10.02.2020 Aufrufe

Handelsverband Journal RETAIL 4/2019

Handelsverband Journal RETAIL 4/2019

Handelsverband Journal RETAIL 4/2019

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

— lebensmittel<br />

lebensmittel<br />

Der Schweiz ist es sehr viel Geld wert, dass die Kühe auf der Weide stehen. Ähnlich wie<br />

die österreichische Bevölkerung fordern auch die Schweizer von Landwirtschaft, Lebensmittelproduzenten<br />

und Handel, dass Tiere und Umwelt in hohem Maß geschützt werden.<br />

Durch die direkte Demokratie in der Schweiz kam es beispielsweise zu einer Volksabstimmung,<br />

ob gefördert wird, dass Kühe ihre Hörner behalten. Mit überraschendem Ergebnis.<br />

188 Millionen Franken für weidende Kühe<br />

Mehr als acht von zehn Schweizer Milchkühen – insgesamt<br />

gibt es 570.000 – werden regelmäßig auf die Weide getrieben<br />

oder haben ganzjährigen Weidegang. So viele Kühe<br />

umfasst das sogenannte Programm „RAUS“. Das steht für<br />

„Regelmäßigen Auslauf im Freien“. Da die Schweiz nicht<br />

bei der EU ist, verantwortet und finanziert sie ihr eigenes<br />

Agrar-Förderprogramm. 188 Millionen Schweizer Franken,<br />

umgerechnet gut 170 Millionen Euro, zahlen die Steuerzahler<br />

an Bauern, die ihre Kühe gemäß RAUS auf der Weide halten.<br />

Sieht man sich die Situation in Österreich an, so ergibt sich<br />

beinah das genaue Gegenstück zur Schweiz. Lediglich 15 bis<br />

20 Prozent der heimischen Milchkühe werden Schätzungen<br />

von Insidern zufolge regelmäßig geweidet. Genaue Zahlen wie<br />

in der Schweiz liegen nicht vor.<br />

Auch die Gesamt-Agrarfördersumme in der Schweiz ist erstaunlich.<br />

Die Angaben, wie viel die Schweiz an die Landwirtschaft<br />

zahlt, schwanken zwischen 2,8 und 3,8 Milliarden Franken. Diese<br />

Gelder teilen sich 53.000 Betriebe. Österreich hat mit knapp<br />

160.000 dreimal so viele Bauern wie unser Nachbar. Die öffent -<br />

lichen Gelder, mit denen EU, Bund und Länder die Leistungen<br />

derselben honorieren, nehmen sich im Vergleich mit der Schweiz<br />

relativ bescheiden aus, nämlich rund 1,9 Milliarden Euro.<br />

In der Schweiz gibt es immer wieder direkte Volksabstimmungen<br />

über landwirtschaftliche Themen. So wollte etwa der<br />

67-jährige Bauer Armin Capaul, dass Bauern, die Kühe mit<br />

Hörnern halten, mit einer Gesamtsumme von 15 Millionen<br />

Franken gefördert werden. Wie in Österreich werden Kühe aus<br />

unterschiedlichen Gründen meist enthornt. Capaul sammelte<br />

in kurzer Zeit 120.000 Unterschriften, es kam zur Volksabstimmung.<br />

Die Schweizer entschieden sich aber mehrheitlich<br />

gegen die Horn-Prämie, 54,7 Prozent lehnten sie ab.<br />

Die Schweiz hat im internationalen Vergleich eine High-<br />

End- Landwirtschaft, also höhere Tierschutz-, Umwelt- und<br />

Sozialstandards als die allermeisten Länder der Welt. Das trifft<br />

auch auf Österreich zu. Die hohen Standards in der Schweiz<br />

haben wie jene von einigen landwirtschaftlichen Bereichen<br />

in Österreich einen Haken. Sie führen neben anderen, etwa<br />

topografischen, Gründen dazu, dass die Lebensmittel aus dem<br />

Inland preislich mit Importen nicht mithalten können.<br />

Der Selbstversorgungsgrad der Schweiz liegt laut dem Agrarbericht<br />

der Eidgenossen nur bei knapp über 50 Prozent. In<br />

Österreich halten sich Importe und Exporte ungefähr die Waage,<br />

was einen Selbstversorgungsgrad von rund 100 Prozent ergibt,<br />

mit Schwankungen von Jahr zu Jahr, etwa bei Ernteerfolgen.<br />

Fotos: Land schafft Leben; Shutterstock/FooTToo<br />

Peter Fuchs von Land<br />

schafft Leben war in der<br />

Schweiz und hat einen<br />

Blogbeitrag verfasst,<br />

der bei der jährlichen<br />

Preisverleihung des<br />

Internationalen Agrarjournalistenverbandes<br />

IFAJ in Minnesota, USA,<br />

in der Kategorie Digital<br />

mit dem 2. Preis ausgezeichnet<br />

wurde. Den<br />

Blogbeitrag lesen Sie<br />

auf der Webseite<br />

www.landschafftleben.at<br />

20 — Dezember <strong>2019</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!