Im Trafoier Talkessel vereint sich das Wasser der Gletscher zum Trafoibach. Kraftorte Die Kraft der Berge und ihre Täler Zwei Orte im Herzen unserer Alpen. Der eine Ort liegt im Tal, der andere hoch über dem Tal. Beide Orte verlangen nach einem mehrtägigen Aufenthalt, damit sie sich ganz und gar erschliessen lassen und so Leib und Seele zum Wohle gereichen. 30 <strong>NATURZYT</strong>
Stellen Sie sich vor, einen nahezu unberührten und wilden Platz inmitten der Alpen zu finden, der von atemberaubender Schönheit, gut erreichbar und dennoch touristisch nicht übernutzt ist. Genau das ist Trafoi im Südtiroler Vinschgau. Hier ist der passende Platz, uns auf die Spur der in der Natur wirkenden Kräfte zu begeben, sie zu ergründen, mit ihnen zu arbeiten, uns auf sie einzulassen und sie zu unserem Wohl auf uns einwirken zu lassen. König Ortler in seiner ganzen Pracht. DER KRAFT DER LANDSCHAFT AUF DER SPUR <strong>Das</strong> Trafoital ist Teil des Nationalparks Stilfserjoch. Hier kommt hin und wieder mal ein Bär vorbei, der dann, wenn er im direkt angrenzenden <strong>Schweizer</strong> Nationalpark angekommen ist, für Schlagzeilen sorgt. In früheren Zeiten wurde er hier im Tal gejagt. Einst gelang es einem schlauen Bären, über ein zwischen zwei steil abfallenden Wänden einer Schlucht hängendes Felsstück, der Bärenbrücke, seinen Jägern zu entkommen. Steigen wir weiter hoch, erreichen wir die Baumgrenze. Von hier aus lässt sich König Ortler in seiner ganzen Pracht be wundern, und niemand wird ihm die Beachtung verwehren wollen. Maje stätisch überragt er seine Begleiter. Lassen wir die Kraft dieser Berge auf uns einwirken, bevor wir wieder hinunter ins Tal steigen und uns dem widmen, wofür Trafoi bekannt ist. DER KRAFT DES WASSERS AUF DER SPUR Im Talgrund vereint sich das Wasser der Gletscher und der drei Quellen zum Trafoibach. Sein Rauschen erfüllt den ganzen Kessel und übertönt sogar den Verkehrslärm von der Passstrasse her. Über zwei Brücken gelangen wir zum Ziel der Trafoi-Pilgerer, dem Quellheiligtum. Die drei Brunnen in der Hütte gelten als heilkräftig. Dazu sollte man allerdings von allen dreien trinken. Die kleine Kapelle ist der Kraftplatz des Heiligtums, die Pilgerkirche, der Kultplatz, interessant zwar, aber nicht der stärkste Platz. Diese Plätze finden wir in der wilden Natur. Ein Bergweg führt hinauf zu den drei aus dem Berg, Ein besonderes Erlebnis <strong>–</strong> unter dem Wasserfall hindurch. dem Madatsch, hervorspringenden Quellen. Die mittlere bildet einen Wasserfall, unter dem sich durchgehen lässt. Ein Ort von hoher belebender Kraft. Von hier oben eröffnet sich eine wunderbare Aussicht über den Talkessel und talauswärts in die Ferne bis hin zur Weisskugel. DER KRAFT DER STEINE AUF DER SPUR <strong>Das</strong> frühere Gletschervorfeld ist ein wunderbarer Platz, um mit Steinen zu spielen und zu experimentieren: Steinmännchen bauen, ein Labyrinth legen, Steinkreis und Steinreihe setzen. Es bieten sich verschiedenste Möglichkeiten an, sich der spürbaren Kraft der Steine und der Formen spielerisch anzunähern und sich ihrer bewusst zu werden. Ein Gast meinte gar, als er in einem Steinkreis stand, er fühle sich mit allen umgebenden Bergen verbunden, ja eins. Mit Steinen geschaffene Formen sind energetisch durchaus wirksam und körperlich wahrnehmbar. Anlässlich der Naturenergie-Erlebnistage wird dies spielerisch umgesetzt. Was die Teilnehmer dabei erleben, spricht sehr für diesen wundersamen, mythischen und beseelten Ort. Daher verwundert es nicht, dass dieser Ort den als naturzentriert geltenden Kelten bereits heilig war. Ihrer Vorstellung nach ist der «Vorhang» zwischen den Welten bei den ihnen als heilig geltenden Quellen durchlässiger. Im 13. Jahrhundert, so die Legende, sah der Hirte Moritz, wie drei Gerinne aus einem Felsen hervorbrachen. Auf jedem der Gerinne schwamm ein <strong>NATURZYT</strong> 31