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FINDORFF Magazin | Januar-Februar 2020

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ALTES PUMPWERK<br />

Ob Oper, Konzert oder Kleinkunst – im Alten Pumpwerk finden vor einmaliger historischer Kulisse kulturelle Veranstaltungen statt<br />

Altes mit Neuem verbinden<br />

Die große Maschinenhalle ist beeindruckend. Riesige schwarze historische<br />

Pumpen dominieren den Raum und ich kann mir ein „Wow“ nicht<br />

verkneifen. Alles ist sauber, es riecht nicht - was beim Thema Abwasser<br />

und Hinterlassenschaften ja nicht selbstverständlich ist -, handelt es sich<br />

doch um ein Museum von Schiet und Dreck, wie es auf einem Flyer heißt.<br />

Dass hier Veranstaltungen vor einmaliger Kulisse der Industriearchitektur<br />

und in ganz besonderem Ambiente stattfinden, kann ich nun nachvollziehen.<br />

Ein Verein hält dieses unter Denkmalschutz stehende Relikt aus<br />

vergangenen Zeiten in Stand und hat hier Beeindruckendes geschaffen.<br />

Ich treffe mich vor Ort mit Dieter Voigt, dem ehemaligen langjährigen<br />

Vorsitzenden des Vereins, und Dieter Hasloop, der den Vorsitz übernommen<br />

hat. Ich staune über die mächtigen Pumpen, laufe geduckt durch<br />

Abwasserkanäle - Ratten inklusive, zum Glück nur als Attrappe -, versuche<br />

mit vollem Körpereinsatz einen großen Hebel zu bewegen, um das<br />

Geräusch der Pumpen zu simulieren und lasse mich in der Unterwelt in<br />

die damalige Arbeitswelt einweisen. Das alles und noch viel mehr ist hier<br />

möglich. Führungen werden regelmäßig angeboten.<br />

Paukenschlag in der Abwasserentsorgung<br />

Das alte Pumpwerk nahm 1915 seinen Betrieb auf und war das größte<br />

Pumpwerk Bremens. Es war geradezu ein Paukenschlag beim Fortschritt<br />

der Abwasserentsorgung, heißt es im Museum, denn aus dem tief liegenden<br />

Stadtgebiet konnte nun das Abwasser aus der Stadt herausgepumpt<br />

werden und weit unterhalb der Stadt in die Weser geleitet werden. 1995<br />

entstand ein neues Pumpwerk und der Betrieb des alten wurde eingestellt.<br />

„Da gab es nur zwei Möglichkeiten, entweder umnutzen oder abreißen“,<br />

so Voigt, der damals Geschäftsführer von hanseWasser war und<br />

sich mit vielen anderen für den Erhalt einsetzte und ein Konzept erarbeitete,<br />

es in ein Museum zu verwandeln. Solch ein Monument der Abwassergeschichte<br />

sollte nicht einfach verschwinden. „Der Wille war bei den<br />

Entscheidungsträgern des Unternehmens da“, berichtet Voigt. hanse-<br />

Wasser unterstützt die Arbeit finanziell von Anfang an und bis heute.<br />

Verein Altes Pumpwerk e.V.<br />

Am 17. Juni 1997 gründeten damalige Mitarbeiter von hanseWasser, damals<br />

noch unter einem anderen Unternehmensnamen, den Verein, um<br />

das Pumpwerk als Denkmal der Technik zu erhalten und eine ständige<br />

Ausstellung über die Abwasserentsorgung zu unterhalten. „Ziel war die<br />

Vermittlung der Kulturgeschichte der Stadthygiene und Abwasserentsorgung,<br />

der Geschichte der Technik, Information über die aktuelle Situation<br />

der Abwasserentsorgung den Umgang mit Wasser heute sowie die<br />

Förderung von Kunst und Kultur“, erzählen die beiden Gründungsmitglieder<br />

Voigt und Hasloop, die nach wie vor im Einsatz sind, ehrenamtlich<br />

versteht sich. „Etwa 20 Stunden die Woche bin ich wohl mit Vereinsarbeit<br />

beschäftigt. Wir machen es mit viel Herzblut und möchten, dass unser<br />

Anliegen rüberkommt“, so Hasloop. Heute kann übrigens jeder, der die<br />

Vereinsziele unterstützt, Mitglied werden. 100 Mitglieder sind mittlerweile<br />

im Verein ehrenamtlich dabei. „Alle aus dem Verein haben damals<br />

mitgeholfen und angepackt, um es in ein Museum zu verwandeln. Wir<br />

hatten Handwerker wie Elektriker und Maler dabei“, erzählt Voigt. Im<br />

Laufe der Jahre baute der Verein das Museum auf und stellte Exponate<br />

auf. „2003/2004 ging es dann so richtig los mit Veranstaltungen.“ Heute<br />

ist das Pumpwerk Museum, das die Geschichte und die Arbeitswelt der<br />

Abwasserentsorgung lebendig werden lässt und Veranstaltungsraum für<br />

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<strong>FINDORFF</strong> <strong>Magazin</strong> | <strong>Januar</strong> - <strong>Februar</strong> <strong>2020</strong>

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