Joël Mesot | Aus dem Ideen-Labor ETH
Kolumnen 2019
Kolumnen 2019
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Aus dem Ideen-Labor ETH
Das Bauen
neu denken
Wer heute eine Baustelle
betritt, stösst zwischen
Kranen, Betonmischern und
Armierungseisen immer noch auf
viel Handarbeit. Wo die Digitalisierung
in anderen Industriezweigen
schon sichtbar Einzug gehalten hat,
scheint sich in der Bauindustrie nur
wenig verändert zu haben. Der Schein
trügt allerdings, denn die Baukultur
verändert sich stark. Angetrieben
wird der Wandel einerseits von digitalen
Technologien und anderseits
von Innovationen bei den Materialien.
So gibt es in Zug Pläne für ein 80
Meter hohes Holzwohnhaus. Dessen
Böden werden aus einem Holz-Beton-Verbundbauteil
bestehen, das die
ETH zusammen mit der Wirtschaft
entwickelt hat. In einem von Innosuisse
geförderten Projekt versucht
man, Bauholz durch Mineralisierung
weniger brennbar zu machen. Einem
Team der ETH, Empa und der Universität
Stuttgart ist es kürzlich zusammen
mit einer Schweizer Holzbaufirma
gelungen, Holzelemente so
zu «programmieren», dass sie sich
ohne äussere Krafteinwirkung in eine
vordefinierte Form biegen. Holz ist
somit nicht nur «heimelig», wie uns
der Volksmund nahelegt, sondern ein
Baumaterial, zu dem viel geforscht
wird. Bauen muss klima- und ressourcenschonender
werden. Mit rund
einem Viertel aller CO2-Emission der
Schweiz schlägt der Gebäudesektor
zu Buche.
Dabei geht es nicht nur darum, das
Heizen und Kühlen bestehender Häuser
im Betrieb zu dekarbonisieren,
sondern den Material- und Energieverbrauch
schon vor und während
des Bauens zu reduzieren. Eine Forschungsarbeit
verfolgt – zusammen
mit Industriepartnern – das Ziel, die
CO2-Emissionen der Zementproduktion
durch Beimischung verschiedener
Stoffe um bis zu 50 % zu reduzieren.
Kies und Sand als Zuschlagstoffe für
Beton – das am meisten verwendete
Baumaterial – schwinden weltweit.
Lehm rückt deshalb als Baustoff vermehrt
in den Fokus: So entwickelt beispielsweise
das ETH-Spin-off Oxara
ein Verfahren, um lehmhaltiges Aushubmaterial
ohne Zugabe von Zement
in einen alternativen Beton zu ver-
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