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MEDorganizer - MEDI Deutschland

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Die Mitgliederzeitschrift von <strong>MEDI</strong> <strong>Deutschland</strong> • www.medi-verbund.de • Jahrgang 8 | Nr. 29 | Juni 2007<br />

<strong>MEDI</strong> Verbund nimmt<br />

das Berufsrecht<br />

unter die Lupe | Seite 20<br />

Aus dem Inhalt<br />

Neues Vertragsarztrecht<br />

bringt kaum Vorteile<br />

Der Gesetzgeber, einige Standespolitiker<br />

und der Vorstand der KBV sind voll des<br />

Lobes für das Vertragsarztrechtsänderungsgesetz<br />

(VÄG). Doch bei den Experten<br />

machen sich immer mehr Zweifel<br />

breit, ob das Gesetz den Niedergelassenen<br />

wirklich so viel bringt. | Seite 22<br />

SohatIhreTeilgemeinschaftspraxisErfolg<br />

Das Zauberwort heißt hier: Verbindlichkeit.<br />

Denn was nützen die tollsten Ideen,<br />

wenn sie letztendlich gar nicht umgesetzt<br />

werden oder die Kooperationsgemeinschaften<br />

nicht über die notwendigen<br />

Strukturen verfügen? | Seite 4<br />

ImmermehrZweifel am<br />

Nutzen der Gesundheitskarte<br />

Nachdem die Heilbronner <strong>MEDI</strong> Ärzte den<br />

geplanten Testlauf mit 10.000 Versicherten<br />

in ihrer Region boykottieren, lehnt<br />

auch die Vertreterversammlung der KV<br />

Baden –Württemberg die elektronische<br />

Gesundheitskarte ab, solange die Forderungen<br />

der Ärzte nicht umgesetzt werden.<br />

Auch bundesweit wächst der Widerstand<br />

gegen die Karte. | Seite 16<br />

Praxisteam<br />

Weiterbildung in den eigenen<br />

vierWänden<br />

Viele Weiterbildungsangebote schrecken<br />

Arzthelferinnen ab, weil sie zu aufwändig<br />

oder zu teuer sind. Nun haben Praxismitarbeiterinnen<br />

aber die Möglichkeit, sich<br />

von zu Hause aus zur „Vital–Assistentin“<br />

weiterzubilden. | Seite 29


Anzeige


Die Gesundheitsreform hat einen Paradigmenwechsel<br />

gebracht, der die Stellung<br />

des Arztes in der ambulanten Versorgung<br />

radikal ändern wird: Die Gesundheitswirtschaft<br />

wird sich in allen Bereichen industrialisieren<br />

und die Zeiten abgeschotteter<br />

Tätigkeitsgebiete und fehlender Qualitätskontrollen<br />

sind nach Experten–Einschätzung<br />

bald vorbei. Großunternehmen<br />

wie TUI, Procter & Gamble oder Züblin<br />

drängen in den Markt und knüpfen mit<br />

Ärzten, Kliniken oder Apothekern Netzwerke,<br />

um ihre eigenen Produkte erfolgreich<br />

zu vermarkten. Wir Niedergelassenen<br />

stehen dann nicht mehr im Mittelpunkt<br />

der Behandlung, sondern sind nur noch<br />

Teil einer Behandlungskette. Die Kassen<br />

sollen das System durch Managed Care<br />

und Case–Management steuern und den<br />

Wettbewerb der Leistungsanbieter im<br />

System koordinieren. Die politisch geförderten<br />

Strukturen für die ambulante<br />

Behandlung sind MVZ und Krankenhausambulanzen.<br />

Fachärzte sollen ans<br />

Krankenhaus, Hausärzte werden zu Primärärzten<br />

und Gate–Keepern.<br />

Ob die selbstständige Einzelpraxis<br />

eine Zukunft hat, hängt davon ab, ob wir<br />

unsere Netzwerke so weiterentwickeln<br />

können, dass wir uns nicht einzeln einkaufen<br />

lassen und ob wir soviel Marktmacht<br />

entwickeln, dass wir Verträge akzeptieren<br />

oder ablehnen können. Wir<br />

können mehr als nur GKV–Medizin und<br />

deshalb muss mehr Geld aus dem 2.<br />

Gesundheitsmarktin die Praxen kommen.<br />

Das gilt besonders für den Präventions–,<br />

IGeL– und PKV–Bereich. Schaffen wir es<br />

nicht in den neuen Partnerschaftsgesellschaften<br />

(Teilgemeinschaftspraxen) fach ­<br />

übergreifend zusammenzuarbeiten, werden<br />

sich die Großen im Gesundheitsmarkt<br />

durchsetzen.<br />

Dass unsere Praxen Geld außerhalb<br />

der GKV verdienen müssen, zeigen auch<br />

die Paragrafen 85–87 ff. SGB V. Dort<br />

steht, dass es künftig weder für Haus–<br />

noch für Fachärzte mehr Geld geben<br />

wird. Es wird lediglich Pauschalen für vereinbarte<br />

Punktzahlvolumen und eine<br />

neue interne Umverteilung geben. Ent­<br />

editorial<br />

Von wegen mehr Honorar<br />

im System!<br />

gegen den Aussagen mancher Politiker,<br />

KBV– und KV–Vertreter wird es frühestens<br />

2009 ca. ein bis zwei Milliarden<br />

Euro Honorarzuwachs geben. Wer zudem<br />

behauptet, die Kassen würden künftig<br />

das Morbiditätsrisiko übernehmen,<br />

scheint das SGB V nicht zu kennen. Die<br />

Kassen werden an die KVen lediglich keine<br />

Kopfpauschalen mehr zahlen, sondern<br />

vereinbaren mit ihnen eine auf Morbiditätskriterien<br />

basierende Gesamtvergütung.<br />

Mengenbegrenzungsmaßnahmen<br />

wie Abstaffelungen, Fallzahlbegrenzungen,<br />

Beitragssatzstabilität, usw. bleiben<br />

aber nach wie vor bestehen.<br />

Unser politisches Ziel bleibt die<br />

Ablösung des Sachleistungssystems. Wir<br />

wollen ein direktes Vertragsverhältnis mit<br />

den Patienten und wir wollen die Kostenerstattung.<br />

Die Frage weiterer Proteste<br />

stellt sich uns im Moment nicht, weil wir<br />

auf den Ausbau unseres Verbunds und<br />

den Systemausstieg setzen. Nach der<br />

Sommerpause werden dafür die ersten<br />

Körbe aufgelegt.<br />

Es grüßt Sie herzlich<br />

Dr. Werner Baumgärtner<br />

Erster Vorsitzender<br />

iNHalt<br />

dialog Seite 4<br />

leserforum Seite 6<br />

Impressum Seite 7<br />

aus BadeN–<br />

WürttemBerg<br />

Präventionsreisen<br />

unter der Lupe Seite 8<br />

Wie können Niedergelassene<br />

ein MVZ verhindern? Seite 10<br />

Neue Versorgungsmodelle Seite 11<br />

aus rHeiNlaNd–Pfalz<br />

Ein kleiner Flyer zeigt<br />

große Wirkung Seite 12<br />

<strong>MEDI</strong> Chefin wird KV–Vize Seite 12<br />

KV und Verbände proben<br />

den Schulterschluss Seite 13<br />

aus BerliN<br />

Klinik–MVZ schmälern<br />

Facharzt–Budget Seite 14<br />

gesuNdHeitsPolitik<br />

Schmidt darf Ärzte als<br />

„Geiselnehmer“ titulieren Seite 15<br />

Verbände bereiten die<br />

Korbphase vor Seite 18<br />

Verbände wollen<br />

enger kooperieren Seite 18<br />

titel | <strong>MEDI</strong> kämpft für eine<br />

Änderung der MBO Seite 20<br />

Baumgärtner: BÄK soll gegen<br />

Ärzte–Polemik vorgehen Seite 21<br />

BusiNess<br />

Dialyse–Praxis mit sozialmedizinischer<br />

Betreuung Seite 24<br />

„Von uns wollte noch<br />

keiner Stützstrümpfe“ Seite 26<br />

Die neue Internetseite<br />

hat viele Vorteile Seite 26<br />

PraxismaNagemeNt<br />

„Sie müssten sich<br />

anders ernähren…“ Seite 27<br />

Praxisteam<br />

Wie wird die Post schnell<br />

und reibungslos erledigt? Seite 30


<strong>MEDI</strong>times<br />

Verbindlichkeit:Die Eintrittskarte<br />

zur Teilgemeinschaftspraxis<br />

Johannes D. Glaser ist Facharzt für Allgemeinmedizin<br />

im badischen Leimen–<br />

St.Ilgen und Geschäftsführer einer großen<br />

<strong>MEDI</strong> Teilgemeinschaftspraxis.<br />

Damit aus ihr eine verbindlich arbeitende<br />

Teilgemeinschaftspraxis wird, schlägt<br />

er auch unpopuläre Maßnahmen vor:<br />

Von Anwesenheitslisten bis hin zur bewussten<br />

Verschlankung der Mitgliederzahlen.<br />

Im Gespräch mit Ruth Auschra<br />

erklärt Johannes Glaser die Notwendigkeit<br />

von Teilgemeinschaftspraxen, seine<br />

Erwartungen an die Kollegen und wie<br />

er Verbindlichkeit erreichen möchte.<br />

<strong>MEDI</strong>TIMES : Herr Glaser, Sie sind einer<br />

von drei Geschäftsführern einer Teilgemeinschaftspraxis...<br />

Glaser : Ja. Unsere Teilgemeinschaftspraxis<br />

hat 78 Mitglieder und heißt korrekt<br />

„<strong>MEDI</strong> Gesundheitsnetz Rhein–Neckar“ –<br />

Teilgemeinschaftspraxis Glaser, Dr. Grube,<br />

Dr.Möckeschund Kollegen,Partnerschaftsgesellschaft.<br />

<strong>MEDI</strong>TIMES : Aus welchem Grund haben<br />

Sie sich zu dieser Teilgemeinschaftspraxis<br />

zusammengetan?<br />

Glaser : Ausgangspunkt ist natürlich die<br />

aktuelle gesundheitspolitische Situation:<br />

Gegen jeden Rat von unabhängigen Gesundheitsexperten<br />

schaffen Politik und<br />

Kassen von Reform zu Reform immer<br />

schlechtere Rahmenbedingungen für die<br />

Arztpraxen in <strong>Deutschland</strong>. Verlässt sich<br />

der Arzt hier lediglich auf seine Einnahmen<br />

aus der Behandlung von Kassenpatienten,<br />

handelt er betriebswirtschaftlich<br />

unverantwortlich. Denn wir müssen inzwischen<br />

etwa jeden dritten Patienten<br />

umsonst behandeln. Anders gesagt: Jede<br />

dritte Woche arbeiten wir auf eigene<br />

Kosten. Der 1996 betriebswirtschaftlich<br />

errechnete Punktwert von 5,11 Cent steht<br />

wohl für immer in den Sternen. Das war<br />

sogar aus der KBV inzwischen zu hören.<br />

<strong>MEDI</strong>TIMES : Diese Probleme gelten aber<br />

nur für die Kassen–Patienten.<br />

Glaser : „Nur“ ist gut, die meisten Kranken<br />

sind nun mal über die GKV versichert.<br />

Und auch im Privatpatienten–Sektor gibt<br />

es schlechte Nachrichten. Ich kann es nur<br />

als eine weitere Enteignung bezeichnen,<br />

wenn der Regel–Tarif von Faktor 2,3 auf<br />

1,8 abgesenkt wird – das sind immerhin<br />

über 20 Prozent! Und um das Maß voll zu<br />

machen, gibt es immer mehr MVZ um<br />

uns herum, auch das ist ein Ausdruck zunehmender<br />

Staatsmedizin!<br />

<strong>MEDI</strong>TIMES : Und alle diese Probleme<br />

wollen Sie durch Teilgemeinschaftspraxen<br />

angehen?<br />

Glaser : Es geht doch um die Frage, ob<br />

wir als Ärzte weiter auf unserer Titanic<br />

herumtanzen und dabei jeden Eisberg<br />

negieren wollen. Oder ob wir lieber ein<br />

MVZ–Gegenmodell beleben, nämlich das<br />

<strong>MEDI</strong> Modell der Teilgemeinschaftspraxen.<br />

<strong>MEDI</strong>TIMES : Viele Teilgemeinschaftspraxen<br />

kommen allerdings nicht so recht<br />

aus der Planungsphase heraus, oder?<br />

Glaser : Die Teilgemeinschaftspraxis kann<br />

nur dann zu einem Erfolgsmodell werden,<br />

wenn sie mit Leben gefüllt wird. Erst<br />

dann kann sie wie beabsichtigt zum wirtschaftlichen<br />

Erfolg aller Mitglieder führen<br />

–undinsbesondereauchzurZufriedenheit<br />

des Patienten, der ja an den Behandlungsmöglichkeiten<br />

außerhalb der GKV–Medizin<br />

teilhaben möchte und dafür ebenso<br />

bereit ist zu bezahlen.<br />

<strong>MEDI</strong>TIMES : Was muss sich konkret ändern,<br />

damit diese Umsetzung bei möglichst<br />

vielen Teilgemeinschaftspraxen in<br />

Gang kommt?<br />

Glaser : Oberstes Gebot für den Erfolg einer<br />

Teilgemeinschaftspraxis ist meines<br />

Erachtens eine echte Verbindlichkeit.<br />

Man könnte auch sagen, ohne Verbindlichkeit<br />

ist alles beliebig, fehlt es an Vertrauen<br />

und Qualität, ist die Teilgemeinschaftspraxis<br />

vom Untergang bedroht.<br />

Konkret heißt das: Alle Mitglieder einer<br />

Teilgemeinschaftspraxis müssen für gegenseitige<br />

Verbindlichkeit einstehen, also<br />

zuallererst regelmäßig und möglichst vollzählig<br />

an jeder Mitgliederversammlung<br />

teilnehmen. Nur so lässt sich für alle der<br />

gleiche Informationsstand gewährleisten,<br />

nur so werden Fehler aus Unwissenheit<br />

vermieden. Bei einer unserer letzten Mit­


gliederversammlungen waren beispielsweise<br />

nur 39 der 78Mitglieder anwesend.<br />

<strong>MEDI</strong>TIMES : Welche Vorgehensweise finden<br />

Sie in einer solchen Situation richtig?<br />

Glaser : Fehlen darf man nur in begründeten<br />

Ausnahmefällen. Um einen Überblick<br />

über die Teilnahme zu erhalten, sollte<br />

eine Anwesenheitsliste mit Unterschrift<br />

eingeführt werden. Und wer zum Beispiel<br />

zweimal unentschuldigt fehlt, sollte per ­<br />

sönlich durch die Geschäftsführung kontaktiert<br />

werden. Bei wiederholtem Fehlen<br />

sollte er nach vorheriger Ankündigung<br />

von der Mitgliederliste gestrichen werden.<br />

<strong>MEDI</strong>TIMES : Ist das nicht ungewöhnlich<br />

hart?<br />

Glaser : Nein, es ist notwendig, um<br />

handlungsfähig zu bleiben. Und ungewöhnlich<br />

ist es auch nicht: In der eigenen<br />

Klinikvergangenheit konnte man<br />

bei Arztbesprechungen auch nicht<br />

ohne Grund beliebig fehlen. Ärzte<br />

sind leider sehr oft unverbindlich, das<br />

ist meine traurige Erfahrung. Es gibt<br />

schon zu denken, dass so viele Ärzte beispielsweise<br />

den 55 Seiten starken<br />

Barmer–Hausärztevertrag unterschrieben<br />

haben, ohne ihn auch nur durchzulesen.<br />

Ich bin persönlich nur dann bereit, meine<br />

eigene Kraft und Energie weiterhin als Geschäftsführer<br />

zur Verfügung zu stellen,<br />

wenn eine Umsetzung auch wirklich an ­<br />

gestrebt wird. Und dazu ist mindestens<br />

eine regelmäßige Teilnahme anMitgliederversammlungen<br />

notwendig. Aus politi ­<br />

scher Sicht ist es schade, dass sich auf<br />

diese Weise die Zahl der Mitglieder reduzieren<br />

könnte – eine möglichst hohe<br />

Mitgliederzahl bzw. ein hoher Organisationsgrad<br />

wäre ja politisch anzustreben.<br />

Aber letztlich ist für das Funktionieren einer<br />

Teilgemeinschaftspraxis von Anfang<br />

an eher Klasse statt Masse entscheidend!<br />

Läuft eine TGP dann auch wirtschaftlich<br />

gut, wird es nicht lange dauern und neue<br />

Mitglieder klopfen an die Tür.<br />

<strong>MEDI</strong>TIMES : Gibt es weitere Maßnahmen,<br />

um die Verbindlichkeit der Teilgemeinschaftspraxis<br />

zu stärken?<br />

dialog<br />

Glaser : Ja, es gibt weitere organisatorische<br />

Entscheidungen. Die Protokolle<br />

beispielsweise müssen informativ sein<br />

und jedes Mitglied muss sie auch lesen.<br />

Wenn die Mitgliederversammlung oder<br />

die Geschäftsführung einer Teilgemeinschaftspraxis<br />

Fristen beschließt, z.B. für<br />

Leistungsbeschreibungen, gemeinsame<br />

Leistungsbewertungen und so weiter,<br />

dann gehört es zur Verbindlichkeit, diese<br />

zu beachten.<br />

<strong>MEDI</strong>TIMES : Sie haben hohe Anforderungen<br />

an Ihre Kollegen…<br />

„Für den Erfolg<br />

einer Teilgemein­<br />

schaftspraxis ist<br />

Klasse statt Masse<br />

entscheidend.“<br />

Glaser : Es kann unmöglich die ganze Arbeit<br />

einer Teilgemeinschaftspraxis allein<br />

auf den Schultern der Geschäftsführer<br />

liegen. Auch die Bereitschaft zur verbindlichen<br />

Mitarbeit in einzelnen Arbeitsgruppen<br />

ist Grundvoraussetzung für den gemeinsamen<br />

Erfolg. Wir haben zum Beispiel<br />

in unserer Teilgemeinschaftspraxis<br />

gerade fünf Arbeitsgruppen zu folgenden<br />

Themen gegründet: Erstens IGeL–Liste,<br />

zweitens Kommunikation der Obleute<br />

der einzelnen Leistungsgruppen, drittens<br />

Organisation, das heißt Termine, Raumbeschaffung<br />

und Technik, viertens PVS,<br />

also Abrechnungsfragen, QM und<br />

Arzthelferinnen und fünftens internes<br />

und externes Marketing. Gedacht ist zukünftig<br />

auch an eine Art Vergnügungsausschuss,<br />

um neben dem gemeinsamen<br />

beruflichen Erfolg auch die private<br />

Kommunikation zu fördern. Verschiedene<br />

Mitglieder haben dieses Thema schon<br />

angesprochen. Es gibt also viel zu tun.<br />

Und nur wenn wir gemeinsam kräftig rudern,<br />

schaffen wir es, mit dieser spannenden<br />

Arbeit gradlinig zum Ziel zu kom­<br />

men. In der KV sind wir alle Zwangsmitglieder,<br />

hier sind wir freiwillige Mitglieder<br />

mit vierteljähriger Kündigungsmöglichkeit.<br />

Es liegt also an uns, was wir mit den<br />

neuen Möglichkeiten anfangen.<br />

<strong>MEDI</strong>TIMES : Welche Rolle spielt der<br />

Geschäftsführer in der Teilgemeinschaftspraxis?<br />

Glaser : Die Geschäftsführer müssen<br />

Mindestanforderungen an jedes Mitglied<br />

stellen und die Richtung, auch nach vorheriger<br />

gemeinsamer Abstimmung, vor ­<br />

geben. Beispielsweise die baldige<br />

Organisation einer Schulung der Teilgemeinschafts–Arzthelferinnen.Themen<br />

gibt es genug rund um die Teilgemeinschaftspraxis–Patienten,<br />

wie zum<br />

Beispiel die Termin–Organisation, veränderte<br />

Praxisabläufe oder die Motivation<br />

für IGeL. Die Teilnahme von mindestens<br />

einer Arzthelferin pro Praxis<br />

bei dieser Schulung sollte Pflicht sein,<br />

denn die Teilgemeinschaftspraxis hat<br />

sich auch zur Qualität verpflichtet.<br />

<strong>MEDI</strong>TIMES : Und wenn die Kollegen<br />

nicht so richtig mitziehen?<br />

Glaser : Dann müssen Geschäftsführung<br />

oder Obleute auch kritisch nachfragen<br />

und das Thema auf der nächsten Mitgliederversammlung<br />

thematisieren. Bei<br />

fehlender Abhilfe sollten dann auch möglichst<br />

gemeinsam Konsequenzen beschlossen<br />

werden.<br />

<strong>MEDI</strong>TIMES : Mir ist ein solches Maß an<br />

Verbindlichkeit sehr sympathisch. Aber<br />

lässt sich das umsetzen?<br />

Glaser :Umesmedizinisch auszudrücken:<br />

Wir müssen endlich mal von der Diagnose<br />

zur Therapie kommen. Es bleibt uns doch<br />

gar nichts anderes übrig, als handlungsfähig<br />

zu werden. Sonst könnte man ja<br />

gleich weiter tanzen auf der Titanic oder<br />

in die Depression abtauchen. Ich habe<br />

etwas anderes vor!<br />

<strong>MEDI</strong>TIMES :Viel Erfolg dabei und danke<br />

für das Interview!


<strong>MEDI</strong>times leserforum<br />

Leserbriefe sind erwünschte Stellungnahmen<br />

der Leser. Ihr Inhalt gibt ausschließlich<br />

die Ansicht der Einsender<br />

wieder, die mit der Meinung der Redaktion<br />

nicht unbedingt übereinstimmt.<br />

Leserbriefe werden erst veröffent ­<br />

licht, nachdem sie von der Redaktion<br />

geprüft wurden. Die Redaktion behält<br />

sich vor, Leserbriefe zu kürzen.<br />

Die Mitgliederzeitschrift von <strong>MEDI</strong> <strong>Deutschland</strong> • www.medi-deutschland.de • Jahrgang 8 | Nr. 28 | März 2007<br />

Staatsmedizin?<br />

Machen Sie sich<br />

lieber fit für den<br />

Wettbewerb! | Seiten 4, 9, 13 und 30<br />

Zu „Ärzte lehnen die eGK ab“<br />

Patientendaten dürfen die Praxis<br />

nicht verlassen<br />

Wie man vor mehreren Wochen in der<br />

Presse lesen konnte, hat das Bundesarbeitsgericht<br />

(BAG) in einem Urteil die<br />

Aufbewahrungspflichten für sensible Daten<br />

in der Personalakte deutlich verschärft.<br />

Im Streitfall hatte sich ein alkoholkranker<br />

Arbeitnehmer im Einverständnis mit seinem<br />

Arbeitgeber einer Therapie unterzogen.<br />

Die damit verbundene interne<br />

Korrespondenz bewahrte das Unternehmen<br />

in der Personalakte auf. Der Mitarbeiter<br />

verlangte dagegen eine zusätzliche<br />

Sicherung der betroffenen Schreiben<br />

vor unbefugtem Zugriff in einem verschlossenen<br />

Umschlag.<br />

Das BAG gab dem Mann mit der<br />

Begründung recht, dass ein besonderes<br />

Geheimhaltungsinteresse bestünde. Die<br />

Korrespondenz dürfe nicht offen neben<br />

anderen Dokumenten in der Personalakte<br />

aufbewahrt werden. Das Gericht hat nicht<br />

in Frage gestellt, ob die Daten gespeichert<br />

werden dürfen, es ging nur um das Wie.<br />

Übertragen auf uns Ärzte bedeutet<br />

das: Wir dürfen die Daten unserer Patienten<br />

in unseren Praxen speichern, sind<br />

aber verantwortlich für das Wie. Und aus<br />

dieser Verantwortung kann uns kein Gesetzgeber<br />

entlassen, der gerne möchte,<br />

dass wir die Daten unserer Patienten<br />

über die eGK auf dicken Servern spei­<br />

Aus dem Inhalt<br />

Kollektiver Systemausstieg<br />

braucht soliden Zeitplan<br />

Immer mehr Niedergelassene würden lieber<br />

heute als morgen ihre Kassenzulassung<br />

zurückgeben. Andere wiederum glauben,<br />

die Direktabrechnung mit dem<br />

Patienten löse alle Probleme. Warum<br />

beides ein Trugschluss ist und was beim<br />

kollektiven KV–Ausstieg wichtig ist, lesen<br />

Sie auf den | Seiten 16, 18 + 20<br />

Widerstand gegen elektronische<br />

Gesundheitskarte wächst<br />

Die meisten Mitglieder der <strong>MEDI</strong> GbR Heilbronn<br />

lehnen die elektronische Gesundheitskarte<br />

(eGK) ab, weil die Fragen nach<br />

Datensicherheit, Haftung und sämtlichen<br />

Kosten für die Arztpraxen noch nicht vollständig<br />

geklärt sind. Auch in anderen Regionen<br />

wächst der Widerstand gegen die<br />

eGK. | Seite 22<br />

Komplementärmedizin in der<br />

Hausarztpraxis<br />

Die Nachfrage der Bevölkerung nach alternativen<br />

Behandlungsmethoden und Wellness–Medizin<br />

steigt. Für manche Hausärzte<br />

würde es sich lohnen, solche Leistungen<br />

im Rahmen der Teilgemeinschaftspraxis<br />

verstärkt anzubieten. | Seite 26<br />

Praxisteam<br />

Kennen Sie unsereSchulungen?<br />

Der <strong>MEDI</strong> Verbund bietet Informations–<br />

und Fortbildungsveranstaltungen für Arzthelferinnen<br />

an. Alle Angebot, z.B. Ausbildung<br />

zur ärztlichen Management–Assistentin,<br />

Kommunikationskurse, EDV–Schulungen<br />

oder Schulungen zur Geschäftskorrespondenz,<br />

finden Sie auf | Seite 28<br />

chern. Niemand von uns kann garantieren,<br />

dass die Daten dort nicht von Unbefugten<br />

ausgespäht werden. Aber im<br />

Schadensfall werden wir dafür verantwortlich<br />

gemacht.<br />

Nun ist der Eintrag der Daten in die<br />

eGK noch eine freiwillige Leistung und<br />

bedarf der Zustimmung des Patienten.<br />

Nicht aber der Eintrag des elektronischen<br />

Rezepts, das bekanntermaßen eine Pflichtleistung<br />

der eGK ist. Und jeder weiß, dass<br />

man aus den verordneten Medikamenten<br />

jederzeit die Diagnose eines Patienten<br />

rekonstruieren kann.<br />

Woher sollten denn auch sonst die<br />

Krankenkassen die Diagnosen ihrer DMP­<br />

Patienten haben, zu denen sie uns mit<br />

ihren Anfragen jede freie Minute verderben?<br />

Laut Prof. Helge Sodan dürfen gesundheitsbezogene<br />

Daten eines Patienten<br />

die Praxis nicht verlassen. Und damit ist<br />

das alles rechtlich höchst fragwürdig, und<br />

vermutlich ein schwerer Eingriff in das<br />

Selbstbestimmungsrecht des Patienten.<br />

Deshalb keine eGK in der vorliegenden<br />

Form!<br />

Dr. Alfried Schinz,<br />

Internist aus Weilheim und<br />

Vorsitzender von <strong>MEDI</strong> Bayern<br />

Zu „LPWL will lokale<br />

Gesundheitsunternehmen gründen“<br />

Kontraproduktives<br />

Modell<br />

Dass Ärztinnen und Ärzte bei der Verbindlichkeit<br />

noch deutlich „zulegen“ können,<br />

ist eine Binsenweisheit. Beim Landesverband<br />

Praxisnetze Westfalen–Lippe<br />

(LPWL) wollen nun einige Netze Kooperationen<br />

mit Krankenkassen und Kliniken<br />

eingehen – im Sinne einer Win–Win–Lösung<br />

für alle Beteiligten. Dahinter steckt<br />

die Idee, dass „geplante Gesundheitsunternehmen<br />

...die sektorenübergreifende<br />

Versorgungsverantwortung in einzelnen<br />

Regionen übernehmen... sollen.“<br />

Dieses HMO–oder Capitation–Modell<br />

ist gekennzeichnet durch die Übernahme<br />

des sektorenübergreifenden Morbiditätsrisikos<br />

für eine Region. Abgesehen von<br />

ganz praktischen Fragen der Leistungsinanspruchnahme<br />

am „Rande der Region“<br />

halte ich dieses Vorgehen für absolut<br />

kontraproduktiv im Sinne der Interessen<br />

niedergelassener Ärztinnen und Ärzte.<br />

Wir bemühen uns seit Jahren, das<br />

Morbiditätsrisiko an die Krankenkassen<br />

zurückzugeben, wo es auch hingehört,<br />

und hier wird – völlig unverständlich –<br />

genau das Gegenteil als „Weiterentwicklung<br />

der Leistungs– und Wettbewerbsorientierung“<br />

verkauft. Im besten Fall besteht<br />

der finanzielle Nutzen einer solchen<br />

Vereinbarung darin, Einsparungen über<br />

das bisherige Maß hinaus in der konkreten<br />

Arzt–Patient–Beziehung zu realisieren.<br />

Das ist das letzte, was ich als zusätzliche<br />

Aufgabe übernehmen möchte.<br />

Was noch zu erwähnen bleibt, ist die<br />

Tatsache, dass das Medizinische Qualitätsnetz<br />

aus dem Kinzigtal im Schwarzwald,<br />

einst Gründungsmitglied von <strong>MEDI</strong><br />

Baden–Württemberg, anlässlich einer entsprechenden<br />

Vereinbarung mit der AOK<br />

Baden–Württemberg seine Mitgliedschaft<br />

im Verbund sowie die Repräsentanz im<br />

Vorstand ruhen lässt.<br />

Dr. Michael Friederich,<br />

Internist und Sprecher der<br />

<strong>MEDI</strong> Ludwigsburg GbR


Im Sommer 2005 verabschiedete der Geschäftsführende<br />

Vorstand von <strong>MEDI</strong> Baden–Württembergeinen<br />

Beschluss zur elektronischen<br />

Gesundheitskarte(eGK),den ich<br />

hier vollständig wiedergeben möchte:<br />

1. <strong>MEDI</strong> unterstützt die elektronische Gesundheitskarte.<br />

2.<strong>MEDI</strong> wird der Einführung einer flächendeckenden<br />

eGK jedoch solange nicht<br />

zustimmen, solange die technischen,<br />

betriebswirtschaftlichen und datenschutzrechtlichen<br />

Bedingungen nicht<br />

eindeutig geklärt sind.<br />

3.Insbesondere müssen die Investitionskosten<br />

für die eGK sowie die Kosten für<br />

die Pflege der Karte von den Krankenversicherungen<br />

übernommen werden.<br />

4. <strong>MEDI</strong> ist unter diesen Voraussetzungen<br />

bereit, Pilotprojekte zu unterstützen.<br />

Inzwischen ist viel Wasser den Rhein<br />

herabgeflossen. Die ersten Testläufe der<br />

eGK laufen, geklärt ist nach wie vor we­<br />

leserforum<br />

Zu „Auch in anderen Regionen hat die eGK wenig Chancen“<br />

<strong>MEDI</strong> Ärzte bleiben zunächst bei ihrem Nein<br />

Zu „<strong>MEDI</strong> Arzt führte Bürokratie<br />

ad absurdum“<br />

So locken BKKen<br />

Versicherte ins<br />

DMP Asthma<br />

Der Verband der BKKen hat sich in einem<br />

seiner letzten Mitglieder–Rundschreiben<br />

eine perfide Variante der Bestechung einfallen<br />

lassen: Patienten sollen ihre Hausärzte<br />

zwingen, am „DMP Asthma“ teilzunehmen<br />

–dafür erhalten sie (die Patienten,nichtetwadie<br />

Ärzte!) jährlich100 Euro<br />

von ihrer Kasse in bar! Klar, dass nun jeder<br />

BKK–Versicherte, der während der<br />

vergangenen Grippesaison auch nur ein<br />

heiseres Hüsteln verspürte, seinen Hausarzt<br />

belagert, damit der ihm ein Asthma<br />

attestiert.<br />

Wohlverhalten des Patienten ist übrigens<br />

nicht an die Auszahlung dieses Betrags<br />

gebunden – jeder Raucher kann<br />

weiterhin fröhlich auf Kosten der Allge­<br />

nig, aber das Bedürfnis nach Klarheit<br />

nimmt bei den niedergelassenen Ärzten<br />

zu, da das Gefühl, von einem großen industriellen<br />

Komplex zusammen mit dem<br />

Bundesgesundheitsministerium über den<br />

Löffel balbiert zu werden, den Charakter<br />

einer Realität annimmt. Da die politischen<br />

Akteure, die das eHealth–Projekt<br />

verfolgen, zurzeit aber in die politische<br />

und öffentlichkeitswirksame Offensive<br />

gehen, ist es für uns zwingend, uns<br />

noch einmal detaillierter mit dem ganzen<br />

Thema zu befassen. Erst wenn verlässlich<br />

zugesichert wird, dass sämtliche<br />

Investitions– und Folgekosten von den<br />

Kassen übernommen werden und dass<br />

die technischen Voraussetzungen dem<br />

alltäglichen Praxisbetrieb optimal angepasst<br />

werden und tatsächlich funktionieren,<br />

wenn der Datenschutz gewährleistet<br />

ist, erst dann können wir diesem<br />

Großprojekt zustimmen. Der gläserne Patient,<br />

dessen Intimdaten von jedem Sach­<br />

meinheit seinem Laster frönen, und wenn<br />

er sich dann endlich seine chronische<br />

Bronchitis erraucht hat, erhält er als kleine<br />

Aufmerksamkeit seiner fürsorglichen<br />

Krankenkasse noch den Gegenwert von<br />

drei Stangen Zigaretten ausbezahlt! Klar,<br />

dass auch die Raucher jetzt in Massen<br />

über den Praxistresen expektorieren wer ­<br />

den. Und nicht zu vergessen die Pollenallergiker:<br />

Alle fühlen sich plötzlich so<br />

asthmatisch!<br />

Was wir Ärzte für diesen sinnlosen<br />

bürokratischen Aufwand bekommen, verschweigt<br />

das Rundschreiben der BKKen<br />

lieber.Natürlichbin ichgegen diesesneue<br />

Bürokratie–Monster. Aber wie lange wer ­<br />

de ich dem Druck der Patienten noch<br />

standhalten können, denen die Kasse<br />

mit 100–Euro–Scheinen winkt und bei<br />

Nachfrage zum Hausarztwechsel rät?<br />

Müssten nicht im Gegenzug wir Ärzte<br />

endlich mal solchen Krankenkassen „etwas<br />

husten“?<br />

Dr. Oliver W. Spang,<br />

Allgemeinmediziner aus Stuttgart<br />

imPressum<br />

<strong>MEDI</strong>times<br />

bearbeiter der Kasse gelesen werden können,<br />

ist für uns eine absolute Horror–Vorstellung.<br />

Wenn wir uns als Ärzte dafür<br />

hergeben, verraten wir die Substanz der<br />

Arzt–Patienten–Beziehung. Dies kann von<br />

uns nicht gewollt sein und genau deshalb<br />

werden wir bei unserer ablehnenden<br />

Haltung zunächst bleiben.<br />

Dipl.–Pol. Ekkehard Ruebsam–Simon,<br />

Allgemeinmediziner aus Bammental<br />

und stellv. Vorsitzender<br />

von <strong>MEDI</strong> Baden–Württemberg<br />

Herausgeber<br />

<strong>MEDI</strong> Baden–Württemberg e.V.<br />

Industriestraße 2<br />

70565 Stuttgart<br />

E–Mail: info@medi­verbund.de<br />

Tel.: 0711/806079 0<br />

Fax: 0711/80607979<br />

www.medi­verbund.de<br />

Redaktion<br />

Angelina Schütz<br />

Verantwortlich i.S.d.P.<br />

Dr. med. Werner Baumgärtner<br />

Design<br />

Heinz P. Fothen<br />

Druck<br />

W. Kohlhammer Druckerei<br />

GmbH & Co. Stuttgart<br />

Erscheinungsweise vierteljährlich<br />

Nachdruck nur mit Genehmigung<br />

des Herausgebers<br />

Die nächste <strong>MEDI</strong>TIMES erscheint<br />

im September 2007.<br />

Anzeigenschluss ist der 31. Juli.


<strong>MEDI</strong> Ärzte nehmen<br />

Präventionsreisen unter die Lupe<br />

Die Bonusprogramme der Krankenkassen<br />

bringen niedergelassene Ärzte zusehends<br />

in Rage. In Nordbaden wollen<br />

jetzt <strong>MEDI</strong> Ärzte diese zum Teil „unglaublichen<br />

Angebote und unsinnigen<br />

Ausgaben der Kassen“ sammeln und<br />

der Öffentlichkeit sowie der Kammer<br />

und der KV einmal vor Augen halten.<br />

Dazu haben sie eigens eine Arbeitsgruppe<br />

gegründet.<br />

Foto: TK<br />

Nordic Walking auf Mallorca, Surfen an der<br />

Ostsee, Wellness–Tage im Schwarzwald<br />

– und die Krankenkassen zahlen eifrig<br />

mit. Zuschüsse in Höhe von 150 Euro<br />

sind keine Seltenheit. Fast alle gesetzlichen<br />

Krankenversicherer sponsern ihren<br />

Versicherten derzeit sogenannte Präventionsreisen.<br />

Egal ob TUI, DERTour oder<br />

Dr. Holiday und BS Gesundheit und Reisen<br />

– die Reiseveranstalter haben sich<br />

bundesweit auf die Wellnessreisenden<br />

bestens eingestellt. Und die Versicherten<br />

sind vorerst noch begeistert.<br />

„Überall schießen Bonusprogramme<br />

und Prämienzahlungen der Krankenkassen<br />

aus dem Boden. Sie kosten eine Men­<br />

ge Geld, das an anderer Stelle fehlt“, kritisiert<br />

Dr. Hans Koppenhöfer, Sprecher der<br />

neuen <strong>MEDI</strong> Arbeitsgruppe. Der hausärztlich<br />

tätige Internist aus Walldorf bei Heidelberg<br />

sammelt derzeit Informationen<br />

jeder Art. Kollegen können ihm diese per<br />

E–Mail an seine Adresse hkoppenhoefer<br />

@t­online.de schicken. Koppenhöfer freut<br />

sich über jede Mithilfe und versucht so<br />

viele Kollegen wie möglich zu erreichen.<br />

Verschleuderung von<br />

Versichertengeldern<br />

Die Bürger müssten informiert werden,<br />

wie unsinnig die gesetzlichen Krankenkassen<br />

zum Teil mit dem Geld ihrer<br />

Versicherten haushalten würden. Es gäbe<br />

Reiseprämien für Sport– und Wellnessreisen<br />

sowie Zuschüsse zu Bewegungs–,<br />

Ernährungs– und Entspannungskursen.<br />

Zudem würden Geldprämien für die Teilnahme<br />

an Vorsorgeuntersuchungen, Impfungen<br />

und Sportprogrammen gezahlt.<br />

„Die Kassen sagen ständig den Ärzten,<br />

für eine Honorarsteigerung sei kein Geld<br />

da – für Bonusprogramme aber ist unendlich<br />

viel da“, empört sich auch Allgemeinarzt<br />

und <strong>MEDI</strong> Mitglied Johannes<br />

Glaser aus Leimen. Koppenhöfer rechnet<br />

dazu konkret vor: Für eine Impfung erhalte<br />

der Patient zum Beispiel bei der<br />

DAK 500 Punkte (= 5 Euro). Der behandelnde<br />

Arzt hingegen bekomme für Befragung,<br />

Aufklärung, gegebenenfalls Untersuchung,<br />

Impfung und Dokumentation<br />

in Krankenakte und Impfpass gerade mal<br />

6,88 Euro ausgezahlt. „Die Bonuszahlungen<br />

stehen im Vergleich zu den Arzthonoraren,<br />

die uns zugestanden werden,<br />

in keinerlei Relation“, so Glaser. Sie würden<br />

den Wert der ärztlichen Arbeit missachten.<br />

„Wir haben zudem das Gefühl,<br />

dass die Zuschüsse der Krankenkassen<br />

bei Wellnessurlauben und Präventionsangeboten<br />

an der eigentlichen Zielsetzung<br />

des Paragrafen 20 SGB V vorbeigehen“,<br />

so Koppenhöfer weiter.<br />

Die Krankenkassen wären gut beraten,<br />

sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren,<br />

nämlich kranken Menschen eine adäquate<br />

Versorgung zukommen zu lassen und<br />

nur sinnvolle Präventionsprogramme zu<br />

unterstützen – so zum Beispiel Angebote<br />

zur Raucherentwöhnung. Eine entsprechende<br />

Honorierung der beteiligten Me­


diziner sei hier sicherzustellen.<br />

Tatsächlich sind die Kassen gesetzlich<br />

verpflichtet, Präventionsmaßnahmen zu<br />

fördern. Der Gesetzgeber hat in Paragraf<br />

20 SGB V dabei den Krankenkassen mit<br />

dem Gesundheitsreformgesetz im Jahr<br />

2000 die Aufgabe übertragen, Maßnahmen<br />

der allgemeinen und betrieblichen<br />

Gesundheitsförderung zu unterstützen.<br />

Rund 180 Millionen Euro (pro Versichertem<br />

2,56 Euro) sollen die Kassen für Prävention<br />

jährlich ausgeben. 2005 wurden<br />

für primäre Prävention 152 Millionen Euro<br />

aufgewendet.<br />

Für medizinisch sinnvolle<br />

Leistungen fehlt das Geld<br />

Die Kassen–Leistungen sollen helfen,<br />

„den allgemeinen Gesundheitszustand“<br />

der Versicherten zu verbessern und dabei<br />

„einen Beitrag zur Verminderung sozial<br />

bedingter Ungleichheit von Gesundheitschancen“<br />

leisten, heißt es dazu im Gesetz.<br />

Bei den aktuellen Wellnessangeboten<br />

der Krankenkassen könne hiervon jedoch<br />

keine Rede sein, findet dagegen Johannes<br />

Glaser. Grundsätzlich will die neue <strong>MEDI</strong><br />

Arbeitsgruppe auch die Bürger darüber<br />

informieren, was für Präventionsleistungen<br />

die Kassen nach wie vor nicht bezahlen,<br />

obwohl sie aus ärztlicher Sicht sinnvoll<br />

sind – so zum Beispiel Augeninnendruckmessungen<br />

oder diverse Screeningangebote<br />

zur Erkennung von Haut– und<br />

Prostatakrebs.<br />

„Solche Kassenangebote bedeuten,<br />

dass die medizinische Versorgung teurer<br />

wird“, so Koppenhöfer grundsätzlich.<br />

„Die AOK wirbt ja bereits in der Lokalpresse<br />

mit teuren Farb–Inseraten für ihre<br />

großzügigen Bonusprogramme. Alle anderen<br />

werden im Zusammenhang mit<br />

der Kassen–Mitgliederwerbung mitziehen.<br />

Für uns wird immer weniger übrig<br />

bleiben“, warnt auch Allgemeinarzt Glaser.<br />

Wenn die gesetzlichen Krankenkassen<br />

Geld übrig hätten, sollten sie lieber die<br />

Beiträge senken, anstatt sie zu erhöhen,<br />

wie jetzt kürzlich bei allen großen Kassen<br />

geschehen, so Koppenhöfer.<br />

In einem zweiten Schritt will sich die<br />

Arbeitsgruppe künftig im übrigen auch<br />

die neuen Wahltarife der Krankenkassen<br />

einmal kritisch anschauen.<br />

Marion Lisson<br />

aus BadeN–WürttemBerg<br />

<strong>MEDI</strong> Symposium stößt<br />

auf großes Interesse<br />

Trotz sommerlicher Temperaturen und<br />

Biergartenwetter besuchten rund 200<br />

Mediziner und Arzthelferinnen das<br />

baden–württembergische <strong>MEDI</strong> Symposium<br />

zum metabolischen Syndrom<br />

Ende April in Stuttgart. Dr. Markus<br />

Klett, der für die Organisation zuständig<br />

war, zeigte sich mit dem Erfolg der<br />

Veranstaltung sehr zufrieden: „Wir<br />

konnten viele renommierte Referenten<br />

aus Wissenschaft, Klinik und Praxis<br />

für unser Symposium gewinnen und<br />

ernteten sehr viel Lob von unseren<br />

Mitgliedern und den Seminar–Teilnehmern.“<br />

Besonders großes Interesse fand bei<br />

den Zuhörern die Verknüpfung zwischen<br />

dem Diabetes mellitus und den<br />

Gefäß– und Herzerkrankungen. „Die Kollegen<br />

waren aber auch sehr neugierig<br />

auf die neuen Therapieoptionen beim<br />

Diabetes mellitus“, berichtet Klett. Der<br />

fachübergreifende Fokus auf die verschiedenen<br />

Krankheitsbereiche mit dem<br />

Ziel einer verbesserten Gefäßprotektion<br />

kam bei den Medizinern auf der Stuttgarter<br />

Messe äußerst gut an. „Die Kollegen<br />

zeigten sich während der Vorträge<br />

hochkonzentriert und nahmen sehr rege<br />

an den anschließenden Fragerunden<br />

teil“, bilanziert der <strong>MEDI</strong> Arzt aus Bad<br />

Cannstatt.<br />

Auch Schulungsangebote<br />

für Arzthelferinnen<br />

Im Rahmen des Symposiums veranstaltete<br />

<strong>MEDI</strong> Baden–Württemberg außer ­<br />

dem zwei praxisbezogene Schulungen,<br />

an denen auch Arzthelferinnen teilnehmen<br />

konnten: Eine zur Blutzuckermessung<br />

und eine zur Blutdruckmessung mit<br />

Selbstkontrolle bei Patienten. Zu beiden<br />

Schulungen kamen über 80 Teilnehmer,<br />

davon waren etwa die Hälfte Arzthelferinnen.<br />

„In diesen Schulungen wollen<br />

wir unseren Kollegen und Praxismitarbeiterinnen<br />

zeigen, wie sie ihre Patienten<br />

anleiten und motivieren können, damit<br />

diese lernen, besser mit ihrer Krankheit<br />

umzugehen“, erklärt Klett. Besonders<br />

beim zweiten Thema lag der Schwerpunkt<br />

auf den älteren Diabetikern, die laut Klett<br />

für Arzthelferinnen und Ärzte häufig ein<br />

„schwieriges Klientel“ sind. „Da Diabetes<br />

in der Regel ja nicht weh tut, müssen wir<br />

dieser Patientengruppe unsere besondere<br />

Aufmerksamkeit bei der Therapie und<br />

bei der Überwachung der Therapie widmen“,<br />

führt der Allgemeinmediziner aus.<br />

„Außerdem lernen unsere Arzthelferinnen<br />

und Kollegen bei unseren Schulungen,<br />

wie sie dem Patienten komplexe<br />

medizinische Wissensinhalte verständlich<br />

und einprägsam vermitteln können.“<br />

Für das Frühjahr 2009 plant Markus<br />

Klett für den <strong>MEDI</strong> Verbund das nächste<br />

landesweite Symposium zum metabolischen<br />

Syndrom. „Dann möchte ich versuchen,<br />

das Zeitmanagement der Vorträge<br />

etwas zu straffen, ohne dass die Fragen<br />

zu kurz kommen“, so sein ehrgeiziges<br />

Ziel. „Vielleicht sollten wir einfach ein bis<br />

zwei Referate weniger einplanen und die<br />

anschließende Fragerunde als interaktives<br />

Diskussions–Forum gestalten.“<br />

Angelina Schütz


<strong>MEDI</strong>times<br />

Wie können Niedergelassene<br />

ein MVZ verhindern?<br />

Niedergelassene Ärzte, die verhindern<br />

wollen, dass Kliniken in ihrer Nähe<br />

Medizinische Versorgungszentren (MVZ)<br />

errichten und mit ihren angebotenen<br />

Leistungen direkt in Konkurrenz zu<br />

den Vertragsärzten treten, müssen vor<br />

allem eines tun: Sich zusammenschließen,<br />

jede Menge Leserbriefe in der örtlichen<br />

Presse veröffentlichen, mit den<br />

Klinikbetreibern frühestmöglich das<br />

Gespräch suchen und dort den Verantwortlichen<br />

ihre Möglichkeiten als<br />

einweisende Ärzte sehr direkt vor<br />

Augen führen.<br />

Dies ist das Fazit eines Informationsabends,<br />

zu dem die <strong>MEDI</strong> GbR Heidelberg<br />

niedergelassene Ärzte aus der Region eingeladen<br />

hatte. Dr. Anne Gräfin Vitzthum,<br />

Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands<br />

von <strong>MEDI</strong> Baden–Württemberg,<br />

war eigens aus dem Rems–Murr–Kreis<br />

angereist, um den Kollegen konkrete<br />

Tipps an die Hand zu geben. Denn dass<br />

niedergelassene Ärzte durchaus die<br />

Chance haben, bei der Gründung eines<br />

Klinik–MVZ ein Wörtchen mitzusprechen,<br />

weiß die Allgemeinärztin aus Weinstadt<br />

anhand eigener Erfahrungen und Erfolge<br />

aus dem Rems–Murr–Kreis.<br />

Aus der Zeitung hatten die dortigen<br />

Anne Vitzthum weiß aus<br />

eigener Erfahrung:<br />

Bei der Planung von MVZ haben<br />

Niedergelassene durchaus ein<br />

Wörtchen mitzureden.<br />

aus BadeN–WürttemBerg<br />

Vertragsärzte im Sommer 2006 von dem<br />

Vorhaben der Klinikbetreiber damals erfahren.<br />

Das Zentrum sollte an die Schorndorfer<br />

Klinik angebunden werden. Eine<br />

Gegenwehr der Vertragsärzte hätte damals<br />

schnell organisiert werden müssen,<br />

erzählte Vitzthum ihren nordbadischen<br />

Kollegen. Von Vorteil dabei: Über 60<br />

Prozent der Ärzte in der Region sind bei<br />

<strong>MEDI</strong> organisiert. Das gemeinsame und<br />

direkte Auftreten der Gruppe wirkte sich<br />

erfolgreich auf Politiker und Klinikbetreiber<br />

aus.<br />

Die Strategie im<br />

Rems–Murr–Kreis führte<br />

zum Erfolg<br />

„Es hört sich vielleicht knallhart an. Aber<br />

wenn die Gegenseite, sprich die Kliniken,<br />

nicht kompromissbereit sind, müssen wir<br />

Ärzte mit unseren Kugelschreibern kämpfen.<br />

Dann müssen wir schlichtweg ankündigen,<br />

keine Einweisung mehr in die<br />

betroffenen Kliniken vornehmen zu wollen“,<br />

erklärt Anne Vitzthum kämpferisch.<br />

InSchorndorfführtedieStrategieder<strong>MEDI</strong><br />

Ärzte jedenfalls zum Erfolg. Beide Seiten<br />

konnten sich einigen. Eine Vereinbarung<br />

wurde schriftlich fixiert. In fünf Punkten<br />

sind hierin die Einflussmöglichkeiten der<br />

niedergelassenen Ärzteschaft bei der<br />

Gründung und Ausgestaltung des MVZ<br />

sichergestellt – so zum Beispiel, dass das<br />

Gesundheitszentrum seine Räume nur an<br />

Fachärzte vermietet, wenn dies mit allen<br />

betroffenen Fachärzten im Einzugsgebiet<br />

abgestimmt worden ist.<br />

„Es geht uns vorrangig darum, den<br />

Patienten eine flächendeckende Versorgung<br />

zu erhalten“, so die <strong>MEDI</strong> Ärztin aus<br />

Weinstadt. Genau diese aber sei in Gefahr,<br />

würden ohne direkte Absprache mit niedergelassenen<br />

Ärzten Klinik–MVZ entste ­<br />

hen. „Denn welcher Kollege kann in Konkurrenz<br />

zu einem mit mehreren Millionen<br />

Euro subventionierten Projekt treten?“<br />

Es gehe nicht darum, grundsätzlich<br />

Medizinische Versorgungszentren zu verhindern,<br />

betonte Anne Vitzthum. Das<br />

10<br />

Gerd Grube befürchtet, dass<br />

die fachärztliche ambulate<br />

Versorgung künftig in<br />

Klinik–Ambulanzen stattfindet.<br />

Gesundheitswesen sei schließlich ein<br />

Wachstumsmarkt und auch für niedergelassene<br />

Ärzte könnten MVZ durchaus<br />

attraktiv sein. „Doch solch eine Klinik–<br />

Einrichtung, die wie in Schorndorf 4,5<br />

Millionen Euro kostet und deren Kosten<br />

unter anderem von einer 92prozentigen<br />

Tochterfirma des Kreises und den<br />

Rems–Murr–Kliniken mitfinanziert wird,<br />

darf nur in enger Absprache mit den<br />

niedergelassenen Ärzten entstehen“, ist<br />

Vitzthum überzeugt. Im Voraus müsse geklärt<br />

werden, welche Leistungsangebote<br />

der Kliniken sinnvoll seien und den niedergelassenen<br />

Ärzten nicht den Boden<br />

unter den Füßen wegziehen würden.<br />

In Heidelberg fürchtet man<br />

die Konkurrenz der MVZ<br />

Akuten Handlungsbedarf scheint es in<br />

der Universitätsstadt am Neckar schon zu<br />

geben. Dr. Gerd Grube berichtete Genaueres:<br />

„Das Bethanien–Krankenhaus in<br />

der Stadt hat bereits Vertragsarztsitze aufgekauft.“<br />

Auch an der Medizinischen Universitätsklinik<br />

gebe es konkrete Bestrebungen,<br />

im ambulanten Bereich verstärkt<br />

tätig werden zu wollen. Dazu gehörten<br />

Überlegungen, eine Rheumaambulanz<br />

einrichten zu wollen, informierte der Allgemeinmediziner<br />

vor rund 50 Zuhörern.<br />

„Dabei macht es gerade in Heidelberg<br />

überhaupt keinen Sinn, dass Klinken<br />

neue ambulante Angebote schaffen wollen“,<br />

so Grube. In der Universitätsstadt<br />

am Neckar seien seit jeher niedergelassene<br />

Ärzte aller Facharztrichtungen bestens<br />

vertreten. Defizite in der ambulanten<br />

Versorgung könnten von den Kliniken<br />

kaum als Argument herangezogen werden,<br />

selbst in Form von MVZ, Gesundheitszentren<br />

oder Ambulanzen tätig wer­


den zu wollen.<br />

„Die niedergelassenen Kollegen haben<br />

zur Zeit schlichtweg Angst“, so die Beobachtung<br />

von Grube. Das gelte insbesondere<br />

für die fachärztlich tätigen Ärzte.<br />

Groß sei hier die Furcht, die Politik wolle<br />

Fachärzte aus der ambulanten Versorgung<br />

verschwinden lassen und deren Aufgaben<br />

den Ambulanzen der Kliniken zuweisen.<br />

Eine Zukunft mit ambulanten Klinik–<br />

Zentren könne nicht im Interesse der niedergelassenen<br />

Ärzte und schon gar nicht<br />

im Sinne der Patienten sein, machte auch<br />

Anne Vitzthum bewusst. „Denn wie kommen<br />

ältereMenschen,die sechsoderacht<br />

Kilometer von einem MVZ entfernt wohnen<br />

und deren Fachärzte vor Ort die Praxis<br />

schließen mussten, denn demnächst<br />

zu ihrem Arzt ins MVZ?“, so die Allgemeinmedizinerin.<br />

Mit einem Taxi, das die Krankenkasse<br />

bereitwillig zahle, werde dies<br />

wohl kaum geschehen. Zudem stelle sich<br />

doch die Frage, wer die Hausbesuche zu<br />

allen Tages– und Nachtzeiten dann über ­<br />

nehmen solle. Marion Lisson<br />

Umfrage zum<br />

„Ärztehasserbuch"<br />

Als Reaktion auf das „Ärztehasserbuch“<br />

von Werner Bartens hat <strong>MEDI</strong> Baden­<br />

Württemberg eine landesweite anonyme<br />

Patientenumfrage gestartet. Das Ergebnis:<br />

Innerhalb von vier Tagen erhielt die<br />

Stuttgarter <strong>MEDI</strong> Geschäftsstelle über<br />

8.000 Rückmeldungen von Patienten.<br />

Nur 136 Patienten (1,69%) fühlen sich<br />

von ihrem behandelnden Arzt im negativen<br />

Sinne als „Fall“ betrachtet. Lediglich<br />

0,79% (64 Patienten) fühlen sich regel­<br />

aus BadeN–WürttemBerg<br />

<strong>MEDI</strong> Ärzteentwickeln neue<br />

Versorgungsmodelle<br />

Die <strong>MEDI</strong> Verbund Dienstleistungs<br />

GmbH hat mit dem Klinikum Stuttgart<br />

zwei neue Verträge abgeschlossen:<br />

Einen IV–Vertrag nach §140 SGB Vzur<br />

Behandlung von Depression, an dem<br />

nur DAK–Patienten teilnehmen können,<br />

und einen extrabudgetären Vertrag zur<br />

prä– und poststationären Versorgung<br />

bei der Knie– und Hüftendoprothese,<br />

der allen Versicherten offen steht. Beide<br />

Versorgungsmodelle wurden von<br />

<strong>MEDI</strong> Ärzten entwickelt.<br />

Mit Hilfe ihres IV–Vertrags zur Depressions–Behandlung<br />

wollen die Vertragspartner<br />

sowohl Diagnostik und Behandlung<br />

als auch die Kooperation auf den unterschiedlichen<br />

Versorgungsebenen verbessern.<br />

Und das aus gutem Grund, denn<br />

laut einer WHO–Studie zählen depressive<br />

mäßig falsch behandelt und 85 Patienten<br />

(1,06%) waren der Meinung, dass sie von<br />

ihren Ärzten abgezockt worden sind. Auf<br />

die Frage „Werden Sie von Ihren Ärzten<br />

beleidigt, beschimpft und gedemütigt?“,<br />

antworteten nur 29 der Befragten (0,36%)<br />

mit „ja“ und 86 Patienten (1,07%) gaben<br />

an, dass ihnen auch überflüssige<br />

Behandlungen aufgeschwatzt wurden.<br />

„Herr Bartens Anschuldigungen entbehren<br />

jeglicher Grundlage“, folgert <strong>MEDI</strong><br />

Chef Dr. Werner Baumgärtner. Er bezeichnet<br />

Bartens als „Wichtigtuer, der mit<br />

sogenanntem Enthüllungsjournalismus<br />

Geld verdienen möchte.“ as<br />

MEDo r g a n iz e r . ®<br />

▲ 3 netzwerkfähige Programmversionen<br />

▲ Schnittstellen zu allen Praxisprogrammen<br />

▲ für alle Fachrichtungen sowie Einzelpraxen,<br />

Praxisgemeinschaften, Gemeinschaftspraxen<br />

(auch fachgruppenübergreifend)<br />

11<br />

Das Original!<br />

▲ schnelle Terminvergabe für Einzel-, Serien-,<br />

Gruppen-, Kombinationstermine<br />

▲ Recall-, Statistik-, Wartezimmer-Modul<br />

▲ Personal-, Raum-, Geräteverwaltung<br />

▲ und vieles mehr<br />

<strong>MEDI</strong>times<br />

Erkrankungen zu den wichtigsten Volkskrankheiten<br />

weltweit und werden noch<br />

weiter zunehmen. Die Inhalte für den Vertrag<br />

legte eine fachübergreifende Arbeitsgruppe<br />

fest, die die beiden Stuttgarter<br />

<strong>MEDI</strong> ÄrzteDr.Ernst Zeller(Psychiaterund<br />

Neurologe) und Dr.Martin Knaupp (Allgemeinmediziner)<br />

ins Leben gerufen hatten.<br />

Der Vertrag soll dabei helfen, dass bereits<br />

Hausärzte depressive Erkrankungenerkennen<br />

und dass Patienten schneller und umfassender<br />

ihr gewohntes Leben wieder<br />

aufnehmen können. Außerdem wollen die<br />

Vertragspartner stationäre Aufenthalte<br />

vermeiden oder reduzieren, die Lebensqualität<br />

depressiver Patienten steigern<br />

und Chronifizierungen reduzieren.<br />

Die „Väter“desfachübergreifenden Vertrags<br />

zur Knie– und Hüftendoprothese<br />

waren Dr. Norbert Metke (Orthopäde aus<br />

Stuttgart) und Dr. Wolfgang Miller (Chirurg<br />

aus Leinfelden–Echterdingen). Die an der<br />

Behandlung beteiligten Hausärzte, Orthopäden<br />

und Chirurgen führen ihre Patienten<br />

mit einem auf sie abgestimmten<br />

Endoplan unter dem Namen „Wegweiser<br />

zum Kunstgelenk“ gemeinsam durch die<br />

Behandlung. In diesem Endoplan erfahren<br />

Patienten außerdem, was sie nach ihrem<br />

Eingriff zum Beispiel beim Gehen,<br />

Treppensteigen oder Schlafen beachten<br />

sollten. Die niedergelassenen Ärzte, die<br />

an der prä– und poststationären Versorgung<br />

teilnehmen,bekommen ihreerbrachten<br />

Leistungen außerbudgetär vom Klinikum<br />

Stuttgart aus den DRG–Beträgen vergütet.<br />

Mehr zu den Verträgen erfahren <strong>MEDI</strong><br />

Mitglieder im Internet unter www.mediverbund.de.<br />

Stefan Weresch<br />

MED+ORG · Alexander Reichert GmbH<br />

Postfach 10 81 · 78074 Niedereschach<br />

Tel. 0 77 28 - 64 550<br />

Elektronisches Terminmanagement für ärztliche und zahnärztliche Praxen. Infos, Preise, kostenlose Testversion: www.medorganizer.de


<strong>MEDI</strong>times aus rHeiNlaNd–Pfalz<br />

Ein kleiner Flyer zeigt<br />

große Wirkung<br />

Einen erfreulichen Mitgliederzuwachs<br />

kann derzeit die rheinland–pfälzische<br />

GbR <strong>MEDI</strong> Südliche Weinstraße (SÜW )<br />

für sich verbuchen. Die Zahl der Mitglieder<br />

ist hier in den vergangenen Wochen<br />

bereits um ein Drittel angestiegen. Der<br />

Grund für diesen kleinen Boom an neuen<br />

Mitgliedern: Die <strong>MEDI</strong> Ärzte in der<br />

Region um Landau basteln derzeit an<br />

einem kleinen Flyer, von dem auch Kollegen,<br />

die bislang keine <strong>MEDI</strong> Mitglieder<br />

sind, offensichtlich so überzeugt sind,<br />

dass sie sich beteiligen möchten.<br />

„Uns geht es einerseits<br />

darum,<br />

<strong>MEDI</strong> in der Öffentlichkeit<br />

be ­<br />

kannt zumachen<br />

und andererseits<br />

auch die Kollegialität<br />

in den<br />

eigenen Reihen<br />

zu stärken“, informiert<br />

aktuell<br />

Dr. Ralph Seitz,<br />

Sprecher der Ge­<br />

Ralph Seitz<br />

schäftsführung<br />

von <strong>MEDI</strong> SÜW.<br />

19 Anmeldungen sind bei der Geschäftsstelle<br />

von <strong>MEDI</strong> Südwest in Kaiserslautern<br />

bereits für den Umkreis Landau eingegangen.<br />

„Weitere zehn haben bereits fest<br />

ihre Bereitschaft erklärt, mitmachen zu<br />

wollen“, berichtet Seitz.<br />

„Für rheinland–pfälzische Verhältnisse<br />

ist dies ein Erdrutsch im positiven Sinne“,<br />

kommentiert auch Dr. Rainer Saurwein,<br />

Geschäftsführer von <strong>MEDI</strong> Südwest, die<br />

Erfolge der <strong>MEDI</strong> Mitglieder von der<br />

Südlichen Weinstraße. Die Initiative der<br />

Rheinland–Pfälzer könnte auch für andere<br />

<strong>MEDI</strong> Gruppen bundesweit interessant<br />

sein, sind sich Beobachter bereits sicher.<br />

„In dem <strong>MEDI</strong> Flyer erklären wir nicht<br />

nur, was <strong>MEDI</strong> für eine Organisation ist<br />

und welche Ziele wir anstreben. In dem<br />

Faltblatt sind zudem alle Kollegen aufgelistet,<br />

die bei uns mitmachen“, beschreibt<br />

der Landauer <strong>MEDI</strong> Mann Seitz das Konzept.<br />

Neben den Namen, den Telefonnummer<br />

sowie den Adressen der <strong>MEDI</strong><br />

Mitglieder sind in dem Infoblatt zudem<br />

auch deren Facharztrichtung, Schwerpunkte<br />

sowie spezielle Leistungsangebote<br />

dargestellt. Der Patient kann beispielsweise<br />

erfahren, ob ein Chirurg in seiner<br />

Nähe auch Akupunktur anbietet oder ein<br />

Internist die interventionelle Kardiologie,<br />

also zum Beispiel Herzkatheteruntersuchungen,<br />

durchführt.<br />

Die Broschüre soll auch<br />

Patienten informieren<br />

Der Flyer soll künftig in allen Praxen der<br />

Region am Empfangstresen ausliegen,<br />

beziehungsweise den Patienten von den<br />

Arzthelferinnen persönlich in die Hand<br />

gedrückt werden. Die Vorbereitungen für<br />

ein „visuell und inhaltlich stimmiges Faltblatt“<br />

laufen schon auf Hochtouren. Seitz,<br />

selbst Facharzt für Innere Medizin, hat<br />

bereits Kontakt zu einer Düsseldorfer<br />

Werbeagentur aufgenommen. „Die Patienten<br />

werden sich den Flyer zu Hause an<br />

die Pinnwand hängen“, ist Seitz überzeugt.<br />

Offensichtlich scheinen davon auch<br />

andere Ärzte auszugehen, die ebenfalls<br />

mit auf dem Faltblatt stehen wollen.<br />

„Es verstärkt natürlich die Akzeptanz<br />

von <strong>MEDI</strong> SÜW, wenn die anderen Kollegen<br />

sehen, dass etwas Konkretes in der<br />

Gruppe geschieht“, ist sich Seitz bewusst.<br />

Der engagierte Mediziner und seine<br />

Kollegen unter dem Vorsitz von <strong>MEDI</strong><br />

SÜW–Chefin Dr. Ingrid Sebastian–Sehr<br />

planen denn auch, künftig nicht nur verstärkt<br />

die Öffentlichkeit über die Aktivitäten<br />

der Ärzteorganisation zu informieren,<br />

sondern auch in den eigenen Reihen<br />

den Dialog und die Zusammenarbeit zu<br />

forcieren.<br />

„Nach den Protestaktionen im letzten<br />

Jahr ist bei einigen Kollegen etwas die<br />

Luft draußen“, weiß Seitz. Dennoch sei<br />

vielen Ärzten klar, dass es keinen Sinn<br />

mache, allein vor sich hin zu „wurschteln“.<br />

Nur in einer Organisation wie <strong>MEDI</strong><br />

12<br />

könne man sich schließlich erfolgreich<br />

gegen Krankenkassen und Politik zur<br />

Wehr setzen. Es ginge konkret darum, gemeinsam<br />

aktiv zu werden und gegen<br />

Entwicklungen wie die Gründung von<br />

Gesundheitszentren und MVZ durch Klinikbetreiber<br />

anzugehen. Der Vorstand<br />

hatte die Kollegen in der Umgebung in<br />

Rundschreiben und persönlichen Gesprächen<br />

in den letzten Wochen über das<br />

neue Flyer–Projekt informiert.<br />

„Es ist eindeutig: Wir haben die Kollegen<br />

mit unserem neuen Projekt – einem<br />

Flyer für Patienten – zunächst wieder<br />

neugierig gemacht und für unsere Gruppe<br />

gewinnen können“, fasst Seitz zusammen.<br />

Durch die neuen Anmeldungen seien<br />

nun fast alle Facharztrichtungen bei<br />

<strong>MEDI</strong> SÜW“, freut er sich über den Aufschwung.<br />

Seit November 2005 existiert<br />

<strong>MEDI</strong> SÜW. Bislang war es eine kleine<br />

Gruppierung von 32 Haus– und Fachärzten.<br />

Das soll nun anders werden. 120<br />

niedergelassene Vertragsärzte arbeiten in<br />

der Region um Landau.<br />

Marion Lisson<br />

<strong>MEDI</strong> Chefin<br />

wird KV–Vize<br />

Dr. Sigrid Ultes–Kaiser, Vorsitzende von<br />

<strong>MEDI</strong> Südwest, wird künftig auch die<br />

Politik der KV Rheinland–Pfalz mitbestimmen.<br />

Die Anästhesistin aus Ramstein–Miesenbach<br />

wurde von der Vertreterversammlung<br />

zur stellvertretenden<br />

Vorsitzenden gewählt. Dem neuen<br />

Vorstand gehören somit neben der<br />

<strong>MEDI</strong> Frau noch der KV–Vorsitzende Dr.<br />

Carl–Heinz Müller – ebenfalls <strong>MEDI</strong><br />

Arzt –und Dr. Rainer Hinterberger an,<br />

der jedoch zum Jahresende aus seinem<br />

Amt ausscheidet.<br />

„Mein Ziel ist es, mit dazu beizutragen,<br />

dass sich Haus– und Fachärzte nicht auseinander<br />

dividieren lassen“, machte Ultes–<br />

Kaiser, die seit 2003 auch stellvertretende<br />

Vorsitzende von <strong>MEDI</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

ist, in einer ersten Stellungnahme deutlich.<br />

Es gelte der Übermacht der Kranken­


kassen Paroli zu bieten. Es müsse verhindert<br />

werden, dass sich Ärzte mit „Schmankerln“<br />

einkaufen ließen. „Mit denen winken<br />

nämlich Kassen und Politiker zu gerne,<br />

um einzelne Ärzte aus dem System<br />

herauszubrechen“, so die Anästhesistin.<br />

Wie wichtig ihr diese fachübergreifende<br />

Zusammenarbeit ist, hatte die <strong>MEDI</strong><br />

Vorsitzende bereits vor ihrer Wahl in den<br />

KV–Vorstand gezeigt. Gemeinsam mit KV–<br />

Chef Dr. Carl–Heinz Müller und Hausärztechef<br />

Dr. Burkhard Zwerenz stellte sie<br />

nämlich eine bundesweit ungewöhnliche<br />

Kooperation auf die Beine: Alle drei –<br />

<strong>MEDI</strong>, Hausärzte und KV –wollen künftig<br />

gemeinsam beim Thema hausarztzentrierte<br />

Versorgung in Verhandlung mit den<br />

Krankenkassen treten. „Es liegt mir auch<br />

sehr am Herzen, die Identifikation der<br />

Kollegen mit ihrer KV wieder zu verbessern“,<br />

so Ultes–Kaiser weiter. Viele Vertragsärzte<br />

würden die KV mittlerweile als<br />

Fremdkörper empfinden und nicht mehr<br />

als Selbstverwaltung wahrnehmen.<br />

„Es ist dabei oft ein vorgeschobenes<br />

Argument, zu behaupten, die Arbeit der<br />

KV sei nicht transparent“, so Ultes–Kaiser.<br />

Tatsächlich seien viele Kollegen angesichts<br />

täglicher Herausforderungen und Pflichten<br />

in der Praxis nicht wirklich bereit, sich<br />

in die zugegeben hochkomplizierte Materie<br />

rund um das Vertragsarztrecht und in<br />

die Strukturen der Honorarverteilung einzuarbeiten.<br />

Das müsse sich ändern.<br />

„Natürlich ist auch die derzeit schlechte<br />

Vergütung der ärztlichen Leistungen ein<br />

außerordentlich wichtiges Thema, um<br />

das ich mich kümmern werde“, so die<br />

Pfälzerin abschließend.<br />

Die Neuordnung des Vorstandes war<br />

nötig geworden, nachdem zwei der ursprünglich<br />

vier Vorstandsmitglieder wegen<br />

Verfehlungen im Amt zurücktreten<br />

mussten.<br />

Marion Lisson<br />

aus rHeiNlaNd–Pfalz <strong>MEDI</strong>times<br />

KV und Verbände<br />

proben den<br />

Schulterschluss<br />

Eine Kooperation von niedergelassenen<br />

Haus– und Fachärzten ist jetzt in<br />

Rheinland–Pfalz geglückt: <strong>MEDI</strong> Südwest,<br />

der BDA–Hausärzteverband Rheinland–Pfalzsowie<br />

die KV Rheinland–Pfalz<br />

verhandeln derzeit gemeinsam mit den<br />

Krankenkassen vor Ort. Konkret geht<br />

es um Verträge gemäß Paragraph 73b<br />

SGB V zur hausarztzentrierten Versorgung.<br />

Der Schulterschluss mit den Hausärzten<br />

und der KV erfreue <strong>MEDI</strong> Südwest außerordentlich,<br />

erklärte <strong>MEDI</strong> Chefin Dr. Sigrid<br />

Ultes–Kaiser. „Wir wollen bei den Vertragsverhandlungen<br />

mit einer Stimme<br />

sprechen“, machte auch Dr. Burkhard<br />

Zwerenz, BDA–Hausärztechef in Rheinland–Pfalz,deutlich.<br />

Sein Verband stehe in<br />

enger Absprache mit den Verbänden der<br />

Kinder– und Jugendärzte sowie Internisten.<br />

„Es ist grundsätzlich ein Irrtum zu<br />

glauben, <strong>MEDI</strong> wolle die KV–Macht<br />

schwächen oder allein Interessen von<br />

Fachärzten vorantreiben“, bekräftigte<br />

Ultes–Kaiser, die als Anästhesistin einem<br />

ambulanten Op–Zentrum vorsteht. Es<br />

ginge vielmehr für alle Ärzte darum, gemeinsam<br />

zu marschieren und die Interessen<br />

von Haus– und Fachärzten gleichermaßen<br />

gegenüber den Krankenkassen zu<br />

vertreten. Es dürfe nicht sein, dass die gesetzlich<br />

angestrebte hausarztzentrierte<br />

Versorgung einen Keil in die Ärzteschaft<br />

treibe. Im Übrigen, sei es von Anfang an<br />

Ziel von <strong>MEDI</strong> gewesen, Bereiche aufzufangen,<br />

die der KV vom Gesetzgeber be ­<br />

reits entzogen worden seien, so zum Beispiel<br />

in der integrierten Versorgung.<br />

Die KV ist mit im Boot<br />

Es bestehe zwischen den Verbänden klares<br />

Einvernehmen, dass man bei den Vertragsabschlüssen<br />

gemäß Paragraph 73 b<br />

SGB V auf die bewährten Strukturen der<br />

KV zurückgreifen wolle, statt Parallelorganisationen<br />

zu entwickeln, so Zwerenz. So­<br />

1<br />

wohl die Abrechnungen als auch die Kontrolle<br />

von Wirtschaftlichkeit sollen bei den<br />

neuen Verträgen zwischen KV, Hausärzten<br />

und <strong>MEDI</strong> weiterhin über die Selbstverwaltung<br />

laufen. „Es besteht erfreulicherweise<br />

ein gutes Einvernehmen zwischen<br />

KV–Chef Dr. Carl–Heinz Müller, der <strong>MEDI</strong><br />

Chefin Dr. Ultes–Kaiser und mir“, sagt<br />

Hausarzt Zwerenz<br />

offen. „Ich begrüße<br />

die Zielsetzung,<br />

gemeinsam eine<br />

einheitliche und<br />

flächendeckende<br />

hausärztliche Versorgung<br />

für die Zukunft<br />

zu entwickeln<br />

und zu verhandeln“,<br />

bestätigt<br />

auch KV–Chef Dr.<br />

Carl–Heinz Müller.<br />

Dadurchwerde der<br />

bürokratische Auf­ Burkhard Zwerenz<br />

wand für die Praxen<br />

minimiert und der Aufbau von<br />

Doppelstrukturen verhindert. Wichtig sei,<br />

dass die Ärzteschaft nicht auseinander dividiert<br />

werde, sondern eine Einheit bilde.<br />

„Für uns ist es selbstverständlich, uns bei<br />

Fachverträgen durch die Fachärzte beraten<br />

zu lassen. Dieser Weg war schon bei<br />

anderen Verhandlungen, wie zum Beispiel<br />

den Verträgen zum ambulanten Operieren,<br />

erfolgreich“, so Müller. Die ersten Gespräche<br />

der Ärzte mit der AOK haben be ­<br />

reits begonnen. Verhandlungen mit den<br />

anderen Krankenkassen wie den Ersatzkassen<br />

und den Betriebskrankenkassen<br />

stehen demnächst an.<br />

Eine Kooperation, wie sie jetzt von<br />

<strong>MEDI</strong>, KV und Hausärzteverband in Rheinland–Pfalz<br />

geschlossen worden sei, diene<br />

außerordentlich den berechtigten Forderungen<br />

der Ärzte. Für den einzelnen<br />

Arzt sei es grundsätzlich angesichts der<br />

komplizierten Honorar– und Vertragsbestimmungen<br />

nicht möglich, sich bei Vertragsverhandlungen<br />

gegen die Übermacht<br />

der Krankenkassen durchzusetzen, so<br />

Ultes–Kaiser. Jedem Kollegen sei angesichts<br />

der aktuellen Lage wohl bewusst,<br />

wie sehr er bei Vertragsverhandlungen<br />

auf die Unterstützung von Profis zurückgreifen<br />

müsse.<br />

Marion Lisson


<strong>MEDI</strong>times aus BerliN<br />

Klinik–MVZ schmälern Facharzt–Budget<br />

Die Kliniken in Berlin sind mit der Gründung<br />

von Medizinischen Versorgungszentren<br />

(MVZ) auf dem Vormarsch. Niedergelassenen<br />

Ärzten sind diese MVZ<br />

ein Dorn im Auge. Ihre Kritik: Viele<br />

Klinik–MVZ generieren neue ambulante<br />

Fälle und schmälern so das ohnehin<br />

streng begrenzte Budget der Arztpraxen.<br />

Als „Ärgernis“ betrachtet <strong>MEDI</strong> Berlin<br />

Chef Dr. Wolfgang Mitlehner zum Beispiel<br />

das MVZ der DRK Kliniken in der Drontheimer<br />

Straße. „Dort sollen offensichtlich<br />

die Chemotherapien aus dem stationären<br />

Bereich in den ambulanten verlagert<br />

werden, um unser Budget weiter zu<br />

schröpfen“, so sein Eindruck.<br />

Insgesamt 15 MVZ in der Trägerschaft<br />

von Kliniken waren im ersten Quartal dieses<br />

Jahres bei der KV Berlin zugelassen.<br />

Mehr als 80 Ärzte waren dort tätig. Die<br />

Fachrichtungen variieren sehr stark. So<br />

gibt es Klinik–MVZ, in denen gerade ein­<br />

koNtakte<br />

Mitgliederverwaltung<br />

<strong>MEDI</strong> Verbund Berlin c/o HWS<br />

Bleibtreustraße 24, 10707 Berlin<br />

Tel. 030 /88 70 99 75<br />

Fax 030 /88 70 99 74<br />

info@mediberlin.de<br />

Verträge, Dienstleistungen<br />

<strong>MEDI</strong> Verbund GmbH<br />

Masurenallee 6b, 14057 Berlin<br />

Geschäftsführer: Karsten Köhler<br />

karstenwjkoehler@aol.com<br />

Geschäftsstelle: Frau Diedrich<br />

Tel. 030 /25 46 96 24<br />

Fax 030 / 25 46 96 27<br />

medigmbh@mediberlin.de<br />

Ärzteinitiative<br />

Vorsitzender: Dr. Wolfgang Mitlehner<br />

Turmstr. 21, 10559 Berlin<br />

Tel. 030 /391 87 47<br />

Fax 030 /399 03 889<br />

wolfgang.mitlehner@t­online.de<br />

mal ein Arzt für physikalische und rehabilitative<br />

Medizin und ein Neurologe arbeiten.<br />

Andere Krankenhaus–MVZ halten dagegen<br />

mit Hausärzten, Radiologen, Facharzt–Internisten<br />

verschiedener Schwerpunkte,<br />

Hautärzten, Augenärzten und<br />

Hals–Nasen–Ohren–Ärzten ein breites<br />

Spektrum von Fachrichtungen zur ambu ­<br />

lanten Vor– und Nachsorge für ihre Patienten<br />

bereit. Berlinweit am häufigsten<br />

vertreten sind in den Krankenhaus–MVZ<br />

neben 16 Hausärzten die fachärztlichen<br />

Internisten (12) sowie Nuklearmediziner<br />

und Strahlentherapeuten (je zehn). Die<br />

letzten beiden Fachrichtungen sind in der<br />

Hauptstadt nicht zulassungsbeschränkt,<br />

daher müssen die Krankenhäuser dafür<br />

keine Arztsitze kaufen. Nuklearmediziner<br />

und Strahlentherapeuten sind zum<br />

Beispiel in den drei MVZ an den Standorten<br />

der Charité Universitätskliniken vertreten.<br />

Auch inden beiden MVZ der Vivantes<br />

Kliniken in Neukölln und Friedrichshain<br />

finden sich jeweils Nuklearmediziner.<br />

Die Leistungen der beiden Fachgruppen<br />

sind sehr kostenintensiv. Die Punktwerte<br />

müssen gegebenenfalls von anderen<br />

Fachgruppen gestützt werden. „Das<br />

könnte zu einer gewaltigen Belastung für<br />

die Fachärzte werden“, warnt Mitlehner.<br />

Die meisten Klinikkonzerne betreiben<br />

ihreMVZ in eigenen Tochtergesellschaften<br />

mit beschränkter Haftung. Einige Krankenhausträger<br />

gründen nur einzelne MVZ,<br />

wie zum Beispiel Helios. Andere Klinikkonzerne<br />

siedeln an jedem Klinikstandort<br />

ein MVZ an, wie die Charité oder die DRK<br />

Kliniken. Dass sie sich damit den Argwohn<br />

niedergelassener Ärzte zuziehen, scheinen<br />

viele Klinikchefs noch nicht verstanden<br />

zu haben. So betont der Klinikumsdirektor<br />

der Charité, Behrend Behrends,<br />

immer wieder, dass er auf die Zusammenarbeit<br />

mit niedergelassenen Ärzten<br />

setzt. Professor Thomas Kersting, Sprecher<br />

der Geschäftsführung der DRK–Kliniken,<br />

hat kürzlich bei der Übernahme der Belegklinik<br />

Park–Sanatorium Dahlem er ­<br />

klärt, es sei strategische Zielsetzung der<br />

DRK–Kliniken, die sektorenübergreifende<br />

Kooperation mit Niedergelassenen zu<br />

stärken.<br />

1<br />

<strong>MEDI</strong> Ärzte in Berlin sehen die Gründung<br />

von MVZ durch Kliniken aber als<br />

Konkurrenz. Werden in den Krankenhaus–MVZ<br />

Ärzte tätig, die bislang keine<br />

Ermächtigung hatten, dürfen sie ihre<br />

Honorare bis zum Fachgruppendurchschnitt<br />

steigern. Sie erhalten folglich jedes<br />

Quartal ein etwas größeres Stück von<br />

der begrenzten Gesamtvergütung. Besonders<br />

diese MVZ sorgen für Verärgerung<br />

bei den Niedergelassenen, zumal sie die<br />

dual finanzierten Kliniken zur Stärkung<br />

im Rücken haben. „Sie saugen die Staatsknete<br />

für ihre Einrichtungen ab und stehen<br />

daher in einem ungleichen Wettbewerb“,<br />

kritisiert Mitlehner.<br />

Doch die niedergelassenen Ärzte in<br />

Berlin bleiben nicht untätig. Bei der<br />

Gründung von MVZ sind sie noch aktiver<br />

als die Kliniken. „Besonders <strong>MEDI</strong> Mitglieder<br />

nutzen diese Möglichkeit intensiv“,<br />

so Mitlehner. Die Hauptstadt zählt<br />

einer Statistik der KBV zufolge die meisten<br />

MVZ in <strong>Deutschland</strong> bezogen auf<br />

die Bevölkerung. 77 MVZ bestanden<br />

demnach Ende 2006 in Berlin, mehr gab<br />

es mit 159 von bundesweit 666 MVZ nur<br />

in Bayern.<br />

Angela Mißlbeck<br />

Drei Krankenhäuser<br />

sind <strong>MEDI</strong> Partner<br />

Drei Kliniken in Berlin haben inzwischen<br />

Kooperationsvereinbarungen mit <strong>MEDI</strong><br />

Berlin getroffen. Seit kurzem besteht eine<br />

Vereinbarung zur perioperativen Betreuung<br />

von Patienten der Schlossparkklinik<br />

und der Parkklinik Weißensee. Die beiden<br />

Kliniken im Norden Berlins unterstehen<br />

einer gemeinsamen Verwaltung. Bereits<br />

seit längerem können <strong>MEDI</strong> Ärzte<br />

die prä–und poststationäreBetreuung von<br />

Patienten des Bundeswehrkrankenhauses<br />

und des Sankt Gertrauden Krankenhauses<br />

gegen ein Sonderhonorar übernehmen.<br />

Für ein Fach besteht eine ähnliche Vereinbarung<br />

auch mit der Charité. ami


Institut korrigiert<br />

Studie<br />

Das Deutsche Institut für Public Affairs<br />

(DIPA) in Berlin hat seine Studie „Interessenvertretung<br />

durch Proteste?“ korrigiert,<br />

nachdem <strong>MEDI</strong> <strong>Deutschland</strong> das Institut<br />

darauf hingewiesen hatte, dass dessen<br />

Studienergebnisse stellenweise falsch<br />

oder unvollständig waren (siehe auch<br />

<strong>MEDI</strong>TIMES Dezember 2006). Die Studie<br />

hatte zum Beispiel behauptet, dass <strong>MEDI</strong><br />

<strong>Deutschland</strong> bundesweit nur rund 1.000<br />

Mitglieder habe, tatsächlich sind es aber<br />

rund 13.000. Darüber hinaus musste die<br />

Autorin richtig stellen, dass <strong>MEDI</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

während der Ärzteproteste im letzten<br />

Jahr eine kontinuierliche Informationsarbeit<br />

sowie eine Vor– und Nachbearbeitung<br />

für seine Mitglieder gemacht und einzelne<br />

regionale politische Veranstaltungen<br />

betreut und organisiert hat. Außerdem<br />

berichtigt die Studie, dass bei Großveranstaltungen,<br />

wie sie <strong>MEDI</strong> zum Beispiel in<br />

Baden–Württemberg auf die Beine gestellt<br />

hat, immer auch Vertreterinnen der<br />

Arzthelferinnen auf dem Podium dabei<br />

waren. as<br />

gesuNdHeitsPolitik<br />

Schmidt darf Ärzte<br />

als „Geiselnehmer“<br />

titulieren<br />

Weil sie so massenhaft gegen die anstehende<br />

Gesundheitsreform gestreikt<br />

haben, müssen sich Ärzte von Spitzenpolitikernals„Geiselnehmer“beschimpfen<br />

lassen. Bundesgesundheitsministerin<br />

Ulla Schmidt und SPD–Gesundheitsexperte<br />

Prof. Karl Lauterbach dürfen<br />

demnach weiter verbreiten, Ärzte<br />

nähmen Patienten mit ihren Protesten<br />

in „Geiselhaft“.<br />

Der individuelle Mediziner sei von solchen<br />

Worten nicht in seinem Persönlichkeitsrecht<br />

verletzt, entschied das Oberlandesgericht<br />

(OLG) Karlsruhe. Es wies damit<br />

den Eilantrag eines HNO–Arztes ab, der<br />

erreichen wollte, dass die beiden Politiker<br />

die umstrittenen Äußerungen nicht mehr<br />

verbreiten dürfen. Ulla Schmidt hatte sich<br />

im Dezember in den Medien zu den<br />

Praxisschließungen wie folgt geäußert:<br />

„Mich ärgert vielleicht, wenn Patienten<br />

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<strong>MEDI</strong>times<br />

oder kranke Menschen in Geiselhaft genommen<br />

werden für Forderungen nach<br />

mehr Geld.“ Lauterbach sagte: „Das ist<br />

schon eine Geiselhaft der Patienten. Es<br />

gibt keine Berufsgruppe, die so brutal die<br />

Menschen ausnutzt, wenn es um das eigene<br />

Einkommen geht wie die Ärzteschaft.“<br />

Schon das Landgericht Freiburg hatte<br />

seinen Antrag auf Unterlassen abgewiesen.<br />

Der Kläger sei durch die inkriminierenden<br />

Äußerungen nicht als Individuum<br />

betroffen, urteilte das OLG jetzt dazu.<br />

Denn die umstrittenen Sätze hätten sich<br />

gegen die gesamte streikende Ärzteschaft<br />

gerichtet. Je größer ein angesprochener<br />

Kreis jedoch sei, desto weniger sei der<br />

Einzelne gemeint. Hier seien 40.000<br />

Ärzte betroffen gewesen, denn so viele<br />

hätten an dem besagten 4. Dezember<br />

2006 ihre Praxen geschlossen gehalten.<br />

Damit sei der angesprochene Personenkreis<br />

derart groß und unübersehbar<br />

gewesen, dass der Einzelne durch die<br />

Beleidigungen nicht in seinem Persönlichkeitsrecht<br />

verletzt worden sei (Az.: 14 U<br />

11/07).<br />

Diana Niedernhöfer<br />

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gesuNdHeitsPolitik<br />

Bedenken auf breiter<br />

Front gegen die<br />

elektronische Gesundheitskarte<br />

Ärzte in ganz <strong>Deutschland</strong> haben in den<br />

vergangenenWochenihreBedenkengegen<br />

die elektronische Gesundheitskarte<br />

(eGK) publik gemacht. Die Kritik geht<br />

quer durch die Verbände, Institutionen<br />

und Körperschaften und zeigt, dass<br />

die Ärzte nicht bereit sind, die von der<br />

Politik diktierten Bedingungen bei der<br />

Einführung der Karte zu akzeptieren.<br />

„Wir testen, ob Kartenleser Karten lesen<br />

können. Und wir stellen fest, sie können“,<br />

sagt der Flensburger Kardiologe Dr.<br />

Eckehard Meissner spöttisch zum jetzigen<br />

Stand der Testphase zur Einführung<br />

der eGK. Meissner ist nicht etwa Gegner<br />

der Erprobung, sondern einer der rund<br />

25 Ärzte in der Testregion Flensburg, die<br />

sich beteiligen, um ihre Bedenken einzubringen.<br />

In Flensburg gibt es viele Ärzte, die<br />

die Beteiligung befürworten. Ihr wichtigstes<br />

Argument: Ärzte können ihre Bedenken<br />

nur geltend machen, wenn sie<br />

sich einbringen. Durch Verweigerung, so<br />

ihre Haltung, vergebe man die Chance<br />

zur Mitgestaltung und Beeinflussung.<br />

Ob die Beteiligung der Ärzte in den<br />

Testregionen tatsächlich zur Durchsetzung<br />

der ärztlichen Interessen dient, wird un­<br />

Durchblick beim<br />

GKV–Ausstieg<br />

Was Ärztinnen und Ärzte wissen müssen,<br />

die Ihre Zulassung zurückgeben wollen.<br />

Das liefert Ihnen der neue Ratgeber:<br />

➜ Exklusive Hintergrund–Informationen zu einem heißdiskutierten Medizinthema<br />

➜ Tipps zu Abrechnung,Finanzen, Management,Patientenbindung,Rechtsfragen<br />

➜ Darstellung der politischen Rahmenbedingungen<br />

➜ Die wichtigsten Dokumente, Urteile,Kontaktdaten und Links<br />

1<br />

ter den Kollegen kontrovers diskutiert.<br />

Gegner dieser Einstellung<br />

befürchten, dass die Politik die<br />

Ärzte in den Testregionen vereinnahmt<br />

und ihre Bedenken anschließend<br />

mit dem Hinweis „Ihr<br />

habt doch mitgemacht“ vom Tisch<br />

wischen kann.<br />

Fest steht: Gearbeitet wird bereits<br />

seit Dezember 2006 in den<br />

Testregionen Flensburg und im<br />

sächsischen Löbau–Zittau (rund<br />

20 niedergelassene und 85 Klinikärzte)<br />

mit der Karte. Im Sommer<br />

sollen die Regionen Heilbronn,<br />

Ingolstadt, Bochum/Essen, Trier<br />

und Wolfsburg folgen. In diesen<br />

sieben Regionen sollen elektronische<br />

Gesundheitskarten an jeweils<br />

10.000 Versicherte ausgegeben<br />

werden. Der derzeitige Test ist aus technischer<br />

Sicht für einige Regionen kein<br />

Fortschritt. Die elektronische Vernetzung<br />

war regional zum Teil schon weiter – deshalb<br />

der spöttische Kommentar Meissners<br />

zum jetzigen Test. In einer späteren<br />

Phase sollen dann Versuche mit 100.000<br />

Versicherten folgen.<br />

Fast jede Ärzteorganisation hat<br />

sich mit der eGK beschäftigt<br />

Fest steht aber auch: Die eGK leidet unter<br />

erheblichen Akzeptanzproblemen in<br />

der deutschen Ärzteschaft. Von der regi­


onalen Protestgruppe UnderDocs in<br />

Norddeutschland über den IPPNW (Ärzte<br />

für die Verhütung des Atomkriegs/Ärzte<br />

in sozialer Verantwortung), die Freie<br />

Ärzteschaft und den <strong>MEDI</strong> Verbund bis<br />

zur Bundesärztekammer hat sich in den<br />

vergangenen Wochen fast jede ärztliche<br />

Gruppierung mit der Einführung der eGK<br />

beschäftigt – oft emotional, meist konstruktiv<br />

und fast immer kritisch. Die zahlreichen<br />

Veranstaltungen in der ganzen<br />

Republik zeigen stets die gleichen Bedenken<br />

der Ärzte. Ob im Praxisnetz Kiel<br />

oder bei <strong>MEDI</strong> Heilbronn: Ärzte sorgen<br />

sich um die Sicherheit der Patientendaten,<br />

fragen nach den Kosten für die Arztpraxen<br />

und befürchten hohen Aufwand, während<br />

Krankenkassen und Industrie profitieren.<br />

<strong>MEDI</strong> Chef Dr. Werner Baumgärtner<br />

teilt diese Bedenken. „Es gibt keine absolute<br />

Sicherheit“, sagte er auf einer<br />

Veranstaltung von <strong>MEDI</strong> Heilbronn zur<br />

Problematik der Speicherung aller sensibler<br />

Daten auf einem Zentralserver.<br />

Heilbronner <strong>MEDI</strong> Ärzte<br />

befürchten Datenhunger<br />

Die <strong>MEDI</strong> Mitglieder in Heilbronn befürchten<br />

den Datenhunger etwa von<br />

Lebens– und Rentenversicherungen. Und<br />

sie haben das Gefühl, dass hier eine politische<br />

Entscheidung, von oben mit<br />

Brachialgewalt, gegen die Interessen der<br />

gesuNdHeitsPolitik<br />

Patienten und gegen die Bedenken der<br />

Ärzte durchgesetzt werden soll. „Für<br />

Patienten, Ärzte und Apotheker ist das<br />

überflüssig“, sagte ein <strong>MEDI</strong> Mitglied in<br />

Heilbronn. Für die Heilbronner sind das<br />

Gründe genug, am Test in ihrer Region<br />

nicht teilzunehmen. Davon ließen sie sich<br />

auch nicht durch Gespräche mit der AOK<br />

und der Arbeitsgemeinschaft zur Einführung<br />

der elektronischen Gesundheitskarte<br />

in Baden–Württemberg abbringen. „Wir<br />

werden unser Nein durchhalten“, bekräftigte<br />

der Heilbronner <strong>MEDI</strong> Vorsitzende<br />

Dr. Vassilios Vadokas. Er gab aber auch zu<br />

verstehen, dass man zu weiteren Gesprächen<br />

bereit sei, wenn die Bedingungen<br />

wie etwa die zentrale Serverlösung überdacht<br />

werden.<br />

Dass die Heilbronner keine Exoten<br />

sind, wurde spätestens auf der Vertreterversammlung<br />

der KV Baden–Württemberg<br />

Mitte Mai deutlich. Die Versammlung<br />

folgte einstimmig einem Antrag des <strong>MEDI</strong><br />

Vorstandsmitglieds, Johannes Glaser aus<br />

Leimen, die Einführung der Karte so lange<br />

abzulehnen, bis bestimmte Forderungen<br />

umgesetzt sind. Dazu gehört der<br />

Verzicht auf die Speicherung auf einem<br />

Zentralserver und die Garantie, dass ein<br />

Rückgriff auf sensible Patientendaten nur<br />

zwischen Arzt und Patient möglich ist.<br />

Die Kosten dürfen den Ärzten auch nicht<br />

in Teilen aufgebürdet werden, Haftungsfragen<br />

sollen vor der Einführung geklärt<br />

<strong>MEDI</strong>times<br />

werden. Der Praxisbetrieb und damit das<br />

Arzt–Patientenverhältnis darf durch die<br />

Benutzung der eGK nicht belastet werden.<br />

Wo ist der Nutzen für<br />

Patienten und Ärzte?<br />

Auch bundesweit wurden Bedenken –<br />

wenn auchinabgeschwächterForm –formuliert.<br />

„Große Skepsis und Sorge“ äußerten<br />

Bundesärztekammer, KBV, Deutscher<br />

Hausärzteverband, Hartmannbund,<br />

Marburger Bund, NAV, GFB und BDI in<br />

einer gemeinsamen Erklärung zur eGK.<br />

Darin kritisieren sie u.a.: „Der Nutzen für<br />

Patienten und Ärzte steht nicht im<br />

Vordergrund und wird in der zeitlichen<br />

Abfolge vernachlässigt.“ In weiten Teilen<br />

deckt sich die Stellungnahme mit den<br />

schon im vergangenen Jahr auf dem 109.<br />

Deutschen Ärztetag vorgetragenen<br />

Bedenken, allerdings mit klarer vorgetragenen<br />

Konsequenzen –jetzt wollen die<br />

Verbände aus den laufenden Testphasen<br />

ableiten, ob die ärztlichen Interessen gewahrt<br />

bleiben und stellen klar: „Anderenfalls<br />

ist das Projekt elektronische Gesundheitskarte<br />

für die deutsche Ärzteschaft<br />

nicht weiter verfolgenswert.“<br />

Dirk Schnack<br />

Ihre Bestelladresse: <strong>MEDI</strong> Verbund Dienstleistungs GmbH,Industriestraße 2,70565 Stuttgart,Telefon 0711 806079-0,E-Mail rademacher@medi-verbund.de<br />

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<strong>MEDI</strong>times<br />

Verbände bereiten<br />

die Korbphase vor<br />

Nach den bundesweiten Informationsveranstaltungen<br />

zum Systemausstieg<br />

wollen <strong>MEDI</strong> <strong>Deutschland</strong>, der Bundesverband<br />

der Ärztegenossenschaften<br />

(BVÄG) und die Freie Ärzteschaft nach<br />

den Sommerferien mit der Korbphase<br />

beginnen. Den Auftakt wird eine große<br />

Initialveranstaltung im September in<br />

Stuttgart bilden. Danach wird es auch<br />

in anderen Regionen Veranstaltungen<br />

zu Korbmodellen geben.<br />

„Es gibt bereits einige Regionen in Baden–Württembergund<br />

Rheinland–Pfalz,<br />

die eindeutig Bereitschaft zeigen, Körbe<br />

aufzustellen“, freut sich der <strong>MEDI</strong><br />

Vorsitzende Dr. Werner Baumgärtner.<br />

Welche das sind, möchte er aber noch<br />

nicht sagen. „Unsere drei Verbände werden<br />

aus juristischen Gründen nur Informationsveranstaltungen<br />

durchführen –<br />

die Körbe füllen werden dann aber andere,<br />

die nicht vertragsärztlich tätig sind.<br />

Sonst könnten die KVen oder die Aufsicht<br />

versuchen, gegen uns vorzugehen“, befürchtet<br />

er. Die schriftlichen Erklärungen<br />

der Niedergelassenen, die für einen<br />

Korb notwendig sind, werden bei einem<br />

Juristen oder Notar hinterlegt. Die Frage,<br />

wann ein Korb scharf gestellt wird, entscheiden<br />

dann die Ärzte vor Ort.<br />

„Ärztegruppen, die ihre Kassenzulassung<br />

zurückgeben möchten, bekommen<br />

von uns logistische und juristische Unterstützung,<br />

Hilfe bei der Öffentlichkeitsarbeit<br />

und Transparenz darüber, wie für<br />

den Einzelnen die Zukunft seiner Praxis<br />

aussieht“, kündigt Baumgärtner an.<br />

Letzteres sollen die Kollegen mit Hilfe<br />

des Transkodierungsprogramms ausrechnen,<br />

das der <strong>MEDI</strong> Verbund ausgearbeitet<br />

hat. „Wir werden auch Gespräche<br />

führen, um die ersten Monate nach dem<br />

Ausstieg abzusichern, falls sich Verzögerungen<br />

seitens der Krankenkassen ergeben<br />

sollten“, so der <strong>MEDI</strong> Vorsitzende<br />

weiter. „Ich bin aber zuversichtlich, dass<br />

die Kassen ihren Verpflichtungen nachkommen<br />

werden“, fügt er hinzu.<br />

Angelina Schütz<br />

Verbände wollen<br />

im Vertragswettbewerb<br />

enger kooperieren<br />

Eigentlich kennt man die Allianz Deutscher<br />

Ärzteverbände und den Deutschen<br />

Hausärzteverband (HÄV) als gesundheitspolitische<br />

Konkurrenten. Nun wollen<br />

sich die Mitgliedsverbände der Allianzund<br />

derHÄVaberim neuen Wettbewerb<br />

um Einzelverträge nach Paragraf<br />

73 b+cSGB Vkünftig enger abstimmen.<br />

Die KVen sollen dann nur noch in<br />

Einzelfällen mit ins Boot geholt werden.<br />

Durch das GKV–Wettbewerbsstärkungsgesetz<br />

haben die KVen künftig die Möglichkeit,<br />

Einzelverträge abzuschließen –<br />

falls es die Ärzte wünschen. Ein Beispiel<br />

ist hier der novellierte Paragraf 73 b zur<br />

hausarztzentrierten Versorgung. Nachdem<br />

alle gesetzlichen Krankenkassen solche<br />

Verträge flächendeckend anbieten müssen,<br />

heißt es im SGBV: „Die Verträge<br />

können abgeschlossen werden mit<br />

Kassenärztlichen Vereinigungen, sowie<br />

Gemeinschaften (...) sie hierzu ermächtigt<br />

haben.“ Die Vertragsärzte können<br />

nun also selbst entscheiden, ob sie die<br />

KVen bei ihren Vertragsabschlüssen einbeziehen<br />

oder nicht. Und diese Chance<br />

wollen sich viele Ärzteverbände, darunter<br />

auch <strong>MEDI</strong> <strong>Deutschland</strong>, nicht nehmen<br />

lassen, zumal man dort die Vertragspolitik<br />

der KBV in den letzten 15 Jahren<br />

nicht unbedingt als erfolgreich bezeichnen<br />

würde.<br />

Bei dem Spitzentreffen von HÄV und<br />

der Allianz Ende März in Berlin einigten<br />

sich beide Seiten auf gegenseitige Information<br />

und regelmäßige Abgleichung von<br />

Vertragsinhalten. Verträge, die durch die<br />

1<br />

Verbände im freien Wettbewerb abgeschlossen<br />

werden, sollen daraufhin geprüft<br />

werden, dass Krankenkassen keinen<br />

Wettbewerbsvorteil durch deren fortschreitende<br />

Zentralisierung erhalten und<br />

durch Vertragsdumping dem ambulanten<br />

Bereich weitere Finanzmittel entziehen.<br />

Ob und inwieweit die KVen in den einzelnen<br />

Regionen bei diesen Verträgen eine<br />

Rolle spielen werden, wollen die Verbände<br />

dann im Einzelfall entscheiden.<br />

Auch in Baden–Württemberg<br />

rücken Verbände<br />

enger zusammen<br />

Eine ganz ähnliche Kooperation auf<br />

Landesebene wurde einen Monat später<br />

im Südwesten ausgerufen: HÄV, Gesundheitsnetz<br />

Süd, <strong>MEDI</strong> Baden–Württemberg,<br />

Hartmannbund, NAV–Virchow–Bund und<br />

der Verband der Kinder– und Jugendärzte<br />

kamen überein, „im freivertraglichen Bereich<br />

die Initiative für Verhandlungen mit<br />

den Krankenkassen zu ergreifen“, hieß es<br />

in der gemeinsamen Pressemitteilung.<br />

Die Verbände wollen eine möglichst einheitliche<br />

Vertragsgestaltung erzielen und<br />

die KV Baden–Württemberg nur dann ins<br />

Boot holen, „soweit dies zur inhaltlichen<br />

und logistischen Unterstützung der freien<br />

Verträge sinnvoll erscheint.“ Eine gemeinsame<br />

Verhandlungskommission wird<br />

dann die Sondierungsgespräche mit den<br />

Krankenkassen im Land aufnehmen.<br />

Angelina Schütz


NacHgefragt Bei<br />

Dr. Werner<br />

Baumgärtner<br />

<strong>MEDI</strong>TIMES : Herr Dr. Baumgärtner, warum<br />

wollen unterschiedliche Verbände,<br />

die sich in der Vergangenheit nicht immer<br />

grün waren, nun plötzlich im neuen<br />

Vertragswettbewerb enger zusammen ­<br />

rücken?<br />

Baumgärtner : Die große Mehrheit unserer<br />

Kollegen möchte, dass ihre Verbände<br />

bundes– und landesweit zusammenar ­<br />

beiten. Die Ärzteverbände erkennen außerdem,<br />

dass sie nur gemeinsam gegen<br />

die dramatischen Veränderungen in unserem<br />

Gesundheitswesen bestehen<br />

können. Die Gesundheitsreform führt zu<br />

einem Paradigmenwechsel: Der Arzt soll<br />

nicht mehr im Zentrum der Patientenversorgung<br />

stehen, sondern nur noch als<br />

Teil einer Behandlungskette fungieren.<br />

gesuNdHeitsPolitik<br />

Die Krankenkassen sollen Case–Management<br />

praktizieren, kapitalkräftige Player<br />

werden unsere Krankenhäuser übernehmen<br />

und MVZ gründen und ein<br />

Krankenkassen–Oligopol wird versuchen,<br />

durch Ausschreibungen die Rahmenbedingungen<br />

der ambulanten Versorgung<br />

zu diktieren. Also sind Kooperationen allemal<br />

besser als Konfrontationen. Die neue<br />

Kooperation ist eine Art Schutzbündnisgegen<br />

die Übermacht der Krankenkassen<br />

<strong>MEDI</strong>TIMES : Nun wollen die Verbände<br />

aber auch als Konkurrenz zu den KVen<br />

auftreten. Warum?<br />

Baumgärtner : Die KVen haben es nicht<br />

geschafft, im kollektivvertraglichen System<br />

eine adäquate Bezahlung unserer Leistung<br />

zu erreichen. Das wird nur noch dadurch<br />

getoppt, dass die KBV in Bezug auf<br />

den neuen EBM und die Umsetzung der<br />

Vorgaben der Paragrafen 85 bis 87 SGB V<br />

zugestimmt hat und somit unsere<br />

bisher nicht bezahlte Arbeit in<br />

Pauschalen versenktwird. Die bis ­<br />

herige Gesamtvergütung wird also<br />

wieder nur neu verteilt und nachdem<br />

ich mir die Paragrafen 85<br />

bis 87 durchgelesen habe, ist mir<br />

außerdem klargeworden, dass wir<br />

Ärzte wieder keine Chance auf<br />

eine bessere und zusätzliche Vergütung<br />

haben werden.<br />

<strong>MEDI</strong>TIMES : Und was ist mit dem<br />

Budget–Sieb, von dem KBV–Chef Dr.<br />

Andreas Köhler immer wieder spricht?<br />

Baumgärtner : Die KBV–Vertreter können<br />

noch so oft von einem Budget–Sieb sprechen<br />

und uns erklären, dass ab 2009 die<br />

Vergütung nach Euro und Cent Einzug<br />

halten wird. Tatsache ist, dass uns in den<br />

nächsten zwei Jahren kein zusätzliches<br />

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1<br />

<strong>MEDI</strong>times<br />

Geld in der ambulanten Versorgung zur<br />

Verfügung stehen wird! Und dass die<br />

Kassen ab 2009 das Morbiditätsrisiko<br />

übernehmen ist eine Mogelpackung.<br />

Wir bleiben auch in den nächsten vier<br />

Jahren Lichtjahre von einer Vergütung<br />

von 5,11 Cent oder 47 Euro pro Arztstunde<br />

entfernt! Deshalb wäre es geradezu<br />

absurd, den KVen in dieser Situation die<br />

Verhandlungen der 73er–Verträge zu<br />

überlassen.<br />

<strong>MEDI</strong>TIMES : Man hört, dass auch die<br />

KBV im Rahmen des neuen Vertragswettbewerbs<br />

künftig mit den Ärzteverbänden<br />

zusammenarbeiten will. Wie<br />

bewerten Sie das?<br />

Baumgärtner : Die KBV muss ihren Mitgliedern<br />

reinen Wein einschenken, dass<br />

sie für sie weder eine leistungsgerechte<br />

HonorierungerzielennochalsInteressen­<br />

„Für Niedergelassene<br />

im System wird<br />

es kaum Honorar­<br />

zuwächse geben“<br />

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vertretung fungieren kann. Das Thema<br />

Einzelverträge sollte die KBV gemeinsam<br />

mit den Verbänden angehen, damit<br />

sie nicht wieder für Dumping–Preise<br />

sorgt, um einfach imGeschäft zubleiben.<br />

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<strong>MEDI</strong>times<br />

<strong>MEDI</strong> kämpft für eine<br />

Änderung der MBO im Sinne<br />

der Einzelpraxen<br />

Der Deutsche Ärztetag hat 2004 in Bremen<br />

die Berufsordnung weitgehend liberalisiert,<br />

allerdings nur für den privatärztlichen<br />

Bereich. Das Vertragsarztrecht<br />

hinkte dem weit hinterher.Mit dem Vertragsarztrechtsänderungsgesetz<br />

(VÄG)<br />

hat der Gesetzgeber nachgezogen und<br />

das Berufsrecht teilweise sogar überholt,<br />

so dass hier wieder Nachholbedarf<br />

herrscht. Der <strong>MEDI</strong> Verbund befürchtet<br />

erhebliche Nachteile für die Einzelpraxis<br />

in derKonkurrenzzumedizinischen Versorgungszentren<br />

odermedizinischen Einrichtungen<br />

von Kapitalinvestoren, wenn<br />

GKV–Regelungen in die Musterberufsordnung<br />

(MBO) übernommen werden.<br />

Schon vor dem 110. Deutschen Ärztetag in<br />

Münster hatte sich der <strong>MEDI</strong> Verbund in<br />

mehreren Schreiben an den Präsidenten<br />

der Bundesärztekammer, Prof. Jörg D.<br />

Hoppe, gewand, um auf das Problem<br />

aufmerksam zu machen. Der <strong>MEDI</strong> Vorsitzende<br />

Dr. Werner Baumgärtner wies dar ­<br />

auf hin, dass die niedergelassenen Praxen<br />

im Augenblick vor ähnlichen Entwicklungen<br />

stehen, wie sie im Einzelhandel in den<br />

70–er Jahren stattgefunden haben. Große<br />

Investoren aus dem Einzelhandel planen<br />

bereits, nicht nur Versandapotheken, sondern<br />

auch medizinische Einrichtungen zu<br />

finanzieren. In diesen neuen Einrichtungen<br />

werden selbstverständlich Laborärzte,<br />

gesuNdHeitsPolitik<br />

Radiologen und andere hochspezialisierte<br />

Fachrichtungen vertreten sein.<br />

Die Folge nach Baumgärtners Worten:<br />

„Ziel dieser neuen Versorgungsstrukturen<br />

wird inerster Linie die Rendite für die<br />

Muttergesellschaft sein. Die Patienten<br />

werden in diesen Einrichtungen frei von<br />

einem Arzt zum anderen zur Mitbehandlung<br />

überwiesen werden. Es wird keine<br />

Einschränkungen bei der internen Honorarverteilung<br />

geben und je höher die Inanspruchnahme<br />

der Patienten sein wird,<br />

umso höher wird auch das Honorar der<br />

beteiligten Ärzte sein“, heißt es in seinem<br />

Schreiben an Hoppe.<br />

Einzelpraxen haben oft<br />

das Nachsehen<br />

Im Wettbewerb mit diesen neuen Einrichtungen<br />

sind die traditionellen Einzelpraxen<br />

stark benachteiligt: Schließen sie<br />

sich zusammen, dürfen nach der neuen<br />

Musterberufsordnung weder Laborärzte<br />

noch Radiologen beteiligt sein, weil Ziel<br />

des Zusammenschlusses sein könnte,<br />

dass man sich gegenseitig Patienten zuweist<br />

und den dadurch entstehenden<br />

höheren Umsatz untereinander aufteilt.<br />

Damit ist ein Sachverhalt, der für jedes<br />

Medizinische Versorgungszentrum (MVZ)<br />

eine Selbstverständlichkeitist,in einerTeilgemeinschaftspraxis<br />

verboten; die beteiligten<br />

Ärzte werden dazu noch kriminali­<br />

20<br />

siert. Ein Zusammenschluss von Einzelpraxen<br />

in Teilgemeinschaftspraxen ist somit<br />

aufgrund der MBO im Wettbewerb<br />

der Zukunft schlechter gestellt.<br />

Baumgärtner ist überzeugt davon,<br />

dass die Einzelpraxen nur dann eine Zukunft<br />

im Gesundheitsmarkt haben werden,<br />

wenn sie sich dezentral mit den gleichen<br />

Möglichkeiten wie ein MVZ zusammenschließen<br />

können. Deshalb appellierte<br />

er an den BÄK–Präsidenten: „Persönlich<br />

bin ich ganz sicher, dass Sie die<br />

beschriebenen Auswirkungen der MBO<br />

nicht wünschen und auch verhindern<br />

werden.“<br />

<strong>MEDI</strong> sucht Unterstützung<br />

bei anderen Verbänden<br />

Ursprünglich wollte der <strong>MEDI</strong> Vorsitzende<br />

auf dem 110. Deutschen Ärztetag folgenden<br />

Antrag zur Änderung des Paragrafen<br />

18 Abs. 1 der MBO–Ä einbringen: „Ärztinnen<br />

und Ärzte dürfen sich zu Berufsausübungsgemeinschaften<br />

– auch beschränkt<br />

auf einzelne Leistungen –, zu<br />

Organisationsgemeinschaften, zu medizinischen<br />

Kooperationsgemeinschaften und<br />

Praxisverbünden zusammenschließen.“<br />

Nach eingehenden Gesprächen mit Vertretern<br />

anderer ärztlicher Organisationen<br />

direkt vor Beginn des Ärztetags hat sich<br />

Baumgärtner jedoch entschlossen, den<br />

Antrag in Münster noch nicht einzubringen.<br />

„Ich musste feststellen, dass die anderen<br />

Verbände für dieses Thema noch<br />

nicht genug sensibilisiert sind und<br />

Aktivitäten in diese Richtung bisher in erster<br />

Linie nur von unserem Verbund unternommen<br />

worden sind“, begründet der<br />

<strong>MEDI</strong> Chef sein Umdenken. Zu seiner<br />

Genugtuung haben ihm jedoch sowohl<br />

der Deutsche Hausärzteverband als auch<br />

die Allianz Deutscher Ärzteverbände für<br />

das Anliegen des <strong>MEDI</strong> Verbunds Unterstützung<br />

signalisiert und Zustimmung angedeutet.<br />

„Dazu wird aber noch ein intensiver<br />

Diskussionsprozess erforderlich<br />

sein“, kündigte Baumgärtner an. Den<br />

möchte der Stuttgarter intensiv begleiten<br />

und nicht durch zu frühe Initiativen ohne<br />

Vorbereitung bei den anderen Verbänden<br />

die Sache gefährden.<br />

Worum es dem <strong>MEDI</strong> Verbund dabei<br />

geht, hat der stellvertretende Vorsitzende<br />

von<strong>MEDI</strong>Baden–Württemberg,Dipl.–Pol.


Ekkehard Ruebsam–Simon, ebenfalls in<br />

einem Schreiben an BÄK–Präsident<br />

Hoppe klar gemacht:<br />

• Der Ausschluss einiger Fachgebiete aus<br />

den neuen Kooperationsformen stellt<br />

diese unter Generalverdacht und diskriminiert<br />

sie. Missbrauch sollte man in<br />

denjenigen Einzelfällen verfolgen, in<br />

denen dieser tatsächlich passiert. Es<br />

stellt sich außerdem die Frage, wie eine<br />

adäquate medizinische Versorgung<br />

ohne Labor und bildgebende Verfahren<br />

möglich sein soll.<br />

• Schon das in §18 MBO neu formulier ­<br />

te ausdrückliche Verbot der Umgehung<br />

desVerbots derÜberweisung gegen Entgeltist<br />

eine kollektiveSelbstbezichtigung.<br />

Das Verbot gilt im Übrigen auch ohne<br />

explizite Wiederholung. Ebenso ist es<br />

selbstverständlich, dass es keine gegenseitige<br />

Beteiligung am Honorar bei<br />

Empfehlung der Leistung eines Kollegen<br />

aus der Teilgemeinschaftspraxis ohne<br />

entsprechende Beratungs– oder thera ­<br />

peutische Leistung des empfehlenden<br />

Arztes geben darf.<br />

• Durch das Vertragsarztrechtsänderungs<br />

gesetz erweitern sich die Möglichkeiten<br />

der Krankenhäuser zur Konkurrenz mit<br />

dem ambulanten Bereich über die<br />

MVZ ganz erheblich. Die niedergelassenen<br />

Ärzte können dem nur durch eine<br />

verstärkte Kooperation begegnen. Auf<br />

der Ebene der Politik und der Versorgungsverträge<br />

wird diese Funktion zum<br />

Beispiel von <strong>MEDI</strong> und anderen Netzen<br />

und Verbünden übernommen.<br />

• Auf der Ebene der ärztlichen Arbeit am<br />

Patienten gibt es mit den Teilgemeinschaftspraxen<br />

jetzt endlich eine Möglichkeit,<br />

ohne gemeinsames Gebäude<br />

undohnegemeinsameKV–Abrechnung<br />

in den Wettbewerb zu treten.<br />

• Wenn die Möglichkeiten derTeilgemeinschaftspraxen<br />

derart verstümmelt wer ­<br />

den, können die Ärzte sich nicht zur<br />

Übernahme von Versorgungsfunktionen<br />

praxisübergreifend zusammenschließen.<br />

Das ist eine Wettbewerbsverzerrung<br />

zugunsten der MVZ und sich öffnender<br />

Ambulatorien.<br />

• Bei ärztlichen Kooperationsformen<br />

muss es den Ärzten unbenommen sein,<br />

Honorarverteilungsmaßstäbe selbst zu<br />

gesuNdHeitsPolitik<br />

definieren, natürlich immer im Rahmen<br />

der gesetzlichen Möglichkeiten auf der<br />

Grundlage der jeweils gültigen GOÄ.<br />

• So wie der Gesetzgeber durch wirtschaftlich<br />

Anreize (siehe die Anschubfinanzierung<br />

für Integrierte Versorgung<br />

oder bei den DMP) die Ärzte zu mehr<br />

Wettbewerb bringen möchte, muss es<br />

für den Zusammenschluss von Ärzten<br />

in Netzen und Untereinheiten, wie z.B.<br />

Teilgemeinschaftspraxen, ebensolche<br />

Anreize geben, da kein Arzt sonst die<br />

Mühe und die Arbeit auf sich nehmen<br />

würde, diese neuen Wege zu gehen.<br />

Was in der GKV und insbesondere bei<br />

MVZ legitim ist, kann bei privatärztlichen<br />

Leistungen nicht verwerflich sein.<br />

Baumgärtner<br />

fordert Hoppe auf,<br />

gegen Ärzte–Polemik<br />

vorzugehen<br />

BÄK–Präsident Prof. Jörg D. Hoppe hat<br />

in seiner Eröffnungsrede zum Ärztetag<br />

im Beisein von Bundesgesundheitsministerin<br />

Ulla Schmidt darauf hingewiesen,<br />

warum im letzten Jahr erstmals<br />

Zehntausende von Ärzten gegen die<br />

Gesundheitsreform auf die Straße gegangen<br />

sind:„Esist dasGefühl dervölligen<br />

Fremdbestimmung ärztlichen Handelns.“<br />

Nie zuvor ist die Freiheit des<br />

Arztberufs soinFrage gestellt worden,<br />

aber auch nie zuvor haben Ärzte so<br />

für die Freiheit ihres Berufs gekämpft.<br />

Worauf der <strong>MEDI</strong> Vorsitzende Dr. Werner<br />

Baumgärtner in seinem Redebeitrag<br />

von Hoppe wissen wollte, wann<br />

denn der Punkt komme, an dem die<br />

Ärzte zu Freiheitskämpfern werden.<br />

21<br />

<strong>MEDI</strong>times<br />

Offenbar ist noch einige Zeit der gemeinsamen<br />

Diskussion notwendig, bis<br />

das Thema in seiner Brisanz auch bei anderen<br />

Verbänden und Organisationen erkannt<br />

ist. Die angedeutete Zustimmung<br />

sowohl des Hausärzteverbandes als auch<br />

der Allianz Deutscher Ärzteverbände stimmen<br />

optimistisch, dass es gelingen wird,<br />

die Anpassung der MBO an des Sozialrecht<br />

zu verhindern.<br />

Klaus Schmidt<br />

Nach seiner Auffassung sei er im ambulanten<br />

Bereichnämlichbereits gekommen.<br />

Baumgärtner verwies auf aktuelle Veröffentlichungen<br />

in einem Buch, in denen<br />

der Berufsstand der Ärzte verunglimpft<br />

und kriminalisiert wird. Der <strong>MEDI</strong> Chef<br />

forderte die BÄK auf, dagegen juristisch<br />

vorzugehen. Ein weiteres Beispiel sei die<br />

Serie in der „BILD“–Zeitung über die<br />

schlimmen Ärzte, die auf einem Buch des<br />

ehemaligen Arztes und jetzigen Journalisten<br />

Dr. Werner Bartens fußt, mit dem<br />

unglaublichen Titel „Ärztehasserbuch“.<br />

<strong>MEDI</strong> hat in Baden–Württemberg eine<br />

landesweite Patientenumfrage in den<br />

Arztpraxen gemacht und Fragen gestellt<br />

Fortsetzung Seite 22<br />

Foto: Aevermann


<strong>MEDI</strong>times<br />

Fortsetzung von Seite 21<br />

wie „Fühlen Sie sich von Ihrem Arzt abgezockt?“<br />

oder „Fühlen Sie sich regelmäßig<br />

falsch behandelt?“. Die Antworten<br />

sprechen für sich – und gegen die Qualität<br />

der ärztefeindlichen Publikationen:<br />

Gut 99 Prozent der Patienten verneinen<br />

die Behauptungen des „Ärztehassers“<br />

( siehe auch Seite 11 ).<br />

Ein anderes aktuelles Problem der<br />

Ärzteschaft ist die elektronische Gesundheitskarte<br />

(eGK). Von 500 Ärzten in der<br />

vorgesehenen Testregion Heilbronn wollten<br />

nur sechs Ärzte an dem Test der eGK<br />

teilnehmen. Damit findet der Test in der<br />

Region Heilbronn nicht statt ( siehe auch<br />

Artikel auf Seite 16 ). Baumgärtner wies<br />

darauf hin, dass die Ärzteschaft nun klar<br />

machen müsse, dass die Karte solange<br />

nicht starten dürfe, wie die Forderungen<br />

der Ärzte nicht erfüllt sind.<br />

<strong>MEDI</strong> Vorstandsmitglied Dr. Anne<br />

Gräfin Vitzthum hatte in der Zeitung<br />

„Westfälische Nachrichten“ gelesen,<br />

was Ulla Schmidt von den Ärzteprotesten<br />

hält: Da ginge es häufig nur um<br />

Polemik, Machtpoker und Eigeninteresse.<br />

Vitzthum dazu vor dem Ärztetags–Plenum:<br />

„Dafür haben wir unse ­<br />

re Praxen nicht geschlossen, um uns so<br />

darstellen zu lassen.“<br />

Dem BÄK–Präsidenten bescheinigte<br />

sie eine faszinierend klare Analyse der<br />

politischen Situation. Der von Hoppe<br />

angekündigte Freiheitskampf habe etwas<br />

mit ihrer Würde zu tun, betonte<br />

Vitzthum kampfbereit. Zu diesem Freiheitskampf<br />

gehöre auch das Thema<br />

Kostenerstattung sowie der Ausstieg<br />

aus dem System, wenn es nicht anders<br />

gehe.<br />

Klaus Schmidt<br />

gesuNdHeitsPolitik<br />

Mogelpackung<br />

Vertragsarztrecht?<br />

Das Vertragsarztrechtsänderungsgesetz<br />

(VÄG): Ein Wortungetüm, das Politiker<br />

und viele Standespolitiker den Ärzten<br />

gern als großen Fortschritt verkaufen.<br />

Der <strong>MEDI</strong> Verbund ist skeptisch – und<br />

inzwischen bezweifeln auch andere<br />

Experten aus dem Gesundheitswesen,<br />

ob niedergelassene Ärzte mit dem VÄG<br />

glücklich werden.<br />

„Wir setzen damit wichtige Impulse, die<br />

den Arztberuf attraktiver machen, und<br />

wir machen die ambulante Versorgung<br />

flexibler. Vor allem aber geben wir mit<br />

dem Gesetz Antworten auf Probleme der<br />

ambulanten Versorgung“, sagt Bundesgesundheitsministerin<br />

Ulla Schmidt über<br />

das VÄG und verspricht: „Wir packen mit<br />

diesem Gesetz gezielt regionale Versorgungsprobleme<br />

an.“ Auch der Vorstand<br />

der Kassenärztlichen Bundesvereinigung<br />

(KBV ) ist voll des Lobes über das Gesetz.<br />

Die beiden KBV–Chefs sehen in dem<br />

Gesetz „die Chance, dem drohenden<br />

Ärztemangel zu begegnen und den Dienst<br />

am Menschen vor allem für den Nachwuchs<br />

wieder attraktiver zu gestalten.“<br />

Grund für die Euphorie in der Körper­<br />

22<br />

schaft: Künftig kann ein Arzt an mehreren<br />

Orten gleichzeitig tätig werden, in eigener<br />

Praxis oder als Angestellter. Er darf<br />

als Angestellter sowohl im Krankenhaus<br />

als auch in einem Medizinischen Versorgungszentrumarbeiten.Zusammenschlüsse<br />

über Orts–, Praxis– und Fachgebietsgrenzen<br />

hinweg werden möglich. Die<br />

neuen Regelungen können also Anreize<br />

für die Arbeit in der ambulanten Versorgung<br />

bieten. Ministerium und KBV hatten<br />

zunächst ihr Ziel erreicht –die Stimmung<br />

in vielen Informationsveranstaltungen war<br />

gut unter den niedergelassenen Ärzten.<br />

Dazu besteht nach Auffassung vieler Experten<br />

jedoch wenig Anlass.<br />

Ungleichbehandlung<br />

gegenüber MVZ<br />

„In der Summe wohl eher keine Vorteile“<br />

erwartet RA Peter Ramolla für die Vertragsärzte<br />

durch das VÄG. Der Sachgebietsleiter<br />

Zulassung der Kassenärztlichen<br />

Vereinigung Baden–Württemberg<br />

verweist auf Ungleichbehandlungen gegenüber<br />

dem Medizinischen Versorgungszentrum<br />

(MVZ), die Vertragsärzte mit<br />

dem Gesetz in Kauf nehmen müssen. Die<br />

Foto: PixelQuelle


wichtigsten Knackpunkte aus seiner Sicht:<br />

• Trotz der neu eingeräumten<br />

Freizügigkeit bleibt das<br />

Gesamthonorar gedeckelt.<br />

Zusätzliche Gewinne des Einzelnen sind<br />

damit nur zu Lasten der Kollegen möglich.<br />

Der Betrieb von so genannten Nebenbetriebsstätten<br />

in nicht unterversorgten<br />

Bereichen erfordert einen er ­<br />

höhten zeitlichen und Investitionsaufwand.<br />

Dem stehen keine gesetzgeberischen<br />

Zuflüsse in die ambulante Versorgung<br />

gegenüber – der Anreiz, die<br />

neue Freizügigkeit zunutzen, beschränkt<br />

sich zunächst also auf mögliche strategische<br />

Vorteile. Dies läuft nach Ansicht<br />

Ramollas auf einen Verdrängungswettbewerb<br />

hinaus, der mittelfristig weder<br />

die persönliche Unternehmenssituation<br />

noch die Patientenversorgung verbessert.<br />

• Vertragsärzte und MVZ werden<br />

unterschiedlich behandelt.<br />

MVZ können in unbeschränkter Zahl<br />

Ärzte anstellen, während Vertragsärzte<br />

bei der Anstellung von mehr als drei<br />

bzw. vier angestellten Ärzten in eine<br />

Beweispflicht der persönlichen Leitung<br />

der Praxis genommen werden. Diese<br />

Beweislast trifft ein Medizinisches Versorgungszentrum<br />

nicht.<br />

• MVZ dürfen sich mit anderen<br />

MVZ örtlich und überörtlich<br />

zusammenzuschließen.<br />

Das wird den Verdrängungswettbewerb<br />

zwischen institutionellen Leistungsanbietern<br />

und Vertragsärzten in der GKV<br />

verstärken.<br />

• Die so genannte Kick–Back–<br />

Konstellation wirkt nachteilig auf<br />

wirtschaftlich sinnvolle Lösungen<br />

von Teilgemeinschaftspraxen.<br />

Es wird Gynäkologen nicht möglich<br />

sein, hinsichtlich der Zytologie mit einem<br />

Pathologen eine Teilleistungsgemeinschaft<br />

einzugehen. Gleiches gilt für<br />

Orthopäden, die hinsichtlich der Kernspintomographie<br />

mit einem Radiologen<br />

eine Teilleistungsgemeinschaft anstreben.<br />

„Gerade diese Teilleistungsgemeinschaften<br />

wären jedoch interessant<br />

und könnten einen Schritt in<br />

gesuNdHeitsPolitik <strong>MEDI</strong>times<br />

Richtung Medizin aus einer Hand bedeuten“,<br />

kritisiert Ramolla.<br />

Besonders institutionelle Gründer von<br />

MVZ werden die vertragsärztlichen Änderungen<br />

nach seiner Meinung mit großem<br />

Interesse betrachten und die Liberalisierung<br />

positiv bewerten. Das Gleiche gilt<br />

für Vertragsärzte, die mit ihren Kollegen<br />

unter gedeckelten Honorarbedingungen<br />

in einen Verdrängungswettbewerb treten<br />

und sich Marktanteile sichern wollen. Für<br />

Vertragsärzte in überversorgten und auch<br />

in eher ländlichen Kreisen werden durch<br />

die Neuregelungen dagegen eher Probleme<br />

bei der Patientenversorgung und<br />

auch bei der Nachfolgersuche bekommen.<br />

Ramollas Fazit: In der Summe betrachtet<br />

wird das VÄG nachhaltigste Veränderungen<br />

in der ambulanten Versorgungslandschaft<br />

bewirken, die speziell in<br />

weniger dicht besiedelten, nicht unterversorgten<br />

Landstrichen eher zu einer<br />

Verschlechterung beitragen werden.“<br />

Ärzte haben keine echten<br />

Expansionsmöglichkeiten<br />

Auch beim Vorsitzenden der Freien<br />

Ärzteschaft, Martin Grauduszus, löst das<br />

VÄG alles andere als Euphorie aus.<br />

„Dieses Gesetz dient nicht den Ärzten“,<br />

sagt Grauduszus. Denn die große Mehrheit<br />

der Vertragsärzte sei bei den Rahmenbedingungen<br />

der vergangenen Jahre<br />

nicht in der Lage gewesen, Rücklagen zu<br />

bilden. Damit haben sie auch keine Expansionsmöglichkeiten<br />

– im Unterschied<br />

zu institutionellen Investoren und Großkonzernen,<br />

die nach seiner Erwartung<br />

ambulante medizinische Zentren gründen<br />

und sich Marktanteile sichern werden.<br />

„Und diese Investoren haben als<br />

oberstes Interesse Profit, im Gegensatz<br />

zu niedergelassenen Ärzten. Damit wird<br />

das System dem Markt frei gegeben“,<br />

sagt Grauduszus.<br />

Für den Patienten kann er darin keinen<br />

Vorteil erkennen: „Es wird nicht besser<br />

und nicht günstiger.“ Vom Gesetzgeber<br />

fordert er, die Rahmenbedingungen<br />

für einen Wettbewerb auf Augenhöhe zu<br />

schaffen. Wichtigstes Instrument bleibt<br />

für ihn die freie Arztwahl, als „Schutz vor<br />

einem Umlenken der Patientenströme“<br />

in die Zentren.<br />

2<br />

Auch Verfassungsrechtler<br />

üben Kritik<br />

Neben Kritik aus vertragsärztlicher Sicht<br />

gibt es auch Bedenken des Verfassungsrechtlers<br />

Professor Helge Sodan. Der Direktor<br />

des Deutschen Instituts für Gesundheitsrecht<br />

(DIGR) bezweifelt, ob der<br />

Bund die Gesetzgebungsbefugnis hat,<br />

um derart nachhaltig in die Regelungen<br />

zur Berufsausübung von Vertragsärzten<br />

einzugreifen – ähnliche Bedenken hatte<br />

übrigens auch schon der Bundesrat geäußert.<br />

Dieser hatte im Gesetzgebungsverfahren<br />

vorgeschlagen, für die im VÄG<br />

genannten berufsrechtlichen Regelungen<br />

jeweils den Vorrang des Berufsrechts<br />

durch eine Einfügung des Vorbehalts landesrechtlicher<br />

Vorschriften klarzustellen.<br />

Die Bundesregierung hatte dem widersprochen<br />

und sich damit im Gesetzgebungsverfahren<br />

durchsetzen können.<br />

„Die Gesetzgebungszuständigkeit des<br />

Bundes für die Sozialversicherung kann<br />

kein 'Freibrief' sein, um sich über formal<br />

zum Vertragsarztrecht gehörende Vorschriften<br />

der Sache nach in das den<br />

Ländern obliegende Berufsausübungsrecht<br />

der Ärzte und Zahnärzte einzumischen“,<br />

sagte Sodan der <strong>MEDI</strong>TIMES . Er<br />

kündigte auch an, dass sich das DIGR der<br />

Frage annehmen und diese juristisch<br />

prüfen wird.<br />

Der <strong>MEDI</strong> Verbund fühlt sich von der<br />

Kritik in seiner skeptischen Haltung zum<br />

VÄG bestätigt. <strong>MEDI</strong> Chef Dr. Werner<br />

Baumgärtner hatte von Beginn an vor<br />

dem mit dem VÄG verbundenen Paradigmenwechsel<br />

gewarnt. „Der Vertragsarzt<br />

wird dann nur noch Teil einer Behandlungskette<br />

sein, während er bisher<br />

im Mittelpunkt der Behandlung stand.“ Er<br />

befürchtet ein „Aushungern“ speziell der<br />

Facharztpraxen ( siehe auch Interview auf<br />

Seite 19 ). Vom Staat werden nur noch<br />

angestellte Ärzte als „gute Ärzte“ betrachtet,<br />

da er auf diese mehr Einfluss ausüben<br />

kann als auf Freiberufler. Hausärzte<br />

sollen zum Gate–Keeper degradiert wer ­<br />

den, der von seiner Zwei–Zimmer–Praxis<br />

aus Patienten in die MVZ überweist –<br />

diese Aussichten hatten weder Bundesge<br />

sundheitsministerium noch die KBV in<br />

ihren Werbebroschüren beschrieben.<br />

Dirk Schnack


<strong>MEDI</strong>times<br />

SERIE ERFOLG INDER ARZTPRAxIS | 5 |<br />

Im Januar 2005 eröffneten Dr. Wilfried<br />

Nagel, Dr.Thomas Kiefer und Dr.Stefan<br />

Thomas ihre nephrologische Praxis in<br />

Stuttgart–Vaihingen. Das Spektrum<br />

reicht von der Prävention über die Dialyse<br />

bis hin zur Transplantationsambulanz.<br />

Der besondere Charme der Gemeinschaftspraxis<br />

liegt in den Ideen<br />

zur psychosozialen Betreuung der Patienten.<br />

Dialyse–Patienten sind mit ihrer neuen<br />

Lebenssituation häufig überfordert. Zur<br />

Krankheitsbewältigung gehört schließlich<br />

nicht nur, dass man plötzlich dreimal wöchentlich<br />

für vier Stunden in der Praxis<br />

erscheint. Man muss den privaten und<br />

BusiNess<br />

Dialyse–Praxis mit<br />

sozialmedizinischer Betreuung<br />

beruflichen Alltag wieder in den Griff bekommen,<br />

mit Ämtern kooperieren und<br />

sich mit der chronischen Erkrankung arrangieren.<br />

In der Dialysepraxis erwarten<br />

die Patienten auch Beratungen zu Zuzahlungen,<br />

Schwerbehindertenausweisen<br />

oder Urlaubsplänen. Und es ist auch<br />

nicht ungewöhnlich, dass Ärzte und Teams<br />

Kriseninterventionen leisten müssen.<br />

Patienten–Verein<br />

„Pro Niere“ entlastet die<br />

<strong>MEDI</strong> Ärzte enorm<br />

Was für den Patienten überlebensnotwendig<br />

ist, bedeutet für die nephrologische<br />

Praxis – organisatorisch gesehen –<br />

erst einmal Sand im Getriebe. Die Belas­<br />

2<br />

Die <strong>MEDI</strong> Ärzte<br />

Stefan Thomas,<br />

Wilfried Nagel und<br />

Thomas Kiefer<br />

(von links nach rechts)<br />

greifen gerne auf<br />

das Know–how von<br />

„Pro Niere e.V.“ zurück.<br />

Foto: Auschra<br />

tung der Mitarbeiter ist nicht unerheblich:<br />

„Die Probleme reichten bis hin zu Suiziddrohungen,<br />

das war teilweise schrecklich<br />

für die Mitarbeiter“, berichtet Nagel ernst.<br />

Und ein Nierenspezialist ist ja auch nicht<br />

automatisch fit in allen psychosozialen<br />

Fragen!<br />

Die Stuttgarter Ärzte wollten jedenfalls<br />

nicht mehr „irgendwie nebenbei“ beraten,sondernzogen<br />

eine ungewöhnliche<br />

Konsequenz: Gemeinsam mit Dr. Nikolaus<br />

Frischmuth, einem ebenfalls nephrologisch<br />

tätigen <strong>MEDI</strong> Kollegen, gründeten<br />

sie den Verein „Pro Niere“, in dem <strong>MEDI</strong><br />

Mitglied Wilfried Nagel das Amt des ersten<br />

Vorsitzenden innehat. Schon nach<br />

wenigen Monaten konnte eine Sozialarbeiterin<br />

eingestellt werden, die sich inzwischen<br />

um alle Beratungsfragen kümmert.<br />

Der Verein bietet individuelle Gesprächsangebote,<br />

Gruppen zum Erfahrungsaustausch,<br />

aber auch Sport– oder


Gesprächsgruppen zu verschiedenen<br />

Themen sowie Kochkurse an. Ebenso<br />

wichtig sind die schriftlichen Informationen<br />

zur Abgabe an Betroffene und Angehörige.<br />

Auch Öffentlichkeitsarbeit wird<br />

geleistet: „Pro Niere“ informiert in der Öffentlichkeit<br />

über Ursachen und Folgen<br />

von Nierenerkrankungen – und natürlich<br />

über die Präventionsmöglichkeiten.<br />

Der gemeinnützige Verein finanziert<br />

sich über Spenden und geringe Mitgliedsbeiträge.<br />

„Uns entlastet das enorm“, ist<br />

aus der Stuttgarter Praxis zu hören. Auch<br />

aus berufspolitischen Überlegungen heraus<br />

wäre es unsinnig gewesen, die Beratung<br />

innerhalb der Praxis auszubauen.<br />

Zu groß erschien die Gefahr, dass die<br />

Kostenträger angesichts solcher „nicht<br />

medizinischer Aufgaben“ ein Einsparpotenzial<br />

entdecken könnten.<br />

Zusammenarbeit schafft<br />

Vertrauen<br />

Das Resultat der Vereinsgründung sind<br />

zufriedene Patienten, entlastete Mitarbeiter<br />

und deutlich geordnetere Strukturen.<br />

Für die Ärzte ergab sich aber noch<br />

eine weitere Konsequenz: Bei dem gemeinsamen<br />

Aufbau des Patientenvereins<br />

lernten sich die Kollegen der beiden<br />

Praxen besser kennen. Es entstand ein<br />

Vertrauensverhältnis,dasheuteGrundlage<br />

für neue Kooperationsideen ist. Die Nephrologen<br />

denken beispielsweise darüber<br />

nach, kleineren Kliniken als Dienstleistung<br />

eine mobile Dialyse für nicht<br />

transportfähige Patienten anzubieten.<br />

„Kooperation statt Abschottung“ lautet<br />

das Motto der Ärzte. „Für uns hat sich das<br />

immer ausgezahlt“, ergänzt Nagel.<br />

Die Nephrologen haben hohe Ansprüche<br />

an ihre Arztbriefe, auch das ist<br />

eine Voraussetzung für eine funktionierende<br />

Zusammenarbeit über die Praxisgrenzen<br />

hinaus. „Wir sehen unsere Arztbriefe<br />

als Visitenkarte“, fasst Nagel zusammen,<br />

„damit wollen wir auch die<br />

Qualität unserer Arbeit dokumentieren.“<br />

Arbeit mit externer<br />

Qualitätskontrolle<br />

In der Dialysepraxis spielt Qualität eine<br />

zentrale Rolle, nicht nur aus Sicht der<br />

Ärzte. Auch die KV hat mittlerweile Qualitätskontrollen<br />

eingeführt. Die Arbeit mit<br />

BusiNess<br />

Wilfried Nagel möchte<br />

seine Patienten nicht nur<br />

„irgendwie nebenher“ beraten.<br />

Foto: Privat<br />

Qualitätsindikatoren, in anderen Fachbereichen<br />

noch graue Theorie, ist für Dialysepraxen<br />

inzwischen zur Normalität geworden:<br />

Die KV sorgt für ein regelmäßiges<br />

Benchmarking, das u.a. die Hämoglobinwerte<br />

der Dialyse–Patienten ver ­<br />

gleicht, letztlich also die Ergebnisqualität<br />

der Praxen. Auffällig wird eine Praxis beispielsweise,<br />

wenn mehr als 15 Prozent<br />

der Patienten die anzustrebenden Hämoglobinwerte<br />

nicht erreichen oder wenn<br />

umgekehrt auffällig hohe Werte auf einen<br />

unwirtschaftlichen Einsatz von EPO<br />

schließen lassen.<br />

Eine gute Dialysequalität ist also notwendig<br />

für das wirtschaftliche Bestehen<br />

der Praxis. Und dazu gehört mit Sicherheit<br />

auch die Motivation der Patienten. Für<br />

die beiden Stuttgarter <strong>MEDI</strong> Praxen über ­<br />

nimmt der Patienten–Verein Teile dieser<br />

Aufgabe – dies könnte ein Vorbild auch<br />

für andere Fachrichtungen werden.<br />

Ruth Auschra<br />

2<br />

Unser Angebot<br />

des Monats<br />

<strong>MEDI</strong>times<br />

• 1.000 Visitenkarten<br />

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2<br />

5


<strong>MEDI</strong>times BusiNess<br />

„Von uns wollte noch<br />

keiner Stützstrümpfe“<br />

Nachdem der Hilfsmittelhersteller medi<br />

Bayreuth Klage gegen die <strong>MEDI</strong> Verbund<br />

Dienstleistungs GmbH eingereicht<br />

hat, versucht der Ärzteverbund nachzuweisen,dass<br />

erin deröffentlichen Wahrnehmung<br />

der Bekanntere von beiden ist.<br />

Deshalb hat die Dienstleistungs GmbH<br />

dem Landgericht Nürnberg–Fürth über<br />

1.000 gesammelte Berichte aus Rundfunk,Fernsehen,Tages–und<br />

Fachpresse<br />

vorgelegt, die über die Entwicklungen<br />

des <strong>MEDI</strong> Verbunds seit seiner Gründung<br />

1999 berichten.<br />

RA Dr. Hans Baumann, der den <strong>MEDI</strong><br />

Verbund im Namensrechtstreit vertritt,<br />

rechnet sich gute Chancen aus: „Zwei<br />

Oberlandesgerichte und das Deutsche Patent–<br />

und Markenamt haben schon ent ­<br />

schieden, dass das Zeichen ‚Medi’ nicht<br />

kennzeichnungskräftig ist. Ein Markenschutz<br />

kann somit nur durch ‚Verkehrsgeltung’<br />

entstehen.“ Das bedeutet: Das<br />

Markenrecht entsteht für denjenigen, von<br />

dem hinreichend bekannt ist, dass er das<br />

Zeichen benutzt. „Bei Ärzten hat diesen<br />

Bekanntheitsgrad aber schon der <strong>MEDI</strong><br />

Verbund“, so Baumann weiter.<br />

Denn die medi GmbH & Co. KG in<br />

Bayreuth hieß nicht immer so: Anfang<br />

1991 kannte man das Unternehmen gemäß<br />

des Handelsregisterauszugs unter<br />

dem Namen „Weihermüller & Voigtmann<br />

GmbH & Co. KG“. Dann hieß die Firma<br />

bis August 2005 „medi Bayreuth Weihermüller<br />

& Voigtmüller GmbH & Co. KG“.<br />

Erst ab dem 19. 6. 2006 nennt sie sich<br />

„medi GmbH & Co KG“. „Die Firma benutzte<br />

den Namen ‚Medi’ also nicht von<br />

Beginn an“, bilanziert Werner Conrad, Geschäftsführer<br />

der <strong>MEDI</strong> Verbund Dienstleistungs<br />

GmbH.<br />

Obwohl der Bayreuther Hilfsmittelhersteller<br />

Klage beim Landgericht Nürnberg–<br />

Fürth eingereicht hat, signalisiert er nach<br />

wie vor Interesse an einer außergerichtlichen<br />

Einigung. Werner Conrad sieht darin<br />

jedoch keinen ernstgemeinten Versuch:<br />

„medi Bayreuth stellt uns nach wie vor<br />

unerfüllbare Bedingungen: Auf der einen<br />

Die neue Internetseite hat viele Vorteile<br />

Der <strong>MEDI</strong> Verbund hat seine Internetseite<br />

www.medi­verbund.de neu gestaltet.<br />

Nun können Mitglieder,Interessenten,<br />

Arzthelferinnen, Journalisten<br />

und Patienten die Seite nutzen. Außer<br />

einem moderneren und übersichtlicheren<br />

Design wurde auch die Mitgliederverwaltung<br />

neu programmiert. Darüber<br />

hinaus haben <strong>MEDI</strong> Mitglieder und andere<br />

Ärzte die Möglichkeit, Beiträge<br />

und Meldungen in der Nachrichten–Rubrik<br />

zu kommentieren. Und <strong>MEDI</strong> Mitglieder<br />

können sich sogar ihr eigenes<br />

Informations–Profil mit Hilfe der Rubrik<br />

„Mein <strong>MEDI</strong>“ zusammenstellen.<br />

Während einige <strong>MEDI</strong> Mitglieder lieber<br />

per E–Mail über neue Angebote und Ge­<br />

schehnisse informiert werden möchten,<br />

bevorzugen andere das gute alte Fax.<br />

Außerdem interessieren sich nicht alle<br />

<strong>MEDI</strong> Ärztefür die gleichen Themen:Während<br />

einige Informationen zu Teilgemeinschaftspraxen,<br />

Ärztehäusern oder individuellen<br />

Gesundheitsleistungen möchten,<br />

interessieren sich andere mehr für neue<br />

Einkaufsangebote oder Standespolitik.<br />

„Jedes <strong>MEDI</strong> Mitglied, das bei uns registriert<br />

ist, kann uns seine Wünsche mitteilen“,<br />

erklärt IT–Spezialist Sven Gutekunst.<br />

In der Stuttgarter Geschäftsstelle<br />

werden diese Informationen von den Mitarbeiternberücksichtigt.Aber„Mein<br />

<strong>MEDI</strong>“<br />

kann noch mehr: Jedes <strong>MEDI</strong> Mitglied<br />

kann wichtige Daten wie Praxisadresse,<br />

Zusatzbezeichnung, IGeL, belegärztliche<br />

2<br />

Seite will das Unternehmen weitere<br />

Auseinandersetzungen und Kosten vermeiden,<br />

auf der anderen Seite macht es<br />

uns den Namen ‚<strong>MEDI</strong>’ weiter streitig.“<br />

Der <strong>MEDI</strong> Verbund möchte aber erreichen,<br />

dass beide Parteien den Namen<br />

„Medi“ benutzen dürfen. „In <strong>Deutschland</strong><br />

existiert mittlerweile eine dreistellige Zahl<br />

von Unternehmen oder Organisationen,<br />

die den Namen ‚Medi’ tragen“, erklärt<br />

Conrad und zählt auf, wo der <strong>MEDI</strong> Verbund<br />

überall auftaucht: „Wir stehen im<br />

Messeverzeichnis der Stuttgarter „<strong>MEDI</strong>­<br />

ZIN“–Messe auf dem Deckblatt und auf<br />

diversen Plakaten, Flyern und Kompendien.<br />

Unser Name stand auf unserer<br />

Patientenzeitschrift ‚<strong>MEDI</strong> für Sie’, die<br />

landesweit in sechsstelliger Auflage verschickt<br />

wurde und wir können nachweisen,<br />

dass wir mit eigenen Rundfunkbeiträgen<br />

bundesweit fast drei Millionen<br />

Hörer erreicht haben.“ Darüber hinaus sei<br />

ihm kein einziger Fall bekannt, in dem<br />

Ärzte, Journalisten, Kassenvertreter oder<br />

Patienten den <strong>MEDI</strong> Verbund mit dem<br />

bayerischen Strumpfhersteller verwechselt<br />

haben. „Seit ich Geschäftsführer bin,<br />

wollte bei uns noch nie jemand Stützstrümpfe<br />

bestellen“, schmunzelt Conrad.<br />

Angelina Schütz<br />

Tätigkeiten oder ambulante Operationen<br />

eigenständig aktualisieren. „Das ist besonders<br />

für Ärzte interessant, die sich in einer<br />

Teilgemeinschaftspraxis niederlassen<br />

möchten“, erklärt Gutekunst. Darüber<br />

hinaus kann jedes Mitglied in „Mein <strong>MEDI</strong>“<br />

angeben, an welchen Einzel–oder IV–Verträgen<br />

es teilnimmt.<br />

Außer den Mitgliedern bietet die neue<br />

Internetseite aber auch den Mitarbeitern<br />

der einzelnen <strong>MEDI</strong> Verbünde neue Möglichkeiten:<br />

Alle registrierten Mitarbeiter<br />

haben nun Zugriff auf wichtige Funktionen<br />

der Mitgliederverwaltung.<br />

Als nächster Schritt soll der Bereich<br />

für die Arzthelferinnen ausgebaut werden.<br />

Und bis August möchte der <strong>MEDI</strong><br />

Verbund seinen Mitgliedern ein Diskussions–Forum<br />

einrichten, das auch Nicht–<br />

<strong>MEDI</strong> Ärzte besuchen können.<br />

Angelina Schütz


Es gibt genügend Gründe für ein qualifiziertes<br />

ernährungsmedizinisches Angebot<br />

in Arztpraxen: Die Zahl adipöser<br />

Kinderund Erwachsenernimmtzu,ebenso<br />

die Zahl ernährungsabhängiger und<br />

ernährungsmitbedingter Krankheiten.<br />

Aber wie lässt sich Ernährungsberatung<br />

in den Kassenarztalltag integrieren?<br />

Die Abrechnungsberaterin Hildegard Fuchs<br />

aus Marbach wird nicht müde, die ernährungsmedizinischen<br />

Abrechnungsfehler<br />

zu erklären. Ihr Hauptgesichtspunkt: Die<br />

Beratung zur Gewichtsreduktion ist nicht<br />

automatisch eine individuelle Gesundheitsleistung<br />

(IGeL). Auf Chipkarte muss<br />

beispielsweise der Patient beraten werden,<br />

dessen Übergewicht schon ein metabolisches<br />

Syndrom oder Schlimmeres<br />

ausgelöst hat. Und nur wenige gesunde<br />

Normalgewichtige suchen ausgerechnet<br />

in der Arztpraxis nach einer IGeL–Ernährungsberatung,<br />

bei der Schönheit oder<br />

Lifestyle im Vordergrund stehen.<br />

Eine Alternative neben der Praxis ist<br />

das praxisparallele Gesundheitszentrum,<br />

das gerne als zweites Standbein beworben<br />

wird. Hier gibt es eine Vielzahl von<br />

PraxismaNagemeNt<br />

„Sie müssten sich anders ernähren…“<br />

Firmen, die dem Arzt ihre Franchise–<br />

Modelle anbieten. Gute Erfahrungen gibt<br />

es bei <strong>MEDI</strong> mit dem Corpofit–Vitalprogramm<br />

der Firma MensSana (www.mens<br />

sana.de). Firmenchef Dr. Heinz Werner<br />

Lechner, selbst Allgemeinmediziner, kennt<br />

die Praxisprobleme der Ernährungsberatung<br />

zur Gewichtsreduktion: Vom Aufbau<br />

eines kooperativen Zentrums über die<br />

Schulung der Übergewichtigen bis hin<br />

zur Abrechnung. Wer sich für die Gründung<br />

eines praxisparallelen Gesundheitszentrums<br />

interessiert, bekommt bei Mens­<br />

Sana praxisgerechte Informationen.<br />

Zusammenarbeit mit einer<br />

Ernährungsfachkraft<br />

Der Begriff „Ernährungsberater“ ist nicht<br />

geschützt und wird meist von Menschen<br />

mit relativ kurzen Seminarweiterbildungen<br />

genutzt. Fachkräfte sind dagegen Diätassistenten<br />

oderOecotrophologen,die häufig<br />

freiberuflich arbeiten: Sie haben eine<br />

eigene Praxis, kommen aber auf Wunsch<br />

auch in die Arztpraxis, um dort Schulungen<br />

oder Einzelberatungen abzuhalten.<br />

Birgit Blumenschein ist Diätassistentin<br />

und Dipl.–Medizinpädagogin. Sie ar­<br />

2<br />

<strong>MEDI</strong>times<br />

Kochkurse helfen Patienten<br />

beim Abnehmen und werden<br />

auch bei <strong>MEDI</strong> angeboten.<br />

Foto: AOK<br />

beitet u.a. mit dem Heidelberger<br />

<strong>MEDI</strong> Kardiologen Dr.<br />

Claus–Henning Wolde zusammen:<br />

Wolde rezeptiert not ­<br />

wendige Ernährungsberatungen,<br />

Blumenschein bietet sie<br />

auch in seinen Praxisräumen<br />

an und zahlt dafür eine Raumnutzungsgebühr.<br />

Die Patienten<br />

müssen die Kosten in der<br />

Regel vorstrecken,bekommen<br />

sie aber (anteilig) von ihrer<br />

Kasse zurückerstattet. Arzt,<br />

Diätassistentin und Patienten<br />

profitieren von dieser Konstellation.<br />

Eine goldene Nase<br />

verdient sich aber niemand<br />

dabei.<br />

Wolde ist überzeugt, dass<br />

Ernährungsberatung in ein<br />

seriöses Präventionsangebot und Praxiskonzept<br />

eingebettet sein sollte: „Der kardiologisch<br />

untersuchte Patient, der prognostisch<br />

etwas für seine Gesundheit leisten<br />

muss, wird optimal erreicht durch<br />

eine Ernährungsberatung, gekoppelt mit<br />

einer Sportleistungsdiagnostik und –be ­<br />

ratung. Hier aber bitte kein Woodoo–<br />

Zauber!“ Stattdessen empfiehlt er modernste<br />

und kompetenteste Diagnostik<br />

und Therapie, gerade bei Selbstzahlerangeboten.<br />

Eine Sportleistungsdiagnostik<br />

auf dem Laufband als Ergospirometrie mit<br />

Beratung durchgeführt dauert bei ihm<br />

mindestens 90 Minuten.<br />

Patientenschulungsverein<br />

gründen<br />

Auch der Stuttgarter Allgemeinmediziner<br />

und Diabetes–Experte Dr. Markus Klett<br />

betreut in seiner Praxis viele Menschen<br />

mit Ernährungsproblemen. Eine ausführliche<br />

Beratung lässt sich seiner Erfahrung<br />

nach nicht in den Praxisalltag integrieren.<br />

Für ihn war die Gründung eines Schulungsvereins<br />

gemeinsam mit <strong>MEDI</strong> Kolle­


gen die logische Konsequenz: Hier werden<br />

in erster Linie Diabetesschulungen<br />

angeboten. „Durch die Bündelung der<br />

Schulungen und die systematische Weiterbildung<br />

der Arzthelferinnen kann in<br />

Schulungsvereinen ein höheres Niveau<br />

als in der Praxis erreicht werden“, so<br />

Klett. Für die Zukunft könnte sich der<br />

Allgemeinarzt aber auch gut vorstellen,<br />

vermehrt Schulungen und Kochkurse für<br />

Übergewichtige anzubieten – oder auch<br />

andere IGeL rund um die Vitamin– und<br />

Mikronährstoffversorgung.<br />

Seiner Erfahrung nach sind Einzelschulungen<br />

vor allem für „Problemfälle“<br />

sinnvoll. Üblicherweise empfindet er gerade<br />

bei Diabetes– und Adipositasschulungen<br />

die Gruppendynamik als positiv.<br />

Selbstverständlich sind Schulungen aber<br />

auch für andere Patientengruppen denkbar:<br />

Menschen mit Laktose–, Fruktose und<br />

Glutenunverträglichkeit beispielsweise<br />

sowie Menschen mit gehäuften Infekten<br />

odernachschweren Erkrankungen,die ihr<br />

Immunsystem wieder aufbauen wollen.<br />

Ruth Auschra<br />

Die Corpofit-Ernährungspyramide<br />

PraxismaNagemeNt<br />

NacHgefragt Bei<br />

Dr. Heinz Werner<br />

Lechner<br />

voN meNssaNa ag<br />

Lohnt sich<br />

ein Gesundheitszentrum?<br />

<strong>MEDI</strong>TIMES : Herr Dr. Lechner, Sie sind<br />

niedergelassener Allgemeinarzt und Gründer<br />

der MensSana AG. Das heißt, Sie<br />

betreiben selbst ein Gesundheitszentrum<br />

und beraten Kollegen rund um praxispar ­<br />

allele Gesundheitszentren. Wie aufwändig<br />

ist der Aufbau so eines Zentrums?<br />

Lechner : Die Frage ist doch, wann sich<br />

der Aufwand lohnt. Interessant wird es,<br />

wenn der monatliche Umsatz mindestens<br />

bei 2.000 bis 3.000 Euro liegt. Das<br />

ist mit Ernährungsberatung und Gewichtsreduktion<br />

am einfachsten zu erreichen,<br />

weil hier die Erfolge am schnellsten<br />

erzielt werden können. Immer vorausgesetzt,<br />

das Konzept stimmt.<br />

<strong>MEDI</strong>TIMES : Ihr Corpofit–Konzept<br />

basiert ja in erster Linie auf einer<br />

Formula–Diät. Sind damit<br />

langfristige Erfolge über ­<br />

haupt möglich?<br />

2<br />

Lechner : Unser Konzept ruht auf vier<br />

Säulen: Bevor es um die Formula–Diät<br />

geht, wird erst einmal per Bioimpedanzanalyse<br />

das Verhältnis von Körperfett und<br />

Muskeln bestimmt, ganz wichtig sind<br />

dann die Ernährungsberatung und das<br />

Bewegungsprogramm. Die Formula­Diät<br />

alleine ist sicher nicht ausreichend für<br />

eine langfristige Gewichtsreduktion, ich<br />

sehe sie eher als Krücke für den Anfang<br />

oder nach Ausrutschern zwischendurch.<br />

Die Menschen heute wollen nun einmal<br />

schnelle Erfolge sehen.<br />

<strong>MEDI</strong>TIMES : Über Diäten kann man sich<br />

heute in jeder Frauenzeitschrift informieren.<br />

Wo liegt der Vorteil der ärztlichen<br />

Beratung?<br />

Lechner : Abnehmen ist leicht. Aber nur<br />

beim Arzt lernt der Patient durch die<br />

Schulung sein Gewicht langfristig zu halten.<br />

Entscheidend ist, dass der Arzt seine<br />

Patienten bei einer erneuten Gewichtszunahme<br />

sofort wieder motiviert abzunehmen.<br />

Das ist wichtig, um Frustrationen<br />

erst gar nicht aufkommen zu lassen und<br />

langfristige Erfolge zu erzielen. Einer meiner<br />

Patienten hatte beispielsweise 30 kg<br />

abgenommen und ein paar Wochen später<br />

zeigten sich dann wieder 2 kg mehr<br />

auf der Waage. Nach der BIA–Testung<br />

konnte ich Entwarnung geben und ihn<br />

beglückwünschen: Er hatte nur Muskeln<br />

aufgebaut!


<strong>MEDI</strong>times Praxisteam<br />

Vital–Assistentin:<br />

Weiterbildung im Heimstudium<br />

Kurse und Seminare für Arzthelferinnen<br />

müssen nicht am Wochenende im Hotel<br />

stattfinden. Das ist für viele Angestellte<br />

zu teuer und zu aufwändig. Die Firma<br />

VitaMed hat stattdessen unter dem<br />

Titel „Vital–Assistentin“ eine Reihe von<br />

Weiterbildungskursen entwickelt, die<br />

bequem zuhause durchgearbeitet werden<br />

können. Bei Fragen hilft ein Regionalcoach<br />

weiter.<br />

Bisher haben über 300 Arzthelferinnen<br />

die Ausbildung absolviert. Nach Abschluss<br />

der Weiterbildung wurden sie gebeten,<br />

ihre Ziele und persönlichen Erwartungen<br />

für die Zukunft darzustellen. Es antworteten<br />

129 Arzthelferinnen –eine hohe Zahl!<br />

Ihnen ging es vor allem darum, besser beratend<br />

und helfend tätig werden zu können.<br />

Viele Arzthelferinnen wollen mit dieser<br />

Weiterbildung aber auch mehr aus ih­<br />

NacHgefragt Bei<br />

Manfred Sausen<br />

regioNaltraiNer<br />

<strong>MEDI</strong>TIMES : Herr Sausen, als Regionalcoach<br />

bekommen Sie die Probleme der<br />

Arzthelferinnen während und nach der<br />

Weiterbildung aus der Nähe mit. Ist so<br />

rem Beruf machen: Sie nannten beispielsweise<br />

den Wunsch nach mehr Selbstständigkeit,<br />

einer eigenen Qualifikation oder<br />

besseren Karrierechancen und Zusatzeinnahmen.<br />

Immerhin 75 von 129 Arzthelferinnen<br />

sehen die Notwendigkeit, den<br />

Arzt in der Praxis stärker zu entlasten und<br />

(68Nennungen) zur Steigerung derPraxiserträge<br />

beizutragen.<br />

Folgende Seminare werden angeboten:<br />

• Selbstzahler–Leistungen anbieten –aber<br />

wie?<br />

• Erfolgreiche Patientenkommunikation<br />

• Praxisorganisation und Verwaltung<br />

• Ernährung und Orthomolekulare Medizin<br />

In den Kursen lernt die Vital–Assistentin<br />

viel darüber, wie in modernen Praxen gearbeitet<br />

wird. Der Servicegedanke zieht<br />

eine Heim–Weiterbildung Ihrer Erfahrung<br />

nach überhaupt praktikabel?<br />

Sausen: Ja. Wir haben das Lernpensum<br />

überschaubar gegliedert, sodass niemand<br />

Angst haben muss, in einem Überangebot<br />

von Lernstoff zu versinken. Es ist positiv,<br />

wenn die Arzthelferinnen den Rhythmus<br />

des Lernens selbst bestimmen können.<br />

Viele gehen einer Nebentätigkeit nach,<br />

andere haben zum Beispiel ein Kind zu<br />

versorgen. Meiner Erfahrung nach ist es<br />

sehrwichtig,dassdieeigeneWeiterbildung<br />

flexibel genug ist.<br />

<strong>MEDI</strong>TIMES : Was ist aus Ihrer Sicht der<br />

wichtigste Inhalt, der in der Ausbildung<br />

zur Vital–Assistentin vermittelt wird?<br />

Sausen: Meiner Ansicht nach ist es am<br />

wichtigsten, dass die Arzthelferinnen lernen,<br />

wie wichtig sie für das Gelingen der<br />

Praxis sind. Sie müssen das Bewusstsein<br />

entwickeln, dass das Team für die Außen­<br />

2<br />

sich durch alle Seminare. Aspekte der<br />

Kommunikation, Verwaltung und Organisation<br />

kommen hinzu. Besonders beliebt<br />

ist dasSeminarzur Orthomolekularen Medizin.<br />

Hier wird praxisrelevantes Wissen<br />

zu Präventionsthemen und zur Substitution<br />

von Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen<br />

vermittelt.<br />

Jedes Seminar kostet 295 Euro, ist in<br />

sich geschlossen und kann ohne weitere<br />

Vorkenntnisse gebucht werden.<br />

Alle Seminarteilnehmerinnen arbeiten<br />

ihr Kursprogramm selbstständig zuhause<br />

durch. Selbstverständlich gibt es didaktisch<br />

sorgfältig ausgearbeitete schriftliche<br />

Unterlagen, CDs und DVDs. Wichtig<br />

ist aber auch der regionale Trainer. Zusammen<br />

mit ihm lassen sich die erarbeiteten<br />

Inhalte vertiefen, sein persönliches<br />

Coaching hilft dabei, das neu erworbene<br />

Wissen umzusetzen. Ruth Auschra<br />

Sie möchten mehr Infos über die Weiterbildung<br />

zur Vital–Assistentin haben?<br />

Faxen Sie Ihre Anfrage mit Ihrer Adresse<br />

und dem Stichwort „Vital–Assistentin“<br />

einfach an VitaMed, Marcel Wegner, Fax:<br />

09401/607 333.<br />

wirkung der Praxis als professionelles<br />

Dienstleistungsunternehmen ein wesentlicher<br />

Bestandteil ist. Der Patient nimmt<br />

ja neben der Kompetenz des Arztes die<br />

gesamte Atmosphäre der Praxis auf. Und<br />

die wird stark bestimmt durch das Team.<br />

Alle Dienstleistungen der Praxis, die über<br />

den Rahmen der Kassenleistungen hinausgehen,<br />

werden durch das Team kommuniziert.<br />

Ein Plakat und ein Flyer reichen<br />

nicht! Die Arzthelferinnen müssen<br />

lernen, unaufdringlich und seriös über<br />

die Praxisangebote zu informieren. Und<br />

das lernen sie im Rahmen der Weiterbildung<br />

zur Vital–Assistentin. Einen direkt<br />

sichtbaren Nutzen gibt es aber auch<br />

noch: Mit Abschluss des Kurses haben<br />

die Arzthelferinnen viele praktikable Umsetzungshilfen<br />

wie Checklisten gemeinsam<br />

erarbeitet, die bei alltäglichen Problemen<br />

eingesetzt werden können. Diese<br />

Dokumente können übrigens auch als<br />

Bausteine für ein Qualitätsmanagement<br />

gelten. ra


<strong>MEDI</strong>times Praxisteam<br />

Wie wird die Post schnell<br />

und reibungslos erledigt?<br />

In jeder Arztpraxis spielt sich jeden<br />

Tag der Vorgang „Post machen“ ab.<br />

Manchmal werden die dazu gehörigen<br />

Tätigkeiten effizient gestaltet,<br />

in vielen Fällen allerdings nicht. Ein<br />

paar Tipps rund um die Poststapel der<br />

Eingangspost.<br />

Der Posteingang sieht in einer Arztpraxis<br />

meist noch so aus, dass der Briefträger<br />

klingelt und die Post abliefert. Viele Praxis–Briefkästen<br />

sind für die Stapel von<br />

Zeitschriften, Werbebroschüren und Briefen<br />

nämlich zu klein bemessen. Wenn<br />

die Post sowieso im Lauf der Vormittagssprechstunde<br />

kommt, macht diese<br />

Störung meist keine größeren Probleme.<br />

Für andere Praxen ist ein Postfach vielleicht<br />

die bessere Lösung.<br />

Den Postberg abtragen<br />

Wenn nur halb so viel Post wie bisher in<br />

der Praxis ankommt, braucht man auch<br />

weniger Zeit, um die Post zu sortieren,<br />

Umschläge zu öffnen und unnötigen<br />

Papiermüll zu entsorgen.<br />

Es wäre natürlich geschickt, wenn<br />

Schriftverkehr mit Kollegen und Kassen<br />

möglichst in elektronischer Form erledigt<br />

werden könnte. Aber das bleibt in den<br />

meisten Praxen wohl noch eine Zeitlang<br />

ein Wunschtraum. Viel versprechend und<br />

schnell umsetzbar ist dagegen das gezielte<br />

Verweigern unerwünschter Zeitschriften<br />

und Werbesendungen: Mit dem Vermerk<br />

„Annahme verweigert – zurück“ in den<br />

nächsten Briefkasten. Besonders hartnäckigen<br />

Werbesendungen entkommt man<br />

angeblich, indem man die unerwünschten<br />

Werbepostumschläge mit ein paar<br />

zusätzlichen Ballastblättern füllt, sodass<br />

für den Empfänger (den ursprünglichen<br />

Sender also) ein Nachporto fällig wird.<br />

Freundlichere Naturen zeigen mit ihrem<br />

Eintrag in die Robinsonliste (www.direkt<br />

marketing­info.de/robinson.html), dass<br />

sie es vorziehen, so viel Werbepost wie<br />

Robinson Crusoe zu erhalten.<br />

„Post machen“ –<br />

was umfasst das?<br />

In den meisten Praxen wird die Aufgabe,<br />

„Post zu machen“, an eine Arzthelferin<br />

delegiert – eine vernünftige Entscheidung,<br />

wenn Ärzte dadurch tatsächlich entlastet<br />

werden. Voraussetzung dafür sind gute<br />

Absprachen. Unter „Post machen“ kann<br />

man nämlich sehr unterschiedliche Tätigkeiten<br />

verstehen: Manche Arzthelferinnen<br />

bereiten Vorgänge aus der Post bereits<br />

bis zur Unterschriftsreife vor, andere legen<br />

den Stapel ungeprüft auf den Arztschreibtisch,<br />

nachdem sie in den eingehenden<br />

Zeitschriften geblättert haben. Die Entscheidung<br />

und Erklärung, welches Vorgehen<br />

gewünscht ist, sollte Chefsache sein.<br />

Was gehört in Ihrer Praxis<br />

zum Posteingang?<br />

• Zu welchem Zeitpunkt soll Ihnen die<br />

Post vorliegen? Wollen Sie die Mittagspause<br />

mit dem Blättern der Post oder<br />

vielleicht doch mit einem Spaziergang<br />

an der frischen Luft verbringen?<br />

• Darf/soll die Arzthelferin grundsätzlich<br />

die gesamte Post annehmen, oder gibt<br />

es eine Liste der Zeitschriften/Werbeschreiben,<br />

die ohne Rücksprache mit<br />

dem Arzt an den Absender zurückgehen?<br />

• Darf/soll die Arzthelferin alle Briefe öffnen?<br />

Machen Sie eine Ausnahme­Liste<br />

(z.B. KV, Bank, Steuerberater) oder lassen<br />

Sie solche Briefe anIhrePrivatadresse<br />

liefern.<br />

• Erspart es Ihnen Arbeit, wenn die Arzthelferin<br />

die Post in wichtige und weniger<br />

wichtige Schriftstücke sortiert?<br />

• Möchten Sie, dass eine Arzthelferin die<br />

Zeitschriften nach Artikeln zu bestimmten<br />

(vorgegebenen) Themen durchsucht<br />

und diese markiert oder ausreißt?<br />

• Soll sie eventuell wichtige Hinweisemarkieren<br />

(z.B. bei Rechnungen Zahlungsziel<br />

oder bei Arztbriefen Diagnose)?<br />

• Soll sie aktuellen Schreiben den bisherigen<br />

Briefwechsel zu dem Vorgang<br />

beilegen?<br />

0<br />

• In Gemeinschaftspraxen oder Praxisgemeinschaften<br />

wird eine Mitarbeiterin die<br />

Post üblicherweise nach Empfängern<br />

vorsortieren. Wie soll Post behandelt<br />

werden, die an die Praxis oder das Praxisteam<br />

gerichtet ist?<br />

• Bekommen alle Schreiben und Druckerzeugnisse<br />

einen Eingangsstempel?<br />

Muss das sein?<br />

• Werbrauchteine Postvollmacht,umEinschreiben<br />

entgegennehmen zu können?<br />

• Wie soll die Post in Urlaubszeiten bearbeitet<br />

werden?<br />

• Dürfen die Arzthelferinnen sich private<br />

Post, z.B. Versandhausbestellungen, an<br />

die Praxisadresse liefern lassen?<br />

• Gibt es eine Arbeitsanweisung „Post<br />

machen“, die auch für eine Aushilfe verständlich<br />

ist?<br />

Jeder Arzt in einer städtischen Praxis<br />

kennt das Problem, dass Brief­ und<br />

Paketdienste in seiner Praxis Post für<br />

nicht anwesende Hausbewohner abgeben<br />

möchten. Die Annahme fremder Post<br />

ist einerseits eine freundliche Geste Ihrer<br />

Praxis, kostet andererseits aber richtig<br />

Zeit. Patienten empfinden es als echte<br />

Geduldsprobe, am Empfang zu warten,<br />

weil die Zustellprobleme der Nachbarschaft<br />

Vorrang haben.<br />

Ruth Auschra<br />

Tipps für den Postausgang<br />

Frankiermaschinen sind höchstens für<br />

sehr große Praxen interessant. Aber auch<br />

für die gibt es heute bequeme Alternativen:<br />

das Stampit–Verfahren (online<br />

Porto kaufen und mit dem Drucker frankieren)<br />

oder vorfrankierte Umschläge der<br />

Post, die kaum teurer sind als das aufgedruckte<br />

Porto. Briefmarkenfreunde lassen<br />

sich über den Business–Service der Deutschen<br />

Post Sondermarken frei Haus liefern<br />

(www.efiliale.de).<br />

Nicht vergessen: Inzwischen gibt es<br />

in vielen Städten Alternativunternehmen<br />

zur Post, die die Briefe teilweise sogar<br />

abholen und deutlich kostengünstiger<br />

arbeiten. Anbieter findet man über<br />

das Internet oder die „Gelben Seiten“.<br />

Größere Anbieter stehen auch bei www.<br />

posttip.de auf der Liste. ra


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