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NATURZYT – Das Schweizer Naturmagazin – Ausgabe Dezember 2014

Natur ERFAHREN und mehr über unsere Wildtiere und -pflanzen lernen. Natur ERLEBEN und die Artenvielfalt der Flora und Fauna entdecken. Natur BEWAHREN und rücksichtsvoller mit ihr umgehen. Das ist NATURZYT. NATURZYT schreibt nicht nur über unsere Natur, wir unterstützen Sie auch mit einem Teil der Abo-Erlösen. Aus Liebe zur Natur. Jetzt abonnieren und unterstützten – 4 Ausgaben für nur CHF 29.50.

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Eine spannende Idee <strong>–</strong> sähen wir das ganze<br />

einmal aus ihrer Sicht und würden<br />

erfahren was sie uns alles zu sagen hätten.<br />

<strong>NATURZYT</strong> hat sich deshalb entschlossen,<br />

neue Wege auszuprobieren und sich darüber<br />

Gedanken zu machen, was wäre, wenn sie wie wir<br />

sprächen und wir sie einfach fragen könnten.<br />

Schillernd und flink wie winzige Quecksilber-Tröpfchen<br />

sausen sie des Nachts in unseren<br />

Badezimmern und Küchen umher. Grässliches<br />

Ungeziefer oder vielleicht doch ein Nützling? Die<br />

Meinungen darüber gehen weit auseinander, die<br />

Wahrheit muss jeder für sich selbst finden.<br />

Jeder von uns hat sicher schon mal ein kleines<br />

Silberfischchen irgendwo im Haus entdeckt, sei es in<br />

der Besteckschublade in der Küche oder im Lavabo<br />

im Bad. Sogleich schreit man: «Iiiih, ein Silberfischchen<br />

wie unhygienisch.» Heute wollen wir mit ein<br />

paar Vorurteilen aufräumen.<br />

Auch uns in der <strong>NATURZYT</strong>-Redaktion ging es<br />

nicht viel anders. Als wir uns vor der Redaktionssitzung<br />

noch einen Kaffee holten, sass da tatsächlich so<br />

ein kleines Etwas in unserer Besteckschublade und<br />

glänzte mit den Löffeln um die Wette. Somit war<br />

auch der nächste Interviewgast bereit zum Gespräch.<br />

Hallo, mein Name ist Sally Silberfisch und ich darf<br />

meine Spezies im heutigen Interview vertreten. Ich<br />

hoffe, wir werden dadurch ein besseres Verständnis<br />

füreinander bekommen.<br />

Hallo, liebe Sally, es ist schön, dass du dich<br />

für dieses Gespräch zur Verfügung stellst.<br />

Auch wir hoffen, dass wir dadurch ein paar<br />

Missverständnisse beseitigen können.<br />

Davon bin ich überzeugt.<br />

Sag mal Sally, weshalb halten wir Menschen<br />

euch eigentlich für unhygienisches<br />

Ungeziefer?<br />

Tja, das können wir echt auch nicht nachvollziehen.<br />

Wir sind eigentlich ganz saubere kleine Tierchen.<br />

Vielleicht liegt es ja daran, dass wir sechs Beine haben<br />

und einen dreiteiligen Schwanz. Oder aber vielleicht<br />

auch daran, dass wir Insekten sind und Menschen<br />

einfach generell keine Insekten mögen. An unserem<br />

glänzenden Körper kann es ja wohl kaum liegen, oder?<br />

Naja, vielleicht doch. Dadurch, dass er so<br />

metallen glänzt, erweckt das den Eindruck,<br />

dass euer Körper feucht und glitschig ist.<br />

Sowas empfinden wir Menschen als eklig.<br />

Wahrscheinlich ist das genau das Problem.<br />

Wie ist das eigentlich, kommt Ihr schon<br />

mit so silberfarbenen Körpern auf die Welt,<br />

und was hat es mit eurem dreiteiligen<br />

Schwanz auf sich?<br />

Also unsere Körper sind weder feucht noch glitschig.<br />

Im Gegenteil. Sie sind warm und ganz fein wie Seide.<br />

So ähnlich wie bei Schlangen?<br />

Ja genau, so in etwa. Silberfarben sind wir, weil<br />

wir wie Fische Schuppen haben. Die silberne Farbe<br />

haben wir aber nicht von Geburt an. Die bekommen<br />

wir erst, nachdem wir uns das dritte Mal gehäutet<br />

haben. Und unser dreiteiliger Schwanz ist auch,<br />

wie unsere beiden Fühler vorne, ein Tastorgan. Es<br />

hilft uns, wie einem Blinden, besser zu sehen im<br />

Dunkeln.<br />

Ihr seid ja vor allem in der Nacht aktiv. Seht<br />

ihr denn überhaupt etwas?<br />

Ja, wir können schon sehen, aber halt nicht sehr gut.<br />

Dafür gleichen wir das mit unserem Tastsinn aus.<br />

Meistens sieht man euch ja, wenn man des<br />

Nachts zur Toilette muss und dazu das Licht<br />

anmacht, noch schnell weghuschen.<br />

Oder wenn man mal eine Küchenschublade<br />

aufzieht, die schon länger nicht mehr aufgeräumt<br />

wurde. Warum haltet Ihr euch<br />

eigentlich mit Vorliebe an solchen Orten auf?<br />

Wir mögen Orte, an denen es warm ist und eine<br />

hohe Luftfeuchtigkeit herrscht. Da bieten sich<br />

Bade zimmer und Küchen geradezu an.<br />

Kriecht ihr auch in Mehlsäcke und sonstige<br />

Vorratsdosen hinein, fresst euch durch und<br />

legt dort dann eure Eier ab?<br />

Ihr meint etwa so wie die Küchenschaben?<br />

Ja genau.<br />

Nein, das tun wir nicht. Wir sind keine Schädlinge.<br />

Zumindest nicht so wie ihr das versteht. Wir kriechen<br />

gerne hinter lose Tapeten oder Sockel leisten. Oder<br />

aber wir verstecken uns in kleinen dunklen Ritzen<br />

und Fugen. Wir sind ja nur sehr klein, werden kaum<br />

viel grösser als einen Zenti meter. Da brauchen wir<br />

nicht viel Platz.<br />

Aber ihr müsst ja von etwas leben. Was fresst<br />

Ihr denn, wenn nicht unsere Lebensmittel?<br />

Wir lieben Kohlehydrate wie Zucker oder Stärke.<br />

Ausserdem gehören wir zu den wenigen Lebewesen,<br />

die Zellulose verdauen können. Ich gebe zu, wir<br />

haben eine Schwäche für Bücher, Tapeten und Fotos<br />

wegen des Klebers. Aber wir benagen auch Schimmelpilze<br />

und vermindern diese dadurch. Ebenso<br />

befreien wir euch von Hausstaubmilben, toten<br />

Insekten, Haaren und Hautschuppen. Ausserdem<br />

sind wir keine Krankheitsüberträger. Also wie ihr<br />

seht, sind wir nicht nur die bösen Lochfresser in<br />

euren Baumwollhosen und Seidenschals, sondern<br />

auch durchaus nützliche Helfer.<br />

NATUR BEWAHREN<br />

<strong>NATURZYT</strong> 21

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