen habe, ist mir<br />
außerdem klargeworden, dass wir<br />
Ärzte wieder keine Chance auf<br />
eine bessere und zusätzliche Vergütung<br />
haben werden.<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES : Und was ist mit dem<br />
Budget–Sieb, von dem KBV–Chef Dr.<br />
Andreas Köhler immer wieder spricht?<br />
Baumgärtner : Die KBV–Vertreter können<br />
noch so oft von einem Budget–Sieb sprechen<br />
und uns erklären, dass ab 2009 die<br />
Vergütung nach Euro und Cent Einzug<br />
halten wird. Tatsache ist, dass uns in den<br />
nächsten zwei Jahren kein zusätzliches<br />
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1<br />
<strong>MEDI</strong>times<br />
Geld in der ambulanten Versorgung zur<br />
Verfügung stehen wird! Und dass die<br />
Kassen ab 2009 das Morbiditätsrisiko<br />
übernehmen ist eine Mogelpackung.<br />
Wir bleiben auch in den nächsten vier<br />
Jahren Lichtjahre von einer Vergütung<br />
von 5,11 Cent oder 47 Euro pro Arztstunde<br />
entfernt! Deshalb wäre es geradezu<br />
absurd, den KVen in dieser Situation die<br />
Verhandlungen der 73er–Verträge zu<br />
überlassen.<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES : Man hört, dass auch die<br />
KBV im Rahmen des neuen Vertragswettbewerbs<br />
künftig mit den Ärzteverbänden<br />
zusammenarbeiten will. Wie<br />
bewerten Sie das?<br />
Baumgärtner : Die KBV muss ihren Mitgliedern<br />
reinen Wein einschenken, dass<br />
sie für sie weder eine leistungsgerechte<br />
HonorierungerzielennochalsInteressen<br />
„Für Niedergelassene<br />
im System wird<br />
es kaum Honorar<br />
zuwächse geben“<br />
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vertretung fungieren kann. Das Thema<br />
Einzelverträge sollte die KBV gemeinsam<br />
mit den Verbänden angehen, damit<br />
sie nicht wieder für Dumping–Preise<br />
sorgt, um einfach imGeschäft zubleiben.<br />
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<strong>MEDI</strong>times<br />
<strong>MEDI</strong> kämpft für eine<br />
Änderung der MBO im Sinne<br />
der Einzelpraxen<br />
Der Deutsche Ärztetag hat 2004 in Bremen<br />
die Berufsordnung weitgehend liberalisiert,<br />
allerdings nur für den privatärztlichen<br />
Bereich. Das Vertragsarztrecht<br />
hinkte dem weit hinterher.Mit dem Vertragsarztrechtsänderungsgesetz<br />
(VÄG)<br />
hat der Gesetzgeber nachgezogen und<br />
das Berufsrecht teilweise sogar überholt,<br />
so dass hier wieder Nachholbedarf<br />
herrscht. Der <strong>MEDI</strong> Verbund befürchtet<br />
erhebliche Nachteile für die Einzelpraxis<br />
in derKonkurrenzzumedizinischen Versorgungszentren<br />
odermedizinischen Einrichtungen<br />
von Kapitalinvestoren, wenn<br />
GKV–Regelungen in die Musterberufsordnung<br />
(MBO) übernommen werden.<br />
Schon vor dem 110. Deutschen Ärztetag in<br />
Münster hatte sich der <strong>MEDI</strong> Verbund in<br />
mehreren Schreiben an den Präsidenten<br />
der Bundesärztekammer, Prof. Jörg D.<br />
Hoppe, gewand, um auf das Problem<br />
aufmerksam zu machen. Der <strong>MEDI</strong> Vorsitzende<br />
Dr. Werner Baumgärtner wies dar <br />
auf hin, dass die niedergelassenen Praxen<br />
im Augenblick vor ähnlichen Entwicklungen<br />
stehen, wie sie im Einzelhandel in den<br />
70–er Jahren stattgefunden haben. Große<br />
Investoren aus dem Einzelhandel planen<br />
bereits, nicht nur Versandapotheken, sondern<br />
auch medizinische Einrichtungen zu<br />
finanzieren. In diesen neuen Einrichtungen<br />
werden selbstverständlich Laborärzte,<br />
gesuNdHeitsPolitik<br />
Radiologen und andere hochspezialisierte<br />
Fachrichtungen vertreten sein.<br />
Die Folge nach Baumgärtners Worten:<br />
„Ziel dieser neuen Versorgungsstrukturen<br />
wird inerster Linie die Rendite für die<br />
Muttergesellschaft sein. Die Patienten<br />
werden in diesen Einrichtungen frei von<br />
einem Arzt zum anderen zur Mitbehandlung<br />
überwiesen werden. Es wird keine<br />
Einschränkungen bei der internen Honorarverteilung<br />
geben und je höher die Inanspruchnahme<br />
der Patienten sein wird,<br />
umso höher wird auch das Honorar der<br />
beteiligten Ärzte sein“, heißt es in seinem<br />
Schreiben an Hoppe.<br />
Einzelpraxen haben oft<br />
das Nachsehen<br />
Im Wettbewerb mit diesen neuen Einrichtungen<br />
sind die traditionellen Einzelpraxen<br />
stark benachteiligt: Schließen sie<br />
sich zusammen, dürfen nach der neuen<br />
Musterberufsordnung weder Laborärzte<br />
noch Radiologen beteiligt sein, weil Ziel<br />
des Zusammenschlusses sein könnte,<br />
dass man sich gegenseitig Patienten zuweist<br />
und den dadurch entstehenden<br />
höheren Umsatz untereinander aufteilt.<br />
Damit ist ein Sachverhalt, der für jedes<br />
Medizinische Versorgungszentrum (MVZ)<br />
eine Selbstverständlichkeitist,in einerTeilgemeinschaftspraxis<br />
verboten; die beteiligten<br />
Ärzte werden dazu noch kriminali<br />
20<br />
siert. Ein Zusammenschluss von Einzelpraxen<br />
in Teilgemeinschaftspraxen ist somit<br />
aufgrund der MBO im Wettbewerb<br />
der Zukunft schlechter gestellt.<br />
Baumgärtner ist überzeugt davon,<br />
dass die Einzelpraxen nur dann eine Zukunft<br />
im Gesundheitsmarkt haben werden,<br />
wenn sie sich dezentral mit den gleichen<br />
Möglichkeiten wie ein MVZ zusammenschließen<br />
können. Deshalb appellierte<br />
er an den BÄK–Präsidenten: „Persönlich<br />
bin ich ganz sicher, dass Sie die<br />
beschriebenen Auswirkungen der MBO<br />
nicht wünschen und auch verhindern<br />
werden.“<br />
<strong>MEDI</strong> sucht Unterstützung<br />
bei anderen Verbänden<br />
Ursprünglich wollte der <strong>MEDI</strong> Vorsitzende<br />
auf dem 110. Deutschen Ärztetag folgenden<br />
Antrag zur Änderung des Paragrafen<br />
18 Abs. 1 der MBO–Ä einbringen: „Ärztinnen<br />
und Ärzte dürfen sich zu Berufsausübungsgemeinschaften<br />
– auch beschränkt<br />
auf einzelne Leistungen –, zu<br />
Organisationsgemeinschaften, zu medizinischen<br />
Kooperationsgemeinschaften und<br />
Praxisverbünden zusammenschließen.“<br />
Nach eingehenden Gesprächen mit Vertretern<br />
anderer ärztlicher Organisationen<br />
direkt vor Beginn des Ärztetags hat sich<br />
Baumgärtner jedoch entschlossen, den<br />
Antrag in Münster noch nicht einzubringen.<br />
„Ich musste feststellen, dass die anderen<br />
Verbände für dieses Thema noch<br />
nicht genug sensibilisiert sind und<br />
Aktivitäten in diese Richtung bisher in erster<br />
Linie nur von unserem Verbund unternommen<br />
worden sind“, begründet der<br />
<strong>MEDI</strong> Chef sein Umdenken. Zu seiner<br />
Genugtuung haben ihm jedoch sowohl<br />
der Deutsche Hausärzteverband als auch<br />
die Allianz Deutscher Ärzteverbände für<br />
das Anliegen des <strong>MEDI</strong> Verbunds Unterstützung<br />
signalisiert und Zustimmung angedeutet.<br />
„Dazu wird aber noch ein intensiver<br />
Diskussionsprozess erforderlich<br />
sein“, kündigte Baumgärtner an. Den<br />
möchte der Stuttgarter intensiv begleiten<br />
und nicht durch zu frühe Initiativen ohne<br />
Vorbereitung bei den anderen Verbänden<br />
die Sache gefährden.<br />
Worum es dem <strong>MEDI</strong> Verbund dabei<br />
geht, hat der stellvertretende Vorsitzende<br />
von<strong>MEDI</strong>Baden–Württemberg,Dipl.–Pol.
Ekkehard Ruebsam–Simon, ebenfalls in<br />
einem Schreiben an BÄK–Präsident<br />
Hoppe klar gemacht:<br />
• Der Ausschluss einiger Fachgebiete aus<br />
den neuen Kooperationsformen stellt<br />
diese unter Generalverdacht und diskriminiert<br />
sie. Missbrauch sollte man in<br />
denjenigen Einzelfällen verfolgen, in<br />
denen dieser tatsächlich passiert. Es<br />
stellt sich außerdem die Frage, wie eine<br />
adäquate medizinische Versorgung<br />
ohne Labor und bildgebende Verfahren<br />
möglich sein soll.<br />
• Schon das in §18 MBO neu formulier <br />
te ausdrückliche Verbot der Umgehung<br />
desVerbots derÜberweisung gegen Entgeltist<br />
eine kollektiveSelbstbezichtigung.<br />
Das Verbot gilt im Übrigen auch ohne<br />
explizite Wiederholung. Ebenso ist es<br />
selbstverständlich, dass es keine gegenseitige<br />
Beteiligung am Honorar bei<br />
Empfehlung der Leistung eines Kollegen<br />
aus der Teilgemeinschaftspraxis ohne<br />
entsprechende Beratungs– oder thera <br />
peutische Leistung des empfehlenden<br />
Arztes geben darf.<br />
• Durch das Vertragsarztrechtsänderungs<br />
gesetz erweitern sich die Möglichkeiten<br />
der Krankenhäuser zur Konkurrenz mit<br />
dem ambulanten Bereich über die<br />
MVZ ganz erheblich. Die niedergelassenen<br />
Ärzte können dem nur durch eine<br />
verstärkte Kooperation begegnen. Auf<br />
der Ebene der Politik und der Versorgungsverträge<br />
wird diese Funktion zum<br />
Beispiel von <strong>MEDI</strong> und anderen Netzen<br />
und Verbünden übernommen.<br />
• Auf der Ebene der ärztlichen Arbeit am<br />
Patienten gibt es mit den Teilgemeinschaftspraxen<br />
jetzt endlich eine Möglichkeit,<br />
ohne gemeinsames Gebäude<br />
undohnegemeinsameKV–Abrechnung<br />
in den Wettbewerb zu treten.<br />
• Wenn die Möglichkeiten derTeilgemeinschaftspraxen<br />
derart verstümmelt wer <br />
den, können die Ärzte sich nicht zur<br />
Übernahme von Versorgungsfunktionen<br />
praxisübergreifend zusammenschließen.<br />
Das ist eine Wettbewerbsverzerrung<br />
zugunsten der MVZ und sich öffnender<br />
Ambulatorien.<br />
• Bei ärztlichen Kooperationsformen<br />
muss es den Ärzten unbenommen sein,<br />
Honorarverteilungsmaßstäbe selbst zu<br />
gesuNdHeitsPolitik<br />
definieren, natürlich immer im Rahmen<br />
der gesetzlichen Möglichkeiten auf der<br />
Grundlage der jeweils gültigen GOÄ.<br />
• So wie der Gesetzgeber durch wirtschaftlich<br />
Anreize (siehe die Anschubfinanzierung<br />
für Integrierte Versorgung<br />
oder bei den DMP) die Ärzte zu mehr<br />
Wettbewerb bringen möchte, muss es<br />
für den Zusammenschluss von Ärzten<br />
in Netzen und Untereinheiten, wie z.B.<br />
Teilgemeinschaftspraxen, ebensolche<br />
Anreize geben, da kein Arzt sonst die<br />
Mühe und die Arbeit auf sich nehmen<br />
würde, diese neuen Wege zu gehen.<br />
Was in der GKV und insbesondere bei<br />
MVZ legitim ist, kann bei privatärztlichen<br />
Leistungen nicht verwerflich sein.<br />
Baumgärtner<br />
fordert Hoppe auf,<br />
gegen Ärzte–Polemik<br />
vorzugehen<br />
BÄK–Präsident Prof. Jörg D. Hoppe hat<br />
in seiner Eröffnungsrede zum Ärztetag<br />
im Beisein von Bundesgesundheitsministerin<br />
Ulla Schmidt darauf hingewiesen,<br />
warum im letzten Jahr erstmals<br />
Zehntausende von Ärzten gegen die<br />
Gesundheitsreform auf die Straße gegangen<br />
sind:„Esist dasGefühl dervölligen<br />
Fremdbestimmung ärztlichen Handelns.“<br />
Nie zuvor ist die Freiheit des<br />
Arztberufs soinFrage gestellt worden,<br />
aber auch nie zuvor haben Ärzte so<br />
für die Freiheit ihres Berufs gekämpft.<br />
Worauf der <strong>MEDI</strong> Vorsitzende Dr. Werner<br />
Baumgärtner in seinem Redebeitrag<br />
von Hoppe wissen wollte, wann<br />
denn der Punkt komme, an dem die<br />
Ärzte zu Freiheitskämpfern werden.<br />
21<br />
<strong>MEDI</strong>times<br />
Offenbar ist noch einige Zeit der gemeinsamen<br />
Diskussion notwendig, bis<br />
das Thema in seiner Brisanz auch bei anderen<br />
Verbänden und Organisationen erkannt<br />
ist. Die angedeutete Zustimmung<br />
sowohl des Hausärzteverbandes als auch<br />
der Allianz Deutscher Ärzteverbände stimmen<br />
optimistisch, dass es gelingen wird,<br />
die Anpassung der MBO an des Sozialrecht<br />
zu verhindern.<br />
Klaus Schmidt<br />
Nach seiner Auffassung sei er im ambulanten<br />
Bereichnämlichbereits gekommen.<br />
Baumgärtner verwies auf aktuelle Veröffentlichungen<br />
in einem Buch, in denen<br />
der Berufsstand der Ärzte verunglimpft<br />
und kriminalisiert wird. Der <strong>MEDI</strong> Chef<br />
forderte die BÄK auf, dagegen juristisch<br />
vorzugehen. Ein weiteres Beispiel sei die<br />
Serie in der „BILD“–Zeitung über die<br />
schlimmen Ärzte, die auf einem Buch des<br />
ehemaligen Arztes und jetzigen Journalisten<br />
Dr. Werner Bartens fußt, mit dem<br />
unglaublichen Titel „Ärztehasserbuch“.<br />
<strong>MEDI</strong> hat in Baden–Württemberg eine<br />
landesweite Patientenumfrage in den<br />
Arztpraxen gemacht und Fragen gestellt<br />
Fortsetzung Seite 22<br />
Foto: Aevermann
<strong>MEDI</strong>times<br />
Fortsetzung von Seite 21<br />
wie „Fühlen Sie sich von Ihrem Arzt abgezockt?“<br />
oder „Fühlen Sie sich regelmäßig<br />
falsch behandelt?“. Die Antworten<br />
sprechen für sich – und gegen die Qualität<br />
der ärztefeindlichen Publikationen:<br />
Gut 99 Prozent der Patienten verneinen<br />
die Behauptungen des „Ärztehassers“<br />
( siehe auch Seite 11 ).<br />
Ein anderes aktuelles Problem der<br />
Ärzteschaft ist die elektronische Gesundheitskarte<br />
(eGK). Von 500 Ärzten in der<br />
vorgesehenen Testregion Heilbronn wollten<br />
nur sechs Ärzte an dem Test der eGK<br />
teilnehmen. Damit findet der Test in der<br />
Region Heilbronn nicht statt ( siehe auch<br />
Artikel auf Seite 16 ). Baumgärtner wies<br />
darauf hin, dass die Ärzteschaft nun klar<br />
machen müsse, dass die Karte solange<br />
nicht starten dürfe, wie die Forderungen<br />
der Ärzte nicht erfüllt sind.<br />
<strong>MEDI</strong> Vorstandsmitglied Dr. Anne<br />
Gräfin Vitzthum hatte in der Zeitung<br />
„Westfälische Nachrichten“ gelesen,<br />
was Ulla Schmidt von den Ärzteprotesten<br />
hält: Da ginge es häufig nur um<br />
Polemik, Machtpoker und Eigeninteresse.<br />
Vitzthum dazu vor dem Ärztetags–Plenum:<br />
„Dafür haben wir unse <br />
re Praxen nicht geschlossen, um uns so<br />
darstellen zu lassen.“<br />
Dem BÄK–Präsidenten bescheinigte<br />
sie eine faszinierend klare Analyse der<br />
politischen Situation. Der von Hoppe<br />
angekündigte Freiheitskampf habe etwas<br />
mit ihrer Würde zu tun, betonte<br />
Vitzthum kampfbereit. Zu diesem Freiheitskampf<br />
gehöre auch das Thema<br />
Kostenerstattung sowie der Ausstieg<br />
aus dem System, wenn es nicht anders<br />
gehe.<br />
Klaus Schmidt<br />
gesuNdHeitsPolitik<br />
Mogelpackung<br />
Vertragsarztrecht?<br />
Das Vertragsarztrechtsänderungsgesetz<br />
(VÄG): Ein Wortungetüm, das Politiker<br />
und viele Standespolitiker den Ärzten<br />
gern als großen Fortschritt verkaufen.<br />
Der <strong>MEDI</strong> Verbund ist skeptisch – und<br />
inzwischen bezweifeln auch andere<br />
Experten aus dem Gesundheitswesen,<br />
ob niedergelassene Ärzte mit dem VÄG<br />
glücklich werden.<br />
„Wir setzen damit wichtige Impulse, die<br />
den Arztberuf attraktiver machen, und<br />
wir machen die ambulante Versorgung<br />
flexibler. Vor allem aber geben wir mit<br />
dem Gesetz Antworten auf Probleme der<br />
ambulanten Versorgung“, sagt Bundesgesundheitsministerin<br />
Ulla Schmidt über<br />
das VÄG und verspricht: „Wir packen mit<br />
diesem Gesetz gezielt regionale Versorgungsprobleme<br />
an.“ Auch der Vorstand<br />
der Kassenärztlichen Bundesvereinigung<br />
(KBV ) ist voll des Lobes über das Gesetz.<br />
Die beiden KBV–Chefs sehen in dem<br />
Gesetz „die Chance, dem drohenden<br />
Ärztemangel zu begegnen und den Dienst<br />
am Menschen vor allem für den Nachwuchs<br />
wieder attraktiver zu gestalten.“<br />
Grund für die Euphorie in der Körper<br />
22<br />
schaft: Künftig kann ein Arzt an mehreren<br />
Orten gleichzeitig tätig werden, in eigener<br />
Praxis oder als Angestellter. Er darf<br />
als Angestellter sowohl im Krankenhaus<br />
als auch in einem Medizinischen Versorgungszentrumarbeiten.Zusammenschlüsse<br />
über Orts–, Praxis– und Fachgebietsgrenzen<br />
hinweg werden möglich. Die<br />
neuen Regelungen können also Anreize<br />
für die Arbeit in der ambulanten Versorgung<br />
bieten. Ministerium und KBV hatten<br />
zunächst ihr Ziel erreicht –die Stimmung<br />
in vielen Informationsveranstaltungen war<br />
gut unter den niedergelassenen Ärzten.<br />
Dazu besteht nach Auffassung vieler Experten<br />
jedoch wenig Anlass.<br />
Ungleichbehandlung<br />
gegenüber MVZ<br />
„In der Summe wohl eher keine Vorteile“<br />
erwartet RA Peter Ramolla für die Vertragsärzte<br />
durch das VÄG. Der Sachgebietsleiter<br />
Zulassung der Kassenärztlichen<br />
Vereinigung Baden–Württemberg<br />
verweist auf Ungleichbehandlungen gegenüber<br />
dem Medizinischen Versorgungszentrum<br />
(MVZ), die Vertragsärzte mit<br />
dem Gesetz in Kauf nehmen müssen. Die<br />
Foto: PixelQuelle
wichtigsten Knackpunkte aus seiner Sicht:<br />
• Trotz der neu eingeräumten<br />
Freizügigkeit bleibt das<br />
Gesamthonorar gedeckelt.<br />
Zusätzliche Gewinne des Einzelnen sind<br />
damit nur zu Lasten der Kollegen möglich.<br />
Der Betrieb von so genannten Nebenbetriebsstätten<br />
in nicht unterversorgten<br />
Bereichen erfordert einen er <br />
höhten zeitlichen und Investitionsaufwand.<br />
Dem stehen keine gesetzgeberischen<br />
Zuflüsse in die ambulante Versorgung<br />
gegenüber – der Anreiz, die<br />
neue Freizügigkeit zunutzen, beschränkt<br />
sich zunächst also auf mögliche strategische<br />
Vorteile. Dies läuft nach Ansicht<br />
Ramollas auf einen Verdrängungswettbewerb<br />
hinaus, der mittelfristig weder<br />
die persönliche Unternehmenssituation<br />
noch die Patientenversorgung verbessert.<br />
• Vertragsärzte und MVZ werden<br />
unterschiedlich behandelt.<br />
MVZ können in unbeschränkter Zahl<br />
Ärzte anstellen, während Vertragsärzte<br />
bei der Anstellung von mehr als drei<br />
bzw. vier angestellten Ärzten in eine<br />
Beweispflicht der persönlichen Leitung<br />
der Praxis genommen werden. Diese<br />
Beweislast trifft ein Medizinisches Versorgungszentrum<br />
nicht.<br />
• MVZ dürfen sich mit anderen<br />
MVZ örtlich und überörtlich<br />
zusammenzuschließen.<br />
Das wird den Verdrängungswettbewerb<br />
zwischen institutionellen Leistungsanbietern<br />
und Vertragsärzten in der GKV<br />
verstärken.<br />
• Die so genannte Kick–Back–<br />
Konstellation wirkt nachteilig auf<br />
wirtschaftlich sinnvolle Lösungen<br />
von Teilgemeinschaftspraxen.<br />
Es wird Gynäkologen nicht möglich<br />
sein, hinsichtlich der Zytologie mit einem<br />
Pathologen eine Teilleistungsgemeinschaft<br />
einzugehen. Gleiches gilt für<br />
Orthopäden, die hinsichtlich der Kernspintomographie<br />
mit einem Radiologen<br />
eine Teilleistungsgemeinschaft anstreben.<br />
„Gerade diese Teilleistungsgemeinschaften<br />
wären jedoch interessant<br />
und könnten einen Schritt in<br />
gesuNdHeitsPolitik <strong>MEDI</strong>times<br />
Richtung Medizin aus einer Hand bedeuten“,<br />
kritisiert Ramolla.<br />
Besonders institutionelle Gründer von<br />
MVZ werden die vertragsärztlichen Änderungen<br />
nach seiner Meinung mit großem<br />
Interesse betrachten und die Liberalisierung<br />
positiv bewerten. Das Gleiche gilt<br />
für Vertragsärzte, die mit ihren Kollegen<br />
unter gedeckelten Honorarbedingungen<br />
in einen Verdrängungswettbewerb treten<br />
und sich Marktanteile sichern wollen. Für<br />
Vertragsärzte in überversorgten und auch<br />
in eher ländlichen Kreisen werden durch<br />
die Neuregelungen dagegen eher Probleme<br />
bei der Patientenversorgung und<br />
auch bei der Nachfolgersuche bekommen.<br />
Ramollas Fazit: In der Summe betrachtet<br />
wird das VÄG nachhaltigste Veränderungen<br />
in der ambulanten Versorgungslandschaft<br />
bewirken, die speziell in<br />
weniger dicht besiedelten, nicht unterversorgten<br />
Landstrichen eher zu einer<br />
Verschlechterung beitragen werden.“<br />
Ärzte haben keine echten<br />
Expansionsmöglichkeiten<br />
Auch beim Vorsitzenden der Freien<br />
Ärzteschaft, Martin Grauduszus, löst das<br />
VÄG alles andere als Euphorie aus.<br />
„Dieses Gesetz dient nicht den Ärzten“,<br />
sagt Grauduszus. Denn die große Mehrheit<br />
der Vertragsärzte sei bei den Rahmenbedingungen<br />
der vergangenen Jahre<br />
nicht in der Lage gewesen, Rücklagen zu<br />
bilden. Damit haben sie auch keine Expansionsmöglichkeiten<br />
– im Unterschied<br />
zu institutionellen Investoren und Großkonzernen,<br />
die nach seiner Erwartung<br />
ambulante medizinische Zentren gründen<br />
und sich Marktanteile sichern werden.<br />
„Und diese Investoren haben als<br />
oberstes Interesse Profit, im Gegensatz<br />
zu niedergelassenen Ärzten. Damit wird<br />
das System dem Markt frei gegeben“,<br />
sagt Grauduszus.<br />
Für den Patienten kann er darin keinen<br />
Vorteil erkennen: „Es wird nicht besser<br />
und nicht günstiger.“ Vom Gesetzgeber<br />
fordert er, die Rahmenbedingungen<br />
für einen Wettbewerb auf Augenhöhe zu<br />
schaffen. Wichtigstes Instrument bleibt<br />
für ihn die freie Arztwahl, als „Schutz vor<br />
einem Umlenken der Patientenströme“<br />
in die Zentren.<br />
2<br />
Auch Verfassungsrechtler<br />
üben Kritik<br />
Neben Kritik aus vertragsärztlicher Sicht<br />
gibt es auch Bedenken des Verfassungsrechtlers<br />
Professor Helge Sodan. Der Direktor<br />
des Deutschen Instituts für Gesundheitsrecht<br />
(DIGR) bezweifelt, ob der<br />
Bund die Gesetzgebungsbefugnis hat,<br />
um derart nachhaltig in die Regelungen<br />
zur Berufsausübung von Vertragsärzten<br />
einzugreifen – ähnliche Bedenken hatte<br />
übrigens auch schon der Bundesrat geäußert.<br />
Dieser hatte im Gesetzgebungsverfahren<br />
vorgeschlagen, für die im VÄG<br />
genannten berufsrechtlichen Regelungen<br />
jeweils den Vorrang des Berufsrechts<br />
durch eine Einfügung des Vorbehalts landesrechtlicher<br />
Vorschriften klarzustellen.<br />
Die Bundesregierung hatte dem widersprochen<br />
und sich damit im Gesetzgebungsverfahren<br />
durchsetzen können.<br />
„Die Gesetzgebungszuständigkeit des<br />
Bundes für die Sozialversicherung kann<br />
kein 'Freibrief' sein, um sich über formal<br />
zum Vertragsarztrecht gehörende Vorschriften<br />
der Sache nach in das den<br />
Ländern obliegende Berufsausübungsrecht<br />
der Ärzte und Zahnärzte einzumischen“,<br />
sagte Sodan der <strong>MEDI</strong>TIMES . Er<br />
kündigte auch an, dass sich das DIGR der<br />
Frage annehmen und diese juristisch<br />
prüfen wird.<br />
Der <strong>MEDI</strong> Verbund fühlt sich von der<br />
Kritik in seiner skeptischen Haltung zum<br />
VÄG bestätigt. <strong>MEDI</strong> Chef Dr. Werner<br />
Baumgärtner hatte von Beginn an vor<br />
dem mit dem VÄG verbundenen Paradigmenwechsel<br />
gewarnt. „Der Vertragsarzt<br />
wird dann nur noch Teil einer Behandlungskette<br />
sein, während er bisher<br />
im Mittelpunkt der Behandlung stand.“ Er<br />
befürchtet ein „Aushungern“ speziell der<br />
Facharztpraxen ( siehe auch Interview auf<br />
Seite 19 ). Vom Staat werden nur noch<br />
angestellte Ärzte als „gute Ärzte“ betrachtet,<br />
da er auf diese mehr Einfluss ausüben<br />
kann als auf Freiberufler. Hausärzte<br />
sollen zum Gate–Keeper degradiert wer <br />
den, der von seiner Zwei–Zimmer–Praxis<br />
aus Patienten in die MVZ überweist –<br />
diese Aussichten hatten weder Bundesge<br />
sundheitsministerium noch die KBV in<br />
ihren Werbebroschüren beschrieben.<br />
Dirk Schnack
<strong>MEDI</strong>times<br />
SERIE ERFOLG INDER ARZTPRAxIS | 5 |<br />
Im Januar 2005 eröffneten Dr. Wilfried<br />
Nagel, Dr.Thomas Kiefer und Dr.Stefan<br />
Thomas ihre nephrologische Praxis in<br />
Stuttgart–Vaihingen. Das Spektrum<br />
reicht von der Prävention über die Dialyse<br />
bis hin zur Transplantationsambulanz.<br />
Der besondere Charme der Gemeinschaftspraxis<br />
liegt in den Ideen<br />
zur psychosozialen Betreuung der Patienten.<br />
Dialyse–Patienten sind mit ihrer neuen<br />
Lebenssituation häufig überfordert. Zur<br />
Krankheitsbewältigung gehört schließlich<br />
nicht nur, dass man plötzlich dreimal wöchentlich<br />
für vier Stunden in der Praxis<br />
erscheint. Man muss den privaten und<br />
BusiNess<br />
Dialyse–Praxis mit<br />
sozialmedizinischer Betreuung<br />
beruflichen Alltag wieder in den Griff bekommen,<br />
mit Ämtern kooperieren und<br />
sich mit der chronischen Erkrankung arrangieren.<br />
In der Dialysepraxis erwarten<br />
die Patienten auch Beratungen zu Zuzahlungen,<br />
Schwerbehindertenausweisen<br />
oder Urlaubsplänen. Und es ist auch<br />
nicht ungewöhnlich, dass Ärzte und Teams<br />
Kriseninterventionen leisten müssen.<br />
Patienten–Verein<br />
„Pro Niere“ entlastet die<br />
<strong>MEDI</strong> Ärzte enorm<br />
Was für den Patienten überlebensnotwendig<br />
ist, bedeutet für die nephrologische<br />
Praxis – organisatorisch gesehen –<br />
erst einmal Sand im Getriebe. Die Belas<br />
2<br />
Die <strong>MEDI</strong> Ärzte<br />
Stefan Thomas,<br />
Wilfried Nagel und<br />
Thomas Kiefer<br />
(von links nach rechts)<br />
greifen gerne auf<br />
das Know–how von<br />
„Pro Niere e.V.“ zurück.<br />
Foto: Auschra<br />
tung der Mitarbeiter ist nicht unerheblich:<br />
„Die Probleme reichten bis hin zu Suiziddrohungen,<br />
das war teilweise schrecklich<br />
für die Mitarbeiter“, berichtet Nagel ernst.<br />
Und ein Nierenspezialist ist ja auch nicht<br />
automatisch fit in allen psychosozialen<br />
Fragen!<br />
Die Stuttgarter Ärzte wollten jedenfalls<br />
nicht mehr „irgendwie nebenbei“ beraten,sondernzogen<br />
eine ungewöhnliche<br />
Konsequenz: Gemeinsam mit Dr. Nikolaus<br />
Frischmuth, einem ebenfalls nephrologisch<br />
tätigen <strong>MEDI</strong> Kollegen, gründeten<br />
sie den Verein „Pro Niere“, in dem <strong>MEDI</strong><br />
Mitglied Wilfried Nagel das Amt des ersten<br />
Vorsitzenden innehat. Schon nach<br />
wenigen Monaten konnte eine Sozialarbeiterin<br />
eingestellt werden, die sich inzwischen<br />
um alle Beratungsfragen kümmert.<br />
Der Verein bietet individuelle Gesprächsangebote,<br />
Gruppen zum Erfahrungsaustausch,<br />
aber auch Sport– oder
Gesprächsgruppen zu verschiedenen<br />
Themen sowie Kochkurse an. Ebenso<br />
wichtig sind die schriftlichen Informationen<br />
zur Abgabe an Betroffene und Angehörige.<br />
Auch Öffentlichkeitsarbeit wird<br />
geleistet: „Pro Niere“ informiert in der Öffentlichkeit<br />
über Ursachen und Folgen<br />
von Nierenerkrankungen – und natürlich<br />
über die Präventionsmöglichkeiten.<br />
Der gemeinnützige Verein finanziert<br />
sich über Spenden und geringe Mitgliedsbeiträge.<br />
„Uns entlastet das enorm“, ist<br />
aus der Stuttgarter Praxis zu hören. Auch<br />
aus berufspolitischen Überlegungen heraus<br />
wäre es unsinnig gewesen, die Beratung<br />
innerhalb der Praxis auszubauen.<br />
Zu groß erschien die Gefahr, dass die<br />
Kostenträger angesichts solcher „nicht<br />
medizinischer Aufgaben“ ein Einsparpotenzial<br />
entdecken könnten.<br />
Zusammenarbeit schafft<br />
Vertrauen<br />
Das Resultat der Vereinsgründung sind<br />
zufriedene Patienten, entlastete Mitarbeiter<br />
und deutlich geordnetere Strukturen.<br />
Für die Ärzte ergab sich aber noch<br />
eine weitere Konsequenz: Bei dem gemeinsamen<br />
Aufbau des Patientenvereins<br />
lernten sich die Kollegen der beiden<br />
Praxen besser kennen. Es entstand ein<br />
Vertrauensverhältnis,dasheuteGrundlage<br />
für neue Kooperationsideen ist. Die Nephrologen<br />
denken beispielsweise darüber<br />
nach, kleineren Kliniken als Dienstleistung<br />
eine mobile Dialyse für nicht<br />
transportfähige Patienten anzubieten.<br />
„Kooperation statt Abschottung“ lautet<br />
das Motto der Ärzte. „Für uns hat sich das<br />
immer ausgezahlt“, ergänzt Nagel.<br />
Die Nephrologen haben hohe Ansprüche<br />
an ihre Arztbriefe, auch das ist<br />
eine Voraussetzung für eine funktionierende<br />
Zusammenarbeit über die Praxisgrenzen<br />
hinaus. „Wir sehen unsere Arztbriefe<br />
als Visitenkarte“, fasst Nagel zusammen,<br />
„damit wollen wir auch die<br />
Qualität unserer Arbeit dokumentieren.“<br />
Arbeit mit externer<br />
Qualitätskontrolle<br />
In der Dialysepraxis spielt Qualität eine<br />
zentrale Rolle, nicht nur aus Sicht der<br />
Ärzte. Auch die KV hat mittlerweile Qualitätskontrollen<br />
eingeführt. Die Arbeit mit<br />
BusiNess<br />
Wilfried Nagel möchte<br />
seine Patienten nicht nur<br />
„irgendwie nebenher“ beraten.<br />
Foto: Privat<br />
Qualitätsindikatoren, in anderen Fachbereichen<br />
noch graue Theorie, ist für Dialysepraxen<br />
inzwischen zur Normalität geworden:<br />
Die KV sorgt für ein regelmäßiges<br />
Benchmarking, das u.a. die Hämoglobinwerte<br />
der Dialyse–Patienten ver <br />
gleicht, letztlich also die Ergebnisqualität<br />
der Praxen. Auffällig wird eine Praxis beispielsweise,<br />
wenn mehr als 15 Prozent<br />
der Patienten die anzustrebenden Hämoglobinwerte<br />
nicht erreichen oder wenn<br />
umgekehrt auffällig hohe Werte auf einen<br />
unwirtschaftlichen Einsatz von EPO<br />
schließen lassen.<br />
Eine gute Dialysequalität ist also notwendig<br />
für das wirtschaftliche Bestehen<br />
der Praxis. Und dazu gehört mit Sicherheit<br />
auch die Motivation der Patienten. Für<br />
die beiden Stuttgarter <strong>MEDI</strong> Praxen über <br />
nimmt der Patienten–Verein Teile dieser<br />
Aufgabe – dies könnte ein Vorbild auch<br />
für andere Fachrichtungen werden.<br />
Ruth Auschra<br />
2<br />
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5
<strong>MEDI</strong>times BusiNess<br />
„Von uns wollte noch<br />
keiner Stützstrümpfe“<br />
Nachdem der Hilfsmittelhersteller medi<br />
Bayreuth Klage gegen die <strong>MEDI</strong> Verbund<br />
Dienstleistungs GmbH eingereicht<br />
hat, versucht der Ärzteverbund nachzuweisen,dass<br />
erin deröffentlichen Wahrnehmung<br />
der Bekanntere von beiden ist.<br />
Deshalb hat die Dienstleistungs GmbH<br />
dem Landgericht Nürnberg–Fürth über<br />
1.000 gesammelte Berichte aus Rundfunk,Fernsehen,Tages–und<br />
Fachpresse<br />
vorgelegt, die über die Entwicklungen<br />
des <strong>MEDI</strong> Verbunds seit seiner Gründung<br />
1999 berichten.<br />
RA Dr. Hans Baumann, der den <strong>MEDI</strong><br />
Verbund im Namensrechtstreit vertritt,<br />
rechnet sich gute Chancen aus: „Zwei<br />
Oberlandesgerichte und das Deutsche Patent–<br />
und Markenamt haben schon ent <br />
schieden, dass das Zeichen ‚Medi’ nicht<br />
kennzeichnungskräftig ist. Ein Markenschutz<br />
kann somit nur durch ‚Verkehrsgeltung’<br />
entstehen.“ Das bedeutet: Das<br />
Markenrecht entsteht für denjenigen, von<br />
dem hinreichend bekannt ist, dass er das<br />
Zeichen benutzt. „Bei Ärzten hat diesen<br />
Bekanntheitsgrad aber schon der <strong>MEDI</strong><br />
Verbund“, so Baumann weiter.<br />
Denn die medi GmbH & Co. KG in<br />
Bayreuth hieß nicht immer so: Anfang<br />
1991 kannte man das Unternehmen gemäß<br />
des Handelsregisterauszugs unter<br />
dem Namen „Weihermüller & Voigtmann<br />
GmbH & Co. KG“. Dann hieß die Firma<br />
bis August 2005 „medi Bayreuth Weihermüller<br />
& Voigtmüller GmbH & Co. KG“.<br />
Erst ab dem 19. 6. 2006 nennt sie sich<br />
„medi GmbH & Co KG“. „Die Firma benutzte<br />
den Namen ‚Medi’ also nicht von<br />
Beginn an“, bilanziert Werner Conrad, Geschäftsführer<br />
der <strong>MEDI</strong> Verbund Dienstleistungs<br />
GmbH.<br />
Obwohl der Bayreuther Hilfsmittelhersteller<br />
Klage beim Landgericht Nürnberg–<br />
Fürth eingereicht hat, signalisiert er nach<br />
wie vor Interesse an einer außergerichtlichen<br />
Einigung. Werner Conrad sieht darin<br />
jedoch keinen ernstgemeinten Versuch:<br />
„medi Bayreuth stellt uns nach wie vor<br />
unerfüllbare Bedingungen: Auf der einen<br />
Die neue Internetseite hat viele Vorteile<br />
Der <strong>MEDI</strong> Verbund hat seine Internetseite<br />
www.mediverbund.de neu gestaltet.<br />
Nun können Mitglieder,Interessenten,<br />
Arzthelferinnen, Journalisten<br />
und Patienten die Seite nutzen. Außer<br />
einem moderneren und übersichtlicheren<br />
Design wurde auch die Mitgliederverwaltung<br />
neu programmiert. Darüber<br />
hinaus haben <strong>MEDI</strong> Mitglieder und andere<br />
Ärzte die Möglichkeit, Beiträge<br />
und Meldungen in der Nachrichten–Rubrik<br />
zu kommentieren. Und <strong>MEDI</strong> Mitglieder<br />
können sich sogar ihr eigenes<br />
Informations–Profil mit Hilfe der Rubrik<br />
„Mein <strong>MEDI</strong>“ zusammenstellen.<br />
Während einige <strong>MEDI</strong> Mitglieder lieber<br />
per E–Mail über neue Angebote und Ge<br />
schehnisse informiert werden möchten,<br />
bevorzugen andere das gute alte Fax.<br />
Außerdem interessieren sich nicht alle<br />
<strong>MEDI</strong> Ärztefür die gleichen Themen:Während<br />
einige Informationen zu Teilgemeinschaftspraxen,<br />
Ärztehäusern oder individuellen<br />
Gesundheitsleistungen möchten,<br />
interessieren sich andere mehr für neue<br />
Einkaufsangebote oder Standespolitik.<br />
„Jedes <strong>MEDI</strong> Mitglied, das bei uns registriert<br />
ist, kann uns seine Wünsche mitteilen“,<br />
erklärt IT–Spezialist Sven Gutekunst.<br />
In der Stuttgarter Geschäftsstelle<br />
werden diese Informationen von den Mitarbeiternberücksichtigt.Aber„Mein<br />
<strong>MEDI</strong>“<br />
kann noch mehr: Jedes <strong>MEDI</strong> Mitglied<br />
kann wichtige Daten wie Praxisadresse,<br />
Zusatzbezeichnung, IGeL, belegärztliche<br />
2<br />
Seite will das Unternehmen weitere<br />
Auseinandersetzungen und Kosten vermeiden,<br />
auf der anderen Seite macht es<br />
uns den Namen ‚<strong>MEDI</strong>’ weiter streitig.“<br />
Der <strong>MEDI</strong> Verbund möchte aber erreichen,<br />
dass beide Parteien den Namen<br />
„Medi“ benutzen dürfen. „In <strong>Deutschland</strong><br />
existiert mittlerweile eine dreistellige Zahl<br />
von Unternehmen oder Organisationen,<br />
die den Namen ‚Medi’ tragen“, erklärt<br />
Conrad und zählt auf, wo der <strong>MEDI</strong> Verbund<br />
überall auftaucht: „Wir stehen im<br />
Messeverzeichnis der Stuttgarter „<strong>MEDI</strong><br />
ZIN“–Messe auf dem Deckblatt und auf<br />
diversen Plakaten, Flyern und Kompendien.<br />
Unser Name stand auf unserer<br />
Patientenzeitschrift ‚<strong>MEDI</strong> für Sie’, die<br />
landesweit in sechsstelliger Auflage verschickt<br />
wurde und wir können nachweisen,<br />
dass wir mit eigenen Rundfunkbeiträgen<br />
bundesweit fast drei Millionen<br />
Hörer erreicht haben.“ Darüber hinaus sei<br />
ihm kein einziger Fall bekannt, in dem<br />
Ärzte, Journalisten, Kassenvertreter oder<br />
Patienten den <strong>MEDI</strong> Verbund mit dem<br />
bayerischen Strumpfhersteller verwechselt<br />
haben. „Seit ich Geschäftsführer bin,<br />
wollte bei uns noch nie jemand Stützstrümpfe<br />
bestellen“, schmunzelt Conrad.<br />
Angelina Schütz<br />
Tätigkeiten oder ambulante Operationen<br />
eigenständig aktualisieren. „Das ist besonders<br />
für Ärzte interessant, die sich in einer<br />
Teilgemeinschaftspraxis niederlassen<br />
möchten“, erklärt Gutekunst. Darüber<br />
hinaus kann jedes Mitglied in „Mein <strong>MEDI</strong>“<br />
angeben, an welchen Einzel–oder IV–Verträgen<br />
es teilnimmt.<br />
Außer den Mitgliedern bietet die neue<br />
Internetseite aber auch den Mitarbeitern<br />
der einzelnen <strong>MEDI</strong> Verbünde neue Möglichkeiten:<br />
Alle registrierten Mitarbeiter<br />
haben nun Zugriff auf wichtige Funktionen<br />
der Mitgliederverwaltung.<br />
Als nächster Schritt soll der Bereich<br />
für die Arzthelferinnen ausgebaut werden.<br />
Und bis August möchte der <strong>MEDI</strong><br />
Verbund seinen Mitgliedern ein Diskussions–Forum<br />
einrichten, das auch Nicht–<br />
<strong>MEDI</strong> Ärzte besuchen können.<br />
Angelina Schütz
Es gibt genügend Gründe für ein qualifiziertes<br />
ernährungsmedizinisches Angebot<br />
in Arztpraxen: Die Zahl adipöser<br />
Kinderund Erwachsenernimmtzu,ebenso<br />
die Zahl ernährungsabhängiger und<br />
ernährungsmitbedingter Krankheiten.<br />
Aber wie lässt sich Ernährungsberatung<br />
in den Kassenarztalltag integrieren?<br />
Die Abrechnungsberaterin Hildegard Fuchs<br />
aus Marbach wird nicht müde, die ernährungsmedizinischen<br />
Abrechnungsfehler<br />
zu erklären. Ihr Hauptgesichtspunkt: Die<br />
Beratung zur Gewichtsreduktion ist nicht<br />
automatisch eine individuelle Gesundheitsleistung<br />
(IGeL). Auf Chipkarte muss<br />
beispielsweise der Patient beraten werden,<br />
dessen Übergewicht schon ein metabolisches<br />
Syndrom oder Schlimmeres<br />
ausgelöst hat. Und nur wenige gesunde<br />
Normalgewichtige suchen ausgerechnet<br />
in der Arztpraxis nach einer IGeL–Ernährungsberatung,<br />
bei der Schönheit oder<br />
Lifestyle im Vordergrund stehen.<br />
Eine Alternative neben der Praxis ist<br />
das praxisparallele Gesundheitszentrum,<br />
das gerne als zweites Standbein beworben<br />
wird. Hier gibt es eine Vielzahl von<br />
PraxismaNagemeNt<br />
„Sie müssten sich anders ernähren…“<br />
Firmen, die dem Arzt ihre Franchise–<br />
Modelle anbieten. Gute Erfahrungen gibt<br />
es bei <strong>MEDI</strong> mit dem Corpofit–Vitalprogramm<br />
der Firma MensSana (www.mens<br />
sana.de). Firmenchef Dr. Heinz Werner<br />
Lechner, selbst Allgemeinmediziner, kennt<br />
die Praxisprobleme der Ernährungsberatung<br />
zur Gewichtsreduktion: Vom Aufbau<br />
eines kooperativen Zentrums über die<br />
Schulung der Übergewichtigen bis hin<br />
zur Abrechnung. Wer sich für die Gründung<br />
eines praxisparallelen Gesundheitszentrums<br />
interessiert, bekommt bei Mens<br />
Sana praxisgerechte Informationen.<br />
Zusammenarbeit mit einer<br />
Ernährungsfachkraft<br />
Der Begriff „Ernährungsberater“ ist nicht<br />
geschützt und wird meist von Menschen<br />
mit relativ kurzen Seminarweiterbildungen<br />
genutzt. Fachkräfte sind dagegen Diätassistenten<br />
oderOecotrophologen,die häufig<br />
freiberuflich arbeiten: Sie haben eine<br />
eigene Praxis, kommen aber auf Wunsch<br />
auch in die Arztpraxis, um dort Schulungen<br />
oder Einzelberatungen abzuhalten.<br />
Birgit Blumenschein ist Diätassistentin<br />
und Dipl.–Medizinpädagogin. Sie ar<br />
2<br />
<strong>MEDI</strong>times<br />
Kochkurse helfen Patienten<br />
beim Abnehmen und werden<br />
auch bei <strong>MEDI</strong> angeboten.<br />
Foto: AOK<br />
beitet u.a. mit dem Heidelberger<br />
<strong>MEDI</strong> Kardiologen Dr.<br />
Claus–Henning Wolde zusammen:<br />
Wolde rezeptiert not <br />
wendige Ernährungsberatungen,<br />
Blumenschein bietet sie<br />
auch in seinen Praxisräumen<br />
an und zahlt dafür eine Raumnutzungsgebühr.<br />
Die Patienten<br />
müssen die Kosten in der<br />
Regel vorstrecken,bekommen<br />
sie aber (anteilig) von ihrer<br />
Kasse zurückerstattet. Arzt,<br />
Diätassistentin und Patienten<br />
profitieren von dieser Konstellation.<br />
Eine goldene Nase<br />
verdient sich aber niemand<br />
dabei.<br />
Wolde ist überzeugt, dass<br />
Ernährungsberatung in ein<br />
seriöses Präventionsangebot und Praxiskonzept<br />
eingebettet sein sollte: „Der kardiologisch<br />
untersuchte Patient, der prognostisch<br />
etwas für seine Gesundheit leisten<br />
muss, wird optimal erreicht durch<br />
eine Ernährungsberatung, gekoppelt mit<br />
einer Sportleistungsdiagnostik und –be <br />
ratung. Hier aber bitte kein Woodoo–<br />
Zauber!“ Stattdessen empfiehlt er modernste<br />
und kompetenteste Diagnostik<br />
und Therapie, gerade bei Selbstzahlerangeboten.<br />
Eine Sportleistungsdiagnostik<br />
auf dem Laufband als Ergospirometrie mit<br />
Beratung durchgeführt dauert bei ihm<br />
mindestens 90 Minuten.<br />
Patientenschulungsverein<br />
gründen<br />
Auch der Stuttgarter Allgemeinmediziner<br />
und Diabetes–Experte Dr. Markus Klett<br />
betreut in seiner Praxis viele Menschen<br />
mit Ernährungsproblemen. Eine ausführliche<br />
Beratung lässt sich seiner Erfahrung<br />
nach nicht in den Praxisalltag integrieren.<br />
Für ihn war die Gründung eines Schulungsvereins<br />
gemeinsam mit <strong>MEDI</strong> Kolle
gen die logische Konsequenz: Hier werden<br />
in erster Linie Diabetesschulungen<br />
angeboten. „Durch die Bündelung der<br />
Schulungen und die systematische Weiterbildung<br />
der Arzthelferinnen kann in<br />
Schulungsvereinen ein höheres Niveau<br />
als in der Praxis erreicht werden“, so<br />
Klett. Für die Zukunft könnte sich der<br />
Allgemeinarzt aber auch gut vorstellen,<br />
vermehrt Schulungen und Kochkurse für<br />
Übergewichtige anzubieten – oder auch<br />
andere IGeL rund um die Vitamin– und<br />
Mikronährstoffversorgung.<br />
Seiner Erfahrung nach sind Einzelschulungen<br />
vor allem für „Problemfälle“<br />
sinnvoll. Üblicherweise empfindet er gerade<br />
bei Diabetes– und Adipositasschulungen<br />
die Gruppendynamik als positiv.<br />
Selbstverständlich sind Schulungen aber<br />
auch für andere Patientengruppen denkbar:<br />
Menschen mit Laktose–, Fruktose und<br />
Glutenunverträglichkeit beispielsweise<br />
sowie Menschen mit gehäuften Infekten<br />
odernachschweren Erkrankungen,die ihr<br />
Immunsystem wieder aufbauen wollen.<br />
Ruth Auschra<br />
Die Corpofit-Ernährungspyramide<br />
PraxismaNagemeNt<br />
NacHgefragt Bei<br />
Dr. Heinz Werner<br />
Lechner<br />
voN meNssaNa ag<br />
Lohnt sich<br />
ein Gesundheitszentrum?<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES : Herr Dr. Lechner, Sie sind<br />
niedergelassener Allgemeinarzt und Gründer<br />
der MensSana AG. Das heißt, Sie<br />
betreiben selbst ein Gesundheitszentrum<br />
und beraten Kollegen rund um praxispar <br />
allele Gesundheitszentren. Wie aufwändig<br />
ist der Aufbau so eines Zentrums?<br />
Lechner : Die Frage ist doch, wann sich<br />
der Aufwand lohnt. Interessant wird es,<br />
wenn der monatliche Umsatz mindestens<br />
bei 2.000 bis 3.000 Euro liegt. Das<br />
ist mit Ernährungsberatung und Gewichtsreduktion<br />
am einfachsten zu erreichen,<br />
weil hier die Erfolge am schnellsten<br />
erzielt werden können. Immer vorausgesetzt,<br />
das Konzept stimmt.<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES : Ihr Corpofit–Konzept<br />
basiert ja in erster Linie auf einer<br />
Formula–Diät. Sind damit<br />
langfristige Erfolge über <br />
haupt möglich?<br />
2<br />
Lechner : Unser Konzept ruht auf vier<br />
Säulen: Bevor es um die Formula–Diät<br />
geht, wird erst einmal per Bioimpedanzanalyse<br />
das Verhältnis von Körperfett und<br />
Muskeln bestimmt, ganz wichtig sind<br />
dann die Ernährungsberatung und das<br />
Bewegungsprogramm. Die FormulaDiät<br />
alleine ist sicher nicht ausreichend für<br />
eine langfristige Gewichtsreduktion, ich<br />
sehe sie eher als Krücke für den Anfang<br />
oder nach Ausrutschern zwischendurch.<br />
Die Menschen heute wollen nun einmal<br />
schnelle Erfolge sehen.<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES : Über Diäten kann man sich<br />
heute in jeder Frauenzeitschrift informieren.<br />
Wo liegt der Vorteil der ärztlichen<br />
Beratung?<br />
Lechner : Abnehmen ist leicht. Aber nur<br />
beim Arzt lernt der Patient durch die<br />
Schulung sein Gewicht langfristig zu halten.<br />
Entscheidend ist, dass der Arzt seine<br />
Patienten bei einer erneuten Gewichtszunahme<br />
sofort wieder motiviert abzunehmen.<br />
Das ist wichtig, um Frustrationen<br />
erst gar nicht aufkommen zu lassen und<br />
langfristige Erfolge zu erzielen. Einer meiner<br />
Patienten hatte beispielsweise 30 kg<br />
abgenommen und ein paar Wochen später<br />
zeigten sich dann wieder 2 kg mehr<br />
auf der Waage. Nach der BIA–Testung<br />
konnte ich Entwarnung geben und ihn<br />
beglückwünschen: Er hatte nur Muskeln<br />
aufgebaut!
<strong>MEDI</strong>times Praxisteam<br />
Vital–Assistentin:<br />
Weiterbildung im Heimstudium<br />
Kurse und Seminare für Arzthelferinnen<br />
müssen nicht am Wochenende im Hotel<br />
stattfinden. Das ist für viele Angestellte<br />
zu teuer und zu aufwändig. Die Firma<br />
VitaMed hat stattdessen unter dem<br />
Titel „Vital–Assistentin“ eine Reihe von<br />
Weiterbildungskursen entwickelt, die<br />
bequem zuhause durchgearbeitet werden<br />
können. Bei Fragen hilft ein Regionalcoach<br />
weiter.<br />
Bisher haben über 300 Arzthelferinnen<br />
die Ausbildung absolviert. Nach Abschluss<br />
der Weiterbildung wurden sie gebeten,<br />
ihre Ziele und persönlichen Erwartungen<br />
für die Zukunft darzustellen. Es antworteten<br />
129 Arzthelferinnen –eine hohe Zahl!<br />
Ihnen ging es vor allem darum, besser beratend<br />
und helfend tätig werden zu können.<br />
Viele Arzthelferinnen wollen mit dieser<br />
Weiterbildung aber auch mehr aus ih<br />
NacHgefragt Bei<br />
Manfred Sausen<br />
regioNaltraiNer<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES : Herr Sausen, als Regionalcoach<br />
bekommen Sie die Probleme der<br />
Arzthelferinnen während und nach der<br />
Weiterbildung aus der Nähe mit. Ist so<br />
rem Beruf machen: Sie nannten beispielsweise<br />
den Wunsch nach mehr Selbstständigkeit,<br />
einer eigenen Qualifikation oder<br />
besseren Karrierechancen und Zusatzeinnahmen.<br />
Immerhin 75 von 129 Arzthelferinnen<br />
sehen die Notwendigkeit, den<br />
Arzt in der Praxis stärker zu entlasten und<br />
(68Nennungen) zur Steigerung derPraxiserträge<br />
beizutragen.<br />
Folgende Seminare werden angeboten:<br />
• Selbstzahler–Leistungen anbieten –aber<br />
wie?<br />
• Erfolgreiche Patientenkommunikation<br />
• Praxisorganisation und Verwaltung<br />
• Ernährung und Orthomolekulare Medizin<br />
In den Kursen lernt die Vital–Assistentin<br />
viel darüber, wie in modernen Praxen gearbeitet<br />
wird. Der Servicegedanke zieht<br />
eine Heim–Weiterbildung Ihrer Erfahrung<br />
nach überhaupt praktikabel?<br />
Sausen: Ja. Wir haben das Lernpensum<br />
überschaubar gegliedert, sodass niemand<br />
Angst haben muss, in einem Überangebot<br />
von Lernstoff zu versinken. Es ist positiv,<br />
wenn die Arzthelferinnen den Rhythmus<br />
des Lernens selbst bestimmen können.<br />
Viele gehen einer Nebentätigkeit nach,<br />
andere haben zum Beispiel ein Kind zu<br />
versorgen. Meiner Erfahrung nach ist es<br />
sehrwichtig,dassdieeigeneWeiterbildung<br />
flexibel genug ist.<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES : Was ist aus Ihrer Sicht der<br />
wichtigste Inhalt, der in der Ausbildung<br />
zur Vital–Assistentin vermittelt wird?<br />
Sausen: Meiner Ansicht nach ist es am<br />
wichtigsten, dass die Arzthelferinnen lernen,<br />
wie wichtig sie für das Gelingen der<br />
Praxis sind. Sie müssen das Bewusstsein<br />
entwickeln, dass das Team für die Außen<br />
2<br />
sich durch alle Seminare. Aspekte der<br />
Kommunikation, Verwaltung und Organisation<br />
kommen hinzu. Besonders beliebt<br />
ist dasSeminarzur Orthomolekularen Medizin.<br />
Hier wird praxisrelevantes Wissen<br />
zu Präventionsthemen und zur Substitution<br />
von Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen<br />
vermittelt.<br />
Jedes Seminar kostet 295 Euro, ist in<br />
sich geschlossen und kann ohne weitere<br />
Vorkenntnisse gebucht werden.<br />
Alle Seminarteilnehmerinnen arbeiten<br />
ihr Kursprogramm selbstständig zuhause<br />
durch. Selbstverständlich gibt es didaktisch<br />
sorgfältig ausgearbeitete schriftliche<br />
Unterlagen, CDs und DVDs. Wichtig<br />
ist aber auch der regionale Trainer. Zusammen<br />
mit ihm lassen sich die erarbeiteten<br />
Inhalte vertiefen, sein persönliches<br />
Coaching hilft dabei, das neu erworbene<br />
Wissen umzusetzen. Ruth Auschra<br />
Sie möchten mehr Infos über die Weiterbildung<br />
zur Vital–Assistentin haben?<br />
Faxen Sie Ihre Anfrage mit Ihrer Adresse<br />
und dem Stichwort „Vital–Assistentin“<br />
einfach an VitaMed, Marcel Wegner, Fax:<br />
09401/607 333.<br />
wirkung der Praxis als professionelles<br />
Dienstleistungsunternehmen ein wesentlicher<br />
Bestandteil ist. Der Patient nimmt<br />
ja neben der Kompetenz des Arztes die<br />
gesamte Atmosphäre der Praxis auf. Und<br />
die wird stark bestimmt durch das Team.<br />
Alle Dienstleistungen der Praxis, die über<br />
den Rahmen der Kassenleistungen hinausgehen,<br />
werden durch das Team kommuniziert.<br />
Ein Plakat und ein Flyer reichen<br />
nicht! Die Arzthelferinnen müssen<br />
lernen, unaufdringlich und seriös über<br />
die Praxisangebote zu informieren. Und<br />
das lernen sie im Rahmen der Weiterbildung<br />
zur Vital–Assistentin. Einen direkt<br />
sichtbaren Nutzen gibt es aber auch<br />
noch: Mit Abschluss des Kurses haben<br />
die Arzthelferinnen viele praktikable Umsetzungshilfen<br />
wie Checklisten gemeinsam<br />
erarbeitet, die bei alltäglichen Problemen<br />
eingesetzt werden können. Diese<br />
Dokumente können übrigens auch als<br />
Bausteine für ein Qualitätsmanagement<br />
gelten. ra
<strong>MEDI</strong>times Praxisteam<br />
Wie wird die Post schnell<br />
und reibungslos erledigt?<br />
In jeder Arztpraxis spielt sich jeden<br />
Tag der Vorgang „Post machen“ ab.<br />
Manchmal werden die dazu gehörigen<br />
Tätigkeiten effizient gestaltet,<br />
in vielen Fällen allerdings nicht. Ein<br />
paar Tipps rund um die Poststapel der<br />
Eingangspost.<br />
Der Posteingang sieht in einer Arztpraxis<br />
meist noch so aus, dass der Briefträger<br />
klingelt und die Post abliefert. Viele Praxis–Briefkästen<br />
sind für die Stapel von<br />
Zeitschriften, Werbebroschüren und Briefen<br />
nämlich zu klein bemessen. Wenn<br />
die Post sowieso im Lauf der Vormittagssprechstunde<br />
kommt, macht diese<br />
Störung meist keine größeren Probleme.<br />
Für andere Praxen ist ein Postfach vielleicht<br />
die bessere Lösung.<br />
Den Postberg abtragen<br />
Wenn nur halb so viel Post wie bisher in<br />
der Praxis ankommt, braucht man auch<br />
weniger Zeit, um die Post zu sortieren,<br />
Umschläge zu öffnen und unnötigen<br />
Papiermüll zu entsorgen.<br />
Es wäre natürlich geschickt, wenn<br />
Schriftverkehr mit Kollegen und Kassen<br />
möglichst in elektronischer Form erledigt<br />
werden könnte. Aber das bleibt in den<br />
meisten Praxen wohl noch eine Zeitlang<br />
ein Wunschtraum. Viel versprechend und<br />
schnell umsetzbar ist dagegen das gezielte<br />
Verweigern unerwünschter Zeitschriften<br />
und Werbesendungen: Mit dem Vermerk<br />
„Annahme verweigert – zurück“ in den<br />
nächsten Briefkasten. Besonders hartnäckigen<br />
Werbesendungen entkommt man<br />
angeblich, indem man die unerwünschten<br />
Werbepostumschläge mit ein paar<br />
zusätzlichen Ballastblättern füllt, sodass<br />
für den Empfänger (den ursprünglichen<br />
Sender also) ein Nachporto fällig wird.<br />
Freundlichere Naturen zeigen mit ihrem<br />
Eintrag in die Robinsonliste (www.direkt<br />
marketinginfo.de/robinson.html), dass<br />
sie es vorziehen, so viel Werbepost wie<br />
Robinson Crusoe zu erhalten.<br />
„Post machen“ –<br />
was umfasst das?<br />
In den meisten Praxen wird die Aufgabe,<br />
„Post zu machen“, an eine Arzthelferin<br />
delegiert – eine vernünftige Entscheidung,<br />
wenn Ärzte dadurch tatsächlich entlastet<br />
werden. Voraussetzung dafür sind gute<br />
Absprachen. Unter „Post machen“ kann<br />
man nämlich sehr unterschiedliche Tätigkeiten<br />
verstehen: Manche Arzthelferinnen<br />
bereiten Vorgänge aus der Post bereits<br />
bis zur Unterschriftsreife vor, andere legen<br />
den Stapel ungeprüft auf den Arztschreibtisch,<br />
nachdem sie in den eingehenden<br />
Zeitschriften geblättert haben. Die Entscheidung<br />
und Erklärung, welches Vorgehen<br />
gewünscht ist, sollte Chefsache sein.<br />
Was gehört in Ihrer Praxis<br />
zum Posteingang?<br />
• Zu welchem Zeitpunkt soll Ihnen die<br />
Post vorliegen? Wollen Sie die Mittagspause<br />
mit dem Blättern der Post oder<br />
vielleicht doch mit einem Spaziergang<br />
an der frischen Luft verbringen?<br />
• Darf/soll die Arzthelferin grundsätzlich<br />
die gesamte Post annehmen, oder gibt<br />
es eine Liste der Zeitschriften/Werbeschreiben,<br />
die ohne Rücksprache mit<br />
dem Arzt an den Absender zurückgehen?<br />
• Darf/soll die Arzthelferin alle Briefe öffnen?<br />
Machen Sie eine AusnahmeListe<br />
(z.B. KV, Bank, Steuerberater) oder lassen<br />
Sie solche Briefe anIhrePrivatadresse<br />
liefern.<br />
• Erspart es Ihnen Arbeit, wenn die Arzthelferin<br />
die Post in wichtige und weniger<br />
wichtige Schriftstücke sortiert?<br />
• Möchten Sie, dass eine Arzthelferin die<br />
Zeitschriften nach Artikeln zu bestimmten<br />
(vorgegebenen) Themen durchsucht<br />
und diese markiert oder ausreißt?<br />
• Soll sie eventuell wichtige Hinweisemarkieren<br />
(z.B. bei Rechnungen Zahlungsziel<br />
oder bei Arztbriefen Diagnose)?<br />
• Soll sie aktuellen Schreiben den bisherigen<br />
Briefwechsel zu dem Vorgang<br />
beilegen?<br />
0<br />
• In Gemeinschaftspraxen oder Praxisgemeinschaften<br />
wird eine Mitarbeiterin die<br />
Post üblicherweise nach Empfängern<br />
vorsortieren. Wie soll Post behandelt<br />
werden, die an die Praxis oder das Praxisteam<br />
gerichtet ist?<br />
• Bekommen alle Schreiben und Druckerzeugnisse<br />
einen Eingangsstempel?<br />
Muss das sein?<br />
• Werbrauchteine Postvollmacht,umEinschreiben<br />
entgegennehmen zu können?<br />
• Wie soll die Post in Urlaubszeiten bearbeitet<br />
werden?<br />
• Dürfen die Arzthelferinnen sich private<br />
Post, z.B. Versandhausbestellungen, an<br />
die Praxisadresse liefern lassen?<br />
• Gibt es eine Arbeitsanweisung „Post<br />
machen“, die auch für eine Aushilfe verständlich<br />
ist?<br />
Jeder Arzt in einer städtischen Praxis<br />
kennt das Problem, dass Brief und<br />
Paketdienste in seiner Praxis Post für<br />
nicht anwesende Hausbewohner abgeben<br />
möchten. Die Annahme fremder Post<br />
ist einerseits eine freundliche Geste Ihrer<br />
Praxis, kostet andererseits aber richtig<br />
Zeit. Patienten empfinden es als echte<br />
Geduldsprobe, am Empfang zu warten,<br />
weil die Zustellprobleme der Nachbarschaft<br />
Vorrang haben.<br />
Ruth Auschra<br />
Tipps für den Postausgang<br />
Frankiermaschinen sind höchstens für<br />
sehr große Praxen interessant. Aber auch<br />
für die gibt es heute bequeme Alternativen:<br />
das Stampit–Verfahren (online<br />
Porto kaufen und mit dem Drucker frankieren)<br />
oder vorfrankierte Umschläge der<br />
Post, die kaum teurer sind als das aufgedruckte<br />
Porto. Briefmarkenfreunde lassen<br />
sich über den Business–Service der Deutschen<br />
Post Sondermarken frei Haus liefern<br />
(www.efiliale.de).<br />
Nicht vergessen: Inzwischen gibt es<br />
in vielen Städten Alternativunternehmen<br />
zur Post, die die Briefe teilweise sogar<br />
abholen und deutlich kostengünstiger<br />
arbeiten. Anbieter findet man über<br />
das Internet oder die „Gelben Seiten“.<br />
Größere Anbieter stehen auch bei www.<br />
posttip.de auf der Liste. ra
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