Integrierte Produktpolitik (IPP) - Institut für ökologische ...
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Rubik & Scheer: <strong>IPP</strong> in Europa<br />
stellungen 73 sowie die Darstellung ausgewählter Initiativen und illustrativer Beispiele. Auch im<br />
Bereich <strong>ökologische</strong> Einkauf und Beschaffung akzentuiert die französische <strong>Produktpolitik</strong> vor<br />
allem freiwillige Ansätze.<br />
4.4 Politikreformulierung<br />
Der französische Ansatz einer <strong>Integrierte</strong>n <strong>Produktpolitik</strong> ist konzeptionell nur indirekt formuliert.<br />
Basis sind die Konzeptentwicklung durch externe Politikberatung, Verankerung von produktbezogenen<br />
Handlungsschwerpunkten in der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie sowie einer<br />
informellen Stellungnahme zur <strong>IPP</strong> durch das Umweltministerium. Mit der Integration in die<br />
Nachhaltigkeitsstrategie ist <strong>IPP</strong> als eigenständiges Politikfeld in Frankreich kaum noch wahrnehmbar.<br />
Damit hat sich der Schwerpunkt von der konzeptionellen auf die operative Ebene<br />
verlagert. Im Mittelpunkt steht nunmehr die Umsetzung und Fortführung produktbezogener<br />
Maßnahmen in den Schwerpunktbereichen Ecodesign, <strong>ökologische</strong> Produktkennzeichnung,<br />
Umweltmanagementsysteme und Beschaffung. Damit verfolgt die französische Administration<br />
einen inkrementell instrumentenfokussierten Ansatz. Der anfängliche strategische Impetus <strong>für</strong><br />
die Erarbeitung eines weitreichenden nationalen <strong>IPP</strong>-Ansatzes scheint nunmehr dem „businessas-usual“<br />
produktbezogener Umweltpolitik gewichen zu sein. Damit verbindet sich implizit eine<br />
Reformulierung, die die konsequente Weiterentwicklung einer <strong>IPP</strong> aufgibt.<br />
4.5 Charakterisierung und Beurteilung<br />
<strong>Integrierte</strong> <strong>Produktpolitik</strong> kam durch die Initiative der Europäischen Kommission Ende der neunziger<br />
Jahre auf die politische Agenda Frankreichs. Das französische Umweltministerium hat<br />
dies zum Anlass genommen, durch externe Beratung eine „politique française intégrée des<br />
produits“ erarbeiten zu lassen. Die Autoren der Andersen-Studie haben die französische <strong>IPP</strong> als<br />
ein Dachkonzept entwickelt, das angebots- wie nachfrageseitige Maßnahmenbündel in den<br />
Mittelpunkt stellt. Die vorgeschlagenen Politiken basieren prinzipiell auf „soft policy“ – also freiwilligen,<br />
akteursunterstützenden Maßnahmen. Für den Fall, dass vornehmlich Unternehmen nur<br />
unzureichend freiwilliges produktorientiertes Engagement zeigen, sollen ggf. Sanktionsmaßnahmen<br />
greifen.<br />
Das französische Umweltministerium hat diesen Ansatz nur bedingt aufgegriffen. Zwar wird die<br />
Komplementarität von regulatorischen und freiwilligen Maßnahmen als Erfolgsfaktor <strong>für</strong> eine<br />
<strong>IPP</strong> definiert, in der Praxis werden allerdings in erster Linie Informations-, Anreiz- und Sensibilisierungsmaßnahmen<br />
betont. Damit verfolgt die französische Administration einen auf Freiwilligkeit<br />
basierenden Governance-Ansatz, der weitgehend auf eine strategische Weiterentwicklung<br />
einer <strong>IPP</strong> verzichtet. Vor diesem Hintergrund sind innovative Schritte im Rahmen einer <strong>IPP</strong> –<br />
etwa Instrumenteninnovationen, quantitative Zielorientierungen oder Produktgruppenpriorisierungen<br />
– nicht zu erwarten. Der französische <strong>IPP</strong>-Ansatz lässt sich daher als ein Maßnahmenkonzept<br />
bezeichnen, dass mit der Verankerung in der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie<br />
seinen Niederschlag findet. Eine langfristige Prozessplanung zu produktions- und konsumbezo-<br />
73 Vergleichbar anderen gesetzlichen Regelungen in EU-Mitgliedländern erlaubt auch die Neufassung des Gesetzes zur<br />
öffentlichen Beschaffung in Frankreich (Verordnung n°2001-210 vom 7. März 2001) die Berücksichtigung von <strong>ökologische</strong>n<br />
Kriterien im Rahmen der technischen Spezifizierung.<br />
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