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IOEW SR 075 Ökonomische Alternativen zum Ausbau E..., Seiten 1 ...

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133<br />

ses vieler Salzstöcke besteht die Gefahr, daß der Salzgehalt des Trinkwassers ansteigt,<br />

wie es für die Stadt Lüchow schon festgestellt wurde (Paasche 1971).<br />

Der in den letzten Jahrzehnten eingesetzte Strukturwandel der Landwirtschaft in der<br />

gesamten Bundesrepublik hat den Landkreis Lüchow-Dannenberg als landwirtschaftlich<br />

geprägte Region stark beeinflußt. Von den 1960 existierenden 3.869<br />

landwirtschaftlichen Betrieben über 2 ha bestanden 1992 noch 1.452. Aufgrund der<br />

ursprünglich ungünstigen Hofstrukturen mit im Durchschnitt 15 ha LF besteht ein besonderer<br />

Anpassungsdruck. Durch Zupacht haben die heute noch wirtschaftenden<br />

Vollerwerbsbetriebe im Durchschnitt 60 ha LF. 57<br />

2.3.2 Betriebsstrukturen in der Landwirtschaft nach der Wende<br />

Die Betrachtung der Landwirtschaft in der Elbregion setzt ein Bewußtsein um die<br />

tiefgreifenden Veränderungen dieses Wirtschaftszweiges auf dem Gebiet der neuen<br />

Bundesländer voraus. Die Wiedervereinigung konfrontierte die Landwirtschaft dort<br />

mit vollkommen neuen ökonomischen Rahmenbedingungen. Der Umstrukturierungsprozeß,<br />

der daraufhin einsetzte, war gravierend und ist bis heute nicht abgeschlossen.<br />

Mitten in diesen Anpassungsprozeß erfolgte mit der Umsetzung der EG-<br />

Agrarreform Anfang 1993 eine weitere grundlegende Veränderung der administrativen<br />

und ökonomischen Rahmenbedingungen. So wird künftig die staatliche Unterstützung<br />

der Landwirtschaft nicht mehr wie bisher über den Preis und damit indirekt<br />

produktionsmengenabhängig, sondern unabhängig vom einzelbetrieblichen Ertragsniveau<br />

im wesentlichen flächenbezogen gewährt. Die Neugestaltung der EG-<br />

Agrarpolitik wird die Umstrukturierungsprozesse in den neuen Bundesländern erheblich<br />

beeinflussen (Werner/ Dabbert 1994).<br />

2.3.2.1 Rechtsform der Betriebe<br />

Ein Vergleich der landwirtschaftlichen Betriebsstruktur auf beiden <strong>Seiten</strong> der Elbe ist<br />

aufgrund unterschiedlicher Rechtsformen schwierig. Während auf niedersächsischem<br />

Gebiet Familienbetriebe im Haupt- und Nebenerwerb existieren, untergliedern<br />

sich die Betriebe auf dem Gebiet der neuen Bundesländer in einzelbetriebliche<br />

Unternehmen natürlicher Personen und Kapitalgesellschaften als juristische Personen.<br />

Dies ist das Resultat aus den Umwandlungen ehemaliger LPG'en und anderen<br />

Betrieben im Rahmen der Landwirtschaftsreform nach dem Landwirtschaftsanpassungsgesetz<br />

(LAG) der Bundesregierung von 1990.<br />

Einen Überblick über die Verteilung der Betriebe auf die jeweiligen Unternehmensformen<br />

für die Landkreise der neuen Bundesländer gibt die nachfolgende Tabelle.<br />

Demzufolge befindet sich die Hauptanzahl der Betriebe im einzelunternehmerischen<br />

Haupt- und Nebenerwerb.<br />

57 mündl. Mittig. Dr. Mansfeld, AfA Lüneburg; s.a. LWK Hannover (1993): Betroffenheitsanalyse Dannenberger Marsch


134<br />

Tabelle 38: Relativer Anteil der landwirtschaftlichen Betriebe nach Rechtsform<br />

Kreis Juristische Perso- Natürliche Pernen*<br />

(%) sonen** (%)<br />

LK Prignitz (B) 12,5 87,5<br />

Landkreis Osterburg (S-A) 13,0 87,0<br />

Osterburg/Elbwische***(S-A) 10,3 89,7<br />

LK Ludwigslust (M-V) 23,0 77,0<br />

* = e.G., GmbH u.a. B = Brandenburg<br />

** = GbR, Haupterwerb, Nebenerwerb, Güter M-V = Mecklenburg-Vorpommern<br />

*** = Agrarregion des LK Osterburg entlang der Elbe S-A = Sachsen-Anhalt<br />

Entsprechende Daten für den Landkreis Hagenow liegen nicht vor.<br />

Die obige Tabelle verdeutlicht zunächst, daß eine Umwandlung der landwirtschaftlichen<br />

Betriebe in Einzelunternehmungen (natürliche Personen) stattgefunden hat.<br />

Diese Entwicklung ist angesichts der derzeitigen agrarpolitsichen Situation und den<br />

historischen Vorgaben auf dem Gebiet der Neuen Bundesländer auch kritisch zu<br />

betrachten, da bei zu kleinen Betriebsgrößen und gleichzeitig hohen zu tätigenden<br />

Investionskosten die Wirtschaftlichkeit in Frage steht.<br />

2.3.2.2 Anzahl und Größe der Betriebe<br />

Für die im Jahre 1993 im Rahmen der Anpassungshilfe geförderten landwirtschaftlichen<br />

Betriebe Sachsen-Anhalts ergab sich für die damals erfaßten 307 (1993) bzw.<br />

270 (1992) Betriebe des Landkreises Osterburg nachfolgendes Verhältnis von Einzelunternehmungen<br />

zur landwirtschaftlichen Fläche 58 .<br />

Tabelle 39: Anteil der Einzelunternehmungen (natürliche Personen) an der landwirtschaftlichen<br />

Fläche (absolut/%)<br />

Landkreis Betriebe<br />

LF* (gesamt) ha Anteil EU** Anteil EU an LF<br />

(gesamt)<br />

ges. % ges. %<br />

1<br />

LK Osterburg 307 68.227,45 272 88,6 32.509,77 47,65<br />

davon Elbwische^ 104 (ohne Güter) 24.396 93 89,4 11.250 46,1<br />

*LF = Landwirtschaftliche Fläche<br />

"EU = Einzelunternehmung<br />

1 Quelle: ALF Stendal, Landkreis Osterburg 1993<br />

2 Quelle: Anpassungshilfe II/92, aus Peschke&Partner, 1992<br />

Anhand dieses Beispieles für den Kreis Osterburg wird die spezielle Situation deutlich<br />

(welche m.E. auf die gesamte Fläche der neuen Bundesländer übertragen werden<br />

kann), daß 4/5 der landwirtschaftlichen Betriebe Einzelunternehmungen bzw.<br />

natürliche Personen darstellen, sie jedoch lediglich knapp die Hälfte der landwirtschaftlichen<br />

Fläche bearbeiten. Die durchschnittlichen Betriebsgrößen bei juristischen<br />

Personen liegen demnach deutlich höher als diejenigen der natürlichen Personen<br />

(siehe im Anhang Tabelle 58: Mittlere Betriebsgröße nach Rechtsform<br />

der Betriebe (ha)). Damit ist die Position derjenigen Betriebe, welche eine einzelbetriebliche<br />

Unternehmensform als natürliche Person anstreben (z.B. Wiedereinrichter)<br />

im Rahmen des Umwandlungsprozesses der Landwirtschaft in den neuen Bundesländern<br />

hinsichtlich der Konkurrenzfähigkeit auf dem deutschen und europäischen<br />

Agrarmarkt zunächst problematisch. Bei Betrieben mit der Rechtsform einer juristischen<br />

Person entstehen Größenordnungen, gegen die keine Wiedereinrichter an-<br />

58 Institut für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Landbaus (1993): Umstrukturierung der Landwirtschaft in Sachsen-<br />

Anhalt, Stand Herbst 1993; Landwirtschaftliche Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg


135<br />

pachten kann. Solche Betriebe sind häufig konzernartig strukturiert und decken vorund<br />

nachgelagerte Bereiche mit ab (Thomas 1994).<br />

Andererseits sind direkte Nachfolgebetriebe ehemaliger LPG'n gegenüber anderen<br />

Großbetrieben benachteiligt, weil sie mit ihren Altschulden und teilweise kleineren<br />

Quoten für Milch und sonstige Marktordnungserzeugnisse belastet sind.®<br />

Tabelle 40: Relativer Anteil landwirtschaftlicher Betriebe nach Größenklassen<br />

Kreis (Bundesland) Anzahl landw. davon unter 10 Anzahl landw.<br />

Betriebe unter ha (%) Betriebe über<br />

50 ha (%) 1.000 ha (%)<br />

LK Ludwigslust (M-V) 66,0 64,0 14,8<br />

LK Hagenow (M-V) 73,3 59,5 10,4<br />

LK Lüchow-Dan. (Ns) 66,2 53,5 k.A.*<br />

LK Lüneburg (Ns) 64,4 55,5 k.A*<br />

LK Perleb./Prign. (B) 69,6 62,2 k.A.*<br />

* Die Agrarstatistiken von Niedersachsen und Brandenburg weisen als höchste Erfassungskategorie<br />

der Betriebe "50 ha und mehr" aus.<br />

(Quellen: siehe im Anhang Tabelle 55: Landwirtschaftliche Betriebe nach<br />

Größenklassen der landwirtschaftlich genutzten Fläche)<br />

Vergleichbare Daten für den Landkreis Osterburg geben für 1992 einen Anteil von<br />

27,4% (74) der Betriebe zwischen 50-100 ha, 43,7% (118) der Betriebe mit mehr als<br />

100 ha an der Gesamtzahl der landwirtschaftlichen Betriebe an. Nebenerwerbsbetriebe<br />

haben eine mittlere Betriebsgröße von 20,1 ha (Peschke & Partner 1992).<br />

Diese Daten verdeutlichen, daß in den jeweiligen Kreisgebieten eine hohe Zahl an<br />

Betriebe unter 50 ha existiert. Unter der Berücksichtigung, daß wiederum über die<br />

Hälfte dieser Betriebe eine Betriebsgröße von weniger als 10 ha aufweisen, kann für<br />

die dargestellten Kreisgebiete eine kleinräumige landwirtschaftliche Struktur angenommen<br />

werden. In diesem Zusammenhang muß aber gleichzeitig berücksichtigt<br />

werden, daß gerade an dieser Kategorie (unter 50 ha) die Nebenerwerbsbetriebe<br />

einen hohen Anteil haben (s. Tabelle 57 im Anhang) und aufgrund der offiziellen<br />

Landwirtschaftspolitik immer mehr Haupterwerbsbetriebe in nächster Zeit in den Nebenerwerb<br />

abrutschen werden. Unter den derzeitigen Bedingungen werden diese<br />

Betriebe langfristig kaum existenzfähig bleiben.<br />

Die Daten weisen weiterhin die Elbanrainerkreise im Gebiet der Neuen Bundesländer<br />

bzw. die Regionen des direkten Grenzstreifens als spezifische kleinräumig<br />

landwirtschaftlich strukturierte Gebiete im Gegensatz zu der ansonsten größer dimensionierten<br />

Landwirtschaft des jeweiligen Bundeslandes aus. 60<br />

2.3.2.3 Beschäftigte in der Landwirtschaft<br />

Über den Anteil der Beschäftigten in der Landwirtschaft kann an dieser Stelle ebensowenig<br />

genaue Auskunft gegeben werden wie über den Grad der Arbeitslosigkeit in<br />

diesem Wirtschaftssektor. Verfügbare statistische Daten beziehen sich durchgehend<br />

auf den Anteil der Beschäftigten an der Gesamtzahl der sozialpflichtig Beschäftigten;<br />

59 Die ZEIT vom 29.10.1993: Unerwünschte Konkurrenz, Landwirtschaft: Die ostdeutschen Agrarbetriebe könnten den westdeutschen<br />

Kleinbauern überlegen sein. Doch sie werden von der Bonner Politik diskriminiert; Die ZEIT Nr. 44<br />

60 vgl. Die Zeit, Nr. 44: Während es die Vollerwerbsbetriebe in den alten Bundesländern auf eine Durchschnittsgröße von 33 ha<br />

bringen, kommen die mittlerweile rd. 6.000 Einzelbauern in den neuen Bundesländern im Schnitt auf eine Flächenausstattung<br />

von ca. 134 ha. In den 1.250 landwirtschaftlichen Personengesellschaften beträgt die durchschnittliche Betrietegröße<br />

420 ha, und die ca. 3.000 Kapitalgesellschaften verfügen über durchschnittlich 1.240 ha; a.a.O.


136<br />

dabei sind allerdings die in der landwirtschaft tätigen selbständigen Personen nicht<br />

mit erfaßt. Dasselbe gilt für die Arbeitslosenzahlen. Gleichzeitig ist zu berücksichtigen,<br />

daß Arbeitslose nicht nach der Herkunft der früheren Beschäftigung sondern<br />

nach Berufsgruppen erfaßt werden. Somit kann bei der Anzahl der Arbeitslosen in<br />

land- und forstwirtschaftlichen Berufen nicht davon ausgegangen werden, daß ihre<br />

letzte Beschäftigung tatsächlich in der Landwirtschaft war. Umgekehrt sind ehemals<br />

in der Landwirtschaft Beschäftigte anderer Berufe ihren jeweiligen Berufsgruppen<br />

zugeordnet.<br />

Um trotzdem einen Eindruck von der derzeitigen Beschäftigtensituation in der<br />

Landwirtschaft zu vermitteln, werden an dieser Stelle Aussagen aus verschiedenen<br />

Gutachten zur Landwirtschaft wiedergegeben. Sie beziehen sich auschließlich auf<br />

die Kreisgebiete der neuen Bundesländer.<br />

Für den Landkreis Osterburg kommt eine Studie (Peschke & Partner 1992) zu der<br />

Voraussage, daß sich die Zahl der 7.900 vor der Wende in der Landwirtschaft tätigen<br />

Personen für das Jahr 1992 auf 2.100 Arbeitskräfte reduzieren wird (Dies bedeutete<br />

einen prozentualen Anteil von 5,0 an der Bevölkerung von 42.070 Menschen<br />

am 31.12.1992.). Während vor der Wende 10,8 Arbeitskräfte auf 100 ha<br />

landwirtschaftliche Fläche kamen, so errechnete sich der Arbeitskräftebestand für<br />

1992 auf knapp 3 Arbeitskräfte je 100 ha.<br />

Eine Studie zur Bewertung von Standortpotentialen im ländlichen Raum in Brandenburg<br />

(Werner/ Dabbert 1992) stellt den Landkreis Perleberg (Prignitz) an erste Stelle<br />

von allen Kreisen des Bundeslandes hinsichtlich ihrer Anzahl landwirtschaftlicher<br />

Betriebe. Somit ergab sich für 1992 eine Zahl von 237 Betrieben mit einer Quote<br />

aller in der Landwirtschaft beschäftigten Personen von 14,9% an der Gesamtbeschäftigungsquote.<br />

Die Arbeitslosenquote im September 1992 betrug 17,1 %. Bei<br />

einer Industrieflächenquote (Industriefläche / Siedlungsdichte) von 0,10%, einer<br />

Gewerbeflächenquote (Gewerbefläche / Siedlungsdichte) von 0,04% und einer<br />

Siedlungsdichte von 69 Personen/ km 2 liegt der Schluß nahe, daß ein großer Teil<br />

der Arbeitslosen aus dem landwirtschaftlichen Sektor stammt.<br />

Das statistische Jahrbuch 1993 von Mecklenburg-Vorpommern gibt für das Jahr<br />

1991 eine Zahl derjenigen in der Landwirtschaft Beschäftigten von 3.022 Personen<br />

im Landkreis Hagenow (4,3% des Bevölkerungsstandes am 31.12.1991) und 1.767<br />

Personen im Landkreis Ludwigslust (3,0% des Bevölkerungsstandes am<br />

31.12.1991) an. Laut Auskunft des Kreisbauernverbandes Ludwigslust lag die Zahl<br />

der in der Landwirtschaft beschäftigten Personen in 1989 bei 5.800 und in 1992 bei<br />

1.675. Dies stellt einen Rückgang derjenigen in der Landwirtschaft Beschäftigten<br />

des Kreisgebietes um ca. 70 % dar.<br />

Für den östlich der Elbe gelegenen Amtsbezirk Neuhaus, welcher nach einer Gebietsreform<br />

mittlerweile Niedersachsen zugeordnet ist (30.6.1993), wurde eine Reduktion<br />

des Beschäftigtenzahlen in der Landwirtschaft um 2/3 ermittelt. 61<br />

6t mündl. Mittl. Herr van Haaren, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Bezirksstelle Uelzen, 31.3.1994


137<br />

2.3.3 Betriebsformen<br />

2.3.3.1 Anteil der Betriebsformen an der landwirtschaftlichen Produktion<br />

Die Betriebsbereiche in der Landwirtschaft gliedern sich in die folgenden Betriebsformen:<br />

• Marktfrucht<br />

• Futterbau<br />

• Veredelung<br />

• Gemischtbetriebe<br />

Ein Betrieb zählt zu einer bestimmten Betriebsform, z.B. Marktfrucht, wenn 50% und<br />

mehr seines Standarddeckungsbeitrages aus der entsprechenden Produktionsrichtung,<br />

z.B. Marktfrüchte wie Getreide oder Hackfrüchte stammen. Betriebe, die ihr<br />

Einkommen zu über 50% aus der Rinderhaltung erzielen, gehören <strong>zum</strong> Futterbau.<br />

Gemischtbetriebe erzielen ihr Einkommen in keiner Produktionsrichtung zu mehr als<br />

49,5 %. Kennzeichen dieser Betriebe ist eine geringe Spezialisierung. Veredelungsbetriebe<br />

erzielen über 50% ihres Betriebseinkommens ausschließlich aus dem Bereich<br />

der Veredelung (Fleisch- und Milchproduktion).<br />

Die Futterbaubetriebe der Dannenberger Marsch (45) erzielen ca. 50% ihrer Einkommen<br />

aus der Milchproduktion. Der hohe Anteil von Marktfruchtbetrieben (29%)<br />

innerhalb dieses sich durch einen hohen Grünlandanteil auszeichnenden Gebietes<br />

(s.o.) deutet auf Grünlandumbruch und Zupacht von Ackerflächen außerhalb der direkten<br />

Marschbetriebe hin. Alle Gemischtbetriebe halten Milchkühe, was aufgrund<br />

des hohen Grünlandanteils nachvollziehbar ist. Die Bedeutung dieser Betriebsform<br />

wird für die Region als sehr hoch eingeschätzt, da in dieser Betriebsform nur sehr<br />

wenig Nebenerwerbsbetriebe zu finden sind. Die drei Veredelungsbetriebe erwirtschaften<br />

ihr Haupteinkommen aus der Schweinehaltung. 62<br />

Im Landkreis Osterburg befindet sich ein hoher Anteil der landwirtschaftlichen Betriebe<br />

im Bereich der Veredelung (67%). Im Zusammenhang mit den Daten <strong>zum</strong><br />

Viehbestand (s.u.) kann festgestellt werden, daß der Schwerpunkt der Veredelungswirtschaft<br />

bezogen auf das Kreisgebiet in der Schweinemast (s. im Anhang<br />

Tabelle 62: Viehbestand) in Kombination mit einem relativ hohen Ackerlandanteil<br />

(73,3 %, 1992) liegt.<br />

Im Bereich der Elbwische (Wische=Wiese) verschiebt sich der Bereich der Veredelung<br />

in Richtung Rinderhaltung. Hier liegt der Grünlandanteil bei ca. 40% in Kombination<br />

mit einem hohen Anteil an Rindern, u.a. Milchkühe (s. im Anhang Tabelle 62:<br />

Viehbestand) und einer geringen Anzahl an Schweinen.<br />

Bekannt ist die Wische durch ihren traditionellen Obst- und Gemüseanbau. Allerdings<br />

ist nach der Wende das flächendeckende Netz von Ankaufstellen und das<br />

System der staatlichen Aufkaufpreise zusammengebrochen.<br />

In den Landkreisen Hagenow und Ludwigslust liegt der Hauptanteil der Betriebe im<br />

Bereich des Futterbaus (Ludwigslust: 72%; Hagenow 56%) mit einem entsprechend<br />

hohen Anteil dieser Betriebsform an der landwirtschaftlichen Betriebsfläche<br />

62 Landwirtschaftskammer Hannover (1993): Betroffenheitsanalyse Dannenberger Marsch, a.a.O. Die Betriebserkundung<br />

umfaßte 105 Betriebe. 4 Betriebe verweigerten die Aussage, sodaß die jeweiligen Auswertungen (s. Tabellen im Anhang)<br />

nur 101 Betriebe umfassen.


138<br />

(Ludwigslust: 65,3%; Hagenow 60,2%; s. auch Tabellen im Anhang) Für den Landkreis<br />

Prignitz liegen hierzu keine genauen Daten vor.<br />

2.3.3.2 Anteil von Grünland und Ackerland an der landwirtschaftlichen<br />

Nutzfläche<br />

Für die niedersächsischen Elbanrainerkreise sowie für den Landkreis Osterburg ergibt<br />

ein deutlich höherer Anteil der Ackerfläche im Vergleich <strong>zum</strong> Grünland. Ein Blick<br />

auf die Dannenberger Marsch im Landkreis Lüchow-Dannenberg ergibt im Gegensatz<br />

<strong>zum</strong> Verhältnis auf Kreisebene einen Grünland-Ackerlandanteil von jeweils fast<br />

50:50%. Ein ähnlich umgekehrtes Verhältnis zeigt sich im Falle der Osterburger<br />

Elbwische im Vergleich <strong>zum</strong> Kreis Osterburg. In der Wische besteht ein Verhältnis<br />

Grünland-Ackerland von ca. 2/5 zu 3/5, während insgesamt der Landkreis einen<br />

Grünlandanteil von 1/4 an der landwirtschaftlichen Nutzfläche besitzt.<br />

Das Verhältnis im Landkreis Prignitz / Perleberg liegt bei 1/3 Grünland zu 2/3 Ackerland.<br />

Allerdings weist der Bereich der Elbeniederung dieses Kreises demgegenüber<br />

einen hohen Grünlandanteil auf. So umfaßt das Brandenburgische Elbtal ca. 55.000<br />

ha mit einer landwirtschaftlichen Nutzflächen von ca. 30.000 ha, dessen Grünlandanteil<br />

ca. 50% beträgt. Im engeren Elbetal befinden sich 60-70% Grünland, von<br />

welchem ca 2/3 der Fläche im Rahmen von Extensivierungsprogrammen bewirtschaftet<br />

werden, vorwiegend mit Mutterkuhhaltung (s.u.) 63 . Die regionalen Unterschiede<br />

im Grünlandanteil liegen im allgemeinen zwischen 51 und 100%. Diese<br />

Grünlandregionen werden charakterisiert als Regionen mit höheren Anteilen an natürlichen<br />

Standorteinschränkungen oder Natur- und Landschaftsschutzansprüchen<br />

(Werner/ Dabbert 1994). So stammen mehr als 75% des Futteraufkommens vom<br />

Grünland, deren Lage sich meist in Biosphärenreservaten oder Naturparken befindet.<br />

Die Flächen befinden sich überwiegend in extensiver Bewirtschaftung und steilen<br />

meist große zusammenhängende Grünlandniederungen, teilweise überflutungsgefährdetes<br />

Flußaue- oder Niedermoorgrünland oft in Vergesellschaftung mit leichten<br />

Ackerböden dar.<br />

In den mecklenburg-vorpommerschen Landkreisen Ludwigslust und Hagenow<br />

schließlich stehen sich jeweils ca. 1/3 Grünlandanteil ca. 2/3 Ackerlandanteil an der<br />

landwirtschaftlichen Nutzfläche gegenüber.<br />

Tabelle 41: Relativer Anteil von Acker- und Grünland an der<br />

landwirtschaftlichen Nutzfläche für die Kreisgebiete<br />

Kreise/Region Grünland (%) Ackerland (%)<br />

LK Lüchow-Dannenberg 22,4 77,4<br />

Dannenberger Marsch 40,8 59,2<br />

LK Lüneburg 19,5 80<br />

LK Prignitz 34,5 65,2<br />

LK Osterburg 25,8 73,2<br />

Osterburg/Wische 41,2 58,8<br />

LK Ludwigslust 32,7 66,8<br />

LK Hagenow 29,8 68,1<br />

(Für die absoluten Daten: s. im Anhang Tabelle 59: Landwirtschaftliche Nutzflächen)<br />

63 mündl. Mitteilung Herr Bahlke, Landwirtschaftsamt des Landkreises Prignitz, 7.4.1994


139<br />

2.3.3.3 Viehhaltung<br />

Die Ausnutzung des natürlichen Ertragspotentials sowie der Umfang und die Anteile<br />

der Nutzungsmöglichkeiten des Grünlandes sind entscheidend von dem vorhandenen<br />

bzw. möglichen Viehbesatz abhängig. In diesem Zusammenhang ist die regionale<br />

Verteilung der Grünlandnutzung u.a. abhängig von der Milchquotenausstattung<br />

pro ha Grünland.<br />

Die Milchquotenausstattung des Landkreis Prignitz / Perleberg lag im Dezember<br />

1992 zwischen 3.000 und 4.000 kg/ha Grünland. 64 Werner et al. (1994) (s.o.) kommen<br />

in ihrer Studie zu dem Ergebnis, daß sich in Regionen mit einer Milchquotenausstattung<br />

von unter 4.000 kg/ha Grünland eine extensive Bewirtschaftung auf über<br />

3/4 der Grünlandfläche durchsetzen könnte. Maximal die Hälfte des Grünlandes wäre<br />

über die Milchviehhaltung einschließlich Färsenaufzucht nutzbar.<br />

Die Prignitzer Elbtalauenämter Bad Wilznack, Lenzen und Wittenberge vereinigen<br />

ca. 35% des Rinderbestandes des Landkreises Prignitz auf ihre Amtsbezirke. Der<br />

Anteil der Milchkühe an diesem Rinderbestand beträgt ca. 24,5%. Der Rest teilt sich<br />

auf in Mast und Färsenaufzucht. Die Aufteilung des Rinderbesatzes auf betriebliche<br />

Unternehmensformen gibt die nachfolgende Tabelle wieder.<br />

Tabelle 42: Rinderbestände bezogen auf Betriebsformen für den Bereich<br />

der folgenden Elbtalauenämter: 65<br />

Elbtalauenämter Mutterkuhhaltung übrige Rinder<br />

Bad Wilznack gesamt: 1.097 gesamt: 4.637<br />

HE: 48<br />

HE: 667<br />

NE: 7<br />

NE: 270<br />

JP: 842<br />

JP: 3.700<br />

Lenzen gesamt: 2.938<br />

HE: 987<br />

NE: 68<br />

JP: 1.883<br />

Wittenberge gesamt: 149<br />

HE: 149<br />

gesamt: 7.182<br />

HE: 1.181<br />

NE: 187<br />

JP: 5.814<br />

gesamt: 96<br />

HE: 65<br />

NE: 31<br />

HE = Haupterwerbsbetrieb<br />

JP = Juristische Person (Rechtsform des Betriebes als e.G., GmbH oder GbR), i.a. als HE bewirtschaftet<br />

NE = Nebenerwerbsbertieb<br />

Insgesamt existieren im Elbtalauenbereich der Naturparkverwaltung mit dem Betriebszweig<br />

Mutterkuhhaltung:<br />

• Haupterwerbsbetriebe mit ca. 400 Stück<br />

• Nebenerwerbsbetriebe mit ca. 200 Stück<br />

• Betriebe Juristischer Personen mit ca. 1.000 Stück 66 .<br />

Die Zahlen verdeutlichen, daß der Hauptanteil der Rinderhaltung, besonders der<br />

Mutterkuhhaltung im Bereich der juristischen Personen zu finden ist. Neben der<br />

64<br />

65<br />

66<br />

Werner, Arnim et al. (1994): a.a.O.<br />

mündl. Mittig.: Herr Bahlke, Landwirtschaftsamt Prignitz, Stand 3.94<br />

mündl. Mittig. Herr Bahlke, LWA LK Prignitz: a.a.O.


140<br />

Mutterkuhhaltung arbeiten die übrigen Betriebe der Rinderhaltung in der Jungbullenzucht<br />

und der intensiven Milchproduktion 67 .<br />

Im Elbebereich des Landkreises Ludwigslust existiert hauptsächlich Milchwirtschaft,<br />

dies vor allem in den Großbetrieben. 68<br />

Tabelle 43: Rinderbestände bezogen auf die Betriebsformen im<br />

Landkreis Ludwigslust<br />

Unternehmensform Milchkühe übrige Rinder<br />

Familienbetrieb 1.672 1.345<br />

Juristische Person 10.712 18.352<br />

In Bezug auf den Viehbesatz pro Unternehmensform sind auch im Landkreis Osterburg<br />

die juristischen Personen gegenüber den natürlichen Personen besser mit Vieh<br />

ausgestattet (Peschke & Partner 1992), was bei der erheblich höheren Betriebsgröße<br />

erstgenannter zu erwarten ist.<br />

Von den in der Dannenberger Marsch untersuchten 101 Betriebe haben die 74 Betriebe<br />

der Viehhaltung die Milchwirtschaft als Hauptproduktionsverfahren. Sie halten<br />

insgesamt 1.644 Milchkühe und besitzen eine Milchquote von insgesamt 9.504.000<br />

kg, wovon 561.000 kg gepachtet und 157.000 kg geleast sind. 24 Betriebe fallen in<br />

die Betriebsgrößenklassen von 50.000 bis 100.000 kg, und 26 Betriebe in die Größenklasse<br />

von 100.000 bis 200.000 kg. Nur 13 Betriebe haben eine Milchquote von<br />

200.000 kg und nur 2 eine Quote über 300.000 kg.<br />

Die durchschnittliche Quote von 4015 kg/ha Grünland könnte, gemäß der Einschätzung<br />

von Werner et al. (1994) (a.a.O.) eine gute Voraussetzung für eine Extensivierung<br />

in der Grünland- und Milchwirtschaft bieten. Allerdings setzt die hohe Rate der<br />

gepachteten und geleasten Flächen dieser Möglichkeit auch Grenzen, denn solche<br />

Flächen liegen meist nicht mehr im direkten Elbebereich und wurden ja gerade aus<br />

dem Grunde zugepachtet, um die betriebliche Existenz zu wahren - meist über intensive<br />

Bewirtschaftung.<br />

Im gesamten niedersächsischen Bereich des Großschutzgebietes halten von den<br />

337 landwirtschaftlichen Betrieben ca. 75% Milchkühe. Grundsätzlich haben sich die<br />

Viehbestände in allen Kreisen des Untersuchungsgebietes der neuen Bundesländer<br />

seit der Wende drastisch reduziert. Eine Aufstellung der Rinderzahlen für den Landkreis<br />

Ludwigslust mag diese Entwicklung skizzieren.<br />

Tabelle 44: Entwicklung Rinderbestand im Landkreis Ludwigslust<br />

(1989-1992)*<br />

Rinderbestand 1989 1992<br />

Milchkühe 20.400 13.009<br />

Mutterkühe 180 3.110<br />

übrige Rinder (Haupts. Bullenmast)<br />

48.000 22.700<br />

* Quelle: mündl. Mittig. Herr Eggert, Kreisbauernverband Ludwigslust, 7.4.1994<br />

Die deutliche Zunahme der Mutterkuhhaltung verdeutlicht die zunehmende Tendenz<br />

bzw. Umstellung auf Extensivierung in der Grünlandwirtschaft. Für den Landkreis<br />

Osterburg stellt sich eine entsprechende Entwicklung folgendermaßen dar:<br />

67 mündl. Mittig. Bahlke, LWA LK Prignitz<br />

68 mündl. Mittig. Herr Eggert, Kreisbauernverband Ludwigslust, 7.4.1994


141<br />

Tabelle 45: Entwicklung des Rinderbestandes im Landkreis<br />

Osterburg 1989-1992<br />

Rinderbestand 1989 1992<br />

Rinder gesamt 64.517 35.215<br />

davon Milchkühe 24.560 17.077<br />

davon übrige Rinder 39.957 18.138<br />

Quelle: nach Peschke & Partner (1992)<br />

Damit ist bis 1992 der Rinderbestand insgesamt in diesem Landkreis auf ca. 55%<br />

und der Milchkuhbestand auf ca. 70% gesunken.<br />

2.3.4 Weiterverarbeitung<br />

In diesem Kapitel wird eine Darstellung der Weiterverarbeitung für Getreide aus<br />

zwei Gründen nicht erfolgen :<br />

a) Der Anteil an Getreidebau in der Landwirtschaft ist in den betreffenden Landkreisen<br />

nicht besonders hoch im Vergleich zu den anderen Betriebszweigen.<br />

b) In Kapitel 2 wurde der Schwerpunkt stark auf eben die Betriebszweige Grünlandwirtschaft<br />

und Viehhaltung, Obst- und Gemüseanbau gelegt. Dies geschah<br />

aufgrund der Vorgabe der naturräumlichen Potentiale der Region mit der entsprechenden<br />

landwirtschaftlichen Nutzung der Flächen sowie aus Gründen einer<br />

Eingrenzung der inhaltlichen und strukturellen Analyse im Rahmen der Untersuchung.<br />

Die Beispiele aus den anderen Produktionszweigen mögen allerdings die verallgemeinerbare<br />

Tendenz zur Zentralisierung in der Weiterverarbeitung und den damit<br />

verbundenen Auflagen an die Primärproduktion verdeutlichen.<br />

1. Beispiel: Osterburg und umliegende Region<br />

Im Kreis Osterburg sind die meisten Verarbeitungskapazitäten wie z.B. die Zuckerfabrik<br />

Goldbeck, der Schlachthof Stendal oder die Konservenfabrik Seehausen ausgefallen.<br />

Die in Osterburg ansässige Molkereigenossenschaft e.G. hat sich früh nach der<br />

Wende der Uelzena Milchwerke e.G. in Uelzen angeschlossen. Letzterer gehören<br />

auch die Genossenschaften in Lüchow und Gartow an. Die nicht in der Osterburger<br />

Molkerei verarbeitete Milch wurde in 1992 noch direkt ab Hof zur Molkerei nach Uelzen<br />

geliefert. Mit Erreichen seiner vollen Arbeitskapazität der Altmark-Käserei Uelzena<br />

GmbH Bismark (Probebetrieb) seit 1993 wird die zur Käseherstellung geplante<br />

Milchmenge hier angeliefert. In der Osterburger Molkerei wird der Käsebetrieb eingestellt.<br />

Ein weiterer wichtiger milchverarbeitender Betrieb sind die "Milchwerke Mittelelbe"<br />

GmbH Stendal, welche durch ein westdeutsches Unternehmen privatisiert und modernisiert<br />

wurde. Die Verarbeitungskapazität liegt bei 300.0001 Milch/Jahr.<br />

Die Schlachthöfe in Stendal und Salzwedel wurden aufgrund zu hoher Kosten geschlossen;<br />

die Schlachthöfe in Perleberg, Magdeburg, Burg und Dessau mußten<br />

diesem Beispiel folgen, da sie nicht dem technischen und hygienischen Standard<br />

der EG-Verordnungen entsprachen. Neue Schlacht- und Zerlegebetriebe werden im<br />

Rahmen von Fördermaßnahmen <strong>zum</strong> Aufbau einer modernen Verarbeitungsindustrie<br />

(Schlachthof-Strukturplan) in den Neuen Ländern gebaut oder sind<br />

in Planung. Durch diese Neuplanungen werden Schlachtkapazitäten geschaffen, die


142<br />

es kleinen regionalen Schlachthöfen schwer machen wettbewerbsfähig zu bleiben.<br />

Andererseits bedeuten solche Großstrukturen aufgrund des großen Einzugsgebietes<br />

weite Wege für die Schlachttiere und Landwirte. Gleichzeitig bedeuten die hohen<br />

Schlachtkapazitäten die Gefahr, daß bei den stark geschrumpften Tierbeständen im<br />

Osten die Betriebe nicht ausgelastet werden oder noch bestehende ältere Betriebe<br />

(auch in Westdeutschland) geschlossen werden 69 . Solche Bedingungen können<br />

eine regionale Vermarktung von Qualitätsfleisch erschweren.<br />

Tabelle 46: Übersicht über die nächstgelegenen Schlachtstätten für den Landkreis<br />

Osterburg<br />

Unternehmen/<br />

Schlachtstätte<br />

Entfernung<br />

von Osterburg<br />

(km)<br />

Tierart*<br />

Bemerkungen<br />

NFZ** Perleberg 40 S Neubau***<br />

Magdeburg 85 alter Schlachthof geschlossen;<br />

als Standort nach Schlachthofstrukturplan<br />

vorgesehen<br />

Moksel Dessau 140 R+S Neubau***<br />

Vogler Steine/Lüchow 70 S Bindung an NFZ**<br />

NFZ** Lüneburg 130 R<br />

NFZ** Braunschweig 130 R+S<br />

Vosding Laatzen 190 R+S<br />

Stendal<br />

*: R = Rinder, S = Schweine **: Nordfleisch-Zentrale<br />

***: Neubauten im Rahmen des Schlachthof Strukturplanes<br />

Quelle: Peschke & Partner (1992); eigene Ergänzungen IÖW<br />

als Standort nach Schlachthofstrukturplan<br />

vorgesehen; Betriebsgesellschaft<br />

1993 gegründet<br />

Der Anbau von Obst und Gemüse hat u.a. in der Wische des Landkreises Osterburg<br />

Tradition. Hier befindet sich z.B. das älteste Spargelanbaugebiet Deutschlands.<br />

1927 wurde in Osterburg die erste deutsche Erzeugergenossenschaft für Spargel<br />

gegründet, die etwa 80 % der Ernte nach Hamburg absetzte. Nach der Wende ist<br />

ein System von staatlichen Ankaufpreisen für Obst und Gemüse und ein Netz von<br />

Ankaufstellen für eine breite individuelle Obst- und Gemüseproduktion zusammengebrochen.<br />

Damit ging der Marktanteil der Kleinerzeuger stark zurück zugunsten<br />

ausländischer und westdeutscher Produkte.<br />

Derzeit ist die Wischeobst GmbH größte Produzentin von Obst und Gemüse (in<br />

1992 mit 450 ha Apfel, 20 ha Johannisbeeren, 20 ha Sauerkirschen, 110 ha Gemüse).<br />

1993 waren 70 ha Frischgemüse geplant. Würde ein Abnehmer gefunden werden,<br />

könnten zudem 80-100 ha Industriegemüse erzeugt werden. Die bisherigen<br />

Abnehmer haben die Konservierung eingestellt; die ortsansässige Konservenfabrik<br />

SEEKO hat ab 1990 auf die Herstellung tischfertiger Gerichte umgestellt.<br />

Derzeit ist in Wittenberge eine Fertiggerichteproduktionsfirma im Bau, welche Produkte<br />

aus der Region verarbeiten will, allerdings in aufgearbeiteter Form. Dies können<br />

die landwirtschaftlichen Betriebe allerdings oft nicht leisten. Bei Kartoffeln wäre<br />

eine Aufarbeitung wohl noch möglich, beim Gemüse nicht mehr.<br />

Zur Wischeobst GmbH gehört eine eigene moderne Fruchtsaftproduktion, in welcher<br />

u.a. klare und naturtrübe Apfelsäfte aus selbst angebauten Apfelbaumbeständen<br />

69 vergleiche F. Thomas (Protokoll einer Gesprächsrunde): Entwicklung von Schlachthofstrukturen und Verlagerung von Produktionsstandorten,<br />

in: Agrarbündnis 1994


143<br />

hergestellt werden. In Seehausen hat sich bei Beteiligung der Wischeobst GmbH die<br />

Erzeugerorganisation und Absatzgesellschaft mbH Obst und Gemüse "Altmark" zur<br />

Vermarktung von Frisch- und Industriegemüse gegründet. Das Gemüse wird auf den<br />

Großmärkten Hannover, Berlin und Hamburg vermarktet. Möglicherweise ist ein Zusammenwirken<br />

mit der Obst- und Gemüsevermarktung Sachsen-Anhalt GmbH in<br />

Löberitz angestrebt, welche eine dezentrale Organisationsstruktur der Erfassung auf<br />

Grundlage regionaler Erzeugergemeinschaften aufbauen will Peschke & Partner<br />

1992).<br />

2. Beispiel: Ludwigslust und umliegende Region<br />

Im Landkreis Ludwigslust existieren keine Molkereien. Die Milchlieferungen erfolgen<br />

hauptsächlich nach Schwerin (115 Mio kg/ Jahr) und nach Karstädt (Brandenburg).<br />

Ein Zweigwerk von Danone befindet sich in Hagenow. In Udahl bei Grevesmühlen<br />

ist eine neue Molkerei ("größte Europas") - möglicherweise von Hansano - geplant.<br />

70<br />

Die Landfleisch GmbH, der Zusammenschluß von landwirtschaftlichen Betrieben zu<br />

einer Gesellschaft, hat bis 1993 bis zu 40001/ Jahr selbst geschlachtet. Der Betrieb<br />

ist derzeit eingestellt; es ist nicht genau bekannt, wie es weitergeht. Zentrale<br />

Schlachthöfe sind u.a. geplant in Neustrelitz, Teterow und Anklam, also in größerer<br />

Entfernung zu dieser Region<br />

In Hagenow befindet sich ein Kartoffelveredelungswerk mit einer jährlichen Kapazität<br />

von 5000 t/Jahr. Ein Kartoffelschälbetrieb existiert in Göhlen.<br />

Die Eidekonservenfabrik in Parchim mit einer jährlichen Verarbeitungskapazität in<br />

1992 von 10.000 t/Jahr ist in Konkursgefahr. 71<br />

3. Beispiel: Perleberg und umliegende Region<br />

Im Landkreis Perleberg besteht derzeit noch eine alteingesessene Molkereigenossenschaft<br />

in Karstädt. Hier findet allerdings keine weitere Veredelung mehr statt,<br />

wiewohl generell die Zukunft dieses Unternehmens ungewiß ist, da es durch Preisüberbietungen<br />

größerer Molkereikonzerne auskonkurriert wird.<br />

In Dallmin existiert eine Stärkefabrik unter belgischer Leitung. Hier erfolgt eine Verarbeitung<br />

von ca. 250.000 t Kartoffeln/ Jahr. Diese hohe Kapazität kann aus der<br />

Region nicht abgedeckt, weswegen dort zusätzlich eine Verarbeitung von Kartoffeln<br />

aus dem niedersächsischen Raum erfolgt. Derzeit kaufen niedersächsische Bauern<br />

Anteile der Stärkefabrik. Gleichzeitig wird der Einsatz von Quoten in der Stärkeproduktion<br />

diskutiert.<br />

Die Ölmühle in Wittenberg ist geschlossen. Im Gespräch war zunächst eine neue<br />

Ölmühle am alten Standort; allerdings steht eine politische Leitlinie noch aus.<br />

Fast wäre eine Geflügelschlachthof in die Region gekommen; jetzt hat er allerdings<br />

seinen Standort in der Nähe der Autobahn. 72<br />

Grundsätzlich ist die Landwirtschaft des Untersuchungsgebietes im Bereich der<br />

neuen Bundesländer angesichts der Absatzschwierigkeiten und mangelnden Kapazitätsauslastung<br />

der neuen, unter zentraler Regie meist westdeutscher Konzerne<br />

stehenden vergrößerten Weiterverarbeitungsbetriebe in der Situation, sich auf den<br />

70<br />

71<br />

72<br />

mündl. Mittig. Herr Steffen, Nationalparkamt Mecklenburg-Vorpommern, Außenstelle Elbetal, 31.3.1994<br />

mündl. Mittig. Herr Eggert, Kreisbauernverband Ludwigslust, 7.4.1994<br />

mündl. Mittig. Landwirtschaftsamt Perleberg, 7.4.1994


144<br />

pazitätsauslastung der neuen, unter zentraler Regie meist westdeutscher Konzerne<br />

stehenden vergrößerten Weiterverarbeitungsbetriebe in der Situation, sich auf den<br />

übersättigten Märkten durchsetzen zu müssen. Letztlich können allerdings nur die<br />

Anbieter erfolgreich werden, die sich mit ihrer Produktion strategische Wettbewerbsvorteile<br />

sichern. Solche Vorteile bestehen in hoher Qualität und gesundheitlicher<br />

Unbedenklichkeit der Lebensmittel und dies auch bei Angebot großer einheitlicher<br />

Partien, wie sie die großen landwirtschaftlichen Betriebe produzieren. Für die<br />

Anbieter von Fleisch und Milchprodukte bedeutet das, Qualität durch definierte Produktionstechniken<br />

und organisatorische Maßnahmen gezielt zu erzeugen. Die Gewährleistung<br />

hoher Prozeßqualität setzt den vertikalen Verbund von den Erzeugern<br />

bis <strong>zum</strong> Vermarkter und Handel voraus.<br />

2.3.5 Situation des ökologischen Landbaus in der Untersuchungsregion<br />

Die Umweltvorteile des ökologischen Landbaus sind zwar deutlich, aber sein Anteil<br />

an der Landwirtschaft in Deutschland ist noch sehr gering, obwohl in den letzten<br />

Jahren ein deutliches Wachstum zu verzeichnen war. Abhängig von den zugrunde<br />

gelegten Kriterien werden 0,7% (Mitgliedsbetriebe der AGÖL 73 ) bis 1,5%<br />

(Anbaumethoden entsprechend der EG-VO 2092/91 über den ökologischen Landbau)<br />

der landwirtschaftlichen Fläche ökologisch bewirtschaftet. Im Rahmen der Datenrecherche<br />

wurden die einzelnen Anbauverbände der AGÖL angeschrieben und<br />

um Informationen zu folgenden Fragestellungen gebeten:<br />

• Anzahl, Größe und Art (Betriebsform) der in den jeweiligen Anbauverbänden organisierten<br />

landwirtschaftlichen Betriebe in den Elbanrainerkreisen des betreffenden<br />

Bundeslandes,<br />

• Informationen über eventuell existierende regionale Vermarktungs- und Weiterverarbeitungsstrukturen.<br />

• Das Datenmaterial ist aus mehreren Gründen lückenhaft bzw. gibt nicht immer<br />

den derzeitigen und mit anderen Bundesländern vergleichbaren Stand wieder:<br />

• In offiziellen Berichten (z. B. Bundesagrarberichte, Landesagrarberichte) sind nur<br />

unzureichende Daten <strong>zum</strong> ökologischen Landbau zu finden. 74<br />

• Der Rücklauf der Anfragen war recht gering, was sicherlich damit zusammenhängt,<br />

daß sich die Recherche immer direkt auf die Elbanrainerkreise des Untersuchungsgebietes<br />

beschränkten und dort nicht immer Betriebe mit ökologischem<br />

Landbau vertreten waren. Außerdem wird die Verwaltung der Verbandsgeschäfte<br />

auf regionaler/ kommunaler Ebene oft in ehrenmatlicher Tätigkeit neben der eigenen<br />

Hofbewirtschaftung durchgeführt, so daß Anfragen auch aus personellen<br />

Engpässen oft nicht beantwortet werden können. Trotzdem müßte bei einer<br />

nachfolgenden Recherche an dieser Stelle noch einmal verstärkt bei den einzelnen<br />

Anbauverbänden nachgefragt werden.<br />

73 ArbeitsGemeinschaft Ökologischer Landbau (Mitgliedsverbände: demeter, Bioland, Biokreis e.V., Naturland, ANOG, ECO<br />

VIN, Gäa, ökosiegel)<br />

74 Der Agrarbericht der Bundesregierung umfaßt nur Flächen von Betrieben, welche Mitglieder in der Arbeitsgemeinschaft<br />

Ökologischer Landbau (AGÖL) sind. Die Zahl der ökologisch wirtschaftenden Betriebe ohne AGÖL-Mitgliedschaft, welche<br />

erheblich angewachsen sind, werden nicht mit erfaßt. Aus mehreren Gründen wird somit der Umfang des ökologischen<br />

Landbaus im Bericht der Bundesregierung unterbewertet. Gleichzeitig erfolgt keine Ausweisung der Zahl der Betriebe, welche<br />

bereits die Anerkennung als Ökolandbaubetrieb haben und denen, die sich in der Umstellungsphase befinden. Die<br />

grundsätzlich unterschiedlichen Einkommensverhältnisse aufgrund verschiedener Abschreibungsverluste kommen nicht<br />

<strong>zum</strong> Tragen, (s. hierzu: Uli Zerger (1994): Ökologischer Landbau im Agrarbericht der Bundesregierung; Anmerkungen, Kritik<br />

und Anregungen; in: Agrarbündnis e.V: .Landwirtschaft 1994 - Der kritische Agrarbericht (S. 209-213))


145<br />

a) Ökologischer Anbau<br />

Die nachfolgenden Informationen zur Situation der ökologisch produzierenden<br />

landwirtschaftlichen Betriebe umfassen den Stand derjenigen Betriebe, welche Mitglied<br />

sind in einem der in der AGÖL organisierten Anbauverbände. Sie geben somit<br />

noch nicht die Gesamtzahl aller Ökolandbau-Betriebe wieder. Sofern zusätzliche<br />

Daten recherchiert werden konnten, werden sie in die Darstellung mit aufgenommen.<br />

Tabelle 47: Mitgliedsbetriebe und Flächen der in der AGÖL zusammengeschlossenen<br />

Verbände in den betreffenden Bundesländern der<br />

Untersuchungsregion (Stand: 1.1.1994)<br />

Bundesland<br />

bewirtschaftete<br />

Fläche in ha<br />

in % von der Gesamtzahl<br />

Betriebe Fläche<br />

42 6.452 0,95 0,49<br />

Zahl der Betriebe<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

Brandenburg 97 13.360 1,58 1,04<br />

Sachsen-Anhalt 42 6.149 1,09 0,58<br />

Niedersachsen 400 15.890 0,45 0,59<br />

Gesamt neue Bundesländer<br />

256 36.495 0,95 0,69<br />

Gesamt alte Bundesländer<br />

4.685 125.234 0,78 1,06<br />

Gesamt Bundesgebiet 4.941 161.729 0,79 0,95<br />

Quelle: AGÖL (1994): Jahresbericht 1993<br />

Die nachfolgende Tabelle gibt eine Übersicht über die Zahl der Betriebe der jeweiligen<br />

Anbauverbände in den untersuchten Kreisgebieten. Diese Übersicht ist allerdings<br />

unvollständig, da sich nicht jeder Anbauverband auf unsere Anfrage geäußert<br />

hat.


146<br />

Tabelle 48: Zahl der in Anbauverbänden organisierten Betriebe und deren landwirtschaftliche<br />

Nutzflächen den Kreisgebieten<br />

Landkreis/ LK Hagenow LK Ludwigslusburg<br />

LK Prignitz LK Oster-<br />

LK Lüchow - LK Lüneburg<br />

Anbauverb.<br />

Dannenbg.<br />

Naturland* 1 (Ackerbau,<br />

596 ha)<br />

Bioland** 9<br />

demeter** 2<br />

Neuland** 1 1<br />

Arbeitsgemeinschaft<br />

für<br />

biologischdynamischen<br />

Landbau*<br />

Biopark* 49 (8.393<br />

ha; darunter<br />

8 jurist.<br />

Pers., 41<br />

Wiedereinrichterlnn<br />

en)<br />

Gäa<br />

* Stand 1994<br />

" Stand 1991<br />

2 (Milch und<br />

Getreide,<br />

120 ha bzw.<br />

Milch, Kartoffeln,<br />

Getreide,<br />

Gemüse,<br />

115<br />

ha)<br />

1 (im Bereich<br />

des<br />

Naturpark<br />

Elbtalaue,<br />

Gemeinde<br />

Lenzen)<br />

1 (300ha,<br />

s.u.)<br />

1 (Nähe<br />

Stendal,<br />

Obst und<br />

Gemüse, 37<br />

ha<br />

Mit Stand vom 30.11.1993 werden in der Broschüre "Ökohöfe in der Mark Brandenburg",<br />

herausgegeben von der Grünen Liga Landesverband Brandenburg e.V. 75 zusätzlich<br />

zu den o.g. Höfen in der Tabelle für die Region Prignitz noch 3 weitere Höfe<br />

genannt (100 ha, Getreide, Kartoffeln, Schafsmilch, Schafkäse, Honig, Hofkäserei im<br />

Bau; 0,5 ha als e.V. Gemüse-, Kräuter-, Blumenanbau; 300 ha Getreide, Gemüse,<br />

Fleisch, Wurst, Initiierung einer Erzeugergemeinschaft für ökologische Betriebe in<br />

der Prignitz mit u.a. Getreidereinigung und -aufbereitung)<br />

Mit Stand vom Juni 1994 vereinigt der Verein "Biobauern im Wendland e.V." unter<br />

seinem eigenen Warenzeichen "Wendland-Kooperative" ca. 18 Betriebe. Seit Oktober<br />

1991 existiert daneben die "Wendland-Kooperative GmbH", welche für 13 Betriebe<br />

der o.g. 18 die Vermarktung der landwirtschaftlichen Produkte betreibt. Diejenigen<br />

Landwirte, die nicht in der GmbH vertreten sind, haben bereits stabile direkte<br />

Vermarktungswege (z.B. Endverbraucherinnen oder Marktstände). 76<br />

b) Vermarktung<br />

Anbauverbände und Vermarktungsinitiativen, die uns Informationen zur Verfügung<br />

gestellt haben, sehen die Vermarktungsfrage gegenwärtig als zentrales Problem im<br />

ökologischen Landbau. So wäre die Weiterentwicklung der regionalen Vermarktungsstrukturen<br />

sowie der Gewinn von weiteren Verbraucherinnen für ökologisch erzeugte<br />

Produkte eine Voraussetzung für eine sinnvolle Ausweitung des Anbaus. 77<br />

75 Grüne Liga Landesverband Brandenburg e.V. (1983): Ökohöfe in der Mark Brandenburg; Grüne Liga, Hegelaliee 6-10,<br />

14467 Potsdam<br />

76 mündl. Mittig. Wendland-Kooperative, Lüchow vom 9.6.1994<br />

77 schriftl. Mittig. der Arbeitsgemeinschaft für biologisch-dynamischen Landbau, Versuchs- und Beratungsring Berlin-<br />

Brandenburg e.V. vom 12.4.1994; mündl. Mittig. Herr Schwäre, Frau Wiegold, BÖL Vermarktungsprojekt zur Erarbeitung


147<br />

Dies scheint allerdings regional durchaus unterschiedlich zu sein, denn teilweise<br />

bestehen auch Vermarktungsstrukturen und -angebote, die mangels Betriebe derzeit<br />

nur ungenügend bedient werden können. 78 Ein weiteres Problem besteht in der Anforderung<br />

auf Vorverarbeitung der landwirtschaftlichen Produkte, bevor sie in den<br />

Handel oder die Gastronomie kommen, was derzeit aufgrund fehlender Strukturen<br />

nicht genügend angeboten werden kann.<br />

Es bestehen allerdings bereits verschiedenste Ansätze zur Organisation von Weiterverarbeitung<br />

und Vermarktung von Produkten aus biologischem Anbau in der<br />

Untersuchungsregion. Ihre Darstellung erfolgt an dieser Stelle beispielhaft; sicherlich<br />

existieren weitere Initiativen bzw. befinden sich derzeit in Gründung.<br />

Ein Beispiel für eine Initiative auf Verbandsebene sind die seit den 90er Jahren bestehenden<br />

Marktgemeinschaften des Anbauverbandes Naturland, die regional bezogen<br />

die Erzeugnisse der Mitglieder über die Direktvermarktung und Eigeninitiative<br />

hinaus an den Naturkosthandel und -Verarbeitung vermarktet. Hier liegen die<br />

Schwerpunkte in:<br />

• Erfassung von zahlreichen Einzelpartien zu größeren, nach einheitlichen Kriterien<br />

sortierten Gesamtmengen,<br />

• Koordinierung des Vertragsanbaus für größere Verarbeiter und Vermarkter,<br />

• Steuerung des Anbaus in Zusammenarbeit mit der Fachberatung des Verbandes,<br />

• Vermittlung von Kontakten zwischen Verarbeitern und Vermarktern,<br />

• Vermittlung von Futterware und Saatgut und anderen Serviceleistungen an die<br />

Landwirte.<br />

Als regionale Initiative haben sich in Brandenburg Biobauern, Händler, Verarbeiterlnnen<br />

und Verbraucherinnen <strong>zum</strong> "Märkischen Wirtschaftsverbund" zusammengeschlossen<br />

und die Aktion "FairHandeln" gestartet. Ziele sind u.a. :<br />

• der Aufbau eines regionalen, überschaubaren Marktes für Produkte, die nach den<br />

Richtlinien der Anbauverbände demeter, Bioland und Gäa produziert werden,<br />

• Verbesserung und Erweiterung der Produktpalette für ein attraktives Angebot,<br />

• Förderung der Kooperation zwischen Erzeugerinnen, Verarbeitung, Handel und<br />

Verbraucherinnen.<br />

In der Westprignitz in der Nähe von Havelberg entsteht auf Initiative eines Bio-<br />

Landwirtes eine Erzeugergemeinschaft für ökologische Betriebe in der Prignitz, die<br />

u.a. mit einer Getreidereinigung und -aufbereitung ausgestattet werden soll. Ein anderer<br />

Hof in der Prignitz ist dabei, eine Hofkäserei einzurichten.<br />

In der Region Lüchow-Dannenberg existiert neben der Wendland-Kooperative seit 4<br />

Jahren die Milch-Kooperative Wendland GmbH. Hier sind derzeit 7 Biolandbetriebe<br />

Mitglied, die pro Jahr 1,5 Mio. Liter anliefern. Die Verarbeitung der Milch läuft in Kooperation<br />

mit der Molkerei in Lüchow. Im Auftrag der Milch-Kooperative sammelt die<br />

Molkerei die Milch getrennt von der konventionellen Milch ein und verarbeitet sie<br />

u.a. weiter zu Crème fraiche, Sahne und Quark aus kontrolliert biologischem Anbau.<br />

und Umsetzung von Konzepten zur Vermarktung ökologisch erzeugter landwirtschaftlicher Produkte aus den neuen Bundesländern,<br />

Oranienburg-Eden vom 31.3.1994<br />

78 schriftl. Mittig. Naturland Nordrhein-Westfalen Landesverband für naturgemäßen Landbau (hier für Sachsen-Anhalt) vom<br />

6.4.1994, mündl. Mittig. BÖL Vermarktungsprojekt vom 31.3.1994


148<br />

Für die Vermarktung ist die Wendland-Kooperative zuständig. Die Hauptabnehmer<br />

der Milch und Milchprodukte sind die Wendland-Kooperative und ein Großabnehmer<br />

in Hamburg. Der größte Teil der Milch wird im ökologischen Bereich vermarktet; der<br />

Rest kommt auf den konventionellen Markt. 79<br />

2.3.6 Ansatzpunkte für eine extensive und umweltgerechte Landwirtschaft im<br />

Rahmen der EG-Agrarpolitik in der Untersuchungsregion<br />

Im Rahmen der EG-Agrarreform wurden sogenannte flankierende Maßnahmen erlassen,<br />

die es u.a. ermöglichen, eine extensivere (in Bezug auf Stoffeinsatz) Landwirtschaft<br />

zu fördern. Die Fördermöglichkeiten und Kriterien werden in der<br />

"Verordnung (EWG) Nr. 2078/92 des Rates vom 30. Juni 1992 für umweltgerechte<br />

und den natürlichen Lebensraum schützende landwirtschaftliche Produktionsverfahren"<br />

geregelt. Die einzelnen Staaten und ihre Länder/Provinzen sind gehalten, diese<br />

Regelungen in Länderprogramme zu übernehmen, an denen sich jeder landwirtschaftliche<br />

Betrieb beteiligen kann. Die EG übernimmt 50% der Fördermittel (in besonders<br />

benachteiligten Gebieten 75%; hierzu zählen die Bundesländer Brandenburg,<br />

Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen). Die<br />

Programme müssen hierfür der EG zur Prüfung vorgelegt werden. Folgende Maßnahmen<br />

können über die Verordnung durch die EG teilgefördert werden:<br />

• Produktionsverfahren, die die umweltschädlichen Auswirkungen der Landwirtschaft<br />

verringern<br />

• Extensivierung von Pflanzen- und Tierproduktion (auch Umwandlung von Ackerflächen<br />

in extensives Grünland)<br />

• Aufrechterhaltung der Landwirtschaft auf Flächen, die brach zu fallen drohen<br />

• Pflege von brachgefallenen Flächen aus Gründen des Umwelt- und Naturschutzes<br />

• 20-jährige Stillegung von Flächen, die aus Gründen des Umwelt- und naturschutzes<br />

nicht weiter bewirtschaftet werden sollten<br />

• Qualifizierung von Landwirten in umweltfreundlichen Produktionsverfahren<br />

In Deutschland ist die Umsetzung der Verordnung über zwei Wege erfolgt bzw.<br />

möglich:<br />

1. Förderung über die Gemeinschaftsaufgabe (GA) "Verbesserung der Agrarstruktur<br />

und des Küstenschutzes":<br />

• extensiver Ackerbau<br />

• extensive Grünlandnutzung<br />

• ökologische Anbauverfahren (ob diese Maßnahme über die GA gefördert wird, ist<br />

vom Bund noch nicht entgültig entschieden)<br />

• Umwandlung von Ackerflächen in extensives Grünland. Der Förderungsschlüssel<br />

ist hierfür 50% (75%) EG, 30% (15%) Bund und 20% (10%) Bundesland<br />

(Angaben in Klammern gelten für die neuen Bundesländer).<br />

79 mündl. Mittig. Milch-Kooperative GmbH Lüchow vom 30.5.1994


149<br />

2. Förderung über Programme der einzelnen Bundesländer<br />

Für Maßnahmen der VO 2078/92, die nicht über die GA gefördert werden, können<br />

die einzelnen Bundesländer gebietsspezifische Programme erarbeiten, die ebenfalls<br />

bei entsprechender Prüfung von der EG kofinanziert werden (50% bzw. 75%). Im<br />

August 1993 waren folgende Programme der im Untersuchungsgebiet liegenden<br />

Bundesländer bei der EG angemeldet 80 :<br />

• Brandenburg: "Kulturlandschaftsprogramm des Landes Brandenburg"<br />

• Mecklenburg-Vorpommern: Entwurf bisher ohne Namen; es gibt ein Grünland-<br />

Extensivierungs-Programm<br />

• Niedersachsen: "Programme zur Förderung umweltverträglicher Produktionsverfahren<br />

- Gesamtkonzept zur Umsetzung der VO (EWG) 2078/92 in Niedersachsen"<br />

• Sachsen: "Umweltgerechte Landwirtschaft im Freistaat Sachsen"<br />

• Sachsen-Anhalt: "Gesamtkonzept zur Umsetzung der flankierenden Maßnahmen<br />

der EG-Agrarreform in Sachsen-Anhalt"<br />

Die Landesprogramme bündeln <strong>zum</strong> Teil schon bestehende Programme der Länder<br />

zur Förderung spezieller Naturschutzanforderungen, wie Streuobstwiesen, Feuchtwiesenprograme,<br />

Biotop- und Naturschutzprograme, etc. Die Förderbeträge sind im<br />

allgemeinen gestaffelt nach einer Grundförderung für eine allgemeine Extensivierung<br />

der Produktion und einer Zusatzförderung für spezielle Bewirtschaftung aus<br />

Naturschutzgründen. Mit der Bündelung bereits bestehender Programme gehen die<br />

entsprechenden finanziellen Mittel nicht immer mit einer Addition zusätzlicher EG-<br />

Mittel einher. Zum Teil ist die beantragte Geldmenge für die Umsetzung der EG-<br />

Verordnung nur unwesentlich höher als die frühere Summe aller Naturschutzprogramme<br />

des jeweiligen Bundeslandes.<br />

Da die Förderprogramme nur einen Einkommensverlust ausgleichen sollen, stellen<br />

sie noch keinen finanziellen Anreiz zur Extensivierung dar. Dieses wird von Naturschutzseite<br />

kritisiert (Weins 1994). Insbesondere trifft dies für den ökologischen<br />

Landbau zu. Die Fördersätze sind in Niedersachsen mit 300,- DM/ha für Acker- und<br />

Grünland und 1.400,- DM/ ha für Dauerkulturen niedrig angesetzt. Im ausgelaufenen<br />

Extensivierungsprogramm zur Umstellung auf den ökologischen Landbau wurden<br />

510,- DM/ha Ackerland, 360,- DM/ha sonstiger landwirtschaftlicher Fläche und<br />

1.416,- DM/ ha Dauerkulturen gezahlt. Die Reduzierung der Prämien wird damit begründet,<br />

daß der Anreiz gebremst werden soll, weil das Angebot an biologisch erzeugten<br />

Produkten die Nachfrage übersteigt 81 . Bei insgesamt sinkenden Erzeugerpreisen<br />

werden auch die Fördersätze tendenziell sinken, da sie nur die Verluste gegenüber<br />

den üblichen Marktpreisen ausgleichen sollen. Zudem sind Subventionen<br />

und Fördermittel immer von der Haushaltslage und politischen Entscheidungen abhängig.<br />

Schon jetzt fällt der geringe Förderrahmen im Zusammenhang mit der EG-<br />

VO 2078/92 auf. So ist für die extensive Grünlandnutzung in Niedersachsen ein Finanzrahmen<br />

von 6,5 Mllionen DM pro Jahr vorgesehen (ebenda). Bei einer Ge-<br />

80 Weins, Christof: Die ökologischen Begleitmaßnahmen der Landwirtschaft; in: Agrarbündnis e.V.: Landwirtschaft 94 - Der<br />

kritische Agrarbericht (S. 209-213)<br />

81 Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (1993): Gesamtkonzept zur Umsetzung der EG-<br />

VO 2078/92 in Niedersachsen, Entwurf vom 29.10.1993


150<br />

samtgrünlandfläche von 955.156 ha können 21.000 ha oder 2,2 % der Grünlandfläche<br />

mit 300,- DM/ ha bei Extensivierung gefördert werden. Diese Fläche entspricht<br />

in der Größenordnung dem Grünlandanteil im niedersächsischen Bereich des geplanten<br />

Großschutzgebietes Elbtalaue (Gesamtfläche Niedersachsens im Großschutzgebiet:<br />

52.670 ha; Grünlandanteil ca. 35 %: 18.434 ha). Da die Fördermittel<br />

für Gesamt-Niedersachsen zur Verfügung stehen sollen, werden sie nur <strong>zum</strong> Teil in<br />

das Untersuchungsgebiet fließen. Die Fördermittel für den ökologischen Landbau<br />

entsprechen 9.600 ha (= 0,3% der landwirtschaftlichen Nutzfläche) und für das<br />

Grünlandschutzprogramm des niedersächsischen Ministeriums für Umwelt und den<br />

Vertragsnaturschutz zusammen ca. 30.000 ha (=1,1 % der landwirtschaftlichen<br />

Nutzfläche oder 3,1 % des Grünlandes). Diese Zahlenbeispiele zeigen eindrücklich,<br />

daß nur ein geringer Anteil der Landwirtschaftsfläche über die derzeit zur Verfügung<br />

stehenden bzw. geplanten Fördermittel extensiviert wird.<br />

Weiterhin ist zu bemängeln, daß die EG-Verordnung nur für Marktfrüchte und Tiere<br />

gilt, für die Marktordnungen bestehen. Intensive Schweine- oder Geflügelmast kann<br />

also z.B. nicht über Fördermittel extensiviert werden. Auch investive Maßnahmen,<br />

die zu einer umweltgerechten Landwirtschaft beitragen können (z.B. Umstellung auf<br />

artgerechte und umweltschonende Tierhaltung), sind nicht förderfähig. Im Sinne einer<br />

Stärkung des ökologischen Landbaus und der regionalen Einbindung der Landwirtschaft<br />

ist auch die Verbesserung der Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen<br />

zu fördern. Diese Maßnahmen berücksichtigt die VO 2078/92 nicht. Sie ist somit nur<br />

eine Starthilfe, die noch keine langfristige betriebsökonomische Umstellungsperspektive<br />

bietet 82 . Aufgrund der begrenzten Laufzeit der Förderprogramme von nur<br />

fünf Jahren, ist die ökonomische Basis der Betriebe insbesondere nach der Förderdauer<br />

gefährdet, da sie dann ihre Mehrkosten voll über höhere Erzeugerpreise dekken<br />

müssen. Wenn aber die Verbrauchernachfrage nicht im ausreichenden Maße<br />

steigt, wie es zur Zeit schon der Fall ist, sinken durch das große Angebot die Preise.<br />

Eine gezielte Förderung der Vermarktung ökologisch angebauter Produkte wäre also<br />

dringend notwendig. Die EG-VO 2078/92 und ihre Umsetzung auf Länderebene<br />

stellt hierfür keine finanziellen Mittel bereit.<br />

Diese Lücke zwischen dem Anreiz zur Umstellung auf Ökologische Landwirtschaft<br />

durch die EG-VO 2078/92 und dem Absatz ökologisch produzierter Lebensmittel auf<br />

einem z. Zt. begrenzten Markt kann durch regionale Vermarktungsinitiativen aufgefangen<br />

werden. Die Gefahr, daß sonst im ökologischen Landbau ein ähnlicher Rationalisierungsdruck<br />

mit der Tendenz zu Großstrukturen einsetzt wie in der konventionellen<br />

Landwirtschaft ist sonst sehr groß. Dadurch wären besonders kleinere Höfe<br />

in benachteiligten Lagen, wie z.B. in großen Teilen des Untersuchungsgebietes, in<br />

ihrer Existenz gefährdet.<br />

Insgesamt erweckt das Programm auf den ersten Blick den Eindruck, daß von der<br />

EG-Ebene aus die landwirtschaftliche Produktion generell in eine für die Umwelt<br />

verträgliche Richtung geschoben würde. Die Frage nach dem Finanzierungsmodus<br />

macht allerdings deutlich, daß nicht über landwirtschaftliche Produktion und Versorgung<br />

mit ökologisch hergestellten Produkten geredet wird, sondern über Ausnahmefälle.<br />

Das Problem der Weiterverarbeitung und Vermarktung findet in dem EG-<br />

Programm keine Berücksichtigung und wird damit zur Makulatur.<br />

50<br />

Andrea Fink-Keßler: Förderung umweltgerechter Landwirtschaft - Möglichkeiten und Grenzen der "Verordnung (EG) Nr.<br />

2078/92 des Rates für umweltgerechte und natürlichen Lebensraum schützende landwirtschaftliche Produktionsverfahrerf'Agrarbündnis<br />

e.V: Landwirtschaft 1994- Der kritische Agrarbericht


151<br />

2.4 Zusammenfassung: Stärken-Schwächen-Profil zur Bewertung des landwirtschaftlichen<br />

Potentials in der Untersuchungsregion<br />

Als Zusammenfassung der oben ausführlich dargestellten Ergebnisse dient das<br />

nachfolgende Stärken-Schwächen-Profil, welche sich in allgemeiner Form orientiert<br />

an den Faktoren:<br />

• Naturräumliche Gegebenheiten,<br />

• Agrarpol ¡tische Ausgangsbedingungen,<br />

• Agrarstrukturen Gegebenheiten,<br />

• Arbeitsmarktpolitische Gegebenheiten,<br />

• Betriebsformen und landwirtschaftliche Nutzfläche,<br />

• Angegliederte Industriezweige.<br />

Das Profil ist gleichzeitig die Ausgangsmatrix für anschließende konzeptionelle<br />

Überlegungen.<br />

Tabelle 49: Stärken-Schwächen-Profil zur Bewertung des landwirtschaftlichen Potentials<br />

in der Region "Elbtalaue"<br />

Faktoren Stärken Schwächen<br />

Naturräumliche<br />

Gegebenheiten<br />

Agrarpolitische<br />

Ausgangsbedingungen<br />

z.T. große zusammenhängende<br />

Grünlandniederungen<br />

eingestreut z.T. fruchtbare Akkerböden<br />

Sedimentanreicherung durch<br />

periodische Überschwemmungen<br />

der Uferregionen<br />

kleinstrukturierte Landschaft mit<br />

hohem Wert für floristische und<br />

faunistische Artenvielfalt<br />

Extensivierungsprogramme des Bundes<br />

und der Länder<br />

EG-Förderprogramm für eine umweltgerechte<br />

Landwirtschaft (VO EG NR.<br />

2078/92)<br />

zeitweilig erschwerte Nutzungsbedingungen<br />

durch Überschwemmungen<br />

und Qualmwässer<br />

sandige Böden mit geringem<br />

Wasserhaltevermögen und geringem<br />

Nährstoffgehalt<br />

historisch bedingte unterschiedliche<br />

Agrarstrukturen westlich und östlich der<br />

Elbe<br />

allmählicher Verlust vieler neueingerichteter<br />

Klein -und Mittelbetriebe und<br />

verschuldeter ehemaliger LPG'en auf<br />

dem Gebiet der neuen Bundesländer<br />

durch die "Anpassung" an die westdeutsche<br />

bzw. EG-Agrarpolitik<br />

Vermarktung und Weiterverarbeitung<br />

von Produkten aus kontrolliert biologischem<br />

Anbau werden in den Extensivierungsprogrammen<br />

des Bundes und<br />

der EG nicht berücksichtigt


152<br />

Fortsetzung Tabelle 49<br />

Faktoren Stärken Schwächen<br />

Agrarstrukturelle<br />

Gegebenheiten<br />

Arbeitsmarkt politi<br />

sehe Gegebenheiten<br />

Betriebsformen<br />

und landwirtschaftliche<br />

Nutzfläche<br />

Angegliederte<br />

Industriezweige<br />

Steigende Zahl einzelunternehmerischer<br />

landwirtschaftlicher Betriebe<br />

durch LPG-Umwandlungen<br />

Gründungen von Gruppenbetrieben<br />

wiedereinrichtender Landwirte, Genossenschaften<br />

und Kapitalgesellschaften<br />

als Potential für neue Formen landwirtschaftlicher<br />

Betriebe<br />

Existenz von Kristallisationspunkten für<br />

einen verstärkten ökologischen Landbau<br />

z.B. Wendland-Kooperative, Milch-<br />

KooperativeWendland, Lpg'en mit bereits<br />

vor der Wende praktizierten Extensivierungsmaßnahmen<br />

Verstärkte Ansätze zur Produktion im<br />

biologischen Landbau auf dem Gebiet<br />

der neuen Bundesländer<br />

Organisation der biologisch wirtschaftenden<br />

Betriebe auf den Kreisgebieten<br />

der neuen Bundesländer in bestehenden<br />

Anbauverbänden und unabhängigen<br />

Initiativen (z.B. Biopark, Märkischer<br />

Wirtschaftsverband)<br />

insgesamt wenig monostrukturierte<br />

Betriebe (Haupteinkommen vorwiegend<br />

aus der Milchwirtschaft)<br />

hohe Grünlandanteile an der landwirtschaftlichen<br />

Nutzfläche im Bereich der<br />

Elbtalaue<br />

hoher Anteil von Flächen, die bereits<br />

aufgrund von Programmen extensiv<br />

bewirtschaftet werden<br />

Erleichterung von Extensivierungsbestrebungen<br />

in der Milchwirtschaft<br />

durch bereits bestehende niedrige<br />

Milchleistung<br />

derzeit noch bestehende Weiterverarbeitungsbetriebe<br />

in der Region<br />

im konventionellen wie auch im ökologischen<br />

Bereich<br />

mangelnde Konkurrenzfähigkeit der<br />

neueingerichteten Einzelbetriebe gegenüber<br />

den Kapitalgesellschaften<br />

(geringere Betriebsfläche, Produktionskapital<br />

und Produktionsfaktoren)<br />

mangelnde Förderung von Großbetrieben<br />

(juristische Personen) hinsichtlich<br />

ihrer spezifischen arbeitsorganisatorischen<br />

Form<br />

hoher Anteil von Nebenerwerbsbetrieben<br />

bei den Einzelbetrieben<br />

in den Kreisen der neuen Bundesländer<br />

(hoher Konkurrenzdruck aufgrund<br />

marktwirtschaftlicher Bedingungen)<br />

kontinuierlicher Anstieg der Arbeitslosigkeit<br />

im landwirtschaftlichen Bereich<br />

Besonders hoher Anteil weiblicher Personen<br />

an der Arbeitslosenzahl in der<br />

Landwirtschaft<br />

kontinuierlicher Rückgang der Viehbestände<br />

auf dem Gebiet der neuen Bundesländer<br />

hoher Anteil von zusätzlich zugepachteten<br />

und geleasten Flächen<br />

außerhalb der Elbregionen bei den<br />

Landwirten auf niedersächsischem<br />

Gebiet<br />

hohe Pachtquoten mit kurzen Laufzeiten<br />

auf dem Gebiet der neuen Bundesländer<br />

Übernahme vieler Betriebe der Weiterverarbeitung<br />

auf dem Gebiet der neuen<br />

Bundesländer von westdeutschen Konzernen<br />

Neubau großdimensionierter Weiterverarbeitungsstätten<br />

auf dem Gebiet<br />

der neuen Bundesländer, deren Kapazität<br />

von der regionalen Produktion nicht<br />

ausgefüllt werden<br />

Schließung zahlreicher kleinerer Weiterverarbeitungsanlagen<br />

aufgrund hoher<br />

technischer und hygienischer Auflagen<br />

aus EG-Verordnungen


153<br />

2.5 Entwicklungsperspektiven in der Landwirtschaft<br />

Im folgenden soll das in Kapitel C-2 skizzierte Leitbild konkretisiert werden. Bestehende<br />

Anknüpfungspunkte und Entwicklungspotentiale werden aufgezeigt und für<br />

einige Produktbeispiele modellhaft ausgeführt. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der<br />

vertikalen Integration der Produktlinien in der Region. Hierdurch können regionale<br />

Beschäftigungseffekte entstehen, die über den landwirtschaftlichen Primärsektor<br />

hinausgehen und so zu einer ökologischen und ökonomischen Perspektive beitragen<br />

können.<br />

Die konzeptionellen Vorschläge können im Untersuchungsrahmen nur exemplarisch<br />

entwickelt werden. Die Umsetzung hängt neben den ökonomischen Rahmenbedingungen,<br />

die aufgrund der Datenlage und des begrenzten Untersuchungszeitraumes<br />

nicht auf einzelbetrieblicher Basis dargestellt werden konnten, in besonderer Weise<br />

von den vor Ort existierenden Akteuren ab. Entscheidend ist, das sich anbietende<br />

Entwicklungsmöglichkeiten genutzt werden und in einem Kommunikationsprozeß<br />

alle Beteiligten innovativ zusammenarbeiten, um die Chance für eine Modellregion<br />

Elbtalaue auszuschöpfen.<br />

2.5.1 Zum Verhältnis von Naturschutz und Landwirtschaft<br />

Die Interessensansprüche an die Region im Zusammenhang mit ihrer Bewirtschaftung<br />

sind vielfältiger, oft gegensätzlicher Natur. Im Zusammenhang mit den Problemen<br />

des Natur- und Umweltschutzes sind allgemein die Felder Recht, Verwaltung,<br />

regionale Vorgaben, wirtschaftliche Nutzung und praktischer Naturschutz zu nennen.<br />

Hier existieren verschiedene Konfliktpotentiale innerhalb einer Region.<br />

Die Auswirkungen der derzeitigen Agrarpolitik (Hofaufgabe, Flächenfreisetzungen,<br />

u.a.) drängen Landkreise und Kommunen <strong>zum</strong> Handeln. Innerhalb der Verwaltungen<br />

bestehen allerdings sich gegenseitig beeinflussende Interessen an Freiflächen. Die<br />

Umweltämter und Naturschutzbehörden sehen die Möglichkeit, den Anteil geschützter<br />

Flächen zu steigern, während Planungsämter und Wirtschaftsförderung Flächenreserven<br />

für Gewerbeansiedlungen und Infrastrukturmaßnahmen bereithalten wollen.<br />

Die Eigentumsverhältnisse spielen in beiden Fällen eine untergeordnete Rolle.<br />

Landwirtschaft als solche erhält in den Kommunen oft nur dort Unterstützung, wo sie<br />

den Zielen der Stadt dient, nämlich im Naturschutz- und Naherholungsbereich. Hier<br />

wird dann auch das Spannungsfeld zwischen Landwirtschaft und Landschaftspflege<br />

offensichtlich. Letztere ist nicht auf Produktion bezogen sondern auf die Umsetzung<br />

von Landschaftsplänen, u.ä. So wird in vielen Programmen von Kommunen und<br />

Kreisen eine Förderung der Landwirtschaft immer in Kombination mit einer<br />

"ökologisch ausgerichteten Dienstleistung" gewährleistet (Thomas 1993). Die Versorgung<br />

mit landwirtschaftlichen Produkten aus der Region und der Erhalt von Arbeitsplätzen<br />

in der Landwirtschaft stehen bei kommunalen und regionalen Aktivitäten<br />

meist hinten an.<br />

Positive kommunale Handlungsansätze im Hinblick auf eine auf Qualitätsproduktion<br />

ausgerichtete Landwirtschaft müßten neben Aktivitäten der Naturschutzverwaltungen<br />

dann auch aus dem Bereich der Wirtschaftsförderung kommen. Voraussetzung<br />

dafür wäre die Anerkennung der Landwirtschaft als eigenständiger Wirtschaftsfaktor<br />

in der Kommune und der Grundsatz zur Förderung einer Versorgung der besiedelten<br />

Bereiche u.a auch aus der regionalen landwirtschaftlichen Produktion. Positive Beispiele<br />

in dieser Hinsicht finden sich bereits in der Praxis. So wurde beispielsweise<br />

im Landkreis Wetterau nördlich von Frankfurt der Verein für eigenständige Regiona-


154<br />

lentwicklung (VER) vom Landkreis beauftragt, neue Initiativen in der Region zu aktivieren<br />

und zu beraten. Ziele sind die Verbesserung der Wirtschaftskraft, die Schaffung<br />

von Arbeitsplätzen in der Region und die Stärkung des regionalen Bewußtseins<br />

(Thomas 1993). Vom Kreis wird hauptsächlich nur der VER finanziert. Über dessen<br />

Organisations-, Koordinations- und Beratungsarbeit ist es wiederum vielen Betrieben<br />

möglich, vorhandene Landesmittel in Anspruch zu nehmen.<br />

Auch im Bereich der Elbtalaue wären solche kommunalen Aktivitäten möglich; die<br />

Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Lenzen (GWL) bspw. bietet hierfür viele Ansätze.<br />

Weiter unten werden einige Handlungsfelder als Ansatzpunkte für die regionale<br />

landwirtschaftliche Entwicklung näher beschrieben. Die Konzentration liegt<br />

hierbei auf den Bereichen Rindfleisch, Milch und Gemüse, Kartoffeln, Obst.<br />

Ein weiteres Konfliktfeld besteht zwischen Landwirtschaft und Naturschutz hinsichtlich<br />

der Landschaftsnutzung. Der Naturschutz ist meist um die Identifizierung und<br />

Erhaltung typischer historisch entwickelter Nutzungsformen und den Schutz von<br />

Kulturlandschaften bemüht. Der Begriff "Kulturlandschaft" findet allerdings immer<br />

noch viel zu wenig Berücksichtigung in der naturschutzpolitischen Diskussion, weshalb<br />

nach wie vor auf Begriffe und Einstufungen wie "Landschaftsschutzgebiet",<br />

"Naturschutzgebiet", "Nationalparke" u.a. mit ihren unterschiedlichen rechtlichen<br />

Auflagen und Bestimmungen zurückgegriffen wird. Wenn die spezifischen kulturräumlichen<br />

Gegebenheiten Ausgangspunkte jeglicher naturschutzpolitischer und<br />

damit u.a. auch regionalentwicklungspolitischer Diskussionen wären, dann erübrigt<br />

sich auch weitgehend das o.g. naturschutzrechtliche Begriffsinstrumentarium. Der<br />

bisher nur in den neuen Bundesländern rechtlich eingeführte Begriff<br />

"Biosphärenreservat" soll den Menschen und seine die Kulturlandschaft prägende<br />

Wirtschaftsweise ausdrücklich als Schutzziel mitberücksichtigen. Hier ist also eine<br />

sinnvolle Erweiterung erfolgt. Das bedeutet aber gleichzeitig, daß die sich wandelnde<br />

Schutzideologie (Natur-Kultur) zwangsläufig in Konflikt gerät mit den etablierten<br />

ordnungsrechtlichen Instrumentarien im Naturschutzrecht (s.o.). Letztere sind wenig<br />

wirkungsvoll im Hinblick auf die zukünftige Weiterentwicklung der gesamten Region,<br />

da sie statt eines dynamischen Prozesses in der Entwicklung eher auf die Überwachung<br />

eines Status Quo abzielen und wenig Spielraum für Entwicklungen zulassen<br />

(reaktive - proaktive Naturschutzpolitik). Gleichzeitig gerät diese Vorgehensweise<br />

zunehmend an ihre Organisations- und Effektivitätsgrenzen, u.a. durch:<br />

• rechtliche Defizite (z.B. werden "Bioshärenreservat" oder "ökologische Landwirtschaft"<br />

als proaktive Naturschutzinstrumente im Bundesnaturschutzgesetz nicht<br />

berücksichtigt),<br />

• Vollzugsdefizite im Rahmen der Überwachungspflicht der Umweltverwaltungen<br />

(Kapazitäten),<br />

• unzureichende "Ausgleichsmaßnahmen", da Ausgleichszahlungen keine direkte<br />

Wertschöpfung, sondern lediglich die Umverteilung von mehr oder weniger vorhandenen<br />

finanziellen Mitteln aus anderen Ressorts beinhalten (s. u.a. Umsetzung<br />

der VO EG 2078/92 zur umweltverträglichen Landwirtschaft in einzelnen<br />

Bundesländern),<br />

• mangelnde Einsicht und gegenseitiges Verständnis der jeweiligen Interessensgruppen<br />

in der Region.<br />

Im Prinzip werden letztlich nicht bestimmte Leistungen belohnt, sondern Nicht-<br />

Leistungen ausgeglichen (siehe z. B. Flächenstillegung).


155<br />

Im Gegensatz dazu sollte ein "landschaftsökologisches Qualitätsmanagement" auf 2<br />

Ebenen erfolgen:<br />

Abbildung 15: Landschaftsökologisches Qualitätsmanagement<br />

Ebene<br />

Aufgaben<br />

Naturraum Identifizierung und Bewertung von Anforderungen an das<br />

Naturraumpotential im Zusammenhang mit Nutzungsansprüchen<br />

Landschaftsnutzung Identifizierung, Moderation und Abstimmung der Nutzungsinteressen<br />

der einzelnen Akteursgruppen hinsichtlich landschaftsökologischer<br />

Nutzungspotentiale im Sinne einer<br />

nachhaltigen Bewirtschaftung<br />

Welche Konsequenzen können nun aus diesen Annahmen für die Region des Großschutzgebietes<br />

"Elbtalaue" abgeleitet werden?<br />

Ausgangsvoraussetzungen für die Akzeptanz und das Gelingen eines Großschutzgebietes<br />

sind neben der positiven Entwicklung des Naturraums gleichzeitig die Stärkung<br />

wirtschaftlicher Perspektiven in der Region.<br />

Neben einer naturraumverträglichen Form des Tourismus, welcher im Gegensatz zu<br />

den naturraumunverträglichen, "schneller" gewinnbringenden touristischen Projekten,<br />

wie z.B. Aquaparke auf eine langfristige Entwicklung setzt, muß eine Wertschöpfung<br />

aus den wirtschaftlichen Potentialen der Region selbst ermöglicht werden.<br />

Hier sind als Möglichkeiten die Unterstützung einer extensiven landwirtschaftlichen<br />

Entwicklung sowie eines ökologisch ausgerichteten Handwerks zu nennen.<br />

Extensivierung der Landwirtschaft<br />

Die Landwirtschaft hat im gesamten Elbegebiet standortbedingte Nachteile und kann<br />

deshalb schwer mit der derzeitigen Entwicklung im EG-Agrarbereich mithalten (s.o.),<br />

da eine intensive Landwirtschaft aufgrund der leichten Böden und der häufigen<br />

Überschwemmungen schnell an ihre Grenzen stößt. Gleichzeitig stellt sie aus ökologischen<br />

Gründen keine sinnvolle Perspektive für die Region dar. Als Alternative im<br />

Sinne einer nachhaltigen Wirtschaftsweise bietet sich der ökologischen Landbau an.<br />

Hierbei wird der gesamte Betrieb im Hinblick auf den Produktionsmitteleinsatz extensiviert<br />

im Gegensatz zu einzelflächenbezogenen Extensivierungen durch Naturschutz-<br />

und EG-Programme. Ausgleichszahlungen für naturschutzgerechte Landwirtschaft<br />

- als Übergangslösung im Hinblick auf eine ökologische Landwirtschaft<br />

eine gute Überbrückungshilfe, aber mit langfristig begrenzten Entwicklungschancen<br />

(s.o.) - bzw. Landschaftspflege sollten auf besonders schützenswerte Kernzonen<br />

beschränkt bleiben, da ansonsten wegen der Reglementierungen (statisches<br />

Schutzziel, s.o.) am Nachhaltigkeitsprinzip orientierte Entwicklungsmöglichkeiten<br />

behindert werden. Dort, wo eine landwirtschaftliche Nutzung durch naturräumliche<br />

Gegebenheiten nicht oder nur schwer möglich ist (Aue-, Überschwemmungsbereiche),<br />

kann die Landschaftspflege im Zusammenhang mit einer Abstimmung über die<br />

zukünftige Gestaltung des Gebietes sinnvolle Möglichkeiten bieten. Im Hinblick auf<br />

zahlreiche Bestrebungen in Richtung einer extensiven Landwirtschaft in der Untersuchungsregion<br />

sollte grundsätzlich die ökologische Bewirtschaftung den Aktivitäten<br />

der Landschaftspflege vorgezogen werden. Eine Extensivierung bei gleichbleibend


156<br />

hoher Arbeitsleistung und entsprechender Vergütung über veränderte Produktpreise<br />

bedeutet neben der Stärkung des Berufsbildes der Landwirtschaft auch die Stärkung<br />

eines regionalen Wirtschaftszweiges und der regionalen Wertschöpfung.<br />

Planungen zur Extensivierung der Landwirtschaft unter Naturschutzgesichtspunkten<br />

treffen häufig auf geringe Akzeptanz bei Landwirten. Hierfür sind verschiedene<br />

Gründe verantwortlich:<br />

• Die Planungen der Behörden werden häufig erst zu einem späten Stadium der<br />

Öffentlichkeit vorgestellt, so daß die Landwirte sich häufig nicht beteiligt fühlen.<br />

• Über Schutz- und Entwicklungsziele wird sich zwischen Naturschutzbehörden und<br />

-verbänden und den Landwirten häufig nicht verständigt.<br />

• Durch Schutzgebiete sollen häufig historisch statische Landschaftsbilder erhalten<br />

werden, die die Vielschichtigkeit der Beeinträchtigungen und Nutzungsinteressen<br />

nicht reflektieren.<br />

• Landwirten fehlt die Erfahrung in extensiver oder naturgemäßer Bewirtschaftung<br />

(z.B. von Feuchtwiesen), so daß Unsicherheit zur Ablehnung der Naturschutzbestrebungen<br />

führt.<br />

• Die landwirtschaftliche Beratung durch Kammern und Beratungsringe ist auf die<br />

konventionelle Landwirtschaft ausgerichtet. Im Bereich des ökologischen Landbaus<br />

oder partieller Extensivierungsmöglichkeiten kann die Landwirtschaft von<br />

solchen Einrichtungen derzeit wenig Unterstützung erwarten.<br />

• Biobauern wurden lange Zeit als "Spinner" angesehen, so daß neben dem wirtschaftlichen<br />

auch ein enormer sozialer Druck der Umstellungsbereitschaft entgegen<br />

stand. Mit zunehmender Anzahl von Betrieben im ökologischen Landbau<br />

steigt mittlerweile auch die gesellschaftliche Akzeptanz.<br />

• Unflexible Bewirtschaftungsvorschriften aber auch mangelnde Kenntnis bei den<br />

Landwirten von Auswirkungen bestimmter Bewirtschaftungsweisen oder Nutzungsterminen<br />

auf den Naturhaushalt mindern das Verständnis für bestimmte<br />

Vorschriften.<br />

Demgegenüber steht häufig die Ansicht von <strong>Seiten</strong> des amtlichen und ehrenamtlichen<br />

Naturschutzes, daß die konventionelle Landwirtschaft einer der Hauptfaktoren<br />

für die Naturzerstörung darstellt, ohne dabei weitere Hintergründe zu berücksichtigen:<br />

• Häufig werden historisch entstandene Kulturlandschaften als schützenswert eingestuft,<br />

die nicht nur durch intensive Bewirtschaftung, sondern auch durch<br />

"Nichtbewirtschaftung" instabil werden. Bei geänderter Nutzung sollte demgegenüber<br />

genau untersucht werden, ob diese neue Nutzungsform ökologisch unverträglich<br />

ist bzw. ob hierdurch mittelfristig eine andere, ebenso wertvolle Kulturlandschaft<br />

entsteht.<br />

• Landschaftspflege entspricht eigentlich nicht dem Selbstverständnis von Landwirtschaft,<br />

welche sich als Produzentin von Nahrungsmitteln auszeichnet.<br />

• Die Bedingungen des Agrarmarktes erfordern Rationalisierungsmaßnahmen von<br />

der Landwirtschaft, denen sie sich nur schwer entziehen kann.<br />

• Landwirte müssen bei ihren Entscheidungen immer zunächst die Wirtschaftlichkeit<br />

der Bewirtschaftungsmaßnahmen berücksichtigen.


157<br />

• Der Arbeitskräftebesatz der Höfe ist erheblich zurückgegangen. Im allgemeinen<br />

werden sie als Familienbetriebe (in den alten Bundesländern) geführt, so daß<br />

personalintensive alte Bewirtschaftungsformen häufig unterbleiben müssen.<br />

In einem großflächigen Gebiet wie dem geplanten Großschutzgebiet ist ein Erfolg für<br />

landwirtschaftliche Extensivierung nur möglich, wenn sich alle Interessensgruppen<br />

aktiv an dem Gelingen beteiligen. Dies setzt <strong>zum</strong> einen<br />

• eine Verständigung über ähnliche Ziele (z.B extensive Nutzung im Zusammenhang<br />

mit (Kultur-) Landschaftsschutz) verbunden mit<br />

• einer gemeinsame Sprache (z.B. Verständigung über die Flächennutzung, sinnvolle<br />

Finanzierung, Unterstützung des Absatzes von landwirtschaftlichen Produkten<br />

in der Region) voraus.<br />

Aus diesem Grunde sind Diskussions- und Kooperationsstrukturen zwischen Landwirtschaft<br />

und Naturschutz zu fördern, die zu gegenseitigem Verständnis und Interessenausgleich<br />

führen können. Im Zusammenhang mit Weiterverarbeitung und<br />

Vermarktung der landwirtschaftlichen Produkte sind weitere Akteursgruppen in diesen<br />

Prozeß mit einzubeziehen.<br />

Langfristiges Ziel sollte die ökologische-extensive Landwirtschaft sein. Bei der beabsichtigten<br />

großflächigen extensiven Nutzung ist der ökologischen Landbau ein<br />

sinnvoller Weg, um keine zu starke Trennung von intensiv genutzten Produktionsflächen<br />

und extensiv gepflegten Schutzgebieten zu bekommen. In Kernzonen werden<br />

neben der ökologischen Bewirtschaftung zusätzliche Naturschutzziele zu berücksichtigen<br />

sein, die eine Nutzungseinschränkung darstellen können. Hier sind auf<br />

jeden Fall Ausgleichszahlungen gerechtfertigt.<br />

Das Ziel einer Ökologisierung der Landwirtschaft kann nur schrittweise erreicht werden.<br />

Einerseits müssen Erfahrungen mit der neuen Bewirtschaftungsform erworben<br />

werden. Andererseits werden sich Vermarktungsstrukturen für ökologisch produzierte<br />

Produkte erst langsam entwickeln.<br />

Maßnahmen, bei denen Naturschutz und Landwirtschaft kooperieren können, sind:<br />

• Gesprächskreise <strong>zum</strong> Erfahrungsaustausch, um das Verständnis und die Sensibilität<br />

für Naturschutzbelange zu steigern, Erfahrungen über extensive und ökologische<br />

Bewirtschaftung auszutauschen und Unsicherheiten abzubauen.<br />

• Beobachtung der Flächen, um Entwicklungstendenzen zu erkennen und Nutzungsauflagen<br />

gegebenfalls flexibel handhaben zu können. Hierbei ist ein enger<br />

Kontakt mit den Naturschutzverwaltungen vor Ort notwendig. Ökologisch sinnvolle<br />

Entscheidungen sind häufig nur vor Ort möglich (z.B. flexible Mahdtermine bzw.<br />

gestaffelte Mahd der Flächen in Abhängigkeit z.B. von Brutentwicklung und Blütezeit).<br />

• Informationsveranstaltungen, in deren Rahmen bspw. über Erfahrungen in anderen<br />

Regionen oder Gebieten berichtet werden kann und Fragen der Vermarktung<br />

von Produkten aus kontrolliert biologischem Anbau erörtert werden können.<br />

• Kontaktherstellung zu Großverbrauchern (Kantinen, Anstaltsküchen, Gastronomie,<br />

Menüservice): Auf diese Weise kann die Nachfrage nach Produkten aus<br />

kontrolliert biologischem Anbau gesteigert und ein Absatz vermittelt werden (s.<br />

bspw. Ökobörse in Berlin). Durch direkte Gespräche zwischen Erzeugern und Kü-


158<br />

chenleitungen können gegenseitige Ansprüche und Vorstellungen am besten abgeglichen<br />

werden.<br />

• Gegenseitige Betriebsbesichtigungen zwischen landwirtschaftlichen Betrieben<br />

und Großküchen: Hierbei besteht die Möglichkeit, wechselseitig Betriebsabläufe<br />

und eventuell bestehende Probleme kennenzulernen.<br />

• Kontaktherstellung zu Verarbeitungsbetrieben, um die z.Teil notwendige Vorverarbeitung<br />

ökologischer Produkte (z.B. für Großküchen) organisieren zu können.<br />

• Zusammenschluß zu Liefergemeinschaften, um größere Mengen und eine breitere<br />

Sortimentspalette anbieten zu können.<br />

• Aufbau eigener Verarbeitungskapazitäten, falls dies betriebswirtschaftlich sinnvoll<br />

erscheint<br />

• Gründung von Erzeugergemeinschaften mit eigenem Warenzeichen.<br />

Diese umfangreiche Palette ist natürlich nur begrenzt von den Landwirten zusätzlich<br />

bzw. von den Naturschutzverbänden ehrenamtlich zu erbringen. Bestehende oder<br />

geplante Strukturen im offiziellen Naturschutz des Großschutzgebietes bzw. Biospärenreservates<br />

könnten hier aber Betätigungsfelder finden. Einige Aufgaben könnten<br />

auch von Kommunen aufgegriffen werden, z. B. durch die Wirtschaftsförderung oder<br />

durch die Ausrichtung kommunaler Kantinen (Schule, Kindergärten, Behörden,<br />

Krankenhäuser, Heime) auf Produkte aus kontrolliert biologischem Anbau.<br />

Wie sehen aber die Chancen für eine Umsetzung dieser Vorschläge aus?<br />

Auf dem Gebiet der neuen Bundesländer konnten in Gesprächen mit Behörden und<br />

Verbänden allgemein eine große Aufgeschlossenheit für neue Wege in der Landwirtschaft<br />

und dem Naturschutz festgestellt werden. Möglicherweise steht dies im<br />

Zusammenhang mit der Umbruchsituation dort und der Notwendigkeit, sich auf Experimente<br />

und Initiativen einzulassen.<br />

Im Bereich der alten Bundesländer wird oft noch der Eindruck einer Konservierung<br />

alter Strukturen und Besitzstände vermittelt, was in der derzeitigen Situation an seine<br />

Grenzen stößt. Allerdings bestehen auch neue Strukturen im ökologischen Landbau,<br />

auf die aufgebaut werden könnte, wie z.B. die Wendland-Kooperative, die<br />

Milch-Kooperative Lüchow im Zusammenhang mit der Molkerei Lüchow, Direktvermarktungswege,<br />

Kombinationen von Landwirtschaft mit touristischen und kulturellen<br />

Einrichtungen.<br />

2.5.2 Der ökologische Landbau<br />

Der betriebswirtschaftliche Vergleich von Betrieben aus ökologischem Landbau mit<br />

konventionell wirtschaftenden Betrieben zeigt, daß die im Durchschnitt geringeren<br />

Naturalerträge aufgrund geringerer Betriebsmittelintensität (Mineraldünger und<br />

Pflanzenschutzmittel) durch höhere Erzeugerpreise ausgeglichen werden. Nach dem<br />

Agrarbericht 1994 83 weisen Betriebe des ökologischen Landbaus ein annährend<br />

gleiches Durchschnittseinkommen auf, wie der Durchscnitt der Haupterwerbsbetriebe.<br />

In dem Bericht wird auch ein Vergleich mit einer Gruppe konventionell wirtschaftender<br />

Betriebe, die in Bezug auf Faktorausstattung, Standortbedingungen, Viehbesatz<br />

und Betriebssystem vergleichbar sind, vorgenommen. Gegenüber dieser Grup-<br />

83 Deutscher Bundestag - Drucksache 12/6750 vom 3.2.1994: Agrar- und Ernährunspolitischer Bericht der Bundesregierung


159<br />

pe lag das Betriebseirikommen der ökologisch wirtschaftenden Betriebe 1992/ 93 um<br />

8 % höher (vgl. auch Tabelle ).<br />

Die einzelbetrieblichen Ergebnisse unterliegen jedoch einer großen Spannbreite, da<br />

die Erzeugerpreise stark schwanken (bei Getreide beispielsweise zwischen 50 und<br />

150 DM/ dt 84 ). Dieses liegt u.a. darin begründet, daß nicht alle Erzeugnisse als<br />

ökologisch erzeugte Produkte vermarktet werden können. So konnte 1990 nur 20 %<br />

der kontrolliert biologisch erzeugten Milch als Biomilch mit einem entsprechend höheren<br />

Erzeugerpreis vermarktet werden. Der Rest wurde mit konventioneller Milch<br />

gemeinsam eingesammelt und erzielte entsprechend niedrige Preise 85 . Gegenüber<br />

dem Durchschnitt der Wirtschaftsjahre 1989/ 90 - 1991/ 92 konnte sich die Einkommenslage<br />

der Betriebe des ökologischen Landbaus nicht verbessern, was u.a. auf<br />

die leicht rückläufige Tendenz der Erzeugerpreise durch das steigende Angebot zurückzuführen<br />

ist. Es zeigt sich die Notwendigkeit einer Förderung der Verarbeitungsund<br />

Vermarktungskapazitäten, damit alle ökologisch wirtschaftenden Betriebe ihre<br />

Erzeugnisse zu (den höheren Produktionskosten entsprechend) höheren Preisen<br />

absetzen können. Durch den allgemeinen Rückgang der betrieblichen Einkommen in<br />

der Landwirtschaft können Betriebe des ökologischen Landbaus aber auch bei<br />

gleichbleibenden Rahmenbedingungen in den nächsten Jahren ein höheres Betriebseinkommen<br />

als konventionell wirtschaftende Betriebe erzielen 86 . Durch die<br />

bestehenden Mittel zur Förderung extensiver und umweltgerechter Landwirtschaft<br />

auf Bundes- und EG-Ebene besteht allerdings die Gefahr, daß bei vielen Betrieben<br />

zwar ein Anreiz zur Umstellung auf den ökologischen Landbau geschaffen, der Absatz<br />

der Produkte aber nicht gesichert würde. Zur Erlangung befriedigender betriebswirtschaftlicher<br />

Ergebnisse sind dann Rationalisierungsschritte notwendig, die<br />

große Betriebe begünstigten. Der in der konventionellen Landwirtschaft zu beobachtende<br />

Strukturwandel würde somit den ökologischen Landbau ebenfalls betreffen.<br />

Zwei Argumente, die häufig gegen die Möglichkeit eines flächendeckenden ökologischen<br />

Landbaus werden, sind die geringeren Erträge, die die Ernährung nicht sichern<br />

würden und zu hohe Produktpreise, die von vielen Verbrauchern nicht gezahlt<br />

werden könnten. Untersuchungen von BECHMANN et. al. (1993) 87 zeigen, daß bei<br />

Vollumstellung auf ökologischen Landbau eine physiologisch ausgeglichene Ernährung<br />

gewährleistet wäre, das Nahrungsangebot sich aber verändern würde (die<br />

pflanzliche Produktion wäre die Ernährungsbasis, während die Erzeugung von<br />

Schweinen und Geflügel reduziert werden müßte). Unter der Annahme, daß die Verbraucherpreise<br />

und die Einkünfte in der Landwirtschaft unverändert bleiben, wären<br />

nach diesen Berechnungen 10,2 Mrd. DM als Einkommensaugleich für Mindererträge<br />

notwendig. Dieses Finanzvolumen könnte durch Umverteilung derzeitiger Agrarsubventionen<br />

(hauptsächlich aus dem Bereich der Stützung der Marktordnungspreise)<br />

bereitgestellt werden. Die Autorinnen gehen bei ihren überschlägigen Berechnungen<br />

von einer Schwankungsbreite von ca. 2 Mrd. DM aus.<br />

84 ebenda<br />

85 Umweltstiftung WWF - Projekt Wümmewiesen (Hrsg.): Leitfaden zur Extensivierung der (Grün-)Landwirtschaft, 1992,<br />

Verlag Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft - Bauernbfatt e.V., Rheda-Wiedenbrück<br />

86 Deutscher Bundestag - Agrarbericht 1994: a.a.O.<br />

87 Bechmann, A., Meier-Schaidnagel, R., Rohling, I (1993): Landwirtschaft 2000 - Die Zukunft gehört dem ökologischen Landbau.<br />

Szenarien für die Umstellungskosten der Landwirtschaft in Deutschland


160<br />

Die politische Bereitschaft zur Orientierung der Agrarsubventionen an ökologischen<br />

Kriterien ist allerdings derzeit als gering einzuschätzen 88 . Der ökologische Landbau<br />

wird in den letzten Jahren auch in Verordnungen und Förderprogrammen definiert<br />

und als förderungsfähig eingestuft. Beispiele hierfür sind das Extensivierungsprogramm<br />

von 1988, die EG-VO 2092/91 <strong>zum</strong> ökologischen Landbau und die EG-VO<br />

2078/92 zur umweltgerechten Landwirtschaft. Der Finanzrahmen ist allerdings bisher<br />

im Vergleich <strong>zum</strong> Gesamtagraretat auf Bundes- und EG-Ebene gering. Dieses<br />

verdeutlicht auch der Begriff flankierende Maßnahmen für die EG-VO 2078/92. Im<br />

regionalen Bezug besteht somit für die Förderung des ökologischen Landbaus nur<br />

die Möglichkeit, über die Sicherung des Absatzes von kontrolliert biologisch erzeugten<br />

Produkten zu höheren Preisen (aufgrund der höheren Qualität) die Mindererträge<br />

der Landwirte auszugleichen. Wichtig ist dabei, daß das höhere Preisniveau<br />

sich auf den Erzeugerpreis niederschlägt und nicht in der Verarbeitungs- und<br />

Handelskette hängen bleibt. Die derzeit bestehenden Fördermittel zur Extensivierung<br />

der Landwirtschaft und gegebenenfalls zusätzliche Mittel des Vertragsnaturschutzes<br />

können dabei zur Unterstützung genutzt werden.<br />

2.5.2.1 Voraussetzungen für den ökologischen Landbau in der Region<br />

Bei der Betrachtung der gegenwärtigen landwirtschaftlichen Struktur in Deutschland<br />

lassen sich drei Betriebskategorien unterscheiden:<br />

a) der traditionelle bäuerliche Familienbetrieb, meist eingebettet in eine ländliche<br />

dörfliche Struktur,<br />

b) Betriebsneugründungen im ökologischen Anbau, z.T gemeinschaftlich bewirtschaftet,<br />

c) Umwandlungen kollektiver und staatlicher Betriebe in privatwirtschaftliche Einzelunternehmen<br />

bzw. Personengesellschaften und juristische Personen, vorwiegend<br />

in Ostdeutschland (Gengenbach 1994).<br />

Im Hinblick auf die EG-Agrarmarktpolitik und die Wiedervereinigung steht das Leitbild<br />

des "bäuerlichen (Familien-)Betriebes", welches gerade auch die Agraropposition<br />

und einige Umweltverbände lange Zeit vertraten, erneut zur Disposition. Standen<br />

vor Jahren die betrieblichen Produktionsstrukturen (Rationalisierung, Spezialisierung)<br />

im Zentrum der Diskussion, so dreht sich die derzeitige Auseinandersetzung<br />

um die Formen der betrieblichen Organisation und Leitung. Somit beeinflußt die<br />

Ambivalenz zwischen traditionellen Gegebenheiten, ökonomischen Vorgaben durch<br />

EG und Welthandelsabkommen und modernen ökologischen Notwendigkeiten bzw.<br />

gesellschaftlichen Entwicklungen die landwirtschaftliche Sozial- und Betriebsstruktur<br />

nachhaltig. Obgleich die Möglichkeiten zukünftiger Optionen für den Landbau vielfältiger<br />

Art sein können, sollen die nachfolgenden konzeptionellen Ansätze bezüglich<br />

struktureller Entwicklungsperspektiven in der Untersuchungsregion von folgenden<br />

Leitfragen ausgehen:<br />

a) Welche Art des Landbaus und der Lebensmittelproduktion ist unter Umweltschutz-<br />

und Gesundheitgesichtspunkten notwendig bzw. gewünscht?<br />

88 Die Frage, ob Subventionen für einen ökologischen Umbau der (Land-)Wirtschaft die richtigen Mittel sind oder ob nicht die<br />

konventionell erzeugten Lebensmittel mit den durch sie erzeugten Umweltkosten belegt werden müßten, soll hier nicht erörtert<br />

werden.


161<br />

b) In welcher Form kann ein solcher Landbau umgesetzt werden? Hier sind vor allem<br />

Fragen nach Kapital, Bodennutzung und bäuerlichen Lebens- und Arbeitsgemeinschaften<br />

von Bedeutung.<br />

c) Wie kann ein Verhältnis zu Konsumentinnen aufgebaut werden, welches geprägt<br />

ist vom Interesse der Kundinnen als "aktive Bio-Förderer", im Gegensatz zur lediglichen<br />

"Nutzung des Besseren"?<br />

Kleinstrukturierte Landwirtschaft in der unmittelbaren Elbeniederung<br />

Die landwirtschaftliche Struktur in der Elbeniederung des Untersuchungsgebietes ist<br />

überwiegend kleinbäuerlich in Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe strukturiert, entweder<br />

in alter Familientradition auf <strong>Seiten</strong> der alten Bundesländer oder als Wiedereinrichtungsbetriebe<br />

im Bereich der neuen Bundesländer. Dies gilt sowohl für den<br />

Bereich des konventionellen als des ökologischen Landbaus.<br />

Viele Betriebe im konventionellen Landbau in der Region haben Flächen außerhalb<br />

der Marsch- und Grünlandbereiche dazugekauft, -gepachtet oder geleast (vgl. Kapitel<br />

C-1.3.3) und liefern ihre Produkte hauptsächlich an Weiterverarbeitungskonzerne<br />

und Großabnehmer. Die ökologisch produzierenden Höfe, z.B. in der Wendland-<br />

Kooperative oder des Märkischen Wirtschaftsverbundes verarbeiten und vermarkten<br />

z.T. im Verbund und in Kombination mit einem Verkauf an Endverbraucherinnen,<br />

Naturkosthandel und in Kooperation mit einem "ökologischen Zweig" in der konventionellen<br />

Weiterverarbeitung (s. Milch-Kooperative und Molkerei Lüchow). Es bestehen<br />

weiterhin zahlreiche Initiativen für eine direkte Weiterverarbeitung bestimmter<br />

Produkte auf einzelnen Höfen oder Hofgemeinschaften.<br />

Hier wird ein wichtiger Unterschied zwischen den Strukturen der konventionellen<br />

und der ökologischem Landwirtschaft deutlich, in dem gleichzeitig eine zukünftige<br />

Chance für die Ausweitung und Stärkung einer ökologischen Anbaumethode bestehen<br />

kann: Unternehmen im ökologischen Landbau haben im Vergleich zu konventionellen<br />

Betrieben nicht mehr nur die Funktion der Primärproduktion mit gleichzeitiger<br />

Isolation aller nachfolgenden Weiterverarbeitungs- und Vermarktungsschritte,<br />

sondern sind eingebettet in ein Netzwerk bestehend aus Erzeugerinnen, Weiterverarbeitung,<br />

Handel und Kundinnen.<br />

Was bedeutet diese These für die zukünftigen Entwicklungsperspektiven der regionalen<br />

Landwirtschaft im Hinblick auf die eingangs gestellten Fragen nach<br />

• Art und Produktionsform des Landbaus,<br />

• organisatorische Umsetzung neuer, den ökologischen und sozialen Interessen<br />

angepaßte Betriebsform,<br />

• Interesse und Akzeptanz der Konsumentinnen?<br />

Unter Berücksichtigung bereits bestehender Initiativen zur wirtschaftlichen Förderung<br />

der landwirtschaftlichen Produktion (Wendland-Kooperative, Märkischer Wirtschaftsverbund,<br />

Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Lenzen) können nachfolgende<br />

Anforderungen an eine Förderung kleinstrukturierter ökologischer landwirtschaftlicher<br />

Produktion in der Region formuliert werden:<br />

• Die in vergangener Zeit vielfach schon praktizierte extensive (Grün-)Landnutzung<br />

in der Untersuchungsregion begünstigt eine Umstellung auf ökologischen Landbau<br />

bzw. motiviert zur Extensivierung von Flächen, welche sich derzeit noch in<br />

der konventionellen Nutzung befinden.


162<br />

• Um langfristig eine stabile und breite Produktionsbasis im ökologischen Landbau<br />

zu garantieren, müssen Kooperationen und Rationalisierungen im Betriebsmitteleinsatz<br />

angestrebt werden, die über geschlossene Familienbetriebe hinausgehen.<br />

Hier können auch neue Betriebsformen oder -gemeinschaften aus umgewandelten<br />

LPG'en wichtige Ansätze zur Arbeits- und Produktionsmittelaufteilung<br />

bieten (horizontale Integration, s. auch unten).<br />

• Kombinationen verschiedener Produktionszweige, wie sie bereits in Lenzen im<br />

Rahmen von Schafzucht in Kombination mit einem Färbergarten und einer Filzerei<br />

versucht werden, sollten unter Anerkennung einer Vernetzung regionaler Wirtschaftsverbunde<br />

und Wertschöpfung unterstützt und ausgeweitet werden<br />

(vertikale Integration).<br />

• Zur Gewinnung von Interesse und Akzeptanz für Produkte aus ökologischem<br />

Landbau müssen Konsumentinnen in Vorgänge und Grundsätze der Herstellung<br />

landwirtschaftlicher Produkte und deren Weiterverarbeitung miteinbezogen werden.<br />

Dies geschieht bereits über Anschauung und Information (Angebote zur<br />

Mithilfe, Ab-Hof-Verkauf, Verkaufsauto, Gästezimmer, Tage der offenen Tür ,<br />

Hoffeste, Besichtigungen...®®).<br />

• Im Rahmen der Weiterverarbeitung bestehen bereits Initiativen auf einzelnen<br />

Höfen oder Hofgemeinschaften zur Verarbeitung bestimmter Produkte. Gleichzeitig<br />

besteht allerdings auch die Notwendigkeit, innerhalb der Region neue Geschäftsbeziehungen<br />

zu Bäckereien, Molkereien und Metzgern aufzubauen. Hier<br />

müssen Wege <strong>zum</strong> Informationsaustausch bspw. über Warenqualität und flexiblen<br />

An- und Abtransport der landwirtschaftlichen Produkte gefunden werden. Ein<br />

direkter Kontakt von weiterverarbeitenden Kleinbetrieben zu Erzeugern ist sicherlich<br />

wünschenswert, denn durch diese persönliche Basis können Qualität und<br />

Service eher gewährleistet werden, wodurch ein Wettbewerbsvorteil gegenüber<br />

überregionalen Großhändlern erzielt werden kann. Denn laut Aussagen einer<br />

Bäckereibesitzerin gestalten sich Kommunikation, Anforderungen an den betrieblichen<br />

Ablauf der Bäckerei und Festlegung auf eine bestimmte durchrationalisierte<br />

Produktpalette mit dem Großlieferanten z.T. sehr unflexibel und unbefriedigend. 90<br />

Auch spezielle Bedürfnisse von Kundinnen können kaum berücksichtigt werden.<br />

Eine andere Möglichkeit für eine Schnittstelle zwischen Erzeugerinnen und Weiterverabeitung<br />

können Erzeugergemeinschaften als eigens für die Koordination<br />

gegründete GmbH oder ein Verein darstellen.<br />

Großstrukturen in der Landwirtschaft auf dem Gebiet der neuen Bundesländer<br />

Bereits 1990 wurde für die Betriebsstruktur im Rahmen der Agrarentwickiung in der<br />

ehemaligen DDR prognostiziert: "Neben bäuerlichen Familienwirtschaften könnte es<br />

auch Agrargenossenschaften geben. Damit wird es quasi einen Wettbewerb zwischen<br />

zwei agrarpolitischen Leitbildern geben. Es bleibt nur zu hoffen, daß dieser<br />

Wettbewerb kein unlauterer Wettbewerb wird, daß sowohl den bäuerlichen Familienbetrieben<br />

als auch den eingetragenen Agrargenossenschaften gleiche Chancen<br />

eingeräumt werden und die Rahmenbedingungen für die Entwicklung beider Betriebsformen<br />

paritätisch gestaltet werden." (Steding 1991)<br />

89 s. bspw. Grüne Liga Landesverband Brandenburg e.V.: Broschüre "Ökohöfe in der Mark Brandenburg"; Gahr-Kreppold,<br />

Theresa (1994): Der Familienbetrieb aus Sicht der Landwirtin; in : Ökologie&Landbau 89, S. 24- 26<br />

90 Mündliche Mitteilung einer Bäckereibesitzerin in Lübtheen, April 1994


163<br />

Auch im Bereich der Elbtalaue und der umliegenden Region existieren landwirtschaftliche<br />

Großbetriebe in der Form von juristischen Personen, welche z.T. erhebliche<br />

Anteile an der landwirtschaftlichen Fläche besitzen (s. auch C-1.33) Die Ansatzpunkte<br />

hinsichtlich einer ökologischen Produktion für kleinstrukturierte einzelbetriebliche<br />

Landwirtschaft wurden bereits oben diskutiert. Aber auch größere genossenschaftlich<br />

o.ä. organisierte Betriebe können Anknüpfungspunkte liefern für eine<br />

ökologische landwirtschaftliche Produktion. Neben den vergleichsweise großen Betriebsflächen<br />

sind es vor allem folgende betrieblichen Organisationsstrukturen, welche<br />

eine Umstellung auf ökologischen Landbau interessant erscheinen lassen:<br />

• Größere Betriebs- bzw. Hofflächen können Möglichkeiten bieten, ausgewogenere<br />

Fruchtfolgen zu praktizieren.<br />

• Durch die Kombination verschiedener Produktionszweige kann eine innerbetriebliche<br />

Kreislaufwirtschaft leichter praktiziert werden, als bei kleinen, weniger flexiblen<br />

Betrieben.<br />

• Maschinenparks können gemeinschaftlich und im Austausch mit Einzelbetrieben<br />

genutzt werden.<br />

• Aufgrund größerer Hofflächen, vielgestaltiger Produktion und höherem Kapitaleinsatz<br />

können Weiterverarbeitungsanlagen aufgebaut und gemeinschaftlich betrieben<br />

werden.<br />

• Die Arbeitsgemeinschaft auf dem Hof kann vielfältige öffentliche und soziale Aufgaben<br />

wahrnehmen, was Familienbetriebe vielfach nicht leisten können (z.B.<br />

Hofladen, Informationsveranstaltungen, Führungen...).<br />

• Aufgrund eingeteilter Arbeitsbereiche und -Zeiten können berechtigte Ansprüche<br />

auf Freizeit, Urlaub und Verdienst in einem sozialverträglichen Maße bzw. in Anlehnung<br />

an individuelle Bedürfnisse organisiert werden.<br />

• Im Rahmen einer gemeinschaftlichen, genossenschaftlichen o.ä. Arbeitsgemeinschaft<br />

bleibt Raum für Erwachsene und auch für die Kinder als mögliche nachfolgende<br />

Betriebsgeneration, Interessen und Neigungen nachzugehen und sich individuell<br />

zu entwickeln. In diesem Sinne wäre es wichtig, "die wirtschaftlichen und<br />

sozialen Bedingungen so zu gestalten, daß die eigene Persönlichkeitsentwicklung<br />

nicht zu kurz kommt und der ökologische Betrieb bereits selbst als Lernchance<br />

begriffen werden kann." (Gahr-Krepold 1994)<br />

Auch die Landschaftsschäden, die in der Vergangenheit gerade durch die Errichtung<br />

der Großstrukturen in der ehemaligen DDR verursacht wurden (große Feldschläge,<br />

Monokulturen, Erosionen, etc.), könten durch eine öklogische Bewirtschaftung der<br />

Großbetriebe vermindert werden, da landschaftsökologische Pflegearbeiten im<br />

Rahmen der Flächenbewirtschaftung eine große Rolle spielen. Die Gefahr besteht<br />

allerdings, das die ausgeräumte Agrarlandschaft von Nachfolgebetrieben als Freibrief<br />

für eine rein unter ökonomischen Gesichtspunkten betriebene durchrationalisierte<br />

Landbewirtschaftung genutzt wird, statt sie als Erblast zu verstehen und durch<br />

landschaftspflegerische Maßnahmen eine Revitalisierung der Landschaft zu bewirken.


164<br />

2.5.2.2 Betriebswirtschaftliche Situation und Arbeitsplatzpotentiale im ökologischen<br />

Landbau<br />

Durch den Zusammenbruch der alten landwirtschaftlichen Strukturen in der ehemaligen<br />

DDR und durch das Höfesterben auf dem Gebiet der alten Bundesländer wird<br />

ein hohes Potential an Arbeitskräften freigesetzt mit relativ wenig Perspektiven für<br />

die Zukunft. Die Situation der Arbeitslosigkeit in der Landwirtschaft für die Untersuchungsregion<br />

im Bereich der neuen Bundesländer wurde in der Analyse ansatzweise<br />

dargestellt. Demnach ist die Zahl der in der Landwirtschaft Beschäftigten dort<br />

drastisch gefallen. Dies hat vielfältige Gründe und hängt sicherlich nicht nur allein<br />

mit der Umwandlung ehemaliger LPG'en zusammen, sondern auch mit dem Aufbrechen<br />

der z.T. stark bürokratisierten Strukturen der Produktionsgenossenschaften<br />

und Kooperationsbetriebe aus der Zeit der DDR. Zugleich werden den LPG'en früher<br />

zugeordnete Aufgaben (handwerkliche Dienste, kulturelle Angebote und sonstige<br />

Dienstleistungen) heute anders organisiert oder zur Zeit gar nicht abgedeckt.<br />

Der ökologische Landbau könnte in Verbindung mit der Förderung einer regionalen<br />

Versorgungsstruktur positive Arbeitseffekte in der insgesamt strukturschwachen<br />

Elbtalregion hervorrufen. Der erhöhte Arbeitskräftebedarf resultiert nicht nur aus der<br />

arbeitsintensiven Produktion der landwirtschaftlichen Güter. Ein weiterer Grund für<br />

den höheren Arbeitskräftebesatz in ökologischen Betrieben ist der größere Anteil an<br />

Weiterverarbeitung und Direktvermarktung auf dem Hof. Damit wird es den Betrieben<br />

möglich, etwas von den Verdienst- und Handelsspannen für sich zu erwirtschaften.<br />

Die Betriebsgewinne bzw. Einkommenserträge liegen denn auch gemäß dem<br />

Agrarbericht bei ökologisch produzierenden Betrieben höher als bei konventionellen<br />

- trotz höherer Unternehmensaufwendungen.<br />

Tabelle 50: Vergleich Betriebsmitteleinsatz und Gewinnspanne von Betrieben aus<br />

ökologischem und konventionellem Landbau<br />

Gliederung<br />

Faktorausstattung<br />

ökologischer konventioneller<br />

Landbau Landbau<br />

Arbeitskräfte (AK/ Betrieb) 1,75 1,56<br />

Arbeitskräftebesatz (AK/100 ha LF) 4,99 4,47<br />

dar.: regelm. beschäft. Personal (%) 82,6 80,1<br />

Flächenausstattung (ha LF/ AK) 20,03 22,36<br />

Investitionen Bruttoinvestitionen (DM/ Betrieb) 33.896 26.056<br />

Bruttoinvestitionen (DM/ ha LF) 969 747<br />

Nettoinvestitionen (DM/ ha LF) 197 69<br />

Aufwand Saat- und Pflanzgut (DM/ ha LF) 152 73<br />

Düngemittel 37 176<br />

Pflanzenschutz 3 80<br />

Viehzukäufe 152 125<br />

Futtermittel 167 327<br />

Löhne, Gehälter, Sozialabgaben 246 63<br />

Einkommen Gewinn (DM/ Unternehmen) 43.444 40.115<br />

Gewinn (DM/ ha LF) 1.242 1.150<br />

Gewinn (DM/ FAK*) 31.414 27.272<br />

Arbeitsertrag Unternehmerin 20.746 16.967<br />

* FAK=Familienarbeitskraft<br />

Quelle: Agrarbericht 1994 der Bundesregierung für das Betriebsjahr 1992/93


165<br />

Die vergleichende Statistik der Betriebsdaten für ökologisch und konventionell wirtschaftende<br />

Betreibe des Geschäftsjahres 1992/ 93 zeigt auf, daß die ökologische<br />

Betriebsführung durchaus auch ökonomische Perspektiven für die Höfe bietet. Dabei<br />

fallen vor allem folgende Unterschiede im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft<br />

auf:<br />

• die geringen Investitionskosten bei den Betriebsmitteln im ökologischen Landbau;<br />

• höhere Ausgaben für Löhne und Gehälter im ökologischen Landbau;<br />

höhere Arbeitskräftezahlen/ Betrieb und Arbeitskräftebesatz/ 100 ha LF im ökologischen<br />

Landbau.<br />

Arbeitsplatzpotentiale im Umfeld des ökologischen Landbaus bestünden vor allem<br />

im nachgelagerten Bereich:<br />

• Verarbeitung (Bäckereien, Mühlen, Metzgereien, Milch- und Gemüseverarbeitung),<br />

• Vermarktung im Direktverkauf, Genossenschaften, Erzeugergemeinschaften, Naturkostgroßhandel,<br />

Einzelhandel,<br />

• Aus- und Weiterbildung, Beratung der Konsumentinnen, Kontrolle der Lebensmittel.<br />

Positive Arbeitseffekte werden dann möglich, wenn Angebot und Nachfrage nach<br />

Produkten aus ökologischem Landbau, die im allgemeinen Handel nicht verkauft<br />

werden, zukünftig steigen. Im Handel würden sich Tätigkeitsfelder ausdehnen, da<br />

• Kundenbetreuung und -beratung intensiver werden,<br />

• Naturkostgeschäfte als Fachgeschäfte bestehen bleiben,<br />

• Direktvermarktung einen großen Anteil behält,<br />

• Regionalvermarktung in Zusammenarbeit mit regionaler Weiterverarbeitung angestrebt<br />

wird. 91<br />

2.5.3 Regionale Vernetzung und Vermarktung von Qualitätsprodukten<br />

Der Anteil der Bioprodukte am Nahrungsmittelabsatz liegt derzeit bei ein bis zwei<br />

Prozent. Zwischen fünf und zehn Prozent der Bevölkerung sind regelmäßige Kunden<br />

des Naturkosthandels. Das Absatz- und Käuferpotential wird aber nach einer Vielzahl<br />

von Marktstudien deutlich höher eingeschätzt GIB 1994). Da das Marktsegment<br />

- auch in den verschiedenen Untersuchungen - nicht klar abgegrenzt ist, sind genauere<br />

Aussagen nicht möglich. Der Anteil der Vollwertköstlerlnnen, die möglichst<br />

naturbelassene und gesunde Nahrung bevorzugen wird auf 30 % geschätzt (WWF<br />

1992). 91 % der Befragten aus der Food-Branche gingen in einer Befragung 1990 im<br />

Bereich gesunde und umweltbewußte Ernährung von einem Wachstum aus (GIB<br />

1994). Eine Verbraucherinnenbefragung in den neuen Bundesländern zu den Erzeugnissen<br />

des ökologischen Landbaus kommt im Gegensatz zu dieser Einschätzung<br />

zu dem Ergebnis, daß dort nur 13 % der 1.200 Befragten Haushalte über den<br />

91 s. auch Reents, Hans-Jürgen (1994): Chancen für zukunftsorientierte Arbeitsplätze durch ökologische Landwirtschaft; in:<br />

Ökologie«, Landbau 89, S. 42-«


166<br />

ökologischen Landbau informiert sind. Hier läßt sich als Schlußfolgerung ableiten,<br />

daß das Informationsdefizit <strong>zum</strong> ökologischen Landbau und seiner Erzeugnisse<br />

durch eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit abgebaut werden muß.<br />

Die prognostizierten Potentiale erschließen sich nicht von selbst. Bei Ausdehnung<br />

des ökologischen Landbaus, besonders wenn er schwerpunktmäßig in einer Region<br />

erfolgt, ist also das parallele Wachsen der Absatzmöglichkeiten für die wirtschaftliche<br />

Situation der Betriebe entscheidend. Sonst kann ein Verdrängungsprozeß einsetzen,<br />

der kleinere Höfe und Betriebe mit schlechteren Standort- und Strukturbedingungen,<br />

die bisher oft im ökologischen Landbau eine Nische gefunden haben,<br />

auch in diesem Bereich keine Existenzmöglichkeiten läßt.<br />

Bei der Vermarktung ist von <strong>Seiten</strong> der Landwirtschaft wichtig, daß der höhere Preis,<br />

den Konsumenten für Produkte aus dem ökologischen Landbau bereit sind zu zahlen,<br />

auch tatsächlich den Erzeugern zugute kommt. Untersuchungen zeigen, daß der<br />

höhere Preis für Produkte aus ökologischem Landbau nicht auf große Preisunterschiede<br />

im Landwirtschaftsbereich zurückzuführen ist, sondern die wesentlichen<br />

Aufschläge erst bei den nachgeordneten Verarbeitungs- und Handelsschritten erfolgen.<br />

Zum Teil erklärt sich dieses durch höhere Verarbeitungs-, Verpackungs- und<br />

Transportkosten. Andererseits bestehen bei Bioprodukten größere Handelsspannen,<br />

wie eine dänische Untersuchung zeigt, die den Preis für ökologisch und konventionell<br />

produziertes Weizenmehl aufschlüsselt. Während die Aufschläge für konventionell<br />

erzeugtes Mehl 3-4% betragen, ergab sich für Mehl aus kontrolliert biologischem<br />

Anbau eine Handelsspanne von 25% (Grennpeace 1992).<br />

Die Preisentwicklung ist für die einzelnen Produkte sehr unterschiedlich und stark<br />

von den Absatzmöglichkeiten des jeweiligen Betriebes abhängig, so daß verallgemeinerbare<br />

Aussagen schwer möglich sind. Von der Tendenz her ist der Getreidepreis<br />

langfristig sinkend, nachdem er bis <strong>zum</strong> Wirtschaftsjahr 1988/ 89 anstieg<br />

(Zerger 1993). Hier wird u.a. der Preisdruck durch ein zunehmendes Angebot - auch<br />

aus dem Ausland - deutlich. Andererseits zeigt das Beispiel der Münchener Großbäckerei<br />

"Hofpfisterei", daß der Absatz von Brotgetreide aus kontrolliert biologischem<br />

Anbau in erheblichem Maße steigerbar ist. Kartoffeln werden oft direkt vermarktet,<br />

wodurch sich hier eine andere Situation ergibt. Der Preis liegt etwa doppelt<br />

so hoch wie im konventionellen Bereich. Die Steigerung der Absatzmöglichkeiten ist<br />

regional sehr unterschiedlich. Die Wendland-Kooperative in Lüchow sieht bei ihren<br />

gegenwärtigen Absatzstrukturen einen Grenzwert für Kartoffeln erreicht. Milch kann<br />

oft nur <strong>zum</strong> konventionellen Auszahlungspreis abgesetzt werden, da entweder die<br />

getrennte Einsamlung oder die Weiterverarbeitung in der Region nicht möglich ist.<br />

Für Fleischprodukte ist ebenfalls entscheidend, ob sie bei Schlachtereien oder<br />

Metzgereien abgesetzt werden können, die einen entsprechend höheren Preis zahlen.<br />

Da die Vermarktung von Bio-Fleisch über den Naturkosthandel nicht organisiert<br />

ist, ist hier viel Eigeninitiative gefordert. Der Gemüseanbau ist sehr stark saisongeprägt,<br />

so daß bei insgesamt positiv zu bewertenden Absatzmöglichkeiten saisonale<br />

Überangebote auftreten können. In der Region gilt dieses besonders für Spargel,<br />

sowohl aus kontrolliert biologischem wie aus konventionellem AnbaiF.<br />

Die Erzeugerpreise sind dann hoch, wenn regionale Absatzmöglichkeiten bestehen.<br />

Sie sind umso stabiler, je direkter die Ware an den Endverbraucher verkauft werden<br />

kann. Dieser Vermarktungsweg stellt allerdings nur eine Vermarktungsnische da.<br />

Nicht alle Verbraucherinnen können sich auf die besonderen Bedingungen der Di-<br />

92 Mündliche Mitteilung der Wendland-Kooperative GmbH bzw. Herr Eggert, Kreisbauernverband Ludwigslust e.V.


167<br />

rektvermarktung, Hofläden oder Hausbelieferung einstellen. Auch der Naturkosthandel<br />

ist nicht beliebig expandierbar. Die künftige Gestaltung der Absatzwege hat also<br />

entscheidenden Einfluß auf die Steigerung der Marktanteile. "Möglicherweise wird<br />

mit der vertikalen Integration am Markt in Zukunft die Erzeugung und Vermarktung<br />

von Lebensmitteln vom Feld bis zur Ladenkasse vertraglich geregelt. Die entscheidende<br />

Frage für die Landwirte ist in diesem Zusammenhang, ob sie nur am Ende<br />

einer solchen Vertragskette stehen und nur noch ja oder nein sagen können, oder<br />

ob sie sich in Erzeugergemeinschaften zusammenschließen, um mit ihrem eigenen<br />

Markenprodukt den Markt zu durchdringen. Mit ihrem eigenen Markenprodukt sind<br />

sie am Markt nicht so leicht austauschbar und haben eine sehr viel bessere Position<br />

wie einzelne Erzeuger von austauschbaren Produkten. Diese Gedanken sind sehr<br />

stark von der Marketinggesellschaft für niedersächsiche Agrarprodukte verbreitet<br />

worden" (Thimm 1989).<br />

Neue Absatzwege zu erschließen bedeutet aber oft andere Anforderungen an die<br />

Landwirte und die Verarbeitung der Erzeugnisse. Nur im Einzelfall werden direkt ab<br />

Hof Produkte angeboten, die die Abnehmerinnen nachfragen. Im allgemeinen sollen<br />

die Lebensmittel vorverarbeitet sein. Haushalte wollen kein ungemahlenes Getreide,<br />

Großküchen keine ungeschälten Kartoffeln, der Handel keine lose Milch und Restaurants<br />

keine Schlachttiere. Auch wenn vorverarbeitete Lebensmittel gegen einige<br />

Prinzipien der Vollwertküche sprechen (Verarbeitung der Lebensmittel unmittelbar<br />

vor dem Verzehr), sollte man bei der Erschließung neuer Absatzwege die Kundenlnnenwünsche<br />

berücksichtigen. Eine Verhaltensänderung der Verbraucherinnen kann<br />

höchstens langfristig über Information und Aufklärung erfolgen. Dieses ist dann<br />

möglich, wenn ein Kontakt über die Ware zustande kommt. Als Zwischenglied zwischen<br />

den Landwirten und den Verbraucherinnen werden also Unternehmen benötigt,<br />

die aus den Produkten des ökologischen Landbaus marktfähige Ware machen.<br />

2.5.3.1 Handlungsfeld Rindfleisch<br />

Die Elbtalaue weist standortbedingt einen hohen Anteil Dauer-Grünland (Wiesen,<br />

Mähweiden und Weiden) auf, auch wenn viele fakultativen Grünlandstandorte besonders<br />

nach entsprechenden Meliorationsmaßnahmen bereits zu Ackerflächen<br />

umgebrochen wurden. Das Verhältnis Acker- zu Grünland beträgt im elbnahen Bereich<br />

der Kreise östlich und westlich der Elbe ca. 50:50, während es in den gesamten<br />

landwirtschaftlichen Flächen der Kreisgebiete im Durchschnitt bei ca. 70:30 liegt.<br />

Hieraus ergibt sich traditionell eine große Bedeutung der Viehhaltung in dieser Region,<br />

da mit den Wiesen und Weiden eine gute Futtergrundlage geboten ist.<br />

Heute ist neben der Weidehaltung während der Vegetationsperiode zunehmend<br />

Gras- und Maissilage die Futtergrundlage im Winter. Demgegenüber tritt die Heugewinnung<br />

deutlich zurück. Dieses ist <strong>zum</strong> einen witterungsbedingt, da zur Heuernte<br />

eine längere Schönwetterperiode notwendig ist als bei der Silage. Zum anderen haben<br />

sich die Ansprüche an die Qualität des Futters verändert. Die Steigerung der<br />

täglichen Milchleistung einer Kuh und das Bestreben bei der Fleischproduktion die<br />

Mastzeiten zu verkürzen sind nur bei hoher Energiekonzentration und keinem zu<br />

hohem Rohfasergehalt des Futters zu erreichen. Insbesondere die heute üblicherweise<br />

in der Landwirtschaft verwendeten Züchtungen sind sehr anspruchsvoll. Diese<br />

Ansprüche sind aber neben (importiertem) Kraftfutter besonders mit Maissilage als<br />

Futtergrunglage eher zu erreichen als mit Heu. Bei der Grassilage ist man bestrebt,<br />

möglichst junges Gras zu ernten, um eine ähnlich hohe Qualität wie bei Mais zu er-


168<br />

reichen. Dieses führt zu einer intensiveren Grünlandnutzung mit folgenden Entwicklungen:<br />

• stärkere Düngung des Grünlandes mit Mineraldünger zur Ertragssteigerung<br />

(dieses führt zu einer Veränderung und Verarmung der Pflanzengesellschaften),<br />

• frühzeitigere Nutzung (Grasschnitt oder Beweidung) und häufigere Nutzungsintervalle<br />

(4-5 Schnitte auf intensivem Grünland),<br />

• Drainage, um Fläche noch früher bewirtschaften zu können (bei längerer Trokkenheit<br />

im Sommer kann dann Bewässerung notwendig werden),<br />

• Umbruch von Grünland, daß durch die Entwässerung auch als Ackerfläche nutzbar<br />

ist, um weitere Anbauflächen für Futtermais zur Verfügung zu haben (in Überschwemmungsgebieten<br />

und Hanglagen kann es hierdurch zu verstärkter Bodenersion<br />

kommen).<br />

Die früher weitverbreitete vielfältige Viehhaltung mit Rindern, Schafen, Ziegen, Pferden<br />

und Schweinen ermöglichte eine differenzierte Nutzung des Grünlandes entsprechend<br />

seiner Nutzungsmöglichkeiten und Pflanzenzusammensetzung. Die verschiedenen<br />

Tierarten hatten unterschiedliche Ansprüche an Futter und Pflege. Der<br />

Bauer konnte die Wiesen und Weiden ihrem Potential entsprechend bewirtschaften<br />

und ein differenziertes Nutzungsmosaik entstand. Heute sind Rinder und Schweine<br />

die dominierenden Arten in der intensiven Viehhaltung. Die Bewirtschaftung der<br />

Wiesen und Weiden wird dem Rationalisierungsdruck angepaßt. Ertragsarme Flächen<br />

fallen ganz aus der Nutzung heraus und verbuschen (oder müssen durch<br />

Landschaftspflege erhalten werden), während die übrigen Flächen intensiver genutzt<br />

werden. Entsprechend sind die Grünlandnutzungen vereinheitlicht.<br />

Unter extensiven Bedingungen geworbenes Futter muß aber nicht grundsätzlich von<br />

schlechterer Qualität sein, wenn auch die Erträge geringer sind. Während zur Ertragsentwicklung<br />

bei zunehmender Intensivierung der Grünlandwirtschaft viele Untersuchungen<br />

erfolgten, gibt es bisher über die Auswirkungen der Extensivierung nur<br />

wenige wissenschaftliche Ergebnisse. Zusätzlich treten hier die Standortunterschiede<br />

wesentlich deutlicher zutage, so daß die Übertragbarkeit auf andere Gebiete<br />

nicht ohne weiteres möglich ist. Die Landwirtschaftskammern Weser-Ems 93 und<br />

Hannover 94 haben Untersuchungen zu Ertragsausfällen unter Naturschutzauflagen<br />

durchgeführt. Die Versuche in den "Borgfelder Wümmewiesen" ergaben einen 40-<br />

prozentigen Ertragsrückgang bei der "Naturschutznutzung" (keine Dünugng, späte<br />

erste Mahd) (WWF 1992). Bei den Versuchen der LWK Hannover konnten in der<br />

Naturschutzvariante gleiche Trockenmasseerträge im Jahresdurchschnitt erzielt<br />

werden, wie bei eineer mittelintensiven Nutzung (drei Schnitte, erste Mahd 15.6.,<br />

100 kg Stickstoff/ ha pro Jahr) (ebenda). Unter extensiven Bedingungen scheint es<br />

also große Ertragsschwankungen zugeben, wobei die Versuche auch zeigen, daß<br />

eine genau abgestimmte Nutzung die optimale Ertragsentwicklung stärker beeinflußt<br />

als bei intensiven Nutzungsformen. Hier sind also weitere Untersuchungen und Erfahrungen<br />

notwendig.<br />

Ein weiteres wichtiges Kriterium neben dem Ertrag ist die Futterqualität, die für die<br />

Futterverwertbarkeit durch das Vieh ausschlaggebend ist. Eiweißgehalt und Rohfa-<br />

93 "Versuch zur Ermittlung landwirtschaftlicher Nutzungsausfälle durch Naturschutzauflagen" im Naturschutzgebiet<br />

"Borgfelder Wümmewiesen" bei Bremen von 1985 -1989<br />

94 Landschaftspflegeversuche der Landwirtschaftskammer Hannover 1965 -1987; durchgeführt von v. Borstel (KTBL: Auswirkungen<br />

von Naturschutzauflagen auf die Grünlandbewirtschaftung; Arbeitspapier 131, Darmstadt, 1988)


169<br />

seranteil sind hierfür Meßwerte. Die Verdauungsleistung der Tiere ist aber in diesem<br />

Zusammenhang ebenfalls ein wichtiger Faktor. Rinder und Schafe sind von Natur<br />

aus durch ihren Wiederkäuermagen gut für die extensive Weidewirtschaft geeignet.<br />

Die heutigen Hochleistungsrinder sind allerdings viel stärker auf energiereiches<br />

Futter angewiesen, als die alten Haustierrassen, die auch (älteres) rohfaserreiches<br />

Gras noch gut verwerten können. Wenn die Verdauungsphysiologie der Tiere von<br />

Jugend an gefördert würde, könnte sie durchaus schlechtere Futterqualitäten gut<br />

verwerten (WWF 1992). Die Nutzung alter standortangepaßter Rinderrassen oder<br />

der sogenannten Robustrassen ausländischer Abstammung sind also für die extensive<br />

Grünlandwirtschaft besonders geeignet. In Norddeutschland gibt es allerdings<br />

kaum noch alte Züchtungen, da sie unter den intensiven Bewirtschaftungsbedingungen<br />

von Einkreuzungen mit Fleckvieh und Schwarzbunten verdrängt wurden.<br />

In anderen Regionen gibt es noch typische Rinderrassen, die auf ihre Eignung<br />

zu prüfen wären: Altes "Oldenburger"-Rind, Vogelsberger Rind, Vogesenrind,<br />

Murnau-Werdenfels, Limpurger, Hinterwälder, Rheinisches Glanrind. Hinzu kommen<br />

die Robustrassen ausländischer Abstammung: Galloway, Highland-Cattle, Shorthorn,<br />

Aberdeen-Angus (als Einkreuzung mit Fleckvieh oder Schwarzbuinten auch<br />

Deutsch-Angus), Fjäll-Rind, Welsh-Black. Hier sollten wegen der Gefahr der Krankheitseinschleppung<br />

(Stichwort: BSE) nur Tiere aus deutschen Züchtungen verwendet<br />

werden. Der hohe Preis für Zuchttiere erschwert den Aufbau großer Herden dieser<br />

Rassen.<br />

Das Leitbild einer umweltgerechten Landwirtschaft muß die natürlichen Bedingungen<br />

und Standortansprüche einerseits und die ökonomischen Anforderungen der<br />

Landwirtschaft integrieren. Der Erhalt des Grünlandes bei gleichzeitig <strong>zum</strong>indest in<br />

Teilbereichen zu extensivierender Nutzung muß eine Futtergrundlage für die Viehhaltung<br />

schaffen, und die Produkte Milch und Tiere bzw. Fleisch müssen gewinnbringend<br />

zu vermarkten sein.<br />

Die Rindermast hat einige Vorteile gegenüber der Milchviehhaltung auf extensivem<br />

Grünland, auch wenn sie unter heutigen Marktbedingungen häufig ebenfalls intensiv<br />

betrieben wird. Bei dem reduzierten Flächenbesatz (1,4 GVE/ ha 95 auf Naturschutzflächen<br />

gegenüber 2 GVE/ ha und mehr auf Intensivflächen) ist durch die geringere<br />

Betreuungsintensität der Arbeitsmehraufwand relativ geringer als bei der<br />

Milchviehhaltung. Auch die Nutzung von weniger hochwertigem Gras ist eher möglich.<br />

Besonders günstig ist hier die Mutterkuhhaltung zu bewerten. Bullenmast stellt<br />

höhere Ansprüche an die Futterqualität.<br />

In der Untersuchungsregion gibt es viele Betriebe mit Viehhaltung, so daß gute Voraussetzungen<br />

(vorhandene Gebäude und Erfahrungen) für eine extensive Rindermast<br />

bestehen. Da diese Betriebe meist als Gemischtbetriebe klassifiziert sind, ist<br />

die Futtergrundlage vielfältig. Auch unter dem Gesichtspunkt des ökologischen<br />

Landbaus ist eine extensive Viehhaltung günstig. Die Viehhaltung, besonders Rinderhaltung,<br />

ist integraler Bestandteil der Hofbewirtschaftung. Das Weidevieh düngt<br />

die Grünlandflächen und der anfallende Wirtschaftsdünger (Stallmist und Gülle)<br />

steht zur Düngung der Ackerflächen zur Verfügung<br />

Die Förderung der extensiven Viehhaltung muß allerdings durch Aktivitäten auf den<br />

Sektoren der regionalen Verarbeitung und Vermarktung begleitet werden. Nur wenn<br />

Preise über dem Marktdurchschnitt erzielt werden, kann der Mehraufwand durch die<br />

extensive Arbeitsweise ausgeglichen werden. Mit einer flächendeckenden umweltge-<br />

95 Großvieheinheiten pro Hektar; 1 GVE = 500 kg Lebendgewicht


170<br />

gerechten Landwirtschaft im Großschutzgebiet Elbtalaue ist die Möglichkeit der<br />

Qualitätsproduktion gegeben, die die Voraussetzung für gezielte regionale Verarbeitung<br />

und Vermarktung ist. Zur Förderung des Absatzes regionaler Qualitätsprodukte<br />

aus ökologischem Landbau bieten sich folgende Maßnahmen an:<br />

Gründung einer Erzeugergemeinschaft für "Qualitätsfleisch aus dem Elbetal"<br />

Die unter extensiven und artgerechten Bedingungen gehaltenen Rinder lassen sich<br />

nur zu einem höheren Preis vermarkten, wenn <strong>zum</strong> einen eine hohe Qualität<br />

(geringer Fettgehalt, Zartheit, geringer Bratenverlust) gewährleistet ist und <strong>zum</strong> anderen<br />

diese Qualität für den Verbraucher durch Kennzeichnung und Marketing erkennbar<br />

ist. Gegenüber der Fleischgüte haben die Haltungsbedingungen bisher kein<br />

so hohes Gewicht bei der Kaufentscheidung. Krankheitsprobleme (BSE, Schweinepest,<br />

etc.) und Skandale (unwürdige Tiertransporte), die hauptsächlich durch Massentierhaltung<br />

und entsprechende Fütterungs- und Verarbeitungsbedingungen verursacht<br />

werden, lassen aber die Sensibilität der Bevölkerung für artgerechte Tierhaltung<br />

steigen.<br />

Eine regionale Erzeugergemeinschafte mit einem Markenzeichen für Qalitätsfleisch<br />

aus artgerechter Tierhaltung 96 ist für die Vermarktung ein gutes Instrument. Der finanzielle<br />

und organisatorische Aufwand ist so eher zu leisten als bei einzelbetrieblichen<br />

Aktivitäten. In den landwirtschaftlichen Betriebsablauf lassen sich Anforderungen<br />

der Kundenlnnen oft schwer integrieren. Erzeugergemeinschaften können ein<br />

vielfältiges und über das Jahr konstantes Angebot gewährleisten. Damit sind sie<br />

auch für Großabnehmer, wie Großküchen, Gastronomie und Lebensmittelhandel<br />

interessanter, als für Einzelbetriebe, da sie regelmäßig beliefert werden wollen.<br />

Gleichzeitig kann eine Erzeugergemeinschaft eine stärkere Verhandlungsposition<br />

aufbauen, als dies bei einzelbetrieblicher Vermarktung möglich wäre. Gleiches gilt<br />

für das Verhältnis zu Verarbeitungsbetrieben.<br />

Direktvermarktung ab Hof<br />

Die Direktvermarktung von Obst und Gemüse ab Hof ist für viele Betriebe des ökologischen<br />

Landbaus ein lohnendes Standbein. Ein Fleisch- und Wurstangebot kann<br />

das Angebot abrunden. Untersuchungen zeigen, daß viele Kunden des Naturkosthandels<br />

und von Hofläden zwar wenig Fleisch konsumieren, allerdings wäre für ein<br />

qualitativ hochwertiges Fleischangebot aus artgerechter Tierhaltung eine Nachfrage<br />

durchaus vorhanden. Günstige Bedingungen für eine Direktvermarktung haben<br />

stadtnahe Höfe, so daß in der bevölkerungsarmen Elberegion hier nur einige Höfe<br />

eine Nische finden können. Aufgrund der Hygienevorschriften für den Fleischverkauf<br />

ist ein Kundenlnnenstamm von Vorteil, der eigene Vorratsmöglichkeiten hat und<br />

größere Partien (1/8, 1/4, 1/2) in zerlegtem Zustand abnimmt.<br />

Zusammenarbeit mit Metzgereien oder Schlachthöfen in der Region<br />

Der direkte Verkauf von Schlachtvieh an Metzgereien bringt im allgemeinen höhere<br />

Erlöse als der Verkauf an Schlachthöfe, da hier ein Handelsschritt ausgelassen wird.<br />

Für Qualitätsfleisch können Metzgereien einen höheren Preis erzielen, besonders<br />

96 Beispiele für entsprechende Markenzeichen sind Neuland (mit einem eigenem Netz von Metzgereien) und die Erzeugergemeinschaft<br />

Eichhof aus Osnabrück (deren Mastbedingungen allerdings nur teilweise extensiven oder ökologischen Kriterien<br />

entsprechen)


171<br />

wenn sie einen festen Kundenlnnenstamm haben und ein festes Qualitätssortiment<br />

anbieten.<br />

Metzgereien können auch mit der Schlachtung beauftragt werden, während der Hof<br />

ganz oder teilweise den Verkauf der Wurst und des Fleisches übernimmt. Hier sind<br />

die Hygienevorschriften für die Landwirtschaftsbetriebe leichter zu erfüllen.<br />

Denkbar wäre ebenfalls die getrennte Schlachtung und Zerlegung von extensiv gehaltenen<br />

Rindern in den Schlachthöfen der Region. Die Landwirte könnten dann die<br />

Vermarktung ihres eigenen Schlachtviehs selbst übernehmen, oder das Fleisch<br />

würde als besondere Handelsqualität verkauft.<br />

Vermarktung über die regionale Gastronomie<br />

Die Außerhausverpflegung hat mittlerweile einen hohen Stellenwert und ist weiter im<br />

Wachsen begriffen. Somit hat sie auch für die Vermarktung von Quatitätsfleisch eine<br />

hohe Bedeutung. Derzeit werden häufig Gerichte mit Produkten aus kontrolliert biologischem<br />

Anbau mit vegetarischen Gerichten gleichgesetzt, wodurch nur eine begrenzte<br />

Konsumentenlnnenschicht angesprochen wird. Durch die Kombination mit<br />

Gemüse aus kontrolliert biologischem Anabu und Fleisch aus artgerechter Tierhaltung<br />

können also positive Absatzeffekte erreicht werden. Das Angebot regionaler<br />

Produkte, möglicherweise in Kombination mit Aktionswochen in Kantinen und Restaurants<br />

könnte gleichzeitig das Interesse für regionale Produkte im Zusammenhang<br />

mit Naturschutz und Landwirtschaft bei den Bewohnern und Gästen steigern.<br />

Kooperation mit dem Lebensmittelhandel<br />

Ebenso wie in Zusammenarbeit mit Metzgereien ist dieses mit Lebensmittelgeschäften<br />

möglich, die das Qualitätsfleisch aus der Region in ihr Sortiment mit aufnehmen.<br />

Auf Erzeugerseite ist hierfür die Gründung einer Erzeugergemeinschaft (s.o.) von<br />

Vorteil, die die Schlachtung organisiert und somit den Geschäften zerlegte Fleischpartien<br />

anbieten kann.<br />

2.5.3.2 Handlungsfeld Milch<br />

Für den Weg einer regionalen Verarbeitung und Vermarktung von Milch und Molkereiprodukten<br />

liefern die Milch-Kooperative GmbH in Lüchow im Wendland und die<br />

Molkereigenossenschaft Lüchow ein gutes Beispiel. Hier bestehen bereits Erfahrungen<br />

in der Verarbeitung und Vermarktung von Milch aus ökologischer Landwirtschaft.<br />

Milch kann oft nur <strong>zum</strong> konventionellen Auszahlungspreis abgesetzt werden, da<br />

entweder die getrennte Einsammlung oder die Weiterverarbeitung in der Region<br />

nicht möglich ist. Der von vielen Experten als gerechtfertigt angesehene Mehrpreis<br />

von 15-20 Pfennigen pro Liter für Biomilch kann dann nicht erzielt werden. Die Mitgliedsbetriebe<br />

der Milch-Kooperative erhalten für den als Biomilch vermarkteten<br />

Anteil 20 Pfennig über dem Auszahlungspreis für konventionelle Milch. Für die<br />

Restmenge,wird allerdings nur der konventionelle Milchauszahlungspreis gezahlt. 97<br />

Die Zusammenarbeit der Milch-Kooperative mit der Molkerei Lüchow zeigt, daß es<br />

Möglichkeiten gibt, beiden <strong>Seiten</strong> - Erzeugern und Weiterverarbeitung - gerecht zu<br />

werden. Da die Landwirte Mitglieder der Milch-Kooperative sind, kommt ihnen der<br />

Gewinn in Form eines höheren Milchabnahmepreises direkt zugute und bleibt nur zu<br />

einem kleinen Teil in der Zwischenkette hängen. Daß die Molkerei nur im Auftrage<br />

97 mündl. Mittig. der Wendland-Kooperative


172<br />

arbeitet und die Investitionskosten ebenso wie das Vermarktungsrisiko von der<br />

Milch-Kooperative getragen werden, zeigt allerdings auch, daß die bestehenden<br />

Verarbeitungsbetriebe sehr zögerlich auf dem Markt für Produkte aus ökologischer<br />

Landwirtschaft aktiv werden.<br />

Direktvermarktungsinitiativen bieten sich für die Milchwirtschaft analog <strong>zum</strong> Handlungsfeld<br />

Fleisch im Direktverkauf ab Hof, über Hofläden, Erzeuger-Verbraucher-<br />

Gemeinschaften und in der regionalen Gastronomie. Aufgrund der Hygienevorschriften<br />

erfordert dieses aber besondere Anforderungen bei der Gewinung und Lagerung<br />

der Milch (Kühlung, Milchkammer), die wegen der hohen Investionskosten oft von<br />

den Betrieben nicht zu erfüllen sind.<br />

Im Bereich der Weiterverarbeitung bestehen z.T. hofeigene Initiativen oder Zusammenschlüsse<br />

von Hofgemeinschaften. So existieren einzelne Hofkäsereien (z.B. auf<br />

einem Hof in der Prignitz) und Initiativen zur direkten Milchabfüllung am Betrieb. In<br />

der östlichen Elbregion noch ansässige Käsereien könnten durch die Umstellung auf<br />

ökologische Produkte Marktnischen erobern.<br />

Wichtig für die Absatzsteigerung von Milchprodukten aus kontrolliert biologischem<br />

Anbau ist ein großes und frisches Angebot, vergleichbar dem konventionellen Sortiment.<br />

Durch die Ausdehnung der Biomilchproduktion in der Elbregion wäre die<br />

hierfür benötigte Milchmenge vorhanden. Die Erzeugung von Vorzugsmilch 98 könte<br />

eine weitere Strategie im Sinne der Qulitätsproduktion sein.<br />

2.5.3.3 Handlungsfeld Gemüse - Kartoffeln - Obst<br />

Im Produktbereich Obst, Gemüse und Kartoffeln haben viele Betriebe bereits Erfahrungen<br />

mit der Direktvermarktung. Besonders bei Kartoffeln werden über diesen<br />

Weg große Mengen vermarktet. Damit ist dieser Bereich weitgehend ausgereizt.<br />

Absatzsteigerungen können hauptsächlich über die Abnahme durch den Handel und<br />

Großverbraucher erreicht werden.<br />

Eine Erzeugergemeinschaft als organisatorisches Dach bietet sich auch hier an.<br />

So kann eine breite und frische Produktpalette aus der Region angeboten werden.<br />

Für die Abnehmerinnen besteht nur ein Ansprechpartner, was ihren Betriebserfordernissen<br />

entgegen kommt. Mit der Erzeugergemeinschaft besteht eine professionelle<br />

Struktur für die Aufnahme der Bestellungen und für die Organisation der Belieferung.<br />

Auf regionale Initiativen, wie die Wendlandinitiative kann aufgebaut werden.<br />

Erfahrungen aus anderen Vermarktungsinitiativen zeigen, daß Großverbraucher<br />

häufig vorverarbeitete Produkte (geschälte Kartoffeln, geputztes und gewaschenes<br />

Gemüse) verlangen. Gründe hierfür sind die Personalkostenreduzierung und die<br />

interne Betriebsorganisation 99 . Hierauf muß eingegangen werden, indem Verarbeitungsbetriebe<br />

(z.B. Kartoffelschälbetriebe) für die getrennte Verarbeitung von biologischem<br />

Gemüse gewonnen werden oder die Erzeugergemeinschaft oder einzelne<br />

Betriebe selbst die Verarbeitung übernehmen. Auf den Höfen fehlt hierfür aber häufig<br />

die Zeit und die Investionen in Maschinen sind hoch. Auch der Bereich der Konservierung<br />

von Obst und Gemüse bietet Ansätze für eine Verarbeitung von Produkten<br />

aus ökologischem Landbau.<br />

98 Als Vorzugsmilch wird Rohmilch (unbehandelt) bezeichnet, die qualitativ hochwertig ist, keine für den Menschen ansteckenden<br />

Erreger enthällt, unter besonderen Anforderungen gewonnen und gelagert wird und auch die mit ihr in Kontakt stehenden<br />

Menschen dürfen keine Krankheitserreger haben. Diese Bedingungen werden regelmäßig amtsärztlich untersucht.<br />

99 Stiftung für die Natur Ravensberg (1994): Direktvermarktung biologischer Produkte an Großverbraucher; 32278 Kirchlengern


173<br />

Über die Erzeugergemeinschaft könnten weiterhin Lebensmittelgeschäfte beliefert<br />

oder eigene Läden eröffnet werden, die z.B. durch einen Pächter geführt werden,<br />

der sich zur Abnahme der regionalen Produkte verpflichtet ( Franchising-System).<br />

Als flußangepaßte Nutzungsvariante der Elbe wäre ein "Marktschiff" denkbar, daß<br />

von der Erzeugergemeinschaft betrieben wird und wöchentlich frisches Gemüse und<br />

Obst in Hafenstädte wie Hamburg und Magdeburg bringt. Der Verkauf erfolgt direkt<br />

vom Schiff. Hierdurch könnte der Bekanntheitsgrad eines regionalen Markenzeichens<br />

über die Region hinaus gesteigert werden.<br />

2.5.3.4 Handlungsfeld Ökologie im Handwerk<br />

Ökologische Vorbildbetriebe des Handwerks können wie die Herstellung regionaltypischer<br />

landwirtschaftlicher Produkte eine Gewinn im Hinblick auf ein natur- und<br />

umweltgerechtes Wirtschaften bedeuten. Ein ökologisches Bewußtsein im Handwerk<br />

in Kombination mit den Bereichen Landwirtschaft und Dorferneuerung (s. auch<br />

die speziellen Landesprogramme zu diesem Thema) könnten die vorhandenen naturräumlichen,<br />

siedlungshistorischen (z.B. Erhaltung intakter Ortsbilder bzw. Anpassung<br />

von Neubauten an die örtlichen Bedingungen) bzw. kulturellen Gegebenheiten<br />

stärken und eine Richtung weisen für eine nachhaltige zukünftige Entwicklung der<br />

Region.<br />

2.6 Zusammenfassung der Entwicklungsperspektiven<br />

Die Ausweisung eines Großschutzgebietes mit einer abgestuften Schutzkonzeption<br />

(Kernzonen, Pufferzonen, Randbereiche) erfordert von der Landwirtschaft eine Orientierung<br />

an den entsprechenden naturräumlichen Gegebenheiten und den abgestimmten<br />

Schutzzielen. Wünschenswert aus ökonomischer Sicht erscheint dabei,<br />

daß die Schutzzielfestlegung so gestaltet wird, daß ein möglichst großer Flächenanteil<br />

in der landwirtschaftlichen Nutzung verbleibt und reine Landschaftspflege - wenn<br />

überhaupt - nur auf die höchste Schutzkategorie beschränkt bleibt. Auch aus ökologischer<br />

Sicht ist eine landwirtschaftliche Nutzung innerhalb des Untersuchungsgebietes<br />

anzustreben, um die seit Jahrhunderten kontinuierlich gewachsene einzigartige<br />

Form der Kulturlandschaft zu erhalten.<br />

Der ökologische Landbau erfüllt unserer Einschätzung nach die ökonomischen und<br />

ökologischen Anforderungen am besten, indem er eine regenerative Nutzung der<br />

Naturraumpotentiale mit der Produktion von qualitativ hochwertigen und gesunden<br />

Lebensmittels verbindet. Konkrete Elemente einer derartigen Strategie sind in den<br />

unten aufgeführten Maßnahmefeldern dargestellt. Mit einem derartigen Ansatz<br />

könnten auch einige der bestehenden Konflikte zwischen Naturschutz und Landwirtschaft<br />

entschärft werden. Unmittelbar ist zunächst eine Verständigung über folgende<br />

Fragen notwendig:<br />

• Umwandlung von Ackerflächen in Grünland im Kerngebiet,<br />

• Sicherung der Milchquoten für die neu gewonnenen Grünlandflächen,<br />

• Höhe und Umfang der Ausgleichsmaßnahmen.<br />

Eine enge institutionelle Kooperation zwischen Landwirtschaft und Naturschutz zur<br />

Verwirklichung dieses Ansatzes ist notwendig (Abbildung 16). Diese Kooperation<br />

darf sich jedoch nicht allein auf eine Verständigung über die Landschaftsnutzung<br />

beschränken, sondern sollte auf die ökonomische Stärkung des ökologischen Landbaus<br />

ausgerichtet sein. In diesem Zusammenhang sollte auch die traditionelle Tren-


174<br />

nung zwischen Landwirtschaftsförderung und allgemeiner Wirtschaftsförderung<br />

überwunden werden. Die kommunale/regionale Wirtschaftsförderung ist insbesondere<br />

aufgefordert, die nachgeordneten Wirtschaftsbereiche der Verarbeitung und<br />

Vermarktung entsprechend den Anforderungen an den Vertrieb von ökologisch produzierten<br />

Nahrungsmitteln zu fördern.<br />

Der regionale Absatz von landwirtschaftlichen Qualitätsprodukten stößt dann auf<br />

gute Bedingungen, wenn sich sowohl Privathaushalte als auch örtliche Großabnehmer,<br />

wie Kantinen, Großküchen, Gastronomiebetriebe im Sinne einer nachhaltigen<br />

Wirtschaftsweise auf die Verarbeitung von ökologischen Produkten umstellen. Auf<br />

diese Weise ergeben sich bspw. aus der konsequent ökologischen Betriebsführung<br />

im Fremdenverkehrsbereich mit einem hohen Anteil regionaler Produkte am Speisensortiment<br />

Synergieeffekte mit dem ökologischen Landbau, die insgesamt die regionale<br />

Wertschöpfung erhöhen. Maßnahmen im einzelbetrieblichen Bereich sollten<br />

also die anderen Akteursgruppen aktiv mit einbeziehen.<br />

Abbildung 16: Handlungsfeld Naturschutzpolitik<br />

Potentiale / Stärken<br />

• Verbindung von Naturschutzzieien,<br />

landwirtschaftlicher<br />

Produktion<br />

und Weiterverarbeitung<br />

der Produkte<br />

Verständigung über Naturschutzziele<br />

(Leitbilder) für<br />

landwirtschaftlich nicht genutzte<br />

Flächen<br />

• Fördermittel von EG,<br />

Bund und Ländern zur<br />

Extensivierung oder umweltgerechten<br />

Bewirtschaftung<br />

• Flexible Handhabung von<br />

Schutzauflagen<br />

Maßnahmen / Förderungsmöglichkeiten<br />

• Stärkung der Kooperation zwischen Landwirtschaft und Naturschutz,<br />

z.B. durch Zusammenarbeit bei der Vermarktung und die<br />

Erarbeitung von Bewirtschaftungskonzepten in Kern-Schutzzonen<br />

• Förderung der Umstellung auf ökologischen Landbau in schon<br />

jetzt extensiv bewirtschafteten Bereichen<br />

• Vermeidung der Trennung in intensiv genutzte landwirtschaftliche<br />

Flächen und extensiv gepflegte Schutzgebiete<br />

Kombination der Landbewirtschaftung mit landschaftspflegerischen<br />

Tätigkeiten dort, wo landwirtschaftliche Nutzung nur<br />

schwer möglich ist (Aue, Überschwemmungsbereiche)<br />

• Ausgleichszahlungen zur Berücksichtigung von Naturschutzzielen<br />

in den Kernzonen des Schutzgebietes<br />

• Bereitstellung von Fördermitteln aus der Flächen-Extensivierung<br />

und dem Vertragsnaturschutz als flankierende Maßnahmen für die<br />

Umstellung auf ökologischen Landbau<br />

• Betriebsstrukturelle Verbesserungen bei ökologischer Produktionsweise<br />

(insbesondere in geschützten Gebieten), z.B. durch Vergabe<br />

von Milch- oder Mutterkuhquoten oder Investitionshilfen zur<br />

Erlangung einer ausgeglichenen Betriebsstruktur<br />

• Einsatz von Monitoring-Untersuchungen auf landwirtschaftlichen<br />

Flächen zur Erkennung von floristischen und faunistischen Entwicklungstendenzen<br />

und flexibler Handhabung von Nutzungsauflagen<br />

(enge Zusammenarbeit mit Naturschutzverwaltungen)


175<br />

Abbildung 17: Handlungsfeld Regionale Strukturpolitik / Wirtschaftsförderung<br />

Potentiale / Stärken<br />

• Große Bedeutung der Rinderhaltung<br />

(Mast, Mutterund<br />

Milchkuhhaltung), z.T.<br />

unter extensiven Bedingungen<br />

• Bestehende regionale<br />

Weiterverarbeitungs- und<br />

Vermarktungsstrukturen<br />

im ökologischen wie konventionellen<br />

Bereich<br />

(Molkereien, Käsereien,<br />

Mühlen, Bäckereien,<br />

Metzgereien, Gemüseverarbeitung,<br />

Schlachthöfe).<br />

• Regionale Wertschöpfungskette<br />

Maßnahmen / Förderungsmöglichkeiten<br />

• Förderung der bereits stark in der Region vertretenenProduktionszweige<br />

(Rindermast, Mutter- und Milchkuhhaltug) für den ökologischen<br />

Landbau<br />

• Regionale Schlachthöfe erhalten oder aufbauen entsprechend<br />

tiergerechter Bedingungen<br />

• Förderung der Betriebe bei notwendigen Modernisierungsmaßnahmen<br />

und insbesondere bei der Umstellung auf die Verarbeitung<br />

und Herstellung von regionalen Qualitätsprodukten oder Erzeugnissen<br />

aus ökologischem Anbau.<br />

• Unterstützung bei der Entwicklung und Vermarktung von regionalen<br />

Qualitätsprodukten zur Erschließung von Marktnischen<br />

• Stärkung der regionalen Wirtschaft durch die Förderung eines<br />

ineinandergreifenden Produktions-, Verarbeitungs- und Dienstleistungsnetzes<br />

(Landwirtschaft - Handwerk - Handel - touristische<br />

und nichtouristische Dienstleister)<br />

• Schaffung neuer Arbeitsbereiche (Arbeitsplätze) bei einer Stärkung<br />

des ökologischen Landbaus durch höheren Arbeitskräfteeinsatz<br />

in Produktion, Weiterverarbeitung, Handel, Vermarktung,<br />

Qualitätskontrolle und Kundinnenberatung<br />

• Orientierung der kommunalen Wirtschaftsförderung an ökologischen<br />

und regionalen Kriterien<br />

• Gründung bzw. Beauftragung von Institutionen der Regionalentwicklung<br />

zur:<br />

* Erarbeitung von Konzepten zur Stärkung regionaler wirtschaftlicher<br />

Potentiale<br />

* Aktivierung und Beratung von Initiativen in der Region<br />

* Moderation von Kontaktaufnahme, Kooperation und Informationsaustausch<br />

zwischen Betrieben der landwirtschaftlichen Produktion,<br />

Weiterverarbeitung, Vermarktung und den Konsumentinnen


176<br />

Abbildung 18: Handlungsfeld Einzelbetriebe / Vermarktungsstruktur<br />

Potentiale / Stärken<br />

• Existenz von sowohl einzelbetrtieblichen<br />

als auch<br />

großbetrieblichen Strukturen<br />

• Einzelbetriebe, die ökologische<br />

Landwirtschaft betreiben<br />

und teilweise in<br />

Vermarktungsgemeinschaften<br />

zusamengeschlossen sind<br />

• Großbetriebe mit Ansätzen<br />

für vielfältige Produktionszweige<br />

und nachgegliederten<br />

Weiterverarbeitungsschritten<br />

• Größere Anzahl von Höfen<br />

mit Direktvermarktung<br />

und Urlaubsangeboten<br />

Maßnahmen / Förderungsmöglichkeiten<br />

• Unterstützung der gleichberechtigten spezifischen Entwicklung<br />

von regional kleinstrukturierter Landwirtschaft und Großbetrieben<br />

• Gemeinschaftliche Anschaffung von Maschinen und Betrieb von<br />

Weiterverarbeitungsanlagen<br />

• Gründung von Erzeuger- oder Liefergemeinschaften<br />

• Aufbau neuer Geschäftsbeziehungen zu regionalen Weiterverarbeitungsbetrieben<br />

• Einbindung der Konsumentinnen in Vorgänge und Grundsätze<br />

über Herstellung und Weiterverarbeitung von Produkten aus regionalem<br />

ökologischen Landbau (z.B durch Erzeuger-<br />

Verbraucher-Gemeinschaften)<br />

• Gründung von Vereinen, Agenturen o.ä., welche eine Schnittstelle<br />

bilden zwischen Erzeugerinnen und Weiterverarbeitung und<br />

(Groß-) Verbrauchern:<br />

* Belieferung von Großabnehmern (Kantinen, Gemeinschaftsverpflegung<br />

und Gastronomie)<br />

* Aufbau eines eigenen Vermarktungsnetzes (Hofläden, Marktstände,<br />

Lieferservice) und Kooperation mit bestehende Geschäften<br />

(Bäckereien, Metzgereien, Lebensmittelhandel)<br />

• Umstellung auf ökologischen Landbau und damit großflächige<br />

Anwendung ausgewogener Fruchtfolgen<br />

• Kombination verschiedener Produktionszweige im Zusammenhang<br />

mit einer innerbetrieblichen Kreislaufwirtschaft<br />

• eigener Aufbau von Weiterverarbeitungsanlagen durch größere<br />

Hofflächen<br />

• Wahrnehmung öffentlicher und sozialer Aufgaben durch größere<br />

Hofgemeinschaften<br />

• Wahrnehmung individueller Freiräume durch Aufteilung der Hofarbeit<br />

innerhalb der Gemeinschaft<br />

• Entwicklung von spezifischen touristischen Angeboten im landwirtschaftlichen<br />

Bereich:<br />

* Zusammenarbeit von mehreren Betrieben bei Hofläden oder<br />

Freizeitangeboten, die den Urlaubern auch die Produktionsbedingungen<br />

des ökologischen Landbaus verdeutlichen.<br />

* Konzeptionelle Zusammenarbeit mit den Fremdenverkehrsbetrieben<br />

3. Analyse und Entwicklungsperspektiven des touristischen Angebots<br />

3.1 Ziele, Bergriffsklärungen und Aufbau<br />

Ziel der folgenden Ausführungen ist es, ein Grundgerüst zur Abschätzung der gegenwärtigen<br />

ökonomischen Bedeutung des Fremdenverkehrs darzulegen und Ansatzpunkte<br />

aufzuzeigen, wie der <strong>Ausbau</strong> des Tourismus als ein Baustein einer ökologischen<br />

Regionalentwicklung im Gebiet des geplanten Großschutzgebietes Elbtalaue<br />

vorangetrieben werden kann.


177<br />

Die Begriffe Fremdenverkehr und Tourismus werden im Rahmen dieser Arbeit als<br />

Synonyme für den gleichen, im folgenden definierten Sachverhalt verstanden. Unter<br />

Fremdenverkehr bzw. Tourismus werden generell Ortsveränderungen einer Person<br />

verstanden, die Freizeit- und Erholungszwecken dienen. Ebenfalls dem Tourismus<br />

zugeordnet werden Geschäftsreisen, Tagungsbesuche und ähnlich motivierte Anlässe.<br />

Von Fremdenverkehr spricht man auch dann, wenn eine Region vornehmlich<br />

das Ziel von Tagesbesuchern ist. Zu unterscheiden ist dann zwischen Übernachtungs-<br />

und Tagestourismus. 100 Nicht hinzu gezählt werden hingegen Ortsveränderungen,<br />

die im Zusammenhang mit einem Dauerarbeitsplatz oder Einkaufsfahrten<br />

stehen. Berufspendler- und Einkaufsfahrten sind damit definitorisch ausgeschlossen.<br />

Den Ausführungen liegen folgende Annahmen zugrunde:<br />

• Im Tourismus erzielbare Einkommen sind dann besonders interessant, wenn diese<br />

in der Region bleiben und dort zur Sicherung von Arbeitsplätzen beitragen.<br />

• Touristische Entwicklung sollte nicht als "Rettungsanker" , sondern als Baustein<br />

einer regionalwirtschaftlichen Förderung verstanden werden. Eine Monostrukturierung<br />

der Region hätte nämlich ebenfalls negative naturräumliche Wirkungen,<br />

wie auch aus der tourismusreformerischen Diskussion bekannt ist, die unter dem<br />

Schlagwort des "sanften Tourismus" geführt wird.<br />

• Der Einfluß einer Region auf die Nachfrage ist begrenzt. Gerade "sanfter" Tourismus<br />

erfordert in erster Linie eine Beeinflussung der lokalen Angebotsstruktur,<br />

die sich an den bekannten Erkenntnissen zu den Bedürfnissen der sogenannten<br />

"Ökotouristen" ausrichten müsste. Die Erzeugung einer umweltbewußten touristischen<br />

Nachfragestruktur ist ein komplexer Prozeß, der nicht alleine von den Regionen<br />

gesteuert werden kann. Regionen können andererseits durch eine umweltbewußte<br />

touristische Angebotsplanung <strong>zum</strong> "Trendsetter" werden und vorhandene<br />

Tendenzen auf der Nachfrageseite verstärken<br />

• Ein an den Kriterien der Umwelt- und Sozialverträglichkeit orientiertes touristisches<br />

Angebot sollte sämtliche Komponenten einer Leistung berücksichtigen. Im<br />

einzelnen sind hier zu nennen: Beherbergung, Gastronomie, Verkehr, touristische<br />

Infrastruktur, Ortsgestaltung/ Siedlungsstruktur, Landschaftsqualitäten, Service/<br />

Marketing. Sämtliche Bereiche sind in ihrer Quantität und Qualität zu erfassen<br />

und im Hinblick auf die angestrebten Ziele der regionalen Entwicklung zu bewerten.<br />

Um die oben genannten Zielsetzungen zu überprüfen, gehen wir wie folgt vor<br />

In Kapitel D1 wurde zunächst der Raum in seiner Größe beschrieben, der gegenwärtigen<br />

Stand der naturschutzfachlichen Rahmenplanung dargestellt und erste Hypothesen<br />

im Hinblick auf die sozio-ökonomische Situation des Raumes entwickelt.<br />

An dieser Stelle befassen wir uns mit den konzeptionellen Grundlagen eines<br />

"sanften Tourismus" und stellen am Beispiel der gegenwärtig verfügbaren Erkenntnisse<br />

zu den Wirkungen "harter" und "sanfter" touristischer Angebotsplanung dar,<br />

welche regionalökonomischen Auswirkungen diese beiden Entwicklungspfade allgemein<br />

aufweisen. Darauf aufbauend werden die folgenden Fragen behandelt:<br />

100 vgl. hierzu DWIF: Strukturanalyse des touristischen Arbeitsmarktes, München 1991, S. 4ff


178<br />

• Wie stellt sich die gegenwärtige Nachfragestruktur im Umfeld des Großschutzgebietes<br />

Elbtalaue dar?<br />

• Von welchem Nachfragepotential ist, gerade im Hinblick auf sanften Tourismus,<br />

auszugehen?<br />

• Welche regionalökonomische Bedeutung (bezogen auf die Anzahl der Arbeitsplätze)<br />

hat der Tourismus in dem Gebiet bereits heute, womit ist zukünftig zu<br />

rechnen?<br />

• Wie müßte die touristische Angebotsplanung ausgerichtet werden, damit zusätzliche<br />

Nachfragepotentiale erschlossen werden?<br />

Ein Fazit aus den konzeptionellen und empirisch gestützten Überlegungen zu den<br />

regionalökonomischen Chancen des Tourismus im geplanten Großschutzgebiet<br />

Elbtalaue schließt diesen Teil ab und stellt die wichtigsten Vorschläge übersichtsartig<br />

dar.<br />

3.2 Tourismusentwicklung als ein Baustein einer ökologische Regionalentwicklung<br />

- konzeptionelle Überlegungen<br />

Der Tourismus ist insbesondere in den neuen Bundesländern der einzig ernstzunehmende<br />

Hoffnungsschimmer für eine (kurzfristig wirksame) wirtschaftliche Belebung,<br />

wobei auch dieser (im Gegensatz zu den Niedersächsischen Teilgebiet) aufgrund<br />

der besonderen historischen Bedingung (Stichwort Sperrgebietsverordnung)<br />

quasi "aus dem Stand heraus" entwickelt werden muß.<br />

3.2.1 Zur Diskussion um die Ausweisung von Großschutzgebieten<br />

Biosphärenreservate sind großräumige Gebiete, die aufgrund des 1970 ins Leben<br />

gerufenen UNESCO-Programmes "Der Mensch und die Biosphäre" (MAB) von der<br />

UNESCO offiziell als Bestandteil eines internationalen Biosphärenreservat-Netzes<br />

anerkannt worden sind und eine größere internationale Bedeutung haben. Biosphärenreservate<br />

übernehmen nach Kaether (1994) folgende Funktionen:<br />

• Erhalt der historisch gewachsenen Kulturlandschaften,<br />

• Bewahrung genetischer Ressourcen,<br />

• Teilaufgaben einer international vernetzten langfristigen Umweltbeobachtung.<br />

Im Gegensatz zu Nationalparken seien in Biosphärenreservaten explizit auch wirtschaftliche<br />

Nutzungen möglich bzw. notwendig 101 . Bürget (1993) bezeichnet es als<br />

Ziel von Biosphärenreservaten, die Natur zu schützen sowie Kulturlandschaft zu<br />

pflegen und zu entwickeln. "Durch Forschung in Biosphärenreservaten sollen neue<br />

Wege für ein partnerschaftliches Zusammenleben von Mensch und Natur entwickelt,<br />

erprobt und beispielhaft umgesetzt werden."<br />

Die Vorteile, die eine Region durch die Ausweisung eines Großschutzgebietes gewinnen<br />

könnte, lassen sich (soweit dieses möglich ist) wie folgt benennen:<br />

- nicht monetarisierbare Vorteile<br />

101 Kaether weist jedoch auch daraufhin, daß bei der Nationalparkausweisung -beispielsweise Bayerischer Wald- wirtschaftliche<br />

Gründe - Belebung des Fremdenverkehrs - eine wichtige Rolle gespielt haben. Dadurch seien die eigentlichen Schutziele<br />

und die Prioritäten der Zielsetzung: 1. Natur schützen, 2. Bildung bieten, 3. Erholungsmöglichkeiten schaffen, gefährdet<br />

worden. Deshalb gehe man jetzt dazu über, den Nationalparken die Funktion von "Naturentwicklungslandschaften" zuzuweisen,<br />

und die wirtschaftliche Nutzung nur auf bestimmte Erschließungszonen innerhalb des Nationalparks zu beschränken.


179<br />

Hierzu zählen: Schutz von Wassereinzugsgebieten, Erhalt der genetischen Vielfalt<br />

und eines reichhaltigen Nahrungsmittelangebotes für die im Gebiet lebenden Tiere<br />

und Pflanzen und damit auch Erhalt der charakteristischen, für den Tourismus attraktiven<br />

Landschaft sowie Tier- und Pflanzenwelt. 102<br />

- direkt monetarisierbare Vorteile<br />

Hierzu zählen vor allen Dingen jene Vorteile, die für die Landwirtschaft und den<br />

Tourismus erwachsen. Gleichzeitig ist festzustellen, daß es bislang nur wenige Untersuchungen<br />

gibt, die diese Vorteile beziffern könnten, da es hier vielfältige methodische<br />

Probleme gibt. So lassen sich beispielsweise die Effekte der Ausweisung der<br />

Nationalpark niedersächsisches und schleswigholsteinisches Wattenmeer schon<br />

alleine deshalb nicht beziffern, weil es sich hier um ein bereits traditionell touristisch<br />

genutztes Gebiet handelt. Nach Kaether gibt es bislang nur eine wirtschaftswissenschaftliche<br />

Arbeit, die sich mit den ökonomischen Auswirkungen eines Großschutzgebietskonzeptes<br />

befaßt. Es handele sich um eine Arbeit von Prof. Kleinhenz<br />

(1982), der anhand einer empirisch ausgerichteten Untersuchung bei Nachfragern<br />

und Anbietern touristischer Leistungen im Gebiet des Nationalparks Bayerischer<br />

Wald versuchte, die Effekte zu beziffern. Danach ergäben sich folgende Effekte einer<br />

Schutzgebietsausweisung:<br />

• Erhöhung des Bekanntheitsgrades der Region und Verstärkung eines positiven<br />

Images. So war beispielsweise für 5,3 % aller Urlauber die Nationalparkausweisung<br />

entscheidener Grund für die Reisezielentscheidung, für weitere 26,2<br />

% war dies ein mitentscheidender Faktor, so daß insgesamt 30 % der touristischen<br />

Nachfrage auf diesen Imagefaktor zurückzuführen waren.<br />

• Für die Anbieter touristischer Leistungen ist die Nationalparkausweisung eine<br />

kostenlose Gemeinschaftswerbung, die dazu beitragen kann, daß die Übernachtungszahlen<br />

und die Kapazitätsauslastung steigt.<br />

• Für bestimmte Wirtschaftszweige ist der durch den Nationalpark bewirkte Besucherzuwachs<br />

von geradezu existentieller Bedeutung (im Bayerischen Wald betrifft<br />

dies inbesondere die Glasindustrie, so daß auch die nicht fremdenverkehrsabhängigen,<br />

konsumnahen Industrien und Handwerke vom Tourismus in<br />

einem Großschutzgebiet profitieren können).<br />

Andererseits zeigen die Ergebnisse auch, daß die regionalwirtschaftlichen Ergebnisse<br />

der Großschutzgebietsausweisung nicht überschätzt werden dürfen.<br />

- Möglichkeiten der Gewinnung zusätzlicher Finanzierungsquellen<br />

Als einer der zentralen Vorteile für die regionalökonomische Entwicklung wurde in<br />

den Gesprächen und in der Literatur hervorgehoben, daß in Großschutzgebieten<br />

eine potentiell größere Anzahl von Förderprogrammen zur Verfügung steht. Da es<br />

Ziel eines Großschutzgebietes ist, eine integrierte Entwicklung ("Partnerschaft von<br />

Mensch und Natur") zu ermöglichen, kann auf die Mittel verschiedenener Bereiche<br />

zurückgegriffen und können diese Mittel gebündelt werden. Zu nennen sind hier vor<br />

allen Dingen die Mittel des Europäischen Strukturfonds (EFRE; EAGFL; ESF), und<br />

spezifische EU-Programme, wie das Instrument der Gemeinschaftsinitiativen und<br />

102 Im Gebiet des geplanten Großschutzgebietes Elbtalaue gilt dies insbesondere für den Erhalt der Überwinterungsmöglichkeit<br />

der Gänse sowie die Brutgebiete der Störche, die bereits zu einem "Markenzeichen" für die Region geworden sind (so z. B.<br />

für die "Wendlandkooperative", einer Direktvermarktungsgesellschaft für die ökologisch erzeugten Lebensmittel der Region)


180<br />

Umweltfinanzierungsinstrumente, zu denen LIFE, LEADER u.a.m. gehören. Auf<br />

Bundes- und Länderebene sind eine Vielzahl von Fördermaßnahmen im Rahmen<br />

der Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur (GRW-<br />

Mittel), Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes<br />

(GAK-Mittel), sowie Mittel nach dem AFG (ABM-Mittel, LKZ sowie § 249h-<br />

Mittel) zu nennen.<br />

Die Mittelvergabe und die Ausgestaltung der aus den genannten Förderprogrammen<br />

resultierenden bundesländerspezifischen Programme differiert erheblich. Es wäre<br />

die Aufgabe eines separaten Gutachtens, die unterschiedlichen Fördervoraussetzungen<br />

zu analysieren und in ihren Konsequenzen zu beurteilen. Nach den<br />

Ergebnissen der Expertenbefragung könne man beispielsweise in Mecklenburg-Vorpommern,<br />

Dorferneuerungsmittel mit Fremdenverkehrsförderungsmitteln kombinieren,<br />

unabhängig davon, ob ein Dorf bereits als Ganzes in die Dorferneuerung<br />

einbezogen wurde. In Brandenburg existiere diese Möglichkeit jedoch nicht.<br />

Hinzu kommt, daß die Möglichkeit auf mehr Mittel zurückgreifen zu können lediglich<br />

eine notwendige, nicht jedoch hinreichende Voraussetzung für die integrierte ländliche<br />

Entwicklung ist. Ebenso wichtig ist, daß bestimmte Mittelverwendungen Auflagen<br />

unterworfen werden, um auszuschließen, daß z.B. Strukturförderungsmittel für<br />

naturzerstörende Maßnahmen in Anspruch genommen werden. So wird in der Zeitschrift<br />

"Elbtalaue" davon berichtet, daß die Gemeinde Gorleben den Bau eines<br />

Sportboothafens in einem bisher unbebauten, naturräumlich sehr wertvollen Teil des<br />

Gorlebener Hakens plant, und hierfür EG-Strukturförderungsfördermittel im Wert von<br />

40 % der geplanten Investitionskosten in Anspruch nehmen kann. 103<br />

Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß die Diskussion um die Ausweisung von<br />

Großschutzgebieten als ein positives Element regionaler Entwicklung noch am Anfang<br />

steht. Auch wenn die Wirkung auf die Wertschöpfung in einzelnen Wirtschaftsbereichen<br />

noch eine Vielzahl ungeklärter Fragen aufwirft, so sind mit der Ausweisung<br />

eines Großschutzgebietes für den Tourismus in der Summe positive Effekte zu<br />

erwarten.<br />

3.2.2 Fremdenverkehr im Spannungsfeld von Ökonomie und Ökologie<br />

Fremdenverkehrspolitik auf der Ebene der Regionen und Gemeinden wird in der<br />

Mehrzahl aller Fälle als Wirtschaftsförderungsaufgabe verstanden. Insbesondere in<br />

strukturschwachen Regionen wie den Neuen Bundesländern wird Fremdenverkehrsförderung<br />

als ein wesentlicher Beitrag zur Verbesserung der sozioökonomischen<br />

Lage der einheimischen Bevölkerung gesehen. Die Wertschöpfungsbeiträge<br />

sowie die Arbeitsplatz- und kommunalen Einnahmeeffekte sind wichtige<br />

Kennziffern, an denen die positiven wirtschaftlichen Beiträge des Tourismus festgemacht<br />

werden. Desweiteren wird es durch Fremdenverkehrsförderung ermöglicht,<br />

Infrastrukturen (beispielsweise Schwimmbäder, Verbesserung des ÖPNV) aufzubauen,<br />

die gleichzeitig auch die materielle Lebensqualität der Einheimischen deutlich<br />

verbessern. Insbesondere in strukturschwachen, dünnbsiedelten Regionen ist<br />

die touristische Nachfrage der entscheidende Faktor, um eine hinreichende Auslastung<br />

zu erreichen und ein wirtschaftliches Betreiberkonzept zu ermöglichen.<br />

Eine allein auf diese ökonomischen Effekte abzielende Fremdenverkehrsförderung<br />

hat jedoch in der Vergangenheit die ökonomischen und ökologischen Folgewirkun-<br />

103 "Sportboothafen gefährdet Elbe-Biber, in: Zeitschrift "Elbtaiaue aktuell", Nr.1/1994, S. 9


gen des touristischen Wachstum vernachlässigt. Solche Folgewirkungen sind beispielsweise:<br />

181


182<br />

• Naturzerstörung durch touristische Nutzung,<br />

• Verbauung und "Möblierung" der Landschaft,<br />

• Anstieg der Bodenpreise und Mieten,<br />

• Preisanstieg für Dienstleistungen und im Handel,<br />

• Entstehung einer Fremdenverkehrs-"Monokultur".<br />

Neben diesen unmittelbaren Effekten können jedoch auch langfristige soziale und<br />

ökologische Fehlentwicklungen eingeleitet werden, wie z.B.<br />

• Artenrückgang und und Schädigung ökosystemarer Grundfunktionen,<br />

• Erschöpfung und/oder Überlastung der natürlichen Ressourcen (z.B. Erschöpfung<br />

der Wasserreserven, Gewässer- und Luftverschmutzung, Lärmbelastung insbesondere<br />

durch Auto-Verkehr sowie vermehrtes Abfallaufkommen)<br />

• Defizite im Arbeitsplatzangebot (hoher Anteil saisonaler Arbeitsplätze),<br />

• Verdrängung der ortsansässigen Bevölkerung durch steigende Mieten,<br />

• Aufgabe landwirtschaftlicher Tätigkeiten und dadurch bedingt Verfall von Kulturlandschaft.<br />

Gänzlich ungeklärt (für die hier betrachtete Region jedoch bislang von weniger großer<br />

Bedeutung) ist der Umgang mit dem Phänomen der zeitlich-räumlichen Überlastung<br />

durch touristische Aktivitäten. Das Kernproblem der durch Tourismus bewirkten<br />

Umweltbelastungen liegt u.E. in der Frage, wie man mit den "Mengenproblemen"<br />

(zu viele Menschen wollen sich zur selben Zeit am selben Ort erholen) umgehen<br />

kann.<br />

3.2.3 Wirtschaftliche Chancen einer "sanften" touristischen Angebotsplanung<br />

Über die wirtschaftlichen Chancen eines "sanften" touristischen Entwicklungspfades<br />

ist bislang weniger bekannt, als über die eines "harten" touristischen Entwicklungspfades.<br />

Dies ist nicht verwunderlich, gibt es doch keine großräumig angelegten Modellbeispiele.<br />

Gleichzeitig steigt die Kritik am "harten" Entwicklungspfad, wie zahlreiche<br />

Untersuchungen des (nicht mehr existierenden Studienkreises für Tourismus)<br />

bis Anfang der 90er Jahre zeigen. Diese Kritik führt jedoch nicht notwendigerweise<br />

zur Abkehr von den "harten" massentouristischen Zielen.<br />

Aus der Vielzahl von Studien, die sich mit den Nachfrageentwicklungstendenzen auf<br />

dem Reisemarkt auseinandersetzten, lassen sich keine eindeutigen Schlußfolgerungen<br />

ziehen, die es erlauben würden die wirtschaftlichen Chancen einer "sanft"<br />

touristischen Angebotsplanung zu beurteilen. 104 Vielmehr deuten die Umfrageergebnisse<br />

darauf hin, daß die touristischen Nachfrager zwar eine intakte Natur erwarten,<br />

vielfach jedoch nicht wissen was darunter zu verstehen ist (Problembereich:<br />

104 vgl. insbesondere Studienkreis für Tourismus (Stft), Reiseanalyse 1989 und folgende Jahrgänge, Starnberg; ADAC: Mehr<br />

wissen - Mehr handeln, Bausteine für eine umweltverträgliche Tourimusentwicklung, München, 1991 ;Kirstges, T., Sanfter<br />

Tourismus - Chancen und Probleme der Realisierung eines ökologieorientierten und sozialverträglichen Tourismus durch<br />

deutsche Reiseveranstalter, München 1992; Opaschowski, H.W., Ökologie von Freizeit und Tourismus, Opladen, 1991;<br />

Wöhlert,K. Umweltbewußtsein und Umweltverhalten: "Sanftes" Tourismuspotential - Eine empirische Studie Materialien <strong>zum</strong><br />

Tourismusmarketing 3, Teil 2,Lüneburg, 1992; Robinet, K. u.a.: Auswirkungen eines wachsenden Umweltbewußtseins in<br />

Politik und bei den Verbrauchern auf das unternehmerische Verhalten der touristischen Anbieter, Ergebnisbericht <strong>zum</strong><br />

gleichnamigen unveröffentlichten Gutachten des Bundeswirtschaftsministeriums, August 1993


183<br />

Informationsdefizit); noch alleine Natur <strong>zum</strong> ausschlaggebenden Argument für die<br />

Zielortwahl wird (Problembereich: Vielschichtigkeit der Motive). Vielmehr ist davon<br />

auszugehen, daß eine - wie auch immer definierte - intakte Natur zu den Basiseigenschaften<br />

des "Produktes" Tourismus gehört.<br />

Wenn nachfrageseitig kaum Möglichkeiten zur Beurteilung der ökonomischen Chancen<br />

einer sanft touristischen Angebotsplanung bestehen, bietet sich ein anderer<br />

Weg an: Hierbei handelt es sich um die Erfassung der Erfahrungen jener touristischen<br />

Anbieter, die (nach bestimmten Kriterien gewichtet) bereits als umweltbewußt<br />

bezeichnet werden können.<br />

Dieser Weg beschritt eine für das Bundeswirtschaftsministerium 1993 erarbeitete<br />

Studie. Sie hat - bei allen methodischen Unsicherheiten - Anzeichen dafür zusammentragen<br />

können, daß sich für die Gruppe der Beherbergungsbetriebe, die für eine<br />

umweltbewußte Betriebsführung im Rahmen von Wettbewerben ausgezeichnet<br />

wurden, eine umweltbewußte Betriebsführung auch einzelwirtschaftlich auszahlt.<br />

Die Anzahl der in den alten Bundesländern bekannten Betriebe des Gastgewerbes<br />

mit einer umweltbewußten Betriebsführung, lag Anfang 1993 bei annähernd 300 (ca<br />

1 % aller Beherbungsbetriebe), von denen 157 im Frühjahr 1993 zu ihren Motiven<br />

und Erfahrungen befragt wurden. Dabei ergaben sich u.a. folgenden Ergebnisse<br />

(Robinet 1993):<br />

• Die umweltbewußte Betriebsführung hat sich für die Betriebe (bezogen auf die<br />

Anzahl aller befragten Betriebe) wie folgt ausgewirkt:<br />

• 43,3 Prozent kostenneutral,<br />

• 33,1 Prozent kostensenkend und<br />

• lediglich 19,1 Prozent kostensteigernd.<br />

• Von insgesamt 30 Betrieben, die Kostensteigerung angaben, konnten 46 Prozent<br />

sie über die Preise weitergeben.<br />

• Umweltbewußt wirtschaftende Betriebe haben in ihrer Mehrzahl eine überdurchschnittliche<br />

Kapazitätsauslastung bei durchschnittlichem Preisniveau zu verzeichnen.<br />

• In mehr als 80 Prozent der Betriebe werden die Gästereaktionen auf umweltorientierte<br />

Unternehmensführung als positiv gekennzeichnet. Die Gästereaktionen<br />

werden jedoch im Regelfall nicht aus "harten Fakten" wie beispielsweise sinkende<br />

Energie-und Wasserverbräuche abgeleitet, sondern anhand von Gesprächen. Sie<br />

sind aus Sicht der Betriebe das wichtigste Instrument, um die Reaktionen ihrer<br />

Gäste zu messen.<br />

• Bei rund einem Viertel aller Betriebe hat sich der Energie- und Wasserverbrauch<br />

verringert.<br />

• Daß der Anteil der Stammgäste wächst, wird von 33,5 Prozent aller Betriebe ursächlich<br />

mit ihrer umweltbewußten Betriebsführung in Verbindung gebracht.<br />

Auch auf der Ebene der in die Untersuchung einbezogenen westdeutschen Gemeinden<br />

und Regionen, die mit Umweltinitiativen positiv aufgefallen sind (u.a. Hindelang,<br />

Freudenstadt, Uhldingen/Bodensee, Altmühltal) wurde von positiven Reaktionen<br />

auf die Umweltschutzorientierung berichtet, wobei folgende Beobachtungen<br />

besonders hervorgehoben wurden:


184<br />

• Der Anteil der Stammgäste steigt.<br />

• Die Nachfrage nach naturkundlichen Führungen steigt.<br />

• Die Landwirte, die ökologisch wirtschaften und ihre Produkte direkt vermarkten,<br />

haben einen guten bis sehr guten Absatz zu verzeichnen.<br />

• Das vorhandenen ÖPNV-Angebote ist besser ausgelastet.<br />

• Die Nachfrage nach Leihfahrrädern steigt.<br />

Hinzuweisen ist auch auf die Erfahrung der "Gemeinschaft autofreier Schweizer<br />

Tourismusorte" (GAST), die in den neun ihr angeschlossenen Kommunen, den Autoverkehr<br />

aus den Ortskernen verbannte und in den Jahren zwischen 1984 und<br />

1989 einen Gästezuwachs von sechs Prozent zu verzeichnen hatte. Dies war doppelt<br />

so hoch wie im Durchschnitt der Schweiz. 105<br />

Auch weist beispielsweise BTE/ Futour 106 darauf hin, daß sich durch ein ökologisches<br />

Regional- und Tourismusentwicklungskonzept die regionale Wertschöpfung,<br />

z.B. durch Einsatz regional erzeugter Produkte in der Gastronomie deutlich steigern<br />

läßt. Beispiele aus dem Biosphärenreservat Rhön würden belegen, daß sich der<br />

Wareneinsatz regionaler Produkte von 5 % auf bis zu 60 % steigern läßt.<br />

3.2.4 Vergleich der Wirkungen "harter" und "sanfter" touristischer Entwicklungspfade<br />

Der Großschutzgebietscharakter einer Region wie die Elbtalaue und touristische<br />

Freizeitgroßprojekte schließen sich aus - die Zielvorstellungen sind nicht miteinander<br />

kompatibel. Dennoch zeichnet sich gegenwärtig eine Welle von Planungen für<br />

neue touristische Großprojekte ab und hier inbesondere für solche Anlagen, die das<br />

erfolgreiche niederländische Modell der Firma "Center-Parcs" kopieren wollen. Hierbei<br />

handelt es sich um auf Kurzurlaub angelegte Bungalowsiedlungen mit bis zu<br />

3000 Betten, in deren Zentrum sich ein sogenanntes "subtropisches Spaßbad", als<br />

Mischung aus "Einkaufspassage und Gewächshaus" 107 , befindet.<br />

Aufgrund der mit solchen Großprojekten verbundenen negativen ökologischen und<br />

sozio-kulturellen Auswirkungen, sollen diese hier als "harte" touristische Angebotsplanung<br />

bezeichnet werden.<br />

Auch für die hier betrachtete Region (das Großschutzgebiet Elbtalaue) sind uns<br />

zwei Planungen bekannt geworden, für die eine Planungsanzeige bei der zuständigen<br />

Raumordnungsbehörde abgegeben wurde (Akquapark Lenzen/ Brandenburg),<br />

bzw. die sich auf der Diskussionsebene (in Vielank/ Mecklenburg) befinden. Insbesondere<br />

über den geplanten "Aquapark Lenzen", einem Projekt mit 800 Bungalows/<br />

3000 Betten, ist bereits auf kommunaler Ebene viel diskutiert worden, wobei diese<br />

Planung nach Auskunft von Verwaltungsbeamten auf große Zustimmung in der Bevölkerung<br />

und der Stadtverordnetenversammlung gestoßen sei.<br />

105 zit. nach Kanschik, Nitschke: Die Entwicklung von Fremdenverkehr und Tourismus im Konflikt zwischen ökonomischen und<br />

ökologischen Zielen, Gutachten für den Deutschen Bundestag, Berlin, August 1993, S. 52<br />

106 BTE/ Futour: Großschutzgebiet Elbtalaue mit integriertem Nationalpark, Bestands- und Konfliktlösungsanalyse Tourismus,<br />

Gutachten im Auftrag des Nds. Wirtschaftsministeriums, Zwischenbericht Hannover/ München, 1994, S. 27<br />

107 vgl. Strasdas, Wolfgang: Ferienzentren auf Kosten der Natur?, Faltblatt des BUND, Bonn, 1. Auflage, 1 .März 1993


185<br />

Die Vielzahl von Planungen, die insbesondere in den neuen Bundesländern angesiedelt<br />

werden (insgesamt seien bereits bundesweit 50 Großprojekte -Stand März<br />

1993- bekannt geworden) hat Anlaß zu einer intensiven Fachdiskussion gegeben.<br />

Sie ist zusammenfassend wiedergegeben in einer Schriftenreihe des ILS (Milke u.a.<br />

1993). Zusammen mit den vor Ort geführten Gesprächen ergibt sich nachfolgende<br />

Übersicht. Hierbei handelt es sich um eine Gegenüberstellung ökologisch-ökonomischer<br />

Wirkungen des "harten" und "sanften" Entwicklungspfades, in die folgende<br />

Beurteilungskriterien eingegangen sind:<br />

• Arbeitsplätze in der Entstehungsphase,<br />

• Arbeitsplätze im Betrieb,<br />

• indirekte Arbeitsplatzeffekte,<br />

• Qualität der Arbeitsplätze,<br />

• Steuereinnahmen,<br />

• Planungsrisiko,<br />

• Realisierungsrisiko,<br />

• Betriebsrisiko,<br />

• Imageeffekte,<br />

• ökologische Auswirkungen,<br />

• sozio-kulturelle Effekte,<br />

• Zeitfaktor/ Realisierungszeitraum.<br />

Aus der nachfolgenden Übersicht (Abbildung 19) geht hervor, daß entgegen der<br />

vielfach geäußerten Hoffnungen, die Struktureffekte von Großprojekten geringer<br />

sind, als die der oben definierten "sanften" touristischen Angebotsplanung, die durch<br />

orts- und regionaltypische Unterkunftsmöglichkeiten und vergleichsweise geringere<br />

Umweltwirkungen gekennzeichnet ist.<br />

Hauptnachteil einer "sanften" touristischen Angebotsplanung ist jedoch im Zeitfaktor<br />

zu suchen. Unter den ungünstigen Rahmenbedingungen - wie sie in Kapitel D stichwortartig<br />

beschrieben wurden - erfordert der "sanfte" Weg einen sehr viel "längeren<br />

Atem". Angesichts der prekären sozio-ökonomischen Situation in der sich viele Gemeinden<br />

auf dem Gebiet der neuen Bundesländer befinden, ist davon auszugehen,<br />

daß die Unterstützung für den "sanften" Weg geringer ausfällt, wenn gleichzeitig<br />

eine Möglichkeit besteht, kurzfristig Projekte zu realisieren, auch wenn man durchaus<br />

die Nachteile solcher Projekte sieht.<br />

Unabhängig davon, ob die Planungen im Raum überhaupt auf einer realistischen<br />

Basis stehen (<strong>zum</strong>indest für den ins Auge gefaßten Standort Vielank am Rande eines<br />

Truppenübungsplatzes kann dies bezweifelt werden 108 ) ist an dieser Stelle<br />

darauf hinzuweisen, daß "sanfte" touristische Angebotsplanung, die sich auf lokale<br />

Ressourcen stützen will, in starkem Maße auf innovative Konzepte der Wirtschaftsice<br />

In diesem Zusammenhang ist darauf zu verweisen, daß die Großprojektplanung durch Steuervergünstigungen<br />

(Sonderabschreibungen für das Gebiet der neuen Bundesländer) begünstigt wird. Dies kann dazu führen, daß an sich unrentable<br />

Projekte an ungeeigneten Standorten durch (unseriöse) Bauträger errichtet werden, die sich wenige Jahre später als<br />

unvermietbar erweisen. Mit der dadurch bewirkten Urbanen Überformung müssen die Gemeinden dann leben, weil ihnen<br />

häufig die finanziellen Mittel für den Abriß fehlen.


186<br />

förderung angewiesen ist. Es reicht nämlich im Regelfall nicht aus, lediglich Fördermittelberatung<br />

bereitzustellen, sondern es ist eine gezielte Beratung und Aktivierung<br />

der Bevölkerung erforderlich, will man die Chancen wahrnehmen, die der Tourismus<br />

in einem Raum bietet. In diesem Zusammenhang ist darauf zu verweisen,<br />

daß in anderen Regionen der fünf neuen Bundesländer gegenwärtig fünf Modellprojekte<br />

"Einkommenssicherung durch Dorferneuerung" laufen, in denen eine<br />

"Rundumberatung" bis hin zur Begleitung der Antragsteller zu Banken und Behörden<br />

geleistet wird 109 . Würden solche Projekte nicht nur Pilotstandard, sondern Element<br />

der Wirtschaftsförderung, könnte sich möglicherweise der Zeitbedarf <strong>zum</strong> Aufbau<br />

"sanfter" touristischer Strukturen verkürzen.<br />

Abbildung 19: Vergleich der Wirkungen unterschiedlicher Entwicklungspfade für<br />

die touristische Erschließung in einer Region<br />

Beurteilungskriterium<br />

Arbeitsplätze in der<br />

Erstellungsphase<br />

Arbeitsplätze im<br />

Betrieb und<br />

Betten pro Vollzeitarbeitsplatz<br />

indirekte Arbeitsplatz-<br />

Effekte<br />

(Z.B.Einkäufe,<br />

Restaurantbesuche)<br />

Qualität der Arbeitsplätze<br />

"harter" Entwicklungspfad 1 ) "sanfter" Entwicklungspfad 2 )<br />

Rodung der Gelände, Erstellung der<br />

Bungalows (Fertigbauten), Erstellung<br />

des "Herzstücks" (Spaßbad) erfolgt mit<br />

Hilfe auswärtiger Spezialfirmen, ortsansässige<br />

Bauindustrie/ das Bauhandwerk<br />

ist im Regelfall nicht auf<br />

diese Anforderungen eingerichtet<br />

12,7<br />

bei 3000 Betten an einem Standort<br />

= 236 VZA<br />

bei innenorientiertem Konzept nur geringe<br />

Zusatzeinnahmen für örtliche<br />

Gastronomie, Einzelhandel, Landwirtschaft;<br />

Einkauf der benötigten Waren<br />

erfolgt zentral, Berücksichtigung lokaler<br />

Angebote eher unwahrscheinlich, da<br />

Serienprodukte gefragt werden<br />

Managementaufgaben werden von<br />

auswärtigen Arbeitskräften durchgeführt,<br />

für die lokale Bevölkerung bleiben<br />

häufig nur unqualifizierte Tätigkeiten,<br />

vielfach wird die Sozialversicherungsgrenze<br />

nicht überschritten<br />

(weniger als 10 Stunden pro Woche),<br />

Sonn-und Feiertagsarbeit, Reinigungsarbeiten<br />

Restaurierung, Umbau, Erstellung<br />

neuer Beherbergungskapazitäten<br />

kommt im Regelfall zu einem nicht<br />

unerheblichen Teil der ortsansässigen<br />

Bauindustrie/ Bauhandwerk<br />

zugute - positiver Beitrag zur Regionalentwicklung<br />

5,4<br />

bei 3000 Betten an dispersen<br />

Standorten =555 VZA<br />

Der Wertschöpfungsmultiplikator<br />

dieser Form des Tourismus wird mit<br />

1,7 beziffert. Damit trägt der Tourismus<br />

zur Stabilisierung der ökonomischen<br />

Situation des örtlichen<br />

Einzelhandels, der Gastronomie und<br />

des Handwerks bei; die Wertschöpfungsquote<br />

könnte sogar noch gesteigert<br />

werden, wenn es gelingt,<br />

dauerhafte regionale Liefer-<br />

Leistungsverflechtungen zu etablieren;<br />

so daß (bei 3000 Betten) durch<br />

diesen Weg rechnerisch ca. 800 bis<br />

1000 (Vollzeit-) Arbeitsplätze langfristig<br />

entstehen könnten (ohne<br />

konjunkturelle Effekte, die während<br />

der Bauphase entstehen)<br />

Familienbetriebe, Mangementaufgaben<br />

durch einheimische Fachkräfte;<br />

jedoch ebenso häufig unqualifizierte<br />

und sozial nicht abgesicherte<br />

Tätigkeiten wie beim "harten Weg"<br />

1) Erschließung über Urbane Ferienzentren der 2. Generation, innenorientierte Konzepte, mit großen Bungalowsiedlungen, Restaurants<br />

und Läden innerhalb der Anlage, mit einem "Spaßbad" als Zentrum der Anlage<br />

2) Orts-und regionaltypische touristische Entwicklung, gekennzeichnet durch mittelgroße Hotels und Pensionen, Ferienwohnungen<br />

in bestehenden Einrichtungen und unter Einbezug von Maßnahmen der Dorferneuerung Fortsetzung -> b.w.<br />

109 Mündliche Mitteilung Fremdenverkehrsverband West-Mecklenburg, Frau Ohlhöft, April 1994


187<br />

Fortsetzung: Abbildung 19<br />

Steuereinnahmen<br />

Planungsrisiko<br />

Realisierungsrisiko<br />

Betriebsrisiko<br />

Imageeffekte<br />

ökologische Auswirkungen<br />

sozio-kulturelle<br />

Effekte<br />

Große Teile der Gewerbesteuern können<br />

durch erhöhte Abschreibungen<br />

kompensiert werden, nur Teile der<br />

Grunderwerbssteuern und der Grundsteuern<br />

verbleiben im Kreis; lediglich<br />

Fremdenverkehrsabgaben (z.B. 1<br />

DM/pro Übernachtung) verbleiben<br />

vollständig bei der Gemeinde (bei<br />

1 Mio. Übernachtungen ergibt dies DM<br />

1 Mio/a)<br />

Anteile an der Einkommenssteuer hängen<br />

von der Art der Arbeitsplätze ab,<br />

Teilzeit- und sozialversicherungsfreie<br />

Beschäftigungsverhältnisse erbringen<br />

nur geringe Einkommenssteueranteile<br />

hoch, vielfältige Prüfaufgaben durch<br />

Verwaltung, Genehmigungsaufwand<br />

sehr hoch<br />

in Abhängigkeit vom Betreiberkonzept;<br />

ist die Finanzierung nicht gesichert,<br />

kann es dazu kommen, daß die Arbeiten<br />

noch in der Erstellungsphase abgebrochen<br />

wenden - Investitionsruinen<br />

können entstehen<br />

hohe Anfangsinvestitionen erfordern<br />

kontinuierlich hohe Auslastung; kann<br />

dieses nicht gewährleistet werden,<br />

besteht die Gefahr des Entstehens von<br />

Investitionsruinen, mit denen die Gemeinde<br />

alleine gelassen wird<br />

nicht eindeutig abschätzbar, da unterschiedliche<br />

Zielgruppen angesprochen<br />

werden, können sowohl positiv sein<br />

(das Angebot schafft sich seine Nachfrage),<br />

als auch negativ sein<br />

(vorhandene Stammgäste fühlen sich<br />

durch Zusatzbelastung [beispielsweise<br />

Verkehr] gestört)<br />

Störwirkungen abhängig von der<br />

Standortwahl, auf jeden Fall:<br />

- hohe Wasserverbrauchsintensität<br />

- hohes Abwasseraufkommen<br />

- hohe Energieintensität<br />

- hohe Verkehrsintensität<br />

- hohe Abfallintensität<br />

jedoch technische Maßnahmen des<br />

Umweltschutzes leichter zu realisieren,<br />

da auflagenorientierte Steuerung bei<br />

nur wenigen Akteuren zu realisieren ist.<br />

Veränderung des traditionellen Ortsund<br />

Landschaftsbildes durch urbane<br />

Überformung; an den jeweiligen Standorten<br />

von Großprojekten aufgrund der<br />

damit einhergehenden Verkehrsbelastungen<br />

Minderung der Wohnqualität;<br />

in der Planungsphase häufig Spaltung<br />

der Bevölkerung in Gegner/Befürworter<br />

die Steuermehreinnahmen dürften<br />

auf Dauer angelegt höher sein, die<br />

Erhebung von Fremdenverkehrsabgaben<br />

auf lokale Widerstände<br />

stoßen. Im Hinblick auf die Art der<br />

Arbeitsplätze, gelten ähnliche Einschränkungen<br />

wie bei Großprojekten<br />

eher abschätzbar, geringerer Genehmigungsaufwand<br />

für eher "kleinteilige" Vorhaben ist<br />

das Realisierungsrisiko geringer<br />

einzuschätzen, da es eher möglich<br />

ist, ggfs. Nachfolger zu finden<br />

Besitzerwechsel wird bei wirtschaftlichen<br />

Schwierigkeiten des bisherigen<br />

Betreibers leichter zu realisieren<br />

sein, für die Gemeinde ist das Risiko<br />

geringer<br />

nicht abschätzbar, nicht zuletzt auch<br />

abhängig vom Zielgruppenkonzept<br />

und der Art der gewählen Vermarktung<br />

der Region<br />

Störwirkungen abhängig von der<br />

Standortwahl, vergleichsweise geringere<br />

Mengeneffekte in bezug auf<br />

die Umweltbelastungen<br />

technische Maßnahmen des Umweltschutzes<br />

eher schwierig umzusetzen,<br />

da eine Vielzahl von Akteuren<br />

zu berücksichtigen ist<br />

landschaftsangepaßte Architektur<br />

eher möglich, positive Ausstrahlung<br />

auf Dorferneuerungsmaßnahmen,<br />

vegleichsweise geringere, mit Tourismus<br />

einhergehende, Verkehrsbelastungen,<br />

Auseinandersetzungen<br />

auf der kommunalen Ebene dürften<br />

weniger spannungsreich ausfallen


188<br />

Fortsetzung Abbi dung 19<br />

Zeitfaktor/<br />

Realisierungszeitra<br />

um<br />

Quelle: Darstellung des IÖW1994<br />

lange Genehmigungsverfahren, jedoch<br />

dann schnelle Realisierung, kurzfristig<br />

sichtbare Erfolge der Wirtschaftsförderungspolitik<br />

Die Realisierung der positiven regionalwirtschaftlichen<br />

Effekte dieser<br />

Art von Erschließung erfordert einen<br />

"langen Atem"; benötigt längere<br />

Zeiträume , ist in starkem Maße auf<br />

die Investitions- und Risikobereitschaft<br />

der lokalen Akteure angewiesen<br />

3.3 Zur Ausgangssituation für den Tourismus im geplanten Großschutzgebiet<br />

Elbtalaue<br />

3.3.1 Entwicklung und Struktur der touristischen Nachfrage<br />

Die Entwicklung und Struktur der touristischen Nachfrage läßt sich quantitativ nur für<br />

den niedersächsischen Teil des Gebietes der Elbtalaue darstellen, da für die Gebiete<br />

in den neuen Bundesländern eine diesbezügliche Erhebung erst für den Sommer<br />

1994 geplant ist. Es ist jedoch von der Annahme auszugehen, daß sich die Struktur<br />

der (künftigen) Nachfrage in dem Teil der Elbtalaue, der den neuen Bundesländern<br />

zuzuordnen ist, nicht grundsätzlich von der im niedersächsischen Teilgebiet unterscheidet.<br />

Entsprechend lassen sich folgende Aussagen zur Entwicklung und Struktur<br />

der Nachfrage nach touristischen Leistungen im Gebiet des geplanten Großschutzgebiets<br />

Elbtalaue treffen:<br />

• Die Anzahl der Übernachtungen stieg zwischen 1985 und 1989 beständig an und<br />

hat infolge der Grenzöffnung 1990-92 noch einmal einen Schub erfahren, ging jedoch<br />

1992 um 5 % gegenüber dem Vorjahr zurück; nach offiziellen Angaben<br />

(ohne "Schwarzvermietungen") belief sich die Anzahl der Übernachtungen 1992<br />

auf ca. 600.000 für das niedersächsische Teilgebiet (BTE/ Futour 1994, 15 f) Andere<br />

Angaben sprechen von einer Verdoppelung der Übernachtungen im Zeitraum<br />

1975-1990 (Droß/ Drüche 1993).<br />

• Räumlich konzentriert sich der Tourismus auf die Orte Gartow (30 %) und Hitzakker<br />

(40 %), die zusammen annähernd 70 % der Übernachtungen bei einem Bettenanteil<br />

von knapp 61 % zu verzeichnen haben.<br />

• Überdurchschnittlich gut (gemessen an der Kapazitätsauslastung) war 1992 die<br />

Entwicklung in Lüchow (143,9 Tage), während sie in Dannenberg am schlechtesten<br />

war (vgl. Tabelle)<br />

• Die durchschnittliche Verbleibdauer liegt bei 3,5 Tagen; dies spricht dafür, daß<br />

die Region bevorzugt von Kurzurlaubern aufgesucht wird.<br />

In Bezug auf die Nachfragestruktur werden folgende Aussagen getroffen:<br />

• ein großer Teil der Gäste reist aus Hamburg und Berlin an,<br />

• das Ruhrgebiet ist nach Hamburg und Berlin das drittwichtigste Herkunftsgebiet<br />

der Gäste,<br />

• der Anteil an Gästen aus Süddeutschland ist dagegen bisher sehr gering,<br />

• die Region wird v.a. für Wochenend-, Kurz- und Langzeiturlaube aufgesucht,<br />

weniger für Tagesausflüge,


189<br />

• viele Berliner und Hamburger besitzen in der Region Zweitwohnsitze oder belegen<br />

Dauercampingplätze,<br />

• im Gegensatz <strong>zum</strong> angeblichen Klischee der Region als "Billigreisegebiet" gehören<br />

viele Gäste den mittleren und höheren Einkommensklassen an,<br />

• weniger Familien mit Kindern, sondern eher erfolgreiche Angestellte und Freiberufler<br />

sowie Rentner bilden die Hauptgästegruppen." (BTE/ Futour, 1994, S. 16)<br />

Tabelle 51: Touristische Kennwerte im niedersächsischen Teilgebiet des Großschutzgebietes<br />

Elbtalaue (Stand 1992)<br />

Gemeinde<br />

Einwohner Anzahl<br />

Betten<br />

Camping-<br />

Stellplätze<br />

Gäste<br />

Übernachtungen<br />

Betten-<br />

Auslastung<br />

in Tagen<br />

Fremdenverkehrsintensität<br />

Gartow 4.028 1.467 150 27.430 177.019 105,6 4394,7<br />

Lüchow 18.361 676 k.A. 16.426 97.225 143,9 529,5<br />

Dannenberg 13.724 721 100 20.722 80.213 81,7 584,5<br />

Hitzacker 7.160 1.293 260 86.587 228.393 128,2 3189,8<br />

Bleckede 8.562 343 164 14.935 61.382 131,4 716,9<br />

Scharnebeck 11.270 k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. k.A.<br />

Neuhaus 6.250 39 0 k.A. k.A. k,A. k.A.<br />

Quelle: BTE/Futour, 1994, S. 16<br />

3.3.2 Nachfragepotentiale<br />

Diese Entwicklung und Struktur der Nachfrage dürfte nicht zufällig sein. Folgende<br />

Einflußfaktoren werden in der Literatur genannt:<br />

• Innerdeutsche Grenze<br />

• Image und Bekanntheitsgrad<br />

• Erreichbarkeit<br />

Die innerdeutsche Grenze zog auf westlicher Seite einen "Grenztourismus" nach<br />

sich, während auf der östlichen Seite das Grenzgebiet Sperrgebiet war. Darüber<br />

hinaus war die Region auf westlicher Seite eines der "Naherholungsgebiete" der<br />

West-Berliner.<br />

Die Auswirkungen der Grenzöffnung auf die Region lassen sich gegenwärtig noch<br />

nicht endgültig abschätzen. Aus niedersächsischer Sicht zeichnen sich dem Bericht<br />

von BTE zufolge folgende positive/ negative Entwicklungsmöglichkeiten ab:<br />

• Positiv zu bewerten sei eine Vergrößerung des Ausflugsangebotes (z.B. Lenzener<br />

Wische, Festung Dömitz, Burg Lenzen).<br />

• Gleichzeitig entstehen auf ostelbischer Seite neue touristische Infrastrukturen,<br />

wodurch sich die Konkurrenzsituation verschärft.<br />

• Die Auswahlmöglichkeiten für die Naherholung der Berliner und Hamburger sind<br />

größer geworden, und dies dürfte sich mittel- bis langfristig negativ auf die Nachfrageentwicklung<br />

auswirken.<br />

• Die innerdeutsche Grenze hat insbesondere für Tagesausflügler einen "Reiz"<br />

ausgeübt ("einmal über die Elbe gucken"); dieser "Reiz" ist nun entfallen.


190<br />

Im Hinblick auf die Frage des Images ist unbestritten, daß die Elbtalaue einen hohen<br />

naturräumlichen Wert aufweist. Kontrovers diskutiert wird die Frage der touristischen<br />

Eignung der Region (Image, Vermarktbarkeit). Hierzu werden im Zwischenbericht<br />

von BTE/ Futour folgende Positionen präsentiert:<br />

• "Aus 'norddeutscher Sicht' ist die wendländische Elbe als traditionelles Radfahr-,<br />

Jugendgruppen-, und Kurzreisegebiet mit einer Reihe von positiven Images besetzt:<br />

Die Elbtalaue ist als naturnahe Landschaft und durch die durch Gorleben<br />

entstandene alternative Kulturszene bekannt.<br />

• Aus der 'Entfernung' heraus wird dies etwas anders gesehen und mit einer gewissen<br />

Berechtigung gefragt, wodurch sich die ländliche Region niedersächsisches<br />

Elbufer eigentlich von anderen attraktiven ländlichen Regionen, z.B. der Nuthe-<br />

Nieplitz-Niederung (Brandenburg), der Region Spreewald etc. unterscheidet. Der<br />

geringe Anteil süddeutscher Gäste bestätigt den geringen Bekanntheitsgrad der<br />

Region als attraktives Urlaubsgebiet außerhalb Norddeutschlands." (BTE/ Futour,<br />

1994, S. 18)<br />

Diese Kontroverse ist insoweit aufschlußreich, als damit auch die Grundfrage der<br />

Positionierung der Region auf dem touristischen Markt angesprochen wird. Die<br />

Grundfrage ist nämlich, welche Zielgruppen die touristischen Entscheidungsträger in<br />

der Region mit ihrem touristischen Angebot gegenwärtig und künftig ansprechen<br />

können, was sie dafür tun müßten, und mit welchen wirtschaftlichen Erfolgen sie<br />

dann rechnen könnten.<br />

Im Hinblick auf die Zielgruppen werden große Hoffnungen auf das Potential der<br />

"Öko-Touristen" bzw. der umweltbewußten Reisenden gelegt. Ihre Anzahl wird je<br />

nach methodischer Ausrichtung entsprechender Marktforschungsstudien auf 5-25 %<br />

aller bundesdeutschen Reisenden geschätzt, ohne daß jedoch Näheres über ihre<br />

Herkunft und Zielortwahl bekannt ist. 110 Mißt man dieses Potential an den vorhandenen<br />

"sanft touristischen" Angeboten, die es als Gesamtkonzept noch kaum gibt,<br />

liegt die Vermutung nahe, daß es ein noch nicht ausgeschöpftes Nachfragepotential<br />

gibt. Andererseits besteht das Problem im Tourismus vor allen Dingen in der "Zahl".<br />

"Ein Naturfreund auf dem Krottenkopf - welch schöne Vorstellung! Eine Gruppe von<br />

zehn Naturfreunden am Piz Palü - warum nicht? Ein Haufen von 300 Naturfreunden<br />

auf dem Weg <strong>zum</strong> Scheinberg (Ammengauer Alpen) - eine Katastrophe." 111<br />

Dies bedeutet, daß insbesondere bei der Angebotsplanung für den Tourismus die<br />

Zusammenhänge zwischen der Zahl der Touristen, Naturraumbelastung und sozialer<br />

Verträglichkeit beachtet werden müssen. Gelingt es bei der Angebotsplanung,<br />

die Anforderungen an die Umweltverträglichkeit zu beachten und sie in ein stimmiges<br />

Marketingkonzept umzusetzen, dürfte das Gebiet der Elbtalaue durchaus Chancen<br />

haben, am Nachfragepotential für Öko-Tourismus zu profitieren.<br />

Dabei kann sich eine zielgruppengerechte Angebotsplanung für der Gebiet der Elbtalaue<br />

auf folgende allgemeine Nachfrageentwicklungstendenzen stützen:<br />

• Berliner und Hamburger haben die höchste Kurzreiseintensität aufzuweisen; die<br />

geographische Mittellage der Region zwischen Hamburg und Berlin wird deshalb<br />

zu Recht in den regionalen Tourismuskonzeptionen der Gebietskörperschaften<br />

110 Zu einer kritischen Auseinandersetzung mit den in Umfragen erhobenen Nachfragepotentialen vgl. Robinet, K. 1993, a.a.O.,<br />

S. 40 ff.<br />

111 Ruhesamen, 1992, S. 45, zit. nach Hopfenbeck/Zimmer, 1993, S. 52


191<br />

(z.B. Lübtheen, Lenzen, Hagenow) als Standortvorteil hervorgehoben<br />

(Opaschowski 1993).<br />

• Die Reisenden werden zunehmend sensibler im Hinblick auf negative Auswirkungen<br />

der Motorisierung; die relative (Auto-) Verkehrsarmut im Gebiet der Elbtalaue<br />

ist deshalb als Stärke zu bewerten, auf die die Region aufbauen kann. Partielle<br />

Engpässe - z.B. Elbuferstr. auf niedersächsischem Gebiet, keine Verkehrsberuhigung<br />

der Innenstädte (Dannenberg, Hitzacker, Lenzen, Dömitz) sind jedoch ab<strong>zum</strong>ildern.<br />

112<br />

• Generell gibt es einen Trend <strong>zum</strong> "Erlebniskonsum", das emotionale Erlebnis wird<br />

auch im Konsum gesucht. "Nur wandern", "Nur Radfahren" wird von vielen Touristen<br />

als "langweilig" begriffen. Unabhängig davon, wie man diesen Trend bewertet:<br />

Gerade naturorientierte Urlaubskonzeptionen und -angebote sollten sich dieser<br />

Herausforderung stellen (beispielsweise durch "Naturerlebnisräume", in denen<br />

um Verständnis für Naturschutzmaßnahmen geworben wird.)<br />

• Der Urlaubsmarkt fächert sich immer stärker auf.<br />

Diese Tendenz läßt sich nach Opaschowski (1993) an den sogenannten<br />

"Reisepionieren" beobachten und ist Ergebnis einer zunehmenden Individualisierung.<br />

Reisepioniere seien "Wegbereiter eines neuen Reisestils", die ihre eigenen<br />

Vorstellungen von Reisen und Urlaubserleben entwickeln, und die vorläufig noch in<br />

der Minderheit sind 113 . Bei den herausgestellten "Reisepioniertypen" sollen diejenogen<br />

Gruppen besonders hervorgehoben werden, die sich gut für eine "sanfte" touristische,<br />

zielgruppengerechten Fremdenverkehrskonzeption der Elbtalaue eignen:<br />

• Kurzurlauber (immer häufiger, dafür kürzer); Großstädter mit Hochschulbildung,<br />

kurz: die Gutverdienenden, die Reiseziele der kurzen und guten Wege bevorzugen<br />

und Erlebnisse beim Einkaufsbummel oder beim Essen landestypischer<br />

Spezialitäten suchen.<br />

• "Ökotouristen" (immer auf der Suche "nach intakter Natur, sauberer Landschaft<br />

und Feriengebieten mit kontrollierter Umweltqualität"); Ökotouristen sind nicht unbedingt<br />

umweltbewußt, sondern ökotouristisch (Kanada, Australien als bevorzugte<br />

Ziele). Es handelt sich um junge, berufstätige und gut verdienende Großstädter<br />

mit Hochschulbildung.<br />

• "Intervaller" (nicht jedes Jahr, "mal verreisen, mal zu Hause bleiben"); Hierzu gehören<br />

vor allen Dingen Familien mit Kindern, die es sich aus finanziellen Gründen<br />

nicht leisten können, jedes Jahr Urlaub zu machen. Ihre Anzahl nimmt in den<br />

letzten Jahren zu 114 , und diese Gruppe stelle auch die genügsamste Urlaubsgruppe<br />

dar: "Sie geben sich schon zufrieden, wenn sie ein Zimmer mit einer<br />

schönen Aussicht haben und es für die Kinder einen Spielplatz in der Nähe gibt,<br />

wenn sie sowohl fernsehen als auch wandern können".<br />

112 BAT-Freizeitforschungsinstitut, Urlaub 90/91<br />

113 vgl. auch Opaschowski, a.a.O., 1993, S. 160 ff.<br />

114 Opaschowski betont, daß die durchschnittlichen Kosten einer 2-Wochen Reise bei DM 1300/pro Person liegen; ein vier<br />

Personen-Arbeitnehmerhaushalt mit mittlerem Einkommen könne jedoch It. statistischem Bundesamt (1991) im Jahr nur DM<br />

2044,- für den gesamten Familienurlaub ausgeben. Hieraus folge, daß für die Durchschnittsverdiener die jährliche Urlaubsreise<br />

zu teuer geworden sei, und sie sich eigentlich nur alle zwei bis drei Jahre eine Urlaubsreise leisten können.<br />

(Opaschoski, 1993, a.a.O. S.40). Dieser Befund steht nicht im Widerspruch zu den allgemeinen Tendenzen auf dem<br />

Reisemarkt, denen zufolge der Reisemarkt zu den Wachstumsmärkten gehört, weist jedoch auf eine zunehmende soziale<br />

Spaltung der Gesellschaft hin.


192<br />

• "Nomaderi" (kurzer Aufenthalt an einem Ort und Weitereise); über ihre Herkunft,<br />

ihren Familienstand und ihr Alter wird nichts ausgesagt, jedoch seien diese "die<br />

eigentlich umwelt-und sozialverträglichen" Touristen; man "begnüge sich mit dem<br />

Notwendigen, bescheide sich mit einer Kochgelegenheit, ist glücklich über vorhandene<br />

Fahrradwege. Man ist durch das Lesen von Reiseführern gut über Land<br />

und Leute informiert und sucht den direkten Kontakt zu den Einheimischen". Sie<br />

würden sich am wohlsten in Skandinavien und in der Türkei fühlen.<br />

3.3.3 Regionalwirtschaftliche Aspekte der Tourismusentwicklung - Modellberechnungen<br />

Je nach methodischer Vorgehensweise wird der Anteil des Tourismus am Bruttosozialprodukt<br />

der Bundesrepublik Deutschland auf zwischen 4,5 und 3 Prozent geschätzt.<br />

Auf der Ebene der Gemeinden und Regionen können die touristischen Umsätze<br />

10 bis 20 % der Wirtschaftskraft ausmachen. Eine weitere wichtige Kennziffer<br />

stellt die Anzahl der Arbeitsplätze dar.<br />

Zur Ermittlung der wirtschaftlichen Bedeutung im Gebiet des Elbetals bedarf es einer<br />

Vielzahl von Informationen, die jedoch in der Regel lediglich auf der Ebene der<br />

Landkreise und dies auch nur für die Landkreise in den alten Bundesländern zur<br />

Verfügung stehen. Um dennoch Aussagen zur gegenwärtigen und möglichen künftigen<br />

Bedeutung des Tourismus im Gebiet des Elebtals zu treffen, wurden auf der<br />

Basis der Daten für den Landkreis Lüchow-Dannenberg Modellberechnungen angestellt.<br />

Sie verfolgen den Zweck, Anhaltspunkte dahingehend zu geben, welche<br />

Größenordnung der Tourismus im Gebiet der Elbetal vor allen Dingen auf dem Gebiet<br />

der neuen Bundesländern einnehmen könnte. Diese Modellrechnungen orientieren<br />

sich an den in einschlägigen Gutachten ermittelten Kennziffern und Berechnungsweisen<br />

und gliedern sich in folgende Arbeitschritte 115 •<br />

• Ermittlung und Berechnung des Nettoumsatzes,<br />

• Berechnung der Wertschöpfung und des Einkommensbeitrags aus übernachtendem<br />

Fremdenverkehr und Ausflugsverkehr, 116<br />

• Berechnung des fremdenverkehrsabhängigen Einkommens bezogen auf die Gesamtwirtschaft<br />

in einem Raum, 117<br />

• Berechnung der potentiellen Arbeitsmarkteffekte. 118<br />

Zur Interpretation der im folgenden präsentierten Berechnungen, die sich auf die<br />

dem Landkreis Lüchow-Dannenberg zuzuordnenden Gemeinden Gartow, Lüchow,<br />

Dannenberg und Hitzacker beziehen, ist an<strong>zum</strong>erken:<br />

115 Zu verweisen ist hier insbesondere auf die Arbeiten des Deutschen Wirtschaftswisenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr<br />

an der Unversität München (DWIF), u.a. Koch, A: (1985): Die Ausgaben für den Fremdenverkehr in der BRD sowie<br />

Schriftreihe des DWIF, Heft 39 (1987): Die ökonomische Bedeutung des Ausflugs- und Geschäftsreiseverkehr und DWIF,<br />

1989: Wirtschaftsfaktor Tourismus, erschienen beim Deutschen Reisebüro Verband, Frankfurt/Main,<br />

116 Den Nettoumsatz multipliziert man mit der angenommenen Wertschöpfung (42 %) und dem Einkommensmultiplikator (1,7)<br />

dividiert diese Summe durch die Anzahl der Einwohner eines Landkreises bzw. Region und erhält so den Einkommensbeitrag<br />

aus übernachtendem Fremdenverkehr und Ausflugsverkehr.<br />

117 Die im zweiten Arbeitschritt ermittelte Summe setzt man ins Verhältnis <strong>zum</strong> durchschnittlichen BIP/pro Einwohner und erhält<br />

so den Anteil des fremdenverkehrsbedingten Einkommens an der Gesamtwirtschaft im Landkreis.<br />

118 Zur Berechung der potentiell voll finanzierbaren Vollarbeitsplätze benötigt man Angaben <strong>zum</strong> Jahreseinkommen je Erwerbstätigen.<br />

Den rechnerisch ermittelten Einkommensbeitrag aus dem Fremdenverkehr dividiert man nun durch das Jahreseinkommen<br />

pro Beschäftigten und erhält somit die Anzahl der Arbeitsplätze. Diese setzt man ins Verhältnis zur Anzahl der SVpflichtig<br />

Beschäftigten in einer Region, inkl. der Teilzeitbeschäftigten und erhält so den Arbeitsmarktanteil des Tourismus.


193<br />

• Abgebildet werden die Struktureffekte des Tourismus<br />

• Nicht abgebildet werden die vorübergehend auftretenden Effekte, die bei der Erstellung<br />

einer touristischen Infrastruktur auftreten. Sie dürften in erster Linie der<br />

Bauindustrie zugute kommen, während die Struktureffekte dem Gastgewerbe<br />

(Beherbungsbetriebe und Gaststätten), in Teilen dem Handel, dem Handwerk<br />

(Instandhaltung) und der Landwirtschaft (Vermarktung, Urlaub auf dem Bauernhof)<br />

zugute kommen<br />

• Bei vielen in die Berechnung eingegangenen Werten handelt es sich um begründete<br />

Schätzwerte, da aktuellere Daten nicht zur Verfügung standen. Wir gehen<br />

davon aus, daß wir eine vorsichtige Modeiiirechnung vorgelegt haben, da<br />

"Schwarzvermietungen", die in Teilen im Bereich von Ferienwohnungen und Privatzimmern<br />

auf bis zu 30 % geschätzt werden, nicht einbezogen wurden. Da andererseits<br />

letztgenannte Unterkunftsarten aufgrund der niedrigeren Unterkunftspreise<br />

ein geringeres Ausgabenniveau pro Person aufzuweisen haben,<br />

dürften sich die Nichtberücksichtigung der "Schwarzvermietung" ausgleichen.<br />

• Im Hinblick auf die ermittelte Anzahl von potentiell ausgelasteten Vollzeitarbeitsplätzen<br />

ist zu berücksichtigen, daß die Anzahl der Teilzeitbeschäftigten<br />

und die durch Nebenerwerb gesicherten Einkommen im Tourismus besonders<br />

hoch sind, so daß diese Werte eher zu niedrig als zu hoch angesetzt sind.<br />

Unter Berücksichtigung dieser einschränkenden Anmerkungen, haben wir für das<br />

hier betrachtete Gebiet einen Einkommensanteil von 3,2 % und eine Anzahl der<br />

theoretisch aus dem Tourismus finanzierten Arbeitsplätze in Höhe von rd 1.400 ermittelt.<br />

Bezogen auf die Anzahl der SV-pflichtig Beschäftigten im Landkreis Lüchow-<br />

Dannenberg (nach Arbeitsortprinzip) liegt der Anteil bei rund 11 %. Damit stellt der<br />

Tourismus bereits heute einen gewichtigen Faktor im niedersächsischen Teil des<br />

Elbetals dar.<br />

Tabelle 52: Anzahl der Einwohner und Wirtschaftskraft der Landkreise im Gebiet<br />

des Großschutzgebietes Elbtalaue<br />

Anzahl der Ein- BIP/ pro Jahresein- Anzahl der Erwohner<br />

Einwohner kommen je werbstätigen<br />

31.12.1993 Beschäftigen 119<br />

LK Lüchow- 50236 24140120 44573 121 12700<br />

Dannenberg<br />

LK Lüneburg 142655 29800 50.062 43442<br />

LK-Prignitz 71255 122 o. A. o. A. 21933<br />

LK- Hagenow 69066 o. A. o. A. 18764<br />

LK- Ludwigslust 53322 o. A. o. A. 17045<br />

LK Osterburg 420700 o. a. o. A. 0. A.<br />

Quellen: Statistische Berichte und Fachserien der Statistischen Landesämter in den Bundesländern Mecklenburg-<br />

Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Niedersachsen, Angaben zur Zahl der SV-pflichtig Beschäftigten jeweils<br />

nach dem Arbeitsortprinzip, jeweils die aktuellsten im Frühjahr 94 verfügbaren Daten und eigene Berechnungen des IÖW<br />

119 Zuordnung nach Arbeitsortprinzip<br />

120 Gesamte Bruttowertschöpfung in 19901,1 Mrd DM; für die Berechung des BIP/EW (=BWS/EW) wird ein Inflator von 5%<br />

für die Jahre 1991-1992 zugrundegelegt und die durch Multiolikation ermittelte Summe durch die Anzahl der Einwohner<br />

(Spalte 2) geteilt.<br />

121 Schätzung unter Zugrundelegung eines Inflators (5% 1990-1991, 2,5 % 1992) p.a. bezogen auf den Ausgangswert des<br />

Jahres 1989, dem letzten statistisch verfügbaren Jahren im Wert von DM 39443/pro Beschäftigten<br />

122 31.12.1992


194<br />

Tabelle 53: Touristische Kennziffern für das Gebiet der Elbtalaue<br />

LK Lüchow-<br />

Dannenberg 1)<br />

LK Lüneburg 2) 556 61382 (nur<br />

Bleckede)<br />

LK Ludwiglust 3) 126<br />

(Großprojekt<br />

mit 3000 Betten<br />

in Diskussion ;<br />

konkrete Planung<br />

für die<br />

Errichtung eines<br />

Hotels (bis<br />

100 Betten) in<br />

Dömitz)<br />

Ort/Region Anzahl Betten Anzahl<br />

Übernachtungen<br />

Jahresdurchschnittliche<br />

Kapazitätsau<br />

s-lastung<br />

Anzahl<br />

Tagesgäst<br />

e<br />

Campingstellplätze<br />

Übernachtungen<br />

4157 582850 38,4% 7) 100.000 510 150-<br />

200.000<br />

11)<br />

44,0% 7) k.A. 82 25- 35.000<br />

11)<br />

355 70-<br />

140.000<br />

11)<br />

17476 70-80 % 8) 83.000<br />

(1993)<br />

geplant<br />

60.000<br />

/p.a.<br />

(Festung<br />

Dömitz)<br />

LK Hagenow 4) 74 10.800 9) 40% 9) k.A. -<br />

LK Prignitz 5) 268<br />

+ Elbtalklinik<br />

226 Betten<br />

(Großprojekt<br />

"Akqua-Park"<br />

mit 800 Bungalows<br />

und 3000<br />

Betten geplant<br />

11493<br />

79488<br />

11,7% 10) k.A. k.A. 6797<br />

LK Osterburg 6) 80 10.000 9) 40 % 9)<br />

Quellen:<br />

BTE/Futour, 3/1994 S. 4 und S. 15;Ortsprospekte und Zimmernachweise in den einzelnen Regionen, Ergebnisse mündlicher<br />

Befragungen und eigener Berechnungen<br />

I) mit den Orten: Gartow, Lüchow,Dannenberg und Hitzacker<br />

2} mit den Orten: Bleckede, Neuhaus, Scharnebeck<br />

3) mit den Orten: Dömitz/Rüterberg/Neu-Kaliß/Altjabel/Heiddorf und Vielank<br />

4) mit den Orten: Amt Vellahn, Amt Boizenburg Land, Boizenburg Stadt, Amt Lübtheen<br />

5) mit den Orten: Stadt Wittenberge, Amt Lenzen, Bad-Wilsnack<br />

6) mit den Orten: Seehausen und Werben<br />

7) Rechnerischer Wert ermittelt aus Anzahl Betten * 365, dividiert durch Anzahl Übernachtungen<br />

8) Gespräch Frau Ohlhöft, Fremdenverkehrsverband West- Mecklenburg, siehe auch Anmerkung 10)<br />

9) Schätzungen auf Grundlagen eigener Berechungen und der Gespräche<br />

10) Nach Angaben der Fremdenverkehrsverantwortlichen in der Region liegt die Auslastung jedoch real bei 70 -80 %. Sie wird im<br />

wesentlichen durch den Geschäftsreiseverkehr bestimmt. Hauptnachfragegruppen sind Monteure und Bauarbeiter. Die Differenz<br />

zwischen rechnerischer Auslastung und angegebener Auslastung kommt u.E. dadurch zustande, daß gerade bei Privatvermietern,<br />

die das Angebot in den neuen Bundesländern prägen, ein "Schwarzvermietungsanteil" von bis zu 40 % zugrunde gelegt<br />

werden muß.<br />

II)<br />

Schätzungen auf der Basis 2-4 Belegungen pro Stellplatz * 100 Belegungstage/a


195<br />

Tabelle 54: Abschätzung der wirtschaftlichen Effekte des Tourismus im Gebiet des<br />

Lüchow-Dannenberger Teils des Gebiets des Elbetals<br />

Anzahl Übernachtungen 582850<br />

Ausgaben pro Übernachtungsgast/Tag<br />

DM133,-<br />

Umsatz aus Übernachtungstourismus<br />

DM77.519.050,-<br />

Anzahl Tagesgäste 100 000<br />

Ausgaben pro Tagesgast<br />

DM33,70<br />

Umsatz aus Tagestourismus<br />

DM3.370.000,-<br />

Anzahl Campingübernachtungen 150-200.000<br />

Ausgaben pro Camper/Tag<br />

DM45,23<br />

Umsatz aus Campingtourismus<br />

DM6.784.500,-<br />

Umsatz aus Übemachtungs- und Tagestourismus<br />

= Nettoumsatz<br />

Einkommensbeitrag bei einer Wertschöpfungsquote<br />

von 42 %<br />

Wertschöpfung multipliziert mit dem Einkommensmultiplikator<br />

(1,7)<br />

durchschnittlicher Einkommensbeitrag je Einwohner<br />

(43.273 EW in den <strong>zum</strong> Elbetal gehörenden<br />

Gemeinden)<br />

Anteil der FV-abhängigen Einkommen am Jahreseinkommen/je<br />

Beschäftigten (DM 44.573)<br />

Anzahl der fremdenverkehrsabhängigen Vollzeitarbeitsplätze<br />

(gesamte Wertschöpfung: Jahreseinkommen<br />

je Beschäftigten)<br />

DM87.673.550<br />

DM36.882.891<br />

DM62.598.915<br />

DM 1.446,-/EW/a<br />

3,2 %<br />

1.404 Vollzeitarbeitsplätze<br />

Quelle: Modellrechnungen nach Angaben des DWIF (1985,1987) und BTE 1989 sowie BTE/ Futour 1994, eigene<br />

Erhebungen, Schätzungen und Berechnungen<br />

1400 Arbeitsplätze gegenwärtig auf niedersächsischem Gebiet, bzw. ein Anteil von<br />

11 % bezogen auf die Anzahl der SV-pflichtigen Beschäftigten im LK Lüchow-<br />

Dannenberg zeigen u.E., daß einerseits der Tourismus zu einem wichtigen Standbein<br />

der regionalwirtschaftlichen Entwicklung geworden ist, andererseits jedoch die<br />

regionalwirtschaftlichen Effekte nicht überschätzt werden dürfen. Der Tourismus<br />

kann immer nur ein Baustein sein und sollte (nicht zuletzt auch aus Umwelt- und<br />

Naturschutzgründen) nicht <strong>zum</strong> dominierenden Wirtschaftszweig werden. Bei den<br />

errechneten Werten für den LK Lüchow-Dannenberg ist zu bedenken, daß der 1992<br />

erreichte Stand Ergebnis einer beinahe 30-jährigen Entwicklungsgeschichte ländlichen<br />

Strukturwandels ist, der mit erheblichen öffentlichen Fördermitteln vorangetrieben<br />

wurde.<br />

3.3.4 Struktur des touristischen Angebotes<br />

Bei der Beschreibung der Struktur des touristischen Angebotes gilt es zwischen dem<br />

niedersächsischen Teilgebiet (inkl. Amt Neuhaus) und den ostelbischen Teilgebieten<br />

(ohne Amt Neuhaus) zu unterscheiden.<br />

3.3.4.1 Niedersächsisches Teilgebiet<br />

Für das niedersächsische Teilgebiet wurde von BTE/ Futour folgendes Stärken-<br />

Schwächen-Profil ausgewiesen:


196<br />

Abbildung 20: Stärken und Schwächen des touristischen Angebotes<br />

Gastronomie und Beherberung<br />

touristische Infrastruktur<br />

Service<br />

Kultur<br />

Verkehr<br />

Ortsbild<br />

Landschaftsbild<br />

Quelle: BTE/ Futour, 1994, S. 9<br />

Stärken<br />

Schwächen<br />

hochwertige gastronomische Angebote<br />

teilweise teure Standardküche<br />

mit gutem Preis-<br />

Gaststättensterben in kleineren Ge-<br />

Leistungsverhältnis,<br />

meinden<br />

breites Angebot an Übernachtungsmöglichkeiten<br />

teilweise "biedere" Einrichtung der<br />

Gaststätten und Gästezimmer<br />

gute Erschließung der Landschaft Streulage der Angebote macht Nutzung<br />

durch Wander-, Reit- und Radwege<br />

unattraktiv<br />

Fülle an Informationsmaterial und Übersicht über herausragende Veranstaltungen<br />

Veranstaltungen für kultur- und<br />

geht verloren<br />

naturinteressierte Gäste<br />

kaum Angebote für Kinderbetreuung<br />

viele siedlungshistorische Denkmäler<br />

Veranstaltungen der "alternativen"<br />

sind gut erhalten<br />

Kultur werden nur wenig gefördert<br />

mehrere Kulturveranstaltungen mit Kulturprogramm ist nicht langfristig<br />

überregionaler Bedeutung<br />

gesichert<br />

keine Beeinträchtigungen durch schlechte Erreichbarkeit über Straße<br />

Hauptverkehrsachsen<br />

(ÖPNV, Pkw) und über Schiene<br />

attraktive Ortskerne<br />

Beeinträchtigungen durch Durchgangsverkehr<br />

guterhaltene Rundlinge<br />

und städtebauliche<br />

"Sünden"<br />

abwechslungsreiche Landschaft in wenigen Teilbereichen monotone<br />

einmalige Flußlandschaft<br />

Forste und ausgeräumte Agrarlandschaften<br />

3.3.4.2 Osteibisches Teilgebiet<br />

Das folgende Stärken-Schwächen-Profil beruht auf den Gesprächen mit Fremdenverkehrsverantwortlichen<br />

und den Ortsbereisungen im April und Mai 1994.<br />

Grundsätzlich ist davon auszugehen, daß aufgrund der besonderen historischen<br />

Bedingungen ein touristisches Angebot so gut wie nicht existent ist. Ausnahmen bilden<br />

das Gebiet um Bad Wilsnack (Elbtalklinik - Kurtourismus); der Rudower See mit<br />

seinem Campingplatz und die Festung Dömitz als Ziel von Tagesbesuchern. Die<br />

touristisch nutzbaren Angebote - insbesondere Beherbergungskapazitäten - befinden<br />

sich gegenwärtig vorwiegend auf dem niedersächsischen Teilgebiet.<br />

Beherbergung<br />

In den ostelbisch gelegenen Gebieten liegt das Bettenangebot gegenwärtig bei ca.<br />

12 % des niedersächsischen Bettenangebotes (insgesamt 548 Betten gegenüber<br />

4713 Betten). Die Kapazitätsauslastung wird von den Fremdenverkehrsverantwortlichen<br />

mit bis zu 80 % angegeben, was in erster Linie damit begründet<br />

wird, daß der Geschäftsreiseverkehr (z.B. Monteure) die Nachfragestruktur dominiert.<br />

Dieser Nachfrageüberhang führt zu einem äußerst ungünstigen Preis-<br />

Leistungsangebot. Während auf niedersächsischer Seite eine Übernachtung pro<br />

Person im Durchschnitt bei ca. 40,- bis 50,- DM/ Nacht in Hotels und Pensionen<br />

liegt, muß auf der gegenüberliegenden Seite der Elbe mit einem durchschnittlichen<br />

Preisniveau von DM 60,-/ Person u. Nacht gerechnet werden. Der Komfort ist jedoch<br />

im Regelfall nicht vergleichbar mit dem auf westlicher Seite.


197<br />

Neu entstehende Beherbergungskapazitäten im Bereich Hotelunterkunft (in den<br />

letzten vier Jahren entstanden ca. 150 Betten durch Neubauten; bzw. stehen kurz<br />

vor der Realisierung) müssen aufgrund der Finanzierungskonditionen (hoher Anteil<br />

an Fremdkapital) zu einem Preis von ca. DM 80 -100,-/ Person u. Nacht angeboten<br />

werden.<br />

Damit gerät die Region jedoch in eine Preiszone, die als überdurchschnittlich gekennzeichnet<br />

werden muß. Da andererseits durch ökologisch ausgerichtete Angebote<br />

insbesondere gut bis überdurchschnittlich verdienende Reisende angesprochen<br />

werden, besteht die Chance, durch ein stimmiges regionales und betriebliches Umweltmanagement<br />

im Gebiet des geplanten Großschutzgebietes hier auch ein wirtschaftlich<br />

tragfähiges Konzept des "sanften Tourismus" zu entwickeln und umzusetzen.<br />

Eine Chance besteht auch, sich im Bereich des Campingtourismus zu profilieren.<br />

Campingplätze werden häufig von Familien und jungen Menschen frequentiert. Beispiele<br />

aus dem Ausland (Schweden) zeigen, daß es möglich ist, gerade diesen - für<br />

die Region anvisierten - Zielgruppen herausragende Angebote auch für Schlechtwettertage<br />

zu machen. Der Trend, demzufolge in den alten Bundesländern immer<br />

mehr Campingplätze als Anlagen für Dauercamper angelegt werden und Zeltgäste<br />

und Durchreisende kaum Platz finden, könnte eine Chance für die neuen Bundesländer<br />

darstellen, sich gerade auf diesem Gebiet positiv abzuheben, indem ansprechend<br />

gestaltete Schlechtwetter-Aufenthaltsangebote unterbreitet werden<br />

(Zielgruppe "Nomaden" und "Intervaller").<br />

Hierzu ist es erforderlich, vorhandene Campingplätze aufzuwerten. Kleinere naturnahe<br />

Zelt- und Rastplätze sind entlang der Wasserwege (z.B. Elbe-Müritz-Kanal,<br />

Rudowersee) unter Beachtung der Erkenntnisse eines umweltverträglichen Campingplatzbetriebes<br />

anzulegen. Insbesondere sind Entsorgungsanlagen für die teilweise<br />

hochgiftigen Toilettenabwässer aus Wohnmobilen und Campingwagen bereitzustellen.<br />

Gegenwärtig nur schlecht beurteilen läßt sich die Frage, inwieweit "Urlaub auf dem<br />

Bauernhof als Familienurlaubsform - als zusätzliches Standbein für landwirtschaftliche<br />

Betriebe - eine Realisierungschance in den östlichen Teilgebieten<br />

hat. Dazu sind die Ausgangsbedingungen zu unterschiedlich (LPG-Struktur, "Agrarfabriken"<br />

im Osten, siehe Teil Landwirtschaft). Nur eine kleinräumig angelegte Analyse<br />

könnte hier die Angebotspotentiale aufzeigen. Dies war im Rahmen des Gutachtens<br />

nicht möglich. Die Verknüpfung zwischen Tourismus und Landwirtschaft<br />

dürfte möglicherweise eher darin zu sehen sein, daß die landwirtschaftlichen Betriebe<br />

ihre Produkte verstärkt an die gastronomischen Einrichtungen der Region vermarkten<br />

und über diesen Weg die regionale Wertschöpfung erhöht wird (siehe auch<br />

nachfolgende Ausführungen).<br />

Gastronomie<br />

In den alten Bundesländern gibt es einen Trend <strong>zum</strong> "gesunden/ vollwertigen" Essen.<br />

Touristen suchen vor allen Dingen das "Besondere", das "regionaltypische Angebot".<br />

Das gastronomische Angebot zeichnet sich jedoch durch eine gewisse<br />

"Phantasielosigkeit" ("viel Fleisch, wenig Frisches") aus. Es handelt sich vielfach um<br />

Standardangebote. Der Bezug zur Elbe fehlt völlig, obwohl sich viele Lokale mit<br />

"Elbtalblick", "Elbeblick" etc. bezeichnen. Vielfach sind die Lokale noch nicht hinreichend<br />

modernisiert. Andererseits darf auch nicht verschwiegen werden, daß die


198<br />

Anforderungen, die der Tourismus stellt, vielfach nicht kompatibel sind mit dem finanziellen<br />

Leistungsvermögen der Betriebsinhaber/innen. Viele der Betriebsinhaber/innen<br />

bedienen nicht nur Touristen, sondern - sofern es sich um eine Dorfgaststätte<br />

handelt - müssen sich auch auf die Einheimischen einstellen. Tourismus ist<br />

ein Saisongeschäft; die Dorfschänke ist jedoch nicht selten Dorftreffpunkt. Frische<br />

Lebensmittel zu einem vertretbaren Preis lassen sich nicht vorrätig halten, wenn die<br />

Nachfrage eher gering ist. Dieser Zielkonflikt läßt sich nicht einfach aufheben, hier<br />

muß in Gesprächen nach Lösungen mit den Gastronom/innen gesucht werden (z.B.<br />

Gemeinschaftseinkauf u. Vorratshaltung).<br />

Insgesamt gilt es, das gastronomische Angebot entsprechend den Anforderungen<br />

einer umweltbewußten und marktgerechten Betriebsführung (mit den bereits genannten<br />

Anforderungen an Energiesparmaßnahmen, Abfallvermeidung, Wasserverbrauch-<br />

und Abwasserbelastungs-Minderung) auszurichten. Geeignete Instrumente<br />

sind hier Betriebsberatungen, Wettbewerbe und Qualifizierungsmaßnahmen. Darüber<br />

hinaus ist an einen Gesprächskreis "umweltbewußte Gastronomie im Elbetal"<br />

zu denken. Als Initiatoren können die Fremdenverkehrsverbände, sowie die regionalen<br />

Gliederungen der Standesvertretungen (DEHOGA, Bauernverband) auftreten.<br />

Auch eine externe Projektgruppe (Stichwort "Regionalentwicklung über humankapitalintensive<br />

Förderungsmaßnahmen") kommt als Initiator für solche Konzeptionen in<br />

Frage.<br />

Touristische Infrastruktur<br />

Unter touristischen Infrastrukturen sind eine Vielzahl unterschiedlicher ortsfester<br />

Einrichtungen zu verstehen:<br />

• Wander-, Reit- u. Radwege<br />

• Häfen, Bootsanlegestellen, Rastplätze<br />

• Hallenbäder<br />

• Tennisplätze<br />

• Mountainbikebahnen u.a.m.<br />

In Hinblick auf solche Infrastrukturen läßt sich die Region auf der östlichen Seite<br />

bislang weitgehend als "weißer Fleck" bezeichnen. In den letzten vier Jahren wurde<br />

jedoch insbesondere das Wegenetz ausgebaut, wurden Fahrrad- und Wasserwanderwegekarten<br />

herausgegeben. Kritisch ist allerdings zu bemerken, daß jede Region/<br />

Gebietskörperschaft für sich plant und kaum Informationen über die Aktivitäten<br />

der Nachbargemeinden vorliegen. Die unzureichende "Vernetzung" der Region ist<br />

verglichen mit den Nachfrage-Entwicklungstendenzen (Stichwort "Reisepioniere,<br />

Nomaden") jedoch nicht hilfreich, weil sich beispielsweise Radfernwanderer Regionen<br />

und nicht nur einzelne Orte als Ziel aussuchen.<br />

Unzureichende Vernetzung weist auch die Planung für den Wassersport auf. Es<br />

liegt eine "unverbindliche Rahmenrichtlinie möglicher Standorte wassersportlicher<br />

Einrichtungen unter Berücksichtigung des Naturschutzes im Elbetal zwischen Quitzöbel<br />

und Sassendorf' als Untersuchungsergebnis des Arbeitskreises 'Wassersport/<br />

Naturschutz" im Elbetal aus dem Jahre 1991 vor. Diese hat jedoch keine Rechtswirkung.


199<br />

Aktuell besonders umstritten und in der genannten Rahmenrichtlinie als strittig ausgewiesen<br />

ist der Standort Gorleben. Hier plant die Gemeinde Gorleben (nach Informationen<br />

der BUND-Kreisgruppe Lüchow-Dannenberg) mit finanzieller Unterstützung<br />

aus dem Strukturfond der EG die Anlage eines Sportboothafens, obgleich Lenzen<br />

oder Dömitz besser geeignete Standorte wären.<br />

Das Gebiet der Elbtalaue weist von seinen naturräumlichen Voraussetzungen darauf<br />

hin, daß es sich eher für den Sommerurlaub eignet. Saisonverlängernde Maßnahmen<br />

wie der Bau wetterunabhängiger Einrichtungen wie Hallenbäder/ Sporthallen/<br />

Sauna etc. dürften vorläufig aus finanziellen Gründen nicht auf der Prioritätenliste<br />

der Gebietskörperschaften stehen. Andererseits ist festzustellen, daß Hinweise auf<br />

benachbarte Einrichtungen, wie z.B. Wendland-Therme (Gartow) in den Prospekten<br />

fehlen. Auch ist besonders kritisch einzuwenden, daß die vorhandenen Einrichtungen<br />

nicht an das ÖPNV-Netz, angeschlossen sind.<br />

Eine Möglichkeit, wetterunabhängige Einrichtungen wie Hallenbäder/ Sauna in den<br />

ostelbischen Teilgebieten zu schaffen, besteht darin, in Verhandlungen mit potentiellen<br />

Investoren darauf einzuwirken, daß solche Einrichtungen bei Hotelneubauten<br />

und -ausbauten für die Allgemeinheit gegen Eintrittsgelder geöffnet werden. Dies<br />

dürfte auch die ökologisch günstigere Lösung sein.<br />

Altgemeine Infrastruktur<br />

Die allgemeinen Infrastrukturdefizite auf dem Gebiet der neuen Bundesländer sind<br />

bekannt. Für den Tourismus jedoch besonders problematisch stellt sich das (auch in<br />

den fünf Jahren deutscher Einheit noch nicht bewältigte) Fehlen von Telefonleitungen<br />

dar. In weiteren regionalpolitischen Überlegungen ist dem Aspekt des Anschlusses<br />

der Region an die moderne Informations- und Kommunikations-Technik<br />

auch im Hinblick auf neuartige touristische Dienstleistungen ein besonderer Augenmerk<br />

zu schenken. Beispielsweise zeichnen sich auf dem niedersächsischen Teilgebiet<br />

Kapazitätsüberhänge bei den Beherbergungsangeboten ab, während es auf<br />

dem Gebiet der neuen Bundesländer ausgesprochene Angebotsengpässe gibt. Wer<br />

jedoch z.B. nach einem Tagesbesuch der Festung in Dömitz steht und eine Unterkunft<br />

sucht, erfährt nicht ohne weiteres, daß auf der anderen Elbseite in Dannenberg<br />

noch Unterkunftskapazitäten bereitstehen. Über ein elektronisches benutzerfreundliches<br />

Abfragesystem (beispielsweise installiert in Eingangsbereichen von<br />

Banken/ Sparkassen) ließe sich dieses Problem jedoch lösen. Wichtig sind solche<br />

Einrichtungen auch deshalb, weil die durch Werbung/ Marketing induzierte Nachfrage<br />

u.U. zeitlich nicht Schritt hält mit dem Aufbau entsprechender Beherbergungskapazitäten<br />

in den östlich gelegenen Teilgebieten des Großschutzgebietes.<br />

Verkehr (ÖPNV)<br />

Touristen werden zunehmend sensibel für durch die Motorisierung bewirkte Lärmund<br />

Luftbeeinträchtigung. Bislang zeichnet sich das Großschutzgebiet noch durch<br />

eine relative Verkehrsarmut aus, was im wesentlichen darin begründet liegt, daß ein<br />

Anschluß an das Bundesautobahnnetz fehlt. Ein Anschluß an das IC-Netz besteht<br />

zwar über Stendal sowie Wittenberge. Insgesamt zeichnet sich die Region jedoch<br />

durch den Standortnachteil schlechte Erreichbarkeit aus. Der Öffentliche Personenverkehr<br />

muß als außerordentlich schlecht - auch im Vergleich zu anderen ländlichen<br />

Räumen (z.B. Nordfriesland) - gekennzeichnet werden. Willkürlich herausgegriffene


200<br />

Beispiele zeigen auch die schlechte innere Erschließung der Region mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln:<br />

• Beispielsweise kommt der letzte Zug aus Lüneburg um 18.35 Uhr in Dannenberg<br />

an. Der Bahnhof liegt jedoch, wie viele Bahnhöfe der Strecke Lüneburg-<br />

Dannenberg, außerhalb des Ortes. Ein Anschluß mit dem Bus in den Ort ist häufig<br />

nicht gegeben.<br />

• Um von Dömitz nach Dannenberg zu kommen, benötigt man in der Regel ein Taxi,<br />

da die Busse nur außerordentlich selten fahren und auch hier keine Abstimmung<br />

mit dem Zugfahrplan der Strecke Ludwigslust-Dömitz (2-Stunden-Takt) besteht.<br />

• Wer am Samstag beispielsweise von Dannenberg mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

die Wendland-Therme in Gartow besuchen möchte, kommt wohl gegen 13.00<br />

hin - nicht jedoch mit dem Bus am selben Tag wieder zurück!<br />

• Ein Ausflugsverkehr mit öffentlichen Verkehrsmitteln (z.B. Dömitz-Rühstedt)<br />

scheitert bereits an den fehlenden Verbindungen, ganz zu schweigen von Möglichkeiten<br />

der Fahrradmitnahme.<br />

Wenn bedacht wird, daß in Großstädten wie Hamburg ca. 37 % aller Haushalte ohne<br />

PKW leben und gleichzeitig die Ballungsräume Hamburg und Berlin die wichtigsten<br />

Herkunftsgebiete für Kurzreisende im Gebiet der Elbtalaue sind, läßt sich ein<br />

Eindruck vermitteln, welches Nachfragepotential ein sanftes Tourismuskonzept, welches<br />

auch auf die Bedürfnisse autoloser Urlaubsgäste zugeschnitten wird, erschließen<br />

könnte. In diesem Zusammenhang ist auch darauf zu verweisen, daß die<br />

Schließung von Streckenlücken - z.B. Uelzen-Salzwedel - und die Verlängerung der<br />

Strecke Dannenberg-Dömitz-Ludwigslust erhebliche Vorteile mit sich brächte.<br />

Ortsbifd/ Siedlungsstrukturen<br />

Wie überall in den neuen Bundesländern wurde die Orts- und Stadtteilgestaltung<br />

erheblich vernachlässigt, während sich gleichzeitig dörfliche Strukturen erhalten haben,<br />

die Seltenheitswert besitzen. Charakteristisch sind beispielsweise<br />

• Rundlinge<br />

• Wurtendörfer<br />

• Marschhufendörfer<br />

• Elbdeichdörfer<br />

Im Zuge von Dorferneuerungsmaßnahmen bietet es sich an, Unterkunftskapazitäten<br />

im Zuge der Erneuerung und des Erhalts regionaltypischer Bausubstanz zu sichern.<br />

Fördernd für solche Verknüpfungen von Sanierungs- und Aufbaumaßnahmen könnte<br />

beispielsweise die Kombination von Dorferneuerungs- und Fremdenverkehrs-<br />

Fördermitteln wirken. 123 Gleichzeitig könnten hiermit Grundsteine für eine regionaltypische<br />

Qualifizierung gelegt werden (Sanierung von Altbausubstanz, für die bislang<br />

polnische Bauarbeiter einen Wettbewerbsvorteil aufweisen).<br />

123 Eine Untersuchung geeigneter Fördermöglichkeiten war im Rahmen dieser Untersuchung nicht möglich; auch lassen sich<br />

keine allgemeinen Aussagen <strong>zum</strong> Investitionsautwand treffen. Der Investitionsaufwand dürfte vom Zustand der Gebäude und<br />

von der Verfügbarkeit der Gebäude und Grundstücke (Stichwort: ungeklärte Eigentumsverhältnisse) abhängig sein.


201<br />

Der Erhalt der für die Region typischen Ortsbild- und Siedlungsstrukturen kann in<br />

einem später zu realisierenden Schritt einen wichtigen Baustein für "Paketangebote"<br />

bilden. So könnte man daran denken, Fahrrad- und Reitwandertouren von Rundlingsdorf<br />

zu Rundlingsdorf anzubieten und in den Dörfern originelle Unterkunftsangebote<br />

bereitstellen (Vorbild: "Heuhotels" in Niedersachsen - so im Elbetal:<br />

"Übernachten in Rundlingsdörfern").<br />

Landschaftsbild<br />

Sowohl auf westlicher wie auch auf östlicher Seite ist dieser Angebotsfaktor die herausragende<br />

Stärke. Jedoch zeigen entsprechende Überlegungen, daß mit "Natur<br />

pur" allein noch kein Nachfragepotential erschlossen werden kann.<br />

"Ziel des Tourismus im Elbtalgebiet müßte es sein, die Natur in der jetzigen Form als<br />

Kulturlandschaft den künftigen Generationen als Betriebskapital zu hinterlassen"<br />

(Hopfenbeck/ Zimmer 1993, 92). Hierzu bedarf es vor allen Dingen auch der Anwendung<br />

geeigneter raumordnender- und landschaftsplanerischer Instrumente und<br />

eine gebietskörperschaft- und bundesländerübergreifende Planung, sowie des<br />

Schaffens von Instrumenten des Interessenausgleichs. Eine Großschutzgebietsausweisung<br />

(als System unterschiedlicher Schutzgebietstypen, wie sie in Punkt D-1-<br />

1 beschrieben wurden) ist hier ein geeigneter Schritt, um dem Ziel eines nachhaltigen<br />

Tourismus entgegenzukommen.<br />

KulturI Erlebnisangebote<br />

Unter Kultur sind unterschiedliche Sachverhalte zu verstehen, ein einheitlicher Kulturbegriff<br />

existiert bislang nicht. In einer Arbeit über den Landkreis Lüchow-<br />

Dannenberg^ wird zwischen folgenden Kulturformen unterschieden:<br />

• Traditionelle Kultur (Vereinswesen, Schützenvereine, Musik- u. Trachtengruppen,<br />

Heimatpflegevereine, Rundlingsverein),<br />

• Neue ländliche Kultur (Künstlerszene),<br />

• Außerschulisches Bildungswesen (Tagungshäuser, Heimvolkshochschule),<br />

• Neue Partizipationsformen,<br />

• Neue Formen der Erfüllung von Verkehrsbedürfnissen (Mitfahrinitiative: "Steig zu<br />

- komm mit!"),<br />

(Wendland-<br />

• Zusammenschluß von Landwirten zu Erzeugergemeinschaften<br />

kooperative, Erzeugerinnen-Verbraucher-Genossenschaften),<br />

• Frauenhäuser, Frauenbewegung (neue Frauenbewegung),<br />

• Landfrauenbewegung.<br />

Insbesondere die für einen peripheren Landkreis herausragenden künstlerischen<br />

Angebote - hinzuweisen ist beispielsweise auf die von einem sogenannten<br />

"alternativen" Trägerkreis getragene "Aktion Wunde(r)punkte" - hat im Landkreis<br />

Lüchow-Dannenberg zunächst lokale Ablehnung hervorgerufen, wird jedoch zunehmend<br />

als ein den Tourismus förderndes Element angesehen.<br />

124 Vgl. Droste, Michael, Drücker, Ansgar, a.a.O., S. 175 ff.


202<br />

Unter dem Gesichtspunkt, touristische Angebotskulturen zu beschreiben, werden<br />

insbesondere solche Angebote hervorgehoben, die überregionale Ausstrahlung<br />

besitzen. Zu nennen sind hier beispielsweise:<br />

• Prignitzer Sommer - eine Serie von Konzertveranstaltungen an unterschiedlichen<br />

Orten,<br />

• Konzerte auf der Plattenburg (Amtsbezirk Bad Wilsnack),<br />

• Künstlertreffen.<br />

Abgerundet werden solche Angebote durch Führungskonzepte und "Themenradeln",<br />

wobei hier insbesondere die westelbischen Fremdenverkehrs-Gemeinden aktiv sind.<br />

Auf den ostelbisch gelegenen Teilgebieten des Großschutzgebietes gibt es hingegen<br />

noch große Defizite.<br />

Auffällig ist, daß das die Region eigentlich polarisierende Thema (die unterschiedliche<br />

Entwicklung und die unterschiedlichen Ausgangsvoraussetzungen für die Regionalentwicklung<br />

und den Tourismus) ausgespart bleibt. Während sich beispielsweise<br />

aus dem Widerstand gegen die geplante Wiederaufbereitungsanlage Gorleben<br />

eine sog. "alternative Kulturszene" entwickelt hat (Workshops, Aktion Wunde(r)punkte,<br />

Ausstellungen im freien Landschaftsraum), die insbesondere die Touristen<br />

aus den Großstädten anspricht, findet sich eine entsprechende kreative Auseinandersetzung<br />

mit den durch die Grenzöffnung bewirkten Strukturveränderungen<br />

nicht. Stattdessen wird in den Prospekten auf eine "Urlaubsidylle" - Radfahren,<br />

Wasserwandern, Reiten - verwiesen, die sich aufgrund fehlender Basiskomponenten<br />

im touristischen Angebot kurzfristig nicht umsetzen läßt.<br />

Eine Ausnahme bildet allenfalls die sogenannte "Dorfrepublik Rüterberg"; ca. 15 km<br />

nördlich von Dömitz gelegen, in der man in der Dorfgaststätte und durch Besuch<br />

beim Dorfchronisten Herrn Rasenberger Wissenwertes erfährt, welches <strong>zum</strong> Verständnis<br />

dieses Raumes erheblich beitragen kann. 125 Zu überlegen ist, wie man<br />

die herausragende Besonderheit des Großschutzgebietes - seine ehemalige<br />

Grenzlage und die hieraus resultierende sozio-kulturelle Spannung zwischen Ostund<br />

West - <strong>zum</strong> Ausgangspunkt eines kulturpolitischen Konzeptes macht, welches<br />

insbesondere kulturell-politisch interessierte Großstädter ansprechen soll.<br />

Image/ Marketing<br />

Das geplante Großschutzgebiet Elbtalaue ist bislang, sozio-ökonomisch betrachtet<br />

eine Fiktion. Es handelt sich auch in der Wahrnehmung der politisch-administrativen<br />

Instanzen nicht um einen einheitlichen Raum . Andererseits suchen Touristen [und<br />

hier insbesondere die von Opaschowski so bezeichneten Reisepioniergruppe<br />

"Nomaden" (vgl D-4.3.3)] sich Regionen und nicht Orte als Reiseziel aus. Man fährt<br />

beispielsweise in den Naturpark Altmühltal oder macht eine Donau-<br />

Radwanderertour und fährt nicht nach Eichstätt. Hieraus ist zu schließen, daß es<br />

eines einheitlichen "Markennamens" bedarf, um die Region auf dem Tourismusmarkt<br />

bekannt zu machen. Des weiteren ist aus der Reisemarktforschung bekannt, daß die<br />

Reisezielwahl häufig weniger abhängig ist von den tatsächlich vorhandenen Quali-<br />

125 An dieser Stelle sei auch noch einmal Herrn Rasenberger gedankt, der sich an einem Sonntagnachmittag die Zeit nahm, uns<br />

die Geschichte dieses ehemaligen "Gefängnisses mit Passierschein" näher zu bringen und uns damit auch Einblicke in die<br />

sozio-ökonomische Situation des ehemaligen Sperrgebietes ermöglichte, die ohne dieses Erlebnis sicherlich nicht so einfach<br />

erschlossen worden wären.


203<br />

tätsmerkmalen einer Region als vielmehr von dem Image, das eine Region genießt.<br />

Für neu auf dem Tourismusmarkt zu positionierenden Gebieten gilt es deshalb zunächst<br />

einmal Images aufzubauen. 126<br />

Im Hinblick auf die "Produktentwicklung" liegen bereits einige Vorstellungen in der<br />

Region selber, bezogen auf einzelne Teilräume, vor. Zu nennen sind hier: das Marketingkonzept<br />

des Landkreises Lüchow-Dannenberg, das durch das Land Brandenburg<br />

prämierte Modellprojekt "Zwischen Elbfähre und Hünengrab (Amt Lenzen), das<br />

Konzept "das grüne Band" (Kultur- und Fremdenverkehrsverein Bad Wilsnack), das<br />

Tourismuskonzept für die Landkreise Ludwigslust und Hagenow der Wirtschaftsförderungsgesellschaft<br />

Borken sowie Leitlinien zur touristischen Entwicklung der Stadt<br />

Lübtheen.<br />

Wie unschwer zu erkennen beziehen sich die Konzepte jeweils auf einen Teilraum.<br />

Ein Gesamtkonzept besteht bislang ebenso wenig, wie eine bundesländerübergreifende<br />

Planung und Abstimmung, die mit den naturschutzfachlichen Vorstellungen<br />

<strong>zum</strong> geplanten Großschutzgebiet Elbtalaue abgeglichen wäre. Dies schlägt sich<br />

selbstverständlich auch in den Werbematerialien nieder, die jeweils nur für den Teilraum<br />

vorliegen. Beworben wird das Gebiet unter folgenden "Markenzeichen":<br />

• Naturpark Elbufer-Drawehn/ Niedersachsen mit Amt Neuhaus),<br />

• Westprignitz ("Da wo die Havel in die Elbe fließt")/ Brandenburg,<br />

• Landkreis Osterburg/ Altmark (Die Altmark - mittendrin, Landschaft und Geschichte<br />

entdecken)/ Sachsen-Anhalt,<br />

• Mecklenburgs Westen - ursprüngliche Vielfalt (Schweriner<br />

Mecklenburg)/ Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Land, West-<br />

Das Image mit dem sich die Region mit ihren vier Teilräumen auf dem Tourismarkt<br />

positionieren will, ist das eines naturbelassenen und kulturell vielfältigen Raumes .<br />

Dies entspricht auch dem Potential des Raumes mit dem Flußraum Elbe und den<br />

vielen regionaltypischen Dörfern und Kleinstädten sowie einem auf westlicher Seite<br />

gut ausgebauten Wegenetz für Radfahren und Reiten.<br />

Was jedoch fehlt ist ein Gesamtüberblick über den Raum, mit dem sich insbesondere<br />

Gäste aus den süddeutschen Regionen oder gar Ausländerinnen einen Eindruck<br />

von der Vielfältigkeit verschaffen könnten. Zu überlegen wäre deshalb, ob es gelingen<br />

kann einen einheitlichen Slogan zu generieren, unter dem Gebietskörperschaften<br />

ihr Gebiet bewerben. Dies setzt jedoch voraus, daß ein Prozeß in Gang gesetzt<br />

wird, der es erlaubt eine gemeinsame Sichtweise im Hinblick auf die Ausgangslage<br />

und die angestrebten Ziele sowie die dazu gehörigen Maßnahmen zu entwickeln.<br />

Diesen Prozeß wollen wir als "Binnenmarketing" bezeichnen. Ein geeignetes Instrument,<br />

um den Prozeß des Binnenmarketing zu befördern, ist das einer bundesländer-<br />

und kreisgrenzenüberschreitenden Regionalkonferenz, aus der sich Arbeitskreise<br />

entwickeln könnten, die die Verantwortung für die Umsetzung der gemeinsam<br />

entwickelten regionalwirtschaftlichen Vorstellungen übernehmen.<br />

123 Zur Bedeutung von Images vgl. auch Wellhoener, Barbara: Das Image von Reisezielen - eine Studie <strong>zum</strong> Schwerpunktthema<br />

der Reiseanalyse 1990 des Studienkreises für Tourismus, Starnberg 1992


204<br />

3.4 Ausblick - Perspektiven für den Tourismus im Bereich des geplanten<br />

Großschutzgebietes und erste Maßnahmenvorschläge<br />

Es hat sich gezeigt, daß im geplanten Großschutzgebiet Elbtalaue zwei unterschiedlich<br />

strukturierte Ausgangssituationen vorfindbar sind, die es möglicherweise<br />

erschweren, eine einheitliche, dem Naturraum angepaßte Nutzungsstrategie zu<br />

entwickeln. Darüber hinaus wurde deutlich, daß die durch Tourismus erzielbaren<br />

Effekte, sich - ohne nachhaltige Naturraumbeeinträchtigungen - auf annähernd 10<br />

bis 12 % aller Arbeitsplätze im Raum belaufen können. Damit nimmt der Tourismus<br />

einen wichtigen, wenngleich nicht dominierenden Stellenwert im Untersuchungsgebiet<br />

ein.<br />

Die Entwicklung eines leistungsfähigen und dem Naturraum angepaßten Tourismus<br />

dürfte nach unserer Einschätzung, durch die Ausweisung eines Großschutzgebietes<br />

Elbtalaue positiv beeinflußt werden. Die Ausweisung eines Großschutzgebietes<br />

setzt jedoch voraus, daß Eingriffe in den Wasserhaushalt durch wasserbauliche<br />

Maßnahmen ebenso unterlassen werden, wie die Etablierung flächen-,<br />

(autoverkehrs-) und energieintensiver Freizeitgroßprojekte. Darüber haben hinaus<br />

haben die empirisch gestützten Überlegungen gezeigt, daß ein dem Naturraum angepaßter<br />

Tourismus - ein sogenannter "sanfter Tourismus" - auch höhere Struktureffekte<br />

aufweisen dürfte, als ein auf Großprojekten basierender Tourismus.<br />

Als ein zentrales Problem erweist sich jedoch der Engpaßfaktor privates Kapital.<br />

Hier wäre über alternative Formen der Finanzierung (Öko-Bank) Mittel zu beschaffen.<br />

Auch im Rahmen einer Großschutzgebietsausweisung kommen eine Vielzahl<br />

von Förderprogrammen für die Regionalentwicklung in Frage, bei denen zu überprüfen<br />

wäre, wie sie am besten für die Region gebündelt werden können. Darüber hinaus<br />

ist darauf zu verweisen, daß es im Regelfall nicht alleine ausreicht, Förderprogramme<br />

zur Überwindung von Finanzierungsengpässen bereitzustellen, sondern es<br />

vielmehr auch erforderlich sein dürfte, den potentiellen lokalen Investoren eine konkrete<br />

- personalintensive - Beratung zukommen zu lassen.<br />

Eine Analyse der wesentlichen allgemeinen Nachfrageentwicklungstendenzen zeigt,<br />

daß die umweltbewußten Touristen ein nicht zu unterschätzendes Nachfragepotential<br />

für das Großschutzgebiet darstellen. Um dieses Potential zu erschließen, bedarf<br />

es jedoch einer abgestimmten regionalen Strategie bestehend aus verschiedenen<br />

Bausteinen und unter Einbezug unterschiedlicher Akteure.<br />

Die Bausteine lassen sich entlang der "Produktlinie" Tourismus identifizieren und<br />

analysieren. Im einzelnen wurden hier betrachtet: Beherbergung, Gastronomie, Verkehr,<br />

Freizeitinfrastrukturen, Natur- und Kulturraumpotential sowie Image/ Marketing.<br />

Jeder dieser Bereiche wird im Sinne eines Stärken/ Schwächen-Profils beschrieben<br />

und es werden Vorschläge entwickelt, die zusammenfassend in den<br />

nachfolgenden Übersichten wiedergegeben sind.


205<br />

Abbildung 21:1. Maßnahmenbereich "Vermittlung von Unterkünften"<br />

Ziele Problembeschreibung Umsetzungsschritte<br />

Erhöhung der Kapazitätsauslastung<br />

Transparenz des Angebotes<br />

einfache und problemlose<br />

Zugänglichkeit von Informationen<br />

Kapazitätsüberhänge im<br />

niedersächsischen Teilgebiet<br />

bestehendes Angebotsdefizit<br />

(qualitativ und<br />

quantitativ) in den östlichen<br />

Teilgebieten<br />

mögliche Kapazitätseng<br />

pässe bei gesteigerter<br />

Marketingaktivität<br />

Informationsdefizite bei<br />

spontanen Übernachtungswünschen<br />

elektronisches Reservierungssystem,<br />

daß vor Ort<br />

möglichst Tag und Nacht<br />

arbeitet<br />

länderübergreifende Bündelung<br />

der Informationen<br />

Verbesserung der Außendarstellung<br />

Abbildung 22: 2. Maßnahmenbereich "Erhöhung der Unterkunftskapazitäten im<br />

östlichen Teilgebiet"<br />

Ziele Problembeschreibung Umsetzungsschritte<br />

Erhalt dörflicher Strukturen Dauerbelegung durch Geschäftsreisende<br />

Förderung von Dachgeschoßausbau<br />

<strong>Ausbau</strong> geht vor Neubau<br />

Bevorzugung einheimischer<br />

Investoren<br />

keine Großprojekte (wie<br />

fehlende Konkurrenz<br />

ungünstiges Preis-<br />

Leistungs-Verhältnis<br />

bzw.<br />

<strong>Ausbau</strong> von Nebengebäuden<br />

Förderung der Investitionbereitschaft<br />

etwa das Akquazentrum in mangelnde Beherbergungskapazität<br />

Lenzen etc.)<br />

keine Zersiedlung<br />

das "Besondere" der<br />

Siedlungsformen als<br />

"Kapital" erhalten<br />

Spezialkenntnisse der Altbausanierung<br />

erwerben,<br />

die später überregional<br />

"vermarktet" werden können<br />

gezielte Beratung<br />

(Erschließung neuer<br />

Marktpotentiale, Fördermittelakquise,<br />

Werbung,<br />

Unterkunftsausstattung)<br />

angepaßte gemeindeübergreifende<br />

Bauleitplanungen,<br />

Abstimmung<br />

der Raumordnungsplanungen<br />

Akquisition von Dorferneuerungsmitteln<br />

kombiniert<br />

mit GA - Mitteln<br />

"Fremdenverkehr"


Abbildung 23: 3. Maßnahmenbereich "umweltbewußte Betriebsführung"<br />

Ziele Problembeschreibung Umsetzungsschritte<br />

Energie sparen<br />

veränderter Wasserverbrauch<br />

und dadurch geringeres<br />

Abwasseraufkommen<br />

Abfallvermeidung<br />

qualitative Verbesserung<br />

mit umweltbewußter Betriebsführung<br />

lassen sich<br />

nur in bestimmten Marktsegmenten<br />

Wettbewerbsvorteile<br />

(Imageeffekte)<br />

erzielen<br />

umweltbewußte Betriebsführung<br />

Auslobung von Wettbewerben<br />

als Innovationsanreiz<br />

und werbewirksame<br />

Auszeichnung von<br />

Betrieben<br />

Informationsbereitstellung -<br />

zielgruppenorientiertes<br />

führt nicht auto-<br />

Marketing<br />

der vorhandenen und neu<br />

entstehenden Kapazitäten matisch zu Kostenentlastungen<br />

und ist mit über die ökonomischen<br />

Beratung und Information<br />

umweltgerechte Standortwahl<br />

zeitlichem Mehraufwand und ökologischen Vorteile<br />

Förderung der Anreise mit verbunden<br />

einer umweltbewußten Betriebsführung<br />

ÖPNV und des Radfahrens<br />

Checkliste<br />

"umweltbewußte Betriebsführung"<br />

Einsatz von Dorferneuerungsmitteln<br />

Abbildung 24: 4. Maßnahmenbereich "umweltverträgliche Campingplätze"<br />

Ziele Problembeschreibung Umsetzungsschritte<br />

keine Zersiedlung<br />

geregelte Entsorgung der<br />

hochgiftigen Abwässer<br />

zu hohe Belegung durch<br />

Dauercamper in den westlichen<br />

Bundesländern,<br />

planungsrechtliche Instrumente<br />

entwickeln<br />

Schlechtwetter- Aufenthaltsräume<br />

aus Wohnmobil- und konzipieren<br />

dadurch Chance in diesem<br />

Camping-Toiletten Gebiet besonders attraktive<br />

und anbieten<br />

Plätze für die Rei-<br />

Kochgelegenheiten anbie-<br />

Integration der Plätze in<br />

die Natur/ Landschaft sepioniergruppe<br />

ten<br />

Aufwertung bestehender "Nomaden" zu schaffen Ansiedlung kleiner naturnaher<br />

Zelt- und Rastplätze<br />

Campingplätze<br />

allgemein zu geringe Attraktivität<br />

der bestehenden entlang der Wasserwege<br />

Schaffung neuer umweltverträglicher<br />

Campingplätzche<br />

Verkehrsnetz gewähr-<br />

Plätze<br />

Anbindung an das öffentlileisten


Abbildung 25: 5. Maßnahmenbereich "Gastronomie"<br />

Ziele Problembeschreibung Umsetzungsschritte<br />

Verarbeitung regionaler<br />

Lebensmittel<br />

Förderung des Absatzes<br />

ökologisch produzierter<br />

Nahrungsmittel<br />

gezielte Kooperation mit<br />

touristischen Anbietern<br />

Ausrichtung des Angebots<br />

auf die touristischen Zielgruppen<br />

eine gewisse "Phantasielosigkeit"<br />

im derzeitigen<br />

Angebot<br />

zuviel Fleisch, zu wenig<br />

"Frisches"<br />

Widerspruch Angebot und<br />

Nachfrage: Der Trend zur<br />

"gesunden, vollwertigen<br />

Kost" gilt insbesondere für<br />

die Zielgruppen, für die<br />

sich das Gebiet profilieren<br />

will.<br />

begrenzte lokale Kaufkraft<br />

Fortbildungsveranstaltunge<br />

n<br />

neutrale Beratung der<br />

Gaststätten- und Restaurantinhaber<br />

Förderung der Kommunikation<br />

zwischen landwirtschaftlichen<br />

Direktvermarktern<br />

und Abnehmern<br />

aus dem Gaststättengewerbe<br />

- evtl. Bereitstellung eines<br />

Koordinators<br />

Förderung der Kooperation<br />

der Gastronomiebetriebe<br />

Abbildung 26: 6. Maßnahmenbereich "Verkehr"<br />

Ziele Problembeschreibung Umsetzungsschritte<br />

An- und Abreise mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln<br />

Bewegung im Feriengebiet<br />

mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

Förderung des Fahrradfahrens<br />

mangelnde Information<br />

über die Erreichbarkeit mit<br />

öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

unzureichende innere Erschliessung<br />

mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln<br />

Lücken im Bahnnetz z.B.<br />

Uelzen-Salzwedel oder<br />

Dannenberg -Dömitz-<br />

Ludwiglust<br />

kein ausreichenden Fahrradroutenkonzept<br />

unzusammenhängende<br />

und zu wenige Radwege<br />

Überlastung der Elbuferstr.<br />

Verbesserung der Information<br />

über vorhandene<br />

öffentliche Verkehrsmittel<br />

Schließung von Streckenlücken<br />

im Bahnnetz<br />

Erhöhung der Taktfrequenzen<br />

im ÖPNV<br />

Bereitstellung von Fördermitteln<br />

für die Erarbeitung<br />

von Info-Materialien<br />

und Verkehrskonzepten.<br />

Erarbeitung einer die Ländergrenzen<br />

überschreitenden<br />

Radwegekonzeptionen<br />

Fahrradmitnahmemöglichkeiten<br />

in öffentlichen Verkehrsmitteln


208<br />

Abbildung 27: 7. Maßnahmenbereich "Aufbau einer 'sanften' Freizeitinfrastruktur"<br />

Ziele Problembeschreibung Umsetzungsschritte<br />

Schaffung von Wassersportgelegenheiten<br />

Bereitstellung von Hallenbädern<br />

Qualifikations- und Ausbildungsverbesserung<br />

der<br />

Fremdenführerinnen<br />

Bootsanlegestellen<br />

mangelndes Angebot<br />

mangelnde Attraktivität in<br />

der Vor- und Nachsaison<br />

mangelnde Information<br />

über das vorhandene Angebot<br />

unverbindliche Rahmenrichtlinie<br />

für mögliche<br />

Standorte wassersportlicher<br />

Einrichtungen unter<br />

Berücksichtigung des Naturschutzes<br />

hat keine<br />

Rechtswirkung<br />

Getrennte und widersprüchliche<br />

Regionalplanungen<br />

Hinweise in Prospekten auf<br />

wetterunabhängige<br />

Schwimmgelegenheiten<br />

Hausschwimmbäder in<br />

Hotelneubauten der Allgemeinheit<br />

öffnen<br />

(Verhandlungsbedarf)<br />

Hinweise auf bestehende<br />

Einrichtungen geben und<br />

Anbindung dieser Einrichtungen<br />

an den ÖPNV<br />

Zusammenarbeit mit Vereinen<br />

auf Ortsebene<br />

aktive einheitliche Informationsstrategien<br />

entwickeln<br />

Fördermittel für umweltverträgliche<br />

Lösungen bereitstellen<br />

Personenfähren, Fahrradwege,<br />

Naturlehrpfade,<br />

Wanderwege<br />

Abbildung 28: 8. Maßnahmenbereich "gemeinsame Außendarstellung"<br />

Ziele Problembeschreibung Umsetzungsschritte<br />

abgestimmte transparente<br />

Informationspraxis<br />

Zielgruppenorientierung<br />

hin zu einer ökologischen<br />

Beispielregion<br />

mangelnde Information<br />

über Erreichbarkeit der<br />

Region mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln<br />

uneinheitliche Werbung<br />

Errichtung eines Besucherleitsystems<br />

(einheitliche<br />

Kartierung, Beschilderung<br />

und Führungskonzeption)<br />

Förderung eines gemeinsamen<br />

Erhöhung des Erlebniswertes<br />

zielgruppenorien-<br />

(bislang vier verschiedene<br />

Vermarktung der charakteristischen<br />

Raumbezüge in der Vermarktungtierten<br />

Marketings<br />

Regionalkonferenz - Vermen<br />

Siedlungsfor-<br />

keine Konzentration auf ständigung zwischen allen<br />

(Rundlinge, Elbdeich- bestimmte Zielgruppen beteiligten Trägern<br />

, Wurten- und Marschhufendörfewicklung<br />

eines Werbekon-<br />

Ausschreibung der Ent-<br />

Werbekostenersparnis<br />

zeptes für die Gesamtregion<br />

und gesteigerte Werbungseffektivität<br />

Einbeziehung der Erreichbarkeit<br />

der Region mit Bus<br />

Bahn und Fahrrad in die<br />

Außendarstellung


209<br />

E<br />

Verkehrsbezogene Analyse und Perspektiven<br />

der Region 'Dresden'<br />

1. Größe, Abgrenzung und charakteristische Merkmale der Region<br />

'Dresden'<br />

Die Region 'Dresden' liegt im südöstlichen Randbereich Deutschlands am Schnittpunkt<br />

wichtiger Straßen und Schienenstrecken und stellt das kulturelle und wirtschaftliche<br />

Zentrum Sachsens dar. Die Region bildet als Schnittstelle der Fernverbindungen<br />

Hamburg-Prag und Paris-Warschau in großräumiger Perspektive die<br />

Brücke <strong>zum</strong> (süd-) osteuropäischen Ausland. Es handelt sich bei dem Untersuchungsraum<br />

im vorliegenden Fall um das Stadtgebiet der sächsischen Landeshauptstadt<br />

Dresden sowie der angrenzenden Gemeinden Radeberg, Radebeui,<br />

Freital, Heidenau, Pirna, Meißen und Coswig. Die Region hatte in dieser Abgrenzung<br />

im Jahr 1990 eine flächenmäßige Ausdehnung von 346 qkm und eine Bevölkerungszahl<br />

von 698.575 Einwohnerinnen und Einwohnern.<br />

Vor allem das Stadtgebiet Dresdens sowie sein elbaufwärts angrenzendes Umland<br />

("Sächsische Schweiz") stellen ein außergewöhnliches, traditionsreiches kulturlandschaftliches<br />

Ensemble dar. Die naturräumlich-topographische Ausgangssituation<br />

wird durch die Flußlandschaft der Elbe und die angrenzenden Höhenzüge des Elbsandsteins<br />

geprägt, die sowohl aus landschaftsökologischer Sicht wie auch für Tourismus<br />

und Naherholung von überragender Bedeutung sind. In gesellschaftlichökonomischer<br />

Hinsicht ist die (für die Großstädte der ehemaligen DDR eher untypische)<br />

reichhaltige Mischung aus Handwerk und Produktion, Wissenschaft und Forschung<br />

sowie kulturellen Beständen Charaktermerkmal der Region.


210<br />

Abbildung 29: Lage und Einordnung der Region 'Dresden'<br />

j Autobahn<br />

E=3 Eisenbahn<br />

KflNiaSTEIN<br />

Quelle: AG Ludwlg-Bölkow-Systemtechnik u.a. 1992<br />

Charakteristische Merkmale der Region sind im wesentlichen:<br />

• die naturräumliche Situation des Elbtals<br />

• der Landschaftsraum in der Umgebung Dresdens (Sächsische Schweiz, Moritzburger<br />

Teichgebiet, Lößnitzhöhen u.a.)<br />

• das knotenpunktförmig auf die Stadt Dresden zulaufen Verkehrsnetz,<br />

• die politisch-administrative Funktion Dresdens als Landeshauptstadt,<br />

• die Funktion der Kernstadt als wirtschaftliches Zentrum,<br />

• die Funktion der Kernstadt als kulturelles und soziales Zentrum.<br />

Im Gegensatz zu anderen Großstädten der ehemaligen DDR ist Dresden von mehreren<br />

Mittelzentren umgeben, deren Einzugsbereich in engen Verflechtungsbeziehungen<br />

<strong>zum</strong> Oberzentrum Dresden steht. Im Hinblick auf die weitere Entwicklung der<br />

Stadtregion wird eine sinnvolle Arbeitsteilung zwischen Kernbereich und Peripherie<br />

angestrebt; diese scheint allerdings durch die sürmische Gewerbeentwicklung in<br />

den Außenbereichen während der ersten Jahre nach der Wende in Frage gestellt.<br />

Noch zu Zeiten der DDR verlief die Bevölkerungsentwicklung von Kernstadt und


211<br />

Umland extrem gegenläufig (vgl. IÖR 1993). Die Stadtstruktur Dresdens selbst ist<br />

gekennzeichnet durch verdichtete Bebauung aus der Gründerzeit in den Kernbereichen,<br />

teilweise großflächige und monostrukturierte Stadterweiterungen aus der Zeit<br />

des sozialistischen Städtebaus sowie eine verstärkte Hinwendung zur städtebaulichen<br />

Rekonstruktion und Zentrenorientierung in den letzten Jahren.<br />

Abbildung 30: Zentrenstruktur der Region 'Dresden'<br />

A<br />

Quelle: AG Ludwig-Bölkow-Systemtechnik u.a. 1992<br />

. Planungsziele der Stadtentwicklungsplanung sind:<br />

• Fortführung der begonnenen Maßnahmen in Stadtumbau und Stadterweiterung,<br />

• Weiterentwicklung der polyzentralen, durchmischten Siedlungsstruktur,<br />

• Ausweisung von Gewerbegebieten entlang der Verkehrsachsen insbesondere<br />

des Schienen- und Stadtbahnnetzes.<br />

2. Das Konfliktfeld Verkehr und Umwelt<br />

Die Bedeutung des Verkehrssektors als Umweltbelaster ist in den vergangenen Jahren<br />

sowohl absolut wie auch im Vergleich zu Industrie, Kraftwerken und Haushalten<br />

spürbar gestiegen. Dies wurde aktuell am Beispiel des sogenannten Sommersmogs


212<br />

sehr kontrovers diskutiert, der Belastung der unteren Atmosphärenschicht mit troposphärischem<br />

Ozon. Hauptursache hierfür wie für einen großen Teil der Schadstoffbelastungen<br />

der Luft sind die Abgasemissionen der Straßenfahrzeuge; der Anteil<br />

des Verkehrs an den NOx-Emissionen in Deutschland liegt bei ca. 70%, in den<br />

Städten und ihren Kernräumen liegt dieser Anteil noch höher. Auch die Belastung<br />

mit Kohlenmonoxid, organischen Kohlenwasserstoffen und anderen Schadsubstanzen<br />

geht zu einem großen Teil auf den Verkehr zurück. Der Straßenverkehr gilt außerdem<br />

als wichtigste Quelle der Lärmbelastung in Städten und Gemeinden (vgl.<br />

<strong>SR</strong>U 1994).<br />

Weitere relevante Umweltbelastungen im Zuge des Verkehrsanstiegs sind insbesondere<br />

der Raumbedarf der Verkehrsanlagen sowie die indirekten Auswirkungen<br />

auf Natur und Umwelt (den Menschen eingeschlossen), die von den Verkehrsinfrastrukturen<br />

ausgehen. Der Flächen verbrauch für Verkehrswege ist in den vergangenen<br />

Jahren kontinuierlich gestiegen, der Anteil naturnaher, unzerschnittener Räume<br />

mit einer Größe von mehr als 100 km2 ist weiter rückläufig (vgl. BFANL, Raumordnungsbericht<br />

1993). Neben den Auswirkungen des Fahrbetriebs auf die den Fahrweg<br />

unmittelbar angrenzenden Flächen (<strong>Seiten</strong>streifenaltlast) trägt vor allem die<br />

Zerschneidungswirkung von Straßen (und geringfügiger: Schienen) zu ökologischen<br />

Schäden bei.<br />

Die wachsenden Umweltbelastungen des Verkehrs sind auch Indiz dafür, daß die<br />

Industriegesellschaft ihre wachsenden Mobilitätsanforderungen nicht mehr im Griff<br />

hat; es steht insofern stellvertretend für eine Vielzahl ökonomisch-technischer, sozialer<br />

und ökologischer Probleme der industriellen Lebensweise und ihrer Mobilitätszwänge.<br />

Die sektoralen Ansätze der Umwelt- und Verkehrspolitik haben hier bisher<br />

noch keine Entlastung realisieren können. Schon seit Anfang der 80er Jahre werden,<br />

vor allem im Zusammenhang mit dem heute weitgehend verdrängten Waldsterben,<br />

Lösungsansätze zur Reduzierung verkehrsbedingter Umweltbelastungen diskutiert.<br />

Die Emissionsminderungsziele der Bundesregierung im Verkehrssektor wurden<br />

jedoch bei weitem nicht erreicht, die NOx-Belastung wird in den nächsten Jahren<br />

weiter steigen, bevor erst gegen 2005 eine Abschwächung erwartet wird (Ifeu<br />

1992). Erst knapp die Hälfte des bundesdeutschen Pkw-Gesamtbestands sind mit 3-<br />

Wege-Katalysatoren ausgestattet. Die Emissionsminderung bei Pkw wird außerdem<br />

durch wachsende Anteile des Lkw-Verkehrs kompensiert, der bei einem 10-<br />

prozentigen Anteil an den Fahrleistungen bereits für ca. 40% der Stickoxidemissionen<br />

des Verkehrs verantwortlich ist. Bei Energieverbrauch und C02-Emissionen ist<br />

die Erwartung noch weitaus pessimistischer: hier wird mit anhaltendem Wachstum<br />

bzw. langfristig Stagnation auf hohem Niveau gerechnet (BfLR 1993). Ursache<br />

hierfür sind die Festigkeit der Rahmenbedingungen des Verkehrs (vor allem ausdifferenzierte,<br />

transportintensive Raum- und Siedlungsstrukturen und eine wachsende<br />

Arbeitsteiligkeit der Wirtschaft), die extreme Schere in der Preisentwicklung von privatem<br />

und öffentlichem Verkehr, zunehmend anspruchsvollere Konsum- und Mobilitätsmuster<br />

vieler (nicht aller) Menschen sowie eine weiterhin dem Prinzip der Bedarfsdeckung<br />

folgende Verkehrs- und Infrastrukturpolitik. Dies stützt insgesamt den<br />

Status-Quo des Verkehrswachstums: in einem verkehrsabhängigen Umfeld bleiben<br />

alle potentiellen <strong>Alternativen</strong> strukturell begrenzt.<br />

Wachsende Zielkonflikte zwischen ökologischen und ökonomischen Interessen, die<br />

hohen Folgekosten und die geringe Effizienz des Verkehrssystems geben verstärkt<br />

Anlaß zur Suche nach Auswegen. Dabei lassen sich kurzfristig wirksame Maßnahmen<br />

im Bereich der Ordnungs- und Verkehrspolitik - wie sie etwa zur Wiederherstel-


213<br />

lurig der Straßenverkehrsordnung, <strong>zum</strong> Abbau von Belastungsspitzen und zur Förderung<br />

von Verkehrsalternativen notwendig sind - mit einer gewissen Erfolgsaussicht<br />

umsetzen. Ob die im Zusammenhang mit einer Verschärfung der Luftreinhaltepolitik<br />

in den Städten anvisierten Restriktionen für den Kfz-Verkehr (BlmSchG) Besserung<br />

versprechen, bleibt abzuwarten. Die Vermittlung grundlegender Einschnitte<br />

in die Verkehrsbudgets von Haushalten und Unternehmen weist derzeit noch zentrale<br />

Defizite auf: Politische Unentschlossenheit, das Schielen nach der<br />

"Volksmeinung" (Tempolimit), konzeptionelle Lücken z.B. mit Blick auf ökonomische<br />

Zwänge sowie die Trägheit des individuellen Handelns kommen hinzu.<br />

Technische Innovationen können zwar wichtige Beiträge zur Umweltentlastung bringen,<br />

wie die Beispiele Japan oder USA z.T. gezeigt haben. Dies setzt aber die frühzeitige<br />

Entwicklung konsistenter Leitbilder und konfliktfähiger politischer Strategien<br />

voraus. Wenn an dieser Stelle mit Priorität strukturelle Lösungsansätze diskutiert<br />

werden, so geschieht dies in Kenntnis der begrenzten Wirkung technischer Minderungsmaßnahmen,<br />

vor allem dann, wenn sie in ein allgemeines Szenario des Verkehrs-<br />

und Wirtschaftswachstums eingebettet sind und weiterhin wachsende Mobilität<br />

versprechen. Im übrigen führt Kompensation durch Mengenwachstum immer<br />

häufiger zu einer begrenzten Problemlösungskompetenz; dies gilt bekanntlich auch<br />

für andere Handlungsfelder der Umweltpolitik. Ordnungspolitische, technische und<br />

fiskalische Lösungen für einen umweltverträglicheren Verkehr müssen auf lange<br />

Sicht durch weitergehende Ansätze zur Neugestaltung der Raum- und Siedlungsstrukturen<br />

und zur Förderung eines verkehrsarmen Wirtschaftens ergänzt werden.<br />

Vor diesem Hintergrund werden in der vorliegenden Untersuchung mögliche verkehrliche<br />

und verkehrswirtschaftliche Entwicklungspfade für die Region 'Dresden<br />

und Umland' diskutiert. Parallel <strong>zum</strong> Anstieg der privaten Motorisierung hat die Umweltbelastung<br />

in der Region 'Dresden und Umgebung' - dies gilt vor allem für den<br />

Verkehrssektor - deutlich zugenommen. Neben der durch die Raumheizung bedingten<br />

S02-Belastung der Luft sind die Lärm- und Schadstoffemissionen des Straßenverkehrs<br />

heute die Hauptquellen der Umweltbelastung. Auch hier sind Kompensationen<br />

größeren Umfangs absehbar (Entlastung bei Industrie-, Kraftwerks- und<br />

Raumheizungsemissionen, Zuwächse im Verkehr). Die Deposition der Verkehrsemissionen<br />

im Straßenraum trägt außerdem zu direkter Schadwirkung und unmittelbarer<br />

Belästigung der Bevölkerung bei. Folglich hat sich auch die Wahrnehmung der<br />

Verkehrssituation und ihrer Belastungen, die im Zuge des Jahres 1991 durch Befragungen<br />

erhoben worden ist, erheblich in Richtung 'unzuträglich' bzw. 'chaotisch'<br />

verschoben (IVSÖ der HfV). Hiervon sind insbesondere betroffen innerhalb der<br />

Stadt Dresden die Nord-Süd-Verbindung, die Teplitzer Str., die Otto-Buchwitz-Str.,<br />

im Umland außerdem die Straßenzüge entlang der Bundesstraßen 172 und 170.<br />

Die Exposition des Stadtraumes in der Elbtallage kann die Schadstoffbelastung der<br />

Luft in ungünstigen Witterungssituationen verstärken, da in solchen Fällen der vertikale<br />

Luftmassenaustausch eingeschränkt ist und eine weitere Frischluftzufuhr nur<br />

über die quer verlaufenden Frischluftschneisen möglich ist. Diese sind daher bei der<br />

weiteren Bebauungsplanung als Tabuzonen zu behandeln und als Elemente eines<br />

vernetzten Systems offener Grünzüge weiterzuentwickeln. Auch in den umliegenden<br />

Gemeinden verschärft sich die Umwelt- und Verkehrsbelastung im Zuge der Motorisierungsentwicklung,<br />

was sich neben der allgemeinen Belastung der Lebensqualität<br />

auch in einer Beeinträchtigung des hohen Potentials für Tourismus und Fremdenverkehr<br />

niederschlägt. Obwohl beispielsweise die Sächsische Schweiz im Straßen-


214<br />

verkehr gut erreichbar ist, verschärfen sich diesbezügliche Probleme in der Umlandregion.<br />

Geeignete <strong>Alternativen</strong> <strong>zum</strong> Pkw im Freizeitverkehr wurden bisher noch<br />

nicht systematisch entwickelt.<br />

3. Entwicklungsperspektiven der Verkehrsträger, Bedeutung der<br />

Verkehrswirtschafti 27<br />

3.1 Einordnung der Verkehrsentwicklung in den gesellschaftlichen Wandel<br />

Wie kaum an einem anderen gesellschaftlichen Handlungsfeld wurden deutschdeutsche<br />

Teilung und Vereinigung am Beispiel des Verkehrswesens deutlich. Innerhalb<br />

nur weniger Jahre erfolgte in der ehemaligen DDR eine Anpassung des stark<br />

regulierten und reglementierten Verkehrsmarktes an das moderne, mit zunehmenden<br />

Anteilen privatwirtschaftliche Verkehrswesen der Bundesrepublik. Wichtigste<br />

Kennziffer dieses Anpassungsprozesses ist der Anstieg der privaten Motorisierung<br />

(s.u.). Die Zahl der Haushalte mit Pkw-Besitz stieg in Dresden zwischen den Jahren<br />

1987, 1990 und 1991 von 42% über 68% auf über 71% (Angaben nach SrV, Institut<br />

für Verkehrssoziologie und -Ökologie der Hochschule für Verkehrswesen). Der öffentliche<br />

Verkehr kann seine Verkehrsanteile nach einem Rückgang Anfang der 90er<br />

Jahre heute knapp behaupten, während erhebliche Verlagerungen zwischen Fußgängerverkehr<br />

und Pkw-Verkehr stattfinden. Im Güterverkehr ist neben dem wirtschaftsstrukturell<br />

bedingten Rückgang der Gesamtnachfrage der Bedeutungswandel<br />

zwischen Strasse und Schiene signifikant.<br />

3.2 Die Bedeutung der Eisenbahn<br />

Fernverkehre<br />

Durch die Stadt Dresden verläuft eine der bedeutendsten und leistungsfähigsten<br />

Eisenbahnverbindungen im ostdeutschen Raum. Sie verbindet diese Region mit<br />

dem südeuropäischen Raum auf der Relation Dresden-Prag-Budapest-<br />

Bukarest/Sofia. Die West-Ost-Verbindung war bisher vorwiegend von nationaler<br />

Bedeutung, wird jedoch künftig verstärkt auch internationale Verkehre abwickeln.<br />

Diese Achse verläuft durch Dresden über Görlitz und weiter nach Polen und zur<br />

ehemaligen Sowjetunion.<br />

Das städtische Eisenbahnnetz ist insofern auch durch Fernverkehrsverbindungen<br />

geprägt, als die Fremdenverkehrsströme die Stadt Dresden teilweise über die<br />

Schiene erreichen. Dresden ist im gesamten internationalen Personenverkehr auf<br />

den obengenannten Strecken Ausgangs- bzw. Endpunkt von Personenverkehrsströmen.<br />

Die Mitbenutzung der Fernbahngleise durch den Regional- und Nahverkehr<br />

stellt ein wichtiges Element des <strong>Ausbau</strong>s der Bahn in der Region Dresden<br />

dar, ebenso die Auflösung der Engpaßsituation am Dresdner Hbf (Erweiterung<br />

der Gleisanlagen für die verschiedenen Sparten).<br />

127 Die folgende Darstellung orientiert sich im wesentlichen an folgenden Arbeiten: Arbeitsgruppe Ludwig-Bölkow-Systemtechnik<br />

Ottobrunn, Global Challenges Network (mit Planungsgruppe 504) Manchen, Transport and Communications Assessment<br />

Center Dresden: Umweltorientierte Verkehrsstrategien für den Ballungsraum "Dresden/Oberes Elbtal, Phase I, Dezember<br />

1992; Hochschule für Verkehrswesen "Friedrich List", Forschungsgruppe "Umwelt und Verkehr": Umweltorientierte Strategien<br />

für Transport, Kommunikation und Tourismus in Euorpa", Dresden 1992; DaimlerBenz Forschungsinstitut Berlin: Verkehrsumfeld<br />

und Verkehrsstrukturen in der DDR, Berlin 1990.


215<br />

SV-Bahn-System (Stadt- und Vorortbahn)<br />

Der parallel zu den Fernlinien verlaufende S-Bahn- und Vorortbahnverkehr ist für<br />

die städtischen Verkehrsbeziehungen, die Verbindung <strong>zum</strong> Umland und für den<br />

Pendlerverkehr von großer Bedeutung. Das SV-Bahn-Netz ist teils deckungsgleich<br />

mit dem überlasteten Gleisnetz des Fernverkehrs, teils befindet es sich im<br />

Parallelverlauf. Daraus resultieren eine Reihe von Behinderungen für den SV-<br />

Bahn-Verkehr, die nur bei gesonderter Einordnung eines SV-Bahn-Gleisnetzes<br />

abgebaut und zu Vorteilen für den innerstädtischen Eisenbahnverkehr gestaltet<br />

werden können. Alternative Konzepte sehen die nachträgliche Einordnung einer<br />

das Stadtgebiet weitreichend erfassenden Stadtbahn vor, die in großen Abschnitten<br />

als U-Bahn konzipiert ist.<br />

Die Taktzeiten der Sv-Bahn betragen in der Spitzenzeit 30 min, auf der Relation<br />

Dresden-Pirna 15 min. Der Zugverkehr wird im wesentlichen mit Doppelstockwagen<br />

(DR-Bauart) durchgeführt. Bisher erfüllt die SV-Bahn noch nicht alle Qualitätsmerkmale<br />

nach DB-S-Bahn-Standard. Es fehlen vor allem:<br />

• ein durchgäniges und abgestimmtes Taktsystem auf allen Linien,<br />

• unabhängiger Zugbetrieb auf eigenen Gleiskörpern,<br />

• ein integriertes Tarif- und Informationssystem,<br />

• die Einbindung der regionalen Verkehre in einen Verkehrsverbund.<br />

Die bisherigen Planungen sehen einen <strong>Ausbau</strong> und eine Modernisierung der SV-<br />

Bahn vor, die folgende Maßnahmen enthält:<br />

• Erhöhung der Haltestellenanzahl, dadurch bessere Verbindung der SV-Bahn mit<br />

den flächenerschließenden Verkehren (Straßenbahn, Bus),<br />

• Schaffung eigener Gleiskörper/Trassen für den Personenverkehr auf der Relation<br />

Pirna-Coswig einschließlich des sechsgleisigen <strong>Ausbau</strong>s des Streckenabschnitts<br />

Dresden Hbf - Dresden-Neustadt,<br />

• Elektrifizierung des Nordteils des SV-Bahn-Netzes im Zusammenhang mit der<br />

Elektrifizierung des Fernbahnsabschnitts Dresden-Görlitz,<br />

• Anbindung des Flughafens Dresden-Klotzsche an die SV-Bahn.<br />

In organisatorischer Hinsicht sind insbesondere die Zusammenführung der zahlreichen,<br />

nach der Wende entstandenen privaten und öffentlichen Verkehrsanbieter zu<br />

einer regionalen Verkehrsgesellschaft bzw. einem regionalen Verkehrsverbund<br />

sinnvoll, damit die Abstimmung von Investitionen, Fahrplan- und Tarifsystem in Angriff<br />

genommen werden kann. Politische Aktivitäten zur Gründung eines Verkehrsverbundes<br />

laufen bereits.<br />

Neben den alltäglichen Berufs-, Ausbildungs- und Besorgungsverkehren sollte die<br />

SV-Bahn bzw. die Nebenstrecken der Eisenbahn in der Region verstärkt für touristische<br />

Zwecke genutzt und erschlossen werden. Dies betrifft insbesondere Streckenteile<br />

in Richtung Sächsische Schweiz (Bad Schandau-Sebnitz) sowie in Richtung<br />

Erzgebirge (Dresden-Altenberg, Freital-Kipsdorf).


216<br />

3.3 Straßenbahn, Bus und Bergbahnen<br />

Die Flächenwirksamkeit des städtischen Straßenbahnbetriebes ist ein weiteres markantes<br />

Zeichen der Verkehrsentwicklung in Dresden. Der Sraßenbahnbetrieb ist<br />

nach dem Leipziger Betrieb der zweitgrößte Sachsens und gehört nach Netzlänge<br />

und Fahrzeugzahl zu den größten Betrieben der Bundesrepublik. Das Gleisnetz<br />

umfaßte 1992 ca. eine Länge von 150 km und hat heute noch ca. 130 km unter Betrieb.<br />

Die Straßenbahn ist das wichtigste öffentliche Verkehrsmittel in der Stadt<br />

Dresden, ihre Flächenerschließung ist einer der großen Standortvorteile des Verkehrssystems;<br />

große Teile des Stadtgebietes liegen im 300 m-Radius um die Haltestellen.<br />

Die Straßenbahn hat aber in der Vergangenheit ebenso wie der Busbetrieb extrem<br />

unter der mangelnden Wartung und Instandhaltung gelitten, obwohl der Verschleiß<br />

der Anlagen extrem hoch gewesen ist. Für die nächste Zukunft sind Netzausbau und<br />

die Modernisierung der Fahrwege geplant, da der Anteil eigener Bahnkörper bei nur<br />

ca. 26 % liegt; es überwiegt die zweigleisige Streckenführung im Straßenraum<br />

(Mittellage). Behinderungen zwischen dem motorisierten Individualverkehr (MIV),<br />

dem Straßengüterverkehr, dem Busverkehr und dem Straßenbahnverkehr sind auf<br />

ca. 50 % innerstädtischer Verkehrstrassen vorhanden, auf denen Straßenbahnlinien<br />

verlaufen. Der Betriebszustand der Gleisanlagen führte zu Langsamfahrtstreckenanteilen<br />

von bis zu 35 %, die teils erhebliche Auswirkungen auf die Durchlaßfähigkeit<br />

und Geschwindigkeit des übrigen Straßenverkehrs ausüben, an deren Abbau jedoch<br />

intensiv gearbeitet wird. Bereits bis 1996 sollen ca. 60% des Streckennetzes auf<br />

eigenem Gleiskörper geführt werden, Netzergänzungen in Höhe von ca. 18 km sind<br />

ebenfalls geplant, u.a. im Stadtkern sowie im radialen und tangentialen Netz.<br />

Die wichtigsten Maßnahmen im Straßenbahnnetz sind:<br />

• Schaffung eigener Gleiskörper<br />

• Zweigleisiger <strong>Ausbau</strong> eingleisiger Streckenabschnitte<br />

• Bevorrechtigung im Verkehrsfluß gegenüber dem MIV<br />

• Verbesserung des Tarif- und Fahrplansystems<br />

• Einbindung in einen Verkehrsverbund<br />

• Schaffung leistungsfähiger Betriebshöfe.<br />

Die Stadt Dresden verfügt weiterhin über ein flächendeckendes Busliniennetz. Dieses<br />

umfaßte 1992 in seiner Gesamtausdehnung ca. 275 km. In sinnvoller Aufteilung<br />

auf die Fläche erbringt das Bussystem in der Stadt Dresden vorrangig Zubringerdienste<br />

zur Straßenbahn, <strong>zum</strong> SV-Bahn-Netz sowie Verkehrsleistungen zwischen<br />

Stadtnebenzentren und dem Stadtzentrum sowie zwischen Wohn- und Arbeitsort.<br />

Erschwerend wirkte sich zurückliegend die hohe Verschleißquote im Bussektor und<br />

die in der Vergangenheit mangelnde Wartungs- und Instandhaltungskapazität aus.<br />

In die Flächendeckung städtischer Buslinien greifen teils die Überland-<br />

Linienverkehre ein, die bedingt für innerstädtische Verbindungen genutzt werden.<br />

Die dem zugrunde liegende flächenhafte Arbeitsteilung hat sich günstig auf die Nutzer<br />

des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) ausgewirkt. Die für den mit Bussen<br />

betriebenen ÖPNV wichtige Bevorrechtigung dieser Fahrzeuge im öffentlichen<br />

Fahrverkehr hat keine entscheidende Durchsetzung gefunden. Somit erlebt der<br />

ÖPNV keine Aufwertung gegenüber dem MIV. Die im Bussektor vertretbare Fahrplandichte<br />

hat zu hohen Nutzerquoten geführt. Der modal split gibt darüber Aus-


217<br />

kunft: Bislang wurden ca. 43 % der Fahrten mit dem ÖPNV (nicht nach Bus/Bahn<br />

untergliedert) durchgeführt. Festzustellen ist, daß dieser Anteil rückläufig ist.<br />

Dresden verfügt, konzentriert an einem Standort in Dresden-Ost, über zwei Bergbahnen<br />

(Standseilbahn/Schwebebahn). Diese Bahnen sind Teil des öffentlichen<br />

Personennahverkehrs und erbringen Personenbeförderungsleistungen zwischen<br />

den auf Elbniveau gelegenen Stadtgebieten und den höher gelagerten Wohngebieten<br />

Dresden/Weisser Hirsch und Dresden-Loschwitz.<br />

Die Bahnen vermindern in dieser Region den motorisierten Straßenverkehr, werden<br />

umweltfreundlich betrieben und besitzen zudem infolge ihrer Bauweise und ihrer<br />

Einordnung in die Landschaft am Elbtal auch einen besonderen touristischen Wert.<br />

Gemeinsam mit der Personenschiffahrt auf der Elbe bestehen hier weitere originäre<br />

<strong>Alternativen</strong> <strong>zum</strong> herkömmlichen ÖPNV und <strong>zum</strong> motorisierten Individualverkehr.<br />

3.4 Straßenanbindung und Straßenverkehrsnetz<br />

Die Eigenschaft der Region Dresden als Knotenpunkt des Verkehrsnetzes trifft auch<br />

für ihre Anbindung an wichtige Straßenverbindungen zu. Dazu gehören auf <strong>Seiten</strong><br />

des Autobahnnetzes insbesondere die<br />

• A4 Dresden - Bautzen<br />

• Dresden - Chemnitz - Erfurt - Eisenach<br />

• Dresden - Chemnitz - Plauen - Hof<br />

• A 13 Dresden - Berlin / Cottbus / Frankfurt/Oder<br />

• A 14 Dresden - Leipzig - Halle.<br />

Die südliche Verbindung in Richtung Tschechische Republik ist zur Zeit noch nicht<br />

in gleicher Qualität gegeben und läßt erhebliche Fernverkehre auf wichtigen Bundesstraßen<br />

sowohl die Stadt Dresden queren als auch wertvolle Naturräume passieren<br />

(z. B. E 55 Dresden - Grenze CR/Zinnwald). Mit dem geplanten Neubau der<br />

Autobahnverbindung zwischen Dresden und Prag werden innerstädtische Verkehrssituationen<br />

bedingt entlastet, jedoch stadttypische Verkehrsverhältnisse in das<br />

südliche Umland verlagert. Besonders erschwerend für die Verkehrsabwicklung sind<br />

der qualitativ ungenügende Straßenzustand und der Zustand der Brücken im Verlauf<br />

von Straßenverkehrswegen.<br />

Im Bereich der Bundesstraßen sind folgende Abschnitte von besonderer Bedeutung<br />

bzw. stark befahren;<br />

• B 6 Dresden - Bautzen<br />

• Dresden - Meißen<br />

• B 170Dresden - Zinnwald<br />

• B 172 Dresden - Pirna<br />

Das historisch gewachsene Straßenverkehrsnetz der Stadt Dresden weist den Vorzug<br />

der ringförmigen Umschließung des Stadtzentrums mit sternförmig auf den Ring<br />

hinführenden Trassen auf. Diese "gewachsene Begrenzung" des Stadtzentrums ist<br />

als Voraussetzung für künftige Verkehrsverringerung innerhalb dieses Stadtringes<br />

zu betrachten. Dies würde jedoch voraussetzen, daß die Ringverkehre nicht durch<br />

<strong>Ausbau</strong> in "Ringautobahn-Verkehre" umgewandelt werden.


218<br />

Abbildung 31: Innerstädtisches Hauptstraßennetz Dresdens<br />

Quelle: AG Ludwig-Bölkow-Systemtechnik u.a. 1992<br />

1992 umfaßte das Straßenverkehrsnetz der Stadt Dresden ca. 1100 km, davon sind<br />

ca. 250 km Hauptnetzstraßen. Ca. 10 % des Hauptvekehrsstraßennetzes verfügen<br />

über zwei- oder mehrspurige Richtungsfahrbahnen mit standardgerechtem <strong>Ausbau</strong><br />

(Anteil steigend), auf ca. 35 % der Hauptstraßen liegen Fahrbahnen eingeengt neben<br />

dem Gleisbereich (Anteil rückläufig), mehr als die Hälfte des Hauptnetzes sind<br />

vierspurige Straßen mit Straßenbahngleisen im Fahrbahnquerschnitt oder zweispurige<br />

Straßen. Vom Straßenzustand gehen erhebliche Störungen des Verkehrsablaufs<br />

aus. Der öffentliche Verkehr wird stark beeinträchtigt, eine Vielzahl von negativen<br />

Umwelteinflüssen entsteht. Hinzu kommen Spitzenbelegungen an den Knotenpunkten<br />

in teilweisen Größenordnungen von 6000 PKW/h und mehr.<br />

Von der Kapzität her ist das Straßennetz einschließlich der Elbquerungen jedoch im<br />

Prinzip ausreichend, allerdings sind die technischen Mängel teilweise gravierend.<br />

Durch die Bündelung und die Führung vieler Ost-West-Verkehrsströme durch den<br />

Stadtkern wird die Innenstadt in unvertretbar hohem Maße vomn Verkehr belastet,<br />

der jedoch zu überwiegenden Anteilen lokaler Verkehr ist. Die Straßenräume selbst<br />

wurden nach dem Krieg überdimensioniert ausgebaut und sind städtebaulich wenig<br />

attraktiv.


219<br />

Abbildung 32: Touristische Zielgebiete und Verkehrssituation in der Region<br />

=<br />

Moritzburg<br />

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.Dresdner Heide<br />

Wald<br />

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I + I Touristische Zentren<br />

Y//X- Touristische Zielgebiete<br />

Kritische Verkehrsstraßen<br />

Quelle: AG Ludwig-Bölkow-Systemtechnik u.a. 1992<br />

3.5 Schiffahrtsweg Elbe<br />

Zum internationalen Schiffsgüterverkehr auf der Elbe wurde bereits an anderer<br />

Stelle ausführlich eingegangen. Die städtische Relation auf dem Schiffahrtsweg Elbe<br />

ist vom Personen- und Ausflugsverkehr geprägt. Die Hauptanlegestelle ist direkt<br />

im Zentrumsbereich gelegen und trägt dazu bei, den Schiffsverkehr Stadt- und nutzerwirksam<br />

zu entwickeln. Im Bereich der Personenschiffahrt ist Dresden Ausgangsund<br />

Endpunkt des Schiffsverkehrs. Hinzu kommen Schiffseigener, die in der Personenschiffahrt<br />

die Stadt Dresden linienmäßig berühren. Die Fahrgastschiffahrt stellt<br />

im Raum Dresden einen besonderen Anziehungspunkt dar. Es handelt sich hierbei<br />

vorrangig um den Ausflugsverkehr. Im Stadtgebiet befindet sich außerdem der Binnenhafen<br />

Oberelbe. Sein jährlicher Güterumschlag ist rückläufig. Die Hafenkapazität<br />

übersteigt den gegenwärtigen Bedarf an Güterumschlag erheblich. Gleichfalls im<br />

Stadtgebiet, in Dresden-Laubegast, befindet sich eine Schiffswerft mit einem bisherigen<br />

Aufgabenspektrum, das die in Dresden beheimatete Flotte übersteigt.


220<br />

Mit dem Schiffahrtsweg Elbe ist der für einige Stadtgebiete bedeutsame Fährverkehr<br />

verbunden. An ausgewählten Orten im Stadtgebiet werden Personenfähren sowie<br />

eine Autofähre betrieben. Der Fährverkehr schafft deutliche Wegezeitverkürzungen<br />

und Verminderungen des motorisierten Individualverkehrs. Der Fährverkehr erhält in<br />

Dresden seine besondere Berechtigung daraus, daß in Relation zur Längenausdehnung<br />

der Stadt von ca. 20 km im Elbeverlauf nur 7 Brücken zur Verfügung stehen<br />

(einschließlich der Brücke im Verlauf der A 4/A 7). Größere Entfernungen wie zwischen<br />

der Albertbrücke und der Brücke in Dresden-Blasewitz ("Blaues Wunder")<br />

sowie im weiteren südlichen Elbeverlauf, wo keine Brücke in stadtnaher Region zur<br />

Verfügung steht, erfordern bisher den Fährverkehr. 1992 wurden jährlich ca. 2000<br />

Personen/Tag im Fährverkehr befördert. Rückläufige Tendenzen sind in der sich<br />

allgemein verändernden Verkehrsnachfrage zu suchen.<br />

3.6 Flughafen<br />

Der Flughafen Dresden-Klotzsche erlebt seit der Wende eine deutliche Aufwertung.<br />

Die bisher jahreszeitlich differierende Anzahl von ausschließlich internationalen<br />

Fluglinien erfährt eine wesentliche Ergänzung durch Inlandsflüge und weitere internationale<br />

Fluglinien, die teils auch mit kleineren Verkehrsflugzeugen bedient werden.<br />

Galt der Flughafen Dresden-Klotzsche in der Vergangenheit oft als Ausweichflughafen<br />

für Berlin-Schönefeld, so ist er heute durch einen eigenen Stellenwert in<br />

innerdeutschen Flugverkehr in Anspruch genommen.<br />

Mit der Zunahme des Flugbetriebes hat sich die Umweltsituation im Gebiet Dresden-<br />

Klotzsche zugespitzt. Die Lärmsituation hat sich wesentlich erweitert, die Zeitspanne<br />

zwischen Starts und Landungen verringert sich parallel zur Verdichtung des Flugbetriebes.<br />

Der Flughafen Dresen-Klotzsche verfügt über eine 2,5 km lange Start- und<br />

Landebahn, die auch den Flugbetrieb mit Großraummaschinen gestattet. Der Flughafen<br />

schafft eine wichtige Anbindung Dresdens an europäische Metropolen und<br />

gestattet, bei zeitgünstigen Flugverkehren im innerdeutschen Raum, die wirtschaftlichen,<br />

politischen und kulturellen Aktivitäten in der Stadt Dresden und in seinem<br />

Umland (einschließlich seiner Wirkung auf das Land Sachsen) entscheidend zu beleben.<br />

Die Anbindung des Flughafens an die Stadt ist gegenwärtig mit dem Flughafen-Cityliner<br />

und künftig mit den am Bedarf orientierten kleineren Fahrzeugen gewährleistet<br />

(Buslinie).<br />

3.7 Individualverkehr (Fußgängerverkehr, Radverkehr, motorisierter Verkehr)<br />

Das Stadtzentrum Dresdens wird durch eine Ringverkehrsanlage begrenzt. Dies<br />

ermöglicht grundsätzlich das fußläufige Erreichen der in diesem Gebiet gelegenen<br />

Zielorte. In der zurückliegenden Zeit wurden begünstigende Voraussetzungen für<br />

den Fußgängerverkehr geschaffen. Dazu gehören die Fußgängerverbindung von<br />

Dresden-Hbf <strong>zum</strong> Albertplatz, vom Postplatz <strong>zum</strong> Großen Garten u. a. m. Die Belegung<br />

durch Fußgänger auf der Relation Dresden-Hbf-Altmarkt (im Zuge der Verbindung<br />

Dresden-Hbf-Albertplatz) betrug 1992 in der Frühspitze ca. 1000 Personen/h in<br />

Richtung Hauptbahnhof und 3.800 Personen/h in Richtung Attmarkt. Nachmittags lag<br />

die Belegung bei 3.300 Personen/h bzw. 2.500 Personen/h.<br />

Der im Zuge dieser Gestaltung begonnene <strong>Ausbau</strong> eines Behindertenwegenetzes<br />

wirkt sich weit über diesen Personenkreis hinaus vorteilhaft aus, weil er nutzerfreundlich<br />

auf alle Fußgänger wirkt. Die Gestaltung von Fußgängerbereichen, die<br />

den Autoverkehr zur Ausnahme machen, konnte in anderen Regionen der Stadt<br />

nicht fortgesetzt werden. Unzureichend gestaltete sich zurückliegend die Situation


221<br />

bei ampelgeregelten Fußgängerüberwegen. Die geringe Zahl der zur Verfügung<br />

stehenden Anlagen stand im Widerspruch zu den Bedürfnissen der Fußgänger nach<br />

höherer Verkehrssicherheit. In kurzer Zeit konnten wesentliche Verkehrsknotenpunkte<br />

und Straßenquerungen mit Lichtsignalanlagen versehen werden.<br />

Der Radverkehr hatte 1992 einen Anteil von ca. 10 % am Gesamtfahrtenaufkommen<br />

in der Stadt Dresden. Ein gesondertes Radwegenetz steht nur im Umfang von ca.<br />

100 km bzw. weiteren 55 km in kombinierter Geh- und Radbahn zur Verfügung. Es<br />

sind überwiegend Einzelradwegstrecken vorhanden, die teils durch Kombination mit<br />

Fußwegen und Versehrtenwegenetzen eine Erweiterung und schrittweise, aber<br />

noch immer weit lückenhafte Netzbildung erfuhren. Die Anbindungen des Radverkehrs<br />

an den öffentlichen Verkehr sind nur unzureichend ausgebildet (geringe Abstell-,<br />

keine Unterbringungs-, begrenzte Mitnahmemöglichkeiten, begrenzte tarifliche<br />

Vorteile usw.). Insgesamt trägt die Stadt Dresden noch alle Merkmale einer wenn<br />

nicht fahrradfeindlichen, so doch <strong>zum</strong>indest wenig fahrradfreundlichen Stadt.<br />

Der motorisierte Individualverkehr hat in den zurückliegenden Jahren seit der Wende<br />

eine sprunghafte Entwicklung genommen. Diese "Zulassungsexplosion" hat zu<br />

einem Motorisierungsgrad von ca. 350 PKW/1000 Einwohner im Jahr 1992 geführt<br />

(1989 noch ca. 215 PKW/1000 Einwohner). Das markante Merkmal der damit verbundenen<br />

städtischen Verkehrsprozesse ist der noch hohe Anteil an Zweitakt-<br />

Fahrzeugen der Typen Wartburg und Trabant (ca. 30 % am gesamten städtischen<br />

Privatfahrzeugpark, mit gleichwohl abnehmeder Tendenz). Die auf diese Weise verursachten<br />

Emissionen prägen die lufthygienische Situation maßgeblich.<br />

Der sprunghafte Anstieg zugelassener 4-Takt-Fahrzeuge könnte nur dann einen<br />

Beitrag zur - relativen - Entspannung der Belastungssituation leisten, wenn der Anteil<br />

von Fahrzeugen mit "geregeltem 3-Wege-Katalysator" überdurchschnittlich hoch<br />

liegt. Bisher sind aber nur ca. 35 % der Neuzulassungen mit geregeltem Kat ausgestattet,<br />

was u.a. an dem hohem Anteil an Gebrauchtwagen aus Altbeständen liegt.<br />

Daher ist auch hier mit einer weiteren Wachstumsentwicklung der NO x -Emissionen<br />

im Bereich des MIV zu rechnen.<br />

Außerdem trägt das Wachstum des Pkw-Bestands unabhängig von der Emissionssituation<br />

aufgrund der nach wie vor begrenzten Kapazitäten der Straßenverkehrsanlagen<br />

zu konfliktreichen Verkehrssituationen bei. Bereits in den Jahren vor der<br />

Wende hat sich der PKW-Verkehr bei einem Motorisierungsgrad von ca. 215<br />

PKW/1000 Einwohner von den überfüllten Hauptverkehrsstraßen auf das untergeordnete<br />

Straßennetz verlagert. Die Aufnahmekapazität und Durchlaßfähigkeit dieses<br />

Nebenstraßennetzes ist jedoch relativ gering, die Fahrbahnbeschaffenheit ist unzureichend,<br />

und es ist von den Verkehrsabläufen her nicht auf ein entsprechend hohes<br />

Vekehrsaufkommen ausgelegt. Der parallele Zusammenbruch des Haupt- und des<br />

Nebenstraßennetzes ist daher abzusehen bzw. teilweise Realität.<br />

Die weitere Entwicklung des MIV wird beeinflußt durch:<br />

• die anhaltende Tendenz zur privanten Motorisierung eines großen Teils der<br />

Haushalte,<br />

• die hinzukommende Tendenz zur Beschaffung von Zweitwagen,<br />

• die Zunahme der Motorleistung der beschafften Pkw.<br />

Zu vergleichbar problematischen Auswirkungen trägt der Anstieg des Stellflächenbedarfs<br />

bei. Mit steigenden Verkehrsanteilen des MIV steigt der Bedarf an Stellflä-


222<br />

chen für Privat-PKW. Über das verträgliche Maß hinaus wird der öffentliche Straßenraum<br />

als Stellplatz genutzt. Fußwege, Parkanlagen, Grünflächen, Spielplätze<br />

werden zu Abstellflächen der PKW. Teilweise ist ein Auseinanderfall zwischen<br />

Stellplatzbedarf und Stellplatzangebot um mehr als 50 % zu verzeichnen. Die Stadt<br />

Dresden verfügt über keine Parkhäuser und nur über ungenügende P+R-Systeme.<br />

Weiterhin sind Parkplatzangebote im Stadtzentrum (Altmarkt/Kulturpalast/Neustädter<br />

Markt/Pirnaischer Platz u. a.) vorhanden, von denen ihrerseits erhebliche verkehrserzeugende<br />

Wirkungen ausgehen. Es dominiert im Stadtgebiet das ebenerdige<br />

Abstellen der Kfz. Nach Schätzungen werden damit 5 % der Fläche der Stadt Dresden<br />

beansprucht. Wichtige zentralörtliche Funktionen der Stadt Dresden sind ohne<br />

ein angemessenes Konzept zur Regelung und Bewirtschaftung der naturgemäß<br />

knappen Parkraumreserven nicht denkbar.<br />

4. Ansätze zur Integration räumlicher und verkehrlicher Entwicklungsziele<br />

Die Verkehrsregion "Dresden / Oberes Elbtal" zeigt ein zunehmend zersplittertes<br />

Bild, das auf heterogene Raumbezüge und zunehmende funktionale Verlagerungen<br />

zurückgeht, die sich nicht erst seit der Wende ergeben haben. In den letzten Jahren<br />

treten sie jedoch mit verstärkter Dynamik auf. Neben den Kernfunktionen der Stadt<br />

und ihrem notwendigen Verkehr wird das städtische Verkehrsgeschehen von hohen<br />

Anteilen des Transitverkehrs (einscl. Güterverkehr) überlagert; hinzu kommt der<br />

Pendlerverkehr aus den angrenzenden Gemeinden (Wohnstandorten) sowie der<br />

Freizeitverkehr. Für diese verschiedenen Verkehrsfunktionen und -arten sind jeweils<br />

spezifische Konzepte zu entwickeln, die zu einer Stadt- umweltgerechteren Situation<br />

insgesamt beitragen.<br />

Aus der Sicht einer ökologisch orientierten Regionalentwicklung erscheinen uns die<br />

nachfolgend genannten Punkte von besonderer Bedeutung, die in den Gestaltungsszenarien<br />

am Beispiel dieser Region weiter ausgeführt werden sollen:<br />

• Siedlungsstruktur und Flächennutzung als Ausgangspunkt einer verkehrsarmen<br />

Entwicklung<br />

• Regionale Wirtschaftskreisläufe zur Verminderung des Personen- und Güterverkehrs<br />

• Innovationen für die Verkehrswirtschaft, Erhöhung der lokalen Problemlösungskompetenzen


223<br />

F DIE PERSPEKTIVEN ÖKOLOGISCHER<br />

REGIONALENTWICKLUNG BEI UNTERSCHIEDLICHEN<br />

RAHMENBEDINGUNGEN<br />

1. Zur Anwendung der Szenariomethode<br />

Die Methode der Szenariotechnik ermöglicht es, sich zukünftige Situationen szenisch<br />

aus<strong>zum</strong>alen und Entwicklungen unter Berücksichtigung unterschiedlichster<br />

Faktoren zusammenhängend darzustellen. So können Entscheidungsalternativen<br />

verdeutlicht und damit ein gewisses Maß an Orientierung erreicht werden. Der hier<br />

verwendete Szenarioansatz beruht auf konzeptionellen Überlegungen, die im Rahmen<br />

des Projektes 'Blickwende in der Technologiepolitik' erarbeitet wurden (vgl. v.<br />

Gleich u.a. 1992, S. 343 ff.).<br />

Vor dem Hintergrund der Aufgabenstellung dieses Gutachtens ist es sinnvoll, die<br />

Szenarien auf zwei Ebenen anzusiedeln. Einerseits werden in zwei Rahmenszenarien<br />

denkbare Varianten der Güterverkehrsentwicklung unter besonderer Berücksichtigung<br />

des Elbeausbaus als Wasserstraße beschrieben. Diese Rahmenbedingungen<br />

sind durch regionale Politik zwar nicht veränderbar, gleichwohl beeinflussen<br />

sie in grundsätzlicher Weise die Handlungs- und Gestaltungsmöglichkeiten in den<br />

untersuchten Regionen. Die regionalen Gestaltungsmöglichkeiten und Chancen und<br />

Risiken ihrer Realiserung bis <strong>zum</strong> Jahre 2010 unter verschiedenen Rahmenbedingungen<br />

darzustellen sind zentrales Element der regionalen Gestaltungsszenarien.<br />

Die Gestaltungsszenarien werden für die beiden Untersuchungsregionen getrennt<br />

entwickelt und dargestellt. Es soll ein Bild divergierender Möglichkeiten entstehen,<br />

zu denen sich die Menschen in der Region eine Meinung bilden können. Die Szenarien<br />

sind ein wichtiges kommunikatives Element zur Veranschaulichung komplexer<br />

Zusammenhänge und sollen Entscheidungsträgern und Bürgern Handlungsalternativen<br />

aufzeigen.<br />

Da die Analyseschwerpunkte für die beiden Teilregionen verschieden sind, ergeben<br />

sich auch unterschiedliche Schwerpunkte hinsichtlich der Handlungsfelder. Insgesamt<br />

ergibt sich folgende methodische und thematische Konstruktion:<br />

• Rahmenszenario I: <strong>Ausbau</strong> der Elbe 'um jeden Preis'vor dem Hintergrund einer<br />

eigendynamischen Güterverkehrsentwicklung<br />

• Gestaltungsszenario I.A ' Region Elbtalaue': Chancen und Risiken einer ökologischen<br />

Regionalentwicklung<br />

• Gestaltungsszenario I.B 'Region Dresden': 'Chancen und Risiken einer ökologischen<br />

Verkehrs- und Raumentwicklung'<br />

• Rahmenszenario II: Flußangepaßte Binnenschiffahrt auf der Elbe vor dem Hintergrund<br />

einer ansatzweisen Neuordnung des Güterverkehrs<br />

• Gestaltungsszenario ILA 'Region Elbtalaue': Chancen und Risiken einer ökologischen<br />

Regionalentwicklung<br />

• Gestaltungsszenario II.B 'Region Dresden': Chancen und Risiken einer ökologischen<br />

Verkehrs- und Raumentwicklung


224<br />

2. Polarisierte Entwicklung<br />

2.1 Rahmenszenario I: <strong>Ausbau</strong> der Elbe 'um jeden Preis'vor dem Hintergrund<br />

einer eigendynamischen Güterverkehrsentwicklung<br />

Die Güterverkehrsentwicklung hatte bereits seit Mitte der 90er Jahre im Zuge der<br />

deutschen Vereinigung und der Integration der mittelosteuropäischen Staaten in die<br />

Europäische Union einen stümischen Verlauf genommen. Hauptverantwortlich hierfür<br />

war nach dem Auslaufen der vereinigungsbedingten wirtschaftlichen Konjunktur<br />

in Deutschland das ökonomische Wachstum in Europa (vor allem in den jüngeren<br />

Mitgliedstaaten Portugal, Griechenland, aber auch in Polen, der Tschechischen Republik,<br />

Ungarn und Rumänien), die Verlagerung zahlreicher Produktionsfunktionen<br />

(grundstoff- und arbeitsintensive Massenfertigung) nach Mittel- und Osteuropa sowie<br />

der deregulierte Verkehrsmarkt, der in erheblichem Umfang zusätzliche Frachtraumkapazitäten<br />

nach Deutschland brachte.<br />

Diese Entwicklung hatte sehr unterschiedliche Konsequenzen für die einzelnen Verkehrsträger.<br />

Mit wenigen Ausnahmen auf nationalen und internationalen Märkten<br />

verloren die Massenverkehrsträger Schiene und Binnenschiff große Marktanteile und<br />

lagen im Jahr 2002 bereits bei einem Anteil von weniger als 10% (Schiene) bzw.<br />

15% des Güteraufkommens. Über 70% des Güteraufkommens wurden im Straßengüterverkehr<br />

transportiert, wobei nicht nur der Anteil internationaler bzw. grenzüberschreitender<br />

Transporte stetig wuchs, sondern auch ausländische Firmen einen bedeutenden<br />

Anteil an der Verkehrswirtschaft erlangt hatten. Auf regionaler Ebene<br />

hatte die Schiene allein Wachstumsraten im Bereich der Abfalltransporte, ebenso im<br />

Bauschuttbereich, wo es in beiden Fällen gelungen war, regionale (geringwertige)<br />

Wertschöpfungsketten zu stabilisieren.<br />

Insgesamt ergab sich durch diese Entwicklung eine spürbare Zunahme der Umweltbelastung<br />

durch den Verkehr. Zum einen wurde die Pkw-Flotte in Ostdeutschland<br />

sowie den angrenzenden osteuropäischen Standards immer noch bevorzugt mit Gebrauchtwagen<br />

aus den westdeutschen Beständen aufgefüllt, die geringeren Emissionsminderungsstandards<br />

genügten. Weit mehr als die Hälfte der verkehrsbedingten<br />

Umweltbelastung ging jedoch zulasten der Lkw, deren Anteil an den Fahrleistungen<br />

im Straßenverkehr schon auf über 15 % angestiegen war. Punktuelle Belastungen<br />

wurden außerdem durch das starke Wachstum des Luftverkehrs erzeugt, dessen<br />

<strong>Ausbau</strong> wesentlich schneller voranging als die Wiederherrichtung der Straßen- und<br />

Schieneninfrastruktur.<br />

Das Binnenschiff konnte auch auf der Elbe nur partiell am Zuwachs der Güterverkehrsnachfrage<br />

partizipieren. Standortvorteile ergaben sich <strong>zum</strong> einen durch die<br />

Weiterleitung von Seehafenhinterlandverkehren aus Hamburg in Richtung Sachsen,<br />

<strong>zum</strong> anderen durch die Bedienung von integrierten Transportketten derjenigen Verlader,<br />

die ihren Standort im Einzugsbereich der Elbe gewählt hatten und von ihren<br />

Transportbeziehungen her große Affinitäten zur Elbschiffahrt aufwiesen, so unter<br />

anderem die Distributionszentren zweier großer Versandhäuser. Im kombinierten<br />

Verkehr war das Binnenschiff den kürzeren Transportzeiten der Schiene unterlegen.<br />

Um ein weiteres Abflachen der Marktanteile zu verhindern, wurde trotzdem auf einen<br />

offensiven <strong>Ausbau</strong> der Elbe gesetzt.


225<br />

Elbeausbau<br />

Die bereits 1991 begonnenen stromregelnden Maßnahmen wurden ab 1995 systematisch<br />

auf allen Elbabschnitten durchgeführt, die Seichtstellen aufwiesen. Ziel dieser<br />

Maßnahmen war es, an mindestens 345 Tagen im Jahr mehr als 1,60 m Fahrinnentiefe<br />

und 50 m Fahrinnenbreite zu gewährleisten.<br />

Nach Vollendung der Unterhaltungsarbeiten an bereits vorhandenen Strombauwerken<br />

am Ufer und im Flußbett, wurden im Jahre 1995 zahlreiche neue Buhnen gebaut<br />

und Kopf- und Sohlschwellen im Flußbett ergänzt. Damit wurde an einigen Stellen<br />

die Fließgeschwindig erheblich beschleunigt, was wiederum zu einer verstärkten<br />

Sohlenerosion und einer Vertiefung der Fahrrinne von bis zu 20 cm.<br />

Schwerpunkt dieser stromregelnden Maßnahmen waren die Seichtstellen bei Torgau<br />

und Magdeburg. Aufgrund dieser Maßnahmen traten in den regulierten Flußabschnitten<br />

eine veränderte Wasserstandshydraulik (Hebungen und Senkungen des<br />

Wasserspiegels) auf.<br />

Für die besonders kritische Stromstrecke im Stadtgebiet von Magdeburg (drei Felsschwellen<br />

mir Stromschnellen, Teilung in zwei Arme) wurde ab 1996 aufgrund einer<br />

Empfehlung der Bundesanstalt für Wasserbau mit dem Bau einer Staustufe begonnen,<br />

die 1997 bereits fertigestellt wurde. Der Aufstau erfolgte nur bei Niedrigwasser,<br />

was aber fast jedes Jahr dazu führte, daß der freie Durchfluß der Elbe oft mehrere<br />

Monate unterbunden war.<br />

Entwicklung der Binnenschiffahrt<br />

Die durch die Baumaßnahmen erreichten Tauchtiefen verbesserten die Bedingungen<br />

für eine wirtschaftliche Binnenschiffahrt nur in geringem Maße. Erwartungen auf einen<br />

Boom der Elbeschiffahrt, die im Vorfeld der Baumaßnahmen immer wieder von<br />

<strong>Seiten</strong> der Binnenschiffahrtsverbände geweckt wurden, konnten sich nicht erfüllen.<br />

Aufgrund der Konkurrenz zu anderen Verkehrsträgern, insbesondere dem LKW aber<br />

auch einer modernisierten Güterbahn, gelang es der Elbeschiffahrt nicht, in nennenswertem<br />

Umfang neue Märkte zu erschließen. Gleichzeitig ging der Transport<br />

traditioneller Massengüter (Kohle, Kies, Stahl) weiter zurück. Einzig der Schiffsverkehr<br />

zwischen Hamburg und der tschechischen Republik konnte Zunahmen verzeichnen.<br />

Deutsche Binnenschiffer sind auf dieser Route jedoch kaum vertreten.<br />

2.2 Gestaltungsszenario I.A' Region Elbtalaue': Chancen und Risiken einer<br />

ökologischen Regionalentwicklung<br />

Ökologische Folgen der <strong>Ausbau</strong>maßnahmen<br />

Durch die Staustufe bei Magedeburg wurde der flußtypische Geschiebetrieb unterbrochen.<br />

Es kam zu einer Rückhaltung des Materials oberhalb des Wehres und infolge<br />

geringer Geschiebefrachten zu einer Eintiefung der Flußsohle. Diese wiederum<br />

veränderte den Grundwasserhaushalt der Auenwälder unterhalb von Magdeburg.<br />

Der Aufstau der Elbe führte insgesamt zu einer Nivellierung der Wasserstandsdynamik.<br />

Der natürliche Wechsel zwischen Überschwemmungsperioden und Niedrigwasser<br />

wurde erheblich gestört. Das insbesondere für den Fortbestand der Aue<br />

wichtige Trockenfallen auch der niedrig liegenden Bereiche entfiel und Dauernässe<br />

stellte sich ein. Unter diesen Bedingungen konnten sich die landschaftstypischen<br />

Lebensgemeinschaften der Aue nicht erhalten. Beinträchtig wurden in Folge dessen<br />

auch die Nahrungsgrundlagen der bedeutsamen Rastvogelvorkommen.


226<br />

Im Jahre 2000, also bereits 4 Jahre nach Vollendung der <strong>Ausbau</strong>maßnahmen, wurde<br />

deutlich, daß das Landschafts- und Naturpotential der Region 'Elbtalaue' wesentlich<br />

beeinträchtigt war.<br />

Folgen der <strong>Ausbau</strong>maßnahmen für die regionale Entwicklung<br />

Angesichts der Forcierung der <strong>Ausbau</strong>maßnahmen und der absehbaren ökologischen<br />

Folgen wurde die Orientierung auf eine ökologische Gesamtentwicklung der<br />

Region aufgeben. Vereinzelt wurden zwar Ansätze einer umweltschonenden und<br />

extensiven Landwirtschaft fortgesetzt, die Maßnahmen <strong>zum</strong> Elbeausbau bestärkten<br />

jedoch insgesamt die Kräfte, die auf eine traditionelle Intensiv-Landwirtschaft im<br />

Rahmen der EG-Marktordnung setzten. Besonders drastisch war der Umschwung im<br />

Fremdenverkehrsgewerbe. Die begonnene Ausrichtung auf umweltschonende Formen<br />

der Urlaubsgestaltung in Kooperation mit der Naturparkverwaltung wurde als<br />

zunehmendes Risiko angesehen. Bereits seit 1995 verfolgte man eine Doppelstrategie:<br />

Zum einen versuchte man über einige Großprojekte, wie den Akquapark Lenzen<br />

und den Sportboothafen Gorleben freizeitaktive Kurzurlauber zu gewinnen, <strong>zum</strong> war<br />

man bei den Langzeiturlaubem bemüht die Zielgruppe der Ruhe und Naturnähe suchenden<br />

Klientel anzusprechen. Insbesondere in den Sommermonaten führte dies<br />

zu erheblichen Reibungen zwischen den einzelnen Urlaubergruppen.<br />

Nachdem die <strong>Ausbau</strong>maßnahmen an der Elbe vollendet waren und sich erste negative<br />

Auswirkungen in Flora und Fauna der Elbtallandschaft zeigten, blieben die durch<br />

die unklare Angebotsstruktur bereits verunsicherten naturorientierten Urlauber nach<br />

und nach aus. Mit dem Ausfall dieses Marktpotentials waren für das Hotel- und<br />

Gastgewerbe erhebliche Einbußen verbunden. Der Auslastungsgrad für die bereitgestellten<br />

Kapazitäten verschlechterte sich erheblich, da sich die Umsätze nun auf<br />

die traditionellen saisonalen Spitzen und die "Schön-Wetter-Kurzurlauber" konzentrierten.<br />

Auch viele 'sanfte' Infrastruktureinrichtungen, wie Fahrradwege, Naturlehrpade,<br />

Abenteuerspielplätze, für deren Aufbau die Gemeinden erhebliche finanzielle<br />

Anstregungen unternommen hatten, wurden immer weniger frequentiert. Die hiermit<br />

verbundene personelle Betreuung durch Einrichtungen der öffentlichen Hand und<br />

private Vereine wurde nach und nach eingestellt.<br />

Die Orientierung auf die klassischen Marktsegmente in den Bereichen Landwirtschaft<br />

und Tourismus war mit erheblichen ökonomischen Risiken verbunden. Der Verzicht<br />

auf eine qualitative Ausrichtung dieser Bereiche führte dazu, daß die Wettbewerbssituathn<br />

in großem Maße durch quantitative und funktionale Leistungsmerkmale bestimmt<br />

wurden. Da diese Leistungsmerkmale bundesweit von zahlreichen anderen<br />

Anbietern auch angeboten wurden, verstärkte sich der Konkurrenzdruck erheblich.<br />

Unter diesen Wettbewerbsbedingungen setzte ab 1996 ein Konzentrationprozeß sowohf<br />

in der Landwirtschaft als auch im Fremdenverkehrsgewerbe ein. Viele kleine<br />

und familienorientierte Betriebe gaben auf. Um im Preiswettbewerb mithalten zu können,<br />

wurde in den größeren Betrieben in erheblichem Umfang personengebundene<br />

Leistungen zurückgeschraubt. Aufgrund dessen gingen ab 1998 in diesem Bereichen<br />

auch wieder zahlreiche Arbeitsplätze verloren, die Arbeitsplatzperspektiven verschlechterten<br />

sich insgesamt. Der Prozeß der Abwanderung insbesonderer junger<br />

Arbeitskräfte, der bis Mitte der neunziger Jahre gestoppt schien, setzte sich weiter<br />

fort.<br />

Die Ausrichtung der regionalen Landwirtschaft und des Tourismus auf klassische<br />

Marktsegmente hatte zunehmend negative Rückwirkungen auf die Umweltsituation.<br />

Durch die Intensivlandwirtschaft wurde insbesondere in Folge von Stoffeinträgen der<br />

Wasserhaushalt der Region erheblich belastet. Die Verdichtung der Nutzungsiriter-


227<br />

valle führte zu einer Beeinträchtigung von Ruhezeiten und Rückzugsräumen der Tiere.<br />

Dieser Effekt wurde noch durch eine erhebliche Zunahme des motorisierten Urlauberverkehrs<br />

und das rücksichtslose Verhalten der 'erlebnisorientierten' Besucher<br />

verstärkt.<br />

Die ökologischen Folgen des Elbeausbaus und einer klassischen, rein wachtumsorientierten<br />

Regionalentwicklung verstärkten sich gegenseitig, mit dem Effekt, daß die<br />

einmalige Auenlandschaft existenziell gefährdet war. Der Aufbau eines bundesländerübergreifenden<br />

Schutzgebietssystems wurde abgebrochen. Damit entgingen der<br />

Region zahlreiche Förderungsmöglichkeiten durch EU, Bund und Länder. Angesichts<br />

dieser Entwicklungen zogen sich die Naturschutzverbände aus der Regionalentwicklung<br />

zurück und konzentrierten sich auf die Durchsetzung der restriktiven Vorgaben<br />

des Natur- und Landschaftsschutzes.<br />

2.3 Gestaltungsszenario I.B 'Region Dresden' Chancen und Risiken einer<br />

einer ökologischen Verkehrs- und Raumentwicklung<br />

In den ersten vier Jahren nach der Wende hatten sich Bürgerschaft und Stadtverwaltung<br />

in Dresden das ehrgeizige Ziel gesetzt, die Verkehrsverhältnisse vor dem Hintergrund<br />

der Erfahrungen Westdeutschlands neu zu ordnen, von vornherein eine<br />

umweltverträgliche Entwicklung anzusteuern und "Fehler der Vergangenheit" nicht zu<br />

wiederholen. Dazu sollten gerade auch die vor Ort vorhandenen Kompetenzen zur<br />

Entwicklung von Verkehrslösungen ('im Geiste Friedrich-LJsts') und die Tradition der<br />

Region als wichtiger Schnittpunkt des Eisenbahnnetzes genutzt werden.<br />

Unter dem Druck einer im Vergleich zu anderen Großräumen der neuen Bundesländer<br />

sehr positiven wirtschaftlichen Entwicklung erschien das Risiko jedoch zu groß,<br />

den absehbaren ökonomischen Aufschwung durch Engpässe in der Verkehrsinfrastruktur<br />

zu gefährden. Der ökologische Ansatz in der kommunalen und regionalen<br />

Verkehrspolitik ("städtebaulich orientierte Verkehrsentwicklungsplanung") wurde<br />

zwar offiziell nicht aufgegeben, doch wurden die in der Öffentlichkeit stark umstrittenen<br />

Maßnahmen (Bewirtschaftung des Parkraums, Einführung einer Nahverkehrsabgabe<br />

zugunsten des <strong>Ausbau</strong>s der Straßenbahn, Stop der Autobahn Dresden-<br />

Prag) zunächst fallengelassen. Auf diese Weise konnten der Baubeginn der Untertunnelung<br />

des 26er Rings, der Baubeginn der Autobahn sowie in der Region der Bau<br />

der Ortsumfahrung Dippoldiswalde sichergestellt werden. Auch die Errichtung eines<br />

telematischen Verkehrsleitsystems wurde für diesen Fall in Aussicht gestellt, das aus<br />

dem Sonderfonds "Transeuropäische Netze" der EU in Form eines zu 75% rückzahlbaren<br />

Kredits finanziert werden sollte.<br />

Mit dieser Entwicklung war aber gleichzeitig eine erhebliche Zunahme von Konflikten<br />

festzustellen, denn weder wurden die funktionalen Engpässe des Verkehrssystems<br />

in der Stadt beseitigt noch verbesserten sich Unfallproblematik, Immissionssituation<br />

und Lebensqualität. Daraus resultierte eine spürbare gesellschaftliche Polarisierung<br />

bezüglich der Verkehrsentwicklung, die ihren sichtbaren Ausdruck in der Zunahme<br />

von Demonstrationen, spontanen Straßenbesetzungen und -blockaden durch nichtorganisierte<br />

Jugendliche und Rentner sowie einschlägige Interessengruppen fand.<br />

Die Verkehrspolizei wird zunehmend in die Regelung gesellschaftspolitischer Konflikte<br />

um den Verkehr einbezogen.<br />

Das zentrale Problem aus Sicht einer ökologisch orientierten Regionalentwicklung<br />

bestand in der zunehmenden raumstrukturellen Polarisierung der Stadtregion.<br />

Raum-funktionale Ausdifferenzierung, gespaltene Raumentwicklung zwischen dem


228<br />

Brachfallen von Kernbereichen und der wachsenden Neuausweisung in Außenbereichen<br />

sowie die sehr unterschiedliche Entwicklung der einzelnen (Neben-) Zentren<br />

waren die wichtigsten Merkmale dieser Polarisierung. Während die Revitalisierung<br />

der Innenstadt bescheidene, aber sichtbare Fortschritte machte, wurden mehr als<br />

drei Viertel der neuen Verkaufsflächen für den Handel außerhalb der Stadt Dresden<br />

angesiedelt Im gewerblichen Bereich wurde vom ursprünglichen Ziel der bevorzugten<br />

Wiedereinrichtung und Ausweisung von Nutzflächen entlang des Schienennetzes<br />

aufgrund der zahlreichen Altlasten Abstand genommen. Die Planung neuer Gewerbe-<br />

und Sondergebietsflächen erfolgte mit Priorität im Norden der Stadtregion, wo<br />

sich bereits der Flughafen Dresden-Klotzsche als Magnet für arrondierte gewerbliche<br />

Nutzungen erwiesen hatte. Außerdem wurde an einigen Stellen bereits die Elbtalaue<br />

als einziger topographisch "freier" Korridor Dresdens ins Umland für Bebauungsplanungen<br />

in Anspruch genommen.<br />

Als Folge dieser zunehmenden Fragmentierung (Zersplitterung) der Raumstruktur<br />

hatte die Verkehrsbelastung auf regionaler und städtischer Ebene erheblich zugenommen.<br />

Stadteinwärts war die Belastung des Straßennetzes im Berufspendlerverkehr<br />

in dem Maße gestiegen, wie sich der ursprüngliche Bedeutungsgewinn der<br />

Kemstadt als Wohnstandort gegenüber den Umlandgemeinden (noch vor Wendezeiten)<br />

zugunsten einer verstärkten Außenorientierung gewandelt hatte. In umgekehrter<br />

Richtung erzeugte der Funktionsverlust von Kernstadt und Nebenzentren gegenüber<br />

den neuen Baugebieten im Außenbereich einen stetig wachsenden Verkehrsstrom<br />

der Freizeit- und Einkaufsverkehre an die Peripherie der Kemstadt. Die Antwort der<br />

städtischen Verkehrsplanung bestand im wesentlichen darin, die angemessenen Infrastrukturen<br />

bereitzustellen, wobei dabei durchaus auf eine ausgewogene Relation<br />

zwischen öffentlichem Verkehr und Pkw-Verkehr geachtet wurde. Auf eine ringsförmig<br />

zu schließende Innenstadtumfahrung konnte in Dresden jedoch nicht verzichtet<br />

werden.<br />

Die Verkehrswirtschaft hatte mit Vorrang Flächen am Rande des Stadtzentrums belegt,<br />

die aber nur noch teilweise mit Schienenanschluß ausgestattet waren. Die neuen<br />

logistischen Anforderungen der Verlader waren jedoch ohnehin auf eine Leistungsqualität<br />

ausgerichtet, die vom Schienenverkehr nicht oder nur stark begrenzt<br />

erfüllt werden konnte. Außerdem waren die ortsansässigen Speditionen gegenüber<br />

einigen großen osteuropäischen Nachfragern bei der Vergabe von Fahrplantrassen<br />

der Bahn in einen strukturellen Nachteil geraten (vesäumte Bildung von Anbieterkonsortien),<br />

so daß die Möglichkeiten für ein verstärktes Ausweichen auf die Bahn auch<br />

strukturell begrenzt waren. Da die Fernverkehre bei der Trassenvergabe einen höheren<br />

Preis als die Nahverkehre erzielten, wurde der aufkommensträchtige Nahverkehr<br />

(Ziel- und Quellverkehr der Region Oberes Elbtal, teilweise auch Binnenvekehr) gegenüber<br />

dem Femverkehr hier weiter benachteiligt.<br />

3. Ausgewogene Entwicklung<br />

3.1 Rahmenszenario II: Flußangepaßte Binnenschiffahrt auf der Elbe vor<br />

dem Hintergrund einer ansatzweisen Neuordung des Güterverkehrs<br />

Ziele und Elemente der Neuordnung<br />

Als übergeordnetes Leitbild einer ökologisch orientierten Verkehrsentwicklung wurde<br />

eine ökologisch raumordnerische Perspektive gewählt. Ausschlaggebend hierfür war<br />

die Absicht, daß der Verkehrssektor auch entsprechende Entlastungsbeiträge für


229<br />

übergeordnete Entwicklungsziele besteuern sollte. Vor diesem Hintergrund bestanden<br />

die folgenden Anforderungen an den Verkehrssektor:<br />

• Integration der Verkehrsfunktion (auch der Binnenschiffahrt) in andere räumliche<br />

Entwicklungsziele,<br />

• Ausgleich der lokalen/regionalen und überregionalen Nutzungsansprüche und<br />

• Integration und (ökologische) Optimierung der verschiedenen Verkehrsträger im<br />

Rahmen eines funktionalen Gesamtsystems.<br />

Dieser Ansatz konnte zunächst nur auf der Basis einer Reduzierung der Gesamttransportmengen<br />

sinnvoll dargestellt werden, da die Transportvolumina Anfang<br />

der 90er Jahre viel zu hoch waren. Als Leitlinie wurde ein jährliches Reduktionsziel<br />

von 2,5% Minderung der Verkehrsleistung angestrebt. Darüber hinaus ging es vorrangig<br />

um die Frage, wir die Interessen des Transitverkehrs gegenüber den in den<br />

Elbanrainer-Regionen angesiedelten ökonomischen und ökologischen Ansprüchen<br />

angemessen berücksichtigt werden konnten.<br />

Flußangepaßte Binnenschiffahrt<br />

Nach Jahren der Vorbereitung durch verschiedene Forschungsprojekte des Bundes<br />

wurde 1996 durch die Bundesregierung ein Technologieförderprogramm 'Flußangepaßte<br />

Binnenschiffe' aufgelegt und mit Mitteln aus der Wirtschaftsstrukturförderung<br />

kombiniert. Ziel dieses Programmpakets war es, <strong>zum</strong> einen in relativ kurzer Zeit einen<br />

neuen Schiffstyp bauen zu lassen und dessen wirtschaftliche und technische<br />

Leistungsfähigkeit unter Realbedingungen zu überprüfen. Zum anderen sollten<br />

hiermit die noch vorhandenen Binnenschiffahrtswerften in den ostdeutschen Bundesländern<br />

gestärkt werden. Die parallele Freigabe von Investitionszuschüssen wurde<br />

an die Auflage gebunden, entsprechende Aufträge an die ostdeutschen Werften zu<br />

erteilen.<br />

Die technischen Entwicklungsaufgaben konnten in relativ kurzer Zeit gelöst werden.<br />

Die bisherige Bauform der Leichter konnte beibehalten werden, sie wurden nur mit<br />

geringerem Baugewicht und kürzeren Abmessungen erstellt. Für den Einsatz bei geringen<br />

Tauchtiefen wurde ein neues Schubboot entwickelt. (Schubboote haben einen<br />

festen bzw. nahezu gleichbleibenden Tiefgang, während der des Güterschiffes erheblichen<br />

Schwankungen ausgesetzt ist.) Das technische Problem bestand darin,<br />

Schubboote so zu konzipieren, daß sie bei nur 15m Länge und einem Tiefgang von<br />

nur einem Meter ihre volle Leistungskraft entwickelten (Normalerweise führt die Verkürzung<br />

eines Schubers zu einer Erhöhung des Tiefgangs).<br />

Die Entwicklung von Schubkombination mußte neben den geringen Tauchtiefen auf<br />

der Elbe desweiteren beachten, daß das Hebewerk Rothensee nur eine nutzbare<br />

Länge von 85 Metern aufweist. Von daher bestand die Vorgabe, Leichter mit einer<br />

Länge von ca. 70 Metern und 11,40 Breite mit ca. 15 Meter langen Schubboten zu<br />

kombinieren.<br />

Nach dem ersten Bau derartiger Schubkombinationen stellte sich folgende Praxis<br />

ein: Bis <strong>zum</strong> Hebewerk Rothensee wurde mit zwei kleinen Leichtem gefahren, dort<br />

wurden die beiden Leichter getrennt abgeschleust, um danach die Fahrt mit beiden<br />

Leichtern wieder fortzusetzen. Nach dem <strong>Ausbau</strong> des Mittellandkanals war die Elbe<br />

auch mit einem Doppelverband befahrbar, was die Wirtschaftlichkeit erheblich erhöhte.<br />

Hier kamen auch die in der Duisburger Versuchsanstalt für Binnenschiffbau (VBD)<br />

entwickelten Gelenkkupplungen <strong>zum</strong> Einsatz, die den Schilfsverband praktisch zu<br />

einem Motorgüterschiff verbinden.


230<br />

Die wirtschaftliche Lage der Binnenschiffahrt als Innovationshemmnis<br />

Trotz der Entwicklung eines leistungsfähigen Prototyps eines flußangepaßten<br />

Schubverbandes führte dies in den neunziger Jahren nicht zu einer massenhaften<br />

Umrüstung der bisherigen Flottenbestände. Hauptgrund hierfür war die insgesamt<br />

schlechte wirtschaftliche Lage der deutschen Binnenschiffahrt. Das durch den Bundestag<br />

1994 verabschiedete Tarifaufhebungsgesetz führte zur Aufhebung der bisherigen<br />

Tarifsysteme in Deutschland, obwohl in den Niederlanden, Belgien und Frankreich<br />

die sog. Tour-de-Role-Systeme fortbestanden, die es ertaubten, neben den<br />

festen Frachten auch Ladungszuteilungen zu bekommen. Den Flotten der westeuropäischen<br />

Nachbarstaaten wurde aufgrund des Wegfalls der Kabotagevorbehalte ab<br />

1995 ein freier Zutritt zu den deutschen Binnenschiffahrtsmärkten ermöglicht.<br />

Schließlich nahm bis Mitte der neunziger Jahre der Wettbewerb osteuropäischer<br />

Flotten zu, die vielfach deutsche Umwelt- und Sozialstandards unterliefen. Festgestellte<br />

Verstöße wurden in der Regel nicht wirkungsvoll sanktioniert. Hinzu kam<br />

noch die Konkurrenz mit anderen Verkehrsträgern (Bahn und Lkw), die ihre logistisches<br />

Leistungsangebot erheblich verbesserten. Diese Entwicklung führte insgesamt<br />

zu weiteren Überkapazitäten und zu einer systematischen Erlösverschlechterung bei<br />

der deutschen Binnenschiffahrt, was die Bereitschaft zu unternehmerischen Risiken<br />

in Form von Investitionen erheblich beeinträchtigte.<br />

Moderate Anpassung der Elbe an die Anfordernisse der Schiffahrt<br />

Von den ursprünglichen Plänen zur Anpassung der Elbe an die Standardnormen der<br />

Binnenschiffahrt wurde angesichts der technischen <strong>Alternativen</strong> im Schiffsbau Abstand<br />

genommen. Insbesondere wurden die Staustufenplanungen bei Magdeburg<br />

nicht weiterverfolgt; stattdessen wurden 1996 zur Verbesserung der Verhältnisse am<br />

Domfelsen konventionelle flußbauliche Maßnahmen präferiert (Sohl- und Kopfschwellenverbau<br />

kombiniert mit einem Felsabtrag). Die Strombaumaßnahmen<br />

(Instandsetzung von Buhnen), wie sie bereits im Bundesverkehrswegeplan des Jahres<br />

1992 vorgesehen waren, wurden abgeschlossen. Durch die Beschleunigung der<br />

Fließgeschwindiskeit kam es an verschiedenen Stellen zu einer Vertiefung der Sohle.<br />

Als Folge hiervon wurden einige angrenzenden Feuchtgebieten aufgrund von<br />

Grundwasserabsenkungen trockengelegt. Um diese negativen ökologischen Auswirkungen<br />

zu stoppen, wurden zusätzliche Mittel für besondere flußbauliche Maßnahmen<br />

zur Stabilisierung des Flußbettes (Bau von Sohlenschwellen, Zugabe von Kies)<br />

bereitgestellt.<br />

3.2 Gestaltungsszenario II.A 'Region Elbtalaue': Chancen und Risiken einer<br />

ökologischen Regionalentwicklung<br />

Naturschutzfachliche Rahmenplanung<br />

Entsprechend eines früheren Beschlusses der Elbe-Anliegerländer wurden die Vorarbeiten<br />

und Fachplanungen zur Ausweisung eines länderübergreifenden Großschutzgebietes<br />

mit integriertem Nationalpark (Nationalparkverfahren) zügig abgeschlossen<br />

und ab 1995 realisiert. Der integrierte Nationalpark entstand auf den Flächen<br />

der Länder Niedersachsen und Brandenburg und wurde von einer länderübergreifenden<br />

Arbeitsgemeinschaft nach gleichen Maßstäben entwickelt. Parallel hierzu<br />

wurde die Schutzkategorie Biosphärenreservat beantragt. Das vom Naturschutzbund<br />

Deutschland (NABU) erarbeitete Zonierungskonzept wurde sowohl in Brandenburg<br />

als auch in Niedersachsen umgesetzt. Dieses Konzept sieht eine Kernzone und eine<br />

Pufferzone vor. Die Kernzone besteht im wesentlichen aus den noch regelmäßig


231<br />

Oberfluteten Auenflächen und den Bereichen, die bisher bereits unter Naturschutz<br />

standen. Kernzone und Pufferzone bilden zusammen den Nationalpark, der Einschluß<br />

der dazwischen liegenden Nutzungsbereiche ergibt insgesamt das Biosphärenreservat.<br />

Angesichts des engen Ineinandergreifens von Schutz- und Nutzungsinteressen im<br />

Rahmen der naturschutzfachlichen Gesamtplanung, wurde seitens der Naturschutzverbände<br />

frühzeitig signalisiert, daß man das Großschutzgebiet nicht im Gegensatz<br />

zu ökonomischen Entwicklungszielen sähe, sondern als zentrales Element einer<br />

ökonomisch-ökologischen Regionalentwicklung auffasse. Nach anfänglichen Bedenken<br />

seitens der Landwirte im Kreis Lüchow-Dannenberg gelang es 1995, eine erste<br />

Regionalkonferenz der Elbanrainerkreise unter <strong>zum</strong> Thema 'Das Großschutzgebiet<br />

Elbtalaue als eine Chance für Landwirtschaft und Tourismus' einzuberufen. Auf dieser<br />

Konferenz wurden konkrete Möglichkeiten einer umweltschonenden Landwirtschaft,<br />

eines 'sanften Tourismus' und einer verbesserten Verkehrsanbindung mit<br />

umweltfreundlichen Verkehrsmitteln vorgestellt. Beschlossen wurde die Gründung<br />

einer regionalen Entwicklungsgesellschaft, die folgende Maßnahmen konzeptionell<br />

vorbereiten und die hierfür notwendigen Finanzierungsquellen erschließen sollte:<br />

• Förderung von regionalen Lieferverflechtungen und ökologischen Vorreiterunternehmen,<br />

• Gründung einer Beratungsagentur für ökologische Innovation und Qualifikation,<br />

• Sicherung einer kontinuierlichen Information durch die lokalen und regionalen<br />

Medien,<br />

• Stärkung traditioneller Elbverbindungen, um weiter Marktpotentiale für Landwirtschaft<br />

und Tourismus zu aktivieren,<br />

• Entwicklung eines regionalen Markenzeichens für touristische und landwirtschaftliche<br />

Produkte,<br />

• gemeinsames Regional-Marketing von Landwirtschaft und Tourismus<br />

Desweiteren wurden verschiedene Modellprojekte initiiert, von denen man sich Ausstrahlungs-<br />

und Multiplikatoreffekte auf andere Bereiche versprach. In der Abschlußerklärung<br />

der Konferenz wurden zwei Grundgedanken noch einmals besonders<br />

herausgestellt "Die eingeleitete länderübergreifend Regionalentwicklung in der Elbtalaue<br />

solle erstens dazu beitragen, die nach wie vor drastischen Unterschiede in<br />

den Einkommens- und Lebensverhältnissen links und rechts der Elbe abzubauen<br />

und zweitens sollen mit der Erschließung ökologischer Marktpotentiale vor allem in<br />

den Bereichen Landwirtschaft und Tourismus neue Arbeitsplätze geschaffen werden."<br />

Die Beschlüsse der Regionalkonferenz fanden mehrheitliche Zustimmung in den<br />

Gemeinden und bei der Bevölkerung. Allgemein wurde der vorgezeichnete Weg als<br />

eine Chance begriffen, diesem strukturschwachen Raum unter maßgeblicher Beteiligung<br />

der ortsansässigen Wirtschaftsakteure neue Impulse zu verleihen.<br />

Ökologische Entwicklung der Landwirtschaft<br />

Die Beschlüsse der Regionalkonferenz stießen im landwirtschaftlichen Bereich zunächst<br />

auf ein sehr unterschiedliches Echo. In der kleinstruktrierten, familienorientierten<br />

Landwirtschaft des Kreises Lüchow-Dannenberg wurden die ökonomischen<br />

Chancen des ökologischen Landbaus zunächst als gering eingeschätzt. Aufgrund


232<br />

alten Konflikte mit dem Naturschutz, stieß die Idee einer gemeinsamen Entwicklungsstrategie<br />

basierend der Ausweisung des Großschutzgebietes auf viele Vorbehalte,<br />

in denen immer die Angst mitschwang, ein Stück Eigenständigkeit zu verlieren.<br />

Die bereits ökologisch-produzierenden Höfe hatten sich schon in der Vorbereitung<br />

der Regionalkonferenz erheblich engagierten. Damit reproduzierten sich die alten<br />

politischen 'Lager 1 , die auch bei anderen politischen Anlässen immer wieder zu Polarisierungen<br />

führten. Ganz anders stellte sich die Situation in der Landwirtschaft der<br />

Ostgemeinden dar. Auf dem Gebiet der neuen Bundesländer war die Landwirtschaft<br />

nach wie vor durch Großstrukturen und großflächige Anbaumethoden geprägt. Aufgrund<br />

des abrupten Sprungs in die EU-subventionierten Märkte mit ihren Überangeboten<br />

und erheblicher Modernisierungsdefizite sowie großer Personalüberhänge<br />

standen hier viele der ehemaligen LPGs, die inzwischen privatisiert wurden, vor großen<br />

wirtschaftlichen und sozialen Problemen. Vor diesem Hintergrund war für viele<br />

Bethebe der Vertragsnaturschutz eine wichtige Möglichkeit, die ökonomische Situation<br />

zu verbessern. Die gemachten Erfahrungen in den Jahren 1992 bis 1994 waren im<br />

wesentlichen positiv und so bestand bei den Ostbetrieben der Landwirtschaft eine<br />

sehr viel größere Bereitschaft, sich im Rahmen der geplanten Schutzgebietsausweisungen<br />

zu arrangieren. Dies schlug sich auch in einer aktiven Beteiligung bei der<br />

Vorbereitung der Regionalkonferenz nieder. Der Beschluß der Regionalkonferenz, im<br />

landwirtschaftlichen Bereich eine regionale Vernetzung und Vermarktung von Qualitätsprodukten<br />

in Angriff zu nehmen, wurde damit nur von einem Teil der Landwirte<br />

getragen.<br />

In Folge der Regionalkonferenz wurden die Umstellungsaktivitäten zunächst auf zwei<br />

Bereiche konzentriert:<br />

Erstens. Auf der Basis der vorhandenen betrieblichen Infrastrukturen und Kenntnisse<br />

begannen einige Betriebe mit der extensiven und artgerechten Aufzucht von Rindern.<br />

Die Rinderzucht war dabei in den 'Gemischtbetrieb' der Höfe integriert: Die<br />

Futtergrundlage wurde durch den eigenen Hof erwirtschaftet, das Weidevieh düngt<br />

die Grünlandflächen und der anfallende Wirtschaftsdünger (Stallmist und Gülle)<br />

stand zur Düngung der Ackerflächen zur Verfügung. Schnell stellte sich heraus, daß<br />

die extensive Viehhaltung kein ökonomischer Selbstläufer war, sondern durch die<br />

aktive Erschließung von Verarbeitungs- und Vermarktungspotentialen begleitet werden<br />

mußte. Hierzu wurden seitens der Landwirte mit Unterstützung der Wirtschaftsförderung<br />

verschiedene Instrumente entwickelt. Als wesentlichster Schritt stellte sich<br />

die Gründung einer Erzeugergemeinschaft 'Qualitätsfleisch aus der Region Elbtalaue'<br />

heraus. In Verbindung mit der Öffentlichkeitsarbeit für den Naturpark erlangte<br />

diese in den umliegenden Städten einen hohen Bekannheitsgrad. Ihr gelang es in<br />

relativ kurzer Zeit, einen festen Kundenstamm aus gehobener Gastronomie und Lebensmittelfachhandel<br />

aufzubauen. Für die Erschließung des kleineren regionalen<br />

Marktes wurden regelmäßig die Metzgereien und regionaler Gastronomie über<br />

Schlachttermine und Ordermöglichkeiten informiert.<br />

Zweitens: Die Erfahrungen mit der Verarbeitung und Vermarktung von Milch aus<br />

ökologischer Landwirtschaft im Kreis-Lüchow-Dannenberg ermutigte auch 3 Betriebe<br />

in Brandenburg zu einer entsprechenden Umstellung. Aufgrund der bereits bestehenden<br />

Weiterverarbeitungsstrukturen konnte das ökonomische Risiko der Umstellung<br />

gemindert werden.<br />

Für die Umstellungen wurden insgeamt aus folgenden Förderprogrammen Mittel beantragt<br />

und bewilligt:


233<br />

1. Gemeinschaftsaufgabe (GA) "Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes"<br />

für folgende Maßnahmen. Förderung der extensiven Grünlandnutzung<br />

und ökologischer Anbauverfahren. Umwandlung von Ackerflächen in extensives<br />

Grünland. Der Förderungsschlüssel betrug hierfür 50% (75%) EG, 30% (15%)<br />

Bund und 20% (10%) Bundesland (Angaben in Klammern gelten für die neuen<br />

Bundesländer).<br />

2. Programme der einzelnen Bundesländer: Für Maßnahmen der VO 2078/92, die<br />

nicht über die GA gefördert werden, erarbeitet die Elbanrainer-Länder ein gebietsspezifisches<br />

Förder-Programm für die "Region Elbtalaue". Ab 1996 wurden diese<br />

Förderungen nach entsprechender Prüfung von der EU kofinanziert (50% bzw.<br />

75%).<br />

Die eingeleitete Entwicklung hatte auch erhebliche Ausstrahungskraft in andere Bereiche:<br />

• durch die Direktvermarktung ab Hof und ein erweitertes Programm Ferien auf<br />

dem Bauernhof wurden die Bevökerung und die Urlauber mit den Arbeits- und<br />

Lebensbedingungen in der lanwirtschaft vertraut gemacht und lernten insbesondere<br />

die Praxis einer naturnahen Bewirtschaftung kennen.<br />

• durch die Erschließung regionaler Absatzwege erhöhte sich insgesamt die Wertschöpfung<br />

in der Region. Gleichzeitig wurden durch die ökologische Qualität der<br />

regionalen Produkte das Gesamtimage der Region verbessert.<br />

'Sanfter' Tourismus<br />

Die touristische Ausgangssituation stellte sich 1995 für die Ost- und Westgemeinden<br />

der Region recht unterschiedlich dar. In den Westgemeinden mußten aufgrund der<br />

deutschen Vereinigung vielfältig gewordeneren Möglichkeiten des Hamburger und<br />

Berliner Stammpublikums zur Naherholung Kapazitätseinbußen hingenommen werden.<br />

Ein weiteres Problem waren die erheblichen Kapazitätslücken außerhalb der<br />

saisonalen Spitzen (verlängerte Wochenenden, Sommerferien). In den Ost-<br />

Gemeinden stellte sich eine grundsätzlich andere Problematik. Bis auf das touristisch<br />

relativ gut erschlossene Bad Wilsnack waren die Beherbergungskapazitäten und der<br />

<strong>Ausbau</strong>stand der Freizeitinfrastruktur unzureichend. Sowohl im Westen als auch im<br />

Osten der Region drohten jedwede Investitionen an Kapitalmangel zu scheitern.<br />

Mit der Ausweisung als Großschutzgebiet eröffneten sich der Region neue Möglichkeiten,<br />

Fördermittel im Rahmen der Regional- und Strukturförderung zu beantragen.<br />

Die Bundesländer Niedersachsen und Brandenburg gingen als erste dazu über, die<br />

Vergabe von finanziellen Mitteln von der Einlösung ökologisch ausgerichter Anforderungen<br />

abhängig zu machen, die sich in Übereinstimmung mit dem regionalen Entwicklungskonzept<br />

befanden. Damit konnte ein wesentlicher Engpaß faktor für die angestrebten<br />

Umstellungen beseitigt werden.<br />

Herausragend waren vor allem folgende Maßnahmen zur Verbesserung und Vermittlung<br />

des Angebots:<br />

• West-Gemeinden: Aufbau eines elektronischen Reservierungssystems in Zusammenarbeit<br />

mit den örtlichen Kreditinstituten<br />

• Ost-Gemeinden: Förderung von Investitionen <strong>zum</strong> Bau von Einliegerwohnungen<br />

und zur Erhöhung der Qualitätsstandards des Angebots<br />

• Erstellung einer Checkliste 'Umweltbewußte Betriebsführung', Auszeichnung von<br />

Betrieben durch den Fremdenverkehrsverein


234<br />

• Verbesserung des gastronomischen Angebots, Aufnahme regionale Spezialitäten<br />

in die Speisekarten<br />

• Förderung der Verarbeitung und Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte aus<br />

der Region<br />

• Erstellung eines regionalen Marketingkonzeptes, 'Natur erleben, Natur bewahren<br />

- Urlaub in den Elbtalauen'<br />

• Bundesweite Marketingaktion in Kooperation mit den Naturschutzverbänden<br />

Diese Aktivitäten der touristischen Anbieter und der Fremdenverkehrsvereine wurden<br />

durch die Gemeinden vielfältig unterstützt. Das touristische Angebot wurde durch<br />

den <strong>Ausbau</strong> einer umweltschonenden Freizeitinfrastruktur abgerundet. Die Fahrradinfrastruktur<br />

wurde erheblich ausgebaut, durch die Kombination von Elbfährbetrieb,<br />

öffentlichem Nahverkehr und Fahrradverkehr wurde die Attraktivität der umweltschonenden<br />

Verkehrsmittel erheblich gesteigert, die Informationen zur Erreichbarkeit der<br />

Region mit öffentlichen Verkehrsmitteln wurde verbessert.<br />

Im Zuge der genannten Maßnahmen gelang es bis <strong>zum</strong> Jahre 2005 ca. 50 % des<br />

touristischen Produkt- und Dienstleistungsangebote auf ökologisch Kriterien auszurichten<br />

und damit das Konffiktpotential mit dem Naturschutz wesentlich zu entschärfen.<br />

Mit der Ausweisung des Großschutzgebietes 'Elbtalaue' war eine touristische<br />

Entwicklung der Region eingeleitet worden, die Viele nicht für möglich gehalten hatten.<br />

Die touristischen Betriebe hatten sich ein neues Stammpublikum erschlossen<br />

(Familien mit jüngeren Kindern, Naturfreunde, Radwanderer, Wanderer), die auch<br />

das ganze Jahr über die Region besuchten und damit zu einer guten Auslastung der<br />

Kapazitäten beitrugen. Die verbesserte Ertössituation des Hotel- und Gaststättengewerbes<br />

schlug sich positiv auf die Anzahl und Qualität der Arbeitsplätze nieder.<br />

Durch die Erhöhung der Bettenkapazitäten um ca. 1500 entstanden insgesamt ungefähr<br />

500 neue Dauerarbeitsplätze. Die qualitativ orientierte touristische Entwicklung<br />

trug darüber hinaus in erheblichem Maße zur Stabilisierung der ökonomischen Situation<br />

des örtlichen Einzelhandels, der Gastronomie und des Handwerks bei. Die Wertschöpfungsrate<br />

konnte insbesondere dort gesteigert werden, wo es gelang, dauerhafte<br />

regionale Ueferverflechtungen aufzubauen.<br />

3.3 Gestaltungsszenario II.B 'Region Dresden': Chancen und Risiken einer<br />

ökologischen Verkehrs- und Raumentwicklung<br />

Als Leitbild einer ökologischen Verkehrs- und Raumentwicklung hatten sich die verantwortlichen<br />

Handlungsträger eine zweistufige Strategie <strong>zum</strong> Ziel gesetzt: <strong>zum</strong> einen<br />

sollten die Rahmenbedingungen der Verkehrsentwicklung insbesondere auf den<br />

Ebenen der räumlichen Planung und der ökonomischen Entwicklung dahingehend<br />

beeinflußt werden, daß die Verkehrsnachfrage in der Region systematisch reduziert<br />

werden konnte. Zum anderen bestand die Aufgabe, durch ein geschicktes kommunikatives<br />

Management die Regelung der verbleibenden Verkehrsnachfrage möglichst<br />

efftzient, bedürfnisgerecht und umweltschonend zu organisieren. Dies wurde beispielhaft<br />

am lokalen und regionalen Güterverkehr erprobt.<br />

Auf der ersten Stufe wurden zwei Schwerpunkte bearbeitet. Als erster Schritt wurde -<br />

dem Prinzip "Dichte" folgend - ein integriertes Modell einer regionalen Flächen- und<br />

Verkehrsentwicklung entworfen, mit dem die verkehrserzeugenden Wirkungen eines<br />

unkontrollierten Flächenverbrauchs eingedämmt werden sollten. Maßnahmen dieses<br />

Programms waren die Orientierung in der Wohnbauflächenausweisung an vorgege-


235<br />

benen, in der Kernstadt realisierten Dichtwerten (GFZ) sowie die bevorzugte Ausweisung<br />

von Wohnbauflächen entlang der Korridore des öffentlichen Verkehrs, so beispielsweise<br />

in der Stadt Radeberg sowie den Randgemeinden der Dresdner Heide.<br />

Dadurch konnten kompakte Bauflächen mit einem hohen spezifischen Nutzungsgrad<br />

realisiert werden, außerdem wurden autolose Wohnformen strukturell begünstigt,<br />

nachdem auch die rechtlichen Voraussetzungen hierfür geschaffen waren (Änderung<br />

der Landesbauordnung) und die Verkehrsbetriebe von Beginn an in die Flächennutzungsplanung<br />

einbezogen worden waren. Ein entsprechendes Projekt nach dem<br />

1993 ins Leben gerufenen sogenannten "Bremer Modell" konnte jedoch aufgrund<br />

juristischer Probleme (Belegungsbindung für Mieter ohne Pkw) noch nicht starten.<br />

Die restriktiven Maßnahmen gegen den Flächenverbrauch konnten nur gegen den<br />

heftigen Widerstand einiger einflußreicher Investorengruppen durchgesetzt werden,<br />

die ihrerseits Planungen nach dem geringsten Realisierungswiderstand favorisiert<br />

hatten. Veränderte gesetzliche Grundlagen, vor allem die 1998 novellierte Baunutzungsverordnung<br />

(BauNVO) sowie die Einführung von Preisen als lokales und regionales<br />

Steuerungsinstrument ermöglichten den beschleunigten Zugriff der Stadt<br />

Dresden auf Flächenreserven sowie die Abschöpfung planungsbedingter Wertsteigerungen<br />

zugunsten der öffentlichen Hand. Dadurch wurde die "kompakte Stadt" <strong>zum</strong>indest<br />

in Ansätzen möglich. Immer mehr setzte sich die Erkenntnis durch, daß eine<br />

Steuerung der Verkehrsentwicklung primär über eine Steuerung der Flächennutzung<br />

und nicht über einen <strong>Ausbau</strong> der Verkehrsinfrastruktur zu erfolgen hatte.<br />

Als zweiter Schritt wurde - dem Prinzip "Mischung" folgend - auf die Stärkung regionaler<br />

Wirtschaftskreisläufe und eine Ankopplung der kompakten Siedlungsentwicklung<br />

an eine regional stärker eigenständige Ökonomie verfolgt. Dies wurde exemplarisch<br />

in der Nahrungsmittelversorgung versucht. Dazu konnten sowohl einige landwirtschaftliche<br />

Erzeuger und Genossenschaften in der Region gewonnen werden als<br />

auch zwei Lebensmitteleinzelhandelsketten, die mit zahlreichen Standorten in der<br />

Stadtregion vertreten waren. Federführend auf <strong>Seiten</strong> der Landeshauptstadt war die<br />

Wirtschaftsförderung, die hier im Verbund mit der Stadtentwicklungsplanung agierte.<br />

Im Kombination mit einer Strategie der Stärkung der Nebenzentren im Stadtgebiet<br />

als Distributionsstandorte wurde eine regionale Beschaffungsoption verfolgt, die dazu<br />

beitrug, daß die Güterfernverkehr in der Güterabteilung Nahrungs- und Futtermittel<br />

sowie bei veredelten (Fertig-) Produkten um ca. 40% zurückging. Gleichzeitig wurde<br />

ein Beitrag zur Stärkung der Wertschöpfung im Primärsektor geleistet. Freie Initiativen<br />

übernahmen die Distribution der Lebensmittel in denjenigen Vierteln, die aufgrund<br />

ihrer zu geringen Einwohnerdichte kein ausreichendes Potential für kommerzielle<br />

Einrichtungen (Läden) boten.<br />

Regionale Entwicklungsperspektiven der Verkehrswirtschaft<br />

Neue Ansatzpunkte im Verkehrsmanagement wurden mit Priorität zur Verbesserung<br />

der Standortbedingungen der lokalen Verkehrswirtschaft angegangen. Dabei stellten<br />

sich für die Dresdner Wirtschaftsförderung zwei grundlegende Innovationsziele:<br />

• erstens die Verbesserung der Transportabwicklung durch logistische Konzepte,<br />

wobei die örtlichen Verkehrs- und Logistikdienstleister in die Problemlösung einbezogen<br />

werden sollten (Entwicklung örtlich angepaßter, maßgeschneiderter Problemlösungen);<br />

• zweitens die Anpassung des Güter- und Wirtschaftsverkehrs an städtische Strukturen<br />

und die Reduzierung der vom Schwerverkehr ausgehenden Belastungen


236<br />

(Herstellung des Systemcharakters, Mobilisierung von Synergie-Effekten, bessere<br />

Nutzung des vorhandenen Verkehrsraumes).<br />

Im ersten Bereich ging es vor allem um neue Angebotskonzepte, insbesondere hinsichtlich<br />

der Neuordnung der Güterverteilung in der Stadt bzw. in die Stadt und einer<br />

verbesserten Verknüpfung von Nah- und Fernverkehr. Dabei spielt die Kooperation<br />

lokaler und regionaler Akteure eine herausragende Rolle. Die Verbesserung der<br />

Standortbedingungen für die örtliche Verkehrswirtschaft wurde auch als Beitrag zur<br />

Stärkung der lokalen und regionalen Wirtschaftsstruktur gesehen.<br />

Das zweite Ziel war auf die Anpassung des Güter- und Wirtschaftsverkehrs an städtische<br />

Strukturen und auf die Reduzierung der vom Schwerverkehr ausgehenden<br />

Belastungen gerichtet Die für die Unternehmen unmittelbar kostenwirksame Optimierung<br />

des Logistiksystems (Routenkoordination, Auslastungsplanung, Fahrtenreduzierung<br />

etc.) hatte sich verstärkt in Form von gesamtwirtschaftlichen Effekten ausgewirkt.<br />

Diese regionale Güterverkehrspotitik konnte in gemeinsamer Aktion von Planung,<br />

Wirtschaftsförderung und Unternehmen nur gelingen, weil der Staat über die<br />

EU-weite Einführung einer Schwerverkehrsabgabe und die stufenweise Anhebung<br />

der Treibstoffsteuern finanzielle Anreize zur Einsparung von Transporten gegeben<br />

hatte, die eine Beteiligung an solchen Modellen auch für die Unternehmen interessant<br />

erscheinen ließen. Gleichzeitig wurden die Zulassungsvorschriften und -normen<br />

für den internationalen Güterverkehr verschärft, so daß harmonisierte Wettbewerbsbedingungen<br />

für eine faire ordnungspolitische Flankierung sorgten.<br />

Bausteine der Innovationspolitik<br />

Neue Angebotskonzepte der Verkehrswirtschaft, die sich auf den spezifischen Bedarf<br />

örtlich tragender Branchen bzw. führender Unternehmen richteten, waren der wichtigste<br />

Baustein dieser Innovationsstrategie. Aus ökologischer Sicht waren dabei vor<br />

allem jene Leistungen und Kooperationen von Interesse, die eine Effizienzsteigerung<br />

(Bsp. verbesserte Auslastung von Fahrzeugen) bzw. Reduzierung des Straßengüterverkehrs<br />

mit sich bringen. Neue Transportketten für aufkommensstarke 'Leitgüter 1 in<br />

den Regionen erhöhen die Verträglichkeit und Abstimmung zwischen Warenfluß und<br />

Stadtgestalt, Umwelt und Lebensqualität. Dazu gehören auch stärkere Kooperationen<br />

mit der Bahn.<br />

Ein weiteres Innovationsbeispiel war die Standortpolitik des Verkehrsgewerbes, das<br />

sich zunehmend auf Restriktionen für den Straßenverkehr in dem Dresdner Innenstadtzentrum<br />

einstellen mußte. Mit den Standorten des ehemaligen Rangierbahnhofs<br />

Dresden-Friedrichstadt, des früheren Reichsbahnausbesserungswerkes, des Dresdner<br />

Binnenhafens und eines an der Autobahn gelegenen Autohofes wurde ein vernetztes,<br />

dezentrales Güterverkehrszentrum eingerichtet, das die Verbindung an die<br />

nationalen Korridore des Schienengüterverkehrs bzw. kombinierten Verkehrs herstellte<br />

und die für das Stadtzentrum bestimmten Lieferungen neu zusammenstellte.<br />

Solche Angebotsinnovationen wurden mittelfristig auch als möglicher Angebotsbaustein<br />

in die Leistungspalette der kommunalen/regionalen Verkehrsunternehmen integriert,<br />

vor allem in jenen Betriebssparten, die eine hohe Affinität <strong>zum</strong> ÖPNV aufweisen<br />

und an vorhandene Qualifikationen und Strukturen in den ÖV-Betrieben anknüpfen.<br />

Die Dresdner Straßenbahn erhielt wieder Beiwagen zur Güter- und Kleingepäckbeförderung.<br />

Technische Innovationen waren insbesondere im Bereich neuer Umschlagtechniken<br />

entwickelt worden. Kleinteilige Behälterkonzepte hatten dazu beitragen, die Systemschwächen<br />

der Bahn als klassischen gebrochenen Verkehr zu reduzieren und durch


237<br />

rationellen Umschlag die Schnittstelle Schiene/Straße entsprechend den Zeitvorgaben<br />

der Versender attraktiv zu machen; dabei wurden gezielt auch Verbundlösungen<br />

mit örtlichen Anbietern gesucht (Bsp. Metallgewerbe), um einen hohen Wertschöpfungsanteil<br />

und Synergieeffekte in der Region zu halten. Nichtmotorisierte Lastentransporter,<br />

Behälter- und Fördersysteme sowie mobile, standortunabhängige Umschlagsysteme<br />

(Road-Railer u.ä.) konnten zur Ausdifferenzierung und räumlichen<br />

Streuung des logistischen Angebotes genutzt werden.<br />

Stadtverträglichere Fahrzeuge, insbesondere kleine Lieferwagen für die Bedienung<br />

städtebaulich sensibler Lagen mit Nutzungsmischungen, nichtmotorisiertem Personenverkehr<br />

etc., gehörten ebenfalls in dieses Programm. Seit im benachbarten Bundesland<br />

Thüringen der "Hotzenblitz" auch als Kleinlaster in Serie gegangen ist, hat<br />

der Wettbewerb der Fahrzeughersteller eine große Modellvielfalt und breite Angebotspalette<br />

hervorgebracht. Die Wirtschaftsförderung konnte durch Beratungsleistungen<br />

die Fahrzeugbeschaffung in den Unternehmen fördern, gleiches galt für die<br />

Akquisition von Fördermitteln, Modellvorhaben u.ä..<br />

Neue Kommunikations- und Kooperationsformen<br />

Neue Kommunikations- und Kooperationsformen wurden vor allem im Bereich der<br />

sogenannten 'public-private-partnership', also der Zusammenarbeit von Kommune<br />

und Unternehmung angestrebt; hierbei hatte die Wirtschaftsförderung eine Schnittstetlenfunktion<br />

zwischen den unterschiedlichen Akteuren und Interessen eingenommen.<br />

Dabei ging es jedoch nicht nur um Interessenvertretung, sondern auch um<br />

Konfliktmanagement und Ausgleich verschiedener Nutzungsansprüche. Kooperationen<br />

unter den Unternehmen konnten dazu beitragen, die Verkehrsabläufe verbessern.<br />

Mit den zunehmenden Verkehrsmengen und -problemen stiegen trotzdem die Nutzungskonflikte<br />

und politischen Meinungsverschiedenheiten in de Region. Da die gewohnten<br />

Formen der Regulation der verschiedenen Nutzungsansprüche als nicht<br />

mehr zeitgemäß empfunden wurden, griffen die Wirtschaftsförderer <strong>zum</strong> Instrument<br />

der Güterverkehrsrunde, eines interdispziplinäre Austauschs zwischen privaten und<br />

öffentlichen Akteuren des Güterverkehrs. Auch wenn die Erfahrungen mit anderen<br />

'public-private-partnership'-Konzepten wenig erfolgversprechend waren, so war der<br />

"Runde Tisch" für den Güterverkehr bei seinen Adressaten doch gut aufgenommen<br />

worden.<br />

City-Logistik<br />

Kooperationsaufgaben stellten sich auch hinsichtlich der Entflechtung innerörtlicher<br />

Verkehrsbeziehungen. Gebietsbezogene logistische Angebote (z.B. City-Logistik), die<br />

auf die Harmonisierung von Güterströmen und die Reduzierung von Fahrtenzahl, -<br />

häufigkeit und Transportleistung zielen, waren Ende der 90er Jahre in allen großen<br />

Städten außerordentlich populär, auch wenn ihre reale Wirkung sich in Grenzen hielt.<br />

Unter 'City-Logistik' wurde dabei die Ordnung der auf die Innenstadt bezogenen<br />

Transportströme verstanden, insbesondere hinsichtlich des Übergangs von einer<br />

räumlich gestreuten Verteilung bestimmter Einzelgüter zu einer räumlich gleichgerichteten<br />

Verteilung mehrerer, für bestimmte Empfänger oder Empfangsräume zusammengestellter<br />

Lieferungen. Zu diesen Transporten gehörte allerdings nicht nur<br />

der Güterverkehr mit Lkw, sondern auch der auf wirtschaftliche Tätigkeiten bezogene<br />

Dienstleistungsverkehr (z.B. Kurierfahrten), zunehmend auch haushaltsorientierte<br />

Dienstleistungsfahrten (Bsp. Pizza-Taxi). Logistische Problemlösungen waren zunächst<br />

überwiegend auf die Ausschöpfung innerbetrieblicher Rationalisierungspoten-


238<br />

tiale ausgerichtet Sie hatten aufgrund der Möglichkeiten der neuen Informationsund<br />

Steuerungstechnologien zur Neustrukturierung der Transportketten in den Unternehmen<br />

und zur Entwicklung komplexer Systeme der Beschaffungs-, Produktionsund<br />

Distributionslogistik geführt.<br />

Logistische Dienstleistungszentren, Frachtraum-/Transportbörsen<br />

Um logistisches Know-how und entsprechenden Service auch für unterkapitalisierte<br />

kleine und mittlere Unternehmen bereitstellen zu können, wurden zunehmend logistische<br />

Dienstleistungen nachgefragt. Gerade für Unternehmen ohne eigenen Fuhrpark<br />

bzw. logistische Infrastrukturen waren diese Angebote sehr interessant. Als<br />

Bestandteil bzw. kleinräumige Ergänzung des fernverkehrsorientierten Güterverkehrszentren<br />

wurde die Vermittlung von Frachtraum im Rahmen sogenannter Laderaum-<br />

bzw. Frachtraumbörsen organisiert. Erweitert zu sogenannten logistische<br />

Dienstleistungszentren konnten diese Börsen auch als Satellit größerer GVZ wie des<br />

Hauptstandortes in Dresden (ehem. DR-AW) oder des GVZ Erfurt fungieren und waren<br />

- als flächensparende Verbundlösungen - auch städtebaulich besser integrierbar.


239<br />

G<br />

Empfehlungen für die Umsetzung eines regionalen<br />

Entwicklungskonzeptes<br />

Die Ausgangsbasis und die politischen Möglichkeiten für ökologisch orientierte regionale<br />

Entwicklungskonzepte sind in den beiden untersuchten Teilregionen sehr<br />

unterschiedlich. Bei der Region 'Elbtalaue' handelt es sich um einen ländlich geprägten,<br />

strukturschwachen Raum mit geringer wirtschaftlicher Dynamik mit Schwerpunkten<br />

auf der Landwirtschaft und dem Tourismus. Dagegen entwickelt sich die Region<br />

'Dresden' zu einer dynamischen Stadtregion mit vielfältigen wirtschaftlichen Aktivitäten.<br />

Vor diesem Hintergrund haben die Naturkapitalausstattung und darauf aufbauende<br />

naturschutzfachliche Planungen unterschiedlichen Stellenwert für die ökonomische<br />

Entwicklung. Während in der Untersuchungsregion I. Elbtalaue dieses zu<br />

einem wichtigende und tragenden Faktor der Regionalentwicklung werden kann,<br />

kann dies für die Unersuchungsregion II. Dresden nur für einen Teil der ökonomischen<br />

Aktivitäten gelten. Vor diesem Hintergrund empfehlen wir, die Anstrengungen<br />

zur Umsetzung eines ökologisch-ökonomischen Entwicklungskonzeptes<br />

auf die Region Elbtalaue zu konzentrieren. Von daher befaßt sich die nachfolgende<br />

Ausgestaltung von Handlungsfeldern und -instrumenten mit den Bedingungen<br />

und Möglichkeiten in dieser Region.<br />

Die folgenden Empfehlungen werden auf Basis der Ergebnisse des vorliegenden<br />

Gutachtens unterbreitet. In diese Empfehlungen sind aber auch die zahlreichen Anregungen,<br />

Impulse und Denkanstöße eingeflossen, die wir von unseren Interviewpartnern<br />

und den anregenden Diskussionen auf dem Elbe-Symposium der Michael<br />

Otto Stiftung in Dessau erhalten haben (Michael Otto Stiftung 1994). Ebenso fließen<br />

Erfahrungen und Kenntnisse ein, die das IÖW insbesondere im Rahmen der regionalisierten<br />

Strukturpolitik Nordrhein-Westfalens gewinnen konnte (vgl. MWMT 1992,<br />

Lucas 1993). Der Katalog von empfehlenden Maßnahmen bezieht sich ausdrücklich<br />

nur auf mögliche Instrumente des regionalen Entwicklungsprozesses. Dabei stehen<br />

stehen folgende Handlungsfelder im Mittelpunkt:<br />

• Grundorientierung eines regionalen Entwicklungskonzeptes<br />

• Öffentlichkeitsarbeit<br />

• ökologisch orientierte Wirtschaftsförderung<br />

1. Grundorientierungen für ein regionales Entwicklungskonzeptes<br />

Die wichtigsten endogenen Potentiale (regionale Stärken) für die wirtschaftliche<br />

Entwicklung der Region sind die dort lebenden Menschen mit ihren Qualifikationen<br />

und ihrer Einsatzbereitschaft, die Unternehmen mit ihrem technischen, kaufmännischen<br />

und organisatorischen Know-How und die Einrichtungen des Naturschutzes,<br />

mit ihren konkreten Kenntnissen in Pflege und Erhalt des natürlichen Potentials.<br />

Positive regionalwirtschaftliche Impulse können von einer engeren Vernetzung des<br />

Tourismus, der Landwirtschaft und des Handwerks sowohl untereinander als auch<br />

innerhalb der Sektoren ausgehen.<br />

In diesen Wirtschaftsbereichen wird derzeit mit unterschiedlichen Zielvorstellungen<br />

gearbeitet und gehandelt. Der regionale Bezug ist sowohl in ökonomischer als auch


240<br />

in ökologischer Hinsicht - auf das Natur- und Landschaftspotential - wenig verankert.<br />

Die Ausweisung eines Großschutzgebietes mit integriertem Nationalpark eröffnet<br />

der Region besondere Entwicklungschancen, die jedoch bisher kaum in regionalem<br />

Zusammenhang diskutiert und bewertet wurden.<br />

Vor diesem Hintergund empfehlen wir die Einberufung einer Regionalkonferenz.<br />

Die jeweiligen Wirtschaftsminister der Elbanrainerländer sollten hier als Schirmherren<br />

fungieren. Die Zuständigkeit der Wirtschaftsminister ist aus fachlicher Sicht notwendig,<br />

da Konzepte der Regionalentwicklung ein wesentliches Element einer regionalisierten<br />

Strukturpoltik darstellen. Diesbezügliche Erfahrungen der Bundesländer<br />

Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen sollten beachtet werden (vgl. für NRW:<br />

MWMT 1992 und für Niedersachsen: Danielzyk 1994). 128 Unterhalb der Ebene der<br />

Regionalkonferenzen können Fachforen in den Bereichen Landwirtschaft, Tourismus<br />

und Verkehr dazu beitragen, insbesondere die Kommunikation und Kooperation<br />

zwischen den Unternehmen und den Vertretern der Naturschutzverbände zu verbessern.<br />

2. Öffentlichkeitsarbeit<br />

In den von uns durchgeführten Interviews mit Wirtschaftsakteuren ist deutlich geworden,<br />

daß der Leitgedanke einer ökologisch-ökonomischen Wirtschaftsentwicklung<br />

und die daraus resultierenden Chancen für einzelne Unternehmen und<br />

Branchen noch unzureichend bekannt ist. Dies ist insofern nicht verwunderlich, als<br />

es sich hierbei <strong>zum</strong> einen um einen relativ neuen Ansatz handelt, <strong>zum</strong> anderen aber<br />

die Naturschutzverbände als mögliche Protagonisten einer solchen Position kaum<br />

Erfahrungen besitzen. Die Öffentlichkeitsarbeit der Umweltverbände orientiert sich<br />

bisher eher an klassischen Schutzzielen. Sie ist hinsichtlich der Wirtschaftsakteure<br />

wenig zielgruppenorientiert und spricht eher allgemein die kritische Öffentlichkeit an.<br />

Es wird zu überlegen sein, ob die Inhalte einer ökonomisch-ökologischen Regionalentwicklung<br />

mit den gleichen Werbemitteln präsentiert werden sollte, wie z.B. das<br />

Großschutzgebiet Elbtalaue. Es wird empfohlen, zur Lösung dieses Problems eine<br />

qualifizierte Werbe- oder Kommunikationsagentur zu Rate zu ziehen. Ein Handikap<br />

für die Verankerung einer Integration von ökonomischen und ökologischen Zielsetzungen<br />

dürften im Bereich Landwirtschaft die recht einseitigen Auffassungen einiger<br />

Interessenvertreter sein. Hier sollte überlegt werden, ob nicht in Kooperation mit den<br />

verschiedenen Landwirtschaftsministerien und qualifizierten Landwirtschaftsberatern<br />

Informationsveranstaltungen durchgeführt werden, in denen insbesondere über Fördermöglichkeiten<br />

des ökologischen Landbaus informiert wird.<br />

Sogenannte Vorreiterunternehmen sollten in die Öffentlichkeitsarbeit unbedingt einbezogen<br />

werden, um aus ihren Erfahrungen mit ökologischer Betriebsführung und<br />

ökologischen Produkten und Dienstleistungen lernen zu können.<br />

Die konsequente Pflege von Kontakten zu den regionalen Medienvertretern sollte<br />

einen besonders hohen Stellenwert erhalten. Anzustreben ist eine regelmäßige Rubrik<br />

in den Tageszeitungen, in der über den Fortgang des regionalen Entwicklungs-<br />

Grundgedanken dieser Art von Regionalförderung ist es, einen konsensueaen Prozeß der regionalen Akteure über die<br />

zukünftige Entwicklung der Regionen einzuleiten. Auf der Grundlage eines gemeinsam getragenen Leitbildes und einvernehmlichen<br />

Schwerpunktsetzungen entstanden dann sog. regionale Entwicklungskonzepte. Die förderwürdigkeit einzelner<br />

Projekte wurde in der Folge erhöht, wenn ein Projekt sich auf das Gesamtkonzept bezog und auf einem Konsens der regionalen<br />

Akteure baruhte.


241<br />

konzeptes zu berichtet wird. Denkbar ist auch eine Zeitungsbeilage, die von den<br />

verschiedenen Zeitungen in der Region übernommen und verteilt werden könnte.<br />

Wichtig wäre es auch, ein Medium zu schaffen, daß nicht auf einzelne Landkreise<br />

der Region beschränkt ist.<br />

Erfolgreiche Wirtschaftsunternehmen zeichnen sich häufig dadurch aus, daß sie<br />

über die interne und externe Kommunikation das Zugehörigkeitsgefühl zur Firma<br />

stärken, eine "Corporate Identity" schaffen. Übertragen auf die Regionalentwicklung<br />

wirft dies die Frage auf, ob wichtige Akteure und im Idealfall große Teile der Bevölkerung<br />

überhaupt einen Bezug zur Region herstellen und - darauf aufbauend -sich<br />

eine Basis für ein 'Wir-Gefühl' entwickeln kann. Die schwierigen wirtschaftlichen<br />

Aufgaben, insbesondere in den ostdeutschen Gemeinden, werden ohne eine gewisse<br />

Aufbruchstimmung nicht zu bewerkstelligen sein. Die Öffentlichkeitsarbeit zu einem<br />

regionalen Entwicklungskonzept wird dies nicht alleine initiieren können - damit<br />

wäre sie auch überfordert - allerdings sollte sie jede sich bietende Gelegenheit nutzen,<br />

um Menschen und Unternehmen auf dem eingeschlagenen Weg einer ökologischen<br />

Regionalentwicklung zu ermutigen. Eine gemeinsame Außendarstellung unter<br />

Berücksichtigung historischer Bezüge, ein regionales Produktmarketing in der<br />

Landwirtschaft und im Tourismus sowie die Regionalkonferenz und die Fachforen<br />

sind auch wichtige Instrumente für die Stärkung einer regionale Identität.<br />

3. Ökologisch orientierte Wirtschaftsförderung<br />

Ökologische Wirtschaftsförderung ist eine Querschnittsaufgabe, die in die verschiedenen<br />

Aufgabengebiete der Wirtschaftsförderung zu integrieren ist. Einige wichtige<br />

Bausteine einer ökologischen Wirtschaftsförderung sind in nachfolgender Übersicht<br />

dargestellt:<br />

BAUSTEINE EINER ÖKOLOGISCHEN<br />

WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG<br />

• Förderung von integrierten und vorsorgenden Umwelttechniken<br />

• Wissenstransfer: Ökotechniken und Ökomärkte<br />

• Initierung und Koordination ökologischer Qualifikationsangebote<br />

• Ökologische Arbeitsfelder im 2. Arbeitsmarkt<br />

• Aufbau eines ökologischen Netzwerkes:<br />

projektbezogen<br />

problembezogen<br />

produktbezogen


242<br />

Ein ökologisches Standortprofil der Region Elbtalaue kann sich nur in dem Maße<br />

entwickeln, wie Unternehmen und öffentliche Hand bereit sind, den Aspekten eines<br />

integrierten und vorsorgenden Umweltschutzes einen hohen Stellenwert einzuräumen.<br />

Die Marktfähigkeit ökologischer Produkte und Dienstleistungen ist in hohem<br />

Maße an die 'ökologische Glaubwürdigkeit' der Anbieter gebunden. Von daher verbietet<br />

sich ein oberflächliches Marketing, welches lediglich versucht, auf der „Öko-<br />

Welle" mitzuschwimmen. Auch aus wettbewerbstheoretischen Überlegungen ist es<br />

für die Wirtschaftsförderung angebracht, sich intensiver mit der Entwicklung in den<br />

ökologischen Marktsegmenten zu befassen. Allgemein besteht die Aufgabe der<br />

Wirtschaftsförderung darin , neue umwelttechnische Entwicklungen zu fördern oder<br />

neue Ideen zu vermitteln (z.B. durch Förderung von Demonstrationsvorhaben). Derartige<br />

Prozesse basieren auf guten Informationen, einer unkomplizierten Verständigung<br />

mit den wichtigsten Partnern des regionalen Entwicklungsprozesses (s. nachstehende<br />

Übersicht) und regionalen Fühlungsvorteilen zu den Unternehmen.<br />

PARTNER DES REGIONALEN UND ÖRTLICHEN KONSENSES<br />

• Industrie und Handelskammern, Handwerkskammern, Landwirtschaftskammer,<br />

Fremdenverkehrsverbände, Kreishandwerkerschaft<br />

• Stadt- und Kreisverwaltungen, kommunale Eigenbetriebe<br />

• Arbeitsämter<br />

• Arbeitgeberverbände, einzelne Unternehmen<br />

• DGB/DAG<br />

• Umweltverbände, Bürgerinitiativen<br />

• regionale Medien<br />

PARTNER DES ÜBERREGIONALEN KONSENSES<br />

• diverse Fachministerien der Elbanrainerländer<br />

• Wirtschaftsförderungsgesellschaften der Länder<br />

• ökologisch-orientierte Unternehmensverbände und Banken<br />

• Verbraucherverbände<br />

Ein gutes Wirtschaftsklima auf der Basis gegenseitigem Vertrauens und die differenzierten<br />

Kenntnisse der Probleme vor Ort sind entscheidende Faktoren, auf denen<br />

letzlich Wettbewerbsvorteile gründen. Die Bedingungen hierfür können durch den<br />

zusätzlichen Aufbau regionaler, themenzentrierter Netzwerke, die von Fall zu Fall<br />

projektbezogen, problembezogen oder produktbezogen eingerichtet werden können,<br />

noch verbessert werden. Durch derartige Netzwerke können wiederum Synergieeffekte<br />

entstehen, die die weitere Entwicklung der Region befruchten.


243<br />

MÖGLICHE SYNERGIEEFFEKTE<br />

• Vermarktung des vorhandenen Wissens für neue Anwendungen<br />

• ("zweites Bein")<br />

• Kooperation mit Wissenschaft und/oder anderen Unternehmen<br />

• ("Verbundprojekte")<br />

• Erfahrungsaustausch bei Existenzgründungen<br />

• Umsetzung des "Umweltwissens" in neue Projekte und<br />

benachbarte Märkte<br />

Im Rahmen dieser Aufgabenstellungen empfehlen wir den Aufbau einer regionalen<br />

Wirtschaftsförderungsgesellschaft. Transfer- Beratungs- und Förderleistungen<br />

müssen auf der Ebene der Region koordiniert und zielgruppenspezifisch gebündelt<br />

werden. Das Nebeneinander von unterschiedlichen Strategien der Kreise, welches<br />

eher von gegenseitiger Konkurrenz geprägt ist, sollte überwunden werden.<br />

Wichtig erscheint uns in diesem Zusammenhang auch die Aufhebung des traditionellen<br />

Nebeneinanders von landwirtschaftlicher Beratung und allgemeiner<br />

Wirtschaftsförderungsberatung. Die Wirtschaftsförderung sollte insgesamt als<br />

Transferstelle fungieren, die die Leistungen anderer Einrichtungen vermittelt. Hierzu<br />

ist eine gute Verankerung in den regionalen und überegionalen Institutionen wichtig.<br />

Die Wirtschaftsförderung sollte regelmäßig die unternehmensseitigen Partner der<br />

Regionalentwicklung für die Konsensbildung in wichtigen Fragen an einen Tisch<br />

bringen.<br />

Mit dem folgenden Maßnahmenpaket sind sowohl die Wirtschaftsförderung der Kreise<br />

aber auch die Wirtschaftsförderungsgesellschaften der Länder angesprochen.<br />

Ein wesentlicher Schwerpunkt einer ökologisch orientierten Wirtschaftsförderung in<br />

der Untersuchungsregion muß künftig die Beratung über öffentliche Finanzierungshilfen<br />

sein, die für Ausgleichsmaßnahmen, Umstellung auf ökologische Betriebsführung<br />

und Verbundprojekte zur Verfügung gestellt werden. Dabei muß die Wirtschaftsförderung<br />

gezielt und regelmäßig auf das Angebot öffentlicher Finanzierungshilfen<br />

hinweisen. In den Bereichen Landwirtschaft und Tourismus sollte dies in<br />

enger Abstimmung mit der Landwirtschaftskammer und den Fremdenverkehrsvereinen<br />

geschehen. Besonders hilfreich wäre ein jährlich erstellter Finanzierungsratgeber,<br />

der in übersichtlicher und verständlicher Form die verschiedenen Förderprogramme<br />

enthält, den Antragsweg und die Stellen benennt, die bei der Antragstellung<br />

behilflich sein können. Die Erstellung einer solchen Broschüre ist aber nur vertretbar,<br />

wenn gleichzeitig sichergestellt ist, daß eine gezielte und effiziente Streuung<br />

erfolgt.<br />

Die neuen unternehmerischen Aufgaben im Rahmen einer ökologischen Regionalentwicklung<br />

sind vielfältig und nicht ohne Risiko. Es sollte von daher überlegt wer-


244<br />

den, in der Region Elbtalaue einen Spezialisten für Umstellungsberatung und Umstellungsfinanzierung<br />

einzustellen. Fragen der Inanspruchnahme öffentlicher Mittel,<br />

des Marketing, der Erschließung neuer Marktpotentiale und sinnvoller Verbundlösungen<br />

in der Region sollten durch diese Person geklärt werden.<br />

Die Wirtschaftsförderung sollte in Kooperation mit der Naturparkverwaltung versuchen,<br />

Personen und Persönlichkeiten aus Lehre; Forschung, Industrie und Verwaltung,<br />

die den eingeschlagenen Weg einer regionalen Verbindung von Ökonomie<br />

und Ökologie im Grundsatz unterstützen, zu regelmäßigen Fachforen und einem<br />

Erfahrungsaustausch in die Regionen einzuladen. Daraus können sich interessante<br />

Lern- und Synergieeffekte für alle Beteiligten ergeben.


245<br />

H<br />

Tabellenanhang<br />

Tabelle 55: Landwirtschaftliche Betriebe nach Größenklassen der landwirtschaftlich<br />

genutzten Fläche


246<br />

Tabelle 56: Sozio-ökonomische Gliederung der landwirtschaftlichen Betriebe am<br />

Beispiel des Untersuchungsgebietes in Mecklenburg-Vorpommern<br />

Betriebe mit Stand ardeinkommen von... bis... DM<br />

Kreis Betriebe unter bis bis bis bis bis und<br />

(Land)/ insge- 5.000 20.000 100.000 500.000 1.000.00 1.500.00 mehr<br />

Merkmal samt 0 0<br />

M.-V.<br />

aesamt: 3.176 1.252 459 464 278 241 208 274<br />

Betrieb/ 1.297.32 8.239 12.138 30.400 70.797 191.749 277.576 706.427<br />

abs. 7 3.482 6.961 22.404 53.293 145.031 214.957 565.277<br />

LF/ha 1.011.40 4.657 5.114 7.935 17.219 45.613 60.197 139.012<br />

AL/ha 2 414 1.043 3.913 12.576 47.552 62.065 159.258<br />

DG/ha 279.744 3.085 3.395 16.649 103.251 157.059 260.199 466.276<br />

MK/abs 286.821<br />

S/abs 1.009.91<br />

4<br />

LK<br />

Ludwias- 135 53 26 22 9 5 4 16<br />

lust 53.978 400 2.894 1.569 2.184 4.388 4.188 38.353<br />

Betrieb/ 36.054 186 1.020 725 1.488 3.256 3.415 25.965<br />

abs. 17.634 212 1.872 841 679 1.129 774 12.129<br />

LF/ha 14.796 35 45 286 525 1.210 1.327 11.368<br />

AL/ha 49.833 67 257 934 2.839 793 16.988 27.955<br />

DG/ha<br />

MK/abs<br />

S/abs<br />

LKHaqenow:<br />

335 171 63 26 18 26 21 10<br />

Betrieb/ 80.215 1.140 1.899 1.690 5.134 21.493 29.821 19.037<br />

abs. 54.637 555 1.084 999 3.467 15.050 9.562 14.206<br />

LF/ha 23.889 562 806 689 1.666 6.192 7.298 4.413<br />

AL/ha 21.894 71 126 316 1.679 6.618 10.189 5.786<br />

DG/ha 50.984 241 77 197 13.264 15.909 11.107<br />

MK/abs<br />

S/abs<br />

M.-V. = Mecklenburg-Vorpommern<br />

Betrieb/abs. = Gesamtzahl Betriebe<br />

LF/ha = landwirtschaftliche Fläche in ha<br />

AL/ha = Ackerland in ha<br />

DG/ha = Dauergrünland in ha<br />

MK/abs = Gesamtzahl Milchkühe<br />

S/abs = Gesamtzahl Schweine<br />

Quelle: Statistische Berichte Mecklenburg-Vorpommern 1993, Stand 5.1991


247<br />

Tabelle 57: Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe nach Rechtsform<br />

Kreis Juristische Personen<br />

Natürliche Personen absolut Quelle<br />

GbR HE NE<br />

e.G. GmbH Güter<br />

u.a.<br />

LK Prignitz 14 45 53 112 Statistisches. Jahrbuch<br />

Brandenburg, 1993,<br />

Stand 12.92<br />

LK Osterburg<br />

23 12 26 103 102 4 270 Peschke & Partner, 1992<br />

Osterburg / 7 4 12 41 40 3 107 Peschke & Partner, 1992<br />

Wische*<br />

LK Ludwigslust<br />

Dannenber<br />

ger Marsch<br />

10 35 63 88 196 mdl. Mittig. Kreisbauernverband<br />

Ludwigslust,<br />

4.1994, Stand 3.94<br />

81 20 101 Landwirtschaftskammer<br />

Hannover 1993, Stand<br />

.92<br />

* Agrarregion im Landkreis Osterburg entlang der Elbe GbR = Gesellschaft bürgerlichen Rechts<br />

GmbH = Gesellschaft mit beschränkter Haftung HE = Haupterwerbsbetrieb<br />

e.G. = eingetragene Genossenschaft NE = Nebenerwerbsbetrieb<br />

Tabelle 58: Mittlere Betriebsgröße nach Rechtsform der Betriebe (ha)<br />

Kreis e.G. GmbH GbR HE NE Güter Durchschn.<br />

Quelle<br />

LK Osterburg<br />

1.247,4 743,2 414,8 143,5 20,1 1.346,2 261,5 Peschke &<br />

Partner,<br />

1992<br />

OB/Wi-<br />

1.239,9 1,116,8 433,5 125,1 23,0 1.588,0 272,5 s.o.<br />

sche<br />

LK Ludwigslust<br />

Erläuterungen siehe<br />

1.500,8<br />

8<br />

3.003,7 keine<br />

Angabe<br />

n<br />

Tabelle 59: Landwirtschaftliche Nutzflächen<br />

Kreise<br />

1.31,84 17,16 keine Angaben<br />

Betriebsfläche<br />

abs./ha<br />

davon LF (ohne<br />

Forstwirtschaft) in<br />

ha<br />

absolut %<br />

Anteile an LF<br />

Grünland Ackerland<br />

absolut % absolut<br />

%<br />

266,38 s.o.<br />

Quelle<br />

LK Lüchow- 103.010 60.809 59 13.593 22,4 47.054 77,4 Stat. Ber. NS, 1992<br />

Dannenberg<br />

Dannenberger<br />

k.A. 5.800 k.A. 2.367 40,8 3.434 59,2 LWK HA, 1993, Stand<br />

1992<br />

Marsch<br />

LK Lüneburg 87.236 52.010 59,6 10.118 19,5 41.586 80 s.o.<br />

LK Prignitz 103.319 71.621 69,3 24.715 34,5 46.671 65,2 LA f. DV u.StatBB,<br />

1994, Stand 1993<br />

LK Osterburg<br />

106.540 57.576 54,0 14.837 25,8 42.212 73,3 Stat. JB S.-A. 1993,<br />

Stand 1992<br />

Osterburg /<br />

Wische<br />

42.000 31.800 76 13.100 41,2 18.700 58,8 Peschke & Partner,<br />

1992<br />

LK Ludwigslust<br />

k.A, 53.978 k.A. 17.634 66,8 36.054 32,7 Stat. Ber. M.-V. 1993,<br />

Stand 5.1991<br />

LK Hagenow 80.215 23.889 68,1 54.637 29,8 s.o.


248<br />

Wirtschaftliche Betriebsfläche: Diese Flächen umfassen neben den ausgewiesenen<br />

Nutzungsarten auch die Gebäude- und Hofflächen, Wirtschaftswege, Gräben,<br />

Parkanlagen und alle sonstigen, nicht gesondert genannten Flächen. Dadurch, daß<br />

die Wirtschaftsflächen den jeweiligen Kreisen zugeordnet sind, können Abweichungen<br />

zu den Territorialflächen der Kreise auftreten.<br />

Landwirtschaftliche Fläche (LF): Hierzu sind die Flächen zu rechnen, die zur Erzeugung<br />

landwirtschaftlicher Produkte bestimmt sind. Darunter fallen die Flächen<br />

der folgenden Nutzungsarten: Ackerland, Dauergünland, Gartenland, Obstanlagen,<br />

Baumschulen, Korbweidenanlagen, Pappelanlagen und Weihnachtsbaumkulturen<br />

außerhalb des Waldes sowie vorübergehend stillgelegte Flächen.<br />

Ackerland: Hierzu gehören die Flächen der landwirtschaftlichen Feldfrüchte einschließlich<br />

Grasanbau (<strong>zum</strong> Abmähen oder Abweiden) sowie Gemüse, Erdbeeren,<br />

Blumen und sonstige Gartengewächse im feldmäßigen Anbau und im Erwerbsgartenabu,<br />

auch unter Glas; ferner Ackerflächen mit Obstbäumen, bei denen das Obst<br />

nur die Nebennutzung, Ackerfrüchte aber die Hauptnutzung darstellen, einschließlich<br />

Brachflächen, für die eine Entschädigung gezahlt wird sowie sonstige Brache.<br />

Dauergrünland: Grünlandflächen, die zur Futtergewinnung - ohne Unterbrechung<br />

durch andere Kulturen - bestimmt sind; auch Grünlandflächen mit Obstbäumen als<br />

Nebennutzung und Gras- oder Heugewinnung als Hauptnutzung. Nicht <strong>zum</strong> Dauergünland<br />

rechnen die Wiesen und Weiden mit Obstbäumen, bei denen das Obst die<br />

Hauptnutzung darstellt, sowie der Grasbau auf dem Ackerlan und die Dauergrünlandfläche,<br />

die aus sozialen, wirtschaftlichen oder anderen Gründen nicht mehr genutzt<br />

werden (Sozialbrache).<br />

Tabelle 60: Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe (absolut) nach ausgewählten Betriebsformen<br />

Land / Kreis<br />

LK Ludwigslust<br />

(M-V)<br />

LK Hagenow<br />

(M.-V.)<br />

LK Osterburg<br />

(S.-A.)<br />

LW Betriebe<br />

(abs)<br />

M.-V. = Mecklenburg-Vorpommern<br />

davon<br />

Marktfruch<br />

t<br />

davon<br />

Futterbau<br />

davon<br />

Veredelung<br />

118 25 85 5 3<br />

318 113 178 9 10<br />

279 59 3 165 30<br />

S.-A. = Sachsen-Anhalt<br />

Quellen: Statistische Berichte Mecklenburg-Vorpommern 1993, Stand 5.1992<br />

Peschke & Partner 1992<br />

Tabelle 61 : Betriebsfläche (absolut) nach ausgewählten Betriebsformen<br />

(Mecklenburg-Vorpommern)<br />

Land / Kreis<br />

davon<br />

Gemischtbetriebe<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

(abs)<br />

Betriebsfläch<br />

e (abs.) / ha<br />

davon<br />

Marktfrucht /<br />

ha<br />

davon<br />

Futterbau / ha<br />

davon<br />

Veredelung /<br />

ha<br />

davon<br />

Gemischtbetri<br />

ebe / ha<br />

1.288.448 756.580 351.474 5.733 171.429<br />

LK Ludwigslust 53.417 12.882 34.886 1.117 4.532<br />

LK Hagenow 79.506 20.765 47.853 23 10.250


249<br />

Tabelle 62: Viehbestand<br />

Kreis<br />

Rinder<br />

Schweine<br />

Quelle<br />

absolut davon Milchkühe absolut dav. Zuchtsauen<br />

LK Lüchow-<br />

Dannenberg<br />

34.660 10.101 99.565 12.442 Stat. Ber. NS,<br />

1992<br />

LK Lüneburg 25.822 7.548 50.440 5.555 s.o.<br />

LK Prignitz<br />

davon in den<br />

49.516 16.465 63.417 10.963 Stat. JB Brandenburg<br />

1993,<br />

Stand 12.92<br />

Elbtalauenämt<br />

ern:<br />

Bd. Wilznack<br />

Lenzen<br />

Wittenberge<br />

5.740<br />

11.200<br />

245<br />

1.113<br />

2.938<br />

149<br />

2.879<br />

2.138<br />

7<br />

790 mdl. Mittig.<br />

148 Herr Bahlke,<br />

1 LWALK<br />

Prignitz, Perleberg,<br />

Stand<br />

3.94<br />

LK Osterbung 38.809 16.011 53.420 k.A. Stat. JB S.-A.<br />

1993, Stand<br />

1992<br />

Osterburg/Wis<br />

13.656 5.606 3.967 1.173 Peschke &<br />

che<br />

LK Ludwigslust 32.078<br />

(38.069/Stand<br />

12.92)<br />

12.384<br />

(11.703)<br />

36.556<br />

(55.496)<br />

5.485<br />

(13.426)<br />

Partner, 1992.<br />

mdl. Mittl.<br />

Kreisbauemver<br />

band Ludwigslust,<br />

7.4.1994,<br />

Stand 1992<br />

(Stat. Ber. M.-<br />

V., 1993;<br />

Stand 12.92)<br />

LK Hagenow 45.462 17.976 60.802 16.178 Stat. Ber. M.-<br />

V., 1993,<br />

Stand 12.92<br />

Tabelle 63: Viehbestände und Viehhalter im Dezember 1992 nach Bestands- und<br />

Betriebsgrößen (Rinder gesamt) in Mecklenburg-Vorpommern<br />

Land/Kreis<br />

Betriebe mit Rinderhaltung<br />

Anzahl der Halter/Anzahl der Tiere<br />

absolut 1-2 3-4 5-9 10-14 15-19 20-29<br />

M.-V. 5910/592264 2252/ 3497 1024/3563 790/5060 269/3109 169/2833 160/3794<br />

LK Ludwigslust 284/38069 100/ 164 53/ 186 47/ 302 7/ 81 7/ 117 8/195<br />

LK Hagenow 533/45462 159/ 257 110/ 382 107/ 703 30/ 349 12/ 204 15/ 352<br />

Land/ Kreis<br />

Betriebe mit Rinderhaltung (Fori tsetzung)<br />

30-39 40-49 50-59 60-99 100 - 299 300/mehr<br />

M.-V. 95/3215 71/3129 55/2962 172/13504 332/59617 521/487981<br />

LK Ludwigslust 4/ 138 6/ 255 828/ 8/1059 33/ 34744<br />

LK Hagenow 71 233 6/ 273 3/ 159 16/ 1254 28/4566 40/ 36730<br />

•Quelle: Statistische Berichte Mecklenburg-Vorpommern 1993, Stand 12.1992


250<br />

Tabelle 64: Viehbestände und Viehhalter 12.1992 nach Bestands- und Betriebsgrößen<br />

(Milchkühe) in Mecklenburg-Vorpommern<br />

Land/Kreis<br />

Betriebe mit Milchkuhhaltung<br />

Anzahl der Halter/Anzahl derTiere<br />

absolut 1-2 3-4 5-9 10-14 15-19 20-29<br />

M.-V. 1769/221856 493/650 99 / 337 388/630 60/697 41/687 63/1441<br />

LK Ludwigslust 80/ 11703 16/ 21 7/ 23 4/ 21 47/<br />

LK Hageriow 199/ 17976 66/ 95 21/ 70 8/ 45 81/ 4/ 71 6/137<br />

Land/Kreis Betriebe mit Milchkuhhaltung (Fortsetzung) |<br />

30-39 40-49 50-59 60-99 100-199 200/mehr<br />

M.-V. 44/ 1476 47/2078 66/ 3588 153/11712 202/29209 405/169351<br />

LK Ludwigslust 119/ 237/ 11/ 824 9/ 1193 19/ 9218<br />

LK Hageriow 4/ 138 5/ 217 7/ 373 17/ 1289 21/ 3025 32/ 12435<br />

'Quelle: Statistische Berichte Mecklenburg-Vorpommern 1993, Stand 12.1992<br />

Tabelle 65: Viehbestände und Viehhalter 12.1992 nach Bestands- und Betriebsgrößen<br />

(Ammen- und Mutterkühe) in Mecklenburg-Vorpommern<br />

Land/Kreis<br />

Halter mit... Ammen- und Mutterkühen<br />

Anzahl der Halter/Anzahl der Tiere<br />

absolut 1-2 3-4 5-9 10-14 15-19 20-29<br />

M.-V. 721/31686 235/315 115/385 98/619 43/472 21/341 31/730<br />

LK Ludwigslust 44/2641 12/18 5/16 3/17 67 4/85<br />

LK Hagenow 72/607 26/32 21/70 12/80 6/63<br />

(Fortsetzung)<br />

Land/Kreis<br />

Halter mit... Ammen- und Mutterkühen<br />

Anzahl der Halter/Anzahl der Tiere<br />

30-39 40-49 50-59 60-99 100 u.m.<br />

M.-V. 23/756 16/702 13/712 40/3101 86/3553<br />

LK Ludwigslust 181 5/357 6/1900<br />

LK Hagenow 129 233<br />

'Quelle: Statistische Berichte Mecklenburg-Vorpommern 1993, Stand 12.1992<br />

Tabelle 66: Milcherzeugung (ausgewählte Kreise)<br />

Räumliche Erhebungs- Milcher- davon an Mol- Jahresmilch-<br />

Einheit zeitpunkt zeugung kereien und leistung/Kuh in<br />

Händler (%) kg<br />

Niedersachsen 3.12.1992 5.343.556 90,1 6.056<br />

LK Lüchow/- 3.12.1992 62.802 88,2 5.713<br />

Dannenberg<br />

LK Lüneburg 3.12.1992 45.564 88,5 5.847<br />

Sachsen-Anhalt 1992/93 k.A. k.A. 5.087<br />

LK Osterburg 1989 113.000 k.A. 4.628<br />

LK Prignitz 1992 78.180 k.A. 4.833<br />

Mecklenburg- Monatsdurch- 105.000 95 4271<br />

Vorpommern schnitt 1991/1-<br />

94 89.000 97 4490


251<br />

J<br />

LISTE DER BEFRAGTEN EXPERTEN<br />

Landwirtschaftsamt des Landkreises Prignitz, Berliner Str. 490, 19348 Perleberg,<br />

Herr Scherfke (Amtsleiter) und Herr Bahlke (Sachbearbeiter)<br />

Gespräch geführt am 7.4.1994 von Bettina Knothe<br />

Amt für Agrarstruktur und Neuordnung Stendal (AfA-Stl),<br />

Herr Dr. Tilbehr, Herr Kricheldorfer, Herr Kaufmann, Akazienweg, 39576 Stendal,<br />

Gespräch geführt am 5.4.1994 von Enno Thormählen<br />

Landwirtschaftskammer Hannover, Bezirksstelle Uelzen, Wilhelm Sehdorf-Str. 1-3,<br />

29525 Uelzen,<br />

Herr van Haaren (Abt. Umwelt und Regionalentwicklung),<br />

Gespräch geführt am 31.3.1994 von Enno Thormählen<br />

Kreis Lüchow-Dannenberg, Naturschutzbehörde, Königsberger Str. 10, 29439<br />

Lüchow,<br />

Herr Meier,<br />

Gespräch geführt am 5.4.1994 von Bettina Knothe<br />

Kreis Osterburg, Umweltamt, Ernst-Thälmann-Str. 1, 39606 Osterburg,<br />

Herr Diebel<br />

Gespräch geführt am 5.4.1994 von Bettina Knothe<br />

Landesamt für Großschutzgebiete des Landes Brandenburg, Naturparkamt Lenzen,<br />

Am Bahndamm 11, Lenzen<br />

Herr Dr. Neuschulz und Herr Pester<br />

Gespräch geführt am 8.4.1994 von Bettina Knothe, Rainer Lucas, Enno Thormählen<br />

Nationalparkamt Mecklenburg-Vorpommern, Außenstelle Naturpark Elbetal, Dorfstraße<br />

33, Tripkau,<br />

Herr Steffen<br />

Gespräch geführt am 31.3.1994 von Enno Thormählen<br />

Gemeinde Amt NeuhausAm Markt, 19273 Neuhaus,<br />

Herr Rohloff (Gemeindedirektor),


252<br />

Gespräch geführt am 7.4.1994 von Karin Robinet und Enno Thormählen<br />

Kreisbauernverband Ludwigslust e.V. Am Schloßgarten 1,19288 Ludwigslust,<br />

Herr Eggert,<br />

Gespräch geführt am 7.4.1994 von Enno Thormählen<br />

Beratungsring Ökologischer Landbau e.V., BÖL-Vermarktungsprojekt zur Erarbeitung<br />

und Umsetzung von Konzepten zur Vermarktung ökologisch erzeugter landwirtschaftlicher<br />

Produkte aus den neuen BundesländernBÖL - Außenstelle für MarketingStruveweg<br />

1, 16515 Oranienburg-Eden<br />

Herr Schwarz und Frau Wigold<br />

Gespräch geführt am 31.3.1994 von Bettina Knothe<br />

Aktion Fischotterschutz e.V., Projekt zur Revitalisierung der Ise - Otterzentrum,<br />

29386 Hankensbüttel<br />

Dr. Oskar Kölsch, Peter Niebuhr, Karsten Borggräfe<br />

Gespräch geführt am 14.4.1994 von Bettina Knothe und Enno Thormählen<br />

Heimatverein Museum Dömitz<br />

19030 Dömitz<br />

Herr Jürgen Scharneweber<br />

Gespräch geführt von Karin Robinet<br />

Fremdenverkehrs- und Kulturverein Prignitz e.V.<br />

Im Birkengrund<br />

19336 Bad Wilsnack<br />

Herr Neumann und Frau Mann<br />

Gespräch geführt von Karin Robinet<br />

Fremdenverkehrsregionalverband Schweriner Land/West Mecklenburg<br />

Alexandrinerplatz 5-7<br />

19288 Ludwigslust<br />

Frau Ohlhöft<br />

Gespräch geführt von Karin Robinet<br />

Amtsverwaltung Lübtheen<br />

Salzstraße 17<br />

19249 Lübtheen<br />

Ltd. Verwaltungsbeamtin Frau Kaßburg<br />

Gespräch geführt von Karin Robinet<br />

Informationsstelle Naturschutz<br />

Marschtorstraße 4-6<br />

29456 Hitzacker<br />

Gespräch geführt von Karin Robinet<br />

Nationalparkamt Mecklenburg-Vorpommern<br />

Naturpark Elbetal<br />

Hauptstraße 33<br />

Tripkau


Frau Dr. Königstedt und Herr Steffen<br />

Gespräch geführt von Karin Robinet<br />

Stadtverwaltung Wittenberge<br />

19322 Wittenberge<br />

Kulturamt Frau Stövesandt<br />

Gespräch geführt von Karin Robinet<br />

Amt Lenzen<br />

19309 Lenzen<br />

Herr Ziegler und Frau Schütt<br />

Gespräch geführt von Karin Robinet


254<br />

K<br />

Literaturverzeichnis<br />

Aberle, G. (1981): Verkehrspolitik und Regionalentwicklung<br />

ADAC (Hrsg.): Mehr Wissen - mehr handeln, Bausteine für eine umweltverträgliche Tourismusentwicklung,<br />

München<br />

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Arnold-Rothmaier, H., Ratzenberger, R. & Schneider, J. (1993a): Verkehrskonjunktur 1993: Weitere<br />

Abschwächung im Westen - anhaltende Erholung im Osten, ifo Wirtschaftskonjunktur 2/93.<br />

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Amold-Rothmaier, H.; Ratzenberger, R. & Schneider, J. (1993b): Verkehrskonjunktur 1993: Personenverkehr<br />

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BMV (Hg.) (1993a): Binnenschiffahrt und Bundeswasserstraßen. Jahresbericht 1992, Bonn<br />

BMV (Hg.) (1993b): Verkehr in Zahlen 1993, Bonn<br />

BMV(Hg.) (1993c): Gesamtwirtschaftliche Bewertung von Verkehrswegeinvestitionen. Bewertungsverfahren<br />

für den Bundesverkehrswegeplan 1992, Bonn<br />

Brundtland-Bericht (Weltkommission für Umwelt und Entwicklung) (1987): Unsere gemeinsame Zukunft,<br />

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Institut<br />

Institut<br />

Institut<br />

Institut<br />

Institut<br />

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Sachverständigenrat für Umweltfragen (<strong>SR</strong>U) (1994): Umweltgutachten 1994. Für eine dauerhaft<br />

umweltgerechte Entwicklung, Stuttgart<br />

Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft und Arbeit (1994): Grenzüberschreitender Verkehr<br />

Freistaat Sachsen - Republik Polen - Tschechische Republik, Heft 5 der Schriftenreihe Abteilung<br />

Verkehr<br />

Schäle, E. (1990): Gedanken und Vorschläge als Diskussionsbeitrag <strong>zum</strong> künftigen Binnenwasserverkehr<br />

zwischen West- und Mitteldeutschland. Schiffahrt und Technik, 92-95.<br />

Schmidt-Bleek, F. (1994): Wieviel Umwelt braucht der Mensch? MIPS - das Maß für ökologisches<br />

Wirtschaften, Berlin / Basel / Boston


261<br />

Schuh, G. (1993): Die Binnenschiffahrt als Helfergegen den drohenden Verkehrsinfarkt. In: Zeitschrift<br />

für Binnenschiffahrt<br />

Schühle, U. (1986): Verkehrsprognosen in prospektiven Test - Grundlagen und Ergebnisse einer Untersuchung<br />

der Genauigkeit von Langfristprognosen verkehrswirtschaftlicher Leitvariablen,<br />

Berlin<br />

Spehl, H. (1994): Nachhaltige Regionalentwicklung. NARET Diskussionspapier Nr. 3. Trier<br />

Spott, D. (1994): Zum einfluß wasserbaulicher Maßnahmen auf den Naturhaushalt der Elbe und ihre<br />

Aue. In: Symposium "Zukunft der Elbe". Flußlandschaft, Siedlungsraum, Wasserstraße.<br />

Schriftenreihe 8 des Institutes für ökologische Regionalentwicklung, Dresden, S. 39-46<br />

Steding, R. (1991): Zur Eigentumsverfassung in der Landwirtschaft und zur Perspektive der LPG aus<br />

juristischer Sicht; in: Agrarwirtschaft und Agrarpolitik in der ehemaligen DDR im Umbruch;<br />

Giessener Abhandlungen zur Agrar- und Wirtschaftsforschung des europäischen Ostens,<br />

Band 178, Berlin<br />

Stem, K. (1990): Wirkung der großflächigen Landbewirtschaftung in der DDR auf Flora, Fauna und<br />

Boden; Giessener Abhandlungen zur Agrar- und Wirtschaftsforschung des europäischen<br />

Ostens, Osteuropastudien der Hochschulen des Landes Hessen, Reihe 1, Berlin<br />

Stiftung für die Natur Ravensberg (1994): Direktvermarktung biologischer Produkte an Großverbraucher,<br />

Kirchlengern<br />

Stiftung Ökologie und Landbau (Hg.) (1991): Rahmenrichtlinien <strong>zum</strong> ökologischen Land- und Weinbau<br />

in der Bundesrepublik Deutschland, Kaiserslautem<br />

Strasdas, W. (1993): Ferienzentren auf Kosten der Natur?, Faltblatt des BUND, Bonn,<br />

Strehlow, K. (1992): Agrarstrukturwandel und agrarpolitische Krisenbewältigung in Deutschland, Baden-Baden<br />

Studienkreis für Tourismus (StfT), Reiseanalyse 1989 und folgende Jahrgänge, Starnberg<br />

Technische Universität Dresden (1992): Autobahn Dresden-Prag? Hauptentwurf Städtebau und Landschaftsarchitektur<br />

des Instituts für Städtebau und Landschaftsplanung<br />

Thierstein, A. (1992): Ökologie im Innovationsprozess, in: DISP 108, S. 43-49<br />

Thimm, C. (1989): Ökologischer Landbau heute - Natur und Markt; in: Barsinghäuser Berichte, Heft<br />

15, Barsinghausen<br />

Thomas, F. (1993): Agrarpolitik von unten: Landkreise, Gemeinden und Städte werden aktiv; in:<br />

Agrarbündnis e.V.: Landwirtschaft 1993, Der kritische Agrarbericht, Rheda-Wiedenbrück<br />

Thomas, F. (1994): Wandel der Landwirtschaft in den neuen Bundesländer; in: Kritischer Agrarbericht<br />

1994; Agrarbündnis Bonn, ABL Bauemblatt Verlags-GmbH, Rheda-Wiedenbrück<br />

UBA (1993): Umweltdaten kurz gefaßt, Berlin<br />

Umweltstiftung WWF - Projekt Wümmewiesen (Hg.) (1992): Leitfaden zur Extensivierung der (Grün-)<br />

Landwirtschaft, Rheda-Wiedenbrück<br />

Vogtmann, H. (1985): Ökologischer Landbau - Landwirtschaft mit Zukunft, Stuttgart<br />

Voigt, U. 1993: Verkehrspolitische Handlungsoptionen aus ökologischer Sicht. In: Frank, H. J. &<br />

Walter, N. (Hg.): Strategien gegen den Verkehrsinfarkt, Stuttgart.<br />

Voitl, H., Guggenberger, E., Willi, J. (1980): Das große Buch vom biologischen Land- und Gartenbau;<br />

Wien<br />

Wasser- und Schiffahrtsdirektion Ost (1993): Jahresbericht 1992, Berlin<br />

Wasser- und Schiffahrtsdirektion Ost (1993): Jahresbericht 1993, Berlin<br />

Weins, Ch. (1994): Die ökologischen Begleitmaßnahmen der Landwirtschaft; in: Agrarbündnis e.V.:<br />

Landwirtschaft 94 - Der kritische Agrarbericht S. 209-213<br />

Wellhoener, B. (1992): Das Image von Reisezielen - eine Studie <strong>zum</strong> Schwerpunktthema der Reiseanalyse<br />

1990 des Studienkreises für Tourismus, Starnberg


262<br />

Werner, A.; Dabbert St. (1994): Bewertung von Standortpotentialen im ländlichen Raum des Landes<br />

Brandenburg; ZALF-Bericht Nr. 4/1; Zentrum für Agrarlandschafts- und Landnutzungsformen<br />

e.V., Münchebeig<br />

Wiegandt, C.-C. (1994): Ökologische Regionalkonzepte. Eine mögliche Entwicklungsstrategie für die<br />

neuen Länder, <strong>Seiten</strong> 287 ff in BfLR (1994): Zwischen Deindustrialisierung und Aufbau neuer<br />

Strukturen. Zum wirtschaftlichen Transformationsprozeß in den neuen Ländern; Heft<br />

4.1994<br />

Wissmann, M. (1994): Binnenschiffahrt als Alternative in einem integrierten Güterverkehrskonzept, in:<br />

Verkehrsnachrichten 12/93 -1/94, S. 4-6<br />

Wöhlert, K. (1992): Umweltbewußtsein und Umweltverhalten: "Sanftes" Tourismuspotential - Eine<br />

empirische Studie, (Materialien <strong>zum</strong> Tourismusmarketing 3, Teil 2), Lüneburg<br />

Zerger, U. (1993): Betriebs-Wirtschaft im ökologischen Landbau, in: Agrarbündnis e.V.: Landwirtschaft<br />

1993 - Der kritische Agrarbericht, Rheda-Wiedenbrück<br />

Zukunftsinstitut Verkehr - Verkehrsentwicklungs Gmbh Berlin, IWW, Institut für angewandte Verkehrsund<br />

Tourismusforschung Heilbronn (1991): Prognose der regionalen Strukturdaten für die<br />

ostdeutschen Bundesländer. Berlin, Karlsruhe, Heilbronn<br />

Datenquellen des Statistischen Bundesamtes und der Statistischen<br />

Landesämter<br />

Statistisches Bundesamt (1992): Finanzen und Steuern, Reihe 10.1 Realsteuervergleich, Fachserie<br />

14, Wiesbaden<br />

Statistische Jahrbücher:<br />

Statistisches Jahrbuch 1992 für die Bundesrepublik Deutschland<br />

Statistisches Jahrbuch 1993 für die Bundesrepublik Deutschland<br />

Statistisches Jahrbuch 1993 des Landes Sachsen-Anhalt<br />

Statistisches Taschenbuch Niedersachsen 1992<br />

Statistisches Jahrbuch Sachsen, 1993<br />

Statistisches Jahrbuch Brandenburg 1993<br />

Statistisches Jahrbuch Mecklenburg-Vorpommern 1993<br />

Quellen des Statistischen Landesamtes Mecklenburg-Vorpommern:<br />

Jahreswirtschaftsbericht Mecklenburg-Vorpommern 1993<br />

Zahlenspiegel Mecklenburg-Vorpommern, Beiträge <strong>zum</strong> Stat. Monatsheft 1994<br />

Statistische Berichte:<br />

• Wanderungsströme der Kreisfreien Städte und Landkreise des Landes M.-V. im Jahr 1992,<br />

Kennnziffer A III 2-j /92<br />

• Wanderungsströme der Kreisfreien Städte und Landkreise des Landes M-V im Jahr 1991, Kennziffer:<br />

A III 2-j /91<br />

• Wanderungsströme der Kreisfreien Städte und Landkreise des Landes M.-V. im Jahr 1990,<br />

Kennziffer A III 2.j/90<br />

• Bevölkerung nach Alter und Geschlecht in M.-V. 1992, Kennziffer A I 3 -j /92<br />

• Bevölkerung des Landes M.-V. nach Alter und Geschlecht am 31.12.1991 Kennziffer: Al 3-j /91


263<br />

• Bevölkerung des Landes M.-V. nach Alter und Geschlecht am 31.12.1990, Kennziffer: AI 3.j /90<br />

• Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30. Juni 1992 in M.-V., Kennziffer A VI 5 -hj 1/92<br />

Datenauszüge:<br />

• Bevölkerung M.-V.'s am 30.06.1992 nach Kreisen<br />

• Arbeitslose und Arbeitslosenquote 1990,1991 und 1992, angegebene Quelle: Landesarbeitsamt<br />

Nord, Kiel<br />

• Neuordnung M.-V.'s gemäß Landkreisneuordnungsgesetz vom 1. Juli 1993<br />

Quellen des Statistischen Landesamtes Sachsen-Anhalt:<br />

Statistische Berichte:<br />

• Bergbau, Verarbeitendes Gewerbe, Jahresergebnisse 1992, Kennziffer E 11<br />

• <strong>Ausbau</strong>gwerbe, Ergebnisse im Jahr 1992, Kennziffer E II11<br />

• Bauhauptgewerbe, Ergebnisse im Jahr 1992, Kennziffer E I11<br />

• (versch. Jahrgänge): Statistiken des Verarbeitenden Gewerbes und des Baugewerbes; Produktion<br />

ausgewählter Erzeugnisse<br />

Datenauszüge:<br />

• Erwerbstätige insgesamt nach Kreisen und Wirtschaftsbereichen ( Regionalisierung der als vorläufige<br />

Ergebnisse bestätigten Ländereckwerte - Stand 04.02.1993)<br />

• Veränderung der Arbeitslosenzahlen nach Kreisen<br />

• Bevölkerung am 31.12.1991 nach Kreisen<br />

Quellen des Statistischen Landesamtes Brandenburg:<br />

Statistische Berichte:<br />

• Erwerbstätigenrechnung 1992, Kennziffer AVI 6 -j /92<br />

• Sozialversicherungspflichtig beschäftigte Arbeitnehmer im Land Brandenburg, 30. Juni 1992,<br />

Kennziffer: A VI 5- hj 1 /92<br />

• Beschäftigte und Umsatz der Betriebe und Unternehmen des Landes Brandenburg , Dezember<br />

1992, Kennziffer E 11/4-m 12 /92<br />

Datenauszüge:<br />

• Gesamt- und Außenwanderung 1992 nach Verwaltungsbezirken<br />

• Bevölkerung am 31.12.1992 nach Kreisen<br />

• Bevölkerung am 31.12.1991 nach Kreisen<br />

• Bevölkerung am 31.12.1990 nach Kreisen<br />

• Arbeitslose nach Arbeitsamtsbezirken im Dezember 1991,1992 und 1993<br />

• Altersstruktur der Bevölkerung nach einzelnen Jahren für die Kreise Perleberg, Bad Liebenwerda<br />

• Bevölkerungsdichte am 31.12.1992<br />

Quellen des Statistischen Landesamtes des Freistaates Sachsen:<br />

Statistische Berichte:<br />

• Bevölkerungsstand des Freistaates Sachsen nach Alter und Geschlecht, Stand 31.12.1992,<br />

Kennziffer: A I 3-j /92<br />

Weitere Auszüge:


264<br />

• Erwerbstätige im Freistaat Sachsen 1991 nach Wirtschaftsbereichen -vorläufige Jahresdurchschnittsangaben<br />

am Arbeitsort-<br />

• Arbeitslosenquote im Dezember 1993 nach Kreisen<br />

• Bevölkerung am 30.06.1992 nach Kreisen und Regierungsbezirken<br />

Quellen des Statistischen Landesamtes Niedersachsen:<br />

- Regionalentwicklungen, Ausgabe 1993, Kennziffer z 2- j /93<br />

- Kreisfreie Städte und Landkreise in Zahlen 1992, Kennzifferz 1-j /92.


Publikationen des Instituts für ökologische<br />

Wirtschaftsforschung<br />

Das IÖW veröffentlicht die Ergebnisse seiner Forschungstätigkeit in einer Schriftenreihe, in Diskussionspapieren<br />

sowie in Broschüren und Büchern. Des Weiteren ist das IÖW Mitherausgeber der Fachzeitschrift<br />

„Ökologisches Wirtschaften“, die allvierteljährlich im oekom-Verlag erscheint, und veröffentlicht<br />

den IÖW-Newsletter, der regelmäßig per Email über Neuigkeiten aus dem Institut informiert.<br />

Schriftenreihe/Diskussionspapiere<br />

Seit 1985, als das IÖW mit seiner ersten Schriftenreihe „Auswege aus dem<br />

industriellen Wachstumsdilemma“ suchte, veröffentlicht das Institut im Eigenverlag<br />

seine Forschungstätigkeit in Schriftenreihen. Sie sind direkt beim IÖW zu<br />

bestellen und auch online als PDF-Dateien verfügbar. Neben den Schriftenreihen<br />

veröffentlicht das IÖW seine Forschungsergebnisse in Diskussionspapieren<br />

– 1990 wurde im ersten Papier „Die volkswirtschaftliche Theorie der Firma“<br />

diskutiert. Auch die Diskussionspapiere können direkt über das IÖW bezogen<br />

werden. Informationen unter www.ioew.de/schriftenreihe_diskussionspapiere.<br />

Fachzeitschrift „Ökologisches Wirtschaften“<br />

Ausgabe 2/2010<br />

Das IÖW gibt gemeinsam mit der Vereinigung für ökologische Wirtschaftsforschung<br />

(VÖW) das Journal „Ökologisches Wirtschaften“ heraus, das in vier<br />

Ausgaben pro Jahr im oekom-Verlag erscheint. Das interdisziplinäre Magazin<br />

stellt neue Forschungsansätze in Beziehung zu praktischen Erfahrungen aus<br />

Politik und Wirtschaft. Im Spannungsfeld von Ökonomie, Ökologie und Gesellschaft<br />

stellt die Zeitschrift neue Ideen für ein zukunftsfähiges, nachhaltiges<br />

Wirtschaften vor. Zusätzlich bietet „Ökologisches Wirtschaften online“ als Open<br />

Access Portal Zugang zu allen Fachartikeln seit der Gründung der Zeitschrift<br />

1986. In diesem reichen Wissensfundus können Sie über 1.000 Artikeln durchsuchen<br />

und herunterladen. Die Ausgaben der letzten zwei Jahre stehen exklusiv<br />

für Abonnent/innen zur Verfügung. Abonnement unter: www.oekom.de.<br />

IÖW-Newsletter<br />

Der IÖW-Newsletter informiert rund vier Mal im Jahr über Neuigkeiten aus dem Institut. Stets über<br />

Projektergebnisse und Veröffentlichungen informiert sowie die aktuellen Termine im Blick –<br />

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