Foto: Florian Warnecke 54
LIVE SeniorenWohnen Staffelsee: Das gute Leben pflegen Die schönen Ohrringe, eine farbenfrohe Frühlingsbluse, gute Laune – Maria Würsch hat sich bereit gemacht für den Termin mit der Presse. Sage und schreibe 99 Jahre ist sie alt, fast ein ganzes Jahrhundert. Für Mitte 80 ginge sie aber auch gut durch, nicht nur, weil sie gleich zu Beginn des Interviews Gedichte rezitiert. Vor allem aber deshalb, weil ihre Augen so lebhaft funkeln. Der Schalk sitzt ihr auch nach fast 100 Jahren im Nacken. Ihr Tipp für ein langes Leben: Immer heiter und lustig bleiben! Das passt gut zu dem Jahres-Motto, das am Garhöll im SeniorenWohnen Staffelsee gelebt wird: „Der Optimist findet immer einen Weg, der Pessimist immer eine Sackgasse.“ Das Zitat des US-Schriftstellers Napoleon Hill wird dieses Jahr Mitarbeiter und Bewohner begleiten, erklärt Martin Herber, der seit fünf Jahren Leiter des Seniorenwohnheims ist. Er beobachtet, dass in den letzten Jahrzehnten in dem Berufsfeld der Altenpflege immer mehr Knowhow nötig geworden und der Standard seit den achtziger Jahren kontinuierlich gestiegen ist. Aber auch: Durch das gestiegene Durchschnittsalter und andere Faktoren gibt es immer mehr demente Bewohner. Im Garhöll sind es mittlerweile 40 Prozent – eine Herausforderung nicht nur für die Angehörigen, sondern vor allem auch für das Personal. Das SeniorenWohnen Staffelsee will hier gezielt helfen: beispielsweise gibt es eine interne Demenzgruppe, in der eine soziale Betreuung durch zusätzliche Betreuungskräfte und eine Sozialpädagogin gewährleistet ist. Schicksalsmelodie: Willy fuhr den Wagen Auch die fast hundertjährige Maria Würsch lebt seit einiger Zeit im SeniorenWohnen Staffelsee – mit einem traumhaften Blick über den See. Am liebsten erzählt sie von damals. Trotz vieler schrecklicher Erinnerungen an den Krieg und ihrer Zeit im Lazarett hat die ehemalige Krankenschwester den Mut nie verloren. Hitler, das sei ein Rattenfänger gewesen, viele aus ihrer Familie und von ihren Freunden sind damals gefallen. Verhärmt hat sie das trotzdem nicht. „Du musst Dich mit allem abfinden, das ist die Schicksalsmelodie.“ Und gleich fällt ihr ein, dass sie ja noch gar nicht erzählt hat, wie sie ihren Mann kennenlernte. Der hat ein gutes Händchen bewiesen, als er damals die junge Frau ansprach, die auf dem Weg zum Kino in der Schauburg München war – und sie kurzum begleitete. Schnell wurden sie ein Paar. „Willy war ein guter Mann“, sagt Maria Würsch. Nicht nur, weil er bei Feierlichkeiten immer derjenige war, der nüchtern blieb und Maria nach Hause fuhr, wie sie augenzwinkernd erzählt. Auch, weil er mit ihr in Oper und Operette ging, regelmäßig, am besten einmal die Woche. Ein gemeinsames Hobby. Denn die große Leidenschaft in Maria Würschs Leben ist bis heute die Musik. Auch sie selbst hat lange Akkordeon gespielt. Grießbrei war gestern – heute ist Candlelight-Dinner Heute geht das leider nicht mehr: die Hände machen nicht mehr so mit, die Kraft in den Armen lässt nach. Aber in Konzerte geht sie immer noch – im SeniorenWohnen am Staffelsee, wo regelmäßig die Camerloher Musikschule und namhafte Musiker auftreten. Ein biographieorientiertes Angebot ist dem Einrichtungsleiter Martin Herber wichtig. Das heißt, sich die Lebensläufe der Bewohner anzuschauen und die Angebote darauf abzustimmen. Maria Würsch freut sich über Konzerte, aber demnächst soll auch eine Gruppe gegründet werden, die mit Holz arbeitet und eine mit Metall, insbesondere – aber nicht nur – für Männer. Andere Gruppen gibt es natürlich 55